DGUF-Newsletter vom 8.2.2015

DGUF-Newsletter vom 8.2.2015

1. DGUF-Nachrichten
1.1. Die DGUF sucht eine Schatzmeisterin/einen Schatzmeister
1.2. Archäologische Informationen 37, 2014 im Druck erschienen

2. Tagungen und Veranstaltungen
2.1. DGUF-Tagung " Schafft sich die Öffentlichkeit eine andere Archäologie? Analysen einer Machtverschiebung" (Tübingen, 14.-17.5.; CfP bis 1.3.)
2.2. Freie und Open-Source-Software für GIS: FOSSGIS 2015 (Münster, 11.-13.3.)
2.3. 8. Internationales Flintknapping-Symposium (Altdorf, Kr. Landshut, 15.-16.5.)
2.4. Sektion "The legacies of nazi archaeology and their impact on contemporary prehistoric research" (EAA, Glasgow, 2.-6.9.; CfP bis 16.2.)
2.5. Archäologentage in Otzenhausen (Saarland) vom 19.-22.2.
2.6. Sektion "Rethinking Archaeological Communications: new approaches to publication" (EAA, Glasgow, 2.-6.9.; CfP bis 16.2.)
2.7. "Evolutionary Medicine Conference 2015" (Zürich, 30.7.-1.8.; CfP bis 16.2.)

3. Forschung
3.1. Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"
3.2. Aktuelle Ausgrabungen in den Medien
3.3. Aktuelle Forschung in den Medien
3.4. "Ein verfehltes Bild aktueller Archäologie". Frank Siegmund kommentiert "Archäologie in Deutschland" 1/2015 zum Bevölkerungswandel im Neolithikum
3.5. Skelettreste aus dem Hügelgrab vom Amphipolis untersucht: es ist ein Frauengrab
3.6. Trotz Beraubung bemerkenswerte Artefakte aus Grabhügeln des 1. Jt. v. Chr. in Kasachstan
3.7. Arne Lindemann rezensiert: J. Kunow u. a. (Hrsg.) (2013). Archäologie i. d. Rheinprovinz 1920-1945
3.8. Lesenswert: Kristian Kristiansen sieht die Archäologie in der Startphase einer dritten wissenschaftlichen Revolution
3.9. Übergang Mesolithikum-Neolithikum: Ackerbau verändert Kiefer und Zahnstellung
3.10. Bemerkenswerte Publikation über die Schweiz im Mittelalter (800 bis 1350)
3.11. Ernst Pernicka unterstreicht Zweifel an der Echtheit des Hortfundes von Bernstorf (Kr. Freising)
3.12. Mittels Crowdsourcing auf der Suche nach dem Grab von Dschingis Khan

4. Kulturgutschutz
4.1. Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
4.2. Drastische Kürzungen bei der Kantonsarchäologie Schaffhausen – ein Schweiz-weiter Trend gegen die Archäologie
4.3. Was muss der Verursacher einer Ausgrabung bezahlen? Ein Rechtsvergleich zwischen den deutschen Bundesländern
4.4. UNO veröffentlich Zwischenbilanz zu den Bürgerkriegsschäden am kulturellen Erbe in Syrien

5. Schwerpunkt Nordrhein-Westfalen
5.1. Verband Deutscher Kunsthistoriker protestiert gegen den Verkauf von Kulturgütern aus öffentlichem Besitz in NRW
5.2. NRW nimmt im Etat 2015 den Sparkurs der Jahre 2013-14 in der Archäologie zurück, nicht jedoch in der Baudenkmalpflege
5.3. Landesarchäologie Westfalen kommentiert das neue Denkmalschutzgesetz und regt weitere Verbesserungen an
5.4. "Die Lizenz zum Suchen": Westfälische Archäologie geht auf legale Sondengänger zu

6. Ausbildung, Job-Themen und Personalia
6.1. Ägyptologin und Orientalistin Prof. Dr. Verena Lepper erhält 1,5 Millionen Euro ERC Starting Grant
6.2. Grabungspraktikum und Museums-Volontariat: Für wen gilt der Mindestlohn?
6.3. Weniger als Hartz IV: Landschaftsverband Rheinland bietet Praktikum im Archäologischen Park Xanten an
6.4. Das Postdoc-System als Heimat des jungen Forschungsprekariats
6.5. European Association of Archaeologists (EAA) sucht neuen Präsidenten
6.6. Irak: Arbeiten in Konfliktregionen
6.7. Firmenarchäologie-Graduiertenkolleg an der Universität Kalmar (Schweden)

7. Open Access & Open Data
7.1. Archäologische Informationen: Open-Access-Angebot wird rege genutzt
7.2. Archäologische Informationen 17, 1994, neu im Open Access
7.3. Österreich: Stand um Open Access Ende 2014
7.4. Ein Schlaglicht auf die Verunsicherung im Medienwandel vom Druck zu Online
7.5. Deutscher Hochschullehrerverband thematisiert Open Access
7.6. Nicholas Canny (Europäischer Forschungsrat) zum Open Access in der Archäologie
7.7. Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen: Positionspapier zur Transformation des wissenschaftlichen Publikationswesens in den Open Access

8. Schwerpunkt Massive Open Online Courses (MOOCs)
8.1. "Der Durchbruch steht noch bevor". TAZ-Interview mit dem MOOC-Anbieter M. Qayoumi
8.2. Kostenlose MOOCs zum Grabungsprojekt "Portus" und zum Hadrianswall
8.3. Kostenloser MOOC "Introduction to Geospatial Technology Using QGIS"

9. Und sonst …
9.1. Auch für Ur- und Frühgeschichtler nützlich: die Objektdatenbank "Arachne" (Uni Köln & DAI)
9.2. Kontrovers diskutiert: Sir Ridley Scotts Film "Exodus: Götter und Könige" (Kinostart 25.12.)
9.3. Aus der Vereinigung deutscher Hochschullehrer Archäologischer Wissenschaften (VDHAW) wird ein eingetragener Verein
9.4. Proteste gegen die Schließung der Klassischen Archäologie in Leipzig erfolgreich?
9.5. Wie funktioniert eigentlich LiDAR?
9.6. Die Europäische Union schließt Archäologie ausdrücklich in die Forschungsförderung "horizon 2020" ein
9.7. Horrorfilm zum Gähnen jetzt auch noch auf DVD und Blu-ray: "Katakomben"
9.8. Wie ruiniert man ein Date mit einem Wissenschaftler mit fünf Wörtern?
9.9. Wiederentdeckte Spieleklassiker: Prehistorik I und II
9.10. Google gibt Google Earth Professional frei
9.11. Neue Reality-Show "10,000 BC" in Großbritannien: Leben im Spätpaläolithikum
9.12. Erfahrungen mit Academia.edu als Diskussionsplattform
9.13. Gletscherschmelze fordert Archäologen heraus. Einführender Artikel in der SZ

10. Impressum und Redaktionshinweise


1. DGUF-Nachrichten
1.1.
Die DGUF sucht eine Schatzmeisterin/einen Schatzmeister
Zur Verwaltung unserer Kasse und Buchführung über die Einnahmen und Ausgaben suchen wir eine Schatzmeisterin bzw. einen Schatzmeister. Für diese Position sind kaufmännische Kenntnisse und rechnerisches Geschick wichtig, Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit und Sorgfalt. Archäologisches Fachwissen ist keine Voraussetzung. Der Posten ist im erweiterten Vorstand angesiedelt und wie alle Tätigkeiten in der DGUF ein Ehrenamt. Es gibt dafür aber die Möglichkeit, persönliche Kontakte mit Archäologen aufzubauen und spannende Erfahrungen mit der Arbeit der DGUF zu machen. Die Tätigkeit wird ab Mai 2015 benötigt.
http://www.dguf.de/index.php?id=360

1.2.
Archäologische Informationen 37, 2014 im Druck erschienen
Der neue Band der Archäologischen Informationen ist erschienen und wird in diesen Tagen an die Autoren, Mitglieder und Abonnenten ausgeliefert. Die Early Views sind auf DGUF.de jetzt depubliziert, die Aufsätze stehen nun in ihrer Druckfassung im Open Access über die UB Heidelberg bereit. Im Jahrgang 2014 werden die Vorträge der DGUF-Jahrestagung 2013 zum Thema "Archäologie & Paläogenetik" in Erlangen veröffentlicht, darunter z. B. der anregende Vorschlag von Jens Lüning, wie Bandkeramiker trotz genetisch bedingter Laktose-Intoleranz möglicherweise die Milch ihrer Hausrinder hatten verwerten können. Als Frucht des 2013 erstmals von der DGUF verliehenen Deutschen Studienpreises für Archäologie wird nun die Laudatio von Uta Halle auf die Preisträgerin Reena Perschke abgedruckt und vor allem die ausgezeichnete Arbeit selbst, und zwar in einer dank weiterer Archivfunde erweiterten Fassung: "Ausgrabungen und Zerstörungen an den Megalithen von Carnac während der deutschen Besatzung der Bretagne (1940 -1944)". Posthum erscheint der Aufsatz des Tübinger Anthropologen Alfred Czarnetzki, der die weiterhin viel diskutierten Reste des "Flores-Menschen" / "Hobbit", wissenschaftlich auch als LB1 bezeichnet, nach seiner Morphologie den Orang-Utans zuordnet.
Archäologische Informationen 37, 2014 im Open Access bei der UB Heidelberg: http://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf
Archäologische Informationen 37, 2014: Inhaltsverzeichnis und Bestellmöglichkeit des gedruckten Bandes auf DGUF.de: http://www.dguf.de/index.php?id=357


2. Tagungen und Veranstaltungen
2.1.
DGUF-Tagung " Schafft sich die Öffentlichkeit eine andere Archäologie? Analysen einer Machtverschiebung" (Tübingen, 14.-17.5.; CfP bis 1.3.)
Die DGUF-Jahrestagung 2015 beleuchtet die Facetten eines komplexen und tiefgreifenden Veränderungsprozesses von Archäologie in der Gesellschaft: Während die finanzielle und politische Basis des staatlichen archäologischen Arbeitens schwächer wird, schafft sich die Gesellschaft die Archäologie, die sie haben möchte, digitale Technologien erleichtern dies. So machen z. B. Sondengänger mit vieltausendfach angeklickten Videos Lust auf die selbstorganisierte Schatzsuche. Immer stärker steht das Fach daneben, ohne zu handeln, und wird so zur Nebensächlichkeit seiner eigenen Thematik. Eine öffentlich eher als "Behinderungs-Einrichtung" wahrgenommene Fach- und Amtsstruktur werden immer weniger Bürger unterstützen. Statt wissenschaftlichen Weisheiten andächtig zu lauschen, wollen sich die Menschen selbstbewusst und aktiv einbringen. Ist das Fach dazu bereit? Welche Wege könnten erfolgreich sein bzw. sind es bereits? - Der Call for Papers ist bis 1.3. offen. Ebenfalls möglich ist jetzt auch die Anmeldung zur Tagung. Die DGUF fördert außerdem erneut max. zehn Studierende und Doktoranden, die noch nicht DGUF-Mitglied sind: Bis 15.3. können sie sich um die Befreiung von der Teilnahmegebühr an der Tagung sowie um eine kostenfreie DGUF-Mitgliedschaft bis Ende 2016 bewerben.
Informationen zur Tagung: http://www.dguf.de/index.php?id=348
Tagungsanmeldung: http://www.dguf.de/index.php?id=358
DGUF-Nachwuchsförderung 2015: http://www.dguf.de/index.php?id=359

2.2.
Freie und Open-Source-Software für GIS: FOSSGIS 2015 (Münster, 11.-13.3.)
Die teuren Lizenzen für kommerzielle GIS-Software führen zu einer steigenden Verbreitung der Anwendung von Open-Source-GIS-Programmen wie z. B. QGIS oder GRASS, auch erste staatliche Ämter gehen diesen Weg. Die FOSSGIS-Konferenz ist im deutschsprachigen Raum die führende Tagung zu GIS-Programmen auf Open-Source-Basis und Open Street Map. Das Tagungsprogramm steht nun online, die Tagungsgebühr beträgt 140 Euro.
http://www.fossgis.de/konferenz/2015/

2.3.
8. Internationales Flintknapping-Symposium (Altdorf, Kr. Landshut, 15.-16.5.)
Im Museum Adlhoch-Haus finden sich Mitte Mai Feuerstein-Schläger, Archäotechniker und Experimentalarchäologen aus Europa, den USA und Japan zusammen, diskutieren und demonstrieren ihr Können und tauschen Erfahrungen aus. Dem eigentlichen Tag der Aktionen (Sa., 16. Mai) geht am Fr., 15. Mai, ein öffentlicher Vortragsabend voran. Am Samstag wird die Veranstaltung im "Schichtbetrieb" von verschiedenen Flint-Schlägern bestritten, woraus sich ein permanentes Angebot mit fließenden Übergängen ergibt, ohne starr fixierte Uhrzeiten. Gäste sind willkommen. Eine Anmeldung zur Teilnahme ist nicht erforderlich, die Teilnahme an den Veranstaltungen ist kostenlos.
http://zeiten-erleben.de/zeitenerleben/dokumente/Einladung_Flintsymposium_2015.pdf

2.4.
Sektion "The legacies of nazi archaeology and their impact on contemporary prehistoric research" (EAA, Glasgow, 2.-6.9.; CfP bis 16.2.)
Der Nationalsozialismus hatte auf die Entwicklung der kontinentalen prähistorischen Archäologie erhebliche Auswirkungen, die bis in die Gegenwart nachwirken. Dazu gehören nicht nur im Deutschen Reich, sondern auch in weiteren europäischen Ländern die Neugründung von Universitäts-Instituten, eine Hinwendung zu historisierenden Themen, die Entwicklung und teilweise Übernahme einer genuin ideologischen Terminologie, die Reorganisation von Museen und Landesdenkmalpflege sowie der Kunst- und Kulturgutraub von archäologischen Kleinfunden, Museumsobjekten sowie Institutsbibliotheken. Die Organisatoren der Sektion, Martijn Eickhoff (Amsterdam), Daniel Modl (Graz) und Reena Perschke (Berlin), laden zu Vortragsangeboten ein über die Auswirkungen zeitgenössischer nationalsozialistischer Archäologie über die unmittelbare Nachkriegszeit bis in die Gegenwart, nicht nur für Deutschland, sondern auch für die annektierten, besetzten und vom Krieg betroffenen Länder. Die Vorschläge und Abstracts können bis 16. Februar 2015 über die EAA-Plattform eingereicht werden. Eine Publikation der Beiträge in englischer Sprache ist geplant.
http://eaaglasgow2015.com/session/the-legacies-of-nazi-archaeology-and-their-impact-on-contemporary-prehistoric-research/

