DGUF Newsletter Nr. 108 vom 06.04.2022

 

DGUF Newsletter Nr. 108

vom 6. April 2022

 


Inhalt

1  DGUF-Nachrichten

1.1  Novellierung Denkmalschutzgesetz NRW: Ministerin Ina Scharrenbach (CDU) mit der Brechstange gegen allen Fachverstand

1.2  Online-Tagung "Das archäologische Jahr 2021" von DGUF und CIfA (28.5.)

1.3  DGUF-Monitoring privatwirtschaftliche Archäologie 2021: Liebe Fachfirmen und Selbständige, bitte nehmen Sie teil! (bis 16.4.)

1.4  DGUF-CIfA-Online-Vorträge: Erster Vortrag fürs Sommersemester 2022 am 12.4.

1.5  Wahlprüfsteine der DGUF zur Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen 2022

1.6  Unter den DGUF-Rezensionsangeboten: Clara Drummer: Vom Kollektiv zum Individuum. Transformationsprozesse am Übergang vom 4. zum 3. Jahrtausend v. Chr. in der Deutschen Mittelgebirgszone.

2  Drei Tagungen, eine Messe: Erstes postpandemisches Präsenztreffen der Fachverbände (Frankfurt a. M.,16.-19.6.)

2.1  "FAIRe Daten und digitale Infrastrukturen für die Archäologie. Handlungsräume gemeinsam gestalten, Potenziale identifizieren." Gemeinsame Tagung von DGUF & NFDI4Objects (IG-Farben-Haus, 16.6.; CfP bis 19.4.)

2.2  "Archäologie im postkolonialen Zeitalter", DArV-Jahrestagung (Historisches Museum, 17.-19.6.)

2.3  "Unterbezahlt und ungeschützt? Lohnuntergrenzen und Arbeitssicherheit in der Archäologie." Jahrestagung von CIfA Deutschland (IG-Farben-Haus, 17.6.; CfP bis 15.4.)

2.4  Archäologie-Messe (Universität Frankfurt, Metzler-Saal-Foyer im Casino-Gebäude, 18.6.; Anmeldung für Aussteller/Stände offen)

3  Tagungen und Veranstaltungen

3.1  "Geschlecht macht Arbeit!" Jubiläumstagung zu 30 Jahren FemArc (Linz, 1.-3.7.)

3.2  13. Jahrestagung AG "Werkzeuge und Waffen" (Dresden, 5.-8.5.)

4  Forschung

4.1  Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"

4.2  Aktuelle Ausgrabungen und Forschung in den Medien

4.3  Neue Publikation zum Mont Lassois (Vix, Dép. Côte-d’Or)

4.4  Diachrone Tendenzen im neolithischen Hausbau

4.5  Die Mikrostruktur und der geographische Ursprung der Venus von Willendorf

4.6  Österreichs Feldforschungen in Ephesos können weitergehen

5  Archäoinformatik

5.1  QGIS-Tricksereien mit Koordinaten, oder: Wie man sich ein eigenes Koordinatensystem baut

5.2  Dissertation an der Uni Leiden entwickelt AGNES, eine Art "Google für Archäologen"

5.3  Einstieg in R per kostenlosem MOOC

5.4  Kulturelle Evolution mit R simulieren: eine Schritt-für-Schritt-Anleitung

6  Kulturgutschutz

6.1  Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien

6.2  Wie verfährt man korrekt, wenn man eine Sammlung von Antiken zurückgeben möchte?

7  Krieg gegen die Ukraine

7.1  Aktuelles zur Ukraine in den Medien

7.2  So können Sie Archäologinnen und Archäologen aus der Ukraine unterstützen

7.3  Unterstützung für die ukrainische Fachzeitschrift "Arheologia" – das können Sie tun

7.4  "Saving Ukrainian Cultural Heritage Online" versucht, die Kulturschätze des Landes digital zu bewahren – Freiwillige gesucht

8  Beruf Archäologie

8.1  Was darf eine hybride Tagung kosten, und wieso sind "Watch at Home"-Optionen rückschrittlich? Zur Zukunft wiss. Konferenzen

8.2  ... und wo reichen wir unseren Aufsatz ein?

8.3  Frankreich: Drastische Kürzungen der Finanzmittel für Forschungsgrabungen in diesem Jahr – oder doch nicht?

8.4  Wenn Arbeitsleistung und die Treue zum Arbeitgeber nicht durch Leadership sichergestellt werden, sondern durch Angst und Kontrolle

8.5  Baden-Württembergs Landesarchäologe Dirk Krausse im Porträt

8.6  Was hat in der Vorgeschichte der Übergang zur Mutterschaft für Frauen bedeutet? Die Prähistorikerin Katharina Rebay-Salisbury

8.7  "Erst 15 Jahre Ultra-Struggle, dann Herrscherin deines eigenen Königreichs"? Die Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft großartig erklärt

8.8  Umfrage des Vereins RespectScience e. V. zu den Arbeitsbedingungen im Wissenschaftssystem

9  Berufsverband

9.1  CIfA-Hinweis: mögliche Vermögensschäden durch die Arbeit von archäologischen Fachfirmen versichern!

9.2  Von CIfA Deutschland moderierte Lohnverhandlungen für 2023 laufen

10     Open Access & Open Data

10.1      Bericht "Publizieren und Open Access in den Geisteswissenschaften" erschienen

11     Bürger und Archäologie & Citizen Science

11.1      Die Sicht interessierter Bürger und Bürgerinnen: Umfrage zur Bürgerbeteiligung in der Archäologie (bis 17.4.)

12     Ausstellungen und Museen

12.1      Das Pfahlbaumuseum Unteruhldingen wird 100 – und sein Direktor Gunter Schöbel mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet

13     Und sonst …

13.1      Spannender Gedankengang: Könnte es in der Erdgeschichte eine andere Zivilisation gegeben haben?

13.2      Den Parthenon-Fries auch virtuell erkunden

13.3      400.000 Gründe, in England zu forschen, oder: Aerial Photo Explorer - wie man ein Luftbildarchiv online stellt

13.4      Ein 68 Meter langer Comicstrip: Filmdokumentation zum Teppich von Bayeux

 

1         DGUF-Nachrichten

1.1        Novellierung Denkmalschutzgesetz NRW: Ministerin Ina Scharrenbach (CDU) mit der Brechstange gegen allen Fachverstand

Am 15.5. finden in Nordrhein-Westfalen Landtagswahlen statt: Die Parteien haben ihre Kandidatenlisten gesetzt, ihre Wahlprogramme veröffentlicht und zum Einreichen von Wahlprüfsteinen eingeladen. Seit circa Jahresanfang 2022 gilt die Konzentration der Parteien der kommenden Landtagswahl, während im Parlament nur mehr das Nötigste, d. h. wirklich Dringliche behandelt wird. Eine Ausnahme macht die Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung, Ina Scharrenbach (CDU): Sie möchte die Novellierung des Denkmalschutzgesetzes (DSchG) noch durchs Parlament peitschen. Zur Erinnerung: die Novellierung des DSchG wurde von ihr im Mai 2020 als Regierungsentwurf eingebracht. Ihre Vorlage erfuhr rundum massive Kritik - auch von der DGUF - und wurde zurückgezogen. Im März 2021 brachte die Ministerin einen zweiten, stark veränderten Entwurf ins Parlament, der wiederum u. a. von sehr vielen Fachgesellschaften (auch der DGUF) und beiden Landschaftsverbänden kritisiert wurde - dieses Mal nicht vorsichtig / verhalten / dezent, wie gemeinhin üblich, sondern mit sehr deutlichen Worten verrissen. Hauptpunkt der Kritik ist die geplante tiefgreifende Veränderung der Baudenkmalpflege in NRW, bei der erhebliche auch fachliche Zuständigkeiten auf die Kommunen übertragen werden und das Fachamt de facto funktionslos gemacht wird. Das Schlagwort "Denkmalabrissgesetz" kursiert. Nun, kurz vor Ende der Legislaturperiode, bringt die Ministerin am 11./16.2.2022 ihren dritten Versuch ein: Der zuständige Ausschuss debattiert lebhaft Terminfragen, das Landesparlament lässt die Vorlage in der ersten Lesung ohne Aussprache passieren und verweist sie wieder an den Ausschuss. Es folgt - wie üblich - die Anhörung seitens des Ausschusses, am 18.3.2022. Wie die "Dokumente zum Beratungsverlauf" zeigen, nehmen wiederum diverse Fachgesellschaften, Stakeholder und Einzelpersonen Stellung und lehnen das Gesetz in wesentlichen Punkten ab, verweisen auch auf schwerwiegende juristische Mängel. Doch Fachverstand und Kritik sind von Ministerin Scharrenbach nicht gewollt: In ganz ungewöhnlicher Weise sind zur Anhörung (in Präsenz!) zwar diverse Stakeholder eingeladen, nicht aber die Kritiker des Gesetzes. Nicht nur die in NRW sehr aktive DGUF fehlt unter den Geladenen, sondern auch wesentliche insbesondere für den Baudenkmalschutz tätige Vereine. So steuern kraft eindimensionaler Einladungsliste der Fachausschuss und die Ministerin, was am Thema interessierte Abgeordneten (auch der Oppositionsparteien) hören, wenn sie sich per Anhörung informieren wollen. Die DGUF hat sich nicht abwimmeln lassen, sondern am 17.3. eine Stellungnahme zur Anhörung des Ausschusses für Heimat, Kommunales, Bauen und Wohnen am 18.3. eingereicht. - Zwei Dinge sind offensichtlich: (1) Die seitens der Landesregierung geplanten Änderungen am DSchG NRW erfolgen nicht zufällig oder versehentlich, sondern sind gegen vielstimmige Expertise vom klaren politischen Willen der beiden Regierungsparteien CDU und FDP getragen, die Baudenkmalpflege in NRW erheblich zu schwächen, die Fachämter überflüssig zu machen und alle Entscheidungen auf die Ebene der Kommunen zu verlagern - dort, wo evtl. vorhandene Fachleute weisungsgebunden sind. (2) Der Änderungswille ist so stark, dass sogar erhebliche Verbiegungen der üblichen parlamentarischen Verfahren vorgenommen werden, um das Gesetz noch kurz vor Ende der Legislaturperiode durchs Parlament zu peitschen. Zynisch hoffen CDU und FDP, dass man angesichts von Ukraine-Krieg, Spritpreisen, Klimawandel und anhaltender Corona-Pandemie im Denkmalschutz weitgehend unbeobachtet endlich abräumen kann, was immer schon störte: das Schützen der Denkmäler. Der Begriff "Skandal" ist berechtigt. - Nach der Anhörung am 18.3. hat der zuständige Ausschuss die Gesetzesvorlage gegen die Stimmen der SPD, der Grünen und der AfD unverändert ans Landesparlament überwiesen, wo am 6.4. in 2. Lesung voraussichtlich über das Gesetz entschieden wird. Die Fraktion der Grünen bringt einen Änderungsantrag ein, der u. a. betreffs der Braunkohletagebaue wesentliche Forderungen der DGUF übernimmt.

Landtag NRW, Drucksache APr 17/1737: https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument?Id=MMA17%2F1737|1|7&Id=MMA17%2F1737|34|38

Landtag NRW, Beschlussprotokoll der 161. Landtagssitzung am 16.2.2022: https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMPB17-161.pdf

"Dokumente zum Beratungsverlauf": https://www.landtag.nrw.de/home/dokumente/dokumentensuche/gesetzgebungsportal/suchergebnis-gesetze.html?nummer=17/16518&ev=g&wp=17

Liste der zur Anhörung am 18.3.2022 Geladenen: https://www.landtag.nrw.de/files/live/sites/landtag-r20/files/Internet/I.A.1/Ausschuesse/A02_-_Ausschuss_fuer_Heimat%252c_Kommunales%252c_Bauen_und_Wohnen_/Verteiler%20-%2018.03.2022%20(13.30%20Uhr).pdf

  1. Entwurf zur Novellierung DschG NRW: https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMD17-16518.pdf

Stellungnahme der DGUF vom 17.3.2022: https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMST17-4962.pdf

Landtag NRW: Protokoll der Ausschusssitzung vom 18.3.: https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument?Id=MMA17%2F1767|1|1&Id=MMA17%2F1767|3|85&Id=MMA17%2F1767|87|93

Landtag NRW: Beschlussempfehlung des Ausschusses für Heimat, Kommunales, Bauen und Wohnen (1.4.): https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMD17-16947.pdf

Änderungsantrag der Fraktion Bündnis90/Die Grünen (31.3.): https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMD17-16957.pdf

 

1.2        Online-Tagung "Das archäologische Jahr 2021" von DGUF und CIfA (28.5.)

Welche spannenden archäologischen Ausgrabungen, Entdeckungen und Entwicklungen gab es in Deutschland im Jahr 2021? Eine solche bundesweite Zusammenschau besteht bisher nicht - die DGUF möchte das in Kooperation mit CIfA Deutschland ändern. Ausgräber, Forschende und Fachleute werden am Samstag, 28.5., auf unserer virtuellen Tagung von ihren Ergebnissen berichten. Die Veranstaltung richtet sich gleichermaßen an Fachkollegen wie an interessierte Bürgerinnen und Bürger – sie alle sind uns ganz herzlich willkommen! Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung ist erforderlich. Wenn Sie einen Vortragsvorschlag einreichen möchten: Ihre Ausgrabung/Ihr Forschungsprojekt muss in Deutschland (plus Grenzgebiete) und großteils im Jahr 2021 stattgefunden haben. Bei mehrjährigen Projekten können Sie den Anteil aus dem Jahr 2021 vorstellen. Zur Anmeldung eines Vortrags (15 Minuten und 5 Minuten für Diskussion/Fragen) senden Sie bitte bis spätestens 2.5. ein Abstract von max. 200 Wörtern & einen Vortragstitel von max. 15 Wörtern an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.. Bitte geben Sie außerdem an: 1. das Bundesland, dem der Befund (hauptsächlich) zuzuordnen ist; 2. die Zeitstellung, der der Befund (hauptsächlich) zuzuordnen ist. Möglich ist alternativ auch "Entwicklungen, Techniken und Methoden".

