DGUF-Newsletter vom 6.8.2014

DGUF-Newsletter vom 6.8.2014

1. DGUF-Nachrichten
1.1. Archivalisches Abenteuer: DGUF-Gründungsurkunde wiedergefunden
1.2. DGUF verleiht im Oktober erneut den "Deutschen Studienpreis für Archäologie"
1.3. Archäologische Informationen Band 36 gedruckt und ab morgen im Versand
1.4. Unterstützung hinsichtlich Denkmalschutzgesetz Schleswig-Holstein gesucht
1.5. Erinnerung: Bis 30.9. ein neues DGUF-Mitglied werben und einen Band der Archäologischen Berichte erhalten

2. Tagungen und Veranstaltungen
2.1. Tagung der AG Werkzeuge & Waffen (Mettmann, 28.-30.8.)
2.2. "Sensing the Past - New Approaches to European Landscapes" (Frankfurt a. M., 24.-26.2.)
2.3. XXIII. Limes Congress 2015 (Ingolstadt, 12.-13.9.2015; CfP bis 28.2.)

3. Forschung
3.1. Aktuelle Ausgrabungen in den Medien
3.2. Aktuelle Forschung in den Medien
3.3. Gemeinsam stark – Chemie und Archäologie lüften Rätsel um Ulfberht-Schwert und neolithisches Kupferbeil
3.4. Rainer Schreg problematisiert den Begriff "Landesausbau"
3.5. Jahresbericht DAI 2014 bei Youtube
3.6. Doku zum Forschungsprojekt "Tracking in Caves" wird am 6. September gesendet
3.7. Elektrochemische Altersbestimmung von Kupfer- und Bronze-Artefakten
3.8. Im Interview: Altertumsforscherin Susanna Elm über Sklavenarbeit im römischen Reich
3.9. Gräberfeld Saint-Aubin-des-Champs (Dép. Calvados) vollständig untersucht
3.10. Interessanter Input zur Neolithisierungsdebatte: "Settler Economies in World History"
3.11. Schädelkult - nicht nur bei den Kelten
3.12. Hobbit - Flores Mensch - LB1: ein weiterhin vieldiskutierter Schädel

4. Kulturgutschutz
4.1. Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
4.2. DGUF bereitet Stellungnahme zur Gesetzesnovelle Kulturgutschutz vor
4.3. "Bei Berührung tödlich": Provokanter Artikel zum Etikett "UNESCO Welterbe der Menschheit"
4.4. Graubünden hält Berggänger dazu an, auf Gletschern im August nach (vor-)geschichtlichen Spuren Ausschau zu halten

5. Ausbildung, Job-Themen und Personalia
5.1. Torsten Capelle verstorben
5.2. Klaus Schmidt verstorben
5.3. Hans Ulrich Nuber verstorben

6. Open Access & Open Data
6.1. Archäologische Informationen 22, 1999, neu im Open Access
6.2. Baden-Württemberg fördert Open Access und Open Data
6.3. Kristina Killgrove macht Daten zu römischen Gräberfeldern öffentlich

7. Und sonst …
7.1. Lehrreich, aber nicht belehrend: Eine Bestandsaufnahme der Darstellung von Wissenschaft in führenden deutschen Printmedien
7.2. Folgenlose Klickerei oder wachsender Einfluss der Bürger: Was Online-Petitionen und -Kampagnen erfolgreich macht
7.3. Museum Schloss Monrepos (Neuwied) wiedereröffnet
7.4. Deutscher Preis für Denkmalschutz 2014 für Archäologisches Spessartprojekt (ASP)
7.5. Die Geheimnisse des Ozeans: MOOC "Shipwrecks and submerged Worlds: Maritime Archaeology"
7.6. Filmfundstück: "Die Hängenden Gärten von Babylon" (ARTE 2014) – Ein Film voller ungewöhnlicher Merkmale
7.7. "Wir müssen jetzt mal unbedingt in dieses Facebook rein!" Zu Kommunikationskanälen im digitalen Wandel

8. Impressum und Redaktionshinweise


1. DGUF-Nachrichten
1.1.
Archivalisches Abenteuer: DGUF-Gründungsurkunde wiedergefunden
Ein Anruf Anfang Juli im DGUF-Büro: beim Aufräumen im Magazin der Außenstelle Titz der rheinischen Bodendenkmalpflege sei an entlegener Stelle eine Kiste - natürlich verstaubt - mit Ordnern gefunden worden, die irgendwie nicht ins Amt gehörten, aber wohl etwas mit der DGUF zu tun hätten. Ob man die Kiste im DGUF-Büro abliefern könne. Aber gerne doch! So gelangten durch das Verantwortungsbewusstsein und die Tatkraft von Mary Malmen und Ulla Münch 14 Ordner ins DGUF-Büro nach Kerpen-Loogh. Nach erster Sichtung des Fundes zeigt sich, dass es die lange vermissten Unterlagen aus den ersten Jahren der DGUF sind; neben allerlei Satzungsentwürfen, Bücherrechnungen u. a. auch die Gründungsurkunde des Vereins. Nachdem in den zurückliegenden Jahren zu diversen runden Jubiläen (25. Geburtstag etc.) auch intensive Befragungen von Zeitzeugen zum Verbleib der Dokumente nicht weiter führten, können wir jetzt nachlesen, wann und wo es geschah, unterschrieben von 19 Anwesenden: im Cafè Abresch, Bonn, Adenauerallee 70, am 25. Oktober 1969 um 16:15 Uhr. Noch am gleichen Tag und Ort fand dann um 18:00 Uhr die "Satzungsgebende Versammlung" statt; der Verein war gegründet, und der erste Vorstand gewählt: W. Schwellnus, Dr. J. Lüning und B. Hänsel. Die Gründungsurkunde ist jetzt auf DGUF.de verfügbar.
Jörg Eckert: "Geschichte der DGUF: Von der Gründung bis zu den 80er Jahren": http://www.dguf.de/index.php?id=21

1.2.
DGUF verleiht im Oktober erneut den "Deutschen Studienpreis für Archäologie"
Am 6. Oktober verleiht die DGUF auf ihrer Jahrestagung in Berlin den "Deutschen Studienpreis für Archäologie" an Alexander Weide (Tübingen) für seine Master-Arbeit "On the Identification of Domesticated Emmer Wheat, Triticum turgidum subsp. dicoccum (Poaceae), in the Aceramic Neolithic of the Fertile Crescent". Die archäobotanisch-archäologisch-experimentelle Studie, die Alexander Weide im März 2013 abschloss, liefert einen wichtigen Beitrag zur Neolithisierungsdebatte. Weide überprüft bestehende und entwickelt ergänzend neue Kriterien zur schärferen Unterscheidung zwischen wildem und domestiziertem Emmer. Wesentliches Element der sehr stringent aufgebauten Studie sind eigene Versuche zur Verkohlung von Emmerkörnern. Neben dem Preisträger vergeben wir in diesem Jahr eine Anerkennung für eine besondere Studienleistung, und zwar an Leo Klinke (Münster) für seine Seminararbeit "Felsbild und Felsrelief – Eine photogrammetrische Untersuchung durch Structure from Motion an der Nachbildung der Höhlendecke von Altamira im Deutschen Museum München". Entsprechend dem Ausschreibungstext waren die eingereichten Arbeiten in diesem Jahr sehr vielgestaltig - von klassischen Abschlussarbeiten über Gruppenarbeiten zur spielerischen Vermittlung von Fachwissen bis hin zu Seminararbeiten unter Einsatz aktueller Digitaltechnik. Dr. Christoph Rinne, Sprecher des DGUF-Beirats, sagt: "Mich haben unter anderem die Gruppenarbeiten gefreut, die auf eine Trendwende in einem angeblich aus Einzelkämpfern bestehendem Fach hinweisen." Der Beirat der DGUF organisiert das Auswahlverfahren und entscheidet gemeinsam mit dem erweiterten Vorstand über die Preisvergabe. Keine simple Aufgabe, sagt Rinne: "Wegen der sehr unterschiedlichen Formate der eingereichten Arbeiten und den jeweils spezifischen Zielgruppen innerhalb des Faches Archäologie war die endgültige Entscheidung für den Beirat und den Vorstand der DGUF wirklich nicht einfach." Im Mai 2013 wurde der Deutsche Studienpreis für Archäologie zum ersten Mal verliehen. Die DGUF zeichnete damals Reena Perschke M.A. aus für ihre Arbeit "Ausgrabungen und Zerstörungen an den Megalithen von Carnac während der deutschen Besatzung der Bretagne (1940-1944)", die bald im Early View der Archäologischen Informationen publiziert werden wird.
http://www.dguf.de/index.php?id=199

