AB 36 Anna-Leena Fischer: Eine Siedlungskammer der Ältesten Linearbandkeramik im Nördlinger Ries – Die Sammlung Krippner

Archäologische Berichte 36

Das Nördlinger Ries weist bereits am Beginn der Jungsteinzeit um 5400 v.Chr. mit 16 nachgewiesenen Fundplätzen eine dichte Besiedlung auf – darunter der Fundplatz Enkingen, der eine der ältesten Fundstellen der Linearbandkeramik außerhalb ihres Ursprungsgebietes in Transdanubien ist. Im vorliegenden Buch werden die von Franz Krippner, einem passionierten ehrenamtlichen Archäologen, entdeckten Fundstellen ausführlich vorgestellt, ihre Funde wissenschaftlich ausgewertet, die sozialen und ökonomischen Netzwerke untersucht und ein Besiedlungsmodell erstellt. Anschließend wird der Übergang von der Ältesten LBK zur nachfolgenden Stufe Flomborn analysiert. Das Buch schließt mit einem Ausblick auf die Besiedlung Mitteleuropas am Beginn der Jungsteinzeit.

Frank Krippner (1920-2014). Foto: A.-L. Fischer.

Franz Krippner war ein begeisterter Sammler mit sehr guten Materialkenntnissen und einem ausgeprägten Interesse an Mensch-Umwelt-Beziehungen. Während der 30 Jahre, in denen er die Felder des Nördlinger Rieses begangen hat, konnte er rund 1000 archäologische Fundstellen aller Zeitstellungen – von der Altsteinzeit bis in die Neuzeit – entdecken. Sein besonderes Augenmerk lag dabei auf dem Beginn der Jungsteinzeit. Ihn interessierten aber nicht allein die vermeintlich spektakulären Funde, er untersuchte auch die Lage der Fundstellen in der Landschaft, die besiedelten Böden, den Gewässerzugang etc. und war damit seiner Zeit voraus. Seine außergewöhnlichen Kenntnisse und sein unermüdlicher Arbeitseifer veranlassten schließlich das Bayerische Landesamt für Bodendenkmalpflegte, ihm die archäologische Landesaufnahme des Nördlinger Rieses in offizieller Funktion zu übertragen. Akribisch lief er weiter Feld für Feld ab, kartierte Fundkonzentrationen und dokumentierte seine Beobachtungen umfassend.

Diese gute Datengrundlage ermöglicht es, die Aufsiedlung des Nördlinger Rieses am Beginn der Jungsteinzeit im Detail nachzuvollziehen. Die Auswertung der von Krippner kartierten Fundstreuungen sowie der Keramik und der Steinartefakte der 16 ältestbandkeramischen Fundstellen gibt Hinweise auf den Beginn und die Dauer der Besiedlung. Die Verzierung der Keramik sowie das Rohmaterial und die Formen der Steingeräte lassen darüber hinaus Rückschlüsse auf die sozialen und ökonomischen Netzwerke der damaligen Zeit zu.

Nördlinger Ries: Topografie und naturräumliche Einheiten mit den 23 Fundstellen der Sammlung Krippner.

Die Ergebnisse dieser Untersuchungen münden in ein Besiedlungsmodell, wonach die Besiedlung des Nördlinger Rieses um 5400 cal BC an drei Fundplätzen beginnt, sich im Laufe der Zeit auf elf Siedlungen mit 28 gleichzeitigen Häusern ausweitet und dann kontinuierlich in die nachfolgende LBK-Stufe Flomborn übergeht. Die durch das Modell gewonnenen Werte zur Größe der ÄLBK-Siedlungen und zur Anzahl gleichzeitig stehender Häuser weisen gute Übereinstimmungen mit den Werten anderer ÄLBK-Siedlungskammern auf. Somit kann das Modell auch auf noch weniger gut untersuchte ältestbandkeramische Siedlungskammern übertragen werden, und dazu beitragen, unser Wissen um den Neolithisierungsprozess in Mitteleuropa zu erweitern.

 

 

 

Anna-Leena Fischer (2023)Die Autorin

Anna-Leena Fischer studierte zunächst Geschichte und Politikwissenschaften an der Universität Siegen, später wechselte sie zum Studium der Ur- und Frühgeschichte, Klassischen Archäologie und Archäologie der Römischen Provinzen an die Universität Köln. 2006 schloss sie ihr Studium mit einer Magisterarbeit über die Silexartefakte der ältest-bandkeramischen Siedlung Friedberg-Buchenbrücken ab. 2009 und 2011 wurden ihre beiden Kinder geboren. Die Mitwirkung an verschiedenen Ausgrabungsprojekten führten sie quer durch Deutschland sowie nach Frankreich und Ägypten. Als studentische und wissenschaftliche Hilfskraft war sie für mehrere Projekte tätig, bei denen sie sich vor allem mit der Bearbeitung von Steingeräteinventaren und mit landschaftsarchäologischen Fragestellungen beschäftigte.

 

 

Der Band

Kerpen-Loogh 2023. 274 Seiten, mit 68 z.T.  farbigen Abb. und 27 Tafeln. Verlag Deutsche Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte (DGUF).

E-Book im kostenlosen Open Access: ISBN 978-3-96929-297-6. DOI: https://doi.org/10.11588/propylaeum.1360, dort.

Gedruckte Ausgabe: ISBN 978-3-945663-24-0. Softcover. 39,50 Euro, für DGUF-Mitglieder 25,00 Euro. Preise zzgl. Porto und Verpackung.

Drei zu dieser Studie gehörende Datensätze – zur verzierten Keramik, zu den Dechseln und zu den Silices – sind unter folgender Adresse als Open Data verfügbar: https://doi.org/10.11588/data/FD7DTS, dort.

CC BY 4.0

 

 

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Stand: März 2024

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