DGUF-Newsletter vom 22.2.2016

DGUF-Newsletter vom 22.2.2016

1. DGUF-Nachrichten
1.1. DGUF-Tagung 2016 "Archäologie & Macht. Positionsbestimmungen für die Zukunft der Vergangenheitsforschung" (Berlin, 5.-8.5.; CfP bis 7.3.)
1.2.Die DGUF sucht eine Schatzmeisterin/einen Schatzmeister
1.3. "Tübinger Thesen zur Archäologie" jetzt auch in englischer Fassung. Zeichnung auch anonymisiert möglich
1.4. DGUF startet Twitterkanal
1.5. Niedersachsen: Für Denkmalschutz zuständige Ministerin hält Aussetzung des Verursacherprinzips nicht für bedenklich
1.6. DGUF fragt nach: Was ist aus den Versprechen zum Denkmalschutzgesetz NRW geworden?

2. Tagungen und Veranstaltungen
2.1. "Roman Networks in the West - Approaches and Perspectives in Roman Archaeology between Moselle, Meuse and Rhine" (Kommern, 10.-11.3.)
2.2. "Frozen Pasts". 4th International Glacial Archaeology Symposium (Innsbruck, 12.-16.10.)
2.3. 22. Jahrestagung der EAA (Vilnius, 31.8.-4.9.; CfP bis 1.3.)
2.4. Gemeinsame Jahrestagung von MOVA und WSVA (Chemnitz, 29.3.-1.4.)
2.5. Flechtwerk-Seminar für Studierende und Berufseinsteiger (Burg Cucagna, Italien, 19.-26.3., Anmeldung bis 29.2.)
2.6. Archäologentage in Otzenhausen (Saarland) vom 14.-17.4.

3. Forschung
3.1. Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"
3.2. Aktuelle Ausgrabungen in den Medien
3.3. Aktuelle Forschung in den Medien
3.4. Öffentliche Debatte um Abstammung der Iren aus Anatolien und vom Schwarzen Meer: Willkommen im neuen Biologismus!
3.5. Must Farm: eine englische Ausgrabung mit sensationell erhaltenen Befunden und ausgezeichneter Öffentlichkeitsarbeit
3.6. Neolithisches Feuersteinbergwerk in Thüringen entdeckt
3.7. Bissingen (Baden-Württemberg): Die seltsame Heraushebung eines einzelnen frühmittelalterlichen Grabfundes
3.8. Schweden im Frühjahr 480 n. Chr.: Massaker auf Öland
3.9. Lesenswert: Jörg Feuchters Thesen zum Thema Genetik & Geschichte
3.10. Neu umrissen: LALIA, die "Spätantike Kleine Eiszeit"
3.11. "Ötzi" hilft die Besiedlungsgeschichte Europas zu rekonstruieren.

4. Kulturgutschutz
4.1. Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
4.2. Illegale Sondengänger im neu entdeckten Römerlager bei Wilkenburg (Hannover)
4.3. DASV fordert stärkere Einbindung des Kulturgüterschutzes in die universitäre Lehre
4.4. Kulturgutschutzrecht: 1. Lesung des Gesetzentwurfs im Deutschen Bundestag am 18.2.
4.5. Thema "Denkmalschutz" in der Deutschlandfunk-Reihe "Korrespondenten berichten"

5. Ausbildung, Job-Themen und Personalia
5.1. Wolfgang Neubauer ist Österreichs "Wissenschaftler des Jahres 2015"
5.2. Rainer Schregs "Archaeologik" zum "Wissenschafts-Blog des Jahres 2015" gewählt
5.3. Erneuter Fall von Lohndumping: Volontariat beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe
5.4. 2,25 Euro brutto Stundenlohn beim LVR-Römermuseum Xanten
5.5. Jordanien: Der Archäologe Thomas Weber-Karyotakis baut Kulturzentrum in Umm al-Jimal auf

6. Open Access & Open Data
6.1. Archäologische Informationen 11, 1988, neu im Open Access
6.2. British Museum digital für Jedermann kostenfrei zugänglich
6.3. Geisteswissenschaften als IT- & Archivierungs-Pioniere?

7. Reform der Bodendenkmalpflege in Italien
7.1. Abbau beim Umbau? Reform der italienischen Archäologie geplant
7.2. Die italienische Archäologin Valeria Boi kommentiert die geplante Reform der Bodendenkmalpflege in Italien

8. Bürger und Archäologie / Citizen Science
8.1. 1 Mio. US-Dollar für Citizen-Science-Plattform: "Space Archaeologist" Sarah Parcak will beim Kampf gegen Raubgräber helfen
8.2. Turkana-See (Kenia): Citizen-Science-Projekt "Fossil Finder" kann nach wenigen Monaten 40.000 Analysen vorweisen

9. Und sonst …
9.1. Bestätigt: Neuer Indiana-Jones-Film geplant
9.2. Hilfreiches Papier zu Nutzung und Einsatz von RSS
9.3. Neun Wege, um die Pyramiden von Gizeh wieder großartig zu machen
9.4. Wie sucht man wissenschaftliche Literatur effizient und zielführend in Bibliothekskatalogen?
9.5. "The true size of ...": Einfacher bildlicher Vergleich der Fläche von Staaten
9.6. "Skandalöser" Streit um Pfahlbauten in der Schweiz
9.7. Siebeneinhalb Monate später: Neue Siegerlisten des Winckelmann Cups 2015 publiziert
9.8. Schluss machen mit einem Archäologen: Pros und Cons
9.9. "Vielseitig, verständlich sowie kurz genug": Marc-Denis Weitzes und Wolfgang M. Heckls Buch "Wissenschaftskommunikation"
9.10. Erfahrungsbericht: Video-Livestream vom Community Abend ins Museum mit Hilfe von Periscope
9.11. Rainer Schreg (RGZM) plädiert für eine angewandte Archäologie
9.12. Sind Rezensionsexemplare bald illegal?

10. Impressum und Redaktionshinweise


1. DGUF-Nachrichten
1.1.
DGUF-Tagung 2016 "Archäologie & Macht. Positionsbestimmungen für die Zukunft der Vergangenheitsforschung" (Berlin, 5.-8.5.; CfP bis 7.3.)
Wie kann und wie muss sich die Archäologie in gesamtgesellschaftliche Debatten einbringen, damit das Fach und die Erforschung der Vergangenheit eine tragfähige Zukunft haben? Das ist eine Kernfrage der kommenden DGUF-Tagung 2016. Wir wollen Positionsbestimmungen der Archäologie und der Bewahrer des kulturellen Erbes vornehmen, Handlungsfelder umreißen und so eine Agenda aufzustellen beginnen für ein Fach, das sich derzeit in einem umfassenden Wandlungsprozess befindet. Die Tagung findet vom 5.-8.5. auf Einladung der Staatlichen Museen zu Berlin/ Stiftung Preußischer Kulturbesitz im "Berliner Kulturforum" am Potsdamer Platz statt. Vorschläge für Präsentationen können – verlängert – bis 7.3. eingereicht werden. Zu den bereits bestätigten Vortragenden gehören u. a. Prof. Dr. E. Gringmuth-Dallmer (ehem. RGK und Humboldt-Univ. Berlin), Prof. Dr. C. Holtorf (Univ. Kalmar), Dr. S. Hüglin (Executive Board EAA), Dr. N. Nieszery (MdL Meckl.-Vorpomm.), Dr. Th. Otten (Referatsleiter Denkmalschutz NRW), Dr. Th. Reitmaier (Vizepräsident "Archäologie Schweiz") und Prof. Dr. St. Winghart (Präsident Nds. Landesamt f. Denkmalpflege).
Deutsche Tagungswebsite "Archäologie & Macht. Positionsbestimmungen für die Zukunft der Vergangenheitsforschung": http://www.dguf.de/index.php?id=383
Englische Tagungswebsite "Archaeology and Power. Positionings for the future of researching the past": http://www.dguf.de/index.php?id=391
Liste der bereits bestätigten Vortragenden: http://www.dguf.de/index.php?id=392
Offizieller Hashtag der Tagung: #dguf2016

1.2.
Die DGUF sucht eine Schatzmeisterin/einen Schatzmeister
Zur Verwaltung unserer Kasse und Buchführung über die Einnahmen und Ausgaben suchen wir eine Schatzmeisterin bzw. einen Schatzmeister. Für diese Position sind kaufmännische Kenntnisse und rechnerisches Geschick wichtig, Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit und Sorgfalt. Archäologisches Fachwissen ist keine Voraussetzung. Der Posten ist im erweiterten Vorstand angesiedelt und wie alle Tätigkeiten in der DGUF ein Ehrenamt. Es gibt dafür die Möglichkeit, persönliche Kontakte mit Archäologen aufzubauen und spannende Erfahrungen mit der Arbeit der DGUF zu machen. Die Tätigkeit wird ab Mai 2016 benötigt. Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldungen bzw. wenn Sie unsere Ausschreibung in Ihre Netzwerke weitergeben!
http://www.dguf.de/index.php?id=393

1.3.
"Tübinger Thesen zur Archäologie" jetzt auch in englischer Fassung. Zeichnung auch anonymisiert möglich
Die Archäologien sind gegenwärtig erfasst von einem gesellschaftlichen Wandlungsprozess, in dem die Akteure klug handeln sollten, wenn sie weiterhin oder wieder integraler Bestandteil der Gesellschaft sein wollen, ausgestattet mit einer angemessenen finanziellen, personellen und regulativen Basis. Das war der Grundtenor der zurückliegenden DGUF-Tagung 2015, und auf ihm basieren die "Tübinger Thesen zur Archäologie". Von den meisten Tagungsteilnehmern mitformuliert und unterzeichnet, können die Thesen auch weiterhin unterzeichnet werden - unabhängig einer DGUF-Mitgliedschaft und unabhängig von einer formalen Ausbildung als Archäologin/Archäologe etc. Auf vielfachen Wunsch ist es seit Februar auch möglich, so zu unterzeichnen, dass der DGUF Ihr Name bekannt ist, wir Ihnen aber zusichern, diesen nicht zu veröffentlichen und niemandem außerhalb des DGUF-Vorstandes bekannt zu machen (anonymisierte Unterzeichnung). Dank der ehrenamtlichen Übersetzung des DGUF-Auxiliars Folkert Tiarks (TopTransArchaeo Translations) könnten wir die Thesen nun auch in englischer Fassung publizieren.
Tübinger Thesen zur Archäologie mit allen Informationen zur Unterzeichnung: http://www.dguf.de/index.php?id=382
Tübingen Theses on archaeology: http://www.dguf.de/index.php?id=389
Aktuelle Unterzeichner der Tübinger Thesen zur Archäologie: http://www.dguf.de/index.php?id=394
Offizieller Hashtag: #TübingerThesen

1.4.
DGUF startet Twitterkanal
Um mehr Menschen näher an die DGUF zu bringen und um z. B. adäquater von eigenen Veranstaltungen twittern und mit Nutzern interagieren zu können, hat die DGUF am 20.2. einen Twitterkanal gestartet. In deutscher und – wo sinnvoll – englischer Sprache wollen wir unsere Follower über Aktuelles informieren – schneller als dieser Newsletter, aber natürlich in nur 140 Zeichen.
http://www.twitter.com/dguf1969

1.5.
Niedersachsen: Für Denkmalschutz zuständige Ministerin hält Aussetzung des Verursacherprinzips nicht für bedenklich
Das Landesparlament von Niedersachsen hatte im November 2015 zu Gunsten des Baus von Flüchtlings- und Asylbewerberheimen das Verursacherprinzip im Denkmalschutzgesetz ausgesetzt. Die DGUF hatte sich zuvor beim Ministerpräsidenten und bei den Landtagsfraktionen dafür eingesetzt, die Regelungen aufrecht zu erhalten und vielmehr auf bestehende, erprobte Lösungswege zur schnellen Identifikation von "archäologiefreien" Bauarealen zu setzen (DGUF-Newsletter vom 28.12.2015 Punkt 1.6.). Am 29.1. hat die zuständige Ministerin für Wissenschaft und Kultur, Dr. Gabriele Heinen-Kljajić, auf die Intervention der DGUF geantwortet. Sie hält die Auswirkungen der Gesetzesänderung auf den Denkmalschutz nicht für bedenklich. Auf die von der DGUF eingebrachte These, es gebe in Niedersachsen hinreichend viele archäologiefreie Flächen, welche die Unteren Denkmalschutzbehörden rasch identifizieren könnten - nach unserer Überzeugung ein guter Lösungsansatz -, geht die für den Denkmalschutz zuständige Ministerin nicht ein. Ebenso geht sie nicht auf den Hinweis ein, dass es in Niedersachsen zahlreiche funktionslos gewordene Kasernen gibt, die für eine Umnutzung als Flüchtlingsheime bereit stünden. Aus dem Protokoll der Parlamentssitzung vom 11.11.2015, auf der das Gesetz verabschiedet wurde, geht hervor, dass Heinen-Kljajić sich dort auch nicht für die Aufrechterhaltung des Denkmalschutzes ausgesprochen hat. Die DGUF-Vorsitzende Diane Scherzler sagte: "Die für den Denkmalschutz zuständige Ministerin hat sich weder für ihr Ressort eingesetzt, noch geht sie auch mit nur einem Wort auf konkret angebotene Lösungsansätze ein, welche die DGUF und auch der Verband der Landesarchäologen der Bundesrepublik Deutschland gemacht haben. In meinen Augen hat sie hier auf ganzer Linie versagt."
http://www.dguf.de/index.php?id=380

