DGUF Newsletter Nr. 109
vom 13. Mai 2022
Inhalt
1.1 DGUF-Wahlprüfsteine zur Landtagswahl in NRW: sehr klare Resultate
1.2 Wir laden alle Studierenden ein, jetzt für 5 Euro Jahresbeitrag DGUF-Mitglied zu werden!
1.4 Das Programm der gemeinsamen Tagung von DGUF und NFDI4Objects steht (Frankfurt /M. 16.6.)
2 Tagungen und Veranstaltungen
2.1 7th Conference of the Johanna-Mestorf-Academy (Kiel, 13.-17.3.2023; CfS bis 30.6.)
2.3 "Artefacta Film und Medienfestival" (Düsseldorf, 19.-21.5.)
2.4 "Kontinuitäten? 'Museumspflege' im Nationalsozialismus" (Lindlar, 19.-20.5.)
2.5 "Revolutions" – TAG 43 (Edinburgh, 15.-17.12.)
3.1 Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"
3.2 Aktuelle Ausgrabungen und Forschung in den Medien
3.3 Midyat (Türkei): Unterirdische Stadt enormen Ausmaßes entdeckt
4.1 Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
4.2 Raubgräber plündern im Oppidum Manching
4.4 Gibt es ein "System Zollfreilager"?
5.1 Volontariat 2021: im Großen und Ganzen läuft's gut
5.2 Orientierungswissen für heute: Lohnt sich das Studium der Archäologie
5.3 Nicole Boivin als Direktorin des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte abgesetzt
6 Bürger und Archäologie & Citizen Science
6.1 "Weißbuch Citizen-Science-Strategie 2030"erschienen
7.2 Neue Judikatur zur Grabungs- und Metallsuchgenehmigungspflicht in Österreich. Von Raimund Karl
1 DGUF-Nachrichten
1.1 DGUF-Wahlprüfsteine zur Landtagswahl in NRW: sehr klare Resultate
Am Sonntag, 15.5. sind Landtagswahlen in NRW. Die DGUF hatte die wahlrelevanten Parteien im Februar nach ihren Positionen zu acht wichtigen Fragen des Denkmalschutzes und der Archäologie in NRW befragt. Zur Erinnerung: am 18.3. haben CDU und FDP mit ihrer 1-Stimmen-Mehrheit (in der letzten Parlamentssitzung der aktuellen Legislaturperiode) die umstrittene Novellierung des Denkmalschutzgesetzes (DSchG) verabschiedet - die DGUF-Wahlprüfsteine trafen also mitten in die laufende Debatte zum neuen DSchG. Entsprechend informiert, klar und bewusst sind / könnten sein die Antworten der Parteien auf die DGUF-Wahlprüfsteine, die auf der entsprechende Seite auf DGUF.de als PDF einsehbar sind. Wie gewohnt hat der DGUF-Vorstand zusätzlich zu der rein informierenden Dokumentation die Parteiantworten auch aus Sicht der Archäologie und Denkmalpflege bewertet und diese Bewertung in einer knappen Matrix zusammengestellt. Statt der "Wahlampel" wie bei früheren Aktionen, die mit der Farbe Gelb ein "neutral", "teils-teils" markierte, haben wir angesichts recht vieler "Vertröstungs-Antworten" (sollte bei der nächsten Novellierung des DSchG erwogen werden", "kann zu späterer Zeit beraten werden", "sollte bei der kommenden Evaluierung des DSchG detailliert erörtert werden") nur mehr zwischen rot (archäologie-schädlich) und grün (archäologie-nützlich) unterschieden und alle anderen Antworten mit grau markiert. Daraus ergibt sich aus Sicht des DGUF-Vorstandes eine sehr klare Wahlempfehlung, wenn man denn als NRW-Bürger der Archäologie und dem Denkmalschutz einen hohen Stellenwert einräumen möchte. Bemerkenswert an den Antworten ist auch die trotz der laufenden Gesetzgebungsdebatte erkennbare Uninformiertheit in der Sache (Die Linke, zum Verursacherprinzip) und mehr noch die Weichgespültheit mancher Parteien, die es schaffen, auf vier von acht Fragen ausweichend zu antworten, d. h. ohne klare Pläne in die kommende Legislaturperiode gehen wollen. Übrigens: ohne die Arbeit der DGUF und ihre Wahlprüfsteine wüssten Interessierte all dies nicht, denn bis in Wahlprogramme der Parteien haben es Archäologie und Denkmalschutz (wieder mal) nicht geschafft. Obwohl der Denkmalschutz sogar in der Landesverfassung verankert ist (Art. 18), bleibt er in der politischen Praxis der Landespolitik eine Marginalie.
"Wahlprüfsteine der DGUF zur Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen 2022": https://dguf.de/wahlpruefsteine-der-dguf/landtagswahl-in-nrw-2022
Vergleichende Matrix mit den Antworten der Parteien in Stichwörtern auf die Wahlprüfsteine der DGUF zur Landtagswahl in NRW am 15. Mai 2022: https://dguf.de/files/docs/matrix-zu-dguf-wps-nrw_mai-2022.pdf
"Novellierung Denkmalschutzgesetz NRW: Ministerin Ina Scharrenbach (CDU) mit der Brechstange gegen allen Fachverstand" (DGUF-Newsletter vom 6. April 2022 Punkt 1.1): https://dguf.de/ausgaben-jan-2020-ff/archive/559-dguf-newsletter-nr-108-vom-06-04-2022?tmpl=raw
Verfassung für das Land Nordrhein-Westfalen Art. 18: https://recht.nrw.de/lmi/owa/br_text_anzeigen?v_id=2320020927105939563
1.2 Wir laden alle Studierenden ein, jetzt für 5 Euro Jahresbeitrag DGUF-Mitglied zu werden!
Kurz nach dem Semesterstart überlegen Sie als Studierende (oder Schüler & Azubis) sich vielleicht gerade, bei welchen Fachgesellschaften und Verbänden Sie gerne Mitglied werden wollen: Wo gibt es interessante, wichtige Inhalte? Wo können Sie mitreden? Wer bringt Sie weiter? Beispielsweise tut das unser Kampf gegen Mittelkürzungen, der DGUF-Fonds 2020 für infolge der Corona-Pandemie in Not geratene Archäologie-Studierende, der Deutsche Studienpreis für Archäologie, die Rubrik "Dissertationen und Examensarbeiten" in unserer Fachzeitschrift, unsere Handreichungen für Studierende. Außerdem gibt es bei der DGUF diesen Newsletter, unsere Schriftenreihen im Platinum Open Access, die "Evaluation Beruf Archäologie", die Erhebung von Studierenden- und Absolventenzahlen in der deutschen Archäologie uvm. Wir engagieren uns, damit Studierende von heute auch morgen in der Archäologie Arbeit finden können. Wenn Sie das wichtig finden, dann unterstützen Sie das und werden Sie jetzt Mitglied - für gerade einmal fünf Euro Jahresbeitrag! Inklusive ist auch die gedruckte Fassung unserer Fachzeitschrift "Archäologische Informationen".
