DGUF Newsletter
vom [8. Okt. 2023]
Inhalt
1.2 Archäologische Fach-Ethiken: zeitgerecht und wirksam? DGUF Tagung 2024 (Frankfurt, 10.5.)
1.3 Die DGUF-Ersti-Handreichung: Unsere Tipps für den Einstieg ins Archäologie-Studium
2 Tagungen und Veranstaltungen
2.1 Die Michelsberger Kultur im Rheinland – Ergebnisse aktueller Forschungen (Köln, 26.-27.10.)
2.2 Erstes NFDI4Objects Community Meeting (Berlin, 16.-17.11.)
2.3 "Archäologie und Raum" (Genf, 13.-14.6.; CfP bis 15.10.)
2.4 "Persisting With Change": EAA Annual Conference (Rom, 28.-31.8.; CfS bis 9.11.)
2.5 "Museums as Social Institutions – Trust and Communities" (Mainz, 30.11.-1.12.)
3.1 Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"
3.2 Aktuelle Ausgrabungen und Forschung in den Medien
3.3 23.000 Jahre alte menschliche Fußspuren in New Mexiko, USA
3.4 Frankreich: Bisher unbekannte Abstammungslinie des Homo sapiens sapiens identifiziert?
5.1 Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
5.2 Prozess um illegalen Handel mit antiken Silbertellern endet mit Freispruch
5.3 UNESCO: Virtuelles Museum gestohlener Kulturgüter geplant
5.5 UNESCO: Neue Stätten des Kulturerbes
5.6 Menschliche Fossilien zum PR-Stunt in der privaten Raumfahrt missbraucht
6.2 Hessen: Verstoß gegen Arbeitszeitgesetz und Grabungsrichtlinien?
6.3 Katharina: Einblick ins Studium der Klassischen Archäologie
6.4 Elena: Vom Berufsalltag einer Archäologin bei einer Grabungsfirma
7.1 CIfA Deutschland verabschiedet Lohnuntergrenzen für 2024
8.1 Aktuelles rund um Museen in den Medien
8.2 Leitfaden für kleine Museen, um erfolgreiche Spendenaktionen auf die Beine zu stellen
8.3 Deutscher Museumsbund: "Instrument zur qualitätvollen Weiterentwicklung" von Museen
9.1 "Vertane Chance": Ulrike Rambuscheck über Marylène Patou-Mathis' Buch "Weibliche Unsichtbarkeit"
9.3 Archaeo-Dogs: Hunde erschnüffeln menschliche Knochen
9.4 "Druck machen!" - ein erfolgreicher Aktivist blickt zurück
1 DGUF-Nachrichten
1.1 Ask me anything! – Die Kandidierenden für die DFG-Fachollegienwahl 2023 stellen sich Ihren Fragen
Auch schon erlebt? Eine wichtige Wahl steht an, man ist wahlberechtigt, aber kennt die Kandidatinnen und Kandidaten kaum. Wählen, wen man zufällig etwas mehr kennt? Oder seriös bleiben, googeln, sich gründlich informieren, ...? Die am 23.10. beginnenden Wahlen zum DFG-Fachkollegium Alte Kulturen sind wichtig: Dieses Gremium entscheidet maßgeblich über die Forschungsanträge der nächsten Jahre. Die DGUF beteiligte sich als Fachgesellschaft an der Nominierung möglicher Kandidaten. Aus allen Nominierungen sind im Folgeprozess auch handfeste Kandidaturen erwachsen. Als Fachgesellschaft möchte die DGUF ihre Kandidatinnen und Kandidaten weiterhin unterstützen, möchte den Wählerinnen und Wählern das Leben etwas einfacher machen. Auf DGUF.de finden Sie über alle fünf von der DGUF Nominierten eine Selbstvorstellung mit weiterführenden Verweisen auf Websites, Publikationen usw. Außerdem stellen sich alle Nominierten in der Woche zwischen 16. und 23.10. im Online-Format "Ask me anything!" Ihren Fragen und gehen mit Ihnen in den Austausch. An jedem Tag steht einer der Kandidaten bis zu 45 Minuten bereit, live Fragen aus dem Kreis der Wahlberechtigten zu beantworten. Die Online-Veranstaltung ist offen für alle Wahlberechtigten, eine DGUF-Mitgliedschaft ist nicht erforderlich. Allerdings ist - für jeden Termin - eine vorherige Anmeldung über den DGUF-Eventkalender notwendig, bis spätestens 30 Minuten vor Veranstaltungsbeginn. Angemeldete erhalten ca. 15 Minuten vor Beginn per E-Mail den Link zur Veranstaltung zugesandt. Die Veranstaltungen beginnen s.t. und werden nicht aufgezeichnet.
Die fünf Nominierungen der DGUF für das DFG-Fachkollegium "Alte Kulturen": https://dguf.de/fachgesellschaft/wahl-dfg-fachkollegium
- Mischka: Ask me anything! - Mo, 16. Okt., 9.00-10.00 Uhr. Zur Anmeldung: https://dguf.de/tagungen-events/events/36-ask-me-anything-doris-mischka-und-die-dfg-fachkollegienwahl-2023
St. Burmeister: Ask me anything! - Di., 10. Okt., 9.00-10.00 Uhr. Zur Anmeldung: https://dguf.de/tagungen-events/events/37-ask-me-anything-stefan-burmeister-und-die-dfg-fachkollegienwahl-2023
- Roberts: Ask me anything! - Mi., 18. Okt., 9.00-10.00 Uhr. Zur Anmeldung: https://dguf.de/tagungen-events/events/38-ask-me-anything-patrick-roberts-und-die-dfg-fachkollegienwahl-2023
- Kerig: Ask me anything! - Do., 19. Okt., 13:30-14:30 Uhr. Zur Anmeldung: https://dguf.de/tagungen-events/events/39-ask-me-anything-tim-kerig-und-die-dfg-fachkollegienwahl-2023
- Gresky: Ask me anything! - Mo., 23. Okt., 9.00-10.00 Uhr. Zur Anmeldung: https://dguf.de/tagungen-events/events/40-ask-me-anything-julia-gresky-und-die-dfg-fachkollegienwahl-2023
"DFG-Fachkollegienwahl 2023: Liste der Kandidierenden nach Verabschiedung durch den Senat am 26.06.2023" (DFG, 26.6.): https://www.dfg.de/download/pdf/dfg_im_profil/gremien/fachkollegien/fk-wahl2023/kandidierendenliste.pdf
1.2 Archäologische Fach-Ethiken: zeitgerecht und wirksam? DGUF Tagung 2024 (Frankfurt, 10.5.)
Die nächste Jahrestagung der DGUF findet 2024 am Freitag nach Christi Himmelfahrt statt (10. Mai 2024), und zwar voraussichtlich in Frankfurt /M. Unser Thema: Was ist in der Archäologie eine ethisch angemessene Praxis? - das regeln diverse Ethiken. Doch sind diese Texte noch zeitgerecht, sind sie wirksam? Damit beschäftigt sich die kommende Jahrestagung der DGUF. Ein Call for Papers folgt.
https://dguf.de/tagungen-events/aktuelle-tagung
1.3 Die DGUF-Ersti-Handreichung: Unsere Tipps für den Einstieg ins Archäologie-Studium
Wie plane ich mein Semester realistisch? Welche einführende Literatur ist empfehlenswert? Woran erkennt man einen guten Dozenten? Und was braucht es für ein gutes Referat? Unsere Handreichung beantwortet diese und viele weitere Fragen! Sie richtet sich an Erstis und auch an höhere Semester der Ur- und Frühgeschichte und weiterer archäologischer Studiengänge, sie soll den Einstieg ins Studium erleichtern.