1.3.
Archäologische Informationen Band 36 gedruckt und ab morgen im Versand
Als erster gedruckter Band nach der Umstellung unserer Fachzeitschrift Archäologische Informationen auf Open Access geht Band 36 (2013) ab morgen in den Postversand an unsere Mitglieder, an die Autoren und an die Abonnenten der Zeitschrift. "Es ist eine gewaltige Umstellung", sagt Dr. Werner Schön, seit langen Jahren Schriftleiter und Herausgeber der Archäologischen Informationen. "Die Mehrzahl der Arbeitsabläufe mussten wir von Grund auf neu denken", ergänzt Herausgeber PD Dr. Frank Siegmund. "Seit Oktober 2013 publizieren wir ja nicht mehr auf einen Erscheinungstermin hin, sondern veröffentlichen die einzelnen Aufsätze nach dem Peer-Review-Prozess so schnell wie möglich." Auch sind in der Online-Ausgabe Open Data möglich, und es können dort Abbildungen in höherer Qualität und in Farbe veröffentlicht werden. "Natürlich hätten wir den 2013er Band gerne noch im vergangenen Jahr gedruckt", räumt Schön ein, "aber die Umstellung hat das diesmal verhindert. Dafür planen wir den Druck des kommenden Bandes bereits im Spätsommer." Alle Artikel, die nun einen DOI erhalten haben und gedruckt wurden, sind aus dem Early View auf die Seiten der Archäologischen Informationen Online bei der UB Heidelberg gewandert und dort unverändert frei zugänglich.
Band 36 (2013) der Archäologischen Informationen bei der UB Heidelberg im Open Access: http://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/issue/view/1661
Das Profil der Archäologischen Informationen: http://www.dguf.de/index.php?id=322
Early View der Archäologischen Informationen: Publizierte Artikel schon vor dem Druck lesen: http://www.dguf.de/index.php?id=9

1.4.
Unterstützung hinsichtlich Denkmalschutzgesetz Schleswig-Holstein gesucht
Das erst 2012 neu gefasste Denkmalschutzgesetz in Schleswig-Holstein wird erneut novelliert. An der Beratung des ersten Neu-Entwurfs ("Referentenentwurf") vom Januar 2014 hatte sich die DGUF beteiligt. Nun liegt eine gereifte Fassung vor ("Regierungsentwurf"), die abschließend beraten wird. Das im Referentenentwurf vorgesehene Verbandsklagerecht ist im Regierungsentwurf entfallen. Die DGUF möchte einen erneuten Vorstoß pro Verbandsklagerecht lancieren, braucht dabei aber Unterstützung. Nützlich sind Kenntnisse der Archäologie und Politik in Schleswig-Holstein, erforderlich ist die Bereitschaft, sich in die Themen Denkmalschutzgesetz und Verbandsklagerecht einzuarbeiten. Die Tätigkeit kann zeitlich flexibel erledigt werden und soll zeitnah beginnen. Wir freuen uns, wenn Sie DGUF-Mitglied sind, das ist aber keine Bedingung. Wie alle Arbeit in der DGUF erfolgt auch diese ehrenamtlich. Wenn Sie Interesse haben, die DGUF zu unterstützen, freut sich auf Ihr E-Mail: PD Dr. Frank Siegmund, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Mehr zu den DGUF-Auxiliaren und den derzeit ausgeschriebenen Projekten: http://www.dguf.de/index.php?id=289
Zum Stand des Verfahrens: http://www.schleswig-holstein.de/MJKE/DE/Kulturpolitik/Denkmalschutzgesetz/denkmalschutz_node.html
Referentenentwurf: http://www.schleswig-holstein.de/MJKE/DE/Kulturpolitik/Denkmalschutzgesetz/Denkmal/Denkmalschutz_node.html
Regierungsentwurf: http://www.schleswig-holstein.de/MJKE/DE/Kulturpolitik/Denkmalschutzgesetz/Regierungsentwurf/Regierungsentwurf__blob=publicationFile.pdf

1.5.
Erinnerung: Bis 30.9. ein neues DGUF-Mitglied werben und einen Band der Archäologischen Berichte erhalten
Als DGUF-Mitglied kennen Sie unsere Arbeit und unsere Leistungen für Sie. Sie sind zufrieden mit uns? Dann freuen wir uns sehr, wenn Sie uns weiterempfehlen. Denn es sind die Mitglieder, welche die DGUF in diesen für die Archäologie schwierigen Zeiten stark machen, zum Beispiel bei unserem Engagement für eine archäologiefreundliche Gesetzgebung und für eine hinreichende finanzielle Ausstattung der Denkmalpflege. Für Ihr Engagement bedanken wir uns mit einem Band der Archäologischen Berichte Ihrer Wahl für jedes von Ihnen geworbene Mitglied. Die Aktion ist bis 30.9. befristet. Sie gilt auch für ermäßigte DGUF-Mitgliedschaften.
http://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/Mitglied_werden/DGUF-Dok_Mitglieder-_werben-Mitglieder.pdf


2. Tagungen und Veranstaltungen
2.1.
Tagung der AG Werkzeuge & Waffen (Mettmann, 28.-30.8.)
Im Neanderthal-Museum Mettmann findet die diesjährige Tagung der AG Werkzeuge & Waffen statt, dieses Mal mit dem Rahmenthema "Fernwaffen - von der Speerschleuder bis zum Vorderlader". Das für Nachmeldungen noch begrenzt offene Programm umfasst Vorträge zu Speerschleudern und Pfeilspitzen, zu Schleudermaschinen (Blide, Trebuchet) bis hin zu Vorderladern und Gewehren. Die Teilnahmegebühr beträgt 25 Euro (ermäßigt 12,50 Euro). Am Samstag führt eine Exkursion ins Klingenmuseum Solingen und nach Schloss Burg, u.a. in die Rüstkammer.
http://www.werkzeugeundwaffen.de/wp-content/uploads/2014/06/EINLADUNG_UND_RAHMENPROGRAMM.pdf

2.2.
"Sensing the Past - New Approaches to European Landscapes" (Frankfurt a. M., 24.-26.2.)
The final conference of the ArchaeoLandscapes Europe (ArcLand) project "Sensing the Past - New Approaches to European Landscapes" will happen from 24-26 February in Frankfurt. The main topics will be the themes that ArcLand has been working on for nearly 4 years now: Community & outreach, Case studies & work reports, Technical advances & new approaches. The meeting will also look to the future. Participation is free of charge but the number of places is restricted.
http://www.archaeolandscapes.eu

2.3.
XXIII. Limes Congress 2015 (Ingolstadt, 12.-13.9.2015; CfP bis 28.2.)
Der 23. Limeskongress findet Mitte September 2015 in Ingolstadt statt. Die Konferenz versteht sich als weltweites Forum für die Erforschung der Grenzen des Römischen Reichs. Zu den geplanten Sessions gehört u. a.: "Open/Closed frontiers", "Timber forts and fortresses" und "Roman Soldiers and Religion". Abstracts können bis Ende Februar eingereicht werden.
http://www.limes2015.org


3. Forschung
3.1.
Aktuelle Ausgrabungen in den Medien
"New Nazca Lines geoglyphs uncovered by gales and sandstorms in Peru" (The Independent, 4.8.): http://www.independent.co.uk/news/science/archaeology/news/new-nazca-lines-geoglyphs-uncovered-by-gales-and-sandstorms-in-peru-9645983.html
Wörbzig (Sachsen-Anhalt): "Produktion von Salz und Pökelfleisch in der Bronzezeit" (Archäologie Online, 1.8.): http://www.archaeologie-online.de/magazin/nachrichten/produktion-von-salz-und-poekelfleisch-in-der-bronzezeit-31234/
Prä-Tiwanaku: "Wrocław archaeologists discovered burial site of unknown culture in Peru" (Nauka w Polsce, 30.7.): http://www.naukawpolsce.pap.pl/en/news/news,400937,wroclaw-archaeologists-discovered-burial-site-of-unknown-culture-in-peru.html
Burgruine Eppenstein (Österreich): "Größtes europäisches Armbrustbolzen-Depot entdeckt" (Der Standard, 23.7.): http://derstandard.at/2000003391067/Groesstes-europaeischeArmbrustbolzen-Depot-inBurgruine-Eppenstein-entdeckt
Binchester (Großbritannien): "Roman dig site hailed as 'Pompeii of the north'" (BBC, 21.7.): http://www.bbc.com/news/uk-england-tees-28408488 und "Archaeologists find baths of 'sociable' Romans and early evidence of Christianity" (Culture24, 22.7.): http://www.culture24.org.uk/history-and-heritage/archaeology/art491723-Archaeologists-find-baths-sociable-Romans-early-evidence-Christianity-Durham
Mesolithikum: "Uckermark: Vermutlich ältestes Grab Norddeutschlands entdeckt" (Spiegel, 17.7.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/aeltestes-grab-norddeutschlands-in-der-uckermark-in-brandenburg-entdeckt-a-981619.html

