DGUF Newsletter Nr. 105 vom 19.11.2021

 

DGUF Newsletter Nr. 105

vom 19. November 2021

 


Inhalt

1  DGUF-Nachrichten

1.1  Verleihung des Deutschen Studienpreises für Archäologie 2021 an Christina-Maria Wiesner (FAU Erlangen-Nürnberg)

1.2  Online Vortragsreihe von DGUF und CIfA Deutschland für junge Archäolog:innen" ab 25.11.

1.3  Wie könnte eine gute Regelung zwischen Denkmalbehörden und Fachfirmen gestaltet sein? Drei Gedanken der DGUF

1.4  Darum haben die "Early Views" der Arch. Inf. keinen DOI

2  Tagungen und Veranstaltungen

2.1  "Linked Pasts Symposium VII" (Online, 13.-21.12.)

3  Forschung

3.1  Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"

3.2  Neolithikum in Anatolien: Lebensgemeinschaften jenseits der biologischen Verwandtschaft

3.3  "Ceramica.ch – Nationales Keramikinventar der Schweiz, 1500-1950" - Neue Informationen zur Keramikforschung in der Schweiz

4  Archäoinformatik

4.1  Kurz angespielt: BlueSky Statistics v10-beta

4.2  Kurz angespielt: R-Paket esquisse, der ggplot2-Grafik-Macher

4.3  Liste kostenloser Online-Bücher, die mit Bookdown erzeugt wurden

4.4  Schöne Tabelle mit R

4.5  Construction Kit: a review journal for research tools and data services in the humanities (CKIT)

4.6  Zotero als Literaturverwaltung im Zusammenspiel mit RMarkdown

100 Jahre englische Luftbildarchäologie + WebGIS = Aerial Archaeology Mapping Explorer

5  Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI)

5.1  NFDI4Objects: Förderantrag eingereicht

6  Kulturgutschutz

6.1  Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien

6.2  Interpol: Kriminalität betr. Kulturgut während Pandemie gewachsen

6.3  Gerichtsurteil: Goldfunde von der Krim können an die Ukraine zurückgehen

6.4  UN-Klimakonferenz in Glasgow: Dana Firas zu Klimawandel und Kulturgutschutz

6.5  Update: Geplanter Kupferbergbau im Biosphärenreservat Dana (Jordanien)

7  Beruf Archäologie

7.1  Diese Tipps können Ihre Hausarbeit retten (und Ihre Nerven schonen)!

7.2  Wie macht man erfolgreich seriöse und ergebnisträchtige Begehungsprojekte?

7.3  Wieder mal: schlechtes Schulunterrichtsmaterial betreffs Ur- und Frühgeschichte

8  Berufsverband

8.1  Erste Inspektion zur Verleihung des Gütezeichens für Archäologie (GZA) in Deutschland abgeschlossen

9  Bürger und Archäologie & Citizen Science

9.1  Wissensstand über Freiwillige in Citizen-Science-Projekten insgesamt gering

10     Und sonst …

10.1      "Wie war das nochmal?": Neuer Geschichts-Podcast von der "ZEIT"

10.2      "Zum Lachen, Schmunzeln und Weinen zugleich" der jüngste Asterix-Band "Asterix und der Greif"

10.3      Digitalisierung!? - ein Nachdenken aus ethnologischer Perspektive

 

1         DGUF-Nachrichten

1.1        Verleihung des Deutschen Studienpreises für Archäologie 2021 an Christina-Maria Wiesner (FAU Erlangen-Nürnberg)

Am 21.10. fand in Erlangen die Verleihung des diesjährigen Deutschen Studienpreises für Archäologie der DGUF statt, ausgezeichnet wurde Christina-Maria Wiesner M.A. für ihre an der Universität Erlangen-Nürnberg eingereichte Masterarbeit "Das Siedlungsmuster des Mittelpaläolithikums in Süddeutschland. Eine GIS-gestützte Archäoprognose für Fundstellen in Bayern und Baden-Württemberg" (vgl. DGUF-Newsletter Nr. 104 vom 15.10.2021). Es handelte sich um eine hybride, live gestreamte Veranstaltung, an der so auch zahlreiche Interessierte virtuell teilnehmen konnten. Dies galt auch für den Laudator, der aufgrund einer unwetterbedingten Einstellung des Bahn-Fernverkehrs ebenfalls per Zoom zugeschaltet wurde: In seiner Laudatio hob Dr. habil. Thomas Weber, Magdeburg, neben dem methodisch vielversprechenden Forschungsansatz vor allem die große Sorgfalt sowie die gute, transparente Nachvollziehbarkeit der Arbeit hervor. Im Anschluss an die feierliche Übergabe der Urkunde stellte Christina-Maria Wiesner ihre Masterarbeit in einem kurzen Vortrag vor. Wir danken Prof. Thorsten Uthmeier für die vorzügliche Gastfreundschaft und freuen uns, dass die prämierte Arbeit zeitnah in der DGUF-Monographienreihe "Archäologische Berichte" erscheinen wird!

https://dguf.de/studienpreis/preistraegerin-2021

 

1.2        Online Vortragsreihe von DGUF und CIfA Deutschland für junge Archäolog:innen" ab 25.11.

Wie ist die Archäologie in Deutschland organisiert? Was sollte man über Arbeitsverträge wissen? Worauf achtet die Chefin einer Grabungsfirma bei Bewerbungen? Wie organisiert man sich so, dass man die Dinge geregelt bekommt? Diese und mehr spannende Themen für junge Archäologinnen und Archäologen bieten unsere Online-Vorträge ab dem 25.11. - jeweils mittwochs oder donnerstags ab 18:15 Uhr per Zoom. Das aktuelle Programm: Do, 25. Nov.: Die Organisation der Archäologie in Deutschland und die Rollen von DGUF und CIfA Deutschland. Referenten: PD Dr. Frank Siegmund (DGUF), Michaela Schauer M.A. (Präsidentin CIfA Deutschland); Mi., 8. Dez.: Arbeitsverträge in der Archäologie. Referent: Falk Näth M.A. (denkmal3D, Inhaber); Do., 16. Dez.: Berufsfeld Privatwirtschaftliche Archäologie / Firmenarchäologie. Referent: Falk Näth M.A. (denkmal3D, Inhaber); Do, 13. Jan.: Worauf achte ich als Arbeitgeber bei Bewerbungen? Referentin: Sarah Wolff M.A. (ADW Archäologische Dienstleistungen Wolff, Inhaberin); Mi., 26. Jan.: Arbeitssicherheit auf archäologischen Ausgrabungen. Referent: Mathias Büter (ETA Siemer GmbH, Geschäftsführer); Mi., 2. Febr.: Kluge Selbstorganisation und gutes Zeitmanagement. Referentin: Diane Scherzler M.A. (SWR, Projektmanagerin). Sollten Sie von Kommilitoninnen und Kommilitonen wissen, für die die Themen ebenfalls interessant sind, geben Sie diese Einladung gerne weiter. Die Teilnahme ist auch für Nichtmitglieder kostenlos möglich. Die Vorträge organisiert die DGUF gemeinsam mit CIfA Deutschland.

Anmeldung über https://dguf.de/service/events

 

1.3        Wie könnte eine gute Regelung zwischen Denkmalbehörden und Fachfirmen gestaltet sein? Drei Gedanken der DGUF

Die im 100. DGUF-Newsletter vom 12.5.2021 angestoßenen Debatten zur Frage "Fachaufsicht ja/nein", "für wen sind Grabungsrichtlinien rechtsverbindlich?" und "Übertragung aller Nutzungsrechte an die Denkmalschutzbehörde" sind fachlich wie juristisch komplex, nicht abgeschlossen und geeignet, einen eiligen Lesenden zu verwirren. Vordergründig betreffen die Diskussionen die Bundesländer Nordrhein-Westfalen (bzw. den Landesteil Westfalen) und Hessen; tatsächlich aber haben sie Strahlkraft in viele weitere Bundesländer. Wie könnte nun eine gute Regelung zwischen Denkmalbehörden und von Investoren beauftragten Fachfirmen hinsichtlich der eben genannten Aspekte gestaltet sein? Darüber wird derzeit bei den Beteiligten diskutiert. Wir haben dazu drei Gedanken, die wir mitgeben möchten.

