DGUF-Newsletter vom 31.5.2018

DGUF-Newsletter vom 31.5.2018

1. DGUF-Nachrichten
1.1. DGUF-Mitgliederversammlung: Satzung geändert, Vorstand neu gewählt
1.2. Feste Zusammenarbeit vereinbart: DGUF und CIfA unterzeichnen "Memorandum of Understanding"
1.3. DGUF Forum "Beruf Archäologie" läuft am 1.7. aus
1.4. Letzte Chance: Heute DGUF-Mitglied werden und bis zu 20 Bücher geschenkt bekommen

2. Tagungen und Veranstaltungen
2.1. "Archäologie und Geschichte. Siedlung und Wirtschaft im alpinen Raum" (Haus im Ennstal, Österreich, 24.-25.11.)
2.2. Workshop "Anarchistische Ansätze und Archäologie. Vergangene Gemeinschaften, Methodenpluralismus und Wissensliberation" (Hamburg, 15.-17.11.; CfP bis 31.8.)
2.3. Ruralia XIII "Seasonal Settlement in the Medieval and Early Modern Countryside" (Stirling, 9.-15.9.2019; CfP läuft)
2.4. 83. Tagung Nordwestdeutscher Verband für Altertumsforschung e. V. (Heide, 12.-15.9.)
2.5. Landscape Archaeology Conference (Newcastle/Durham, 17.-20.9.)
2.6. "Communicating the Past in the Digital Age. Digital methods for teaching and learning in Archaeology" (Köln, 12.-13.10.; CfP bis 30.6.)
2.7. "Genes, Isotopes and Artefacts. How should we interpret the movements of people throughout Bronze Age Europe?" (Wien, 13.-14.12.)

3. Forschung
3.1. Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"
3.2. Aktuelle Ausgrabungen in den Medien
3.3. Aktuelle Forschung in den Medien
3.4. Frühe Hominiden auf den Philippinen?
3.5. Alken Enge (Jütland) zeugt von großen germanischen Heeren kurz nach Christi Geburt
3.6. Neues Erklärungsmodell für die starke Veränderung des Genpools bei der Neolithisierung Europas
3.7. ARTE-Doku zur "Wiedergeburt" des Mammuts

4. Kulturgutschutz
4.1. Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
4.2. Die Schweiz erwägt, den Natur- und Denkmalschutz in "nationalen Schutzgebieten" erheblich zu reduzieren

5. Ausbildung, Job-Themen und Personalia
5.1. AG des DArV unterstützt Berufsorientierung von Studierenden der Archäologien
5.2. Alarmismus: Süddeutsche Zeitung meldet "Kein Geld mehr für den Doktor"
5.3. Hermann Parzinger neuer Präsidenten von Europa Nostra
5.4. Hartmut Dorgerloh ist ab 1.6. Generalintendant des Humboldt-Forums
5.5. Heidrun Derks (Kalkriese) in den Vorstand des Deutschen Museumsbundes gewählt
5.6. Interview mit dem Philosophen Torsten Wilholt über den Stand der Wissenschaftsfreiheit in Deutschland

6. Berufsverband
6.1. Bericht von der ersten Mitgliederversammlung von CIfA Deutschland (München, 12.5.)
6.2. CIfA Deutschland und DArV stellen sich auf der IFaTa 2018 in Berlin vor
6.3. BfK-Vorstandsmitglied E. I. Faulstich-Schilling verändert Haltung zu Berufsverband CIfA
6.4. DVA-Präsident Alfried Wieczorek setzt auf Zusammenarbeit mit CIfA Deutschland

7. Open Access & Open Data
7.1. Angekommen: die "Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte" im Open Access
7.2. Auch Schweden DEALt mit Elsevier um eine OA-Nationallizenz
7.3. Suchmaschinen für Open Access-Publikationen
7.4. Berlin legt Open-Access-Bericht vor
7.5. Wiener Kartensammlung gut aufbereitet im Open Access

8. Bürger und Archäologie & Citizen Science
8.1. Mehr als ein Drittel der Nutzer sitzt dabei auf dem Klo: Wo Ihre Social-Media-Inhalte rezipiert werden
8.2. Spannende Neuerscheinung zum Massentourismus und seine Folgen

9. Ausstellungen und Museen
9.1. Deutscher Museumsbund stellt Leitfaden zum Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten vor

10. Und sonst …
10.1. Tansania verzichtet auf Reparationszahlungen von Deutschland – wünscht sich aber Hilfe bei archäologischen Projekten
10.2. Haithabu und Danewerk als UNESCO-Weltkulturerbe vorgeschlagen
10.3. US-Behörde verhindert Teilnahme von Archäologen an Fachtagung der SAA
10.4. 3D-Scanning am Fließband: CultLab3D ist einer der Preisträger des Europa-Nostra-Preises 2018
10.5. Was auf die Ohren für Frankophone und Frankophile: "Carbone 14", die Archäologie-Sendung von Radio France Culture
10.6. Mit der Software "Transkribus" alte Inventarbücher oder umfangreiche handschriftliche Grabungsdokumentationen maschinenlesbar machen
10.7. Auf Ihre Recherche-Themen zugeschnitten: my.propylaeum
10.8. Korrekte Literaturzitate leicht gemacht mit ZoteroBib
10.9. Strategiespiel "Ancestors: Legacy": Meilenweit von frühmittelalterlicher Realität entfernt