Handreichung für Erstsemester: https://dguf.de/fileadmin/user_upload/Studierende/dguf-dok_handreichung_fuer_erstsemester.pdf.pdf
Die DGUF für Studierende: https://dguf.de/service/studierende
DGUF-Mitgliedschaft für Studierende: mit 5 Euro/Jahr sind Sie dabei! https://dguf.de/mitmachen/mitglied-werden
1.4 DGUF-Wahlprüfsteine zur Landtagswahl in Hessen: vier von sieben Parteien antworteten nicht – Bericht und Einordnung durch den DGUF-Vorstand
Am 10.8. befragte die DGUF alle Parteien, die zur heutigen Landtagswahl in Hessen antraten und gemäß Umfragen auch Chancen hatten, die 5%-Hürde zu übersteigen, zu zwei Themen für die kommende Legislaturperiode. Im ersten Wahlprüfstein geht es um die Nutzungsrechte an Grabungsdokumentation, welche die hessische Landesarchäologie (hessenArchäologie ) kraft Beauflagung gegen geltendes Recht und gegen verschiedene Fachethiken ohne Schutzfrist für sich beansprucht. Im zweiten Wahlprüfstein machen wir auf das Problem der Scheinselbständigkeit auf archäologischen Ausgrabungen aufmerksam und fragen, ob hierzu ggf. eine Verstärkung der Kontrollen beabsichtigt sei. – Von den sieben angefragten Parteien haben vier Parteien bis heute nicht geantwortet: CDU, AfD, SPD und Freie Wähler – letztere schrieben immerhin, dass sie mangels Kapazität nicht antworten könnten. Hessens CDU, AfD und SPD hingegen beantworteten in den vergangenen Wochen durchaus die Wahlprüfsteine anderer Organisationen. Aus Sicht des DGUF-Vorstandes kann man das Nicht-Beantworten als Signal auffassen, dass man ein im ersten DGUF-Wahlprüfstein als heißes Eisen erkanntes Thema nicht anfassen will, d. h. die hessische Landesarchäologie ihren Kurs auch künftig würde ungestört fortsetzen können. – Und was sagen die drei antwortenden Parteien zum ersten Wahlprüfstein? Die GRÜNEN halten das Vorgehen von hessenArchäologie für rechtskonform, wollen aber prüfen, ob das Verfahren unbürokratischer gestaltet werden kann. Die FDP möchte in Abstimmung mit verschiedenen Akteuren eine rechtssichere, faire und praktikable Lösung finden. Die LINKE plädiert grundsätzlich für eine Publikation im Open Access und möchte Näheres gemeinsam mit allen Akteuren eruieren – sprich: unsere Kernfrage beantwortet die LINKE nicht. Bilanz zum ersten Wahlprüfstein: es kann Bewegung in die Sache kommen, aber keine Partei stimmt der Sichtweise zu, dass hier vehemente amtliche Rechtsverstöße vorliegen. – Hinsichtlich des zweiten Wahlprüfsteins – Thema Scheinselbständigkeit – sehen die GRÜNEN das Land Hessen nicht in der Pflicht. Gleichwie wollen sie die Einführung von Kontrollen analog zum Baugewerbe prüfen. Auch aus Sicht der FDP besteht kein Handlungsbedarf seitens des Landes Hessen, die bestehenden Gesetze seien ausreichend. Die LINKE sieht das Land als Auftraggeber in besonderer Weise in der Pflicht und möchte darauf hinwirken, dass öffentliche Aufträge nur an seriöse Unternehmen vergeben werden, die ihre Mitarbeitenden unbefristet einstellen und nach Tarif bezahlen – Dinge, die schon jetzt in den hess. Vergaberichtlinien so geregelt sind und womit die LINKE erneut keine sinnvolle Antwort gibt. Alle eingegangenen Partei-Antworten können im Wortlaut auf DGUF.de eingesehen werden. – Wie in den zurückliegenden Landtagswahlen kommentiert der DGUF-Vorstand die Parteiantworten aus fachlicher Sicht. Eine Wahlampel mit den Farben grün, gelb oder rot soll für eilige Leser und/oder Fachfremde eine schnelle Orientierung ermöglichen. Das Nicht-Antworten auf Wahlprüfsteine der einschlägigen Fachgesellschaft & NGO ergibt ein klares "rot" für CDU, AfD, SPD und Freie Wähler, denn nirgendwo kann davon ausgegangen werden, dass sich die jeweilige Partei im Fall ihres Wahlerfolgs mit der Thematik auseinandersetzen wird. Die Antworten der GRÜNEN, der FDP und der LINKEN gehen auf das Kernanliegen des ersten Wahlprüfsteins, nämlich das Urheberrecht der wissenschaftlichen Ausgrabungsleiter, nicht ein, sondern stellen ein unverbindliches "wir setzen uns zum Thema mal zusammen" in Aussicht. Das ist besser als nichts und viel besser als gar nicht zu antworten, aber meilenweit von einem "grün" entfernt, daher setzen wir drei Mal ein "gelb". Beim zweiten Wahlprüfstein – Thema Scheinselbständigkeit auf archäologischen Ausgrabungen – sieht die FDP keinen Handlungsbedarf, und die LINKE möchte die hessische Vergabeordnung grundsätzlich überarbeiten. Das ist 2x "Thema verfehlt", denn die DGUF hatte nicht nach neuen Gesetzen gefragt, sondern nach der Kontrolle bestehender Regelungen. Das macht zwei Mal ein "rot". Die Antwort der GRÜNEN klingt zupackender, aber der Verweis auf eine Präzisierung im Bundesrecht aus dem Munde von Landespolitikern kommt nach unseren Erfahrungen einer Vertagung des Themas auf den Sankt-Nimmerleins-Tag nahe. Das reicht aus Sicht des DGUF-Vorstandes nicht für ein "gelb", daher setzen wir hier ebenfalls ein "rot". Hessenwahl? – aus archäologischer Sicht war der heutige Sonntag eine Wahl zwischen ungenügenden Alternativen.
"Wahlprüfsteine der DGUF zur Landtagswahl in Hessen 2023" (DGUF, 10.8.) und alle eingegangenen Partei-Antworten: https://dguf.de/ngo/wahlpruefsteine/bisherige-wahlpruefsteine/wahlpruefsteine-der-dguf-zur-landtagswahl-in-in-hessen-2023
"Landtagswahl Hessen CDU triumphiert - AfD auf Platz zwei" (Tagesschau, 8.10.): https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/landtagswahl-hessen-102.html
1.5 Unter den DGUF-Rezensionsangeboten: Nadia Balkowski, Kerstin P. Hofmann, Isabel A. Hohle und Almut Schülke (Hrsg.): Mensch – Körper – Tod. Der Umgang mit menschlichen Überresten im Neolithikum Mitteleuropas
Unter den zahlreichen Publikationen, welche die Herausgeber der "Archäologischen Informationen" zur Rezension ausschreiben, sei diesmal auf einen im September publizierten Band hingewiesen, der Beiträge einer Tagungssektion in Würzburg 2019 versammelt. Aus dem Klappentext: "Der vorliegende Band integriert theoretische Reflexionen zur Bedeutung des menschlichen Körpers und zur Wahrnehmung des Übergangs vom Leben zum Tod, wie sie anhand von Bestattungen und Deponierungen menschlicher Überreste und archäologischer Funde untersucht werden können. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf dem neolithischen Mitteleuropa. Mit Hilfe verschiedener interdisziplinärer und theoretischer Ansätze wird anhand von Fallstudien deutlich, dass etablierte Praktiken und performative Akte des Umgangs mit dem menschlichen Körper hochkomplex sind und daher auch gemeinsam aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet werden sollten." Wenn Sie Interesse an einer Rezension haben, richten Sie bitte Ihre Anfrage mit einer kurzen Begründung, weshalb Sie dieses Werk besprechen wollen, an:
Alle Rezensionsangebote der "Archäologischen Informationen" mit weiteren Informationen zu Modalitäten und Ablauf: https://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/publikationen/AI/dguf-dok_arch-inf_rezensionsangebote.pdf
Nadia Balkowski, Kerstin P. Hofmann, Isabel A. Hohle und Almut Schülke (Hrsg.): Mensch – Körper – Tod. Der Umgang mit menschlichen Überresten im Neolithikum Mitteleuropas. 308 Seiten mit 49 Abb., September 2023. https://www.sidestone.com/books/mensch-koerper-tod
2 Tagungen und Veranstaltungen
2.1 Die Michelsberger Kultur im Rheinland – Ergebnisse aktueller Forschungen (Köln, 26.-27.10.)
Elf Vorträge und zwei Kurzvorträge stehen auf dem Programm dieser Veranstaltung. U. a. spricht Ralf Gleser zum Thema "Michelsberg - Bemerkungen zum Stand der Forschung aus überregionaler Perspektive", Silviane Scharl und Birgit Gehlen stellen die Ergebnisse neuer archäologischer und naturwissenschaftlicher Untersuchungen der Bischheimer Bestattungen aus Müddersheim vor, und Nadine Nolde thematisiert archäozoologische Untersuchungen zur Michelsberger Kultur. Die Tagung ist eine Kooperationsveranstaltung des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität zu Köln, des Römisch Germanischen Museum Köln und des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland. Sie findet in Präsenz im Römisch-Germanischen Museum, Belgisches Haus, Cäcilienstraße 46 in Köln statt, die Teilnahme ist kostenlos. Anmeldung bis zum 8.10. unter
https://ufg.phil-fak.uni-koeln.de/aktuelles/wissenschaftliche-tagungen
2.2 Erstes NFDI4Objects Community Meeting (Berlin, 16.-17.11.)
Die Veranstaltung will als Forum für alle dienen, die sich für Forschungsdatenmanagement (FDM) und NFDI4Objects interessieren. Die Veranstalter informieren über ihre konsortiale Arbeit, ebenso besteht die Möglichkeit für die Teilnehmenden, eigene Themen zu platzieren. Wer sich in Entscheidungsprozesse einbringen möchte, kann dies im Rahmen offener und partizipativer Veranstaltungen tun. NFDI4 Objects möchte insbesondere dem wissenschaftlichen "Nachwuchs" die Gelegenheit gegeben, aktuelle (Forschungs-)Probleme rund um Aufnahme, Bearbeitung, Analyse und Publikation von archäologischen Forschungsdaten vorzustellen und zu diskutieren.
