Inhalt
1.1 "Wahlprüfsteine" als Instrument politischer Einflussnahme für die Archäologie
1.2 Die Wahlprüfsteine von EAA und DGUF zur Europawahl 2024
1.3 NFDI4Objects & privatwirtschaftliche Archäologie (Online, 25.6.)
2 Tagungen und Veranstaltungen
2.1 Workshop "From Different Worlds" (Mainz, 31.1.-1.2.2025; CfP bis 30.6.)
2.2 Methodological Innovations in P-XRF-Studies (Wien, 24.9.; CfP bis 7.6.)
2.3 (Feministischer) Berufsorientierungsworkshop der AMANZ (Bamberg, 12.7.)
3.1 Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"
3.2 Aktuelle Ausgrabungen und Forschung in den Medien
3.3 Internet Archaeology 66 (2024): Archäologie des 18. - 20. Jahrhunderts
3.4 Miyake-Ereignis ermöglicht Beginn des Aufbaus einer Dendrochronologie für den südlichen Balkan
4.1 Archäoinformatik als Teil eines zukunftsfähigen Lehrplans der Archäologie
5 Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI)
6.1 Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
6.2 Training Freiwilliger zur Rettung von Kulturgut im Katastrophenfall beginn
7.3 Erneuerte Broschüre "Sicherheit und Gesundheitsschutz auf archäologischen Ausgrabungen"
7.4 Regina Smolnik neue Vorsitzende des Verbandes der Landesarchäologien (VLA)
7.5 Ab Juni neuer CEO bei CIfA
8.1 Wider das Vermessen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
9 Bürger und Archäologie & Citizen Science
9.1 Hilfe gesucht beim (virtuellen) Zusammensetzen einer frühchristlichen Altarplatte
10.1 Aktuelles rund um Museen in den Medien
11.1 Besser arbeiten mit digitalen Inhalten: Das [[notelab]]
11.2 Anleitung: Wie liest man wissenschaftliche Veröffentlichungen?
1 DGUF-Nachrichten
1.1 "Wahlprüfsteine" als Instrument politischer Einflussnahme für die Archäologie
Wahlprüfsteine sind ein auf europäischer Ebene noch weitgehend unbekanntes Instrument, mit dem NGOs und Interessenvertreter Themen in die Politik einbringen können, die ohne dieses Ritual weder den Parteien noch den Wählern bekannt sind. Sie erlauben es, von den Parteien Klärungen und Selbstfestlegungen zu gewinnen, auf deren Umsetzung man nach einer Wahl pochen kann. Der Beitrag des DGUF-Vorstandes stellt dieses politische Ritual vor und ordnet außerdem den direkten Nutzen des Verfahrens sowie indirekte Effekte ein, auch solche, die in die Archäologie und ihre Selbstorganisation zurückwirken.
Siegmund, F., Scherzler, D. & Schön, W. (2024). "Election benchmarks" as an instrument to exert political influence for the benefit of archaeology — an opinion piece. Archäologische Informationen 46, Early View, published online 18 April 2024. https://dguf.de/fileadmin/AI/archinf-ev_siegmund_etal_en.pdf
Deutsch: "Wahlprüfsteine" als Instrument politischer Einflussnahme für die Archäologie – ein Meinungsbeitrag. https://dguf.de/fileadmin/AI/archinf-ev_siegmund_etal_d.pdf
1.2 Die Wahlprüfsteine von EAA und DGUF zur Europawahl 2024
Am 9.6. finden die Wahlen für das Europäische Parlament statt. Die DGUF beteiligte sich als Partnerin der EAA in einem multinationalen Team intensiv an der Erarbeitung von Wahlprüfsteinen, und sie hat die Kommunikation mit den politischen Parteien in Deutschland übernommen, ebenso wie die Zusammenstellung und Einordnung der Antworten. Auf DGUF.de finden Sie nun die Fragen und auch die Parteiantworten sowie eine einordnende "Wahlampel". Wahlprüfsteine fordern Politiker an einem für sie sensiblen Punkt zur Stellungnahme auf, sie verknüpfen die Popularität der Archäologie mit ihren Erfordernissen an die Politik.
DGUF (2024). Wahlprüfsteine von EAA und DGUF zur Europawahl 2024: https://dguf.de/ngo/wahlpruefsteine/bisherige-wahlpruefsteine/wahlpruefsteine-von-eaa-und-dguf-zur-europawahl-2024
Wahlprüfsteine der DGUF: https://dguf.de/ngo/wahlpruefsteine/wahlpruefsteine-der-dguf
EAA (2024). Benchmarks for Archaeology and Heritage Protection 2024 – 2029: https://www.e-a-a.org/Benchmarks2024
1.3 NFDI4Objects & privatwirtschaftliche Archäologie (Online, 25.6.)
Das Aufbaujahr von NFDI4Objects hat zunächst vor allem auf die Forschung und die staatliche Denkmalpflege als Datenlieferanten und Stakeholder fokussiert. Nun schafft die DGUF – "Participant" bei NFDI4Objects – eine Plattform, um das Projekt auch stärker mit der privatwirtschaftlichen Archäologie zu vernetzen, die einen hohen Anteil an den in der deutschen Archäologie generierten Daten hat. Bei der ersten Online-Veranstaltung am 25.6. wird sich NFDI4Objects gezielt der Archäologie-Privatwirtschaft vorstellen, und Vertreter der Privatwirtschaft werden ihre digitalen Aktivitäten und NFDI-Bedarfe umreißen. Die Veranstaltung ist limitiert öffentlich: Ziel ist ein Austausch zwischen NFDI4Objects und der privatwirtschaftlichen Archäologie in Deutschland. Interessierte aus der Privatwirtschaft sind herzlich eingeladen, teilzunehmen und sich zu diesem Zweck über den Eventkalender der DGUF anzumelden
https://dguf.de/tagungen-events/tagungen/aktuelle-tagung
1.4 "Von der digital gestützten Ausgrabung zu digitalen Diensten in der Archäologie" (Bochum, 9.10.; CfP bis 30.6.)