11. Impressum und Redaktionshinweise


1. DGUF-Nachrichten
1.1.
DGUF-Mitgliederversammlung: Satzung geändert, Vorstand neu gewählt
Auf ihrer diesjährigen Mitgliederversammlung am 10.5. in München-Grünwald haben die Mitglieder der DGUF einige Satzungsänderungen beschlossen. Sie dienten vor allem der Anpassung an die Datenschutzgrundverordnung und regeln die Verwendung von E-Mail-Adressen genauer als bisher. Turnusgemäß standen Vorstandswahlen an. Gewählt wurden: Diane Scherzler M.A. (Vorsitzende), Dr. Werner Schön (stellv. Vorsitzender) und PD Dr. Frank Siegmund (stellv. Vorsitzender; Leitender Herausgeber DGUF-Schriften). In das neue Amt der Leitenden Herausgeberin Web‐Auftritt, Newsletter und Social‐Media wurde Diane Scherzler M.A. gewählt. Als Beiräte wurden gewählt resp. wiedergewählt Pascal Geiger und Dr. Christoph Rinne. Aus dem bisherigen Beirat schieden aus: Dr. Sophie Hüglin, Jasmin Rauhaus M.A. und Dr. Jutta Zerres, denen die DGUF ganz herzlich für ihr Engagement dankt. Erstmals in der Geschichte der DGUF hat die Mitgliederversammlung ein Mitglied wegen vereinsschädigenden Verhaltens ausgeschlossen.
DGUF-Vorstand: http://www.dguf.de/26.html
DGUF-Beirat: http://www.dguf.de/27.html
Die schönsten Bilder der DGUF-Tagung 2018 "Sharing Heritage – Die Teilhabe am kulturellen Erbe als Bürger- und Menschenrecht": https://www.facebook.com/DGUF1969/posts/1713497915407416

1.2.
Feste Zusammenarbeit vereinbart: DGUF und CIfA unterzeichnen "Memorandum of Understanding"
Die Fachgesellschaft und NGO Deutsche Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte (DGUF) und der internationale Berufsverband Chartered Institute of Archaeologists (CIfA) haben ihre langjährig informelle Zusammenarbeit mit einem "Memorandum of Understanding" (MoU), einer Absichtserklärung, stabilisiert und verschriftlicht. Im "Memorandum" beschreiben beide Organisationen ihre Rollen und Aufgaben und vereinbaren eine feste Zusammenarbeit: DGUF und CIfA werden sich gegenseitig über wichtige Entwicklungen und Entscheidungen in ihren Gesellschaften informieren. Die DGUF wird über den Berufsverband CIFA und CIfA Deutschland informieren, über CIfA-Veranstaltungen berichten und zur Mitgliedschaft bei CIfA ermuntern. Ebenso wird CIfA zur Mitgliedschaft in der DGUF aufrufen und über DGUF-Veranstaltungen berichten. Sofern möglich, sollen CIfA-Mitglieder bei der DGUF Vergünstigungen erhalten und vice versa, wie z. B. reduzierte Teilnahmegebühren bei Veranstaltungen. Die Vereinbarung wurde anlässlich der DGUF-Tagung 2018 und der ersten förmlichen Mitgliederversammlung von CIfA Deutschland am 12.5. in München (s. Punkt 6.1. in diesem Newsletter) von Vertretern beider Gesellschaften paraphiert, u. a. von der frisch gewählten Präsidentin von CIfA Deutschland, Michaela Schauer. Am 17.5. konnte der Vertrag wie vorgesehen förmlich von allen Verantwortlichen unterschrieben werden. Die Vereinbarung ist auf fünf Jahre befristet, damit beide Gesellschaften beizeiten über den Status quo und ihre künftigen Kooperationsperspektiven nachdenken müssen und ihre Vereinbarung ggf. inhaltlich neu justieren können.
Partner der DGUF: Das Chartered Institute of Archaeologists (CIfA): http://www.dguf.de/464.html
Memorandum of understanding: Chartered Institute for Archaeologists (CIfA) & Deutsche Gesellschaft für Ur‐ und Frühgeschichte (DGUF) (17.5.): http://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/partner/DGUF-Dok_MoU_DGUF-CIfA-2018-05-17.pdf

1.3.
DGUF Forum "Beruf Archäologie" läuft am 1.7. aus
Die DGUF-Tagung 2017 in Mainz "Ein Berufsverband für die Archäologie?" war u. a. durch ein ausnehmend lebendiges und gut besuchtes, über drei Monate hinweg laufendes Forum im Frühling 2017 vorbereitet worden. Nach dessen Schließung und nach der Mainzer Tagung war die DGUF immer wieder angefragt worden, unabhängig vom neuen Berufsverband CIfA erneut eine solche Bühne für den Gedankenaustausch zu schaffen. Im März 2018 wurde daher das "Forum Beruf Archäologie" eröffnet. Seitdem haben sich bis dato insgesamt 30 Mitglieder registriert und gut 200 Beiträge verfasst - was verglichen mit der Debatte im Frühjahr 2017 eine deutlich verhaltenere Intensität signalisiert. Da es wenig Sinn macht, das Forum über die große Urlaubszeit hinweg zu betreiben, wird es wie angekündigt am 1.7.2018 wieder geschlossen werden.
https://www.beruf-archaeologie.dguf.de/index.php

1.4.
Letzte Chance: Heute DGUF-Mitglied werden und bis zu 20 Bücher geschenkt bekommen
Wer bis heute, 31.5., um Mitternacht seinen Antrag auf DGUF-Mitgliedschaft stellt, kann im Anschluss bis zu 20 Bücher der "Archäologischen Informationen" und "Archäologischen Berichte" aus unseren Lagerbeständen geschenkt erhalten. Wir bitten lediglich um eine Spende in selbstgewählter Höhe, die mindestens unsere Kosten für Porto und Verpackung deckt.
Bei der DGUF Mitglied werden: http://www.dguf.de/dguf-mitglied-werden.html
DGUF räumt Bücherlager: http://www.dguf.de/461.html


