DGUF-Newsletter vom 24.3.2013

DGUF-Newsletter vom 24.3.2013

1.DGUF-Nachrichten
1.1. Tagungspublikation Dresden 2012: Archäologische Informationen Band 35 erscheint
1.2. Erfolgreich und nicht immer bequem: Der DGUF-Newsletter wird ein Jahr alt

2. DGUF-Sonderschwerpunkt: Nordrhein-Westfalen
2.1. Novellierung des Denkmalschutzgesetzes in Nordrhein-Westfalen: Die DGUF beteiligt sich
2.2. "Die Richtung stimmt. Zur Novellierung des Denkmalschutzgesetzes in NRW". Ein Kommentar vom Vorstand und Beirat der DGUF
2.3. Alarm: Landesregierung NRW nutzt Verursacherprinzip, um Mittel für die Archäologie drastisch zu kürzen
2.4. DGUF-Petition gegen die Kürzungen in Nordrhein-Westfalen

3.Tagungen
3.1. "'Das stille Örtchen'. Fäkalien und Fäkalienentsorgung im Mittelalter" (Oberfell, 15.-17.11.)2.2. 3.2. 3rd Annual Meeting of the European Society for the Study of Human Evolution (ESHE) (Wien, 20.-21.9.; CfP 31.5.)
3.3. "Style and Function: Cultural Identities in Stone" (29.6., Oxford)
3.4. "Dreams, the spirit of innovation". Ecsite Annual Conference 2013 (Göteborg, 6.-8.6.)
3.5. "Schiffe und ihr Kontext: Darstellungen, Modelle, Bestandteile (Mainz, 24.-25.5.)
3.6. 10th International Conference on Archaeological Prospection (Wien, 29.5.-2.6.)

4. Veranstaltungen
4.1. 23. Winckelmann Cup 2013 (Gilching bei München, 12.-14.7.)
4.2. ArcLand-Seminar "Recovering lost landscapes" (Belgrad, 19.-20.11., CfP 15.6.)
4.3. 4. CAA-Workshop als Download

5. Forschung
5.1. Aktuelle Ausgrabungen in den Medien
5.2. Aktuelle Forschung in den Medien
5.3. Video zur CT-Untersuchung der Blockbergung von Basel-Gasfabrik

6. Kulturgutschutz
6.1. Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
6.2. Archäologen als Entwicklungshelfer: Der Erfolg der Sustainable Preservation Initiative
6.3. Fortsetzung im deutsch-türkischen Streit um Grabungslizenzen und die Rückgabe von Kulturgütern
6.4. Hessen gibt Funde der Vinča-Kulturan die Republik Kosovo zurück
6.5. Übersicht über die britische Debatte zum Portable Antiquities Scheme (PAS)
6.6. Cambridge Heritage Research Group bei Facebook
6.7. Irak: 400 Ziegel des Ischtar-Tors gestohlen
6.8. Gerichtsurteil unterstreicht DGUF-Standpunkt "Lückenloser Herkunftsnachweis von Antiken"

7. Job-Themen und Personalia
7.1. Wie erreiche ich einen Beruf in der Archäologie? Ein Video-Interview mit Raimund Karl
7.2. Archäologie an britischen Universitäten ein aussterbendes Fach?
7.3. Harald Stadler zum Leiter des Instituts für Archäologien in Innsbruck ernannt

8. Und sonst …
8.1. Vertrauen in die Archäologie stärken: Mit den Bürgern in Dialog treten und mehr Engagement in nicht-traditionellen Medien
8.2. Wie Defizite in der Kommunikation ein schlechtes Licht auf die Bodendenkmalpflege werfen können
8.3. Archäologie gegenüber Nicht-Archäologen kommunizieren: Was man lieber sein lassen sollte
8.4. Hoffnung für Forschungsstelle Magdalensberg
8.5. "Graben für Germanien. Archäologie unter dem Hakenkreuz": Eine Ausstellung im Focke-Museum Bremen
8.6. Fokus Jungsteinzeit 3: Kritische Bilanz zur taphonomischen Forschung in der Archäologie
8.7. Viele archäologische Institutionen in Deutschland lehnen die geplante Novelle der "PSI-Richtlinie" der EU zum Umgang mit staatlichen Daten ab
8.8. Wikipedia erzeugt archäologische Kartierungen aus georeferenzierten Lexikonartikeln

9. Impressum und Redaktionshinweise


1.DGUF-Nachrichten
1.1.
Tagungspublikation Dresden 2012: Archäologische Informationen Band 35 erscheint
Zwei Tagungen sind Schwerpunkt des Bandes, der gerade aus der Druckerei kommt: Der SFB 806 versammelte Ende 2011 in Köln Wissenschaftlerinnen, die ihre Position und Erfahrungen in der geo-archäologischen Forschung reflektieren. Der DGUF-Arbeitskreis "Archäologie im Schulbuch" versammelte zur Jahrestagung 2012 in Dresden Vortragende zum Thema "Archäologie, Schule und Museum im Spannungsfeld kultureller Bildung".
http://www.dguf.de/index.php?id=279

1.2.
Erfolgreich und nicht immer bequem: Der DGUF-Newsletter wird ein Jahr alt
Mit Freude und etwas Stolz blickt die Schriftleitung zurück auf ein Jahr mit dreizehn Newslettern. Es wurden mehr Ausgaben und längere Newsletter als zunächst geplant: dank vieler uns berichtenswert erscheinender Neuigkeiten und manch guter Texte, die der Schriftleitung zugeleitet wurden. Uns hat sehr viel Lob erreicht und durchaus auch die Kritik Einzelner. Wir nehmen beides ernst. Zusätzlich zur Ausgabe als Plain-Text, die Sie per E-Mail erreicht, bieten wir den Newsletter als formatiertes Dokument an: Im Newsletter-Archiv finden Sie mit einer Verzögerung von wenigen Stunden bis Tagen nach dem E-Mail-Versand die aktuelle Ausgabe als bequem lesbares PDF. Unser inhaltliches Ziel ist, unsere Abonnenten über archäologie-relevante Themen auf dem Laufenden zu halten. Wir verstehen uns zuallererst im Dienst unserer Leser, und so nehmen wir es in Kauf, dass ein offenes Wort es manchmal nicht allen recht machen wird. Diese Haltung schätzen die Leser offenkundig: Der Newsletter hat heute 45 % mehr Abonnenten als vor einem Jahr, und bei der Mitgliederumfrage der DGUF im Januar 2013 bewerteten 85 % der Antwortenden den Newsletter als "sehr gut" oder "gut". Wir danken Ihnen für diesen Ansporn!
Zum Newsletter-Archiv: http://www.dguf.de/index.php?id=249


2. DGUF-Sonderschwerpunkt: Nordrhein-Westfalen
2.1.
Novellierung des Denkmalschutzgesetzes in Nordrhein-Westfalen: Die DGUF beteiligt sich
Die neue Regierungskoalition aus SPD und Bündnis90/Die Grünen hatte nach der Landtagwahl 2012 in NRW in ihrer Koalitionsvereinbarung fixiert, das Denkmalschutzgesetz zu novellieren und dabei u. a. das Verursacherprinzip einzuführen. Mitte März 2013 wurde von beiden Fraktionen ein gemeinsamer Gesetzesentwurf zur Novellierung des Denkmalschutzgesetzes in NRW vorgelegt. Die Vorlage schlägt vor, das Schatzregal und das Verursacherprinzip auch in NRW einzuführen. Die DGUF hat diese Vorlage sehr begrüßt, jedoch noch im Vorfeld der ersten Lesung des Gesetzentwurfes im Landtag am 21.3.2013 zu einigen für die Praxis wichtigen Details Verbesserungen vorgeschlagen. Ein entsprechendes Schreiben ging am 19.3.2013 an die Fraktionsvorsitzenden der Parteien im nordrhein-westfälischen Landtag und an das Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen (MBWSV).
http://www.dguf.de/index.php?id=280

2.2.
"Die Richtung stimmt. Zur Novellierung des Denkmalschutzgesetzes in NRW". Ein Kommentar vom Vorstand und Beirat der DGUF
Das Schatzregal und das Verursacherprinzip sollen auch in NRW eingeführt werden. Die vorgesehenen Regelungen zum Schatzregal sind vernünftig und klar, und sie belohnen den ehrlichen Finder. Sondengänger hingegen werden durch die Entschädigungsregelung nicht motiviert. Auch mit der Einführung des Verursacherprinzips geht die Gesetzesvorlage in die richtige Richtung. Um praxisferne Regelung zu verhindern, wäre es jedoch wünschenswert, das Land NRW würde sich der großen Mehrheit der Bundesländer anschließen, die das deklaratorische Prinzip in der Bodendenkmalpflege eingeführt haben.
http://www.dguf.de/index.php?id=281