Anmeldung und Programm: https://www.nfdi4objects.net/index.php/informieren/communtity-meeting-und-general-assembly
2.3 "Archäologie und Raum" (Genf, 13.-14.6.; CfP bis 15.10.)
An der Tagung des Netzwerks Archäologie Schweiz soll die Wechselwirkung zwischen dem Territorium, an welches Kulturgut gebunden ist, und der Archäologie näher beleuchtet werden. Wie arbeitet die Archäologie im bereits bebauten Raum? Was kann diese Disziplin zur Entwicklung der durch den Menschen gestalteten Umgebung beitragen? Welche Interaktionen gibt es zwischen Archäologie und Natur? Wie lassen sich die Potenziale der Archäologie mit der vom Bund 2020 verabschiedeten "Strategie Baukultur" in Einklang bringen? Diese Strategie hat sich zum Ziel gesetzt, alle Aspekte der gebauten Umwelt der Schweiz, auch des Kulturerbes und der Archäologie, in eine qualitätvolle Raumgestaltung einzubeziehen. "Doch", schreiben die Veranstalter, "noch bleibt dieser Begriff abstrakt und zu wenig verankert in archäologischen Fachkreisen und in der breiten Öffentlichkeit. Die Integration der Archäologie in Raumplanungsprozesse scheint daher vielversprechend". An der Tagung sollen daher die Beziehungen zwischen der Archäologie und ihrer räumlichen Umgebung aufgezeigt und Zukunftsvisionen diskutiert werden. Um Vortragsvorschläge bis 15.10. wird gebeten.
https://archaeologie-schweiz.ch/nas-tagung-2024-call-fuer-beitraege/
2.4 "Persisting With Change": EAA Annual Conference (Rom, 28.-31.8.; CfS bis 9.11.)
Das Motto der kommenden Jahrestagung der EAA "Persisting with Change" ist für die Veranstalter eine Aussage über die Verbindungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart: Das Fortbestehen der Überreste vergangener Tage in der Gegenwart gebe Anlass zum Nachdenken; Veränderung sei ein weiteres inhärentes Merkmal des Laufs der Zeit. Wie gehen Archäologen mit dem Dilemma Kontinuität/Aushalten/Beharren um? Das Programm besteht aus acht thematischen Einheiten: 1. The Material Record: Current Trends and Future Directions; 2. Archaeological Sciences, Humanities and the Digital era: Bridging the Gaps; 3. The Life of Archaeological Heritage in Society; 4. Persisting with Change: Theory and Archaeological Scrutiny; 5. All Roads Lead to Rome: Multiscalar Interactions
6. The Mediterranean from Within und 7. Archaeology of Sustainability through World Crises, Climate Change, Conflicts and War. Der Call for Sessions ist bis einschl. 9.11. geöffnet.
Call for Sessions: https://www.e-a-a.org/EAA2024/Programme.aspx?WebsiteKey=20b5538d-68f8-4056-9596-1ae1ce0ead47&hkey=fe6595a9-39e9-47f1-8159-520091f89dfa&Program=3#Program
2.5 "Museums as Social Institutions – Trust and Communities" (Mainz, 30.11.-1.12.)
The 3rd International Conference of the Leibniz Centre of Excellence Museum Education focuses on the perception of museums and trust in museums as a source of information, and on how to build relationships with diverse local communities and engage them in museum work to make museums more relevant to the broader public. According to the organizers, the sessions are designed to be exchange-oriented, with a brief theoretical and practical introduction in the form of a keynote and several short presentations followed by an opportunity to exchange ideas in a plenary discussion and a world café. The keynote and short presentations will be made available digitally.
https://leibniz-bim.de/en/conferences
3 Forschung
3.1 Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"
Kuhn, R., (2023). Rezension zu: Köhler, E. Chr. (2021). Helwan V. Excavations in Operation 4, Tombs 101-150. With contributions by A. M. A. Ali, H. Böhm, Fr. Junge, N. Kuch and Chr. Marshall. (Excavations at Helwan, 1). Rahden: Leidorf. - Archäologische Informationen 46, Early View, online publiziert 6. Okt. 2023.
Sánchez de Oro, P. (2023). Review of: Brughmans, T. & Peeples, M. A. (2023). Network Science in Archaeology. (Cambridge Manuals in Archaeology). Cambridge: Cambridge University Press. Archäologische Informationen 46, Early View, published online 4 Oct 2023.
https://www.dguf.de/early-views
3.2 Aktuelle Ausgrabungen und Forschung in den Medien
"Deutsch-ägyptische Mission entdeckt neue Reliefs im Esna Tempel" (Selket's Blog, 5.10.): https://blog.selket.de/aus-der-forschung/deutsch-aegyptische-mission-entdeckt-neue-reliefs-im-esna-tempel
"'Exceptional' 1,800-year-old sarcophagus unearthed in France held woman of 'special status'" (Live Science, 4.10.): https://www.livescience.com/archaeology/romans/exceptional-1800-year-old-sarcophagus-unearthed-in-france-held-woman-of-special-status
"5000 Jahre alte Weinkrüge im Grab der Meritneith in Abydos gefunden" (Selket's Blog, 1.10.): https://blog.selket.de/aus-der-archaeologie/5000-jahre-alte-weinkruege-im-grab-der-meritneith-in-abydos-gefunden
"New discoveries in Göbeklitepe and Karahantepe: A Human statue with a realistic facial expression found in Karahantepe" (Arkeonews, 30.9.): https://arkeonews.net/new-discoveries-in-gobeklitepe-and-karahantepe-a-human-sculpture-with-a-realistic-facial-expression-found-in-karahantepe/
Neolithikum: "Europe's oldest shoe found in Spanish bat cave" (BBC, 29.9.): https://www.bbc.com/news/world-europe-66956483
"Auf den Spuren des Sterbeorts Ottos des Großen. Aktuelle Ergebnisse der diesjährigen archäologischen Untersuchungen auf dem Gelände des Klosters Memleben" (Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt - Landesmuseum für Vorgeschichte, 28.9.): https://archlsa.de/oeffentlichkeitsarbeit/presseinformationen/2023/28923-memleben-kloster-und-pfalz.html
"Vom Singvogel bis zum Kranich – die jungsteinzeitliche Vogeljagd in Obermesopotamien" (Staatssammlung für Paläoanatomie München, 28.9.): https://snsb.de/jungsteinzeitliche-vogeljagd/
"Deutsch-ägyptisches Team findet Lagerräume in der Pyramide von Sahure" (Selket's Bog, 28.9.): https://blog.selket.de/aus-der-archaeologie/deutsch-aegyptisches-team-findet-lagerraeume-in-der-pyramide-von-sahure
"Wer knackt das Zinnrätsel der Bronzezeit? Herkunft der Zinnbarren aus dem berühmten Schiffswrack von Uluburun weiter ungeklärt – auch Minen im Erzgebirge oder Cornwall kommen in Frage" (Universität Tübingen, 25.9.): https://uni-tuebingen.de/universitaet/aktuelles-und-publikationen/pressemitteilungen/newsfullview-pressemitteilungen/article/wer-knackt-das-zinnraetsel-der-bronzezeit/
"Archäologin Julia Goldhammer. Was uns die Archäologie über die Menschheit verrät" (SWR1 Leute, 25.9.; Video; 35:30 Min.): https://www.ardmediathek.de/video/swr1-leute/archaeologin-julia-goldhammer-oder-was-uns-die-archaeologie-ueber-die-menschheit-verraet/swr/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzE5MjkyODM
"Neue indogermanische Sprache in der hethitischen Hauptstadt Boğazköy-Hattuša entdeckt" (DAI, 25.9.): https://idw-online.de/de/news821193
"Der Weg der Neandertaler nach Asien" (Neanderthal Museum, 25.9.): https://neanderthal-blog.de/2023/09/dfg-projekt-kultureller-und-biologischer-kontakt-der-homininen-waehrend-mis-4-2-an-der-palaearktischen-und-saharo-arabischen-kreuzung-nordrand-des-iranischen-plateaus/
Bayern: "Wüstung Seehausen: Karolingisches Areal mit großem Reihengräberfeld um 800 n. Chr. nahe des heutigen Duttenbrunn / Main-Spessart" (Retrospektiven, 29.9.): https://www.retrospektiven.at/bayern/seehausen-800-n-chr
"Pollen analysis suggests peopling of Siberia and Europe by modern humans occurred during a major Pleistocene warming spell" (University of Kansas, 22.9.) https://news.ku.edu/2023/09/22/pollen-analysis-suggests-peopling-siberia-and-europe-modern-humans-occurred-during-major
