Archäologische Berichte 33
Die ehemalige Pfarrkirche St. Georg in Burladingen auf der Zollernalb (Baden-Württemberg) ist in ihrem heutigen Erscheinungsbild ein Bau des Spätbarock. Die im Jahr 1982 vorgenommenen archäologischen Untersuchungen wiesen jedoch eine Reihe von Vorgängerbauten nach, der älteste aus dem 8. Jahrhundert. Die detaillierte Auswertung der Grabung zeigt das für die Schwäbische Alb typische Bild einer ländlichen Kirche. Dem einfachen frühmittelalterlichen Kirchenbau, der seinerseits auf einem bereits bestehenden Friedhof errichtet wurde, folgen mehrere hoch- und spätmittelalterliche Bauphasen, bevor in der frühen Neuzeit ein grundlegender Neubau zum heutigen Aussehen führte. Die für eine Kirchengrabung ungewöhnlich hohe Anzahl von Funden – insbes. Keramik – bietet eine willkommen Ergänzung des bisher für diesen Raum eher spärlich bekannten Materials. Die Monografie ist eine Fallstudie, die den vom selben Autor erarbeiteten und 2019 publizierten Überblick über die Entwicklung der Dorfkirchen im ehem. Bistum Konstanz (Arch. Ber. 32) ergänzt.
Die Ausgrabung in der ehemaligen Pfarrkirche St. Georg zu Burladingen 1982 veranschaulicht die baulichen Veränderungen einer ländlichen Kirche in vier Hauptbauperioden (Ia bis IV) vom Erstbau auf diesem Gelände bis zum heutigen Kirchengebäude, eine Nutzungs- und Platzkontinuität. Die untersuchte Kirche liegt auf einem bereits vor dem ersten Kirchenbau genutzten kleinen Friedhof (Periode I), der sich in der Folge zum Standort der Kirche und zum Gemeindefriedhof von Burladingen entwickelte und erst in der Neuzeit durch einen anderen Kirchenbau am Rand von Burladingen ersetzt wurde, ebenso wie der Friedhof. Ob am Beginn dieser Bauabfolge auch eine Holzkirche in Zusammenhang mit dem kleinen Friedhof vor dem ersten Steinbau anzunehmen ist, ließ sich aus den Grabungsunterlagen aufgrund der wenigen nachgewiesenen Pfostengruben und ihrer Lage nicht eindeutig bestimmen.
r Ausschmückung der Kirchen der einzelnen Perioden. Die Kirche zeigt heute die altartypische Ausstattung einer katholischen Dorfkirche mit Hauptaltar im erhöhten Chor und zwei Nebenaltären am Ostende des Kirchenschiffs neben dem Triumphbogen.
Im 15. Jahrhundert erfolgte der Bau eines zuerst freistehenden, dann angeschlossenen Westturms. In der spätbarocken Bauphase wird die Kirche letztmalig, nun in die jetzige Form, einschließlich des Chors, umfassend verändert. Es entsteht wiederum eine stark vergrößerte Saalkirche mit gestelztem Rundchor und weiteren Anbauten im Bereich des Chors – unter Nutzung des Turms und eines Teils der Nordwand vom Vorgängerbau, wie sie sich in der Grundkonzeption bis heute darstellt. Die nachfolgenden Umbauten betrafen dann das Kircheninnere, besonders den Emporenbereich, um der wachsenden Bevölkerung Platz zu bieten. Farbliche Putzreste zeugen von deIm 20. Jahrhundert gingen die Pfarrechte an einen Neubau über, die Kirche St. Fidelis neben dem neuen Friedhof im Norden von Burladingen, ein dreischiffiges Gebäude. Heute wird St. Georg weiterhin als Kirche sowie für kulturelle Veranstaltungen genutzt.
Der Autor
Der Band
Kerpen-Loogh 2020. 325 Seiten (inkl. 4 Tabellen, 62 Abb. u. 42 Taf.). Verlag Deutsche Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte (DGUF).
E-Book im kostenlosen Open Access: ISBN 978-3-948465-44-5.
DOI: https://doi.org/10.11588/propylaeum.653, urn:nbn:de:bsz:16-propylaeum-ebook-653-1
Gedruckte Ausgabe: ISBN 978-3-945663-07-3. Softcover. 59,00 Euro, für DGUF-Mitglieder 38,00 Euro. Preise zzgl. Porto und Verpackung.
CC BY 4.0
Bestellung
DGUF-Verlag
z. Hd. Dr. Werner Schön
An der Lay 4
D-54 573 Kerpen-Loogh
Telefon: 06593 / 9896-42
Telefax: 06593 / 9896-43