DGUF-Newsletter vom 24.07.2019

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DGUF Newsletter vom 24.7.2019

 

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Inhalt

1  DGUF-Nachrichten

1.1  Über fünf Jahrzehnte hinweg ein Think-Tank des Faches: Die Feier "DGUF ist 50" (Bonn, 20.6.)

1.2  "Die Selbstorganisation von Archäologie. Rollen und Bedürfnisse, Verantwortlichkeiten und Legitimierungen" – ein Rückblick auf die DGUF-Tagung 2019

1.3  Der neue Geschäftsführer der DGUF: Dr. Philip Lüth MCIfA

1.4  Deutscher Archäologiepreis 2019 an Dr. Maria Effinger und Dr. Katrin Bemmann (UB Heidelberg)

1.5  Deutscher Studienpreis für Archäologie 2019 an Clemens Schmid M.A. (Universität Kiel)

1.6  DGUF-Mitgliederversammlung beschließt DGUF-Austritt aus dem Deutschen Verband für Archäologie (DVA)

1.7  Zur Erinnerung an alle in der Archäologie Tätigen: Bitte jetzt mitmachen bei der Evaluation Beruf Archäologie (EvaBA)

1.8  Unter den DGUF-Rezensionsangeboten: D.-W. R. Buck & D. Buck: Frühgermanische Gräberfelder im Havelland und im Teltow

2  Tagungen und Veranstaltungen

2.1  CIfA2020: Promoting our profession (Bath, 22.-24.4.; CfS bis 9.8.)

2.2  "Megalithic Routes" (Oeversee, 3.-5.12.)

2.3  DEGUWA-Tagung "Ökonomie und Logistik auf Binnengewässern im Römischen Reich" (Frankfurt, 12.-16.2., CfP bis 31.10.)

2.4  "Werkzeuge der Rohmaterialgewinnung und  -verarbeitung" (Perl, 11.-17.11.; CfP bis 5.10.)

3  Forschung

3.1  Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"

3.2  Aktuelle Ausgrabungen in den Medien

3.3  Aktuelle Forschung in den Medien

3.4  Klimaschwankungen gab es auch schon früher? Stimmt – aber die derzeitige globale Erwärmung ist dennoch beispiellos

3.5  Levänluhta: Riesenschritte bei der Analyse menschlicher DNA aus einem See

3.6  Rüdiger Krause zur Himmelsscheibe von Nebra: Fundort unklar, Datierung eher eisenzeitlich

3.7  Versuch einer Aufklärung: "Menschliche Rassen sind anders als Hundezüchtungen!"

3.8  Der wahrscheinlich älteste anatomisch moderne Mensch in Europa

3.9  Zeitgenössische Archäologie: "Ein vertieftes Verständnis der Gegenwart"

3.10      Umfassende Studie zur Genetik Skandinaviens und der Wikingerzeit

4  Kulturgutschutz

4.1  Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien

4.2  Welterbe-Stadt Trier verkauft echte römische Münzen ohne Angabe von Provenienz, weil sie ja von anderswoher stammen

5  Studium, Job-Themen und Personalia

5.1  Prof. Ian Hodder erhält Ritterorden von Königin Elizabeth II

5.2  Ungarn: Rainer Schreg zur politischen Knebelung der Wissenschaften

5.3  Dipl.-Ing. Hubert Beer mit der Rainer-Christlein-Medaille ausgezeichnet

6  Berufsverband

6.1  Bericht von der Mitgliederversammlung und Tagung von CIfA Deutschland (Bonn, 22.6.)

6.2  Verjüngung und eine neue Geschäftsführung: Personalia bei CIfA Deutschland

7  Open Access & Open Data

7.1  Open Data: wie geht das eigentlich?

7.2  Open Data erhöhen Zitationshäufigkeit um 25 %

7.3  Nature: "Transparent peer review and open data"

7.4  Creative-Commons-Lizenzensiertes rechtlich einwandfrei weiternutzen

7.5  Roman Provincial Coinage (RPC) Vol. II im Open Access

7.6  Neu im Open Access: Bodenaltertümer Westfalens

8  Bürger und Archäologie & Citizen Science

8.1  Neu: "Archäologischer Grabungs-Kompetenz-Pass"

8.2  Eine Art Tinder fürs Ehrenamt: Die App "Letsact"

9  Ausstellungen und Museen

9.1  Zwei der ältesten Pyramiden Ägyptens nach mehr als 50 Jahren wieder für Besucher geöffnet

9.2  Ethnologische Museen Deutschlands und die Debatte um Restitution

10     Und sonst …

10.1      Kostenloser Onlinekurs für alle Interessierten "Discovering Greek & Roman Cities" (Anmeldung ab jetzt, Start: 12.9.)

10.2      DFG: neue "Leitlinien zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis"

10.3      OASIS: ein britischer Online-Index grauer Literatur aus verursacherfinanzierter Feldforschung wird modernisiert

10.4      Ariadne+ fragt nach Nutzererfahrungen und -wünschen

10.5      NFDI4objects: Geisteswissenschaftliche NFDI-Konsortien vereinbaren enge Zusammenarbeit

10.6      Deutscher Archäologenverband (DArV) intensiviert seine Mitgliedschaft im DVA

10.7      Nachdenken über Wissenschaftskommunikation zu aDNA-Ergebnissen

 

1        DGUF-Nachrichten

1.1       Über fünf Jahrzehnte hinweg ein Think-Tank des Faches: Die Feier "DGUF ist 50" (Bonn, 20.6.)

Am Nachmittag des 20.6. fand im Festsaal des Museums Alexander Koenig in Bonn die Geburtstagsfeier statt. Viele Gründer, Altvorstände und frühere Aktive waren zusammengekommen, um mit dem aktuellen Vorstand und jungen Mitgliedern zu feiern und die 50 Jahre zurück liegende Gründung zu beleuchten. Höhepunkt war zweifelsohne die Uraufführung eines 32-minütigen Tonmitschnitts jener Versammlung am 25.10.1969, mit der politisch rechte Kreise die 1945 eingestellte Mannus-Gesellschaft und -Zeitschrift wiederbegründen wollten. Eine energische Gruppe junger Wissenschaftler und Doktoranden stellte diese Versammlung zur Rede und sprach sich entschieden gegen solche Wiederbelebungsversuche aus. Das Tondokument (Veröffentlichung geplant) aus dem Besitz des DGUF-Gründers Rudolph Kuper gibt diese turbulente Debatte wider. Umrahmt wurde seine Aufführung durch den Dialog der damals aktiv Beteiligten und DGUF-Gründer Jens Lüning, Rudolph Kuper und Winrich Schwellnus, die die Ereignisse jener Tage noch einmal Revue passieren ließen und den anwesenden Jüngeren erläuterten. Die drei Gründer, angeregt durch Nachfragen und weitere Wortbeiträge aus dem Auditorium, erinnerten jedoch auch daran, dass es damals eine allgemeine Unruhe im Fach gab, die sich gegen seine verkrusteten Strukturen wandte. Viele der 1969/70 formulierten weitergehenden Ziele der DGUF-Gründer – die den Jüngeren selbstverständlich erscheinen, als wären sie schon immer dagewesen – wurden in den Folgejahren erreicht: eine bundesweite Fachgesellschaft mit persönlichen Mitgliedschaften, ein besserer Informationsaustausch über laufende Dissertationen, eine bundesweite Zeitschrift mit aktuellen, wichtigen Fundmeldungen und die Gründung von Arbeitsgemeinschaften, um die Spezialisten in engeren Kontakt und Austausch zu bringen. Manche DGUF-Initiative wurde wenige Monate bis Jahre nach der Vereinsgründung schon geschmeidig vom etablierten Fach umgesetzt oder, je nach Sichtweise, okkupiert. Zur Kaffeepause am 20.6. lieferte Konditormeister Heinz Karsten Abresch, Sohn des Inhabers des "Gründungskaffees", vier Torten nach Rezepten seines Vaters, "so, wie 1969". Nach der Pause bilanzierten Diane Scherzler und Frank Siegmund vom aktuellen DGUF-Vorstand ihre Sicht auf den Ist-Zustand der Gesellschaft und arbeiteten dabei die Kontinuitätslinien seit 1969 heraus. Es sei heute wichtig, von außen vorgenommene Attribut-Zuschreibung wie z.B. "Studentenverein", "unzuverlässig", "immer dagegen", die bereits 1969 sachlich falsch gewesen seien, nicht länger zu verinnerlichen: Die DGUF sei seit langem stabil, sie sei seriös und über fünf Jahrzehnte hinweg ein Think-Tank des Faches gewesen, ein steter Motor der notwendigen inhaltlichen wie organisatorischen Weiterentwicklung. Eine bisweilen zu beobachtende Underdog-Haltung des Dankbar-Seins "bei den Großen mitspielen zu dürfen", sei angesichts der offensichtlichen Leistungsbilanz heute weniger denn je berechtigt. Die DGUF sei heute eine verlässliche, starke und unabhängige Fachgesellschaft, werde auf europäischer Ebene als die deutsche Stimme wahrgenommen und sei zugleich die NGO der deutschen Archäologie. "Und deshalb danken wir all Jenen im Raum, die den Verein 1969 gegründet haben und all Jenen, die ihn seitdem weiter vorangebracht haben, von ganzem Herzen!" – schlossen sie ihren Vortrag. Mit einer Diashow von DGUF-Tagungen der 1980er und -90er Jahre samt unvermeidlichem heiterem Ratespiel "wer ist das?" leitete der Altvorstand und heutige Nds. Landesarchäologe Henning Haßmann zum gemütlichen Teil des Abends über.

Website u. a. mit allen Aufsätzen zur Geschichte der DGUF: https://www.dguf.de/geschichte.html

Bildergalerie von der 50-Jahres-Feier: https://www.facebook.com/pg/DGUF1969/photos/?tab=album&album_id=2296308990459636

 

1.2       "Die Selbstorganisation von Archäologie. Rollen und Bedürfnisse, Verantwortlichkeiten und Legitimierungen" – ein Rückblick auf die DGUF-Tagung 2019

Das Sich-Einfinden in das Tagungsthema war für Vortragende wie Teilnehmer diesmal nicht einfach: Ungewohnterweise ging es nie um eine einzelne konkrete Institution oder Vereinigung und ihre Leistungen oder Defizite in der Sache, sondern um die Frage, wie die Archäologie sich in welchen Rollen und Interessengruppen organisiert, wie und wo sie sich Plattformen für Austausch und Debatten, für Bündnisse und Interessenvertretungen schafft, und wie schlussendlich die Äußerungen und Handlungen der jeweiligen Institution legitimiert sind. Die Tagung war ganz dem systemischen Blick auf die Archäologie gewidmet. Wo und wie ergänzen sich Strukturen sinnvoll, wo fehlen eigentlich nötige Plattformen für Debatte und Interessensverbünde, wo wird durch Doppelspurigkeit und Konkurrenzdenken Energie vergeudet?

 

Den Start der Tagung bildeten Versuche einer systematisierenden Gesamtschau auf Deutschland (F. Siegmund) und Großbritannien (R. Karl) und eine begrifflich-methodische Abklärung (D. Scherzler); sie zeigten auf, dass es sehr unterschiedliche Rollen gebe, und dass es diese Unterschiedlichkeit auch brauche. Ein Rückblick in die Vergangenheit (S. Rieckhoff) mündete in die These, dass das Fach heute im Vergleich zu früher weniger durch Ideologien oder offensichtliche personelle Abhängigkeiten geprägt sei, sondern sich vielmehr in wirtschaftlichen Abhängigkeiten befinde: Mit Geld werde von außen vorgegeben, was zu tun sei. Im ersten Themenblock "Landesarchäologie" unterstrich der Landesarchäologe von NRW, E. Claßen diese Gebundenheit an äußere Vorgaben, doch ohne diese zu beklagen: Landesarchäologien folgten einem jeweils klaren Gesetzesauftrag und versuchten, diesen mit Hilfe der ihnen gewährten Mittel bestmöglich umzusetzen. Selbstgesetzte Organisationen des Faches könnten hie und da nützlich sein, doch im Kerngeschäft einer Landesarchäologie seien sie von sehr geringer Bedeutung.

 

Im zweiten Themenblock ging es um die (Selbst-) Organisation der Forschungsinstitute und der Universitäten. Auch hier betonte A. Busch (RGZM) die zunehmenden äußeren Drücke. Sie sieht den digitalen Wandel und die entstehenden NFDIs als große Chance für das Fach, ermöglichten sie doch, in Bottom-up-Prozessen das Fach ganz neu miteinander zu vernetzen und es der Gesellschaft zugewandter zu gestalten. Für die Universitäten nahm R. Krause in lebendig freier Rede eine bewusst wertkonservative "professorale" Haltung ein – was der anschließenden Diskussionsrunde "Podium+" eine große Lebendigkeit gab. "Podium+", so taufte die DGUF eine Variante der Fishbowl-Debatten, bei welcher immer ein – zunächst – leerer zusätzlicher Stuhl auf dem Podium steht, auf das sich Tagungsteilnehmer (ggf. abwechselnd) setzen und sich in die Debatte der zuvor Vortragender und weiterer Diskutanten einbringen können. Bald schon reichte dieser eine Stuhl nicht aus! Denn als Lobbyistin einer Archäologie der Moderne frug N. Mehler und dann auch nach vorne drängende Studierende (A. Sasso, I. Finkeldey), aber auch die Firmenarchäologin B. Anzenberger, wie denn oder besser wann endlich die traditionellen Strukturen auf sich verändernde Bedarfe reagierten, resp. wer wie wo diese Bedarfe verbindlich umreiße. So lebendig die Argumente hin- und herflogen, so deutlich wurde, dass ein Raum des gemeinsamen Nachdenkens aller Player über so zentrale Themen wie die Ausbildung angehender Archäologen fehlt. Größe und Heftigkeit der Debattenrunde unterstrichen, wie stark der Gesprächsbedarf über das Thema Ausbildung, Curricula und Lehrziele an den Universitäten weiterhin ist.

 

Den Freitag-Nachmittag eröffnete der dritte Block: die Sicht der privatwirtschaftlichen Archäologie. Die Vorträge der Restauratorin T. Held und von F. Näth, Inhaber einer Grabungsfirma, die ihr Feld jeweils historisch beleuchteten (früher/jetzt), waren der Auftakt für ein stark besetztes und lebendiges Podium+. Im Kern drehten sich die Debatten um die Frage, warum die staatliche Archäologie dem inzwischen stark gewachsenen, leistungsfähigen und wichtigen privatwirtschaftlichen Sektor weiterhin oft – wenn auch nicht überall – mit so viel Skepsis und Regulationsbedürfnis begegne. Auch werde vielerorts das Kräfte- und Verantwortungsgefüge weiterhin nicht verstanden: Grabungsfirmen seien nicht der verlängerte (weisungsgebundene) Arm der staatlichen Behörden, sondern autonome Betriebe mit beträchtlicher eigener fachlicher Erfahrung und Expertise, die im Sinne ihres Auftraggebers (Investors) handelten und dabei stets versuchten, für die Archäologie (und nicht zwingend für das Amt) des Beste zu erreichen. Falsche Weichen würden auch an den Universitäten gestellt, die ihre eigenen Forschungs- oder Lehrgrabungen stets als wertiger ansähen und Firmengrabungen oft nicht einmal als Praktika anerkennen würden. Die detailreiche Aussprache unterstrich, dass jenseits eines rein bilateralen Austauschs die Meinungsbildung und Kommunikation strukturell vor allem innerhalb der funktionalen Säulen stattfindet (d. h. Mitarbeiter von Landesarchäologien sprechen miteinander, ebenso Mitarbeiter von Firmen oder Mitarbeiter von Universitäten), während Orte und Foren für den notwendigen Brückenschlag zwischen den Säulen im Grunde fehlen.