Die DGUF-Mitgliedschaft und die Anmeldung: https://dguf.de/mitmachen/mitglied-werden
Die DGUF für Studierende: https://dguf.de/studierende
1.3 Online-Veranstaltung für alle Interessierten: "Das archäologische Jahr 2021" (28.5.; CfP bis 20.5.)
Mit diesem Onlineformat zielt die DGUF darauf ab, die spannendsten archäologischen Ausgrabungen, Entdeckungen und Entwicklungen im Jahr 2021 einer breiten Öffentlichkeit in einer eintägigen Veranstaltung vorzustellen und zugänglich zu machen. Erste angenommene Online-Vorträge sind bereits auf der Tagungswebsite einsehbar, darunter viele Beiträge aus dem Bereich der privatwirtschaftlichen Archäologie. Der Call for Papers wurde verlängert: Vortragsanmeldungen(15 Minuten plus 5 Minuten Fragen & Diskussion) sind noch bis Fr., 20.5. möglich. Die Veranstaltung richtet sich gleichermaßen an Fachkollegen wie an interessierte Bürgerinnen und Bürger. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung ist erforderlich.
https://dguf.de/tagungen/das-archaeologische-jahr
1.4 Das Programm der gemeinsamen Tagung von DGUF und NFDI4Objects steht (Frankfurt /M. 16.6.)
Das Vortragsprogramm der Tagung "FAIRe Daten und digitale Infrastrukturen für die Archäologie. Handlungsräume gemeinsam gestalten, Potenziale identifizieren" steht auf der Website der DGUF online. Einige der Vorträge sprechen wohl eher Spezialisten der digitalen Archäologie an, doch viele Vorträge zielen darauf ab, Noch-Nicht-Spezialisten in das Thema hereinzuholen. Darunter auch der Versuch, FAIRe Daten als neues Geschäftsfeld für Selbständige oder Firmen herauszuarbeiten. Nicht zuletzt präsentieren sich mehrere Projekte, die sich "Open Access" und "FAIR" auf die Fahnen geschrieben haben. Alles in allem eine Möglichkeit, sich in einer dichten, eintägigen Veranstaltung komprimiert in ein zentrales Zukunftsthema einzufinden.
Tagungswebsite: https://dguf.de/tagungen/aktuelle-tagung
1.5 Studentische Helfer gesucht für die Tagungen von DGUF & NFDI4Objects und von CIfA Deutschland sowie für die Archäologie-Messe 2022 (Frankfurt a. Main, 16.-18.6.)
Für die Tage vom 16.-18.6. – jeweils im Zeitraum von ca. 9 bis 18 Uhr – suchen wir studentische Helfer, die bereit sind, ehrenamtlich organisatorische Aufgaben zu übernehmen. Hierzu gehört z. B. das Tagungsbüro zu besetzten, ggf. Kaffeepausen zu organisieren, Fragen der Teilnehmer zum Tagungsort und den Versorgungsmöglichkeiten zu beantworten oder die Technik zu überwachen sowie beim Auf- und Abbau der Messe zu unterstützen. Vor dem 16.6. stehen einzelne vorbereitende Aufgaben an. Selbstverständlich werden Sie vor der Tagung von uns gebrieft. Sie sind immatrikuliert als Studierende(r); selbständiges und eigenverantwortliches Arbeiten sowie hohe Zuverlässigkeit sind Ihr Ding. Was haben Sie persönlich davon? Als Helfer erhalten Sie Einblicke "hinter die Kulissen" einer Tagungsorganisation; Sie sammeln damit Erfahrungen, die Ihnen künftig u. U. von erheblichem Nutzen sein können. Auch können Sie außerhalb der Zeiten, an denen Sie aktiv mithelfen, kostenlos am Tagungsprogramm teilnehmen. Zudem erhalten Sie die DGUF-Mitgliedschaft bis Ende 2023 geschenkt. Zusätzlich kann herausragenden Helfern auf Wunsch eine Bescheinigung über ihr Engagement bei der Organisation einer bundesweit relevanten Tagung ausgestellt werden. Wenn Sie Interesse daran haben, zum Gelingen dieser Tagung beizutragen, oder wenn Sie konkrete Fragen haben, melden Sie sich formlos und möglichst bald mit Ihren vollständigen Kontaktdaten (Telefon/Handy, E-Mail-Adresse) unter
Mehr zur Tagung von DGUF und NFDI4Objects "FAIRe Daten und digitale Infrastrukturen für die Archäologie. Handlungsräume gemeinsam gestalten, Potenziale identifizieren": https://dguf.de/tagungen/aktuelle-tagung
Mehr zur Jahrestagung 2022 von CIfA Deutschland "Unterbezahlt und ungeschützt? Lohnuntergrenzen und Arbeitssicherheit in der Archäologie": https://cifa-deutschland.de/veranstaltungen/tagungen
Mehr zur Archäologie-Messe: https://cifa-deutschland.de/veranstaltungen/archaeologie-messe
1.6 Unter den DGUF-Rezensionsangeboten: Arne Lindemann: Vom Germanenerbe zum Urkommunismus. Urgeschichtsbilder in Museen der SBZ und DDR
Unter den zahlreichen Publikationen, welche die Herausgeber der "Archäologischen Informationen" zur Rezension ausschreiben, sei diesmal ein im Mai bei de Gruyter erscheinendes Buchhervorgehoben. Aus dem Klappentext: "Die in vielen Museen der DDR präsentierte 'Geschichte der Urgesellschaft' war ein fester Bestandteil des nationalen Geschichtsbilds des 'Arbeiter- und Bauernstaats' und unterstützte die historische Legitimierung der SED-Diktatur. Allerdings besaß die sozialistische Urgeschichtserzählung mit dem in der NS-Zeit propagierten Bild der 'Germanischen Vorzeit' ein ideologisch hoch belastetes Erbe. Die Museen standen angesichts des politisch verordneten Antifaschismus vor der Aufgabe, in ihren Ausstellungen den narrativen Turn vom 'germanischen' zum marxistischen Urgeschichtsbild zu meistern. Entlang eines umfangreichen Korpus an Ausstellungsfotos analysiert die Studie die museale Darstellung der Urgeschichte in der SBZ und DDR sowie die Diskurse, die zum Wandel oder zur Beständigkeit von Geschichtsbildern führten." Wenn Sie Interesse an einer Rezension haben, richten Sie bitte Ihre Anfrage mit Ihrer vollständigen Postanschrift sowie einer kurzen Begründung, weshalb Sie dieses Werk besprechen wollen, an:
Alle Rezensionsangebote der "Archäologischen Informationen" mit weiteren Informationen zu Modalitäten und Ablauf: https://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/publikationen/AI/dguf-dok_arch-inf_rezensionsangebote.pdf
Arne Lindemann: Vom Germanenerbe zum Urkommunismus. Urgeschichtsbilder in Museen der SBZ und DDR. 405 Seiten mit 105 Abb. Mai 2022. Mehr zum Buch: https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/9783110761061/html
2 Tagungen und Veranstaltungen
2.1 7th Conference of the Johanna-Mestorf-Academy (Kiel, 13.-17.3.2023; CfS bis 30.6.)