Tagungswebsite: http://www.das-archaeologische-jahr.de

 

1.3        DGUF-Monitoring privatwirtschaftliche Archäologie 2021: Liebe Fachfirmen und Selbständige, bitte nehmen Sie teil! (bis 16.4.)

Aktuell wiederholt die DGUF ihre Umfrage zur Lage in der privatwirtschaftlichen Archäologie zum dritten Mal. Ziel ist es, tragfähige Aussagen über das Geschäftsjahr 2021 gewinnen und die Ergebnisse, wie auch schon in den Vorjahren, zu veröffentlichen. Derzeit ist die Resonanz auf die noch bis zum 16.4. laufende Umfrage noch weitaus geringer als in den Vorjahren. Wenn es dabei bleibt, wird es für 2021 nur einen allgemeinen Überblick auf Bundesniveau geben können, denn für Aussagen auf Ebene Bundesländer ist die aktuelle Datenbasis zu knapp. 17 Fragen, 15 Minuten Zeit: Firmen und Selbständige, die zwischen all der Auftragsflut ihre Einladungs-Mail (die zum Beantworten der Umfrage nötig ist) verbummelt haben und noch mitwirken möchten, wenden sich an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

Siegmund, F., & Scherzler, D. (2019). Die derzeitige Wirtschaftslage in der privatwirtschaftlichen Archäologie Deutschlands – DGUF-Monitoring-Report privatwirtschaftliche Archäologie 2019. Archäologische Informationen, 42, 79-98: https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/article/view/69349

Siegmund, F., & Scherzler, D. (2020). Grabungsfirmen in Deutschland trotz Pandemie auf Wachstumskurs – DGUF-Monitoring-Report privatwirtschaftliche Archäologie 2020. Archäologische Informationen, 43, 211-224: https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/article/view/81411

 

1.4        DGUF-CIfA-Online-Vorträge: Erster Vortrag fürs Sommersemester 2022 am 12.4.

Die im Sommer 2021 begonnene Reihe der von DGUF und CIfA Deutschland gemeinsam organisierten Online-Vorträge "für junge Archäolog:innen" startet am 12.4. mit dem Thema "Lohn & Gehalt im öff. Dienst: ein Kurzführer durch die Tarifgruppen"; Vortragende sind PD Dr. Frank Siegmund, DGUF & Michaela Schauer, CIfA Deutschland. Weiter geht es am 10.5. mit "Zur Aufarbeitung der NS-Vergangenheit in der Archäologie" (Dr. Robert Schumann, Univ. Heidelberg). Es folgen: 7. Juni: "Beruf im Museum - und wie man hineinkommt" (Karina Iwe M.A., smac); 21. Juni: "Wie wähle ich als Investor eine Grabungsfirma aus?" (Johannes Gilhaus M.A. u.a., RWE); 12. Juli: "Archäologie im Ehrenamt." (Katharina Möller MA, CIfA). – Die Teilnahme ist für jeden offen und kostenlos; eine Anmeldung ist erforderlich.

Aktuelles Programm und die Anmeldung zur Teilnahme: https://dguf.de/service/events

 

1.5        Wahlprüfsteine der DGUF zur Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen 2022

Wie zu zurückliegenden Landtagswahlen in NRW hat die DGUF sich wieder mit Wahlprüfsteinen eingebracht und an alle aussichtsreichen Parteien gewandt. Zuvor waren alle DGUF-Mitglieder in NRW vom Vorstand angeschrieben worden, damit sie sich mit ihren Fragen und Gedanken in das Verfahren einbringen konnten - ein Angebot, das auch genutzt wurde. Aktuell (6.4.) liegen sehr aussagekräftige Antworten von der FDP vor. Die Parteien hatten zugesagt, ihre Antworten bis 15.4. zu veröffentlichen- was dann auch möglichst zeitnah auf DGUF.de sichtbar sein wird.

Wahlprüfsteine der DGUF zur Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen 2022: https://dguf.de/wahlpruefsteine-der-dguf/landtagswahl-in-nrw-2022

 

1.6        Unter den DGUF-Rezensionsangeboten: Clara Drummer: Vom Kollektiv zum Individuum. Transformationsprozesse am Übergang vom 4. zum 3. Jahrtausend v. Chr. in der Deutschen Mittelgebirgszone.

Unter den zahlreichen Publikationen, welche die Herausgeber der "Archäologischen Informationen" zur Rezension ausschreiben, sei diesmal ein im März bei Sidestone erschienenes Buch, eine Dissertation, hervorgehoben. Aus dem Klappentext: "Dieses Buch behandelt die Frage, ob und wie sich soziale Identitäten in der deutschen Mittelgebirgszone zum Ende des 3. Jahrtausends v. Chr. veränderten. Es wird davon ausgegangen, dass die Veränderungen der Bestattungssitten im Übergang vom Spät- zum Endneolithikum von Migrationsprozessen aus der nordpontischen Steppenlandschaft beeinflusst wurden. Um die Frage der Auswirkungen dieser Migrationsprozesse auf den Wandel der sozialen Identitäten und Bestattungssitten zu beantworten, werden soziale Gruppenidentitäten rekonstruiert und auf Transformationsprozesse untersucht. Dadurch ermöglicht diese Regionalstudie eine soziale Perspektive auf die archäologischen Veränderungen und auch auf Ergebnisse der bisherigen aDNA-Studien über das Ende des 3. Jahrtausends v. Chr." Wenn Sie Interesse an einer Rezension haben, richten Sie bitte Ihre Anfrage mit Ihrer vollständigen Postanschrift sowie einer kurzen Begründung, weshalb Sie dieses Werk besprechen wollen, an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

Alle Rezensionsangebote der "Archäologischen Informationen" mit weiteren Informationen zu Modalitäten und Ablauf: https://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/publikationen/AI/dguf-dok_arch-inf_rezensionsangebote.pdf

Clara Drummer: Vom Kollektiv zum Individuum. Transformationsprozesse am Übergang vom 4. zum 3. Jahrtausend v. Chr. in der Deutschen Mittelgebirgszone. Scales of Transformation 13. 348 Seiten. März 2022. Mehr zum Buch: https://www.sidestone.com/books/vom-kollektiv-zum-individuum

 

2         Drei Tagungen, eine Messe: Erstes postpandemisches Präsenztreffen der Fachverbände (Frankfurt a. M.,16.-19.6.)

Lange haben wir Fachkolleginnen und -kollegen einander nicht persönlich in großer Runde treffen können. Das ändern DGUF, DArV und CIfA Deutschland: Wir haben vereinbart, unsere Jahrestagungen gemeinsam in Frankfurt auszurichten – fast zeitgleich und möglichst wenig überlappend, so dass eine Teilnahme an mehreren Tagungen und intensiver persönlicher Austausch problemlos möglich sind. Dieses erste große Präsenztreffen seit langer Zeit wird ergänzt durch eine Archäologie-Messe.

 

2.1        "FAIRe Daten und digitale Infrastrukturen für die Archäologie. Handlungsräume gemeinsam gestalten, Potenziale identifizieren." Gemeinsame Tagung von DGUF & NFDI4Objects (IG-Farben-Haus, 16.6.; CfP bis 19.4.)

Um Forschungsdaten und archäologische Archivalien auffindbar, verfügbar, verknüpfbar und wiedernutzbar zu machen, braucht es kollektive Vereinbarung von Standards, von Regeln und von Tools. Dazu kann es nur kommen, wenn alle Bedarfe angemeldet und in gemeinsamer Initiative geordnet werden. Die Tagung beleuchtet die aktuellen Herausforderungen und Chancen des digitalen Forschungsdatenmanagements, sie stellt den aktuellen Stand von NFDI4Objects vor und will die vielfältigen Akteure in der Archäologie zusammenbringen. Das sind Grabungsfirmen, staatliche Denkmalpflege, Museen, Universitäten und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, aber auch Ehrenamtliche, Examenskandidaten und Forschende. Die Tagung dient dem Austausch von Experten und Anwendern / Nutzern, damit die Einen nicht an den Wünschen und Möglichkeiten der Anderen vorbeiplanen. Sie will kein "Experten-Talk" sein, sondern gerade Praktiker und Kollegen ansprechen, die noch nicht so sehr mit dem Thema vertraut sind, aber dessen Potenziale für sich entdecken wollen. Anmeldungen für Vorträge oder für Diskussions-/Debattenbeiträge bis zum 19.4. an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.. Die Tagungsteilnahme (Gebühren: 45/20/10 Euro; studierende DGUF-Mitglieder: kostenfrei) ist unabhängig von einer DGUF-Mitgliedschaft möglich; eine Anmeldung ist erforderlich und bis 31.5. erbeten.

https://dguf.de/tagungen/aktuelle-tagung

 

2.2        "Archäologie im postkolonialen Zeitalter", DArV-Jahrestagung (Historisches Museum, 17.-19.6.)

Der US-amerikanische Klassische Philologe und Althistoriker Dan-el Padilla Peralta (Princeton) eröffnet die Tagung mit seiner Keynote "The illumination of Black Classicism". Ihm folgen während der nächsten zwei Tage 14 Vorträge in vier thematischen Panels. Darunter sind: Katja Lembke: "Schwarzes Ägypten - weißes Griechenland? Wie Materialität zu (falschen) kulturellen Konstrukten führt"; Elena Korka: "Elgin Marbles: To whom do they belong?"; Annetta Alexandridis: "Gipsabgüsse als koloniales Erbe" und Margarete von Ess: "Baalbek. Deutsche Grabungen vom Kaiserbesuch bis heute". Das wissenschaftliche Programm wird umrahmt durch einen Science Slam (17.6.), ein Treffen der DArV-AGs (18.6.) und zwei abendliche Feiern. Die Tagungsteilnahme ist kostenlos und unabhängig von einer DArV-Mitgliedschaft möglich; eine Anmeldung ist erforderlich und bis 31.5. erbeten.

https://www.darv.de/aktivitaeten-des-darv/jahrestagung/

 

2.3        "Unterbezahlt und ungeschützt? Lohnuntergrenzen und Arbeitssicherheit in der Archäologie." Jahrestagung von CIfA Deutschland (IG-Farben-Haus, 17.6.; CfP bis 15.4.)

Wie viel ist meine Arbeit wert? Wie viel Lohnforderung kann ein Unternehmer in der Archäologie realistisch umsetzen? Wie kann man sich selbst und seine Mitarbeitenden im weiten Berufsfeld der Archäologie finanziell, aber auch im Sinne der Arbeitssicherheit absichern? Ziel der Jahrestagung des Berufsverbands CIfA Deutschland ist, die Arbeitsbedingungen in der Archäologie gemeinsam mit den in der Archäologie Tätigen zu verbessern. Um das zu erreichen, werden die Themen aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet: von Arbeitnehmern einer Grabungsfirma, von Studierenden, von Arbeitgebern. Diskutiert werden die verschiedenen Forderungen im Hinblick auf faire Bezahlung und Arbeitsschutz. Wie kann jeder selbst seinen Beitrag zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Archäologie leisten? Einen besonderen Platz wird das Thema Lohnuntergrenzen einnehmen: Organisiert und moderiert von CIfA Deutschland definierten Arbeitnehmer und Arbeitgeber im Jahr 2021 erstmalig für die deutsche Archäologie nach Verantwortung gestaffelte Lohnuntergrenzen; diese werden seit Jan. 2022 umgesetzt. Wie 2021 vereinbart, sollen die Gehälter und deren Aushandeln im Rahmen der CIfA-Tagung sowohl von erneut diskutiert werden, um die erstmals getroffene Vereinbarung fortzuführen und ggf. für 2023 anzupassen. Arbeitnehmer und Arbeitgeber vertreten hier ihre Standpunkte und sprechen offene Punkte und Schwierigkeiten an. Auch andere Blickwinkel, wie z. B. die von Studierenden oder Landesämtern können in Betracht gezogen werden. - Neben Vorträgen und Impulsreferaten wird Raum für Diskussionen und Fragen geboten. Die Tagungsteilnahme ist kostenlos und setzt keine Mitgliedschaft bei CIfA Deutschland voraus. Eine vorherige Anmeldung ist erforderlich. Anmeldungen für Vorträge oder für Diskussions-/Debattenbeiträge bis zum 15.4.an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

 

2.4        Archäologie-Messe (Universität Frankfurt, Metzler-Saal-Foyer im Casino-Gebäude, 18.6.; Anmeldung für Aussteller/Stände offen)

Die von CIfA Deutschland, DGUF und NFDI4Objects gemeinsam ausgerichtete Archäologie-Messe bildet einen Knotenpunkt und offenen Kommunikationsraum zum Austausch zwischen Archäologinnen und Archäologen sämtlicher Branchen, aber auch zwischen Archäologie und Öffentlichkeit. Die Messe bietet mit ihren Ständen eine offene Kontakt- und Kommunikationsmöglichkeit; sie umfasst ein Forum, das teilnehmenden Organisationen die Möglichkeit bietet, Themen kompakt vorzustellen und anzusprechen, die ihnen besonders am Herzen liegen. Kurzum – Ziel der Messe ist eine bunte, vielfältige und facettenreiche "Leistungsschau" der deutschen Archäologie - wir möchten unsere Expertise, Fähigkeiten, Innovationskraft und den Wert, den unsere Arbeit für die Allgemeinheit bringt, in den Vordergrund rücken. Der Besuch der Messe ist kostenfrei möglich und nicht von einer Mitgliedschaft bei CIfA Deutschland oder DGUF abhängig. Eine Anmeldung ist erbeten. Mit Ständen vertreten sind u. a.: Archäograph - Archäologische Dienstleistungen, Baumgartner Archäologie, BG BAU, Salisbury Archaeology, SPAU GmbH, MK-Illustrations und NFDI4Objects. Wer ebenfalls mit einem Stand (Standgebühr: 75 Euro) und/oder Forums-Beitrag gerne zur Messe beitragen möchte, melde sich bitte unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. an.

https://cifa-deutschland.de/veranstaltungen/archaeologie-messe

 

3         Tagungen und Veranstaltungen

3.1        "Geschlecht macht Arbeit!" Jubiläumstagung zu 30 Jahren FemArc (Linz, 1.-3.7.)

