DGUF-Newsletter vom 9.7.2018

DGUF-Newsletter vom 9.7.2018

1. DGUF-Nachrichten
1.1. Save the Date: DGUF-Tagung 2019 (Bonn, 20.-23.6.2019): "Die Selbstorganisation von Archäologie. Rollen und Bedürfnisse, Verantwortlichkeiten und Legitimierungen"
1.2. Archäologische Informationen online: Juni 2018 die Schwelle "100.000 Downloads" überschritten
1.3. DGUF nimmt Stellung zur Novellierung des Denkmalschutzgesetzes in Bremen
1.4. Neu erschienen: DGUF-Handreichung zum Verfassen guter Aufsatztitel
1.5. Schließung des DGUF-Online-Forums "Beruf Archäologie" zum 1.7.
1.6. Bis 31.12.: Extra Willkommensgeschenk für DGUF-Neumitglieder

2. Tagungen und Veranstaltungen
2.1. CHNT 23 "Visual Heritage" (Wien, 12.-15.11.)
2.2. "Ruling an Empire in a Changing World – Studies on Origin, Impact, and Reception of the Notitia Dignitatum" (Freiburg, 20.-23.11.2019; CfP bis 18.11.)
2.3. "CIfA2019 Archaeology: values, benefits, and legacies" (Leeds, 24.-26.4.; Call for Sessions bis 3.8.)

3. Forschung
3.1. Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"
3.2. Aktuelle Ausgrabungen in den Medien
3.3. Aktuelle Forschung in den Medien
3.4. 14C-Daten aus der Levante zeigen höheren Fehler als nach Standardmodell erwartet
3.5. Forscher züchten "Neandertaler-Minihirne"

4. Kulturgutschutz
4.1. Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
4.2. "Fast jeder Mann im Dorf hat illegal gegraben": Raubgräber in Guatemala
4.3. US-Außenministerium behauptet, Antikenhandel diene der Terrorismus-Finanzierung, liefert aber keinerlei handfesten Beleg

5. Ausbildung, Job-Themen und Personalia
5.1. Bundessozialgericht: Keine studentische Krankenversicherung für Doktoranden
5.2. Svante Pääbo erhält Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft
5.3. Ausnehmend humorvolles und kurzweiliges Buch: "Was Sie schon immer über Archäologen wissen wollten. Indiana Jones von Beruf"
5.4. Bärbel Auffermann wird Leiterin des Neanderthal Museums Mettmann
5.5. EU-Kommission schlägt Verdopplung von Erasmus+ vor

6. Berufsverband
6.1. Neu: FAQ zu CIfA Deutschland
6.2. CIfA Deutschland startet kostenlosen Newsletter – auch für Nicht-Mitglieder

7. Open Access & Open Data
7.1. Handschriften aus dem Kloster Reichenau vollständig im Open Access verfügbar
7.2. "Praxishandbuch Open Access" nach einem Jahr nun endlich auch Open Access!
7.3. Universität von Kalifornien fordert Open Access und grundlegenden Wandel des wissenschaftlichen Publikationswesens
7.4. Open Access: Bilder ernten
7.5. Ulrich Herb: Zupacken, nicht lamentieren!
7.6. RGK-Reihe "Römisch-Germanische Forschungen" geht in den Open Access
7.7. Open Access mit DEAL auf dem richtigen Weg?
7.8. Aufschlussreich: Bericht zu einer Tagung über laufende Entwicklungen im wissenschaftlichen Publikationswesen
7.9. 5. Juli 2018: Verhandlungen DEAL & Elsevier gescheitert

8. Bürger und Archäologie & Citizen Science
8.1. Der Experte als Besserwisser – und wie man doch erfolgreich mit einer breiten Öffentlichkeit kommunizieren kann

9. UNESCO-Welterbe
9.1. 19 neue Welterbe-Stätten in Bahrain ausgewählt
9.2. UNESCO-Welterbe: Finanzielles hinter dem Vorhang

10. Und sonst …
10.1. Die HEIR-Bilddatenbank alter Fotografien von Denkmälern und archäologischen Objekten
10.2. Beyoncés und Jay-Zs Auseinandersetzung mit dem Kulturgut des Louvre
10.3. mortAAR: Ein kostenloses Statistikpaket für die Analyse von Sterbetafeln in R
10.4. Sieger des Winckelmann-Cups 2018: Pilsner Frühquell
10.5. NRW 2018: 6 Mio. Euro mehr Mittel für die Baudenkmalpflege, Kürzungen von 2013 nunmehr gänzlich zurückgenommen
10.6. Europäische Kommission verabschiedet "New Agenda for Culture"
10.7. Artstor: Viele Bilder zur freien Verwendung
10.8. Wie viel Staat braucht die Denkmalpflege? - fragt Raimund Karl
10.9. Amsterdam: Funde der Neuzeit zum Re-Mixen

11. Impressum und Redaktionshinweise


1. DGUF-Nachrichten
1.1.
Save the Date: DGUF-Tagung 2019 (Bonn, 20.-23.6.2019): "Die Selbstorganisation von Archäologie. Rollen und Bedürfnisse, Verantwortlichkeiten und Legitimierungen"
In Deutschland, aber auch in fast allen anderen europäischen Ländern sieht sich die Archäologie mit finanziellen Kürzungen und Gesetzesänderungen konfrontiert, die andere Prioritäten setzen als allein für das kulturelle Erbe Sorge zu tragen. Gesellschaftliche Erwartungen an Archäologie, an Denkmalpflege und Museen haben sich stark verändert. Die Tagung soll alle Bereiche, in denen Archäologie benötigt und betrieben wird, beleuchten und die bestehenden, teils von außen vorgegebenen, teils "vom Fach" selbst geschaffenen Rollen und Funktionen untersuchen. Was sind die Rollen, Bedürfnisse und Verantwortlichkeiten von, beispielsweise, staatlicher Archäologie, von Verbänden, Fachgesellschaften, Firmen, NGOs oder einem Berufsverband? Wir wollen herausarbeiten, wo Aufgaben und Rollen bereits gut geklärt sind, so dass Synergieeffekte vor Kräfte bindendem Konkurrenzstreben stehen, und was weniger rund läuft, wo Ergänzungs- und Verbesserungspotenzial schlummert. Passt die Selbstorganisation der Archäologie zu den laufenden und absehbaren gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen? Die Tagung möchte die gemeinsame Reflexion über die gegenwärtigen und zukünftigen Bedürfnisse unserer Selbstorganisation vorantreiben und der Frage "Wer macht was?" nachgehen. - 2019 wird die DGUF 50. Ihre Gründung war ein entschlossener, politischer Schritt gegen Bestrebungen rechter Kreise, die alte Mannus-Gesellschaft resp. die damalige "Gesellschaft für Deutsche Vorgeschichte", die das Fach vor 1945 durch ihre politisch-ideologische Ausrichtung so sehr in Misskredit gebracht hatte, unter neuem Namen wieder zu beleben. Die Jahrestagung 2019 wird am ersten Tagungstag einen Rückblick auf die Gründung und die Vereinsgeschichte werfen. Die Konferenz findet nicht wie gewohnt an Christi Himmelfahrt, sondern ca. einen Monat später an Fronleichnam statt, und zwar im Forschungsmuseum Alexander Koenig in der DGUF-Gründungsstadt Bonn. – Ein Call for Papers ist noch nicht eröffnet, herzlich gerne informieren wir Sie aber, wenn es soweit ist. Alle Informationen dazu finden Sie auf DGUF.de.
http://www.dguf.de/467.html

1.2.
Archäologische Informationen online: Juni 2018 die Schwelle "100.000 Downloads" überschritten
Im Lauf des Monats Juni wurde die Schwelle "100.000 Downloads" bei den Archäologischen Informationen online überschritten. Damit sind bereits jetzt mehr Artikel heruntergeladen worden als im gesamten Jahr 2017. Gezählt werden Downloads (nicht Klicks!) nach einem international standardisierten Verfahren, wobei Wiederholungszugriffe vom gleichen Rechner am gleichen Tag ebenso ausgeschlossen werden wie Besuche von Suchmaschinen und Bots (soweit das irgend möglich ist). Die Zahl der Zugriffe auf die Online-Ausgabe der Zeitschrift wächst stetig, von ca. 16.000 im Jahr 2014 auf gut 98.000 im Jahr 2017. Für die Autoren bedeutet dies eine kräftige zusätzliche Online-Rezeption, denn die gedruckte Zeitschrift und deren Leser gibt es ja weiterhin. Die Herausgeber der "Archäologischen Informationen" hatten sich im Laufe des Jahres 2013 entschieden, die Zugriffsstatistiken, die das Archiv-System automatisch protokolliert, auch öffentlich sichtbar zu machen. Jedermann kann die Zählresultate also auf der Website des Systems OJS abrufen, wo sich vornan (unten links) zur Zeitschrift insgesamt der Schalter "Statistiken" findet, und dann wiederum zu jedem Aufsatz separat. "Eine solch hohe Wahrnehmung von Lesern zu bekommen, ist ein kostbares Gut, das einer Publikation nicht von alleine zufließt", kommentiert der Leitende Herausgeber Frank Siegmund die Zahlen. "Wir bieten unseren Autoren für ihre Top-Inhalte nicht nur Qualitätssicherung und Redaktion auf internationalem Niveau, sondern mit dem System der Early Views eine sehr hohe Publikationsgeschwindigkeit und dank "Propylaeum" eine perfekte Auffindbarkeit und Archivierung. Die online-freundliche Lizensierung CC BY und die Distribution jedes Beitrags via DGUF-Newsletter, Facebook und Twitter wirken wie ein Verstärker. Solch ein Gesamtpaket, zu dem ein ganzes Team beiträgt, zahlt sich aus. Meine Kollegen und ich sind über diese Gesamtentwicklung sehr glücklich und freuen uns riesig für unsere Autoren!"
Zugriffs-Zahlen Archäologische Informationen online: http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/cgi-bin/oastats.cgi?repo=ojs&id=arch-inf
Regularien der Zählpraxis: https://www.projectcounter.org/

1.3.
DGUF nimmt Stellung zur Novellierung des Denkmalschutzgesetzes in Bremen
Die DGUF hat im Juni zur laufenden Novellierung des Denkmalschutzgesetzes (DSchG) Bremen Stellung genommen. Der im November 2017 dem Kulturausschuss vorgelegte Referentenentwurf scheint sich inzwischen parteiübergreifender Zustimmung der Parlamentarier zu erfreuen. Danach würde das Bundesland Bremen internationale Konventionen zum Denkmalschutz in Landesrecht umsetzen und insbesondere das Verursacherprinzip rechtssicher einführen. Auch die Pflichten des Bundeslandes selbst werden genauer gefasst. Ähnlich wie bereits in Schleswig-Holstein sollen gravierende Fehlverhalten gegen das Gesetz neu auch eine Straftat sein können. Im Zuge des Novellierungsverfahrens hat die DGUF in ihrer Stellungnahme die Novellierung grundsätzlich begrüßt, indes auf einige Möglichkeiten hingewiesen, wichtige Sachverhalte verständlicher und eindeutiger zu formulieren. Darüber hinaus schlug die DGUF vor, den Umfang der Kostentragungspflicht der Verursacher exakter gemäß der Malta-Konvention zu definieren. Zudem regte die DGUF an, wie im Umwelt- und Naturschutz auch im Denkmalschutz das Verbandsklagerecht einzuführen. Die Entscheidung des Bremischen Parlaments über das neue DSchG ist für den Sommer 2018 zu erwarten.
http://dguf.de/index.php?id=466

1.4.
Neu erschienen: DGUF-Handreichung zum Verfassen guter Aufsatztitel
Die Überschrift eines Fachartikels hat in Zeiten von Open Access und digitalen Repositorien eine weit höhere Bedeutung als früher, denn sie ist oft das Einzige, was ein potenzieller Leser bei Recherchen angezeigt bekommt. Unsere Handreichung soll die Autorinnen und Autoren der "Archäologischen Informationen" dabei unterstützen, einen Aufsatztitel so zu formulieren, dass der Beitrag auch gelesen wird.
http://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/publikationen/DGUF-Dok_Handreichung-Ueberschriften_ArchInf.pdf

