DGUF-Tagung vom 14. bis 17. Mai 2015, Tübingen
Während allerorten die finanzielle und politische Basis des staatlichen archäologischen Arbeitens schwächer wird, ist Archäologie für viele Bürger weiterhin ein attraktives Abenteuer. In Massenmedien ist gerne von aufregenden Entdeckungen zu hören, gestützt von entsprechenden Selbstäußerungen des Fachs. Gleichzeitig verändern sich in Web-2.0-Umgebungen die gesellschaftlichen Kommunikationsstrukturen grundlegend: Statt wissenschaftlichen Weisheiten andächtig zu lauschen, wollen sich die Menschen selbstbewusst und aktiv einbringen. Ist das Fach dazu bereit?
Andere Personengruppen werden derzeit öffentlich immer erfolgreicher, z. B. illegale Sondengänger mit vieltausendfach angeklickten Videos, die Lust machen auf die selbstorganisierte Schatzsuche. Technologiegetrieben werden auch Daten leicht teilbar, z. B. von Fundstellenkoordinaten. Machtstrukturen verändern sich somit, oft zu Ungunsten einer solchen Wissenschaft und Fachexpertise, die sich lieber abschotten und ihre Deutungshoheit schützen möchten.
Eine öffentlich eher als "Behinderungs-Einrichtung" wahrgenommene Fach- und Amtsstruktur werden immer weniger Bürger unterstützen. In Kombination mit der gegenwärtigen ökonomischen und politischen Marginalisierung der Archäologie ist ein solcher Machtverlust eine neue Situation. Die Gesellschaft schafft sich die Archäologie, die sie haben möchte, digitale Technologien erleichtern dies. Immer stärker steht das Fach daneben, ohne zu handeln, und wird so zur Nebensächlichkeit seiner eigenen Thematik.
Kann eine personell und finanziell geschwächte Archäologie überhaupt noch mithalten, wenn sich technische und soziale Rahmenbedingungen in so hohem Tempo verändern und weiterhin verändern werden? Wie erfolgreich ist das Fach im Kommunizieren seiner Probleme, z. B. der Kürzung öffentlicher Gelder oder randvoller Archive? Wie stark ist der Druck in den Fachbehörden, über Schwierigkeiten lieber zu schweigen? Können Bürger, die nur von Sensationsfunden erfahren (sollen), eine Archäologie in Not überhaupt wahrnehmen? Wäre eine stärkere Bürgerbeteiligung, verstanden als die Zusammenarbeit auf Augenhöhe (Citizen Science), eine gute Lösung? Wenn ja: was erwarten die Bürger als Gegenleistung, wenn sie sich engagieren und/oder Geld geben? Welche Auswirkungen sind von solchen Entwicklungen zu erwarten - auf das Fach, seine Resultate, auf Gesellschaft und Politik?
Die Tagung beleuchtete die Facetten eines komplexen und tiefgreifenden Veränderungsprozesses, der bereits begonnen hat. Das Programm der Tagung finden Sie dort.
Tweets und Fotos von der Tagung finden Sie gesammelt dort:
- Die DGUF-Tagung auf Twitter mehr
Blogposts über die Tagung:
- Chiara Zuanni, "DGUF Conference 2015 - Is the public creating a different archaeology? Analyses of a power shift" (AP Journal: Online Journal in Public Archaeology, 12.6.2015) mehr
- Kristin Oswald, "Archäologie und Öffentlichkeit bei #DGUF2015" (Krosworldia, 15.6.2015) mehr
Exkursion "Jungpaläolithische Höhlen der Schwäbischen Alb"
Am Sonntag, 17.5., fand eine ganztägige Exkursion auf die Schwäbische Alb statt. Im Fokus standen die mit etwa 40.000 Jahren ältesten bekannten, von Menschenhand gefertigten Kunstwerke und Spuren kultureller Entwicklung. Wir besuchten das Urgeschichtliche Museum Blaubeuren (URMU). Es beherbergt u. a. die Flötenfragmente aus dem Geißenklösterle und dem Hohle Fels, sowie die Venus vom Hohle Fels. Prof. Nicholas Conard PhD, der Ausgrabungen in Hohle Fels, Geißenklösterle, Vogelherd etc. durchgeführt hat und dabei einige der ältesten Kunstwerke der Menschheit bergen konnte, führte uns durch die Höhlen Geißenklösterle, Sirgenstein und Hohle Fels.
Treffen der AG Archäologisches PublizierenIm Rahmen der DGUF-Jahrestagung fand ein Treffen der AG Archäologisches Publizieren statt: "Medialisierung - Ein Trend in der Archäologie?" war Thema eines Runden Tisches, der am Nachmittag des 15. Mai stattfand. Weitere Informationen finden Sie
dort.