2. Tagungen und Veranstaltungen
2.1.
"Archäologie und Geschichte. Siedlung und Wirtschaft im alpinen Raum" (Haus im Ennstal, Österreich, 24.-25.11.)
In 15 Vorträgen soll bei der Tagung im Westen der Steiermark die Besiedlung und Nutzung hochalpiner Regionen thematisiert werden. U. a. spricht Burkhart Weishäupl über "Archäologie in der Umweltverträglichkeitsprüfung. Wege zum Erkenntnisgewinn", Thomas Reitmaier über "Prähistorische Weide- und Alpwirtschaft – Stand der Forschung, zukünftige Perspektiven" und Josef Ries über "‘Low-Tech‘ beim Hallstätter Salzabbau? Überlegungen zur Verwendung von Bronzewerkzeugen in der Eisenzeit". Die Tagung wird von ANISA organisiert, einem Verein für alpine Forschung. Es wird keine Tagungsgebühr erhoben, der Verein freut sich aber über Spenden. Die Zahl der Sitzplätze ist beschränkt, daher empfiehlt ANISA eine rasche Anmeldung.
Website von ANISA: http://anisa.at/
Informationen zur Tagung: https://drive.google.com/file/d/1L2uovWHo5HDpOYEZP5sBg0HtaWXA_Mmy/view

2.2.
Workshop "Anarchistische Ansätze und Archäologie. Vergangene Gemeinschaften, Methodenpluralismus und Wissensliberation" (Hamburg, 15.-17.11.; CfP bis 31.8.)
"Trotz gesellschaftlicher Relevanz fand bis in jüngste Zeit Anarchismus als Denkrichtung in der Archäologie kaum Beachtung", schreibt die Hauptveranstalterin, die AG TIdA. Der Workshop für Bachelor-, Master- und Promotionsstudierende sowie Post-Docs will zentrale Fragen anarchistischer Ansätze in der und um die Archäologie aufwerfen und debattieren. Auch Vorträge finden Platz sowie eine öffentliche Podiumsdiskussion und ein World Café. Teilnahmevoraussetzung ist die intensive Lektüre und Vorbereitung von in einem Reader gesammelten und vorab versandten Texten. Es entstehen keine Teilnahmegebühren. Um Anmeldung bis spätestens 31.8. wird gebeten, Vortrags- und Postervorschläge können ebenfalls bis zu diesem Datum eingereicht werden.
http://www.agtida.de/wp-content/uploads/2018/05/CfP-Anarchismus-Arch%C3%A4ologie.pdf

2.3.
Ruralia XIII "Seasonal Settlement in the Medieval and Early Modern Countryside" (Stirling, 9.-15.9.2019; CfP läuft)
Die europaweite Fachgesellschaft "Ruralia" beschäftigt sich mit dem mittelalterlichen Siedlungswesen und tagt alle zwei Jahre. Die nächste Ruralia findet - organisiert von Piers Dixon, Kirsty Owen, Mark Gardiner, Naill Brady und Claudia Theune - vom 9.-15.9.2019 (!) im schottischen Stirling statt. Das besondere Augenmerkt beim Tagungsthema "Seasonal Settlement in the Medieval and Early Modern Countryside" soll auf der "longue durée" der Phänomene liegen. Der CfP ist eröffnet, eine Deadline ist dem Dokument jedoch nicht zu entnehmen. Bewerber für Poster und Vorträge werden jedenfalls am 30.9.2018 über ihre Annahme oder Ablehnung informiert. Die Anmeldung zur Tagung soll bis 1.11.2018 erfolgen.
Claudia Theune: "RURALIA XIII Stirling Call for Papers EN final 1document.doc" (29.5.): https://www.academia.edu/36736233/RURALIA_XIII_Stirling_Call_for_Papers_EN_final_1document.doc
Facebook-Seite von Ruralia: https://www.facebook.com/Ruralia-Conferences-on-Medieval-Rural-Archaeology-146054946143042/

2.4.
83. Tagung Nordwestdeutscher Verband für Altertumsforschung e. V. (Heide, 12.-15.9.)
Das endgültige Programm der traditionsreichen norddeutschen Verbandstagung steht, und Anmeldungen zur Teilnahme sind möglich. An der Heider Tagung nehmen auch die Arbeitsgemeinschaften "Bronzezeit", "Römische Kaiserzeit im Barbaricum" und "Archäologie im Museum" teil. Besonders spannend dürfte der Vortragsblock "Zwischen Inhalt und Organisation - gegenwärtige Herausforderungen für die norddeutschen Landesarchäologien" am Mittwochnachmittag werden, wo die Landesarchäologien in Norddeutschland ihr Tun gemeinsam reflektieren wollen. Neben den Landesarchäologen von Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Westfalen ziert auch eine erfahrene Firmenarchäologin diesen gewichtigen Vortragsblock. Für den öffentlichen Abendvortrag stellt Prof. Dr. J. Müller (CAU Kiel) die Antwort auf die Frage "Feste und Monumente – Warum werden Megalithgräber errichtet?" in Aussicht.
Tagungswebsite: https://steinzeitpark-dithmarschen.de/2917-2/

2.5.
Landscape Archaeology Conference (Newcastle/Durham, 17.-20.9.)
The conference aims for as wide a temporal and spatial coverage as possible, and to include research on theory, method and interpretation. Participants from multiple disciplines are welcome, including archaeology, anthropology, environmental sciences, geography, geology, heritage, landscape architecture, landscape history and many other landscape-focussed neighbouring disciplines.
https://www.ncl.ac.uk/mccordcentre/lac2018/

