Am Ende der 1960er Jahre hatte sich das gesellschaftspolitische Umfeld durch die studentischen Bewegungen an den westdeutschen Universitäten erheblich verändert. Auch das Fach Ur- und Frühgeschichte war davon nicht unberührt geblieben, und schon 1968 war als fachstudentische Vereinigung der "Schleswiger Kreis" entstanden. Dieser hatte es sich zur Aufgabe gemacht, sich an einer Verbesserung der Studienbedingungen und der Umgestaltung des Faches zu beteiligen, das als verkrustet, institutionalisiert und gesellschaftlich wenig relevant empfunden wurde.
In dieser Atmosphäre wurde bekannt, dass sich die "Gesellschaft für Deutsche Vorgeschichte", die das Fach vor 1945 durch ihre politisch-ideologische Ausrichtung so sehr in Misskredit gebracht hatte, neu gründen wollte. Sie hatte bereits das erste Heft der Zeitschrift "Mannus", die 1909 von G. Kossina gegründet und 1942 eingestellt worden war, neu herausgebracht und dafür umfangreich geworben. In vielen Fachkreisen im In- und Ausland wurden dagegen starke Proteste laut.
Keine Neugründung mit einem belasteten Namen
Die DGUF entsteht
Der Vorgang wurde allen Prähistorikern an Universitäten, Denkmalämtern und Museen mitgeteilt und sie zur Mitarbeit in der neuen Gesellschaft aufgefordert. In kürzester Zeit hatte die DGUF mehr als 150 Mitglieder, die in zahlreichen Treffen und Diskussionen über die künftige Ausrichtung und die Aufgaben berieten. Unabdingbar schien die Gründung einer Zeitschrift, die anfangs "Archäologisches Korrespondenzblatt" heißen sollte. Ferner wurden Fach-Arbeitsgemeinschaften geplant, wie es dann auch seit 1970, zuerst mit der AG Neolithikum, geschah. Sie sind heute integraler Bestandteil der Tagungen der Verbände für Altertumsforschung.
Die Idee der DGUF-Gründer zu einer schnell publizierenden, bundesweiten Fachzeitschrift, die in kurzen Artikeln vor allem über Neufunde berichtet, wurde dann dank der Initiative von Konrad Weidemann am RGZM umgesetzt, wo sie seit 1971 als "Archäologisches Korrespondenzblatt" erscheint.
Anfangsschwierigkeiten
Die DGUF mit Leben füllen
Die Gründung der DGUF im Oktober 1969 war bislang vor allem Gegenstand mündlicher Überlieferung, tradiert von Zeitzeugen. Die Gründung erfolgte damals gegen Bestrebungen rechter Kreise, die alte Mannus-Gesellschaft resp. die "Gesellschaft für Deutsche Vorgeschichte" unter neuem Namen wieder zu beleben. Karl Banghard legt nun eine erste historische Studie vor. Er beschreibt und belegt, wer die Handlungsträger waren, mit denen sich die Gründer der DGUF anlegten: starke Protagonisten eines zutiefst rechten und internationalen, politisch sehr aktiven Netzwerkes. mehr
Mehr im WWW
- Winrich Schwellnus: Bemerkungen zur Entstehung und zum Standort der Deutschen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte. Arch. Inf. 13/1, 1990, 6-9
- Jörg Eckert: Die Deutsche Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte, der Schleswiger Kreis und der Unkeler Kreis. Arch. Inf. 25/1&2, 2002, 15-21
- Karl Banghard: Die DGUF-Gründung 1969 als Reaktion auf den extrem rechten Kulturkampf. Arch. Inf. 38, 2015, 433-452