Die sich auf den Samstag, 2.7., fokussierende Veranstaltung versammelt zehn Vorträge um die Themenrubriken "Arbeit an der Theorie", "Geschlechtliche Arbeitsteilung – Theorie und Praxis", "Fallbeispiele" und "Archäolog*innen bei der Arbeit". Die Tagungsgebühr liegt bei 10 Euro, für Studierende kostenlos; um Anmeldung bis 31.5. wird gebeten.

https://www.femarc.de/organisatorisches/veranstaltungen/271-geschlecht-macht-arbeit.html

 

3.2        13. Jahrestagung AG "Werkzeuge und Waffen" (Dresden, 5.-8.5.)

Die pandemiebedingt mehrmals verschobene Tagung hat "Wegbeleiter des Menschen: Waffen der Jagd und des Krieges" zum Thema. Sie soll ohne chronologische Schwerpunktsetzung ein vielfältiges Programm ergeben. Daneben finden ein "Regionalblock" zum Umfeld des Tagungsortes, die traditionelle Bücherbörse sowie ggf. ein Praxisblock und eine Exkursion/Museums-/Ausstellungsbesuche statt. Unter der Rubrik "Sonstiges" werden auch Vorträge zu aktuellen Funden und Befunden zu hören sein, die eher allgemein mit Werkzeugen oder Waffen in Zusammenhang stehen.

https://www.academia.edu/64937267/CALL_FOR_PAPERS_AG_Werkzeuge_and_Waffen_Dresden_05_08_05_2022

 

4         Forschung

4.1        Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"

Christiansen, B. (2022). Rezension zu: Müller-Karpe, A. (2021). Die Himmelsscheibe von Nebra und ihre anatolischen Bezüge. (Marburger Schriften aus dem Vorgeschichtlichen Seminar der Philipps-Universität, 64). Marburg: Vorgeschichtliches Seminar. Archäologische Informationen 45, Early View, online publiziert 26. März 2022. https://dguf.de/fileadmin/AI/archinf-ev_christiansen.pdf

Veling, A. (2021). Zum missverstandenen Theoriediskurs und dem Selbstverständnis der Archäologie. Archäologische Informationen 44, Early View, online publiziert 16. Feb. 2022.

https://www.dguf.de/early-views

 

4.2        Aktuelle Ausgrabungen und Forschung in den Medien

"Archäologie und Algorithmen - Ton, Steine, Scherben: KI erweckt die alten Griechen zum Leben" (SRF, 4.4.): https://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/archaeologie-und-algorithmen-ton-steine-scherben-ki-erweckt-die-alten-griechen-zum-leben

"Origins of the Avars elucidated with ancient DNA" (MPI für evolutionäre Anthropologie, 1.4.): https://www.eva.mpg.de/press/news/article/origins-of-the-avars-elucidated-with-ancient-dna/

"Technische Textilien in der Jungsteinzeit: DITF-Labor erforscht die Verwendung von Lindenbast und Flachs" (Deutsche Institute für Textil- und Faserforschung, 30.3.): https://www.ditf.de/de/aktuelles/pressemeldungen/detail/technische-textilien-jungsteinzeit.html

"Tools reveal patterns of Neandertal extinction in the Iberian Peninsula" (Phys.org, 30.3.): https://phys.org/news/2022-03-tools-reveal-patterns-neandertal-extinction.html

"Imported Lead Ingots Offer Evidence of Complex Bronze Age Trade Networks. A new analysis of shipwrecked metals inscribed with Cypro-Minoan markings suggests the objects originated in Sardinia, some 1,550 miles away from Cyprus" (Smithsonian Magazine, 29.3.): https://www.smithsonianmag.com/smart-news/bronze-age-metal-trade-extended-for-thousands-of-miles-across-the-mediterranean-180979642/

"Wie roch die Vergangenheit? Forschende finden neue Wege, um historische Geruchswelten zu rekonstruieren" (MPI für Menschheitsgeschichte, 28.3.): https://www.shh.mpg.de/2146558/ancient-smells

"4000 Jahre altes Boot bei der antiken Stadt Uruk notgeborgen" (DAI, 28.3.): https://bit.ly/3Jj4YkV

"Graves of dozens of kings from the time of King Arthur uncovered in Britain. Up to 65 burials of kings and queens have been discovered" (Live Science, 26.3.): https://www.livescience.com/royal-british-graves-discovered und "Final resting place of up to 65 British kings revealed as discovery sheds light on King Arthur era" (Independent, 16.3.): https://www.independent.co.uk/news/science/dark-age-britain-celtic-kings-tombs-b2037073.html

"Keltisches Oppidum bei Roggwil gibt seine Geheimnisse preis. Bei Roggwil erforschen Archäologinnen und Archäologen des Kantons Bern eine von 2000 Jahren verschwundene Stadt der Helvetier" (Der Bund, 24.3.): https://www.derbund.ch/keltisches-oppidum-bei-roggwil-gibt-seine-geheimnisse-preis-872665135465

"Last of the giant camels and archaic humans lived together in Mongolia until 27,000 years ago" (Phys.org, 24.3.): https://phys.org/news/2022-03-giant-camels-archaic-humans-mongolia.html

"Rewriting the History Books: Why the Vikings Left Greenland. New study led by UMass Amherst suggests that increasing aridity, not temperature change, contributed to the Norse abandonment of Greenland settlements in the 15th century" (University of Massachusetts Amherst, 23.3.): https://www.umass.edu/news/article/rewriting-history-books-why-vikings-left-greenland

Vor 100.000 Jahren: "Oliven waren schon in der Steinzeit beliebt" (Universität Innsbruck, 22.3.): https://www.uibk.ac.at/newsroom/oliven-waren-schon-in-der-steinzeit-beliebt.html.de

"Des occupations néolithique et gallo-romaine à Meaux (Seine-et-Marne)" (INRAP, 21.3.): https://www.inrap.fr/des-occupations-neolithique-et-gallo-romaine-meaux-seine-et-marne-16365

"Scientists analyse traces of ingredients in 5300 to 4000 year old cooking vessels. How to reconstruct the cookery of people who lived thousands of years ago? Bones and plant remains can tell us what kind of ingredients were available. But to reconstruct how ingredients were combined and cooked, scientists need to study ancient cooking vessels" (Heritage Daily, 21.3.): https://www.heritagedaily.com/2022/03/scientists-analyse-traces-of-ingredients-in-5300-to-4000-year-old-cooking-vessels/143098

"Die farbigen Skelette von Çatalhöyük. Ein internationales Team mit Forschenden der Universität Bern liefert neue spannende Erkenntnisse darüber, wie die Bewohner der 'ältesten Stadt der Welt' in Çatalhöyük (Türkei) ihre Toten bestatteten. Deren Knochen wurden teilweise bemalt, mehrmals ausgegraben und wieder bestattet. Die Erkenntnisse geben einen Einblick in die Begräbnisrituale einer faszinierenden Gesellschaft, die vor 9000 Jahren lebte" (Universität Bern, 18.3.): https://www.unibe.ch/aktuell/medien/media_relations/medienmitteilungen/2022/medienmitteilungen_2022/die_farbigen_skelette_von_atalhoeyuek/index_ger.html

"Deux ensembles funéraires antiques mis au jour à Suze-la-Rousse (Drôme)" (INRAP, 18.3.): https://www.inrap.fr/deux-ensembles-funeraires-antiques-mis-au-jour-suze-la-rousse-drome-16362

Motya/Sizilien: "Ancient seafarers built the Mediterranean’s largest known sacred pool. A big pool on a tiny island helped Phoenicians track the stars and their gods" (Science News, 16.3.): https://www.sciencenews.org/article/sacred-pool-ancient-seafarers-phoenicians-largest-mediterranean

"106 Years, 4 Weeks, 1 Wreck: How Shackleton’s Ship Was Found. 'Gents, I want to introduce you to the Endurance.' More than a century after sinking in Antarctic waters, the legendary ship was found with just days to spare" (The New York Times, 15.3.): https://www.nytimes.com/2022/03/15/climate/endurance-shipwreck-shackleton.html Und "Now Shackleton’s Endurance has been found, who determines what happens to the famous shipwreck?" (The Conversation, 29.3.): https://theconversation.com/now-shackletons-endurance-has-been-found-who-determines-what-happens-to-the-famous-shipwreck-179752

"Excavation unearths a 1500-year-old mystery. An abandoned mausoleum and silver extraction taking place on an industrial scale at a Roman site in rural Kent have left archaeologists with a 1500-year-old mystery" (University of Newcastle, 15.3.): https://www.ncl.ac.uk/press/articles/latest/2022/03/grangefarmexcavations/

Bayern: "Römischer Friedhof in einer Kiesgrube in Erding entdeckt" (BR, 10.3.): https://www.br.de/nachrichten/bayern/roemischer-friedhof-in-einer-kiesgrube-in-erding-entdeckt,Szg2ncs

"Did Kings Meet Each Other Face-to-Face During the Late Bronze Age?" (ASOR, 10.3.): https://www.asor.org/anetoday/2022/03/kings-face-to-face

"Revealing an Ice Age Route for Indigenous Peoples. Hiking through swamps, cutting across thick bush, and canoeing across open waters, archaeologists have identified a corridor through Vancouver Island where Indigenous peoples may have sojourned 18,500 years ago" (Sapiens, 8.3.): https://www.sapiens.org/archaeology/ice-age-route-indigenous-peoples/

"Forscher bergen 1700 Jahre altes Schiff direkt vor Mallorca" (Stern, 8.3.): https://www.stern.de/panorama/wissen/mallorca--forscher-bergen-1700-jahre-altes-schiffswrack-31683954.html

"Collectors in the prehistoric world recycled old stone tools to preserve the memory of their ancestors. A new study at Tel Aviv University unravels recycling practices 500,000 years ago" (University of Tel Aviv, 7.3.): https://www.eurekalert.org/news-releases/945570

"Mit Fußabdruck eines Kindes. Riesige Grabhöhle aus der Bronzezeit entdeckt. Menschenschädel und Töpferware: In der Nähe von Bordeaux ist eine Höhle entdeckt worden, die vor mehreren Tausend Jahren als Grabstätte diente. Das französische Kulturministerium zeigt sich begeistert" (Spiegel, 4.3.): https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/frankreich-riesige-grabhoehle-aus-der-bronzezeit-entdeckt-a-4777adc5-6cd7-430f-9bf8-ac40a5020b4c

"Mummification in Europe may be older than previously known" (University of Uppsala, 3.3.): https://www.uu.se/en/news/article/?id=18392&typ=artikel&lang=en

"Neuartige, innovative 40.000 Jahre alte Kultur in China entdeckt. Eine gut erhaltene paläolithische Fundstätte in Nordchina offenbart neue und bisher nicht identifizierte kulturelle Innovationen" (MPI für Menschheitsgeschichte, 2.3.): https://www.shh.mpg.de/2108449/news-publication-18378502-discoveries-xiamabei

"Did a Tough Environment Shape the Evolution of Human Creativity? Archaeologists Find That Humans Innovated to Adapt to African Desert Life 80,000 Years Ago" (University of California, Davis, 28.2.): https://www.ucdavis.edu/curiosity/news/did-tough-environment-shape-evolution-human-creativity

"Ausgrabungen in Speyer. Elf Skelette aus der Bronzezeit entdeckt" (Rhein-Neckar-Zeitung, 27.2.): https://www.rnz.de/nachrichten/metropolregion_artikel,-ausgrabungen-in-speyer-elf-skelette-aus-der-bronzezeit-entdeckt-_arid,829018

Meteoreisen: "Neue Analyse von Tutanchamun-Messer- Der Königsdolch aus dem All-Metall" (Spiegel, 24.2.): https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/altes-aegypten-der-koenigsdolch-aus-dem-all-a-05f7a850-ce44-4bf6-b2b6-22cfb5f895c5

Yamnaya-Kultur: "Newcomers from Eastern Europe settled in today's Serbia almost 5,000 years ago" (Science in Poland, 24.2.): https://scienceinpoland.pap.pl/en/news/news%2C91334%2Cnewcomers-eastern-europe-settled-todays-serbia-almost-5000-years-ago.html

"Ancient DNA reveals surprises about how early Africans lived, traveled and interacted" (Rice University, 23.2.): https://news.rice.edu/news/2022/ancient-dna-reveals-surprises-about-how-early-africans-lived-traveled-and-interacted

"Earliest evidence of ear surgery 5,300 years ago" (Phys.org, 23.2.): https://phys.org/news/2022-02-earliest-evidence-ear-surgery-years.html