 

Der vierte Themenblock zur Sicht der Ehrenamtlichen, Bürgerwissenschaftler und NGOs startete mit drei Vorträgen. K. Höhle und D. Bake forderten aus der Sicht von Sondengängern und Sammlern mehr Wertschätzung, mehr Teilhabe und weniger bürokratische Hemmnisse seitens der staatlichen Archäologie. J. Notroff vom DAI unterstrich, dass an der Schnittstelle zwischen Fach und Öffentlichkeit die Wissenschaftskommunikation stehe, die weiterhin zumeist stiefmütterlich behandelt werde und in vielen Institutionen eher als Freizeitvergnügen der Blogger, Twitterer oder Facebook-Aktiven betrachtet werde. Indes: das bloße Abliefern der Daten seitens der Forschung sei nicht genug, die Institutionen und Projekte müssten ihre Ergebnisse auch deuten und für die Bürger erschließen. D. Scherzler und F. Siegmund arbeiteten die besondere Rolle einer NGO heraus: Eine NGO sei keineswegs ein selbstverständliches Hilfstriebwerk der institutionellen Bereiche von Archäologie, das sich mit diesen abzustimmen und im Zweifel unterzuordnen habe, sondern wie NGOs in anderen gesellschaftlichen Segmenten auch eine unabhängige Bündelung und ein Sprachrohr mündiger, sachinteressierter und -kundiger Bürger, das ggf. auch andere Institutionen kritisieren müsse. Eine NGO stehe auf Augenhöhe neben den staatlichen Behörden, gleichzeitig außerhalb fachlich eingeübter Hierarchien, und nehme auch bürgerlichen Einfluss auf die Politik. Die unterschiedlichen Rollen und Aufgaben in der Archäologie stellten eine stark unterschätzte Chance dar, hier liege viel Potenzial für eine stärkere Archäologie. Der eine freie Stuhl beim anschließenden Podium+ war schnell siebenfach besetzt! Zunächst, weil H.-E. Joachim die traditionsreichen Bonner Altertumsfreunde – eine Bürgergesellschaft im besten Sinne – so vorstellte, dass junge für Archäologie engagierte Bürger (K. Höhle, D. Bake, C. Konze, P. Geiger) verdeutlichten, weshalb sie sich dort nicht wiederfänden und lieber eigene Gemeinschaften gründeten. G. Ermischer (Spessartprojekt) und K.-Fr. Rittershofer (Dünsberg-Projekt) verdeutlichten: "Ehrenamt ist selbstbestimmtes, freiwilliges Arbeiten. Das sind keine kostenlosen Arbeitskräfte, sondern Bürgerforscher, die in ihrer Freizeit ihren Interessen nachgehen." – während H.-E. Joachim die andersartige inhaltliche Ausrichtung und die enge Kooperation und auch Zulieferfunktion der "Altertumsfreunde" an die staatliche Archäologie unterstrich. Die Debatte offenbarte zwei unterschiedliche Generationen bürgerschaftlichen Engagements für die Archäologie, die wohl nicht mehr zueinander finden.

 

Der zweite Tagungstag wurde nach einer Führung durch das Museum Alexander Koenig mit zwei Keynotes eröffnet. DAI-Präsidentin Fr. Fless stellte das Deutsche Archäologische Institut vor – die mit großem Abstand personal- und finanzstärkste archäologische Einrichtung Deutschlands – und fokussierte nach einer Skizze seiner Geschichte auf seinen speziellen Charakter, einerseits eine sehr eng an das deutsche Außenministerium angebundene Regierungsbehörde zu sein, die – andererseits – einer gewissen Form von wissenschaftlicher Selbstverwaltung unterliege. S. Hüglins Vortrag diente der Horizontweitung auf die europäische Ebene. Die Vizepräsidentin der European Association of Archaeologists (EAA) umriss Aufgaben, Selbstorganisation und Netzwerk der EAA, die in der European Heritage Alliance 3.3. die einzige NGO sei, die dort die Archäologie vertrete. Als aktuelles politisches Projekt der EAA stellte sie die Wahlprüfsteine zur Europawahl im Mai 2019 vor, bei denen die DGUF als Berater und nationaler Projektpartner wesentlich gewesen sei.

 

Anschließend wurde im 5. Themenblock die studentische Perspektive auf die Selbstorganisation der deutschen Archäologie beleuchtet. I. Finkeldey stellte den Dachverband Archäologischer Studierendenvertretungen (DASV) vor, der v. a. die gemeinsamen Tagungen der Fachschaften im Raum Deutschland-Schweiz-Österreich organisiere. Ein chronisches Problem im DASV sei die hohe Fluktuation bei den Funktionären, die weniger per Satzung festgelegt sei, sondern vor allem selbstgewählt: Nach einer Phase des persönlichen fachpolitischen Engagements stehe dann wieder das Studieren im Vordergrund. Als Beispiel einer erfolgreichen und recht stabilen lokalen studentischen Initiative stellten A. Sasso und H. Türmer "SABA" vor, den Studentischen Arbeitskreis Archäologie Bamberg, der nun zum wiederholten Mal eine gut besuchte Tagung von Studierenden für Studierende durchgeführt habe. Im anschließenden, ausnehmend lebendigen Podium+ konstatierten Studierende, dass es vielfach an Gehör für ihre Anliegen fehle: Immer noch gebe es zu viel Hierarchie im Fach, sei die Ausbildung zu praxisfern, fehle der Blick auf die Bedarfe der späteren Berufswelt. Schließlich gehe es um ihre berufliche Zukunft! Es fehle ein Ort, wo solche Themen zwischen den verschiedenen Akteuren neu ausgehandelt werden könnten.

 

Als Einstimmung auf das World Café berichteten D. Scherzler und F. Siegmund aus ihren Erfahrungen als DGUF-Vorstände, genauer: über die Geschichten und Techniken, mit denen einzelne nach ihrer Selbstwahrnehmung besonders wichtige Personen im Fach bestehende Hierarchien fortzuführen und auszubauen versuchten sowie Wandel hin auf Verbesserungen verhinderten. Die skizzierten Methoden – nämlich z. B.: die "Man müsste mal-Technik", "Der Bericht aus dem Hinterzimmer", "Die Daddy-Masche", "Maßnahmen statt Ziele" und "Das ‚Wir haben uns doch alle lieb‘-Schema" – lösten ob des hohen Wiedererkennungseffekts bei den Anwesenden große Heiterkeit aus. Im anschließenden World-Café wurden drei Themen in wechselnden Gruppen aus allen Tagungsteilnehmern diskutiert: (1) Was kann man persönlich tun, um welche konkreten Verbesserungen in der Selbstorganisation der Archäologie zu erreichen? (2) Was sollte auf institutioneller Ebene angegangen werden? (3) Anmerkungen zum Gesamtgefüge: was fehlt, was ist zu viel? Die drei insgesamt zweistündigen Gesprächsrunden brachten mehr noch als das Format Podium+ alle Teilnehmer miteinander ins Gespräch und in ein gemeinsames Nachdenken. Entsprechend bunt und reich waren die Ergebnisse, welche die drei Tischmoderatoren abschließend vorstellten – und die hier schwer kurz zusammenzufassen sind. Ein Aspekt, der während der Tagung und auch in den World Cafés immer wieder thematisiert wurde: wie ermüdend, wie lähmend die eingeübte Praxis von Akteuren in der Archäologie sei, Maßnahmen anzukündigen, dann aber nicht zu handeln, und sich im Anschluss für winzige Erfolge selbst zu loben. Man sähe dies, sei aber vielfach schon zu desillusioniert und zu ermattet, dies auch auszusprechen. Es wäre ein wichtiger Schritt, sich dorthin zu fokussieren, wo wirklich gehandelt werde. Einmütigkeit herrschte in der Wertschätzung unterschiedlicher und klar profilierter Rollen.

 

Am Folgetag führte nach der DGUF-Mitgliederversammlung eine Exkursion in das LVR-Landesmuseum Bonn, wo D. Schyle eine ausnehmend gehaltvolle Expertenführung im Ausstellungsbereich "der Neandertaler" und "das Doppelgrab von Oberkassel" anbot, und die Kustodin und Ausstellungsmacherin E. Nieveler eine spannende Führung durch ihre aktuelle Sonderausstellung "Europa in Bewegung. Lebenswelten im frühen Mittelalter" gab.

 

1.3       Der neue Geschäftsführer der DGUF: Dr. Philip Lüth MCIfA

Die Mitgliederversammlung wählte im Juni Dr. Philip Lüth zum neuen Geschäftsführer. Lüth ist in Kiel freiberuflich tätig und berät Bauträger und Projektentwickler in archäologischen und denkmalpflegerischen Belangen. Außerdem ist er geprüfter Forschungstaucher und Einsatzleiter für Forschungstauchereinsätze. Über seine Tätigkeit als Geschäftsführer der DGUF hinaus sieht Philip Lüth seinen Beitrag in der DGUF in der Entwicklung der Archäologie als Berufsstand und insbesondere in der Anerkennung und Einbindung der privatwirtschaftlichen Archäologie. - Lüth folgt auf Birgit Anzenberger M. A., die das Amt seit 2017 ausgeübt und die Tagung 2018 in München wesentlich organisiert hatte. Der DGUF-Vorstand und die Mitglieder dankten Anzenberger auf der Mitgliederversammlung ganz herzlich für ihr Engagement.

Mehr zu Philip Lüth: https://www.dguf.de/372.html

 

1.4       Deutscher Archäologiepreis 2019 an Dr. Maria Effinger und Dr. Katrin Bemmann (UB Heidelberg)

Die Preisträgerinnen haben an der UB Heidelberg den Fachinformationsdienst "Propylaeum" nicht nur aufgebaut, sondern in den 2010er Jahren zu dem Schwerpunkt des Open-Access-Publizierens in der deutschen Archäologie gemacht. Das Portal versammelt inzwischen 30 namhafte Zeitschriften und 14 Monografienreihen. Das Besondere ist der stete Einsatz von Effinger und Bemmann – weit über das beruflich Verlangte hinaus – um die weitere Verbesserung der Publikationsplattform: VG-Wort-Zählpixel, ORCID, Kommentarfunktion bei Monografien, viele schrittweise Verbesserungen der Plattform OJS, das Rezensionsportal "recensio.antiquitatis" – all das sind Neuerungen der vergangenen Jahre, die in Summe das archäologische Publikationswesen ins 21. Jahrhundert gebeamt haben. In seiner Laudatio betonte der Soziologe und Bibliothekswissenschaftler Dr. Ulrich Herb, wie stark nach seinen Beobachtungen das Beharrungsvermögen und die Open-Access-Abstinenz in weiten Bereichen gerade der Geisteswissenschaften sei – umso bewundernswerter der sinnvolle und notwendige Change-Prozess für die Archäologie, der dank der Preisträgerinnen möglich war. Die Preisträgerinnen schaffen an der UB Heidelberg ein – auch international – weit über die Archäologie hinausweisendes Modell des wissenschaftlichen Publizierens und eine ebenso erfolgreiche wie sichtbare Alternative zu den derzeitigen Bemühungen von DEAL. In seiner Laudatio unterstrich Ulrich Herb, wie ungewöhnlich und richtungsweisend dieser Weg sei, denn z. B. in Großbritannien seien noch im laufenden Jahrzehnt bedeutende, zuvor von Fachgesellschaften herausgegebene archäologische Fachzeitschriften unter die Fittiche von großen Wissenschaftsverlagen gegangen – statt nach Propylaeum- und DGUF-Modell in den Open Access zu migrieren. Die Verleihung des mit 1.000 Euro dotierten Preises fand am 21.6. im Rahmen der Jahrestagung der DGUF in Bonn statt.

"Dr. Maria Effinger & Dr. Katrin Bemmann: Trägerinnen des Deutschen Archäologiepreises 2019" (DGUF.de): https://www.dguf.de/archaeologiepreis2019.html

Herb, U. (2019). Laudatio auf Dr. Maria Effinger und Dr. Katrin Bemmann (Universitätsbibliothek Heidelberg, Propylaeum) anlässlich der Verleihung des Deutschen Archäologiepreises 2019. Archäologische Informationen 42, Early View, online publiziert 11. Juni 2019. https://www.dguf.de/fileadmin/AI/ArchInf-EV_Herb.pdf

"Zur Verleihung des Deutschen Archäologiepreises 2019 an Maria Effinger und Katrin Bemmann. Ein Kommentar von DGUF-Herausgeber Frank Siegmund" (DGUF.de, 15.4.2019): https://www.dguf.de/489.html

 

1.5       Deutscher Studienpreis für Archäologie 2019 an Clemens Schmid M.A. (Universität Kiel)

Der Deutsche Studienpreis für Archäologie wurde an Clemens Schmid M.A. (Universität Kiel) für seine Masterarbeit "Ein computerbasiertes Cultural Evolution Modell zur Ausbreitungsdynamik europäisch-bronzezeitlicher Bestattungssitten" verliehen. Herausragend fand die Jury die Umsetzung statistischer Analysen mit der Entwicklung eines dynamischen Modells und die konsequente Verwendung neuer Medien mit vollständig und transparent dokumentiertem Code, freien Anwendungen und offenen Daten. Die Preisverleihung fand am 21.6. im Rahmen der DGUF-Jahrestagung in Bonn statt, die Laudatio hielt Dr. Georg Roth (FU Berlin). Er bezeichnete den methodisch innovativen letzten Abschnitt der Arbeit von Schmid als "Pionierleistung im deutschen Sprachraum", es handle sich um die erste "Programmierung eines dynamischen Raum-Zeit-Modells bronzezeitlichen Ideen-Transfers". Die vorliegende Arbeit integriere nicht nur frei verfügbare Daten diverser Repositorien wie beispielsweise Radon-B (CAU Kiel) und nutze beeindruckend virtuos die freie Programmiersprache R, sondern es würden die verwendeten und speziell selbst entwickelten Softwarepakte auch auf der Entwicklerplattform GitHub frei verfügbar bereitgestellt. Damit sei die Nachvollziehbarkeit aller Modellierungen auf höchstem Niveau technisch und wissenschaftlich absolut transparent gewährleistet.

https://www.dguf.de/491.html

 

1.6       DGUF-Mitgliederversammlung beschließt DGUF-Austritt aus dem Deutschen Verband für Archäologie (DVA)

Die Mitglieder der DGUF haben auf ihrer regulären Mitgliederversammlung am 23.6.2019 in Bonn mit hoher Mehrheit beschlossen, aus dem DVA auszutreten. Sie haben den Vorstand beauftragt, diesen Beschluss zeitnah umzusetzen. Mit Schreiben vom 28.6.2019 an den DVA hat der Vorstand auftragsgemäß den Austritt der DGUF aus dem DVA zum 31.12.2019 erklärt. Diesem Beschluss ging eine ausführliche Debatte auf der Mitgliederversammlung voraus. In diese wiederum waren das kollektive Nachdenken und die Ergebnisse aus der direkt vorangehenden Jahrestagung der DGUF eingeflossen, bei der zahlreiche hochkarätige Vortragende, Gäste und DGUF-Mitglieder sich über drei Tage hinweg mit der Selbstorganisation der Archäologie in Deutschland auseinandergesetzt hatten. Es wurde durchaus bedauert, dass trotz wiederholter Einladung der DGUF niemand aus dem DVA-Vorstand zur Tagung bzw. auch zur MV hatte kommen und den DVA vertreten können. Die Mitglieder der DGUF, die spätestens seit ihrer Mitgliederversammlung 2014 in Berlin zu jeder DGUF-Mitgliederversammlung den DVA als eigenen Tagesordnungspunkt eingehend behandelt und in konkreten Punkten moniert hatten (im Kern: "Blickpunkt", einem Dachverband unangemessene persönl. Mitgliedschaften via Mitgliedsverbände, zu wenige Taten und Erfolge, mangelnde Demokratie, mangelnde Rollenklarheit) – worüber der DGUF-Vorstand auf den DVA-Sitzungen immer wieder berichtet hatte –, konnten kein wirkliches Eingehen des DVA auf ihre Kritik erkennen. Den Anliegen und der Meinung der DGUF-Mitglieder wurde in deren Augen kein angemessener Respekt entgegengebracht. Vielmehr fühlten sich die Mitglieder zuletzt vom Aufsatz "Pläne und Perspektiven für die Arbeit im Vorstand des DVA", mit dem der neue Vorstand nach (!) seiner Wahl Mitte 2017 im "Blickpunkt 2017/2" seine Programmatik offenlegte, verstört bis provoziert. Sie konnten auch in den seitdem verstrichenen anderthalb Jahren keine Wende zum Besseren erkennen. Diese Wahrnehmung erreichte den DGUF-Vorstand nicht nur bei seiner Mitgliederversammlung, sondern seit langer Zeit in zahlreichen Gesprächen mit den Mitgliedern. Die Mitglieder der DGUF sehen ihre Anliegen und Interessen im DVA nicht hinreichend berücksichtigt und betrachten daher den DVA wiederum auch nicht als *die* Interessenvertretung der deutschen Archäologie. Der DGUF-Vorstand beabsichtigt, eine ausführlichere Information zur Entscheidung folgen zu lassen.