Die Plenarsitzung auf der Tagung der Altertumsverbände, ausgerichtet vom Nordwestdeutschen Verband für Altertumsforschung mit dem Deutschen Bergbau-Museum in Bochum und dem Institut für Archäologische Wissenschaften, ist den Thema NFDI4Objects und Digitale Archäologie gewidmet. Als Mitveranstalterin lädt die DGUF digitale Praktiker, Forschende, "Nachwuchs"-Wissenschaftler und Studierende herzlich zur Einsendung von Präsentationen oder Postern ein, die sich mit den Herausforderungen des digitalen Datenmanagements in der Archäologie beschäftigen. Für Impulsvorträge zu einzelnen Themen sind 30 Minuten vorgesehen, für Einzelvorträge 15 Minuten, bei jeweils 10 Minuten Diskussionszeit. Abstracts können bis zum 30.6. an
Weitere Informationen: https://dguf.de/component/content/article/2024-9-okt-in-bochum-von-der-digital-gestuetzten-ausgrabung-zu-digitalen-diensten-in-der-archaeologie?catid=2&Itemid=101
1.5 Neu: Anna-Leena Fischer, Eine Siedlungskammer der Ältesten Linearbandkeramik im Nördlinger Ries – Die Sammlung Krippner (Archäologische Berichte 36)
Das Nördlinger Ries weist bereits am Beginn der Jungsteinzeit um 5400 v. Chr. mit 16 nachgewiesenen Fundplätzen eine dichte Besiedlung auf – darunter der Fundplatz Enkingen, der eine der ältesten Fundstellen der Linearbandkeramik außerhalb ihres Ursprungsgebietes in Transdanubien ist. Anna-Leena Fischer stellt in ihrer Dissertation die von Franz Krippner, einem passionierten ehrenamtlichen Archäologen, entdeckten Fundstellen ausführlich vor, wertet ihre Funde wissenschaftlich aus, untersucht die sozialen und ökonomischen Netzwerke und erstellt ein Besiedlungsmodell. Anschließend wird der Übergang von der Ältesten LBK zur nachfolgenden Stufe Flomborn analysiert. Das Buch schließt mit einem Ausblick auf die Besiedlung Mitteleuropas am Beginn der Jungsteinzeit. Drei zu dieser Studie gehörende Datensätze – zur verzierten Keramik, zu den Dechseln und zu den Silices – sind als Open Data verfügbar.
Kerpen-Loogh 2023. 274 Seiten, mit 68 z.T. farbigen Abb. und 27 Tafeln. Verlag Deutsche Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte (DGUF). https://dguf.de/publikationen/archaeologische-berichte/bisher-erschienen-ab/ab-36-anna-leena-fischer-eine-siedlungskammer-der-aeltesten-linearbandkeramik-im-noerdlinger-ries-die-sammlung-krippner
E-Book im kostenlosen Open Access: ISBN 978-3-96929-297-6. DOI: https://doi.org/10.11588/propylaeum.1360.
Gedruckte Ausgabe: ISBN 978-3-945663-24-0. Softcover. 39,50 Euro, für DGUF-Mitglieder 25,00 Euro.
1.6 Unter den DGUF-Rezensionsangeboten: Till Kemper (Hrsg.): Handbuch Archäologie und Bodendenkmalpflege
Unter den zahlreichen Publikationen, welche die Herausgeber der "Archäologischen Informationen" zur Rezension ausschreiben, sei diesmal ein im vergangenen Oktober bei C. H. Beck erschienener Band hervorgehoben, das vom Juristen Till Kemper herausgegebene "Handbuch Archäologie und Bodendenkmalpflege". Aus dem Klappentext: "Dieses kompakte Handbuch behandelt die Rechtsfragen der Archäologie und der Bodendenkmalpflege. Dabei berücksichtigt es die in den einzelnen Bundesländern geltenden denkmalschutzrechtlichen Grundlagen. Danach bestehen zahlreiche rechtliche wie praktische Fragen im Umgang mit Bodendenkmalen, die oft von besonderer Tragweite sind. Antworten darauf bietet dieses Werk mit Beiträgen zahlreicher Experten. " Wenn Sie Interesse an einer Rezension haben, richten Sie bitte Ihre Anfrage mit Ihrer vollständigen Postanschrift sowie einer kurzen Begründung, weshalb Sie dieses Werk besprechen wollen, an:
Alle Rezensionsangebote der "Archäologischen Informationen" mit weiteren Informationen zu Modalitäten und Ablauf: https://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/publikationen/AI/dguf-dok_arch-inf_rezensionsangebote.pdf
Till Kemper (Hrsg.): Handbuch Archäologie und Bodendenkmalpflege. 250 Seiten. Oktober 2023. Mehr zum Buch: https://www.beck-shop.de/kemper-handbuch-archaeologie-bodendenkmalpflege/product/34016502
2 Tagungen und Veranstaltungen
2.1 Workshop "From Different Worlds" (Mainz, 31.1.-1.2.2025; CfP bis 30.6.)
Das Thema der Veranstaltung "From Different Worlds" ist begleitet vom Untertitel: "Interdisziplinäre Kombination und Adaption von Theorien in den Altertumswissenschaften". Die Veranstalter – die AG TidA mit dem Profilbereich "40,000 Years of Human Challenges" (Universität Mainz) – schreiben: "Die altertumswissenschaftlichen Fächer – und hier besonders auch die Archäologien – nutzen für ihre Analysen häufig Theorien und Methodologien anderer wissenschaftlicher Disziplinen. Der Workshop möchte ausloten, wie, warum und in welchen Bereichen theoretische Grundlagen neu definiert, vorhandene Theorien und Ansätze adaptiert oder kombiniert werden (können), die zuvor noch nicht zusammen gedacht wurden. Welche Probleme der Machbarkeit, der Starrheit und der Passgenauigkeit von Theorien treten dabei auf?" Der Workshop findet in Präsenz statt, zur Beteiligung eingeladen sind Altertumswissenschaftler aller Disziplinen. Die Veranstalter weisen darauf hin, dass der wissenschaftliche "Nachwuchs" hier an theoretischen Diskussionen partizipieren kann.
