DGUF Newsletter Nr. 129 vom 18.03.2025

Inhalt

1  DGUF-Nachrichten

1.1 DGUF-Jahrestagung: "Die archäologischen Berufe und Arbeitsmärkte in 10 Jahren" (Frankfurt, 30.5.; CfP bis 7.4.)

1.2 Neu: Christopher Otto, Die Ausgrabungen im Jahr 2022 an der St. Andreas Kirche in Cloppenburg-Krapendorf (Niedersachsen) (Archäologische Quellen 8)

1.3 Kritik und Empfehlungen zur Verbesserung des DGUF-Ehrenkodex

1.4 Unter den DGUF-Rezensionsangeboten: Laura Seifert and Suzanne M. Spencer-Wood (Eds): Mothering and Archaeology. Past and Present Perspectives

2  Forschung

2.1 Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"

2.2 Aktuelle Ausgrabungen und Forschung in den Medien

2.3 Neue Funde aus Neolithikum, Bronze- und Eisenzeit in Oberschaeffolsheim (Bas-Rhin)

2.4 Kritische Debatte der Deutung des LBK-Fundplatzes Lietzow 10 (Brandenburg)

2.5 Kreisanlage von Flagstones (Dorset) neu auf ca. 3.250 v. Chr. datiert

2.6 Woodhenge im Nordwesten Dänemarks entdeckt

2.7 Teppich von Bayeux: En-suite-Bad belegt Machtzentrum von König Harald Godwinson

2.8 Hunnen: Weitreichende genetische Verbindungen zwischen der mongolischen Steppe und Mitteleuropa

3  Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI)

3.1 Nachnutzung von 3D-Messdaten zur Methodenentwicklung für die Analyse von lithischen Artefakten

3.2 Das Konsortium NFDI4Objects und seine Community

3.3 Bleiisotopie: Beteiligung der Fachöffentlichkeit beim Aufbau der Forschungsdateninfrastruktur TerraLID

4  Kulturgutschutz

4.1 Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien

4.2 Grundwasserschutz vs. Denkmalschutz: "the Rastatt case"

5  Beruf Archäologie

5.1 Michael Kienzle (Universität Tübingen) erhält den Nachwuchspreis für Wissenschaftskommunikation

5.2 Deutschland beim "Academic Freedom Index" aus der Spitzengruppe gefallen

6  Bürger und Archäologie & Citizen Science

6.1 Das "Portable Antiquities of the Netherlands" (PAN) – wie es funktioniert und was es ermöglicht

6.2 Great Viking Survey: Was denken Sie über Wikinger?

7  Und sonst …

7.1 Korrelation vs. Scheinkorrelation: ein schönes neues Beispiel

 

1         DGUF-Nachrichten

 

1.1         DGUF-Jahrestagung: "Die archäologischen Berufe und Arbeitsmärkte in 10 Jahren" (Frankfurt, 30.5.; CfP bis 7.4.)

Die aktuellen Debatten rund um den Beruf Archäologie drehen sich vor allem um den Ist-Zustand. Insbesondere DGUF, CIfA Deutschland, DASV e.V. und die Leopoldina – aber auch #IchbinHanna – haben zuletzt fachöffentlich aus unterschiedlichen Perspektiven den aktuellen Zustand beleuchtet und auf dieser Basis Veränderungswünsche formuliert: an den Inhalten der aktuellen Ausbildung, an der Gestaltung von Arbeitsverträgen, an der Bezahlung, an Vorgehensweisen der Forschungsförderung, an der Qualitätssicherung. Im Ergebnis wissen wir empirisch und datenbasiert viel über das Heute und leiten daraus konkrete Verbesserungsvorschläge ab, die am besten "jetzt" angefasst und umgesetzt werden sollten.

Die Umsetzungswahrscheinlichkeiten sind dabei unterschiedlich hoch, und es bestehen Risiken, Ausbildung und Anforderungen nicht nur an dem vorbei zu entwickeln, was im nächsten Jahr gebraucht werden wird, sondern erst recht an dem, was in der näheren Zukunft nötig ist. Denn ein Abiturient, der ein Studium erwägt, eine junge Kollegin M.A., die nach ihrem Volontariat über den nächsten Schritt ins Berufsleben nachdenkt, ein mit Anfang 50 frisch zum Chef Aufgestiegener usw. haben eine andere Planungsperspektive. Ebenso Behörden und Universitäten, deren Planungen naturgemäß mit größeren Vorläufen einhergehen.

Daher fragen wir auf unserer Jahrestagung: Wie sehen die archäologischen Berufsfelder, qualitativ wie quantitativ, in 10 Jahren aus? Auf welche äußeren Bedingungen müssen wir uns einstellen, welche Randbedingungen können und wollen wir aktiv mitgestalten?

Wir bitten um Vortragsvorschläge über erwartbare und sich abzeichnende Szenarien in der gesamten beruflichen Wirklichkeit der Archäologien. Ziel unserer Tagung ist, auf Basis von profunden Erfahrungen oder vorliegenden Daten/Informationen ein möglichst realistisches Bild des Erwartbaren, Sich-Abzeichnenden, Planbaren, auf das wir uns einstellen müssen oder sollten; es geht um Prozesse, die wir mitgestalten wollen. Wir laden herzlich ein, darüber gemeinsam nachzudenken, multiperspektivisch, evidenzbasiert, zuversichtlich, gestaltungsfreudig, die Allgemeinheit im Blick.