 

1.7       Zur Erinnerung an alle in der Archäologie Tätigen: Bitte jetzt mitmachen bei der Evaluation Beruf Archäologie (EvaBA)

Mitte Juni hat die DGUF nach gründlicher Vorbereitung und breiter Konsultation ihre große Befragung "Evaluation Beruf Archäologie" aufgegleist (vgl. DGUF-Newsletter vom 10.6.2019 Punkt 1.1). Sie wird, erstmals für Deutschland, umfassend die berufliche Situation und die Berufszufriedenheit in der deutschen Archäologie erfassen. Um möglichst viele Antworten zu gewinnen, läuft die Umfrage bis zum 15. Oktober. Doch solch' eine lange Frist hat den Nachteil, in die mentale Wiedervorlage-Box zu geraten: "Ach, hat ja noch Zeit - erst schnell noch dies (und jenes, und jenes, ...) Dringende erledigen". Der Verschiebebahnhof "klar, mach ich! Später..." endet bekanntermaßen schnell beim Endbahnhof St.-Nimmerleins-Tag endet. Daher heute eine kleine Erinnerung: bitte mitmachen! Die ersten 150 Antwortenden haben für ein vollständiges Ausfüllen 35 Minuten gebraucht (Mittelwert, bei einer Standardabweichung von 11 Minuten). Viel Zeit! - doch der Wert, den wir Archäologinnen und Archäologen hier gemeinsam für unsere Zukunft schaffen, ist ein bedeutend höherer. Bitte machen Sie also jetzt mit, und geben Sie bitte den Hinweis auf die Umfrage an Ihre Kollegen weiter. Je mehr Datensätze die Umfrage hat, umso belastbarer die Ergebnisse.

Mehr zur Befragung "Evaluation Beruf Archäologie" (EvaBA): https://www.dguf.de/evaba.html

Zum Fragebogen bei SoSciSurvey (Beantwortung möglich vom 10.6.-15.10.2019) https://www.soscisurvey.de/BerufArchaeologie/

 

1.8       Unter den DGUF-Rezensionsangeboten: D.-W. R. Buck & D. Buck: Frühgermanische Gräberfelder im Havelland und im Teltow

Unter den zahlreichen Bänden, welche die Herausgeber der "Archäologischen Informationen" zur Rezension ausschreiben, sei diesmal der 2019 bei Beier & Beran erschienene Band von Dietmar-Wilfried R. Buck & Dagmar Buck "Frühgermanische Gräberfelder im Havelland und im Teltow" hervorgehoben. Aus dem Klappentext: "Der vorliegende Band behandelt die Jastorf-Kultur aufgrund von Ausgrabungen auf einigen Fundplätzen im Havelland und im Teltow. Ausgangspunkt bildet das bronzezeitlich bis kaiserzeitliche Gräberfeld von Wachow, Kr. Havelland, das vom Autor in zwei Kampanien 1965 und 1966 untersucht wurde. Weiterhin werden vier Gräberfelder der Jastorf-Kultur aus dem Teltow vorgelegt. Die Fundplätze Glienick, Blankenfelde, Wietstock und Großbeuthen, alle Kr. Teltow-Fläming, wurden als Notgrabungen vom Staatl. Museum für Vor- und Frühgeschichte Berlin und seit 1938 vom Brandenburgischem Landesamt für Vor- und Frühgeschichte, zunächst Berlin, und ab 1939 in Potsdam, durchgeführt. Bisher sind nur Vorberichte erschienen. Nach dem zweiten Weltkrieg galten sie als Kriegsverlust. Während der Aufnahme zu der Diplomarbeit "Die bronze- und eisenzeitliche Besiedlung im Gebiet zwischen Nuthe und Dahme, ungedr. Diplomarbeit (Leipzig 1964)" entdeckte der Verfasser die Funde in dem feuchten Keller des Museums in Mahlow. Zum Teil noch in den originalen Papiertüten des Brandenburgischen Landesamts für Vor- und Frühgeschichte liegend, war die Keramik verschimmelt und die Eisenfunde stark korrodiert. Ein Teil der Funde wurde in der Diplomarbeit vorgelegt. Zu dieser Zeit war bereits ein erheblicher Teil verschollen. In den folgenden Jahren kamen weitere Funde durcheinander, da die Fundzettel entfernt wurden. Wir haben uns daher entschlossen, die Materialien nach unser seinerzeitigen Materialaufnahme, den Grabungsberichten und Vorpublikationen vorzulegen." Wenn Sie Interesse an einer Rezension haben, richten Sie bitte Ihre Anfrage mit Ihrer vollständige Postanschrift sowie einer kurzen Begründung, weshalb Sie dieses Werk besprechen wollen, an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

Alle Rezensionsangebote der "Archäologischen Informationen" mit weiteren Informationen zu Modalitäten und Ablauf: http://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/publikationen/AI/DGUF-Dok_Arch-Inf_Rezensionsangebote.pdf

 

2        Tagungen und Veranstaltungen

2.1     CIfA2020: Promoting our profession (Bath, 22.-24.4.; CfS bis 9.8.)

Over the last decade archaeologists at CIfA have defined new entry routes into archaeology and set out the career structures and competence requirements for professional archaeologists. The conference aims to ask how archaeologists can further develop and reinforce the standards and good practice championed by the Institute to ensure we consistently understand and meet the professional obligation to deliver public benefit? And how, as a profession, can we better equip ourselves with the ethical and professional knowledge, skills and behaviours required in a changing, and challenging, environment? None of these are new concepts, but ones that we must all engage with. CIfA is calling for proposals for discussion sessions, seminars and CPD workshops which aim to challenge the current climate we operate in. CIfA wants these to showcase great archaeology, to stimulate debate, and to look to change how work and how archaeologists promote the profession to others.

https://www.archaeologists.net/conference/

 

2.2       "Megalithic Routes" (Oeversee, 3.-5.12.)

Aktuelles aus der Megalithforschung in Nordwestdeutschland und im nördlichen Sachsen-Anhalt, aus Großbritannien, Italien und Dänemark steht am Beginn des Vortragsprogramms. Megalithen und die Anfänge des Denkmalschutzes sind ein weiteres Thema. Der zweite Tag widmet sich der Rezeptionsgeschichte sowie der Vermittlung im Museum und Tourismus. Der letzte Tag ist für zwei Exkursionen reserviert: es geht zum Steinzeitpark Albersdorf, zu Megalithdenkmalen in Süddänemark und ins Museum Hadersleben. Die Tagung stellt den Abschluss des Projektes "Megalithic Routes in Schleswig-Holstein" dar.

https://www.schleswig-holstein.de/DE/Landesregierung/ALSH/Projekte/MegalithicRoutes/artikel/einladung_Megalithic_Routes.html

 

2.3       DEGUWA-Tagung "Ökonomie und Logistik auf Binnengewässern im Römischen Reich" (Frankfurt, 12.-16.2., CfP bis 31.10.)

Für das Kernland wie auch für die Provinzen des Römischen Reiches war - neben der Nutzung eines umfassenden Straßennetzes - die Schifffahrt auf den Binnengewässern ein wichtiger, schneller und billiger Transportweg für Handel und Militär. Die Tagung soll einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand geben. Die Veranstalter heißen aber auch Arbeiten aus anderen Regionen und Epochen willkommen. In das weitere Themenspektrum der Tagung fallen auch Vorträge zu neuen unterwasserarchäologischen Forschungen, Berichte über neue wissenschaftliche Methoden und Techniken der Nautischen, der Unterwasser- und der Feuchtboden-Archäologie oder dem Schutz des Unterwasserkulturerbes.

http://www.deguwa.org

 

2.4       "Werkzeuge der Rohmaterialgewinnung und  -verarbeitung" (Perl, 11.-17.11.; CfP bis 5.10.)

Die 12. Internationale Jahrestagung der Archäologischen Arbeitsgemeinschaft "Werkzeuge & Waffen" findet vom 14.-17.11. im Archäologiepark Römische Villa Borg (Kr. Merzig-Wadern, Saarland) statt. Das Tagungsthema "Werkzeuge der Rohmaterialgewinnung und -verarbeitung" umschließt z. B. Gezähe des Bergbaues, Werkzeuge der Steinbearbeitung, Eisenverhüttung, des Schmiedehandwerks, aber auch der Töpferei oder der Glasherstellung. Eine chronologische Einschränkung besteht nicht. Unter der Rubrik "Sonstiges" können auch Vorträge zu aktuellen Funden und Befunden angemeldet werden, die eher allgemein mit Werkzeugen oder Waffen in Zusammenhang stehen. Die Sprecher der AG bitten um Vortragsanmeldungen (Titel u. Abstract) per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. bis 5.10. Außerdem steht im November die Wahl der Sprecher der AG an, für die noch Kandidaten gesucht werden.

https://www.academia.edu/39812983/CALL_FOR_PAPERS_12._Internationale_Jahrestagung_der_Arch%C3%A4ologischen_Arbeitsgemeinschaft_Werkzeuge_and_Waffen_2019_Arch%C3%A4ologiepark_R%C3%B6mische_Villa_Borg_-14.11.-17.11.2019_

 

 

3        Forschung

3.1       Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"

Mielke, D. P. (2019). Rezension zu: Nahrendorf, U. (2018). Westfalen in Endneolithikum und Früher Bronzezeit. Untersuchungen zur Besiedlungsgeschichte der Nordwestdeutschen Landschaft zwischen Niederrhein und Mittelweser. (Universitätsforschungen zur Prähistorischen Archäologie, 309). Bonn: Habelt. Archäologische Informationen 42, Early View, online publiziert 18. Juli 2019.

Klimscha, F. (2019). Rezension zu: Windler, A. (2018). Der Austausch von Spondylus gaederopus in Europa zwischen 5500 und 5000 v. Chr.: eine ökonomische Analyse. (Raw Materials, Innovation, Technology of Ancient Cultures, 6) (Der Anschnitt Beiheft, 40). Rahden/Westf.: Leidorf. Archäologische Informationen 42, Early View, online publiziert 18. Juli 2019.

Pechtl, J. (2019). Rezension zu: Bickle, P. & Sibbesson, E. (eds.) (2018). Neolithic Bodies. (Neolithic Studies Group Seminar Papers, 15). Oxford: Oxbow Books. Archäologische Informationen 42, Early View, online publiziert 17. Juli 2019.

Platz, M. M. (2019). Rezension zu: Baumann, St. (Hrsg.) (2018). Fakten und Fiktionen. Archäologie vs. Pseudowissenschaft. Darmstadt: wbg. Archäologische Informationen 42, Early View, online publiziert 16. Juli 2019.

Herb, U. (2019). Laudatio auf Dr. Maria Effinger und Dr. Katrin Bemmann (Universitätsbibliothek Heidelberg, Propylaeum) anlässlich der Verleihung des Deutschen Archäologiepreises 2019. Archäologische Informationen 42, Early View, online publiziert 11. Juni 2019.

Notroff, J. & Dietrich, O. (2019). But what is it good for? – Experiences in Public Outreach of the Göbekli Tepe Project (DAI). Archäologische Informationen 42, Early View, published online 9 July 2019.

Flückiger, A. (2019). Rezension zu: Schreiber, St. (2018). Wandernde Dinge als Assemblagen. Neo-materialistische Perspektiven zum 'römischen Import' im 'mitteldeutschen Barbaricum'. (Berlin Studies of the Ancient World 52). Berlin: Edition Topoi. Archäologische Informationen 42, Early View, online publiziert 7. Juli 2019.

Burmeister, St. (2019). Rezension zu: Reich, D. (2018). Who We Are and How We Got Here. Ancient DNA and the new science of the human past. Oxford: Oxford University Press 2018. Archäologische Informationen 42, Early View, online publiziert 6. Juli 2019.

Baxter, J. E. & Halcrow, S. E. (2019). Review of: Crawford, S., Hadley, D. M. & Shepherd, G. (eds.) (2018). The Oxford Handbook of the Archaeology of Childhood. Oxford: Oxford University Press. Archäologische Informationen 42, published online 18 June 2019.

Karl, R., Möller, K., Connolly, D., et al. (2019). Der archäologische Grabungs-Kompetenz-Pass – ein Mittel zur Dokumentation durch Praxis erworbener archäologischer Fertigkeiten. Archäologische Informationen 42, Early View, online publiziert 17. Juni 2019. Ergänzende Materialien: Connolly, D. & Möller, K. (2019). Archäologischer Grabungs-Kompetenz-Pass. (hrsg. v. ArchaeoPublica & British Archaeological Jobs & Ressources). Leonding: Verlag ArchaeoPublica.

Ballin, T. B. & Ellis, Cl. (2019). An undisturbed Early Mesolithic retooling station at Donich Park, Lochgoilhead, Argyll, Scotland – right-handed and left-handed knappers. Archäologische Informationen 42, Early View, published online 14 June 2019.

Wöhrl, M. (2019). Rezension zu: Massy, K. (2018). Die Gräber der Frühbronzezeit im südlichen Bayern. Untersuchungen zu den Bestattungs- und Beigabensitten sowie gräberfeldimmanenten Strukturen. (Materialhefte zur bayerischen Archäologie 107). Kallmünz /Opf.: Lassleben. Archäologische Informationen 42, Early View, online publiziert 13. Juni 2019.