(1) Inhaltlich. Eine gewisse Standardisierung von Grabungsdokumentationen ist fachlich sinnvoll. Mindeststandards, wenn sie denn wirksam durchgesetzt würden, sind sowohl wissenschaftlich und als auch ökonomisch sehr begrüßenswert und nützlich. Sie würden es z. B. Minderleistern schwer machen, mit Dumpingangeboten und den daraus resultierenden Niedriglöhnen in den Markt zu kommen. Daher haben alle Beteiligten – gerade auch die seriösen Fachfirmen – ein hohes Interesse an guten Richtlinien *und* an deren wirksamer Durchsetzung. Daher wäre es klug, solche Mindeststandards unter Einbeziehung aller relevanten Player zu erlassen und periodisch immer wieder zu erneuern. Die ehedem vom Verband der Landesarchäologen verfolgte Idee, dies bundesweit zu tun, ist weiterhin ausnehmend begrüßenswert – sie käme allen bundesland-übergreifend tätigen Grabungsfirmen und deren Grabungsleitern, aber auch den potenziellen Auswertern (z.B. Examensarbeiten) sehr entgegen. In allen Bundesländern, in denen neben der staatlichen Denkmalpflege auch Grabungsfirmen Verursachergrabungen ausführen, wäre es jedoch wirklich geboten, die ausnehmend praxiserfahrenen und in der Regel auch innovativen Fachfirmen bei der Erstellung von Richtlinien hinzuzuziehen.

(2) Formal. Infolge unterschiedlicher Denkmalschutzgesetze ist die Frage, welche Behörde Grabungsgenehmigungen/Nachforschungsgenehmigungen erteilt, in Deutschland unterschiedlich geregelt. In Nordrhein-Westfalen (wie in manchen anderen Bundesländern) gibt es eine Denkmalfachbehörde, die berät, begutachtet, in fachlichen Fragen aushilft etc., aber *nicht* im eigentlichen Verwaltungszug liegt. Vielmehr erteilt nach DSchG NRW § 13 die Obere Denkmalschutzbehörde (d. h. die Regierungspräsidenten für die kreisfreien Städte, ansonsten die Oberkreisdirektoren als untere staatliche Verwaltungsbehörden) die Grabungsgenehmigung und mit ihr ggf. nötige Auflagen. Das Einhalten von Richtlinien kann dort, d. h. bei den Oberen Denkmalschutzbehörden, beauflagt werden. Diese müssen sich die Richtlinien des Denkmalfachamtes nicht zu eigen machen: Rechtsverbindlich ist am Ende, was die Obere Denkmalschutzbehörde beauflagt, d. h. in die Grabungsgenehmigung hineinschreibt. Aber: die Oberen Denkmalschutzbehörden könnten sich die Richtlinien des Denkmalfachamtes jeweils ausdrücklich zu eigen machen. Mit der Aufnahme in die Beauflagung der Oberen Denkmalschutzbehörden sind Grabungsrichtlinien des Denkmalfachamtes dann auch mehr als nur interessante Anregungen für Dritte.

(3) Übertragung der Nutzungsrechte an den Grabungsdokumentationen. Trotz des oft zu hörenden "Es ist schon immer so gewesen" gilt: Die zwangsweise vollumfängliche Übertragung der Nutzungsrechte an den Grabungsdokumentationen von wiss. Grabungsleitern und Fachfirmen an Landesbehörden ist ein gravierender Eingriff in andere, evtl. höhere Rechte der Grabungsleiter und Fachfirmen. Dies seitens vieler Denkmalfachämter weiterhin kategorisch zu verlangen, ist juristisch ausnehmend riskant. Denn staatliches Handeln muss immer angemessen sein. Am Ende einer denkbaren rechtlichen Überprüfung der aktuellen Praxis könnte auch ein "Es geht gar nichts mehr" stehen. Warum diesen Ausgang der Debatte riskieren? Bisher hat kein Kollege, hat keine Kollegin aus der privatwirtschaftlichen Archäologie diesen möglichen Rechtsweg beschritten. Vielleicht, weil dort Vernunft und Einsicht herrschen, dass die Denkmalämter gewisse Nutzungsrechte für ihre Arbeit benötigen. Wenn auf der einen Seite trotz rechtlicher Möglichkeiten fachliche Vernunft dominiert, warum dann seitens mancher Denkmalämter das Thema eskalieren? Warum nicht – sehr bald – gemeinsam gute Lösung finden, die allen Interessen gerecht wird und rechtssicher ist?

Versuch, bundesweite Grabungsrichtlinien zu formulieren: Verband der Landesarchäologen (Hrsg.) (2006). Ausgrabungen und Prospektion: Durchführung und Dokumentation. Fassung 3.4.2006: https://landesarchaeologen.de/kommissionen/grabungstechnik/mitglieder/grabungsstandards

Anonymus: "Fachaufsicht" – Eine babylonische Begriffsverwirrung und gezielte Falschinformation. 100. DGUF-Newsletter vom 12.05.2021 Punkt 7.2: https://dguf.de/ausgaben-jan-2020-ff/archive/542-100-dguf-newsletter-vom-12-05-2021?userid=-&tmpl=raw

Raimund Karl: Bearbeitungs- und Publikationsrechte an archäologischen Feldforschungsergebnissen. 100. DGUF-Newsletter vom 12.05.2021 Punkt 7.3: https://dguf.de/ausgaben-jan-2020-ff/archive/542-100-dguf-newsletter-vom-12-05-2021?userid=-&tmpl=raw

Scherzler, D. & Siegmund, F. (2021). Die LWL-Archäologie in Westfalen übt keine Fachaufsicht über archäologische Fachfirmen aus. Archäologische Informationen 44, Early View, online publiziert 24. Juni 2021: https://dguf.de/fileadmin/AI/archinf-ev_scherzler_siegmund.pdf

Anonymus (2021). Die Grabungsrichtlinien 2021 der LWL-Archäologie für Westfalen – wie verbindlich sind Durchführungsvorschriften? Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 7. Aug. 2021: https://dguf.de/fileadmin/AI/archinf-ev_anonymus.pdf

Grabungsrichtlinien in Westfalen: DGUF bemüht sich um Klärungen. 103. DGUF-Newsletter vom 17.09.2021 Punkt 1.1: https://dguf.de/ausgaben-jan-2020-ff/archive/547-dguf-newsletter-nr-103-vom-17-09-2021?userid=-&tmpl=raw

Biermann, E. (2021). Publikationsverbot und Zwangslöschung von Veröffentlichungen auf Betreiben des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen (LfDH). Archäologische Informationen 44, Early View, online publiziert 29. Sept. 2021: https://dguf.de/fileadmin/AI/archinf-ev_biermann.pdf

 

 