Bitte planen Sie Ihre Vorträge als 20-Minuten-Beitrag und senden Sie Ihr Abstract (max. 300 Wörter) bis zum 7.4. Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.. Die Tagung findet in Zusammenarbeit mit und im Archäologischen Museum Frankfurt a. M. statt. Eine Anmeldung zur Teilnahme an der Tagung ist bis zum 15. Mai 2025 möglich.

https://dguf.de/tagungen-events/tagungen/aktuelle-tagung

 

1.2         Neu: Christopher Otto, Die Ausgrabungen im Jahr 2022 an der St. Andreas Kirche in Cloppenburg-Krapendorf (Niedersachsen) (Archäologische Quellen 8)

An der ältesten Kirche Cloppenburgs, St. Andreas im Ortsteil Krapendorf, wurden 2022 umfangreiche archäologische Ausgrabungen durchgeführt. Dokumentiert hat man mehr als 200 vorwiegend neuzeitliche Gräber, diverse Gebäudestrukturen sowie ein komplexes Wegenetz verschiedener Zeitstellungen. Unterhalb der neuzeitlichen Befunde fand sich eine spätmittelalterlich-frühneuzeitliche Hofstelle. Weitere Funde und Befunde: hochmittelalterliche Keramik, ein Grubenhaus und einige Gruben aus dem 8.-9. Jahrhundert n. Chr. – Die Archäologischen Quellen (Arch. Quellen) sind die 2017 begründete Monographienreihe der DGUF, die der Vorlage von "Quellen" dient, d. h. von Grabungsdokumentationen, Grabungsfunden und ähnlichem, ohne dass deren Publikation von tiefgehenden wissenschaftlichen Analysen begleitet sein muss. Die Quellen geben nur knappe Deutungen des Gefundenen, sie bieten das Rohmaterial für vertiefende wissenschaftliche Analysen, die dann in weiteren Publikationen erfolgen können. Die Archäologischen Quellen erscheinen in einer Druckausgabe und - in Kooperation mit der Universitätsbibliothek Heidelberg (Portal Propylaeum) - online im Golden Open Access. In die Online-Ausgabe werden bei Bedarf auch Ergänzende Materialien, wie z. B. großformatige Grabungspläne, und Open Data aufgenommen.

Mehr zum Band: https://dguf.de/publikationen/archaeologische-quellen/bisher-erschienen-aq/aq-8-christopher-otto-die-ausgrabungen-im-jahr-2022-an-der-st-andreas-kirche-in-cloppenburg-krapendorf-niedersachsen

Kerpen-Loogh 2025. 110 Seiten, mit 53 meist farbigen Abbildungen. Verlag Deutsche Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte (DGUF). Gedruckte Ausgabe: ISBN 978-3-945663-25-7. Softcover. 29,80 Euro, für DGUF-Mitglieder 19,90 Euro. Preise zzgl. Porto und Verpackung.

E-Book im Open Access: eISBN 978-3-96929-401-7. DOI: https://doi.org/10.11588/propylaeum.1542

Das Profil der Archäologischen Quellen: https://dguf.de/publikationen/archaeologische-quellen/profil-der-archaeologischen-quellen

 

1.3         Kritik und Empfehlungen zur Verbesserung des DGUF-Ehrenkodex

Raimund Karl setzt sich mit der 2011 von der DGUF-Mitgliederversammlung angenommenen Fachethik auseinander und legt dar, dass diese in vielerlei Hinsicht unvollkommen und nicht zielführend ist. Er schlägt der DGUF vor, sich eine neue, angemessene Ethik zu erarbeiten, und schreibt: "Um wirkmächtig zu sein, muss eine archäologische Ethik als Adressat uns Archäologinnen und Archäologen haben. Ihre Nutznießer müssen die von unserem Handeln betroffenen Menschen sein; und sie muss die Verpflichtung zur Balance fachlicher Werte und Interessen mit jenen dieser Betroffenen in den Vordergrund stellen. Nur das ermöglicht uns, unser fachliches Verhalten selbstständig und eigenverantwortlich so zu gestalten, dass es den davon Betroffenen möglichst nutzt und möglichst nicht schadet."

Karl, R. (2025). Für eine neue archäologische Ethik: Kritik und Empfehlungen zur Verbesserung des DGUF-Ehrenkodex. Archäologische Informationen 47, Early View, online publiziert 17. Febr. 2025.

https://dguf.de/fileadmin/AI/archinf-ev_karl2.pdf

 

1.4         Unter den DGUF-Rezensionsangeboten: Laura Seifert and Suzanne M. Spencer-Wood (eds): Mothering and Archaeology. Past and Present Perspectives

Unter den zahlreichen Publikationen, welche die Herausgeber der "Archäologischen Informationen" zur Rezension ausschreiben, sei diesmal auf eine im März erschienen Publikation. Aus dem Klappentext: "Taking a comprehensive approach, this book explores the archaeology of mothers in private and public places in the past and present, the patriarchal institution of motherhood versus actual mothering practices, the burdens and joys of 'mothering' in archaeology, and the second shift often pressed upon women. With the inclusion of intersectional research on diverse historic ideologies and practices of motherhood and mothering that varied among classes, races, and ethnic groups, the book also spans a wide range of temporal, geographic, and cultural differences around the world, from Ancient Egypt and Iron-Age Europe to Aztec Mexico, colonial Yucatan, colonial and historic Europe, America and Australia, and modern archaeologists in America and Europe. Going beyond historical practices, the book also examines how female-identifying archaeologists usually perform a disproportionate amount of mothering labor, particularly emotional labor, both in their careers and in the home. Further, it also addresses how becoming a mother affects women's archaeological practices and careers and discusses why women are doing most of the deeply engaged community archaeology with all of its additional relationships and social navigation of emotional labor." Wenn Sie Interesse an einer Rezension haben, richten Sie bitte Ihre Anfrage mit einer kurzen Begründung, weshalb Sie dieses Werk besprechen wollen, an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

Alle Rezensionsangebote der "Archäologischen Informationen" mit weiteren Informationen zu Modalitäten und Ablauf: https://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/publikationen/AI/dguf-dok_arch-inf_rezensionsangebote.pdf

Laura Seifert and Suzanne M. Spencer-Wood (eds): Mothering and Archaeology. Past and Present Perspectives. 394 pages 33 B/W illus. On the book: https://www.routledge.com/Mothering-and-Archaeology-Past-and-Present-Perspectives/Seifert-Spencer-Wood/p/book/9780367762643

 

2         Forschung

2.1         Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"

Rose, Th., Greifelt, T., Westner, K. J., Hsu, Y.-K. & Klein, S. (2025). Beteiligung der Fachöffentlichkeit beim Aufbau der Forschungsdateninfrastruktur TerraLID: ein Erfahrungsbericht. Archäologische Informationen 47, Early View, online publiziert 5. März 2025.

