2016, 5.-8. Mai in Berlin. "Archäologie & Macht. Positionsbestimmungen für die Zukunft der Vergangenheitsforschung"

DGUF-Tagung vom 5. bis 8. Mai 2016, Berlin, Berliner Kulturforum
Archäologische Informationen 40, 2017

Archäologie wird in einem komplexen Kräftespiel betrieben, in dem sich auch entscheidet, wie viel fachlich gesteuerte staatliche Archäologie es künftig noch geben wird und wie stark die archäologischen Institutionen angesichts widerstrebender Interessen auftreten können. Andere Akteure gewinnen derzeit rapide an Einfluss, z. B. in Sozialen Medien. Gesetze, welche die Archäologie massiv beeinflussen, werden beschlossen – und die Archäologie agiert und reagiert kaum. Dabei werden die berufliche Zukunft von Archäologinnen und Archäologen und die Qualität ihres Berufslebens gestaltet, und nicht zuletzt wird das öffentliche Interesse an Archäologie ausgehandelt. Wie kann, wie muss sich Archäologie dabei einbringen, damit das Fach und die Erforschung der Vergangenheit eine tragfähige Zukunft haben?
 
Auf der DGUF-Jahrestagung 2016 beschäftigen wir uns mit diesem zentralen Thema . Wir wollen Positionsbestimmungen der Archäologie und der Bewahrer des kulturellen Erbes vornehmen, Handlungsfelder umreißen und so eine Agenda aufzustellen beginnen für ein Fach, das sich derzeit in einem umfassenden Wandlungsprozess befindet.
Die Tagung versteht sich zu einem Teil als Weiterführung der vorherigen Tagung 2015 in Tübingen, selbstverständlich aber ist kein "Tübinger Wissen" für eine sinnvolle Teilnahme und für einen Vortrag in Berlin erforderlich.
 
Die Tagung richtet sich an ...
... Archäologen in allen beruflichen Positionen und aus allen Teildisziplinen. Sie scheint uns zentral für Studierende und Doktoranden, die über ihre berufliche Zukunft mitdiskutieren wollen. Wir freuen uns auf alle Berufsgruppen, die Macht auf Archäologie ausüben, seien es Juristen, Politiker, Journalisten, Drittmittelgeber u. ä. Herzlich willkommen sind uns ausdrücklich auch Bürgerinnen und Bürger, denen die Erforschung der Vergangenheit am Herzen liegt und die ihre Sichtweisen beisteuern möchten.
Die schleichende Verschiebung des Machtgefüges
Die Selbstbestimmtheit des Faches verändert sich: Bürger, Investoren, Politiker, Medien, Bildungs- und Wissenschaftsmanager nehmen in der Archäologie Macht an sich. Was geschieht da und wie gehen wir damit um? Verstärkt der laufende Medienwandel den Verlust an Autonomie, oder bietet er eher unausgeschöpfte Chancen? Die politische Forderung nach mehr Bürgerbeteiligung auch in der Wissenschaft wächst. Bedeutet mehr Bürgerbeteiligung in der Archäologie einen Kontroll- und Machtverlust, oder liegt darin Potenzial für eine Stärkung der Archäologie?
 

Die Tagungsthemen

Wir wollen nachdenken über Beruf Archäologie & Macht
Forschungsförderung: Wer bekommt wofür Geld? Die Macht der Netzwerke. Prekariat und instabile Vertragsverhältnisse: Was macht das mit dem Beruf und mit den Menschen? Junge Wissenschaftskarrieren: Der labile Weg in den Beruf Wissenschaft. Das Spannungsfeld Amtsarchäologie - Firmen - Universitäten. 

Aus der Vergangenheit lernen? Archäologie & Macht in der Vergangenheit
Was lehrt uns die Beschäftigung mit der Wissenschaftsgeschichte, d. h. der Blick auf die Archäologie in der Vergangenheit, z. B. in der NS-Zeit, in der DDR, oder ein Blick auf Seilschaften in der frühen Bundesrepublik? Was lehrt uns der Blick zurück für die aktuellen Verhältnisse?

Nur scheinbar öde Paragraphenreiterei: Recht & Macht
Wir wollen laufende rechtliche Entwicklungen beleuchten: Kulturgutrecht, Denkmalschutzgesetze, Entwicklungen im EU-Recht, Verbandsklagerecht, die Konvention von Faro. Was kommt da auf uns zu? Brechen rechtliche Veränderungen wie unsteuerbare Naturgewalten über uns herein oder lassen sie beeinflussen? ... und wer könnte und müsste Einfluss ausüben?

Wir wollen verstehen: Psychologie der Macht
Formale Macht und das Klammern daran. Macht & Verantwortung. Das Delegieren von Verantwortung “nach oben” verlagert Macht. Hat wer keine formale Macht hat, auch keine Verantwortung, z. B. für das kulturelle Erbe? Von der Konfliktscheu in der  Archäologie, von der Furcht vor Einfluss. Das Psychogramm des Berufsstands Archäologie.

Von anderen lernen: Institutionen & NGOs
Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOs) als themenfokussierte Bündelungen von Bürger­interessen und Expertenwissen bilden heute auf vielen Feldern ein Gegengewicht und eine Ergänzung zu den staatlichen Organisationen. Wir funktioniert dies, z.B. im Natur- und Umweltschutz? Kann die Archäologie davon lernen? Braucht es NGOs in der Archäologie? Braucht es einen Berufsverband, der den "Beruf Archäologie" schützt und der zwischen den Arbeitgebern und den Gewerkschaften auf faire Arbeitsbedingungen für Archäologen hinwirkt?