"'Oldest wooden structure' discovered on border of Zambia and Tanzania. Logs shaped with sharp tools on border of river predate rise of modern humans and may have formed walkway or platform" (The Guardian, 20.9.): https://www.theguardian.com/science/2023/sep/20/oldest-wooden-structure-discovered-on-border-of-zambia-and-tanzania
Italien: "Archäologische Grabung im antiken Fregellae rekonstruiert militärischen Überfall der Römer" (LEIZA, 19.9.): https://www.leiza.de/presse/details-pressmeldungen/archaeologische-grabung-im-antiken-fregellae-rekonstruiert-militaerischen-ueberfall-der-roemer
"Viking trade connections stretched over hundreds of kilometres to the Arctic, research shows" (University of York, 18.9.): https://www.york.ac.uk/news-and-events/news/2023/research/viking-trade-connections-stretched-to-the-arctic/
"Medieval Whaling May Have Sent Two Species To Extinction. Bone records indicate that medieval whalers may have wiped out two species from European waters" (IFL Science, 15.9.): https://www.iflscience.com/medieval-whaling-may-have-sent-two-species-to-extinction-70717
Lübeck: "Ca. 400 Jahre altes Hanseschiff in der Trave entdeckt – Bergungslogbuch" (Stadt Lübeck): https://www.luebeck.de/de/stadtleben/kultur/archaeologie-und-denkmalpflege/archaeologie/hanseschiff/bergungslogbuch/index.html
Hamburg: "Archäologen graben nach Resten der Bornplatzsynagoge" (NDR, 14.9.; Video, 2:41 Min.): https://www.ardmediathek.de/video/hamburg-journal/archaeologen-graben-nach-resten-der-bornplatzsynagoge/ndr/Y3JpZDovL25kci5kZS8yNzA2MmEyOC0yZTQ0LTRlN2ItODZmZi0wNTlmZGJmOWVjMWY
"Eine Tierfährte, diverse Informationen. Namibische Fährtenleser ermöglichen es, Forschern der FAU und Universität Köln Bilder von Tierfährten auf Felswänden zu analysieren" (FAU, 14.9.): https://www.fau.de/2023/09/news/wissenschaft/eine-tierfaehrte-diverse-informationen/
"Warum Archäologen ihre Funde wieder eingraben. Eine mittelalterliche Straße in Köln, ein Amphitheater in der Schweiz oder ein römisches Badehaus – immer wieder werden spektakuläre archäologische Funde wieder zugeschüttet. Wir erklären warum" (National Geographic, 14.9.): https://www.nationalgeographic.de/geschichte-und-kultur/2023/09/warum-archaeologen-funde-wieder-eingegraben-verfuellung
"Archäologen finden alte Siedlung auf Fläche von geplanter Intel-Fabrik. In Magdeburg soll bald eine große Chipfabrik entstehen. Nun entdeckten Archäologen auf der Fläche Spuren einer großen Siedlung, die bis zu 4500 Jahre alt ist" (Spiegel, 12.9.): https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/archaeologen-finden-alte-siedlung-auf-flaeche-von-geplanter-intel-fabrik-a-8341e29a-3f95-428a-a93d-9c38c967fbbf
"Ausgrabungen in einer 9.000 Jahre alten Fundstelle bei Dehlitz in Sachsen-Anhalt" (Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt - Landesmuseum für Vorgeschichte, 11.9.): https://idw-online.de/de/news820342
Cova Dones: "Archaeologists reveal largest palaeolithic cave art site in Eastern Iberia" (University of Southampton, 11.9.): https://www.southampton.ac.uk/news/2023/09/cave-art.page
"Small prey compelled prehistoric humans to produce appropriate hunting weapons and improve their cognitive abilities" (Phys.org 7.9.): https://phys.org/news/2023-09-small-prey-compelled-prehistoric-humans.html
Norwegen: "1500-year-old gold treasure discovered by metal detectorist. Nine gold pendants with rare horse symbols, ten gold beads, and three gold rings from the 6th century" (Science Norway, 7.9.): https://sciencenorway.no/archaeology-history/1500-year-old-gold-treasure-discovered-by-metal-detectorist-this-is-the-gold-find-of-the-century-in-norway/2247536
Kasachstan: "Bronze Age girl buried with more than 150 animal ankle bones, potentially to help her to the next world" (Live Science, 6.9.): https://www.livescience.com/archaeology/bronze-age-girl-buried-with-more-than-150-animal-ankle-bones-potentially-to-help-her-to-the-next-world
"The Egyptian Conceptualization of the Otherworld" (ASOR, 31.8.): https://www.asor.org/anetoday/2023/08/egyptian-conceptualization-otherworld
Dürrnberg bei Hallein: "Montanarchäologische Grabungen fördern über 2000 Jahre alten Kinderschuh zutage" (Deutsches Bergbau-Museum Bochum, 31.8.): https://www.bergbaumuseum.de/news-detailseite/montanarchaeologische-grabungen-foerdern-ueber-2000-jahre-alten-kinderschuh-zutage
Emilia Romagna: "'Extremely rare' Roman temple discovered on supermarket building site" (CNN, 30.8.): https://edition.cnn.com/style/ancient-roman-temple-sarsina-supermarket-scn/index.html
Hessen: "Neue Untersuchungen zum steinzeitlichen Großgrabhügel auf dem Kapellenberg bei Hofheim am Taunus" (LEIZA, 30.8.): https://www.leiza.de/presse/details-pressmeldungen/neue-untersuchungen-zum-steinzeitlichen-grossgrabhuegel-auf-dem-kapellenberg-bei-hofheim-am-taunus
Mesolithikum: "Stone age Dartmoor viewpoint uncovered by archaeologists" (The Guardian, 30.8.): https://www.theguardian.com/science/2023/aug/30/stone-age-dartmoor-viewpoint-uncovered-by-archaeologists
"Mit Sediment-DNA die Geschichte prähistorischer Siedlungen neu schreiben" (DAI-Newsblog, 29.8.): https://www.dainst.blog/crossing-borders/2023/08/29/mit-sediment-dna-die-geschichte-praehistorischer-siedlungen-neu-schreiben/
"Deformed skulls and ritual beheadings found at Maya pyramid in Mexico" (Live Science, 25.8.): https://www.livescience.com/archaeology/deformed-skulls-and-ritual-beheadings-found-at-maya-pyramid-in-mexico
"Warrior Grave in Bilsk (Herodotus’ Gelonus) – New Complex of the 'Scythian Invasion' Time in Central Europe" (DAI Newsblog, 24.8.): https://www.dainst.blog/ukrainian-archaeological-heritage/2023/08/24/dai4ukr-warrior-grave-in-bilsk-herodotus-gelonus-new-complex-of-the-scythian-invasion-time-in-central-europe/
Römische Steingebäude: "Archäologischer Jahrhundertfund im Chamer Äbnetwald entdeckt" (Kanton Zug, 22.8.): https://zg.ch/de/news/news~_2023_8_archaeologischer-jahrhundertfund-im-chamer-aebnetwald-entdeckt~
Paläolithikum: "Rare Stone Age discovery in mid-Norway" (Norwegian SciTech News, 22.8.): https://norwegianscitechnews.com/2023/08/rare-stone-age-discovery-in-mid-norway/
"Researchers extract ancient DNA from a 2,900-year-old clay brick, revealing a time capsule of plant life" (University of Oxford, 22.8.): https://www.eurekalert.org/news-releases/999132
"Atlatl weapon use by prehistoric females equalized the division of labor while hunting, experimental study shows" (Phys.org, 18.8.): https://phys.org/news/2023-08-atlatl-weapon-prehistoric-females-equalized.html
3.3 23.000 Jahre alte menschliche Fußspuren in New Mexiko, USA
Freigelegte alte Oberflächen im White Sands National Park, New Mexiko (USA), zeigen in mehreren Schichten menschliche Fußspuren, deren älteste Schicht nun anhand der Stratigraphie, von Pollenanalysen, OSL- und 14C-Datierungen als mindestens 23.000 Jahre alt erwiesen wurde. Die Spuren fallen damit zeitlich in das Kältemaximum der jüngsten Eiszeit. Sie sind somit älter als die konventionellen Annahmen zur Erstbesiedlung des amerikanischen Kontinents durch moderne Menschen, die vor ca. 16.000 Jahren stattgefunden haben soll. Die Fußspuren waren bereits 2021 publiziert worden, doch der nun im Oktober 2023 veröffentlichte Aufsatz erhärtet und konkretisiert die seinerzeit angezweifelte frühe Datierung.