Tagungswebsite: https://www.agtida.de/cfp-from-different-worlds-interdisziplinaere-kombination-und-adaption-von-theorien-in-den-altertumswissenschaften/
2.2 Methodological Innovations in P-XRF-Studies (Wien, 24.9.; CfP bis 7.6.)
Portable X-ray fluorescence (p-XRF) is widely used in a variety of research fields including archaeometry, conservation, geology, heritage studies, and many more. According to the organisers of the conference, "despite its widespread use, there still remains a lack of understanding of the specific requirements and best practices for handling the instrument across different research applications and materials: The simplicity of the instrument, as easy as pulling a trigger, gives the impression that, compared to laboratory methods, it does not require a specialist to operate it. As a result, there is a lack of training opportunities for practitioners, a deficit of groundwork and innovative studies and a tendency to apply p-XRF in a repetitive manner to the ever-same research questions. This sidelines p-XRF and neglects its innovative potential." Thes conference "aims to provide a platform to present cutting-edge methods and strategies for p-XRF data acquisition, processing and interpretation. It aims to highlight practical and software innovations, handling techniques and the new ways of the application of p-XRF to a variety of materials. Presentations from all fields utilizing p-XRF are welcomed as the conference seeks not only to facilitate knowledge exchange and inspire innovative ideas but also to create a forum for specialists and those interested in the method." The abstract submission deadline is: June 7th (max. 250 words), conference registration deadline ist August 11th.
https://vias.univie.ac.at/projekte/conference-methodological-innovations-in-p-xrf-studies/
2.3 (Feministischer) Berufsorientierungsworkshop der AMANZ (Bamberg, 12.7.)
Der Lehrstuhl für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit an der Universität Bamberg hat für den 12.7. fünf "Role Models" aus den Bereichen der Museumsarbeit, der universitären Lehre und Forschung, der Denkmalpflege und dem wissenschaftlichen Lektorat nach Bamberg eingeladen: Prof. Dr. Natascha Mehler (Universität Tübingen), PD Dr. Doris Gutsmiedl-Schümann (Universität München), Dr. Elke Nieveler (LVR LandesMuseum Bonn), Andrea Bischof M.A. (Institut National de Recherches Archéologiques de Luxembourg) und Dr. Michaela Helmbrecht (archäotext. Archäologie auf den Punkt gebracht). Die Wissenschaftlerinnen werden ihren jeweiligen Werdegang vorstellen, auf die Anforderungen und Kompetenzen eingehen, die der jeweilige Beruf erfordert und dabei auch ein Augenmerk auf die Herausforderungen legen, die sich Frauen in der Wissenschaft stellen. Anschließend werden Teilnehmende und Wissenschaftlerinnen mögliche Strategien zur Stärkung von Frauen in der Wissenschaft diskutieren. Der Workshop ist für alle Interessierten offen. Anmeldung werden bis 31.5. an
https://amanzblog.hypotheses.org/643
3 Forschung
3.1 Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"
Matzerath, S. (2024). Abschied von Jürgen Weiner – Würdigung eines Avantgardisten der Neolithikum-Forschung und Experimentalarchäologie. Archäologische Informationen 46, Early View, online publiziert 8. Mai 2024.
Scherzler, D., Siegmund, F. & Schauer, M. (2024). "Archäologischer Bildungskanon – wie gelingt ein zukunftsfähiges Kern-Curriculum UFG?" – Einführung in die DGUF-Tagung am 19. Juni 2023 im Archäologischen Museum der Stadt Frankfurt. Archäologische Informationen 46, Early View, online publiziert 7. Mai 2024.
Huth, Chr. (2024). Rezension zu: Leskovar, J. & Schumann, R. (2024). Das älterhallstattzeitliche Gräberfeld von Mitterkirchen. Ein Beitrag zur frühen Eisenzeit (Ha C) im oberösterreichischen Donauraum. (Studien zur Kulturgeschichte von Oberösterreich, 53). Linz: OÖ Landes-Kultur GmbH. Archäologische Informationen 46, Early View, online publiziert 6. Mai 2024.
Auler, J. (2024). Zum Stand der Archäologie von Richtstätten des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit im deutschsprachigen Raum. Archäologische Informationen 46, Early View, online publiziert 29. April 2024.
Schmidt, S. C. (2024). Archäoinformatik als Teil eines zukunftsfähigen Lehrplans der Archäologie. Archäologische Informationen 46, Early View, online publiziert 23. April 2024.
Siegmund, F., Scherzler, D. & Schön, W. (2024). "Election benchmarks" as an instrument to exert political influence for the benefit of archaeology — an opinion piece. Archäologische Informationen 46, Early View, published online 18 April 2024. - deutsch: "Wahlprüfsteine" als Instrument politischer Einflussnahme für die Archäologie – ein Meinungsbeitrag.
Ballmer, A. [& Criado-Boado, F.] (2023). Felipe Criado-Boado honoured with the National Research Award 2023 by the Spanish Ministry of Science. A portrait. Archäologische Informationen 46, Early View, published online 17 April 2024.
Oswald, K. (2024). Rezension zu: Malter, T. (2023). Vorgeschichten in Archäologischen Landesmuseen. Zur Konstruktion von Gedächtnis, Erbe und Identität in Ausstellungen. (Edition Museum, 79). Bielefeld: transcript. Archäologische Informationen 46, Early View, online publiziert 5. April 2024.