2.3.
Alarm: Landesregierung NRW nutzt Verursacherprinzip, um Mittel für die Archäologie drastisch zu kürzen
Die neue Landesregierung in NRW will das Verursacherprinzip einführen, doch die Archäologen in NRW jubeln nur verhalten. Warum? Weil die gleiche Landesregierung plant, die bisherigen Mittel für die Bodendenkmalpflege dramatisch zu kürzen. Für die Archäologie kursieren Zahlen von minus 40 % für 2013 und weiteren minus 20 % für 2014. Letztlich sollen 2015 die Landesmittel für die gesamte Bau- und Bodendenkmalpflege auf null reduziert sein: Ein grundsätzlicher Wandel von einer Finanzierung aus Landesmitteln hin zu einer Finanzierung aus Einnahmen ist angestrebt. Ein Modell, das nach Ansicht der gesamten Fachwelt nicht funktionieren kann. Auf dem "Tag der Archäologie in Westfalen" - der jährlichen Bilanz und Leistungsschau der westfälischen Archäologie - am 18.3. nutzten alle Führungskräfte die Gelegenheit, gemeinsam öffentlich gegen diese Pläne zu klagen. Externe Unterstützung erhalten sie vom Verband der Landesarchäologen, der eine Petition an die Landesregierung richtet, und von prominenter Seite aus Berlin: Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) bezeichnete die Pläne in einer Pressemitteilung als "kulturpolitische Bankrotterklärung".
"NRW schwingt die Abrissbirne für den Denkmalschutz. Die neue Landesregierung will ab 2015 keine Mittel mehr zur Verfügung stellen. Das ist beispiellos in der bundesdeutschen Geschichte" (Die Welt, 15.3.): http://www.welt.de/print/die_welt/kultur/article114455772/NRW-schwingt-die-Abrissbirne-fuer-den-Denkmalschutz.html
"Archäologen warnen vor Geschichtsverlust" (RuhrNachrichten, 18.3.): http://www.ruhrnachrichten.de/nachrichten/kultur/msfe/Tagung-in-Muenster-Archaeologen-warnen-vor-Geschichtsverlust;art2551,1943565
"Geplante Kürzungen der Fördermittel ein Thema auf Fachtagung 'Archäologie in Westfalen'" (Pressemitteilung LWL, 18.3.): http://www.lwl.org/pressemitteilungen/mitteilung.php?29117#.UUiVZTdXroa
Verband der Landesarchäologen der Bundesrepublik Deutschland: "Keine Kürzungen beim Denkmalförderprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen für die Bodendenkmalpflege" (20.3.): http://www.landesarchaeologen.de/aktuelles/newsdetails/keine-kuerzungen-beim-denkmalfoerderprogramm-des-landes-nordrhein-westfalen-fuer-die-bodendenkmalpflege/ee595dda4123a35a90764021b03f9d5d/
Kulturstaatsminister Neumann: "Geplante Streichung von Denkmalschutzmitteln in NRW ist ‚kulturpolitische Bankrotterklärung‘" (Presse- und Informationsdienst der Bundesregierung, 17.3.): http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Pressemitteilungen/BPA/2013/03/2013-03-17-bkm-denkmalschutzmittel.html;jsessionid=1A01B3AA79390CC1E979FF212FBD19D4.s3t1?nn=391670
"Lernen aus der Archäologie - wie NRW Kultur und Bildung 'kaputt spart'" (Kristin Oswald in ihrem Blog "Krosworldia", 21.3.): http://kristinoswald.hypotheses.org/562
"'Der drohende Verfall'. LVR-Konservatorin Andrea Pufke zu den geplanten Kürzungen in der Denkmalpflege in NRW" (Deutschlandfunk, 21.3.): http://www.dradio.de/dlf/sendungen/kulturheute/2049539/

2.4.
DGUF-Petition gegen die Kürzungen in Nordrhein-Westfalen
Die neue Landesregierung in NRW fährt in Sachen Archäologie einen in sich unstimmigen Zick-Zack-Kurs: Die Gesetzeslage wird verbessert, neu wird per Gesetz Findern eine Entschädigung in Aussicht gestellt, und zugleich kürzt sie die Finanzierung drastisch. Das Fach protestiert vernehmlich gegen die Mittelstreichungen in der NRW-Archäologie, der Verband der Landesarchäologen hat intern eine Petition lanciert, die vermutlich alle Landesarchäologen zeichnen werden. Wir möchten darüber hinaus auch allen an der Archäologie und Denkmalpflege des Landes NRW interessierten Bürgern - der oft genannten "breiten Öffentlichkeit" - eine Möglichkeit bieten, sich zu engagieren und die Archäologie sichtbar zu unterstützen. Die Politik soll verstehen, dass nicht ausschließlich das Fach gegen die Kürzungen protestiert, sondern auch viele Bürgerinnen und Bürger außerhalb der Archäologie. Daher haben wir heute eine Petition an die Landesregierung gerichtet und diese öffentlich unter "Open Petition" eingestellt. In den ersten acht Stunden haben bereits mehr als 470 Personen unterzeichnet - wir sind überwältigt! Auch internationale Unterstützung wird der Petition schon zuteil, beispielsweise durch die Unterschrift Koji Mizoguchis, des Präsidenten des World Archaeological Congress. Wir laden Sie als unsere Mitglieder und als Abonnenten des DGUF-Newsletters ein, die Petition ebenfalls namentlich, ggf. auch anonym, zu unterzeichnen. Außerdem bitten wir Sie herzlich, den Link an Ihre eigenen Netzwerke und Freunde weiterzureichen! Wir hoffen, dass diese Petition per Schneeballsystem weit verbreitet und von möglichst vielen Bürgern gezeichnet wird!
Die Petition der DGUF gegen die Mittelkürzungen in NRW (24.3.): https://www.openpetition.de/petition/online/angekuendigte-streichung-der-landeszuschuesse-fuer-die-archaeologie-und-denkmalpflege-zuruecknehmen
"Ende der Denkmalförderung NRW: Online-Petition der DGUF" (Archaeologik, 24.3.): http://archaeologik.blogspot.de/2013/03/ende-der-denkmalforderung-nrw-online.html


3.Tagungen
3.1.
"'Das stille Örtchen'. Fäkalien und Fäkalienentsorgung im Mittelalter" (Oberfell, 15.-17.11.)
Wie sahen Aborte in mittelalterlichen Burgen aus, wie in Klöstern, Dörfern und Städten? Wie entsorgte man die Fäkalien? Wo befanden sich die Latrinen? Über die rein bauhistorischen, architektonischen und archäologischen Befunde hinaus möchte die Tagung auch die kulturhistorische Dimension des Themas ansprechen: Gab es Vorschriften zur Fäkalienentsorgung in Städten, zur Beschaffenheit und Lage von Aborten und Abortgruben? Rainer Schreg (RGZM) bemerkt in seinem Blog "Archaeologik", dass trotz beeindruckenden Vortragsprogramms umwelthistorische Aspekte bei der Tagung leider fehlen.
Mehr zur Tagung: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=20999
"Das stille Örtchen" (Archaeologik, 11.2.): http://archaeologik.blogspot.de/2013/02/das-stille-ortchen.html

3.2.
3rd Annual Meeting of the European Society for the Study of Human Evolution (ESHE) (Wien, 20.-21.9.; CfP 31.5.)
At the 2013 meeting, the ESHE experiments with one specialized thematic session and invite potential organizers to submit a short project. This session will include up to 6 podium presentations. Submissions of topics in the broader field of evolutionary studies, outside of human paleontology and palaeolithic archaeology, are especially encouraged this year. Submission of abstracts is possible until May 31th.
http://www.eshe.eu/abstract_submission.html
General information: http://www.eshe.eu/meetings.html

3.3.
"Style and Function: Cultural Identities in Stone" (29.6., Oxford)
Exploring new and refined ways of looking at stone artefacts is an objective of this one-day conference organized by the Lithic Studies Society. A focus is how the "style" and "function" of lithic artefacts and assemblages are related, and how these under-lying principles of artefact studies can be developed and readdressed in contemporary practice. Key issues include: Culture and tradition for explaining lithic variation; variation across lithic assemblages; lithic assemblages and environment etc.
http://www.lithics.org/conference.html

3.4.
"Dreams, the spirit of innovation". Ecsite Annual Conference 2013 (Göteborg, 6.-8.6.)
"Dreams, as sources of uncommon images and ideas, contribute to developing inventions. Once inventions become socially accepted and used, they become innovation." This is the conference's theme as described by the organizer. "Can science centres and museums afford not to be at the heart of this process?" is their question? Science communication is needed "as leaders and dreamers of innovation amid our world’s changing demographics, evolving meanings and perceptions, threatened natural world, shaken economy, imbalanced access to resources, power delocalization, and blurred areas of trust." How science centres, museums and science communication professionals can help future generations innovate for social well-being is in the focus of this conference, organized by Ecsite. Ecsite is the European network of science centres and museums. It links science communication professionals in more than 400 institutions in 50 countries.
http://www.ecsite.eu/activities_and_resources/annual_conferences/ecsite-annual-conference-2013