"Un quartier artisanal du bas Moyen Âge au cœur de Thérouanne (Pas-de-Calais)" (INRAP, 21.2.): https://www.inrap.fr/un-quartier-artisanal-du-bas-moyen-age-au-coeur-de-therouanne-pas-de-calais-16303

"Sphinx-Statue des Hatschepsuttempels wird rekonstruiert" (Selket's Ägypten, 20.2.): https://blog.selket.de/aus-der-archaeologie/sphinx-statue-des-hatschepsuttempels-wird-rekonstruiert

Mesolithikum: "Les chasseurs-cueilleurs de Choisey (Jura)" (INRAP, 17.2.): https://www.inrap.fr/les-chasseurs-cueilleurs-de-choisey-jura-16299

Yorkshire: "Trommel in Kindergrab: Prähistorisches Artefakt aus der Zeit von Stonehenge" (National Geographic, 17.2.): https://www.nationalgeographic.de/geschichte-und-kultur/2022/02/trommel-in-kindergrab-praehistorisches-artefakt-aus-der-zeit-von-stonehenge

"Language Death—The Case of Akkadian" (ASOR, 17.2.): https://www.asor.org/anetoday/2022/02/language-death-akkadian

"Archäologen rätseln über 2700 Jahre alte Bronzestatue. In Mecklenburg-Vorpommern hat ein Mann im Wasser der Tollense eine Figur entdeckt, die Wissenschaftler vor die Frage stellt: Wozu diente sie? Ist die Statue das Abbild einer Göttin – oder ein Gewicht?" (Spiegel, 16.2.): https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/tollense-archaeologen-raetseln-ueber-2700-jahre-alte-bronze-statue-a-328c8fde-da6c-42c4-92ee-79a869c1a31f

"Mobilität in Steinzeit und Bronzezeit. Wie Wanderschaft den Fortschritt brachte" (BR, 15.2.; Audio, 25 Min.): https://www.br.de/radio/bayern2/programmkalender/ausstrahlung-2747528.html

"Die grünen Pyramiden von Palau. Gartenbau und Totenruhe der Mächtigen: Geo-archäologisches Forschungsprojekt auf der Insel Babeldaob, Mikronesien" (Universität Kiel, 14.2.): https://www.uni-kiel.de/de/detailansicht/news/017-erdwerke-babeldaob

 

4.3        Neue Publikation zum Mont Lassois (Vix, Dép. Côte-d’Or)

Die deutschsprachige Monografie stellt die Ergebnisse der umfangreichen Ausgrabungen vor, welche die Universität Zürich zwischen 2009 und 2014 am Westabhang des Mont Lassois unternommen hatte. Im Fokus stehen die späthallstattzeitliche Befestigungsanlage am "Champ Fossé" sowie die dahinter liegenden Kulturschichten. Neben dem Befund einer angefangenen, jedoch nie abgeschlossenen Toranlage weisen Reste von Gebäuden und Handwerk auf eine Art Unterstadt an der Rückseite der befestigten Höhensiedlung hin. Erstmals wird so das Leben am späthallstattzeitlichen "Fürstensitz" außerhalb der herausragenden Plateaubesiedlung fassbar. In der Mittellatènezeit wird das Areal kurzfristig für kultische Aktivitäten genutzt. Die Publikation legt die archäologischen Befunde detailliert vor sowie die Kleinfunde mit Ausnahme der Gefäßkeramik und der biologischen Reste. All das: gedruckt und im Open Access.

Ballmer, A., Schäppi, K. & Della Casa, Ph. (2022). Der Westabhang des Mont Lassois (Vix /F). Befestigung, Unterstadt und Kultplatz der Eisenzeit. Ausgrabungen der Universität Zürich 2009–2014. Befunde und Kleinfunde. Basel: LIBRUM. https://librum-publishers.com/der-westabhang-des-mont-lassois-vix-f-befestigung-unterstadt-und-kultplatz-der-eisenzeit/

 

4.4        Diachrone Tendenzen im neolithischen Hausbau

Christoph Rinne hat 104 vollständige Hausgrundrisse aus 32 neolithischen oder frühbronzezeitlichen Siedlungen in Deutschland und angrenzenden Regionen digitalisiert und ausgewertet. Dabei wird - neu - neben der Hausgröße auch die von Pfosten(gruben) eingenommene Fläche berücksichtigt. In einer Satellitenperspektive arbeitet der Beitrag trefflich die allgemeinen Tendenzen vom Frühneolithikum bis zur Frühbronzezeit heraus. Dies ermöglicht es u. a., Prognosen / Suchraster vorzuschlagen für Raum-Zeit-Fenster, aus denen bislang noch keine Hausgrundrisse bekannt sind. Alles "selbstverständlich" mit Open Data und kurz & gut dokumentiertem R-Code. Lesenswert!
Rinne, Chr. (2022). Neolithischer Hausbau: Transformationen architektonischer Kenndaten im diachronen Vergleich. Journal of Neolithic Archaeology, 24, 1-13. [doi 10.12766/jna.2022.1]: https://www.jna.uni-kiel.de/index.php/jna/article/view/253

 

4.5        Die Mikrostruktur und der geographische Ursprung der Venus von Willendorf

Die knapp 11 cm hohe und 30.000 Jahre alte "Venus von Willendorf" ist aus Oolith gefertigt, ein Gestein, das im niederösterreichischen Willendorf und Umgebung nicht ansteht. Mit Hilfe hochauflösender tomographischer Aufnahmen fand ein Forscherteam von der Universität Wien in Zusammenarbeit mit dem Naturhistorischen Museum Wien heraus, dass das Material der Venus wahrscheinlich aus Norditalien stammt. In mehreren Durchgängen erzielten die Wissenschaftler Aufnahmen mit bis zu 11,5 Mikrometer Auflösung – eine Qualität, die man sonst nur im Mikroskop betrachtet. Die Daten zeigen, dass sich im Gestein zwischen Sedimente immer wieder kleine Reste von Muscheln und sechs sehr dichte, größere Körner, sogenannte Limonite befanden. Letzteres erklärt die bisher rätselhaften halbkugelförmigen Vertiefungen an der Oberfläche der Venus. "Die harten Limonite sind dem Schöpfer der Venus beim Schnitzen vermutlich herausgebrochen", erläutert der Anthropologe Gerhard Weber von der Universität Wien. "Beim Venusnabel hat er dann offenbar aus der Not eine Tugend gemacht." Keine der für Vergleichsanalysen gesammelten Oolithproben aus dem Umkreis von 200 Kilometern von Willendorf passte auch nur annähernd. Die Analyse zeigte schließlich: Die Proben der Venus waren statistisch nicht zu unterscheiden von Proben eines Ortes aus Norditalien in der Nähe des Gardasees. Der Fachartikel ist am 28.2. im Open Access in den "Scientific Reports" erschienen.

"Rätsel um die Herkunft der 30.000 Jahre alten Venus von Willendorf gelöst" (Universität Wien, 28.2.): https://medienportal.univie.ac.at/presse/aktuelle-pressemeldungen/detailansicht/artikel/raetsel-um-die-herkunft-der-30000-jahre-alten-venus-von-willendorf-geloest/

Gerhard W. Weber, Alexander Lukeneder, Mathias Harzhauser, Philipp Mitteroecker, Lisa Wurm, Lisa-Maria Hollaus, Sarah Kainz, Fabian Haack, Walpurga Antl-Weiser, Anton Kern: The microstructure and the origin of the Venus from Willendorf. Scientific Reports volume 12, 28.2.2022, Article number: 2926 (2022). DOI: 10.1038/s41598-022-06799-z. https://www.nature.com/articles/s41598-022-06799-z

 

4.6        Österreichs Feldforschungen in Ephesos können weitergehen

Wegen politischer Spannungen zwischen der Türkei und Österreich hatten im Sommer 2016 die Ausgrabungen des Österreichischen Archäologischen Instituts (ÖAI) in Ephesos und Limyra abgebrochen und an die türkischen Kollegen übergeben werden müssen (DGUF-Newsletter vom 31.1.2018 Punkt 3.8.). 2018 und 2019 wurden zwar erneut die jährlich notwendigen Grabungsgenehmigungen erteilt (zuletzt DGUF-Newsletter vom 19.11.2018 Punkt 3.6.), 2020 und 2021 wurden diese aber - auch bedingt durch die Corona-Pandemie - für Österreichs Archäologie nicht erneuert. Jetzt dürfen die Archäologen gemeinsam mit türkischen Wissenschaftlern wieder in Ephesos graben – losgehen soll es im Mai. Österreichische Archäologen forschen seit 1895 in Ephesos.

"Ephesos: Neustart für archäologische Ausgrabungen" (ÖAW, 23.3.): https://www.oeaw.ac.at/news/ephesos-neustart-fuer-archaeologische-ausgrabungen

"Wie heimische Archäologen die Grabungspause in Ephesos genutzt haben" (Kurier, 3.4.): https://kurier.at/wissen/wissenschaft/wie-heimische-archaeologen-die-grabungspause-in-ephesos-genutzt-haben/401960459

 

5         Archäoinformatik

5.1        QGIS-Tricksereien mit Koordinaten, oder: Wie man sich ein eigenes Koordinatensystem baut

Selten sind sie geworden auf unseren Ausgrabungen, die lokalen Vermessungsnetze. Immer mehr fallen sie der schnellen Einmessmöglichkeit moderner Differential-GPS-Geräte oder in absoluten Koordinaten stationierter Tachys zum Opfer. Aber es gibt sie noch, Koordinatensysteme mit - frei nach Egon Gersbach - Nullpunkten mit klingenden Namen wie "y400, x200", gerne auch mal mit negativen Vorzeichen, weil man ja nicht ahnen konnte, dass die Grabung soooooo weit nach Westen ... Sie überleben improvisiert, unter Wasser, in Häusern, Höhlen und wenn die zu ergrabenden Strukturen mal so gar nicht in die Landesnetze passen. Und in Archiven schlummern sie natürlich, zu Tausenden! Aber wenn man die spannende, in lokalen Koordinaten eingemessene Grabung nun auswerten will, natürlich schick modern mit (Q)GIS und so, dann kann man die Daten nicht einfach wie gewohnt per Drag & Drop in QGIS öffnen. Also, man kann schon, aber dann schwirren sie irgendwo am Nullpunkt des eingestellten Koordinatensystems rum, vermutlich aber eher nicht da, wo sie hingehören. Aber auch für dieses Problem hat QGIS die Lösung bereits an Bord: Man definiert einfach sein eigenes "Benutzerkoordinatensystem"! Das ist, zugegeben, nicht ganz selbsterklärend. Aber wie es gehen kann, zeigt exemplarisch ein Blogbeitrag von Sophie Schmidt auf Archaeoinformatics.net - hier mussten leicht seltsame Gauss-Krüger-Koordinaten aus Brandenburg korrekt georeferenziert werden. Geht also. Aber wem das alles zu kompliziert ist, der kann, ganz QGIS, auch einfach eine Erweiterung nutzen ...

Sophie Schmidt: "How to tweak an EPSG definition in QGIS" (Archaeoinformatics, 21.2.): https://archaeoinformatics.net/epsg-definition-in-qgis/

Twitter-Thread zum Blogbeitrag von Sophie Schmidt (Twitter, ab 21.2.): https://twitter.com/idhrenil/status/1495785038226636801

Thread zu Benutzerkoordinatensystemen auf StackExchange (https://gis.stackexchange.com/, 24.2.2015): https://gis.stackexchange.com/questions/136554/transform-from-artificial-coordinate-system-to-a-real-one

Koordinatensystem-Definitionen auf https://proj.org/: https://proj.org/operations/

QGIS-Erweiterung "Affine Transformations": https://plugins.qgis.org/plugins/qgsAffine/

 

5.2        Dissertation an der Uni Leiden entwickelt AGNES, eine Art "Google für Archäologen"

Was machen mit all' den Grabungsberichten, die bei all' den laufenden Grabungen so anfallen? Kann ja keiner mehr alle durchsehen oder überblicken, geschweige denn lesen. Alex Brandsen von der Uni Leiden hat jetzt mit "AGNES" eine Art "Google für Archäologen" entwickelt, das per Künstlicher Intelligenz die Texte der 60.000 vorliegenden niederländischen Grabungsberichte analysieren kann und so eine gezielte Volltextsuche ermöglicht. AGNES wird laufend weiterentwickelt, die Erweiterung auf weitere Sprachen ist in Arbeit. Klingt super. Nur, kleines (vielleicht nicht nur) spezifisch deutsches Problem: Was Brandsen leider nicht mitliefern kann, ist der Schlüssel zu der Schublade, in der Grabungsberichte in Deutschland ja gerne liegen. Was nicht zugänglich ist, kann man so schlecht durchsuchen - Deep Learning hin oder her. Bevor man also AGNES auf die Graue Literatur loslassen könnte, müsste die erst einmal digital online stehen... (Geheimer DGUF-Life-Hack: Wir hätten da was. Heißt "Archäologische Quellen" – Schubladen-Freunde und Wissenschaftsverlage hassen diesen Trick!)