2.5.
Archäologentage in Otzenhausen (Saarland) vom 19.-22.2.
Die Europäische Akademie Otzenhausen lädt zu den zweiten Archäologentagen in Otzenhausen ein. Mitveranstalter sind in diesem Jahr das Institut national de recherches archéologiques préventives (INRAP) und der Service Régional de l'Archéologie (SRA). In dem dichten zweitägigen Vortragsprogramm präsentieren 19 Referenten aktuelle Forschungen im Saarland, dem Elsass und der Wallonie sowie in Rheinland-Pfalz, Luxemburg und Lothringen. Am dritten Tag finden separat buchbare Exkursionen statt: zum europäischen Kulturpark Bliesbrück-Reinheim mit Weiterfahrt nach Metz oder zu Burgen in der Südwestpfalz. Neben Fachkollegen und Studierenden sind ganz ausdrücklich auch an der Archäologie interessierte Bürgerinnen und Bürger willkommen. Die Anmeldefrist endet am 13.2.
http://www.eao-otzenhausen.de/veranstaltung/detail/archaeologentage-otzenhausen-2015/

2.6.
Sektion "Rethinking Archaeological Communications: new approaches to publication" (EAA, Glasgow, 2.-6.9.; CfP bis 16.2.)
Peer Review, Open Access mit Open Data - das ist der im aktuellen, schnell verlaufenden Medienwandel gesetzte Standard für gute und attraktive Fachzeitschriften in der Archäologie. Aber ist dies auch der einzige Weg des Veröffentlichens? Erin Osborne-Martin (Society of Antiquaries of Scotland), Judith Winters (Internet Archaeology) und Frank Siegmund (DGUF, Archäologische Informationen) laden auf der EAA 2015 in Glasgow innerhalb des EAA-Themenschwerpunkts "Communicating Archaeology" zu einem Round-Table ein. Ziel ist es, mit Akteuren unterschiedlichster Interessen und Erfahrungen (auch außerhalb der Archäologie) in kurzen Beiträgen und Diskussionen gemeinsam über zusätzliche Wege des archäologischen Publizierens und Kommunizierens nachzudenken. Welche anderen, neuen Formen braucht die wissenschaftliche Kommunikation, wovon könnte sie profitieren? Verändert die digitale Revolution das Publikationswesen tiefgreifender als bereits jetzt absehbar, verändert sie auch die Inhalte? Wie erreichen wir ein breiteres Publikum? Die Sektion setzt auf lebendigen Austausch und schnelles Nachdenken, sie löst sich vom Tagungs-üblichen Rhythmus: ein Beitrag dauert max. 9 Minuten, hat max. 9 Slides und wird ebenso lang diskutiert. Die Vorschläge und Abstracts können bis 16. Februar 2015 über die EAA-Plattform eingereicht werden.
http://eaaglasgow2015.com/session/rethinking-archaeological-communications-new-approaches-to-publication/

2.7.
"Evolutionary Medicine Conference 2015" (Zürich, 30.7.-1.8.; CfP bis 16.2.)
Die vom Institut für Evolutionäre Medizin der Universität Zürich organisierte Tagung bringt bekannte Keynote-Speaker (u.a. Nobelpreisträger Harald zur Hausen) und andere Experten verschiedenster Fächer (Medizin, Anthropologie, molekulare/evolutionäre Biologie, Paläopathologie, Epidemiologie, Geschichte, etc.) zusammen, um über die evolutionären Wurzeln von menschlicher Gesundheit und Krankheit nachzudenken und der Frage nachzugehen, wie das Wissen über die Vergangenheit Erkenntnisse zur Gegenwart und Zukunft bringen kann. Vorschläge für Sektionen können bis 16.2., Vorschläge für Vorträge können bis 30.3. eingereicht werden.
http://www.iem.uzh.ch/evolmedconf2015.html


3. Forschung
3.1.
Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"
Canny, N. (2015). Opening Access to Archaeology. Archäologische Informationen, Early View, published online 6 Febr. 2015.
May, K., Binding, C. & Tudhope, D. (2015). Barriers and opportunities for Linked Open Data use in archaeology and cultural heritage. Archäologische Informationen, Early View, published online 4. Febr. 2015.
Kemper, T. (2015). Kostentragungspflicht und Zumutbarkeit für Verursacher im novellierten Denkmalschutzgesetz von Nordrhein-Westfalen im Vergleich mit den übrigen Bundesländern. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 30. Jan. 2015.
Zimmermann, M. (2015). Glashandwerker im Frühmittelalter. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 29. Jan. 2015.
Quast, D. (2015). Rezension zu: Tobias Springer, Frühgeschichte. Archäologische Funde von der Römerzeit bis zum Mittelalter im Germanischen Nationalmuseum. Wissenschaftliche Beibände zum Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums 37. Nürnberg 2014. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 23. Jan. 2015.
Kohle, H. (2014). Publish first – filter later. Über den Prozess der Qualitätsbewertung im Open Access. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 28. Dez. 2014.
Blaich, M. C. (2014). Rezension zu: Nikolaus Hofer, Thomas Kühtreiber, Claudia Theune (Hrsg.). Mittelalterarchäologie in Österreich – Eine Bilanz. Beiträge der Tagung in Innsbruck und Hall in Tirol, 2. bis 6. Oktober 2012. Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich 29, 2013. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 19. Dez. 2014.
http://dguf.de/index.php?id=9

3.2.
Aktuelle Ausgrabungen in den Medien
"Archäologische Sensation bei Langenenslingen. Frühkeltische Befestigung entdeckt" (SWR, 20.1.): http://www.swr.de/landesschau-aktuell/bw/tuebingen/kelten-heuneburg-kultplatz-langenenslingen/-/id=1602/nid=1602/did=14921226/1902vlm/index.html
Antikythera-Mechanismus: "Tauchgang zum Ur-Computer" (Süddeutsche, 18.1.): http://www.sueddeutsche.de/wissen/archaeologie-tauchgang-zum-ur-computer-1.2308182
"Ancient Egyptian fortress unearthed in Sinai" (The Cairo Post, 10.1.): http://www.thecairopost.com/news/132836/travel-antiquities/ancient-egyptian-fortress-unearthed-in-sinai
Provinz Hubei: "Earliest musical instrument ‚Se‘ unearthed in central China" (ECNS, 6.1.): http://www.ecns.cn/cns-wire/2015/01-06/149508.shtml
Lolland (Dänemark): "Fußspuren zeugen von 5000 Jahre altem Unwetter" (Spiegel, 21.12.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/steinzeit-fussspuren-zeugen-von-5000-jahre-altem-unwetter-a-1009748.html
"Un trésor gaulois vieux de 2.300 ans découvert à Roubion" (Nice Matin, 8.12.): http://www.nicematin.com/roubion/un-tresor-gaulois-vieux-de-2300-ans-decouvert-a-roubion.2016635.html

3.3.
Aktuelle Forschung in den Medien
Manot-Höhle (Israel): "Fossiler Schädel verbindet Kontinente" (Pressemeldung Universität Wien): http://medienportal.univie.ac.at/presse/aktuelle-pressemeldungen/detailansicht/artikel/fossiler-schaedel-verbindet-kontinente/ und "Neandertaler und moderner Mensch: Sie trafen sich in Israel" (Spiegel, 29.1.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/schaedelfund-in-israel-zeigt-treffen-von-neandertalern-und-menschen-a-1015465.html
"Neue Tätowierung auf Ötzis Körper entdeckt" (Pressemeldung EURAC-Institut für Mumien und den Iceman, 26.1.): http://www.eurac.edu/de/research/health/iceman/newsandmedia/Pages/newsdetails.aspx?entryid=149841
Prinzessin von Ukok: "Face of tattooed mummified princess finally revealed after 2,500 years" (The Siberian Times, 26.1.): http://siberiantimes.com/science/casestudy/features/f0052-face-of-tattooed-mummified-princess-finally-revealed-after-2500-years/
"Rasantes Ende der grünen Sahara. Meeresforscher entdecken mögliche Verbindung zwischen Klimaänderung und menschlicher Entwicklung" (Pressemeldung Geomar, 19.1.): http://www.geomar.de/news/article/rasantes-ende-der-gruenen-sahara/
"Study of ancient dogs in the Americas yields insights into human, dog migration" (Pressemeldung University of Illinois, 7.1.): http://news.illinois.edu/news/15/0107AncientDogs_RipanMahli.html
"Study casts doubt on mammoth-killing cosmic impact" (Pressemeldung University of California Davis, 6.1.): http://news.ucdavis.edu/search/news_detail.lasso?id=11117
"Glasschmuck wie an Tuts Totenmaske in Dänemark gefunden" (Selket's Blog, 28.12.): http://blog.selket.de/aus-der-forschung/glasschmuck-wie-tuts-totenmaske-daenemark-gefunden
"Viking women travelled too, genetic study reveals" (The Conversation, 16.12.): http://theconversation.com/viking-women-travelled-too-genetic-study-reveals-35230

3.4.
"Ein verfehltes Bild aktueller Archäologie". Frank Siegmund kommentiert "Archäologie in Deutschland" 1/2015 zum Bevölkerungswandel im Neolithikum
Wissenschaftler eines DFG-geförderten Projekts zum Bevölkerungswandel im Neolithikum berichten in der Publikumszeitschrift "Archäologie in Deutschland" über die Ergebnisse. Unter dem Mäntelchen äußerster Modernität und naturwissenschaftlicher Objektivität werde dabei eine Retro-Archäologie dargestellt, welche die Erkenntnisgewinne und Diskurse der zurückliegenden 70 Jahre ignoriert, kommentiert Frank Siegmund den Artikel. Die Gleichsetzung von kulturellen und biologischen Gruppen sei nicht tragfähig, Archäologie tue außerdem weitaus mehr als Töpfe zu klassifizieren. Der Artikel vermittle der Öffentlichkeit ein verfehltes Bild der Archäologie. Schade sei das, urteilt Siegmund. Denn das Projekt habe wertvolle Einblicke in die sich wandelnden Lebensumstände und den Lebensstandard während des mitteldeutschen Neolithikums erbracht.
http://www.dguf.de/index.php?id=361

3.5.
Skelettreste aus dem Hügelgrab vom Amphipolis untersucht: es ist ein Frauengrab
Die 2013 begonnenen Untersuchungen am Grab von Amphipolis in Makedonien schreiten fort (vgl. DGUF-Newsletter vom 28.8.2014 Punkt 3.5.; vom 19.12.2014 Punkt 3.8.). In einer Pressemitteilung vom 19. Januar wurden die Ergebnisse der makroskopischen Untersuchung der aus dem Grab geborgenen Skelettreste bekannt gegeben: Die 157 identifizierbaren Knochenfragmente, die nicht intakt, sondern in verwühltem Zustand in den Grabkammern vorgefunden wurden, lassen sich fünf Individuen zuordnen: (1) Die Hauptbestattung ist diejenige einer Frau, die älter als 60 Jahre wurde, etwa 1,57 m groß war und starke Osteoporose aufwies. In Nebenkammern wurden gefunden: (2) Ein erwachsener Mann am Beginn der Altersspanne 35-45 Jahre, ca. 1,62 m groß, mit einer tödlichen Stichverletzung im Bereich der linken oberen Brust; (3) ein erwachsener Mann am Ende der Altersspanne 35-45 Jahre, ca. 1,68 m groß mit einem verheilten Unterarmbruch; (4) wenige Reste eines neugeborenen Kindes; (5) wenige Reste vom Leichenbrand eines erwachsenen Individuums. Dieser ersten Befundung wird nun die gängige Labor-Anthropologie folgen: AMS-Datierung, Analyse der Spurenelemente und aDNA-Extraktion. Zudem werden in einem größeren Projekt die Skelette des bereits vor Jahren ergrabenen Gräberfeldes untersucht, das sich im unmittelbaren Umfeld des Grabhügels befand.
"Amfipoli: Wrethikan pente skeletoi ston tymbo Kasta" (To Vima, 19.1.): http://www.tovima.gr/culture/article/?aid=668646

3.6.
Trotz Beraubung bemerkenswerte Artefakte aus Grabhügeln des 1. Jt. v. Chr. in Kasachstan
Bei Ausgrabungen im Südosten Kasachstans wurden in einem Grabhügel bei Kok Kainar trotz Spuren von Raubgräbern Artefakte gesichert. Dazu gehört ein in Form einer Raubkatze ausgeführtes Goldobjekt, vielleicht Teil einer prächtigen Kopfbedeckung aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. Eine zweite goldene Beigabe zeigt die Umrissen eines Raubvogels. Die anthropologische Untersuchung ergab, dass es sich um Beigaben eines Mannes handelt. In einem anderen Grabhügel fanden die Archäologen in einem Frauengrab einen Bronzespiegel; das Grab datiert in die Zeit zwischen dem 2. Jahrhundert v. Chr. und dem 2. Jahrhundert n. Chr. In Kasachstan sind Bestattungen mit reichen Beigaben im charakteristischen Verzierungsstil (Tierstil) keine Seltenheit für das 1. Jahrtausend v. Chr. Antiken schriftlichen Quellen zufolge war die Region von sakischen Stämmen besiedelt. Ihre Lebens- und Wirtschaftsweise wies reiternomadisch geprägte Merkmale auf. Frühe Beispiele sakischer Denkmäler datieren in das 7./6. Jahrhundert v. Chr.
"Ancient golden artefacts found in Almaty" (Tengri News, 15.1.): http://en.tengrinews.kz/science/Ancient-golden-artefacts-found-in-Almaty-258428/
"Unikal'nye artefakty obnaruzeny pri raskopkach v Almaty" (e-history.kz, 15.1.): http://e-history.kz/ru/publications/view/911

3.7.
Arne Lindemann rezensiert: J. Kunow u. a. (Hrsg.) (2013). Archäologie i. d. Rheinprovinz 1920-1945
Arne Lindemann, Archäologe und Zeithistoriker am Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam, hat den von Jürgen Kunow u. a. herausgegebenen Band über die Geschichte der rheinischen Archäologie zwischen 1920 bis 1945 eingehend besprochen. "In den letzten gut zwei Jahrzehnten erlebte die Fachgeschichtsforschung zur Prähistorischen Archäologie in der NS-Zeit einen regelrechten Boom", so Lindemann, doch meist liege der Fokus auf der Beleuchtung der konkurrierenden Organisationen "Amt Rosenberg" und "Ahnenerbe". Da sei die hier angestrebte regionale Tiefenanalyse eine Chance, aus dem bekannten Muster bisheriger Darstellungen auszubrechen und neue Einsichten zu gewinnen. Was auch gelinge, so Lindemanns Bilanz. Störend seien indes die "häufigen Wiederholungen von Fakten, Ereignissen und Personalien, die eine Gesamtübersicht und Einordnung doch sehr erschweren. Die einleitenden Beiträge können dies nicht immer abfangen."
Arne Lindemann: Rezension zu: Kunow, Jürgen; Otten, Thomas; Bemmann, Jan (Hrsg.): Archäologie und Bodendenkmalpflege in der Rheinprovinz 1920–1945. Bonn 2013 (H-Soz-Kult, 21.1.): http://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-23285