2.6.
"Communicating the Past in the Digital Age. Digital methods for teaching and learning in Archaeology" (Köln, 12.-13.10.; CfP bis 30.6.)
The symposium aims to bring together scholars who use and develop digital tools and methods for communicating archaeological information to students, peers and the public – be it data collection, analysis or interpretation to the dissemination of archaeological information. The meeting seeks to encourage discussion on the potential, problems and challenges of using digital methods for teaching and learning. Possible topics may include: Simulations (Auditory, Visual, etc.), (Re)constructions of ancient space, Serious Games/Archaeogaming/Gamification, Museum displays and communication, Mobile apps and online platforms and more. The CfP is open until 30 June. Travel expenses for those presenting a paper at the symposium will normally be covered. The conference language will be English.
https://communicatingthepast.hcommons.org/

2.7.
"Genes, Isotopes and Artefacts. How should we interpret the movements of people throughout Bronze Age Europe?" (Wien, 13.-14.12.)
Human mobility in European prehistory has traditionally been identified through artefacts rather than people. The recent and rapid advances in genomic, isotope and archaeological research have provided complex, but frequently contradictory, perspectives on human mobility across Bronze Age Europe (2200–800 BC) and meant that debates concerning mobility have now shifted to direct evidence from humans (and animals). The aim of the conference is to identify the different scales, patterns and societal impacts of mobility throughout Europe.
https://www.orea.oeaw.ac.at/veranstaltungen/event-detail/article/genes-isotopes-and-artefacts/


3. Forschung
3.1.
Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"
Ballin, T. B. (2018). The procurement of Rhum bloodstone and the Rhum bloodstone exchange network – a social territory in the Scottish Inner Hebrides? Archäologische Informationen 41, Early View, published online 28 May 2018. / with suppl. material: list of sites.
Moraw, S. (2018). Nonnosa und ihre Identitäten: ein spätantikes Fallbeispiel aus der Katakombe San Gennaro in Neapel. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 22. Mai 2018.
Arnold, V. & Jeske, R. (2018). Eigenwillige Feuersteinartefakte als Zeugen einer Flintensteinherstellung von der Ostseeküste des Dänischen Wohlds, Kr. Rendsburg-Eckernförde, Schleswig-Holstein. Archäologische Informationen 41, Early View, online publiziert 5. Mai 2018.
http://www.dguf.de/earlyview.html

3.2.
Aktuelle Ausgrabungen in den Medien
"Pompeji: Neu entdecktes Skelett kündet von Tragödie" (Spiegel, 30.5.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/pompeji-neu-entdecktes-skelett-kuendet-von-tragoedie-a-1210249.html
"Peru: Neue Erdzeichnungen entdeckt" (Deutschlandfunk, 30.5.): http://www.deutschlandfunk.de/peru-neue-erdzeichnungen-entdeckt.2850.de.html?drn:news_id=887754
Oberägypten: "Polnisches Team findet neue Felsinschriften in Gebelein" (Selket's Blog, 29.5.): https://blog.selket.de/aus-der-archaeologie/polnisches-team-findet-neue-felsinschriften-in-gebelein
Thüringen: "Welche erstaunlichen Funde Archäologen im Saale-Holzland-Kreis machen" (Ostthüringer Zeitung, 26.5.): http://jena.otz.de/web/jena/startseite/detail/-/specific/Welche-erstaunlichen-Funde-Archaeologen-bei-Neuengoenna-machen-944516938
Lkr. Freising: "Der Goldschatz im Baugebiet Eching-West. Ausgrabungen fördern ein Diadem, Perlen und Bernsteinschmuck zutage. Archäologen bezeichnen die Funde als Sensation" (Süddeutsche, 20.5.): http://www.sueddeutsche.de/muenchen/freising/auch-der-landrat-schaut-vorbei-schaetze-aus-grauer-vorzeit-1.3984117
"In Pompeii finden Archäologen Häuser mit Balkonen und ein Pferd" (NZZ, 18.5.): https://www.nzz.ch/panorama/pompeji-antike-strasse-mit-emporen-entdeckt-ld.1386815
Österreich: "Pfahlbauforscher starten heute mit Unterwasser-Ausgrabung im Mondsee" (OÖ-Nachrichten, 7.5.): http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/salzkammergut/Pfahlbauforscher-starten-heute-mit-Unterwasser-Ausgrabung-im-Mondsee;art71,2887865 und "Neue Grabung, neues Glück" (Pfahlbauten-Blog, 8.5.): https://www.pfahlbauten.at/blog/neue-grabung-neues-gl%C3%BCck
Mesolithikum: "Stone Age settlement found in the middle of Copenhagen" (Copenhagen Post, 4.5.): http://cphpost.dk/news/stone-age-settlement-found-in-the-middle-of-copenhagen.html
"Gli studiosi scoprono lo scheletro di un uomo crocifisso duemila anni fa. La vittima aveva 30-34 anni, di costituzione fisica gracile. È il secondo caso documentato al mondo" (Estense, 4.5.): https://www.estense.com/?p=692008
"Münzen, Helme, tote Pferde: Krefeld sortiert Relikte der Römer" (Westdeutsche Zeitung, 2.5.): http://www.wz.de/lokales/krefeld/muenzen-helme-tote-pferde-krefeld-sortiert-relikte-der-roemer-1.2673274