3.2.
Aktuelle Forschung in den Medien
"Society bloomed with gentler personalities, more feminine faces: Technology boom 50,000 years ago correlated with less testosterone" (Science Daily, 1.8.): http://www.sciencedaily.com/releases/2014/08/140801171114.htm
Vogelherd-Höhle: "Eiszeitfigur vervollständigt" (Pressemeldung Universität Tübingen, 30.7.): http://www.uni-tuebingen.de/landingpage/newsfullview-landingpage/article/eiszeitfigur-vervollstaendigt.html
"DNA-Fund bringt neue Erkenntnisse zur Geschichte des Hausrinds in Europa" (Pressemeldung Universität Basel, 29.7.): http://www.unibas.ch/index.cfm?uuid=6D6CAA0AB76C2FF15180B09D5F7DCD54&type=search&show_long=1
"Violent aftermath for the warriors at Alken Enge" (Pressemeldung Universität Aarhus, 28.7.): http://cas.au.dk/en/currently/singlenews/artikel/translate-to-english-in-alken-enge/
Qafzeh: "3-D image of Paleolithic child's skull reveals trauma, brain damage" (Pressemeldung PLoS ONE, 23.7.): http://www.eurekalert.org/pub_releases/2014-07/p-3io071714.php
Ametzagaina (Pyrenäen): "The economic territory of Upper Palaeolithic groups is specified by flint" (Pressemeldung Universidad del País Vasco, 18.7.): http://www.prentsa.ehu.es/p251-content/es/contenidos/noticia/20140718alvaro_arrizabalaga/en_noticia/noticia.html
Mesolithikum/Sudan: "Essgewohnheiten der Vorfahren: Jeden Tag Nussgras" (Spiegel, 17.7.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/analyse-von-zahnstein-zaehne-zeigen-essgewohnheiten-bei-steinzeit-a-981540.html#ref=rss
"Ötzi’s ‘non-human‘ DNA" (Pressemeldung EURAC, 15.7.): http://www.eurac.edu/en/newsevents/latest/NewsDetails.html?entryid=144604 und Maixner F, Thomma A, Cipollini G, Widder S, Rattei T, et al. (2014) Metagenomic Analysis Reveals Presence of Treponema denticola in a Tissue Biopsy of the Iceman. PLoS ONE 9(6): e99994. doi:10.1371/journal.pone.0099994 http://www.plosone.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0099994
"Saharan remains may be evidence of first race war, 13,000 years ago" (The Independent, 14.7.): http://www.independent.co.uk/news/science/archaeology/saharan-remains-may-be-evidence-of-first-race-war-13000-years-ago-9603632.html
"1000 v. Chr.: Rechensteine trotzten der Schrift" (ORF, 14.7.): http://science.orf.at/stories/1742192 und "Prehistoric ‘bookkeeping’ continued long after invention of writing" (Pressemeldung Universität Cambridge, 14.7.): http://www.cam.ac.uk/research/news/prehistoric-bookkeeping-continued-long-after-invention-of-writing

3.3.
Gemeinsam stark – Chemie und Archäologie lüften Rätsel um Ulfberht-Schwert und neolithisches Kupferbeil
In einer erfolgreichen interdisziplinären Zusammenarbeit haben das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege und das Institut für Anorganische Chemie der Universität Hannover gezeigt, zu welch innovativen Ergebnissen eine fächerübergreifende Denk- und Arbeitsweise führen kann. Bei den analysierten Funden handelt es sich zum einen um ein Kupferbeil aus dem 4. Jahrtausend v. Chr., zum anderen um ein mittelalterliches "Ulfberht-Schwert". Ulfberht-Schwerter, benannt nach ihrer Inschrift, waren mittelalterliche "Hightech-Waffen", die im fränkischen Reich gefertigt und auch exportiert wurden. Bei dem Kupferbeil handelt es sich um den ältesten Metallfund Niedersachsens. Die Herkunft der Rohstoffe für das Kupferbeil konnten anhand einer Bleiisotopenanalyse und einer Spurenelementanalyse dem Ostalpenraum zugewiesen werden. Da diese Lagerstätte im Neolithikum bzw. der Kupferzeit verwendet wurde, konnte die Herstellung des Objekts auf diesen Zeitraum eingegrenzt werden. Noch spektakulärer war, was die Chemiker über den Fundort des Beils herausfanden, der aufgrund der unsachgemäßen Bergung durch einen Sondengänger als nicht gesichert galt. Phosphatanreicherungen weisen auf eine Lederumwicklung hin, und Funde weiterer Legierungsbestandteile leicht anderer Zusammensetzung weisen darauf hin, dass ein anderes Beil tausende Jahre an dem Fundstück anliegend gelegen haben muss. Auch am Ulfberht-Schwert wurden Bleiisotpen- und Spurenelementanalysen durchgeführt. Erstere verweist auf eine Lagerstätte die als Herstellungsort Lorsch oder Fulda in Betracht zieht. Die erstmals an einem Ulfberht-Schwert durchgeführte computertomographische Analyse zeigt, wie hoch technologisch die Herstellung dieser Schwerter bereits im 10. Jahrhundert war: Die Schwertklinge ist aus hochwertigem, gehärteten Eisen, der Griff hingegen aus weicherem Eisen. Am Griff befanden sich zusätzlich Bleche einer Zinn-Blei-Legierung und Lederriemen, wie die Analyse ergab. Vorteil der hier angewandten chemischen Analysen ist, dass sie quasi non-destruktiv durchgeführt werden können. Mit einem Laser wird nur minimal Probenmaterial (wenige Nanogramm) vom Fundobjekt entfernt, so dass keine messbaren Schäden verursacht werden. Die "Abtragskrater" haben nur Durchmesser von ca. 50 Mikrometern, ein menschliches Haar hat einen Durchmesse von ca. 100 Mikrometern. Bei der Pressekonferenz, die die sensationellen Ergebnisse am 29.7. der Öffentlichkeit präsentierte, standen nicht nur die Ergebnisse im Vordergrund, sondern auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Chemie und Archäologie, und zwischen Universität und außeruniversitärer Forschungseinrichtung. Das zeigt leider, wie ungewöhnlich und selten so gut funktionierende Kooperationen über Fächer- und Organisationsstrukturen hinaus noch sind. Hier schlummert sicher noch ein großes Potenzial für herausragende Forschungsergebnisse.
"Wunderwaffen aus dem Kloster" (Süddeutsche.de, 30.7.): http://www.sueddeutsche.de/wissen/ulfberht-schwerter-wunderwaffen-aus-dem-kloster-1.2067956
"Der älteste Metallfund aus Niedersachsens Steinzeit und ein legendäres Schwert aus dem frühen Mittelalter" (Pressemitteilung Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur, 29.7.): http://www.mwk.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=6257&article_id=126686&_psmand=19
"Zufallsfund aus der Steinzeit: Kupferbeil markierte Grenze zwischen Nord und Süd" (Spiegel, 30.7.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/ulfberht-schwert-und-kupferbeil-niedersachsen-zeigt-funde-a-983588.html

3.4.
Rainer Schreg problematisiert den Begriff "Landesausbau"
Der Begriff Landesausbau, sei es der frühmittelalterliche, der karolingische oder der hochmittelalterliche, gehört zum festen Begriffsrepertoire der Siedlungsarchäologie. In einem klugen Beitrag, der auch für die Urgeschichtsforschung von methodischem Interesse ist, macht Dr. Rainer Schreg darauf aufmerksam, dass der Begriff Landesausbau in der Regel mit Vorstellungen der Urbarmachung und Aufsiedlung einer urwaldartigen Landschaft verknüpft wird. Dies könne so sein, doch alternativ müsse erwogen und geprüft werden, ob die betreffende Region nicht zuvor bereits genutzt wurde, etwa in Nutzungsformen, die keine festen Spuren wie Siedlungsplätze, Gräberfelder oder Ortsnamen hinterlassen haben. An mehreren Fallstudien süddeutscher Regionen arbeitet er unter Hinzuziehung auch von Pollenprofilen heraus, dass der intensiven Besiedlung gerade peripherer Landschaften wie Auen und Höhen oft weniger intensive Nutzungen vorausgingen. Schreg plädiert dafür, in solchen Fällen nicht von der Aufsiedlung einer zuvor natürlichen Landschaft zu sprechen, sondern der Aufsiedlung einer zuvor unkultivierten Landschaft.
Schreg, R. (2014). Uncultivated landscapes or wilderness? Early medieval land use in low mountain ranges and flood plains of Southern Germany. European Journal of Post - Classical Archaeologies 4, pp. 69-98. http://www.postclassical.it/vol.4_files/PCA%204_Schreg.pdf
R. Schreg: "Vorbevölkerung und nichtagrarische Nutzung? - 'koloniale' Aspekte des frühmittelalterlichen Landesausbaus" (Archaeologik, 21.7.): http://archaeologik.blogspot.de/2014/07/vorbevolkerung-und-nichtagrarische.html