3.8.
Lesenswert: Kristian Kristiansen sieht die Archäologie in der Startphase einer dritten wissenschaftlichen Revolution
Kristian Kristiansen, Professor an der Universität Göteborg und weithin bekannter Experte für die Bronzezeit Europas und die Theoriedebatte in der Archäologie, stellt seine persönliche Sicht der aktuellen Lage der Forschung und Theoriedebatte in der Archäologie vor. Sein Aufsatz in Current Swedish Archaeology ist als Debatte publiziert worden, d. h. ihm folgen fünf ausführliche kritische Kommentare (E. S. Chilton, A. González-Ruibal, I. Huvila, St. Larsson, E. Niklassen) und eine Entgegnung des Hauptautors. Kristansen sieht die aktuelle Archäologie in der Startphase ihrer dritten wissenschaftlichen Revolution. Die erste habe 1850-60 stattgefunden und stehe für den Beginn der Wissenschaft Archäologie, damals in engem interdisziplinärem und theoretischem Verbund mit der Geologie und der Zoologie. Als zweite Revolution sieht er die 1950er bis -60er Jahre an, in denen die 14C-Datierung breit eingeführt wurde und unsere Erkenntnismöglichkeiten erheblich erweiterte, und die "new archaeology" / Prozessuale Archäologie eine theoretische Neuausrichtung des Faches verursachte. Kristiansen skizziert in Kürze die Positionen und Gewinne der dagegen gerichteten Postprozessualen Archäologie. Worin liegt nach Kristiansen nun die aktuelle dritte Revolution? In einer nun (auch postprozessual) theorie-gestärkten Hinwendung zur Rückkehr zur Empirie, Modellbildung und statistischen Analyse, der neu aufkommenden Möglichkeit zu "Big Data" und dem Schub, den nun verstärkt und systematisch in der Archäologie zur Anwendung kommenden Naturwissenschaften gewinnt, insbesondere der Erforschung der aDNA (next-generation-sequencing) und der stabilen Isotopen. In Summe sieht er die aktuelle Lage Faches wie ein Speichenrad, bei dem die Analyse von Interaktionen, Netzwerken und Mobilität die Nabe im Mittelpunkt bilde, das Fokusthema der gegenwärtigen Archäologie. Wenn man beherzt die neuen Möglichkeiten ergreife, ergäbe sich eine Perspektive, die klassischen, alten Felder der UFG wie etwa Fundanalyse und Detailforschung die Mikroebene, das Prä der Empirie, mit der Makroebene, den Fragestellungen und Ansätzen der New Archaeology und den postprozessualen Theorien, miteinander zu verknüpfen. Eine Archäologie, der dies gelänge, stünde in besonders fruchtbarer Weise an der Nahtstelle zwischen den generellen Debatten der Natur- und Geisteswissenschaften, wovon sie selbst profitieren, aber auch eine wesentliche übergreifende Funktion wahrnehmen könne. Diese erneuerte Archäologie müsse sich aus den engen akademischen Zirkeln herausbewegen, mit der Öffentlichkeit interagieren und sich unbedingt auch den öffentlichen Debatten stellen. Eine kraftvolle, positiv gestimmte Analyse mit vielen Querverweisen, die Leser auch dazu führen könnte, den aktuelle CfP für die DGUF-Tagung 2015 in Tübingen nochmals zu lesen ;-)
Kristiansen, Kr. (2014). Towards a new paradigm? The third science revolution and its possible consequences in archaeology. Current Swedish Archaeology 22, pp. 11-71. https://www.academia.edu/10100372/TOWARDS_A_NEW_PARADIGM_The_Third_Science_Revolution_and_its_Possible_Consequences_in_Archaeology

3.9.
Übergang Mesolithikum-Neolithikum: Ackerbau verändert Kiefer und Zahnstellung
Neolithische Gemeinschaften haben im Vergleich zu Jägern und Sammlern (Epipaläolithikum, Mesolithikum) eine veränderte Form des Unterkiefers und eine signifikante Häufung von Fehlstellungen der Zähne. Dies ist das Resultat einer anthropologischen Studie an 292 Individuen aus 21 archäologischen Populationen aus dem Nahen Osten, Anatolien sowie Europa. Demgegenüber ist die Größe der Zähne nicht signifikant mit der Wirtschaftsweise verknüpft. Eine ebenso überzeugende wie technisch einfache, morphologische Studie, die man durch weitere Beobachtungen ausbauen könnte.
Pinhasi, R., Eshed, V. & von Cramon-Taubadel, N. (2015). Incongruity between Affinity Patterns Based on Mandibular and Lower Dental Dimensions following the Transition to Agriculture in the Near East, Anatolia and Europe. PlosOne, 4.2.2015. DOI: 10.1371/journal.pone.0117301 http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0117301#abstract0

3.10.
Bemerkenswerte Publikation über die Schweiz im Mittelalter (800 bis 1350)
Der siebte Band der Reihe "Die Schweiz vom Paläolithikum bis zum Mittelalter" (SPM) ist Ende 2014 erschienen: "SPM VII - Archäologie der Zeit von 800 bis 1350". Der mit 664 Seiten gewichtige Band informiert in hoher Buchqualität über die Mittelalterarchäologie der Schweiz, womit eine lang vermisste nationale Synthese vorliegt. Die Gliederung orientiert sich an der Ordnung der gesamten Reihe und lässt zugleich zumindest den Inhalt erahnen: (1) Geschichte der Mittelalterarchäologie in der Schweiz, (2) Historischer Überblick, (3) Natur und Landschaft, (4) Die gebaute Siedlung, (5) Die mobile Sachkultur, (6) Mensch und Alltag, und (7) Mittelalterarchäologie in der Schweiz: Stand und Zukunft. Die Unterkapitel sind jeweils von den einschlägigen Spezialisten verfasst, bieten den angestrebten aktuellen Forschungsüberblick und erschließen zugleich über die zahlreichen Literaturverweise und die ergänzenden Fundstellen-Regesten am Ende des Buches (S. 449-513 zu den 111 wichtigsten Orten) die weit verstreute und für Außenstehende nur schwer überschaubare Fachliteratur. Wie bei den vorangehenden Bänden liegen die Texte vollständig in deutscher und französischer Sprache vor, ergänzt durch eine ausführliche italienischsprachige Zusammenfassung. In Vorbereitung dieses Mammutprojektes und um den vorliegenden Band zu entlasten, hatte "Archäologie Schweiz" (AS; vormals: Schweizerische Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte) im Jahr 2010 ein wissenschaftliches Kolloquium veranstaltet, das 2011 im Open Access publiziert wurde und wesentliche archäologische Synthesen erarbeitet hat. Einen besonderen Hinweis wert ist das von G. Descœudres und R. Marti verfasste Schlusskapitel zu Stand und Zukunft der Mittelalterarchäologie in der Schweiz, das offen Kritik und Selbstkritik übt sowie Probleme und Desiderata klar benennt, welche mit nur leichten Unterschieden so auch in Deutschland bestehen. - Der Band SPM VII ist die Fortführung des von "Archäologie Schweiz" initiierten Projekts, zu den einschlägigen Epochen der Schweizer Ur- und Frühgeschichte aktuelle Synthesen zu publizieren: Paläolithikum (1993), Neolithikum (1995), Bronzezeit (1998), Eisenzeit (1999), Römische Zeit (2002) und Frühmittelalter (2005). Ob danach die von einer Gesellschaft für "Ur- und Frühgeschichte" getragene Reihe zeitlich weiter ausgreifen solle, war lange Zeit unsicher und strittig, bis zum Band VI lautete der Reihentitel "... bis zum frühen Mittelalter". Vor allem der klugen und geschickten Politik des Zentralsekretärs der "Archäologie Schweiz", Urs Niffeler, ist es zu verdanken, dass eine Öffnung zum Mittelalter erreicht wurde. Der neue Reihentitel "... bis zur Reformation" steckt ab, was noch geplant ist: ein Folgeband über die Zeit 1350 bis 1500. Doch erst einmal sind - verständlicherweise - Autoren wie finanzierende Kantone erschöpft, so dass ein Erscheinungstermin noch nicht feststeht. Insgesamt ein wertvolles und Beispiel gebendes Publikationsprojekt, das den Lesern Übersicht über eine im Alltag auf 26 Kantone zersplitterte Archäologie verschafft. Ein ähnliche nationale Synthese in Deutschland zu erreichen, wäre angesichts von nur 16 Bundesländern gewiss leichter und nicht minder erstrebenswert.
Die Reihe SPM im Überblick: http://www.archaeologie-schweiz.ch/SPM.127.0.html
Siedlungsbefunde und Fundkomplexe der Zeit zwischen 800 und 1350: Akten des Kolloquiums zur Mittelalterarchäologie in der Schweiz, Frauenfeld, 28.–29.10. 2010 (Open Access): http://www.archaeologie-schweiz.ch/Kolloquiumsakten-SPM.196.0.html

3.11.
Ernst Pernicka unterstreicht Zweifel an der Echtheit des Hortfundes von Bernstorf (Kr. Freising)
Der 1998 von Amateurarchäologen geborgene Goldfund von Bernstorf, Landkreis Freisung, umfasste u. a. Goldbleche, die an Diademe aus den Schachtgräbern in Mykene erinnern. Er wäre ein bemerkenswertes Zeugnis von Fernbeziehungen in der Bronzezeit, z. B. entlang der Bernsteinroute von der Ostsee nach Mykene. Doch die Echtheit des Fundes ist umstritten, weil das Gold ungewöhnlich rein ist - solch reines Gold komme in der Natur nicht vor. Von Vertretern der Echtheit des Fundes wurden ebenfalls sehr reine Goldfunde aus dem sog. Sarg des Echnaton (KV 55) zum Vergleich herangezogen, um zu zeigen, dass es auch in dieser Zeit möglich war, Gold ohne Elektrolyse sehr rein zu gewinnen. Ernst Pernicka, der diese These früh bezweifelte, hat nun den Fund intensiv im Labor analysiert. Danach ist das Bernstorfer Gold deutlich reiner als der ägyptische Vergleichsfund und sogar etwas ärmer an Spurenelementen als der heutige Standard für reines Gold. Pernicka schließt nach diesen Resultaten aus, dass Bernstorf ein authentischer Fund ist. Ebenfalls in ihrer Echtheit bezweifelt werden zwei Bernsteinstücke, die im Jahr 2000 in der Nähe aufgefunden wurden und zu dem Hort gehören sollen; sie tragen Inschriften in mykenischer Linear-B-Schrift. Aus der an diesen Bernsteinstücken anhaftenden Erde konnte eine Koniferennadel 14C-datiert werden; ihre 14C-Konzentration ist sehr hoch und deutet auf eine Datierung auf 1959 oder 1993 n.Chr. hin, d. h. in die Jetztzeit. Schade - es wäre ein kulturgeschichtlich ungemein spannender Fund. Die Debatte zeigt erneut, wie problematisch das Arbeiten mit Objekten ist, die unter zweifelhaften Umständen ohne professionelle Begleitung geborgen wurden.
Pernicka, E. (2014). On the authenticity of the gold finds from Bernstorf, community of Kranzberg, Freising district, Bavaria. Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte 94, S. 517-726. https://www.academia.edu/10493118/On_the_authenticity_of_the_gold_finds_from_Bernstorf_community_of_Kranzberg_Freising_district_Bavaria
"Bronzezeitliche Befestigung bei Bernstorf" (Wikipedia, 4.2.): http://de.wikipedia.org/wiki/Bronzezeitliche_Befestigung_bei_Bernstorf

3.12.
Mittels Crowdsourcing auf der Suche nach dem Grab von Dschingis Khan
10.000 Freiwillige haben bisher mehr als insgesamt 30.000 Stunden Arbeit in das Projekt von Albert Yu-Min Lin und Kollegen von der University of California San Diego investiert: Lin ist auf der Suche nach dem Grab von Dischingis Khan und hat dafür mehr als 80.000 Satellitenbilder über National Geographic online gestellt. Freiwillige, selbstverständlich auch Nicht-Archologen, können diese Satellitenbilder nun nach auffälligen Merkmalen untersuchen und Straßen, Flüsse, moderne und antike Stätten kennzeichnen. Nach einem kurzen Tutorial geht es los, und man beginnt als "Novice Stufe 1" die Arbeit. Je mehr Karten man analysiert hat, umso höher steigt man auf der Expertenskala. Die Satellitenbilder zeigen Steppe oder Wald, insgesamt wenig Bebauung. Eine genaue Klassifizierung der erkannten "Unregelmäßigkeiten" ist natürlich nicht immer möglich, aber zumindest Straßen und Flüsse erkennt man sofort. Die Analyse der Satellitenbilder macht Spaß und ist kurzweilig, allerdings wiederholen sich die Landschaftsbilder relativ schnell, so dass die Klassifizierung irgendwann eintönig wird. Auch wenn das Grab des Mongolenfürsten bisher noch nicht gefunden wurde, konnten doch 55 potenzielle archäologische Stätten identifiziert werden. Die Frage, ob die Suche nicht auch mit weniger Aufwand gelöst werden kann, beantworten die Autoren in einer Veröffentlichung vom 30.12. im Journal PLoS ONE selbst: Es sei die Suche nach einer Nadel im Heuhaufen bei welcher selbst das Aussehen der Nadel ungewiss sei. Der Crowdsourcing Ansatz scheint sogar der einzig mögliche zu sein, um sich diesem großen weiten Land in einer geographischen Analyse anzunähern. Und es funktioniert erstaunlich gut: 6000 Quadratkilometer wurden von der Crowd schon analysiert, und 2,3 Mio. Kategorisierungen vorgenommen.
Lin AY-M, Huynh A, Lanckriet G, Barrington L (2014) Crowdsourcing the Unknown: The Satellite Search for Genghis Khan. PLoS ONE 9(12): e114046. doi:10.1371/journal.pone.011404 http://www.plosone.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0114046
Crowdsourcing Projekt "Field Expedition Mongolia": http://exploration.nationalgeographic.com/mongolia/mongolia/


4. Kulturgutschutz
4.1.
Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
"The condemnation of memory: what’s behind the destruction of World Heritage sites" (The Conversation, 3.2.): https://theconversation.com/the-condemnation-of-memory-whats-behind-the-destruction-of-world-heritage-sites-36579
"Why Is No One Talking About Libya’s Cultural Destruction?" (PACHI, 3.2.): http://paul-barford.blogspot.de/2015/02/why-is-no-one-talking-about-libyas.html und "Kaum neue Meldungen aus Libyen ..." (Archaeologik, 12.1.): http://archaeologik.blogspot.de/2015/01/kaum-neue-meldungen-aus-libyen.html
"Bulgaria busts international antiquities trafficking ring" (The Sofia Globe, 31.1.): http://sofiaglobe.com/2015/01/30/bulgaria-busts-international-antiquities-trafficking-ring/
"Katar startet Projekt zum Erhalt der berühmten Pyramiden von Meroë im Sudan" (Archäologie Online, 23.1.): http://www.archaeologie-online.de/magazin/nachrichten/katar-startet-projekt-zum-erhalt-der-beruehmten-pyramiden-von-meroe-im-sudan-32873/
"ISIS detonates large parts of Nineveh historical wall" (Iraqi News, 21.1.): http://www.iraqinews.com/iraq-war/isis-detonates-large-parts-nineveh-historical-wall/
"RGZM gibt aus Raubgrabung stammende Antiken an Italien zurück" (Pressemeldung RGZM, 22.1.): http://web.rgzm.de/a/article/rgzm-gibt-aus-raubgrabung-stammende-antiken-an-italien-zurueck-1.html
"IS-Milizen beuten Denkmäler systematisch aus" (Welt, 19.1.): http://www.welt.de/geschichte/article136531615/IS-Milizen-beuten-Denkmaeler-systematisch-aus.html