1.4.
DGUF fragt nach: Was ist aus den Versprechen zum Denkmalschutzgesetz NRW geworden?
Im Jahr 2013 wurde die Förderung der Baudenkmalpflege in NRW auf Kredite umgestellt. Zwischen Gegnern wie Befürwortern dieser neuen Art der Denkmalförderung herrschte damals Einigkeit, dass man nach zwei Jahren die kreditbasierten Denkmalförderprogramme der NRW.Bank evaluieren solle, um deren Nutzung, Nutzen und Wirkungen zu überprüfen. Die DGUF hat am 10.1. förmlich nachgefragt, wie weit diese Evaluation vorangeschritten ist. Mit interessantem Erfolg: Schweigen von den beiden Regierungsfraktionen in NRW, einer formelhaften und aussagearmen Rückmeldung der CDU (12.1.) und einem von Sachkenntnis und Problembewusstsein getragenen Antwortschreiben der Piratenfraktion (28.1..). Aus den Parlamentsprotokollen des Landtags von NRW geht hervor, dass das Thema vom zuständigen Ausschuss seit langem nicht behandelt wurde. Indes hat der de iure nicht zuständige Kulturausschuss das Thema behandelt; danach ist offensichtlich, dass die Kreditangebote NRW.Bank - wie z. B. schon bei Siegmund & Scherzler (2014, 157 f.) vorhergesagt - von Privatleuten (Baudenkmäler in selbstgenutztem Wohneigentum) nicht angenommen werden, d. h. eine staatliche Förderung des Denkmalerhalts hier praktisch nicht mehr stattfindet.
http://www.dguf.de/index.php?id=390
Siegmund, F. & Scherzler, D. (2014). Archäologie und Baudenkmalpflege in Nordrhein-Westfalen 2014 - ein Jahr nach dem Ringen gegen Mittelkürzungen und für eine bessere gesetzliche Grundlage. Archäologische Informationen 37, 153-180: http://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/article/view/18193


2. Tagungen und Veranstaltungen
2.1.
"Roman Networks in the West - Approaches and Perspectives in Roman Archaeology between Moselle, Meuse and Rhine" (Kommern, 10.-11.3.)
Die Tagung möchte die Situation der römischen Archäologie im Rheinland analysieren, besondere Herausforderungen identifizieren und Strategien zu ihrer Lösung erarbeiten. Die bestehenden Forschungsnetzwerke sollen über die Instituts-, Fach- und Landesgrenzen hinaus erweitert werden. Am Samstag (12.3.) findet eine Exkursion zu römischen Denkmälern in der Eifel statt. Die Tagungsgebühr beträgt 50 Euro (ermäßigt 30 Euro), eine verbindliche Anmeldung ist noch bis zum 26.2.
http://www.bodendenkmalpflege.lvr.de/de/aktuelles/veranstaltungen/roman_networks.html

2.2.
"Frozen Pasts". 4th International Glacial Archaeology Symposium (Innsbruck, 12.-16.10.)
Hauptthemen der Tagung sind: Glacial Archaeology - finds & sites, methods, surveys & analysis; Climate Change - past & present climates - proxy data, methods and results; Frozen Sites - multidisciplinary approaches; Conservation and Preservation - issues and developments; Frozen Pasts - the ecology & ethnography of Glacial Archaeological sites. Die Vorträge sind 20-30 Minuten lang, Tagungssprache ist Englisch.
Call for Papers: http://www.uibk.ac.at/urgeschichte/mitarbeiterinnen/harald-stadler/frozen-pasts/frozen-pasts-call-for-papers-1.pdf
Frozen Pasts bei Facebook: https://www.facebook.com/pages/Frozen-Pasts/218294865005314

2.3.
22. Jahrestagung der EAA (Vilnius, 31.8.-4.9.; CfP bis 1.3.)
Nachdem zunächst die Sektionen für die EAA 2016 festgelegt wurden, können seit ca. Weihnachten und verlängert bis 1.3. einzelne Vorträge und Poster eingereicht werden. Unter den 117 angenommenen Sessions und Round Tables auch: In Fortschreibung der von der DGUF zur EAA 2014 in Istanbul federführend organisierten Session zum Thema Open Access und Open Data nun die von Frank Siegmund co-organisierte Session TH3-03 "Open Access and Open Data in Archaeology: Following the ARIADNE thread", sowie die Session "Foresight and Horizon Scanning: the future of the past in Europe" zum Thema Gesellschaftswandel und dessen Auswirkungen auf die Archäologien bzw. deren nötige Anpassungen an diese Prozesse.
http://eaavilnius2016.lt/
"Abstract nr. TH3-03: Open Access and Open Data in Archaeology: Following the ARIADNE thread": http://eaavilnius2016.lt/wp-content/uploads/2015/12/11.pdf
"Abstract nr. TH2-05: Foresight and Horizon Scanning: the future of the past in Europe": http://eaavilnius2016.lt/wp-content/uploads/2015/12/33.pdf

2.4.
Gemeinsame Jahrestagung von MOVA und WSVA (Chemnitz, 29.3.-1.4.)
Der Mittel- und Ostdeutsche sowie der West- und Süddeutsche Verband für Altertumsforschung e. V. richten ihre jeweilige Jahrestagung gemeinsam aus, und zwar vom 29.3.-1.4. im Staatlichen Museum für Archäologie in Chemnitz. Am letzten Tag wird eine Exkursion in die Umgebung angeboten.
http://mova-online.de/anmeldung-22-jahrestagung/

2.5.
Flechtwerk-Seminar für Studierende und Berufseinsteiger (Burg Cucagna, Italien, 19.-26.3., Anmeldung bis 29.2.)
Auf der intensiv erforschten und mit hist. Baumaterialien wiederhergestellten mittelalterlichen Burg Cucagna im Friaul widmet sich der experimentelle Workshop "Traditionelle Gebäudestrukturen: Flechtwerk" der Verwendung natürlicher organischer Rohstoffe beim Bau und der Ausstattung einer Burg. Zum Kurs gehören die Auswahl, Sammlung und Vorbereitung der Rohstoffe, die Anwendung verschiedener Flechtmethoden und ihr Test auf Eignung im Innen- oder Außenbereich wie etwa für Mobiliar, Wände, Raumteiler oder Zäune. Das internationale, fächerübergreifende Team führt in die Rohmaterialien, ihre Sammlung und Kultivierung sowie traditionelle Verarbeitungsmethoden unter Berücksichtigung aktueller Anwendungen und des regionalen Korbflechter- und Zimmererhandwerks ein. Vorträge, Videos, Exkursionen und eine Abschlussprüfung zum Nachweis erworbener Kenntnisse ergänzen das Programm. Der Kurs ist jungen Berufstätigen und Studenten offen; benötigt werden gute Englischkenntnisse, handwerkliche Begabung, praktische Erfahrung im Zusammenhang mit Bauprojekten und/oder archäologischen Ausgrabungen, fachübergreifendes und eigenständiges Denken.
Informationen zu Zugangsvoraussetzungen und Anmeldung: http://www.chucco-zucco.eu/index.php/en/

2.6.
Archäologentage in Otzenhausen (Saarland) vom 14.-17.4.
Die Europäische Akademie Otzenhausen lädt zu den dritten Archäologentagen in Otzenhausen ein. Geplant sind 22 Vorträge (plus Führungen, den Abschluss bildet eine Exkursion nach Belgien. Die Referenten präsentieren aktuelle Forschungen im Saarland, dem Elsass und der Wallonie sowie in Rheinland-Pfalz, Luxemburg und Lothringen. Neben Fachkollegen und Studierenden sind ganz ausdrücklich auch an der Archäologie interessierte Bürgerinnen und Bürger willkommen.
http://www.eao-otzenhausen.de/veranstaltung/detail/archaeologentage-2016/


3. Forschung
3.1.
Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"
Karl, R. (2016). Wir stehen drauf! Österreich, die Faro-Konvention und archäologische Bürgerbeteiligung. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 21. Febr. 2016.
van de Velde, P. & Amkreutz, L. (2016). Book review: Cziesla, E. & Ibeling, T. (eds.) (2014). Autobahn 4. Fundplatz der Extraklasse. Archäologie unter der neuen Bundesautobahn bei Arnoldsweiler. Archäologische Informationen, Early View, published online 19 Febr 2016.
Karl, R. & Möller, K. (2016). Empirische Untersuchung des Verhältnisses der Anzahl von MetallsucherInnen im deutsch-britischen Vergleich. Oder: wie wenig Einfluss die Gesetzeslage hat. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 13. Febr. 2016.
Kurzmann, P. (2016). Die Plejaden in Gold auf einem keltischen Schwert. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 9. Febr. 2016.
Meents, K. (2016). Rezension zu: Martin, Toby F. (2015). The Cruciform Brooch and Anglo-Saxon England (Anglo-Saxon Studies 25). Woodbridge: Boydell & Brewer. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 9. Febr. 2016.
Rambuscheck, U. (2016). Lebendige Archäologie – stereotype Geschlechterbilder? Archäologisches Reenactment und Living History aus der Geschlechterperspektive. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 9. Febr. 2016.
Mischka, C. (2016): Rezension zu: Th. Link & D. Schimmelpfennig (Hrsg.), No future? Brüche und Ende kultureller Erscheinungen. Fallbeispiele aus dem 6.-2. Jahrtausend v. Chr. Fokus Jungsteinzeit 4 (Berichte der AG Neolithikum). Welt und Erde Verlag, Kerpen-Loogh 2014. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 24. Jan. 2016.
http://www.dguf.de/index.php?id=9

3.2.
Aktuelle Ausgrabungen in den Medien
Groß Fredenwalde (Brandenburg): "Steinzeit-Friedhof begeistert Archäologen" (Spiegel, 11.2.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/brandenburg-steinzeit-friedhof-begeistert-archaeologen-a-1076945.html
"A Mesolithic pit house on the Isle of Man" (Pressemeldung Oxford Archaeology, 3.2.): http://oxfordarchaeology.com/news/oanorth-news/423-a-mesolithic-pit-house-on-the-isle-of-man
"Grabungen der Villa Rustica in Gambach bei Münzenberg (Hessen)" (Pressestelle Wetterauskreis, 2.2.; Video, 5:17 Min.): https://www.youtube.com/watch?v=vFY7fIL5tuE
Alaska: "As the Arctic Erodes, Archaeologists Are Racing to Protect Ancient Treasures" (Smithsonian Magazine, 26.1.): http://www.smithsonianmag.com/science-nature/arctic-erodes-archaeologists-are-racing-protect-ancient-treasures-180957933/?utm_source=facebook.com&no-ist
"Funde aus einer Pfahlbausiedlung bei Bodmann-Ludwigshafen: Rekonstruierte Wandmalereien der Jungsteinzeit aus dem Bodensee" (SWR, 20.1.): http://www.swr.de/swr2/archaeologen-und-restauratorinnen-des-landesamtes-fuer-denkmalpflege-praesentieren-sensationelles-ergebnis-rekonstruierte-wandmalereien-der-jungsteinzeit-aus-dem-bodensee/-/id=7576/did=16823672/nid=7576/1n2l9b5/index.html
"Archaeologists discover world's oldest tea buried with ancient Chinese emperor" (Independent, 10.1.): http://www.independent.co.uk/news/science/archaeology/archaeologists-discover-worlds-oldest-tea-buried-with-ancient-chinese-emperor-a6805171.html
"Archaeologists Return to Neanderthal Cave as ISIS Pushed from Iraq" (Livescience, 4.1.): http://www.livescience.com/53248-archaeologists-return-to-iraq.html