Hoss, St. (2025). Das Projekt "Portable Antiquities of the Netherlands" (PAN) – wie es funktioniert und was es ermöglicht. Archäologische Informationen 47, Early View, online publiziert 27. Febr. 2025.

Cziesla, E. (2025). Der linienbandkeramische Fundplatz Lietzow 10 im Havelland (Brandenburg): Debatte der kontroversen Vorlagen und Deutungen. Archäologische Informationen 47, Early View, online publiziert 19. Febr. 2025.

von Rummel, Ph., Keller, Chr. & Fricke, F. (2025). NFDI4Objects: Warum brauchen wir eine gemeinsame Forschungsdateninfrastruktur für die materiellen Hinterlassenschaften der Menschheitsgeschichte? Archäologische Informationen 47, Early View, online publiziert 18. Febr. 2025.

Karl, R. (2025). Für eine neue archäologische Ethik: Kritik und Empfehlungen zur Verbesserung des DGUF-Ehrenkodex. Archäologische Informationen 47, Early View, online publiziert 17. Febr. 2025.

Linsel, F., Bullenkamp, J. Ph. & Mara, H. (2025). Reusing 3D Measurement Data of Lithic Artifacts to Develop Analytical Methods. Archäologische Informationen 47, Early View, published online 14 Febr 2025.

https://www.dguf.de/early-views

 

2.2         Aktuelle Ausgrabungen und Forschung in den Medien

"Des occupations du Néolithique et de l’Âge du bronze sur les rives de l’Huveaune à Marseille (Bouches-du-Rhône)" (INRAP, 17.3.): https://www.inrap.fr/des-occupations-du-neolithique-et-de-l-age-du-bronze-sur-les-rives-de-l-huveaune-19875

"What pigments were used in the frescoes of Pompeii?" (Finestre sull' Arte, 16.3.): https://www.finestresullarte.info/en/archaeology/what-pigments-were-used-in-the-frescoes-of-pompeii-study-published-on-the-subject

"Smell like a god: Ancient sculptures were scented, Danish study shows" (Phys.org, 14.3.): https://phys.org/news/2025-03-god-ancient-sculptures-scented-danish.html

"Schon wieder ein Königsgrab in Abydos gefunden" (Selket's Blog, 14.3.): https://blog.selket.de/aus-der-archaeologie/schon-wieder-ein-koenigsgrab-in-abydos-gefunden

"Un vaste site de l’âge du Bronze sur le Parc Industriel de la Plaine de l’Ain (Ain)" (INRAP, 14.3.): https://www.inrap.fr/un-vaste-site-de-l-age-du-bronze-sur-le-parc-industriel-de-la-plaine-de-l-ain-19926

"Steinhügel im Zugersee versetzen Archäologinnen und Archäologen in Aufregung. Sie dürften vor 5'500 Jahren aufgeschichtet worden sein. Forschende versuchen nun das uralte Geheimnis zu lüften" (SRF, 12.3.): https://www.srf.ch/play/tv/schweiz-aktuell/video/raetsel-um-mysterioeser-steinhuegel-im-zugersee?urn=urn:srf:video:2d8417ca-9d1c-4b9e-b64c-27620aa010c2

"A look at the Sima del Elefante face" (John Hawks, 12.3.): https://johnhawks.net/weblog/a-look-at-the-sima-del-elefante-face/

"Une nécropole protohistorique dans la vallée de l’Aube à Plancy-l’Abbaye (Aube)" (INRAP, 10.3.): https://www.inrap.fr/une-necropole-protohistorique-dans-la-vallee-de-l-aube-plancy-l-abbaye-aube-19913

Mongolei: "Mass grave reveals victims of a 2100-year-old massacre in war between East Asian empires" (Science, 10.3.): https://www.science.org/content/article/mass-grave-reveals-victims-2100-year-old-massacre-war-between-east-asian-empires

"Plant-eating and meat-eating in Australopithecus. A new approach to sampling nitrogen-15 in tooth enamel opens a window into the diets of early hominins" (John Jawks, 9.3.): https://johnhawks.net/weblog/trophic-level-in-australopithecus-africanus/

"Der Kult ums Korn. Antike Mysterienkulte haben Spuren im Neuen Testament hinterlassen. Welche hat Theologe Peter Wick erforscht" (Universität Bochum, 5.3.): https://news.rub.de/wissenschaft/2025-03-05-theologie-der-kult-ums-korn

"Versteckter Goldschmuck im Karnak-Tempel gefunden" (Selket's Blog, 3.3.): https://blog.selket.de/aus-der-archaeologie/versteckter-goldschmuck-im-karnak-tempel-gefunden

"Die Chinesische Mauer ist wohl deutlich älter als gedacht. Ausgrabungen im Osten Chinas lieferten Hinweise darauf, dass die frühesten Abschnitte der berühmten Befestigungsanlage vor fast 3000 Jahren errichtet wurden" (Der Standard, 4.3.): https://www.derstandard.at/story/3000000259716/neue-entdeckung-zeigt-die-chinesische-mauer-ist-wohl-deutlich-aelter-als-gedacht

"Rund 7000 Jahre alte Niederlegungen von Reibsteinen bieten Einblicke in jungsteinzeitliche Vorstellungswelten" (Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt - Landesmuseum für Vorgeschichte, 28.2.): https://idw-online.de/de/news848232

"Antike Goldgräberstadt in der östlichen Wüste entdeckt" (Selket's Blog, 28.2.): https://blog.selket.de/aus-der-archaeologie/antike-goldgraeberstadt-in-der-oestlichen-wueste-entdeckt

Acheuléen: "Pounding starches on Jordan's ancient banks. New research highlights starch grains from many kinds of plants that were processed by pounding tools at Gesher Benot Ya'aqov" (John Hawks, 28.2.): https://johnhawks.net/weblog/pounding-starches-on-jordans-ancient-banks/