Der Call for Papers
Wir erwarten Vorträge von etwa 20 Minuten Dauer, an die sich eine Diskussion mit dem Auditorium anschließt. Vorträge in deutscher oder englischer Sprache sind willkommen. Bitte reichen Sie Ihren Vorschlag für einen Vortrag mit Titel, einer aussagekräftigen Zusammenfassung von max. 250 Wörtern, einer Kurzbiografie (max. 5 Zeilen) und Ihren Kontaktdaten bis zum 23. März mit dem Betreff "DGUF-Tagung 2015" an den Vorstand der DGUF ein (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.). Wir begutachten alle Einreichungen und geben Ihnen bis spätestens 31. März Bescheid, ob Ihr Vorschlag akzeptiert wurde. Bitte beachten Sie, dass Sie unbedingt bis spätestens 19. April für die Tagung angemeldet sein müssen inkl. Eingang der Tagungsgebühr auf unserem Konto.
Die Zusammenfassungen und Kurzbiografien werden vorab mit dem Tagungsprogramm veröffentlicht. Die Vorträge werden in der im Open Access erscheinenden Zeitschrift der DGUF, "Archäologische Informationen", publiziert.
Treffen der AG Archäologisches Publizieren
Im Rahmen der DGUF-Jahrestagung findet das kommende Treffen der AG Archäologisches Publizieren statt: "Medialisierung - Ein Trend in der Archäologie?" ist Thema eines Runden Tisches, der am Nachmittag des 15. Mai stattfindet. Alle am Thema Interessierten sind herzlich eingeladen.
Der Call for Papers
Unser Aufruf richtet sich an Archäologinnen und Archäologen, an Verlage, Bibliotheken, Fördereinrichtungen und an Wissenschaftskommunikatoren wie z. B. in Pressestellen und Museen.
Wir erwarten Vorträge von etwa 20 Minuten Dauer, an die sich eine Diskussion mit dem Auditorium anschließt. Vorträge in deutscher oder englischer Sprache sind willkommen. Bitte reichen Sie Ihren Vorschlag für einen Vortrag mit Titel, einer aussagekräftigen Zusammenfassung von max. 250 Wörtern, einer Kurzbiografie (max. 5 Zeilen) und Ihren Kontaktdaten bis zum 15. März mit dem Betreff "DGUF-Tagung 2014" an den Vorstand der DGUF ein (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.). Die Zusammenfassungen und Kurzbiografien werden vorab mit dem Tagungsprogramm publiziert. Die Vorträge werden in der seit 2013 im Open Access erscheinenden Zeitschrift der DGUF, "Archäologische Informationen" publiziert.
Übersicht über die Vorträge
Vertreter namhafter Forschungsförderer - der DFG und des European Research Council - skizzieren ihre Positionen und Perspektiven für die Zukunft, auch ihre Erwartungen an die Wissenschaftler (J. Fournier, N. Canny). Praktiker aus bedeutenden Bibliotheken, die Open-Access-Plattformen anbieten, schildern den Stand der Technik und ihre Erfahrungen mit dem Umsetzen (L. Landes, M. Effinger). Kollegen schildern aus wirtschaftlich ärmeren Nachbarstaaten, wie wichtig Open Access dort ist, damit der Anschluss an die Gemeinschaft der Wissenschaft erhalten bleibt (L. M. Simon-Nanko, S. Musteaţă). Doch Open Access löst nicht alle Problem des Publizierens. So bleibt Qualitätssicherung auch unter Open-Access-Bedingungen ein zentrales Thema, das allerdings nun jenseits des gewohnten Peer Reviews auch auf neuen Wegen angegangen werden kann (H. Kohle). Einer breiten Akzeptanz des Open Access stehen praktische und rechtliche Fragen entgegen, die der Klärung bedürfen (N. Riedl, G. Eberhardt); über die fortbestehende Skepsis wird aufgrund einer aktuellen, breit abgestützten Umfrage unter Geisteswissenschaftlern berichtet (N. Taubert). Die unter Open-Access-Bedingungen mehr denn je wichtige Frage nach Open Data wird exemplarisch aus Sicht des IANUS-Projekts beleuchtet (F. Schäfer, M. Heinrich); eine Vertiefung dieses Themas erfolgt übrigens am Mittwoch (8.10.) auf einer eigenen, vom IANUS-Projekt organisierten Session. Erfahrungen aus Großbritannien belegen, dass neben dem Bündel an innerwissenschaftlichen Wirkungen Open Access und Open Data geeignet sind, das Verhältnis zwischen Fach-Archäologie und Öffentlichkeit tiefgreifend positiv zu verändern (R. Karl, K. Möller).
Das Programm mit allen Informationen zu den Vortragenden finden Sie
dort. Die Vorträge werden in den "Archäologischen Informationen" publiziert.