Frank Siegmund zur Rede von Saskia Esken zu Open Access und Open Data

Ein Kommentar von PD Dr. Frank Siegmund
Am 3. und 4. März 2015 veranstalteten DARIAH-DE (Digital Reserach Infrastructure for the Arts and Humanities) und TextGrid (Virtuelle Forschungsumgebung für die Geisteswissenschaften) gemeinsam den "Digital Humanities Summit 2015" in Berlin. Zu einem der drei Schlüsselvorträge war die SPD-Bundestagsabgeordnete Saskia Esken eingeladen, die Mitglied im "Ausschuss Digitale Agenda" und im "Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung" ist. Ihr Vortragsthema lautete "Digitales Publizieren in der Geisteswissenschaft – Open Access und Open Data als Weg der Zukunft?". Der zwölfminütige Vortrag ist als Video online verfügbar.
 
 
Open Access und Open Data sind politisch beschlossen
Bemerkenswert die entspannte Selbstverständlichkeit, mit der Saskia Esken die Vorteile von Open Access und Open Data schilderte, so dass das im Titel noch sichtbare Fragezeichen im Vortrag faktisch nicht mehr stattfand. Daran wird deutlich, wie sehr die Entschlossenheit in der Politik und der Forschungsförderung einerseits und die Wahrnehmung dieser Beschlusslage andererseits beispielsweise in der Archäologie noch auseinanderklaffen.
 
In der Praxis wird deutlich: Mit einem Beschluss ist es nicht getan
Grund zur vorbehaltlosen Freude für die DGUF, die relativ früh auf Open Access setzte und sich nun als Pionier bestätigt sieht? Keinesfalls. Denn die kurze Rede der Politikerin verdeutlicht zugleich, dass aus Sicht der Politik der Beschluss als solcher eigentlich ausreicht und die Umsetzung allenfalls ein paar Anschübe hie und da erfordert.
Doch erst in der Praxis wird deutlich, dass es mit dem Beschluss zum Wandel alleine nicht getan ist: Wer hilft bei den komplexen Frage der Lizensierung? Wer hilft bei den Bildrechten? Wie steht es um Konzepte und Hilfen zum Thema Qualitätsmanagement und Wertschätzung? - denn der mit strengen Gatekeepern verbundene traditionelle Closed Access war ja auch ein (willkommenes) Instrument der Qualitätssicherung und des Prestigegewinns. Kann man die Diskussion um Open Access wirklich so deutlich auf die wissenschaftlichen Aufsätze fokussieren, wo doch gerade in den Geisteswissenschaften die Monografien eine besonders große Rolle spielen, bei denen sich wiederum das Thema Open Access möglicherweise anders darstellt? Reicht es, stets vor allem an die führenden großen Zeitschriften und Wissenschaftsverlage zu denken, wo doch gerade in den Geisteswissenschaften die - letztlich privaten und letztlich kleinen - vielen Fachgesellschaften als Herausgeber und Verleger eine große Rolle spielen?
 
Eine eigene Debatte der Geisteswissenschaften ist notwendig
Es ist an der Zeit, dass die Disziplinen eintreten in eine Debatte um ihre ureigensten besonderen Probleme bei der Umsetzung von Open Access und ihre spezifischen Bedürfnisse reflektieren und auch politisch anmelden. So, wie es beispielsweise in mehreren aus der DGUF-Tagung 2014 in Berlin resultierenden Aufsätzen in den Archäologischen Informationen geschieht resp. geschehen wird.
Vor allem ist es an der Zeit, darüber nachzudenken, was denn eigentlich geschehen könnte, wenn denn der via Open Access ermöglichte breite Zugang zu Forschungsergebnissen und -daten von den Bürgen auch tatsächlich genutzt wird. Mit dem Ausrufen von Open Access alleine, wie es z. B. von Saskia Esken zu hören war, ist es nicht getan.
 
Kommentar vom 22.3.2015

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