The conference is devoted to socio-environmental research. The organizers seek sessions that address the interplay of environments, social relationships, material culture, population dynamics, and human perceptions of socio-environmental change. They welcome subjects that explore the roots of social, environmental, and cultural phenomena, and processes that substantially marked past human development. They encourage submitting topics that reflect on transformation patterns within momentous developments of past societies. Financial support for session chairs not residing in Kiel is available. Deadline for session proposals (max. 300 words) is 30 June 2022.
2.2 "Konservieren – Rekonstruieren – Visualisieren: Zur Präsentation prähistorischer Gebäude in archäologischen Freigeländen" (Innsbruck, 20.-21.10.; CfP bis 30.6.)
Die langfristige Bewahrung von ergrabenen Überresten gehört, so die Organisatoren, zu den schwierigsten und anspruchsvollsten Aufgaben der Denkmalpflege überhaupt. So zahlreich die möglichen Maßnahmen, so breit gefächert ist auch die Diskussion über die Zulässigkeit der jeweiligen Methoden. Bei der Tagung sollen anhand von Fallbeispielen ein Einblick in aktuelle Fragestellungen und Problemfelder geboten, vielfältige Möglichkeiten der Sicherung und der Substanzerhaltung besprochen sowie unterschiedliche didaktische Konzepte und Perspektiven der Rekonstruktion und Präsentation erläutert werden. Abstracts sind bis 30.6. willkommen. Die Organisatoren sind bemüht, für die Referenten Reisekostenzuschüsse bereitzustellen.
https://www.uibk.ac.at/archaeologie-museum/mueller/2022_tagung_rekonstruktionen.pdf
2.3 "Artefacta Film und Medienfestival" (Düsseldorf, 19.-21.5.)
Neben Dokumentarfilmen sind beim Festival für audiovisuelle Darstellungen von Archäologie, Geschichte und Kunstgeschichte auch digitale Vermittlungsmedien wie Apps, Podcasts, Games und 3D-Animationen zu erleben. aus den Fachbereichen stattfinden. Auch ein Kinderprogramm wird angeboten. Die Filmbeiträge werden im Filmkunstkino Cinema und die Einreichungen aus dem Bereich Podcasts und Digitale Medien im Haus der Universität präsentiert.
2.4 "Kontinuitäten? 'Museumspflege' im Nationalsozialismus" (Lindlar, 19.-20.5.)
Beim Symposium wird die nationalsozialistische "Gleichschaltung" der (Heimat-)Museen in Deutschland sowie deren Strategien und Ziele thematisiert. Die Veranstaltung zeigt die Folgen auf und hinterfragt Kontinuitäten, die oft unreflektiert bis in die Gegenwart hineinwirken. Erstmals werden archäologische und agrarische Freilichtmuseen zusammen behandelt. Die Veranstalter – das LVR-Freilichtmuseum Lindlar und das Archäologisches Freilichtmuseum Oerlinghausen – erheben keine Teilnahmegebühr. Um Anmeldung wird eigentlich bis 3.5. gebeten; der Newsletter-Reaktion wurde indes versichert, auch kurzfristige Anmeldungen seien willkommen.
https://www.hsozkult.de/event/id/event-117235
2.5 "Revolutions" – TAG 43 (Edinburgh, 15.-17.12.)
More than 30 sessions were proposed for the upcoming TAG conference. The call for papers "will open in a couple of weeks", as the organizers wrote on May 4th. They want to encourage reflection on the multiple dimensions that the term "revolution" can encompass. These various meanings can include e. g.: revolutions in the past; revolutions in our understanding, perceptions, and contemporary experiences of the past; revolutions in our conceptual and methodological approaches to the past; and revolutions in our professional practices, including aspects such ethics, inclusivity, and decolonisation. – Registration is planned to open alongside the call for papers. The registration fee is projected as £80 waged and £40 students/unwaged.
https://tagedinburgh2022.wordpress.com/
3 Forschung
3.1 Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"
Wilde, H. (2022). Rezension zu: Spataro, M. & Furholt, M. (eds) (2020). Detecting and explaining technological innovation in prehistory. (Scales of Transformation in Prehistoric and Archaic Societies, 8). Leiden: Sidestone Press. Archäologische Informationen 44, Early View, online publiziert 2. Mai. 2022.