1.5.
Schließung des DGUF-Online-Forums "Beruf Archäologie" zum 1.7.
Nach der DGUF-Jahrestagung 2017 "Ein Berufsverband für die Archäologie?" erreichten die DGUF zahlreiche Anfragen, ob es der DGUF nicht möglich sei, eine Plattform anzubieten, auf welcher man sich über Archäologie & Berufsfragen auszutauschen könne. Diesem Wunsch kam die DGUF mit der Öffnung des Forums "Beruf Archäologie" am 5.3.2018 nach. Ziel war es, Themen rund um den Beruf Archäologie zu diskutieren, z. B. ob archäologische Berufe überhaupt Zukunft haben, was sich verbessern muss, welche guten Erfahrungen auch Anderen nützlich sein könnten etc. Dieses Forum diente allein dem innerfachlichen Austausch, nicht etwa der Vorbereitung einer Tagung. Von Beginn an war eine zeitliche Begrenzung des Forums vorgesehen, welche jedoch bei intensiver Nutzung hätte verlängert werden können. Die Beiträge, die seit März im Forum entstanden, zeigten, dass einige Themen wie z. B. die Fragen nach Gehältern, Gesundheitsvorsorge oder Arbeitszeiten in der Archäologie höchst aktuell sind. Auch die Debatte um die Entstehung von CIfA Deutschland und die daraus möglicherweise resultierenden Folgen beschäftigte einige Kollegen stark. Doch auch wenn sich für einige Themen kurzzeitig rege Diskussionen mit z. T. auch handfesten Ergebnissen ergaben, scheint der Bedarf an einer weiterführenden, intensiven Diskussion zum Themenfeld "Beruf Archäologie" derzeit weitgehend gedeckt: Von nur knapp 40 angemeldeten Teilnehmern beteiligte sich ca. die Hälfte an den Diskussionen. Die Zugriffszahlen von über 2.000 auf manche der besprochenen Themen sind überraschend hoch, führten jedoch nicht dazu, dass mehr Personen in die Debatten einstiegen. Das Forum "Beruf Archäologie" wurde daher mit Beginn der Urlaubszeit zum 1.7. geschlossen. Die Organisatoren vom DGUF-Arbeitskreis "Beruf Archäologie" danken allen Teilnehmenden für ihr Engagement und ihren Mut zum offenen Austausch! Die Inhalte des Forums können noch bis zum 1.9.2018 öffentlich eingesehen werden.
https://www.beruf-archaeologie.dguf.de/

1.6.
Bis 31.12.: Extra Willkommensgeschenk für DGUF-Neumitglieder
Wenn Sie unsere Arbeit schätzen, freuen wir uns sehr, falls Sie DGUF-Mitglied werden wollen! Als Mitglied können Sie sich aktiv in die Arbeit der DGUF einbringen und sich für die Archäologie in Deutschland engagieren. Außerdem erhalten Sie als Jahresgabe die gedruckte Ausgabe unserer Fachzeitschrift "Archäologische Informationen". Bis Jahresende legen wir noch etwas drauf! Weil wir aus logistischen Gründen unser Bücherlager verschlanken und einen Teil der Bände abstoßen müssen, möchten wir Ihnen als erweitertes Willkommensgeschenk bis zu 10 Bücher aus unseren Lagerbeständen schenken. Eine Liste der verfügbaren Bände der "Archäologischen Informationen" sowie der "Archäologischen Berichte sowie die Details zum Ablauf finden Sie auf DGUF.de. Diese Aktion gilt für alle Mitgliedskategorien und auch für die Probe- und Geschenkmitgliedschaft.
DGUF räumt Bücherlager – und verschenkt an Neu-Mitglieder bis 31. Dezember 2018 max. je 10 Bände: http://www.dguf.de/468.html
Die DGUF-Mitgliedschaft und die Anmeldung: http://www.dguf.de/dguf-mitglied-werden.html


2. Tagungen und Veranstaltungen
2.1.
CHNT 23 "Visual Heritage" (Wien, 12.-15.11.)
The Congress Visual Heritage 2018 will be a federated event of the Conference on Cultural Heritage and New Technologies (CHNT) together with various cooperation partners. It aims to discuss methodologies concerning digital visual media and their use in the context of cultural heritage, to document digitally on at-risk archaeological sites, historical buildings, museums etc. Amongst the sessions are: "Images of the past – challenges of computer generated image-based representation of cultural heritage", "Ways to visualise time in archaeology and cultural heritage", "Geographic Information Systems (GIS) as Platforms of Method and Theory", and "Digital versus Analogue – Challenges and Benefits in Archaeological Reconstructions and Presentations in Exhibitions".
Tagungs-Website: http://www.chnt.at/
Facebook-Veranstaltung: https://www.facebook.com/events/1802827250024267/

2.2.
"Ruling an Empire in a Changing World – Studies on Origin, Impact, and Reception of the Notitia Dignitatum" (Freiburg, 20.-23.11.2019; CfP bis 18.11.)
Die Provinzialrömische Archäologie an der Univ. Freiburg veranstaltet im Herbst 2019 eine wiss. Tagung über die "Notitia Dignitatum". Dieser spätantike Text - oft als Militärhandbuch bezeichnet - ist wegen seiner zahlreichen Illustrationen weit über den Kreis der Spezialisten hinaus bekannt. Gleichwie: die Fachwelt geht zurückhaltend mit dieser Quelle um, denn die Überlieferung bleibt problematisch: Alle verfügbaren Abschriften gehen wohl auf einen ehedem in Speyer aufbewahrten karolingerzeitlichen Kodex zurück, der spätestens seit 1566 verschollen ist, weshalb die Überlieferungsgeschichte und -treue der Abschriften stets ein wichtiges Thema war und ist. Zudem stoßen bewährte (alt-) philologische Editionstechniken und -methoden bei Abbildungen an ihre Grenzen. Nachdem die Notitia Dignitatum zuletzt vor mehr als 40 Jahren Thema einer Tagung war, möchte der anstehende Kongress diese wichtige Quelle erneut beleuchten und dabei auch prüfen, ob moderne Techniken neue Hilfe bieten können, etwa im (bislang noch nie geschehenen) Zusammentragen und Vergleichen aller Abschriften als Digitalisate. So zielt der Call for Papers explizit auf eine interdisziplinäre Erforschung und ruft in deutscher, englischer und französischer Sprache zu Beiträgen u. a. aus der Alten Geschichte, Epigraphik, Papyrologie, Provinzialrömischen Archäologie, Klassischen Archäologie, Spätantiken Archäologie, Kunstgeschichte, Mediävistik und Paläographie auf.
http://www.provroem.uni-freiburg.de/forschung/notitia-dignitatum

2.3.
"CIfA2019 Archaeology: values, benefits, and legacies" (Leeds, 24.-26.4.; Call for Sessions bis 3.8.)
CIfA’s 2019 annual training event and conference aims to provide a forum "to discuss and explore ideas around social value, public benefit, and the creation of knowledge. It offers the opportunity to think about legacy and how the work we undertake now will impact on future generations – from inspiring future careers to learning lessons from our failures. We also want to consider how a multitude of stakeholders - archaeologists, policy makers, clients, the public - value our discipline: financially, politically and intellectually and to think about how effective we are in communicating that value through the stories we tell." The call for sessions for CIfA2019 is open until August 3rd.
https://www.archaeologists.net/conference/2019


3. Forschung
3.1.
Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"
Kuhn, R. (2018). Rezension zu: Köhler, E. Chr. (2017). Helwan IV. Excavations in Operation 4, Tombs 51-100 (Studien zur Archäologie und Geschichte Altägyptens 28). Mit Beiträgen von C. Marshall, A. M. A. Ali, H. Böhm und M. Abd el Karem. Rahden: Leidorf. Archäologische Informationen 41, Early View, online publiziert 4. Juli 2018.
Kuhn, R. (2018). Rezension zu: Engel, E.-M. (2017). Umm el-Qaab VI. Das Grab des Qa’a. Architektur und Inventar (Archäologische Veröffentlichungen 100). Wiesbaden: Harrassowitz. Archäologische Informationen 41, Early View, online publiziert 16. Juni 2018.
http://www.dguf.de/earlyview.html

3.2.
Aktuelle Ausgrabungen in den Medien
"Brauereien und Begräbnisse aus der prädynastischen Zeit in Tell el-Farcha entdeckt" (Selket's Blog, 6.7.): https://blog.selket.de/aus-der-archaeologie/brauereien-und-begraebnisse-aus-der-praedynastischen-zeit-in-tell-el-farcha-entdeckt
"Archäologen finden Inka-Grab in Pyramide. In einer der Pyramiden von Túcume im Norden von Peru haben Forscher zwei Dutzend Inka-Gräber entdeckt. Eins sticht aus der Menge hervor" (Spiegel, 6.7.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/peru-inka-pyramiden-von-tucume-grab-in-der-wueste-entdeckt-a-1216992.html
Republik Sacha: "Boy, 11, finds ‘1,000 year old message’ written in runes on pendant made of mammoth bone" (The Siberian Times, 5.7.): http://siberiantimes.com/science/others/news/boy-11-finds-1000-year-old-message-written-in-runes-on-pendant-made-of-mammoth-bone/
"Two 4,500-Year-Old Homes Found Near Giza Pyramids" (LiveScience, 3.7.): https://www.livescience.com/62976-ancient-homes-giza-pyramids.html
Bad Staffelstein/Menosgada: "Keltische Spuren am Staffelberg: Archäologen machen Geschichte lebendig" (In Franken, 2.7.): https://www.infranken.de/regional/lichtenfels/keltische-spuren-am-staffelberg-archaeologen-machen-geschichte-lebendig;art220,3510484 und "Archäologie in Oberfranken: Keltisches Leben ausgraben" (Süddeutsche, 22.6.): http://www.sueddeutsche.de/bayern/archaeologie-in-oberfranken-keltisches-leben-ausgraben-1.4019043
"Découverte archéologique: Sion sur le toit de la préhistoire européenne" (Le Nouvelliste, 29.6.): https://www.lenouvelliste.ch/articles/valais/canton/sion-sur-le-toit-de-la-prehistoire-europeenne-767775
"Archaeologists stumble on Neolithic ritual site in Suffolk. Diggers laying groundwork for a new windfarm discover previously unknown site of international significance" (The Guardian, 28.6.): https://www.theguardian.com/science/2018/jun/28/archaeologists-stumble-on-neolithic-ritual-site-in-suffolk
"'German Stonehenge' Yields Grisly Evidence of Sacrificed Women and Children" (LiveScience, 28.6.): https://www.livescience.com/62939-german-stonehenge-human-sacrifices.html und "Archäologische Ausgrabungen im Umfeld des Ringheiligtums Pömmelte" (Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, 26.6.): https://www.lda-lsa.de/aktuelles/meldung/datum/2018/06/26/archaeologische_ausgrabungen_im_umfeld_des_ringheiligtums_poemmelte/
"Nuovi tesori emergono dalle terre di Barbarano Romano, trovata sepoltura di una nobildonna etrusca con ambra proveniente dal Baltico" (La Fune, 27.6.): http://www.lafune.eu/nuovi-tesori-emergono-dalle-terre-di-barbarano-romano-trovata-sepoltura-di-una-nobildonna-etrusca-con-ambra-proveniente-dal-baltico/
"2,000 year old mummified ‘sleeping beauty’ dressed in silk emerges from Siberian reservoir" (The Siberian Times, 22.6.): http://siberiantimes.com/science/others/news/2000-year-old-mummified-sleeping-beauty-dressed-in-silk-emerges-from-siberian-reservoir/
Öhningen (Lkr. Konstanz): "Archäologen legen am Chorherrenstift mittelalterlichen Friedhof frei" (Südkurier, 21.6.): https://www.suedkurier.de/region/kreis-konstanz/oehningen/Archaeologen-legen-am-Chorherrenstift-mittelalterlichen-Friedhof-frei;art372453,9786207
"Felsenkunst der Naqada-Kultur nahe El-Kab gefunden" (Selket's Blog, 17.6.): https://blog.selket.de/aus-der-archaeologie/felsenkunst-der-naqada-kultur-nahe-el-kab-gefunden
Illyrer: "Polish archaeologists discover over 2000 years old lost city in Albania" (Science in Poland, 11.6.): http://scienceinpoland.pap.pl/en/news/news%2C29816%2Cpolish-archaeologists-discover-over-2000-years-old-lost-city-albania.html
"2,000-year-old burial complex discovered near Sea of Galilee. Israeli construction workers unearthed a cave in Tiberias which was likely a family burial space from Roman times" (Deutsche Welle, 11.6.): http://www.dw.com/en/2000-year-old-burial-complex-discovered-near-sea-of-galilee/a-44158628