3.3.
Aktuelle Forschung in den Medien
"Ein früher Vorläufer des 'Surströmming'. Fermentierter Fisch im steinzeitlichen Schweden" (NZZ, 19.2.): http://www.nzz.ch/wissenschaft/archaeologie/fermentierter-fisch-im-steinzeitlichen-schweden-1.18697705
"World famous ancient Siberian Venus figurines 'are NOT Venuses after all'" (The Siberian Times, 18.2.): http://siberiantimes.com/science/casestudy/features/f0213-world-famous-ancient-siberian-venus-figurines-are-not-venuses-after-all/
"Neanderthals mated with modern humans much earlier than previously thought, study finds" (Pressemeldung Cold Spring Harbor Laboratory, 17.2.): http://www.cshl.edu/news-and-features/neanderthals-mated-with-modern-humans-much-earlier-than-previously-thought-study-finds.html und "Mensch und Neandertaler paarten sich vor 100 000 Jahren" (Süddeutsche Zeitung, 17.2.): http://www.sueddeutsche.de/wissen/evolution-mensch-und-neandertaler-paarten-sich-vor-jahren-1.2867150
"Mystery 'hobbits' not humans like us: study" (Phys.org, 15.2.): http://phys.org/news/2016-02-mystery-hobbits-humans.html
Südafrika: "Sterkfontein Caves produce two new hominin fossils" (Pressemeldung University of the Witwatersrand, 11.2.): https://www.wits.ac.za/news/latest-news/research-news/2016/2016-02/sterkfontein-caves-produce-two-new-hominin-fossils.html
"Clues about human migration to Imperial Rome uncovered in 2,000-year-old cemetery" (Pressemeldung PLOS, 10.2.): http://www.eurekalert.org/pub_releases/2016-02/p-cah020516.php
Australopithecus sediba: "Früher menschlicher Vorfahre konnte nicht mehr kräftig zubeißen" (Pressemeldung Universität Wien, 8.2.): http://medienportal.univie.ac.at/presse/aktuelle-pressemeldungen/detailansicht/artikel/frueher-menschlicher-vorfahre-konnte-nicht-mehr-kraeftig-zubeissen/
"Eiszeitliche DNA gibt Hinweise auf beträchtliche Bevölkerungsumwälzung am Ende des Pleistozäns" (Pressemeldung Universität Tübingen, 4.2.): http://www.uni-tuebingen.de/aktuelles/pressemitteilungen/newsfullview-pressemitteilungen/article/eiszeitliche-dna-gibt-hinweise-auf-betraechtliche-bevoelkerungsumwaelzung-am-ende-des-pleistozaens.html und "Besiedlung Europas: Die große Wanderung begann vor 50.000 Jahren" (Spiegel, 4.2.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/dna-analyse-die-grosse-wanderung-begann-vor-50-000-jahren-a-1075729.html
Fundstelle Schöningen: "Der frühe Mensch wurde lange unterschätzt" (Pressemeldung Universität Tübingen, 28.1.): http://www.uni-tuebingen.de/aktuelles/pressemitteilungen/newsfullview-pressemitteilungen/article/der-fruehe-mensch-wurde-lange-unterschaetzt-1.html
Turkana-See (Kenia): "Prehistoric Massacre Hints at War Among Hunter-Gatherers" (The New York Times, 20.1.): http://www.nytimes.com/2016/01/21/science/prehistoric-massacre-ancient-humans-lake-turkana-kenya.html?smid=tw-nytimes&smtyp=cur&_r=0
"Grisly find suggests humans inhabited Arctic 45,000 years ago" (Science Magazine, 14.1.): http://www.sciencemag.org/news/2016/01/grisly-find-suggests-humans-inhabited-arctic-45000-years-ago
"A 36,000-Year-Old Volcanic Eruption Depicted in the Chauvet-Pont d’Arc Cave (Ardèche, France)?" (PLOS ONE, 8.1.): http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371%2Fjournal.pone.0146621 und "Chauvet cave paintings: A volcanic eruption from 36,000 years ago – as captured by prehistoric man" (The Independent, 10.1.): http://www.independent.co.uk/news/world/europe/chauvet-cave-paintings-a-volcanic-eruption-from-36000-years-ago-as-captured-by-prehistoric-man-a6805001.html
"Roman toilets gave no clear health benefit, and Romanisation actually spread parasites" (Pressemeldung Universität Cambridge, 8.1.): http://www.cam.ac.uk/research/news/roman-toilets-gave-no-clear-health-benefit-and-romanisation-actually-spread-parasites und "Antike Latrinen waren ekliger als gedacht" (Stern, 9.1.): http://www.stern.de/panorama/wissen/latrinen--toiletten-der-antike-waren-keimschleudern-6637932.html
"500 Jahre Reinheitsgebot: Die Kelten kannten es nicht – und brauten trotzdem hochwertig" (Pressemeldung Universität Hohenheim, 7.1.): https://www.uni-hohenheim.de/pressemitteilung?&tx_ttnews[tt_news]=30259&cHash=b19e738d86
Leang Lompoa (Südsulawesi): "A Journey to the Oldest Cave Paintings in the World. The discovery in a remote part of Indonesia has scholars rethinking the origins of art—and of humanity" (Smithsonian Magazine, 5.1.): http://www.smithsonianmag.com/history/journey-oldest-cave-paintings-world-180957685

3.4.
Öffentliche Debatte um Abstammung der Iren aus Anatolien und vom Schwarzen Meer: Willkommen im neuen Biologismus!
Ende 2015 haben britische Medien über neue Entdeckungen auf dem Feld der DNA-Forschung berichtet, wonach die Iren von Einwanderern aus Anatolien abstammten. So schreibt der Guardiam am 28.12.: Es gab zwei wesentliche Neuerung in Europa, die Neolithisierung und der Beginn der Metallurgie. Und nun wissen wir, "es waren nicht nur kulturelle Veränderungen, sondern sie kamen auch mit neuem Blut". In Bezug auf eine neue DNA-Studie zu Skeletten der Zeit 3.200 v.Chr. aus der Nähe von Belfast wird Prof. Dan Bradley vom Trinity College Dublin zitiert: "There was a great wave of genome change that swept into Europe from above the Black Sea into Bronze Age Europe and we now know it washed all the way to the shores of its most westerly island." Während also im Deutschen Bundestag und vielen Landesparlamenten mehr und mehr Kinder von Einwanderern als mit Mehrheiten gewählte Abgeordnete auftauchen, im Sport in den Nationalmannschaften Spieler "Deutschland vertreten", deren Vorfahren offensichtlich nicht schon seit vielen Generation in Deutschland leben, sprich: kollektiv inzwischen Kultur und die soziale Dimension als bedeutsamer erachtet wird für die Mitgliedschaft in einer sozialen Gruppe, lebt unter dem Deckmantel objektiver Naturwissenschaft allenthalben ein neuer Biologismus auf. Blumig bildhafte Äußerungen von Wissenschaftlern ("eine Welle von Gen-Änderungen") werden begierig aufgegriffen und in Debatten und Schlagzeilen überführt, deren Unterscheidung vom Vokabular und Gedankengut der 1930er Jahre bisweilen schwer fällt. "Es liegt an uns, die Gleichsetzung von Kulturwandel mit genetischen Änderungen sowie die Gleichsetzung von Genwandel und Einwanderung zu hinterfragen und unserem Publikum andere, richtigere Interpretationsangebote für die genetischen Befunde zu machen", kommentiert Frank Siegmund diese neuerlichen Schlagzeilen zur DNA-Forschung.
"Study claims that Irishmen descended from Turkish farmers" (Irish Central, 26.11.): http://www.irishcentral.com/roots/new-study-claims-that-irishmen-descended-from-turkish-farmers-83217437-237788351.html
"Irish DNA originated in Middle East and eastern Europe" (The Guardian, 28.12.): http://www.theguardian.com/science/2015/dec/28/origins-of-the-irish-down-to-mass-migration-ancient-dna-confirms

3.5.
Must Farm: eine englische Ausgrabung mit sensationell erhaltenen Befunden und ausgezeichneter Öffentlichkeitsarbeit
Das Must- Farm-Projekt in der Nähe von Peterborough (Cambridgeshire) umfasst diverse prähistorische Befunde unter und in einem Moor, das von in Abbau befindlichen Tonschichten (Lower Oxford Clay) überlagert. Getragen wird das Projekt von der staatlichen Organisation "Historic England" und dem Baustoffhersteller Forterra, welcher die Tongrube betreibt. Der Fachbereich Archäologie der Universität Cambridge gräbt zurzeit die sehr reichen und außerordentlich gut erhaltenen spätbronzezeitlichen Feuchtbodenbefunde und -funde aus. Sie werden als Pfahlbauten in einem Flussbett rekonstruiert, in welches sie bei einer Feuersbrunst zusammengestürzt sein dürften. Das Projekt ist mit einer ausführlichen Website dokumentiert, auf welcher ein wöchentliches Tagebuch geführt wird, in dem über Ausgrabungsfortschritt, aber auch über Methoden und Interpretationsansätze berichtet wird. Parallel dazu gibt es täglich einen Eintrag auf Facebook und alle paar Tage einen Tweet. Alle diese Beiträge sind gut geschrieben und gehen deutlich über bloße Tagesaktualität hinaus. Man mag über den Vergleich "das britische Pompeji" denken wie man will, und als Feuchtbodenarchäologe um die extremen Schwierigkeiten der Befundinterpretation (gerade bei so guter Erhaltung) Bescheid wissen – vor dieser Öffentlichkeitsarbeit zu einer sehr interessanten Grabung werden wir wohl alle unseren Hut ziehen!
Website: http://www.mustfarm.com/
Facebook: https://www.facebook.com/MustFarmArchaeology
Twitter: https://twitter.com/mustfarm
"First complete Bronze Age wheel ever found in Britain" (The Telegraph, 19.2.): http://www.telegraph.co.uk/news/earth/environment/archaeology/12163234/First-complete-Bronze-Age-wheel-ever-found-in-Britain.html
"'Pompeii of the Fens' is the best-preserved Bronze age home in Britain: Experts astonished by dwelling's condition as they unearth treasures from 3,000-year-old rugs and jewellery to human remains" (Daily Mail, 12.1.): http://www.dailymail.co.uk/sciencetech/article-3396219/Pompeii-Fens-best-preserved-Bronze-age-home-Britain-Experts-astonished-dwelling-s-condition-unearth-treasures-3-000-year-old-rugs-jewellery-human-remains.html
"Haustür in die Bronzezeit" (Süddeutsche Zeitung, 14.1.): http://www.sueddeutsche.de/wissen/archaeologischer-fund-haustuer-in-die-bronzezeit-1.2817199

3.6.
Neolithisches Feuersteinbergwerk in Thüringen entdeckt
Bei Grabungen im Vorfeld der Erweiterung eines Industriegebietes bei Artern an der Unstrut in Nordost-Thüringen ist ein ausgedehntes Feuersteinbergwerk entdeckt worden. Insgesamt wurden mehr als 500 Schächte mit einer Tiefe von bis zu fünf Metern aufgedeckt. Sie sollen in die zweite Hälfte des 4. Jahrtausend datieren und zur Baalberger Kultur gehören. Gänzlich unerwartet kommt der Fund nicht: Im Jahr 2013 wurde knapp 25 Kilometer entfernt im sachsen-anhaltinischen Helfta ebenfalls ein neolithisches Bergwerksareal freigelegt, in dem Feuerstein aus der im Untergrund anstehenden eiszeitliche Moräne gewonnen wurde. Bemerkenswert bei dem neuen Bergwerk sind ein Dutzend Bestattungen, die in den Schächten beigesetzt wurden. Zwar ist auch dies keine gänzlich neue Erscheinung in vorgeschichtlichen Feuersteinbergbauen (Parallelen sind unter anderen aus Kleinkems südlich von Freiburg/Br. und Mauer bei Wien bekannt), aber sicherlich ein Novum für Mitteldeutschland. Die Grabungflächen nahe Artern sind bei Google Earth zu sehen, Koordinaten 51°22'23"N, 11°18'25"E (Aufnahme vom 2.8.2015).
"Jungsteinzeitlicher Feuersteinbergbau und bronzezeitliche Infrastruktur – Archäologische Untersuchungen um Artern in Nordthüringen" (Archäologie Online, 5.2.): http://www.archaeologie-online.de/magazin/nachrichten/jungsteinzeitlicher-feuersteinbergbau-und-bronzezeitliche-infrastruktur-archaeologische-untersuc/
"Juli: Der Feuersteinbergbau von Helfta, Landkreis Mansfeld-Südharz" (Landesamt für Vorgeschichte Sachsen-Anhalt, 19.8.2014): http://www.lda-lsa.de/de/landesmuseum_fuer_vorgeschichte/fund_des_monats/2014/juli/