1.4        Darum haben die "Early Views" der Arch. Inf. keinen DOI

"Warum haben die Early Views der 'Archäologischen Informationen' nicht wie in anderen Zeitschriften DOIs ?", wurden wir gefragt und antworten natürlich gerne: Zunächst zu den "anderen Zeitschriften" - sie sind in der Regel Zeitschriften, hinter denen große, kommerzielle Wissenschaftsverlage oder starke Wissenschaftsorganisationen stehen, inkl. bezahlter Profis für all die nötigen inhaltlichen und technischen Aufgaben. Die DGUF stemmt all ihre Schriftenreihen im Ehrenamt; einzig der Satz - sofern er nicht von den Autoren kommt - wird bezahlt. Ehrenamt rechtfertigt keinen "Welpenschutz", aber der Hinweis muss erlaubt sein. Bei der Vergabe der DOIs hängen wir aktuell an den Kollegen der UB Heidelberg, die uns die DOIs dann vergeben, wenn sie die fertigen Beiträge eines neuen Jahrgangs erfassen. Unser Vorteil: kostet uns bzw. die DGUF-Mitglieder nichts (während man für die DOI-Kontingente ansonsten bezahlt), und die Arbeit (d. h. das Erfassen) wird der DGUF abgenommen. Gleichwie steht das Thema - etwas weiter gefasst - bei uns auf der Agenda: Wir erwägen, die Early Views anders als aktuell zu hosten - nämlich von Anbeginn bei der UB Heidelberg - und ihnen dadurch bereits als Early View einen DOI zu verpassen. - Die Archäologischen Informationen sind - im Grunde seit Anbeginn 1972 - in steter Entwicklung begriffen und seit 2013 im Open Access. Wir haben damit innerhalb der bundesdeutschen Archäologie eine Pionierrolle übernommen: Wir waren die erste große und zuvor gedruckte wiss. Fachzeitschrift, die sich auf diesen Weg gemacht hat. Obwohl wir inzwischen - nicht zuletzt wegen des durch unseren Schritt erzeugten innerfachlichen Drucks - mancherlei hervorragende Nachfolger gefunden haben, sind wir mit vielen Entscheidungen weiterhin "vorn": Welche archäologische Open-Access-Zeitschrift publiziert mit Early Views und distribuiert jeden Beitrag über all ihre Kanäle? Unser Engagement betrifft auch "Kleinigkeiten" wie z. B. die Einführung der ORCID, mit der wir früher waren als viele andere. Welche Open-Access-Zeitschrift verzichtet wie wir auf eine Moving Wall und stellt alle Artikel sofort frei zur Verfügung? Wir riskieren damit bewusst, manche unserer Mitglieder zu verlieren, die v. a. unserer Zeitschriften wegen bei uns sind, irgendwann auf die gedruckte Jahresgabe verzichten möchten und dann vielleicht austreten. Warum gehen wir dieses Risiko ein? Weil es uns wichtiger war und ist, Open Access in der hiesigen Archäologie realisiert zu sehen. Weil wir es fundamental für eine starke Archäologie finden, niemanden außerhalb der universitären Bibliothekszugänge (also z. B. Firmen, Freiberufler usw.) vom Zugang zur Fachliteratur auszuschließen. PS: Wir freuen uns sehr über jedes Mitglied, das der DGUF treu ist und bleibt. Für die DGUF ist dies sehr wichtig, (a) weil der Mitgliedsbeitrag deutlich mehr finanziert als nur den Druck der Archäologischen Informationen, und (b) vor allem, weil die Handlungsmöglichkeiten und der Einfluss der DGUF auch stark von der Mitgliederzahl abhängen, losgelöst von den damit verbundenen Einnahmen.

 

2         Tagungen und Veranstaltungen

2.1        "Linked Pasts Symposium VII" (Online, 13.-21.12.)

This annual event brings together scholars, heritage professionals and other practitioners with an interest in Linked Open Data (LOD) as applied to the study of the ancient and historical worlds. Panels and working groups at this meeting are goal-oriented; activities and agendas are often proposed, developed and revised by all participants at the event itself.

https://linkedpasts.hcommons.org/

 

3         Forschung

3.1        Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"

Schumann, R. (2021). Rezension zu: Langebach, M. (Hrsg.) (2020). Germanenideologie. Einer völkischen Weltanschauung auf der Spur. (Schriftenreihe, 10589). Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung. Archäologische Informationen 44, Early View, online publiziert 11. Nov. 2021.

Reingruber, A. (2021). Rezension zu: Benecke, N. (2020). Wirtschaft und Umwelt früher Bauern in Thrakien: Archäozoologische Studien an Fundmaterialien aus Drama (Bulgarien) und Kırklareli-Aşağı Pınar (Türkei). (Archäometrische Studien, 1). Wiesbaden: Reichert Verlag. Archäologische Informationen 44, Early View, online publiziert 3. Nov. 2021.

Schumann, R. (2021). Rezension zu: Beck, E., Fromme, R., Horstmann, Ch., John-Stucke, K. & Piron, J. (Hrsg.) (2021). Germanenmythos und Kriegspropaganda. Der Illustrator Wilhelm Petersen 1900-1987. (Historische Schriftenreihe des Kreismuseums Wewelsburg, 12). Büren: Kreismuseum Wewelsburg. Archäologische Informationen 44, Early View, online publiziert 28. Okt. 2021.

Loges, L. (2021). Rezension zu: Hemeier, B. & Isber, S. (Hrsg.) (2021). Kulturraub: Fallbeispiele aus Syrien, Irak, Jemen, Ägypten und Libyen. Berlin: Reimer. Archäologische Informationen 44, Early View, online publiziert 20. Okt. 2021.

Ochs, Chr. & Rotermund, S.-M. (2021). I studied Archaeology – Now my life is in ruins? Archäologische Informationen 44, Early View, online publiziert 18. Okt. 2021.

Kerk, L. (2021). Rezension zu: Horn, Chr., Wollentz, G., Di Maida, G. & Haug, A. (eds) (2020). Places of Memory: Spatialised Practices of Remembrance from Prehistory to Today. Oxford: Archaeopress. Archäologische Informationen 44, Early View, online publiziert 15. Okt. 2021.

Siegmund, F. (2021). Rezension zu: Uelsberg, G. & Wemhoff, M. (Hrsg.). (2020). Germanen. Eine archäologische Bestandsaufnahme. (Begleitband zur Ausstellung. Berlin, James-Simon-Galerie 17.9.2020-21.3.2021; Bonn, LVR-Landesmuseum Bonn, 6.5.202124.10.2021). wbg: Darmstadt. Archäologische Informationen 44, Early View, online publiziert 13. Okt. 2021.

https://www.dguf.de/early-views

 

3.2        Neolithikum in Anatolien: Lebensgemeinschaften jenseits der biologischen Verwandtschaft

In einem gut recherchierten Beitrag stellt Dagmar Schediwy die verfügbaren Studien zu den biologischen Verwandtschaftsverhältnissen der Bestatteten in Çatalhöyük und anderen frühneolitischen Fundstätten in Anatolien zusammen. Wider alle Erwartungen hätten verschiedene epigenetische und aDNA-Studien aufgezeigt, dass die in einem Wohnbereich gemeinsam Bestatteten in der Regel nicht biologisch eng miteinander verwandt seien. Das soziale Konzept der heutigen europäischen Kernfamilie sei demnach nicht das Lebenskonzept im damaligen Anatolien, vielmehr sei der Verwandtschaftsbegriff anders gewesen. Die Auflösung der biologischen Verwandtschaft als Gemeinschafts-konstituierende Basis sei bereits am Beginn der Neolithisierung erfolgt.

Dagmar Schediwy: "Çatalhöyük: Leben und Sterben mit der Wahlfamilie" (Spektrum, 30.10): https://www.spektrum.de/news/atalhoeyuek-leben-und-sterben-mit-der-wahlfamilie/1937062

 

3.3        "Ceramica.ch – Nationales Keramikinventar der Schweiz, 1500-1950" - Neue Informationen zur Keramikforschung in der Schweiz

Das Inventarisationsprojekt hat mit dem Kanton Graubünden inzwischen das vierte Kantonsinventar abgeschlossen. 26 Museen haben sich mit ihren Sammlungen erfreulicherweise daran beteiligt. Für jedes dieser Museen wurde eine kurze Beschreibung der Keramiksammlung angefertigt und online gestellt. Insgesamt vereint die zugehörige Bilddatenbank für Graubünden jetzt 3767 Datensätze. Diese sind recherchierbar, können sortiert und nach verschiedensten Kriterien gefiltert werden und auf diesem Wege die Grundlage für künftige Studien oder Inventarergänzungen sein. Integriert sind auch die wichtigen bündnerischen Keramikhersteller des 19. Jahrhunderts Lötscher, St. Antönien, und Deragisch, Bugnei. Für diese bildet das Inventar einen vollständigen Online-Überblick über alle Objekte in den öffentlichen Sammlungen Graubündens. Die Website lässt Schwerpunkte des Gesammelten (zweite Hälfte 19. und frühes 20. Jh.) und des heute noch Sammelbaren deutlich werden. Dies hilft für die künftige Sammeltätigkeit, zeigt aber für den Kanton Graubünden die unverzichtbare Bedeutung der Archäologie für die Erforschung der materiellen Kultur des Mittelalters und der Neuzeit. Betrachtet man die Museumsobjekte aus der Zeit vor 1850, so bilden die Museumsinventare des Kantons in keinster Weise eine repräsentative Auswahl aus dem üblichen Geschirrspektrum des Alltags. Insgesamt beinhaltet die Plattform heute mehr als 13.000 Datensätze zu Keramik aus den Kantonen Neuenburg, Solothurn, Waadt und Graubünden. Website und Texte sind zweisprachig (Deutsch und Französisch), die Objekttexte sind in der jeweiligen Kantonssprache verfasst. Die Inventarisation wird ab 2022 im Kanton Bern fortgesetzt.