Bennet, M. R., Bustos, D., Pigati, J. S. et al. (2023). Evidence of humans in North America during the Last Glacial Maximum. Sciene 373, no. 6562: https://www.science.org/doi/10.1126/science.abg7586
"North America’s Oldest Known Footprints Point to Earlier Human Arrival to the Continent" (Smithsonian Science Magazine, 5.10.): https://www.smithsonianmag.com/science-nature/oldest-fossil-human-footprints-in-north-america-are-23000-years-old-study-reaffirms-180983018/
"New Mexico footprints are oldest sign of humans in Americas, research shows" (The Guardian, 6.10.): https://www.theguardian.com/science/2023/oct/06/footprints-humans-americas-oldest-sign-new-mexico
"Scientists say they've confirmed fossilized human footprints found in New Mexico are between 21,000 and 23,000 years old" (CBS News, 6.10.): https://www.cbsnews.com/news/fossilized-footprints-first-humans-america-older-21000-to-23000-years-old/
3.4 Frankreich: Bisher unbekannte Abstammungslinie des Homo sapiens sapiens identifiziert?
Vor etwa 42.000 Jahren tauchten in Westeuropa anatomisch moderne Menschen auf – zum Nachteil der einheimischen Neandertaler-Gruppen. In dieser Zeit entstanden neue technokulturelle Komplexe wie das Châtelperronien, das sich von Nordspanien bis zum Pariser Becken erstreckt. Ein wichtiger Ort für die aktuelle Diskussion der biologischen Identität der Menschen, die dort ihre Spuren hinterließen, ist die Grotte du Renne (Arcy-sur-Cure, Dép. Yonne). Diese weithin bekannte, erstmals zwischen 1949 und 1963 vom Team von A. Leroi-Gourhan ausgegraben Fundstätte hat in ihren Châtelperronien-Schichten mehrere menschliche Überreste von Neandertalern hervorgebracht. Die jüngste Bestandsaufnahme der diesem Technokomplex zugeordneten paläoanthropologischen Sammlung ermöglichte die Identifizierung eines Darmbeins eines Neugeborenen (AR-63), dessen Morphologie einen Unterschied zwischen den Darmbeinen von Neandertalern und anatomisch modernen Neugeborenen aufweist. Ein Forscherteam verglich den Fund mit Hilfe geometrischer Morphometrie mit der von zwei Neandertalern und 32 rezenten, in der Perinatalperiode verstorbenen Menschen. AR-63 unterscheide sich deutlich von den Neandertalern, schreiben die Forschenden in der Publikation in "Scientific Reports". Sie vermuten, dass dies auf die Zugehörigkeit zu einer frühen Abstammungslinie des anatomisch modernen Menschen zurückzuführen ist, deren Morphologie sich geringfügig von der heutiger Menschen unterscheidet. Warum der Beckenknochen eines anatomisch modernen Menschen sich zwischen Neandertaler-Überresten befindet, wird von ihnen mit Hilfe von Hypothesen diskutiert. Ein zweiter, im August im Journal of Human Evolution erschienener Artikel diskutiert drei neu identifizierte menschliche Fossilien aus der Höhle: zwei Zähne und ein Teil eines Zungenbeins.
Gicqueau, A., Schuh, A., Henrion, J. et al. (2923). Anatomically modern human in the Châtelperronian hominin collection from the Grotte du Renne (Arcy-sur-Cure, Northeast France). Sci Rep 13, 12682 (2023). https://www.nature.com/articles/s41598-023-39767-2
Juliette Henrion, Jean-Jacques Hublin, Bruno Maureille: New Neanderthal remains from the Châtelperronian-attributed layer X of the Grotte du Renne (Arcy-sur-Cure, France). Journal of Human Evolution Vol. 181, August 2023, 103402. https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0047248423000817
"Anthropologists discovered a bone in the Grotte du Renne cave in France that could indicate the presence of a previously unknown lineage of Homo sapiens" (Arkeonews, 23.8.23): https://arkeonews.net/anthropologists-discovered-a-bone-in-the-grotte-du-renne-cave-in-france-that-could-indicate-the-presence-of-a-previously-unknown-lineage-of-homo-sapiens/
"A bone was found by anthropologists in the Grotte du Renne cave in France that might point to the existence of a previously undiscovered Homo sapiens lineage" (The Archaeologist, 11.8.23): https://www.thearchaeologist.org/blog/a-bone-was-found-by-anthropologists-in-the-grotte-du-renne-cave-in-france-that-might-point-to-the-existence-of-a-previously-undiscovered-homo-sapiens-lineage
"Sensationeller Fund: Forscher entdecken neuen Menschenstamm" (Focus, 23.8.23): https://www.focus.de/wissen/sensationeller-fund-forscher-entdecken-neuen-menschenstamm_id_202638777.html
4 Archäoinformatik
4.1 Chiquadrat-Test mit R
Der Vergleich von Häufigkeiten ist eine gängige Anforderung in der Archäologie. Ergänzend zu den üblichen Prozentzahlen samt visuellem Vergleich ist es geboten, Tabellen auch mit einem Chiquadrat-Test auf die Signifikanz von Unterschieden zu testen. Ende August hat Gianmarco Alberti das von ihm seit März 2022 entwickelte R-Paket "chisquare" geupdated und in einer umfassenden Dokumentation gut erläutert. Es führt nicht nur einen einfachen Chi-Quadrattest aus, sondern bietet weitere Kennzahlen und Prozeduren rund um die Analyse von Häufigkeiten in Tabellen an. Nützlich!
"chisquare: Chi-Square and G-Square Test of Independence, Residual Analysis, and Measures of Categorical Association" (CRAN, 31.8.2023): https://cran.r-project.org/web/packages/chisquare/index.html
Vignette mit ausführlicher Erläuterung: https://www.academia.edu/106888123/chisquare_R_package und https://www.researchgate.net/publication/374029647_chisquare_R_package
5 Kulturgutschutz
5.1 Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
"British Museum sucht Funde" (Archaeologik, 29.9.): https://archaeologik.blogspot.com/2023/09/british-museum-sucht-funde.html
"The Met Transfers Ownership of Two Ancient Stone Sculptures From 3,000 BCE Back to Yemen" (Art News, 21.9.): https://www.artnews.com/art-news/news/metropolitan-museum-art-transfers-ownership-ancient-stone-sculptures-repatriation-yemen-1234680108/
"Das Welterbe in der Ukraine" (Archaeologik, 11.9.): https://archaeologik.blogspot.com/2023/09/das-welterbe-in-der-ukraine.html
USA: "D.A. Bragg Announces Return of 12 Antiquities To The People of Lebanon" (Manhattan District Attorney's Office, 7.9.): https://manhattanda.org/d-a-bragg-announces-return-of-12-antiquities-to-the-people-of-lebanon/
"Erfolg für unkontaktierte Völker Ecuadors: Historisches Referendum verhindert Ölförderung" (Survival, 21.8.): https://survivalinternational.de/nachrichten/13728
5.2 Prozess um illegalen Handel mit antiken Silbertellern endet mit Freispruch
Am 19.9. entschied das Amtsgericht München über den Fall eines Mannes, der des illegalen Handels mit antiken Silbertellern beschuldigt wurde. Angeklagt war er wegen des Verstoßes gegen das Kulturgutschutzgesetz, welches unter anderem die illegale Aus- und Einfuhr von Kulturgütern aus und nach Deutschland unter Strafe stellt. Der Mann hatte im Frühjahr 2020 Teile zweier Silbergefäße aus dem 2.-4. Jhdt. in ein Auktionshaus bei München gebracht, um sie dort versteigern zu lassen. Diese Teilstücke wurden vermutlich bei einer Raubgrabung in der Ukraine entwendet. Die Staatsanwaltschaft warf ihm vor, die Stücke zwischen 2019 und 2020 illegal nach Deutschland eingeführt zu haben, konnte dies jedoch nicht eindeutig nachweisen. Der Mann wurde freigesprochen. Über die Entscheidung des Gerichts betreffs der Objekte ist öffentlich derzeit nichts bekannt. Der Fall kam ins Rollen, als ein ukrainischer Archäologe dem Außenministerium seines Landes mitteilte, dass zwei Gegenstände aus einer Raubgrabung bei einer Auktion angeboten würden. Weitere Informationen über die Provenienz und die Umstände finden sich in einer ausführlichen Beschreibung des Silberplatten-Viertels, veröffentlicht von Stefan Pfahl im Archäologischen Korrespondenzblatt.