https://www.dguf.de/early-views
3.2 Aktuelle Ausgrabungen und Forschung in den Medien
"Genetische Herkunft der ersten Bauern der Welt geklärt" (Universität Bern, 12.5.): https://www.unibe.ch/aktuell/medien/media_relations/medienmitteilungen/2022/medienmitteilungen_2022/genetische_herkunft_der_ersten_bauern_der_welt_geklaert/index_ger.html
"Stonehenge: Archaeologists unearth 10,000-year-old hunting pits" (BBC, 11.5.): https://www.bbc.com/news/uk-england-wiltshire-61408488
"Viehzucht und Milchwirtschaft führten zu einschneidenden sozialen Veränderungen in der historischen Mongolei. Die Migrationsrouten von Hirten und Viehzüchtern in der östlichen Steppe ist von besonderem Interesse für die Forschung. Doch nur selten wurde die Einführung von Herden und Pferden als Einflussgröße auf komplexe Gesellschaften untersucht" (MPI für Menschheitsgeschichte, 11.5.): https://www.shh.mpg.de/2168886/herds-and-horses
"Schwierige Geburt und kognitive Fähigkeiten sind Folgen des aufrechten Ganges" (Universität Zürich, 10.5.): https://www.media.uzh.ch/de/medienmitteilungen/2022/Schwere-Geburt.html
"Iron-age boxer statues’ torsos discovered in Sardinian necropolis" (The Guardian, 8.5.): https://www.theguardian.com/world/2022/may/08/iron-age-boxer-statues-torsos-discovered-in-sardinian-necropolis
"Überraschungsfunde für die Archäologie dank Wiener U-Bahn-Ausbau. Nicht nur rund um das neue Linienkreuz U2/U5 stoßen Fachleute auf Masken, Käsesiebe und Öfen aus der Römerzeit, die die Stadtgeschichte umschreiben" (Der Standard, 7.5.): https://www.derstandard.at/story/2000135441123/ueberraschungsfunde-fuer-die-archaeologie-dank-wiener-u-bahn-ausbau
"Ancient Egyptian mummy forgotten in storage turns out to be sacred bird often sacrificed to Thoth" (Live Science, 5.5.): https://www.livescience.com/ancient-egypt-ibis-bird-mummy
"What’s in a Name? Warriors and Warrior Burials in the Near East" (ASOR, 5.5.): https://www.asor.org/anetoday/2022/05/warrior-burials-near-east
"Die Ausbreitung der Hausratte war eng mit den Römern verknüpft" (Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, 3.5.): https://www.eva.mpg.de/de/presse/aktuelles/artikel/spread-of-black-rats-was-linked-to-human-historical-events/
"In a burial ground full of Stone Age men, one grave holds a 'warrior' woman. The female's burial had 4 arrowheads" (Live Science, 2.5.): https://www.livescience.com/neolithic-woman-warrior-burial-france
"Study of ancient predators sheds light on how humans did – or didn’t – find food" (Rice University, 2.5.): https://news.rice.edu/news/2022/study-ancient-predators-sheds-light-how-humans-did-or-didnt-find-food
"Große archäologische Grabung am Danewerk beginnt Montag" (Süddeutsche Zeitung, 1.5.): https://www.sueddeutsche.de/wissen/archaeologie-dannewerk-grosse-archaeologische-grabung-am-danewerk-beginnt-montag-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-220501-99-113558
"Research finally answers what Bronze Age daggers were used for. Analysis of Bronze Age daggers has shown that they were used for processing animal carcasses and not as non-functional symbols of identity and status, as previously thought" (Newcastle University, 29.4.): https://www.ncl.ac.uk/press/articles/latest/2022/04/bronzeagedaggers/
"Scarabs in Pre-Roman Italy" (ASOR, 28.4.): https://www.asor.org/anetoday/2022/04/scarabs-pre-roman-italy
"Neandertaler des Nordens. Flexible Anpassung an sich ändernde Umweltbedingungen" (Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, 26.4.): https://www.eva.mpg.de/de/presse/aktuelles/artikel/neanderthals-of-the-north/
Normandie: "DNA-Analysen geben Einblick in Megalith-Kultur" (Damals, 26.4.): https://www.wissenschaft.de/geschichte-archaeologie/dna-analysen-geben-einblick-in-megalith-kultur
"Prehistoric people created art by firelight, new research reveals. Our early ancestors probably created intricate artwork by firelight, an examination of 50 engraved stones unearthed in France has revealed" (University of York, 20.4.): https://www.york.ac.uk/news-and-events/news/2022/research/art-by-firelight/
"Completion of the research at the so-called Lower Western Gymnasion of Pergamon" (DAI; 20.4.): https://www.dainst.blog/transpergmikro/research-at-the-so-called-lower-western-gymnasion/
"Notre-Dame de Paris : fouille préventive à la croisée du transept" (INRAP, 14.4.): https://www.inrap.fr/notre-dame-de-paris-fouille-preventive-la-croisee-du-transept-16451
"The Concept of Music in Ancient Mesopotamia" (ASOR, 14.4.): https://www.asor.org/anetoday/2022/04/music-ancient-mesopotamia
Mesolithikum/Kristallkluft bei der Unteren Stremlücke (Kantone Uri/Graubünden): "Steinzeitliche Fundstelle steht in grösserem Kontext" (Kulturen der Alpen, 14.4.): https://www.kulturen-der-alpen.ch/artikel/steinzeitliche-fundstelle-steht-in-groesserem-kontext
"Die Kinder vom Hemmaberg: Skorbut im mittelalterlichen Kärnten. Erste Ergebnisse der anthropologischen Untersuchung eines Gräberfelds" (Der Standard, 14.4.): https://www.derstandard.at/story/2000134893136/die-kinder-vom-hemmaberg-skorbut-im-mittelalterlichen-kaernten
"Neues zur Pest in der Bronzezeit" (DAI, 13.4.): https://www.dainst.blog/archaeology-in-eurasia/neues-zur-pest-in-der-bronzezeit/
"Un habitat mérovingien sous une friche industrielle à Arbouans (Doubs)" (INRAP; 12.4.): https://www.inrap.fr/un-habitat-merovingien-sous-une-friche-industrielle-arbouans-doubs-16443
Wustermark: "Tausende Jahre alte Grabstätte in Brandenburg entdeckt" (Zeit, 12.4.): https://www.zeit.de/news/2022-04/12/tausende-jahre-alte-grabstaette-in-brandenburg-entdeckt
Flintbek (Kreis Rendsburg-Eckernförde): "Weltweit älteste Radspuren dokumentiert" (Forschung & Lehre, 11.4.): https://www.forschung-und-lehre.de/forschung/weltweit-aelteste-radspuren-entdeckt-4607
"First European farmers' heights did not meet expectations" (Pennsylvania State University, 7.4.): https://www.psu.edu/news/research/story/first-european-farmers-heights-did-not-meet-expectations/
"A population hub out of Africa explains East Asian lineages in Europe 45,000 years ago" (Università di Bologna, 7.4.): https://www.eurekalert.org/news-releases/948948
3.3 Midyat (Türkei): Unterirdische Stadt enormen Ausmaßes entdeckt
Laut Ausgräbern wurde die Stadt mehr als 1.900 Jahre lang genutzt und bot Platz für bis zu 70.000 Menschen. Seit zwei Jahren wird das Netz aus Korridoren, Räumen, Tunneln, Kirchen und Brunnen erforscht, entdeckt wurden zahlreiche Artefakte aus dem zweiten und dritten Jahrhundert nach Christus. Die Arbeiten in der "Matiate" genannten Stadt seien längst nicht abgeschlossen: bisher seien drei Prozent freigelegt.