Belford, P. (2019). Review of: Erdman, K. M. (2019). Public Engagement and Education. Developing and fostering stewardship for an archaeological future. New York: Berghahn. Archäologische Informationen 42, Early View, published online 11 June 2019.

http://www.dguf.de/earlyview.html

 

3.2       Aktuelle Ausgrabungen in den Medien

"'Important' Iron Age settlement found at Warboys dig" (BBC, 23.7.): https://www.bbc.com/news/uk-england-cambridgeshire-49019401

"Church of the Apostles Found by Sea of Galilee, Archaeologists Claim" (Haaretz, 18.7.): https://www.haaretz.com/archaeology/.premium.MAGAZINE-archaeologists-claim-to-have-found-the-church-of-the-apostles-by-sea-of-galilee-1.7538758

Ostalbkreis: "Tausende Kelten lebten am Rosenstein" (Kelten, 17.7.): https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/ulm/Grabungsleiter-informiert-Tausende-Kelten-lebten-am-Rosenstein,rosenstein-heubach-100.html

"Einhundert Skelette in Stralsund gefunden: Goethes Gretchen könnte dabei sein" (Ostsee-Zeitung, 17.7.): https://www.ostsee-zeitung.de/Vorpommern/Stralsund/Einhundert-Skelette-in-Stralsund-gefunden-Goethes-Gretchen-koennte-dabei-sein

"Einzigartiger Fund bei Ausgrabung in Wiener Innenstadt. Wiener Stadtarchäologen haben bei Bauarbeiten in der Werdertorgasse erstmals eine spätmittelalterliche Uferbefestigung entdeckt" (Der Standard, 16.7.): https://www.derstandard.at/story/2000106356157/einzigartiger-fund-bei-ausgrabung-in-wiener-innenstadt

Bronzezeit-Siedlung Must Farm: "Post Ex-Diary 14: Exploring Structure 4 Part One" (Must-Farm-Blog, 15.7.): http://www.mustfarm.com/post-dig/post-ex-diary-14-exploring-structure-4-part-one/

"Ehrenamtlich graben: Das archäologische Spessartprojekt auf Burg Mömbris" (BR, 13.7.): https://www.br.de/radio/bayern2/archaeologisches-spessartprojekt-moembriser-burg-ehrenamtliche-graben-100.html

"Sakkara - Schatzkammern in der Wüste: In einer altägyptischen Nekropole unweit von Kairo wird ein 'Sensationsfund' nach dem anderem gemacht. Was ist das Geheimnis von Sakkara?" (Tagesspiegel, 11.7.): https://www.tagesspiegel.de/wissen/archaeologie-in-aegypten-sakkara-schatzkammern-in-der-wueste/24579000.html

Reste des südlichen Legionslagers Vindobona: "Sensationsfund in der Innenstadt" (Wiener Zeitung, 4.7.): https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/panorama/wien/2017105-Sensationsfund-in-der-Innenstadt.html

"Dutzende Mumien nahe Stufenpyramide in Sakkara gefunden" (Selket’s Blog, 4.7.): https://blog.selket.de/aus-der-archaeologie/dutzende-mumien-nahe-stufenpyramide-in-sakkara-gefunden

Schwäbische Alb: "Römerkastell: Landesdenkmalamt stoppt Bauarbeiten in Gomadingen" (Südwestpresse, 3.7.): https://www.swp.de/suedwesten/staedte/muensingen/roemerkastell-landesdenkmalamt-stoppt-bauarbeiten-in-gomadingen-31707802.html

"Tausende Siedlungsfunde aus 2900 Jahren in Halle" (Volksstimme, 2.7.): https://www.volksstimme.de/sachsenanhalt/tausende-siedlungsfunde-aus-2900-jahren-in-halle/1562068818000

"Dive beneath the pyramids of Egypt’s black pharaohs. The 2,300-year-old royal tomb of a Nubian pharaoh appears nearly untouched—and submerged in rising groundwater. What’s an archaeologist to do?" (National Geographic, 2.7.): https://www.nationalgeographic.com/culture/2019/07/dive-ancient-pyramid-nuri-sudan/

"Die Suche nach Nofretetes Grab geht in die nächste Runde" (Selket’s Blog, 29.6.): https://blog.selket.de/aus-der-forschung/die-suche-nach-nofretetes-grab-geht-in-die-naechste-runde

"Archäologen entdecken einen Palast aus der Zeit des Mittani-Reichs in der Provinz Duhok der Region Kurdistan-Irak" (Universität Tübingen, 27.6.): https://uni-tuebingen.de/universitaet/aktuelles-und-publikationen/pressemitteilungen/newsfullview-pressemitteilungen/article/archaeologen-entdecken-einen-palast-aus-der-zeit-des-mittani-reichs-in-der-provinz-duhok-der-region-k/

"Weimarer Land: 6.000 Jahre alte Skelette entdeckt" (MDR, 27.6.): https://www.mdr.de/thueringen/mitte-west-thueringen/apolda-weimarer-land/skelett-ausgrabung-jungsteinzeit-100.html

"Researchers discover ancient ‘weapon-making site’ - beside the skeleton of ‘hunted’ woolly mammoth" (The Siberian Times, 24.6.): https://siberiantimes.com/science/others/news/researchers-discover-ancient-weapon-making-site-beside-the-skeleton-of-hunted-woolly-mammoth/

"Race against time and waves as Russian archaeologists rescue Siberia’s remarkable Atlantis" (The Siberian Times, 21.6.): https://siberiantimes.com/science/casestudy/features/race-against-time-and-waves-as-russian-archaeologists-rescue-siberias-remarkable-atlantis/

"Den Wikingern in Kosel auf der Spur. Tübinger Archäologen prüfen Ausgrabungen an der Mündung der Kosel Au in die Schlei hinsichtlich eines Landungsplatzes" (Eckernförder Zeitung, 18.6.): https://www.shz.de/lokales/eckernfoerder-zeitung/den-wikingern-in-kosel-auf-der-spur-id24327742.html

"Newly discovered megalithic monument in Ireland unlike any other to date" (Irish Central, 17.6.): https://www.irishcentral.com/news/newly-discovered-megalithic-monument-ireland

Thüringen: "Sensationsfund aus dem 5. Jahrhundert bei Altenburg" (Leipziger Volkszeitung, 12.6.): https://www.lvz.de/Region/Altenburg/Sensationsfund-aus-dem-5.-Jahrhundert-bei-Altenburg

 

3.3       Aktuelle Forschung in den Medien

"Stone tool changes may show how Mesolithic hunter-gatherers responded to changing climate" (Phys.org, 17.7.): https://phys.org/news/2019-07-stone-tool-mesolithic-hunter-gatherers-climate.html

"Stonehenge: Steintransport mit Schweinefett? Erbauer könnten Talg als Schmiermittel für Transportschlitten genutzt haben" (Scinexx, 16.7.): https://www.scinexx.de/news/geowissen/stonehenge-steintransport-mit-schweinefett/

"Zur Aussagekraft von Lederfunden im Kontext einer stadtarchäologischen Ausgrabung. Fallbeispiel Ausgrabung ‚Alter Markt‘ Fläche 2 und 2/8 in Duisburg" (Mittelalter.Hypotheses, 15.7.): https://mittelalter.hypotheses.org/22224

"Archäologie: Die Schätze im Starnberger See" (Süddeutsche Zeitung, 14.7.): https://www.sueddeutsche.de/muenchen/starnberg/muenchen-starnberger-see-archaeologie-3-d-taucher-1.4524538

"The first Europeans weren’t who you might think. Genetic tests of ancient settlers' remains show that Europe is a melting pot of bloodlines from Africa, the Middle East, and today's Russia" (National Geographic, 15.7.): https://www.nationalgeographic.com/culture/2019/07/first-europeans-immigrants-genetic-testing-feature/

"Alte Genome offenbaren Neues zur Abstammung unserer Hausrinder: Studie nutzt alte Erbsubstanz zur Erforschung von Rinderdomestikation und Vermischung von Wildrindern, Zebus und taurinen Hausrindern" (Universität Mainz, 12.7.): http://www.uni-mainz.de/presse/aktuell/9098_DEU_HTML.php

230er Jahre n. Chr.: "Weltweit älteste Handschrift eines Christen ist in Basel" (Universität Basel, 11.7.): https://www.unibas.ch/de/Aktuell/News/Uni-Research/Weltweit-aelteste-Handschrift-eines-Christen-ist-in-Basel.html

Linear A: "Computer versteht verlorene Sprachen" (Technology Review, 11.7.): https://www.heise.de/tr/artikel/Computer-versteht-verlorene-Sprachen-4464113.html

"Grasende Herdentiere trieben die Domestikation von Getreide voran. Riesige Herden großer Säugetiere, wie z.B. Bisons, verbreiteten einst die Samen der Vorfahren heutiger kleinsamiger Nutzpflanzenund schufen so dichte, leicht abzuerntende Pflanzenbestände, welche die Menschen zur Kultivierung dieser Arten anregten" (Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte, 8.7.): https://www.shh.mpg.de/1364390/grazing-animals-spengler

"Lead pollution in Arctic ice shows economic impact of wars, plagues, famines from Middle Ages to present" (Desert Research Institute, 8.7.): https://www.dri.edu/newsroom/news-releases/5843-lead-pollution-in-arctic-ice-shows-economic-impact-of-wars-plagues-famines-from-middle-ages-to-present

"Ancient Molar Points to Interbreeding Between Archaic Humans and Homo Sapiens in Asia" (New York University, 8.7.): https://www.nyu.edu/about/news-publications/news/2019/july/ancient-molar-points-to-interbreeding-between-archaic-humans-and.html

Rumänien/Cioclovina Höhle: "30.000 Jahre alter Mord geklärt. Frühester moderner Europäer war Opfer einer Gewalttat" (Universität Tübingen, 4.7.): https://uni-tuebingen.de/universitaet/aktuelles-und-publikationen/pressemitteilungen/newsfullview-pressemitteilungen/article/30000-jahre-alter-mord-geklaert/

"Neurosciences unlock the secret of the first abstract engravings" (CNRS, 3.7.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2019-07/c-nut070319.php

"Nuclear physics in search of world artifacts: the first 3D images of the oldest Christian church in Russia were obtained" (MISIS; 1.7.): https://en.misis.ru/university/news/science/2019-07/6194/

"Neanderthals in Israel lived in open camps, not only caves, 50,000 years ago" (The Times of Israel, 28.6.): https://www.timesofisrael.com/neanderthals-in-israel-lived-in-open-camps-not-only-caves-researchers-find/

"Neanderthals made repeated use of the ancient settlement of 'Ein Qashish, Israel. This site provides a rare opportunity to study long-term use of an open air settlement" (PLOS, 26.6.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2019-06/p-nmr061919.php

"Die frühe Geschichte der Neandertaler in Europa: Die Vorfahren aller späteren Neandertaler lebten schon vor 120,000 Jahren in Europa" (Max-Planck-Gesellschaft, 26.6.): https://www.mpg.de/13597112/die-fruehe-geschichte-der-neandertaler-in-europa

"Neanderthals used resin 'glue' to craft their stone tools" (University of Colorado Boulder, 26.6.): https://www.colorado.edu/today/2019/06/26/neanderthals-used-resin-glue-craft-their-stone-tools

"Are Trophy Skulls Evidence of Civil War Among the Classic Maya? Macabre artifacts hint at regional conflicts around the time of the Maya civilization’s disintegration" (Sapiens, 25.6.): https://www.sapiens.org/archaeology/trophy-skulls-maya/

"Viking men were buried with cooking gear. What were gender roles like during Viking times? A Norwegian archaeologist thinks we often misinterpret the past based on our current cultural assumptions" (Science Nordic, 25.6.): http://sciencenordic.com/viking-men-were-buried-cooking-gear

"Ötzi the Iceman spent his last days trying to repair his tools" (Ars Technica, 22.6.): https://arstechnica.com/science/2018/06/otzi-the-iceman-spent-his-last-days-trying-to-repair-his-tools

"Europe's Oldest Mosque May Be Buried Underground in This Visigothic City" (LiveScience, 20.6.): https://www.livescience.com/65760-visigoth-reccopolis-city-revealed.html

"Mysterious Etchings in Peruvian Desert Prove to Be Foreign Birds. What Did They Mean to the Pre-Incans?" (LiveScience, 20.6.): https://www.livescience.com/65755-mysterious-nazca-lines-birds-identified.html

"Early Celts in Burgundy appropriated Mediterranean products and feasting practices. Organic residue analysis of imported Mediterranean pottery fragments detects imported olive oil and wine as well as local beers" (PLOS, 19.6.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2019-06/p-eci061219.php

"Climate change had significant impact on Amazon communities before arrival of Europeans" (University of Exeter, 17.6.): https://www.exeter.ac.uk/news/research/title_721001_en.html

"New evidence suggests Scottish crannogs thousands of years older than thought" (Phys.org, 13.6.): https://phys.org/news/2019-06-evidence-scottish-crannogs-thousands-years.html und Duncan Garrow & Fraser Sturt: Neolithic crannogs: rethinking settlement, monumentality and deposition in the Outer Hebrides and beyond. Antiquity, Volume 93, Issue 369, June 2019 , pp. 664-684 (Open Access): https://www.cambridge.org/core/journals/antiquity/article/neolithic-crannogs-rethinking-settlement-monumentality-and-deposition-in-the-outer-hebrides-and-beyond/41A5D2F1C5E678B9EABB50BB17F7990E/core-reader

"Analyse alter Traubenkerne: Dieser Wein schmeckt fast wie im Mittelalter" (Spiegel, 11.6.): https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/dna-analysen-an-traubenkernen-wein-aus-dem-mittelalter-a-1271761.html

 

3.4       Klimaschwankungen gab es auch schon früher? Stimmt – aber die derzeitige globale Erwärmung ist dennoch beispiellos

Das gängige Argument gegen den menschengemachten Klimawandel lautet: nichts Neues, und daher ist auch alles kein Grund zur Panik. So argumentierte beispielsweise auch der damalige österreichische Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache im Dezember 2018, worauf ihm die DGUF eine Entgegnung schrieb. In einem bei "Nature" heute veröffentlichten Artikel haben Wissenschaftler der Universität Bern das Argument nun weitgehend entkräftet. Sie betonen, dass es einen erheblichen Unterschied zwischen den früheren Kalt- und Warmzeiten sowie der derzeitigen Klimaerwärmung gibt. In früheren Zeiten seien die Klimaschwankungen vor allem regional und zu unterschiedlichen Zeiten aufgetreten. Zurzeit würden die Temperaturen überall auf der Welt und gleichzeitig steigen. Sie bewerten die von Menschen verursachte globale Erwärmung als beispiellos. Die jetzt veröffentlichte Studie erstellte verschiedene Rekonstruktionen, die jeweils die ganze Erde (d. h. Land und Meer) abdecken. Für Klimaforscher seien die Ergebnisse nicht ganz neu, berichtet die "Tagesschau" heute Abend, aber nun werde der wesentliche Unterschied früherer und heutiger Klimaveränderungen deutlich aufgezeigt.