Wir wollen Haltungen verändern: Ein neues Verständnis von Macht in der Archäologie
Archäologen sind Anwälte des kulturellen Erbes, Denkmalschutz ist notwendigerweise konfliktiv. Die Systeme Museum und Wissenschaft sind kompetitiv. Allenthalben bestehen Konflikte und Wettbewerb. Anstatt diese Tatsache zu negieren resp. totzuschweigen, sollte sie angenommen werden. Es gilt, Verantwortung zu übernehmen, statt sie - vermeintlich und bequem - "nach oben" zu delegieren. Archäologie ist ein Teil der Gesellschaft, Aufmerksamkeit und Macht werden ihr von den Bürgern geschenkt. Welche Macht können wir erreichen? ... und wollen wir erreichen?

Tagungssprachen sind Deutsch und Englisch.


Informationen für Vortragende
Bitte beachten Sie, dass Sie als Vortragende(r) unbedingt bis spätestens 10. April für die Tagung angemeldet sein müssen inkl. Eingang der Tagungsgebühr auf unserem Konto.
Die Zusammenfassungen und Kurzbiografien haben wir vorab mit dem Tagungsprogramm in unserem Programmheft veröffentlicht. Die Vorträge und nach Möglichkeit auch andere Formate werden in der im Open Access erscheinenden Zeitschrift der DGUF, "Archäologische Informationen", publiziert.
Der Call for Papers
Wir erwarten Vorträge von 20 Minuten Dauer, an die sich eine max. zehnminütige Diskussion mit dem Auditorium anschließt. Manche der skizzierten Themen eignen sich weniger für klassische Vorträge. Daher laden wir ausdrücklich dazu ein, auch andere Formate anzubieten, beispielsweise kürzere Statements, Erfahrungsberichte, oder Anregungen für eine Diskussionsrunde. Alle Inhalte sind in deutscher oder englischer Sprache willkommen. Bitte reichen Sie Ihren Vorschlag mit Titel, einer aussagekräftigen Zusammenfassung von max. 250 Wörtern, dem gewünschten Format, einer Kurzbiografie (max. 5 Zeilen) und Ihren Kontaktdaten bis zum 7. März mit dem Betreff "DGUF-Tagung 2016" an den Vorstand der DGUF ein (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.). Wir begutachten alle Einreichungen und geben Ihnen bis spätestens 18. März Bescheid, ob Ihr Vorschlag akzeptiert wurde.
Bitte beachten Sie, dass Sie als Vortragende(r) unbedingt bis spätestens 10. April für die Tagung angemeldet sein müssen inkl. Eingang der Tagungsgebühr auf unserem Konto.
Die Zusammenfassungen und Kurzbiografien werden vorab mit dem Tagungsprogramm veröffentlicht. Die Vorträge und nach Möglichkeit auch andere Formate werden in der im Open Access erscheinenden Zeitschrift der DGUF, "Archäologische Informationen", publiziert.

Die Jahrestagung 2016 findet auf Einladung der Staatlichen Museen zu Berlin / Stiftung Preußischer Kulturbesitz statt.
 
Treffen der AG Archäologisches Publizieren
Im Rahmen der DGUF-Jahrestagung fand ein Treffen der AG Archäologisches Publizieren statt: "Medialisierung - Ein Trend in der Archäologie?" war Thema eines Runden Tisches, der am Nachmittag des 15. Mai stattfand. Weitere Informationen finden Sie dort.
Am Sonntag, 17.5., fand eine ganztägige Exkursion auf die Schwäbische Alb statt. Im Fokus standen die mit etwa 40.000 Jahren ältesten bekannten, von Menschenhand gefertigten Kunstwerke und Spuren kultureller Entwicklung. Wir besuchten das Urgeschichtliche Museum Blaubeuren (URMU). Es beherbergt u. a. die Flötenfragmente aus dem Geißenklösterle und dem Hohle Fels, sowie die Venus vom Hohle Fels. Prof. Nicholas Conard PhD, der Ausgrabungen in Hohle Fels, Geißenklösterle, Vogelherd etc. durchgeführt hat und dabei einige der ältesten Kunstwerke der Menschheit bergen konnte, führte uns durch die Höhlen Geißenklösterle, Sirgenstein und Hohle Fels.

 

Weitere Informationen

Tweets, Fotos und Videos zur Tagung finden Sie dort:

  • Tweets der Tagung mehr

                           
Blogposts etc. über die Tagung:

  • Sophie Hüglin, "Archaeology and Power" (The European Archaeologist 49, summer 2016, pp. 21-24) mehr
  • Jaime Almansa Sánchez: "DGUF Conference 2016 - Experiencing politics in Berlin" (Online Journal in Public Archaeology, 18.5.) mehr
  • Geesche Wilts, Ein bisschen Balsam für die Seele – Die DGUF-Tagung 2016 (Blog Miss Jones, 9.5.) mehr
  • Chiara Zuanni, "DGUF Conference 2015 - Is the public creating a different archaeology? Analyses of a power shift" (AP Journal: Online Journal in Public Archaeology, 12.6.2015) mehr
  • Kristin Oswald, "Archäologie und Öffentlichkeit bei #DGUF2015" (Krosworldia, 15.6.2015) mehr


Das Tagungsthema in den Medien:

  • "Archäologen sind oft konfliktscheu". Machtfragen in der Altertumsforschung. Gábor Paàl im Gespräch mit Diane Scherzler, Vorsitzende der DGUF (SWR2 Campus, 7.5.; Audio, 6:34 Min.)


Exkursion "Jungpaläolithische Höhlen der Schwäbischen Alb"
Tweets und Fotos von der Tagung finden Sie gesammelt dort:
  • Die DGUF-Tagung auf Twitter, Tag 1 mehr
  • Die DGUF-Tagung auf Twitter, Tag 2 mehr
  • Die DGUF-Tagung auf Twitter, Tag 3 (Exkursion) mehr

 

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