3.5.
Jahresbericht DAI 2014 bei Youtube
Am 7. Mai legte die Präsidentin des DAI, Prof. Dr. Friederike Fless, turnusgemäß den Jahresbericht 2014 vor. In ihrer Rede präsentierte sie die Schwerpunkte der Aktivitäten des DAI im zurückliegenden Jahr. Ihr Vortrag stellte jeweils exemplarisch Projekte und Ergebnisse der fünf bestehenden und zwei neuen Forschungscluster des DAI vor. Dabei betonte sie die seit den 1970er Jahren verfolgte stärker weltweite Orientierung des nunmehr 185 Jahre alten Instituts, das zuvor mehr auf den mediterranen Raum fokussiert war. Viele Arbeiten beschäftigten sich mit dem Erhalt und dem Schutz von Kulturdenkmälern, so etwa ein Register der antiken Stätten Syriens, der nun angestoßene exemplarische Aufbau digitaler Denkmalregister auch in afrikanischen Ländern samt eines Weiterbildungsangebotes für die Fachkollegen in Partnerländer sowie der Aufbau eines multilingualen archäologischen Wörterbuchs, das solche Register stützen kann. Das DAI wird in der zweiten Hälfte des Jahres 2014 und 2015 vom Wissenschaftsrat evaluiert werden, die dazu nötigen Berichte des DAI wurden - so Fless - bis Mai 2014 erarbeitet und dem Rat übergeben. Die Rede der Präsidentin kann seit dem 15. Juni auf Youtube angesehen werden.
"Jahresbericht des Deutschen Archäologischen Instituts 2014 - 07. Mai 2014" (Youtube, 44:21 min): http://www.youtube.com/watch?v=wpjEZKqy5t4
Ergänzend: DAI e-Forschungsbericht 2014-2 (zu den Jahren 2012/13, im Open Access): http://www.dainst.org/de/story/aktuelle-forschungsergebnisse-zeitnah-und-als-open-access?ft=all

3.6.
Doku zum Forschungsprojekt "Tracking in Caves" wird am 6. September gesendet
ARTE strahlt am 6. September um 20:15 Uhr den Dokumentarfilm "Fußspuren in die Vergangenheit" zum Forschungsprojekt "Tracking in Caves" aus. Bei diesem Projekt des Neanderthal Museums und der Universität zu Köln hatten im Sommer 2013 drei indigene Spurenleser aus Namibia urgeschichtliche Bilderhöhlen in Frankreich besucht und dort die im Lehm konservierten Fußspuren begutachtet und interpretiert (vgl. DGUF-Newsletter vom 12.6.2013 Punkt 3.3; 13.9.2013 Punkt 4.3; 14.10.2013 Punkt 6.6)
http://www.neanderthal.de/bildung-forschung/forschungsprojekte/frankreich/index.html

3.7.
Elektrochemische Altersbestimmung von Kupfer- und Bronze-Artefakten
Ein spanisch-portugiesisches Wissenschaftlerteam um Antonio Doménech-Carbó von der Universität Valencia stellt in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "Angewandte Chemie" ein elektrochemisches Verfahren zur Datierung von Kupfer- und Bronze-Objekten dar. Das Verfahren beruht auf der Voltammetrie von Mikropartikeln. Bei der elektroanalytischen Methode der Voltammetrie wird an eine Probe eine Spannung angelegt und der resultierende Strom gemessen, man erhält eine Strom-Spannungskurve. In der analytischen Chemie ist diese Methode etabliert, weil chemische Reaktionen bei bestimmten Potentialen (Spannungen) auftreten, und man anhand der erhaltenen Peaks im Diagramm ablesen kann, welche elektrochemische Reaktion gerade abläuft. Die von Carbó vorgestellte Datierungsmethode beruht auf der Tatsache, dass sich in Kontakt mit Luft auf Kupfer Cuprit (Cu2O) abscheidet. Diese primäre Patina aus Cuprit korrodiert oberflächlich an Luft weiter zu Tenorit (CuO) indem es Sauerstoff aus der Umgebung aufnimmt, so dass eine zweite Schicht entsteht. Die Forscher untersuchten dann das Verhältnis der Strompeaks von Tenorit zu Cuprit, welches mit zunehmender Korrosion, also zunehmendem Alter, steigt. Der große Vorteil ist, dass die Methode quasi zerstörungsfrei arbeitet, da man nur ein paar Mikropartikel für die Analyse benötigt. Das Forscherteam hat mit antiken und modernen Münzen eine Kalibrierungskurve erstellt und anhand dieser erfolgreich zwei Artefakte datiert: Ein Wasserkrug aus der Zeit des Kalifats ergab ein Alter von 1050 +/- 80 Jahre und ein Montefortino-Helm aus römischer Zeit ein Alter von 2150 +/- 150 Jahren. Voraussetzungen für die erfolgreiche Anwendung dieser Methode sind allerdings mindestens zwei Bedingungen: A) Die Zusammensetzung der zu vergleichenden Proben muss ähnlich sein, ebenso wie die Bedingungen, unter denen sie gealtert bzw. konserviert sind. B) Die Korrosion muss gleichmäßig verlaufen sein. Stark korrosive Bedingungen wie Bodenkontakt und Seeluft müssen ausgeschlossen sein. Das begrenzt natürlich das Anwendungsspektrum enorm, dennoch handelt es sich hier aus chemischer Sicht um eine wenig aufwändige Methode, mit anscheinend hoher Genauigkeit. Ähnliche Verfahren, die ebenfalls auf der Analyse der Altersprozesse beruhen, existieren bereits für andere Materialien wie Keramiken (I. Friedmann, R.L. Smith, Am. Antiq. 1960, 25, 476) oder Blei (S. Reich, G. Leitus, S. Shalev, New J. Phys. 2003, 5, 99.1-99.9).
A. Doménech-Carbó, M. T. Doménech-Carbó, S. Capelo, T. Pasíes, I. Martínez-Lázaro: Dating archaeological Copper/Bronze Artifacts by Using the Voltammetry of Microparticles, Angewandte Chemie, http://dx.doi.org/10.1002/ange.201404522
"Altersbestimmung per Elektrode. Voltammetrie von Mikropartikeln zur Datierung archäologischer Artefakte aus Kupfer und Bronze" (Pressemitteilung der Zeitschrift Angewandte Chemie gemeinsam mit der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh), 11.7.): http://onlinelibrary.wiley.com/journal/10.1002/(ISSN)1521-3757/homepage/press/201427press.html

3.8.
Im Interview: Altertumsforscherin Susanna Elm über Sklavenarbeit im römischen Reich
Mitte Juli veröffentlichte die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (F.A.S.) ein Interview mit Susanna Elm über Sklaverei im Römischen Reich. Auf höchst amüsante Weise und durch gute Vergleiche mit der heutigen Marktwirtschaft räumt die Professorin für die Geschichte der Antike (University of California, Berkeley) mit einigen Vorurteilen auf. Sie erklärt die Stellung, die Aufgabenbereiche und den Wert von Sklavinnen und Sklaven im alten Rom. Dabei geht sie u. a. auf die streng hierarchische Gliederung der Sklavenarbeiten ein: Jeder Sklave war für einen anderen Bereich zuständig, und Sklaven unterstanden anderen Sklaven. Zudem gab es teure Sklaven, die meist sehr gebildet waren und wichtige Positionen einnahmen. Die Beziehung zwischen Herren und Sklaven vergleicht sie im Interview mit der Beziehung eines modernen Menschen zu seinem Smartphone: Obwohl das Elektrogerät ein Ding ist, gekauft und verkauft werden kann, baut der Besitzer eine emotionale Beziehung dazu auf.
"Sklaverei war oft besser als Lohnarbeit" – Interview mit Susanna Elm (von Rainer Hank, F.A.S., 12.7.): http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftswissen/susanna-elm-sklaverei-war-oft-besser-als-lohnarbeit-13042421.html