3.3.
Aktuelle Forschung in den Medien
"The best radiocarbon-dated site in all recent Iberian prehistory. Experts from the University of Seville have reconstructed the social processes and cultural phenomena that occurred in the archeological site of Valencina (Andalusia) between the 32nd and 24th centuries BCE" (University of Seville, 9.7.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2018-07/uos-tbr070918.php
"Neue geoarchäologische Studie zum Verlauf des Karlsgrabens zeigt: Karolinger hatten ausgezeichnete Geländekenntnisse" (Universität Leipzig, 6.7.): http://www.uni-leipzig.de/service/kommunikation/medienredaktion/nachrichten.html?ifab_modus=detail&ifab_id=7834
"Ancient genome analyses reveal mosaic pattern of goat domestication" (Trinity College Dublin, 6.7.): https://www.tcd.ie/news_events/articles/ancient-genome-analyses-reveal-mosaic-pattern-of-goat-domestication-thousands-of-years-ago/
"First dogs in the Americas arrived from Siberia, disappeared after European contact" (Phys.org, 5.7.): https://phys.org/news/2018-07-dogs-americas-siberia-european-contact.html und "America’s first dogs lived with people for thousands of years. Then they vanished" (Science Magazine, 5.7.): http://www.sciencemag.org/news/2018/07/america-s-first-dogs-lived-people-thousands-years-then-they-vanished
"Untersuchung der Blockbergung vom frühbronzezeitlichen Großgrabhügel 'Bornhöck' bei Dieskau (Saalekreis)" (Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, 5.7.): https://www.lda-lsa.de/aktuelles/meldung/datum/2018/07/05/untersuchung_der_blockbergung_vom_fruehbronzezeitlichen_grossgrabhuegel_bornhoeck_bei_dieskau/
Äthiopien/Australopithecus afarensis: "Our human ancestors walked on two feet but their children still had a backup plan" (Phys.org, 4.7.): https://phys.org/news/2018-07-human-ancestors-feet-children-backup.html und "Ancient Human Ancestors Had to Deal with Climbing Toddlers" (LiveScience, 4.7.): https://www.livescience.com/62984-hominin-foot-fossil.html
"New study questions when the brown bear became extinct in Britain" (University of Nottingham, 3.7.): https://www.nottingham.ac.uk/news/pressreleases/2018/july/new-study-questions-when-the-brown-bear-became-extinct-in-britain.aspx
"Älteste Belege für Zahnbehandlung bei Pferden. Bereits vor mehr als 3000 Jahren entfernten mongolische Hirten jungen Tieren problematische Zähne" (Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte, 2.7.): http://www.shh.mpg.de/997187/horse-veterinary-care-mongolia und "Pferde in Mongolei: Älteste Hinweise für Zahnbehandlung entdeckt" (Spiegel, 3.7.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/mongolei-aelteste-hinweise-fuer-zahnbehandlung-bei-pferden-entdeckt-a-1216257.html
"A new study by the University of Cincinnati suggests the ancient New Mexico village Chaco Canyon benefited from arable farmland to support a resident population 1,000 years ago" (University of Cincinnati, 2.7.): http://magazine.uc.edu/editors_picks/recent_features/chaco2.html
Basur Höyük, Türkei: "Human Sacrifices Surround Ancient Mesopotamian Tomb" (LiveScience, 29.6.): https://www.livescience.com/62954-human-sacrifices-mesopotamia.html
"Crucial new data on the origin of the Dolmens of Antequera, a World Heritage Site" (Universidad de Sevilla, 28.6.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2018-06/uos-cnd062818.php
Birka: "Discovery of Rare Viking Dragon Pin Solves 130-Year-Old Mystery" (LiveScience, 28.6.): https://www.livescience.com/62931-dragon-pin-vikings.html
"Massengrab aus Halberstadt belegt neue Facette jungsteinzeitlicher Gewalt" (Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt - Landesmuseum für Vorgeschichte, 26.6.): https://idw-online.de/de/news698310
Oase Dakhleh: "These Skeletons from an Ancient Egypt Cemetery Were Riddled with Cancer" (LiveScience, 25.6.): https://www.livescience.com/62908-ancient-egypt-cancer.html
"Cranium of a four-million-year-old hominin shows similarities to ours" (Wits University, 25.6.): https://www.wits.ac.za/news/latest-news/general-news/2018/2018-06/cranium-of-a-four-million-year-old-hominin-shows-similarities-to-ours.html
"Hieb- und stichfest: So jagten Neandertaler vor 120.000 Jahren" (RGZM, 25.6.): https://web.rgzm.de/a/article/hieb-und-stichfest-so-jagten-neandertaler-vor-120000-jahren-1/ und Sabine Gaudzinski-Windheuser et al., "Evidence for close-range hunting by last interglacial Neanderthals", nature ecology & evolution, 2018 (Closed Access): https://www.nature.com/articles/s41559-018-0596-1
"Stone tools from ancient mummy reveal how Copper Age mountain people lived" (PLOS, 20.6.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2018-06/p-stf061318.php und "Analyse der Werkzeuge: Ötzi war so richtig am Ende" (Spiegel, 20.6.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/oetzi-war-am-ende-das-zeigt-analyse-seiner-werkzeuge-a-1214001.html
"Mesomerican turquoise may have different origin than previously thought" (AAAS, 13.6.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2018-06/aaft-mtm061118.php
"Ancient agricultural activity caused lasting environmental changes" (University of British Columbia, 13.6.): https://news.ubc.ca/2018/06/13/ancient-agricultural-activity-caused-lasting-environmental-changes/
"Large-scale whaling in north Scandinavia may date back to 6th century" (Universität Uppsala, 13.6.): https://www.uu.se/en/news-media/news/article/?id=10954&area=2,6,10,16,22,34,42&typ=artikel&lang=en
Bronzezeit: "Auf den archäologischen Zahn gefühlt: genetische Spurensuche was für ein Schwein Hallstatt hatte" (Veterinärmedizinische Universität Hallstatt, 12.6.): http://www.vetmeduni.ac.at/de/infoservice/news/detail/artikel/2018/06/12/hallstatt-schweine/
Russland: "Bislang ältestes Genom der Beulenpest entschlüsselt. Hochgefährlicher Pesterreger rund 1000 Jahre älter als bisher bekannt" (Max-Planck-Gesellschaft, 8.6.): https://www.mpg.de/12065568/pesterreger-aus-bronzezeit?c=2191
"Hats on for Easter Island statues" (Penn State, 4.6.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2018-06/ps-hof060118.php
"Indianische Frühgeschichte: Die Eroberung Amerikas, nächste Version" (Spiegel, 2.6.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/amerikas-erstbesiedlung-studie-erzaehlt-fruehgeschichte-der-indigenen-voelker-neu-a-1210254.html
"First peoples: Study finds two ancient ancestries 'reconverged' with settling of South America" (University of Cambridge, 31.5.): https://www.cam.ac.uk/research/news/first-peoples-two-ancient-ancestries-reconverged-with-settling-of-south-america
"The genes from Icelanda's first settlers reveal the origin of their population in detail. For the first time, a team, in which CSIC participated, has analysed the ancient genomes of 25 individuals who lived on the island during its colonisation 1,100 years ago" (Spanish National Research Council, 31.5.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2018-05/snrc-tgf053118.php
"New map of Alaska’s ancient coast supports theory that America’s first people arrived by boat" (Science Magazine, 30.5.): http://www.sciencemag.org/news/2018/05/new-map-alaska-s-ancient-coast-supports-theory-america-s-first-people-arrived-boat

3.4.
14C-Daten aus der Levante zeigen höheren Fehler als nach Standardmodell erwartet
Ein Team um Stuart Manning (Cornell Univ., USA) hat Hölzer von Phönizischem Wacholder (Juniperus phoenicea) bekannten Alters der Zeit zwischen 1610 und 1940 n. Chr. aus dem Süden Jordaniens mit AMS-Messungen präzisionsdatiert und dabei systematische Abweichungen zwischen dem bekannten Alter und den IntCal13-kalibrierten Daten festgestellt. IntCal13 ist der aktuelle Kalibrationsstandard für alle 14C-Daten der nördlichen Welthalbkugel. In Summe fallen die Datierungen um etwa 20 Jahre zu alt aus - was z. B. im Kontext eisenzeitlicher Archäologie oder Biblischer Archäologie in der Levante ein relevante Größenordnung ist. Das Ergebnis fällt für Messungen in zwei unterschiedlichen Labors gleich aus ("AA" Arizona, "OxA" Oxford), liegt also nicht an einem Laborfehler. Weitere Messungen und Vergleiche zeigen, dass die Abweichungen bei Proben aus Ägypten und Zypern sehr ähnlich ausfallen, sich aber innerhalb des beobachteten Zeitraums verändern. Die Autoren identifizieren zwischen 1610 und 1940 vier Zeitabschnitte mit Offsets von + 9 Jahren, +20 Jahren, +11 Jahren und +28 Jahren (OxA) und verbinden diese Unterschiede mit einem in dieser Zeit mehr oder weniger stark ausgeprägten mediterranen Klima. Verallgemeinernd stellen sie die Hypothese auf, dass entlang der Zeitachse wechselnde Unterschiede in den Vegetationsperioden diesen Effekt verursachen können. Träfe das Erklärungsmodell zu, hätte es eine universelle Reichweite, 14C-Datierungen wären (erneut) etwas ungenauer als bislang angenommen. Daher ist zu hoffen, dass nun eine Validierung des Modells über das rel. kleine und spezielle Zeit- und Raumfenster hinaus angestrebt wird.
"New radiocarbon cycle research may alter history" (Cornell Chronicle, 1.6.): http://news.cornell.edu/stories/2018/06/new-radiocarbon-cycle-research-may-alter-history
"Cornell research illuminates inaccuracies in radiocarbon dating" (Cornell Unioversity, 5.6.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2018-06/cu-cri060518.php
Manning, St. W., Griggs, C., Lorentzen, M., Bronk Ramsey, Chr., Chivall, D., Jull, A. J. T. & Lange, T. E. (2018). Fluctuating radiocarbon offsets observed in the southern Levant and implications for archaeological chronology debates. PNAS May 29, 2018. 201719420 (29.5.2018): http://www.pnas.org/content/early/2018/05/23/1719420115

3.5.
Forscher züchten "Neandertaler-Minihirne"
Wer hätte es für möglich gehalten, dass die Stammzellforschung auch die Paläoanthropologie betrifft? Aber so ist es, wie ein aktueller Beitrag im Science Magazine zeigt. Aus Stammzellen gewonnene Organoide dienen eigentlich gegenwärtigen medizinischen Forschungszielen. Nun haben zwei Forschergruppen begonnen, Stammzellen mit Neandertaler-DNA auszustatten und zu beobachten, wie sich diese Stammzellen im Vergleich zu modern-menschlichen Stammzellen verhalten. Dabei handelt es sich um erbsengroße Großhirnrinde-Organoide. Jetzt gibt es Zwischenergebnisse eines Teams rund um den Genetiker Prof. Allyson Muotri (Universität von Kalifornien in San Diego), und noch sind diese unpubliziert und wurden lediglich am 1.6. auf einer Konferenz vorgestellt. Ja, das klingt alles sehr nach Science Fiction und sehr spannend. Aber bedenklich wird es, wenn wie hier, wo die Forschung noch nicht einmal in den Kinderschuhen angekommen ist, schon weitreichende Schlüsse gezogen werden. Svante Pääbo, der im Artikel zitiert wird und ebenfalls Organoide aus Neandertaler-DNA herstellt, führt dies sehr gut aus. Es sind ausreichend Kontrollexperimente notwendig, und unbeabsichtigte Mutationen müssen ausgeschlossen werden. Und vor allem: Organoide erlauben keine Rückschlüsse auf Hirnfunktionen bei ausgewachsenen Individuen. Umso unseriöser erscheint da neben der Ankündigung Alysson Muotris: "We're trying to recreate Neanderthal minds" seine Schlussfolgerung, die Experimente würden auf einen geringeren Sozialisationsgrad und Autismus bei Neandertalern hinweisen. Da werden wieder die alten Klischees vom tumben Keulenschwinger bedient.
Jon Cohen: "Exclusive: Neanderthal ‘minibrains’ grown in dish" (Science Magazine, 20.6.): http://www.sciencemag.org/news/2018/06/exclusive-neanderthal-minibrains-grown-dish
Jon Cohen: Neanderthal brain organoids come to life. Science 22 Jun 2018: Vol. 360, Issue 6395, pp. 1284. DOI: 10.1126/science.360.6395.1284 http://science.sciencemag.org/content/360/6395/1284.full
"Mini Neanderthal Brains Are Growing in Petri Dishes" (LiveScience, 26.6.): https://www.livescience.com/62916-mini-neanderthal-brains.html
"Scientists to grow 'mini-brains' using Neanderthal DNA. Geneticists hope comparing prehistoric and modern biology will help them understand what makes humans unique" (The Guardian, 11.5.): https://www.theguardian.com/science/2018/may/11/scientists-to-grow-mini-brains-using-neanderthal-dna
"Experiment: Neandertalerhirne wachsen in Petrischale" (Spektrum, 21.6.): https://www.spektrum.de/news/neandertalerhirne-wachsen-in-petrischale/1573142
Anna Meldolesi: "CRISPRing the Neanderthal’s mind" (CRISPeR FRENZY – News and Vies From the Frontier of Genome Editing, 27.6.): https://mycrispr.blog/tag/alysson-muotri/
"The ethics of experimenting with human brain tissue. Difficult questions will be raised as models of the human brain get closer to replicating its functions, explain Nita A. Farahany, Henry T. Greely and 15 colleagues" (Nature, 25.4.): https://www.nature.com/articles/d41586-018-04813-x


