2020, 20. September, online. Wollen und brauchen wir mehr Archäologie der Moderne?

DGUF-Tagung 2020: Wollen und brauchen wir mehr Archäologie der Moderne?

Online-Tagung, 20.9.2020

Die DGUF macht die Archäologie der Moderne zum Thema ihrer Jahrestagung 2020 und initiiert dazu eine fachöffentliche Debatte, die Protagonisten und Kollegen anderer Archäologien, die Skeptiker wie Befürwortende an einem Tisch zusammenführt. Es ist an der Zeit, dass die Argumente des Für und Wider einer stärker vertretenen und stärker finanzierten Archäologie der Moderne auf den Tisch gelegt und ausgetauscht werden; es ist an der Zeit, dass das ganze Fach zu diesem Thema miteinander redet statt übereinander. Die DGUF selbst ist zu diesem Thema inhaltlich wertneutral und ergebnisoffen. Ihr Anliegen ist es, einer wirklich überfälligen Debatte aller Parteiungen und Standpunkte den Ort für eine kontroverse Debatte, einen Austausch und möglichst die Basis konkreter weiterer Schritte, z. B. zur Weiterentwicklung archäologischer Denkmalpflege und universitärer Lehre, zu bieten.

Seit 2015 sind immer wieder Stimmen zu einer Archäologie der Moderne zu vernehmen, die dazu auffordern, diesem Thema deutlich mehr Gewicht im Kanon der Archäologien zu geben und auch deutlich mehr Ressourcen als bisher zuzuführen. Eine Arbeitsgruppe des DVA entwickelte z. B. entsprechende "Leitlinien" und stellte diese in der DVA-Zeitschrift "Blickpunkt Archäologie" auch vor. Deren Verbindlichkeit als abgestimmtes Votum der gesamten deutschen Archäologie blieb jedoch offen. Der bisherige Gang der Dinge ist dadurch charakterisiert, dass eine Gruppe seriöser und anerkannter Wissenschaftler, denen ein Mehr an Archäologie der Moderne sehr am Herzen liegt, das Thema stark forciert und es in die Öffentlichkeit trägt, während die Vertreterinnen und Vertreter anderer Archäologien dazu mehrheitlich schweigen und - zumindest öffentlich - nicht reagieren. Diese Asymmetrie der Kommunikation bei gleichzeitigem Ausbleiben konkreter Handlungen könnte neben Frustration zu dem Eindruck einer kollektiven Erstarrung führen, oder auch dazu, dass in den Archäologien selbst, bei Forschungsförderern wie auch in einer weniger informierten Öffentlichkeit der Eindruck entsteht, "das Fach" wolle geschlossen tatsächlich mehr Archäologie der Moderne, komme damit aber nicht voran.

Unterschiedliche Positionen zusammentragen und gemeinsame Perspektiven entwickeln

Die DGUF-Tagung am Sonntag, dem 20.9.2020, soll die inhaltlichen Positionen von Befürwortern, Skeptikern wie Ablehnenden einer stärkeren Archäologie der Moderne prägnant herausarbeiten. Dies soll zu einer gemeinsamen Abwägung der Argumente führen und eine Konsensfindung anstreben, auf die sich alle Teile des Faches verständigen können, sowie die Bereiche umreißen, zu denen es u. U. keinen Konsens gibt. Wir wollen ausloten, ob sich das Fach insgesamt auf eine gemeinsame Agenda verständigen kann, die ggf. auch zu einer Neuverteilung und Umwidmung der (stets knappen) Ressourcen führt. Dabei ist uns eine wissenschaftlich sauber erhärtete quantitative Argumentation beispielsweise zum anteiligen Fundanfall in der Bodendenkmalpflege, zum Stellenpotenzial z. B. im Grabungswesen oder zum Interesse der Öffentlichkeit o. ä. ist sehr willkommen. Aber im Kern sollte es um den historischen Zeugniswert und die möglichen Erkenntnisgewinne einer Archäologie der Moderne im Vergleich zu anderen Epochen der Ur- und Frühgeschichte gehen - also um die Kriterien, entlang derer sich sowohl Bodendenkmalpfleger wie auch Forschungsförderer oder Universitätslenker in ihren Gewichtungen orientieren.

Für die Tagung braucht es Vorträge, die exemplarische Positionen und Argumentationsstränge kompetent, klar und konsistent entwickeln. Auch internationale Perspektiven sind sehr willkommen. Dabei gilt es, den Blick auf das Allgemeine und Grundsätzliche zu wenden, denn Case Studies, die interessante Einzelprojekte einer Archäologie der Moderne beleuchten, gibt es bereits genug. Diese Vorträge sollen in Aufsätze münden und im kommenden Band der Arch. Inf. publiziert werden. Ergänzend zum Format klassischer Tagungsvorträge wollen wir zu Debatten ermuntern, deren Verlauf und Inhalte auch stark vom Auditorium bestimmt werden, den Austausch und das Finden neuer Ansätze und Gedanken fördern und dazu anregen, dass sich neben den "üblichen Verdächtigen" wirklich alle Interessierten in diese wichtige Debatte einbringen können. Am Ende soll als begründete Mehrheitsmeinung deutlich sein, wohin der Weg führt, wobei aus DGUF-Sicht zur Setzung von Zielen auch die Darlegung der Mittel und Wege gehört, wie sie erreicht werden sollen.

Stand: Sept. 2020

Viele Beiträge der DGUF-Jahrestagung 2020 wurden inzwischen im Jahrgang 43, 2020 der 'Archäologischen Informationen' publiziert. Sie finden den Band im Open Access [dort].

 
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