3.9.
Gräberfeld Saint-Aubin-des-Champs (Dép. Calvados) vollständig untersucht
Seit März konnte südwestlich von Cean ein erst 2013 entdecktes frühmittelalterliches Gräberfeld mit mehr als 300 Bestattungen und guter Knochenerhaltung vollständig untersucht werden. Nach den Beigaben wurde es vom 5. bis 7. Jahrhundert belegt. In den noch sehr vorläufigen Meldungen werden die beigabenreichen germanischen Bestattungen des 5. Jahrhunderts herausgestellt und das starke Nachlassen der Beigabensitte bereits im 6. Jahrhundert mit der Christianisierung der Bevölkerung verbunden, eine These, die gewiss noch zu Gunsten des Modells einer zunehmenden Romanisierung zu korrigieren sein wird.
"Merovingian necropolis reveals 300 graves" (PastHorizons, 31.7.): http://www.pasthorizonspr.com/index.php/archives/07/2014/merovingian-necropolis-reveals-300-graves
"Une nécropole mérovingienne complète mise au jour à Évrecy, dans le Calvados" (INRAP, 26.6.): http://www.inrap.fr/archeologie-preventive/Actualites/Actualites-des-decouvertes/p-18562-Une-necropole-merovingienne-complete-mise-au-jour-a-Evrecy-dans-le-Calvados.htm
"Une nécropole mérovingienne complète dans le Calvados" (9.7.; Video, 4:40 Min): http://www.inrap.fr/archeologie-preventive/Ressources/Audiovisuels/Reportages-videos/p-18601-Une-necropole-merovingienne-complete-dans-le-Calvados.htm

3.10.
Interessanter Input zur Neolithisierungsdebatte: "Settler Economies in World History"
Der von Christopher Lloyd u. a. herausgegebene Sammelband "Settler Economies in World History" beschäftigt sich mit dem europäischen Kolonialismus des 15. bis 20. Jahrhunderts. Dabei arbeiten die Autoren die ganz unterschiedlichen Bedingungen und resultierenden Funktionsweisen der europäischen Besiedlung in verschiedenen Regionen des afrikanischen, australischen und amerikanischen Kontinents heraus, d. h. sie suchen einen strukturgeschichtlichen Ansatz insbesondere zum Verhältnis zwischen Ökonomie und indigener Bevölkerung. Betrachtungsweisen und Erkenntnisse zu Mustern, die auch für urgeschichtliche Besiedlungsvorgänge nützlich sein könnten. Für die nähere Vorstellung des Buches sei auf eine online verfügbare Besprechung von Ursula Lehmkuhl verwiesen.
Lehmkuhl, U. (2014). Besprechung zu: C. Lloyd u.a. (Hrsg.): Settler Economies in World History (2013): http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/id=20453

3.11.
Schädelkult - nicht nur bei den Kelten
In seiner Besprechung des Sammelbandes "Disembodied Heads in Medieval and Early Modern Culture" betont Romedio Schmitz-Esser eingangs, wie trendy das Thema "abgeschlagene Körperteile" derzeit bei Historikern sei. Es folge "der aktuellen Hinwendung der Geisteswissenschaften zu materiellen Objekten und Mensch-Ding-Beziehungen." Die Aufsätze untersuchen vor allem anhand bildlicher Darstellungen die Bedeutung der abgetrennten Körperteile - Schädel zumeist - in der europäischen Neuzeit. Archäologen, die sich etwa mit den Schädelbestattungen im Mesolithikum oder den keltischen Sitten des Umgangs mit Toten beschäftigen, können den Band als nützliche Horizonterweiterung nutzen.
Schmitz-Esser, R. (2014). Besprechung zu: C. Santing, B. Baert & A. Traninger (eds.): Disembodied Heads in Medieval and Early Modern Culture (2013): http://www.sehepunkte.de/2014/07/23888.html

3.12.
Hobbit - Flores Mensch - LB1: ein weiterhin vieldiskutierter Schädel
Die 2004 auf der Insel Flores (Indonesien) entdeckten und von Anbeginn an kontrovers diskutierten Knochenreste inspirieren weiterhin die Forschung. Das nur etwa 1,06 m große Individuum mit einem sehr kleinen Schädel von ca. 380 / 430 ccm lebte vor etwa 15.000 Jahren. Es wurde und wird ganz unterschiedlich angesprochen (Homo erectus? Australopithecus?), bisweilen als einziger Vertreter einer bislang unbekannten Menschengruppe. Nun hat eine Forschergruppe um Robert B. Eckhardt (PennState University, USA) ausgehend von der Beobachtung der Schiefgesichtigkeit und des Kleinwuchses verschiedene am Knochen ausgeprägte Pathologien differentialdiagnostisch untersucht und kommt zu dem Ergebnis, dass der Flores-Mensch ein Individuum war, das am Down-Syndrom litt. Daher lehnen sie Thesen ab, nach denen es sich bei LB1 um den einzigen Vertreter einer neuen menschlichen Spezies handelt.
"Flores bones show features of Down syndrome, not a new 'hobbit' human" (PennState News, 4.8.): http://news.psu.edu/story/322149/2014/08/04/research/flores-bones-show-features-down-syndrome-not-new-hobbit-human
Eckhardt, R. B., Henneberg, M., Weller, A. S. & Hsü, K. J. (2014). Rare events in earth history include the LB1 human skeleton from Flores, Indonesia, as a developmental singularity, not a unique taxon. PNAS, Early Edition 13 May 2014. DOI: 10.1073/pnas.1407385111 http://www.pnas.org/content/early/2014/07/31/1407385111.abstract
"Homo floresiensis: Der Hobbit hatte das Downsyndrom" (Spiegel, 5.8.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/homo-floresiensis-war-moderner-mensch-mit-down-syndrom-a-984425.html


4. Kulturgutschutz
4.1.
Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
"Monuments Men: The Quest to Save Syria's History" (Spiegel, 4.8.): http://www.spiegel.de/international/world/how-archaelogists-are-trying-to-save-syrian-artifacts-a-983818.html
"Sekhemka statue: Northampton Museum loses Art Council accreditation" (BBC, 1.8.): http://www.bbc.com/news/uk-england-northamptonshire-28602849?SThisFB
"Tears, and Anger, as Militants Destroy Iraq City’s Relics" (The New York Times, 30.7.): http://www.nytimes.com/2014/07/31/world/middleeast/iraqi-anger-rises-as-militants-attack-mosuls-cultural-history.html
"Boston Museum of Fine Arts’s Provenance Research Reveals The Illicit Trade In African Antiquities" (Chasing Aphrodite, 30.7.): http://chasingaphrodite.com/2014/07/30/boston-mfas-provenance-research-reveals-the-illicit-trade-in-african-antiquities/
"Peru Investigating Instances Of Looting And Other Activities Threatening Nazca Lines" (Latino Fox News, 25.7.): http://latino.foxnews.com/latino/lifestyle/2014/07/25/peru-investigating-instances-looting-and-other-activities-threatening-nazca/
"Egypt’s heritage crisis" (Al-Ahram, 24.7.): http://weekly.ahram.org.eg/News/6818/32/Egypt%E2%80%99s-heritage-crisis.aspx
"What can you do? Sharing knowledge about Iraq’s vanishing cultural heritage" (SAFE, 20.7.): http://www.savingantiquities.org/can-sharing-knowledge-panel-discussion-iraqs-vanishing-cultures/#.U8yD-4F-dyQ.twitter
"Illegaler Antiquitätenhandel in arabischen Krisenregionen. Raubkunst gegen Waffen" (SWR, 18.7.): http://www.swr.de/swr2/kultur-info/kulturgespraech/illegaler-antiquitaetenhandel-arabische-krisenregion/-/id=9597128/did=13804054/nid=9597128/1sd2ip4/index.html
"Greek Culture Ministry Will Work with Interpol to Trace Artifacts" (Greek Reporter, 14.7.): http://greece.greekreporter.com/2014/07/14/greek-culture-ministry-will-work-with-interpol-to-trace-artifacts
Keltiberische Antiken als Raubgut: "Die wandernden Helme aus Aragonien" (FAZ, 11.7.): http://www.faz.net/aktuell/2.1995/raubgrabungen-die-wandernden-helme-aus-aragonien-13040696.html

