2018: DGUF kommentiert Äußerungen des österreichischen Vizekanzlers und FPÖ-Chefs Heinz-Christian Strache zur Klimageschichte

DGUF kommentiert Äußerungen des österreichischen Vizekanzlers und FPÖ-Chefs Heinz-Christian Strache zur Klimageschichte
"Klimaveränderungen gibt es seit Jahrtausenden", sagte Heinz-Christian Strache am 6.12. in einem Interview. "Die Sahara war einmal die Kornkammer Roms und ist dann zur Wüste geworden. Das hat mit vielen Faktoren zu tun, aber sicher nicht mit Fabriken oder sonstigen Entwicklungen, die es damals gar nicht gab." Die DGUF hat Straches Position in einem offenen Brief kommentiert. mehr

Am 6. Dez. 2018 veröffentlichte die Tageszeitung "Der Standard" ein Interview mit dem österreichischen Vizekanzler Heinz-Christian Strache, in dem dieser sich auch zur Klimageschichte und zum Klimawandel äußerte. Die Deutsche Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte widersprach Straches Thesen in einem offenen Brief am 11. Dez. 2018.

Auf die Frage der Tageszeitung "Der Standard" an H.-Chr. Strache: "Was will die Regierung gegen den Klimawandel tun?" antwortete er unter anderem: "Inwieweit der Mensch das Klima beeinflussen kann, ist eine offene Frage. Klimaveränderungen gibt es seit Jahrtausenden. Die Sahara war einmal die Kornkammer Roms und ist dann zur Wüste geworden. Das hat mit vielen Faktoren zu tun, aber sicher nicht mit Fabriken oder sonstigen Entwicklungen, die es damals gar nicht gab. Es gibt Prozesse, die Erkältung und Erwärmungen herbeiführen in Zackenbewegungen, wo auch die Wissenschaft nicht weiß, wohin wir uns entwickeln."

In ihrem offenen Brief an den Vizekanzler und FPÖ-Chef (dort das PDF) stellt die DGUF gravierende Fehler in seinen Aussagen heraus: Die Sahara war nie die Kornkammer Rom, ihre jüngste "grüne Phase" endete 2.500 Jahre vor der Gründung Roms. Straches Aussagen fehlt es an einer fassbaren Einordnung der skizzierten Phänomene in die Zeit und an einer Berücksichtigung der Effektstärken. Der Wechsel zwischen Eiszeiten und Warmzeiten entzieht sich dem menschlichen Einfluss gänzlich. Doch innerhalb unserer aktuellen Warmzeit sind die Klimaveränderungen weitaus geringer in ihrer Intensität. Zugleich lehren Archäologie und Geschichte, dass bereits solche scheinbar geringen Veränderungen große Einflüsse auf menschliche Gesellschaften haben können. Die nach den Zahlen scheinbar geringe Erwärmung "seit den Fabriken" (so Strache), d. h. seit der Industriellen Revolution in der Mitte des 18. Jahrhunderts, ist der stärkste Erwärmungseffekt, der seit der Römerzeit beobachtet wurde, folglich dürften seine Auswirkungen erheblich gravierender sein als jene des "mittelalterlichen Klimaoptimums" oder der "kleinen Eiszeit" in Spätmittelalter und Neuzeit.

Die DGUF widersprach in ihrem Brief Straches Ansatz, "Halbwahrheiten und Schlagwörter zusammenzukleistern, während Sie zentrale Erkenntnisse der Paläoklimaforschung sowie der Klimafolgenforschung auslassen, um die Tragweite des gegenwärtigen, von Menschen verursachten Klimawandels zu verschleiern. Es ist auch bei weitem keine offene Frage, wie der Mensch das Klima beeinflussen kann. Die Wissenschaft spricht sehr deutlich davon, wohin sich die Menschheit und die Erde entwickeln können, wenn die menschengemachte Klimaveränderung nicht gestoppt wird."

Bereits im Sommer 2017 hatte Strache sich zum Paläoklima Grönlands geäußert – Thesen, welche damals das "Faktenfinder"-Team der Tagesschau widerlegte.

Stand: Dezember 2018

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