3.7.
Bissingen (Baden-Württemberg): Die seltsame Heraushebung eines einzelnen frühmittelalterlichen Grabfundes
Anfang Februar gab die Landesdenkmalpflege Baden-Württemberg in einer aufwendigen Pressekommunikation samt Begleitmaterial inklusive Youtube-Video bekannt, dass im Juni 2015 in Bissingen an der Teck, etwa 80 km südöstlich von Stuttgart, unerwartet ein reiches frühmittelalterliches Männergrab geborgen worden war. Es handelt sich um eine isoliert liegende Bestattung der Mitte des 7. Jahrhunderts mit Vollbewaffung und Goldblattkreuz, eine so genannte Hofgrablege - einer Übergangserscheinung aus jener Zeit, in der die neuen Kirchfriedhöfe die bis dahin üblichen Reihengräberfelder ablösten. Reitersporn, Pferdegeschirr und Bronzeschüssel zeigen an, dass es sich um eine Oberschichtbestattung handelt. Fachleute würden von "Qualitätsgruppe C nach Christlein" sprechen - und zugleich mit den Schultern zucken: "na und?". Denn solche Gräber gibt es in Baden-Württemberg reichlich, wie z. B. ein Blick in die Dauerausstellung des Landesmuseums in Stuttgart zeigt. Angesichts eines beachtlichen Restaurierungs- und Publikationsstaus für frühmittelalterliche Grabfunde in Baden-Württemberg ist man verwundert, warum jetzt ein einzelnes Grab, das historisch allenfalls anekdotischen Wert hat, in der Kommunikation nun so hervorgehoben wird. Worauf will man hinaus?
"Präsentation des unerwarteten Fundes eines herausragenden Waffenträgergrabes" ("Pressemitteilung Regierungspräsidium Stuttgart, 2.2.): http://www.denkmalpflege-bw.de/index.php?id=633&no_cache=1&tx_ttnews[tt_news]=625&cHash=03a811c2abc3eba28b2ccb6a6e4ba876
"Blockbergung Bissingen" (Denkmalpflege Baden-Württemberg, Youtube; Video, 3:12 Min., 1.2.): https://www.youtube.com/watch?v=RWo6WgWsiyQ&feature=youtu.be
"Archäologen zeigen erstmals Funde aus Kriegergrab" (Die Welt, 2.2.): http://www.welt.de/regionales/baden-wuerttemberg/article151763193/Archaeologen-zeigen-erstmals-Funde-aus-Kriegergrab.html
"Archäologen sprechen von Sechser im Lotto: Mit Schwert und Goldkreuz in die Ewigkeit" (Stuttgarter Zeitung, 2.2.): http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.archaeologen-sprechen-von-sechser-im-lotto-mit-schwert-und-goldkreuz-in-die-ewigkeit.6f5d0748-1dad-48c2-806b-075a13b83c21.html

3.8.
Schweden im Frühjahr 480 n. Chr.: Massaker auf Öland
Seit 2010 untersucht das Kalmar-Museum den durch Sondengänger-Aktivitäten gefährdeten Fundplatz Sandby Borg auf Öland (Schweden), nun wurden Ergebnisse der Öffentlichkeit vorgestellt. In der Befestigung mit 53 Häusern, errichtet um 400 n. Chr., fand um 480 n. Chr. ein Massaker statt, bei dem die Einwohner in einem plötzlichen Überfall getötet wurden. Ohne Bestattung blieben die Toten zurück, wie und wo sie lagen - der Platz wurde verlassen und verfiel.
Andrew Curry: "Öland, Sweden. Spring, A.D. 480: A hastily built refuge - a grisly massacre - a turbulent period in European history" (Archaeology, 16.2.): http://archaeology.org/issues/207-1603/features/4158-sweden-sandbyborg-massacre
Annalee Newitz: "Remains at a Swedish fort tell a story of bloody Iron Age warfare" (ArsTechnika, 18.2.): http://arstechnica.com/science/2016/02/remains-at-iron-age-fort-tell-a-story-of-a-horrible-massacre/
Kalmar läns museum: "Sandby borg" (Youtube, 14.8.2015; Video, 27:55 Min, schwedisch mit engl. Untertiteln): https://www.youtube.com/watch?v=yKG1BM7WVBY
Viber, A. et al. (2014). The ringfort by the sea: archaeological geophysical prospection and excavations at Sandby borg (Öland). Arch. Korrespondenzblatt 44(3), 413-428.

3.9.
Lesenswert: Jörg Feuchters Thesen zum Thema Genetik & Geschichte
Forschungen an menschlicher DNA sind derzeit im Hype: Sie werden massiv gefördert bis hin zur Gründung eines neuen Max-Planck-Instituts, schnell in hoch gerankten Zeitschriften publiziert und bis in die Tagespresse hinein auch öffentlich wahrgenommen. Doch was sagen DNA-Befunde aus? Insbesondere, wenn allein das scheinbar objektive naturwissenschaftliche Ergebnis kommuniziert wird und die archäologisch - historische Einordnung unterbleibt oder inhaltlich kümmerlich ausfällt. Der DNA-Hype ist geeignet, ein Denken über Menschen nach vorwiegend biologischen und eben auch rassistischen Mustern wiederzubeleben. Ende 2015 versammelten sich - organisiert von der Archäologin Stefanie Samida und dem Historiker Jörg Feuchter - Genetiker, Historiker und Archäologen in Berlin zur Tagung "Genetic History" (1.-2.10.2015), um dieses Problem vertieft zu beleuchten (DGUF-Newsletter 2.6.2015 Punkt 2.8.). Nun hat Jörg Feuchter seine persönliche Bilanz dieser Tagung in zwölf kurze Thesen gefasst und diese in seinem Blog vorgestellt. Ein lesenswerter Text, der sich durch klare und verständliche Worte auszeichnet - wie z.B. These 3: "Es stimmt, was viele Genetiker sagen: 'DNA lügt nicht'. Doch zur Wahrheit gehört auch: DNA erzählt nichts. Das können nur Menschen."
"Genetic History" (Okt. 2015): http://www.genetic-history.com/
Jörg Feuchter: "Über die Herausforderung der Geschichtswissenschaft durch die Genetik: Zwölf Thesen zur 'Genetic History'" (hypotheses, 23.1.6): http://mittelalter.hypotheses.org/7629

3.10.
Neu umrissen: LALIA, die "Spätantike Kleine Eiszeit"
Nachdem über die Eiskernbohrungen auf Grönland und in der Antarktis die großen Trends der Klimageschichte erschlossen sind, kommen neue Erkenntnisse zur Klimageschichte der Erde in den vergangenen Jahren vor allem aus der Baumringforschung. Denn die an den Baumringen ablesbaren Geschehnisse erlauben eine höhere zeitliche Auflösung und vor allem räumlich fokussiertere Beobachtungen, während die grönländischen Eiskerne eher das Geschehen auf der ganzen nördlichen Halbkugel widerspiegeln. Leider fokussieren viele Baumring-basierte Projekte auf die jüngsten 1.000 Jahre, weil dort eine Überlagerung von Isotopenmesswerten u. ä. mit schriftlich aufgezeichneten Daten möglich ist und quasi eine Eichung der Beobachtungen erfolgen kann, so dass die Bedeutung der reinen Messwerte konkreter abgeschätzt und näher gedeutet werden kann. Aus archäologischer Sicht umso begrüßenswerter sind die wenigen Projekte, die tiefer als ein Jahrtausend zurückschauen. Dazu gehören insbesondere die Studien des Schweizer Teams um Ulf Büntgen. Neu hat diese Gruppe nun vergleichend für den alpinen Raum und das russische Altai-Gebirge Kurven aus den vergangenen 2.000 Jahren vorgelegt. Sie zeigen insbesondere zeitgleich eine starke Abkühlung für die Zeit 536-660 n. Chr. an. Analog zum bekannten, wiewohl ausnehmend unscharf definierten Begriff "Kleine Eiszeit / Litte Ice Age" sprechen sie neu von LALIA, der "Spätantiken Kleinen Eiszeit / Late Antique Little Ice Age". "Selbstverständlich" wird dann in der Kommunikation dieser wichtigen und spannenden Ergebnisse wieder auf klima-induzierte Katastrophen hingewiesen, im vorliegenden Fall auf die Völkerwanderungen, Hungersnöte (in Byzanz) und die Iustinianische Pest (541-543 n. Chr.). Wenn doch Naturwissenschaftler bei solchen Äußerungen zuvor ihre Kollegen Geisteswissenschaftler um Rat fragen würden! Der genannte Zeitabschnitt zeichnet sich in Mitteleuropa durch ein nachweislich ungewöhnlich starkes Bevölkerungswachstum bei generell guter Gesundheit der Menschen aus. Nix Klima-Katastrophe.
"Alte Bäume offenbaren 'Spätantike Kleine Eiszeit' vor rund 1.500 Jahren" (Pressemeldung Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL, 8.2.): https://idw-online.de/de/news645660

3.11.
"Ötzi" hilft die Besiedlungsgeschichte Europas zu rekonstruieren.
Mit Hilfe des Darmbakteriums Helicobacter pylori, mit dem etwa 50% der Weltbevölkerung infiziert ist, könnte es nun an der Europäischen Akademie Bozen (EURAC) gelungen sein, einen weiteren Baustein der Besiedlungsgeschichte Europas hinzuzufügen. Der im Darm von "Ötzi" gefundene Stamm des Bakteriums ist nämlich viel näher mit einer in Indien beheimateten ursprünglicheren Variante des Bakteriums verwandt, als der im heutigen Europa beheimatete hybride Stamm, der noch einen weiteren Bakterien-Ahn haben muss. Dieser weitere Bakterien-Ahn deutet nun auf weitere Migrationsbewegungen nach Europa hin, die später als die Lebenszeit Ötzis anzusiedeln sind. Ebenso konnten die Forscher am EURAC anhand der eigenen Gene Ötzis nicht nur zeigen, dass dessen mütterlicher Zweig ausgestorben sein muss, sondern auch, dass dieser einer kleinen, lokalen Alpenbevölkerung angehörte.
"Uralte Infektion. Eismumie mit Magenkeim" (NZZ, 7.1.); http://www.nzz.ch/wissenschaft/medizin/eismumie-mit-magenkeim-1.18673475
"The 5300-year-old Helicobacter pylori genome of the Iceman" (Science, 08 Jan 2016: Vol. 351, Issue 6269, pp. 162-165 ): http://science.sciencemag.org/content/351/6269/162
"Pathogens Found in Ötzi’s Stomach" (Pressemeldung EURAC, 8.1.): http://www.eurac.edu/en/news/news/Pages/newsdetails.aspx?entryid=115028
"New discoveries concerning Ötzi’s genetic history" (Pressemeldung EURAC, 14.1.): http://www.eurac.edu/en/news/news/Pages/newsdetails.aspx?entryid=115141


4. Kulturgutschutz
4.1. Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
Dr. Michael Müller-Karpe zum Kulturgutschutzgesetz: "Alles in Scherben" (Süddeutsche, 17.2.): http://www.sueddeutsche.de/kultur/kunstmarkt-alles-in-scherben-1.2867583
"Nach Palmyra: 'Kultur-Blauhelme' sollen Denkmäler schützen" (Süddeutsche Zeitung, 16.2.): http://www.sueddeutsche.de/kultur/unesco-schafft-kultur-blauhelme-nach-palmyra-kultur-blauhelme-sollen-denkmaeler-schuetzen-1.2866688
"'wie Drogenhandel oder Zwangsprostitution' (Syrien/ Irak, Januar 2016)" (Archaeologik, 2.2.): http://archaeologik.blogspot.de/2016/02/wie-drogenhandel-oder.html
"New Tool Maps Cultural Trail of Destruction Left by Islamic Extremist Groups" (Newsweek, 24.1.): http://europe.newsweek.com/cultural-heritage-destruction-map-418618
"Holocaust-Gedenken: Raubgrabungen in Gräbern des Vernichtungslagers Sobibor" (Archaeologik, 27.1.): http://archaeologik.blogspot.de/2016/01/holocaust-gedenken-raubgrabungen-in.html
"The struggle to save the Middle East’s cultural treasures" (Nature, 8.1.): http://www.nature.com/news/the-struggle-to-save-the-middle-east-s-cultural-treasures-1.19131
"Cultural heritage as peacemaker" (Insight on Conflict, 8.1.): http://www.insightonconflict.org/2015/01/cultural-heritage-peacemaker/
"Israeli high court says antiquities dealers must document all artefacts online. Antiquities authority hails December ruling as revolutionary" (The Art Newspaper, 7.1.): http://theartnewspaper.com/news/israeli-high-court-says-antiquities-dealers-must-document-all-artefacts-online/
"Extremist wegen Zerstörungen in Timbuktu vor Weltstrafgericht" (Der Standard, 20.1.): http://www.derstandard.at/2000029259968/Extremist-wegen-Zerstoerungen-in-Timbuktu-vor-Weltstrafgericht
"The Beginning of the End for Illicit Antiquities: Why the Israeli Ruling will Effect a Cleansing of the Market" (PACHI, 1.1.): http://paul-barford.blogspot.de/2016/01/the-beginning-of-end-for-illicit.html
"British Teens Indicted for Stealing Artifacts From Auschwitz-Birkenau Museum" (Haaretz, 30.12.): http://www.haaretz.com/jewish/news/1.694499
"'Nighthawks': Tracking the criminals plundering ancient sites with the latest equipment. Metal detectorists are raiding ancient sites to dig up artefacts" (Independent, 29.12.): http://www.independent.co.uk/news/uk/home-news/nighthawks-tracking-the-criminals-plundering-ancient-sites-with-the-latest-equipment-a6789921.html