4.2.
DGUF bereitet Stellungnahme zur Gesetzesnovelle Kulturgutschutz vor
In ihrer Koalitionsvereinbarung hatte sich die amtierende Regierung darauf verständigt, die Gesetzgebung zum Kulturgutschutz in Deutschland novellieren zu wollen, um "sowohl illegal ausgeführtes Kulturgut anderer Staaten effektiv an diese zurückzugeben als auch deutsches Kulturgut besser vor Abwanderung ins Ausland zu schützen". Als Vorbereitung dazu diente ein im April 2013 vorgelegter, sehr selbstkritischer Bericht der Bundesregierung, der u. a. eine Gesetzesnovelle anregte, auch um eine damals in Arbeit befindliche EU-Richtlinie besser umzusetzen. Die DGUF hatte diesen Bericht ausdrücklich begrüßt (DGUF-Newsletter vom 13.9.2013 Punkt 5.1.). Nachdem diese EU-Richtlinie nun am 15. Mai 2014 erlassen wurde (EU-Richtlinie 2014/60/EU), hat die Bundesregierung recht zügig "Rahmenvorgaben für eine Novellierung des Kulturgutschutzes in Deutschland" (Juli 2014) für die Umsetzung erarbeitet und Experten und einschlägige Verbände - u. a. die DGUF - zu einer schriftlichen Anhörung eingeladen. Unter der Federführung des Altvorsitzenden Dr. G. Ermischer bereitet die DGUF derzeit eine Stellungnahme vor.
"17. Bericht der Bundesregierung zur Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik" (Drucksache des Bundestags 17/13378): http://www.bundesregierung.de/SiteGlobals/Forms/Webs/Breg/Suche/DE/Suche_Solr_Servicesuche_Formular.html
"DGUF gibt positive Bewertung des Berichts der Bundesregierung zum Kulturgutschutz in Deutschland" (2013): http://www.dguf.de/index.php?id=327
EU-Richtlinie 2014/60/EU des Europäischen Parlamentes und des Rates vom 15. Mai 2014 über die Rückgabe von unrechtmäßig aus dem Hoheitsgebiet eines Mitgliedsstaats verbrachten Kulturgütern und zur Änderung der Verordnung (EU) Nr. 1024/2012 (Neufassung): http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=OJ:L:2014:159:TOC

4.3.
"Bei Berührung tödlich": Provokanter Artikel zum Etikett "UNESCO Welterbe der Menschheit"
Das Label "UNESCO Welterbe" sei ein tödliches, schreibt der italienische Journalist Marco d’Eramo in einem Artikel in der Zeitschrift Domus, der nun ins Deutsche übersetzt in der taz abgedruckt wurde. Wo einst das Leben brodelte, schreibt d’Eramo, sorge der Status Welterbe nun für Blutleere: "Haltbar machen heißt einbalsamieren, einfrieren, heißt den Städten den Verschleiß und die Wunden, die die Zeit schlägt, ersparen; heißt die Zeit tatsächlich anhalten wie auf einer Fotoplatte". Natürlich müssten Güter geschützt und bewahrt werden. San Gimignano, um ein Beispiel zu nennen, sei jedoch zum Set eines Ritterfilms verkommen – die echten Bürger wohnten längst in den Vororten. Um Welterbe nicht zu touristischen Residenzen werden zu lassen, müsse zwischen bauen und bewahren ein besseres Gleichgewicht gefunden werden, fordert der Autor. Schließlich würden es immer mehr unantastbare Kulturstätten, gerade in Italien: "Und wir stehen fassungslos vor der Perspektive, dass unser Land ein einziges großes Museum werden wird, in dem wir uns nur mit Filzpantoffeln fortbewegen dürfen, verzweifelt nach dem Notausgang suchend."
Marco d’Eramo, "Mord mit besten Absichten" (taz, 26.7.): http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=me&dig=2014%2F07%2F26%2Fa0188&cHash=e942a73b37ef0440989f7c4d75939fd5

4.4.
Graubünden hält Berggänger dazu an, auf Gletschern im August nach (vor-)geschichtlichen Spuren Ausschau zu halten
Der Kanton Graubünden fordere Bergwanderer auf, in diesem Monat bei Gletscherwanderungen ganz besonders nach (vor-)geschichtlichen Spuren Ausschau zu halten. Das berichtet der Tages-Anzeiger. Im August schmelzen die Gletscher in der Regel am stärksten, befördert durch den Klimawandel öffnen sich derzeit uralte "Archive" im Eis. Besonders in den jetzigen Wochen geben die Eismassen Gegenstände oder vielleicht sogar Körper von Menschen und Tieren frei, die seit Jahrhunderten oder Jahrtausenden im Eis konserviert waren (vgl. DGUF-Newsletter vom 13.7.2014 Punkt 3.3. und vom 18.12.2013 Punkt 4.7.). Werden die Gegenstände und Körper nicht entdeckt und dann schnellstens geborgen, geht die einzigartige Information, die sie mit sich bringen, verloren. Hätten Bergwanderer den Eismann (Ötzi) nicht früh entdeckt, wären von ihm und seiner Habe nur noch eine Kupferklinge und ein paar Feuersteine übrig. Das Forschungsprojekt "kAltes Eis" gibt u. a. Bergwanderern weiterführende Informationen zum richtigen Vorgehen bei Eisfunden. Bitte unterstützen Sie die schweizerischen Kollegen, falls Sie demnächst im Gletscherraum wandern gehen! Bitte geben Sie diese Information auch an diejenigen Ihrer Freunde, Kollegen und Familien weiter, die Gletschertouren unternehmen.
"Die Eisarchive schmelzen wieder" (Tages-Anzeiger, 6.8.): http://www.tagesanzeiger.ch/wissen/natur/Die-Eisarchive-schmelzen-wieder/story/11733590
Homepage von "kAltes Eis": http://kalteseis.com/
Die Aktion "Augen auf – Gletscherfunde" vom Südtiroler Archäologiemuseum, Landesamt für Bodendenkmäler, der Alpenverein Südtirol AVS und der Club Alpino Italiano (CAI) Alto Adige:
http://www.iceman.it/de/Kooperation_FROZEN_STORIES


5. Ausbildung, Job-Themen und Personalia
5.1.
Torsten Capelle verstorben
Am 9. Juli verstarb in Münster nach kurzer, schwerer Krankheit Prof. Dr. Dr. h. c. Torsten Capelle. Er hatte von 1970 bis 2005 eine Professur an der Universität Münster inne. Capelle, der sich mit einer Arbeit zur ethnischen Fragestellung habilitiert hatte, galt als ausgewiesener Experte zur frühgeschichtlichen Archäologie (Römische Kaiserzeit bis Wikingerzeit) vor allem in Nordeuropa. Er war Ehrendoktor der Universität Lund sowie Ritter erster Klasse des Königlich Schwedischen Nordsternordens. Ihn zeichneten eine freundliche Gelassenheit und ein trockener Humor aus, viele Studierende hat er mit Ermunterung und Geduld gefördert. Nach seiner Pensionierung war er 2005-2011 Vorsitzender der Altertumskommission für Westfalen, wo er sich vor allem erfolgreich für die Aufarbeitung und Veröffentlichung der sächsischen Gräberfelder der Region engagierte.
V. Brieske & M. Rind: Nachruf auf Torsten Capelle (23.7.): http://www.lwl.org/wmfah-download/pdf/Nachruf_Capelle_Home.pdf

5.2.
Klaus Schmidt verstorben
Prof. Dr. Klaus Schmidt, der sein Archäologiestudium zunächst an der Universität Erlangen-Nürnberg begonnen und dann mit einer Promotion bei Harald Hauptmann an der Universität Heidelberg erfolgreich abgeschlossen hat, ist einer breiten Öffentlichkeit vor allem durch seine Ausgrabungen am Göbekli Tepe bekannt geworden. Nachdem er die Bedeutung der Fundstelle als Tell früh-holozäner Wildbeuter erkannt hatte, begannen 1995 unter seiner Leitung die ersten Grabungen. Bis zu seinem Tod hat Klaus Schmidt die Feldforschungen und deren Auswertungen geleitet. 1999 wurde er mit einer Habilitationsschrift zum Thema "Funktionsanalyse der frühneolithischen Siedlung von Nevali Çori" an der Universität Erlangen-Nürnberg habilitiert, war dort dann bis 2007 Privatdozent und seitdem Außerplanmäßiger Professor. Prof. Dr. Klaus Schmidt starb für alle völlig unerwartet am 20. Juli. Die Fachweilt verliert einen herausragenden Prähistoriker, dem sie die Entdeckung und Erforschung des Göbekli Tepe zu verdanken hat. Dem wissenschaftlichen Nachwuchs gab Klaus Schmidt als Grabungsleiter die Sicherheit und Möglichkeit, eigenverantwortlich zu arbeiten. Mit seiner ruhigen, freundlichen Art hatte er zudem immer ein Ohr für Studierende, gerade auch auf der menschlichen Ebene.