Die Silberteller im Online-Katalog von Hermann Historica (S. 514-516, Nr. 637 & 638): https://www.hermann-historica.de/upload/82/A82kua/516/
Stefan F. Pfahl: Ein römisches Silberplatten-Viertel mit griechischen Inschriften aus dem Raum Ternopil / UA (Arch. Korrbl., Bd. 51 Nr. 2 (2021), S. 253-262): https://doi.org/10.11588/ak.2021.2.89287
5.3 UNESCO: Virtuelles Museum gestohlener Kulturgüter geplant
Die UNESCO hat angekündigt, in Zusammenarbeit mit INTERPOL ein virtuelles Museum gestohlener Kulturgüter einzurichten. Ziel des Vorhabens sei es, die Öffentlichkeit zu sensibilisieren für den großen Schaden, der weltweit durch Diebstahl und illegalen Kulturgütertransfer entsteht. Das Museum soll 2025 eröffnet werden. Grundlage ist die einschlägige Datenbank von INTERPOL, die derzeit mehr als 52.000 entsprechende Artefakte listet. Das Museum soll virtuelle Ausstellungsräume schaffen, die die Objekte - so möglich - in 3D-Aufnahmen zeigt und zu den Objekten auch einschlägige Informationen anbietet.
"Unesco planning virtual museum of stolen cultural artefacts" (The Guardian, 6.10.): https://www.theguardian.com/world/2023/oct/06/unesco-planning-virtual-museum-of-stolen-cultural-artefacts
5.4 DAI Kooperationspartner bei Errichtung eines digitalen Repositoriums für das kulturelle Erbe von Tuvalu
Das Deutsche Archäologische Institut (DAI) soll in Kooperation mit der Rising Nations Initiative ein Online-Repositorium und eine virtuelle, interaktive Plattform für kulturelles Erbe von Tuvalu errichten. Diese soll z. B. zeitgenössische Aufnahmen von kulturellen Praktiken enthalten und durch die Bevölkerung Tuvalus, der pazifischen Gemeinschaft aber auch von Forschenden und der globalen Öffentlichkeit nutzbar sein. Das DAI schreibt: "Tuvalu hat kein Nationalmuseum, und obwohl Anstrengungen unternommen werden, das kulturelle Erbe vor Ort zu bewahren, wird prognostiziert, dass der Klimawandel in absehbarer Zeit zur existenziellen Zerstörung des Landes führen wird." Der aus neun Inseln bestehende, zwischen Australien und Hawaii liegende Inselstaat will wenigstens in der digitalen Welt weiterbestehen und deshalb eine komplette digitale Kopie von sich erstellen, so seine Geschichte und Kultur bewahren. Tuvalu hat sich außerdem im vergangenen Jahr als "digitale Nation" gegründet, will als erster Staat ohne real existierendes Land weiter bestehen bleiben und souverän über die Grenzen des Inselreiches bestimmen können, ohne dass deren Landfläche noch als solche existiert. Das internationale Seerecht sieht einen solchen Fall bislang nicht vor (DGUF-Newsletter 5.12.2022 Punkt 6.3.).
"An online repositorium for the cultural heritage of Tuvalu" (DAI, 22.9.): https://www.dainst.org/presse/pressemitteilung/-/article-display/L11mBpjClzu5/4971543?p_r_p_redirectURL=https%3A%2F%2Fwww.dainst.org%2F-%2Fan-online-repositorium-for-the-cultural-heritage-of-tuvalu%3F
5.5 UNESCO: Neue Stätten des Kulturerbes
Im September gab die UNESCO neue Ernennungen zum Weltkulturerbe und Weltnaturerbe bekannt. Darunter sind die archäologische Stätte Koh Ker (Kambodscha), die bronzezeitlichen Rentiersteine der Mongolei, die Gaya-Tumuli von Korea, die ehem. Haupstadt Phrygiens, Gordion, in der Türke und das mittelalterlich-jüdische Erbe von Erfurt.
https://whc.unesco.org/en/newproperties/
5.6 Menschliche Fossilien zum PR-Stunt in der privaten Raumfahrt missbraucht
Fossilien des Australopithecus sediba und des Homo naledi wurden auf den dritten Touristenflug der privaten Firma Virgin Galactics in den suborbitalen Raum ca. 88 km über der Erdoberfläche befördert. Ob die Menschenreste den Flug unbeschadet überstanden haben, ist unbekannt. Der Anthropologe Lee Berger stellte die Fossilien zur Verfügung und findet sich mutmaßlich bis heute witzig mit seinem Schenkelklopfer, den er twitterte: "to go where no extinct hominins have gone before". Rainer Schreg berichtet, dass die South African Heritage Resources Agency (SAHRA) die Aktion genehmigt habe, da dies Werbung für die Wissenschaft und eine globale Anerkennung der Frühmenschenforschung in Südafrika darstelle. Okay, hat das all das irgendeinen inhaltlichen Sinn? Schreg hat sich auf die Suche gemacht und fand "eine symbolische Hommage an das menschliche Streben nach Weltraumerkundung" (Universität Johannesburg) sowie von Lee Berger die Erläuterung, dass es um eine Anerkennung für den Beitrag der Vorfahren der Menschheit gehe. Schreg hält nach Sichtung weiteren Schwadronierens fest: "Es ging nicht um irgendwelche spacigen Fragestellungen und Experimente, sondern tatsächlich nur um die PR. Vielmehr ist geplant, dass die Fossilien zusammen mit Erinnerungsstücken aus dem Flug in Museen und anderen Institutionen in Afrika und auf der ganzen Welt nach ihrer Rückkehr nach Südafrika ausgestellt werden." Lieber Lee Berger, da sagen wir nur: "Brain, the final frontier …"
"Australopithecus und homo naledi kommen aus dem Weltall (fast...)" (Archaeologik, 13.9.): https://archaeologik.blogspot.com/2023/09/australopithecus-und-homo-naledi-kommen.html
"Frühmenschen im All" (Archaeologik, 17.9.): https://archaeologik.blogspot.com/2023/09/fruhmenschen-im-all.html
6 Beruf Archäologie
6.1 Wir sind keine Archäologie-Familie! Die Konstruktion von Zusammengehörigkeitsgefühl als taktisches Instrument
Immer wieder sprechen wir Archäologen davon, uns quasi als Familie zu fühlen, alle leidenschaftlich einer gemeinsamen Thematik verbunden. Eine Familie natürlich, die "zusammenhalten" muss, wenn für ein Projekt gerade mal keine Mittel da sind. Wenn z. B. viele Grabungsfirmen derzeit leider nicht angemessen bezahlen "können". Oder wenn - "Papa" hat ja alles versucht! - ein "wegweisendes Stipendium" sich als 400 Euro/Monat für 50 Wochenstunden Arbeit entpuppt. Sich als Familie wahrzunehmen, schafft ein falsches Bild von Bedingungslosigkeit, schreibt die Zeitschrift "Neue Narrative", ein angesehenes Magazin für Neue Arbeit. Ein Team (wir ergänzen: eine Firma, ein Berufsfeld) sei aus mehreren Gründen keine Familie, z. B. weil "du als Teil einer Familie nichts leisten musst, um dazuzugehören." Fallen uns in unserer Arbeitsrealität wirklich primär Familien-Begriffe ein wie "Unterstützung, Akzeptanz, Geborgenheit"? Wenn wir in einem Arbeitsverhältnis nicht die gewünschte Leistung erbringen, unvereinbare Vorstellungen über Strukturen haben oder es die finanzielle Lage erfordert, können wir entlassen werden. Wir sind Teil eines Tauschgeschäfts. Der lesenswerte Beitrag geht auf sechs Gründe ein, warum trotz beruflicher und freundschaftlicher Verbundenheiten "im Fach" die Familienmetapher völlig unangebracht ist, sie vielmehr dafür instrumentalisiert werden kann, gebotene Kritik an den Verhältnissen zu unterbinden und Menschen weit über ihre Grenzen zu belasten.