4. Kulturgutschutz
4.1.
Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
"Wiederaufbau Aleppo: Die syrischen Archäologen Rami Alafandi und Alaaeddin Haddad haben ein großes Ziel: Aleppo wieder aufbauen! Zumindest als digitales Puzzle" (ZDF, 8.7.): https://www.facebook.com/heuteplus/videos/2086081828070721/
"Schlag gegen internationale Antikenhehler: Operation Demetra" (Archaeologik, 8.7.): https://archaeologik.blogspot.com/2018/07/schlag-gegen-internationale.html
"Kulturgut in Syrien und Irak (April-Juni)" (Archaeologik, 3.7.): http://archaeologik.blogspot.com/2018/07/kulturgut-in-syrien-und-irak-april-juni.html
"Italien gibt eine große Anzahl an geschmuggelter Artefakte an Ägypten zurück" (Selket’s Blog, 1.7.): https://blog.selket.de/grabraeuber/italien-gibt-eine-grosse-anzahl-an-geschmuggelter-artefakte-an-aegypten-zurueck
Spätmittelalter: "Baden-Württemberg. Schatzsucher unterschlagen Tausende historische Münzen" (Spiegel, 20.6.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/baden-wuerttemberg-schatzsucher-unterschlagen-muenzen-und-schmuck-a-1214041.html
Hadrianswall: UNESCO World Heritage Site damaged (Looting Matters, 20.6.): https://lootingmatters.blogspot.com/2018/06/unesco-world-heritage-site-damaged.html
"3,000-year-old Bronze Age oak road to be preserved in Co Westmeath. Peat extractors have committed to stop milling near the Mayne bog road, which is 6m in width" (The Irish Times, 11.6.): https://www.irishtimes.com/news/ireland/irish-news/3-000-year-old-bronze-age-oak-road-to-be-preserved-in-co-westmeath-1.3526507
Großbritannien: "Corbyn vows to return Elgin Marbles to Greece if he becomes prime minister" (The Independent, 4.6.): https://www.independent.co.uk/news/uk/home-news/corbyn-return-elgin-marbles-greece-british-museum-a8381681.html

4.2.
"Fast jeder Mann im Dorf hat illegal gegraben": Raubgräber in Guatemala
Die Regenwälder von Guatemala, Mexiko oder Belize und Honduras bergen tausende archäologischen Stätten. Das weiß niemand besser als die Huecheros, die Raubgräber. Ein lesenswerter Beitrag des "Spiegel" begleitet José, den Raubgräber, die Sammlerin Doña Rosa und Doña Neria, welche im winzigen Dörfchen Uaxactún von der Schmugglerin zur Bewahrerin wurde, seit Archäologen ihr erzählten, welchen Schaden das Geschäft mit Maya-Kunst anrichtet.
"Maya-Archäologie in Guatemala: Auf der Spur der Raubgräber" (Spiegel, 3.6.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/maya-archaeologie-in-guatemala-auf-der-spur-der-raubgraeber-a-1210456.html

4.3.
US-Außenministerium behauptet, Antikenhandel diene der Terrorismus-Finanzierung, liefert aber keinerlei handfesten Beleg
"Tackling Illicit Trafficking of Antiquities and its Ties to Terrorist Financing" - den illegalen Antikenhandel und seine Verbindungen zur Terrorfinanzierung bekämpfen, titelt DIPnote, das offizielle Blog des US-Außenministeriums, am 20.6. vielversprechend. Der Autor ist Sam Pineda, Direktor im "Bureau of Counterterrorism and Countering Violent Extremism", und er berichtet von einer Untersuchung bzw. Studie des US-Außenministeriums, die soeben abgeschlossen worden sei. Sie zeige, dass das Plündern von Antiken und der illegale Handel mit ihnen der Finanzierung des Terrorismus dienten. Die Studie bestätige die Resolution Nr. 2199 des UN-Sicherheitsrates, dass mit den Gewinnen Terrorgruppen wie ISIS oder die al-Nusrah-Front finanziert würden. Die Studie schlage vor, zur Bekämpfung dieses illegalen Handels das Personal an den Grenzen besser zu schulen, ein konkreter Plan sei gemeinsam mit internationalen Partnern in Arbeit. Nun, für den interessierten Leser ist das im Kern nichts Neues, denn das Hörensagen über die Terror-Finanzierung durch Antikenhandel steht seit spätestens Mitte 2014 gebetsmühlenhaft im Raum. Im Grunde zunächst ohne handfeste Beweise, wie Esther Saoub und Amir Musawy am 15.7.2015 zunächst im ARD-Mittagsmagazin und später in einem Aufsatz in den "Archäologischen Informationen" darlegten (DGUF-Newsletter vom 31.7.2015 Punkt 3.3. und vom 28.12.2015 Punkt 4.6.). Der von ihnen dokumentierte, damals brandaktuelle Fall, bei dem Mitte Juli 2015 der Kulturattaché der US-Botschaft in Bagdad dem Ministerium für Tourismus und Altertümer einschlägige Artefakte übergab, die zwei Monate zuvor von US-Spezialeinheiten im Haus eines hochkarätigen IS-Funktionärs gefunden worden waren, waren laut Saoub und Musawy der erste handfeste Beweis für diese immer wieder (auch von Archäologen) wiederholte, aber zuvor eben unbelegte These. Umso neugieriger ist man nun auf die neue Studie aus den USA! Aber der Blogbeitrag führt nicht weiter: nicht zur zitierten Studie, nicht zu Beweisen. Der einzige Link führt auf die weitgehend wortgleiche Presseerklärung des Außenministeriums, die ebenfalls ohne einen Link zur genannten Studie veröffentlicht wurde. Auf eine kurze Anfrage der DGUF an das US-Außenministerium vom 3.7. mit der Bitte um einen Link auf die Studie, antwortete die Behörde bis Reaktionsschluss nicht. Gäbe es handfeste Beweise, würde man sie dann zurückhalten? Eher scheint die Meldung des US-Außenministeriums signalisieren zu wollen, dass man jetzt auch etwas unternehme, nachdem die Europäische Kommission das Thema Antikenhandel bereits Mitte 2017 auf die Agenda der EU setzte und weitere europäische Regelungen und bessere nationale Gesetzgebungen ankündigte.
Sam Pineda: "Tackling Illicit Trafficking of Antiquities and its Ties to Terrorist Financing" (DIPnote, 20.6.): https://blogs.state.gov/stories/2018/06/20/en/tackling-illicit-trafficking-antiquities-and-its-ties-terrorist-financing
Weitgehend identischer Text als Pressemitteilung des US-Außenministeriums (20.6.): https://medium.com/statedept/tackling-illicit-trafficking-of-antiquities-and-its-ties-to-terrorist-financing-d62340c483c9
Esther Saoub, Amir Musawy: "Schlagzeile geht schneller als Recherche – über die journalistische Arbeit zum Antikenraub" (Arch. Inf. 38, 2015, 425-432): http://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/article/view/26206
"Security Union: Cracking down on the illegal import of cultural goods used to finance terrorism" (European Commission, Press release, 13.7.2017): http://europa.eu/rapid/press-release_IP-17-1932_en.htm


5. Ausbildung, Job-Themen und Personalia
5.1.
Bundessozialgericht: Keine studentische Krankenversicherung für Doktoranden
In einem Blogbeitrag vom 7.6. berichtet der Brandenburger Rechtsanwalt Ludwig Zimmermann über ein frisches Urteil des Bundessozialgerichts, nach dem die studentische Krankenversicherung auf Doktoranden im Promotionsstudium nicht anzuwenden sei. Zwar seien auch Doktoranden während des Promotionsstudiums "eingeschriebene Studenten", doch sei ihr Status nicht mit Studierenden vor einem berufsqualifizierenden Universitätsabschluss (B.A., M.A.) vergleichbar. Daher hätten Doktoranden keinen Rechtsanspruch auf die (günstige) Eingruppierung als Student in die gesetzliche Krankenversicherung (z. Zt. mtl. 66,33 Euro). Ein klares und nunmehr höchstrichterliches Urteil. Ist das neu? Nicht wirklich. Nachdem man ab dem Alter von 25 Jahren nicht mehr über seine Eltern familienversichert sein kann, wurde das Thema Krankenversicherung auch bislang heikel. Weil: wer studiert (inkl. Doktorand), ist im rechtlichen Sinne weder "arbeitslos" noch "Hartz IV", und ein Minijob ("450-Euro-Job") neben der Promotion hilft auch nicht weiter, weil diese Jobs ja von den Sozialabgaben befreit sind. Also voller Beitragssatz. Wer hie und da mit Hilfe eines Werkvertrags Geld verdient, gilt bei der Krankenkasse als selbstständig, was mit recht hohen Tarifen einhergeht, denn Selbständige sind nach Ansicht der Krankenkassen bekanntlich Gutverdiener. Da helfen nur reiche Eltern, Heiraten oder eine kleine reguläre Anstellung, mit der sich wenigstens die Krankenkasse finanzieren lässt. Auf die Archäologie hat diese hintergründige Systematik starke Auswirkungen, weil eine Promotion heute praktisch nur mehr über eine echte Promotionsstelle (inkl. dem üblichen Zuschuss zur Krankenversicherung) möglich ist - inklusive deren speziellen Bindungen hinsichtlich Art der Themen usw. Ein Überleben als "selbständiger Doktorand", wie es in den 1970er und 1980er Jahren oft vorkam, ist heute kaum noch möglich, resp. eben nur neben einer regulären (ggf. Teilzeit-) Berufstätigkeit. Wenn ältere, beruflich gut etablierte Kollegen sich heute wundern, dass niemand mehr promovieren will (vulgo: unbezahlt die vielen spannenden Grabungen aufarbeitet, die in den Archiven der Landesdenkmalämter schlummern), dann ist das deutsche Sozialsystem in Verbindung mit den Prinzipien moderner Wissenschaftsförderung die Erklärung, und nicht der Unwillen der nachwachsenden Generation.
"Keine studentische Krankenversicherung für Doktoranden" (Blog sozialrechtsexperte, 7.6.): http://sozialrechtsexperte.blogspot.com/2018/06/keine-studentische-krankenversicherung.html
"Keine studentische Krankenversicherung für Doktoranden" zu BSG AZ "B 12 KR 15/16 R, B 12 KR 1/17 R" vom 7.6.2018 (juris, 7.6.): https://www.juris.de/jportal/portal/t/15d6/page/homerl.psml?nid=jnachr-JUNA180601599&cmsuri=%2Fjuris%2Fde%2Fnachrichten%2Fzeigenachricht.jsp

5.2.
Svante Pääbo erhält Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft
Die Körber-Stiftung zeichnet Svante Pääbo für seine Pionierleistungen auf dem Gebiet der Paläogenetik aus, als deren Begründer er gilt. Zu den bedeutendsten wissenschaftlichen Durchbrüchen des schwedischen Mediziners und Biologen zählt die Entschlüsselung des Neandertaler-Genoms. Pääbos Team entschlüsselte außerdem 2012 das Genom aus einem kleinen Knochen aus dem Altai und entdeckte, dass er von einer bis dahin unbekannten Urmenschen-Gruppe stammte, die es "Denisova-Menschen" nannte. Svante Pääbo ist einer der Direktoren des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig. Der mit 750.000 Euro dotierte Preis wird ihm am 7.9. in Hamburg überreicht.
"Revolutionäre Einblicke in die Ursprünge der Menschheit: Der Körber-Preis 2018 geht an Svante Pääbo" (Körber-Stiftung, 21.6.): https://idw-online.de/de/news697991

5.3.
Ausnehmend humorvolles und kurzweiliges Buch: "Was Sie schon immer über Archäologen wissen wollten. Indiana Jones von Beruf"
Ein Buchtitel, den man nicht übergehen kann - zumindest, wenn man selbst Archäologe von Beruf ist. Der Bamberger Mittelalterarchäologe Hauke Kenzler hat auf exakt 200 Seiten den Versuch unternommen, Archäologie ohne Fachsprache, unterhaltsam und ehrlich zu erklären. Versuch gelungen. Ausnehmend humorvoll und kurzweilig erläutert Kenzler den Beruf und die Tätigkeit von Archäologen mit all dem Abenteuer, den schönen Seiten und mit allen üblichen Problemen. Gerade Letzteres geschieht knapp, präzise und mit dezenter Selbstironie sehr wahrhaftig, offensichtlich aus einem reichen persönlichen Erfahrungsschatz schöpfend, und dennoch humorvoll und ohne das unter Archäologen so weit verbreitete fortwährende Jammern. All diejenigen - regelhaft wohlverbeamteten - Kollegen im Fach, welche die Existenz eines Prekariats in der Archäologie negieren, sei das Buch des circa 50-jährigen Autors mit generationstypischem Berufsweg herzlich zu Lektüre anempfohlen. Und allen jungen Menschen, die sich mit dem Gedanken tragen, Archäologie zu studieren: Kenzlers Buch will nicht vom Studium der Archäologie abschrecken, aber es entwirft ein in Höhen wie Tiefen realistisches Bild dessen, was auf sie zukommen kann. Als Lehrender entdeckt man, dass man mit den eigenen stillen Verzweiflungen nicht ganz alleine ist, sondern Kenzler durchaus ähnliche Erfahrungen macht. "Nebenbei" erklärt der Text Archäologie, ihre grundlegenden Methoden und Sichtweisen. Wer den Text durchdenkt und wirklich verstanden hat, einzelnes ggf. auch nacharbeitet (wozu knappe Literaturhinweise anregen), bedarf des bekannten Einführungs-Klassikers "Eggers 1959" nicht mehr.
Hauke Kenzler: Was Sie schon immer über Archäologen wissen wollten. Indiana Jones von Beruf. Norderstedt 2018: BoD.