5.3.
Hans Ulrich Nuber verstorben
Am 28. Juli verstarb der Freiburger Prof. Dr. Hans Ulrich Nuber (geb. 13.11.1940) nach schwerer Krankheit. Prof. Nuber war von 1978 bis 2009 Leiter der Abteilung Provinzialrömische Archäologie an der Universität Freiburg, wo er zahlreiche Schüler gewann. In dieser Zeit führte er in der Region immer wieder Lehr- und Forschungsgrabungen durch, u. a. an der römischen Straßenstation in Sontheim, an der römischen Villa in Heitersheim und der spätantiken Festung in Biesheim/Oedenburg (Elsass). Prof. Nuber nahm verschiedene Aufgaben an der Universität Freiburg wahr bis hin zum Prorektorat, er war Mitglied verschiedener wissenschaftlicher Gremien und Kommissionen und leitete von 2001‒2014 als Vorsitzender des Alemannische Institut.
"Ein Kriminalist der alten Römer in der Region: Zum Tod des Freiburger Archäologen Hans Ulrich Nuber" (Badische Zeitung, 1.8.): http://www.badische-zeitung.de/suedwest-1/ein-kriminalist-der-alten-roemer-in-der-region--88132210.html


6. Open Access & Open Data
6.1.
Archäologische Informationen 22, 1999, neu im Open Access
Beide Bände des Jahrgangs 1999 der Archäologischen Informationen sind jetzt retrodigitalisiert und im Open Access verfügbar. Besonderer Inhalt des ersten Bandes ist die erste Verleihung des Deutschen Archäologiepreises, den die DGUF 1994 begründet hatte und 1999 erstmals vergeben konnte. Die ersten Preisträger waren Dipl.-Math. Irmela Herzog und Prof. Dr. Irwin Scollar, die den Preis für ihre vielfältigen Verdienste bei der Weiterentwicklung der Archäo-Informatik erhielten. Der zweite Band enthält vor allem die Vorträge der Jahrestagung der DGUF 1999 in Konstanz mit dem Thema "Erfindung - Innovation - Idee". Hier kann der Beitrag von Ursula Eisenhauer (S. 215-239) weiterhin als eine schnelle Übersicht über zentrale Thesen ihrer spannenden, 2002 im Druck erschienenen Dissertation über das Mittelneolithikum in Süddeutschland genutzt werden (Eisenhauer 2002). Unter den zahlreichen Rezensionen sind besonders bemerkenswert die Vorstellung der Monografie von Dirk Krauße durch Christiane Fridrich und die Besprechung der "Grundfragen der deutschen Urgeschichtswissenschaft" von Hermann Behrens durch Jürgen Hoika, auf die Behrens in einer Replik antwortete.
http://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/issue/archive

6.2.
Baden-Württemberg fördert Open Access und Open Data
Die Landesregierung von Baden-Württemberg hat die Bereitstellung von 3,7 Millionen Euro beschlossen, um den Ausbau einer "leistungsfähigen, effizienten und innovativen Informationsinfrastruktur für die wissenschaftlichen Einrichtungen in Baden-Württemberg" zu fördern. Zentrale Aufgaben darin sind Open Access und Open Data, um ausgehend von den Hochschulen eine zeitgemäße E-Science-Infrastruktur aufzubauen. Können wir uns auf "Fundberichte aus Baden-Württemberg" im Open Access freuen?
"Wissenschaft unter neuen Rahmenbedingungen mit E-Science" (Pressemeldung Landesregierung Baden-Wüttemberg, 29.7.): http://www.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/wissenschaft-unter-neuen-rahmenbedingungen-mit-e-science/

6.3.
Kristina Killgrove macht Daten zu römischen Gräberfeldern öffentlich
Die US-amerikanische Archäo-Anthropologin Dr. Kristina Killgrove, Ass. Prof. an der Univ. West Florida, veröffentlicht die Daten zu ihrer Dissertation (2010), der Bearbeitung von zwei stadtrömischen Populationen der Kaiserzeit. Außer einer konventionellen osteologischen Befundung umfassen ihre Daten auch umfangreiche biochemische Untersuchungen an den Knochen. Die Daten selbst mögen nur für wenige Leser des DGUF-Newsletters von Interesse sein, aber in einem Blogbeitrag legt die Autorin auch ihre Abwägungen dar, warum sie ihre Daten nun öffentlich zugänglich macht. Überlegungen wie auch Einschränkungen und Hindernisse, die für weitere Leserkreise relevant sind. So kann Killgrove trotz ihres Interesses an einer interdisziplinären Untersuchung von archäologischen und anthropologischen Befunden beispielsweise nur sehr wenige Informationen zur Archäologie weitergeben, weil ihre Projektpartner keine umfangreiche Offenlegung wünschen.
Killgrove, K. (2014). Open Osteological Data - Two Imperial Roman Cemetery Populations. Online 31.7.2014: http://nblo.gs/YRpDi
Killgrove, K. (2010). Migration and Mobility in Imperial Rome. Diss. Uni. North Carolina. http://www.piki.org/~kristina/Killgrove-2010-Migration-Mobility-Imperial-Rome.pdf


7. Und sonst …
7.1.
Lehrreich, aber nicht belehrend: Eine Bestandsaufnahme der Darstellung von Wissenschaft in führenden deutschen Printmedien
"Die Aufmerksamkeit in unserer Bevölkerung für Wissenschaftsthemen ist begrenzt, genauso wie für Sportthemen und anderes", sagt Prof. Dr. Carsten Könneker, Chefredakteur von Spektrum der Wissenschaft, in einem gut elf Minuten langen Video der Robert Bosch Stiftung. Diese Aufmerksamkeit streue heute auf viel, viel mehr Kanäle als vor 20 Jahren. Wie also verändert sich die Darstellung von Wissenschaft im Journalismus? Manches ist eingeschliffen: Geschichten werden durch die Pressestellen von Forschungseinrichtungen auf clevere Weise lanciert, verrät Dr. Alexander Mäder, Ressortleiter Wissenschaft der Stuttgarter Zeitung. Andreas Sentker, Ressortleiter Wissen der Zeit, erzählt vom häufig gleichen Aufbau der Wissens-Geschichten in der Zeitung. Ein guter wissenschaftsjournalistischer Text solle nicht belehren, sagt Sentker, sondern unterhalten und im Idealfall überraschen. Das Video ist eine Bestandsaufnahme der aktuellen Situation im Wissenschaftsjournalismus und für Archäologen, die mit Massenmedien zu tun haben, sehr aufschlussreich.
"Writing out of the box - Neue Erzählformen im Wissenschaftsjournalismus" (Robert Bosch Stiftung, 28.5.; Video, 11:41 Min.): https://www.youtube.com/watch?v=cJRSToLJGRQ

7.2.
Folgenlose Klickerei oder wachsender Einfluss der Bürger: Was Online-Petitionen und -Kampagnen erfolgreich macht
10.739 Menschen wollen, dass das Institut für Klassische Archäologie und das Antikenmuseum der Universität Leipzig erhalten bleiben. 1.100 Unterstützer waren für den Verbleib von Prof. Dr. Susan Pollock und Prof. Dr. Reinhard Bernbeck an der FU Berlin. Das Museum XYZ ist von Schließung bedroht - soll man nun eine öffentliche Petition starten? "Politisches Engagement wird durch digitalen Aktivismus leichter und einfacher für die Bürger", sagte Thomas Schildhauer, Direktor des Alexander von Humboldt-Instituts für Internet und Gesellschaft, bei der Gesprächsrunde "Digitaler Salon" in Berlin am 25. Juni. Digitales Engagement "erhöht ganz klar den Einfluss der Bürgerinnen und Bürger", pflichtete ihm Stefan Schwartze, Mitglied des Petitionsausschusses im Deutschen Bundestag, bei. Dass digitaler Aktivismus gut gemacht sein muss, wenn er die Wirkung von politischem Engagement verstärken will, betonte Maritta Strasser, Campaignerin bei Campact, andernfalls verpuffe er. Erfolgreich können aktuelle Themen sein, welche die Bürger gerade ohnehin beschäftigen, ebenso emotionale Themen. Ein bis zwei Minuten lesen die Menschen im Durchschnitt über das jeweilige Thema und beteiligen sich dann an einer Petition – oder nicht. Es muss einen beeinflussbaren politischen Prozess geben, wenn eine Petition überhaupt Sinn machen soll; Strasser nennt das "theory of change": die Petition sollte einen konkreten Adressaten haben und tatsächlich etwas verändern können. Campact fährt keine Kampagnen, bei denen kaum Unterschriften zu erwarten sind. Denn, sagt Maritta Strasser, bei wenigen tausend Zeichnern entsteht bei den Adressaten der Petition sonst der Eindruck: "Das Thema interessiert keine Sau! Darum müssen wir uns nicht kümmern." Wie wirkt es also, dass die international gefahrene Petition "Stop the Sale of Sekhemka" trotz ganz massiver medialer Aufmerksamkeit auf gerade einmal 1.094 von 2.000 bescheiden erhoffter Unterschriften kam? Wenn nur 1.359 Personen ein Importverbot ägyptischer Artefakte in die USA fordern, obwohl auch diese Petition international und dazuhin seit Monaten läuft, dann schadet man dem eigenen Thema, anstatt es zu fördern. Wie clever ist es dann, bei drohenden Mittelkürzungen und Schließungen erst mal eine Petition aufzusetzen, sich dann ohne konkrete Strategie mehr oder minder passiv zu verhalten und abzuwarten, wer aus dem Kollegen- und Bekanntenkreis unterzeichnet? Ihm sei zu vieles blauäugig und mit riesiger Erwartungshaltung geführt worden, sagt Dr. Markus Linden, Politikwissenschaftler an der Universität Trier. Zahlreiche Petenten wollen gerne alles verändern, und das sofort, aber eigentlich selbst nichts machen. Solches simulierte politische Handeln ziele nicht darauf ab, Veränderungen herbeizuführen, sondern den Protest als Selbstzweck aufrecht zu erhalten. Geben Online-Petitionen also den Menschen das Gefühl, mit dem Klick nun schon ihr Teil getan zu haben und sich nicht weiter engagieren zu müssen? – Die Diskussion vom 25. Juni steht nun online zur Verfügung. Sie anzuhören ist wertvoll für jeden, der erwägt, selbst eine erfolgreiche Petition zu starten.
"Hörsaal – Digitaler Salon: Online-Partizipation. Von Machern, Mäusen und Motivierten" (DRadio Wissen, 20.7.; Audio, 50:00 Min.): http://dradiowissen.de/beitrag/online-partizipation-petitionismus-und-demokratie