"Dein Team ist nicht deine Familie!" (Neue Narrative, August 2023): https://www.neuenarrative.de/magazin/warum-teams-sich-nicht-als-familie-bezeichnen-sollten
6.2 Hessen: Verstoß gegen Arbeitszeitgesetz und Grabungsrichtlinien?
In der Gemeinde Ebsdorfergrund (Kr. Marburg-Biedenkopf) fand im Ortsteil Heskem-Mölln anlässlich der Erschließung eines "interkommunalen Gewerbegebietes" eine archäologische Ausgrabung statt. "Hessenschau" berichtet über die zweijährige Kampagne: Man habe u. a. ein reiches Männergrab des 6. Jahrhunderts n. Chr. gefunden und ein ca. 1,5 Hektar großes Erdwerk der Michelsberger Kultur. So weit, so gewöhnlich. Angesichts des im hessischen Denkmalschutzgesetz verankerten Verursacherprinzips überrascht lediglich, dass die von der Fachfirma Wissenschaftliche Baugrund-Archäologie (WiBA) GmbH ausgeführte Grabung mit 1,7 Mio. Euro Landesmitteln bezuschusst wurde – laut Pressemeldung des Landesamts "damit sich die [infolge der überraschend umfangreichen Befunde] notwendigen zusätzlichen Ausgrabungen nicht zum Nachteil des Gewerbegebietes entwickelten". Im Video der Hessenschau äußert sich Anna-Marie Dürr B.A. von der WiBA GmbH zur Ausgrabung. Die vermutlich erfahrene Kollegin wird im Video wie auch im Beitragstext der Hessenschau als "Grabungsleiterin" bezeichnet, ebenso in der Pressemeldung der Landesarchäologie Hessen. Nach Information der WiBA Gmbh hat sie einen BA-Abschluss. Das ist, sofern die von der Landesarchäologie und der WiBA kommunizierten Informationen richtig sind, ein Verstoß gegen die hessischen Grabungsrichtlinien, denn diese fordern in II (4) "Die wissenschaftliche Grabungsleitung kann nur eine Person wahrnehmen, die über einen fachspezifischen Hochschulabschluss in Vor- und Frühgeschichte, provinzialrömischer bzw. klassischer Archäologie oder Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit (Promotion, M.A., Master, Dipl. Arch.) und über mehrmonatige Grabungserfahrung möglichst in leitender Position verfügt." Im Video berichtet Anna-Marie Dürr davon, wie eine scheinbare Routineuntersuchung überraschend spannend wurde: "Als uns klar geworden ist, was wir hier haben, herrschten auf der Grabung und in einem selbst natürlich Ausnahmezustand", erzählt Dürr. "Es wuchs hier eine Zeltstadt. Wir waren morgens um sechs auf der Fläche und sind um 21 Uhr, 22 Uhr gegangen, wenn das Licht weg war." Auch Nachtwachen habe es gegeben. Als Archäologen kennen wir solche überraschenden Entdeckungen und teilen die Begeisterung der Ausgräberin! Aber 15, 16 Stunden Arbeitszeit, und das anscheinend wiederholt? Das wäre ein klarer Verstoß gegen das Arbeitszeitgesetz, das in § 3 eine tägliche Höchstarbeitszeit von - als Ausnahme - maximal 10 Stunden festlegt und in § 5 eine Mindestruhezeit zwischen den Arbeitseinsätzen von mindestens 11 Stunden. Doch möglicherweise arbeitete man ja von 6 bis 21/22 Uhr nacheinander in zwei Schichten, was die Grabungsleiterin vielleicht zu erwähnen vergaß. Zwei Schichten mit entsprechenden Pausen wären gänzlich legitim.
"Grabungen in Ebsdorfergrund: Archäologen entdecken riesige Anlage" (hessenschau, 6.9.): https://www.hessenschau.de/kultur/grabungen-in-ebsdorfergrund-archaeologen-entdecken-riesige-anlage-v2,grabungen-heskem-100.html
WiBA GmbH, "unser Team": https://www.wiba-hessen.de/unser-team [9.9.2023]
Grabungsrichtlinien der hessenArchäologie: https://denkmal.hessen.de/sites/denkmal.hessen.de/files/2022-11/2020_richtlinien_archaeologie_0_0.pdf - Fassung vom 1.2.2020 [9.9.2023].
Arbeitszeitgesetz: https://www.gesetze-im-internet.de/arbzg/BJNR117100994.html
"Mittelalterliche Eliten im Gewerbegebiet" (Landesamt für Denkmalpflege Hessen, 8.9.): https://denkmal.hessen.de/presse/mittelalterliche-eliten-im-gewerbegebiet
6.3 Katharina: Einblick ins Studium der Klassischen Archäologie
Katharina studiert am Institut für Klassische Archäologie der Uni München im Bachelor. In einem gut 13-minütigen Beitrag stellt ARD Alpha den Studiengang aus der Perspektive der Studentin vor, begleitet sie bei einem Referat, zu einer Präsentation und lässt sie von einer Exkursion sowie der Ausgrabung eines provinzialrömischen Befundes bei Kempten erzählen. Berufsperspektiven werden zwar kurz und schlagwortartig angerissen, aber der Beitrag taugt vor allem als subjektiver Einblick in den Studienalltag der Klassischen Archäologie.
Archäologie studieren: so ist es wirklich (ARD Alpha, 6.9.; Video, 13:16 Min.): https://www.ardmediathek.de/video/ard-alpha-uni/archaeologie-studieren/ard-alpha/Y3JpZDovL2JyLmRlL3ZpZGVvLzU4ZmY5OTg2LWM3Y2UtNGZhNy1iN2YxLTAzYjAxNWY0OGI4OA
6.4 Elena: Vom Berufsalltag einer Archäologin bei einer Grabungsfirma
Elena arbeitet als Grabungsleiterin beim Büro für Archäologie Neupert, Kozik & Simm in München. ARD Alpha begleitet die Archäologin zu einer Verursachergrabung nach Mauern bei Freising. Elli koordiniert dort ein internationales Team von 23 Personen. Im Beitrag erzählt Elli, welche Erfahrungen aus dem Studium für ihre heutige Arbeit wichtig sind, wofür genau sie im Beruf verantwortlich ist, wie sich ihr Arbeitsalltag gestaltet.
"Archäologie: Ich entecke ein altes Grab!" (ARD Alpha, 13.9.; Video, 11:20 Min.): https://www.ardmediathek.de/video/ard-alpha-uni/archaeologin/ard-alpha/Y3JpZDovL2JyLmRlL3ZpZGVvLzgwNzg1ZTg4LTZjNWItNDI0Zi05MGEyLWQzMDE5ZjRlZTNhZg
7 Berufsverband
7.1 CIfA Deutschland verabschiedet Lohnuntergrenzen für 2024
Am 9.9. fand die Mitgliederversammlung von CIfA Deutschland statt. Dabei hat die Mitgliederversammlung u. a. die neuen Lohnuntergrenzen verabschiedet, die ab 1.1.2024 gelten. Die Lohnuntergrenzen steigen um ca. 5,5 - 6 Prozent, zudem wird der Mindesturlaub vom zuvor geltenden gesetzlichen Minimum von 20 Tagen auf 25 Tage hochgesetzt. Die neuen Lohnuntergrenzen waren zuvor vom AK Arbeitnehmer:innen und dem AK Archäologiefirmen ausgehandelt worden und wurden als gemeinsames Papier der MV vorgelegt.
"Empfehlungen zu Lohnuntergrenzen für die privatwirtschaftliche Archäologie in Deutschland (2024)" (CIfA Deutschland, 9.9.): https://cifa-deutschland.de/fachpolitik/lohnuntergrenzen-2024
Für Arbeitnehmer:innen: Unterstützungserklärung für die Lohnuntergrenzen (CIfA Deutschland, AK Arbeitnehmer:innen): https://s2survey.net/Lohnuntergrenzen/
8 Ausstellungen und Museen
8.1 Aktuelles rund um Museen in den Medien
"Fehlbestände im British Museum: Ein gigantischer Museumsraub - oder viele kleine museale Alltagsprobleme?" (Archaeologik, 31.8.): https://archaeologik.blogspot.com/2023/08/fehlbestande-im-british-museum-ein.html
8.2 Leitfaden für kleine Museen, um erfolgreiche Spendenaktionen auf die Beine zu stellen
Für kleine Museen scheint Spendenakquise oft unmöglich. Dies liegt in der Regel daran, dass allein die tägliche Aufrechterhaltung des Museums die gesamte verfügbare Zeit, Energie und Ressourcen in Anspruch nimmt. Museumsmitarbeiter haben vielleicht einige fantastische Ideen für die Entwicklung oder Förderung ihres Museums, sind aber ständig wegen fehlender Mittel frustriert. Wie kann ein kleines Museum im Wettbewerb mit viel größeren Organisationen erfolgreich Gelder aus öffentlichen Quellen beschaffen? Miriam Bibby, die lange in britischen Museen gearbeitet hat, versammelt in ihrem Text einige hilfreiche Hinweise, auch wenn einzelne Punkte spezifisch für die britische Finanzierungs-Landschaft sind.