3.5.
"Schiffe und ihr Kontext: Darstellungen, Modelle, Bestandteile (Mainz, 24.-25.5.)
Das internationale Kolloquium widmet sich insbesondere den ikonographischen Quellen antiker Wasserfahrzeuge von der Bronzezeit bis zum Ende des Byzantinischen Reiches. Bislang wurden sie selten zusammenfassend betrachtet. Neben Erkenntnissen zur der Konstruktion sollen auch Kontinuität bzw. Wandel der Darstellungsweisen und die Intention der Bilder berücksichtigt werden. Der lange Betrachtungsraum von der Bronzezeit bis zum Ende der byzantinischen Epoche ermöglicht eine Perspektive in der Bewertung der Bildquellen, welche die Grenzen der einzelnen altertumswissenschaftlichen Disziplinen überspannt. Den geographischen Schwerpunkt der Tagung bildet der Mittelmeerraum als maßgebliches Zentrum der griechischen, römischen und oströmisch-byzantinischen Kultur. Die Teilnahme ist kostenlos, die Anmeldung muss bis 17.5. erfolgt sein.
http://web.rgzm.de/1614.html

3.6.
10th International Conference on Archaeological Prospection (Wien, 29.5.-2.6.)
The conference organizers aim to provide a forum for the discussion of latest developments and research in the field of archaeological prospection. It intends to cover the entire spectrum of methodology and technology applied to the detection, localization and investigation of buried cultural heritage - aerial photography, airborne laser scanning, hyperspectral imaging, near-surface geophysics and archaeological interpretation.
http://ap2013.univie.ac.at/


4. Veranstaltungen
4.1.
23. Winckelmann Cup 2013 (Gilching bei München, 12.-14.7.)
Der Winckelmann Cup ist das jährliche Turnier von Fußballerinnen und Fußballern aller archäologischen Fächer; die Mannschaften sind meist nach Studienstandorten organisiert. Die Austragung des 23. Winckelmann Cups (12.-14.7.) nimmt Gestalt an: Für die weitere Organisation wurde Ende 2012 eine Facebook-Gruppe gegründet. Ende Februar lagen bereits mehr als 225 Teilnahmezusagen vor.
Facebook-Gruppe "Winckelmann Cup 2013 München/Munich": http://www.facebook.com/events/434362886628761/
Zur Geschichte des Winckelmann Cups 1991-2012: http://www.dd-henge-kickers.de/winckelmann.htm

4.2.
ArcLand-Seminar "Recovering lost landscapes" (Belgrad, 19.-20.11., CfP 15.6.)
"Recovering lost landscapes" is an ArcLand seminar and workshop on the applications of historic aerial images. Large areas of landscape have been lost as afforestation, urban expansion, land use change etc. have destroyed or covered historic landscapes. Historic aerial imagery is a privileged source for documenting and understanding these lost landscapes since it provides information that cannot be found anywhere else. However, working with these images presents technical challenges. This technical meeting includes a first day of papers with examples of working with lost landscapes. The second day will be in a workshop setting, aiming to discuss solutions to technical challenges. Offers of papers or contributions to the technical workshop are welcome until June 15th. A range of bursaries/grants to support students and young scholars to participate is offered.
http://archaeolandscapes.eu/index.php/en/outreach/workshops/341.html

4.3.
4. CAA-Workshop als Download
Am 15. und 16.2. fand am Standort des Exzellenzclusters "TOPOI" in Berlin der 4. Workshop der AG "Computeranwendungen und quantitative Methoden in der Archäologie" (CAA) statt. Die Vorträge und Poster deckten ein weites Feld der archäologischen Computeranwendungen ab, prominent vertreten waren Themen zu 3D-Anwendungen und GIS. Zum besten Beitrag wurde Hubert Maras Vortrag mit dem Titel "Automatische Vektorzeichnung von Keilschrifttafeln aus 3D-Messdaten mit dem GigaMesh-Softwareframework" gekürt. Daneben fanden auch Software-Tutorials zu den Themen "Structure-from-Motion-Photogrammetrie" und "LiDAR" statt. Das Gros der Vorträge wurde filmisch dokumentiert. Jetzt stehen die Videos der Beiträge auf der TOPOI-Website für jedermann zum Herunterladen bereit.
https://community.topoi.org/en_GB/web/ag-caa-2013/pw
AG "Computeranwendungen und quantitative Methoden in der Archäologie": http://www.ag-caa.de/


5. Forschung
5.1. Aktuelle Ausgrabungen in den Medien
"Thessaloniki metro: Ancient dilemma for modern Greece" (BBC, 14.3.): http://www.bbc.co.uk/news/world-europe-21743758
"Ägypten: Archäologen entdecken 14 Göttinnen-Statuen" (Spiegel, 11.3.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/14-sachmet-statuen-im-totentempel-des-pharao-amenophis-iii-entdeckt-a-888115.html
Kreis Unna: "Eine der ältesten Leitern Europas kommt aus Bönen" (Pressemitteilung LWL, 11.3.): http://www.lwl.org/pressemitteilungen/mitteilung.php?urlID=29058#.UT2_DKxZOJp
Köln: "Archäologische Funde neben der Oper" (WDR, 4.3. Video, 2:37 Min): http://www.ardmediathek.de/wdr-fernsehen/lokalzeit-aus-koeln/archaeologische-funde-neben-der-oper?documentId=13610448
"3000 Jahre alte Bronzewerkstatt aus Ochtendung im LVR-LandesMuseum" (Pressemitteilung Landschaftsverband Rheinland, 27.2.): http://www.rlmb.lvr.de/app/Presse_RLMB/index.asp?NNr=9345
"Warrior's Grave, Unearthed In Russia's Caucasus Mountains, Yields Ancient Treasures" (Huffington Post 21.2.): http://www.huffingtonpost.com/2013/02/21/warrior-grave-russia-tomb-treasure_n_2732854.html
"Iraqis, foreign teams work together to excavate ancient sites" (Mawtani, 19.2.): http://mawtani.al-shorfa.com/en_GB/articles/iii/features/2013/02/19/feature-02
Luxor: "Ramsis II vizier's tomb cover discovered" (Ahram Online, 20.2.): http://english.ahram.org.eg/NewsContent/9/40/65217/Heritage/Ancient-Egypt/Ramsis-II-viziers-tomb-cover-discovered.aspx
"Große Pfahlbau-Siedlung auf Bodensee-Halbinsel Höri entdeckt" (Der Standard, 19.2.): http://derstandard.at/1361240452118/Grosse-Pfahlbau-Siedlung-auf-Bodensee-Halbinsel-Hoeri-entdeckt
"High-altitude archaeologists to probe prehistoric Himalayas" (Pressemitteilung der Universität York, 19.2.): http://www.york.ac.uk/news-and-events/news/2013/research/himalayan-exploration/
Archäologische Zone Köln: "Vandalen beschädigen Ausgrabungen" (Kölner Stadt-Anzeiger, 14.2.): http://www.ksta.de/koeln/archaeologische-zone-vandalen-beschaedigen-ausgrabungen,15187530,21823390.html und "Grünen-Fraktion will Grabungsstopp" (Kölner Stadt-Anzeiger, 18.2.): http://www.ksta.de/innenstadt/archaeologische-zone-gruenen-fraktion-will-grabungsstopp,15187556,21874144.html
"Graben, um zu retten: Denkmalpfleger aus Gera unterstützten Landesamt in Weimar" (Ostthüringer Zeitung, 16.2.): http://gera.otz.de/web/lokal/leben/detail/-/specific/Graben-um-zu-retten-Denkmalpfleger-aus-Gera-unterstuetzten-Landesamt-in-Weimar-1791445637