"Unterirdische Stadt: Sensationsfund in der Türkei" (Deutsche Welle, 27.4.): https://www.dw.com/de/unterirdische-stadt-sensationsfund-in-der-t%C3%BCrkei/a-61603518
4 Kulturgutschutz
4.1 Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
"Chronik des Hasses. Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer der Nationalsozialisten werden in Deutschland regelmäßig beschädigt. NDR und SZ haben Übergriffe seit 2016 zusammengetragen. Die Dunkelziffer ist hoch" (Tagesschau, 9.5.): https://www.tagesschau.de/investigativ/gedenkstaetten-rechtsextreme-uebergriffe-101.html
Ukraine: "Skythisches Gold verschwunden" (Archaeologik, 3.5.): https://archaeologik.blogspot.com/2022/05/skythisches-gold-verschwunden.html
"Aus den Trümmern des Kunstgewerbemuseums geborgen Der Hobby-Archäologe hortete antike Funde zuhause. Späte Rückgabe: Im Zehlendorfer Atelier von Peter Grämer stießen die Museumsleute auf über 1500 Stücke" (Tagesspiegel, 12.4.): https://www.tagesspiegel.de/kultur/aus-den-truemmern-des-kunstgewerbemuseums-geborgen-der-hobby-archaeologe-hortete-antike-funde-zuhause/28248628.html
4.2 Raubgräber plündern im Oppidum Manching
Unbekannte haben am ersten Maiwochenende an 140 Stellen im Areal einer Ausgrabung im Oppidum Manching Löcher gegraben und archäologische Funde gestohlen. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege geht davon aus, dass die Raubgräber dabei Sonden eingesetzt haben. Unter einem Facebook-Post der mit der Grabung beauftragten Fachfirma, die darin ihr Bedauern über den Vorfall ausdrückt, wird gefragt, warum das Gelände nicht durch Kameras oder Wachschutz abgesichert gewesen sei – ob dies eine Budgetfrage sei? Die Firma bestätigt das: "Es ist wohl in erster Linie eine Budgetfrage, zumindest solange, bis etwas passiert ist. Nun werden wohl weitere Maßnahmen ergriffen."
"Raubgräber haben eines der bedeutendsten Bodendenkmäler beschädigt. Illegale Sondengänger haben im Oppidum Manching Funde entwendet. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege bittet um Hinweise an die Polizei" (BLFD, 3.5.): https://www.blfd.bayern.de/mam/blfd/presse_und_oeffentlichkeitsarbeit/pm_raubgrabungen_manching_2022_05_03.pdf
"Raubgräber: Immenser Schaden für die Wissenschaft. Illegale Sondengänger haben bei Grabung in Manching Löcher gebohrt, Bodenfunde entwendet und zerstört" (Donaukurier, 3.5.): https://www.donaukurier.de/lokales/ingolstadt/Raubgraeber-Immenser-Schaden-fuer-die-Wissenschaft;art599,4870601
"Wie Bayern seine Schätze verspielt. Raubgräber haben in Manching mehr als 100 archäologische Funde entwendet. Die aktuelle Gesetzeslage kommt den ruchlosen Plünderern auch noch entgegen" (Süddeutsche, 5.5.): https://www.sueddeutsche.de/bayern/archaeologie-raubgraeber-manching-sondengeher-1.5578952
4.3 DAI und Projekt KulturGutRetter etablieren Logistiknetz für Hilfslieferungen zum Schutz von ukrainischem Kulturgut
Sieben Welterbestätten, mehr als 400 Museen und 3.000 Kulturstätten sind derzeit durch den Krieg bedroht. Einem internationalen Hilfeersuchen der Ukraine über das EU-Katastrophenschutzverfahren folgend, schlossen sich deutsche Kulturinstitutionen zusammen, um Hilfe zu leisten. Über das Logistiknetz können Hilfsmaterialien zum Schutz von Museen, Archiven und Denkmälern in die Ukraine gesendet werden. Das THW bringt seine umfangreiche logistische Erfahrung aus der humanitären Hilfe ein, das RGZM seine Expertise zur Verpackung und Sicherung von Kulturgut, Blue Shield Deutschland ist sehr erfahren mit Kulturerbe in Konflikt-, Katastrophen- und Notfallsituationen. In Berlin werden dringend benötigte Verpackungsmaterialien, wie Luftpolsterfolie, Kartons, Kisten, Packpapier, Folien, Sandsäcke, CO2-Löscher, brandhemmende Textilien und andere Hilfsgüter gesammelt und zum Weitertransport vorbereitet. – Wer helfen will: "Blue Shield" ist dankbar für Geldspenden und kann diese als e. V. auch entgegennehmen.
"Logistiknetz für Hilfslieferungen zum Schutz von ukrainischem Kulturgut etabliert" (DAI, 19.4.): https://www.dainst.org/-/hilfe-fur-die-ukraine
"Spendenaufruf für den Kulturgutschutz in der Ukraine" (Archaeologik, 4.5.): https://archaeologik.blogspot.com/2022/05/spendenaufruf-fur-den-kulturgutschutz.html
"Endangered heritage in Ukraine: UNESCO reinforces protective measures" (UNESCO, 8.3.): https://www.unesco.org/en/articles/endangered-heritage-ukraine-unesco-reinforces-protective-measures
4.4 Gibt es ein "System Zollfreilager"?
Ursprünglich waren Zolllager (auch Zollfreilager oder Freeport genannt) als vorübergehende, unversteuerte und unverzollte Warenlager geschaffen, als Transitzonen. Doch werden immer mehr Kunstwerke, Antiken u. ä. dort langfristig "geparkt", oft sogar anonym, ohne dass man die wahren Besitzerinnen und Besitzer zurückverfolgen kann. "Wie groß ist das Risiko für undurchsichtige Geschäfte?", fragt eine halbstündige Doku bei 3sat. Warum unterstützt die Politik den Bau und Betrieb solcher Zollfreilager? Welche Vermögen werden dort verwahrt?
"Schätze unter Verschluss: Das System Freeport" (3sat, 3.5.; Video 28 Min.): https://www.3sat.de/gesellschaft/makro/wirtschaftsdokumentation-schaetze-unter-verschuss-das-system-freeport-100.html
5 Beruf Archäologie
5.1 Volontariat 2021: im Großen und Ganzen läuft's gut
Der AK Volontariat beim Deutschen Museumsbund hat seine jährliche Umfrage unter den Volontären für das Jahr 2021 veröffentlicht. Auf Basis von 237 Antwortenden stellt die Auswerterin Victoria Preuß fest, dass es im Großen und Ganzen gut um die Volontariate stehe: Anders als früher werde die tarifliche Bezahlung nach 50% TVöD 13 weitgehend eingehalten, ebenso der "Leitfaden für das wiss. Volontariat an Museen" des DMB für die Durchführung von Volontariaten. Allerdings wird der tarifvertraglich vorgesehene Stufenanstieg nach einem Jahr (ca. + 170 € /Monat mehr) allzu oft nicht gewährt. Aktuell sind ca. 84 % der Volontariatsstellen mit Frauen besetzt, nur mehr knapp 8 % sind promoviert, d. h. es dominiert der erste wiss. Hochschulabschluss (M.A., Dipl.), während BA-Abschlüsse offenbar nicht hinreichend sind für ein Volontariat. Wie immer: ein lesenswerter Bericht.