3.3.
Aktuelle Forschung in den Medien
"Ancient tooth shows Mesolithic ancestors were fish and plant eaters" (University of York, 31.5.): https://www.york.ac.uk/news-and-events/news/2018/research/ancient-tooth-shows-mesolithic-ancestors-ate-fish/
Ägypten: "Micro-CT scans show 2,100-year-old 'hawk' mummy a stillborn baby. Mummified fetus had anencephaly" (University of Western Ontario, 31.5.): https://mediarelations.uwo.ca/2018/05/31/micro-ct-scans-show-2100-year-old-hawk-mummy-stillborn-baby/
"Ötzi the Iceman Was a Heart Attack Waiting to Happen" (LiveScience, 30.5.): https://www.livescience.com/62689-otzi-iceman-mummy-heart-disease.html
"Boulder-Size Clues to How Humans Settled the Americas. Scientists have discovered what they say is 'direct evidence' supporting the theory that Ice Age migrants from Asia traveled down the Pacific Coast, rather than through North America’s interior" (The New York Times, 30.5.): https://www.nytimes.com/2018/05/30/science/boulders-americas-migration.html
Kupferzeit: "Italy's oldest olive oil discovered in peculiar pot. Chemical analysis conducted on ancient pottery proves Italians started using olive oil 700 years earlier than what's previously been recorded " (University of South Florida, 30.5.): http://news.usf.edu/article/templates/?a=8431&z=220
"Archäologen erforschen Antike mit neuen Methoden. Deutsch-dänisches Projekt zur antiken Stadt Gerasa (Jordanien) / Laserscanning revolutioniert Kartierung" (Universität Münster, 30.5.): https://www.uni-muenster.de/news/view.php?cmdid=9589
"Prehistoric teeth dating back 2 million years reveal details on ancient Africa’s climate. Unlike any modern African environment — it was much wetter" (University of Toronto, 24.5.): https://news.artsci.utoronto.ca/all-news/prehistoric-teeth-dating-back-2-million-years-reveal-details-ancient-africas-climate/
"WWU-Archäologen stellen Forschungsdaten aus dem Sudan online zur Verfügung. Durch ein Geoinformationssystem können Interessierte Befunde einsehen" (Universität Münster, 23.5.): https://www.uni-muenster.de/news/view.php?cmdid=9566
"Navigation ohne Kompass: Wie die Wikinger den Weg nach Grönland fanden" (Spiegel, 22.5.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/wikinger-ziel-groenland-wie-navigation-mit-sonnensteinen-gelang-a-1207759.html
"50,000 year old Siberian bones may be the ‘oldest Homo sapiens' outside Africa and Middle East. Finds of 'lion-hunting ancient man' excavated from site of new road new Lake Baikal now undergoing tests at Germany’s Max Planck Institute" (The Siberian Times, 21.5.): http://siberiantimes.com/science/casestudy/news/50000-year-old-bones-found-in-siberia-may-be-the-oldest-homo-sapiens-outside-africa-and-middle-east/
"Aboriginal settlement in Australia was planned migration: study" (The Sydney Morning Herald, 21.5.): https://www.smh.com.au/national/aboriginal-settlement-in-australia-was-planned-migration-study-20180521-p4zggl.html
"Scientists analyze first ancient human DNA from Southeast Asia. Results reveal three major waves of migration" (Harvard Medical School, 17.5.): https://hms.harvard.edu/news/window-past
Israel: "Early evidence of use of a bit on domestic donkeys found in the Near East. Ancient donkey remains from the Early Bronze Age (EB) show tooth wear linked to bit-wearing" (PLOS, 16.5.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2018-05/p-eeo050918.php
"Where hominid brains are concerned, size doesn't matter. The human-like features of Homo naledi's brain surprise research team that examined fossil's brain imprints" (University of the Witwatersrand, 15.5.): https://www.wits.ac.za/news/latest-news/research-news/2018/2018-05/where-hominid-brains-are-concerned-size-doesnt-matter.html
"How our ancestors with autistic traits led a revolution in Ice Age art. The ability to focus on detail, a common trait among people with autism, allowed realism to flourish in Ice Age art" (University of York, 14.5.): https://www.york.ac.uk/news-and-events/news/2018/research/down-to-the-last-detail/
"Lead pollution in Greenland ice shows rise and fall of ancient European civilizations. Ice-core study finds evidence of plagues, wars and imperial expansion" (Desert Research Institute, 14.5.): https://www.dri.edu/newsroom/news-releases/5657-lead-pollution-greenland-ice
"Glasperlen und Bernstein. Früher Handel zwischen Ostsee und Orient" (SWR2, 14.5.): https://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/wissen/glasperlen-bernstein-handel-mesopotamien/-/id=660374/did=21468462/nid=660374/y4zdue/index.html
Saudi-Arabien: "85,000-Year-Old Footprints Show Stepping Stone in Human Migration" (National Geographic, 14.5.): https://news.nationalgeographic.com/2018/05/ancient-saudi-arabia-footprint-human-migration-science-spd/
"How 250 Siberians Became the First Native Americans" (LiveScience, 10.5.): https://www.livescience.com/62531-native-american-founder-population.html
"Life was good for Stone Age Norwegians along Oslo Fjord" (Science Nordic, 10.5.): http://sciencenordic.com/life-was-good-stone-age-norwegians-along-oslo-fjord
"Keilschrifttafeln von Bassetki lüften Geheimnis um Königsstadt Mardaman. Assyrische Tontafeln aus dem zweiten Jahrtausend v. Chr. ermöglichen erstmals Lokalisierung einer bedeutenden Handelsstadt" (Universität Tübingen, 9.5.): http://www.uni-tuebingen.de/newsfullview-landingpage/article/keilschrifttafeln-von-bassetki-lueften-geheimnis-um-koenigsstadt-mardaman.html
"New research shows how Indo-European languages spread across Asia" (University of Copenhagen, 9.5.): https://news.ku.dk/all_news/2018/05/new-research-shows-how-indo-european-languages-spread-across-asia/
Kenia: "Archäologische Funde aus 78.000 Jahren belegen frühe kulturelle Innovationen in Ost-Afrika" (Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte, 9.5.): http://www.shh.mpg.de/915667/78000-years-panga-ya-saidi
"Steinzeitliches Hepatitis-B-Virus genetisch entschlüsselt. Neu publizierte Forschungsergebnisse belegen den Nachweis viraler DNA aus archäologischen Proben und zeigen, dass das Hepatitis-B-Virus bereits seit mindestens 7.000 Jahren in Europa vorkommt" (Universität Kiel, 9.5.): http://www.uni-kiel.de/pressemeldungen/?pmid=2018-142-hepatitis
"Soon You May Be Able to Text with 2,000 Egyptian Hieroglyphs" (Hyperallergic, 7.5.): https://hyperallergic.com/441168/soon-you-may-be-able-to-text-with-2000-egyptian-hieroglyphs/
"Keine geheimen Kammern in Tutanchamuns Grab" (Selket's Blog, 6.5.): https://blog.selket.de/aus-der-forschung/keine-geheimen-kammern-in-tutanchamuns-grab
"Hidden Text Found on 'Blank' Dead Sea Scrolls" (LiveScience, 3.5.): https://www.livescience.com/62467-hidden-text-dead-sea-scrolls.html
Krim: "Neanderthals produced symbolic art, research suggests. Grooves on an ancient piece of flint might have been made intentionally to encode information" (Cosmos, 3.5.): https://cosmosmagazine.com/archaeology/neanderthals-produced-symbolic-art-research-suggests
"How a backyard pendulum saw sliced into a Bronze Age mystery. Researcher’s swinging blade offers glimpse into how ancient Mycenaeans built palaces" (Science News, 1.5.): https://www.sciencenews.org/article/how-backyard-pendulum-saw-sliced-bronze-age-mystery
"Neue Fakten zur Ankunft des Weizens in China" (DAI, 3.5.): https://idw-online.de/de/news693711
"Archaeologists solve ancient mystery of ‘melted’ Iron Age fort" (The Scotsman, 30.4.): https://www.scotsman.com/lifestyle/archaeologists-solve-ancient-mystery-of-melted-iron-age-fort-1-4732710
Mittelalter: "Genetische Veranlagung für Lepra bei Europäerinnen und Europäern identifiziert" (Universität Kiel, 26.4.): http://www.uni-kiel.de/pressemeldungen/index.php?pmid=2018-120-lepra