5.4.
Bärbel Auffermann wird Leiterin des Neanderthal Museums Mettmann
Dr. Bärbel Auffermann übernimmt zum 1.1.2019 die Leitung des Neanderthal Museums Mettmann und wird Nachfolgerin von Prof. Dr. Gerd-Christian Weniger. Auffermann studierte an den Universitäten Münster und Tübingen Ur- und Frühgeschichte, Geologie und Ethnologie. Sie wurde 1996 promoviert und ist seit 1997 stellvertretende Direktorin des Neanderthal Museums. Das Museum in seinem jetzigen Gebäude war im Jahr zuvor eröffnet worden. Die DGUF zeichnete es 2009 mit dem Deutschen Archäologiepreis für die vorbildliche Vermittlung aktueller Forschungsergebnisse aus.
Bärbel Auffermann auf der Website des Neanderthal Museums: https://www.neanderthal.de/de/dr-baerbel-auffermann.html
Träger des Deutschen Archäologiepreises 2009: Neanderthal Museum - Prof. Dr. Gerd-Christian Weniger und Dr. Bärbel Auffermann: http://www.dguf.de/134.html

5.5.
EU-Kommission schlägt Verdopplung von Erasmus+ vor
Die Europäische Kommission schlägt eine Verdopplung der Mittel für das Studenten-Austauschprogramm Erasmus vor. Geplant sei, die Summe im nächsten Haushaltszeitraum von 2021 bis 2027 auf insgesamt 30 Mrd. Euro aufzustocken, sagte EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger bei der Vorstellung vor dem EU-Parlament. Basis für Oettingers Aussage ist die aktuelle Finanzierungsperiode von 2014 bis 2020, in der für Erasmus+ knapp 15 Mrd. Euro zur Verfügung stehen. Die zusätzlichen Mittel muss das EU-Parlament allerdings erst noch genehmigen. Nina Salden vom Deutschen Akademischen Austauschdienst spricht im Deutschlandfunk allerdings von falschen Erwartungen, die mit der einfachen Formel von der Verdoppelung der Mittel einhergehen könnten. Ähnlich sieht das Sabine Verheyen, die als Europaabgeordnete für die CDU im für Erasmus zuständigen Kultur- und Bildungsausschuss sitzt: "Wir können nicht aus den sowieso schon unterfinanzierten Programmen Erasmus+ auch noch alle möglichen neuen Ideen finanzieren." Die Abgeordnete warnt davor, die Kommissionsvorschläge zu positiv zu sehen: Im Vergleich zu vor der Finanz- und Wirtschaftskrise habe man noch nicht einmal den damaligen Stand erreicht. Der Kulturausschuss hatte eigentlich eine Verdreifachung des Budgets gefordert.
"Mehr Geld für Erasmus und Horizon 2020" (Deutschlandfunk 9.5.): https://www.deutschlandfunk.de/europaeisches-parlament-mehr-geld-fuer-erasmus-und-horizon.680.de.html?dram:article_id=417570
"Doppelt so viel Geld für das Austauschprogramm Erasmus im nächsten Haushalt" (Handelsblatt, 30.5.): https://www.handelsblatt.com/politik/international/eu-kommission-doppelt-so-viel-geld-fuer-das-austauschprogramm-erasmus-im-naechsten-haushalt/22626632.html


6. Berufsverband
6.1.
Neu: FAQ zu CIfA Deutschland
Um häufig wiederkehrende Fragen an CIfA Deutschland allgemein und transparent zu beantworten, hat der Berufsverband auf seiner Website ein FAQ angelegt. Darin geht es u. a. um folgende Themen: "Was macht das CIfA zu einem Berufsverband?", "Was macht laut CIfA eine/n professionelle/n Archäologen/in aus?", "Warum eine Zweigstelle eines englischen Berufsverbandes in Deutschland?", "Welchen rechtlichen Status hat eigentlich CIfA Deutschland?", "Wie steht CIfA Deutschland zu den anderen Verbänden in Deutschland?" oder "Was sind die Vorteile einer CIfA-Akkreditierung für mich persönlich?". Die Fragen und Antworten bieten für fachinterne Debatten wie auch persönliche Entscheidungen eine gute Darstellung der CIfA-Sicht auf diese Themen.
FAQ CIfA Deutschland: https://www.archaeologists.net/cifa-deutschland-faq
CIfA Deutschland: http://www.cifa-deutschland.de

6.2.
CIfA Deutschland startet kostenlosen Newsletter – auch für Nicht-Mitglieder
Vor recht genau einem Jahr wurde CIfA Deutschland ins Leben gerufen; seitdem etabliert sich der in Deutschland neue Berufsverband Schritt für Schritt. Sein zweites Jahr eröffnet CIfA Deutschland mit einem eigenen Newsletter, der per E-Mail an alle Interessierten versendet und unregelmäßig erscheinen wird. Er ersetzt die bisherigen Rundschreiben und ist nicht an eine CIfA-Mitgliedschaft gebunden. Der Newsletter soll über die weitere Entwicklung von CIfA Deutschland berichten, über häufig gestellte Fragen informieren, aber auch darüber hinaus berufsrelevante Themen behandeln. So wird der erste CIfA-Deutschland-Newsletter, der in wenigen Tagen versendet werden wird, darlegen, was von den beiden Referenzschreiben erwartet wird, die man für seine Akkreditierung benötigt. Interessierte, die bereits die bisherigen Rundschreiben erhalten haben, bekommen den ersten CIfA-Deutschland-Newsletter automatisch zugesendet ‒ können ihn aber selbstverständlich jederzeit abbestellen. Wer neu in den Verteiler aufgenommen werden möchte, sende eine E-Mail mit dem Betreff "Abo Newsletter" an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.. Die Redaktion des DGUF-Newsletters wünscht der neuen "Konkurrenz" von Herzen viel Erfolg und reichen Zuspruch!


7. Open Access & Open Data
7.1.
Handschriften aus dem Kloster Reichenau vollständig im Open Access verfügbar
Die begonnene Digitalisierung aller mittelalterlichen Handschriften aus dem ehemaligen Benediktinerkloster Reichenau ist abgeschlossen. Damit ist der gesamte Handschriftenbestand der Klosterbibliothek mit 164 Papier- und 267 Pergamentcodices bzw. insgesamt mehr als 130.000 Seiten digitalisiert. Die älteste Handschriftstammt aus der Gründungszeit der Abtei und ist ein Kommentar aus dem 7. Jahrhundert zum Matthäusevangelium des Heiligen Sophronius Eusebius Hieronymus (347-420), einem der großen Kirchenväter der Spätantike. Zahlreiche weitere Handschriften stammen aus dem 9. Jahrhundert; die jüngsten Schriften entstanden im frühen 17. Jahrhundert.
Handschriftenbestand aus dem Kloster Reichenau: https://digital.blb-karlsruhe.de/topic/view/21210
"Neues aus der Digitalisierung: Handschriftenaus dem Kloster Reichenau ab sofort vollständig online verfügbar" (Badische Landesbibliothek, 1.6.): https://www.blb-karlsruhe.de/files/user_upload/PDF/5_Presse/PM_26_2018_06_01_Neues_aus_der_Digitalisierung.pdf

7.2.
"Praxishandbuch Open Access" nach einem Jahr nun endlich auch Open Access!
Das von Konstanze Söllner und Bernhard Mittermaier herausgegebene, lesenswerte "Praxishandbuch Open Access" ist ein Jahr nach seinem Erscheinen im renommierten Verlag de Gruyter (im Druck knapp 120 Euro) seit Juni 2018 auch frei verfügbar, d. h. nach einjähriger Schutzfrist vom Verlag in den Open Access gegeben worden. Es bietet, wie schon die Rezension von Eric Retzlaff im Herbst 2017 bilanzierte, genau das, was der Titel verspricht: eine von vielen Spezialisten verfasste Übersicht über das Thema, die man als umfassende Einführung rezipieren kann. Nützlich z. B. für alle Institutionen, die über Open Access entscheiden und gestalten, z. B. Herausgeber von Zeitschriften oder Monografien. Als Mängel des Werks beschrieb Retzlaff die trotz fünf englischsprachiger Beiträge starke Ausrichtung des Werks auf Deutschland, und mehr noch eine Eigenschaft, die Büchern - auch als PDFs - nun einmal anhaftet: Die Entwicklungen zum Thema verlaufen derzeit so schnell, dass viele im Buch gegebene Sachinformationen und eingebettete Links recht schnell veralten. Doch das ist kein Spezifikum dieses Werks, sondern ein weitaus umfassenderes Problem, das einer guten Lösung harrt: das Spannungsfeld zwischen einem Buch als abgeschlossenem Werk und dem Bedürfnis nach Fortschreibung angesichts begrenzter Haltbarkeit.
Söllner, K. & Mittermaier, B. (2017). Praxishandbuch Open Access. Berlin: de Gruyter Saur. 352 Seiten; ISBN 978-3-11-049203-2: https://www.degruyter.com/viewbooktoc/product/475926
Retzlaff, E. (2017). In Sachen Open Access: Schneller Einstieg ins Thema. BuB Forum Bibliothek und Informationen 08-09/2017, S. 496-497: http://b-u-b.de/wp-content/uploads/2017-08.pdf

7.3.
Universität von Kalifornien fordert Open Access und grundlegenden Wandel des wissenschaftlichen Publikationswesens
Die 1868 gegründete staatliche Universität von Kalifornien hat eine aus deutscher Sicht schwer vorstellbare Größe: Verteilt auf zehn Städte hat sie insgesamt etwa 190.000 Studierende und zählt zu den besten Hochschulen der USA. Die Bibliotheken der relativ autonomen zehn Standorte haben am 25.4. ein gemeinsames Grundsatzpapier veröffentlicht, eine "Declaration of Rights and Principles to Transform Scholarly Communication". Der Text ist sichtlich von einem "uns ist der Kragen geplatzt"-Zeitpunkt geprägt: Man gebe im Bündel der Universitätsbibliotheken insgesamt 34 Mio. US-Dollar jährlich für Zeitschriftenabonnements aus, hinzu kämen nochmals 17 Mio. US-Dollar für Abonnements an einzelnen Instituten, für Publikationsgebühren usw. Während die Kosten weiterhin stiegen, stünden nur 15 % aller in peer-reviewten Zeitschriften veröffentlichten Aufsätze im Open Access zur Verfügung. Das nunmehr verabschiedete Grundsatzpapier soll einen Wandel einleiten. Die dort fixierten 18 Prinzipien laufen auf eine umfassende Open-Access-Strategie hinaus. US-amerikanische Kommentatoren auf Twitter begrüßten das Papier, stellten allerdings auch die Frage nach der Umsetzung, zu der die Deklaration noch keinerlei konkrete Pläne enthält.
"Declaration of rights and principles to transform scholarly communication" (University of California, 25.4.): https://senate.universityofcalifornia.edu/_files/committees/ucolasc/scholcommprinciples-20180425.pdf
Kommentare auf Twitter (28.5.): https://twitter.com/marc_rr/status/1000989044459888640