Victoria Preuß: "Auswertung der Fragebogen zur Situation der Volontär*innen 2021": https://www.museumsbund.de/wp-content/uploads/2022/05/ak-volontariat-evaluation-2021-22.pdf
Zurückliegende Auswertungen: https://www.museumsbund.de/fachgruppen-und-arbeitskreise/arbeitskreis-volontariat/das-volontariat/situation-der-volontaerinnen/
5.2 Orientierungswissen für heute: Lohnt sich das Studium der Archäologie
"Es gehört zu einer Wissenschaft dazu, Funde und Befunde nicht nur zu entdecken, sondern sie auch auszuwerten. Der schönste Fund ist unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten nichts wert, wenn es nicht gelingt, ihm eine Bedeutung zu verschaffen." Das sagt Prof. Rainer Schreg (Universität Bamberg) in einem hörenswerten Interview beim Deutschlandfunk denen, die erwägen, ein archäologisches Fach zu studieren. So manche haben von der Disziplin zu Studienbeginn falsche Vorstellungen, glauben an Abenteuer und große Entdeckungen. Schreg skizziert die Inhalte des Grundstudiums. Was kann die Archäologie zum Angriffskrieg auf die Ukraine sagen? Welche naturwissenschaftlichen Methoden werden eingesetzt und genutzt? Schregs Fazit: Das Studium lohnt, denn das Studium der Vergangenheit schafft Orientierungswissen für heute.
"Archäologie studieren? Int. Prof. Rainer Schreg, Uni Bamberg" (Deutschlandfunk, 12.5.`; Audio, 7:42 Min.): https://www.deutschlandfunk.de/archaeologie-studieren-int-prof-rainer-schreg-uni-bamberg-dlf-af96e7a2-100.html
5.3 Nicole Boivin als Direktorin des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte abgesetzt
Boivin wurde erstmals im Oktober 2021 vom Präsidenten der Max-Planck-Gesellschaft aus ihrer Direktorenstelle entfernt, nachdem eine Untersuchung, die fast drei Jahre dauerte, Hinweise für Mobbing und wissenschaftliches Fehlverhalten ergab. Die kanadische Archäologin verklagte daraufhin die Gesellschaft, und ein Berliner Gericht setzte sie kaum einen Monat später wieder ein: die Max-Planck-Gesellschaft habe ihre eigenen Regularien nicht befolgt. Diesen zufolge ist der Senat der Gesellschaft der letzte Schiedsrichter über den Vertrag eines Direktors bzw. einer Direktorin. Das Gremium aus prominenten Wissenschaftlern und Vertretern aus Politik und Wirtschaft entschied am 25.3. mit einer 32:1-Abstimmung bei 3 Enthaltungen, Nicole Boivin erneut ihrer Führungsverantwortung zu entheben; sie bleibt wissenschaftliche Mitarbeiterin der Institution. Boivin bestreitet die Vorwürfe und will weitere rechtliche Wege beschreiten, schreibt "Science" in einem ausführlichen Beitrag über den Vorgang.
6 Bürger und Archäologie & Citizen Science
6.1 "Weißbuch Citizen-Science-Strategie 2030"erschienen
Das Anfang Mai publizierte Papier stellt eine Strategie mit 94 konkreten Handlungsempfehlungen für Deutschland vor. Diese Strategie soll Bürgerwissenschaften (Citizen Science) im Zeithorizont bis 2030 stärken, damit diese "ihre Innovationspotenziale für Wissenschaft, Gesellschaft und Politik entfalten können". Die Inhalte des Weißbuchs wurden von der AG Weißbuch entwickelt. In diesem Konsortium von Helmholtz-Gemeinschaft, Leibniz-Gemeinschaft und Fraunhofer-Gesellschaft zusammen mit universitären und außeruniversitären Partnern engagieren sich 219 Personen aus 136 Organisationen, wissenschaftlichen Einrichtungen, Fachgesellschaften, Vereinen und Verbänden, Stiftungen sowie Einzelpersonen. Im Papier sind Handlungsfelder und für diese Kernaussagen versammelt. Beispielsweise wird für das Handlungsfeld "Datenqualität und Datenmanagement" als Leitbild formuliert: "Im Jahr 2030 existieren wiederverwendbare, flexible Methoden und Werkzeuge für die Erhebung, die Qualitätssicherung und -kontrolle, die Analyse, die Archivierung und die Veröffentlichung von Citizen-Science-Daten. Citizen-Science-Daten sind nachhaltig nutzbar, erfüllen die FAIR-Prinzipien und werden durch allgemein anerkannte Metadatenstandards beschrieben." Für das Handlungsfeld "Recht und Ethik" lautet ein Leitbild: "Die Ethikbeiräte haben Citizen Science als
Bestandteil von Forschung aufgenommen und erarbeiten Leitlinien für Themenbereiche wie Datenschutz und Persönlichkeitsrechte, Urheberrecht und geistiges Eigentum sowie Versicherungsfragen." - Das überaus lesenswerte 80-seitige "Weißbuch" kann frei heruntergeladen werden.
"Weißbuch Citizen-Science-Strategie 2030" (Bürger schaffen Wissen, 2.5.): https://www.buergerschaffenwissen.de/sites/default/files/grid/2022/05/02/220423_Weissbuch_Internet_doppelseitig_klein.pdf
"Partizipation möglich machen: die Citizen-Science-Strategie 2030" (Wissenschaftskommunikation.de, 3.5.): https://www.wissenschaftskommunikation.de/partizipation-moeglich-machen-die-citizen-science-strategie-2030-57597/
7 Gastkommentare
7.1 So können Geflüchtete mit archäologischem Hintergrund in die deutsche Archäologie integriert werden. Von Sascha Piffko
In den vergangenen Jahren hatten wir in der Firma zwei Flüchtlinge aus Syrien integriert, die in ihrer Heimat Archäologie studiert hatten. Damals entstand der Gedanke bei mir, Personen mit archäologischem Hintergrund, die ihre Heimat verlassen müssen, gezielt in die deutsche Archäologie zu integrieren. Wer in die Fremde kommt, fühlt sich doch in der Gemeinschaft Gleichgesinnter mit ähnlichen Interessen besser aufgehoben, besser verstanden. Man findet gemeinsame Themen, und in seinem angestammten Berufsumfeld kann man wieder die Zukunftsplanung in die eigene Hand nehmen. Archäologie ist einer der am internationalsten wirkenden Fachbereiche der Wissenschaften. Das DAI ist als Abteilung des Auswärtigen Amtes eines der am besten ausgestatteten Institute der Archäologie überhaupt, um internationale Beziehungen auf kultureller Ebene auch in Krisenzeiten fortzuführen. Dies zeigt die Rolle, die unser Beruf für die internationale Verständigung einnehmen kann.