"Studie von Schweizer Forschern: 'Die globale Erwärmung ist beispiellos'" (Tagesschau, 24.7.): https://www.tagesschau.de/ausland/klimawandel-regional-101.html

"DGUF kommentiert Äußerungen des österreichischen Vizekanzlers und FPÖ-Chefs Heinz-Christian Strache zur Klimageschichte" (DGUF.de, 11.12.2018): https://www.dguf.de/481.html

 

3.5       Levänluhta: Riesenschritte bei der Analyse menschlicher DNA aus einem See

Die Fundstelle Levänluhta im Südwesten Finnlands ist einzigartig: Ab dem 3. Jh. AD wurden dort 98 Individuen - meist Frauen und Kinder - in einem See beerdigt. Weitab jeder Siedlung und über 400 Jahre lang. Jetzt wurden die Knochen genetisch untersucht, und die Ergebnisse - publiziert in Nature - sind erstaunlich: Die Genome dreier Individuen ähneln denen heutiger Saami aus der Region. Noch nie wurde die prähistorische Anwesenheit der Ureinwohner Fennoskandinaviens so weit im Süden Finnlands genetisch belegt. Bemerkenswert ist aber auch die Methodik: DNA ist extrem empfindlich gegen nasses (und saures) Milieu. Hier gelang die Gewinnung von Ergebnissen - ein Riesenschritt. Entdeckter metallener Schmuck ist aktuellen Untersuchungen zufolge stilistisch heimisch, das Material stammt jedoch aus Südeuropa.

"Breakthrough in the discovery of DNA in an­cient bones buried in water" (University of Helsinki, 11.6.): https://www.helsinki.fi/en/news/language-culture/breakthrough-in-the-discovery-of-dna-in-ancient-bones-buried-in-water

Multimedia-Beitrag über drei Nachfahrinnen eines Individuums von Levänluhta: "DNA-testi yllätti Ahervuon perheen: Mystiseen lampeen 1600 vuotta sitten upotettu nainen on heille sukua" (Yle, 11.6.): https://yle.fi/aihe/artikkeli/2019/06/11/dna-testi-yllatti-ahervuon-perheen-mystiseen-lampeen-1600-vuotta-sitten

"Levänluhta jewellery links Finland to a European exchange network" (University of Helsinki, 25.6.): https://www.helsinki.fi/en/news/language-culture/levanluhta-jewellery-links-finland-to-a-european-exchange-network

 

3.6       Rüdiger Krause zur Himmelsscheibe von Nebra: Fundort unklar, Datierung eher eisenzeitlich

Die Juli-Ausgabe des Magazins P.M. History ist dem Schwerpunktthema Bronzezeit gewidmet. Da darf die Himmelsscheibe von Nebra nicht fehlen! Doch das Magazin bietet überraschende Inhalte: In einem vierseitigen Interview befragt der leitende Redakteur Joachim Telgenbüscher Prof. Rüdiger Krause (Univ. Frankfurt) um seine Einordnung und Bewertung der Himmelsscheibe wie auch mit ihr zusammenhängender Thesen, die insbesondere seitens der sachsen-anhaltinischen Landesarchäologie vertreten werden. Krause hält die Bezeichnung "Königtum" für die frühbronzezeitliche Aunjetitzer Kultur für unangemessen. Der Begriff sei auf mittelalterliche und neuzeitliche Gesellschaftsorganisationen bezogen, die man für die Bronzezeit kaum ansetzen dürfe. Gängige Begriffe aus der Ethnologie wie "Big man society" oder Häuptlingstum halte er für angemessener. Die Datierung der Himmelsscheibe stellt er ganz grundsätzlich in Frage: Der Fundzusammenhang mit den beiden gut datierbaren Schwertern sei nicht gesichert, und das Hallenser Team habe bislang wesentliche Daten dazu nicht veröffentlicht. Das gelte auch für den Fundort. Es werde zwar immer wieder berichtet, dass der Boden an der behaupteten Fundstelle eine besonders hohe Konzentration von Goldionen aufgewiesen habe, aber die Daten seien weiterhin unpubliziert - das ganze derzeit also Hörensagen (vgl. Gebhard & Krause 2016). Bleibt, so Krause, allein die typologische Einordnung dieses besonderen Stückes. Die "Zeitstellung ist keinesfalls gesichert, vielmehr spricht ebenso viel dafür, dass die Scheibe aus der Eisenzeit stammt oder gar noch jünger ist" - etwas später konkretisiert er dies auf 600 - 300 v. Chr. und verweist auf keltische Regenbogenschüsselchen, welche die Plejaden in ganz ähnlicher Weise zeigten. Dann aber wären all die gerne zur Interpretation der Scheibe angeführten sozialgeschichtlichen wie auch astronomischen Bezüge gänzlich neu zu analysieren. Krause führt an, dass er mit dieser Einordnung der Scheibe nicht alleine stehe, und führt u. a. die Kollegen W. David (z.B. 2010) und Paul Gleirscher (z.B. 2007) als Beleg an.

Telgenbüscher, J. (2019). Das Rätsel von Aunjetitz. Ein Gespräch mit Rüdiger Krause. P.M. History 7/2019, 66-69. (nur offline).

"Rätsel von Aunjetitz: Falsche Zeit? Falscher Ort? Forscher-Streit um die Himmelsscheibe von Nebra" (Stern, 21.6.): https://www.stern.de/panorama/wissen/himmelsscheibe-von-nebra--falsche-zeit--falscher-ort--forscher-streiten-heftig-8752808.html

David, W. (2010). Die Zeichen auf der Scheibe von Nebra und das altbronzezeitliche Symbolgut des Mitteldonau-Karpatenraumes. In H. Meller & F. Bertemes (Hrsg.) (2010). Der Griff nach den Sternen. Internationales Symposium in Halle (Saale), 16.-21.2.2005. (Tagungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle, 5.) (S. 439-486). Halle: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt: https://www.academia.edu/2445171/Die_Zeichen_auf_der_Scheibe_von_Nebra_und_das_altbronzezeitliche_Symbolgut_des_Mitteldonau-Karpatenraumes

Gleirscher, P. (2007). Zum Bildprogramm der Himmelsscheibe von Nebra: Schiff oder Sichel? Germania 85, 23-33: https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/germania/article/view/61115/53349

Gebhard, R. & Krause, R. (2016). Kap. 2: Authentizitätsprüfungen: Methoden, Möglichkeiten, Grenzen. In: R. Gebhard & R. Krause (2016). Bernstorf. Archäologisch- naturwissenschaftliche Analysen der Gold- und Bernsteinfunde vom Bernstorfer Berg bei Kranzberg, Oberbayern. (Abhandlungen und Bestandkataloge, 3) (S. 25-44). München: Prähistorische Staatssammlung. https://www.academia.edu/33052909/Authentizit%C3%A4tspr%C3%BCfungen_Methoden_M%C3%B6glichkeiten_Grenzen._Kapitel_2_aus_Rupert_Gebhard_und_R%C3%BCdiger_Krause_Bernstorf._Arch%C3%A4ologisch-_naturwissenschaftliche_Analysen_der_Gold-_und_Bernsteinfunde_vom_Bernstorfer_Berg_bei_Kranzberg_Oberbayern_

 

3.7       Versuch einer Aufklärung: "Menschliche Rassen sind anders als Hundezüchtungen!"

Im Jahr 1956 stellte der US-amerikanische Evolutionsbiologe J. B. S. Haldane (1892-1964) die Frage: Gibt es einen Unterschied zwischen der Unterscheidung in Menschenrassen und in Hundezüchtungen? Seitdem fand der Hundezüchtungen-Menschenrassen-Vergleich weite Verbreitung. Fünf Anthropologinnen haben jetzt sich auf den Weg gemacht, die Frage in einem didaktisch ausgelegten Aufsatz unter verschiedenen Aspekten nach aktuellem Wissen zu beantworten. Wozu eingangs die Feststellung gehört, dass es einerseits nach den Standards des United States Census Bureau fünf anerkannte menschliche Rassen gebe, nämlich "White, Black or African American, American Indian or Alaska Native, Asian, and Native Hawaiian or Other Pacific Islander", und andererseits gemäß dem Register des American Kennel Club insgesamt 192 anerkannte Zuchtrassen bei Hunden. Wozu die aktuelle Genetik festhalte, dass bei Menschen 93,5 % der genetischen Varianz jeweils innerhalb dieser fünf Gruppen stattfinde und nur 2,5 % zwischen den Gruppen, während bei Hundezüchtungen die genetischen Unterschiede zwischen den Züchtungen um den Faktor 5 größer seien. Nach den rein genetisch konstatierten Unterschieden betrachten die Autorinnen die phänotypischen (d. h. äußerlich sichtbaren) Merkmale, z. B. Größe und Haut-/Fellfarbe und zeigen auf, um wie viel größer die Unterschiede bei den Hunden sind. So liegt - als Beispiel - die Körperhöhe zwischen sehr kleinen und sehr großen Menschen nur um den Faktor 1,4 auseinander, bei Hundezüchtungen um den Faktor 4. Anschließend beleuchten sie die Frage, inwieweit genetische Unterschiede auch mit Wesensunterschieden einhergehen, so, wie dies in den Rassebeschreibungen für Hunde oft festgehalten werde. Was - so die Autorinnen - schon für Hunde nicht zuträfe, vielmehr seien Umwelt und Erziehung Ausschlag gebend. Für Menschen gebe es keinen haltbaren Nachweis, dass es solche genetisch bedingten Wesensunterschiede gebe. Abschließend gehen sie auf Untersuchungen zur Schulerziehung ein und zeigen auf, dass ein Biologieunterricht, der dem hier beschriebenen Thema und Problem ausweiche und sich allein auf die Biologie und die dort beobachtbaren (Zucht-) Rassen beschränke, bei Schülern eher falsche Schlussfolgerungen hervorrufe als ein Unterricht, der explizit auf die Haldane-Frage eingehe und sie beantworte. Der bewusst in einer anspruchsvollen, peer-reviewten Fachzeitschrift im Open Access veröffentlichte Aufsatz verweist mit vielen Belegen auf aktuelle Forschungsresultate.

Norton, H. L., Quillen, E. E., Bigham, A. W., Pearson, L. N. & Dunsworth, H. (2019). Human races are not like dog breeds: refuting a racist analogy. Evolution: Education and Outreach 12, art.no. 17 (9.7.2019): https://evolution-outreach.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12052-019-0109-y

Interessanter Twitter-Thread einer der Autorinnen zum Aufsatz & Antworten (9.7. ff.): https://twitter.com/HollyDunsworth/status/1148597366141984770

"AAPA Statement on Race & Racism" (American Association of Physical Anthropologists, 27.3.2019): https://physanth.org/about/position-statements/aapa-statement-race-and-racism-2019/

 

3.8       Der wahrscheinlich älteste anatomisch moderne Mensch in Europa

... stammt aus der Apidima-Höhle "A" in Südgriechenland. Indes: "es ist kompliziert". Der Fund ist altbekannt, er wurde bereits 1978-1985 in dem Höhlenkomplex an der Westküste der südgriechischen Halbinsel Mani geborgen. In einer Brekzie (wiederverfestigtes Sedimentgestein), die durch ihren Kontext nur grob datiert werden kann, stecken Fragmente von zwei unterschiedlichen Schädeln. Es sind viele Fragmente, zudem durch spätere geologische Prozesse verdrückt. Mit einem großen Team hat die Tübinger Anthropologin Katarina Harvati den Fund neu untersucht. Nach einer Uran-Thorium-Datierung ist der vollständiger erhaltene Schädel Apidima 2 ca. 170.000 Jahre alt, der Schädel Apidima 1 ca. 210.000 Jahre alt. Harvati hat die Fragmente digitalisiert, zusammengesetzt und die Verdrückungen digital auszugleichen versucht. Dabei erweist sich Apidima 2 nach der Morphologie recht zuverlässig als früher Neandertaler, alias Homo Heidelbergensis (wie es bereits vorangehende Bearbeiter dargelegt hatten), recht ähnlich zu Individuen aus Gibraltar oder Italien. Dem älteren Schädel Apidima 1, von dem es keinerlei Reste des Gesichtsschädels gibt, fehlen die typischen Merkmale der Neandertaler, morphologisch ähnelt er frühen Vertretern von Homo Sapiens. Da der Homo Sapiens aus Jebel Irhoud (Marokko) auf ca. 315.000 Jahre datiert wird, scheint es möglich, dass es bereits um 200.000 v. heute bereits Sapienten auch in Südosteuropa gab. Doch, wie kommentierende Fachkollegen anmerken: die Reste von Apidima 1 sind nicht ganz eindeutig, Erhärtungen wären wünschenswert.

Harvati, K. et al. (2019). Apidima Cave fossils provide earliest evidence of /Homo sapiens/ in Eurasia. Nature, 10. July 2019: https://doi.org/10.1038/s41586-019-1376-z

"Homo sapiens. Alter Grieche" (ZEIT, 10.7.): https://www.zeit.de/2019/29/homo-sapiens-wanderung-urmenschen-apidima-neandertaler-denisovaner-anthropologie

"Ältester Homo sapiens Europas entdeckt" (Scinexx, 10.7.): https://www.scinexx.de/news/geowissen/aeltester-homo-sapiens-europas-entdeckt/

"Verblüffender Fund: Ein ganz alter Grieche" (Spektrum, 10.7.): https://www.spektrum.de/news/ein-ganz-alter-grieche/1658580

"Auswanderer: Der älteste Homo sapiens jenseits von Afrika" (Der Standard, 10.7.): https://www.derstandard.de/story/2000106143877/der-aelteste-homo-sapiens-jenseits-von-afrika

"Homo sapiens kam 150.000 Jahre früher nach Europa als gedacht" (Spiegel, 11.7.): https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/der-moderne-mensch-kam-150-000-jahre-frueher-nach-europa-als-gedacht-a-1276735.html

 

3.9       Zeitgenössische Archäologie: "Ein vertieftes Verständnis der Gegenwart"

"Wir wollen uns auch an die Gegenwart erinnern", sagt Dan Hicks, "es muss nicht immer die Vergangenheit sein." Hicks arbeitet an der Universität Oxford und ist weltweit der erste Professor für zeitgenössische Archäologie, mit einem ähnlichen Ansatz arbeitet seine Kollegin Rachael Kiddey. Hicks untersuchte z. B. das Terrain des aufgelösten Flüchtlingslagers von Calais und erkundete die Lebensform von Obdachlosen. Im Flüchtlingscamp lebten 2015 und 2016 Tausende. Eine Schule wurde errichtet, außerdem eine Kirche, Moscheen und Restaurants; es entstand eine quasiurbane Landschaft. Frühere illegale Camps in der Region existierten ca. 20 Jahre lang. Heute leben rund 1.000 Obdachlose in der Region. Ihrer aller Geschichte zeigt Hicks in der Ausstellung "Lande: the Calais 'Jungle' and Beyond" in Oxford. "Wenn wir in die weit entfernte Vergangenheit blicken, finden wir meistens nur Zeugnisse der 'Elite-Vergangenheit'", sagt Rachael Kiddey, "und dessen, was diese Eliten dachten." Sie erforscht zeitgenössische "Migrant Materialities". Wie Kiddey legt auch Hicks Wert darauf, die Menschenstark einzubeziehen: "Wir haben nicht etwa im 'Dschungel' Grabungen angestellt, sondern Beziehungen zu Menschen geknüpft, die in dem Camp lebten, zu Künstlern und Aktivisten." Die Arbeit der neuen Gegenwartsarchäologen sei interdisziplinär, resümiert die NZZ in ihrem lesenswerten Artikel. Sie sei zwischen Archäologie, Ethnografie, Geschichte und Kunst verankert, und sie sei politisch.

