Archäologische Quellen 1
Als wissenschaftliche Grabungsleiterin dieses Projekts veröffentlicht Melanie Eigen hier die Grabungsdokumentation einer Untersuchung der Firma ArchBau, die von Juni bis Dezember 2015 in Tönisvorst-Vorst (Kreis Viersen, Nordrhein-Westfalen) stattfand. Dort wurde etwa 550 m westlich des bekannten römischen Gräberfelds "An Hinkes Weißhof" eine Fläche von etwa 5 ha im Bereich des geplanten Neubaugebiets südlich des Heckerwegs archäologisch untersucht. Der Band stellt die ersten Ergebnisse dieser Untersuchung vor.
Im Rahmen der Ausgrabung wurden vor allem Reste einer eisenzeitlichen und einer römischen Siedlung aufgedeckt, die sich anhand von Gruben, Brunnen und Pfostengruben nachweisen ließen. Die eisenzeitliche Siedlung bestand aus den für diese Zeit typischen, locker über das Areal verteilten Hofgruppen, die in der Regel aus mehreren Gebäuden mit dazugehörigen Siedlungs- bzw. Abfallgruben und teilweise auch eigenem Brunnen bestanden. Der Siedlung war darüber hinaus ein eigener Bestattungsplatz angegliedert.
Nachweislich bestand diese Siedlung Tönisvorst-Vorst seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. Das zeitliche Ende der eisenzeitlichen Besiedlung - wohl im Laufe des 1. Jh. v. Chr., kann noch nicht exakt angegeben werden, doch eine Diskontinuität zur römischen Besiedlung ist sehr wahrscheinlich.
Von der römischen Siedlung konnte der südöstliche Randbereich in der nördlichen Hälfte der Untersuchungsfläche aufgedeckt werden. Neben Pfostengruben von Gebäuden unterschiedlicher Funktion konnten ebenfalls Siedlungs- bzw. Abfallgruben und Brunnen nachgewiesen werden. Darüber hinaus gelang der Nachweis eines Werkplatzes für die Eisenverarbeitung sowie einer Viehtränke oder -schwemme, die als Indiz für bäuerliche Viehhaltung angesehen werden darf. Das römische Fundmaterial, welches im Wesentlichen aus Keramikfragmenten bestand, weist deutliche Parallelen zum Fundmaterial aus den Gräbern des römischen Friedhofs "An Hinkes Weißhof" auf, so dass davon auszugehen ist, dass beide zusammengehörten. Die römische Besiedlung setzt zu Beginn des 1. Jahrhunderts n. Chr. ein, sie bestand bis weit ins 3. Jh. n. Chr.
Der vorliegende Band spiegelt den Kenntnisstand Mitte 2017 wider. Er enthält keine vertiefende wissenschaftliche Auswertung, insbesondere keine umfassende Aufarbeitung des Fundmaterials, da finanzielle Mittel für eine solche Auswertung nicht vorhanden waren. Statt die Dokumentation nun wie üblich ausschließlich dem zuständigen staatlichen Archiv zu übergeben, wird sie mit dieser Publikation samt einer sehr knappen Analyse öffentlich zugänglich gemacht. So können Fachkolleginnen und -kollegen, die an verwandten Themen forschen, sich leicht und schnell informieren, was in Tönisvorst-Vorst ergraben wurde, mit den Ergebnissen weiterarbeiten und über die Fundstelle forschen. Bürgerinnen und Bürger aus der Region können sich mittels des vorliegenden Bandes über die Geschichte ihrer Heimatregion informieren. Das Buch ist gedruckt und auch im Open Access zugänglich.
Die Autorin
Melanie A. Eigen M. A. (Jahrgang 1976) studierte Archäologie in Köln und Bonn. Sie verfügt über langjährige Erfahrung in der Firmenarchäologie und leitete zahlreiche Verursachergrabungen unterschiedlicher Zeitstellungen. Derzeit bekleidet sie die Position der wissenschaftlichen Niederlassungsleitung bei der Firma ArchBau. Im Sommer 2015 legte Melanie Eigen die lange gesuchte, römische Siedlung von Tönisvorst-Vorst im Kreis Viersen frei.
Der Band
Kerpen-Loogh 2017. 87 Seiten (inkl. 91, meist farbigen Abb. u. 2 Beilagen). Verlag Deutsche Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte (DGUF). ISBN 978‐3‐945663‐10‐3. Softcover. 29,80 Euro, für DGUF-Mitglieder 19,90 Euro. Preise zzgl. Porto und Verpackung.
Online‐Ausgabe (Open Access): ISBN-PDF: 978-3-946654-68-1, DOI: 10.11588/propylaeum.276.362, urn:nbn:de:bsz:16-propylaeum-ebook-276-9
Online‐Ausgabe (Open Access): ISBN-PDF: 978-3-946654-68-1, DOI: 10.11588/propylaeum.276.362, urn:nbn:de:bsz:16-propylaeum-ebook-276-9
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