4.2.
Drastische Kürzungen bei der Kantonsarchäologie Schaffhausen – ein Schweiz-weiter Trend gegen die Archäologie
Im Kanton Schaffhausen hat der Kantonsrat im November 2014 ein umfassendes Sparprogramm beschlossen, bei dem u. a. die Kantonsarchäologie drastisch reduziert wird: der jährliche Etat von 800.000 auf 300.000 Franken (minus 62 %), das Personal von 3,4 auf 1,0 Stellen (minus 70 %). Mutig hat der amtierende Kantonsarchäologe Markus Höneisen den Schritt in die Öffentlichkeit gewagt und in einem Zeitungsinterview am 27. November die Konsequenzen aufrüttelnd geschildert. Aktuell ruft die "Interessensgemeinschaft Pro Archäologie Schaffhausen" zum Zeichnen einer öffentlichen Petition gegen die Kürzungspläne auf. Ein lohnendes Unterfangen, da Petitionen in der Schweiz einen hohen Stellenwert haben und sich in Schaffhausen ein breiter Bürgerprotest gegen andere Elemente des Sparpakets formiert hat. "Mit der geforderten Beschränkung auf wenige 'archäologische Hotspots' werden grosse Teile des Kantons, namentlich zahlreiche Landgemeinden, zu archäologischem Niemandsland, wo Kulturgut unbesehen durch Bodeneingriffe zerstört und durch Raubgräberei geplündert werden kann", fasst Markus Werner, Mit-Initiator der Petition, die absehbaren Auswirkungen für den DGUF-Newsletter zusammen, und ergänzt: "Der wichtige Bereich Öffentlichkeitsarbeit sowie die fachliche Unterstützung von Schulen, Museen und Vereinen könnten nicht mehr abgedeckt werden." Leider stehen die Kürzungen in Schaffhausen nicht allein, wie ein exemplarischer Blick auf aktuelle Entwicklungen in der Schweiz zeigt: Der Bund kürzt ab 2015 seine Zuschüsse für Baudenkmäler an die Kantone. Der Kanton Aargau streicht im Juli 2014 alle Mittel für die wissenschaftliche Auswertung von Ausgrabungen. Im Kanton Bern muss die Liste der eingetragenen Baudenkmäler innerhalb von fünf Jahren von zehn auf sechs Prozent gekürzt werden, d. h. 40 % aller eingetragenen Baudenkmäler verlieren ihren Schutz. In der Berner Kantonsarchäologie sollen "Prioritäten gesetzt werden", d. h. gefährdete Fundstellen werden mehr vollständig ergraben. Im Kanton Zug wurde im November 2014 beschlossen, die Mittel für die Kantonale Denkmalpflege (inkl. Archäologie) um 10 – 15 % zu kürzen. In vielen Fällen versuchen Denkmalpfleger und Archäologen ohne laute Proteste in stillem "Dealen" das Schlimmste zu verhüten. Mag sein, dass dies im Einzelfall klug zu sein scheint, doch so bleibt der schleichende Rückbau der Öffentlichkeit verborgen, die man – wie nun in Schaffhausen versucht –zum Verbündeten machen könnte. So verliert die Archäologie in der Schweiz schrittweise erhebliche Mittel, und eine starke Baudenkmalpflege wird zunehmend als Investitionshemmnis begriffen und daher beschnitten.
Petition "Stopp dem Kahlschlag bei der Kantonsarchäologie Schaffhausen" (OpenPetition): https://www.openpetition.de/petition/online/stopp-dem-kahlschlag-bei-der-kantonsarchaeologie-schaffhausen
Website der Interessensgemeinschaft Pro Archäologie Schaffhausen: http://www.pro-archaeologie.ch/
"Der Leiter Kantonsarchäologie zu den regierungsrätlichen Sparmassnahmen ESH4: 'Das ist für uns der Todesstoss'" (schaffhauser AZ, 27.11.2014, S. 6-7): http://www.shaz.ch/pdf/2014/Ausgabe_48_27._November.pdf
Kürzung der Schweizer Bundesmittel: "Denkmalpflege: Heimatschützer und Kantone fordern mehr Geld" (NZZ, 19.9.2014): http://www.nzz.ch/schweiz/heimatschuetzer-und-kantone-fordern-mehr-geld-1.18386915
Zum Kanton Bern: "Powerplay gegen die Denkmalpflege" (Der Bund, 19.1.): http://www.derbund.ch/bern/kanton/Powerplay-gegen-die-Denkmalpflege------/story/30550042; "Enge Vorgaben für die Denkmalpflege" (Berner Zeitung, 23.1.): http://www.bernerzeitung.ch/region/kanton-bern/Enge-Vorgaben-fuer-Denkmalpflege/story/13155934
Zum Kanton Zug: "Zuger Denkmalschutz: Die Denkmalpfleger wollen es wissen" (zentral+, 25.4.2014): http://www.zentralplus.ch/de/news/politik/1203948/Die-Denkmalpfleger-wollen-es-wissen.htm
"Was der Zuger Boden so hergibt: Goldmünzen und Schlamm" (zentral+, 24.1.): http://www.zentralplus.ch/de/news/gesellschaft/2988115/Goldm%C3%BCnzen-und-Schlamm.htm
Meinrad Huser: "Eine Zukunft für unsere Vergangenheit?" (zentral+, 4.12.2014): http://www.zentralplus.ch/de/news/aktuell/2661160/Eine-Zukunft-f%C3%BCr-unsere-Vergangenheit.htm

4.3.
Was muss der Verursacher einer Ausgrabung bezahlen? Ein Rechtsvergleich zwischen den deutschen Bundesländern
Sehr juristisch - nüchtern analysiert der Rechtsanwalt und Archäologe Till Kemper die Rechtslage zur Frage, welche Kosten der Verursacher einer Rettungsgrabung zu tragen hat und wo die Zumutbarkeitsgrenze liegt. Sein Rechtsvergleich sichtet systematisch die Gesetzeslage und die einschlägige Rechtsprechung in allen Bundesländern. Am Ende kommt er zu einem klaren Befund: Die Konvention La Valletta/Malta gilt nicht per se, sondern sie muss wegen der Kulturhoheit der Länder in jedem Bundesland ins Landesrecht umgesetzt werden. Soweit dies geschehen ist, ist das Resultat in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich. Insbesondere die Regelungen zur maximalen Höhe der Kostentragungspflicht differieren in Deutschland erheblich, zwischen ungeregelt, maximal 1 % der Investitionssumme bis hin zu "in der Regel bis zu 15 % der Investitionssumme". Dabei lässt die 2013 erfolgte Novellierung des DSchG in NRW, die diese Frage ausdrücklich der Einzelfallprüfung überlässt, eine erhebliche Belastung der Gerichte erwarten und beeinträchtigt die Planungssicherheit für Investoren - so Kempers Befund. Aus Sicht der DGUF führt dies für Investoren innerhalb Deutschlands zu erheblichen Wettbewerbsverzerrungen.
Kemper, T. (2015). Kostentragungspflicht und Zumutbarkeit für Verursacher im novellierten Denkmalschutzgesetz von Nordrhein-Westfalen im Vergleich mit den übrigen Bundesländern. Archäologische Informationen, Early View, publiziert online am 30. Jan. 2015: http://www.dguf.de/index.php?id=9

4.4.
UNO veröffentlich Zwischenbilanz zu den Bürgerkriegsschäden am kulturellen Erbe in Syrien
Die Vereinten Nationen haben eine gut bebilderte, 180-seitige Broschüre herausgegeben, welche die Zerstörungen am kulturellen Erbe in Syrien dokumentiert, die der Bürgerkrieg hervorgerufen hat. Grundlage der Dokumentation sind Satellitenbeobachtungen, ergänzt durch historisches und aktuelles Fotomaterial, das anderweitig zugänglich war. Die knappe Statistik: 290 Orte betroffen, davon 24 zerstört, 104 stark beschädigt, 85 beschädigt und 77 möglicherweise beschädigt. Eingangs erläutert die Studie ihr methodisches Vorgehen, anschließend werden die einzelnen Ort von Aleppo bis Ugarit systematisch vorgestellt, zusätzlich verweist der Text mit Hilfe zahlreicher Links auf weitere Quellen und Bilder. Die Publikation ist im Open Access publiziert, erreichbar z.B. über das Archiv von Emma Cunliffe.
Bjørgo, E., Boccardi, G., Cunliffe, E., Fiol, M., Jellison, T., Pedersen, W. & Saslow, C. (2014). Satellite-based Damage Assessment to Cultural Heritage Sites in Syria. Genf: United Nations Institute for Training and Research (UNITAR): https://www.academia.edu/10553619/Satellite-based_Damage_Assessment_to_Cultural_Heritage_Sites_in_Syria
"Who are the Real Culprits? The Destruction of Syria’s Cultural Heritage" (counterpunch, 4.2.): http://www.counterpunch.org/2015/02/04/the-destruction-of-syrias-cultural-heritage/
"Geplündert - verkauft - zerstört und zerbombt: Kulturerbe in Syrien" (Archaeologik, 17.1.): http://archaeologik.blogspot.de/2015/01/geplundert-verkauft-zerstort-und.html
Esther Saoub: "Syriens verlorene Schätze. Antikenraub in einem terrorisierten Land" (SWR2, 2.1., Manuskript und Hörfunk-Sendung online verfügbar): http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/wissen/syriens-verlorene-schaetze/-/id=660374/nid=660374/did=14587842/1ja1eru/index.html
"Syria's ancient sites were already damaged by war. Now they’re being looted" (The Washington Post, 20.12.): http://www.washingtonpost.com/world/middle_east/syrias-ancient-sites-were-already-damaged-by-war-now-theyre-being-looted/2014/12/19/117911a8-2556-4c84-90f1-8034e8e8a001_story.html

5. Schwerpunkt Nordrhein-Westfalen
5.1.
Verband Deutscher Kunsthistoriker protestiert gegen den Verkauf von Kulturgütern aus öffentlichem Besitz in NRW
Nach den hohen Versteigerungserlösen für zwei Siebdrucke von Andy Warhol aus dem Besitz der landeseigenen Spielbank plant man im Land NRW den Verkauf weiterer Kulturgüter. Macht das klamme Bundesland erneut erfolgreich Kasse, ohne dass die Öffentlichkeit laut protestiert, kann solches Vorgehen künftig auch die Archäologie betreffen - schließlich spült das 2013 neu in NRW eingeführte Schatzregal nun auch archäologische Bodenfunde in Landesbesitz. Aktuell geht es um etwa 400 Werke aus dem Besitz der Portigon AG, die zur Abwicklung von Spekulationsverlusten der landeseigenen WestLB gegründet wurde. Darunter befinden sich neben Arbeiten von Uecker, Beuys und Macke auch eine Plastik von Chillida, zwei Stradivari-Geigen und ein Altargemälde aus dem 15. Jh. von Giovanni di Paolo, das die WestLB seinerzeit gekauft hatte, um es dauerhaft für das Westfälische Landesmuseum Münster zu sichern. Die Portigon AG sieht sich verpflichtet, die Werke zu Marktbedingungen zu verkaufen, bietet jedoch an, sie zuvor für noch zwei Jahre zu Ausstellungszecken an Museen in NRW zu verleihen. Dazu Thomas Sternberg, kulturpolitische Sprecher der CDU in NRW: "Hier sollen die öffentlichen Museen des Landes auch noch als Durchlauferhitzer missbraucht werden, um den Verkaufspreis zu steigern." In einer Stellungnahme haben die Leiter der großen Museen in NRW angekündigt, "sich an dieser dubiosen Aktion nicht beteiligen zu wollen". Das berichtet der Tagesspiegel am 8.1. Um einen Präzedenzfall in Deutschland zu vermeiden, hat der Verband Deutscher Kunsthistoriker (VDK) im Dezember 2014 eine Petition veröffentlicht, die online gezeichnet werden kann. Dort schreibt der VDK: "Dass – in dieser Weise erstmals seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland – in Museen befindliche Kunstwerke zum Verkauf anstehen, erzürnt uns auf besondere Weise, denn diese Pläne stellen einen besorgniserregenden Dammbruch dar. […] Große Sorge macht darüber hinaus eine mögliche Kettenreaktion: Was wird mit den Werken in öffentlich-rechtlichen Institutionen geschehen, was mit denen, die Freundeskreisen und Fördervereinen gehören? Es ist aus gutem Grund ein Tabu, Museumsbesitz auf dem freien Kunstmarkt zu veräußern, um damit kommerzielle Profite zu erzielen."
"NRW plant weitere Verkäufe von Bildern. Andy Warhol war erst der Anfang" (Tagesspiegel, 8.1.): http://www.tagesspiegel.de/kultur/nrw-plant-weitere-verkaeufe-von-bildern-andy-warhol-war-erst-der-anfang/11198264.html
"Kultur: Neuer Millionenverkauf" (WAZ, 8.1.): http://www.derwesten.de/kultur/neuer-millionenverkauf-aimp-id10213143.html
Verband Deutscher Kunsthistoriker: "Offener Brief / Petition: Geplanter Verkauf von öffentlichem Kunstbesitz in Nordrhein-Westfalen" (Dez. 2014): http://www.kunsthistoriker.org/offener_brief_nrw_kunstbesitz.html
"Ehemalige Landesbank WestLB: Ausfuhrsperre für Portigon-Kunstsammlung erlassen" (monopol, 23.1.): http://www.monopol-magazin.de/artikel/20109540/Ausfuhrsperre-fuer-Portigon-Kunstsammlung-erlassen.html