Museen Kanton Graubünden: https://ceramica-ch.ch/museen-kanton-graubuenden/#q=*%3A*

 

4         Archäoinformatik

4.1        Kurz angespielt: BlueSky Statistics v10-beta

"R" ist *das* Statistiksystem der Profis, aber die Lernkurve ist steil. Im Kern muss man letztlich Code schreiben, was in der heutigen Point & Click- oder gar Wisch-Welt schon ziemlich gewöhnungsbedürftig ist. Wie also können lernwillige Anfänger möglichst schnell in die produktive Arbeit mit R gebracht werden? - schließlich hat ja, wer z. B. in eine 6-monatige Masterarbeit einsteigt, nicht ewig Zeit für die Präliminarien. Weit verbreitet (und sehr empfehlenswert) ist RStudio als Benutzeroberfläche, doch auch das Paket R & RStudio bedarf des Codens. Beliebt und gut, wenn auch vom Look & Feel her altbacken, ist der R-Commander, den man im Paar R & R-Commander oder auch R & RStudio & R-Commander produktiv einsetzen kann und der schnell erlernbar ist. Vorteil: der R-Commander erzeugt recht sauberen R-Code, so dass man sich von ihm aus selbständig in das Coden gut einarbeiten kann. Einen anderen (guten) Weg ging das kostenlose Programm BlueSky Statistics, eine Point & Click-Benutzeroberfläche für R, die - wenn man es so einstellt - ebenfalls R-Code ausschreibt. Im Look & Feel ist (war) BlueSky stark an SPSS, den ehemals dominanten Marktführer der Statistikprogramme angelehnt. Aktuell ist die stabile Version 7.3. Derzeit bereitet BlueSky einen großen Versionssprung vor, die Version 10.0.0-beta steht Beta-Testern nun öffentlich zur Verfügung. Das am 26.10. ausgelieferte 2. Release, "v10.0.0-beta2" bringt gegenüber dem ersten Release zahlreiche Verbesserungen und vor allem wichtige Funktionserweiterungen mit sich - und ist schon ziemlich stabil (alias stürzt nurmehr erträglich häufig ab). Kurz: man kann in echt damit arbeiten und schon sehr viele Funktionalitäten üblicher Statistikprojekte abrufen. Das Design hat sich nun deutlich vom Blau-in-blau des Modells SPSS entfernt, doch weiterhin ist BlueSky eine sehr schnell erlernbare Point & Click-Oberfläche. Wichtig im Vergleich zu v7.3: der R-Code, den v10.0.0 auf Wunsch ausgibt, ist sauberer, transparenter und somit als auch anderweitig wiederverwendbarer R-Code geeignet, sich vertiefend selbst ins Coden einzuarbeiten. Daher: ein Ausprobieren wert, gerade auch für Anfänger.

BlueSky Statistics 10 Beta2: https://www.blueskystatistics.com/Articles.asp?ID=301

Siegmund, F. (2020). Statistik in der Archäologie: eine anwendungsorientierte Einführung auf Basis freier Software. Borderstedt: BoD. (Kostenloses Pre-Print verfügbar): https://www.frank-siegmund.de/statistik

 

4.2        Kurz angespielt: R-Paket esquisse, der ggplot2-Grafik-Macher

Das auf Anfänger zielende R-Paket "esquisse" soll es Nutzern ermöglichen, in einer leicht zu bedienenden Point & Click-Oberfläche (als Add-in von R-Studio) Grafiken der ggplot2-Familie interaktiv (!) zu erzeugen. "The purpose of this add-in is to let you explore your data quickly to extract the information they hold. You can create visualization with {ggplot2}, filter data with {dplyr} and retrieve generated code." Technisch ist esquisse eine Shiny-App und hat dessen modernes Look & Feel geerbt. Und? Installation klappt, wenig Aufwand. Oberfläche und resultierende Grafiken sehen gut aus. Bedienung tatsächlich intuitiv, macht Spaß, und man kann sich ohne Handbuch innerhalb kurzer Zeit hineinfinden. Der auf Wunsch parallel zu den Grafiken ausgegebene R-Code ist sauber und lehrreich, wenn man sich ins Coden von ggplot2-Grafiken einarbeiten möchte. Der Haken? Aktuell bietet esquisse die üblichen Standardgrafiken (Barchart, Histogramm, Boxplot, Streuungs- und Liniendiagramm), die man in der Tat geschmeidig anpassen kann (aber ohne esquisse ganz gut hinkriegt): Klassenweiten einstellen, Achsen beschriften, Farben wählen usw. Wer mehr will, d. h. im Layout anspruchsvoller ist und seltener eingesetzte Grafiktypen benötigt, strandet bald. Daher: eine Empfehlung für ggplot2-Anfänger.

"esquisse" (GitHub): https://github.com/dreamRs/esquisse

"Esquisse R Package" (littlemissdata, 9.4.): https://www.littlemissdata.com/fdf/esquisse

Wolf Riepl: "ggplot2 leicht gemacht: Grafiken per Maus dank esquisse!" (Statistik-Dresden, 16.3.): https://statistik-dresden.de/archives/16645

 

4.3        Liste kostenloser Online-Bücher, die mit Bookdown erzeugt wurden

Bookdown!? - ist das R-Werkzeug, das Autoren darin unterstützt, aus mit Markdown oder RMarkdown geschriebenen Texten Bücher zu machen. Aus elektronischen Texten Bücher machen - das tun viele Softwares, inkl. dem weithin bekannten MS-Word. Warum benutzen mehr und mehr Buchautoren Bookdown? Weil am Ende einer Bookdown-Produktion sowohl ein gedrucktes Buch (PDF) als auch ein E-Book steht, genauer: ein Buch als Website, inkl. funktionsfähigen Hyperlinks. Das damit verbundene Geschäftsmodell (oder auch Rezeptionsmodell) ist, Lesern einen einfachen, kostenlosen Zugang zum Buch zu schenken, Interessierten aber auch ein gedrucktes Buch zum Kauf anzubieten. Nicht zuletzt: das Updaten einer Buchwebsite ist weitaus unaufwändiger als eine Neuauflage, was insbes. Lehrbüchern sehr zu Gute kommt. Das Modell verbreitet sich mehr und mehr. Eine Sammlung aktueller, mit Bookdown erzeugter Buch-Websites findet sich auf der Website von Bookdown. Es sind naheliegenderweise vorwiegend - aber nicht nur - Bücher, die sich mit R, Statistik, IT-Themen etc. beschäftigen. Auf jeden Fall ein Bookmark wert.

Freie Bookdown Books: https://bookdown.org/home/archive/

Einfacher zu lesende Übersicht: "An R Community Public Library" (r-bloggers, 3.11.): https://www.r-bloggers.com/2021/11/an-r-community-public-library/

Das Bookdown-Handbuch: Xie, Y. (2021). bookdown: Authoring Books and Technical Documents with R Markdown. Boka Raton: CRC Press. https://bookdown.org/yihui/bookdown/

 

4.4        Schöne Tabelle mit R

In einer interessanten Übersicht bei R-Bloggers vergleicht Dario Radečić: verschiedene R-Pakete, die helfen, Tabellen ohne großen Aufwand publikationsreif zu formatieren. Ziel ist es, vorhandene, ggf. aggregierte und ausgewählte Daten mit möglichst wenig Aufwand so auszugeben, dass sie in Publikationen eingesetzt werden können. Nach (explizit begründeter) Ansicht von Radečić sind die R-Lösungen dazu besser geeignet als das beliebte Excel, aber auch als Python o.ä. Vorgestellt werden die Pakete gt, kableExtra und DT. Sein Votum in Kürze: gt ist eine gute Basisversorgung, kableExtra bietet darüberhinausgehend weitere Gestaltungsmöglichkeiten. DT ist weniger print-orientiert, sondern bereitet den Weg zu interaktiven Tabellen, in denen der Benutzer Suchen und eigene Auswahlen treffen kann. Wer vor dem Publizieren noch in der Phase des Arbeits mit Datentabellen steckt, sein hingewiesen auf DataEditR, ein geschmeidiges Tool zum Editieren und Bearbeiten von Daten.