https://www.dguf.de/early-views
3.2 Aktuelle Ausgrabungen und Forschung in den Medien
Niederösterreich: "Bis zu 40.000 Jahre alte Mammutknochen in Weinkeller entdeckt" (ÖAW, 22.5.): https://www.oeaw.ac.at/news/bis-zu-40000-jahre-alte-mammutknochen-in-weinkeller-entdeckt
Polen: "Island fortification as a hub of Iron Age north-south exchange?" (Roots, 21.5.): https://www.uni-kiel.de/en/cluster-roots/details/news/komorowo-2024
"300.000 Jahre gemeinsame, konfliktreiche Geschichte von Höhlenbär und Mensch in Europa" (Universität Tübingen, 21.5.): https://uni-tuebingen.de/universitaet/aktuelles-und-publikationen/pressemitteilungen/newsfullview-pressemitteilungen/article/300000-jahre-gemeinsame-konfliktreiche-geschichte-von-hoehlenbaer-und-mensch-in-europa/
"Bahnbrechende Studie zur Nutzung und Verarbeitung von Nahrungsfetten im 6. bis 1. Jahrtausend vor Christus in Mitteldeutschland" (Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt - Landesmuseum für Vorgeschichte, 17.5.): https://archlsa.de/fileadmin/landesmuseum/alle/pdf/pdf_presseinformationen/2024/2024_05_17_artikel_residuen_presseinformation.pdf
"1,000 years ago, Baltic pagans imported horses from Scandinavia to behead them or bury them alive" (LiveScience, 17.5.): https://www.livescience.com/archaeology/1000-years-ago-baltic-pagans-imported-horses-from-scandinavia-to-behead-them-or-bury-them-alive
"Early arrival and expansion of palaeolithic people on Cyprus" (Flinders University, 16.5.): https://www.eurekalert.org/news-releases/1045076
Eichendorf (Landkreis Dingolfing-Landau): "Archäologen graben 6800 Jahre altes Skelett in Bayern aus" (Spiegel, 15.5.): https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/eichendorf-archaeologen-graben-6800-jahre-altes-skelett-exinger-in-bayern-aus-a-d8dc3632-5814-4766-ac59-203727c3f75f
"Mysterious L-shaped structure found near Egyptian pyramids of Giza baffles scientists" (LiveScience, 14.5.): https://www.livescience.com/archaeology/ancient-egyptians/mysterious-l-shaped-structure-found-in-giza-cemetery-what-is-it
"Born to run? Endurance running may have evolved to help humans chase down prey. 'Pursuit hunting' was sometimes more efficient than stalking, survey of Indigenous hunting methods suggests" (Science Magazine, 13.5.): https://www.science.org/content/article/born-run-early-endurance-running--may-have-evolved-help-humans-chase-down-prey
"Neolithic site in Orkney to be reburied after 20 years of excavation. After one final dig, Ness of Brodgar is to be covered up to protect it for future generations" (The Guardian, 11.5.): https://www.theguardian.com/science/article/2024/may/11/orkney-ness-of-brodgar-neolithic-site-reburied-after-excavation
"Iron Age necropolis that predates Rome unearthed near Naples" (LiveScience, 6.5.): https://www.livescience.com/archaeology/iron-age-necropolis-that-predates-rome-unearthed-near-naples
"Erste Mutter-Tochter-Bestattung der Römerzeit in Österreich nachgewiesen" (Universität Wien, 3.5.): https://medienportal.univie.ac.at/media/aktuelle-pressemeldungen/detailansicht/artikel/erste-mutter-tochter-bestattung-der-roemerzeit-in-oesterreich-nachgewiesen/
"Neue Forschungen zum Umfeld von Pfalz und Kloster Memleben. Ein neu entdeckter befestigter Siedlungsplatz mit steinerner Kirche nördlich der Unstrut" (Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt - Landesmuseum für Vorgeschichte, 30.4.): https://archlsa.de/fileadmin/landesmuseum/alle/pdf/pdf_presseinformationen/2024/2024_04_30_memleben_nord_presseeinformation.pdf
"Mehr Pflanzen auf dem Speiseplan früher Jäger und Sammler. Isotopenanalyse enthüllt überraschende Ernährungsgewohnheiten vorlandwirtschaftlicher Menschengruppen in Marokko" (MPG, 29.4.): https://www.mpg.de/21867511/0424-evan-mehr-pflanzen-auf-dem-speiseplan-frueher-jaeger-und-sammler-150495-x
"Ocupaciones neandertales en la cueva de Amalda III (Zestoa, Gipuzkoa) hace 100-55 mil años" (Arkeobasque, 28.4.): https://arkeobasque.wordpress.com/2024/04/28/ocupaciones-neandertales-en-la-cueva-de-amalda-iii-zestoa-gipuzkoa-hace-100-55-mil-anos/
"1,430 ancient Roman graves scattered with funerary festival leftovers unearthed in southern France" (LiveScience, 26.4.): https://www.livescience.com/archaeology/romans/1430-ancient-roman-graves-scattered-with-funerary-festival-leftovers-unearthed-in-southern-france
"ROOTS team discovers a 7000-year-old settlement in Serbia" (Roots, 26.4.): https://www.uni-kiel.de/en/cluster-roots/details/news/064-settlement-jarkovac
"Plato's burial place finally revealed after AI deciphers ancient scroll carbonized in Mount Vesuvius eruption. Researchers used AI to decipher an ancient papyrus that includes details about where Greek philosopher is buried" (LiveScience, 25.4.): https://www.livescience.com/archaeology/romans/platos-burial-place-finally-revealed-after-ai-deciphers-ancient-scroll-carbonized-in-mount-vesuvius-eruption
"Entschlüsselung frühmittelalterlicher Sozialstrukturen. Alte DNA beleuchtet die Verwandtschaftsbeziehungen, sozialen Praktiken und gesellschaftlichen Umbrüche frühmittelalterlicher Steppengruppen in Europa" (MPG, 25.4.): https://www.mpg.de/21857501/0422-evan-entschluesselung-fruehmittelalterlicher-sozialstrukturen-150495-x
"Konserven der Steinzeit? Schildkrötenfunde aus Barleben-Adamsee" (Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt - Landesmuseum für Vorgeschichte, 25.4.): https://archlsa.de/fileadmin/landesmuseum/alle/pdf/pdf_presseinformationen/2024/2024_04_25_adamsee_schildkroeten_presseinformation.pdf
"5 catastrophic megathrust earthquakes led to the demise of the pre-Aztec city of Teotihuacan, new study suggests" (LiveScience, 24.4.): https://www.livescience.com/archaeology/5-catastrophic-megathrust-earthquakes-led-to-the-demise-of-the-pre-aztec-city-of-teotihuacan-new-study-suggests
"Engraved Bone Of Prehistoric Bear Is The Oldest Example Of Neanderthal Culture. The etchings might even represent numerical notation" (IFL Science, 20.4.): https://www.iflscience.com/engraved-bone-of-prehistoric-bear-is-the-oldest-example-of-neanderthal-culture-73884
Chamborêt/Limoges: "1,700-year-old Roman ruins discovered atop much older Neolithic sacred spring" (LiveScience, 19.4.): https://www.livescience.com/archaeology/romans/1700-year-old-roman-ruins-discovered-atop-much-older-neolithic-sacred-spring
"Der kleine Gigant und der Himmelsgott – Nach 1.800 Jahren wieder vereint. Archäologinnen und Archäologen finden bei Grabungen in Stuttgart-Bad Cannstatt eine Steinfigur der römischen Götterwelt – Fund lässt sich mit weiteren Funden von vor über 100 Jahren in Verbindung bringen" (Regierungspräsidium Stuttgart, 19.4.): https://rp.baden-wuerttemberg.de/rps/presse/artikel/steinfigur-der-roemischen-goetterwelt-bei-grabungen-in-s-bad-cannstatt-gefunden/
"'Truly Significant' Paleolithic Artifacts Discovered During Highway Works" (Newsweek, 19.4.): https://www.newsweek.com/truly-significant-paleolithic-artifacts-discovered-during-highway-works-1892320
"Archaeologists discover what may be oldest known piece of bread" (The Independent, 17.4.): https://www.independent.co.uk/news/science/archaeology/oldest-bread-archaeology-turkey-b2530101.html
"Roman gold hoard suggests Nordic connection to network of European elite. A new study, published in the journal Numismatic Chronicle, suggests that the village of Vindelev in Jelling, Denmark, likely had connections to a network of European elite" (Heritage Daily, 7.4.): https://www.heritagedaily.com/2024/04/roman-gold-hoard-suggests-nordic-connection-to-network-of-european-elite/151381
Sachsen-Anhalt: "Archäologen entdecken 4.200 Jahre altes "Zombie"-Grab bei Oppin" (28.3.): https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/halle/saalekreis/archaeologie-fund-wiedergaenger-zombie-grab-oppin-100.html
3.3 Internet Archaeology 66 (2024): Archäologie des 18. - 20. Jahrhunderts
Der jüngste Jahrgang der Open-Access-Zeitschrift "Internet Archaeology" veröffentlicht die Beiträge eines Symposiums zur Archäologie der Moderne und der Gegenwart. Grundlage ist das Jahrestreffen des European Archaeological Council (EAC), i. e. die Entsprechung zum Verband der Landesarchäologen auf europäischer Ebene. Die Stärke des Symposiums und des Bandes liegt darin, dass das Thema hier tatsächlich aus europäischer Ebene behandelt wird, genauer: aus der Perspektive vieler Nationen.