New Mexico: "Ancient travois use by some of the earliest Americans. At White Sands National Park 22,000 years ago, impressive footprint evidence is now joined by a technology for transit" (John Haws, 25.2.): https://johnhawks.net/weblog/ancient-travois-use-by-some-of-the-earliest-americans/

"Sur les traces des plus anciennes occupations humaines d’Europe septentrionale à Abbeville (Somme)" (INRAP, 25.2.): https://www.inrap.fr/sur-les-traces-des-plus-anciennes-occupations-humaines-d-europe-septentrionale-19876

"ROCEEH & ROAD: Die Vermessung der paläolithischen Welt" (Blog Neanderthal Museum, 25.2.): https://neanderthal-blog.de/2025/02/roceeh-road-die-vermessung-der-palaeolithischen-welt/

"Seeing Neandertal teeth as art. The photography of Luka Mjeda brought a new way of looking at the teeth of the Krapina people" (John Hawks, 23.2.): https://johnhawks.net/weblog/seeing-neandertal-teeth-as-art/

"Grab Thutmosis‘ II. in Theben-West identifiziert" (Selkets Blog, 21.2.): https://blog.selket.de/aus-der-archaeologie/grab-thutmosis-ii-in-theben-west-identifiziert

"Research highlight: Brain of the Taung Child. A new study of the endocast discovered a hundred years ago asks, what if we found this fossil today?" (John Hawks, 19.2.): https://johnhawks.net/weblog/research-highlight-brain-of-the-taung-child/

"Des habitats de l'âge du Bronze et de l'âge du Fer et un moulin à Bucy-le-Long (Aisne)" (INRAP, 18.2.): https://www.inrap.fr/des-habitats-de-l-age-du-bronze-et-de-l-age-du-fer-et-un-moulin-bucy-le-long-19856

"The Hinterlands of Medieval Chalcis Project Unearths a Medieval Landscape in Rural Greece" (Leiden Archaeology, 18.2.): https://www.leidenarchaeologyblog.nl/articles/the-hinterlands-of-medieval-chalcis-project-unearths-a-medieval-landscape-in-rural-greece

"Prähistorische Steinklingen im Sand der Wüste. Internationales Forschungsteam unter Leitung eines Jenaer Archäologen findet 80.000 Jahre alte Steinklingen des Homo sapiens in Arabien" (Universität Jena, 17.2.): https://www.uni-jena.de/300113/praehistorische-steinklingen-im-sand-der-wueste

"Understanding how Homo naledi walked and ran. A new paper in the Journal of Anatomy presents a reconstructed lower limb based on the Rising Star fossil sample" (John Hawks, 16.2.): https://johnhawks.net/weblog/research-highlight-understanding-how-homo-naledi-walked-and-ran/

"Genetisches Erbe aus der Steinzeit schützt heute vor chronisch-entzündlichen Darmkrankheiten" (Roots, 14.2.): https://www.uni-kiel.de/de/cluster-roots/detailansicht/news/018-ced-steinzeit

 

2.3         Neue Funde aus Neolithikum, Bronze- und Eisenzeit in Oberschaeffolsheim (Bas-Rhin)

Bei archäologischen Untersuchungen wurden etwa fünfzig Strukturen entdeckt, die mehreren Epochen zugeordnet werden können. Bei den ältesten Überresten handelt es sich um ungleichmäßig erhaltene Bestattungen aus dem Mittel- und Neuneolithikum. Gruben und Silos sind aus der Früh- und Spätbronzezeit sowie in der Eisenzeit vorhanden. Drei Bestattungen werden der relativ seltenen Brübach-Oberbergen-Kultur zugeschrieben, die sich zwischen etwa 4375 und 4250 v. Chr. im Unterelsass entwickelte. Drei weitere Bestattungen werden der frühen Michelsberger Kultur zugeordnet. Eine frühbronzezeitliche Grube mit den Überresten eines Pferdes. Die archäozoologische Analyse zeigt, dass die Enden der Vorderbeine zuvor entfernt und vor dem Rest des Kadavers auf den Boden der Grube geworfen wurden. Diese isolierten Unterschenkel und die Schnittspuren könnten ein Hinweis darauf sein, dass die Haut entfernt wurde. Andere Beweise zeigen jedoch, dass das Fleisch noch vorhanden war. Pferde-Funde gibt es im Elsass bisher nur aus der Latène-Zeit. Ca. 30 Strukturen können zwischen das Ende der Bronzezeit bis zur frühen Eisenzeit datiert werden. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Lössgewinnungs- oder Vorrats-Gruben. Derzeit werden archäologische, archäobotanische und DNA-Untersuchungen der Funde durchgeführt.

"Nouveaux vestiges du Néolithique, de l’âge du Bronze et de l’âge du Fer à Oberschaeffolsheim (Bas-Rhin)" (INRAP, 21.2.): https://www.inrap.fr/nouveaux-vestiges-du-neolithique-de-l-age-du-bronze-et-de-l-age-du-fer-19857

 

2.4         Kritische Debatte der Deutung des LBK-Fundplatzes Lietzow 10 (Brandenburg)

Erwin Cziesla schlägt nach gründlicher Sichtung aller Spuren und Argumente eine neue Deutung des Fundplatzes Lietzow 10 in Brandenburg vor: keine permanente Siedlung, in der sich Bandkeramiker und Mesolithiker begegneten (wie bislang publiziert), sondern ein kurzfristiger Aufenthaltsort alleine von mobilen Bandkeramikern, die dort vermutlich der Viehwirtschaft nachgingen. - Auf einer Metaebene demonstriert Cziesla, welch großer Schaden der Archäologie entsteht, wenn zu viele Verursachergrabungen nicht zeitnah wissenschaftlich publiziert werden. Er zeigt auf, dass die aktuelle Monografie zu Lietzow 10 eine Buchbindersynthese aus wertvollen Spezialbeiträgen hochkarätiger Spezialisten ist, ohne dass der Fundplatz im Ganzen verstanden worden sei.