Mit dem Ausbruch des Ukrainekrieges starteten die beiden international arbeitenden Archäologieverbände EAA und CIfA eine Aktion, um Informationen für flüchtende Kollegen aus der Ukraine zu bündeln und Hilfsangebote zu vermitteln. Für Deutschland waren leider nur einige recht belanglose Einreisedetails vermerkt. Aus diesem Grund meldete ich mich, um als Kontaktperson persönlich Hilfe anbieten zu können. Mitarbeiter meiner Firma hatten bereits signalisiert, dass sie mithelfen wollen. Nach einer Rundfrage bei Firmen im Arbeitskreis der Archäologiefirmen in CIfA zeigte sich große Hilfsbereitschaft. Schnell meldeten sich auch Firmen außerhalb des Arbeitskreises und über ein Dutzend guter Stellenangebote, verbunden mit Wohnmöglichkeiten und Betreuung, waren innerhalb kurzer Zeit auf der Liste. Wenig bis gar keine Resonanz kam leider auf meine E-Mail von den Landesämtern, insbesondere wurden die Informationen auch nicht weitergeleitet (eine rühmliche Ausnahme stellt der LVR dar!). Leider wurde auch im Bundesverband freiberuflicher Kulturwissenschaftler e. V. (BfK) meine Anfrage nicht einmal beantwortet. Im BfK ist die vermutlich größte Anzahl von Grabungsfirmen vertreten. Das DAI und seine angeschlossenen Institutionen dagegen meldeten sich umgehend und konnten wichtige Informationen weiterleiten.
Nichtsdestotrotz bleibt meiner Ansicht nach die Vernetzung der Archäologen in Deutschland zum Zwecke der Vermittlung von geflüchteten Kollegen aus Krisengebieten ein wichtiges Ziel, das mit relativ geringem Aufwand erreicht werden kann. In der Regel werden sich Archäologen in der Fremde früh nach ihrer Ankunft bei einer Amtsarchäologie vor Ort oder einem örtlichen Museum melden - Institutionen, die sie aus der Heimat kennen. Der Kontakt zu einer zentralen Stelle des Netzwerkes könnte hergestellt werden, so dass dort geprüft werden kann, ob im Umfeld passende Angebote zu Verfügung stehen, oder ob vielleicht ein Umzug sinnvoll ist. Stipendienangebote für Studenten und Doktoranden, Praktikumsmöglichkeiten in Museen, Arbeitsplatzangebote von Grabungsfirmen und ähnliche Möglichkeiten könnten gesammelt und vermittelt werden. Über internationale Verbände wie EAA und CIfA können die Möglichkeiten europaweit genutzt werden, über die Kulturgutrettung des THW könnten Geflüchtete wiederum Hilfe leisten bei der Rettung der bedrohten archäologischen Schätze in ihrer Heimat.
Auch die beiden Kollegen aus Syrien, die in unserer Firma arbeiteten, wurden von deutschen Archäologen betreut und weitervermittelt, in einem Fall von einem Kreisarchäologen aus Hessen, in dem anderen Fall von einem ehemaligen Mitarbeiter der RGK. Im April 2022 erreichte uns über das gebildete Netzwerk der Hilferuf einer Kollegin aus Charkiv. Sie konnte mittels E-Mail und WhatsApp und der unglaublichen Mithilfe von so vielen Kollegen aus ganz Deutschland und Österreich nach Berlin gelotst werden, um dort von Mitarbeitern sicher abgeholt und zu ihrem Zielpunkt gebracht zu werden. Inzwischen ist sie kranken- und sozialversichert in einer Grabungsfirma angestellt und hat eine sichere Wohnstätte. Bei der Organisation dieser waghalsigen Reise entwickelte sich ein Netzwerk, bei dem in vielen Städten Europas Kontaktpersonen sitzen, die Informationen oder Personen weiterleiten können.
Aus diesen Erfahrungen und im Geiste der Völkerverständigung und der Internationalität unseres Berufes erhoffe ich mir, dass sich noch mehr Archäologen und vor allem mehr Institutionen an dem Aufbau eines solchen Netzwerkes beteiligen würden. Nicht nur für Kollegen aus der Ukraine, sondern weltweit. Wer unser Netzwerk unterstützen will und kann, meldet sich gerne:
Sascha Piffko, M.A. MCIfA, ist Geschäftsführer und Inhaber der Fachfirma SPAU GmbH in Münzenberg (Hessen).
7.2 Neue Judikatur zur Grabungs- und Metallsuchgenehmigungspflicht in Österreich. Von Raimund Karl
Schon länger ist in der österreichischen Archäologie umstritten, unter welchen Voraussetzungen die denkmalrechtliche Genehmigungspflicht des § 11 Abs. 1 Denkmalschutzgesetz (DMSG) für archäologische Nachforschungen und Metallsuchen durch Laien anzuwenden ist. Das österreichische Bundesdenkmalamt (BDA) behauptet seit Jahrzehnten, dass jede archäologische Nachforschung inklusive Metallsuchen durch Laien an jedem beliebigen Ort in Österreich dieser Genehmigungspflicht unterliegt - eine Ansicht, die bisher die Mehrheit der archäologischen Fachwelt unkritisch akzeptiert hat. Seit 2017 stehen dieser Ansicht jedoch inzwischen fünf berufungsgerichtliche und zwei höchstgerichtliche Entscheidungen der österreichischen Verwaltungsgerichtsbarkeit entgegen. Die jüngsten davon haben inzwischen Rechtskraft (*1) und sind von besonderer Bedeutung, weil sie zwei wichtige Fragen endgültig klären.
Der erste Fall betraf einen Antrag auf Erteilung einer Genehmigung gem. § 11 Abs. 1 DMSG für eine bauvorbereitende archäologische Untersuchung durch geeignete archäologische Prospektion und anschließende systematische archäologische Ausgrabung der Baugrube. Vom betroffenen Baugrundstück waren neuzeitarchäologische Funde und Befunde (hauptsächlich aus den 1950ern) bekannt. Konkrete Hinweise auf das Vorkommen von Denkmalen iSd § 1 Abs. 1 DMSG – d.h. von Menschen geschaffene Gegenstände und Bodenformationen von geschichtlicher, künstlerischer oder sonstiger kultureller Bedeutung – oder auch nur auf das von Bodendenkmalen iSd § 8 Abs. 1 DMSG – Gegenstände, die infolge ihrer Lage, Form oder Beschaffenheit den Bestimmungen des DMSG unterliegen könnten – lagen hingegen von dem betroffenen Grundstück (auch nach Ansicht des BDA) nicht vor. Zudem handelte der Antragsteller auch subjektiv nicht mit Denkmalentdeckungsabsicht, sondern wollte die vorhandenen neuzeitarchäologischen Überreste wissenschaftlich ausgraben und dokumentieren. Der vom BDA (9.7.2021, GZ: 2021-0.480.178) erteilte abweisende Bescheid wurde vom Bundesverwaltungsgericht (BVwG) aufgehoben, weil aufgrund des Fehlens eines subjektiven Denkmalentdeckungsvorsatzes und objektiver Hinweise auf die voraussichtliche Entdeckung von Denkmalen an Ort und Stelle keine denkmalrechtliche Genehmigungspflicht gem. § 11 Abs. 1 DMSG für die geplante bauvorbereitende archäologische Untersuchung des Grundstücks bestand. Die gegen dieses Urteil vom BDA angestrengte außerordentliche Revision wurde unter Verweis auf dessen Urteil vom 23.2.2017 (*2) vom Verwaltungsgerichtshof (VwGH) wegen Unzulässigkeit aufgrund Fehlens einer bedeutenden, aber ungeklärten Rechtsfrage zurückgewiesen und das Urteil BVwG somit bestätigt.