"Archaeological Heritage Management and the Archaeology of the 18th to 20th centuries. EAC symposium proceedings" (Internet Archaeology, 66, 2024): https://intarch.ac.uk/journal/issue66/index.html
3.4 Miyake-Ereignis ermöglicht Beginn des Aufbaus einer Dendrochronologie für den südlichen Balkan
Eine mehr als 7.000 Jahre alte Siedlung im Norden Griechenlands konnte jahrgenau datiert werden, indem Jahrringmessungen an Gebäudeteilen aus Holz mit dem plötzlichen Anstieg von Partikeln aus kosmischer Strahlung im Jahr 5259 v. Chr. kombiniert wurden, einem so genannten Miyake-Ereignis. Bislang fehlt für den Mittelmeerraum ein durchgehender Jahrringkalender seitens der Dendrochronologie. Deshalb müssen dendrochronologische Datierungen aus dieser Region mit Hilfe der Radiokarbondatierung "schwimmend" eingeordnet werden. Allerdings liegt die Genauigkeit solcher Einordnungen im besten Fall im Bereich von Dekaden. Das Miyake-Ereignis von 5259 v. Chr. - ein starker Anstieg des 14-C-Gehalts in der Atmosphäre, verursacht durch einen massiven Zustrom kosmischer Strahlung, vermutlich aufgrund von Sonneneruptionen - schlägt sich in Baumringen dieses Jahres nieder. Mit zahlreichen Radiokarbondatierungen von einzelnen definierten Jahrringen in Bauhölzern der Siedlung konnte zunächst der Ankerpunkt 5259 v. Chr. identifiziert und daraufhin eine 303 Jahre umfassende Jahresring-Chronologie aufgebaut werden. "Der Balkan ist die erste Region weltweit, die unabhängig von einem durchgehenden Kalender erfolgreich absolute Datierungen ermitteln kann" sagt Albert Hafner (Universität Bern) und Letztautor der in Nature Communications veröffentlichten Studie. Damit werde ein verlässlicher chronologischer Fixpunkt für viele weitere archäologische Fundstellen Südosteuropas geliefert. Aktuell sind ein Dutzend dieser Miyake-Ereignisse bis 12350 v. Chr. bekannt; die zwei Ereignisse 5259 und 7176 v. Chr. wurden 2022 von Forschenden der ETH Zürich entdeckt.
Maczkowski, Andrej, Pearson, Charlotte, Francuz, John, Giagkoulis, Tryfon, Szidat, Sönke, Wacker, L. Bolliger, Matthias, Kotsakis, Kostas, Hafner, Albert. (2024). Absolute dating of the European Neolithic using the 5259 BC rapid 14C excursion. Nat Commun 15, 4263 (2024). https://doi.org/10.1038/s41467-024-48402-1 (Open access)
"Mit kosmischer Strahlung die Vergangenheit erhellen" (Universität Bern, 21.5.): https://mediarelations.unibe.ch/medienmitteilungen/2024/medienmitteilungen_2024/mit_kosmischer_strahlung_die_vergangenheit_erhellen/index_ger.html
Miyake-Ereignis (Wikipedia): https://de.wikipedia.org/wiki/Miyake-Ereignis
4 Archäoinformatik
4.1 Archäoinformatik als Teil eines zukunftsfähigen Lehrplans der Archäologie
Alle Archäologinnen und Archäologen arbeiten mit digitalen Methoden, aber - schreibt Sophie C. Schmidt - wir unterrichten sie nur sporadisch. Um zukunftsfähig zu bleiben, brauche es Archäoinformatik-Pflichtmodule im BA-Studium und Weiterbildungsmöglichkeiten im MA-Studium und während der Dissertation. Der Artikel erläutert u. a. den Begriff "Archäoinformatik" und legt dar, welche archäoinformatischen Fähigkeiten Studierende an welcher Stelle ihrer Laufbahn benötigen.