5.2.
NRW nimmt im Etat 2015 den Sparkurs der Jahre 2013-14 in der Archäologie zurück, nicht jedoch in der Baudenkmalpflege
Am 17.12. hat der Landtag von NRW den Haushalt für das Jahr 2015 beschlossen. Darin sind die Mittel für die Archäologie gegenüber 2014 um 1,7 Mio. Euro erhöht worden (Kap. 09 510 Titel 633 10), und zwar "Für die Förderung bodendenkmalpflegerischer Maßnahmen der Landschaftsverbände Rheinland, Westfalen-Lippe und der Stadt Köln sowie für denkmalpflegerische Gutachten, Publikationen u. ä." Sie sind damit nominell wieder so hoch wie vor den Sparmaßnahmen der Jahre 2013-14, gegen die sich die DGUF-Petition 2013 wandte (Siegmund & Scherzler 2014 Abb. 2). Neu in den Landesetat wurde zudem ein (bescheidener) Posten "Landesdenkmalrat" eingestellt (Titel 526 10). Ein Denkmalrat war zwar nach dem Denkmalschutzgesetz NRW § 23.1 vorgesehen, aber bislang nicht eingerichtet worden; seine Etatisierung lässt darauf schließen, dass ab 2015 ein Denkmalrat in NRW einberufen werden soll. Demgegenüber wurden an anderen Stellen 1,7 Mio. Euro gespart, nämlich die "Zuschüsse zur Förderung privater und kirchlicher denkmalpflegerischer Maßnahmen" (Titel 893 60) um 770.000 Euro, und die "Zuweisungen zur Förderung bau- und bodendenkmalpflegerischer Maßnahmen der Gemeinden und Gemeindeverbände" (Titel 883 60) um 950.000 Euro. Insgesamt in der Denkmalpflege also ein Nullsummenspiel, bei dem anscheinend - wie von der Landespolitik angekündigt - die Landeszuschüsse zu privaten und kirchlichen Maßnahmen der Baudenkmalpflege um 770.000 Euro gekürzt werden und die Ausgaben für die Archäologie in gleichem Umfang erhöht. Da die entsprechenden Titelgruppen gegenseitig deckungsfähig sind, d. h. die Etatvorgaben in der Praxis durch die Exekutive nach Bedarf angepasst werden können, wäre zusätzlich zum Haushaltsplan eine Offenlegung der tatsächlich getätigten Ausgaben erhellend.
"Landtag verabschiedet Haushalt 2015" (Landtag NRW, 17.12.): http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/GB_II/II.1/Pressemitteilungen-Informationen-Aufmacher/Pressemitteilungen-Informationen/Pressemitteilungen/2014/12/Aufmacher146844.jsp
Haushaltplan NRW 2015: http://www.landtag.nrw.de/web/WWW/haushalt/cd-fm-0914/daten/pdf/2015/gesamt_2015.pdf
Siegmund, F. & Scherzler, D. (2014). Archäologie und Baudenkmalpflege in Nordrhein-Westfalen 2014 – ein Jahr nach dem Ringen gegen Mittelkürzungen und für eine bessere gesetzliche Grundlage. Archäologische Informationen 37, S. 153-180 (online am 26. Nov. 2014): http://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/article/view/18193

5.3.
Landesarchäologie Westfalen kommentiert das neue Denkmalschutzgesetz und regt weitere Verbesserungen an
In der Zeitschrift "Archäologie in Westfalen-Lippe", die jährlich einen Rückblick auf die Aktivitäten der westfälischen Landesarchäologie im Vorjahr gibt, erläutern der Landesarchäologe Prof. Dr. Michael Rind und der Jurist Dr. Dimitrij Davydov, Justiziar beim Landschaftverband Westfalen-Lippe, das neue Denkmalschutzgesetz von Nordrhein-Westfalen. Ausführlich und mit Insider-Wissen gespickt legen sie den Anlass, die Hintergründe und den Verlauf der Gesetzesnovellierung im Jahr 2013 dar und schildern die aus ihrer Sicht erzielten Verbesserungen. In den Neuerungen zu den Stichwörtern deklaratorischer Schutz, Schatzregal, Verursacherprinzip und Betretungsrecht sehen sie eine Stärkung der Arbeitsmöglichkeiten für die Fachämter. Hinsichtlich der Zumutbarkeit einer Kostenübernahme durch Investoren betonen sie, dass die Einschränkung der Zumutbarkeit nicht für die öffentliche Hand gelte und auch nicht dann, wenn etwa ein Eigentümer Grundstücke im vollen Wissen um ihre Archäologiebelastung zu gewerblichen Zwecken erworben habe, etwa zur Braunkohlen- oder Kiesgewinnung; in beiden Fällen wären die Vollkosten für die Rettungsgrabungen zu übernehmen. Der deskriptive und nur vorsichtig wertende Aufsatz weist auf trotz der Novellierung fortbestehenden Klärungsbedarf hin. So sei aktuell offen, ob und inwieweit Verursacher auch die Kosten von vorab notwendigen Prospektionen tragen müssten. Eine verbindliche Integration des Denkmalschutzes in die Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVP) stehe weiterhin aus und der sog. "Kieserlass" müsse wiederbelebt werden, der seit 2011 die Berücksichtigung der Denkmalpflege auch bei Abgrabungen und bergrechtlichen Verfahren gesichert habe. Auch eine klare Regelung über die Obergrenze der zumutbaren Kosten sei wünschenswert. Aufgrund mancher Unklarheiten im Gesetz müsse in Zukunft mit entsprechenden gerichtlichen Auseinandersetzungen gerechnet werden. In Summe zeigt der Aufsatz viele Übereinstimmungen mit der von Siegmund & Scherzler (2014) vorgelegten Analyse (vgl. DGUF-Newsletter vom 26.11.2014 Punkt 1.2.; vom 19.12.2014 Punkt 7.4.).
Davydov, D. & Rind, M. (2015). Im Zweifel für den Veranlasser? Das alte und neue Recht der Bodendenkmalpflege in Nordrhein-Westfalen. Archäologie in Westfalen Lippe 2013 (2014), S. 19-27. http://www.archaeologie-und-buecher.de/buchinfo.asp?Buchtitel=2430&Buchgruppe=1&Reihe=5&PN=1&KID=5250055190320126624967209112014
Siegmund, F. & Scherzler, D. (2014). Archäologie und Baudenkmalpflege in Nordrhein-Westfalen 2014 – ein Jahr nach dem Ringen gegen Mittelkürzungen und für eine bessere gesetzliche Grundlage. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 26. Nov. 2014. http://www.dguf.de/index.php?id=9

5.4.
"Die Lizenz zum Suchen": Westfälische Archäologie geht auf legale Sondengänger zu
Seit Ende November verteilt die westfälische Landesarchäologie einen neuen Flyer "Die Lizenz zum Suchen", der sich an Sondengängerinnen und Sondengänger wendet und an das 2013 novellierte Denkmalschutzgesetz in Nordrhein-Westfalen und dessen Ausführungsbestimmungen (2014) angepasst ist. Ein kurzer Text, gut bebildert, der auf das Wesentliche kondensiert ist und in einfachen Worten auf die Rechtslage aufmerksam macht und um Sondengänger wirbt, die sich legal verhalten, Funde melden und mit der Amtsarchäologie kooperieren - und der konkret erläutert, wie das geht. Wer sich in einschlägigen Sondler-Foren umschaut, stößt auf unterschiedliche Reaktionen: Skepsis ob dieser offensiven Freundlichkeit, und Skepsis, ob man die nötige Genehmigung auch zeitnah erhält ("Warteliste"). Und während Sondengänger sonst gerne über die unlesbare Textlänge von "den klagen, bemängelt man nun fehlende Erläuterungen zu diesem ("wie ist's mit Suchen im Wald?") oder jenem Detail (mehr Transparenz, wie viele Sondler sind denn tätig?). Kritik, die nach Meinung des DGUF-Newsletters ins Leere geht: alles wirklich Wichtige steht drin, und mehr eben nicht. Ein gutes Papier, zu dem man sich in einiger Zeit einen Bericht über die Ergebnisse wünschen wird.
"Sondengänger als Partner der Archäologen: Die Lizenz zum Suchen" (LWL 2014): http://www.lwl.org/wmfah-download/pdf/Sondeng%C3%A4nger_online.pdf


6. Ausbildung, Job-Themen und Personalia
6.1.
Ägyptologin und Orientalistin Prof. Dr. Verena Lepper erhält 1,5 Millionen Euro ERC Starting Grant
Die 1973 im Rheinland geborene Ägyptologin und Orientalistin Prof. Dr. Verena Lepper erhält einen prestigeträchtigen ERC Starting Grant des Europäischen Forschungsrats (European Research Council, ERC). Für ihr Forschungsprojekt "Localizing 4000 Years of Cultural History. Texts and Scripts from Elephantine Island in Egypt" stehen ihr damit in den kommenden fünf Jahren insgesamt 1,5 Millionen Euro zur Verfügung. Verena Lepper ist seit 2008 Kuratorin für Ägyptische und Orientalische Papyri am Ägyptischen Museum und Papyrussammlung der Staatlichen Museen zu Berlin. Mit insgesamt 70 ERC Starting Grants an in Deutschland forschende Wissenschaftler liegt Deutschland als Standort 2014 erstmalig auf Platz eins im europäischen Forschungsraum.
"Triumph für Berliner Wissenschaftlerin Verena Lepper: 1,5 Millionen Euro ERC Starting Grant für Forschung an der Papyrussammlung des Ägyptischen Museums zur Nilinsel Elephantine" (Pressemeldung Stiftung Preußischer Kulturbesitz, 30.12.): http://www.preussischer-kulturbesitz.de/pressemitteilung/news/2014/12/30/triumph-fuer-berliner-wissenschaftlerin-verena-lepper-15-millionen-euro-erc-starting-grant-fuer-fo.html
"Spitzenplatz beim Europäischen Forschungsrat" (Pressemeldung Bundesministerium für Bildung und Forschung, 18.12.): http://www.bmbf.de/press/3708.php

6.2.
Grabungspraktikum und Museums-Volontariat: Für wen gilt der Mindestlohn?
Seit dem 1. Januar 2015 gilt deutschlandweit der gesetzliche Mindestlohn. Doch führen einige Ausnahmen immer wieder zu Verwirrungen. Gerade bei Praktika und Volontariaten ist genau darauf zu achten, welchen Inhalt die jeweilige Beschäftigung hat. Grundsätzlich galt schon vor der Einführung des Mindestlohns folgende Definition: Bei einem Praktikum geht es darum, Berufserfahrung zu gewinnen. Ist dies nicht gegeben, handelt es sich um ein normales Arbeitsverhältnis, das bereits vor dem Mindestlohngesetz rechtlich angemessen vergütet werden musste. Seit 2015 nun gilt: Auch für Praktika muss der Mindestlohn gezahlt werden. Davon ausgenommen sind – und da wird es für Studierende der Archäologie interessant – Praktika, die von der Universität bzw. vom Studiengang festgeschrieben sind, oder Praktika, die bis zu drei Monaten dauern. Meist trifft auf Grabungspraktika beides zu, diese sind dann vom Mindestlohn ausgenommen. Für Volontariate ist die Frage nicht so einfach zu beantworten. Es muss hier jeweils der Einzelfall betrachtet werden, da der Begriff gesetzlich nicht definiert ist, im Gegensatz zum Praktikum. Inwieweit Volontäre, beispielsweise am Museum, als Auszubildende gelten und damit vom Mindestlohn ausgenommen sind, oder inwieweit von einem Arbeitsverhältnis gesprochen werden muss, das unter das Mindestlohngesetzt fällt, ist bislang nicht ausreichend geklärt. Es kann angenommen werden, dass eine Klärung erst in Folge erster Klagen stattfinden wird.
Der komplette Text des Mindestlohngesetzes (MiLoG): http://www.buzer.de/gesetz/11256/index.htm
Volontariat und Mindestlohn (Sondernewsletter des Arbeitskreises Volontariat des Deutschen Museumsbundes, Jan. 2015): http://www.museumsbund.de/de/fachgruppen_arbeitskreise/volontariat_ak/publikationen/sondernewsletter_12015_mindestlohn_und_naechster_ak
"Praktikum: Gefährdet der Mindestlohn Praktikumsplätze?" (Karrierebibel, 20.1.): http://karrierebibel.de/praktikum-gefaehrdet-der-mindestlohn-praktikumsplaetze/
"Es wird Volontäre geben, die den Mindestlohn einklagen. Interview mit Fachanwalt Dominik Höch" (Börsenblatt, 24.10.): http://www.boersenblatt.net/820657/
"Bezahlte Praktika werden rar" (Deutschlandfunk, 13.1.): http://www.deutschlandfunk.de/mindestlohn-bezahlte-praktika-werden-rar.680.de.html?dram:article_id=308595

6.3.
Weniger als Hartz IV: Landschaftsverband Rheinland bietet Praktikum im Archäologischen Park Xanten an
Für den Archäologischen Park und das Römermuseum Xanten schreibt der Landschaftsverband Rheinland (LVR) zum 1.8. ein einjähriges Praktikum aus. Er nennt es "Vorpraktikum" und wendet sich an Interessierte mit Hochschulreife, handwerklichem Geschick und Führerschein Klasse B. "Der Dienstposten ist mit der regelmäßigen wöchentlichen Arbeitszeit und befristet für die Dauer eines Jahres zu besetzen." Den Interessierten wird das Praktikum angeboten als "qualifiziertes Vorbereitungspraktikum für das Hochschulstudium". Ein Jahr, volle Arbeitszeit: da dürfte man gemäß Mindestlohn etwas über 1.300 Euro Bruttolohn erwarten. Doch ganz so "viel" ist es beim LVR nicht: geboten werden 350 Euro brutto pro Monat. Zur Erinnerung: Hartz IV für einen alleinstehenden Erwachsenen beträgt 399 Euro pro Monat plus der ggf. nötigen Zuschüsse z. B. zur Miete. No comment.
http://www.lvr.de/de/nav_main/derlvr/personal/ausbildungundstudiumbeimlvr/aktuellestellenangebote_1/praktikaundvolontariate/VorpraktikumXanten.jsp

6.4.
Das Postdoc-System als Heimat des jungen Forschungsprekariats
"Das internationale Postdoc-System ist die Heimat des jungen Forschungsprekariats mit seinen oft schlechten Arbeitsbedingungen, hohem Leistungsdruck und häufigen Ortswechseln. Die entscheidende Frage ist aber: was kommt nach den Wanderjahren?" - bloggt Sibylle Anderl bei der FAZ. Präzise beschreibt sie, was wir auch von archäologischen Tagungen kennen: eine Heerschar junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die oft besonders engagiert die interessantesten Vorträge halten, und zugleich getrieben wirken, ausgelaugt und voller Sorgen. Wie geht es weiter nach dem aktuellen Post-Doc-Vertrag? Wenn andere sich bereits in der Wirtschaft oder im Staatsdienst etablieren, eine Familie gründen, sich um Hausbau und Altersversorgung kümmern können, hüpfen Post-Docs von einem allzu kurz befristeten Vertrag zum nächsten, international und hochmobil. Das heißt eben auch: immer wieder Freunde und lieb gewonnene Lebensräume aufgebend. Wanderjahre sind gewiss bereichernd, aber vor allem dann, wenn sie auch enden, d. h. in eine feste Anstellung münden. Doch das gelingt bekanntermaßen nicht oft - wie auch die zahlreichen zustimmenden Kommentare unter Blogpost zeigen. "Wer den Absprung nicht schafft, wird mit Anfang vierzig zum akademischen Tagelöhner", schreibt Anant Agarwala in der "Zeit". Der Deutsche Hochschulverband z. B. sammelt seine Dokumente und Resolutionen zu diesem Thema sogar auf einer eigenen Website, und die dort zusammengetragenen Lagebeschreibungen und Analysen sind seit gut 15 Jahren unverändert, ebenso die Lösungsvorschläge. Ein jährlich eingeholter "Bundesbericht wissenschaftlicher Nachwuchs" (BuWiN) zeichnet die sich verschlechternde Lage stets aktuell. Nur ändern tut sich nichts - der Staat ist am Schicksal seiner Forscher, Erfinder und Innovatoren nur mäßig interessiert. Oder etwa nun doch? "Bund will Ausbeutung junger Forscher stoppen" titelt die "Süddeutsche" und zitiert Bundesbildungsministerin Johanna Wanka: "Es ist indiskutabel, dass mehr als die Hälfte der Wissenschaftler bei ihrem ersten Vertrag kürzer als ein Jahr beschäftigt werden." Die Ministerin kündigte an, das Wissenschaftszeitvertragsgesetz zu überarbeiten.
Sibylle Anderl: "Absturz der Überflieger" (FAZ-Blog, 20.1.): http://blogs.faz.net/planckton/2015/01/20/absturz-der-ueberflieger-1177/
Anant Agarwala: "Prekariat mit Doktorgrad" (Die Zeit, 6.2.): http://www.zeit.de/2015/06/wissenschaftler-petition-arbeitsbedingungen
"Bund will Ausbeutung junger Forscher stoppen" (Süddeutsche, 19.1.): http://www.sueddeutsche.de/bildung/prekaere-arbeitsbedingungen-bund-will-ausbeutung-junger-forscher-stoppen-1.2310405
"Infothek: Veröffentlichungen für den wissenschaftlichen Nachwuchs" (DHV): http://www.hochschulverband.de/cms1/infothek.html
"Bundesbericht wissenschaftlicher Nachwuchs 2013" (Institut für Hochschulforschung): http://www.buwin.de/buwin/2013/
"Stellungnahme der Bundesregierung zum Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs 2013" (BMBF, 29.5.2013): http://buwin.de/site/assets/files/1002/buwin_2013_stellungnahme_der_bundesregierung_barrierefrei.pdf