Cziesla, E. (2025). Der linienbandkeramische Fundplatz Lietzow 10 im Havelland (Brandenburg): Debatte der kontroversen Vorlagen und Deutungen. Archäologische Informationen 47, Early View, online publiziert 19. Febr. 2025. https://dguf.de/fileadmin/AI/archinf-ev_cziesla.pdf

 

2.5         Kreisanlage von Flagstones (Dorset) neu auf ca. 3.250 v. Chr. datiert

Die ca. 100 m messende Kreisanlage von Flagstones nahe Dorchester in Dorset wurde neu 14C-datiert, auf den Zeitraum ca. 3285-3215 v. Chr. Sie ist damit die derzeit älteste Kreisgrabenanlage in Großbritannien. Die Neudatierung ist über Flagstones hinaus von Relevanz, da Flagstones als "Schwester" von Stonehenge gilt und die Frage nach dessen Anfangsdatierung neu stellt. Bisher gilt die Zeit um 2900 v. Chr. als Beginn von Stonehenge, nach der Parallele Flagstone wäre nun ein Ansatz ca. 300 Jahre früher möglich.

"Ancient Dorset burial site raises questions over age of Stonehenge: Re-dating of Flagstones monument to about 3,200BC came after analysis by Exeter University and Historic England" (The Guardian, 6.3.): https://www.theguardian.com/science/2025/mar/06/flagstones-monument-dorset-burial-site-stonehenge-age

"Before Stonehenge: The Mystery of Britain’s First Great Circle" (Anthropology.net, 7.3.): https://www.anthropology.net/p/before-stonehenge-the-mystery-of

Greaney, S., Hajdas, I., Dee, M. & Marshall, P. (2025). Beginning of the circle? Revised chronologies for Flagstones and Alington Avenue, Dorchester, Dorset. Antiquity  First View, 1-17: https://www.cambridge.org/core/journals/antiquity/article/beginning-of-the-circle-revised-chronologies-for-flagstones-and-alington-avenue-dorchester-dorset/622950E4BA32F2729A0C830BFDCC8107

 

2.6         Woodhenge im Nordwesten Dänemarks entdeckt

Ein bei Bauarbeiten entdeckter Kreis hat einen Durchmesser von etwa 30 Metern und besteht aus mindestens 45 hölzernen Pfählen, die im Abstand von etwa zwei Metern angeordnet sind. Der Holzkreis befindet sich in einer Rituallandschaft, die zwei Kilometer nordwestlich eines der wenigen bereits bekannten Woodhenges aus Dänemark liegt sowie nahe bei Grabhügeln und Siedlungen aus der späten Jungsteinzeit. Dieser Kontext unterstreiche die Bedeutung der Entdeckung, meldet das Vesthimmerlands Museum, und lasse auf ein komplexes und vernetztes rituelles und soziales Umfeld in der Gegend um Stenildgaard, Vesthimmerland, schließen. Der Holzkreis wird seit Ende Februar und vor der Anlage eines Wohngebiets in Aars ausgegraben.

"Stort kultanlæg ser dagens lys efter årtusinders mørke" (Vesthimmerlands Museum, 24.2.): https://www.vesthimmerlandsmuseum.dk/vesthimmerlands-museum/det-sker/nyheder/stort-kultanlaeg-ser-dagens-lys-efter-aartusinders-moerke

"4000 Jahre alte HolzpfähleForscher entdecken in Dänemark Stonehenge-ähnliche Anlage" (Spiegel, 27.2.): https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/daenemark-forscher-entdecken-stonehenge-aehnliche-anlage-4000-jahre-alte-holzpfaehle-a-8d04d9f9-5889-4a5d-b174-43fca701f1ae

 

2.7         Teppich von Bayeux: En-suite-Bad belegt Machtzentrum von König Harald Godwinson

Auf dem 68 Meter langen Wandteppich von Bayeux befinden sich u. a. zwei Darstellungen von König Harald, in denen er eine Kirche besucht und in einem prunkvollen Saal ein Fest feiert. Die eine Szene spielt vor dem Aufbruch des letzten angelsächsischen Königs von England nach Frankreich, die andere nach seiner Rückkehr in den angrenzenden Hafen. Bisher war der genaue Standort dieser Residenz unklar – irgendwo im Dorf Bosham an der Küste von West Sussex in Südengland. Durch die Neuinterpretation früherer Ausgrabungen und die Durchführung neuer Untersuchungen glaubt ein Team der Universitäten Newcastle und Exeter, ein Machtzentrum Harolds entdeckt zu haben. Eingesetzte Methoden waren die geophysikalische Untersuchung der Umgebung des wahrscheinlichsten Platzes, die Bewertung stehender Überreste, die genaue Untersuchung von Karten und Aufzeichnungen sowie die erneute Überprüfung von Funden aus Ausgrabungen, die 2006 durchgeführt wurden. Dadurch wurde die Existenz zweier bisher nicht identifizierter mittelalterlicher Gebäude bestätigt: eines in ein heutiges Haus integriert, das andere im Garten. Der entscheidende Hinweis auf einen noch älteren Ursprung des Geländes stammt von den Ausgrabungen von 2006, bei denen eine Latrine in einem großen Holzgebäude entdeckt wurde. Dass die Latrine sich im Gebäude befand, deutet auf dessen hohe Bedeutung hin. Mit ziemlicher Sicherheit sei es Teil von Haralds Residenz gewesen, die auf dem Wandteppich abgebildet ist. Der Mittelalterarchäologe und leitende Forscher, Dr. Duncan Wright, sagt: "The realisation that in 2006, excavations had found, in effect, an Anglo-Saxon en-suite confirmed to us that this house sits on the site of an elite residence pre-dating the Norman Conquest. Looking at this vital clue, alongside all the other evidence, it is beyond all reasonable doubt that we have here the location of Harold Godwinson’s private power centre, the one famously depicted on the Bayeux Tapestry."

