Die Organisation von Archäologie in Deutschland

Die DGUF ist nicht der einzige Verein für Archäologie oder von Archäologen in Deutschland. Um die Vielfalt zu ordnen, die Unterschiedlichkeit der Aufgaben und Legitimierungen sowie das Selbstverständnis der DGUF zu erklären, stellen wir hier einige andere große Organisationen vor – auch, um im Vergleich das Besondere der DGUF deutlicher zu machen.

Die Altertumsverbände

In der deutschen Archäologie sind viele lokale und regionale Institutionen aktiv, z. B. Landes- und Stadtarchäologien, Museen, Heimatvereine, Universitäts- und Forschungsinstitute. Um ihren fachlichen Austausch und ihr Zusammenwirken zu organisieren, haben sich diese Institutionen um 1900 nach und nach zu drei "Altertumsverbänden" zusammengeschlossen:
  • WSVA - West- und Süddeutscher Verband für Altertumsforschung [mehr],
  • NWVA - Nordwestdeutscher Verband für Altertumsforschung [mehr],
  • MOVA - Mittel- und Ostdeutscher Verband für Altertumsforschung [mehr].
Ihre Hauptaktivität ist das Ausrichten jährlicher Tagungen, die ein lebendiger Treffpunkt von Ideen und Menschen sind und die der fachwissenschaftlichen Kommunikation dienen. Die Altertumsverbände bündeln überregional die archäologischen Institutionen, auf der Mitgliederversammlung bestimmen die Leiter und Delegierten dieser Einrichtungen, wohin der Weg geht.
 

Die Arbeitsgemeinschaften

Die DGUF-Gründer formulierten 1969 neben dem Bedarf nach einer deutschlandweit und inhaltlich übergreifend tätigen, verbindlich als e.V. organisierten Personengesellschaft, der DGUF, zusätzlich den Bedarf nach einem periodischen Treffen von Spezialisten. So riefen die DGUF-Gründer Jens Lüning und Bernhard Hänsel Interessierte - ohne förmliche Organisation einfach per Adressliste verwaltet - ab 1970 zur AG Neolithikum bzw. zur AG Bronzezeit zusammen (s. auch dort). Daraus entstand im Laufe der Zeit eine Vielfalt an lose organisierten AGs, die vor allem dem fachlichen Austausch zwischen jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern dienen. Die meisten AGs nutzen die Tagungen der Altertumsverbände, um sich zu treffen. Eine Liste der bestehenden AGs findet sich z.B. dort.
 

VLA – Der Verband der Landesarchäologen

Archäologie ist Kultur, Kultur ist Ländersache – so regelt es das Grundgesetz. Jedes Bundesland hat eine Fachbehörde für seine Archäologie eingerichtet, die man kurz als "Landesarchäologie” bezeichnet. Für die Vertretung ihrer gemeinsamen Interessen haben sich die Landesarchäologen auf Bundesebene zum "VLA - Verband der Landesarchäologen” zusammengeschlossen [mehr].
 
Werden hier Verabredungen getroffen und Gemeinsames beschlossen, hat es unmittelbar Gewicht, denn hier sitzen die Leiterinnen und Leiter der jeweiligen staatlichen Exekutiven zusammen.
 

CIfA und CIfA Deutschland - der Berufsverband

Archäologie ist auch ein Beruf. Der "Traumberuf" Archäologie kennt in der Praxis Sorgen und Bedarfe wie andere Berufe auch: Wie steht es um Arbeitssicherheit, um Qualitätssicherung, um Löhne und Arbeitsbedingungen, um die gute Gestaltung vor Arbeitsverträgen? Um in diesen berufsbezogenen Themen gemeinsam voranzukommen und Archäologie zu einem attraktiven, von anerkannten Profis ausgeübten Beruf zu machen, hat sich 1982 das international tätige "CIfA Chartered Institute for Archaeologists" begründet [mehr]; das "chartered" signalisiert bei diesem in UK beheimateten Verein, dass er einen hohen förmlichen Stand hat und 2014 von der Queen anerkannt wurde. Um in Berufsfragen stärker auf die Bedarfe der deutschen Archäologie eingehen zu können, hat CIfA 2018 eine Regionalgruppe gegründet, CIfA Deutschland [mehr]. Die Berufsbezeichnung "Archäologe" / "Archäologin" ist in Deutschland nicht geschützt; aber man kann sich bei CIfA förmlich akkreditieren und dadurch seine Expertise und Professionalität in einem dem Peer Review ähnlichen Verfahren nachweisen.
 