4.2.
Illegale Sondengänger im neu entdeckten Römerlager bei Wilkenburg (Hannover)
Mitte Oktober 2015 vermeldete die niedersächsische Landesarchäologie die Entdeckung eines großen römischen Marchschlagers in der Nähe von Hannover. Aufgrund eines Luftbildbefundes habe im Vorfeld einer geplanten Auskiesung bei Wilkenburg eine Untersuchung stattgefunden, bei der einschlägige Befunde, u. a. der Spitzgraben des Legionslagers, sowie Funde zu Tage gekommen seien. Nach ersten Diagnosen zielen die Funde zeitlich eher in die sog. Okkupationszeit (12 v. - 9 n.Chr.) denn in die Zeit der Germanicus-Feldzüge (14-16 n.Chr.). Der Schritt in die Öffentlichkeit geschah seinerzeit auch, um den Fundplatz zu schützen. "Wenn wir jemanden mit einem Metalldetektor auf dem Römerlager erwischen, werden wir sehr ungehalten", zitierte der NDR am 16.10.2015 den Landesarchäologen Dr. H. Haßmann. Doch schon zwei Monate später zeigen eindeutige Spuren, dass illegale Sondengänger auf dem Fundplatz aktiv sind und ihn plündern, noch bevor 2016 die wissenschaftlichen Untersuchungen fortgesetzt werden.
"Wilkenburg: Illegale Schatzsucgher im Römerlager" (Neue Presse, 28.12.): http://www.neuepresse.de/Hannover/Meine-Stadt/Illegale-Schatzsucher-im-Roemerlager
"Hannover: Römerlager umfasste 20.000 Mann" (Neue Presse, 15.10.): http://www.neuepresse.de/Hannover/Meine-Stadt/Hannover-Roemerlager-umfasste-20.000-Mann
"20.000 Römner lagerten bei Hannover" (NDR, 16.10.): http://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/20000-Roemer-lagerten-bei-Hannover,roemerlager150.html
Wikipedia: "Römisches Marschlager von Wilkenburg": https://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%B6misches_Marschlager_von_Wilkenburg

4.3.
DASV fordert stärkere Einbindung des Kulturgüterschutzes in die universitäre Lehre
Die AG Kulturgüterschutz des Dachverbands Archäologischer Studierendenvertretungen e. V. (DASV) forderte im Januar in einem Brief an die Lehrenden und Studierenden des Fachs eine stärkere Einbindung des Kulturgüterschutzes in die universitäre Lehre. So könnten z. B. der Kulturgüterschutz schon in einführenden Veranstaltungen behandelt werden oder Fragen um die Provenienz von Funden in Referaten und Hausarbeiten verstärkt aufgegriffen werden. Auch könnten Lehraufträge an entsprechend qualifizierte Lehrkräfte vergeben werden, Vorträge zum Thema organisiert und ein kritischer Umgang mit den Beständen eigener universitärer Sammlungen gefördert und gepflegt werden.
"Offener Brief des Dachverbands Archäologischer Studierendenvertretungen (DASV e.V.) zum Kulturgüterschutz in der universitären Lehre" (Academia.edu): https://www.academia.edu/21044077/Offener_Brief_des_Dachverbands_Arch%C3%A4ologischer_Studierendenvertretungen_DASV_e.V._zum_Kulturg%C3%BCterschutz_in_der_universit%C3%A4ren_Lehre

4.4.
Kulturgutschutzrecht: 1. Lesung des Gesetzentwurfs im Deutschen Bundestag am 18.2.
Der seit Sommer 2015 auch in der Öffentlichkeit viel debattierte Gesetzentwurf zu einem neuen Kulturgutschutzrecht wurde am 18.2. erstmals im Deutschen Bundestag vorgestellt und debattiert. Im Vorfeld hatte sich auch die DGUF zu dem Gesetzentwurf offiziell geäußert. Immerhin 40 Minuten dauerte das dafür angesetzte Zeitfenster in der mit Themen dicht gedrängten Plenarsitzung. Nicht alle Abgeordneten sahen den Gesetzentwurf in der Bundestagsdebatte so "sonnig" wie die zuständige Kulturstaatsministerin Monika Grütters und die SPD-Abgeordnete Dr. Eva Högl. So kritisierte z. B. die Abgeordnete Ulle Schauws, kulturpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Bündnis90/Die Grünen, die aus ihrer Sicht unprofessionelle Lancierung des Gesetzentwurfs und hinsichtlich der Exportregelungen das Fehlen einer klaren Definition, was national wertvolles Kulturgut sei. Sie bemängelte die Fokussierung der Debatte auf den Aspekt des Exports, während die Regelungen zum Import nicht minder wichtig seien. Dabei zitierte Sie - ohne Namensnennung - die im Spiegel veröffentlichte Kritik insbes. von Michael Müller-Karpe an den Gesetzesregelungen und die von der DGUF monierten Ausnahmen an der Sorgfaltspflicht des Handels. Sigrid Hupach, eine von sieben Parlamentarischen Geschäftsführern der Linksfraktion, begrüßte, dass einige Verordnungsermächtigungen aus den ersten Entwürfen des Gesetzes wieder gestrichen worden seien und forderte, dass das künftige Gesetz nach fünf Jahren wieder vom Parlament evaluiert werden müsse. Nun folgt die weitere Debatte des Gesetzentwurfs im zuständigen Ausschuss, vermutlich auch einschließlich einer Anhörung von Experten.
"Gesetzentwurf der Bundesregierung: Entwurf eines Gesetzes zur Neuregelung des Kulturgutschutzrechts" (Der Deutsche Bundestag, Drucksache 18/7456; 3.2.): http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/074/1807456.pdf
"Ein Desaster für den Kulturgutschutz. DGUF kommentiert Entwurf zum neuen Kulturgutschutzrecht" (7.10.2015): http://www.dguf.de/index.php?id=378
"Grütters im Deutschen Bundestag: Für ein modernes Kulturgutschutzrecht" (Die Bundesregierung, 18.2.2016): https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Artikel/2016/02/2016-02-18-gruetters-kulturgutschutzgesetz-plenarrede.html
Eva Högl (MdB, SPD), Rede zur Neuregelung des Kulturgutschutzrechts (18.2.): https://www.youtube.com/watch?v=MNeyhZ23G14
Ulle Schauws (MdB, Bündnis 90/Die Grünen), Rede zum Kulturgutschutz (18.2.): https://www.youtube.com/watch?v=TooLi5MRIgc&feature=youtu.be
Sigrid Hupach (MdB, Die Linke), Wir brauchen ein wirklich wirksames Gesetz zum Kulturgutschutz (18.2.): http://www.sigrid-hupach.de/fileadmin/btw2013hupach/dokumente/20160218_Hupach_Rede_Kulturgutschutzgesetz_steno.pdf

4.5.
Thema "Denkmalschutz" in der Deutschlandfunk-Reihe "Korrespondenten berichten"
Wie Korrespondenten des Deutschlandfunks den Denkmalschutz in ihren jeweiligen internationalen Standorten wahrnehmen, berichten sie in einer Folge der wöchentlichen Sendereihe "Korrespondenten berichten" / "Alltag anders". In dieser Reihe werden regelmäßig alltägliche Themen aus dem Blickpunkt anderer Regionen betrachtet. Mit dabei sind Berichte aus Kairo, Tel Aviv, Neu Delhi, Rabat und Rom. Interessant ist hierbei, wie das Thema von den Korrespondenten an manchen Stellen anders wahrgenommen wird, als von Archäologen.
"Alltag anders: Denkmalschutz" (Deutschlandradio Kultur, 5.2.; Audio, 3:39 Min.): http://www.ardmediathek.de/tv/Alltag-anders-Deutschlandradio-Kultur/Korrespondenten-berichten-Denkmalschut/Deutschlandradio-Kultur/Audio-Podcast?documentId=33198410&bcastId=21539966


5. Ausbildung, Job-Themen und Personalia
5.1.
Wolfgang Neubauer ist Österreichs "Wissenschaftler des Jahres 2015"
Der Archäologe PD ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Wolfgang Neubauer, Direktor des Ludwig Boltzmann Instituts für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie (LBI ArchPro), wurde am 7.1. zu Österreichs "Wissenschaftler des Jahres 2015" ernannt. Die Auszeichnung vergibt der österreichische Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten. Honoriert wird mit dem Titel neben der wissenschaftlichen Leistung vor allem das Bemühen, die wissenschaftliche Arbeit einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen. Wolfgang Neubauer studierte in Wien Ur- und Frühgeschichte, Archäometrie und Mathematik. Zu den bekanntesten Entdeckungen Neubauers und seines Teams zählen steinerne Strukturen nahe Stonehenge, die Gladiatorenschule von Carnuntum, ein Häuptlingssitz der Wikinger südlich von Oslo und eine prähistorische Wallanlage bei Schwarzenbach in Niederösterreich. Wolfgang Neubauer hält die Information der Bürgerinnen und Bürger für eine Pflicht: "Unsere Forschungen sind nur möglich durch die Finanzierung der breiten Öffentlichkeit, das ist eine absolute Bringschuld der Wissenschaft". Im Interview mit dem "Standard" äußert er sich noch deutlicher: "Heute würde ich sogar sagen, dass Inhalte, die unverständlich sind, weil sich Wissenschaftler bei der Beschreibung hinter sprachlichen Codes verstecken, fragwürdig sind." Der österreichische Vizekanzler und Wissenschafts- und Forschungsminister Reinhold Mitterlehner gratulierte dem Preisträger: "Wolfgang Neubauers interdisziplinäre Kombination von Archäologie und Informatik hat zu bahnbrechenden Forschungsergebnissen geführt. Damit hat er auch abseits renommierter Fachjournale für Schlagzeilen gesorgt und leistet einen wertvollen Beitrag zur Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse in der Öffentlichkeit".
"science.talk: Archäologe Wolfgang Neubauer" (ORF, 21.1.): http://tv.orf.at/orf3/stories/2753466/
"Ein Archäologe ohne Schaufel" (ORF, 7.1.): http://science.orf.at/stories/1766020/
"Wissenschaft erlebbar und essbar machen". Interview mit Wolfgang Neubauer (Der Standard, 7.1.): http://derstandard.at/2000028548942/Archaeologe-Wissenschaft-erlebbar-und-essbar-machen
"Vizekanzler Mitterlehner gratuliert Wolfgang Neubauer zur Auszeichnung als 'Wissenschaftler des Jahres'" (Pressemeldung Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft, 7.1.): http://www.bmwfw.gv.at/Presse/AktuellePresseMeldungen/Seiten/Vizekanzler-Mitterlehner-gratuliert-Wolfgang-Neubauer-zur-Auszeichnung-als-Wissenschaftler-des-Jahres.aspx
"Wissenschaftler des Jahres: Ein Archäologe, der nicht gräbt" (Die Presse, 7.1.): http://diepresse.com/home/science/4899787/Wissenschaftler-des-Jahres_Ein-Archaeologe-der-nicht-graebt
"Wer der Wissenschafter des Jahres ist" (Kurier, 8.1.): http://kurier.at/lebensart/leben/wer-der-wissenschafter-des-jahres-ist/173.941.112