7.4.
Open Access: Bilder ernten
Archäologen, die einen Aufsatz im Open Access zu publizieren planen, kennen das Problem: Man braucht Bilder, die man entsprechend verwenden und lizensieren kann. Wohl dem, der "eigene" Funde bearbeitet und selbst fotografiert, oder der eigene statistische Grafiken produziert. Aber wer z. B. dringend das Bild eines weithin bekannten oder auch nur exemplarischen Stückes benötigt, an dem er selbst keine Rechte hat, muss mühsam suchen. Derzeit sind Plattformen wie z. B. Pixabay nicht reich an archäologischen Objekten. Auf der DGUF-Tagung 2014 in Berlin hatte Nicholas Canny vom Europäischen Forschungsrat (ERC) der Gemeinschaft der Archäologen empfohlen, dazu gemeinsam ein Archiv freier Bilder aufzubauen, in das insbes. Museen frei verwendbares Material einstellen, während sie sich gleichzeitig andere Bilder z. B. für den Postkartenverkauf vorbehalten. In der Tat wäre dies ein sehr nützlicher Lösungsweg: ein fachspezifisches Depot geeigneter freier Bilder. Eine andere Option verspricht derzeit schnellere Lösung: das Recyceln von bereits in Publikationen vorhandenen freien Bildern. An der UB Heidelberg wurde unlängst ein Pilot gestartet, der Bilder unter freien Lizenzen sammelt und bereitstellt. Noch konsequenter plant dies ein Projekt an der Hochschule Hannover: "NOA – Nachnutzung von Open-Access-Abbildungen". Es hat zum Ziel, Abbildungen aus Open-Access-Artikeln automatisiert für andere auffindbar und nachnutzbar zu machen. Das DFG-geförderte Projekt hat seine Arbeit aufgenommen, die Suchmaschine steht arbeitsfähig online. NOA beruht auf "Harvesting", d. h. dem automatisierten Durchsuchen und Auslesen von Open-Access-Artikeln, was gewiss ein besonders schneller Weg zu einer großen Sammlung ist. Indes zeigt ein Probieren von NOA im Ist-Zustand, dass dieser Ansatz des automatisierten Erntens (noch?) mit dem Nachteil einer nur groben inhaltlichen Erschließung einhergeht, d. h. die gezielte Suche mit Hilfe von Schlüsselwörtern suboptimal verläuft. Vermutlich sind für die Zukunft beide Wege, das Harvesting wie das (besser deskribierte) aktive Einstellen in freie Archive, einander gut ergänzende Ansätze, die Autoren zu den gesuchten Bildern verhelfen.
Canny, N. (2015). Opening Access to Archaeology. Archäologische Informationen 38, 21-29: http://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/article/viewFile/26109/19827
Lucia Sohmen & Lambert Heller: "NOA - Nachnutzung von Open-Access-Abbildungen. Ein offener Bilder-Index und -Workflow" (OPUS, 25.5.): https://opus4.kobv.de/opus4-bib-info/frontdoor/index/index/docId/3298
NOA - scientific image search: http://noa.wp.hs-hannover.de/

7.5.
Ulrich Herb: Zupacken, nicht lamentieren!
Der bekannte Soziologe und Bibliothekswissenschaftler Ulrich Herb (Universität des Saarlands) gibt eine aktuelle Situationseinschätzung zum Thema Open Access. Seines Erachtens erfolgt derzeit eine massive Ökonomisierung des Publizierens im Open Access. Die lange zögerlichen resp. gegen Open Access agierenden großen Wissenschaftsverlage hätten nunmehr Geschäftsfelder identifiziert, um ihre recht profitablen Dienstleistungen unter den neuen Bedingungen fortzuführen. Richtig! - die großen, kapitalkräftigen Player haben erkannt, dass und wie man auch angesichts Open Access im wissenschaftlichen Publikationswesen gut Geld machen kann. Nicht allein mit Publikationsgebühren, die bei "Nature Communications" nunmehr bei 5.200 US-Dollar pro Aufsatz lägen, sondern vor allem auch mit den Dienstleitungen drumherum, z. B. dem Monitoring, das man u. a. für die beliebten Rankings braucht. Herb beklagt den Ist-Zustand und die sich abzeichnende, noch stärkere Ökonomisierung des wissenschaftlichen Publikationswesens. "Klagen allein führt nicht weiter", kommentiert dazu DGUF-Herausgeber Frank Siegmund. "Es ist doch berechtigt, dass sich existierende Verlage klug nach neuen Geschäftsfeldern umschauen. Besser als Klagen ist es, die offensichtlichen Themen wie Publikationsgebühren und Ranking selbst aktiv anzugehen und aus den wissenschaftlichen Gemeinschaften heraus eigene und nachhaltige Modelle für die neuen Bedürfnisse zu schaffen."
Ulrich Herb: "Open Access: Erfolg mit Schattenseiten" (heise.de, 24.6.): https://www.heise.de/tp/features/Open-Access-Erfolg-mit-Schattenseiten-4080065.html

7.6.
RGK-Reihe "Römisch-Germanische Forschungen" geht in den Open Access
Die RGK hat sich entschlossen, ihre 1928 gegründete, renommierte Reihe "Römisch-Germanische Forschungen" mit Hilfe des Portals Propylaeum (UB Heidelberg) zu retrodigitalisieren und die Werke in den Open Access zu geben. Drei Werke sind bereits online verfügbar, weitere werden sukzessive folgen: Friedrich Behn (1928) über das Mithrasheiligtum bei Dieburg, Fritz Fremersdorf (1933) über die seinerzeit bahnbrechende Ausgrabung des römischen Gutshofes Köln-Müngersdorf, und der Klassiker von Kurt Bittel (1934) über die Kelten in Baden-Württemberg. Ein herzlicher Dank an die RGK!
Römisch-Germanische Forschungen online: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/rgf

7.7.
Open Access mit DEAL auf dem richtigen Weg?
Diese Frage stellt sich nicht nur die DGUF. Elmar Mittler, zuletzt Direktor der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen und langjähriger Open-Access-Fürsprecher, skizziert in einem aktuellen Übersichtsaufsatz seine Sicht auf den Stand der Open-Access-Entwicklung in Deutschland und weltweit. Der Beitrag beginnt mit einem Rückblick auf die Entwicklung bis heute: sehr kompakt, sehr informiert, lesenswert für Interessierte, die bei sich hier noch Wissenslücken vermuten. Aktuell hätten nach längerem Zögern die großen Wissenschaftsverlage verstanden, wie sie ihre hohen Profite auch unter Open-Access-Bedingungen weiterhin erwirtschaften könnten - zu Lasten der Geisteswissenschaften, der Monographien und der kleinen Verlage. Mittler beschreibt die Strategien und hat die nötigen Zahlenwerke bereit. Die laufenden Verhandlungen des deutschen Konsortiums DEAL mit den drei weltweit größten Wissenschaftsverlagen verfolgen laut Mittler eine durchaus sinnvolle Idee, würden aber den Trend zur Monopolisierung im Verlagswesen eben auf diese drei großen Player weiter fördern. Es fehle an "Vielfalt und Transparenz" der Geschäftsmodelle, es müsse Raum (und Geld!) bleiben für Publikationsmodelle jenseits dieser Großverlage. Ganz ähnlich kritisiert der Soziologe und Informationswissenschaftler Ulrich Herb den handfest greifbaren Konzentrationsprozess: immer weniger Wissenschaftsverlage ziehen immer mehr Geld auf sich. Zudem entwickle gerade Elsevier neue Geldschöpfungsmodelle mit der Entwicklung von Dienstleitungen rund um das wissenschaftliche Publizieren herum, z. B. beim Monitoring, welches wohl das traditionelle Ranking ablösen werde. Er ruft die Open Access Community zur Revolte gegen diese Entwicklungen auf. Zuvor hatten sich auch Andere sowie wiederholt die DGUF kritisch zu dieser Entwicklung geäußert (DGUF-Newsletter vom 9.3.2018 Punkt 7.5. und 30.4.2018 Punkt 7.1. sowie dieser Newsletter Punkt 7.8.).
Elmar Mittler: "Open Access: Wissenschaft, Verlage und Bibliotheken in der digitalen Transformation des Publikationswesens". BIBLIOTHEK – Forschung und Praxis, 2018, AR 3184 (Preprint): https://edoc.hu-berlin.de/bitstream/handle/18452/19353/AR_3184_Mittler_Preprint_BFP_2018.pdf
Ulrich Herb: "Open Access: Erfolg mit Schattenseiten" (TELEPOLIS, 24.6.): https://www.heise.de/tp/features/Open-Access-Erfolg-mit-Schattenseiten-4080065.html
Frank Siegmund & Diane Scherzler: "Die Archäologie muss sich einmischen": Die Initiative "Open Access 2020" und der Open-Access-Rummel im Frühling 2016 (DGUF.de, 24.3.2016): http://www.dguf.de/396.html

7.8.
Aufschlussreich: Bericht zu einer Tagung über laufende Entwicklungen im wissenschaftlichen Publikationswesen
Auf einer Tagung des Leibniz-Informationszentrums Wirtschaft (ZBW) in Hamburg am 11.6. trafen sich 25 Verleger und Herausgeber aus dem Bereich Sozial- und Geisteswissenschaften, um sich über den aktuellen Stand des wissenschaftlichen Publikationswesens auszutauschen, wobei Open Access und Qualitätsmanagement die Kernthemen waren. In einem ausführlichen Blogbeitrag des ZBW berichtet Kristin Biesenbender, Doktorandin der Wissenschaftssoziologie, über diese Tagung und macht Interessierten wichtige Vorträge als Folienfolge öffentlich. Wer sich die Mühen macht, die Folien durchzuarbeiten, wird sehen, dass nicht nur die DGUF dem Tun des (halb-)staatlichen Konsortiums DEAL und seiner Schwester OA2020 skeptisch gegenüber steht (vgl. dieser Newsletter Punkt 7.7.). Auch bei dieser Tagung sehen die Experten (insbes. Eckhart Arnold, Referatsleiter "Digital Humanities" an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften ), dass die laufenden Verhandlungen geeignet sind, die bereits sehr weit fortgeschrittene Monopolisierung des wissenschaftlichen Publikationswesens weiter zu verstärken. Offenbar fehlen den vielen Kleinen überzeugende Geschäftsmodelle. Eine ähnliche Skepsis gegenüber dem Kommenden herrscht bezüglich der Qualitätssicherung (insbes. Martina Franzen, wiss. Mitarbeiterin der Forschungsgruppe Wissenschaftspolitik am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung): An dem weit verbreiteten Peer Review wird viel Kritik angemeldet, doch überzeugende Alternativen werden nicht beschrieben, vielmehr das Heraufkommen von Bewertungsprozessen durch Automaten prognostiziert.
Kristin Biesenbender: "Wissenschaftliche Zeitschriften: Wie Open Access, Peer Review & Co neue Zeitschriftenkonzepte prägen" (ZBW Mediatalk, 27.6.): https://www.zbw-mediatalk.eu/de/2018/06/academic-journals-how-open-access-peer-review-and-the-like-are-shaping-new-journal-concepts/

7.9.
5. Juli 2018: Verhandlungen DEAL & Elsevier gescheitert
Per Pressemitteilung gab die Deutsche Hochschulrektorenkonferenz am 5.7. das Scheitern der DEAL-Verhandlungen mit Elsevier bekannt. Die finanziellen Vorstellungen beider Parteien lägen zu weit auseinander. DEAL ist der Versuch der deutschen Universitäts- und Forschungslandschaft, mit den drei größten Wissenschaftsverlagen der Welt, u. a. Elsevier, eine Nationallizenz zu erreichen, d. h. Open Access für alle deutschen IP-Adressen. Bereits zum 1.1.2018 hatten zahlreiche bedeutende Bibliotheken ihre bisherigen Zeitschriften-Abonnements bei Elsevier gekündigt (DGUF-Newsletter vom 31.1.2018 Punkt 7.3. und vom 22.12.2017 Punkte 7.3. u. 7.5.). Nach kurzer Unterbrechung hatte Elsevier ihnen den Zugang bis auf weiteres, d. h. den Lauf der Verhandlungen, ohne Zahlungen gewährt. Mit der aktuellen Pressemitteilung, die den Abbruch dieser Verhandlungen meldet, ist für die zweite Jahreshälfte 2018 mehr als offen, ob es weiterhin in Deutschland einen Lesezugriff auf Elsevier-Publikationen geben wird. Der Verlag gab am selben Tag bekannt, dass er nun den deutschen Bibliotheken (wie traditionell) in Einzelverhandlungen individuelle, standortbezogene Abonnemente anbieten werde. Die beiden Pressemeldungen waren zum Redaktionsschluss des DGUF-Newsletters frisch, weitere Kommentare und Einordungen noch nicht verfügbar. Somit bleibt aktuell offen, ob die beiden Meldungen vom 5.7. das tatsächliche Ende der Verhandlungen zwischen DEAL und Elsevier bedeuten (was die Herausgeber der DGUF-Schriften nicht für den Weltuntergang hielten, sondern eher begrüßen würden), oder nur die nächste Runde im sich nunmehr über Jahre hinweg ziehenden Pokern einläuten - eine Frage, die gewiss weltweit mit Spannung gestellt wird. U. a. in Finnland und in Schweden treten Bibliotheken und Forschungsinstitutionen mit ähnlichen Zielsetzungen wie DEAL seit 2017/18 Elsevier gegenüber. Fürs Erste sind vermutlich nun jene kleinen Gebrauchsanweisungen wieder interessant, wie man trotz Nicht-Zugang an seine dringend benötigte Literatur kommt, die beim jüngsten Abbruch der Verhandlungen Ende 2016/Anfang 2017 (DGUF-Newsletter vom 9.12.2016 Punkt 6.5.) unter Wissenschaftlern die Runde machten.
"Verhandlungen von DEAL und Elsevier: Elsevier-Forderungen sind für die Wissenschaft inakzeptabel" (Pressemeldung Hochschulrektorenkonferenz, 5.7.): https://www.hrk.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilung/meldung/verhandlungen-von-deal-und-elsevier-elsevier-forderungen-sind-fuer-die-wissenschaft-inakzeptabel-440/
"Elsevier is committed to reaching national agreement with Project Deal" (Pressemeldung Elsevier, 5.7.): https://www.elsevier.com/connect/elsevier-is-committed-to-reaching-national-agreement-with-project-deal
"Elsevier’s Open Access Controversy: German Researchers Resign to Register Protest" (Enago, 21.5.): https://www.enago.com/academy/move-boycott-elsevier-journals-deal-near-dead/
Björn Brem: "So your institute went cold turkey on publisher X. What now?" (björn.brems.blog, 20.12.2016): http://bjoern.brembs.net/2016/12/so-your-institute-went-cold-turkey-on-publisher-x-what-now/