6.5.
European Association of Archaeologists (EAA) sucht neuen Präsidenten
Nach dem kurzfristigen Rücktritt des bisherigen Präsidenten (DGUF-Newsletter vom 24.10.2014 Punkt 8.1.) ist die EAA weiterhin auf der Suche nach einer Nachfolge, die auf der EAA-Tagung 2015 in Glasgow (2.-5.9.) gewählt werden soll. Wie aus einem Rundschreiben der EAA an ihre Mitglieder hervorgeht, ist zu Nominierungen für zwei vakante Plätze im EAA Executive Board sowie für das Amt der Präsidentin bzw. des Präsidenten eingeladen. Vorschläge an das Wahlkomitee sind bis zum 15. März erbeten.
http://e-a-a.org/

6.6.
Irak: Arbeiten in Konfliktregionen
Am 5.2.2015 unterzeichneten die Universität Tübingen und die kurdische Provinzregierung ein Kooperationsabkommen für die archäologische Feldforschung in der kurdischen Region Dohuk. Tübinger Archäologen unter der Leitung von Prof. Peter Pfälzner erhoffen sich Erkenntnisse über das Reich von Akkad, eines der ersten Großreiche der Menschheitsgeschichte, das sich im 3. Jahrtausend v. Chr. - so vermuten die Archäologen - bis in den Norden des heutigen Irak ausgedehnt hat. Unproblematisch ist diese Feldforschung angesichts der Bedrohung durch die derzeit kaum 100 km entfernte Terrormiliz Islamischen Staat (IS) allerdings nicht. Bereits im vergangenen Sommer musste die Forschergruppe, der auch Studierende des Institutes angehörten, aufgrund schwerer Kämpfe in der Nähe für eine Woche in die Türkei fliehen, sagt Pfälzner in einem Bericht des SWR-Nachrichtenmagazins "Landesschau aktuell". Einige Studierende traten hierauf die Heimreise an, während andere sich mit Prof. Peter Pfälzner wieder in den Irak wagten. Auch diesen Sommer will Pfälzner wieder in der autonomen Region Kurdistan des Irak arbeiten.
"Tübinger Archäologen helfen, kulturelles Erbe im Irak zu schützen" (Pressemeldung Universität Tübingen, 6.2.): http://www.uni-tuebingen.de/landingpage/newsfullview-landingpage/article/tuebinger-archaeologen-helfen-kulturelles-erbe-im-irak-zu-schuetzen-1.html
"Tübinger Archäologen graben im Nordirak" (SWR, 5.2.; Video; Min. 18:15-20:46): http://www.swr.de/landesschau-aktuell/bw/landesschau-aktuell-bw-sendung-19/-/id=1622/did=15026048/nid=1622/1uvu7lr/index.html

6.7.
Firmenarchäologie-Graduiertenkolleg an der Universität Kalmar (Schweden)
2015 startet unter der Leitung von Prof. Cornelius Holtorf an derLinné-Universität Kalmar GRASCA, ein Graduiertenkolleg zur Firmenarchäologie. Zusammen mit mehreren Firmen und im Verbund mit Museen will das Programm die Wettbewerbsfähigkeit archäologischer Firmen stärken. Ein starker Fokus liegt auf der Schnittstelle von Archäologie und Gesellschaft bzw. der Position des Fachs in der Gesellschaft. Wie viel und welches Wissen über die Vergangenheit braucht Gesellschaft? Wie kann vor diesem Hintergrund die Qualität firmenarchäologischer Arbeit gemessen werden? Wie können neue Märkte für Firmenarchäologie erschlossen werden?
http://lnu.diva-portal.org/smash/record.jsf?pid=diva2%3A782637&dswid=-9681


7. Open Access & Open Data
7.1.
Archäologische Informationen: Open-Access-Angebot wird rege genutzt
Die Plattform OJS der UB Heidelberg, wo die im Druck erschienenen Beiträge der Archäologischen Informationen beherbergt sind, hat jetzt Nutzungsstatistiken bereitgestellt. Danach gab es von Januar bis Oktober 2014 pro Monat im Durchschnitt etwa 1.000 Downloads von Aufsätzen der Archäologischen Informationen, im November waren es 2.500 Downloads, im Dezember 3.600, im Januar 6.100. Als DGUF freuen wir uns, dass wir auf diesem Weg für unsere Autoren nachweislich erheblich an Reichweite für ihre wertvollen Arbeiten gewonnen haben, auch via Retro-Digitalisierung und Open Access für schon ältere Beiträge. Die Statistik ist seit Januar 2015 über die Startseite der Archäologischen Informationen bei der UB Heidelberg fortlaufend öffentlich einsehbar.
http://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/index

7.2.
Archäologische Informationen 17, 1994, neu im Open Access
Beide Bände des Jahrgangs 1994 der Archäologischen Informationen sind jetzt retrodigitalisiert und im Open Access verfügbar. Sie sind gemeinsam dem Schwerpunktthema "Archäologie in Medien und Öffentlichkeit" gewidmet. Unter Medien verstand man vor 20 Jahren noch TV und Film, Hörfunk und Gedrucktes - das WWW war zwar erfunden, in der Archäologie jedoch noch von keinerlei Relevanz. Dennoch sind die Aufsätze (z. B. Spitzing, Filz und Schmidt) weiterhin lesenswert, manches dort Beschriebene und Beklagte hat sich auch nach 20 Jahren (leider) nicht verändert. Durchwegs aktuell und von besonderem Interesse sind im Jahrgang 1994 jene acht Aufsätze, die sich als "Forum" mit den Thesen von Andreas Tillmann zur Neolithisierung Mitteleuropas (Arch. Inf. 16, 1993, 157-187) auseinandersetzen. Tillmann verwies gegen das Modell einer Einwanderung der Bandkeramiker auf die vielfältigen Kontinuitätslinien zur indigenen mesolithischen Bevölkerung. Abschließend kommentiert Tillmann die Diskussion nochmals aus seiner Sicht (S. 65-77). Die hier in den Arch. Inf. geführte Debatte führt alle wesentlichen Methoden und archäologischen Argumente zu diesem Thema an, als grundlegend neu hinzugetreten ist lediglich das Argument der Paläogenetik, deren aktueller Kenntnisstand zur Neolithisierung auf der DGUF-Tagung 2013 in Erlangen u. a. durch J. Lüning und J. Orschiedt et al. eingehend dargestellt wurde.
http://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/issue/archive
Lüning, J. (2014). Einiges passt, anderes nicht: Archäologischer Wissensstand und Ergebnisse der DNA-Anthropologie zum Frühneolithikum. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 16. Jan. 2014.
Orschiedt, J., Bollongino, R., Nehlich, O., Gröning, F. & Burger, J. (2014). Parallelgesellschaften? Paläogenetik und stabile Isotopen an mesolithischen und neolithischen Menschenresten aus der Blätterhöhle. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 23. Mai 2014.

7.3.
Österreich: Stand um Open Access Ende 2014
Die österreichische Entsprechung zur DFG, der Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF), hat zum 1.1. seine Open-Access-Politik überarbeitet. Für wissenschaftliche Zeitschriften wurde die maximale Höhe der förderbaren Publikationsgebühren neu angesetzt. Vom FWF geförderte Projekte sollen im Open Access publizieren und müssen darüber im Abschlussbericht Rechenschaft ablegen. Den Wissenschaftlern wird eine CC-BY-Lizenzierung nahegelegt. Ähnlich wie die Schweizer Forschungsförderung durch den SNF (DGUF-Newsletter vom 15. 5. 2014 Punkt 6.2.; 19. 6. 2014 Punkt 6.3.) wird nun ein maximaler Förderbetrag für Monografien festgelegt, die webbasiert veröffentlicht werden sollen; die Obergrenze von Zuschüssen für Monografien liegt bei 18.000 Euro (SNF: max. ca. 10.000 Euro resp. 18.000 Euro) und soll die vollständigen (nachzuweisenden) Produktionskosten (z. B. Lektorat, Satz) bis hin zur druck- und webfähigen PDF-Vorlage umfassen, darf aber keine Druckkosten beinhalten. Damit dürfte das Publizieren im Open Access in Österreich einstweilen abschließend geregelt sein. Die nächsten Themen im FWF - so eine Analyse in der Zeitung "Standard" - wird die offene Publikation der zugehörigen Daten sein (Open Data) sowie ein Überdenken der bislang üblichen klassischen Formen der Qualitätskontrolle durch ein vorgeschaltetes Peer Review. - Ein umfassenderer Überblick über den Stand der Entwicklungen zum Thema Open Access findet sich im Open Access Blog des Imperial College London. Der Überblick zeigt, dass bei allerlei nationalen Unterschieden die Richtung der Entwicklung und die Zeitziele in ganz Europa ähnlich sind. Zudem versuchen mehrere Staaten in Europa, mit den starken etablierten Wissenschaftsverlagen, die wichtige Closed-Access-Zeitschriften publizieren, Nationallizenzen auszuhandeln, welche die Publikationsgebühren für ihre Einwohner pauschal abdecken und jeweils national freien Zugang zu den Publikationen ermöglichen.
Marco Tullney: "Neue Open-Access-Policy des FWF: ein wichtiger Schritt" (wisspub.net, 23.12.): http://wisspub.net/2014/12/23/neue-open-access-policy-des-fwf-ein-wichtiger-schritt/
"FWF Der Wissenschaftsfonds, neue Open Access Policy ab 1.1.2015" (VÖBblog, 19.12.): http://www.univie.ac.at/voeb/blog/?p=34658
"Auf Open Access könnte weitere Öffnung der Wissenschaft folgen" (derStandart.at, 28.11.): http://derstandard.at/2000008749501/Auf-Open-Access-koennte-weitere-Oeffnung-der-Wissenschaft-folgen
"End of 2014 Open Access news" (Open Access Blog, 23.12.): http://wwwf.imperial.ac.uk/blog/openaccess/2014/12/23/end-of-2014-open-access-news/

7.4.
Ein Schlaglicht auf die Verunsicherung im Medienwandel vom Druck zu Online
Eine kurze persönliche Geschichte von Eckhardt Arnold, Leiter des Referats für IT und Digital Humanities der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, in seinem Blog verdeutlicht die Verunsicherung vieler Wissenschaftler im Angesicht des laufenden Medienwandels vom Gedruckten zur Online-Publikation. Die alltägliche Praxis erfordert es, online zu sein: Was online verfügbar ist, wird online gefunden und hat höhere Wahrscheinlichkeit, auch wahrgenommen und zitiert zu werden. Doch weiterhin hat für viele Fachkollegen nur das wirklichen Wert und genießt Vertrauen, was sich zusätzlich auch auf Papier wiederfindet. Aus Sicht des Bloggers ist jedoch der häufig gewählte Weg, das Prä-Print eines im Closed Access gedruckten Buches online zu stellen, zwar pragmatisch, aber nicht wirklich befriedigend. Lösungen? Die DGUF publiziert Online und im Druck, doch sollten Wissenschaftler auch ihr Wertesystem neu justieren, wie es etwa der Vortrag von Hubertus Kohle auf der DGUF-Tagung 2014 in Berlin dargelegt hat.
Eckhardt Arnold: "Pre-Prints, the hypocritical little sister of Open Access" (Blog Digital Humanities München, 7.1.): http://dhmuc.hypotheses.org/254
Kohle, H. (2014). Publish first – filter later. Über den Prozess der Qualitätsbewertung im Open Access. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 28. Dez. 2014. http://www.dguf.de/index.php?id=9

7.5.
Deutscher Hochschullehrerverband thematisiert Open Access
Die aktuelle Ausgabe 2/2015 von "Forschung & Lehre", der Zeitschrift des Deutschen Hochschullehrerverbandes, hat das Schwerpunktthema Open Access. Darin erläutert Peter Strohschneider, Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), die Open-Access-Politik der DFG, und Angelika Lex, offizielle Vertreterin des Elsevier-Verlages, schildert in einem Interview die Standpunkte und Angebote eben dieses Verlages. Besonders bedenkenswert aus Sicht der DGUF-Newsletters ist der Beitrag von Margit Osterloh (Univ. Friedrichshafen) und Alfred Kieser (Univ. Zürich) über die Bewertung von eingereichten Aufsätzen, die traditionell via Peer Review und später über den Impact-Faktor erfolgt. Ähnlich wie Hubertus Kohle (2014) halten sie das traditionelle System mit starken Gatekeepern für überholt oder zumindest ergänzungsbedürftig. Sie empfehlen ein offenes Post-Publication-Peer-Review-Verfahren, bei dem Kommentare namentlich und öffentlich erfolgen. An Stelle des Qualitätsindikators Impact-Faktor träte dann der öffentlich sichtbare Indikator wissenschaftlicher Resonanz, denn Artikel ohne Kommentare seien sicherlich weniger bedeutend als solche, die eine breite und gute Resonanz hervorrufen.
"Forschung & Lehre" 2/2015: http://www.forschung-und-lehre.de/wordpress/
Osterloh, M. & Kieser, A. (2015). Doppelt-Blind-Begutachtung und Impact-Faktor: Wider die Diktatur akademischer Fetische. Forschung & Lehre 2/2015 (2.2.): http://www.forschung-und-lehre.de/wordpress/?p=18034
Kohle, H. (2014). Publish first – filter later. Über den Prozess der Qualitätsbewertung im Open Access. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 28. Dez. 2014: http://www.dguf.de/index.php?id=9