5.2. Aktuelle Forschung in den Medien
Norwegen: "Tauender Gletscher gibt Uralt-Mode preis" (Spiegel, 22.3.). http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/norwegen-gletscher-lendbreen-gibt-uralt-tunika-preis-a-890381.html
Doppelgrab von Oberkassel: "Wann verließ der moderne Mensch Afrika?" (Pressemitteilung Universität Bonn, 21.3.): http://www3.uni-bonn.de/Pressemitteilungen/062-2013 und: "Erste Auswanderung moderner Menschen aus Afrika vor weniger als 95.000 Jahren" (Pressemitteilung Universität Tübingen, 21.3.): http://www.uni-tuebingen.de/uploads/media/13-03-21Menschl-Evolution.pdf
"Neandertalergenom vollständig entschlüsselt" (Pressemitteilung MPI für evolutionäre Anthropologie Leipzig, 19.3.): http://www.eva.mpg.de/fileadmin/content_files/institute/pdf/press/german/NEA_50X_announcement_dt.pdf
Turkana Boy: "Best-Preserved Human Ancestor Didn't Have Bone Disorder" (Livescience, 19.3.): http://www.livescience.com/28016-turkana-boy-had-normal-spine.html
"How Ancient Humans Walked: Their Footprints May Mislead" (Livescience, 19.3.): http://www.livescience.com/28032-fossil-footprint-depth-misleading.html
"Aussterben der Neandertaler: Ihre Augen waren zu groß" (Spiegel, 13.3.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/neandertaler-ausgestorben-weil-hirnmasse-nicht-ausreichte-a-888624.html
"Untersuchung von Mumien: Ist Herzinfarkt doch keine Zivilisationskrankheit?" (Spiegel, 10.3.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/herzinfarkt-und-schlaganfall-alte-aegypter-hatten-arteriosklerose-a-887590.html
"Human Y Chromosome Much Older Than Previously Thought" (Pressemeldung Universität Arizona, 1.3.): http://uanews.org/story/human-y-chromosome-much-older-than-previously-thought
"Ancient people and Neandertals were extreme travelers" (ScienceNews, 8.3.): http://www.sciencenews.org/view/generic/id/348856/description/Ancient_people_and_Neandertals_were_extreme_travelers
"Dogs Domesticated 33,000 Years Ago, Skull Suggests" (Livescience, 6.3.): http://www.livescience.com/27691-dogs-domesticated-oldest-skull.html
"Seeking Meaning in the Earliest Female Nudes" (ScienceNow, 27.2.): http://news.sciencemag.org/sciencenow/2013/02/seeking-meaning-in-the-earliest-.html
"Ancient Shoes Found In Egyptian Temple May Reveal Wearers' Health Problems" (Huffington Post, 27.2.): http://www.huffingtonpost.com/2013/02/27/ancient-shoes-egypt-temple-health-problems_n_2772976.html
"Desert finds challenge horse taming ideas" (BBC, 26.2.): http://www.bbc.co.uk/news/science-environment-21538969
"Peru: Mais schon vor 5000 Jahren Grundnahrungsmittel" (Spiegel, 26.2.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/peru-mais-war-schon-vor-5000-jahren-grundnahrungsmittel-a-885440.html
"Bones Of Cleopatra's Murdered Half-Sister Identified, Archaeologist Says" (Huffington Post, 26.2.): http://www.huffingtonpost.com/2013/02/26/cleopatra-half-sister-bones-murdered_n_2766739.html
"Geneticists Estimate Publication Date Of The 'Iliad'" (Inside Science, 26.2.): http://www.insidescience.org/content/geneticists-estimate-publication-date-iliad/946
"Early human burials varied widely but most were simple" (Pressemitteilung Universität Colorado Denver, 21.2.): http://www.ucdenver.edu/about/newsroom/newsreleases/Pages/early-human-burials.aspx
"Ancient ‘Egyptian blue’ pigment points to new telecommunications, security ink technology" (Pressemitteilung der American Chemical Society, 20.2.): http://portal.acs.org/portal/acs/corg/content?_nfpb=true&_pageLabel=PP_ARTICLEMAIN&node_id=223&content_id=CNBP_032200&use_sec=true&sec_url_var=region1&__uuid=e13d8b07-8647-4f0a-a488-8de1c1ed07c4
"Die Türen zum Reich der Königin von Saba öffnen: Orientalisten erstellen umfassendes Wörterbuch der sabäischen Sprache" (Pressemitteilung Universität Jena, 20.2.): http://www.uni-jena.de/Mitteilungen/PM130220_Sabaeisch_Woerterbuch.html
"Skandinavien: Steinzeitfrauen starben bei blutigen Fehden" (Spiegel, 18.2.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/frauen-in-der-steinzeit-starben-bei-fehden-sagen-anthropologen-a-884034.html
"Eiszeitliche Rentierjäger waren die ersten Angler Europas" (Pressemitteilung Universität Kiel, 18.2.): http://www.uni-kiel.de/aktuell/pm/2013/2013-048-erste-angler.shtml
"Norwegian guerrilla warfare in the Iron Age" (ScienceNordic, 15.2.): http://sciencenordic.com/norwegian-guerrilla-warfare-iron-age

5.3.
Video zur CT-Untersuchung der Blockbergung von Basel-Gasfabrik
Auf dem Gelände des ehemaligen Rheinhafens St. Johann wurde bei den archäologischen Untersuchungen im Jahr 2010 ein außergewöhnlicher Fund gemacht: in einer Grube aus der Spätlatènezeit (2./1. Jahrhundert v. Chr.) waren zahlreiche wertvolle Objekte zusammen niedergelegt worden. Die gesamte Deponierung wurde mit einem Autokran als Block geborgen. Der Block wird seither unter Laborbedingungen freigelegt. Der neu installierte Hochleistungs-Computertomograph bei Empa (Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt der ETH) in Dübendorf bei Zürich gewährt Einblick in den innersten Kern des Blocks: Metallkessel, Eisengeräte und zahlreiche weitere Objekte können zerstörungsfrei analysiert werden. Auf dieser Grundlage wird die weitere Freilegung des bedeutenden Fundes geplant. Ein Video der Sendung "Einstein" vom 7.2. zeigt die CT-Untersuchungen.
"Keltischer Fund aus Basel im Röntgengerät" (SRF Einstein, 7.2., 7:28 min): http://www.srf.ch/player/tv/einstein/video/keltischer-fund-aus-basel-im-roentgengeraet?id=05865337-ecc8-41ce-a10b-a636ee0e214a
"Vorbereitungen für den Hochleistungs-Computertomographen" (Website der Archäologischen Bodenforschung Basel-Stadt): http://www.archaeologie.bs.ch/ausgraben/aktuelle_ausgrabungen/?grabungs_id=41


6. Kulturgutschutz
6.1. Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
Mes Aynak: "Afghanistan moves to salvage ancient Buddhist city Mes Aynak - and its economy" (Ryot News, 18.3.): http://www.ryot.org/afghanistan-moves-to-salvage-ancient-buddhist-city-mes-aynak-and-its-economy/103141#.UUhEMKxsvYQ
Pfahlbaumuseum Unteruhldingen: "Museum will griechische Fundstücke zurückgeben" (Westfälische Nachrichten, 8.3.): http://www.wn.de/Welt/Kultur/Kultur-Museum-will-griechische-Fundstuecke-zurueckgeben
"Nörvenicher lassen die vielen Schwarzsucher jetzt ins Leere laufen" (Aachener Nachrichten, 6.3.): http://www.aachener-nachrichten.de/lokales/dueren/noervenicher-lassen-die-vielen-schwarzsucher-jetzt-ins-leere-laufen-1.532429
"Bericht aus Syrien - alles halb so schlimm? (Februar 2013)" (Archaeologik, 1.3.): http://archaeologik.blogspot.de/2013/03/bericht-aus-syrien-alles-halb-so.html
Elgin Marbles: "David Cameron rules out return of Parthenon marbles" (Ekathimerini, 21.2.): http://www.ekathimerini.com/4dcgi/_w_articles_wsite1_1_21/02/2013_484003 und dazu: "Who owns history, Mr. Cameron?" (Kommentar von Ashfaqur Rahman, The Daily Star, 24.2.): http://www.thedailystar.net/newDesign/news-details.php?nid=270197

6.2.
Archäologen als Entwicklungshelfer: Der Erfolg der Sustainable Preservation Initiative
Über die Sustainable Preservation Initiative (SPI) berichteten wir bereits kurz im vergangenen Newsletter (18.2.2013, Punkt 5.9.). Nun startet SPI nach einem ersten erfolgreichen Projekt mit einer Crowdfunding-Kampagne, die in Verbindung mit dem Gesamtansatz auch für hiesige Archäologen als Ideengeber fungieren könnte. Ein wichtiger Faktor für den illegalen Antikenhandel in wirtschaftlich armen Regionen ist, dass archäologische Fundstätten manchmal zur einzigen Geldquelle der Menschen vor Ort werden. Wie können wir, fragt SPI, diesen Menschen verbieten, archäologische Fundstätten zu zerstören, wenn wir ihnen keinerlei ökonomische Alternative bieten? Die klassischen Herangehensweisen der meisten Archäologen - Erhaltung und Konservierung des Fundorts, Vorträge und Informationen für die Ortsansässigen sowie ein Museum - funktionieren einfach nicht, sagt SPI: Die örtliche Bevölkerung plündert die Fundorte weiterhin. Die Initiative geht einen anderen Weg: Mit ihrem Programm "People. Not Stones - Saving Sites by Transforming Lives " unterstützt SPI die Menschen, zu Kleinunternehmern zu werden. Als Kunsthandwerker, Köche, Kioskbesitzer und Tourguides bauen sie eine ganz normale touristische Infrastruktur auf. Archäologen als Entwicklungshelfer? Auch wenn der Gedanke zunächst vielleicht fremd anmuten mag, dient das Ergebnis neben allen anderen Effekten auch der Archäologie als Wissenschaft: Der ökonomische Erfolg der Menschen hängt mit dem SPI-Ansatz von der Erhaltung der archäologischen Stätten ab, nicht mehr von ihrer Plünderung. Wirtschaftlich ausreichende Erträge brächten bereits wenige Touristen, sagt SPI. Für zwei Projekte in Peru sammel SPI derzeit mittels Crowdfunding Geld: Fast 43.000 der benötigten 49.000 US-Dollar sind bereits zusammengekommen. SPI erlangt auch die Aufmerksamkeit der Medien, u. a. die der Nachrichtenagentur Reuters, die in ihrem Beitrag vom 1. März anerkennend schreibt: "there are lots of opportunities to build these kind of projects all over the world, from Bolivia to Albania".
"A very smart way to save antiquities" (Reuters, 1.3.): http://blogs.reuters.com/felix-salmon/2013/03/01/a-very-smart-way-to-save-antiquities/
"Empowering Entrepreneurs to Save Cultural Heritage" (Huffington Post, 6.3.): http://www.huffingtonpost.com/larry-coben/empowering-entrepreneurs-_b_2817819.html
Website der Sustainable Preservation Initiative: http://sustainablepreservation.org/