3.4.
Frühe Hominiden auf den Philippinen?
Ein internationales Team unter französischer Leitung berichtet in der Zeitschrift Nature über Funde fossiler Fauna in Flusssedimenten auf Luzon (Philippinen), die dort zum ersten Mal mit unpatinierten und scharfkantigen Steinartefakten vergesellschaftet und nach übereinstimmenden Daten mehrerer naturwissenschaftlicher Methoden etwa 700.000 Jahre alt sind. Schnittspuren und Schlagmarken auf den Knochen eines fast vollständig vorhandenen, aber nicht in anatomischem Zusammenhang aufgefundenen Nashorns werden als Beleg für die kontrollierte Zerlegung des Tiers interpretiert. Als Urheber käme Homo erectus in Frage, der in Südostasien bislang aus Java und Flores (Indonesien) belegt ist. Wie die Autoren selbst hervorheben, ist allerdings schwer vorzustellen, dass Homo erectus in der Lage gewesen ist, die beträchtlichen Entfernungen auf See zwischen den Philippinen und den jeweils nächstgelegenen Landmassen zu überwinden - ein Unterfangen, das nach derzeitiger Kenntnis niemals ohne hochseefähige Verkehrsmittel zu bewältigen war. So ist eine gewisse Zurückhaltung bei der Interpretation der Ergebnisse angebracht, auch wenn diese Funde bis heute wohl als bislang bester Beleg für eine so frühe Besiedlung der Philippinen gelten dürfen.
Ingicco, T., van den Bergh, G. D., Jago-on, C. et al. (2018). Earliest known hominin activity in the Philippines by 709 thousand years ago. Nature 577, 233-237 (2.5.2018): https://www.nature.com/articles/s41586-018-0072-8
"Rhino fossil rewrites the earliest human history of the Philippines" (The Conversation, 2.5.): https://theconversation.com/rhino-fossil-rewrites-the-earliest-human-history-of-the-philippines-95879

3.5.
Alken Enge (Jütland) zeugt von großen germanischen Heeren kurz nach Christi Geburt
Bei Grabungen in der feuchten Niederung "Alken Enge" im Tal der Illerup, Jütland, wurden bei Grabungen 2009 und 2012-2014 etwas über 2.000 menschliche Knochen sowie einige Waffen und Keramikfragmente gefunden. Die Knochen liegen im Bereich eines ehemaligen Sees durcheinander und lassen sich zu mindestens 82 Individuen rekonstruieren. Nach mehreren 14C-Daten, die jetzt veröffentlich wurden, stammen alle Toten aus der ersten Hälfte des 1. Jh. n. Chr. Es handelt sich fast ausschließlich um die Reste junger Männer, die untersuchten Knochen zeigen vielfältige Spuren tödlicher Verletzungen von scharfen Waffen. Sprich: es handelt sich um Kriegstote. Weitere Spuren an den Knochen, u. a. Tierverbiss, zeigen an, dass die Toten wohl ca. ein halbes bis ein Jahr offen lagen und dann erst im See versenkt wurden. Darüber hinaus zeigen postmortale Schnittspuren an, dass die Toten vor ihrer Versenkung im See nochmals behandelt wurden. Insgesamt deuten die archäologischen wie anthropologischen Befunde darauf hin, dass hier die Toten einer Schlacht nach gewisser Zeit rituell geopfert und im See versenkt wurden. Anhand der Fundstreuung und der Größe der untersuchten Flächen wird die Zahl der Toten auf ehedem etwa 380 Männer geschätzt. Bisher waren größere innergermanische Konflikte mit größeren Heeren erst aus deutlich späterer Zeit nachgewiesen. Der Fundkomplex wird an Indiz dafür gelesen, dass die sozialen Entwicklungen, die in die Bildung größerer Gefolgschaften im germanischen Raum und die Völkerwanderungszeit mündeten, schon früher als bislang bezeugt einsetzten.
Kähler Holst, M., Heinemeier, J., Hertz, E., et al. (2018). Direct evidence of a large Northern European Roman period martial event and post-battle corpse manipulation. PNAS, 21. Mai 2018: http://www.pnas.org/content/early/2018/05/15/1721372115
"Erschlagen, zerlegt, gepfählt. Das Gemetzel von Jütland" (Spiegel, 22.5.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/daenemark-archaeologen-rekonstruieren-die-schlacht-von-alken-enge-a-1208875.html