"Archaeologists find ‘lost’ site depicted in the Bayeux Tapestry" (University of Exeter, 28.1.): https://news.exeter.ac.uk/faculty-of-humanities-arts-and-social-sciences/archaeology-and-history/archaeologists-find-lost-site-depicted-in-the-bayeux-tapestry/

David Gould, Oliver Creighton, Scott Chaussée, Michael Shapland and Duncan W Wright: Where Power Lies: Lordly Power Centres in the English Landscape c. 800–1200. The Antiquaries Journal , Volume 104 , October 2024 , pp. 72-106. Published online: 9 January 2025 https://www.cambridge.org/core/journals/antiquaries-journal/article/where-power-lies-lordly-power-centres-in-the-english-landscape-c-8001200/7FFE73EFCD219699F9632D4F3589096B#article

"Fragment des Teppichs von Bayeux in Schleswig aufgetaucht" (Tagesschau, 4.3.): https://www.tagesschau.de/inland/regional/schleswigholstein/ndr-fragment-des-teppichs-von-bayeux-in-schleswig-aufgetaucht-100.html

 

2.8         Hunnen: Weitreichende genetische Verbindungen zwischen der mongolischen Steppe und Mitteleuropa

Die Hunnen erschienen in den 370er Jahren in Europa und gründeten ein Reich, das die Geschichte West-Eurasiens prägte. Ihre Ursprünge sind jedoch bis heute Gegenstand intensiver Debatten. Traditionelle Theorien bringen sie mit den Steppen Asiens in Verbindung. In einer neuen, in PNAS publizierten Studie analysieren Forschende archäologische Funde mit neu sequenzierten und veröffentlichten Genomdaten von insgesamt 370 Individuen. Sie stammen aus dem 5. bis 6. Jahrhundert n. Chr. im Karpatenbecken, außerdem von Stätten aus dem 2. bis 5. Jahrhundert in Zentralasien und Stätten aus der Xiongnu-Zeit vom 2. Jh. v. Chr. bis zum 1. Jh. n. Chr. in der mongolischen Steppe. Es fänden sich keine Hinweise auf die Existenz einer großen Gemeinschaft östlicher/steppenartiger Abstammung unter der hunnischen und nachhunnischen Bevölkerung des Karpatenbeckens. Die Forschenden plädieren für eine gemischte Herkunft der einfallenden Steppen-Eroberer mit überwiegend europäischer Herkunft.

G.A. Gnecchi-Ruscone, Z. Rácz, S. Liccardo, J. Lee, Y. Huang, L. Traverso, R. Radzevičiūtė, Z. Hajnal, A. Szécsényi-Nagy, B. Gyuris, O. Mateovics-László, Z. Bernert, T. Szeniczey, T. Hajdu, B. Mészáros, M. Bálint, B.G. Mende, B. Miller, Z. Samashev, A. Childebayeva, L. Djansugurova, P. Geary, H. Ringbauer, T. Vida, C. Jeong, W. Pohl, J. Krause, & Z. Hofmanová, Ancient genomes reveal trans-Eurasian connections between the European Huns and the Xiongnu Empire, Proc. Natl. Acad. Sci. U.S.A. 122 (9) e2418485122, https://doi.org/10.1073/pnas.2418485122 (2025). https://www.pnas.org/doi/full/10.1073/pnas.2418485122

"Herkunft und Vielfalt der Hunnen. Zwischen der mongolischen Steppe und Mitteleuropa gab es in der Hunnenzeit weitreichende genetische Verbindungen" (MPG, 24.2.): https://www.mpg.de/24240838/0221-evan-hunnenvoelker-herkunft-und-vielfalt-150495-x

 

 

3         Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI)

3.1         Nachnutzung von 3D-Messdaten zur Methodenentwicklung für die Analyse von lithischen Artefakten

Offene Daten und deren Wiederverwendung sind in aller Munde, konkrete Studien sind jedoch noch rar. Dieser Artikel stellt ein Modellbeispiel vor. Dabei werden offene 3D-Daten genutzt, um auf Basis algorithmenbasierter Verfahren verschiedene Methoden zur Analyse von Feuersteinartefakten zu testen und weiterzuentwickeln.

Linsel, F., Bullenkamp, J. Ph. & Mara, H. (2025). Reusing 3D Measurement Data of Lithic Artifacts to Develop Analytical Methods. Archäologische Informationen 47, Early View, published online 14 Febr 2025. https://dguf.de/fileadmin/AI/archinf-ev_linsel_bullenkamp_mara.pdf

 

3.2         Das Konsortium NFDI4Objects und seine Community

Das Konsortium NFDI4Objects repräsentiert eine Community, die sich mit den materiellen Überresten der Menschheit aus einem Zeitraum von mehr als 2,6 Mio. Jahren beschäftigt. Beteiligt sind zahlreiche Fachrichtungen aus den Geistes- und Naturwissenschaften, darunter alle archäologischen Wissenschaften. Der Beitrag stellt NFDI4Objects vor, das sich für die Etablierung eines deutschlandweiten Diensteangebots sowie für das fachgerechte Management und die kollaborative Nutzung von Forschungsdaten einsetzt. NFDI4Objects stärke durch entsprechende Angebote die Fähigkeiten im Umgang mit Daten, schaffe neue Berufsfelder und zugleich auch Anreize für die Erstellung und Pflege von Daten und Software.

von Rummel, Ph., Keller, Chr. & Fricke, F. (2025). NFDI4Objects: Warum brauchen wir eine gemeinsame Forschungsdateninfrastruktur für die materiellen Hinterlassenschaften der Menschheitsgeschichte? Archäologische Informationen 47, Early View, online publiziert 18. Febr. 2025. https://dguf.de/fileadmin/AI/archinf-ev_vrummel_keller_fricke.pdf

 

3.3         Bleiisotopie: Beteiligung der Fachöffentlichkeit beim Aufbau der Forschungsdateninfrastruktur TerraLID

"Die momentan übliche, individuelle Kompilation von Bleiisotopendaten ist ineffizient, fehleranfällig und behindert die Weiterentwicklung der Methode", schreiben Thomas Rose, Tim Greifelt, Katrin J. Westner, Yiu-Kang Hsu und Sabine Klein. Ein Wandel der Wissenschaftskultur hin zu Daten, die den FAIR-Prinzipien folgen, sei daher notwendig. Das Projekt TerraLID will diesen Kulturwandel vorantreiben und die dafür notwendige Forschungsdateninfrastruktur entwickeln. Es beteiligt die Fachöffentlichkeit über ein zweigliedriges System aus TerraLID-Editors als Community-Vertretende und aus öffentlichen Angeboten für Rückmeldungen.