Dario Radečić: "Top R Packages for Visualizing Table Data – Make Stunning Tables in Minutes" (r-bloggers, 2.11): https://www.r-bloggers.com/2021/11/top-r-packages-for-visualizing-table-data-make-stunning-tables-in-minutes/

gt: https://gt.rstudio.com/

vgl.: Rich Iannone and Curtis Kephart: "Winners of the 2020 RStudio Table Contest" (RStudio Blog, 23.12.2020): https://blog.rstudio.com/2020/12/23/winners-of-the-2020-rstudio-table-contest/

Dillon Hammill: "DataEditR" (github): https://github.com/DillonHammill/DataEditR/

 

4.5        Construction Kit: a review journal for research tools and data services in the humanities (CKIT)

... "ist eine neue Open-Access-Zeitschrift mit Peer-Review-Verfahren. Die ersten Beiträge erscheinen hier sobald sie erfolgreich den Review-Prozess durchlaufen haben. Jede Neuveröffentlichung wird über Twitter angekündigt (#CKIT)." Diese Nachricht verbreitete sich Ende Oktober via Twitter. Hm - da war doch was? Ja, die DGUF-Zeitschrift "Archäologische Informationen" hatte diesen Gedanken - fachspezifische Rezensionen von Forschungssoftware - aufgebracht (s. Editorial im Jg. 43, 2020), erste Software-Rezensionen publiziert und eine Autorengruppe einen handfesten Vorschlag zu inhaltlichen Anforderungen vorgestellt. Nun haben Dr. Lisa Dieckmann, Dr. Maria Effinger, Dr. Anne Klammt, Dipl. Wirt.-Inf. Daniel Röwenstrunk und Ass.-Prof. Fabian Offert das Konzept inhaltlich verbreitert und eine eigene Zeitschrift gegründet. "In die Konzeption von #CKIT eingeflossen sind u. a. viele Gespräche mit @fthierygeo @nevromeCS @idhrenil @situxxx @HubertMara in Vorbereitung zum Impuls die Software-Reviews in den Arch. Informationen der @DSGUF1969" twitterte eine der Gründerinnen am 20.10. Da kann man nur gratulieren und sagen: gerne haben wir Ideen gespendet und Geburtshilfe geleistet, "good luck".

Homburg, T., Klammt, A., Mara, H., Schmid, Cl., Schmidt, S. Ch., Thiery, F. & Trognitz, M. (2020). Diskussionsbeitrag: Handreichung zur Rezension von Forschungssoftware in der Archäologie und den Altertumswissenschaften. Archäologische Informationen, 43, 357-371. https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/article/view/81422

https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ckit/index

 

4.6        Zotero als Literaturverwaltung im Zusammenspiel mit RMarkdown

Anthony Schmidt schreibt seine Dissertation via RStudio in der Auszeichnungssprache RMarkdown. Für die Literaturverwaltung nutzt er Zotero. Wie beides zusammenspielt, d. h. mit Zotero die Liste der zitierten Literatur in RMarkdown angelegt und gepflegt werden kann, erläutert er in seinem Blog. Sein kurzer Text wirkt pragmatisch und praxisgestählt, zum "Nachkochen" geeignet.

Anthony Schmidt: "A Zotero Workflow for R" (Blog, 25.11.): https://www.anthonyschmidt.co/post/2021-10-25-a-zotero-workflow-for-r/

 

100 Jahre englische Luftbildarchäologie + WebGIS = Aerial Archaeology Mapping Explorer

Luftbildarchäologie ist in England eine seit den Tagen von O.J.S. Crawford sehr ernsthaft betriebene Sparte der archäologischen Forschung. Aber was macht man eigentlich mit den Ergebnissen von 100 Jahren akribisch ausgewerteter Prospektionsflüge? Mit all' den Infos zu auf über 500.000 Fotos erkannten archäologischen Strukturen? Ja, ist einfach, heutzutage tut man das einfach alles in ein WebGIS und gibt die Daten dann für jedermann frei, logisch, verlinkt das auf die Inventar-Datenbanken und LiDAR könnten wir vielleicht auch noch einblenden - BITTE WAS MACHT MAN??? Ja, klingt irre. Aber genau das hat die Remote-Sensing-Abteilung von Historic England, der englischen Denkmalschutzbehörde, getan. Nennt sich "Aerial Archaeology Mapping Explorer". Deckt bereits jetzt mehr als die Hälfte der Fläche Englands ab. Beim ersten Aufrufen ist die Sache noch unspektakulär, so rote Kästen halt, die die Arbeitsgebiete der einzelnen Projekte kennzeichnen. Blind irgendwo reingezoomt - alles voll Celtic Fields. Nicht ein amorphes Polygon, das die Fundstelle kennzeichnet. Celtic Fields. "Stonehenge" ins Suchfeld eingetippt (was auch sonst...) - da sind ernsthaft die einzelnen Sarsen eingezeichnet, Wälle und Gräben sowieso. Durrington Walls, Woodhenge, alles da. In einen unglaublichen Palimpsest (prä-)historischer Landnutzung. Einfach so, für alle zugänglich. Hammer!

"Aerial Archaeology Mapping Explorer" (Historic England): https://historicengland.maps.arcgis.com/apps/webappviewer/index.html

"New Virtual Aerial Map Allows Everyone to Explore England's Archaeology from the Air" (Historic England, 8.10.): https://historicengland.org.uk/whats-new/news/new-virtual-aerial-map-allows-everyone-to-explore-englands-archaeology-from-the-air/

 

5         Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI)

5.1        NFDI4Objects: Förderantrag eingereicht

Das Konsortium NFDI4Objects hat im zweiten Anlauf seinen Förderantrag am 2.11. bei der DFG eingereicht. Der erste Antrag 2020 war zwar von der DFG grundsätzlich positiv beurteilt worden, kam aber am Ende nicht zum Zuge. Die DFG hatte an der ersten Version kritisiert, dass das Arbeitsprogramm zu vage geblieben sei. Daher hat das NFDI4Objects-Konsortium nun Teile seines Arbeitsprogramms als "Task-Related Activities for Implementation and Launch of services (TRAILs)" weitaus konkreter ausformuliert. Dabei wurde auch die Mitwirkung von Universitäten und Hochschulen gestärkt und damit ebenfalls auf einen Kritikpunkt der DFG an der 1. Antragsversion reagiert. Die mitantragstellenden Einrichtungen - das Deutsche Archäologische Institut, das Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, die Universitäten Bonn und Kiel, das Deutsche Bergbaumuseum Bochum, das Römisch-Germanische Zentralmuseum, die Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz, die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz und die Verbundzentrale des GBV - haben die Arbeit an der Antragstellung als gewinnbringenden Prozess wahrgenommen. Die Zusammenarbeit zwischen den Antragstellenden sei in den zurückliegenden Monaten weiter vertieft worden, es habe sich aus einem bereits guten Zusammenwirken ein äußerst vertrauensvolles Miteinander entwickelt. 20 der 24 TRAILs, die sich auf dem Konsortialmeeting am 20.7. vorgestellt hatten, werden nun auf der neuen Website der Konsortialinitiative vorgestellt. Wie geht's weiter? Nach dem Zeitplan der DFG erfolgt Mitte Dezember bis Anfang Februar 2022 die Begutachtung aller Anträge dieser dritten und letzten NFDI-Runde. Im März/April 2022 werden den Konsortialinitiativen die Begutachtungsergebnisse übermittelt, die dann die Möglichkeit zur Stellungnahme haben. Im Mai 2022 werden nach einer Sitzung des Expertengremiums die Förderempfehlungen ausgesprochen.

