DGUF-Tagung vom 17.-20. Mai 2012, Dresden
Archäologische Informationen 35, 2012
PISA-Schock, Neue Medien und neue Bildungsziele bestimmten in den vergangenen Jahren die Diskussion. Seit 2007 verfolgt die Kultusministerkonferenz das Ziel, kulturelle Kompetenzen zu fördern. Dazu ruft sie alle wissenschaftlichen und schulischen Bildungseinrichtungen, Träger außerschulischer Bildung, Kultureinrichtungen, die Wirtschaft und die Medien dazu auf, entsprechende Maßnahmen zu entwickeln.
Im Bereich Schule und Bildung kam es vor diesem Hintergrund zu weitreichenden Veränderungen. Didaktische und methodische Ansätze wurden diskutiert, Vermittlungs- und Kompetenzmodelle geändert und angepasst.
Potenziale der Archäologie als historische Wissenschaft für die Schule
Bereits 2004 wurde in der so genannten Weißenburger Erklärung auf die Potenziale der Archäologie als historische Wissenschaft für die Schule hingewiesen. Zugleich wurden die Bedingungen benannt, um diese ausschöpfen zu können. In der Folge entstanden zahlreiche Bildungsprojekte; der Arbeitskreis "Archäologie im Schulbuch" der DGUF verstärkte seine Aktivitäten, und es konstituierte sich schließlich auch die Kommission "Archäologie und Bildung" des Verbandes der Landesarchäologen.
Dennoch finden heute selbst anerkannte neue Forschungsergebnisse zum Teil jahrzehntelang in Lehrplänen und Schulbüchern keine Berücksichtigung, während umgekehrt die archäologischen Museen bei Projekten der kulturellen Bildung wie Theater, Film oder Ballett weitgehend außen vor bleiben. Es ist daher zu fragen, ob sich die archäologischen Museen überhaupt in Konzepte der kulturellen Bildung wie dem Projekt "Kinder zum Olymp!" einbinden lassen. Die Antwort auf diese Frage ist auch für die archäologischen Fachwissenschaften entscheidend, denn zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten der Archäologie hängen wesentlich von deren Akzeptanz in der Öffentlichkeit ab
Die Notwendigkeit zu einer Zwischenbilanz
Ausgangspunkt der Diskussion ist acht Jahre nach ihrer Verabschiedung die Weißenburger Erklärung. Hier besteht vor dem Hintergrund großer Veränderungen im Bildungssektor aus archäologischer Sicht Gesprächsbedarf und die Notwendigkeit zu einer Zwischenbilanz sowie zur kritischen Diskussion:
Archäologie:
- Welchen Beitrag kann Archäologie zur Entwicklung kultureller Kompetenz leisten?
- Was hat sich in den vergangenen Jahren in der Fachwissenschaft und in archäologischen Museen bewegt und verändert?
- Soll die Archäologie auf die Bedürfnisse der modernen Gesellschaft durch Wissensvermittlung mit Unterhaltungs- und Eventcharakter eingehen, wie z. B. Public Archaeology, Living History oder Experimenteller Archäologie?
- Sollen sich Archäologie und archäologische Museen dem Mainstream um jeden Preis anpassen?
Bildung:
- Was hat sich bisher in den Schulen hinsichtlich Vermittlung, Didaktik, pädagogischer Ansätze, Lehrplangestaltung und Methodik verändert?
- Inwieweit entsprechen die von der Bildungsseite formulierten Vorgaben und Ziele dem Anspruch und den Möglichkeiten der Archäologie?
- Werden Forschungsergebnisse der Archäologie im Bildungswesen sowie im Lehrbuchsektor wissenschaftlich korrekt dargestellt? Wird tatsächlich ein aktuelles Bild archäologischer Forschung vermittelt?
Bilanz und Ausblick:
- War die bisherige Arbeit von Archäologen, Museumswissenschaftlern- und -pädagogen, Lehrkräften, Historikern und Heimatpflegern weitreichend genug und erfolgreich? Wo gibt es Defizite? Ist die Weißenburger Erklärung noch aktuell?
- Muss sich die Archäologie als Wissenschaft hinsichtlich der neuen Gegebenheiten weiterentwickeln, verändern oder anpassen?
- Gibt es bereits Modelle, Projekte etc. für archäologische und museale Einrichtungen, die richtungsweisend, übertragbar und weiter nutzbar sind?
Weitere Informationen
Diese Tagung wurde in Kooperation mit dem Landesamt für Archäologie Sachsen in Zusammenarbeit mit dem Verband der Landesarchäologen in der Bundesrepublik Deutschland realisiert.