Rose, Th., Greifelt, T., Westner, K. J., Hsu, Y.-K. & Klein, S. (2025). Beteiligung der Fachöffentlichkeit beim Aufbau der Forschungsdateninfrastruktur TerraLID: ein Erfahrungsbericht. Archäologische Informationen 47, Early View, online publiziert 5. März 2025. https://dguf.de/fileadmin/AI/archinf-ev_rose-ua.pdf

 

4         Kulturgutschutz

4.1         Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien

"‘I will spend my life rebuilding’: Gaza’s heritage sites destroyed by war" (The Guardian, 17.3.): https://www.theguardian.com/world/2025/mar/17/i-will-spend-my-life-rebuilding-gaza-heritage-sites-destroyed-by-war

"Ungewöhnliches Diebesgut aus 5.000 Jahre altem Grab. Dass der gewaltige Megalith-Stein an dem Steinzeit-Grab bei Immekath in der Altmark fehlte, fiel auf. Der Dieb ist inzwischen verurteilt. Wie steht es sonst um Raubgräber in Sachsen-Anhalt?" (Mitteldeutsche Zeitung, 16.3.): https://www.mz.de/panorama/ungewohnliches-diebesgut-aus-5-000-jahre-altem-grab-4016346

"#DefendCulturalHeritage - Executive Order von POTUS Trump blockiert Denkmalschutz" (Archaeologik, 11.3.): http://archaeologik.blogspot.com/2025/03/defendculturalheritage-executive-order.html

"Brasilien: Fachleute warnen vor Landraub und Eindringlingen, nach Auftauchen eines unkontaktierten Mannes" (Survival, 17.2.): https://www.survivalinternational.de/nachrichten/14127

 

4.2         Grundwasserschutz vs. Denkmalschutz: "the Rastatt case"

In der ZEIT vom 27.2. beschreibt Markus Manzeck in einem ganzseitigen Artikel die Gefahren, die von PFAS ausgehen, von "per- und polyflourierten Alkylsubstanzen", einer vielverwendeten Stoffgruppe, zu der u. a. auch Teflon gehört. Diese weit verbreiteten Verbindungen erweisen sich als außerordentlich langlebig und akkumulieren daher in der Umwelt. Es besteht die Gefahr, dass Grenzwerte auch im Trinkwasser überschritten werden. 2012 wurde in einem Rastatter Wasserwerk eine besonders hohe, bedenkliche Konzentration festgestellt. Ursache: kontaminierte Papierschlämme waren massenhaft als Dünger in der Landwirtschaft ausgebracht worden. Der Fall ist als "Rastatt case" in der wiss. Literatur bekannt. Und wo ist jetzt die Archäologie-Relevanz? Beim Versuch, dem Schaden entgegenzuwirken: Erfolgreiche Vorversuche zeigen, dass das Einbringen von Aktivkohle in den Boden stark filternd wirkt. Also läuft seit Anfang 2024 ein Feldversuch bei Rastatt: Abtrag der obersten 50 cm des Bodens; Abtrag der nächsten 50 cm des Bodens; Herausnehmen der nächsten 100 cm des Bodens und Vermischen dieses Aushubs mit Aktivkohle; anschließend die drei getrennten Schichten wieder ordentlich zurückfüllen. Wirkung: hoch, ein sehr hoher Anteil der PFAS wird von der Aktivkohle zurückgehalten und nicht ins Grundwasser weitergespült. So erfreulich der Erfolg für Umwelt und menschliche Gesundheit sein mag, so schonend das Vorgehen auch für den Ackerbau sein mag - alle unterhalb des durchpflügten Ackerbodens bis dato noch in situ erhaltene Archäologie wird bei diesem Vorgehen gründlich zerstört.

Markus Wanzeck: "Der Fluch der Teflonpfanne" (Die ZEIT, 27.2., S. 29) - closed access.

Markus Wanzeck: "Ewigkeitschemikalien: Neuer Katalysator zerstört PFAS im Wasser besonders effizient" (spektrum.de, 24.1.): https://www.spektrum.de/news/ewigkeitschemikalien-neuer-katalysator-zerstoert-pfas-im-wasser/2249896

 

5         Beruf Archäologie

5.1         Michael Kienzle (Universität Tübingen) erhält den Nachwuchspreis für Wissenschaftskommunikation

Dr. Michael Kienzle untersucht im Projekt "Ressourcenerschließung und Herrschaftsräume im Mittelalter, Burgen und Klöster" aus archäologisch-historischer Perspektive die Entstehung und Entwicklung der mittelalterlichen Adelsherrschaft Greifenstein im Echaztal bei Pfullingen (Landkreis Reutlingen). Für seinen breit angelegten Dialog mit der Öffentlichkeit über seine Forschung hat die Universität Tübingen den Archäologen und Historiker nun ausgezeichnet. Der Preis ist Teil der Exzellenzstrategie der Universität Tübingen und würdigt innovative und erfolgreiche Wissenschaftskommunikation ihrer Forschenden.

"Universität Tübingen zeichnet Forschende für innovative Wissenschaftskommunikation aus" (Universität Tübingen, 3.3.): https://uni-tuebingen.de/universitaet/aktuelles-und-publikationen/pressemitteilungen/newsfullview-pressemitteilungen/article/universitaet-tuebingen-zeichnet-forschende-fuer-innovative-wissenschaftskommunikation-aus/

 

5.2         Deutschland beim "Academic Freedom Index" aus der Spitzengruppe gefallen

"Die Wissenschaftsfreiheit ist insgesamt sehr gut geschützt", sagt Politikwissenschaftlerin Katrin Kinzelbach über die Situation in Deutschland. Zusammen mit schwedischen Kollegen gibt Kinzelbach jährlich den "Academic Freedom Index" heraus, einen Überblick über den Zustand der Wissenschaftsfreiheit in 179 Ländern. Deutschland, einst Spitzenreiter, ist jetzt aus der Top-10-Prozent-Spitzengruppe herausgefallen. Man sollte die Lage nicht überdramatisieren, sagt Kinzelbach im ausführlichen Gespräch mit J. M. Wiarda, aber wachsam sein, damit sich der Abwärtstrend nicht fortsetzt.