NDFI4Objects: https://www.nfdi4objects.net

TRAILs in NFDI4Objects: https://www.nfdi4objects.net/index.php/arbeitsprogramm/trails/

 

6         Kulturgutschutz

6.1        Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien

"Greece Offers to Make a Trade With Britain for the Parthenon Marbles" (Greek Reporter, 14.11.): https://greekreporter.com/2021/11/14/mitsotakis-parthenon-marbles/

"When Will the West Truly Decolonize Its Museums? The recent repatriation of artifacts to Iraq sets a promising precedent—but it’s not nearly enough" (Foreign Policy, 4.11.): https://foreignpolicy.com/2021/11/04/decolonize-museums-us-iraq-artifacts-repatriation-nigeria-benin-bronzes/

"Russia vandalizes and plunders UNESCO World Heritage site at Chersonese in occupied Crimea" (Kharkiv Human Rights Protection Group, 19.10.): https://khpg.org/en/1608809632

 

6.2        Interpol: Kriminalität betr. Kulturgut während Pandemie gewachsen

Im Oktober hat die Internationale kriminalpolizeiliche Organisation (Interpol) eine Studie vorgelegt, die anhand von Daten aus 73 Staaten die Kriminalität im Hinblick auf Kulturgutraub und -zerstörung zusammenstellt. Demnach hat die Corona-Pandemie auch diesen Bereich tief berührt, aber die Menge an Straftaten nicht vermindert. Im Gegenteil: illegale Grabungen waren 2020 in Afrika, auf dem amerikanischen Kontinent und in Asien/Südpazifik erheblich häufiger als 2019. Nur in Europa blieb die Rate weitgehend konstant. In Europa stieg allerdings die Anzahl der Attentate auf Kulturerbe von 2019 auf 2020 beträchtlich an. Bei der Strafverfolgung - so Interpol - seien die Interpol-Instrumente ID-Art und die Datenbank "Stolen Works of Art" ungemein nützlich.

"Cultural property crime thrives throughout pandemic says new INTERPOL survey" (Interpol, 18.10.): https://www.interpol.int/en/News-and-Events/News/2021/Cultural-property-crime-thrives-throughout-pandemic-says-new-INTERPOL-survey?

"Assessing crimes against cultural property 2020: Survey of Interpol member countries" (Interpol, 2021): https://www.interpol.int/en/content/download/16751/file/2020%20Assessing%20Crimes%20Against%20Cultural%20Property.pdf

 

6.3        Gerichtsurteil: Goldfunde von der Krim können an die Ukraine zurückgehen

Es war ein spektakulärer Fall: für eine Ausstellung waren Goldfunde von der Krim in die Niederlande entliehen worden; während der Ausstellung im Jahr 2014 besetzte Russland die Krim, und anschließend erhoben beide Staaten Anspruch darauf, die ausgeliehenen Funde aus den Niederlanden zurückzuerhalten. Nun hat ein niederländisches Gericht entschieden: Die aus seinerzeit zur Ukraine gehörenden Funde aus Museen auf der Krim können an die Ukraine zurückgegeben werden, der Anspruch der Ukraine sei stärker als jener der Krim-Museen.

Toby Sterling: "Dutch appeals court awards Crimean gold artefacts to Ukrainian state" (Reuters, 26.10.): https://www.reuters.com/world/europe/dutch-appeals-court-crimean-gold-artefacts-awarded-ukrainian-state-2021-10-26/?

 

6.4        UN-Klimakonferenz in Glasgow: Dana Firas zu Klimawandel und Kulturgutschutz

Zu der am 31.10. eröffneten UN-Klimakonferenz in Glasgow 2021, meist als "COP26" bezeichnet, hat Prinzessin Dana Firas, Vorsitzende von ICOMOS Jordan und Präsidentin der Nationalen Petra Stiftung, mit einer bemerkenswerten Rede beigetragen. Sie arbeitet darin den Zusammenhang zwischen Klimaerwärmung und Kulturgutschutz heraus: Der Klimawandel werde mit beträchtlichen negativen Folgen auch Kulturgüter unterschiedlichster Art schädigen. Für ihr Land betont sie, dass die mehr als 100.000 archäologischen Fundstätten, von denen ca. 15.500 ausdrücklich registriert und geschützt seien, nicht nur ein ideelles Erbe seien, sondern über den kulturbezogenen Tourismus auch mit einem Anteil von etwa 15 % zum jordanischen Bruttosozialprodukt beitrügen. Darüber hinaus seien Kulturgüter als nationale Werte, Teil der Identität und des sozialen Zusammenhangs von hoher Bedeutung. Nicht zuletzt, so Firas, seien Kulturgüter wertvolle Wissensspeicher; in den Relikten der nabatäischen Bewässerungssysteme, beispielsweise, steckten Erfahrungen im Wassermanagement, die auch für die heutige Zeit wertvoll seien. So fordert sie als Interessensvertreterin des kulturellen Erbes dazu auf, energisch gegen den Klimawandel vorzugehen. Ohne das Thema "Kupferbergbau im Dana Biosphärenreservat" auch nur mit einem Wort anzusprechen, ist ihre Rede zugleich ein deutlicher Appell, in Jordanien das Natur- und Kulturerbe nicht kurzlebigen wirtschaftlichen Interessen zu opfern.

HRH Princess Dana Firas: "Cultural heritage and climate change in COP26" (Jordan Times, 2.11.): https://jordantimes.com/opinion/hrh-princess-dana-firas/cultural-heritage-and-climate-change-cop26

 

6.5        Update: Geplanter Kupferbergbau im Biosphärenreservat Dana (Jordanien)

Ende August hatten sich DGUF, DAI und Deutsches Bergbaumuseum Bochum in einem gemeinsamen Schreiben an den jordanischen Ministerpräsidenten und drei zuständige Ministerien gewandt und gegen akute Pläne protestiert, das Biosphärenreservat Dana deutlich zu verkleinern, um einen Kupferbergbau eröffnen zu können. Nach Ansicht der drei Institutionen - die mit ihrer Aktion die Proteste einschlägiger Vereine in Jordanien unterstützen wollten - würde der Bergbau nicht nur ein einzigartiges Naturerbe, sondern insbes. im Wadi Feynan auch zahlreiche archäologische Stätten. Nicht zuletzt läge der Bergbau im Weichbild des UNESCO Welterbe Petra. Doch seit Wochen ist es in den jordanischen Medien still geworden um das Thema - was man auch als gutes Zeichen werten kann. Am 11.10. hatte der jordan. König die Regierung stark umgebildet, u. a. der Umweltminister und die Ministerin für Energie und Mineralische Ressourcen wurden ausgewechselt. Seitdem gab es bis dato keine weiteren Nachrichten zum Thema Dana in den jordan. Medien. Im Land hat die DGUF - DAI - DBM Aktion durchaus Resonanz gefunden, die Royal Society for the Conservation of Nature ist hocherfreut über diese Unterstützung. Min Jeong Kim, die UNESCO Repräsentierende in Jordanien, schrieb uns: "We have been closely monitoring the issue with great concern. The latest update I have received seems to indicate that Dana BR has bought some time as the issue may not be actively pursued by the re-shuffled government for the time being. It remains to be seen if it will remain so."

"Royal Decree approves reshuffle of Khasawneh’s Cabinet" (Jordan Times, 10.11.): https://www.jordantimes.com/news/local/royal-decree-approves-reshuffle-khasawnehs-cabinet

DGUF Newsletter Nr. 104 vom 15.10.2021 Punkt 1.3: https://dguf.de/ausgaben-jan-2020-ff/archive/548-dguf-newsletter-nr-104-vom-15-10-2021?tmpl=raw

DGUF Newsletter Nr. 103 vom 17.9.2021 Punkt 4.2: https://dguf.de/ausgaben-jan-2020-ff/archive/547-dguf-newsletter-nr-103-vom-17-09-2021?userid=-&tmpl=raw

 

7         Beruf Archäologie

7.1        Diese Tipps können Ihre Hausarbeit retten (und Ihre Nerven schonen)!

"Ein realistisches Zeitbudget hilft gegen Perfektionismus", ist vielleicht der wertvollste Tipp für eine gelungene Hausarbeit und für das eigene Wohl beim Studium. Er kommt von Zeitmanagement-Expertin Cordula Nussbaum. Und wie startet man gut mit der Hausarbeit? Da empfiehlt Nussbaum: "Um produktiv zu arbeiten, hilft es, möglichst konkret die Aufgaben im Kalender einzutragen. Nicht reinschreiben: Hausarbeit für Soziologie anfangen. Sondern: Habermas-Text lesen, in die Bib fahren, Literatur fürs erste Kapitel suchen." Und wenn die Arbeit fertig ist: Wie vermeidet man Fehler? "Die meisten Kolleginnen aus dem Korrektorat drucken sich die Texte aus und gehen langsam mit dem Finger oder einem Stift Zeile für Zeile entlang", schreibt Thomas Worthmann, der Leiter des Korrektorats bei der ZEIT. - Der sehr lesenswerte Beitrag In der ZEIT geht auch auf Fragen ein wie: Wie bringen Sie Ihre Hausarbeit in die passende Form? Wie schreiben Sie schön? Was müssen Angaben zur Literatur enthalten, und wo in der Arbeit müssen sie stehen?