"'Wir wollen uns auch an die Gegenwart erinnern': Die zeitgenössische Archäologie geht neue Wege" (NZZ, 28.6.): https://www.nzz.ch/feuilleton/der-dschungel-in-calais-ein-neues-feld-fuer-die-archaeologie-ld.1490482

 

3.10    Umfassende Studie zur Genetik Skandinaviens und der Wikingerzeit

Auf dem Pre-Print-Server bioRxiv wurde am 17.7. eine umfassende Studie eines großen Teams rund um das berühmte Genetik-Labor in Kopenhagen vorab publiziert, die sich mit der Genetik Skandinaviens und der Wikingerzeit beschäftigt. Das untersuchte Zeitfenster setzt in der Bronzezeit an, schließt die Genetik rezenter Skandinavier ein und hat seinen Fokus auf der Wikingerzeit. Insgesamt flossen 442 menschliche Genome in die Analyse ein. Danach gab es bereits in der Wikingerzeit binnen-skandinavische genetische Unterschiede, sodass sich Bezugsschwerpunkte aufzeigen lassen: dänische Wikinger nach England, schwedische Wikinger ins Baltikum und norwegische Wikinger nach Irland, Island und Grönland. Auch die bekannten Fernbeziehungen der Wikinger hinterließen Spuren im Genpool, in beide Richtungen.

Margaryan, A., Lawson, D. J., Sikora, M., Racimo, F., Rasmussen, S., Moltke, I. et al. (2019). Population genomics of the Viking world. bioRxiv, https://doi.org/10.1101/703405 (17.7.2919). https://www.biorxiv.org/content/10.1101/703405v1

"The genomics of the Viking Age" (Gene Expression, 17.7.): https://www.gnxp.com/WordPress/2019/07/17/the-genomics-of-the-viking-age

 

 

4        Kulturgutschutz

4.1       Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien

"Egypt: Stopping the trade in our monuments" (Ahram Online, 15.7.): http://english.ahram.org.eg/NewsContent/9/0/337696/Heritage//Egypt-Stopping-the-trade-in-our-monuments.aspx

"Kulturgüter in Syrien und Irak (Mai und Juni 2019)" (Archaeologik, 15.7.): https://archaeologik.blogspot.com/2019/07/kulturguter-in-syrien-und-irak-mai-und.html

"Should Neil Armstrong’s Bootprints Be on the Moon Forever? With renewed interest in the moon, some say it’s time to consider whether, and how, to preserve humanity’s lunar heritage" (The New York Times, 11.7.): https://www.nytimes.com/2019/07/11/science/moon-apollo-11-archaeology-preservation.html

"Tutankhamun, Christie's and rigorous due diligence" (Looting Matters, 9.7.): https://lootingmatters.blogspot.com/2019/07/tutankhamun-christies-and-rigorous-due.html

"Nach Versteigerung von Büste: Streit um Tutanchamun - Ägypten schaltet Interpol ein" (Spiegel, 9.7.): https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/tutanchamun-streit-um-bueste-aegypten-schaltet-interpol-ein-a-1276484.html

"Why Are Ethiopia's Sacred Treasures Still in London?" (The Atlantic, 9.7.): https://www.theatlantic.com/international/archive/2019/07/why-britain-wont-return-ethiopias-sacred-treasures/593281/

"British Museum to return Buddhist heads looted in Afghan war" (The Guardian, 8.7.): https://www.theguardian.com/culture/2019/jul/08/british-museum-return-looted-afghan-artefacts-found-heathrow

"France returns stolen ancient artifacts to Pakistan" (Reuters, 2.7.): https://www.reuters.com/article/us-france-pakistan-artifacts/france-returns-stolen-ancient-artifacts-to-pakistan-idUSKCN1TX2EA

 

4.2       Welterbe-Stadt Trier verkauft echte römische Münzen ohne Angabe von Provenienz, weil sie ja von anderswoher stammen

Die Tourist-Information Trier verkauft echte römische Münzen. Jeder Hinweis auf deren Provenienz fehlt, ebenso jeder Hinweis auf das Problem des illegalen Antikenhandels. Die ehrenamtliche Archäologin Biggi Schroeder hat vom Kulturdezernenten Triers auf Nachfrage erfahren: die Münzen stammen aus dem internationalen Kunsthandel, aber man vertraue dem Händler, welche "die unkritische Herkunft bestätigt" habe. Und überhaupt besäßen die Münzen keine Trierer Provenienz. Schröder bemängelt das fehlende Problembewusstsein der Verantwortlichen in Trier rund um den Erwerb antiker Münzen und weiterer antiker Gegenstände. Rainer Schreg kommentiert in seinem Blog: "Das Problem sind ja nicht die Münzen per se, sondern die Löcher und Zerstörungen, die gemacht werden müssen, um erst mal an sie ran zu kommen. Wie schön, dass dafür nicht das Weltkulturerbe Trier, sondern nur irgend eine andere römische Fundstelle kaputt gemacht wurde." Infolge einer ausführlichen Debatte auf der Facebook-Seite der DGUF hat sich die Tourist-Information mittlerweile entschlossen, die Münzen ab sofort aus dem Verkauf zu nehmen und durch Repliken zu ersetzen. Es wirkt indes nicht so, als sei dies aus echter Einsicht geschehen, sondern vielmehr, um öffentlichen Druck zu vermeiden.

Biggi Schröder: "Im Dutzend billiger? – Verkauf original römischer Fundmünzen in der Tourist-Info der Stadt Trier!" (Scherben, Steine, Wüstungen …, 9.7.): https://scherbensteinewuestungen.wordpress.com/2019/07/09/im-dutzend-billiger-verkauf-original-romischer-fundmunzen-in-der-tourist-info-der-stadt-trier/

Rainer Schreg: "Ausverkauf: Das Erbe der Anderen" (Archaeologik, 10.7.): https://archaeologik.blogspot.com/2019/07/ausverkauf-das-erbe-der-anderen.html

 

5        Studium, Job-Themen und Personalia

5.1       Prof. Ian Hodder erhält Ritterorden von Königin Elizabeth II

Ian Hodder (Universität Stanford) wurde von Großbritanniens Königin Elizabeth II für seine Verdienste um die Archäologie und die britisch-türkischen Beziehungen geehrt. Hodder erhielt den "The Most Distinguished Order of St Michael and St George" als "Companion". Im britischen Auszeichnungssystem steht der Orden an der sechsten Stelle, der "Companion" ist die dritte von drei Ordensklassen.

"The Queen's Birthday Honours List 2019" (The British Government, 7.6.): https://www.gov.uk/government/news/the-queens-birthday-honours-list-2019

"Fellows of the British Academy recognised in Queen’s Birthday Honours" (The British Academy, 10.6.): https://www.thebritishacademy.ac.uk/news/fellows-british-academy-recognised-queen-birthday-honours

"Stanford archaeologist Ian Hodder honored by Britain’s Queen Elizabeth II" (University of Stanford, 12.6.): https://news.stanford.edu/thedish/2019/06/12/stanford-archaeologist-ian-hodder-honored-by-britains-queen-elizabeth-ii/

 

5.2       Ungarn: Rainer Schreg zur politischen Knebelung der Wissenschaften

Mit einem neuen Gesetz endete Anfang Juli die Selbstverwaltung und wissenschaftliche Freiheit der Akademie der Wissenschaften, schreibt Rainer Schreg, und das betreffe auch die Archäologien, die für die Regierung "einerseits unbequem, andererseits aber propagandistisch wichtig sind". Derzeit sei ungewiss, ob es zu Entlassungen und einem Austausch der Institutsleitungen kommen wird: "Darüber entscheiden nun nicht mehr Wissenschaftler, sondern Gremien, in denen Vertreter und Anhänger der Regierung die Stimmenmehrheit haben." Zur Rechtfertigung ihrer Reformen – diese stellt Schreg ausführlich vor - verweise die ungarische Regierung auf die außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Deutschland.

"Ungarische Wissenschaft unter Regierungskontrolle" (Archaeologik, 12.7.): https://archaeologik.blogspot.com/2019/07/ungarische-wissenschaft-unter.html

 

5.3       Dipl.-Ing. Hubert Beer mit der Rainer-Christlein-Medaille ausgezeichnet

Am 14.7. erhielt Dipl.-Ing. Hubert Beer die Rainer-Christlein-Medaille in Anerkennung für seine Verdienste um die Bayerische Landesarchäologie. Das vermeldet die Bayerische Gesellschaft für Unterwasserarchäologie e. V. (BGfU), deren Gründer und heutiger Ehrenpräsident Hubert Beer ist. Zu den archäologischen Leistungen des Architekten gehörte 1986 die Entdeckung eines 13,5 Meter langen Einbaums vor der Roseninsel im Starnberger See, der dendrochronologisch in die späte Urnenfelderzeit (Ha B2/3) datiert wurde. Unter Beers Leitung und in enger Kooperation mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und der Prähistorischen Staatssammlung war der Einbaum dann im Lauf von drei Jahren geborgen worden. Die Gesellschaft für Archäologie in Bayern e. V. vergibt die Rainer-Christlein-Medaille seit 2009 als würdigende Auszeichnung für besondere "organisatorische, mäzenatische, öffentlichkeitswirksame, publizistische und wissenschaftliche Leistungen von Persönlichkeiten" in der Bayerischen Landesarchäologie.

Informationen zur Rainer-Christlein-Medaille und den bisherigen Preisträgern: http://www.gesellschaft-fuer-archaeologie.de/GESELLSCHAFT/medaille.php

 

6        Berufsverband

6.1       Bericht von der Mitgliederversammlung und Tagung von CIfA Deutschland (Bonn, 22.6.)

Am 22.6. fand die zweite Mitgliederversammlung von CIfA Deutschland statt. Die Mitgliederversammlung bevollmächtigte den Vorstand, die unter den Mitgliedern zuvor beratene und fast fertiggestellte deutsche Vereinssatzung und das weit gediehene Regelwerk für die Firmenzertifizierung zum Abschluss und zur Vorlage bei den zuständigen Gremien von CIfA und beim Vereinsregister zu bringen. Damit wird CIfA Deutschland bis 2020 zwei wesentliche Ziele verwirklichen können: seine Eintragung als Verein auch in Deutschland und den Start der Firmenregistrierung. Außerdem berichtete der Vorstand über seine weiteren Tätigkeiten: von der Kontaktpflege mit anderen archäologischen Gesellschaften über die Arbeit der Arbeitskreise in Bezug auf Aus-/Weiterbildung und die Firmenzertifizierung, über den Ausbau der Homepage und des Beratergremiums für die persönliche Akkreditierung bis hin zur Teilnahme an diversen Veranstaltungen wie der CIfA-Jahrestagung in Leeds und einem Treffen des Advisory Council (Beratergremium für den CIfA-Vorstand). Fürs kommende Geschäftsjahr 2019/20 sind die Hauptaufgaben und -ziele die Eintragung der deutschen Satzung, der Beginn der Firmenregistrierung im Frühjahr/Sommer 2020, die Ausarbeitung eines zertifizierbaren Traineeprogramms mit Beginn 2021 und eine wohl noch 2019 publizierte Handreichung zur Lohnkalkulation. Am Nachmittag fand die Jahrestagung von CIfA Deutschland statt. Auf dem Programm: zwei berufsbezogene Vorträge zur Einführung eines Betriebsrats in archäologischen Fachfirmen und zum CIfA-Gütezeichen, sowie vier Beiträge zu den Vorteilen der Akkreditierung bzw. Registrierung von Organisationen aus Arbeitnehmer- und Arbeitgebersicht und aus Sicht eines englischen staatlichen Archäologen. Die Präsentationen endeten in einer anderthalbstündigen freien Diskussion.

http://www.cifa-deutschland.de

 

6.2       Verjüngung und eine neue Geschäftsführung: Personalia bei CIfA Deutschland

Bei der Bonner Mitgliederversammlung von CIfA Deutschland am 22.6. fanden Wahlen zum erweiterten Vorstand statt. Der bisherige Vorstand wurde – nach dem Ausscheiden von Folke Prill aus persönlichen Gründen – um zwei Mitglieder reicher: die Kieler Doktorandin Clara Drummer und die erfahrende Feldarchäologin Wiebke Starke. Damit verschiebt sich seine Zusammensetzung deutlich in Richtung mehr Gendergerechtigkeit, zugleich wird das Gremium jünger und fachlich bunter. Ein weiteres wichtiges Novum im kommenden Geschäftsjahr ist die Übergabe der Geschäftsführung von Michaela Schauer, die zugleich gewählte Präsidentin von CIfA Deutschland ist, zum 17.7. an Janine Fries-Knoblach. Fries-Knoblach hat in München und Oxford Vor- und Frühgeschichte studiert und Berufserfahrung in Denkmalpflege, Universitätslehre, Management von Forschungsprojekten, Verlagswesen und archäologischen Vereinen. "Ich freue mich darauf, CIfA zu unterstützen, und auf die enge Zusammenarbeit mit dem Vorstand von CIfA Deutschland sowie mit Großbritannien", kommentiert Fries-Knoblach. Michaela Schauer erläutert: "Ich möchte mich mehr auf meine Aufgabe als Präsidentin konzentrieren und in dieser Position mit vollem Einsatz die Entwicklung von CIfA voranbringen."

http://www.archaeologists.net/vorstand-cifa-deutschland

 

7        Open Access & Open Data

7.1       Open Data: wie geht das eigentlich?

Die Forderung, man solle zusammen mit den Auswertungen auch die Forschungsdaten veröffentlichen, wird inzwischen weithin gestellt. Archäologen ist sie im Grunde wohlvertraut, denn die ehedem oft geschmähten "Kataloge" waren inhaltlich nichts anderes als "open data", wenn auch analog. Nun also digital - gerne doch! Aber wie macht man das richtig? AGILE, die "Association of Geographic Information Laboratories in Europe" (Geständnis der Newsletter-Redaktion: zuvor noch nie davon gehört) hat einen sechsseitigen Leitfaden dazu vorgelegt, der das Nötige kurz und klar darlegt. Sympathisch: an den entscheidenden Stellen wird gewichtet in "minimum, intermediate, ideal", und wenn in der Community alle wenigstens "minimum" verfolgten, wäre das schon ein großer Schritt.

Nüst, D., Ostermann, Fr., Sileryte, R., Hofer, B., Granell, C., Teperek, M. et al. (2019). Reproducible Publications at AGILE Conferences – Guidelines for Authors and Reviewers. DOI 10.17605/OSF.IO/CB7Z8 (12.7.2019): https://osf.io/c8gtq/

 

7.2       Open Data erhöhen Zitationshäufigkeit um 25 %

Eine Studie hat eine große Zahl von im Open Access verfügbaren Aufsätzen in den Zeitschriften PLOS und BioMed Central (BMC) aus den Jahren 2000 bis 2018 untersucht, um Fragen um das Thema Open Data herum zu beleuchten. Dabei zeigte sich, dass 2018 ca. 94 % aller Forschungsbeiträge bei PLOS und 88 % bei BMC ein "data availability statement" (DAS) enthielten, sich also über die Verfügbarkeit der zugrunde liegenden Forschungsdaten äußerten. Dabei nimmt die Anzahl der klaren DAS-Statements seit 2014 (PLOS) bzw. 2015 (BMC) stark zu. Zwischen den beiden Zeitschriften bestehen große Unterschiede in der Art der Datenverfügbarkeit. Für die Jahre 2017 und 2018 gaben 60 % der Beiträge in BMC an, die Daten seien auf Nachfrage verfügbar, bei 19 % sind sie Bestandteil der Publikation (suppl. mat.) und ca. 12 % verwiesen per Link auf ein Daten-Repositorium. Bei der Zeitschrift PLOS ist die Verfügbarkeit auf Nachfrage in ca. 14 % der Artikel gegeben, in 65 % der Artikel sind sie Bestandteil der Publikation, und 21 % der Aufsätze verweisen auf ein Datenarchiv. Sodann besteht ein klarer Zusammenhang zwischen der Datenverfügbarkeit und der Zitationshäufigkeit der zugrunde liegenden Aufsätze: Beiträge, die Open Data beinhalten und auf ein Repositorium verweisen, werden in den drei Folgejahren ca. 25 % häufiger zitiert. Für weitere Details lese man die klare, im Open Access verfügbare Studie.