"Researcher develops Google for archaeologists" (Meldung der Universität Leiden, 4.2.): https://www.universiteitleiden.nl/en/news/2022/02/researcher-develops-google-for-archaeologists

"'Google für Archäologen' entwickelt" (Archäologie in Deutschland, 4.3.): https://aid-magazin.de/): https://aid-magazin.de/2022/03/04/google-fuer-archaeologen-entwickelt/

"Alex Brandsen: Archaeological search engine adds a new dimension to ‘digging’" (Universiteit Leiden): https://www.universiteitleiden.nl/en/artificial-intelligence/our-experts/alex-brandsen/archaeological-search-engine-adds-a-new-dimension-to-digging

Website von Alex Brandsen (mit Publikationsliste, Videos etc.): https://alexbrandsen.nl/

"Digging in Documents" (Dissertation von Alex Brandsen auf researchgate.net): https://www.researchgate.net/publication/358746796_Digging_in_documents_using_text_mining_to_access_the_hidden_knowledge_in_Dutch_archaeological_excavation_reports

Grabungsdokumentationen im Open Access publizieren: die "Archäologischen Quellen": https://www.archaeologische-quellen.de

 

5.3        Einstieg in R per kostenlosem MOOC

Auf seiner MOOC-Plattform openHPI bietet das Hasso-Plattner-Institut derzeit einen offenen, kostenlosen R-Kurs an, der auf Anfänger/Einsteiger ausgerichtet ist. Der Kurs läuft vom 16.3.-14.4., ein nachträglicher Einstieg ist möglich. Drei Dozenten unterrichten R, wobei in Praxi RStudio die Grundlage bildet und "Base R" (statt "Tidyverse") unterrichtet wird. Der Kurs gründet vor allem auf jeweils ca. 10-minütigen Videos, die anschließend in Übungen und Aufgaben nachgearbeitet werden. Der Start ist gründlich, gut nachvollziehbar und holt Anfänger wirklich bei Null ab. Bei der Newsletter-Redaktion entstand indes hie und da der Gedanke, die Videos mit erhöhter Geschwindigkeit laufen zu lassen ;-) Videos und Materialien (insbes. die Folien der Video-Präsentationen als PDF) können frei heruntergeladen werden.

Boessenkool, B., Arnrich, B. & Rissom, P. Fr. (2022). Programmieren mit R für Einsteiger. https://open.hpi.de/courses/programmieren-r2022

 

5.4        Kulturelle Evolution mit R simulieren: eine Schritt-für-Schritt-Anleitung

Mit dem von Richard Dawkins (1976) als kulturelle Parallele zum "gene"/Gen aufgebrachten Begriff "meme"/Mem kam eine Forschungsrichtung auch in der Archäologie auf, kulturelle Phänomene und kulturelle Evolution in Analogie zur biologischen Evolution zu betrachten. So entstand in den 1990er-Jahren die Schule der "Darwinian Archaeology" / "Evolutionary Archaeology" (z. B. Riede, 2012). Wie seinerzeit die New Archaeology legt sie großen Wert auf explizite Modellbildung und deren "Test" an der Empirie. In diesem Kontext spielen Simulationen eine große Rolle, bei denen verschiedene Modelle von Evolution theoretisch explizit formuliert werden, um zu prüfen, wie diese ablaufen und sich entwickeln - Entwicklungen, die wiederum mit realen Daten verglichen werden können. Im Erfolgsfall helfen die (erfolgreichen) Simulationen und ihre Parameter, Muster und Mechanismen hinter der Vielfalt historischer Gesellschaften und Entwicklungen zu erkennen. Ein Ende März erschienenes Buch von Acerbi, Mesoudi & Smolla führt Interessierte in die Praxis solcher Simulationen ein. Schritt für Schritt stellen die Autoren verschiedene Modelle von kultureller Evolution vor, erläutern sie und simulieren sie mit typischen Parametern mit Hilfe von R-Programmen (im Tidyverse-Stil). In Summe eine sehr lehrreiche Schritt-für-Schritt Anleitung, wobei weniger die Theorie, sondern vielmehr die Praxis dieser Simulationen im Vordergrund steht. Neben der gedruckten Ausgabe ist das Buch auch im Open Access als HTML-Ausgabe verfügbar, der R-Code zu den Simulationen auf GitHub deponiert.

Riede, F. (ca. 2012). "Evolutionary Archaeology": http://www.semioticon.com/seo/E/evo_archaeology.html

Acerbi, A., Mesoudi, A. & Smolla, M. (2022). Individual-based models of cultural evolution. A step-by-step guide using R. London: Routledge. Open Access: https://acerbialberto.com/IBM-cultevo/

Code zum Buch auf GitHub: https://github.com/albertoacerbi/IBM-cultevo

 

6         Kulturgutschutz

6.1        Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien

"'Kulturgutschutz ist eine Teilmenge friedenserhaltender Maßnahmen'. Interview mit Alexander Gatzsche über militärischen Schutz von Kulturgütern" (L.I.S.A., 5.4.): https://lisa.gerda-henkel-stiftung.de/kulturgutschutz

"Unmasking a History of Colonial Violence in a German Museum. At Leipzig’s Grassi Museum, a Tanzanian-German artist collaboration is reimagining the removal of a plinth as sculptural gesture in its own right" (Hyperallergic, 28.3.): https://hyperallergic.com/719708/unmasking-a-history-of-colonial-violence-in-a-german-museum/

"Robot dog called in to help manage Pompeii. Spot will be used to identify safety and structural issues including tunnels dug by relic thieves" (The Guardian, 28.3.): https://www.theguardian.com/technology/2022/mar/28/robot-dog-to-help-manage-pompeii-spot-tunnels-thieves

Jolimont: "Raubgräber im Kanton Bern" (Archaeologik, 23.3.): https://archaeologik.blogspot.com/2022/03/raubgraber-im-kanton-bern.html

"Benin-Bronzen in Benin . 'mit der Rückgabe nicht abgeschlossen'" (Archaeologik, 27.2.): https://archaeologik.blogspot.com/2022/02/benin-bronzen-in-benin-mit-der-ruckgabe.html

 

6.2        Wie verfährt man korrekt, wenn man eine Sammlung von Antiken zurückgeben möchte?

Wer, beispielsweise, durch Vererbung in den Besitz antiker Artefakte gekommen ist – ohne klare Provenienz und ohne Papiere – und diese ethisch und rechtlich korrekt einfach "loswerden" will: Was ist da zu tun? Die Frage stellte sich unlängst angesichts von 15 kleineren, evtl. inkazeitlichen Keramiken, mutmaßlich aus Peru. Die Erbin wollte diese, ohne jeden Verkaufswunsch in ihre Heimat-und Kulturregion zurückgeben, ggf. auch an ein passendes Museum in Deutschland. Das Frankfurter Weltkulturen Museum lehnte das Schenkungsansinnen freundlich ab und schrieb: "Wie Ihnen geht es inzwischen vielen Sammler*innen altamerikanischer Objekte, die einem Zeitpunkt erworben wurden, als die Ausfuhr zwar in der Regel schon verboten war, dies aber nicht so kritisch diskutiert wurde wie heute. Und kaum jemand kann ein offizielles Ausfuhrpapier vorweisen." Das Weltkulturen Museum nimmt altamerikanische archäologische Sammlungen nicht mehr an. Aber es weiß Rat, der hoffentlich in vielen Fällen auch praktikabel ist: "Wir möchten auch die Sammler*innen bzw. die Erb*innen appellieren, sich an Konsulate, Botschaften und die Nationalmuseen der jeweiligen Länder in den Amerikas zu wenden, mit der Bitte, die Dinge an die Museen in den entsprechenden Ländern weiter zu leiten oder direkt zurück zu geben. Dieser Prozess steckt allerdings noch in den Anfängen und viele Botschaften sind unterbesetzt und finanziell nicht gut aufgestellt. Dennoch halten wir es für richtig, die zuständigen Repräsentanten der Länder auch in diese Vorgänge einzubeziehen."

Informationen zum Kulturschutz sowie Länderinformationen: https://www.kulturgutschutz-deutschland.de/DE/Home/home_node.html

Die rote Liste gefährdeter Objekte von ICOM informiert über gefährdete Objektgruppen in den Ländern Lateinamerikas:

https://icom.museum/wp-content/uploads/2018/06/RL_LatinAmerica.pdf

Die Bundesregierung hat eigens das Deutsche Institut für Kulturgutverluste gegründet: https://www.kulturgutverluste.de/Webs/DE/Forschungsfoerderung/Index.html

 

7         Krieg gegen die Ukraine

7.1        Aktuelles zur Ukraine in den Medien

"Kulturgut und Kriegsverbrechen" (Archaeologik, 5.4.): https://archaeologik.blogspot.com/2022/04/kulturgut-und-kriegsverbrechen.html

"Culture in the crossfire: Ukraine's key monuments and museums at risk of destruction in the war. Museum staff, heritage custodians and volunteers are racing against time to safeguard the country's cultural treasures, many of which, ironically, are connected to Russia" (The Art Newspaper, 25.3.): https://www.theartnewspaper.com/2022/03/25/ukraine-culture-in-peril

"A lab in rural Virginia is racing to preserve Ukraine’s cultural heritage" (The Washington Post, 19.3.): https://www.washingtonpost.com/arts-entertainment/2022/03/19/ukraine-cultural-heritage-preservation/

Ukraine: "Falsche Nachricht zur Zerstörung des Antikenmuseum in Chernihiv" (Archaeologik, 16.3.): https://archaeologik.blogspot.com/2022/03/falsche-nachricht-zur-zerstorung-des.html

"'Uns blutet das Herz': Archäologie und der Krieg in der Ukraine" (Staatl. Museen Berlin, 16.3.): https://blog.smb.museum/uns-blutet-das-herz-archaeologie-und-der-krieg-in-der-ukraine/

"Hilfe für die Ukraine - Sicherungsprojekt für das Wissen über das kulturelle Erbe. Auf Bitte ukrainischer WissenschaftlerInnen unterstützt das DAI sie bei der Sicherung des analogen und digitalen Wissens über ihr kulturelles Erbe. Stipendien des Auswärtigen Amtes und der Hasso-Plattner Foundation helfen den KollegInnen in der Ukraine dabei vor Ort" (DAI, 15.3.): https://www.dainst.org/-/hilfe-fur-die-ukraine-ein-sicherer-hafen-fur-das-wissen-uber-das-kulturelle-erbe?redirect=%2Fdai%2Fmeldungen

Ukraine: "Okhtyrka: Museum mit archäologischer Sammlung zerstört" (Archaeologik, 13.3.): https://archaeologik.blogspot.com/2022/03/okhtyrka-museum-mit-archaologischer.html

"Egyptian antiquities at risk in Ukraine. Two weeks into the Russian military operation in Ukraine, Egyptian archaeologists are seeking protection of Egyptian antiquities at the Odessa Museum in Ukraine" (Al Monitor, 10.3.): https://www.al-monitor.com/originals/2022/03/egyptian-antiquities-risk-ukraine

"‘You can’t get back specimens’: Ukrainian scientists rush to save irreplaceable collections. Researchers hide ancient weapons and bat skulls, and upload massive sets of data to international servers" (Science, 9.3.): https://www.science.org/content/article/you-can-t-get-back-specimens-ukrainian-scientists-rush-save-irreplaceable-collections

"Ukrainians in race to save cultural heritage" (The Guardian, 9.3.): https://www.theguardian.com/world/2022/mar/09/ukrainians-in-race-to-save-a-nations-cultural-heritage

"Ukraine’s cultural heritage faces destruction as Russian bombing continues" (The Conversation, 9.3.): https://theconversation.com/ukraines-cultural-heritage-faces-destruction-as-russian-bombing-continues-178563

"Endangered heritage in Ukraine: UNESCO reinforces protective measures" (UNESCO, 8.3.): https://www.unesco.org/en/articles/endangered-heritage-ukraine-unesco-reinforces-protective-measures

"Das Statement der RURALIA - European Association of Medieval and Post-Medieval Rural Archaeology: Wissenschaftsbeziehungen in Kriegszeiten" (Archaeologik, 6.3.): https://archaeologik.blogspot.com/2022/03/das-statement-der-ruralia-european.html

"#PutinsWar und das Kulturgut der Ukraine" (Archaeologik, 3.3.): https://archaeologik.blogspot.com/2022/03/putinswar-und-das-kulturgut-der-ukraine.html

Ukraine: "Das brennende Museum von Ivankov" (Archaeologik, 28.2.): https://archaeologik.blogspot.com/2022/02/das-brennende-museum-von-ivankov.html

"Ukrainische Museen unter russischem Feuer" (Archaeologik, 28.2.): https://archaeologik.blogspot.com/2022/02/ukrainische-museen-unter-russischerm.html

"Open-source evidence of damage to and destruction of cultural heritage, natural heritage and other civilian objects through Russia’s war in and occupation of Ukraine" (Conflict Antiquities, 19.2.): https://conflictantiquities.wordpress.com/2022/02/19/open-source-evidence-damage-destruction-cultural-heritage-natural-heritage-civilian-objects-ukraine/

 

7.2        So können Sie Archäologinnen und Archäologen aus der Ukraine unterstützen

Die DGUF-Partnerorganisationen Chartered Institute for Archaeologists (CIfA) und European Association of Archaeologists (EAA) arbeiten zusammen, um ukrainischen Archäologen, die Zuflucht suchen, die Möglichkeit zu geben, Kontakt mit anderen Archäologen aufzunehmen, die bereit sind, sie aufzunehmen oder zu beschäftigen. Wenn Sie in der Lage sind, einen oder mehrere dieser Kollegen und ihre Familien zu beherbergen, melden Sie sich bitte und füllen Sie das Formular "Contact sharing for archaeologists in Ukraine" aus. Bitte beachten Sie, dass CIfA und EAA ausschließlich die ihnen zur Verfügung gestellten Informationen weitergeben und weder Unterstützende noch Flüchtlinge überprüfen können. Zum jetzigen Zeitpunkt kennen CIfA und EAA weder die gesamte Nachfrage noch die angebotene Unterstützung. Bitte nutzen Sie das Formular auch, wenn Sie vielleicht einen ukrainischen Archäologen einstellen können! In Deutschland ist Sascha Piffko (SPAU GmbH, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.) ein direkter Ansprechpartner für alle, die ukrainischen Fachkolleginnen und -kollegen helfen und/oder Arbeit geben können. Nach seiner bisherigen Erfahrung scheinen die Möglichkeiten für eine Beschäftigung recht einfach realisierbar zu sein, auch betr. Krankenkasse etc. Mehrere Fachfirmen hätten bereits Beschäftigungsmöglichkeiten angeboten. Sascha Piffko leitet evtl. eingehende Bewerbungen weiter.