"Diese Tipps können deine Hausarbeit retten" (ZEIT, 28.10.): https://www.zeit.de/campus/2021-10/studium-hausarbeiten-uni-wissenschaftliches-arbeiten-zitieren-rechtschreibung-zeitmanagement-tipps

 

7.2        Wie macht man erfolgreich seriöse und ergebnisträchtige Begehungsprojekte?

Eine hochkarätige, internationale und insgesamt 18-köpfige Autorengruppe hat ihre langjährigen Erfahrungen mit Surveys im mediterranen Raum zusammengetragen, überdacht und in eine Handreichung überführt: Wie macht man Surveys? Ihr Aufsatz mündet in 17 klare Empfehlungen. Gewiss: es geht wesentlich um Klassische Archäologie, und die Bedingungen in den Mittelmeerländern sind nicht 1 : 1 etwa auf Mittel- oder Nordeuropa übertragbar. Dennoch: lesenswert und lehrreich.

Attema, P., Bintliff, J., van Leusen, M. et al. (2020). A guide to good practice in Mediterranean surface survey projects. Journal of Greek Archaeology 5, 1–62. https://www.academia.edu/44599781/A_guide_to_good_practice_in_Mediterranean_surface_survey_projects?email_work_card=title

 

7.3        Wieder mal: schlechtes Schulunterrichtsmaterial betreffs Ur- und Frühgeschichte

Miriam Sénécheau beleuchtet bei H-Soz-Kult ein frisch erschienenes Büchlein (24 S.), welches Lehrern Unterrichtsmaterial für ihren Unterricht zum Thema Urgeschichte in der Sekundarstufe I bereitstellen soll. Ihr Fazit, hier knapp und plakativ zusammengefasst: Voller schwerer fachlicher Fehler, schlecht lektoriert und mit untauglichem Bildmaterial untermauert. Sénécheaus berechtigte Anregung "Die aufgezeigten Schwächen des Heftes kommen im Bereich der Unterrichtsmaterialien zur Ur- und Frühgeschichte häufig vor – und machen einmal mehr deutlich, dass bei Publikationen dieser Art die Zusammenarbeit mit der Ur- und Frühgeschichtlichen Archäologie gesucht werden sollte" ist weder neu noch von Schulbuchverlagen je erhört worden. Warum, bitte, schafft es "das Fach" nicht aus eigener Kraft, diese schädliche Lücke zu schließen und Schulen wie Lehrern fachlich korrekte Materialien für die Sekundarstufe I anzubieten: per CC BY zu freien Verwendung geschenkt.

Miriam Sénécheau: Rezension zu: Martini. S. (2021). Vor und Frühgeschichte (Unterrichtsmaterial praktisch). Frankfurt: Wochenschau Verlag. In H-Soz-Kult, 05.11.2021: www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-97503

 

8         Berufsverband

8.1        Erste Inspektion zur Verleihung des Gütezeichens für Archäologie (GZA) in Deutschland abgeschlossen

CIfA Deutschland hat einen weiteren Meilenstein erreicht: Eine privatwirtschaftliche Grabungsfirma hatte erstmals den Prozess angestoßen, das Gütezeichen für Archäologie (GZA) des CIfA verliehen zu bekommen. Hierfür reichte sie alle notwendigen Unterlagen ein, die dann von einem internationalen Team begutachtet wurden. Dieses Komitee bestand aus fünf durch CIfA akkreditierten Archäologen aus vier Ländern. Zwei der Teammitglieder sind bzw. waren Leiter archäologischer Fachfirmen, die den Prozess in Großbritannien bereits durchlaufen haben; einer repräsentiert die lokalen Behörden in der Region, in welcher die deutsche Firma aktiv ist. – Das Inspektionskomitee prüft die Prozesse und Verfahrensweisen der Firma, z. B. ihre Richtlinien zum Arbeitsschutz und die Arbeitsbedingungen. Ein besonderer Fokus wird dabei auf die Umsetzung und Qualität archäologischer Arbeit in der Praxis gelegt. Das Komitee orientiert seine Einschätzung der Firma daran, inwiefern die Qualitätsanforderungen an archäologische Arbeiten, definiert durch den Verhaltenskodex des CIfA sowie seine Standards, eingehalten werden. Wenn festgestellt wird, dass die Firma die Kriterien erfüllt oder übertrifft wird ihr das GZA verliehen. Die Firma demonstriert damit gegenüber Klienten, Behörden, Öffentlichkeit und archäologischer Fachwelt, dass sie sich an hohe ethische und fachliche Standards hält, die bereits über viele Jahre international erprobt und durch zahlreiche Fachkollegen unterstützt werden. Auch Angestellten und Führungspersonen innerhalb der Firma wird hiermit bestätigt, dass ihre Arbeit und ihre Vorgehensweisen ethisch und fachlich angemessen sind sowie  international anerkannt werden. Der Newsletter-Redaktion sagte das Komitee-Mitglied Dr. Gerry Wait: "Ich persönlich habe als Teil vieler Inspektionskomitees den Prozess der Verleihung des Gütezeichens bzw. der Registrierung von Organisationen in Großbritannien, sowie den Prozess der Unterstützung und gemeinsamen Arbeit hin auf diese Auszeichnung immer als sehr lohnenswert und befriedigend empfunden. Natürlich kann es zunächst einiges Unwohlsein hervorrufen, wenn Fachkollegen einen tiefen Einblick in die eigene Firma und die eigenen Prozesse bekommen und sogar mit den eigenen Mitarbeitern darüber sprechen. Die erfolgreiche Verleihung des Gütezeichens ist jedoch eine große, fachliche Anerkennung für die es sich lohnt, über den eigenen Schatten zu springen."

Das CIfA-Gütezeichen für Archäologie (GZA): https://www.archaeologists.net/guetezeichen-fuer-archaeologie-gza

 

9         Bürger und Archäologie & Citizen Science

9.1        Wissensstand über Freiwillige in Citizen-Science-Projekten insgesamt gering

Die Citizen-Science-Landschaft in Deutschland bietet ein enormes Beteiligungsspektrum. Allein auf der nationalen Citizen-Science-Plattform "Bürger schaffen Wissen" präsentieren sich derzeit mehr als 170 Projekte. Eine 2020 durchgeführte Umfrage unter 140 dieser Projekte (Beteiligungsquote 56%) lieferte ein überraschendes Ergebnis: Der Wissensstand über die Freiwilligen ist sehr gering. Viele Citizen-Science-Projekte erheben nämlich bewusst keine personenbezogenen Daten, teils aus Datenschutzgründen, teils aus Unsicherheit betr. der Instrumente und Standards. Der Artikel "The Known Unknowns" diskutiert die Dilemmata aus theoretischen Bestrebungen und den verfahrenstechnischen Realitäten. Die Autoren argumentieren, dass die Aufgabe von Begleitforschung zu Teilnehmenden von Bürgerwissenschaft nicht allein von Einzelprojekten getragen werden könne. - Übrigens: Aus der Archäologie sind bei "Bürger schaffen Wissen" gerade einmal zwei Projekte gelistet: das Archäologische Spessartprojekt und die Erforschung der Burg Wersau. Wo stecken all die anderen längerfristigen archäologischen Projekte, die auf die Arbeit Ehrenamtlicher setzen?