6.3.
Fortsetzung im deutsch-türkischen Streit um Grabungslizenzen und die Rückgabe von Kulturgütern
Der türkische Staat fordert von Deutschland die Rückgabe von fünf Kulturgütern, die sich nach türkischer Ansicht illegal in deutschen Museen befinden. Die beiden Hauptprotagonisten, der neue türkische Tourismus- und Kulturminister Ömer Çelik und Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, tragen den Dissens auch über Zeitungsinterviews aus, wie bereits der DGUF-Newsletter vom 11. 1. berichtete. Nun schlägt ein Interview des türkischen Ministers hohe Wellen, das der Spiegel am 11.3. anlässlich der Tourismus-Messe ITB in Berlin veröffentlichte (offline). Darin fordert Ömer Çelik eine Entschuldigung von Parzinger für dessen Satz "Wie sich die Türkei jetzt verhält, das kommt mir manchmal fast schon chauvinistisch vor". Çelik wirft deutschen Archäologen Rücksichtslosigkeit und Schlamperei bei ihren Ausgrabungen vor- Ausgrabungsstätten müssten von den Grabungsteams besser und nachhaltiger geschützt werden, es sei mehr Fürsorge auch für die Infrastruktur der antiken Stätten gefordert.
"Politik & Archäologie: Der Antikenstreit eskaliert" (Tagesspiegel, 10.3.): http://www.tagesspiegel.de/kultur/politik-und-archaeologie-der-antikenstreit-eskaliert/7906244.html
"Hochsensibel: Wenn Archäologie zum Politikum wird" (Tagesspiegel, 11.3.): http://www.tagesspiegel.de/kultur/antikenstreit-hochsensibel-wenn-archaeologie-zum-politikum-wird/7911490.html
"Deutsch-türkischer Streit: Kultur, Kültür" (FAZ, 12.3.): http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/deutsch-tuerkischer-streit-kultur-kueltuer-12110763.html
DGUF-Newsletter 11.1.2013, 5.5-6: http://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/Newsletter-Archiv/DGUF-Dok_11_DGUF-Newsletter_2013-01-11.pdf
"Turkish minister criticizes archaeological excavation" (Hürriyet Daily News, 11.3.): http://www.hurriyetdailynews.com/turkish-minister-criticizes-archaeology-excavations.aspx?pageID=238&nID=42761&NewsCatID=375

6.4.
Hessen gibt Funde der Vinča-Kulturan die Republik Kosovo zurück
Sieben Tonplastiken der Vinča-Kultur wurden am 19.2. von Staatsministerin Eva Kühne-Hörmann dem Kulturminister der Republik Kosovo, Memli Krasniqi, übergeben. Die bedeutendste der Tonfiguren ist die "Hyjnesha in Fron" (Göttin auf Thron), eine 21,5 Zentimeter hohe, komplett erhaltene sitzende Idolfigur. Die Plastiken waren 2005 bei einem Ermittlungsverfahren in Frankfurt-Höchst sichergestellt worden. Bei der Übergabe sagte Krasniqi: "Dem Land Hessen spreche ich meinen besonderen Dank und meine Achtung für die sehr konstruktive Kommunikation aus und dafür, dass es die Kulturgüter für eine Zeit lang in seine Obhut nahm. Jetzt ist die Zeit gekommen, sie wieder durch die Institutionen der Republik Kosovo zu schützen." Kriminaloberkommissar Eckhard Laufer, der beim hessischen Landeskriminalamt für den Kulturgüterschutz zuständig ist, sagte bei der Übergabe: "Since 1970, Germany encounters the issues of artefacts’ theft within its territory, while a specific problem is also the trading of archeological artefacts from different countries. The objects of archeological heritage returned to Kosova today have been aimed to be traded in Hessen and Bayern at an artefacts’ market, but after the intervention to stop this criminal activity these artefacts returned home."
"Kulturgüter spiegeln Geschichte und Identität eines Landes" (Pressemitteilung Hess. Ministerium für Wissenschaft und Kunst, 19.2.): https://hmwk.hessen.de/presse/pressemitteilung/kulturgueter-spiegeln-geschichte-und-identitaet-eines-landes
"Rückgabe von Raubgut: Eine Göttin kehrt auf den Thron zurück" (Hessischer Rundfunk, 19.2.): http://www.hr-online.de/website/rubriken/kultur/index.jsp?rubrik=5986&key=standard_document_47580437
"Exhibited archeological artefacts returned from Germany" (Republic of Kosovo, Ministry of Culture, Youth and Sport, 22.2.): http://www.mkrs-ks.org/?page=2,6,495

6.5.
Übersicht über die britische Debatte zum Portable Antiquities Scheme (PAS)
In der deutschen Diskussion um das Sondengängerwesen fällt immer wieder der Begriff "PAS". Für alle, die nicht wirklich wissen, was das ist: Um das zunehmende Tun umtriebiger Sondengänger zu reglementieren, schufen England und Wales 1997 das Portable Antiquities Scheme (PAS). Für diese Länder, in denen Grundbesitz traditionell stark geschützt ist und in denen ein Schatzregal als nicht durchsetzbar gilt, regelt das PAS das Melden von Funden und die Modalitäten des legalen Eigentums und möglichen Handels. Im Forum der englischen Open-Access-Zeitschrift "PIA Papers from the Institute of Archaeology" bilanzieren und diskutieren britische Archäologen in sieben Beiträgen ihre bisherigen Erfahrungen - Erfahrungen, die trotz anderer Traditionen und Voraussetzungen auch für die deutsche Archäologie und deren Weiterentwicklung wertvoll sind. Während Zeitungsmeldungen aus den vergangenen Jahren über besondere Funden schreiben, die nach den Regeln des PAS geborgen wurden, und auch die öffentlich zugängliche Datenbank des PAS vor allem die beträchtlichen Gewinne dieser Gesetzgebung für die britische Archäologie illustriert, weist die genannte Debatte auch auf die Schattenseiten und Regelungsdefizite des PAS hin.
PIA 20, 2010, 1-40: http://www.pia-journal.co.uk/issue/view/3
Offizielle Website des PAS mit Zugang zur öffentlichen Datenbank, darin nach Stand Febr. 2013 mehr als 842.220 Objekte aus 544.000 dokumentierten Fällen: http://finds.org.uk/
Die offizielle Fotogalerie des PAS bei Flickr: http://www.flickr.com/photos/finds/

6.6.
Cambridge Heritage Research Group bei Facebook
Die Cambridge Heritage Research Group trifft sich in der realen Welt wöchentlich zum Gespräch über Themen der Denkmalpflege, inklusive Archäologie, Ethnologie und Altertumswissenschaften; sie organisiert auch Exkursionen. (Zu) weit entfernt? Den Aktivitäten der Gruppe kann man nun auch über Facebook folgen, was wegen der zahlreichen Informationen zu Vorträgen, Tagungen etc. in Großbritannien auch "vom Kontinent aus betrachtet" interessant ist.
http://www.facebook.com/cambridgehrg