CIfA & EAA: Contact sharing for archaeologists in Ukraine: https://forms.office.com/Pages/ResponsePage.aspx?id=ZJp06hw0ZU-sOJ2IlQMOuA_QNpZ0p99OvEBaokU3XtxUN0FLT1QyUVVHVks1N1VPTTQ4UDY5QUtSOS4u

"EAA Solidarity With Ukraine": https://www.e-a-a.org/ukraine

 

7.3        Unterstützung für die ukrainische Fachzeitschrift "Arheologia" – das können Sie tun

"Arheologia" ist die peer-reviewte Fachzeitschrift des Instituts für Archäologie der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine. Die Zeitschrift besteht seit 1947; sie publiziert im Open Access, mit ORCID etc. u. a. Artikel zur Alten Geschichte und Archäologie. Zeitlich deckt sie das Neolithikum, das Äneolithikum und die Bronzezeit ebenso ab wie die frühe Eisenzeit, die Antike und das Mittelalter sowie die frühe Neuzeit. "Wer Arheologia nicht kennt: die Zeitschrift ist hochseriös!", kommentiert der Leitende Herausgeber der DGUF, Frank Siegmund. Die leitende Arheologia-Redakteurin, Dr. Tetiania Shevchenko, rief im März dazu auf, englischsprachige, nicht zwangsläufig die Ukraine betreffende Beiträge für die Zeitschrift einzureichen. Denn: "Ukrainian archaeologists are eager the journal continues coming out despite the horrific circumstances on the ground in Ukraine right now. However, in the current difficult circumstances, the majority of them are preoccupied with other matters including military service. Therefore, there is a predictable shortage of incoming papers for publishing and the most valuable support that peer-archaeologists could provide to their Ukrainian colleagues would be to contribute their papers for publishing in the journal." "Falls jemand befürchtet, dass dies nicht praktikabel sein könnte", twittert der Archäologe Adam Rabinowitz, "die Arheologia-Herausgeber und -Webentwickler arbeiten jetzt von außerhalb der Ukraine. Ein Hosting-Backup wird mit der University of York vereinbart. Also, Archäologen: bitte einreichen!" - Es gibt auch eine Spendenaktion bei GoFundMe, um etwas Geld zu sammeln, damit die Redaktion und Übersetzer für die drei verbleibenden Ausgaben für 2022 bezahlt werden und die Ausgaben gedruckt veröffentlicht werden können.

Website der Zeitschrift: https://arheologia.com.ua/index.php/arheologia

Spendenaktion bei GoFundMe: https://www.gofundme.com/f/support-the-ukrainian-journal-arheologia

 

7.4        "Saving Ukrainian Cultural Heritage Online" versucht, die Kulturschätze des Landes digital zu bewahren – Freiwillige gesucht

Hunderte von Freiwilligen arbeiten beim Projekt SUCHO (Saving Ukrainian Cultural Heritage Online) zusammen mit dem Austrian Center for Digital Humanities and Cultural Heritage sowie Mitarbeitenden der Universitäten Stanford und Tufts daran, alles, was es an ukrainischem Kulturerbe im Netz gibt, zu sichern – solange dies noch möglich ist. Dazu nutzen sie mehrere Tools, um Websites und Online-Archive zu durchsuchen. Anschließend werden Fotos, Dokumente, virtuelle Touren von rekonstruierten historischen Monumenten, Schnittmuster von Trachten, Filme etc. heruntergeladen und damit gesichert. Das funktioniert teilweise automatisch, teilweise braucht es aber Freiwillige. Als Helfende ganz besonders willkommen sind alle, die Ukrainisch oder Russisch lesen können sowie alle, welche mit dem Browsertrix-Crawler umgehen können.

Website von SUCHO mit Informationen zur Mitarbeit: https://www.sucho.org/

"Das ukrainische Kulturerbe soll digital gesichert werden" (Deutsche Welle, 23.3.): https://www.dw.com/de/ukraine-krieg-kulturerbe-saving-ukrainian-cultural-heritage-online/a-61209538

 

8         Beruf Archäologie

8.1        Was darf eine hybride Tagung kosten, und wieso sind "Watch at Home"-Optionen rückschrittlich? Zur Zukunft wiss. Konferenzen

Während eine Art Ende der Pandemie in greifbare Nähe zu rücken scheint, häufen sich richtigerweise die Gedanken um künftige Tagungsformate. Schon jetzt kündigen Organisatoren (auch aus der Archäologie) an, dieses Jahr hybride Tagungen durchzuführen. Allerdings verstehen sie darunter meist nicht mehr als das Streamen einzelner Vorträge oder Sektionen – was bedeutet: Es wird Inhalt gesendet mit ein klein wenig Chatten im Beiprogramm, bestenfalls. Im Grunde darf man getrost von einer "Watch at Home"-Option sprechen. Das ist – auch wenn es live stattfindet – Lichtjahre entfernt von Interaktion und Konversation. Nicht anders verhält es sich bei den auch präpandemisch schon vollmundig angekündigten "Begleitungen" von Tagungen auf Twitter, wo meist die Organisatoren und evtl. wenige Teilnehmer auf der Plattform mitteilen, worüber gerade gesprochen wird. Die Nichtanwesenden reagieren erfahrungsgemäß mit ein paar Likes, Shares und wenigen dürren Worten – echte Interaktion sieht anders aus. Nun gut. Das alles ändert nichts an der wichtigen Frage, wie taugliche Tagungsformen künftig aussehen können. Wie wir die Erfahrungen seit 2020 rund um Online-Veranstaltungen nutzen können. Und: was schlichtweg Tickets hierfür kosten dürfen (die EAA, beispielsweise, verlangt in diesem Jahr für die Online-Teilnahme von Vortragenden die gleichen Tagungsgebühren wie für physisch Anwesende). Mark Carden hat sich aktuell genau dazu Gedanken gemacht. Er organisiert die jährlichen "Researcher to Reader" (R2R)-Konferenzen in London und hat diese – zuletzt am 22.-23.2. – als voll interaktive, hybride Konferenz durchgeführt. Carden vergleicht zunächst das Übertragen von Vorträgen inkl. der Möglichkeit, Fragen stellen zu können, mit einem klassischen Webinar: "Die Präsentationsteile einer Konferenz als Online-Webinar anzubieten, ist einfach und kostengünstig und bedeutet, dass einem Publikum gute Inhalte zu moderaten oder niedrigen Ticketpreisen angeboten werden können." Die Erfahrung habe jedoch gezeigt: Gerade bei sehr niedrig bepreisten oder gar kostenlosen Veranstaltungen dieser Art sei die Anmeldezahl recht hoch, die Teilnehmerzahl jedoch deutlich geringer. Delegierte, die Partizipation, Interaktion oder Vernetzung wünschen, hätten außerdem nur einen sehr begrenzten Nutzen von solchen webinar-ähnlichen Veranstaltungen. Echte Online-Konferenzen, die im virtuellen Raum die Art von Gesprächen ermöglichten, die Menschen bei Präsenz-Tagungen so schätzen, seien während der Pandemie sehr selten gewesen. Kein Wunder, denn: "Die Bereitstellung dieser Interaktivität ist teuer, da sie zusätzliche Arbeit, durchdachtes Veranstaltungsdesign, gute Technologie und kostspielige professionelle audiovisuelle Ressourcen erfordert." Diese Kosten angesichts der billigen Webinar-Konkurrenz über die Ticketpreise weiterzugeben, sei sehr schwierig gewesen. Auch Sponsoren hätten wenig Interesse an Online-Tagungen. Cardens Erfahrung ist: "Die Durchführung einer wirklich guten Hybridkonferenz kostet fast doppelt so viel wie die Durchführung einer rein physischen oder reinen Online-Veranstaltung." Aber das Publikum sei aufgrund der vielen schlechten Erfahrungen anderswo misstrauisch – wo sie beträchtliche Ticketpreise für den angeblich aufwändig gemachten Online-Teil von Tagungen bezahlen sollten, dann aber letztlich nur Watch-at-Home-Inhalte im Sinne eines einfachen Webinars geliefert bekamen. Und die Menschen seien es von den echten Webinaren einfach gewöhnt, dass diese (fast) kostenlos sind, und erwarten dies nun auch von allen Online-Teilen hybrider Tagungen. In der Tat ist solches auch in der hiesigen Archäologie bereits zu hören: "Zur Tagung komme ich nicht, zu mühsam/teuer. Aber stellt doch bitte die Vortragsvideos hinterher online frei zur Verfügung." Carden überlegt: "Wir scheinen uns in eine schreckliche Situation gebracht zu haben, ähnlich wie 'Flug ohne Schnickschnack' vs. 'Business Class'. Möglicherweise haben wir eine Erosion von Qualität, Wert und Preis normalisiert, indem wir 'schnörkellose' Broadcast-Webinare eingeführt haben. Vielleicht lassen wir aber auch eine echte physische Konferenz - mit all ihren Kosten für den Veranstaltungsort - wie einen Genuss erscheinen." Er glaubt, es werde weiterhin einen Platz für schlichte Online-Webinare geben, die kostengünstig in der Durchführung und in der Nutzung sind. Es könne auch Platz für qualitativ hochwertigere Online-Tagungen (im Sinne echter Interaktion und Begegnung) geben, aber nur, wenn sie von wohlhabenden Organisationen finanziert würden. Zweifellos werde es einen großen Appetit auf physische Treffen mit den damit verbundenen Kosten für Veranstaltungsort, Reise und Unterkunft geben. Aber zwischenzeitlich seien in einigen Institutionen die Budgets für Tagungsbesuche drastisch gekürzt worden. Carden sieht die Zukunft keinesfalls darin, neben einer Präsenztagung noch eine (fast) kostenlose "Watch at Home"-Option anzubieten. Das "scheint besonders spaltend und rückschrittlich zu sein". Seine Vision hochwertiger hybrider Tagungen sind solche, die "Online-Teilnehmer nicht in kleine rechteckige Käfige oder traurige kleine Text-Chat-Boxen einsperren, sondern ihnen erlauben, frei mit anderen Menschen zu interagieren. Die Umgebung muss attraktiv und intuitiv sein, damit sich Online-Leute mit dem Ablauf der Veranstaltung und den von ihnen verwendeten Tools wohlfühlen. Und schließlich müssen Sie das Meeting zu echten Interaktionen machen – nicht nur eine Frage in den Chat stellen, sondern Live-Fragen stellen, Workshops mit anderen Teilnehmern durchführen und sich frei mit Kollegen vernetzen."

Mark Carden: "Updating 'What Should a Conference Cost?': Lessons Learned from Another Year of Online Meetings" (The Scholarly Kitchen, 15.2.): https://scholarlykitchen.sspnet.org/2022/02/15/guest-post-updating-what-should-a-conference-cost-lessons-learned-from-another-year-of-online-meetings/

"Ask the Chefs: How Do You Feel About In-person Conferences" (The Scholarly Kitchen, 23.3.): https://scholarlykitchen.sspnet.org/2022/03/23/ask-the-chefs-how-do-you-feel-about-in-person-conferences-including-ssp/

 

8.2        ... und wo reichen wir unseren Aufsatz ein?

Da ist er - unser Wiedergänger: der Entwurf des Papers steht, die letzten Schreibaufgaben sind im Team verteilt, der Feinschliff kann ins Auge gefasst werden, usw. Da taucht die leidige Frage auf: Wo reichen wir unseren Aufsatz ein? Genauer: wo reichen wir ihn zuerst ein? Denn natürlich sind wir uns im Team bewusst, dass eine Ablehnung denkbar ist, weshalb wir stets eine Leiter planen: erst da, dann dort, im Worst Case ggf. dort. Jeroen Bosmann und Bianca Kramer (Utrecht University Library) haben allen Forschungsteams, die in diese Debatten eintreten, eine Entscheidungstabelle gebaut, die helfen kann, die nötigen Diskussionen zu strukturieren und objektivieren. Fünf Grundsatzfragen ("why", "what", "when", "how", "where") sind mit konkreten Kriterien unterfüttert, aus denen man im Team seine Wahl trifft: ist uns wichtig / ist uns nicht wichtig. Das Tool führt zwar nicht zu einer bestimmten Zeitschrift, hilft aber sehr, die Überlegungen im Team zu systematisieren, um sich gemeinsam der im anstehenden Fall wirklich maßgeblichen Kriterien zu vergewissern. Ziel: ggf. raus aus gewohnten Gleisen und dem Einreichen bei "traditionellen Top-Journals", hin zu einem Publizieren exakt so, wie es den eigenen Zielsetzungen am besten entspricht. Das (englischsprachige) Tool ist eine interaktive Tabelle bei GoogleDocs, die man auch herunterladen und lokal bearbeiten kann. Die Autoren haben die Tabelle als CC 0 publiziert und laden ausdrücklich zu Adaptionen ein.