Schmidt, S. C. (2024). Archäoinformatik als Teil eines zukunftsfähigen Lehrplans der Archäologie. Archäologische Informationen 46, Early View, online publiziert 23. April 2024. https://dguf.de/fileadmin/AI/archinf-ev_schmidt.pdf
5 Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI)
5.1 Temporäre Arbeitsgruppe zur Entwicklung einer N4O Objects Ontology (N4O OO) und eines Minimal Metadaten-Set (N4O MMDS)
Das Konsortium NFDI4Objects hat eine neue "Temporary Working Group", für welche zur Mitarbeit eigenladen wird. Primäres Ziel ist, schreibt NFDI4Objects, "der Aufbau einer von der NFDI4Objects getragenen N4O Anwendungsontologie (N4O Object Ontology; N4O OO) für den Knowledge Graph, der in Task Area 5 maßgeblich von der VZG entwickelt wird. Sie wird in enger Zusammenarbeit mit der (geistes- und kulturwissenschaftlichen) MoU-Gruppe inhaltlich abgestimmt, um eine geistes- und kulturwissenschaftliche Interoperabilität herzustellen." Weitere benachbarte Konsortien, wie z. B. NFDI4Earth, NFDI4Biodiversity, etc. würden ebenfalls einbezogen. Die Ontologie enthalte dabei Elemente einer Objektbiografie, welche u. a. auf dem CIDOC-CRM Referenzmodell basiere, und baue auf einem Minimal-Metadatensatz/Minimal Metadata-Set (N4O MMDS) auf. An Mitarbeit Interessierte können sich an
6 Kulturgutschutz
6.1 Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
"Gut, dass das nach 70 Jahren mal auffällt: Deutschland erfüllt Haager Konvention nicht" (Archaeologik, 30.4.): https://archaeologik.blogspot.com/2024/04/gut-dass-das-nach-70-jahren-mal.html
Ex-RTL-Boss Helmut Thoma: "Grabraub: Immerhin erregte es Aufsehen" (Archaeologik, 29.4.): https://archaeologik.blogspot.com/2024/04/igrabraub-immerhin-erregte-es-aufsehen.html
"Stolen Ramses II statue head returns to Egypt" (Ahram Online, 21.4.): https://english.ahram.org.eg/NewsContent/9/40/522305/Antiquities/Ancient-Egypt/Stolen-Ramses-II-statue-head-returns-to-Egypt-.aspx
6.2 Training Freiwilliger zur Rettung von Kulturgut im Katastrophenfall beginn
Das Projekt KulturGutRetter hat erstmals Freiwillige aufgenommen. Sie werden in diesem Jahr ausgebildet, um mit der Cultural Heritage Response Unit (CHRU) Kulturgut in Katastrophensituationen weltweit notzuversorgen. In diesen Tagen beginnt die Ausbildung der Fachleute, zunächst mit Online-Schulungen; der praktische Ausbildungsteil beginnt Ende Juni; ab 2025 ist der praktische Einsatz vorgesehen. Die Auslandseisatzeinheit CHRU soll zukünftig unter Einsatzleitung des THW und nach Anfrage eines betroffenen Landes an Katastrophenorte entsendet werden, um direkt im Anschluss an die Lebensrettungsphase beschädigtes oder bedrohtes materielles Kulturgut vor weiterer Zerstörung zu bewahren. Auf diese Weise können zukünftig z. B. Museen, Archive oder Bibliotheken, die von Erdbeben, Bränden oder Fluten betroffen sind, unterstützt und das Inventar geborgen und notversorgt werden. Die KulturGutRetter werden durch das Deutsche Archäologische Institut (DAI), die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) und das Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) getragen.
"Start der Kulturgutretter-Pilotphase: Über 100 Fachleute für Kulturgutschutz beginnen ihre Ausbildung" (Kulturgutretter, 22.5.): https://www.kulturgutretter.org/start-der-kulturgutretter-pilotphase-ueber-100-fachleute-fuer-kulturgutschutz-beginnen-ihre-ausbildung/
7 Beruf Archäologie
7.1 Felipe Criado-Boado erhält den Nationalen Forschungspreis 2023 des Spanischen Wissenschaftsministeriums. Ein Porträt
Der spanische Archäologe Felipe Criado Boado, Direktor des Institute of Heritage Sciences (INCIPIT) und langjähriger Präsident der European Association of Archaeologists (EAA), wurde 2023 mit
dem spanischen Forschungs-Nationalpreis ausgezeichnet. Aus diesem Anlass veröffentlichen wir ein kurzes Porträt des Preisträgers und ein Interview, aus dem seine besonderen Forschungsanliegen und seine Vorstellungen von einer verantwortungsbewussten Archäologie in der Gesellschaft deutlich werden.
Ballmer, A. [& Criado-Boado, F.] (2023). Felipe Criado-Boado honoured with the National Research Award 2023 by the Spanish Ministry of Science. A portrait. Archäologische Informationen 46, Early View, published online 17 April 2024.
https://dguf.de/fileadmin/AI/archinf-ev_ballmer.pdf
7.2 Nutzungsrechte an Grabungsdokumentationen, oder: Hessische Gesetze gelten auch in Hessen – eigentlich …
Wie steht es um die Urheber- und Nutzungsrechte an Grabungsdokumentationen? In dieser Frage hat sich zuletzt die Westfälische Landesarchäologie wesentlich bewegt, indem sie auf Intervention der DGUF hin eine zuvor restriktive und nach Auffassung der DGUF illegale Regelung im Januar 2022 stillschweigend aus ihren Grabungsrichtlinien entfernt hat (Anonymus 2021; DGUF-Newsletter Nr. 106 vom 14.1.2022 Punkt 1.1). Wie nun eine Korrespondenz zwischen dem Kollegen Eric Biermann und dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zeigt (29.12.2023 ff.), wurde das dieser Richtlinienänderung zugrunde liegende Rechtsgutachten des renommierten Juristen Janbernd Oebbecke aus dem Jahr 1998 nach dieser Änderung der Grabungsrichtlinien vom LWL als "Altunterlage" "in Ermangelung anderweitiger Verwahrvorschriften" entsorgt, und zwar anscheinend ohne dieses Gutachten, wie gemäß Archivgesetz NRW geboten, zuvor dem Landesarchiv NRW anzubieten. Die DGUF bemüht sich, den Schaden dieser Aktenentsorgung klein zu halten und den Text für die deutsche Archäologie zu retten: Janbernd Oebbecke wird sein Gutachten im Jg. 47 (2024) der Archäologischen Informationen publizieren.