6.7.
Irak: 400 Ziegel des Ischtar-Tors gestohlen
Rund 400 blau glasierte Ziegel und Ziegelbruchstücke des Ischtar-Tors und der Prozessionsstraße wurden aus dem Nebukadnezar-Museum in Babylon gestohlen. Bereits im Oktober 2012 war der Diebstahl von 33 Ziegeln gemeldet worden, Ende Februar gab das Ministerium für Tourismus und Altertümer die höhere Zahl an die Öffentlichkeit. Laut dem "Art Newspaper" befinden sich auf den gestohlenen Ziegeln goldene Darstellungen von Stieren, Löwen und Drachen. Wahrscheinlich seien die Ziegel aus einem Lager des Museums entwendet worden. Das Museum war zu seinem Schutz bereits 2003 geschlossen und versiegelt worden, manche Stücke wurden ins Nationalmuseum Bagdad gebracht. Liwa Sumaism, der irakische Minister für Tourismus und Altertümer, sagte, die archäologischen Stätten und Museen bräuchten weitere 1.000 Personen zu ihrer Bewachung. Laut Al-Baghdadia News hat sich Liwa Sumaism mit seiner Forderung bereits an die irakische Regierung gewendet. Derzeit sei nicht gewährleistet, dass Fundstätten und Museen zureichend vor auf Antikendiebstahl spezialisierten Banden geschützt werden. Das Ischtar-Tor war eines der Stadttore von Babylon und wurde während der Regentschaft von Nebukadnezar II. (605–562 v. Chr.) fertiggestellt. Viele Ziegel des Tors befinden sich seit 1930 im Vorderasiatischen Museum in Berlin, das Tor zählt dort zu den Hauptattraktionen.
"وزارة السياحة تطالب الحكومة توفير الحماية الكافية للاثار العراقية" ("Das Ministerium für Tourismus und Altertümer rief die Regierung auf, einen angemessenen Schutz für irakische Antiken zu bieten") (Al-Baghdadia News, 24.2.): http://www.albaghdadianews.com/politics/item/26382-NeAE%D8%A9-AkYOnAG%D8%A9-bZAkB-AkGKNL%D8%A9-bNJnE-AkGLAn%D8%A9-AkKAJn%D8%A9-kkAVAE-AkIEAjn%D8%A9.html
"Ancient Babylonian bricks stolen in Iraq" (The Art Newspaper, 26.2.): http://www.theartnewspaper.com/articles/Ancient-Babylonian-bricks-stolen-in-Iraq/28666

6.8.
Gerichtsurteil unterstreicht DGUF-Standpunkt "Lückenloser Herkunftsnachweis von Antiken"
Der Bundesfinanzhof hat in einem Urteil entschieden, dass einem Kläger die Ausfuhrgenehmigung für 32 antike Münzen der Zeit etwa 400 v. Chr. bis 500 n. Chr. zu erteilen sei, da es sich bei den Münzen nicht um archäologische Gegenstände im Sinne des Gesetzes handle (Bundesfinanzhof, 11. 12. 2012, VII R 33, 34/11). Im Kern der juristisch nachvollziehbaren Argumentation steht die Tatsache, dass alle Münzen als fundortlos bezeichnet wurden. "Archäologische Gegenstände" im Sinne des Gesetzes sind jedoch nur solche Objekte, die Erkenntnisse über vergangene Kulturen zu vermitteln vermögen, insbesondere etwa über deren Gebräuche, den damaligen technischen und künstlerischen Entwicklungsstand, politische und gesellschaftliche Strukturen, die Religion und dergleichen mehr. Gegenstände hingegen, die Erkenntnisse über vergangene Kulturen allenfalls illustrieren und deshalb für die Archäologie keine Bedeutung haben, sind keine "archäologischen Gegenstände". Wie das zuständige archäologische Fachamt bestätigte, handle es sich bei fundortlosen Münzen folglich nicht um archäologische Gegenstände. Das Urteil unterstreicht die von der DGUF erhobene Forderung nach einem lückenlosen Herkunftsnachweis für alle Objekte, gerade auch für Münzen, denn nur so kann verhindert werden, dass durch die schlichte Nicht-Nennung des tatsächlichen Fundortes Objekte legalisiert und handelbar werden.
"Kulturgüterschutz für alte Münzen" (Außenwirtschaftslupe, 6.3.): http://www.aussenwirtschaftslupe.de/recht/zoll/kulturgueterschutz-fuer-alte-muenzen-4853
DGUF-Standpunkt "Lückenloser Herkunftsnachweis beim Sammeln und Handeln von Antiken, auch von Münzen": http://www.dguf.de/index.php?id=157


7. Job-Themen und Personalia
7.1.
Wie erreiche ich einen Beruf in der Archäologie? Ein Video-Interview mit Raimund Karl
Die formalen Misslichkeiten der Videos vorab: Die Sprachqualität ist mäßig, ebenso die Bildqualität, der Interviewer führt das Gespräch formal nicht professionell, und das Ganze dauert eine Stunde. "Das Ganze", das ist ein Interview mit dem Österreicher Raimund Karl, der in Wales eine Professur für Archäologie inne hat. Er schildert seinen keinesfalls zielgerichtet windschnittigen Weg in den Beruf, stellt die Website Archäologieforum und insbesondere dessen nützliche und von ihm mitgegründete Jobbörse vor und geht näher auf Ergebnisse des Projekts "Discovering the Archaeologists of Europe" ein, eine Studie über die Bedingungen und den Arbeitsmarkt für Archäologen in Europa. Karl spricht über die Chance, den Weg vom Studium in den Beruf als Archäologe zu finden und umreißt mögliche Selbstoptimierungen. Behutsam kontrastiert er den seines Erachtens mehr leistungsorientierten (akademischen) Arbeitsmarkt in Großbritannien gegen die eher auf Seilschaften beruhenden Karrierewege im deutschsprachigen Raum. Abschließend begründet er, weshalb er sich jederzeit wieder auf den unsicheren Weg eines Archäologiestudiums machen würde. Ein insgesamt sehr persönliches und kurzweiliges Interview, in dem viel Kluges gesagt wird. Schülern in der Berufsfindungsphase, die mit einem Archäologiestudium liebäugeln, oder Studierenden in frühen Semestern sei es dringlich zum Anhören empfohlen. Wer Karls Lesehinweisen folgt und dann zusätzlich noch die bunte Palette der Diskussionsbeiträge zum Forums-Aufsatz "Die DGUF-Umfrage zum Ausbildungsprofil für Prähistorikerinnen und Prähistoriker" (Ach. Inf. 19, 1996, 149-154) in den Archäologischen Informationen 20, 1997 nachliest, ist gut gerüstet für die Entscheidung für oder gegen ein Archäologiestudium.
"Geist & Beruf im Gespräch mit Prof. Dr. Raimund Karl (Archäologe)" (27.1., 4 Teile, insges. ca. 58 min): http://www.geistundberuf.org/data/
Jobbörse im ArchaeologieForum: http://archaeologieforum.at/index.php/cb-jiob-anzeige
"Discovering the Archaeologists of Europe": http://discovering-archaeologists.eu/

7.2.
Archäologie an britischen Universitäten ein aussterbendes Fach?
Der britische Historiker Michael Braddick, Professor und Vize-Dekan an der Universität von Sheffield, nimmt im "Guardian" den Medien-Hype um die Entdeckung des vermutlichen Skeletts von Richard III. zum Anlass, auf die kritische Lage der Archäologie an britischen Universitäten aufmerksam zu machen. Der aktuelle Anlass zeige besonders handfest die Stärken der Archäologie: Sie habe es verstanden, sich mit modernen Naturwissenschaften zu verbinden und zugleich auch Emotionen anzusprechen. Sie habe sich damit sehr prominent in der öffentlichen Wahrnehmung platziert, durchaus zu ihrem Vorteil. Braddick weist jedoch warnend auf die Auswirkungen der neuen Regelwerke bei der staatlichen Finanzierung der Universitäten hin, die wesentlich an die Zahl von Studienanfängern gebunden seien. In der Archäologie sinke die Zahl der Neueinschreibungen, und innerhalb der Geisteswissenschaften sei die Archäologie vergleichsweise teuer (Räume, Labors, Gerätschaften). Auch andere kleine Fächer seien gefährdet. Zudem bestehe in der Konkurrenzsituation zwischen den autonom handelnden Universitäten die Gefahr, dass angesichts des Kostendrucks alle Universitäten die gleichen Entscheidungen träfen, d. h. ggf. die gleichen Fächer schließen könnten, anstatt konzertiert teure Fächer wenigstens an einzelnen Standorten zu erhalten. Aus den zahlreichen Kommentaren zu diesem Beitrag lernt man u. a., dass neben den generell unsicheren Berufsaussichten auch der de-facto-Zwang, nach dem B.A. einen M.A. zu absolvieren, vom Studium der Archäologie insgesamt abschrecke, denn die Gebühren für britische M.A.-Programme seien relativ hoch.
Michael Braddick: "Will the study of archaeology soon become a thing of the past?" (The Guardian, 19.2.): http://www.guardian.co.uk/higher-education-network/blog/2013/feb/19/archaeology-funding-student-decline-future
Dazu Paul Barford in seinem Blog (19.2.): http://paul-barford.blogspot.de/2013/02/will-study-of-archaeology-soon-become.html