Jeroen Bosmann & Bianca Kramer (2022). Publication strategy and open science (GoogleDocs, 10.2.2022): https://tinyurl.com/publishing-strategy

 

8.3        Frankreich: Drastische Kürzungen der Finanzmittel für Forschungsgrabungen in diesem Jahr – oder doch nicht?

Angekündigt seien Kürzungen in Höhe von 25-50% je nach Region. Das ging am 19.2. aus einem Kommentar französischer Archäologen in "Le Monde" hervor. Gleichzeitig habe das Kultusministerium eine Erhöhung seines Gesamtbudgets um 7,5 % angekündigt; die Archäologie mache am Gesamtbudget des Ministeriums 0,4% aus. Die Forschergruppe weist darauf hin, dass die Kürzungen ein fragiles wissenschaftliches Ökosystem austrocknen und zu einer Herabstufung der Disziplin in Frankreich führen könnten. Die Finanzmittel für Forschungsgrabungen seien ohnehin bescheiden, und es sei deswegen nicht ungewöhnlich, dass die Ausgrabung eines Befundes zehn Jahre oder länger dauert. "Mit Überraschung und Bestürzung haben wir daher erfahren", so die Forschergruppe in "Le Monde", "dass ab diesem Jahr drastische Kürzungen dieser Subventionen vorgenommen werden […]. Eine solche Budgetkürzung, die in völliger Intransparenz, auch gegenüber den eigenen Mitarbeitenden und ohne dass ein Ausgrabungsleiter informiert worden war, beschlossen wird, wird vielfältige und katastrophale Folgen haben." Die für dieses Jahr geplanten Ausgrabungskampagnen würden zutiefst gestört werden. Der Artikel weist auch auf die Bedeutung der Archäologie für das wirtschaftliche und kulturelle Leben der Regionen hin: "Die Anwesenheit von Teams von Dutzenden von Menschen für mehrere Wochen in einer Stadt, oft klein und ländlich, wo man leben und essen muss, stellt einen erheblichen finanziellen Beitrag für die Gebiete dar." Medienberichte zur jeweiligen Heimatgeschichte, Konferenzen, Tage der offenen Tür etc. seien immer sehr erfolgreich und wichtig für das kulturelle Leben. Auch wenn befristete und damit prekäre Verträge an sich sehr unbefriedigend seien, finanzierte ein weiterer Teil dieser Fördermittel immerhin Forschungsdienstleistungen, vielfach in Nischenmärkte wie z. B. der Geomorphologie. Die Entscheidung des Ministeriums werde dieses fragile wissenschaftliche Ökosystem jetzt brutal austrocknen. - 1.600 Archäologen haben außerdem an Frankreichs Kultusministerin Roselyne Bachelot einen Appel gerichtet: "Ne coupez pas les vivres à l’archéologie programmée !" Am 21.2. reagierte das Kultusministerium mit einer bemerkenswert kurzen Pressemeldung: Die Geldmittel für Forschungsgrabungen würden aufrechterhalten, alle für 2022 geplanten Grabungen könnten finanziert werden. Die gemeldeten Kürzungen seien vorübergehend und mit der Notwendigkeit verbunden, das Zentrum für Konservierung und Studium in Besançon zu finanzieren. Danach würden die Fördertöpfe wieder aufgefüllt. Außerdem werde ein Mehrjahresplan für die Schaffung neuer Konservierungs- und Studienzentren erstellt.

"L’appel de 1 600 archéologues à Roselyne Bachelot : 'Ne coupez pas les vivres à l’archéologie programmée !'" (Le Monde, 19.2.; tlw. hinter Paywall): https://www.lemonde.fr/idees/article/2022/02/19/l-appel-de-1-600-archeologues-a-roselyne-bachelot-ne-coupez-pas-les-vivres-a-l-archeologie-programmee_6114363_3232.html

Vollständiger Text von "Le Monde" auch dort (ohne Paywall): http://archeo-prog.byethost13.com/?i=1

"Maintien des subventions allouées aux fouilles archéologiques" (Ministère de la Culture, 21.2.): https://www.culture.gouv.fr/Presse/Communiques-de-presse/Maintien-des-subventions-allouees-aux-fouilles-archeologiques

"Qu'est-ce que l'archéologie programmée?" (Ministère de la Culture): https://www.culture.gouv.fr/Regions/Drac-Pays-de-la-Loire/Vos-demarches-et-documentations/Archeologie/En-pratique/Archeologie-programmee

 

8.4        Wenn Arbeitsleistung und die Treue zum Arbeitgeber nicht durch Leadership sichergestellt werden, sondern durch Angst und Kontrolle

(Sehr) viele Jobs in der Archäologie müssen – so wird es von Arbeitnehmern erwartet – persönliche Selbsterfüllung sein. Dieser Anspruch macht generell ein gesundes Arbeitsverhältnis schwierig, schreibt Tara Wittwer bei "Business Punk". Ungesunde Arbeitsbereitschaft gepaart mit einem niedrigen Gehalt sei toxisch. Wittwer wird immer skeptisch, wenn vom Unternehmen, von der Firma (wir möchten ergänzen: vom Berufsfeld) wie von einer Familie gesprochen wird. Also: "Wir beim Bosch …", "wir in der ARD …" oder "wir Archäologinnen und Archäologen …" denken, machen, glauben, verhalten uns soundso. Und weil "da draußen" irgendwelche Gegner lauern, die uns missverstehen und uns etwas wegnehmen wollen (Autorität, Fördermittel usw.), müssen wir bombenfest zusammenhalten; wer ausschert, der schadet allen! Unbezahlte Überstunden, zusätzliche Arbeit und sich abrackern werden von Mitarbeitenden und mittlerem Management vor allem dann akzeptiert, wenn man doch eine Familie ist und zusammenstehen muss. Das äußere sich z. B. so: "Guilt Tripping, wenn man um 18:30 Uhr gehen möchte und ein erwartetes, passioniertes Aufschreien, wenn man mal wieder für ein Projekt bis 02:00 Uhr Nachts in Calls hängt, weil man 'seine Mitarbeiter*innen ja nicht hängenlassen kann'". Hier Grenzen zu setzen, sei zentral für die eigene Gesundheit, aber es werde natürlich versucht, solche Grenzziehungen zu verhindern. Ein Mittel der Manipulation und der psychischen Gewalt beschreibt Tara Wittwer etwas ausführlicher: Gaslighting. Davon spricht man, wenn jemand gezielt die Selbstwahrnehmung eines anderen Menschen erschüttert. Beispielsweise vermittelt man dem Opfer, seine Gefühle, Gedanken und Wahrnehmungen seien unwichtig oder falsch. "Also mit der Haltung stehst du alleine da. Natürlich sind die Stundenlöhne niedrig, aber die Anderen akzeptieren das alle", kann so ein Satz lauten. Oder: "Du wirkst total bossy. Schau doch mal lieber, femininer drein." Gerade, wenn man dem Täter vertraut – hey, wir Archäologen sind doch Family! – kann Gaslighting über Jahre hinweg das Denken und Verhalten der Opfer steuern. – Ein wertvoller, in fünf Minuten gelesener Beitrag, der den Blick auf die Funktionsweisen von Arbeit und Beruf schärft.

Tara Wittwer: "Was einen Arbeitsplatz toxisch macht" (Business Punk, 8.1.2021): https://www.business-punk.com/2021/01/was-einen-arbeitsplatz-toxisch-macht/

"Gaslighting" (Bayern gegen Gewalt): https://bayern-gegen-gewalt.de/gewalt-infos-und-einblicke/formen-von-gewalt/psychische-gewalt/gaslighting/

"Wie ihr Gaslighting erkennt und dieser Form der Manipulation entgeht" (Business Insider, 30.7.2021): https://www.businessinsider.de/leben/wie-ihr-gaslighting-erkennt-und-dieser-form-der-manipulation-entgeht-b/

 

8.5        Baden-Württembergs Landesarchäologe Dirk Krausse im Porträt

Seinen Hut trage er aus Sonnenschutzgründen, erzählt Prof. Dirk Krausse bei "SWR1 Leute", aber des Huts wegen werde er immer wieder mit Indiana Jones verglichen. Krausse leitet u. a. die Ausgrabungen und Forschungen rund um die Heuneburg. Im Gespräch mit Nicole Köster erzählt der 60-Jährige von seiner Arbeit und wichtigen archäologischen Funde Baden-Württembergs.

"So kommt ein 80 Tonnen schweres Keltengrab ins Labor der Archäologen" (SWR, 25.3.): https://www.swr.de/swr1/swr1leute/swr1leute-dirk-krausse-landesarchaeologe-100.html

 

8.6        Was hat in der Vorgeschichte der Übergang zur Mutterschaft für Frauen bedeutet? Die Prähistorikerin Katharina Rebay-Salisbury

"Meine Arbeit ist davon geprägt, aus menschlichen Überresten das Leben vergangener Menschen zu rekonstruieren", sagt Katharina Rebay-Salisbury. Vor allem beschäftigt sich die ERC-Preisträgerin und Leiterin der Forschungsgruppe "Prehistoric Identities" an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften mit prähistorischer Mutterschaft. Zusammen mit ihrem Team hat sie jüngst aber auch mittels Zahnschmelzproben das biologische Geschlecht von 70 Kindern aus einem frühbronzezeitlichen Gräberfeld in Niederösterreich bestimmt. Die ÖAW hat Rebay-Salisbury nun ein kurzes und sehenswertes Porträtvideo gewidmet.

"Katharina Rebay-Salisbury: Mutter sein in der Urgeschichte" (Österreichische Akademie der Wissenschaften, 28.2.; Video, 2:36 Min.): https://www.youtube.com/watch?v=j8xc75-HDB8

"Was Skelette der Bronzezeit über Geschlechterrollen verraten" (ÖAW, 3.2.): https://www.oeaw.ac.at/news/was-skelette-der-bronzezeit-ueber-geschlechterrollen-verraten

Lukas Waltenberger, Katharina Rebay-Salisbury: "Prähistorische Leichenverbrennung: Asche zu Asche, Staub zu Staub? Wie wir mit verbrannten menschlichen Überresten bronzezeitliche Mobilität erforschen" (Der Standard, 17.2.): https://www.derstandard.de/story/2000133346867/praehistorische-leichenverbrennungasche-zu-asche-staub-zu-staub

Weitere Informationen zu Katharina Rebay-Salisbury (Österreichische Akademie der Wissenschaften): https://www.oeaw.ac.at/oeai/institut/team/person/katharina-rebay-salisbury

 

8.7        "Erst 15 Jahre Ultra-Struggle, dann Herrscherin deines eigenen Königreichs"? Die Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft großartig erklärt

Wie ist das mit Frauen in der Wissenschaft? "Ich denke, es ist spaßig für die Männer, all diese Frauen um sich zu haben. Aber sie sind wahrscheinlich weniger leistungsfähig." Das sagte der Biologe James Watson Anfang 2019 n. Chr., und er bekam dafür den Nobelpreis für Medizin. Oh, Moment: den bekam er 1962 für das Doppelhelixmodell der DNA-Molekularstruktur. Mit dem " sexistischen Opa" eröffnet Dr. Mai Thi Nguyen-Kim ihre MAITHINK X-Folge. Auch wenn Sie nicht in der Wissenschaft arbeiten oder wenn Sie studieren (gerade dann!): Wir legen Ihnen und auch allen Anderen Mai This prima Erklärungen zu Grundlagenforschung ans Herz und warum Wissenschaft richtigerweise nicht danach fragt, ob das produzierte Wissen alltagsrelevant ist. Die preisgekrönte Wissenschaftsjournalistin und Chemikerin erklärt die speziellen Rahmenbedingungen von Verträgen in der Wissenschaft (WissZeitVG), Machtmissbrauch, Publikationsdruck & "Paper-Inflation" und Drittmittel-Akquise. Sie macht deutlich: Das Wissenschaftssystem in Deutschland vergeudet Steuergelder, es schadet den Menschen und der Wissenschaft selbst. Etwa ein Drittel der Promovierenden geben eine Professur als Berufsziel an, nur 3% erreichen sie. Der Unterschied zur Karriere in Firmen: wer es in einer Firma nicht "nach oben" schafft, bleibt irgendwo in der Mitte stehen. In der Wissenschaft hingegen fliegt man raus! Die meisten Frauen, Stichwort #IchBinHanna, verlassen die Wissenschaft nach der Promotion, also im späten Familiengründungsalter, und die meisten Promovierenden stammen aus privilegierten Familien. Die Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft bremsen die Innovationskraft, fasst es Mai Thi zusammen. "Absolut sehenswert!", kommentiert Amrei Bahr die Sendung. Dem können wir uns nur anschließen.

"Die Verstopfung der Wissenschaft - Wer ist Hanna?" (MAITHINK X, ZF neo, 3.4.; Video, 30:42 Min.): https://www.zdf.de/show/mai-think-x-die-show/maithink-x-folge-11-100.html

 

8.8        Umfrage des Vereins RespectScience e. V. zu den Arbeitsbedingungen im Wissenschaftssystem

"Warum gibt es eigentlich keine Lobby für die Belange von Wissenschaftler*innen?" Aus dieser etwas zugespitzt formulierten Frage ist RespectScience e. V. im Jahr 2021 entstanden. Ihre Antwort: "Wir müssen unsere eigene Lobby sein und gemeinsam laut werden!" Bis Ende April läuft die Umfrage des Vereins zum Thema Arbeitsbedingungen im Wissenschaftssystem. Wer ist den vergangenen fünf Jahren im deutschen Wissenschaftssystem tätig war, ist gebeten, anonym einige Fragen zu den Arbeitsbedingungen in Bezug auf Beschäftigungsverhältnis, Karriereförderung, Betreuung und Lehre, Publikationsdruck und Anreizsysteme sowie Wissenschaftskommunikation zu beantworten. Der Newsletter-Autor, der die Befragung gewissenhaft ausgefüllt hat, konstatiert: Es gibt viele Fragen; es wird leicht tendenziös gefragt. Manche Fragen müssen beantwortet werden, um fortfahren zu können; das provoziert auch unzutreffende Antworten. Sehr auf die Generation / den Zustand von Doktoranden, Post-Docs u. ä. abzielend. Ungewöhnliche Fälle wie u. a. nicht-mehr-ganz junge Lehrbeauftragte oder die "am Rande" Beschäftigten (z.B. temporäres Ausweichen auf akad. Verwaltungs-Job) werden nicht abgefangen. Im Fächerkatalog bietet die Befragung sehr allgemeine Kategorien wie z. B. "Kulturwissenschaften". Dennoch aber unterm Strich: nicht verfälschend und daher von uns zur Teilnahme klar empfohlen!