Gut untermauertem Hörensagen zufolge existiert jedoch ein neues Rechtsgutachten zu dieser Frage: Nutzungsrechte an Grabungsdokumentationen. Eric Biermann (28.12.2023 ff.) und andere (28.2., 29.3.2024 ff.) haben versucht, dieses jüngere Gutachten gemäß dem hessischen Informationsfreiheitsgesetz zu erhalten. Die über die Plattform FragDenStaat.de öffentlich einsehbaren Korrespondenzen der Anfragenden mit den hessischen Behörden sind zunächst einmal ausnehmend unterhaltsam: Mit diversen formalen Kniffs versuchen die Behörden, jenes Gutachten (das demnach tatsächlich existiert) nicht herauszugeben. Eric Biermann habe kein Recht auf Einsichtnahme, denn "offenbar dient der Informationsfreiheitsantrag rein wirtschaftlichen Interessen", und anderen Anfragenden wird nach diversem Hin und Her schlussendlich die Einsichtnahme verweigert, weil die Behörden davon ausgehen, "dass Sie den Auskunftsantrag nicht für sich selbst stellen, sondern für einen Dritten". Geübte Spurenleser, die wir Archäologen nun mal sind, werden das Verhalten des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen zu deuten wissen: Würde dieses Gutachten die bisherige Praxis der hessischen Landesarchäologie, die wissenschaftlichen Urheber kraft Beauflagung von ihren Nutzungsrechten zu enteignen, gutheißen, wäre es Eric Biermann und anderen Anfragenden doch längst ausgehändigt worden. Doch offenbar möchte das Amt das Gutachten – warum wohl? – lieber unter Verschluss halten, auch wenn es damit dem Informationsfreiheitsgesetz Hessen zuwiderhandelt. Man setzt darauf, dass die Anfragenden ermüden und das wirtschaftliche Risiko einer Klage scheuen: "Wir weisen schließlich darauf hin, dass Sie das Recht haben, nun gegen unsere Entscheidung vor den Verwaltungsgerichten zu klagen." – womit das Land Hessen genau jenen Weg empfiehlt, vor dem ein Informationsfreiheitsgesetz einen engagierten Bürger (und den Justizapparat) bewahren soll. Wie sich solch eine Praxis und Haltung dem Bürger gegenüber mit der Ende 2021 auch vom Landesdenkmalamt Hessen plakativ unterzeichneten "Open Access Policy der Kulturerbe-Einrichtungen in Hessen" verträgt, erschließt sich wohl niemandem.
DGUF-Newsletter Nr. 106 vom 14.1.2022 Punkt 1.1: https://dguf.de/newsletter/newsletter-lesen/dguf-newsletter-nr-106-vom-14-01-2022#_Toc93061681
Anonymus (2021). Die Grabungsrichtlinien 2021 der LWL-Archäologie für Westfalen – wie verbindlich sind Durchführungsvorschriften? Archäologische Informationen, 44, 55-64: https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/article/view/89123
Eric Biermann an Landschaftsverband Westfalen-Lippe (29.12.2023): "Gutachten zu Nutzungsrechten (nach UrhG)": https://fragdenstaat.de/anfrage/gutachten-zu-nutzungsrechten-nach-urhg-6/
Eric Biermann an Landesamt für Denkmalpflege Hessen (28.12.2024): "Gutachten zu Nutzungsrechten (nach UrhG)": https://fragdenstaat.de/anfrage/gutachten-zu-nutzungsrechten-nach-urhg/
Claudia Felten an Landesamt für Denkmalpflege (28.2.2024): "Gutachten": https://fragdenstaat.de/anfrage/gutachten-1644/#nachricht-889887
Holger Petras an Landesamt für Denkmalpflege Hessen (29.3.2024): "Nutzungsrechte": https://fragdenstaat.de/anfrage/nutzungsrechte/
Ralf Oestermann an Landesamt für Denkmalpflege Hessen (29.3.2024): "Publikationsrechte": https://fragdenstaat.de/anfrage/publikationsrechte/#nachricht-890775
Anfrage an Landesamt für Denkmalpflege Hessen (30.3.2024): "Forschungsfreiheit und Urheberrecht": https://fragdenstaat.de/anfrage/forschungsfreiheit-und-urheberrecht/#nachricht-891715
Biermann, E. (2021). Publikationsverbot und Zwangslöschung von Veröffentlichungen auf Betreiben des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen (LfDH). Archäologische Informationen, 44, 25-46: https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/article/view/89121
Karl, R. (2021). Bearbeitungs- und Publikationsrechte an archäologischen Feldforschungsergebnissen. 100. DGUF Newsletter vom 12.05.2021 Punkt 7.3: https://dguf.de/newsletter/newsletter-lesen/100-dguf-newsletter-vom-12-05-2021#_Toc71731909
iRIGHTSinfo (14.12.2021): "So offen wie möglich" – Open Access Policy der Kulturerbe-Einrichtungen in Hessen veröffentlicht: https://irights.info/artikel/so-offen-wie-moeglich-open-access-policy-der-kulturerbe-einrichtungen-in-hessen-veroeffentlicht/31246
Eric Biermann: "Deutschlands Archäologie zwischen Gemeinfreiheit und Umsatzsteuer" (Archäologische Denkmalpflege, 23.4.): https://archdenk.rkarl.org/2024/04/deutschlands-archaologie-zwischen.html
7.3 Erneuerte Broschüre "Sicherheit und Gesundheitsschutz auf archäologischen Ausgrabungen"
Die Broschüre will Ausgrabungsleitungen Hilfestellungen geben, damit sie Maßnahmen für die Beschäftigten sicher planen und durchführen können. Das elf Jahre alte Papier wurde gründlich überarbeitet und erweitert. Dabei flossen zusätzliche Themen ein, und die Bezeichnung der Quellen, Gesetze, Verordnungen und DGUV-Broschüren wurden aktualisiert.
https://www.unfallkasse-nrw.de/fileadmin/server/download/praevention_in_nrw/praevention_nrw_87.pdf
Unter https://www.unfallkasse-nrw.de kann die Broschüre mit dem Webcode S0147 auch gedruckt bestellt werden.
7.4 Regina Smolnik neue Vorsitzende des Verbandes der Landesarchäologien (VLA)
Am 13.5. wurde Sachsens Landesarchäologin Dr. Regina Smolnik zur Vorsitzenden des Verbandes der Landesarchäologien (VLA) gewählt. Sie tritt an die Stelle von Prof. Dr. Michael M. Rind. Weitere Vorstandsmitglieder sind Prof. Franz Schopper, Prof. Dr. Claus Wolf, Dr. Erich Claßen und Dr. Ulf Himmelmann.
7.5 Ab Juni neuer CEO bei CIfA
Pete Hinton, aktueller CEO von CIfA und dort seit mehr als 25 Jahren tätig, geht in den Ruhestand. Sein Nachfolger ab Anfang Juni ist Nathan Baker. Er arbeitete bislang als CEO des Institute of Occupational Medicine, zuvor war er Director of Engineering Knowledge beim Institute of Civil Engineers.