Im zweiten Fall ging es um einen Antrag um Erteilung einer Genehmigung gem. § 11 Abs. 1 DMSG für eine Metallsuche in der Gemeinde Wieselburg in Niederösterreich mit einer Untersuchungsfläche von knapp 40 km2. Ausgenommen aus dieser Untersuchungsfläche waren einzig die in dieser Gemeinde befindlichen, nach konstitutivem Prinzip unter Denkmalschutz gestellten Grundstücke - unbeachtlich des Grundes, weshalb diese unter Denkmalschutz gestellt wurden. Außer einer denkmalgeschützten Fundstelle sind in dieser gesamten Gemeinde keine signifikanten archäologischen Fundstellen bekannt, die hinreichend genau lokalisierbar und nicht bereits bei baubegleitenden Arbeiten vollständig ausgegraben und somit zerstört worden sind. Bezweckt wurde die Entdeckung und Bergung von Oberflächen- und Oberbodenfunden aller Art bis in Tiefe des Zerstörungshorizontes (gem. ÖNORM S2411:2021, maximal 80 cm u. OK) sowie deren unmittelbare Meldung und Abgabe bei der örtlichen Fundmeldebehörde (wie durch § 390 ABGB bzw. § 8 Abs. 1 DMSG gesetzlich verpflichtend vorgeschrieben), um die in der Gemeinde bisher inexistente archäologische Landesaufnahme voranzutreiben, die Zusammensetzung des Fundmaterials zu ermitteln und den behördlichen Umgang mit einer im Vergleich zu zuvor massiv erhöhten Anzahl von Fundmeldungen zu untersuchen. Auch in diesem Fall erteilte das BDA (9.7.2021, GZ: 2021-0.473.681) einen abweisenden Bescheid, im Wesentlichen mit der Begründung, das Projekt sei im Antrag weder räumlich noch zeitlich noch in Hinblick auf das erwartete Fundmaterial ausreichend präzisiert worden; die Einbeziehung von ‚Hobbyarchäolog:innen‘ würde dem Geist des DMSG widersprechen. Auch dieser Bescheid wurde vom BVwG dahingehend aufgehoben, indem es festgestellte, dass eine Genehmigungspflicht gem. § 11 Abs. 1 DMSG für die geplante Metallsuche aufgrund des Fehlens konkreter Hinweise auf das Auffinden von Bodendenkmalen auf den ausgewählten ca. 40 km2 nicht besteht.
Inzwischen ist also in Österreich durch (wenigstens) vier Verwaltungsrichter an den Berufungs- und sechs am zuständigen Höchstgericht, dem VwGH, unisono festgestellt, dass die denkmalrechtliche Genehmigungspflicht des § 11 Abs. 1 DMSG nur durch den direkten Denkmalentdeckungsvorsatz 1. Grades (d.h. mit Willen zur und Wissen um die voraussichtliche Verwirklichung des Tatbestandes der Entdeckung bzw. Untersuchung von schutzwürdigen Denkmalen) ausgelöst wird. Dieser Vorsatz kann jedoch nur unter der unabdingbaren Voraussetzung ausgebildet werden, dass vom Untersuchungsort konkrete Hinweise auf das dortige Vorkommen von ‚denkmalschutzrelevanten Gegenständen‘ bekannt sind, d.h. Gegenständen, die voraussichtlich den Beschränkungen des DMSG unterliegen dürften. Denn damit ein unvoreingenommener Dritter ex ante vernünftig vorhersehen kann, dass er an einer bestimmten Stelle Denkmale entdecken könnte, muss es einen Sachgrund geben, der diese Annahme wenigstens wahrscheinlich macht. Der bloße Generalverdacht, dass man – rein hypothetisch gesprochen – „überall Denkmale finden kann“ genügt nicht, weil ein Generalverdacht kein hinreichender Sachgrund ist.
Daraus folgt, dass in Österreich die archäologische Feldforschung und die Metallsuche durch Laien an allen Stellen ohne denkmalrechtliche Genehmigung gem. § 11 Abs. 1 DMSG erlaubt ist, von denen keine konkreten Hinweise auf das Vorkommen von schutzwürdigen Denkmalen vorliegen - und zwar völlig unabhängig davon, ob der Nachforschende archäologische Funde und Befunde entdecken will oder nicht. Erteilt das BDA unter diesen Voraussetzungen dennoch auf Antrag gem. § 11 Abs. 1 DMSG einen anderen als einen zurückweisenden Bescheid, bricht es vorsätzlich geltendes Recht, nicht zuletzt Art. 18 Abs. 1 und Art. 83 Bundes-Verfassungsgesetz, was ihm strengstens verboten ist.
(*1) Murmeltiertag: Zum Erkenntnis des BVwG vom 23.11.2021, W183 2245662-1/3E zur Grabungsgenehmigungsregelung in Österreich. Blog Archäologische Denkmalpflege, 1.12.2021: https://archdenk.rkarl.org/2021/12/murmeltiertag.html Dazu: VwGH 9.3.2022, Ra 2022/09/0005-3 (https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/Vwgh/JWR_2022090005_20220309L03/JWR_2022090005_20220309L03.html) und BVwG 23.3.2022, W 176 2245661-1/10E (https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/Bvwg/BVWGT_20220323_W176_2245661_1_00/BVWGT_20220323_W176_2245661_1_00.html).
(*2) Urteil vom 23.2.2017, Ro 1016/09/0008 (https://www.ris.bka.gv.at/Dokument.wxe?Abfrage=Vwgh&Dokumentnummer=JWT_2016090008_20170223J00).
Prof. emer. PD Mag. Dr. Raimund Karl FSA FSAScot MCIfA ist Privatdozent für keltische Altertumskunde, Universität Wien.
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