7.6.
Nicholas Canny (Europäischer Forschungsrat) zum Open Access in der Archäologie
Nicholas Canny, Mitglied des Europäischen Forschungsrates (ERC) und Vorsitzender der dortigen Arbeitsgruppe Open Access, hat seinen Vortrag auf der DGUF-Tagung in Berlin (6.10.2014) nun als Aufsatz publiziert. Darin erläutert der Historiker die Haltung dieses wichtigen europäischen Forschungsförderers zum Thema wissenschaftliches Publizieren und Open Access. Auf die besonderen Bedingungen des geisteswissenschaftlichen Publizierens geht Canny tiefer ein. Er empfiehlt der Archäologie, sich nicht gegen die getroffenen und unumkehrbaren Entscheidungen der Forschungsförderer zu stellen, sondern sich aktiv in diese Richtung zu bewegen und an der Lösung bestehender Probleme zu arbeiten. Als eines dieser archäologie-spezifischen Probleme identifiziert Canny die Bildrechte. Er empfiehlt eine Vereinbarung aller wichtigen Institutionen vor allem mit den großen Museen anzustreben. Seine Vision: Die für die wissenschaftlichen Publikationen benötigten Bilder werden in einen Open-Access-Pool eingestellt und verfügbar gemacht, ohne dass die Museen das Copyright und die möglichen Einnahmen aus ihrem übrigen Bilderschatz verlieren.
Canny, N. (2015). Opening Access to Archaeology. Archäologische Informationen, Early View, published online 6 Febr. 2015: http://www.dguf.de/index.php?id=9

7.7.
Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen: Positionspapier zur Transformation des wissenschaftlichen Publikationswesens in den Open Access
Die Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen, also das Who-is-who der Forschungs-Förderer und -Instititionen in Deutschland, hat im Februar ein 34-seitiges Positionspapier zum Thema Open Access (OA) vorgelegt. Es handelt sich nicht um ein erneutes grundsätzliches Bekenntnis zum Prinzip OA, sondern um ein Bündel konkreter Zielsetzungen und Handlungsempfehlungen zur praktischen Umsetzung des längst beschlossenen Transformationsprozesses. Anliegen der Arbeitsgruppe ist es, "die Rahmenbedingungen der Transformation aktiv mitzugestalten. Dazu werden zentrale Parameter des Open-Access-Publikationsmarktes analysiert und bewertet." Das Papier "richtet sich an wissenschaftliche Einrichtungen, die sich aktiv mit Aspekten des Open-Access-Publizierens befassen, und bündelt und bewertet die Anforderungen an Verträge nach dem Publikationskostenmodell." Die fünf Kernthemen sind Transparenz, Wettbewerb, Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit und Pluralität, an deren Darstellung und Analyse sich jeweils konkrete Handlungsempfehlungen anschließen. Für alle am Publikationswesen Beteiligten, d. h. Wissenschaftler, Forschungsprojekte und -Institutionen, Herausgeber und Verlage fasst der Text die Lage knapp zusammen und legt dar, wohin die Reise geht. Wie der eben in den "Archäologischen Informationen publizierte Beitrag von Nicholas Canny zeigt (Punkt 6.6. in diesem Newsletter), ist das Papier Teil einer rapide verlaufenden gesamteuropäischen Entwicklung und "nur" ein Zwischenschritt, dem weitere OA-Aufgaben wie etwa das Thema Bildrechte folgen werden.
Ad-hoc-AG Open-Access-Gold im Rahmen der Schwerpunktinitiative "Digitale Information" der Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen (2015). Positionen zur Schaffung eines wissenschaftsadäquaten Open-Access-Publikationsmarktes. Potsdam: Helmholtz-Zentrum Potsdam. http://doi.org/10.2312/allianzoa.008


8. Schwerpunkt Massive Open Online Courses (MOOCs)
8.1.
"Der Durchbruch steht noch bevor". TAZ-Interview mit dem MOOC-Anbieter M. Qayoumi
Prof. Mohammad Qayoumi, Präsident der San José State University, gibt sich in einem Interview in der TAZ auf der einen Seite enttäuscht von den aktuellen Entwicklungen rund um MOOCs, denn der große Durchbruch sei bisher ausgeblieben. Die ersten MOOC Plattformen, so z. B. Udacity verändern sogar bereits ihr Business Modell und bieten sich nun eher Unternehmen als Universitäten als Dienstleister an. Qayoumi hatte auf Udacity bereits 2012 MOOCs angeboten. Mit ihrem Wegfall könnte er seine Kurse momentan keinem großen Publikum anbieten. Dennoch zeigt er sich hoffnungsvoll und weist auf die vielen Potenziale von MOOCs und ihren Beitrag zur Demokratisierung der Bildung hin. Der aus Afghanistan stammende Qayoumi weiß wovon er spricht, wenn er sagt "In Ländern, in denen es keine ordentliche Infrastruktur oder zu wenig ausgebildetes Lehrpersonal gibt, könnten MOOCs sehr wichtig werden." Zu Recht weist er darauf hin, dass technologische Veränderungen Zeit brauchen, um sich auch sozial und kulturell durchzusetzen. Bevor also Medien MOOCs totreden und MOOC-Plattformen sich vorschnell abwenden, stünde ihnen Geduld gut an.
"Der Durchbruch steht noch bevor". Interview mit Mohammad Qayoumi (TAZ, 21.12.): http://www.taz.de/!150960/

8.2.
Kostenlose MOOCs zum Grabungsprojekt "Portus" und zum Hadrianswall
Auch britische Universitäten setzen nun verstärkt auf MOOCs (Massive Open Online Courses), also auf kostenlose Online Kurse, um ihre neuesten Forschungsergebnisse größeren Zirkeln und einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln. Am 26. Januar begonnen hat die Wiederholung eines Kurses der Universität Southampton zum Grabungsprojekt "Portus" bei Rom, der nachträgliche Einstieg lohnt also noch. Vergangenen Herbst lief der Kurs der Universität Newcastle zum Hadrianswall, zu dem sich Personen aus 107 Ländern angemeldet hatten und der ebenfalls wegen seines großen Erfolges ab 15. Juni wiederholt wird. Das partizipative Lernkonzept setzt sich aus jeweils sechs Wochenkapiteln zusammen: Nach Einführung und Vorstellung der beteiligten Dozenten gibt es einzeln anwählbare Videos, Texte, Quizze, aber auch Diskussionsforen und konkrete Termine für Treffen mit Mitstudierenden und Lehrpersonal. Alle gesprochenen Texte gibt es auch transkribiert, im Fall von Portus sogar zusätzlich noch auf Italienisch. Die Module sind so angelegt, dass sie englischsprachingen Teilnehmern ohne spezifische Vorkenntisse etwa sechs Stunden pro Woche abverlangen. Auf Wunsch kann ein Abschlusszertifikat erworben werden. Für deutschsprachige Archäologen und interessierte Nicht-Archäologen bieten sich beide Kurse als kostenloser Englischkurs, als Fortbildung nebenbei und ggf. auch zur Ferienvorbereitung an. Das Format gibt aber auch Anregungen für die eigene Lehrtätigkeit oder Vermittlungsarbeit. Die anbietenden englischen Kollegen erhoffen sich von den professionell gemachten Kursen wohl zu Recht einen generellen Imagezuwachs, Platzgewinne im offiziellen Ranking und als Folge davon natürlich mehr zahlende Studenten und Grabungsteilnehmer gerade auch aus den USA. Das Weltkulturerbe Hadrianswall, aber auch das Grabungsprojekt Portus sind attraktive Monumente und wichtige Fundstätten, die jeden Archäologen faszinieren. Durch die Kurse werden aber indirekt auch der Tourismus in der jeweiligen Region und mit besserer Kenntnis auch der Schutz der vorgestellten Denkmäler befördert.
MOOC "Portus" (Wiederholung, Kursbeginn war am 26.1.): https://www.futurelearn.com/courses/portus
MOOC zum Hadrianswall (Wiederholung, Kursbeginn ist am 15.6.): https://www.futurelearn.com/courses/hadrians-wall
Digitales Lernen: "Wichtigste Erfindung seit dem Buchdruck". Interview mit Rafael Reif, Präsident des Massachusetts Institute of Technology (MIT) (NZZ, 1.2.): http://webpaper.nzz.ch/2015/02/01/hintergrund/LVLJ5/wichtigste-erfindung-seit-dem-buchdruck?guest_pass=4e133cb21c%3ALVLJ5%3A3c907cf5939a1bc69087b06614701e19deb7c9a4

8.3.
Kostenloser MOOC "Introduction to Geospatial Technology Using QGIS"
Der kostenlose Online-Kurs "Introduction to geospatial technology using QGIS" kann seit 23.1. belegt werden, er dauert vom 23. Februar bis zum 29. März. QGIS ist eines der wenigen großen, recht ausgereiften Open-Source-Programme im GIS-Bereich; mit QGIS lassen sich viele archäologische GIS-Aufgaben lösen. Die dabei bereitgestellten Lehrmaterialien stehen unter einer Creative-Commons-Lizenz und dürfen frei weiterverteilt werden. Der Kurs ist einführend, d. h. er beginnt mit den Basiskenntnissen, was GIS ist und wie es funktioniert. Alle nötige Softwares und Daten sind Teil des Angebotes. Der Kurs wird als "self paced" beschrieben, doch leider geht die aus Sicht der Anbieter sinnvollerweise täglich einzusetzende Zeit nicht aus der Website hervor.
http://www.osgeo.org/node/1494


9. Und sonst …
9.1.
Auch für Ur- und Frühgeschichtler nützlich: die Objektdatenbank "Arachne" (Uni Köln & DAI)
Nach dreieinhalb Jahren Entwicklungszeit ist eine grundlegend neue Version von idai.objects (Arachne), der zentralen Objektdatenbank des DAI, als Betaversion online verfügbar. Wichtigste Verbesserung ist die neu gestaltete Suchfunktion, welche die Einstiegshürde für neue Nutzer herabsetzen soll, dem geübten Nutzer aber gleichzeitig über umfangreiche Filtermöglichkeiten ein fachwissenschaftliches Werkzeug zur gezielten Recherche bietet. Zudem ist nun mit Hilfe des "idai.gazetteer" eine ortsbezogene Visualisierung der Inhalte von Arachne möglich, was die gezielte Recherche in geographischen Kontexten vereinfacht. "Arachne" und "DAI", das klingt wie Klassische Archäologie, und in der Tat bilden Objekte (Fotos, Pläne, Scans von Büchern) aus dem Bereich der Klassischen Archäologie auch den zentralen Inhalt dieser Sammlung mit ihren derzeit ca. 3,3 Mio. Einträgen. Aber wer z. B. nach Childerich sucht oder Stilicho, dem sterbenden Gallier, etc., wird durchaus fündig: manchmal Überraschendes, Anregendes, und oft Bilder, die z. B. für eine Präsentation nützlich sind. "Arachne" ist frei einsehbar; eine vertiefte Nutzung erfordert eine kostenlose Registrierung, die nach ca. zwei Arbeitstagen bestätigt und freigeschaltet wird.
http://arachne.dainst.org/

9.2.
Kontrovers diskutiert: Sir Ridley Scotts Film "Exodus: Götter und Könige" (Kinostart 25.12.)
"Exodus: Götter und Könige" schildert den Auszug des Volkes Israels aus Ägypten, wo die Israeliten als Sklaven dienen mussten. Sir Ridley Scott ("Gladiator", "Alien", "Blade Runner" etc.) war gefesselt, als er das Drehbuch über Moses in die Hände bekam. Dem Hamburger Abendblatt erzählt er: "Umwerfend fand ich die gewaltige Geschichte über das alte Ägypten. Das war eine große Herausforderung für mich. Ich konnte nicht anders, als mich letztlich darauf einzulassen." Der 140 Mio. US-Dollar teure Film, der in Deutschland am zweiten Weihnachtsfeiertag anlief, wird allerdings kontrovers diskutiert. Wegen Fehlern im Drehbuch, nachlässigem Umgang mit Religion und sogar Geschichtsfälschung verbieten Ägypten, die Vereinigten Arabischen Emirate und Marokko das Bibelepos. Historisch korrekt sei schon an der biblischen Exodus-Geschichte praktisch nichts, sagt im Deutschlandradio dazu der Religionsredakteur Philipp Gessler, die Figur Moses sei nicht historisch, ebenso wenig die Plagen und die Teilung des Meeres. Von dieser Vorlage aus dem Alten Testament habe Scott wiederum einen sehr freien Gebrauch gemacht. In Europa und den USA gibt es außerdem Rassismus-Vorwürfe gegen den Film: Alle Hauptrollen hat Ridley Scott nämlich an weiße Darsteller vergeben: Christian Bale spielt Moses, Joel Edgerton Ramses, John Torturro Seti, Sigourney Weaver Tuya usw. Scott begründet sein Vorgehen mit dem Problem der Einwerbung von Produktionsmitteln – eine Erklärung, die niemanden zufriedengestellt hat. Dunkelhäutige Darsteller würden im Film, der ja in Afrika spielt, wie Möbelstücke im Hintergrund behandelt, fast alle blieben stumm, heißt es bei "Mashable".
"Warum Star-Regisseur Ridley Scott von Moses gefesselt ist" (Hamburger Abendblatt, 29.12.): http://www.abendblatt.de/kultur-live/article135820088/Warum-Star-Regisseur-Ridley-Scott-von-Moses-gefesselt-ist.html
"'Historisch korrekt am Exodus ist praktisch nichts'" (Deutschlandradio, 29.12.): http://www.deutschlandradiokultur.de/film-von-ridley-scott-historisch-korrekt-am-exodus-ist.2165.de.html?dram:article_id=307383
"Exodus: Odd and Wrong Things" (SBS, 29.12.): http://www.sbs.com.au/movies/article/2014/12/11/exodus-odd-and-wrong-things
"Mehrere Länder verbieten 'Exodus'" (Stern, 30.12.): http://www.stern.de/kultur/film/exodus-mehrere-laender-verbieten-bibelfilm-von-ridley-scott-2163041.html
"Ridley Scott Explains Why He Cast White Actors In 'Exodus: Gods and Kings'" (Time, 27.12.): http://time.com/3608724/ridley-scott-white-actors-exodus-gods-and-kings/
"The whitewashed cast of 'Exodus' is irresponsible — and its own demise" (Mashable, 11.12.): http://mashable.com/2014/12/11/exodus-movie-racist/

9.3.
Aus der Vereinigung deutscher Hochschullehrer Archäologischer Wissenschaften (VDHAW) wird ein eingetragener Verein
Vor langen Jahren schon fanden sich die Hochschullehrer im Bereich Ur- und Frühgeschichte zu einer offenen Gruppe zusammen, die sich im Kontext der Jahrestagungen der Altertumsverbände einmal jährlich traf, um gemeinsame Themen - etwa im Bereich der Lehre, der Bologna-Reform etc. - zu beraten und Erfahrungen auszutauschen. Mitglied dieser Vereinigung deutscher Hochschullehrer Archäologischer Wissenschaften (VDHAW) konnten Professoren und Habilitierte des Faches werden. Eine verbindlichere Form der Gruppe wurde bewusst vermieden. Sprecher dieser VDHAW waren zuletzt Prof. Th. Meier (Heidelberg) und Prof. E. Stauch (Münster). Auf ihrem Treffen auf dem 8. Deutschen Archäologie-Kongress in Berlin hat der VDHAW beschlossen, sich neu als eingetragener Verein zu konstituieren, einschließlich einer entsprechenden Satzung. Ziel dieses Wandels ist es, an Stelle formloser persönlicher Mitgliedschaften vor allem die einschlägigen universitären Institutionen (Institute, Seminare, Lehrstühle) förmlich zu Mitgliedern zusammenzufügen, um gezielter und repräsentativer als bisher in der Öffentlichkeit und Fachöffentlichkeit auftreten zu können. Der in Berlin neu gewählte Sprecher des VDHAW, Prof. J. Müller (Kiel), hat nun einen Satzungsentwurf für einen "Verband der deutschen Archäologischen Universitätsinstitute" (VDAU) vorgelegt, der auf einer Sondersitzung im Februar 2015 näher beraten werden soll. Der neue Verein könnte dann auf der gemeinsamen Jahrestagung des WSVA und des MOVA in Erfurt gegründet werden.