5.2.
Rainer Schregs "Archaeologik" zum "Wissenschafts-Blog des Jahres 2015" gewählt
Das Archäologie-Blog "Archaeologik" von PD Dr. Rainer Schreg (RGZM) wurde zu Jahresbeginn mit 731 Stimmen zum "Wissenschafts-Blog des Jahres 2015" gewählt. Der Wissenschaftsjournalist Reiner Korbmann schreibt auf seinem Blog "Wissenschaft kommuniziert" jährlich die Wahl aus. Seine Leser (plus die treuen Anhänger der nominierten Blogs) können dann abstimmen, welches Blog sie für das wichtigste, gelungenste, beste halten (DGUF-Newsletter vom 28.12.2015 Punkt 7.5.). Die Wahl sei überraschend, schreibt Reiner Korbmann, und sie sei eine gute Wahl. Archaeologik sei "kein leichter Blog, nichts für eilige 'Überflieger', keine eingängigen kurzen Texte, sondern eingehende, tiefgehend recherchierte und durch zahlreiche Links dokumentierte Inhalte." Rainer Schreg zeige, "dass Archäologie, richtig verstanden, kein exotisches Orchideenfach ist, sondern dass sie direkt zu den Problemen unserer Zeit beitragen kann." Zweitplatziertes Blog ist "Planckton", das Blog der FAZ (538 Stimmen). Den dritten Platz belegt "Wissenschaft aktuell", das Blog einer Gruppe unabhängiger Wissenschaftsjournalisten (497 Stimmen). Archaeologik war bereits 2013 und 2014 nominiert worden. Bei der Auswahl der Nominierungen zieht Reiner Korbmann mit dem "Top Blog-Ranking von Teads Labs" ein Ranking heran, das nicht nur Klickzahlen berücksichtigt, sondern auch Verlinkungen und Querverweise der Blogs – das also deren Einfluss deutlich differenzierter misst. Inhaltliche Kriterien für die Wahl sind: 1. ein ausgereiftes, Konzept; 2. ein Thema, das über die Interessen von Spezialisten hinausreicht; 3. fundierte Inhalte, die ansprechend und aktuell aufbereitet sind. Rainer Schreg hat 2015 135 Posts eingestellt, 14 davon sind Gastbeiträge anderer Autoren. Zu den Hauptthemen von "Archaeologik" gehören Antikenhehlerei, Raubgrabungen, die Novellierung des deutschen Kulturgutschutzgesetzes sowie die Monatsberichte zu Syrien und dem Irak. Die Seiten von Archaeologik wurden 2015 bei ca. 42.000 Sitzungen knapp 170.000 mal aufgerufen. " Insgesamt verzeichnet Archaeologik seit Anbeginn vor rund 5 Jahren etwa 450.000 Zugriffe.", schreibt Rainer Schreg in seiner Auswertung des Jahres 2015. - Die Newsletter-Redaktion der DGUF gratuliert Rainer Schreg ganz herzlich! "Dieses Ergebnis zeigt auch den letzten Zweiflern, dass ein Archäologie-Blog Wirkung hat!", sagt die DGUF-Vorsitzende Diane Scherzler zum Wahlerfolg. "Die - meistens unbezahlte – Arbeit der Bloggerinnen und Blogger ist kostbar. Kollegen wie Rainer Schreg helfen, Archäologie zu kommunizieren und über die Kommentarmöglichkeit der Blogs auch eine Debatte zu ermöglichen." Auf der DGUF-Tagung 2015 war dieser Aspekt bereits Thema. In den "Tübinger Thesen zur Archäologie" – ein Resultat der Tagung – ist als 5. These nachzulesen: "Kommunikation in den Sozialen Medien verbessert die öffentliche Diskussion von Archäologie." Und weiter heißt es: "Die Entwicklung der Sozialen Medien, d. h. von Blogs und von Plattformen wie YouTube, Wikipedia, Twitter oder Facebook, ist nur vordergründig ein Technologiewandel, tatsächlich steht ein tiefgreifender Wandel der Kommunikation dahinter – hin zur gleichberechtigten Debatte bei potenziell hoher Reichweite in kürzesten Zeiträumen. Zahlreiche Nicht-Archäologen haben sich in den Sozialen Medien enorme Reichweiten aufgebaut, ihre Deutungen von Archäologie haben Einfluss auf viele Menschen. Archäologie, die sich der Präsenz auf solchen Plattformen verweigert, verzichtet freiwillig darauf, eine Rolle in öffentlichen Debatten über Archäologie zu spielen. Die professionelle Archäologie darf in solchen Debatten nicht fehlen. Fachkollegen, die sich auf Soziale Medien einlassen und, beispielsweise, bloggen, sich auf Facebook positionieren etc., sollten für ihr Engagement wertgeschätzt werden. Sie leisten einen zentralen Beitrag dabei, Archäologie mit Nicht-Archäologen zu diskutieren. Messbarer Erfolg in den Sozialen Medien sollte als Teil der seriösen Publikationstätigkeit anerkannt werden und zur fachlichen Reputation beitragen." Die "Tübinger Thesen zur Archäologie" sind online verfügbar und können von jedem, der ihnen zustimmt, unterzeichnet werden.
Reiner Korbmann: "Prosit 2016 – Der 'Wissenschafts-Blog des Jahres 2015' ist gewählt" (Wissenschaft kommuniziert, 5.1.): https://wissenschaftkommuniziert.wordpress.com/2016/01/05/prosit-2016-der-wissenschafts-blog-des-jahres-2015-ist-gewaehlt/
Archaeologik: http://archaeologik.blogspot.de/
Tead Labs: "Top Blogs - Wissenschaft und Forschung - September 2015": http://de.labs.teads.tv/top-blogs/wissenschaft_und_forschung
"Tübinger Thesen zur Archäologie": http://www.dguf.de/index.php?id=382

5.3.
Erneuter Fall von Lohndumping: Volontariat beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe
Der DGUF-Newsletter hat in der Vergangenheit wiederholt öffentlich auf Stellenausschreibungen hingewiesen, die nach Ansicht der Redaktion unterbezahlt sind. Wir tun dies, weil viele gerade junge und eventuell arbeitslose Kolleginnen und Kollegen dies selbst wohl nicht zu tun wagen. Aktuell schreibt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) ein wissenschaftliches (sic) Volontariat in seiner Kulturabteilung aus, für das ein abgeschlossenes Hochschulstudium in einschlägigen Bereichen erforderlich ist. Geboten wird für eine volle Stelle auf zwei Jahre "eine monatliche Pauschalvergütung in Höhe von 40% der Stufe 1 der Entgeltgruppe 13 TVöD (zurzeit 1.395,85 €)" - also netto etwa 1.008 Euro pro Monat, oder ziemlich exakt das, was bei einem Mindestlohn von 8.50 Euro brutto allermindestens zu zahlen ist. Man beachte: statt wie ehedem (schon knapp bemessen) eine 50%-ige Bezahlung nun eine 40%-ige Bezahlung für 100% Arbeit.
http://www.lwl.org/LWL/Der_LWL/Jobs/Jobanzeigen/1138803174/content_gesamt

5.4.
2,25 Euro brutto Stundenlohn beim LVR-Römermuseum Xanten
Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) schreibt erneut als Vollzeitstelle ein einjähriges Vorpraktikum aus im Bereich Restaurierung. Praktikumsort ist der Archäologische Park Xanten resp. das dortige Römermuseum. Erforderlich sind u. a. die Fachhochschulreife oder die Allgemeine Hochschulreife. Das Praktikum gilt als qualifiziertes Vorbereitungspraktikum für das Hochschulstudium. Geboten wird eine monatliche Praktikantenvergütung in Höhe von 350,00 € brutto, d. h. ein Stundenlohn von etwa 2,25 Euro. Kein weiterer Kommentar.
http://www.lvr.de/de/nav_main/derlvr/personal/ausbildungundstudiumbeimlvr/aktuellestellenangebote_1/praktikaundvolontariate/VPXanten.jsp

5.5.
Jordanien: Der Archäologe Thomas Weber-Karyotakis baut Kulturzentrum in Umm al-Jimal auf
Jordanischen Jungen und Mädchen Perspektiven für die Zukunft bieten will Thomas Weber-Karyotakis. Im Auftrag der Gerda-Henkel-Stiftung bringt der Archäologe den Zwölf- bis 17-Jährigen die Denkmäler ihrer Heimat näher, deren Entstehungsgeschichte und Techniken. "Mir ist daran gelegen, dass die Syrer die Verbindung zu ihrer kulturellen Vergangenheit nicht verlieren – zu Geschichte und Tradition", sagt Weber-Karyotakis in einem Interview mit der "Welt". Aber auch Praktisches will er mit seinen zwei Mitarbeitern anbieten, z. B. das Reparieren von Autos oder Sportkurse.
"'Ich bin auf mich allein gestellt'. Der Archäologe Thomas Weber-Karyotakis über seine Jugendarbeit in Jordanien, Schutz vor Extremisten und Autoreparaturen" (Die Welt, 17.1.): http://www.welt.de/print/wams/nrw/article151090056/Ich-bin-auf-mich-allein-gestellt.html


6. Open Access & Open Data
6.1.
Archäologische Informationen 11, 1988, neu im Open Access
Der Doppelband des Jahrgangs 1988 der Archäologischen Informationen ist jetzt retrodigitalisiert und im Open Access verfügbar. Das erste Heft enthält die Aufsätze zum Thema "Archäobotanik", die aus der Jahrestagung der DGUF 1988 in Tönning herrühren. Vorträge wie Aufsätze waren bemüht, neben aktuellen Forschungen vor allem die methodischen Aspekte archäobotanischer Untersuchungen herauszuarbeiten, wodurch sie auch angesichts neuer Ergebnisse zu den jeweiligen Themen nicht überholt sind. Der zweite Band fokussiert auf das seinerzeit viel debattierte Thema "Gebrauchsspuren". Doch während der damalige Hype vor allem die Untersuchung von Gebrauchsspuren an Silices betraf ("microwear analysis"; "Keeley method"), stellte die DGUF das Thema erheblich breiter auf und warb neben Beiträgen zu Gebrauchsspuren an Silices (weiterhin sehr lesenswert die Übersicht von H. J. Jensen, p. 120-132) auch solche zu Gebrauchsspuren an Quarziten, Mahlsteinen, Keramik, diversen Hölzern sowie Probiersteinen ein.
Archäologische Informationen 11(1), 1988: http://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/issue/view/2632/showToc
Archäologische Informationen 11(2), 1988: http://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/issue/view/2637

6.2.
British Museum digital für Jedermann kostenfrei zugänglich
Der Rosetta-Stein, die Elgin Marbles, Kykladen-Idole: Das British Museum hat in Zusammenarbeit mit dem Google Cultural Institute das größte Google-Streetview eines Gebäudeinneren geschaffen. Neun Stockwerke, 80.000 ausgestellte Objekte und 85 dauerhafte Galerien bzw. virtuelle Ausstellungen mit hochauflösenden Fotos bietet das Museum jetzt digital an – ohne jede Eintrittsgebühr.
https://www.google.com/culturalinstitute/collection/the-british-museum

6.3.
Geisteswissenschaften als IT- & Archivierungs-Pioniere?
Ein facettenreicher Hintergrundartikel im Tagesspiegel thematisiert die Bedeutung von Forschungsdaten und deren mangelnde Langzeitarchivierung. Eine umfangreiche Befragung habe ergeben, dass viele Projekte ihre Daten in persönlichen oder institutionellen Insellösungen archivieren, ohne breitere Zugänglichkeit und ohne eine langfristige Archivsicherheit. Es gelte, Strukturen und Standards zu entwickeln, um diesem Umstand abzuhelfen. Die gemeinhin als auf diesem Feld besonders zurückhaltend geltenden Geisteswissenschaften könnten sogar eine Pionierfunktion übernehmen. Denn Sammeln, Katalogisieren, Archivieren, das hätten die Geisteswissenschaften geradezu erfunden und in dauerhafte Strukturen wie Museen, Bibliotheken und Archive überführt. An diese Tradition und dieses Know-How könne man anknüpfen. Von den Akademien als außeruniversitären Forschungseinrichtungen mit Langfristprojekten könnten hierzu wichtige Impulse ausgehen.
"Forschungsdaten von Akademien: Europas digitales Gedächtnis ist löchrig" (Tagesspiegel, 6.2.): http://www.tagesspiegel.de/wissen/forschungsdaten-von-akademien-europas-digitales-gedaechtnis-ist-loechrig/12906856.html


7. Reform der Bodendenkmalpflege in Italien
7.1.
Abbau beim Umbau? Reform der italienischen Archäologie geplant
Am 19.1. hat das italienische Ministerium für Kulturgüter, kulturelle Tätigkeiten und Tourismus (Ministero dei Beni e dellle Attività Culturali e del Turismo, kurz MiBACT) Reformen angekündigt, die sich insbesondere auf die Landesdenkmalämter (Soprintendenze Archeologiche) auswirken. Die Reorganisation beinhaltet die Vereinigung der bisher 17 Landesdenkmalämter mit den bisher 31 Landesämtern für schöne Künste und Kulturlandschaft (Soprintendenze Belle Arti e Paesaggio) zu neu 39 Landesämtern für Archäologie, schöne Künste und Kulturlandschaft. Dies bedeutet, dass zukünftig im Ministerium keine gesonderte Abteilung für Archäologie (Direzione Generale Archeologia) mehr existieren wird. Ein Ziel der Reform ist ein "ganzheitlicherer" Ansatz im Umgang mit dem kulturellen Erbe Italiens. Während der zuständige Minister Dario Franceschini diese Reform zusammen mit der Erhebung bereits bestehender Museen und Parks in den Status unabhängiger Institute (Istituti autonomi) als Ausbau betrachtet, sehen viele Archäologinnen und Archäologen Italiens ihre Position massiv geschwächt, unter anderem, da Denkmalämter von Museen getrennt werden und befürchtet wird, dass die präventive Archäologie abgebaut werden könnte. Italienische Archäologen haben eine Petition lanciert, um an den an den Minister zu appellieren, den Gesetzesentwurf zurückzuziehen und eine Diskussion mit Experten in die Wege zu leiten, bei dem auch die internationale Fachwelt involviert werden soll. Bisher haben mehr als 12.900 Menschen die Petition unterzeichnet. Doch die Meinungen der Fachwelt sind geteilt. Die Archäologin Dr. Chiara Zuanni bewertet die Situation gegenüber dem DGUF-Newsletter wie folgt: "Italian archaeologists are divided on the values of this reform, with some archaeologists satisfied by this holistic approach, and others criticising what is perceived as a diminishing attention for archaeological heritage."
"Franceschini, prosegue la riforma del MiBACT, è la volta delle soprintendenze. Aumentano i presidi di tutela archeologica e nascono nuovi parchi archeologici autonomi" (MiBACT, 19.1.): http://www.beniculturali.it/mibac/export/MiBAC/sito-MiBAC/Contenuti/MibacUnif/Comunicati/visualizza_asset.html_1858420680.html
"Franceschini annuncia riforma MiBACT: rivoluzione nelle sovrintendenze e10 nuovi musei autonomi" (La Repubblica, 19.1.): http://www.repubblica.it/cultura/2016/01/19/news/franceschini_annuncia_rivoluzione_sovrintendenze-131587431/)
"Archeologia, Franceschini: riforma delle Soprintendenze va avanti" (Corriere della Sera, 28.1.): http://roma.corriere.it/notizie/politica/16_gennaio_28/archeologia-franceschini-riforma-soprintendenze-va-avanti-94255b46-c5c5-11e5-b3b7-699cc16119c2.shtml
Petition "Save the Italian Archaeology!": https://www.change.org/p/dario-franceschini-salviamo-l-archeologia-italiana-save-the-italian-archaeology?recruiter=472651306&utm
Blog des Archäologen Prof. Giuliano Volpe, Befürworter der Reformen und Präsident des Consiglio Superiore dei Beni Culturali: http://www.giulianovolpe.it/it/14/Blog/
"Proteste gegen Reform der Denkmalpflege in Italien" (Archaeologik, 4.2.): http://archaeologik.blogspot.ch/2016/02/proteste-gegen-reform-der-denkmalpflege.html