3.6.
Neues Erklärungsmodell für die starke Veränderung des Genpools bei der Neolithisierung Europas
Der mesolithische Genpool in Europa unterscheidet sich stark von jenem des Frühneolithikums. Gängiges Erklärungsmodell: die Neolithisierung geht mit der Einwanderung von Frühneolithikern aus Anatolien, dann aus dem Balkanraum einher. In einem Ende Mai in "Nature Communications" publizierten Aufsatz lehnen Tian Chen Zeng, Alan J. Aw und Marcus W. Feldman diese These ab und bieten ein anderes Modell an: Die genetische Vielfalt im Frühneolithikum zeige einen extrem starken Unterschied zwischen Frauen (hohe, übliche Vielfalt) und Männern (extrem geringe Vielfalt). Anhand von Simulationen zeigen sie auf, dass es eine bessere Erklärung als das Standardmodell "Migration" für diese Beobachtung gebe: starker sozialer Stress und anhaltende Kriege zwischen patrilinear organisierten Clans, was zu dem beobachteten genetischen Flaschenhals in der Männerlinie führe. Wiewohl sich das Papier in der ersten Lektüre überzeugend liest: Hie und da scheint es archäologisch recht grobkörnig zu denken, und die Debatte der Thesen unter Genetikern steht aus. Dennoch ein Lichtblick, dass hier der Versuch unternommen wird, gegen den Strich zu bürsten und aufgrund sozialanthropologischer Überlegungen das aktuelle, eher simple Migrationsmodell auf den Prüfstand zu stellen. Folglich wäre es lohnend, auch über die derzeit von Genetikern so lautstark propagierte zweite neolithische Einwanderungswelle, Stichwort Jamnaja-Kultur und Schnurkeramik, nochmals neu nachzudenken. Die Pressemeldung der Stanford University bereichert (oder überdeckt?) die wichtigen wissenschaftlichen Aspekte noch mit einer Human-Interest-Story: zwei eifrige Undergraduates werden stutzig, spekulieren, ziehen Rat suchend ihren Professor hinzu... und schreiben am Ende einen Nature-Aufsatz.
"Wars and clan structure may explain a strange biological event 7,000 years ago, Stanford researchers find" (Stanford News, 30.5.): https://news.stanford.edu/2018/05/30/war-clan-structure-explain-odd-biological-event/
Zeng, T. Ch., Aw, A. J. / Feldman, M. W. (2018). Cultural hitchhiking and competition between patrilineal kin groups explain the post-Neolithic Y-chromosome bottleneck. Nature Communications 9 no. 2077(2018), 25.5.2018: https://www.nature.com/articles/s41467-018-04375-6

3.7.
ARTE-Doku zur "Wiedergeburt" des Mammuts
Werden eines Tages wieder Mammuts durch die Tundren der Erde streifen? Dieser Gedanke beschäftigt und fasziniert Wissenschaftler seit Jahren. Eine ARTE-Dokumentation begleitet Wissenschaftler aus Korea und den USA, die Gene des Mammuts in das Erbgut des asiatischen Elefanten einschleusen wollen. Lässt sich so das Wollhaarmammut tatsächlich wieder zum Leben erwecken? Der 52-minütige Film ist in der Mediathek nur noch bis 2.6. verfügbar und wird bei ARTE am 11.6. erneut ausgestrahlt.
https://www.arte.tv/de/videos/050714-000-A/die-wiedergeburt-des-mammuts/


4. Kulturgutschutz
4.1.
Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
Persepolis: "Der gestohlene Krieger" (Archaeologik, 29.5.): http://archaeologik.blogspot.com/2018/05/der-gestohlene-krieger.html
Tansania: "Farmers, tourists, and cattle threaten to wipe out some of the world’s last hunter-gatherers" (Science, 17.5.): http://www.sciencemag.org/news/2018/05/farmers-tourists-and-cattle-threaten-wipe-out-some-world-s-last-hunter-gatherers
"Italian Police Seize $1 Million Worth of Antiquities From Roman Businessmen. Some of the objects dating back to the 4th century BC were recovered after being advertised for sale on Facebook" (Art Net, 14.5.): https://news.artnet.com/art-world/italian-police-seize-1-million-worth-ancient-objects-roman-businessmen-1285142
"Illegale Raubgräber in Liechtenstein unterwegs" (Volksblatt, 30.4.): https://www.volksblatt.li/Nachricht.aspx?src=vb&id=197208