"Small Museums Guide to Successful Fundraising Campaigns" (Museum Next, 20.6.): https://www.museumnext.com/article/small-museums-guide-to-successful-fundraising-campaigns/
8.3 Deutscher Museumsbund: "Instrument zur qualitätvollen Weiterentwicklung" von Museen
Als ein praktisches Instrument will der Mitte September erschienene Leitfaden des Deutschen Museumsbunds Museen bei ihren Entwicklungsprozessen systematisch unterstützen. Beispielsweise gibt der Leitfaden Impulse, Informationen und Checklisten zur (Selbst-) Evaluation und Weiterentwicklung der Museen. Das Papier versteht sich als Angebot und Empfehlung, die ergänzend zur ICOM-Museumsdefinition genutzt wird.
"Leitfaden. Standards für Museen" (Deutscher Museumsbund, 11.9.): https://www.museumsbund.de/leitfaden-standards/
9 Und sonst …
9.1 "Vertane Chance": Ulrike Rambuscheck über Marylène Patou-Mathis' Buch "Weibliche Unsichtbarkeit"
Die französische Ur- und Frühgeschichtlerin Marylène Patou-Mathis will mit ihrem im Oktober 2021 auf Deutsch erschienen Buch "Weibliche Unsichtbarkeit. Wie alles begann" den prähistorischen Frauen den ihnen gebührenden Platz in der Geschichte einräumen. Ulrike Rambuscheck skizziert in ihrer Rezension auf FemArc den Aufbau des Buchs und bedauert u. a. das Fehlen von Abbildungen sowie eines Roten Fadens und irreführende Überschriften. Für sie stellt sich besonders die Frage, für wen es geschrieben ist. Für ein breiteres Publikum werde das Material nicht angemessen präsentiert, für ein Fachpublikum sei der Inhalt ein großes Durcheinander. Patou-Mathis habe eine Chance vertan, die archäologische Geschlechterforschung einem größeren Publikum vorzustellen und ein Fachpublikum mit den neuesten Erkenntnissen bekannt zu machen.
Rezension von Ulrike Rambuscheck (FemArc, 28.8.): https://www.femarc.de/blog/337-rez-weibliche-unsichtbarkeit-wie-alles-begann.html
Marylène Patou-Mathis, Weibliche Unsichtbarkeit. Wie alles begann. Aus dem Französischen von Stephanie Singh. Hanser Verlag, München 2021. https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/weibliche-unsichtbarkeit/978-3-446-27100-5/
9.2 So legt man seinen X-/Twitter-Account still. Und: Ist BlueSky nach den zerschlagenen Mastodon-Hoffnungen eine Alternative?
André Vatter schreibt im Titel seiner Anleitung zwar 'löschen", der Gründer und Head of Social Media des Leibniz-Informationszentrums Wirtschaft begründet am Ende seines Texts aber, warum ein Stilllegen sinnvoller ist als eine Löschung. Zu allen Überlegungen, X/Twitter derzeit zu verlassen, bietet Vatter einen weiteren lesenswerten Text an. Nachdem Mastodon sich nicht als taugliche und sichere Option herausstellte: taugt BlueSky als Alternative? Und wie muss eine solche beschaffen sein?
"Wie man seinen Twitter-Account löscht – und zwar richtig" (Avatter, 16.12.2022): https://www.avatter.de/wordpress/2022/12/wie-man-seinen-twitter-account-loescht-und-zwar-richtig/
"Flucht von Twitter ('X'): Der Himmel ist nicht die Lösung " (Avatter, 3.10.): https://www.avatter.de/wordpress/2023/10/flucht-von-twitter-x-der-himmel-ist-nicht-die-loesung/
9.3 Archaeo-Dogs: Hunde erschnüffeln menschliche Knochen
Der in Bayern ansässige Verein "Archaeo-Dogs" trainiert seit 2014 Hunde auf den Geruch menschlicher Knochen. "Die Hunde riechen die Ausscheidung der Bakterien an den Knochen", erklärt der Archäologe Dietmar-H. Kroepel. Nicht nur die Kripo bucht die – übrigens ehrenamtlichen - Dienste des Vereins, sondern auch bei archäologischen Begehungen sind die Archae-Dogs gefragt. Ein lesenswerter Beitrag der "Tagesschau" erklärt die Ausbildung und das Trainingskonzept des Vereins.
"Hunde als Knochenjäger" (Tagesschau, 26.9.): https://www.tagesschau.de/wissen/forschung/archaeologie-hunde-100.html
9.4 "Druck machen!" - ein erfolgreicher Aktivist blickt zurück
Jürgen Resch, geb. 1960 in Plochingen, ist seit 1988 hauptberuflich Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe e. V. (DUH) - einer im Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz engagierten NGO mit heute ca. 475 stimmberechtigten Mitgliedern, mehr als 12.000 Fördermitgliedern, ca. 14 Mio. Euro Jahresumsatz und 100 hauptamtlichen Mitarbeitenden. Sein im August erschienenes Buch hat autobiographische Züge, ist aber keine Autobiographie, eher eine Art Zwischenbilanz aus zahlreichen Kampagnen, mit der Resch Erfahrungen mitteilen möchte. Sein Buch schildert mehrere Kampagnen der DUH, beginnend mit der gegen das Mäusegift Endrin Anfang der 1980er-Jahre, endend mit den Aktivitäten der DUH im Kontext Dieselgate. Resch gehört zu denen, die Dosenpfand erzwungen haben und Rußfilter für Dieselfahrzeuge durchsetzten. Aus diesen Erfahrungen heraus entwickelt Resch einen skeptischen Blick auf die Politik in Deutschland: Sie sei zu eng verwoben mit der Wirtschaft und den großen Industrie-Unternehmen, werde zu oft zu sehr von deren erfolgreicher Lobbyarbeit gesteuert oder zumindest wirksam eingeschüchtert. Seines Erachtens braucht es eine starke Zivilgesellschaft, die sich Fehlentwicklungen entgegenstellt. Mehrfach im Buch wiederholt er das Motto "Druck machen!". Dafür brauche es s. E. gute Gründe, klare Ziele, eine fachlich-wissenschaftliche Fundierung, den Willen, sich durchzusetzen, und viel Mut und Durchhaltevermögen. Denn die Widerstände seien beträchtlich, ggf. werde mit aller Kraft gegen Verein wie Personen vorgegangen. Neben den üblichen Kampagneninstrumenten einer NGO arbeitet die DUH vor allem mit rechtlichen Mitteln und hat ihre Kampagnen häufig per Klage vor Gericht zum Erfolg geführt. Klagen nötigenfalls durch alle Instanzen bis zum Europäischen Gerichtshof. Denn Politik reagiere nur auf Druck. Die Begriffe Kulturgutschutz oder Archäologie fallen in diesem Buch nicht, und dennoch ist es lesenswert für Archäologen und Kulturgutschützerinnen. Desillusionierend auch, weil deutlich wird, dass ein Vertrauen darauf, dass "alle in einem Boot sitzen", man doch zusammenhalte, Vernunft und Augenmaß geboten und folglich gesittetes Protestieren hinreichend sei, stets die Interessen der Mächtigen stützt, nicht aber der Sache hilft, für die man eintritt. An vielen Beispielen macht Resch deutlich, dass Hinterzimmerpolitik stets die Mächtigen stütze. Die DUH verdankt, so Resch, ihre Erfolge zum Nutzen von Umwelt und Verbrauchern vor allem ihrer Unabhängigkeit, ihrer Konfliktbereitschaft, breiter öffentlicher Unterstützung und guten Juristen.
Jürgen Resch (2023): "Druck machen! Wie Politik und Wirtschaft wissentlich Umwelt und Klima schädigen und was wir wirksam dagegen tun können." München: Ludwig Verlag. https://www.penguin.de/Buch/Druck-machen/Juergen-Resch/Ludwig/e612158.rhd
"Das Politische Buch: Der sich mit der Industrie anlegt" (SZ, 7.10.): https://www.sueddeutsche.de/politik/deutsche-umwelthilfe-juergen-resch-druck-machen-dieselfahrverbot-dosenpfand-rezension-1.6277230
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