Mehr über Nathan Baker (Institute of Occupational Medicine): https://www.iom-world.org/about/our-people/management-team/nathan-baker-ceo/
8 Open Access & Open Data
8.1 Wider das Vermessen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
In einem beim Wissenschaftsverlagsriesen Wiley veröffentlichten Open-Access-Beitrag analysiert und beschreibt ein Team um Aurore Receveur, wie derzeit vor allem junge Wissenschaftler ("early career researchers", ECR) gezwungen werden, im eigenen Interesse bei den großen Wissenschaftsverlagen zu publizieren und damit ein toxisches Publikationswesen zu stärken. So würden die ECRs gezwungen, den "Markt der Information" = die bibliometrischen Bewertungsverfahren in der Hand des derzeitigen Verlagsoligopols weiter zu stärken. Etablierte Kollegen hingegen könnten weitaus leichter auf Impact Factor, h-Index etc. verzichten und z. B. unter den von vielen Fachgesellschaften angebotenen Diamond Open Access Optionen publizieren. Nicola Mößner und Klaus Erlach verdichten diese und weitere Erkenntnisse zu einem Positionspapier, in dem sie fünf Forderungen - inklusive, doch auch jenseits des Publikationswesens - zur Diskussion stellen, um die Autonomie des Wissenschaftsbetriebes zu stärken: (a) Diamond-Open-Access im Bereich des elektronischen Publizierens: Infrastruktur in die Hände der wissenschaftlichen Community; (b) Peer Review: Begutachtung nach Kriterien der Wissenschaftlichkeit; (c) Bewerbungsverfahren: Nutzung von Visualisierungen statt Metriken; (d) Promotionsphase: Trennung der Rollen von Betreuung und Begutachtung; (e) Datenhoheit: Unterbindung des Wissenschaftler-Trackings.
Receveur, A., et al. (2024). David versus Goliath: Early career researchers in an unethical publishing system. Ecology Letters 27(3), e14395: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/ele.14395
Mößner, N. & Erlach, K. (2024): Positionspapier "Elektronisches Publizieren und Bewertung philosophischer Expertise". Zenodo.org, 9.4.2024: https://zenodo.org/records/10948472
9 Bürger und Archäologie & Citizen Science
9.1 Hilfe gesucht beim (virtuellen) Zusammensetzen einer frühchristlichen Altarplatte
In den 1950er-Jahren wurden die Überreste der Bischofskirche am Kirchbichl im Osttiroler Lavant samt den Fragmenten einer Altarplatte aus Marmor freigelegt. Die Kirche (5.-6. Jh.) zählt zu den bedeutendsten frühchristlichen Baudenkmälern Österreichs. Die in 139 Einzelteile zerbrochene Altarplatte konnte trotz aller Bemühungen bisher nicht wieder gänzlich zusammengesetzt werden. "Die Bruchstücke sind weitgehend texturlos und teilweise erodiert, was die Rekonstruktion äußerst schwierig macht", sagt Reinhold Preiner vom Institut für Computer Graphik und Wissensvisualisierung der TU Graz. "Ob zwei Fragmente zusammenpassen, lässt sich aufgrund der Erosion nicht immer eindeutig feststellen. Zudem sind nicht mehr alle Fragmente der Platte vorhanden. Daher können selbst auf solche Objekte spezialisierte Computeralgorithmen dieses Puzzle nicht zuverlässig lösen." Die Hoffnung ruht nun auf der Hilfe und Schwarmintelligenz interessierter Hobbyarchäologen und Puzzle-Experten. Alle Fragmente sind digitalisiert auf der Website "Open Reassembly" verfügbar. Sie lassen sich in alle Richtungen drehen und virtuell mit den anderen Teilen zusammensetzen. Auf der Website werden die Citizen Scientists automatisch in größere und kleinere Gruppen aufgeteilt; sie erhalten technische Hilfestellungen in unterschiedlichem Ausmaß. Gemeinsam, so die Hoffnung, kommt der Schwarm der Lösung Schritt für Schritt näher.
Open Reassembly: https://openreassembly.cgv.tugraz.at/
"Frühchristliche Altarplatte: Schwarmintelligenz soll bei Rekonstruktion helfen" (TU Graz, 25.4.): https://www.tugraz.at/tu-graz/services/news-stories/medienservice/einzelansicht/article/fruehchristliche-altarplatte-schwarmintelligenz-soll-bei-rekonstruktion-helfen
"Die frühchristliche 'Bischofskirche' von Lavant" (BDA, 4.5.2023): https://www.bda.gv.at/dam/jcr:5617b0ee-9be7-40c4-803a-3d108b78eac6/wiederhergestellt-93_Bischofskirche-Lavant.pdf
10 Ausstellungen und Museen
10.1 Aktuelles rund um Museen in den Medien
Provenienz- und Sammlungsforschung: "Museale Sammlungsobjekte mit KI erforschen" (Universität Oldenburg, 3.5.): https://uol.de/aktuelles/artikel/museale-sammlungsobjekte-mit-ki-erforschen-9315
11 Und sonst …
11.1 Besser arbeiten mit digitalen Inhalten: Das [[notelab]]
Das [[notelab]] gibt Studierenden, Lehrenden, Forschenden usw. empirisch fundierte Strategien an die Hand, um ihre digitalen Inhalte effizienter zu organisieren, smarte(r) Notizen zu verfassen und Ideen zu entwickeln und diese miteinander zu vernetzen. Das Notelab selbst nutzt "Obsidian" als Tool, u. a., weil Obsidian Markdown-basiert ist und eine umfangreiche Notizsammlung daher nicht mit ihrer Software stirbt, sondern auch mit vielen anderen Werkzeugen wie z. B. Zettlr gelesen werden kann.
Website [[notelab]]: https://notelab.hypotheses.org/
11.2 Anleitung: Wie liest man wissenschaftliche Veröffentlichungen?
Jeff Leek, ein forschungsstarker und kommunikationsfreudiger Biostatistiker am Fred Hutchinson Cancer Center in Seattle (Washington) hat auf seinem GitHub-Account u. a. eine Sektion "Reading academic papers" deponiert, eine Handreichung für seine Studierenden. Auch wenn gegen alle Regeln des DGUF-Newsletters nicht neu: lesenswert !
Leek, J. (2015). Reading academic papers. GitHub: https://github.com/jtleek/readingpapers