7.3.
Harald Stadler zum Leiter des Instituts für Archäologien in Innsbruck ernannt
Seit 1. März ist Prof. Dr. Harald Stadler Leiter des Instituts für Archäologien in Innsbruck. Er folgt auf Prof. Dr. Walter Leitner. Stadler kündigte an, "eine neue Struktur" einzuführen, außerdem startet der gebürtige Osttiroler in diesem Monat das Projekt "Siedlungskammer Osttirol". Mit ihm will Stadler alle archäologischen Ergebnisse von der Steinzeit bis 1945 sammeln und zusammenführen. Neben Projekten im Osttiroler Raum befasst sich Harald Stadler u. a. auch intensiv mit Hochgebirgs- und Gletscherarchäologie. Er ist Herausgeber der institutseigenen Zeitschriftenreihen "Nearchos" und "Prearchos".
Mehr über Harald Stadler auf der Website der Universität Innsbruck: http://www.uibk.ac.at/urgeschichte/mitarbeiterinnen/harald-stadler/index.html.de
"Siedlungskammer Osttirol vor Start" (Tiroler Zeitung, 13.2.): http://www.tt.com/Tirol/6120755-2/siedlungskammer-osttirol-vor-start.csp
"Ein Leben für die Archäologie" (Kleine Zeitung, 23.2.): http://www.kleinezeitung.at/tirol/lienz/lienz/3253080/ein-leben-fuer-archaeologie.story


8. Und sonst …
8.1.
Vertrauen in die Archäologie stärken: Mit den Bürgern in Dialog treten und mehr Engagement in nicht-traditionellen Medien
Soll man als Bürger den Archäologen und Behörden glauben, die sich für ein Schatzregal stark machen, oder den Schatzsuchern, die sich ebenfalls in der Materie auszukennen scheinen und fordern, jedermann müsse ohne Beschränkung nach materiellen Hinterlassenschaften der Vergangenheit suchen und sie auch behalten dürfen? Soll man glauben, dass eine Ausgrabung im Stadtzentrum wirklich so lange dauern muss, wie es Archäologen behaupten, und die Umstände sowie Kosten bereitwillig mittragen? Denkmalbehörden und Archäologen sind in hohem Maß auf das Vertrauen der Bürger angewiesen. Das "Trust Barometer 2013" des PR-Konzerns Edelman zeigt in seiner jährlichen, repräsentativen Studie, die in 26 Märkten weltweit - darunter auch Deutschland - durchgeführt wurde, zwei interessante Tendenzen zu diesem Thema auf: Klassische Führungsstrukturen verlieren an öffentlichem Vertrauen, besagt der Report. Akademiker genießen zwar ein relativ hohes Vertrauen, nicht mehr aber die Institutionen, die Top-Down bestimmen wollen, was richtig ist, ohne sich mit Bürgern auf einen ernsthaften Dialog einzulassen. Edelman prägt den Begriff des "Inclusive Managements", das dadurch Vertrauen schaffe, dass Themen öffentlich gemacht und debattiert werden. Unverzichtbar für Vertrauensbildung sei es, den Bürgern zuzuhören und ihr Feedback auch zu berücksichtigen. Auch hinsichtlich der Kommunikation archäologischen Wissens über klassische Massenmedien (Fernsehen, Zeitung, Radio etc.) ergeben sich aus der Studie interessante Rückschlüsse: Menschen vertrauen nicht-traditionellen Medien in hohem Maße. Beispielsweise vertrauen die bis 44-Jährigen Informationen aus Suchmaschinen ungefähr genauso stark wie Informationen aus klassischen Massenmedien. Bei ihnen wächst auch das Vertrauen zu Informationen aus Social Media (Blogs, Tweets etc.) stark. Für die Archäologie ist das ein Indiz, verstärkt das Augenmerk auf Internet-Quellen zu richten und daran ggf. mitzuwirken: Ein fehlerhafter Wikipedia-Artikel zum eigenen Thema oder eine beim Marktführer Google hoch gerankte Website zu - sagen wir - dem Reiz des Schatzsuchens können starke Auswirkungen auf die öffentliche Wahrnehmung haben. Aber bloggende Archäologen gibt es im deutschsprachigen Raum nach wie vor viel zu wenige. Da wäre es zumindest ratsam, z. B. bei Wikipedia mitzuschreiben und im Internet eigene, gut verständliche und außerdem für Suchmaschinen gut auffindbare Informationen anzubieten.
2013 Edelman Trust Barometer: http://www.edelman.com/insights/intellectual-property/trust-2013/
"2013 Edelman Trust Barometer Finds a Crisis in Leadership" (Pressemeldung/Zusammenfassung, 9.1.): http://www.edelman.com/trust-downloads/press-release/

8.2.
Wie Defizite in der Kommunikation ein schlechtes Licht auf die Bodendenkmalpflege werfen können
Im Wurzelteller eines umgestürzten Baumes entdeckten Bürger im Jahr 2007 ein Schädelfragment und bargen es. Das Objekt erschien der Familie historisch relevant, und so versuchte sie, Fachleute zu informieren und von ihnen näheres über den Fund zu erfahren. Die erste Anlaufstation - Mitarbeiter eines Museums - bestimmte das Fragment als Teil eines Hundeschädels. Ein Museumsbesuch nährte Jahre später bei den Findern den Verdacht, dass diese Bestimmung falsch sein könnte. Das bestätigten Mitarbeiter des Neanderthal Museums dann im April 2012: der Knochen stammt vom Schädel einer älteren Frau. Nun besser beraten, sendeten die Finder ein Foto an die zuständige Dienststelle der staatlichen Bodendenkmalpflege. Deren Amtsleiter bestätigte die Bestimmung des Neanderthal Museums, doch ging er am selben Tag in Rente und verwies deshalb auf eine Kollegin, die sich dann Monate später, im Juli 2012, bei den Findern meldete. Fund und Fundstelle wurden registriert, mehr hörte die Familie vom Amt nicht. Wiederum Monate später und erst auf Nachfrage schrieb ihnen das zuständige Fachamt, dass der Schädel zur letzten Ruhe in ein Beinhaus gegeben werde. Zurück bleiben enttäuschte Bürger, die gerne mehr über ihren Fund und seine Hintergründe erfahren hätten. So geriet die Geschichte nun in den Lokalteil einer in der Region viel gelesenen Tageszeitung und wirft jetzt bei Nicht-Archäologen ein schlechtes Licht auf die amtliche Archäologie. Dabei hat - soweit aus dem Zeitungsbericht ersichtlich - die staatliche Archäologie fachlich nichts falsch gemacht. Nur an Zuwendung und zeitnahem Reagieren hat es gefehlt.
"Knochen-Fund gibt viele Rätsel auf" (Westdeutsche Zeitung, 28.2.): http://www.wz-newsline.de/lokales/wuppertal/stadtteile/barmen/knochen-fund-gibt-viele-raetsel-auf-1.1252469

8.3.
Archäologie gegenüber Nicht-Archäologen kommunizieren: Was man lieber sein lassen sollte
"Wir fanden überall sekundäre Knochendeponierungen" und "In der Kirche wurden zahlreiche Bestattungen angetroffen": Zwei Sätze aus dem echten Leben, die Archäologen in Interviews gegenüber Journalisten von sich gaben. Der erste ist für Nicht-Fachleute unverständlich, der zweite ist unfreiwillig komischer Jargon: Achtung, Untote! Solche Äußerungen machen sprachlich nur im Fachkollegenkreis Sinn, und die beiden Beispiele haben es auch nicht über das Aufnahmegerät der Reporterin hinaus geschafft. Journalisten können solche Äußerungen nämlich nicht zitieren, gute Beiträge für Fernsehen, Radio oder Zeitung resultieren aus solchen Interviews selten. Was also soll man lieber bleiben lassen, wenn man als Archäologe Nicht-Fachleuten das eigene Thema nahe bringen will? Beispielsweise sollte man nicht annehmen, das Publikum wolle und brauche eine Unterrichtsstunde in Ur- und Frühgeschichte. Und Journalisten, die eine erste Recherche-Anfrage stellen, wollen nicht die Folien der vergangenen Vorträge als Antwort gemailt bekommen. Weitere nützliche Tipps hat das Blog "don’t get caught".
"7 ineffective habits of scientists who communicate with public audiences" (don’t get caught, 19.2.): http://www.dontgetcaught.biz/2013/02/7-ineffective-habits-of-scientists-who.html
Empfehlungen der Euroscience-Arbeitsgruppe "Science Communication": http://www.euroscience.org/Tip_Sheets.html

8.4.
Hoffnung für Forschungsstelle Magdalensberg
Mit der Wahl am 3. März im österreichischen Bundesland Kärnten gibt es wieder Hoffnung für die Ausgrabungsstätte und das Museum auf dem Magdalensberg (wir berichteten im Newsletter vom 18.2.2013). Unter der vorherigen Regierung waren Mitarbeiter entlassen und die Bewachung nach den Öffnungszeiten eingestellt worden. Es drohte die komplette Schließung. Darauf durch die DGUF im Februar angesprochen, versprach der Landeshauptmann-Stellvertreter Dr. Peter Kaiser, dessen SPÖ jetzt die Wahlen deutlich gewonnen hat, die Zukunft des Museum bei den Koalitionsverhandlungen einzubringen. Kaiser schrieb am 18.2. an die DGUF: "Sie können sich sicher sein, dass die Zukunft des Landesmuseums Kärnten und des Magdalensbergs auf meiner Agenda für die bevorstehenden Koalitionsverhandlungen steht, und ohne mich zu wiederholen: eine Schließung des Magdalensbergs ist dabei keine Option."