Website von RespectScience e. V.: https://respect-science.org/
Zur Umfrage: https://www.soscisurvey.de/respectscience/

 

9         Berufsverband

9.1        CIfA-Hinweis: mögliche Vermögensschäden durch die Arbeit von archäologischen Fachfirmen versichern!

Das Versichern gegen Sach- und Personenschäden dürfte eine weithin bekannte Notwendigkeit für jede Grabungsfirma in Deutschland sein. Abgedeckt werden hierbei Schäden, die üblicherweise auf Grabungen verursacht werden können. Typische Schadensfälle sind Beschädigungen durch Baggerarbeiten an Fahrzeugen, Immobilien oder Baugeräten und möglicherweise an Gas-, Strom- oder anderen Leitungen. Unfallschäden von Mitarbeitern werden über die Berufsgenossenschaften abgesichert. Weniger bekannt ist die Tatsache, dass auch durch schlechte oder falsche Beratung, Fehler in der Berichterstellung oder Verzögerung der Bauausführung Schäden am Vermögen eines Kunden oder Dritten verursacht werden können, die durch die klassischen Haftpflicht- und Unfallversicherungen nicht gedeckt werden. Solche Schäden können durchaus  eine siebenstellige Summe erreichen. Im Kontext der Zertifizierung der SPAU GmbH durch den Berufsverband CIfA kam dieses Thema auf den Tisch und wurde durch die Fachfirma und den Versicherer geprüft. Selbstständige und kleine Unternehmen können diese Gefahren über eine Berufshaftpflicht absichern, für größere Firmen, die mehrere Angestellte haben, reicht dies in der Regel jedoch nicht aus. Durch die professionelle Unterstützung der erfahrenen CIfA-Inspekteure konnte die Lücke schnell und zufriedenstellend geschlossen werden.

 

9.2        Von CIfA Deutschland moderierte Lohnverhandlungen für 2023 laufen

Nach eingehenden Beratungen der 2021 auf der CIfA Mitgliederversammlung angenommenen und seit 1.1.2022 geltenden Lohnuntergrenzen haben die im AK Archäologiefirmen gebündelten Arbeitgeber ihre Vorschläge zu Änderungen für das Wirtschaftsjahr 2023 schriftlich fixiert und an die im AK Arbeitnehmer:innen gebündelten Arbeitnehmer übermittelt. Nun berät der AK Arbeitnehmer:innen über das Angebot der Arbeitgeber. Das Ergebnis der Verhandlungen soll am 17.6. der Mitgliederversammlung von CIfA Deutschland vorgelegt werden. Wer den Drang hat, sich einzubringen: Ansprechpartner im AK Arbeitnehmer:innen ist Hendrik Hofmann: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

10    Open Access & Open Data

10.1    Bericht "Publizieren und Open Access in den Geisteswissenschaften" erschienen

Das BMBF-Verbundprojekt "AuROA – Autor:innen und Rechtssicherheit für Open Access" arbeitet an einem Mehr an Kooperation und Standards für Open-Access-Publikationen. In diesem Kontext entwickelt es auch Musterverträge für Open-Access-Publikationen. Um ein besseres Fundament für die eigene Arbeit zu gewinnen, hat sich AuROA intensiv mit den Perspektiven der Akteure bei Publikationen in den Geistes- und Sozialwissenschaften auseinandergesetzt und eine Umfrage bei Open-Access-Autoren durchgeführt. Der resultierende Bericht "Publizieren und Open Access in den Geisteswissenschaften: Erkenntnisse aus dem Projekt AuROA zu den Stakeholdern im Publikationsprozess" ist im März erschienen und steht als PDF und online lesbar auf der Website von AuROA zur Verfügung. Die Umfrage (n=82) hilft, einen Einblick in die besonderen Bedarfe von geisteswissenschaftlichen Autoren zu gewinnen.

AuROA-Veröffentlichungen: https://projekt-auroa.de/veroeffentlichungen-veranstaltungen/#veroeffentlichungen

 

11    Bürger und Archäologie & Citizen Science

11.1    Die Sicht interessierter Bürger und Bürgerinnen: Umfrage zur Bürgerbeteiligung in der Archäologie (bis 17.4.)

Im Rahmen ihrer Doktorarbeit an der Universität Bangor (Großbritannien) und mit Hilfe einer Online-Umfrage, die bis zum 17.4. läuft, untersucht die Archäologin Katharina Möller die Einstellung in Deutschland lebender archäologie-interessierter Bürger zum Thema. Sie müssen keine Erfahrung mit Bürgerbeteiligungsprojekten haben oder schon ehrenamtlich an archäologischen Projekten mitgearbeitet haben, um teilnehmen zu können. Die Beantwortung der Umfrage dauert ca. 10 - 15 Minuten. Die gesammelten Daten sind anonym und werden im Einklang mit der europäischen Datenschutzregelung erhoben. Es ist nicht möglich, Personen anhand Ihrer Antworten zu identifizieren. Sollten Sie Fragen zur Umfrage oder dem Promotionsprojekt haben, können Sie sich unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. jederzeit an die Autorin wenden.

Link zum Fragebogen: https://bangor.onlinesurveys.ac.uk/buergerbeteiligung-in-archaeologie

 

12    Ausstellungen und Museen

12.1    Das Pfahlbaumuseum Unteruhldingen wird 100 – und sein Direktor Gunter Schöbel mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet

Mehr als 15,5 Mio. Museumsbesucher in 100 Jahren, auch während Corona immer noch bis zu 230 000 im Jahr: das früher hie und da als "Pfahlbau-Disneyland" geschmähte Pfahlbaumuseum Unteruhldingen ist unstrittig erfolgreich. Im Sommer 1922 waren die ersten beiden Pfahlbauten (von heute 23 Gebäuden) am Nordufer des Bodensees vom "Verein für Pfahlbau- und Heimatkunde e. V." errichtet worden, der bis heute Träger-Institution des Museums ist. Stets orientiere man sich an den neuen Erkenntnissen der Pfahlbauforschung und schreibe diese im Museum fort, sagt Museumleiter Prof. Gunter Schöbel den Stuttgarter Nachrichten. - Nicht nur das Museum erfährt in diesem Jahr Ehre, auch sein Chef: Schöbel wurde am 28.3. für seine Verdienste das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen. Dieses widme der "archäologische und museologische Tausendsassa" (so Ministerin Nicole Razavi über Gunter Schöbel) dem Auftrag der "Volksbildung für alle". Dies sei, zitiert der Südkurier den Preisträger, schon der Traum der Museumsgründer gewesen, dies sei auch sein Traum. Razavi sagte, Schöbel habe den fundamentalen Zusammenhang "Herkunft – Sein – Zukunft" zu seinem Lebensthema gemacht, und die Aufnahme der Pfahlbauten in das UNESCO-Weltkulturerbe wäre ohne Schöbels Einsatz kaum denkbar gewesen. Als großes Verdienst würdigte Razavi auch Schöbels Aufarbeitung der Geschichte des Museums im Nationalsozialismus und die Rückgabe geraubter Kulturgüter aus dem Zweiten Weltkrieg nach Griechenland und die Ukraine.

"Ein Museum erreicht selbst geschichtliches Alter" (Stuttgarter Nachrichten, 10.3.): https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.kulturerbe-ein-museum-erreicht-selbst-geschichtliches-alter.faec4be8-720c-44c3-908a-adcbfe7db9d8.html

"Die Pfahlbauten und ihr Schöpfungsmythos. Wer stand 1922 an der Wiege des Pfahlbaumuseums? Museumsdirektor Gunter Schöbel erläutert diese Frage, die im Laufe der Zeit unterschiedlich beantwortet wurde. Sie ist auch mit dem Schicksal Hermann Levingers verwoben" (Südkurier, 12.3.): https://www.suedkurier.de/region/bodenseekreis/uhldingen-muehlhofen/die-pfahlbauten-und-ihr-schoepfungsmythos;art372496,11073264

"Hermann Levinger: Eine geniale Museumsidee" (SWR2, 27.1.2015): https://www.swr.de/swr2/leben-und-gesellschaft/article-swr-12324.html

"Pfahlbauten: Museumsdirektor Gunter Schöbel widmet Bundesverdienstkreuz der kulturellen Teilhabe"

 

Website des Pfahlbaumuseums Unteruhldingen: https://www.pfahlbauten.de/

 

13    Und sonst …

13.1    Spannender Gedankengang: Könnte es in der Erdgeschichte eine andere Zivilisation gegeben haben?

Könnte es sein, dass es auf der Erde vor, sagen wir, 900-800 Mio. Jahren bereits einheimische, technologisch fortgeschrittene Arten gegeben hat? Darüber denkt ein Video des ARD-ZDF-Angebots "funk" nach. Spuren von uns selbst werden noch in Millionen Jahren zu finden sein, z. B. Plastikschichten auf dem Meeresboden oder unnatürliche Ansammlungen von Elementen, wie sie nur in Waffen oder Laboren vorkommen. Aber es gibt kaum eine Chance, dass wir Spuren von vergangenen industrialisierten Zivilisationen finden, die erfolgreich nachhaltig lebten – vielleicht über einen viel längeren Zeitraum als der Mensch – und daher einen geringen geologischen Fußabdruck hinterließen, bevor sie ausstarben. Das sehenswerte Video aus der Reihe "Dinge erklärt – kurzgesagt" schließt den spannenden Gedankengang richtigerweise vorsichtig: "Anzunehmen, dass etwas passiert ist, weil es keine Beweise dagegen gibt, ist eine Falle, in die wir tunlichst nicht tappen sollten." Und: "Der Fortbestand unserer Zivilisation ist alles andere als sicher. Wenn wir nicht aufpassen, könnten wir endgültig verschwinden."

"Gab es Aliens in unserer Vergangenheit?" (Dinge erklärt – kurzgesagt, 6.3.; Video, 12:01 Min.): https://youtu.be/WhbGobY3hUg

 

13.2    Den Parthenon-Fries auch virtuell erkunden

Der ca. 160 Meter lange Parthenon-Fries schmückte die Außenseiten des Tempels für die Stadtgöttin Pallas Athena Parthenos auf der Athener Akropolis. 380 menschliche Figuren, 200 Tiere und Gegenstände sowie Opfergaben veranschaulichen die Prozession der Panathenäen, des größten religiös-politischen Festes im antiken Athen. Mittels einer Website ist der Fries auch virtuell erfahrbar. Die jüngste Version der Website sammelt z. B. thematisch oder auch blockweise zugängliche Fotos und Beschreibungen aller Friesblöcke, die heute im Athener Akropolis-Museum sowie im Ausland, zu großen Teilen im British Museum London, aufbewahrt werden.

https://www.parthenonfrieze.gr/en/?sn=0

 

13.3    400.000 Gründe, in England zu forschen, oder: Aerial Photo Explorer - wie man ein Luftbildarchiv online stellt

Es ist noch nicht lange her, da waren wir vollkommen von den Socken, was die Engländer mit ihrem "Aerial Archaeology Mapping Explorer" so auf die Beine gestellt haben: Einfach mal so die Ergebnisse von 100 Jahren akribisch ausgewerteter Luftbildarchäologie in ein WebGIS tun und das auch noch problemlos benutzbar öffentlich zugänglich machen (vgl. den 105. DGUF-Newsletter vom 19.11.2021, Punkt 4.7) - in Deutschland (noch?) unvorstellbar. Und jetzt kommt gleich der nächste Hammer - das Schwesterprojekt nämlich. Beziehungsweise die Grundlage für den "Mapping Explorer". Was das ist? Na, der "Aerial Photo Explorer" mit den oben erwähnten Ergebnissen zugrundeliegenden 400.000 Fotos. Der nächste DGUF-Newsletter fällt leider aus, die Redaktion muss dringend ihr Forschungsgebiet in den englischsprachigen Raum verlegen - ein Umzug ist praktischerweise nicht nötig, die Daten sind ja online verfügbar!

"Historic England Launches New Map Revealing a Century of England From the Air" (Historic England): https://historicengland.org.uk/whats-new/news/aerial-photography-explorer-reveals-england-from-air/

"Aerial Photo Explorer" (Historic England): https://historicengland.org.uk/images-books/archive/collections/aerial-photos/

"Aerial Archaeology Mapping Explorer" (Historic England): https://historicengland.org.uk/research/results/aerial-archaeology-mapping-explorer/

 

13.4    Ein 68 Meter langer Comicstrip: Filmdokumentation zum Teppich von Bayeux

Der Teppich von Bayeux zeigt minutiös das Geschehen, das 1066 zur Schlacht bei Hastings führte. Der preisgekrönte Dokumentarfilmer Wilfried Hauke hat für Arte eine aufwändige Doku über dieses erstrangige Kulturgut gedreht, die Sie bis 16.6. in der Mediathek anschauen können.

"Der Teppich von Bayeux. Ein gestickter Mythos" (Arte, 53 Min.): https://www.arte.tv/de/videos/091170-000-A/der-teppich-von-bayeux/

 


 

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