7.3.
Museum Schloss Monrepos (Neuwied) wiedereröffnet
Das Museum für die Archäologie des Eiszeitalters im Schloss Monrepos bei Neuwied, dessen Ausstellung lange Jahre wegen Sanierungsarbeiten geschlossen war, ist seit dem 15. Juli wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Dauerausstellung wurde grundlegend erneuert.
"Glanzvolle Eröffnung im Schloss der Forscher" (Rhein-Zeitung, 15.7.): http://www.rhein-zeitung.de/region/lokales/neuwied_artikel,-Glanzvolle-Eroeffnung-im-Schloss-der-Forscher-_arid,1180440.html#.U9PWhLHc27g

7.4.
Deutscher Preis für Denkmalschutz 2014 für Archäologisches Spessartprojekt (ASP)
Das Archäologische Spessartprojekt (ASP) mit Sitz in Aschaffenburg erhält in diesem Jahr den Deutschen Preis für Denkmalschutz. In der Begründung heißt es, das Archäologische Spessartprojekt werde ausgezeichnet "für seinen ganzheitlichen, fachlich herausragenden und über 16 Jahre anhaltenden ehrenamtlichen Einsatz zur Bewusstseinsbildung und Identifikation der Region Spessart als historische Kulturlandschaft". Der ASP-Vorsitzende ist Dr. Gerhard Ermischer, Altvorsitzender, Sprecher des Arbeitskreises Kulturgutschutz und Beirat der DGUF. Die Preisverleihung erfolgt am 27.10. in Aachen.
"Auszeichnung für Archäologisches Spessartprojekt" (BR, 28.7.): http://www.br.de/nachrichten/unterfranken/inhalt/denkmalschutzpreis-archaeologisches-spessartprojekt-100.html
Website des Archäologischen Spessartprojekts e. V.: http://spessartprojekt.de/

7.5.
Die Geheimnisse des Ozeans: MOOC "Shipwrecks and submerged Worlds: Maritime Archaeology"
Ab 6. Oktober können Interessierte an einen freien Online-Kurs des Centre for Maritime Archaeology der University of Southampton teilnehmen. Der Kurs wird angeboten über die MOOC-Plattform futurelearn.com, wo auch andere hochkarätige britische Universitäten, wie z. B. die University of Leicester oder die University of Bath, ihre Kurse anbieten. Die Chance, hier einen qualitativ hochwertigen Kurs angeboten zu bekommen, ist damit schon mal hoch. Die Kursbeschreibung hört sich sehr interessant an; so wird es in den Inhalten um Unterwasserlandschaften, Schiffwracks vom Indischen Ozean bis zur Pazifikküste und um Technologien der Meeresarchäologie gehen. Mehr erfährt man in dem kurzen Text leider nicht, ein Teaser-Video gibt es auch (noch?) nicht. Als Dozenten werden sechs Namen angegeben; da würde den Lernbegierigen noch interessieren, ob sie auch alle unterrichten, denn zusammengewürfelte Kurse sind normalerweise schlechter strukturiert als solche, die aus einer Hand kommen. Mit ein bisschen Recherche findet man noch eine zweite Ankündigung auf der Seite des Centre for Maritime Archaeology. Dort wird etwas detaillierter über den Inhalt geschrieben, z. B. erfährt man, dass es um den Einfluss schwankender Meeresspiegel auf die Geographie gehen wird und damit verbundene Mythen wie Atlantis. Zu dem Thema Schiffwracks werden explizit die Mary Rose und auch die Titanic genannt, zum Thema Technologien Fernerkundungstechnologien und Taucherkundungen, außerdem geht es um Wikinger und Piraten. Man bekommt zwar eine etwas konkretere Idee, aber die Ankündigung lässt leider auch hier vermissen, wie der Kurs strukturiert ist: Was lerne ich wann? Welches Wissen habe ich nach dem Beenden des Kurses? Eine Synopsis gibt es leider auch nicht. Es wird ebenfalls nicht genau erwähnt, wie das Wissen abgefragt wird (Multiple Choice Tests? Peer Assessments?). Allerdings spürt man auf den Seiten des Centre for Maritime Archaeology den Enthusiasmus der Forscher und ihr Interesse daran, ihr Gebiet einem weiten Publikum zugänglich zu machen. Trotz Lücken in der Ankündigung handelt es sich hier sicher um einen MOOC mit einem spannenden Thema, angeboten von einer anerkannten Forschungseinrichtung, in den Interessierte auf jeden Fall reinschnuppern sollten.
"Shipwrecks and submerged worlds: Maritime Archaeology". MOOC-Ankündigung auf futurelearn.com: https://www.futurelearn.com/courses/shipwrecks
Ankündigung auf den Blog-Seiten des Centre for Maritime Archaeology: http://moocs.southampton.ac.uk/shipwrecks/about-our-course/
Website des Centre for Maritime Archaeology: http://cma.soton.ac.uk

7.6.
Filmfundstück: "Die Hängenden Gärten von Babylon" (ARTE 2014) – Ein Film voller ungewöhnlicher Merkmale
Die Archäologin und Kryptologin Stephanie Dalley aus Oxford reist in den Irak, wo sie ihrer Theorie zur Verortung der Hängenden Gärten nachgehen wird. Unaufgeregt und leise beginne die ARTE-Produktion "Die Hängenden Gärten von Babylon", konstatiert die Rezensentin Barbara Winkelmann. Neben der archäologischen Theorie zeichne die Dokumentation das sehr persönliche Bild einer Archäologin, versäume es allerdings, außer der Theorie Stephanie Dalleys andere Forschungsansätze zu den Hängenden Gärten darzustellen. Ein ungewöhnliches Merkmal des Filmes seit die Thematisierung der politischen Situation im Irak und deren Tragweite für die archäologische Arbeit vor Ort. Sinnlos sei es aber, die politische Dimension gegen Filmende künstlich als Showdown zu inszenieren.
http://www.uni-kiel.de/cinarchea/text/haengende-gaerten-d.htm

7.7.
"Wir müssen jetzt mal unbedingt in dieses Facebook rein!" Zu Kommunikationskanälen im digitalen Wandel
Lohnt sich Twitter für mein Museum? Verpassen wir etwas, wenn unser Institut nicht auf Google+ zu finden ist? Alle machen Facebook – müssen wir jetzt auch? Das alles sollten Sie nicht den jungen Praktikanten fragen, sondern sich vielmehr gründlich überlegen, wie Ihr Haus im digitalen Wandel bestehen soll. Die Kommunikations-Expertin Dr. Kerstin Hoffmann rät in ihrem Blogpost zur Reflexion, welche Plattformen zum eigenen Haus und zur Zielgruppe passen und darauf basierend dann eine Strategie zu entwickeln. Präsenzen in den Social Media brauchen die Interaktion mit dem User – die "Resonanz in den Netzen" (Peter Kruse) –, als Werbekanäle funktionieren sie nicht. Wo also sind Ihre Zielgruppen unterwegs?, fragt Hoffmann und dreht damit den eingeübten Blickwinkel "wie kriege ich meine Zielgruppen zu mir?" herum. Anregend!
http://www.kerstin-hoffmann.de/pr-doktor/2014/07/16/prasenz-facebook-seite-unternehmen/


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