8. Bürger und Archäologie & Citizen Science
8.1.
Der Experte als Besserwisser – und wie man doch erfolgreich mit einer breiten Öffentlichkeit kommunizieren kann
Hach, was waren das für Zeiten, als man als Expertin fürs Jungneolithikum oder Fachmann für hallstattzeitliche Fibeln öffentlich anerkannt war. Heute suchen Journalisten den schnellen O-Ton, so mancher Hobby-Archäologe weiß es angeblich besser als man selbst, und die Politik hat eh jedes Interesse an der Archäologie verloren. So sieht es jedenfalls aus. Generell scheint das Expertentum in der Krise zu sein. Jeder Arzt kennt Patienten, die lieber zuerst Dr. Google befragen und dann mit Behandlungsideen aus dem Internet in der Praxis auftauchen. Häuslebesitzer sagen Architekten und Handwerkern, wie sie ihre Arbeit zu tun haben, und Lehrer haben mit Eltern zu tun, die für sich in Anspruch nehmen, besser zu wissen, wie Kindern lernen. Diese Punkte zählt ein sehr lesenswerter Beitrag im Schweizer Forschungsmagazin "Horizonte" auf und führt das im März 2017 erschienene Buch "The Death of Expertise" von Prof. Tom Nichols an. Der nennt als Gründe für das geänderte Bild der Experten in der Gesellschaft u. a. die scheinbare Reibungslosigkeit unserer hochtechnologisierten Welt, welche die Menschen glauben lasse, es sei alles ganz einfach. An die Experten, die hinter einer Entwicklung oder Erkenntnis stehen, denke niemand mehr. Ein zweiter Grund sei die Mode, Studierende heute wie Kunden zu behandeln, die man nach ihrem Wohlbefinden frage, statt sie zu fordern. Das führe zu einem Übermaß an Selbstvertrauen, gepaart mit weniger Wissen. Weitere Gründe für die Expertenkrise lägen innerhalb des Wissenschaftssystems: Zum einen räche sich jetzt der Relativismus der Postmoderne. Zum Anderen hätten Experten immer wieder die Grenzen ihres Zuständigkeitsbereichs überschritten und damit ihre Glaubwürdigkeit untergraben. Zu all diesen Fehlentwicklungen sei das Internet gekommen, in dem seriöse Information scheinbar gleichberechtigt neben Verschwörungstheorien und Geschwätz stehen. Algorithmen machten es leichter denn je, sich nur mit den Informationen befassen zu müssen, die dem vorhandenen Weltbild entsprächen – Unpassendes würde im Netz gar nicht erst angezeigt. "Auf Facebook sind wir alle Kollegen", zitiert "Horizonte" Tom Nichols. "Das hat zur lächerlichen Vorstellung geführt, wir wüssten alle gleich viel und alle Meinungen seien gleichwertig." Die gegenwärtige Krise eines starken, seriösen Journalismus, der einordnen und bewerten kann, mache die Situation nicht leichter. Neben allerhand Beispielen aus anderen Disziplinen und Kontinenten, hält der Artikel hilfreichen Rat bereit, der auch für Archäologinnen und Archäologen bei der außerfachlichen Kommunikation nützlich ist.
"Wie sich Wissenschaftler im Fake-News-Lärm Gehör verschaffen können" (Horizonte, 5.6.): https://www.horizonte-magazin.ch/2018/06/05/wissen-vermitteln-fuer-fortgeschrittene-wie-sich-wissenschaftler-im-fake-news-laerm-gehoer-verschaffen-koennen/
Tom Nichols, The Death of Expertise: The Campaign Against Established Knowledge and Why it Matters. Oxford University Press, 2017

9. UNESCO-Welterbe
9.1.
19 neue Welterbe-Stätten in Bahrain ausgewählt
Bei der 42. Sitzung des UNESCO-Welterbe-Komitees vom 24.6.-4.7. in Bahrain wurden 19 Stätten neu als Welterbe aufgenommen. In Deutschland gehören seitdem die Wikingerstätten Haithabu und Danewerk sowie der Naumburger Dom zum Weltkulturerbe. Zu den weiteren Welterbestätten zählen neu der neolithische Siedlungshügel Göbekli Tepe, Türkei, die archäologische Stätte Thimlich Ohinga, Kenia, und die archäologische Landschaft der Sassaniden in der Region Fars, Iran. Weltweit gibt es nun 1.092 Welterbestätten in 167 Ländern.
"Neue UNESCO-Welterbestätten in Deutschland" (Archäologie Online, 6.7.): https://www.archaeologie-online.de/nachrichten/neue-unesco-welterbestaetten-in-deutschland-3974/
"Weltkulturerbe Haithabu - Aufstieg und Fall der mächtigen Wikinger-Metropole" (GEO, 2.7.): https://www.geo.de/magazine/geo-epoche/19186-rtkl-weltkulturerbe-haithabu-aufstieg-und-fall-der-maechtigen-wikinger

9.2.
UNESCO-Welterbe: Finanzielles hinter dem Vorhang
In der US-amerikanischen Online-Zeitung "The Globalist" findet sich ein interessanter Hintergrundbericht zu den aktuellen Ernennungen von Welterbestätten. Im Kern gehe es um Probleme einer Marke, die durch ihren Erfolg entstehen. Denn "World Heritage" zu sein, sei inzwischen zu einer weithin begehrten Auszeichnung geworden. Im Jahr 1978 habe es es 16 Welterbestätten gegeben, heute seien es 1.073 (Anm. d. Red.: die UNESCO gibt die Gesamtzahl mit 1.091 an). Dabei bestehe eine erhebliche Europa-Lastigkeit: 506 Stätten lägen in Europa, demgegenüber z. B. nur 102 in Afrika. Ehedem haben die UNESCO ca. 6.900 US-Dollar bereitgestellt, den Schutz und die Konservierung einer Welterbestätte zu unterstützen, heute seien es nur mehr 2.008 US-Dollar. Nachdem in den unmittelbar zurückliegenden Jahren einzelne Staaten (u. a. Schweden, Australien, Norwegen) freiwillig höhere Beiträge in den Welterbetopf einbezahlt hätten, sei eine neue, nachhaltige Regelung der Finanzierung der Folgekosten der UNESCO Welterbe-Konvention erforderlich. Die inzwischen 193 Signatarstaaten der Konvention hätten sich auf einen aufwändigen Akkreditierungsprozess verständigt, der zahlreiche Experten erfordere und teuer sei. Wobei, so berichten die Autoren, die Experten beklagen, dass die entscheidende Kommission zuletzt immer häufiger stärker politische Entscheidungen getroffen habe als sich am rein fachlichen Denkmalbegriff zu orientieren. Auch die NGO World Heritage Watch kritisiere, so der Deutschlandfunk, dass die Politisierung des Welterbekomitees "eine neue Qualität erreicht" habe, weil zahlreiche Staaten ihr Stimmverhalten an ökonomischen und geopolitischen Interessen ausgerichtet hätten. Mehrere Einschreibungen –die des Naumburger Doms und die der historischen Landschaft Al-Ahsa im östlichen Saudi-Arabien - nahm die UNESCO in Bahrain gegen die Empfehlung des ICOMOS World Heritage Panels vor und sorgte damit für internationales Aufsehen.
Mats Djurberg, Tora Aasland: "Reforming UNESCO’s World Heritage" (The Globalist, 27.6.): https://www.theglobalist.com/unesco-world-heritage-committee-reform/
"Bahrain: Unesco-Welterbekomitee beendet Treffen - Kritik an Politisierung" (Deutschlandfunk, 5.7.): https://www.deutschlandfunk.de/bahrain-unesco-welterbekomitee-beendet-treffen-kritik-an.2849.de.html?drn:news_id=900117


10. Und sonst …
10.1.
Die HEIR-Bilddatenbank alter Fotografien von Denkmälern und archäologischen Objekten
Das Projekt "Historic Environment Image Resource" (HEIR; heir = Erbe) an der Universität Oxford hat eine umfangreiche Bilddatenbank online gestellt (knapp 20.000 Bilder). Sie enthält v. a. Digitalisate von alten Glasplatten, Negativen und Dias, auf denen archäologische Fundplätze, Denkmäler und auch Funde abgebildet sind. Die historischen Aufnahmen stammen aus dem 19. und 20. Jahrhundert, sehr viele in schwarz-weiß. Der Fundus ist gut durchsuchbar, auch Fotos deutscher Monumente und Stätten sind darin enthalten. Die Suche funktioniert nach Schlagwörtern (z. B. Cologne, sword), besonders elegant ist die "geographic search" mit Hilfe einer interaktiven Weltkarte. Die Bilder sind deskribiert, die Verwendbarkeit ist stets nachgewiesen und bewegt sich zwischen "restricted" (meist) und "open access" (selten). Die meisten Bilder können in geringen Auflösungen heruntergeladen werden, höhere Auflösung sind meist "restricted", können aber auf Nachfrage vom Projekt übermittelt werden. Wichtiger Teil des Projekts ist eine Crowdsourcing-Komponente: Alle Kollegen und Bürger können als sog. HEIRtagger zur Identifizierung und Verschlagwortung von Bildern beitragen oder dem Projekt über eine frei verfügbare App aktuelle Fotos von bereits erfassten Monumenten übermitteln (HEIRrephoto). In der Datenbank sind die von Nutzern eingegebenen Tags von der "offiziellen" Verschlagwortung getrennt und namentlich gekennzeichnet. Diese Mitmach-Werkzeuge heben HEIR aus einer bloßen Sammlung schöner alter Bilder heraus.
Bilddatenbank HEIR: http://heir.arch.ox.ac.uk/pages/home.php
Projekt HEIR: http://www.arch.ox.ac.uk/HEIR.html

10.2.
Beyoncés und Jay-Zs Auseinandersetzung mit dem Kulturgut des Louvre
Die Mona Lisa, die Nike von Samothrake, die Venus von Milo, die Große Sphinx von Tanis oder Marie-Guillemine Benoists "Porträt einer schwarzen Frau (Negerin)" im Musée du Louvre sind Kulisse für die am 16.6. überraschend erschienene Single "Apeshit"aus dem gemeinsamen Album "Everything Is Love" von Beyoncé und JAY-Z. Das sehenswerte, höchst aufwändig gemachte Video verbindet die traditionelle Hochkultur des Louvre mit Tanz und Musik. Dass das Ehepaar selbst wie ein Kunstwerk vor Kunst posiert, tanzend mit Kulturgut interagiert, deuted "Dazed" als Mittelfinger gegenüber der Konvention, als eine auf die Torwächter der Geschichte gerichtete Herausforderung: "Sie wissen, dass wir es verdienen, hier zu sein". Die New York Times deutet die Selbstdarstellung der Künstler als die von Außenseitern und gleichzeitig Erben einer Eliteeinrichtung "Louvre"; der "Süddeutschen" fällt die "kritische Revision der Kunstgeschichte" auf. "Noizz" spricht von einer "unglaublichen Fusion aus Black History und Kunstgeschichte" und davon, dass der Louvre "neu kolonialisiert" worden sei.
"A guide to the artwork featured in The Carters’ ‘APESHIT’" (Dazed, 17.6.): http://www.dazeddigital.com/music/article/40396/1/beyonce-jay-z-everything-is-love-apeshit-artwork-explained
"At the Louvre, Beyoncé and Jay-Z Are Both Outsiders and Heirs" (The New York Times, 17.6.): https://www.nytimes.com/2018/06/17/arts/design/louvre-jay-z-beyonce-video.html
"Schwarze Aphrodite vor Mona Lisa" (Süddeutsche, 20.6.): http://www.sueddeutsche.de/kultur/musikvideo-von-beyonce-und-jay-z-schwarze-aphrodite-vor-mona-lisa-und-venus-von-milo-1.4022834
"9 Fakten zu Beyoncés und Jay-Zs 'Apeshit'-Video" (Noizz, 19.6.): https://noizz.de/musik/9-fakten-zu-beyonces-und-jay-zs-apeshit-video/rrn0l6m
"Art History Experts Explain the Meaning of the Art in Beyoncé and Jay Z's 'Apesh-t' Video" (Time, 19.6.): http://time.com/5315275/art-references-meaning-beyonce-jay-z-apeshit-louvre-music-video/