9.4.
Proteste gegen die Schließung der Klassischen Archäologie in Leipzig erfolgreich?
Der Fachschaftsrat Klassische Archäologie an der Universität Leipzig, der seit einem Jahr gegen die damals überraschend angekündigte Schließung des Faches protestiert, hat am 23.1. in einer Pressemitteilung eine vorsichtige Entwarnung ausgesprochen. Danach zeichne sich ab, "dass die Situation der Archäologie nun weniger desolat erscheint als noch vor einigen Monaten."
"Bedrohte Studiengänge: Nach der Pharmazie hofft auch Leipzigs Archäologie auf eine Zukunft" (Leipziger Internet Zeitung, 25.1.): http://www.l-iz.de/bildung/leipzig-bildet/2015/01/Nach-der-Pharmazie-hofft-auch-Leipzigs-Archaeologie-auf-eine-Zukunft-65669

9.5.
Wie funktioniert eigentlich LiDAR?
Hochauflösende Oberflächendaten, die z. B. helfen, Grabhügel, Celtic fields, Wölbäcker und Wallbefestigungen zu entdecken und zu dokumentieren, werden in der Archäologie zunehmend beliebt. Eine besondere Stärke von LiDAR ist die Fähigkeit, in bewaldeten Gebieten durch die Bäume hindurch auch auf den Grund schauen zu können. Doch wie funktioniert die Technologie? Ein Video des National Ecological Observatory Network erklärt dies in 7:44 Minuten.
"How Does LiDAR Remote Sensing Work? Light Detection and Ranging" (Youtube, 7:44): https://www.youtube.com/watch?v=EYbhNSUnIdU

9.6.
Die Europäische Union schließt Archäologie ausdrücklich in die Forschungsförderung "horizon 2020" ein
Das 8. Rahmenprogramm der EU zur Forschungsförderung, "horizon 2020", ist 2013 gestartet und dauert bis 2020 an. Jetzt ist das detaillierte Programm für die Anträge der Jahre 2014-2015 ausgeschrieben. Eines der fünf Schlüsselthemen in der Liste der "key future research and innovation actions" lautet "Reflective societies: transmission of European cultural heritage, uses of the past, 3D modelling for accessing EU cultural assets". Während aktuell in der Schweiz und in deutschen Bundesländern immer mehr am Erhalt des kulturellen Erbes gespart wird, sieht die EU hier ein offenbar bedeutendes und gesellschaftsrelevantes Tätigkeits- und Innovationsfeld.
"Europe in a changing world - Inclusive, innovative and reflective societies" (Europäische Kommission, 21.1.): http://ec.europa.eu/programmes/horizon2020/en/h2020-section/europe-changing-world-inclusive-innovative-and-reflective-societies

9.7.
Horrorfilm zum Gähnen jetzt auch noch auf DVD und Blu-ray: "Katakomben"
Die Archäologin Scarlett (Perdita Weeks) will, tipp topp wie für einen Einkaufsbummel gekleidet, mit einem Kameramann, einem weiteren Wissenschaftlern und drei Guides bisher unerforschte Areale der Pariser Katakomben untersuchen. Genauer gesagt plant sie über die Katakomben zu einem sagenumwobenen Stein hinabzusteigen, der sich 100 Meter unter Paris in einem Geheimgang befinden soll. Klar: das klappt alles nicht wie gedacht. Je weiter die Gruppe über Berge von Knochen klettert, desto merkwürdiger wird es nämlich. Die Gänge verändern sich, es gibt seltsame Erscheinungen, und bald muss die Gruppe eine Pforte mit der Aufschrift "Lasst, die ihr eintretet, alle Hoffnung fahren!"- ja: Dante – durchschreiten. Nun wird die Forschungsexpedition tödlich. Kommen die Überlebenden aus diesem Höhlensystem, das für die Hölle steht, je wieder hinaus? Einhellig negativ sind die Kritiken von "Katakomben" (Originaltitel: "As Above, So Below"). Scarlett, "die ungefähr 25 ist und ein halbes Dutzend Doktortitel hat, aber keinerlei Skrupel", benehme sich wie die Schulmädchenversion einer femme fatale, ätzte die "Süddeutsche" zum Kinostart vergangenen September. Die Story sei nicht logisch, die Kamera-Arbeit stimme nicht. "Was schert’s den Filmemacher, wie er diesen Quatsch abschließt", schreibt das Portal Gamona.de. Der Film sei nervig, die Charaktere völlig eindimensional und langweilig. Wer "Katakomben" im Kino verpasst hat, aber dennoch unbedingt anschauen mag, erhält nun seine Chance: der Film ist am 15.1. auf DVD und Blu-ray erschienen.
"'Katakomben' im Kino: Wo die Gebeine ruhen" (Süddeutsche Zeitung, 16.9.2014): http://www.sueddeutsche.de/kultur/katakomben-im-kino-wo-die-gebeine-ruhen-1.2130279
"In der Hölle ruckelt die Kamera so derbe" (gamona.de, 12.9.2014): http://www.gamona.de/kino-dvd/katakomben,filmkritik-multi:article,2526586.html
"The characters are all so brazenly one-dimensional": Filmkritik im Hollywood Reporter (20.8.2014): http://www.hollywoodreporter.com/review/as-below-film-review-726552

9.8.
Wie ruiniert man ein Date mit einem Wissenschaftler mit fünf Wörtern?
Das akademische Leben in Sammlungen, Bibliotheken oder an sehr, sehr entfernten Orten auf monatelangen Grabungen kann einsam sein. Dates und Romantik werden da gelegentlich zu ungewohnten Erfahrungen. Welche wenigen – sagen wir: fünf - Wörter genügen, das Rendezvous mit einem Wissenschaftler schlagartig zu beenden? Unter dem Hashtag #RuinADateWithAnAcademicInFiveWords sammelten ungezählte Leidgeprüfte und Kreative im Januar ihre Ideen: Jede Romantik mit einem Wissenschaftler beendet man todsicher mit dem Hinweis, Astrologie sei eine echte Wissenschaft. Brandgefährlich ist es, bei Kerzenschein die Oxford-Kommasetzung zu leugnen oder zu erwähnen, das Gegenüber habe als Wissenschaftler ja den Sommer über frei. Noch ein paar Kostproben, wie fünf Wörter das Date beenden? "I LOVE the history channel!", "I prefer endnotes over footnotes.", "So you just read books?", "So how's your dissertation going?", "What is the practical application?" und "Well, nobody *needs* a medievalist." Vieles mehr auf Twitter.
"Ruin a Date With an Academic in Five Words": https://twitter.com/hashtag/ruinadatewithanacademicinfivewords
"Marriage vs. The Ph.D." (PhD-Comics, 24.3.2010): http://www.phdcomics.com/comics.php?f=1296

9.9.
Wiederentdeckte Spieleklassiker: Prehistorik I und II
Wer schon vor Jahrzehnten, gar als Kind oder Jugendlicher, den alten Zeiten zugetan war, wird sich freuen, denn die Jump-and-Run-Spielereihe "Prehistorik" aus den 90er Jahren für Amiga, MS-DOS und Atari ist jetzt online abrufbar. Dank Emulator ist ein Software-Download unnötig. Die Spiele können direkt im Internet-Browser wiedergeben und gespielt werden. Worum geht es bei "Prehistorik"? Als Höhlenmensch hüpft und schlägt man sich auf der Suche nach Nahrung durch sieben Level und muss die eine oder andere Bedrohung in Form von wilden Tieren mit seiner Keule bezwingen. Eine Anleitung gibt es nicht – jedoch hat man durch die unkomplizierten Steuerung mit den vier Pfeiltasten und der Leertaste schnell den Dreh raus. Auch wenn beide Spiele archäologisch und historisch gesehen völlig hanebüchen sind, macht es doch sehr viel Spaß, sie zu spielen. Neben Prehistorik I und II sind auf archive.org viele weitere Spieleklassiker, Bücher, Audiodateien und Videos archiviert.
Prehistorik I: https://archive.org/details/msdos_Prehistorik_1991
Prehistorik II: https://archive.org/details/msdos_Prehistorik_2_1993

9.10.
Google gibt Google Earth Professional frei
Google Earth ist ein auch in der Archäologie viel benutztes Werkzeug. Die Professional-Version, die bisher bezahlt werden musste, wurde von Google zum 30.1. freigegeben. Diese Version erlaubt z. B. die Vermessung von 3D-Darstellungen (Gebäuden), den Ausdruck von Bildern mit höherer Auflösung für Präsentationen oder Publikationen und die Aufzeichnung von HD-Videos aus virtuellen Flügen. Allerdings ist eine vorherige Registrierung bei Google notwendig.
http://google-latlong.blogspot.de/2015/01/google-earth-pro-is-now-free.html

9.11.
Neue Reality-Show "10,000 BC" in Großbritannien: Leben im Spätpaläolithikum
Der kommerzielle britische Fernsehsender Channel 5 startete am 2.2. eine Reality-Show namens "10,000 BC": 20 Menschen lebten zwei Monate lang auf einem 45 Hektar großen Areal als steinzeitliche Sammler und Jäger. "I would prefer to live in the Stone Age" bilanziert einer der Teilnehmer. Die zehnteilige Sendung wird montags und donnerstags ab 22 Uhr ausgestrahlt, die Folgen können auch in der Mediathek des Senders verfolgt werden - allerdings sind IPs aus Deutschland gesperrt. Der trailer kann immerhin auf Youtube angesehen werden.
Website von "10,000 BC": http://www.channel5.com/shows/10000-bc
Trailer zu "10,000 BC" (Youtube, 1:00 Min.): https://www.youtube.com/watch?v=UNX5qOU9JK8#t=26
"10,000 BC: ‘It was much less stressful than modern life’" (The Telegraph, 2.2.): http://www.telegraph.co.uk/men/the-filter/11384287/10000-BC-It-was-much-less-stressful-than-modern-life.html
"What did Channel 5’s 10,000BC tell us about life in 10,000BC?" (The Guardian, 3.2.): http://www.theguardian.com/commentisfree/2015/feb/03/channel-5-10000bc-life-britain-reality-tv-raquel-welch

9.12. Erfahrungen mit Academia.edu als Diskussionsplattform
Die von vielen Wissenschaftlern als Archiv zur freien Verteilung ihrer Sonderdrucke genutzte Plattform Academia.edu erlaubt es seit Ende 2014, Aufsätze auch unter Kollegen zur Diskussion zu stellen (DGUF-Newsletter vom 26.11.2014 Punkt 6.2.). Wer neu einen Sonderdruck bei Academia.edu einstellt, kann zugleich eine "Session" starten. (Wer einen bereits dort eingestellten Text diskutieren möchte, kann selbigen löschen und erneut einstellen - dann klappt's). Die Follower, mit denen man auf Academia.edu verbunden ist, erhalten dann eine Einladung, an dieser Session teilzunehmen und untereinander und mit dem Autor über den Aufsatz zu diskutieren. Wir haben nun Erfahrungen sammeln wollen und eine Diskussionseinladung angenommen: Interessant! Die Mehrheit der Diskussionsbeiträge war weiterführend, das im Aufsatz angestoßene Thema wurde erheblich vertieft und abgerundet. Doch Vorsicht, vor allem den Initiator kosten solche Diskussionen viel Zeit. Denn die Kommentare waren gehaltvoll und nicht selten lang, und auf jeden Kommentar hat der Initiator binnen kurzer Zeit geantwortet. Im konkreten Fall ergaben sich im Laufe der vier Wochen, auf welche die Sessions begrenzt sind, etwa 145 Beiträge. Autoren sollten sich daher vorher gut überlegen, ob sie ihren Beitrag in die Diskussion stellen wollen. Doch wenn sie die Zeit investieren, können sie wertvolle Rückmeldungen gewinnen.
http://support.academia.edu/customer/portal/articles/1828339

9.13.
Gletscherschmelze fordert Archäologen heraus. Einführender Artikel in der SZ
Die globale Erwärmung ist für Archäologen Fluch und Segen zugleich: Durch die fortschreitende Gletscherschmelze lässt sie auf der ganzen Welt in Gletschergebieten eingefrorene Artefakte aus Jahrtausende alter Vergangenheit zutage treten, darunter auch organische Materialien. Das gibt zwar neue Einblicke in die Vergangenheit, geschieht aber häufig schneller als die Archäologen die Objekte auffinden und bergen können. Ein gut lesbarer Übersichtsartikel in der Süddeutschen Zeitung berichtet jetzt über dieses Phänomen und seine Konsequenzen. Die Gletscher- und Eisarchäologie versucht, diese einzigartigen Objekte, die wertvolle Aufschlüsse über die Stein- und Metallzeiten geben, systematisch zu schützen. Teilweise gelangen die Artefakte so schnell an die Gletscheroberfläche, dass die Archäologen nicht mehr nachkommen und auf die Unterstützung von Wanderern zurückgreifen müssen (DGUF Newsletter vom 13.7.2013 Punkt 3.3. und vom 6.8.2014 Punkt 4.4.). Der Artikel beschreibt auch neue Methoden, die zum Einsatz kommen, z. B. theoretische Modelle aus der Glaziologie, mit denen Suchflächen in den Alpen eingeschränkt werden. Damit konnte z. B. eine aktuelle Suchfläche in den Walliser Alpen von 4.500 Quadratkilometern auf wenige Quadratkilometer eingegrenzt werden. Das Jahr 2014 war das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.
"Gefrierschank der Vergangenheit" (Süddeutsche Zeitung, 2.1.): http://www.sueddeutsche.de/wissen/archaeologie-im-eis-gefrierschrank-der-vergangenheit-1.2285967


10. Impressum und Redaktionshinweise
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