7.2.
Die italienische Archäologin Valeria Boi kommentiert die geplante Reform der Bodendenkmalpflege in Italien
Zur geplanten Reform der Archäologie in Italien konnte die Redaktion eine ausführlichere persönliche Einordnung und Link-Empfehlungen von Valeria Boi einholen. Sie ist eine freiberuflich tätige Archäologin mit besonderer Expertise im Themenfeld GIS, Open Data und Bodendenkmäler-Datenbanken. Sie promoviert derzeit über die Methodologie archäologischer Forschungen an der Universität Sassari (Sardinien). Boi schreibt: "The petition, which me and a lot of colleagues have signed, is against the reform of the Ministry of Culture and its peripheral offices. Italian Ministry of Culture is going through the second reform in about two years, and this fast restructuring of the system threaten to have major consequences on the Cultural Heritage protection: In the first part of the reform, the competences and the management of the Soprintendenze archeologiche, i.e. the regional Departments of Archaeology (which have the jurisdiction over Cultural Heritage protection, preventive archaeology, archaeological investigations), have been separated from those of the museums (which deal with promotion and valorisation of Cultural Heritage), thus strongly damaging the close relation between a territory and its Cultural Heritage, between protection / conservation and promotion / valorisation. Now, with the second part of the reform, the Departments of Archaeology are going to be grouped together with the Departments of Architectural Heritage and Landscape and those of Art History. The resulting "holistic department" would be put under the authority of the prefects, i. e. under the executive power. Many archaeologists, both from Academy and from the State as the free-lancers, underline that this reform would limit the independence of the officers and their power to effectively prevent property speculation. Moreover, the reform of the Italian Public Procurement Code is going to eliminate from it the sections relating to preventive archaeology (L. 163/2006, sections 95-96). In theory, they would be incorporated in the new Code for Cultural Heritage and Landscape, which is going to be reformed too, but in practice it would immediately create a legislative gap between the abolition of the former law and the approval of the new one. Many archaeologists are asking for transitional provisions, but it is still uncertain whether they will be set or not. - Finally, another really disconcerting provision is the new Code of Conduct of the Ministry of Culture's employees, approved in the last December, and the subsequent circular letter of Rome Superintendent, published at the end of January, which prevents employees from commenting the reform without prior permission by the Superintendent himself or by the Press Office. Me as many colleagues take this as a very dangerous provision, which tends to limit the freedom of thought and expression; we are not speaking about Office's confidential data, but about individual points of view.
Further comments about the reform, all against it can be found at (in Italian language):
http://www.territorialmente.it/wordpress/wp-content/uploads/2016/02/7-febbraio-SOLE-24-ORE-DOMENICA.-Archeologia-diroccata.pdf
https://apimibact.wordpress.com/2016/02/10/un-istituto-centrale-dellarcheologia/
http://www.eddyburg.it/2016/02/una-riforma-dei-beni-culturali-che.html?utm_source=twitterfeed&utm_medium=facebook
https://www.facebook.com/notes/patrimonio-culturale-a-rischio/archeologia-la-pezza-%C3%A8-peggiore-del-buco/1099345370110122
There is also one comment in favour of the reform: http://www.giulianovolpe.it/"


8. Bürger und Archäologie / Citizen Science
8.1.
1 Mio. US-Dollar für Citizen-Science-Plattform: "Space Archaeologist" Sarah Parcak will beim Kampf gegen Raubgräber helfen
Im November 2015 erhielt Sarah Parcak den mit 1 Mio. US-Dollar dotierten TED Prize für Ihre Jagd nach Raubgräbern mithilfe von Satellitenbildern. Der Preis wird an Einzelpersonen verliehen, die mit ihrer Arbeit die Welt verändern könnten. Mit dem Preisgeld möchte sie bis Herbst 2016 eine Online-Plattform schaffen, mit der "citizen archaeologists" – also jedermann - archäologische Stätten via Satellitenbilder entdecken und, quasi nebenbei, auch überwachen und so die Aktivität von Raubgräbern melden können. Parcak spricht von einem neuartigen weltweiten Alarmsystem und sagt: "By creating a 21st-century army of global explorers, we'll find and protect the world's hidden heritage, which contains clues to humankind's collective resilience and creativity." Die 1979 geborene US-amerikanische Archäologin ist Professorin für Anthropologie und Leiterin des Laboratory for Global Observation an der University of Alabama. 2011 sorgte sie bereits für Aufsehen, als sie mit Hilfe von Satellitenbildern vermutlich bislang unbekannte Pyramiden gefunden hatte. Parcak bezeichnet sich selbst als Weltraumarchäologin ("space archaeologist").
"Space archaeologist Sarah Parcak appeals to public to help find ancient sites on satellite images" (International Business Times, 18.2.): http://www.ibtimes.co.uk/space-archaeologist-sarah-parcak-appeals-public-help-find-ancient-sites-satellite-images-1544545
"Sarah Parcak's $1m TED Prize will turn you into a space archaeologist" (Wired, 17.2.): http://www.wired.co.uk/news/archive/2016-02/17/ted-space-archaeology
"Sarah Parcak to Use TED Prize Money for Crowdsourcing on Archaeological Sites" (The New York Times, 16.2.): http://artsbeat.blogs.nytimes.com/2016/02/16/sarah-parcak-to-use-ted-prize-money-for-crowdsourcing-on-archaeological-sites/
"Sarah Parcak: Space Archeologist Wizard Genius" (The Late Show with Stephen Colbert, 9.1.; Video, 7:44 Min.): https://www.youtube.com/watch?v=vK2t27FNJmU
"Meet Sarah Parcek, a high-tech Indiana Jones, who just won $1 million for tracking down antiquities looters“ (The Washington Post, 12.11.2015): https://www.washingtonpost.com/news/morning-mix/wp/2015/11/12/meet-sarah-parcak-a-high-tech-indiana-jones-who-just-won-1-million-for-tracking-down-antiquities-looters/
Sarah Parcak erklärt ihre Vorgehensweise: "Archäologie aus dem All" (TED-Vortrag; Video, 5:20 Min., März 2012): https://www.ted.com/talks/sarah_parcak_archeology_from_space?language=de

8.2.
Turkana-See (Kenia): Citizen-Science-Projekt "Fossil Finder" kann nach wenigen Monaten 40.000 Analysen vorweisen
Archäologen der Universität Bradford und das Turkana Basin Institute setzten vergangenen September das Citizen-Science-Projekt "Fossil Finder" auf. Dabei kann jeder, der möchte, den Wissenschaftlern helfen, hochauflösende Fotos – aufgenommen von einer Drohne - aus dem berühmten Turkana-Becken nach Fossilien von Tieren und evtl. sogar frühen Hominiden zu untersuchen. Mehrere 100.000 Fotos lagen anfangs zur Analyse vor, jetzt bereits weit mehr als 1 Million. Nun zeigt sich: 40.000 davon haben die mehr als 5.000 bislang registrierten Bürger bereits analysiert. Jeweils elf Personen müssen ein Foto klassifiziert haben, damit das Ergebnis als valide gilt. Damit ist "Fossil Finder" eines der umfangreichsten archäologischen Projekte geworden. Einige mögliche Fossilien werden die Forscher in den nächsten Wochen vor Ort in Augenschein nehmen. "We'll be putting our findings online for people to see what they have helped discover", sagt der Archäologe Dr Adrian Evans. Wer möchte, kann jederzeit bei "Fossil Finder" mitmachen.
"Thousands of people across world go online to help Bradford University archaeological study" (Telegraph & Argus, 9.1.): http://m.thetelegraphandargus.co.uk/news/14193473.Thousands_of_people_across_world_go_online_to_help_Bradford_University_archaeological_study/?ref=rss&utm_source=twitterfeed&utm_medium=facebook
Projekt "Fossil Finder": http://fossilfinder.org/
"Mitmachforschung am PC: Laien sollen Fossilien in Kenia suchen" (Spiegel, 22.9.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/crowd-forschungsseite-beteiligt-webnutzer-an-fossiliensuche-a-1053547.html
"fossilfinder.org: Die virtuelle Fossiliensuche" (Deutschlandfunk, 11.9.): http://www.deutschlandfunk.de/fossilfinder-org-die-virtuelle-fossiliensuche.676.de.html?dram:article_id=330849


9. Und sonst …
9.1.
Bestätigt: Neuer Indiana-Jones-Film geplant
Zum Entzücken bzw. Leidwesen vieler Archäologen wird es einen weiteren Indiana-Jones-Film geben. Das hat Disney-Chef Bob Iger Anfang Januar bestätigt und damit Gerüchte, die seit 2009 kursieren, bestätigt. Bereits Anfang Dezember hatte Steven Spielberg bei "Screen" angekündigt, er wolle einen fünften Film machen, "because there are more adventures out there than films". Und dafür will Spielberg auf bewährte Zutaten setzen: "I’ve got a bullwhip, a fedora, a leather jacket and a man on a horse who knows how to get the job done." Jemand anderen als den jetzt 73-jährigen Harrison Ford will Spielberg nicht als Indiana Jones besetzen: "I don’t think anyone could replace Harrison as Indy, I don’t think that’s ever going to happen". Weitere Informationen zum Inhalt des geplanten Films sind ebenso wenig kommuniziert worden wie die Besetzung und ein Erscheinungstermin. Die vier bisherigen Indiana-Jones-Filme haben seit ihrem Erscheinen weltweit mehr als 2 Milliarden US-Dollar eingespielt.
"Indiana Jones to return for fifth film, Disney CEO Bob Iger confirms" (ABC News, 2.1.): http://www.abc.net.au/news/2016-01-02/indiana-jones-to-return-for-fifth-film/7064122
"Steven Spielberg talks 'Bridge Of Spies' and future projects" (Screen Daily, 4.12.): http://www.screendaily.com/awards/steven-spielberg-talks-bridge-of-spies-and-future-projects/5097606.article
"Indiana Jones 5 kommt wirklich: Alle Fakten & Gerüchte" (Giga, 16.2.): http://www.giga.de/filme/indiana-jones-5/specials/indiana-jones-5-drehstart-cast-alle-geruechte-fakten/

9.2.
Hilfreiches Papier zu Nutzung und Einsatz von RSS
Über Neuigkeiten auf Websites bequem informiert werden, statt sie immer wieder auf Verdacht besuchen zu müssen: Das ist gewichtigstes Motiv für den Gebrauch von so genannten RSS-Feeds. Als Betreiber einer Website haben Sie dasselbe Motiv, nur andersherum: Sie möchten, dass Ihr Publikum Neues rasch und verlässlich erfährt. Jürgen Plieninger und Edlef Stabenau habe ihre sehr hilfreiche Checkliste zum Gebrauch von RSS-Feeds jetzt in einer 2. Auflage veröffentlicht. Das Papier bietet eine verständlich geschriebene Einführung, z. B. zu RSS-Readern, zum Finden von RSS-Feeds, die zu den eigenen Interessen passen, und zur Herstellung von RSS. Übrigens: Die Redaktion des DGUF-Newsletters benutzt den Feed-Reader "Feedly".
Nutzung und Einsatz von RSS / Jürgen Plieninger ; Edlef Stabenau. Herausgeber: Berufsverband Information Bibliothek / Kommission für One-Person Librarians. 2., aktualisierte und überarbeitete Auflage. 2016. (Checklisten ; 14): http://www.bib-info.de/fileadmin/media/Dokumente/Kommissionen/Kommission%20f%FCr%20One-Person-Librarians/Checklisten/check14_2A.pdf
Feedly: https://feedly.com

9.3.
Neun Wege, um die Pyramiden von Gizeh wieder großartig zu machen
Der ägyptische Journalist Mohamed Khairat formuliert in seinem Magazin "Egyptian Streets" neun Wege, um die Pyramiden von Gizeh wieder großartig und attraktiver für Besucher zu machen. Dazu gehören Maßnahmen, um Touristen vor Betrug und Nepp zu schützen, Alternativen für örtliche Händler wie z. B. ein großer Basar, aber auch nächtliche Veranstaltungen wie z. B. Kamelausritte. In "Selket's Blog" ist Khairats Artikel auf Deutsch zusammengefasst.
Mohamed Khairat: "9 Ways to Make the Pyramids of Giza Great Again" (Egyptian Streets, 3.1.): http://egyptianstreets.com/2016/01/03/9-ways-to-make-the-pyramids-of-giza-great-again/
"Neun-Punkte-Plan zur Aufwertung der Pyramiden" (Selket's Blog, 6.1.): http://blog.selket.de/tourismus-aegypten/neun-punkte-plan-zur-aufwertung-der-pyramiden