Das DAI: Archäologie im Auftrag der Bundesrepublik Deutschland

Der Bund vertritt die kulturellen Interessen Deutschlands im Ausland. In Sachen Archäologie wird dann das "DAI Deutsche Archäologische Institut" tätig. In Rom 1828 als Privatinitiative geboren, wurde das DAI 1871/74 zur staatlichen Einrichtung. Heute ist es eine Dienststelle des Auswärtigen Amtes [mehr].
 
Das DAI unterhält mehrere Abteilungen im Ausland (z.B. in Rom, Athen, Kairo, Istanbul und Madrid). Mit der in Frankfurt a.M. angesiedelten "RGK - Römisch-Germanische-Kommission" [mehr] hat das DAI auch eine im Inland tätige Abteilung.
 

DVA – Deutscher Verband für Archäologie

Der Deutsche Verband für Archäologie [mehr] ist ein Zusammenschluss mehrerer wichtiger Verbände und Vereine aus dem Bereich Archäologie. Er umfasst zum ersten Mal Vertreter aller Archäologien (Klassische Archäologie, Ur- und Frühgeschichte, Naturwissenschaftliche Archäologie etc.). Der Dachverband möchte zu einer besseren Vernetzung innerhalb des Faches und zu einer geschlossenen Vertretung der Interessen der Archäologie nach außen beitragen. Er wurde auf dem Deutschen Archäologiekongress in Bremen im Oktober 2011 gegründet.
 

dArV - Deutscher Archäologenverband

Der dArV sieht sich als Berufsverband der Archäologie, hier sind vor allem die Klassische Archäologie (alias: Mediterrane Archäologie) und ihr näheres Umfeld wie z. B. Biblische und Vorderasiatische Archäologie zusammengeschlossen [mehr]. Der dArV nimmt insbesondere ausgebildete und in der Archäologie tätige persönliche Mitglieder auf, seit 2004 auch Studierende.
 

DASV e.V. Dachverband archäologischer Studierendenvertretungen

Der 2005 von Studierenden gegründete "Dachverband Archäologischer Studierendenvertretungen e. V." (DASV) ist ein gemeinnütziger Verein, der etwa 50 Fachschaften / Fachgruppen archäologischer Studiengänge an über 30 Hochschulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz bündelt. Er strebt an, das Mitspracherecht von Studierenden an ihren Hochschulen zu stärken, die wissenschaftliche Vielfalt der archäologischen Fächer zu erhalten und die individuellen Interessen der Studierenden in der einschlägigen Öffentlichkeit und der universitären Landschaft zu vertreten.
 

Die DGUF: noch ein Archäologenverein?

Die Landesarchäologen und die meisten regional tätigen Institutionen und Verbände sind entweder Teil der staatlichen Verwaltung, mit ihr direkt verbunden oder pflegen ein enges Verhältnis mit ihr. Darin liegt ihre Stärke, aber auch ihre Schwäche: Aus dem Näheverhältnis zur Verwaltungshierarchie ergeben sich gute und direkte Kontakte, aber im Falle kontroverser Themen in der Regel auch sehr "ausgewogene" Formulierungen.

So ist die DGUF der einzige deutschlandweit tätige Personen-Verband für Ur- und Frühgeschichte,

  • in dem Fachleute ebenso Mitglied werden können wie engagierte, an Archäologie interessierte Bürger,
  • der unabhängig von Institutionen und amtlichen Hierarchien ist,
  • der für alle relevanten Themen offen ist und sich nicht auf ein archäologisches Spezialgebiet wie z.B. Mittelalter, Archäometrie o.ä. fokussiert.

Die DGUF ist bei der Europäischen Kommission [mehr] und beim Lobbyregister des Deutschen Bundestages [mehr] förmlich als NGO registriert. Sie ist durch Kooperationsverträge mit der EAA European Association of Archaeologists und dem Berufsverband CIfA Chartered Institute of Archaeologists verbunden [mehr].

 

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Stand: Dez. 2023

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