Colavizza, G., Hrynaszkiewicz, I., Staden, I., Whitaker, K. & McGillivray, B. (2019). The citation advantage of linking publications to research data. arXiv, 4.7.2019 (arXiv:1907.02565): https://arxiv.org/abs/1907.02565

 

7.3       Nature: "Transparent peer review and open data"

Die (Sub-) Zeitschrift "Communications Biology" des hoch renommierten Zeitschriften-Bündels "Nature" erlaubt es Autoren neu, zu ihren Aufsätzen auch die Kommentare der Peer Reviewer und die Autorenantworten mitzuveröffentlichen. Diese Option bestand zuvor nur für "Nature Communications" und wird offenbar nun schrittweise auf weitere Nature-Zeitschriften ausgedehnt. Die Regelung gilt seit 1.1.2019, im Mai wurde erste Beiträge publiziert, die von dieser Option Gebrauch machten. Es handelt sich um eine Option, d. h. sowohl Autoren wie Reviewer müssen diesen offenen Dialog explizit wünschen. Die entsprechenden Texte werden den Originalbeiträgen als "Supplemental Material" hinzugefügt. Nach Untersuchungen an fünf diesbezüglichen Pionier-Zeitschriften (Bravo et al. 2019) verändert offenes Peer Review das Publikationsverhalten nicht stark: Die Bereitschaft, einen Beitrag als Peer zu begutachten, wird nicht spürbar beeinflusst, und die Reaktionszeiten verändern sich nicht maßgeblich. Vor allem junge Reviewer würden einem offenen Review zustimmen, während länger etablierte Wissenschaftler eher verhalten reagierten. Die Quote der Review-Voten "reject", "major revisions", "minor revision" und "accept" falle indes signifikant anders aus, je nachdem, ob der Name des Reviewers beim offenen Verfahren ebenfalls veröffentlicht werde oder nicht.

(Editorial) "Transparent peer review and open data at Communications Biology". Communications Biology 2 (2019), article no. 239: https://www.nature.com/articles/s42003-019-0489-0

Bravo, G., Grimalso, Fr., López-Iñesta, E., Mehmani, B. & Squazzoni, F (2019). The effect of publishing peer review reports on referee behavior in five scholarly journals. Nature Communications 10 (2019), art. no. 322: https://www.nature.com/articles/s41467-018-08250-2

 

7.4       Creative-Commons-Lizenzensiertes rechtlich einwandfrei weiternutzen

Mehr und mehr wissenschaftliche Aufsätze und Monografien werden heute mit CC-Lizenzen publiziert. Deren Gedanke ist es, dass sie eine Weiternutzung der Publikation ermöglichen, ohne dass nach der Erstveröffentlichung noch langwierige und komplizierte individuelle Abklärungen dazu mit dem Urheber oder dem Verlag nötig sind. Mit seiner Wahl der Varianten der CC-Lizensierung legt der Autor fest, welche Art der Weitergabe und -nutzung er offen stellt, von CC-0 (das Werk kann gänzlich frei weiterverwendet und recycelt werden) bis hin zu CC-BY-SA-NC-ND: der Autor ist zu zitieren, die Weiternutzung darf nur unter gleichen Bedingungen erfolgen, sie darf ausschließlich nichtkommerziell sein, und Änderungen am Werk sind nicht erlaubt - was in Summe weitaus restriktiver ist als das wissenschaftliche Zitatrecht in der "alten" Welt ohne CC-Lizenzen. Doch was ist zu berücksichtigen, wenn man das vom Autor Erlaubte nun auch tun will, also Teile eines CC-lizensierten Werks weiternutzt? Darüber informiert kompetent eine im April 2019 überarbeitete, zehnseitige Broschüre des Rechtsanwaltes und IT-Rechtsexperten Paul Klimpel, zu der er jüngst bei iRightsInfo eine aussagekräftige Zusammenfassung publiziert hat.

Paul Klimpel: "Creative Commons: Bearbeitung frei lizensierter Inhalte richtig kennzeichnen" (iRightsInfo, 16.7.): https://irights.info/artikel/bearbeitungen-frei-lizenzierter-inhalte-richtig-kennzeichnen/29555?

 

7.5       Roman Provincial Coinage (RPC) Vol. II im Open Access

Roman Imperial Coinage RIC) ist als *das* Standardwerk für die Numismatik der Römischen Kaiserzeit weithin bekannt. Die zehn zwischen 1923 bis 1994 im Druck erschienenen Bände sind die Standardreferenz, neu gefundene Münzen werden nach Möglichkeit mit der Angabe einer RIC-Nummer publiziert. Als Ergänzung dient das 1992 gestartete Projekt Roman Provincial Coinage (RPC), das die Prägungen 44 v. Chr. bis 296/7 n. Chr. erfassen soll und auf dem Bestand der weltweit zehn umfassendsten Münzsammlungen beruhen soll. Von den zehn geplanten Bänden sind fünf Bände bereits erschienen. Das Besondere: alle Bände des RPC sollen auch online zugänglich gemacht werden, und zwar Open Access, wobei die Münzbilder unter der Lizenz CC BY-NC-SA 4.0 lizensiert sind, d. h. bei ordentlichem Zitat für nicht-kommerzielle Zwecke frei verwendet werden dürfen. Am 1.7. wurde mit Band II (Vespasian-Domitian) der nunmehr fünfte Band online zugänglich gemacht.

RPC online: https://rpc.ashmus.ox.ac.uk/

 

7.6       Neu im Open Access: Bodenaltertümer Westfalens

Die westfälische Landesarchäologie macht einen weiteren kräftigen Schritt in den Open Access: Neu wird auch die traditionsreiche Monografienreihe "Bodenaltertümer Westfalens" online gestellt. Die 1929 begründete, im Druck mittlerweile bei Bd. 54 angekommene Reihe wird sukzessive online gestellt, und künftig erscheinende Bände sollen zeitgleich zur gedruckten Ausgabe auch im Open Access publiziert werden. Die Retrodigitalisierung wurde mit frühen, im Druck vergriffenen Werken begonnen, u. a. mit den Bänden von August Stieren über Haltern (Bd. VI), Klaus Günther zur Balver Höhle (Bd. VIII) und Hans Aschemeyer zu den Gräbern der jüngeren Bronzezeit (Bd. IX).

"Bodenaltertümer Westfalens" bei Propylaeum: http://books.ub.uni-heidelberg.de/propylaeum/series/info/baw

 

 

8        Bürger und Archäologie & Citizen Science

8.1       Neu: "Archäologischer Grabungs-Kompetenz-Pass"

Mitte Juni hat eine internationale Autorengruppe den neuen "Archäologischen Grabungs-Kompetenz-Pass" in den Archäologischen Informationen vorgestellt. Der Kompetenzpass richtet sich vor allem an Studierende und Ehrenamtliche (ggf. auch Berufsanfänger), die hier sehr spezifisch ihre jeweiligen Fertigkeiten und Kenntnisse im praktischen Grabungswesen dokumentieren und bestätigen lassen können. Der Kompetenz-Pass ersetzt keine Arbeitszeugnisse. Durch seine Kompaktheit, Ordnung und Themensetzungen kann er jedoch den Nutzern anzeigen, auf welchen Feldern sie bereits sehr viele Kompetenznachweise gesammelt haben und zu welchen Aufgabenbereichen ihnen noch Erfahrungen fehlen. So wird augenfällig, wenn man sich in bestimmten Sphären festbeißt, während andere Bereiche, die erst in Summe zum rundum einsetzbaren Ausgräber befähigen, fehlen. Dem potenziellen Arbeitgeber ermöglich ein ihm vorgelegter Kompetenz-Pass, auf einen Blick das Potenzial eines Bewerbers und geeignete Einsatzfelder abzuschätzen. In Großbritannien ist der von "British Archaeological Jobs & Resources" (BAJR) im Jahr 2008 eingeführte "Archaeology Skills Passport" inzwischen ein weithin verwendeter Standard, der auch von allen universitären Archäologie-Instituten verwendet wird. Die beiden wichtigsten britischen Organisationen, die für eine Qualitätssicherung in der Archäologie stehen - CIfA und das Archaeology Training Forum - unterstützen den Pass offiziell. Gegenüber den üblichen Lehrgrabungs-Zeugnissen hat er den Vorteil, wesentlich detailliertere Angaben zu Kompetenzen in verschiedenen Feldforschungstätigkeiten zu machen. Bei angemessener Verwendung dokumentiert er nicht nur die Einschätzung eines Universitätsdozenten in Form einer Note, sondern mit vier voneinander unabhängige Peer Reviews jede einzelne Fertigkeit. Selbstverständlich sind auch beim Kompetenz-Pass Gefälligkeits-Einträge möglich, doch in Großbritannien hat sich der Pass als verlässliches und vor allem effizientes und einfach zu handhaben Instrument zur Dokumentation von individuellen Praxiskompetenzen bewährt. In Österreich und Deutschland wird der Pass von mehreren Institutionen offiziell unterstützt: vom Internationalen Österreichischen ArchäologieForum (IÖAF), dem österreichischen Bundesdenkmalamt (BDA), dem Institut für Archäologien der Universität Innsbruck, der Deutschen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte e.V. (DGUF) und von CIfA Deutschland. Derzeit wird an weiteren Versionen in anderen europäischen Sprachen (italienisch, spanisch) gearbeitet und an einem Pass, der auf die Museumsarchäologie zielt. Neben einer gedruckten Fassung (104 S., 14,99 Euro) steht der Pass auch kostenlos zum Download zur Verfügung.

Karl, R., Möller, K., Connolly, D., et al. (2019). Der archäologische Grabungs-Kompetenz-Pass – ein Mittel zur Dokumentation durch Praxis erworbener archäologischer Fertigkeiten. Archäologische Informationen 42, Early View, online publiziert 17. Juni 2019. https://www.dguf.de/fileadmin/AI/ArchInf-EV_Karl_Moeller_Connolly_etal.pdf

Ergänzende Materialien: Connolly, D. & Möller, K. (2019). Archäologischer Grabungs-Kompetenz-Pass. (hrsg. v. ArchaeoPublica & British Archaeological Jobs & Ressources). Leonding: Verlag ArchaeoPublica. https://www.dguf.de/fileadmin/AI/Archaeologischer_Grabungs_Kompetenz-Pass_2019.pdf

"Archaeology Skills Passport" (BAJR): http://www.archaeologyskills.co.uk/

 

8.2       Eine Art Tinder fürs Ehrenamt: Die App "Letsact"

Vereine und Projekte suchen Hände ringend Ehrenamtliche, die kompetent und verlässlich mitarbeiten wollen. Gleichzeitig wissen viele junge Menschen nicht, wo der richtige Ort ist, sich einzubringen. Die neue App "Letsact" von Paul Bäumler und Ludwig Petersen will Vereine und potenzielle Ehrenamtliche zusammenbringen. Die beiden heute 20-Jährigen beobachteten, dass viele junge Leute Gutes tun wollen, aber nicht die Verbindung zu der Organisation finden, die zu ihnen passen würde. Die Zielgruppe der App sei groß, schreibt der "Spiegel": Knapp 60 Prozent aller Menschen, die sich nicht ehrenamtlich engagieren, seien dem Deutschen Freiwilligensurvey zufolge grundsätzlich dazu bereit. Bei Letsact können sich die Nutzer untereinander vernetzen, chatten oder zu Projekten einladen. Die Organisationen wiederum stellen ihr jeweiliges Projekt kurz vor: Wer sich nach Filtern (z. B. nach Regionen oder Themen) und Durchwischen für eines entscheidet, kann sich mit einem einzigen Klick anmelden – das Schreiben von E-Mails an einen Verein entfällt so. Der richtige Ansatz, findet laut "Spiegel" Klaus Hurrelmann, Mitautor der Shell-Jugendstudien. Die 15- bis 25-Jährigen mieden nämlich zunehmend große, schwerfällige Organisationen und große NGOs wie Greenpeace oder Amnesty International, die früher hoch im Kurs waren. Eine Barriere sei die Sorge, dass man als Freiwilliger – etwa durch eine erforderliche Mitgliedschaft – in eine Apparatur oder Bürokratie hineinkomme. "Alle Jungen haben Angst, als Mitglied ein Leben lang gebunden zu sein", sagt Hurrelmann. Organisationen, die nach jungen Ehrenamtlichen suchen, müssten Interessierten das Gefühl geben, dass sie selbst die Dinge in der Hand hätten und etwas bewirken könnten - am besten in möglichst kleinen Strukturen und auch in auch kürzeren, zeitlich klar abgegrenzten Projekten. 10.000 angemeldete Nutzer und 200 angemeldete Organisationen gebe es bei Letsact bereits. Ein Blick des DGUF-Newsletter-Autors in die kostenlose App (erhältlich für Android und iOS) zeigt: Bisher ist die gesamte Archäologie dort noch nicht vertreten, weder suchend, noch anbietend. Auch die Suche nach Themen wie Ausgrabung, Museum oder ganz allgemein nach Wissenschaft bringt (noch) keinen Treffer. Und natürlich passt längst nicht zu allen Vereinen und Initiativen der Ansatz, dass Freiwillige dort ohne Mitgliedschaft und auf kurze Einsätze beschränkt mitarbeiten. Der Haken an Tinder könnte auch bei Letsact relevant sein: ein niederschwelliges Bekenntnis per einem einzigen Klick kann sich beim ersten "Date" als kompletter Reinfall (für beide Seiten) entpuppen. Gleichwohl kann es in der Archäologie Projekte geben, die durchaus mit dem Letsact-Ansatz zusammenpassen. Und andere Projekte suchen per Letsact durchaus Freiwillige, die für einen Einsatz gründlich eingearbeitet werden müssten, z. B. sucht das Jugendinformationszentrum München Berater für den Unterlagencheck zur Wohnungssuche. Sehr spannend ist die App also allemal. Übrigens bringt bereits die Letsact-Website dem, der "nur mal kurz schauen" möchte, viele Einblicke.

"Letsact: App verkuppelt ehrenamtliche Helfer und Vereine" (Spiegel, 16.7.): https://www.spiegel.de/netzwelt/apps/letsact-app-verkuppelt-ehrenamtliche-helfer-und-vereine-a-1277483.html

Website von Letsact: https://letsact.de/de/

 

9        Ausstellungen und Museen

9.1       Zwei der ältesten Pyramiden Ägyptens nach mehr als 50 Jahren wieder für Besucher geöffnet

Seit 1965 waren die die rund 40 Kilometer südlich von Kairo gelegene Knickpyramide und deren Satellitenpyramide in der Grabstätte Dahschur für Besucher geschlossen. Nach ihrer Restaurierung wurden die ca. 2.600 v. Chr. erbauten Pyramiden Mitte Juli für Besucher wieder freigegeben. Auch würden, so die "Tagesschau", mehrere Sarkophage sowie gut erhaltene Mumien ausgestellt. Die Stätte ist Teil der Nekropole von Memphis, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.