9.4.
Wie sucht man wissenschaftliche Literatur effizient und zielführend in Bibliothekskatalogen?
Die Suchgewohnheiten und vor allem die Suchmöglichkeiten haben sich binnen kurzem durch die weitreichende Digitalisierung des Wissens und der Wissenskataloge - insbes. der Bibliothekskataloge - verändert. Doch googeln allein genügt nicht! Wie also sucht man unter modernen Bedingungen wissenschaftliche Literatur professionell? Dies erläutert umfassend der Leitfaden "Recherchieren in wissenschaftlichen Bibliotheken" des Tübinger Soziologen und Bibliothekars Jürgen Plieninger, herausgegeben vom Berufsverband Bibliothek e. V. resp. dessen Kommission "One-Person Librarians" (also das, was jeder Wissenschaftler nebenbei ja auch noch sein muss). Lesenswert, beherzigenswert, anregend.
Jürgen Plieninger, Recherchieren in wissenschaftlichen Bibliotheken. Checkliste 39 (2015): http://www.bib-info.de/fileadmin/media/Dokumente/Kommissionen/Kommission%20f%FCr%20One-Person-Librarians/Checklisten/check39_01.pdf
Handreichung für Erstsemester der UFG und weiterer arch. Studiengänge: http://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/Studierende/DGUF-Dok_Handreichung_fuer_Erstsemester.pdf

9.5.
"The true size of ...": Einfacher bildlicher Vergleich der Fläche von Staaten
Das kostenlose Tool "The true size of ..." erlaubt es, mit wenig Aufwand die Fläche von Staaten dieser Welt miteinander zu vergleichen. Dazu wird ein Land angeklickt, markiert und kann an das zu vergleichende Land verschoben werden. Die Operation gelingt auch mit mehr als zwei Ländern. Das resultierende Bild kann man weiterverwenden. Wie's geht? Einfach das gewünschte Land in das Fenster links oben schreiben (in englischer Sprache). Es wird dann farbig markiert und kann mit dem Mauszeiger über die Landkarte bewegt werden. Auch das Markieren / Hervorheben des Vergleichslandes ist auf gleiche Weise möglich. Klar: harte Fakten wie z. B. eindeutige Zahlen sind im Kontext der Wissenschaft angemessener. Wer aber einen bereits solchermaßen in Zahlen sauber beschriebenen Sachverhalt z. B. für einen Vortrag eindrucksvoll visualisieren möchte, hat mit "The true size of ..." ein einfach zu bedienendes und kostenloses Werkzeug, dies zu tun.
http:/www.thetruesize.com

9.6.
"Skandalöser" Streit um Pfahlbauten in der Schweiz
Das jüngste Heft 38(4), 2015 der "as", der in jährlich vier Heften erscheinenden Publikumszeitschrift der altehrwürdigen und mitgliederstarken Gesellschaft "Archäologie Schweiz" (vormals: Schweizerische Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte) zeugt von einem bemerkenswerten Rumoren in der schweizerischen Archäologie. Sogar das Wort "Skandal" geht um. Was ist vorgefallen? In einem explizit als "polemisch" betitelten Beitrag äußerte sich Niels Bleicher zur Pfahlbauproblematik. Niels Bleicher, Dendroarchäologe der Stadtarchäologie Zürich, war 2010/11 wissenschaftlicher Leiter der jüngsten Großgrabung "Parkhaus Opéra" am Ufer des Zürichsees und ist ein mit Seeufer-Befunden wohlvertrauter Archäologe. Als so genanntes Pfahlbauproblem gilt die Debatte, ob die Schweizerischen Seeufersiedlungen erhöht im Wasser standen - wie es ihr Entdecker Ferdinand Keller (1800-1881) sah - oder ebenerdig nah am Wasser, wie es der Nestor der Schweizerischen Archäologie Emil Vogt (1906-1974) deutete. Seit langem sind die Argumente ausgetauscht, vielen gilt die Debatte als offen. Nun hat Bleicher die Befunde rundum erneut gesichtet und argumentiert für Kellers Bild der abgehobenen Plattformen. Mit klaren und nicht immer ganz freundlich formulierten Worten zerlegt er die Argumente der vom Gegenteil überzeugten Schule. Ein Skandal? Wohl kaum. Aber man macht einen draus: Im kurzerhand eingesetzten Vorwort der Zeitschrift schreibt Robert Fellner, Präsident von "Archäologie Schweiz", dass die Redaktion der Zeitschrift diesen Beitrag leider zur Publikation angenommen habe, ohne die Kontroverse zuvor "entsprechend organisiert" zu haben - was immer das heißen mag. Fellner garantiert "betroffenen Wissenschaftlern" in späteren Heften Platz für eine "fundierte Gegendarstellung". Der Präsident also stößt (aus freien Stücken?) seine Redaktion vor den Kopf, die tat, was sie tun darf, und fordert implizit, dass der Aufsatz zuvor von der "wissenschaftlichen Kommission" der AS hätte geprüft werden müssen, gibt aber zugleich eine Carte blanche (ohne jedwede Prüfung) für mögliche Gegendarstellungen. Nun wiederum sollen wegen eben jenes Vorworts "zentrale Personen" unter Protest aus der "Archäologie Schweiz" ausgetreten sein. Man staunt - und sieht mit Spannung den nächsten Heften der "as" entgegen.
Bleicher, N. (2015). Auf verlorenem Pfosten. Ein polemischer methodologischer Nachruf auf den Pfahlbaustreit. AS 38(4), 24-31.

9.7.
Siebeneinhalb Monate später: Neue Siegerlisten des Winckelmann Cups 2015 publiziert
Der 25. Winckelmann Cup - das traditionsreiche Fußballturnier archäologischer Mannschaften - fand 2015 vom 26.-28.6. in Poznań und Gostyń (Polen) statt. Am 8.2. des Folgejahres hat nun das Organisations-Komitee auf seiner Facebook-Seite die offiziellen Endergebnisse, Tabellen und Sieger veröffentlicht - mit überraschend neuen Ergebnissen. Unmittelbar nach den Spielen sei es zu irrigen Auszählungen und Siegerehrungen gekommen, weshalb sich die Organisatoren bei den Mannschaften Andromeda Weyertal, Apopudobalia Mogunticum Mainz, Cardiff Dragons und Allochtoni Kraków für falsche Urkunden und Ehrungen entschuldigen. Der 26. Cup soll im Sommer 2016 in Tübingen ausgetragen werden.
https://www.facebook.com/WMC-2015-750788131675289/

9.8.
Schluss machen mit einem Archäologen: Pros und Cons
Da ist man mit einer Archäologin bzw. einem Archäologen liiert und überlegt sich, Schluss zu machen. Was spricht dafür, was dagegen? Das Blog von DigVentures" bietet professionellen Rat. Man gewinne, beispielsweise, ein matschfreies Heim und die Chance, künftig jemanden zu daten, der wenigstens ein bisschen Geld hat. Gegen die Trennung spreche u.a., dass man den persönlichen Tourguide verliert, welcher selbst den ödesten Vorort der Umgebung zum Schauplatz vorgeschichtlicher Ereignisse machen kann.
"4 Things You Lose When You Break Up With An Archaeologist" (DigVentures, 10.2.): http://digventures.com/2016/02/4-things-you-lose-when-you-break-up-with-an-archaeologist-and-4-things-you-gain/

9.9.
"Vielseitig, verständlich sowie kurz genug": Marc-Denis Weitzes und Wolfgang M. Heckls Buch "Wissenschaftskommunikation"
Es geht bei der Wissenschaftskommunikation nicht in erster Linie um Aufklärung und Erleuchtung der Bürger, proklamieren Marc-Denis Weitze und Wolfgang M. Heckl und ihrem im Januar erschienenen Buch "Wissenschaftskommunikation – Schlüsselideen, Akteure, Fallbeispiele". Die Herausforderung dieses Fach seien vielmehr Dialog und Partizipation. Reiner Korbmann bezeichnet das Buch in seiner Rezension als "umfassende Sammlung von Schlüsselbegriffen und Einflussfaktoren für die Wissenschaftskommunikation, wie man sie selten so zusammengefasst findet". Die Autoren räumten mit dem in Deutschland in Wissenschaftlergehirnen nach wie vor fest verankerten Aberglauben an das "Defizit-Modell" auf: Dass mehr Information und Erklärung von Wissenschaft führe angeblich - tatsächlich aber nicht - zu mehr Akzeptanz. Wertvoll sei, dass die beiden Autoren klarstellen: es geht bei der Wissenschaftskommunikation gar nicht in erster Linie um Wissen, sondern um Werte: Im Dialog gemeinsame Werte mit der Gesellschaft finden und verankern. Dennoch verführt das Buch Korbmann nicht zu Begeisterungsstürmen. So vermisst er bei den vielen Schlüsselbegriffen den erklärenden Zusammenhang. Geeignet sei das Buch für Wissenschaftler, die neu in die Verantwortung für Kommunikation hineinwachsen oder aber die Verantwortung zur Kommunikation für sich und ihre Institution entdeckt haben.
Reiner Korbmann: "Der neue 'Weitze-Heckl' – Stichwortsammlung für die Wissenschaftskommunikation" (Wissenschaft kommuniziert, 26.1.): https://wissenschaftkommuniziert.wordpress.com/2016/01/26/der-neue-weitze-heckl-stichwortsammlung-fuer-die-wissenschaftskommunikation/

9.10.
Erfahrungsbericht: Video-Livestream vom Community Abend ins Museum mit Hilfe von Periscope
Als Abend, der hinter die Kulissen und durch die Sammlung führte plante das Städel seinen Community-Abend. Erstmals starteten die Frankfurter mit Hilfe der App "Periscope" einen Video-Livestream, der einige Teile des Abends live ins Netz übertrug. Die User konnten also nicht nur durch Mitlesen der verschiedenen Social-Media-Feeds teilhaben, sondern "quasi durch die Augen einer anderen Person im Städel mit dabei sein und ihre Fragen direkt während des Livestreams stellen", berichtet das Städel in seinem lesenswerten Erfahrungsbericht.
"Periscope: Ein Erfahrungsbericht" (Städel-Blog, 20.1.): http://blog.staedelmuseum.de/periscope-ein-erfahrungsbericht/

9.11.
Rainer Schreg (RGZM) plädiert für eine angewandte Archäologie
In seinem Blog plädiert Rainer Schreg (RGZM) in einer Folge mehrere Beiträge dafür, dass Archäologen sich mehr Gedanken machen sollten, inwieweit ihre Erkenntnisse auch in eine praktische Anwendbarkeit hinein transformiert werden könnten. Schreg benennt dieses Themenfeld der angewandten Archäologie als "Archaeonik".
Rainer Schreg: "Archaeonik 1: Wie Archäologen die Zukunft retten (oder auch nicht?)". (Archaeologik, 20.1.): http://archaeologik.blogspot.de/2016/01/archaeonik-1-wie-archaologen-die.html
Rainer Schreg: "Archaeonik 2: Abkehr von der Geschichtswissenschaft?" (Archaeologik, 26.1.): http://archaeologik.blogspot.de/2016/01/archaeonik-2-abkehr-von-der.html
Rainer Schreg: " Archaeonik 3: Entwicklung einer Methode" (Archaeologik, 6.2.): http://archaeologik.blogspot.de/2016/02/archaeonik-3-entwicklung-einer-methode.html

9.12.
Sind Rezensionsexemplare bald illegal?
Das Rezensionsexemplar ist in Wissenschaftskreisen eine althergebrachte Sitte. Nun könnte diese auch in der Archäologie gepflegte Tradition vor dem Aus stehen. Nach der viel kritisierten Gratisaktion von Amazon und dem Verlag Bastei Lübbe, die den Bestseller "Illuminati" an Kindle-Neukunden verschenkt hatten, erwägt die Buchhandelsgenossenschaft eBuch, in der 600 deutsche Buchhandlungen organsiert sind, Klage einzureichen. Das Verschenken von Büchern widerspreche der Buchpreisbindung. Sollte der Klage vor Gericht Recht gegeben werden, wäre das auch das Ende anderer Gratisbücher, wie eben auch dem Rezensionsexemplar. Das meint nun Johannes Haupt, Herausgeber des Portalslesen.net. Jede unentgeltliche Abgabe von Büchern an Endnutzer wäre dann auf einen Schlag illegal.
Johannes Haupt: "eBuch: Gratis-Aktionen verstoßen gegen Buchpreisbindung" (lesen.net, 24.1.): http://www.lesen.net/ebook-news/ebuch-gratis-aktionen-verstossen-gegen-buchpreisbindung-24768/


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