10.3.
mortAAR: Ein kostenloses Statistikpaket für die Analyse von Sterbetafeln in R
Statistik ist in der Archäologie spätestens mit der "Processual Archaeology" / "New Archaeology" in einem besonderen Maß präsent, und zentrale Fragestellungen werden auch mit statistischen Methoden analysiert. An erster Stelle steht oft die eindeutige, numerisch untermauerte Definition von Typen sowie die Suche nach der zeitlichen Abfolge von Artefakten und Spuren menschlicher Aktivität mit Hilfe ordnender Verfahren (Seriation, Korrespondenzanalyse). Das im Juni publizierte Statistikpaket "mortAAR" für R fokussiert auf die Menschen der Vergangenheit und erlaubt die schnelle, standardisierte Analyse und Visualisierung von anthropologischen Sterbedaten. Das Paket wurde von der AG ISAAKiel (Initiative for Statistical Analysis in Archaeology Kiel) entwickelt und bietet neben der Analyse und Visualisierung auch einige Beispieldatensätze aus unterschiedlichen Epochen als Test- und Übungsdaten an (Aiterhofen-Ödmühle, Galeriegräber des Jungneolithikums, Magdalenenberg, Münsingen, Odagsen, Schleswig). Die Entwickler setzen bewusst auf die freie Statistiksoftware R, die Wissenschaftlern die uneingeschränkte Nutzung und Entwicklern eine Plattform für freie Softwareentwicklung bietet. Wer mortAAR nutzen will, installiert also zunächst die kostenlose Software R als Grundlage und integriert dann das Paket mortAAR darin. Danach empfiehlt sich das Durcharbeiten eines kurzen Tutorials, um die Bedienung von mortAAR zu verstehen. "Das Paket für R zur statistischen Analyse von Gräberdaten an der Schnittstelle zwischen Archäologie und Paläoanthropologie ist sicher ein wichtiger Beitrag zu einer quelloffenen und reproduzierbaren Arbeitsweise in der Archäologie" – so die Einschätzung von DGUF-Beirat und Mitglied der AG ISAAKiel Christoph Rinne.
Dokumentation "Package ‘mortAAR’" (20.6.): https://cran.r-project.org/web/packages/mortAAR/mortAAR.pdf
Kurzes Tutorial im Klartext mit Code-Beispielen: https://cran.r-project.org/web/packages/mortAAR/vignettes/mortAAR_vignette_extended.html
Website der AG ISAAKiel: https://isaakiel.github.io/
Website des R-Statistik-Projektes: https://www.r-project.org/

10.4.
Sieger des Winckelmann-Cups 2018: Pilsner Frühquell
Der 28. Winckelmann-Cup wurde am 29.6.-1.7. mit 48 Mannschaften in Eilenburg nahe Leipzig ausgetragen. Im Endspiel setzte sich "Pilsner Frühquell" aus Tschechien mit 3:0 gegen die "Berliner Karpeiken" durch, die erst im Nachrückverfahren in das Turnier aufgenommen worden waren. Den dritten Platz sicherte sich "Festung Tübingen".
Offizielle Spielstatistik: http://www.winckelmanncup.info/spiele.php

10.5.
NRW 2018: 6 Mio. Euro mehr Mittel für die Baudenkmalpflege, Kürzungen von 2013 nunmehr gänzlich zurückgenommen
Die seit einem Jahr amtierende Landesregierung in NRW - eine Koalition von CDU und FDP - hat nun auch die Mittel für die Baudenkmalpflege wieder auf den Stand von 2012 erhöht, nachdem dies zuvor für die Archäologie bereits geschehen war. Zum Haushaltsjahr 2013 hatte die damals neue Landesregierung aus SPD und Bündnis 90/Die Grünen auf Betreiben des damaligen Bauministers Michael Groschek (SPD) die Mittel sowohl für die Archäologie als auch die Baudenkmalpflege auf nahezu Null gekürzt. Dagegen hatte sich die DGUF mit einer öffentlichen Petition gestemmt, die mit 27.000 Unterschriften eine ungewöhnlich hohe Resonanz fand. In Folge wurden die Mittel für die Archäologie in NRW schrittweise wieder erhöht und auf das Niveau von 2012 gebracht, im aktuellen Haushalt liegen sie sogar um etwa 0,5 Mio. Euro höher als 2012. Bei der Baudenkmalpflege blieb indes zunächst das untaugliche, von M. Groschek ersonnene Modell einer Kreditfinanzierung erhalten. In ihren Antworten auf die Wahlprüfsteine der DGUF zur Landtagswahl im Mai 2017 in NRW hatten die jetzigen Regierungsparteien die Kreditförderung ebenfalls als untauglich bezeichnet und eine Rückkehr zum Zustand vor 2013 versprochen. Dieses Wahlversprechen wurde nun mit dem Haushaltsplan 2018 tatsächlich eingehalten, eine aktuelle Pressemeldung des zuständigen Ministeriums schlüsselt die Verteilung der Denkmalfördermittel detaillierter auf. Sogar das 2013 eingeführte (und nach DGUF-Einschätzung für Private wenig attraktive) Angebot zinsgünstiger Kredite seitens der NRW.Bank besteht fort. Die beharrliche Arbeit der DGUF gegen die Kürzungen 2013 mit den Instrumenten Petition und Wahlprüfsteinen hat sich demnach gelohnt und nunmehr über die Archäologie hinaus auch eine die Förderung der privaten Baudenkmalpflege wiederherstellen geholfen.
"Ministerin Scharrenbach: Neuer Schub für die Denkmalförderung - Zwölf Millionen Euro Fördermittel werden bereit gestellt" (Pressemeldung des NRW-Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes NRW, 13.6.): https://www.mhkbg.nrw/ministerium/presse/pressemitteilungsarchiv/pm2018/pm20180613a/index.php
Haushaltplan NRW 2018 (siehe Kapitel 08 150): http://www.haushalt.fm.nrw.de/daten/hh2018.ges/daten/pdf/2018/hh08/kap510.pdf
Zahlen bis 2012 und Kürzungen 2013 zusammenfassend bei: Siegmund, F. & Scherzler, D. (2014). Archäologie und Baudenkmalpflege in Nordrhein-Westfalen 2014 – ein Jahr nach dem Ringen gegen Mittelkürzungen und für eine bessere gesetzliche Grundlage. Arch. Inf. 37, 153-180: http://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/article/view/18193
"Wahlprüfsteine "Archäologie" zur Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen am 14. Mai 2017" (DGUF.de, Juni 2017): http://www.dguf.de/429.html

10.6.
Europäische Kommission verabschiedet "New Agenda for Culture"
Die Europäische Kommission will bis 2025 einen Europäischen Bildungsraum schaffen. Das hat sie am 22.5. angekündigt. Mit einer neuen Jugendstrategie und einer neuen Agenda für Kultur sollen die kulturelle Dimension der Europäischen Union gestärkt werden. Für den Europäischen Rat ist zudem das europäische Jahr des Kulturerbes 2018 "Sharing Heritage" die Gelegenheit, das Bewusstsein für die soziale und wirtschaftliche Bedeutung von Kultur und Kulturerbe zu schärfen. In diesem Kontext bleibt es zurzeit allerdings bei Deklarationen wie den "Ten European Initiatives", dem "Berlin Call to Action"; nachhaltige Programme und namhafte Haushaltsposten fehlen hier noch. Die Vision eines europäischen Bildungsraums und die Idee zu einer neuen Kulturagenda gehen auf ein informelles Treffen der Staats- und Regierungschefs auf dem so genannten Göteborger Sozialgipfel im November 2017 zurück.
"Ein stärkeres Europa: neue Initiativen in den Bereichen Jugend, Bildung und Kultur" (Presseerklärung der Europäischen Kommission, 22.5.): http://europa.eu/rapid/press-release_IP-18-3704_de.htm
"European Commission proposes an ambitious New European Agenda for Culture with a strong heritage dimension" (Europa Nostra, 22.5.)
http://www.europanostra.org/european-commission-proposes-ambitious-new-european-agenda-culture-strong-heritage-dimension/
"A New European Agenda for Culture" (Originaltext der Agenda, 22.5.): https://ec.europa.eu/culture/sites/culture/files/commission_communication_-_a_new_european_agenda_for_culture_2018.pdf
"Ten European initiatives" (European Year of Cultural Heritage 2018): https://europa.eu/cultural-heritage/sites/eych/files/eych-initiatives_en.pdf
"Berlin Call to Action" (Europa Nostra, 3.7.): http://www.europanostra.org/wp-content/uploads/2018/06/Berlin-Call-Action-Cultural-Heritage-Future-Europe.pdf

10.7.
Artstor: Viele Bilder zur freien Verwendung
Die Plattform Artstor, die vor allem Material für den Unterricht leicht verfügbar bereitstellen möchte, veröffentlicht mehr als 2,5 Mio. Bilder insbesonders aus öffentlichen Sammlungen in den USA, davon wohl knapp eine Million, die frei verwendet werden können ("CC Zero"). Artstor betreibt eine strategische Allianz mit dem US-amerikanischen Non-Profit-Projekts ITHAKA, das digitale Technologien zum Nutzen der Wissenschaft unterstützt. Spannend! - also schnell mal "archaeology" eingeben. Macht mehr als 2.400 Treffer. So weit, so gut. Aber weitere Versuche zeigen, dass eine gezielte Suche nicht unaufwändig ist und eher selten zum Gesuchten führt. Zum Teil ist die Qualität der Fotos nicht so umwerfend, z. B. bei Steinartefakten aus Ägypten. Vor allem aber ist die Verschlagwortung der Bilder eher grob, und der Bilderfundus umfasst das an Archäologie, was kulturbeflissene US-amerikanische Sammler eben gerne sammeln - und das ist nicht unbedingt das, was man für seine nächste Präsentation dringend an Objekten braucht. Kurz: mehr Masse als Klasse, aber angesichts des geringen Aufwandes im Zweifel eine Recherche wert.
http://www.artstor.org/

10.8.
Wie viel Staat braucht die Denkmalpflege? - fragt Raimund Karl
Denkmalpflege ist eine über ganz Europa hinweg wahrgenommene Aufgabe, bei der es in verwirrender Vielfalt mal mehr, mal weniger Staat gibt, und dies wiederum mit einer Vielzahl an Umsetzungsmodellen. Man kann diese Vielfalt nutzen, um aus dem Vergleich zu lernen. In seinem Blogbeitrag fragt Raimund Karl, ob 100% Staat oder 100% private Organisation dem gesellschaftlichen Anliegen "Denkmalpflege" besser bekommt. Die Antwort fällt "in between" aus. Karl argumentiert, dass viele inhaltliche Felder den Denkmalpflege entstaatlich werden können und erinnert an erfolgreiche Praxismodelle. In seinem Plädoyer begründet er jedoch, warum es ein sinnvolles Mindestmaß an Staat geben solle, um dem gesellschaftlichen Anliegen am besten gerecht zu werden. Sein Aufsatz schöpft aus einer breiten Kenntnis unterschiedlicher Praktiken, der interessierte Leser erhält z. B. eine ausnehmend kompakte und kenntnisreiche Einführung in die verschiedenen britischen Regularien und Modelle. Der Beitrag möchte vermutlich als "Stimme der Vernunft" zur aktuellen Debatte in Österreich beitragen, wo nach erheblichen Vorwürfen einer Misswirtschaft die staatliche Denkmalpflege insgesamt in Frage steht.
Raimund Karl: "Zur Möglichkeit einer vollständig privatisierten archäologischen Denkmalpflege und warum ich dagegen bin, dies umzusetzen" (Bloc Archäologische Denkmalpflege, 8.7.): https://archdenk.blogspot.com/2018/07/zur-moglichkeit-einer-vollstandig.html

10.9.
Amsterdam: Funde der Neuzeit zum Re-Mixen
In Amsterdam wurde 2003 bis 2012 eine neue U-Bahnlinie angelegt und deren Bau umfassend stadtarchäologisch begleitet. Die Website "below the surface" stellt das Resultat nun vor: ca. 465.000 Funde von insgesamt 13.347 kg Gewicht. Ein Grabungsschwerpunkt erbrachte vor allem Objekte der Zeit 1450-1600 AD, ein anderer Schwerpunkt der Zeit 1650-1850 AD, doch auch die Jetzt-Zeit ist u. a. mit Kreditkarten, Handys und Haschischpfeifen reich vertreten. Vor Ort wurden die Funde entlang zweier Rolltreppen in den Untergrund in eine Art "längster Vitrine der Welt" arrangiert, online bieten die niederländischen Kollegen neben dem blätternden Studium der Objekte auch eine Spiel-Option: das Re-Mixen der Funde. Ähnlich dem Open-Access-Umgang des Rijksmuseums in Amsterdam mit seinen berühmten Bildern kann man als sich Nutzer Bilder von Funden auswählen, zusammenstellen, graphisch arrangieren, ... mit dem Fundmaterial frei spielen. Viel Freude!
https://belowthesurface.amsterdam/en

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