"Nicht mehr internationale Spitze" (J. M. Wiarda, 13.3.): https://www.jmwiarda.de/2025/03/13/nicht-mehr-internationale-spitze/

 

6         Bürger und Archäologie & Citizen Science

6.1         Das "Portable Antiquities of the Netherlands" (PAN) – wie es funktioniert und was es ermöglicht

Der Beitrag von Stefanie Hoss schildert das "Portable Antiquities of the Netherlands" - ein Online-Portal und eine App für die Meldung von archäologischen Funden durch Sammler und Sondengänger: Das 2016 gestartete Projekt zielt auf eine starke Bürgerbeteiligung in der Archäologie. Es beruht auf einer schlanken staatlichen Infrastruktur mit nur fünf Vollzeitstellen für die gesamten Niederlande. Sie unterstützen die Bürger bei den Fundmeldungen und validieren diese, so dass die Einträge in der wachsenden Datenbank stets qualitätsgesichert sind. Für die Fundansprache benutzt PAN ein System von Referenzfunden, wonach Funde als "ist ähnlich zu Referenztyp XYZ" bestimmt werden. Aktuell sind mehr als 200.000 Objekte von mehr als 15.000 Fundstellen registriert. Obwohl die Datenbank vorwiegend kontextlose Einzelfunde umfasst, ist sie von hohem wissenschaftlichen Nutzen.

Hoss, St. (2025). Das Projekt "Portable Antiquities of the Netherlands" (PAN) – wie es funktioniert und was es ermöglicht. Archäologische Informationen 47, Early View, online publiziert 27. Febr. 2025.

 

6.2         Great Viking Survey: Was denken Sie über Wikinger?

Die Universität Oslo verantwortet die "Great Viking Survey". Die Befragung trägt zu einer umfassenden Studie bei, die untersucht, wie Menschen weltweit die Wikinger über Geschichtsvermittlung und Kulturerbe wahrnehmen und sich mit ihnen auseinandersetzen. Die Befragung (Dauer ca. 10-15 Minuten; verfügbar bis Mitte Mai 2025) untersucht außerdem, wie moderne Medien und die Wissenschaft diese Ansichten prägen. Die Online-Umfrage lädt Alle ein, ihre Gedanken zu den kriegerischen Bildern von Wikingern sowie zum Kulturellen Erbe und der Rezeption in der modernen Welt zu teilen. – Die Umfrage ist Teil des Projekts "Making a Warrior", einem pan-nordischen wissenschaftlichen Netzwerk, das sich mit dem Konzept des Wikinger-Kriegertums und seinen Darstellungen in Vergangenheit und Gegenwart befasst.

Zur Umfrage: https://nettskjema.no/a/viking#/page/1

 

7         Und sonst …

7.1         Korrelation vs. Scheinkorrelation: ein schönes neues Beispiel

"Der Storch bringt die Kinder" - diese weithin bekannte Erzählung ist statistisch belegt. Denn die Geburtenrate ist im Vergleich von 17 europäischen Staaten statistisch signifikant korreliert mit der Häufigkeit von Störchen: je mehr Störche, desto mehr Geburten. Hm. Was hier vorliegt, ist das ursprünglich von J. Neyman (1952) eingeführte und zuletzt von R. Matthews (2000) erhärtete Lehrbuchbeispiel für eine sog. Scheinkorrelation - einen zahlenmäßigen Zusammenhang zwischen zwei Größen, zwischen denen es keinen Kausalzusammenhang gibt. Zum Beispiel deshalb, weil beide Phänomene ursächlich mit einem anderen, hintergründigen Faktor zusammenhängen, der nicht untersucht wurde. Im Falle der Störche ist es der Kontrast zwischen dem ländlichen und dem städtischen Raum. Man könnte meinen, das Beispiel und das Problem der Scheinkorrelation sei weithin bekannt ... Jüngst hat ein siebenköpfiges, multinationales Team rund um Martin Obschonka (Univ. Amsterdam) nachgewiesen, dass viele Indikatoren von psychologischem Wohlsein in Deutschland mit dem römischen Limes zusammenhängen: Diesseits des Limes geht es den Menschen rundum besser, jenseits des Limes ist das psychische Wohlsein schlechter. Publiziert in einer peer-reviewten Zeitschrift mit Journal Impact Factor (JIF) 6,8. Zum Vergleich: bei der renommierten, internationalen archäologischen Zeitschrift Antiqutity liegt der JIF bei 1,9. Obschonka und sein Team schlussfolgern, dass historische Gegebenheiten einen ungemein lange währenden Einfluss auf das psychische Wohlsein haben können. DGUF-Herausgeber Frank Siegmund kommentiert: "Ein nahezu lehrbuchhaftes Beispiel für eine Scheinkorrelation, in den Arch. Inf. wäre dieser Text im Peer-Review gescheitert."

Matthews, R. A. (2000). Storks deliver babioes (p=0.008). Teaching Statistics, 22(2), 36-38. https://www.researchgate.net/publication/227763292_Storks_Deliver_Babies_p_0008

Neyman, J. (1952) Lectures and Conferences on Mathematical Statistics and Probability, 2nd ed. (pp. 143-154). Washington DC: US Department of Agriculture. - Daten im R-Paket 'TeachingDemos': https://search.r-project.org/CRAN/refmans/TeachingDemos/html/stork.html

Lisa Lamm: "Psychologisches Erbe der Römer: Limes teilt Deutschland bis heute" (National Geographic, 27.2.): https://www.nationalgeographic.de/geschichte-und-kultur/2025/02/psychologisches-erbe-der-roemer-limes-teilt-deutschland-bis-heute

Obschonka, M. et al. (2025). Roma Eterna? Roman rule explains regional well-being divides in Germany. Current research in Ecology and Social Psychology, 8, 100214: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2666622725000012#ecom0001