Moczek, N.; Hecker, S.; Voigt‐Heucke, S.L. The Known Unknowns: What Citizen Science Projects in Germany Know about Their Volunteers—And What They Don’t Know. Sustainability 2021, 13, 11553. https://www.mdpi.com/2071-1050/13/20/11553

 

10    Und sonst …

10.1    "Wie war das nochmal?": Neuer Geschichts-Podcast von der "ZEIT"

Was und wo war die Varusschlacht? Wo sind eigentlich die Frauen in der Geschichte? Was steckt hinter dem Mythos der Hanse? Seit Mitte September begeben sich Markus Flohr und Judith Scholter – beide studierte Historiker – mit dem Neuling im Podcast-Portefeuille von ZEIT und ZEIT Online einmal monatlich auf die Spuren von jüngster Vergangenheit, Antike oder Mittelalter. Sie sprechen mit Experten, blicken auf den Stand der Forschung und diskutieren, was das alles mit heute zu tun hat. Die ersten beiden Folgen vom September und Oktober beschäftigten sich mit dem 11. September 2001 und mit den deutschen Kanzlern.

https://www.zeit.de/serie/wie-war-das-noch-mal

 

10.2    "Zum Lachen, Schmunzeln und Weinen zugleich" der jüngste Asterix-Band "Asterix und der Greif"

Im Ende Oktober erschienenen 39. Album der beliebten und langlebigen Asterix-Serie verschlägt es die charismatischen und unbeugsamen gallischen Hauptakteure ins Barbaricum - weit in den Osten, in die Kälte der zentralasiatischen Steppe. Asterix, Obelix, Miraculix und Idefix begeben sich auf eine Reise ins Land der Sarmaten, mittels einer Vision durch den Schamanen Terrine dorthin gerufen. Die Sarmaten werden von den Römern bedrängt, die sich auf die Suche nach dem sarmatischen Heiligtum mit dem fantastischen und mythenumrankten Greifen gemacht haben, um das Mischwesen zu unterwerfen. Während diese weiter ins Gebiet vorstoßen, wird in einer Parallelhandlung eine junge Sarmatin gefangengenommen. Ein Gefangenenaustausch, Frau gegen Schamane, misslingt: Auch Terrine wird Gefangener der Römer. Denn nur er kennt den Weg zum Heiligtum. Werden die Römer ihr Ziel erreichen, oder werden die Sarmaten ihr Heiligtum schützen können? Welche entscheidende Rolle nehmen die Kriegerinnen ein? Und welche Rolle spielt er kleinste aller Gallier? Der Leser wird es erfahren. Und nicht nur das. Viele kulturelle und kulinarische Eigenheiten dieser Breitengrade aus der Vergangenheit und der Gegenwart werden von den Machern des Heftes aufgegriffen. Zum Lachen, Schmunzeln und Weinen zugleich sind beispielsweise die extremen Wetterverhältnisse, die selbst den Zaubertrank gefrieren lassen; das Zitieren der griechischen Berichterstatter, wie wir aus der Überlieferung wissen; Jurten als Wohnstätten der Sarmaten; die weibliche Endung -ova, die für die russische Sprache typisch ist und in Kombination mit landestypischen Merkmalen auftritt (Frauennamen wie etwa Matrjoschka, Kalaschnikowa, Casanova); eine nebenbei erwähnte Gemüsesuppe, die keine Geringere als den Borschtsch meint. Und natürlich treten die für diese Breitengrade überlieferten Amazonen auf, die als wahre Sympathieträgerinnen und Macherinnen in der Darstellung erscheinen. Die Überlieferung wird mit einer zeitgemäßen Geschlechterverteilung bei der Kindererziehung verflochten, d. h. Männer werden am Herd präsentiert, wohingegen die Frauen der Tradition der Amazonen folgen und die Rolle der Kämpferinnen einnehmen. Einzig die pink und barbieblond illustrierte Gefangene kommt äußerlich recht klischeehaft daher. Bezüge zum Hier und Jetzt sind z. B. auch durch den Legionär namens Fakenius erkennbar. Auf dem Weg durch das Barbaricum greift er Verschwörungstheorien und Fake News auf. Insgesamt erhält auch dieser Band einen starken Gesellschaftsbezug, der die Diskussion um Geschlechterrollen unserer Zeit aufgreift. Viele dieser Details sind mal mehr, mal weniger deutlich herauszulesen. Der Asterix-Leser wird in einen archäologischen Bereich mitgenommen, den man vielleicht weniger gut kennt, der jedoch nicht minder faszinierend ist. Das Herz eines jeden Skythenforschers bzw. einer jeder Skythenforscherin verspürt bei diesem Band Begeisterung. Auch wenn der Band bisweilen etwas langatmig erzählt wird: Alteingesessene Asterix-Fans werden gleichermaßen wie Asterix-Neulinge mitgenommen.

Jean-Yves Ferri und Didier Conrad: Asterix und der Greif: https://www.egmont-shop.de/asterix-39-softcover/

"So ist 'Asterix und der Greif' Ein Hoch auf Regengus! Abschiedsgrus! Sagleiseservus!" (Spiegel, 21.10.): https://www.spiegel.de/kultur/literatur/asterix-und-der-greif-gibt-es-was-zu-lachen-im-neuen-asterix-band-a-4377e6a3-f1b1-48a8-99fe-f230744751dd

"Houellebecq als hinterhältiger Geograf" (Deutschlandfunk, 21.10.): https://www.deutschlandfunkkultur.de/asterix-und-der-greif-houellebecq-als-hinterhaeltiger-100.html

"'Wir sind Teil des Kosmos Asterix'. In 'Asterix und der Greif' trifft der kleine Gallier auf Amazonen im eisigen russischen Winter. Ein Gespräch mit dem Szenaristen Jean-Yves Ferri" (taz, 22.10.): https://taz.de/Der-neue-Asterix-und-der-Greif/!5806251/

"Asterix und der Greif: Wenn Krieg zur Frauensache wird. Neue Abenteuer führen die Gallier Asterix und Obelix ins kalte Sarmatien. Im Interview verrät Autor Jean-Yves Ferri, warum dieses Mal alles anders ist" (Deutsche Welle, 22.10.): https://www.dw.com/de/asterix-und-der-greif-wenn-krieg-zur-frauensache-wird/a-59413196

 

10.3    Digitalisierung!? - ein Nachdenken aus ethnologischer Perspektive

Der Forderung nach Digitalisierung ist inzwischen so ubiquitär wie nichtssagend, weil mit der Forderung als solcher allzu oft nicht Weiteres gedacht ist (nicht einmal immer auch "Open Access") und sich immer wieder die Frage stellt: und dann? Auch für die Archäologie spannend ist in diesem Zusammenhang ein bei Transcript erschienener Sammelband, der den Ist-Stand zum Thema in der Ethnologie (mit der die Archäologie ja viele Themen teilt) beleuchtet und versucht, von dort aus in die Zukunft zu blicken. Aus Sicht der Herausgeber des Bandes steht die Forderung nach umfassender Digitalisierung der ethnologischen Sammlungen für "eine fundamentale Veränderung der Museen und wissenschaftlichen Sammlungen, da die Systematisierung und Verfügbarkeit der Daten nunmehr ganz andere Voraussetzungen und Grundlagen haben." Das Fach habe, so die Herausgeber am Ende des Bandes im "Aublick", auf das heranrollende Neue eher spät und zögerlich reagiert. Sie erachten als Ergebnis des Nachdenkens und der einzelnen Beiträge des Bandes drei Felder als in den kommenden Jahren wesentlich: Digitalisierung als Teil dekolonialer Praktiken, d. h. des Hergebens und offenen Teilens statt limitierenden Hortens; Digitalisierung als Element der Provenienzforschung, welche aus ethischen Gründen unabdingbar und vorrangig sei; das Begreifen von Digitalisierung nacht als "noch'ne Infrastruktur", sondern als grundlegende Neuerung, ein Weg zum "Austausch zwischen Wissenssystemen, Verhandlungen über Wissensressourcenzugängen und das Überwinden von Restriktionen.". Das Buch ist im Druck wie auch über die Verlagswebsite als PDF im freien und kostenlosen Download erhältlich.

Hans Peter Hahn, Oliver Lueb, Katja Müller & Karoline Noack (Hrsg.). Digitalisierung ethnologischer Sammlungen. Perspektiven aus Theorie und Praxis. Bielefeld: transcript. https://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-5790-6/digitalisierung-ethnologischer-sammlungen/

 

 


 

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