8.5.
"Graben für Germanien. Archäologie unter dem Hakenkreuz": Eine Ausstellung im Focke-Museum Bremen
Nach einer neunmonatigen Schließung wegen Renovierung eröffnet das Bremer Focke-Museum sein saniertes Haupthaus mit einer Ausstellung (10.3.-8.9.), die das Zusammenwirken von Archäologie und NS-Staat aufarbeitet und bereits kontrovers diskutiert wird. Die Ur- und Frühgeschichtsforschung, die sich zuvor als gegenüber der Klassischen Archäologie benachteiligt empfunden hatte, erhielt in der Zeit des Nationalsozialismus dank erhöhter Aufmerksamkeit und Förderung neue Möglichkeiten, die einzelne Wissenschaftler beherzt nutzten. Der NS-Staat wiederum benutzte die Erkenntnisse zur Untermalung und weiteren Verbreitung seiner Ideologie, zur Unterstreichung der kulturellen Leistungen und der räumlichen Ausbreitung der Germanen. Die u. a. von der Kulturstiftung des Bundes mit 150.000 Euro geförderte Ausstellung verfolgt die Wirkungen der nationalsozialistisch geprägten Forschungen bis in die heutige Zeit: Manche der mit dem NS-Staat eng kooperierenden Archäologen konnten ihre Karrieren nach dem Zweiten Weltkrieg fortsetzen, manche suggestiven Germanen-Bilder aus der NS-Zeit zirkulieren vor allem in der rechten Szene bis heute. Für DGUF-Mitglieder eine besondere Ausstellung, wurde die DGUF doch 1969 gegründet, um sich der Wiederbelebung einer in der NS-Zeit schwer belasteten Zeitschrift und Wissenschaftler-Vereinigung entgegen zu stellen.
"Germanenkult: Focke-Museum zeigt, wie Archäologen eine Legende mitschufen. - Mythen, die bis heute wirken" (Kreiszeitung, 5.3.): http://www.kreiszeitung.de/lokales/bremen/mythen-heute-wirken-2782837.html
"Gespräch mit Uta Halle: Graben für Germanien" (Radio Bremen, 31.1., Audio, 6:02 min): http://www.radiobremen.de/kultur/ausstellungen/graben-germanien104.html
"Streit um Archäologie im Dritten Reich. Wikinger jetzt nazifrei" (TAZ, 1.3.): http://www.taz.de/Streit-um-Archaeologie-im-Dritten-Reich/!112090/
"Schloss Gottorf: Wenn zwei Museen sich streiten" (shz.de, 8.3.): http://www.shz.de/artikel/artikel/wenn-zwei-museen-sich-streiten.html

8.6.
Fokus Jungsteinzeit 3: Kritische Bilanz zur taphonomischen Forschung in der Archäologie
Der Bericht der Jahrestagung 2010 der AG Neolithikum in Nürnberg zum Thema "Taphonomie" ist erschienen. Er trägt auf räumlich wie chronologisch breiter Grundlage in 17 Beiträgen den aktuellen Stand der Methoden und Erkenntnisse zu taphonomischen Fragestellungen zusammen, ein gedanklicher Ansatz, der erst in den 1960er bis -80er Jahren aus der Geologie in die vornehmlich englischsprachige Archäologie eindrang. Rund 20 Jahre nach ihrer Arbeit zur archäologischen Taphonomie, die als Standardwerk der deutschsprachigen archäologische Literatur zu diesem Thema angesehen werden kann, zieht Ulrike Sommer in diesem Tagungsband eine kritische Bilanz zur taphonomischen Forschung in der Archäologie. Der Tagungsband zeigt die Möglichkeiten auf, die eine taphonomie-orientierte Arbeitsweise bietet. Indem die bislang tatsächlich umgesetzten Ansätze dargestellt und bestehende Defizite identifiziert werden, möchte der Tagungsband die weitere Entwicklung dieses Forschungsfeldes mit neuen Impulsen beleben.
Thomas Link, Dirk Schimmelpfennig (Hrsg.), Taphonomische Forschungen (nicht nur) zum Neolithikum. Fokus Jungsteinzeit - Berichte der AG Neolithikum 3, 2012. Welt und Erde Verlag, ISBN 978-3-938078-12-9.
http://weltunderde.com/b%C3%BCcher/fokus-jungsteinzeit/band-3/

8.7.
Viele archäologische Institutionen in Deutschland lehnen die geplante Novelle der "PSI-Richtlinie" der EU zum Umgang mit staatlichen Daten ab
Die PSI-Richtlinie der EU (2003/98/EG) wurde 2003 verabschiedet; sie regelt die Weiterverwendung von Informationen, die staatsfinanziert im öffentlichen Sektor gewonnen und vorgehalten werden. Das Europäische Parlament hat dazu Ende 2011 einen Vorschlag zur Novellierung veröffentlicht, der weit über die geltende Fassung hinausgeht. Um vorhandene Daten auch ökonomisch besser verwerten zu können, sollen nach Meinung der EU öffentliche Institutionen ihre digitalen Informationen veröffentlichen und so vorhalten, dass sie durch Dritte leichter und auch kommerziell genutzt werden können. Der Deutsche Verband für Archäologie, ICOM Deutschland und der Verband der Landesarchäologen haben im Rahmen der EU-üblichen Verfahren dazu im Laufe des Januars 2013 Stellungnahmen verfasst, die jetzt auf der Website des Verbands der Landesarchäologen öffentlich einsehbar sind. Bei Unterschieden im Detail wenden sich die drei Verbände gegen die geplante Novellierung, weil sie nur mit hohem Kostenaufwand umzusetzen sei, Urheberrechte und bestehende Vereinbarungen mit Dritten tangiere und ggf. verletze, und der Privatwirtschaft gegenüber dem öffentlichen Sektor so weitgehende Vorteile verschaffe, dass von einer Quersubventionierung durch staatliche Institutionen gesprochen werden könne. Die drei Stellungsnahmen plädieren für den Erhalt des Ist-Zustandes.
Vorschlag des Europäischen Parlaments zur Novellierung der EU-Richtlinie 2003/98/EG (12.12.2011): http://ec.europa.eu/information_society/policy/psi/docs/pdfs/directive_proposal/2012/de.pdf
Die gesammelten Stellungnahmen auf der Website des Verbands der Landesarchäologen (März 2012): http://www.landesarchaeologen.de/verband/empfehlungenresolutionen/

8.8.
Wikipedia erzeugt archäologische Kartierungen aus georeferenzierten Lexikonartikeln
Dass die amtliche Archäologie mit dem weit verbreiteten Geheimhalten von Fundplatzkoordinaten erhebliche Wirkungsmöglichkeiten in die Öffentlichkeit versäumt, ist keine neue These, siehe z. B. ein im Herbst 2011 erschienenes "Forum" in den Archäologischen Informationen (32, 2009, 115-117). Doch statt die Auswirkungen der nahen digitalen Zukunft bzw. Gegenwart zu diskutieren, herrscht im Fach weithin versammeltes Schweigen. Jetzt ist das Thema mit ehrenamtlichem Engagement bahnbrechend aufgerollt worden: Wikipedianer, die die Artikel zu den Denkmälern des Limes betreuen, haben inzwischen alle ortsbezogenen Artikel georeferenziert und nun neu die Möglichkeit geschaffen, daraus auch Kartierungen mit mehreren Orten zu schaffen - in diesem Fall eine Kartierung des Limesverlaufs. Im Kontext des Projekts Wikidata erfolgt die Entwicklung der nötigen Software; der aktuelle, weit fortgeschrittene Stand wurde auf der Tagung "Wikidata trifft Archäologie 2013", die am 16.3. in Berlin stattfand, vorgestellt. Sobald diese neuen Werkzeuge in der Wikipedia das derzeitige Beta-Test-Stadium überschritten haben, steht anderen archäologischen Kartierungen aus und in "Laien"-Hand" keine Hürde mehr entgegen. Das Fach ist nun vor vollendete Tatsachen gestellt worden.
"Wikipedia:Wikidata trifft Archäologie 2013" (16.3.): http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Wikidata_trifft_Arch%C3%A4ologie_2013
René Voorburg: "vici.org - Mapping the Roman Empire from Home": http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Wikidata_trifft_Arch%C3%A4ologie_-_vici.org_-_Voorburg.pdf
Hartmann Linge: "7 Jahre Wikipedia-Limesprojekt. Bilanz, Probleme und Perspektiven. Geocoding und Geo-Data-Sharing. Anmerkungen zur Limeskarte": http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Wikidata_trifft_Arch%C3%A4ologie_-_Wikipedia-Limesprojekt_-_Linge.pdf


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