"Grabstätte Dahschur: Ägypten öffnet Knickpyramide" (Tagesschau, 14.7.): https://www.tagesschau.de/ausland/aegypten-pyramiden-103.html

 

9.2       Ethnologische Museen Deutschlands und die Debatte um Restitution

Alte Kunst aus Afrika war eine beliebte Geldanlage. Je größer die Ausstellung, in der Objekte zu sehen waren, umso höher der Preis, den sie danach bei Sammlern erzielen konnten. Mittlerweile müssen sich Sammler und Direktoren internationaler Museen für ihr Kulturgut aus Afrika rechtfertigen. Entfacht ist eine erbitterte Debatte über die Restitution von Kunst aus der Kolonialzeit sowie um den Zustand ethnologischer Sammlungen in Europa.

"Markt der Masken. Alte Kunst aus Afrika" (Arte, 2015; Video, 53 Min.; online bis 16.9.): https://www.arte.tv/de/videos/052793-000-F/markt-der-masken/

"Ethnologische Museen Deutschlands: Verseucht, zerfressen, überflutet" (Süddeutsche, 9.7.): https://www.sueddeutsche.de/kultur/ethnologisches-museum-raubkunst-1.4516193

"Vorwürfe gegen Staatliche Museen Berlin: Verrottet außereuropäische Kunst im Depot?" (Tagesspiegel, 11.7.): https://www.tagesspiegel.de/kultur/vorwuerfe-gegen-staatliche-museen-berlin-verrottet-aussereuropaeische-kunst-im-depot/24579912.html

"Restitution aufgeschoben: Wir müssen uns erst mit uns selbst versöhnen" (FAZ, 10.7.): https://www.faz.net/einspruch/restitution-aufgeschoben-wir-muessen-uns-erst-mit-uns-selbst-versoehnen-16278307.html

"Waffen, Menschenschädel und Elfenbein: Das Basler Museum der Kulturen stellt sich in seiner Ausstellung den Fragen zur Ethik des Sammelns, Bewahrens und Ausstellens" (Badische Zeitung, 16.6.): https://www.badische-zeitung.de/basel/waffen-menschenschaedel-und-elfenbein

 

"Der einzige, der an seinem angestammten Platz bleiben darf ist der Neanderthaler": Das LVR-LandesMuseum Bonn

Im laufenden Betrieb erfindet sich das LVR-LandesMuseum in Bonn derzeit neu, die Exponate bleiben weitestgehend für die Öffentlichkeit zugänglich. Anja Kircher-Kannemann hat es besucht und bloggt darüber, z. B. über den Weg zum chronologischen Aufbau der Ausstellung, der beim jüngsten Umbau vor ca. 30 Jahren zu Gunsten einer thematischen Darstellung abgeschafft worden war. Der Einzige, der an seinem angestammten Platz bleiben dürfe, sei der Neandertaler aus dem Neandertal. Lesenswert, besuchenswert!

"Das LVR-LandesMuseum in Bonn – Museums-Tipp" (Kultur – Geschichte(n) – Digital, 17.7.): https://tour-de-kultur.de/2019/07/17/das-lvr-landesmuseum-in-bonn-museums-tipp/

 

10   Und sonst …

10.1    Kostenloser Onlinekurs für alle Interessierten "Discovering Greek & Roman Cities" (Anmeldung ab jetzt, Start: 12.9.)

Sechs internationale Partner aus der Klassischen Archäologie haben einen Onlinekurs (MOOC) "Discovering Greek & Roman Cities" entwickelt. Klassische Archäologen werden Megastädte wie Rom, Zentren des internationalen Handels wie die griechische Stadt Delos und Palmyra in der syrischen Wüste, regionale Produktionszentren wie Pompeji und Grenzstädte wie Dura Europos am Euphrat thematisieren. Ziel des Kurses ist es, innerhalb von acht Wochen mittels Videos, Texten, Quizfragen und verschiedenen Aufgaben einem breiten Publikum ein Grundwissen zu antiken Städten zu vermitteln. Außer einem grundsätzlichen Interesse an Archäologie, Architektur, Geschichte oder am historischen Kulturerbe wird kein spezifisches Wissen vorausgesetzt. Wer ein Abschlusszertifikat erhalten möchte, muss sich alle Videovorträge ansehen und die Tests mit einer Erfolgsquote von mindestens 80% abschließen. Der dreisprachige Kurs (Deutsch, Englisch, Französisch) ist online kostenfrei zugänglich und beginnt am 12.9. Die Einschreibung ist ab sofort möglich.

Teaser-Video für einen ersten Eindruck vom Thema (4.7.; 1:56 Min.): https://youtu.be/6NSHUUpCi9s

Nähere Informationen und Anmeldung: https://www.ancientcities.eu/

 

10.2    DFG: neue "Leitlinien zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis"

Anfang Juni hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) ihre "Leitlinien zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis" in einer stark überarbeiteten Neufassung veröffentlicht. Der Blogger und Journalist Jan-Martin Wiarda begrüßt vor allem, dass nun saubere Regularien für Fälle gegeben sind, in denen Wissenschaftlern Fehlverhalten vorgeworfen werde. Um einem weit verbreiteten Alarmismus entgegenzuwirken und Personen zu schützen, gelte mehr als zuvor die Unschuldsvermutung, verbunden jedoch mit klareren Verfahren und einem deutlich strengeren Umgang mit nachgewiesenem wissenschaftlichem Fehlverhalten. Der Open-Access-Experte Heinz Pampel betont die starken Veränderungen beim Thema Publikationen: Als anerkannte Publikationsorgane werden nun neben Büchern und Fachzeitschriften ausdrücklich auch Fachrepositorien, Daten- und Softwarerepositorien sowie Blogs genannt. Open Access, Open Data und offene Software werden empfohlen. So heißt es in Leitlinie 13: "Dazu gehört es auch, soweit dies möglich und zumutbar ist, die den Ergebnissen zugrunde liegenden Forschungsdaten, Materialien und Informationen, die angewandten Methoden sowie die eingesetzte Software verfügbar zu machen und Arbeitsabläufe umfänglich darzulegen." Der neue Kodex tritt am 1.8. in Kraft.

DFG (2019). Leitlinien zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis. Kodex. DFG: Bonn. https://www.dfg.de/download/pdf/foerderung/rechtliche_rahmenbedingungen/gute_wissenschaftliche_praxis/kodex_gwp.pdf

DFG (2019): "Weitere Informationen zu ‚Leitlinien zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis‘" (DFG, 8.7.): https://www.dfg.de/foerderung/grundlagen_rahmenbedingungen/gwp/kodex/index.html

Jan-Martin Wiarda: "Weichenstellung mit Hintergrund" (jmwiarda.de, 8.7.): https://www.jmwiarda.de/2019/07/08/wichtige-weichenstellung/

Heinz Pampel: "Neuer DFG-Kodex ‚Leitlinien zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis‘" (wisspub.net, 8.7.): https://wisspub.net/2019/07/08/neuer-dfg-kodex-leitlinien-zur-sicherung-guter-wissenschaftlicher-praxis/

 

10.3    OASIS: ein britischer Online-Index grauer Literatur aus verursacherfinanzierter Feldforschung wird modernisiert

Wer im Zusammenhang mit Großbritannien von OASIS hört, hat bestimmt erst einmal eine mürrische Rockband mit schlechten Haarschnitten vor Augen. Doch das sollte sich jetzt ändern: OASIS ist nämlich auch eine Datenbank, in der unterschiedliche regionale Denkmalpflegeinstitutionen in Großbritannien ihre Einträge bündeln können, so dass sie für Abfragen und Recherche zur Verfügung stehen. OASIS wird gerade grundlegend modernisiert, um das Einpflegen leichter zu gestalten und noch mehr Informationen verlinken zu können, etwa bisher unveröffentlichte Grabungsberichte, Links zu Museumsarchiven und Strategiepapiere zu weiterführenden Forschungen. All das wird über den Archaeology Data Service (ADS) zugänglich gemacht, Interessierte können sich aber jetzt schon als Testnutzer registrieren lassen und in mehr als 30.000 Einträgen schmökern. Wie das alles abläuft und vieles mehr findet sich in der Sommerausgabe von PAST, dem Newsletter der Prehistoric Society.

http://www.prehistoricsociety.org/publications/publication/past_92._summer_2019/

 

10.4    Ariadne+ fragt nach Nutzererfahrungen und -wünschen

Das von der EU geförderte Projekt ARIADNE+ - Integration archäologischer Daten in eine gemeinsame digitale Infrastruktur - lädt in der Archäologie forschende Daten-Erzeuger und Daten-Manager ein, an einer Befragung teilzunehmen. Das Ausfüllen der Umfrage dauert ca. 10 Minuten und geschieht besser am PC, denn manche Fragen sind am Smartphone/Tablet schwer lesbar. Adressat der Umfrage sind Kollegen, die Daten erzeugen, analysieren, veröffentlichen und ggf. auch Daten Dritter weiterverwenden, mehr jedoch Kollegen, die im Kontext von größeren Projekten mit dem Datenmanagement betraut sind.

Link zur Umfrage: http://srfg.at/ariadneplus-survey

 

10.5    NFDI4objects: Geisteswissenschaftliche NFDI-Konsortien vereinbaren enge Zusammenarbeit

Nach öffentlich sichtbaren Vorbereitungen seit Herbst 2018 hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) im Juni 2019 förmlich die Förderung einer Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) ausgeschrieben. Die NFDI soll – so formuliert es die DFG – "die Datenbestände von Wissenschaft und Forschung systematisch erschließen, nachhaltig sichern und zugänglich machen sowie (inter-)national vernetzen. Sie wird in einem aus der Wissenschaft getriebenen Prozess als vernetzte Struktur eigeninitiativ agierender Konsortien aufgebaut werden." Bewerbungen sind im laufenden Jahr und dann 2020 und 2021 möglich. Das Programm zielt ausdrücklich darauf ab, dass sich interessierte Fächer und Akteure zu größeren Konsortien ähnlicher Interessen und Bedarfe zusammenzuschließen, um Anträge gemeinsam zu stellen. Bund und Länder wollen (via DFG) bis zu 30 solcher Konsortien fördern und dafür insges. 70 Mio. Euro pro Jahr einsetzen. Für ein Konsortium stünden dann ca. 1,6-3,9 Mio. Euro /Jahr zur Verfügung. Im Hinblick auf die herannahende Ausschreibung hatten sich spätestens im Laufe der 1. Hälfte 2019 erste Verbünde zusammengetan. Dabei haben sich gewichtige Player in der Archäologie wie z. B. das DAI und das RGZM überraschenderweise nicht dem großen historisch-geisteswissenschaftlich orientierten Verbund NFDI4culture angeschlossen, sondern unter dem Begriff NFDI4objects ein eigenes Konsortium zu bilden beschlossen (vgl. DGUF-Newsletter vom 12.4.2019 Punkt 5.4.). Am 2.7. haben die Konsortien NFDI4culture, NFDI4memory, NFDI4objects und Text+ ein Memorandum of Understanding abgeschlossen, in dem sie sich förmlich auf eine enge Zusammenarbeit verständigen und vereinbaren, dafür geeignete Strukturen und Regeln zu entwickeln. Damit dürften die Phase der Konsortienfindung innerhalb der Geisteswissenschaften abgeschlossen und die Konturen von NFDI4objects klargezogen sein. Für NFDI4objects haben gezeichnet: Kai-Christian Bruhn (Hochschule Mainz), Alexandra W. Busch (Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie) und Philipp von Rummel (Deutsches Archäologisches Institut).

DFG: Nationale Forschungsdateninfrastruktur: https://www.dfg.de/foerderung/programme/nfdi/index.html

NFDI4culture: https://nfdi4culture.de/

Übersicht über den aktuellen Stand der Konsortienbildung: https://www.forschungsdaten.org/index.php/Nationale_Forschungsdateninfrastruktur_-_NFDI

Liste der geplanten NFDIs: https://www.dfg.de/foerderung/programme/nfdi/absichtserklaerungen/index.html

Brünger-Weilandt, S., Bruhn, K.-Chr., Busch, A. W. et al. (2019). Memorandum of Understanding by NFDI initiatives from the humanities and cultural studies. 2. Juli 2019 (DOI 10.5281/zenodo.3265763): https://zenodo.org/record/3265763

 

10.6    Deutscher Archäologenverband (DArV) intensiviert seine Mitgliedschaft im DVA

Die Mitgliederversammlung des DArV hat am 22.6.2019 beschlossen, dass der DArV weiterhin Mitglied im Deutschen Verband für Archäologie (DVA) bleibt, dies jedoch künftighin mit all seinen Mitgliedern. Der DArV gehört, wie z. B. auch die drei Altertumsverbände, der VLA oder die DGAMN, zu den Gründungsmitgliedern des DVA (gegr. 5.10.2011). Der DVA - wiewohl ausdrücklich ein Dachverband, also ein Verein von Vereinen - bietet laut Satzung ungewöhnlicherweise die Option persönlicher Mitgliedschaften, aber nur dann, wenn ein Individuum zunächst Mitglied in einem Mitgliedsverein des DVA ist und dieser Verein dem DVA "mit all seinen Mitgliedern" beigetreten ist. Nur dann kann ein Individuum auch eine persönliche Mitgliedschaft im DVA beantragen. Diese Option hatte beispielsweise von Anbeginn an der WSVA verfolgt; WSVA-Mitglieder konnten somit auch persönliche Mitglieder im DVA werden. Vor dem jetzt beschlossenen Schritt hatte der DArV auf den Mitgliederversammlungen des DVA lediglich die Stimmen seiner anwesenden Vorstandsmitglieder; nunmehr kann jedes einzelne der gut 1.100 DArV-Mitglieder, das im DVA persönliches Mitglied wird, auch an den Mitgliederversammlungen des DVA teilnehmen und ist dort stimmberechtigt. Nachdem die Mitglieder des DArV auf zurückliegenden Mitgliederversammlungen regelmäßig ganz grundsätzlich über den Verbleib des DArV im DVA debattiert und mehrfach aus Unzufriedenheit einen Austritt erwogen hatten, nahm die MV vom Juni 2019 diese Kehrtwende vor.

 

10.7    Nachdenken über Wissenschaftskommunikation zu aDNA-Ergebnissen

Der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu twittert über aktuelle Ergebnisse zur DNA einer kleinen Population um 1000 v. Chr., verquirlt irgendwie Philister, Juden, Palästinenser (oder wie auch immer) und nutzt das wirre Resultat seiner skurrilen Interpretation für tagespolitische Hetze. Nun denn, gegen seltsame Interpretationen ist letztlich kein Fachaufsatz gefeit. Tagesordnung? Nein, meint die Wissenschaftsjournalistin Megan Gannon und erinnert an konkreten Beispielen daran, wie geläufig das Missinterpretieren und Missbrauchen gerade aktueller DNA-Resultate im politischen Diskurs ist. Konventionell archäologische Forschungsergebnisse zu Kulturen und Ethnien und noch mehr solche zu Gruppierungen anhand von DNA-Analysen stünden nicht im neutralen Raum und könnten einfach so, "neutral" publiziert werden - es sei an den Wissenschaftlern, klare, korrekte und einem Missbrauch entgegenwirkende Interpretationen mitzuliefern.

Megan Gannon: "When Ancient DNA Gets Politicized" (Smithsonian.com, 12.7.): https://www.smithsonianmag.com/history/when-ancient-dna-gets-politicized-180972639/

"Vorfahren der biblischen Philister kamen aus Europa" (Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte, 3.7.): https://www.shh.mpg.de/1359905/ashkelon-philistines-feldman

 


 

 

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