4.2.
Die Schweiz erwägt, den Natur- und Denkmalschutz in "nationalen Schutzgebieten" erheblich zu reduzieren
In der Schweiz konkretisiert sich ein Gesetzgebungsverfahren, das im Ergebnis den Schutz von Natur, Kultur und Kulturlandschaft (Landschaften und Naturdenkmäler, Ortsbilder und historische Verkehrswege) in den sog. nationalen Schutzgebieten zu Gunsten regionaler (d. h. kantonaler) Interessen erheblich aufweichen würde. Derzeit sind Rücknahmen von einmal in das "Inventar des Bundes von Objekten mit nationaler Bedeutung" aufgenommenen Bauten und Arealen und den damit verbundenen Schutzvorschriften nur dann möglich, wenn daran ein nationales Interesse besteht. Parallel zu dieser faktischen Herabstufung der Zuständigkeit auf die regionale Ebene sollen künftighin die Fachgutachten der Eidgenössischen Natur- und Heimatschutzkommission sowie der Eidgenössischen Kommission für Denkmalpflege weniger Gewicht erhalten als bisher. Wie real ist diese Gefahr, wo steht das Gesetzgebungsverfahren? In der entscheidenden Phase, in der noch Überzeugungsarbeit geleistet werden kann, bevor das Parlament entscheidet. Konkret geht es um die parlamentarische Initiative "Die Eidgenössische Natur- und Heimatschutzkommission und ihre Aufgabe als Gutachterin" (Nr. 12.402), die 2012 im Ständerat (entspricht in etwa dem Bundesrat in Deutschland) eingereicht wurde. Die zuständige Kommission des Ständerats hatte kurz vor Ostern den konkreten Plan für diese Gesetzesänderung publiziert. Aktuell ist der Entwurf in der sog. Vernehmlassungsphase; das heißt, die Kantone, die betroffenen Interessenverbände sowie Einzelpersonen haben bis zum 9.7. Zeit, ihre Stellungnahmen zum Gesetzentwurf einzureichen. Danach kann das Parlament (bestehend aus National- und Ständerat) die Gesetzesänderung beschließen – wobei danach noch das Referendum ergriffen werden kann. Im Zuge der Vernehmlassung haben Ende April die Alliance Patrimoine (i. e. der Interessenverband von Archäologie Schweiz, der Gesellschaft für Schweizer Kunstgeschichte, der Nationalen Informationsstelle zum Kulturerbe und dem Schweizer Heimatschutz), WWF Schweiz und Pro Natura (die älteste Naturschutzorganisation der Schweiz) in einer gemeinsamen Informationsveranstaltung ihre Positionen dargelegt: Sie sind entschieden gegen die geplante Gesetzesänderung. Sie betonen insbesondere die Wichtigkeit der nationalen Schutzgebiete für den Tourismus (nebst lokaler Identität, gesellschaftlichem Zusammenhalt und Lebensqualität) und verweisen auf die Absurdität, formal "nationale Schutzgebiete" führen zu wollen, diese jedoch faktisch den kantonalen Schutzgebieten gleichzustellen. Was hier auf Bundesebene verhandelt wird, steht nicht alleine, denn auch auf kantonaler Ebene nimmt der Druck auf den Denkmal- und Naturschutz sowie auf die Archäologie erheblich zu, private und wirtschaftliche Interessen sollen in den Vordergrund rücken. So wurde z. B. im Kanton Schaffhausen am 4.3.2018 eine Teilrevision des kantonalen Natur- und Heimatschutzgesetzes angenommen, die – ganz ähnlich – die Entscheidungsbefugnisse nach unten verlagert. Im Politikersprech lautet das dann "die Eigenverantwortung der Gemeinden wird gestärkt" und "die kantonale Denkmalpflege wird entlastet". Auch im Kanton Zug, wo der Initiator der eingangs genannten Bundesinitiative, der FDP-Politiker Joachim Eder, beheimatet ist, wird aktuell eine Änderung des Gesetzes über Denkmalpflege, Archäologie und Kulturgüterschutz angestrebt, mit der u. a. die kantonale Denkmalkommission entfallen soll.
Berichte und Vernehmlassungen zur parlamentarischen Initiative 12.402: https://www.parlament.ch/de/organe/kommissionen/sachbereichskommissionen/kommissionen-urek/berichte-vernehmlassungen-urek/vernehmlassung-urek-12-402
Alliance Patrimoine: Argumentarium zur Vernehmlassung: https://www.alliance-patrimoine.ch/download/pictures/14/wanrgpt5wkylpa9ai7j97tofa91wuf/ap_argumentarium_paiv_12.402_vernehmlassung_de.pdf
"Ein Versuch, den Denkmalschutz auszuhebeln – diesmal in der Schweiz" (Archaeologik, 11.5.): http://archaeologik.blogspot.ch/2018/05/ein-versuch-den-denkmalschutz.html?m=1
"Es drohen Seilbahnen, Parkplätze und Funparks in Schutzgebieten" (Tages-Anzeiger, 9.4.): https://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/buergerliche-wollen-mehr-bauprojekte-in-schutzgebieten/story/11957254
"Schaffhauser Natur- und Heimatschutzgesetz wird angenommen" (SRF, 4.3.): https://www.srf.ch/news/schweiz/abstimmungen/abstimmungen/abstimmungen-sh/neue-regeln-fuer-denkmalpflege-schaffhauser-natur-und-heimatschutzgesetz-wird-angenommen
"KANTON: Mehr Mitspracherecht für die Eigentümer" (Luzerner Zeitung, 17.2.): https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/zug/kanton-mehr-mitspracherecht-fuer-die-eigentuemer-ld.102762
Aktuelle Gesetzesgrundlage: "Bundesgesetz über den Natur- und Heimatschutz (NHG)": https://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/19660144/index.html
"ISOS - Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz von nationaler Bedeutung": https://www.bak.admin.ch/bak/de/home/kulturerbe/heimatschutz-und-denkmalpflege/isos.html
Anrea Schaer, "Attack on the Federal Act on the Protection of Nature and Cultural Heritage NCHA in Switzerland" (TEA 56, Frühling 2018): https://www.e-a-a.org/EAA/Publications/Tea/Tea_56/Debate/EAA/Navigation_Publications/Tea_56_content/Debate.aspx#56_switzerland


5. Ausbildung, Job-Themen und Personalia
5.1.
AG des DArV unterstützt Berufsorientierung von Studierenden der Archäologien
Sich während der Studienphase - und nicht etwa danach - beruflich zu orientieren, ist in den Archäologien ganz wichtig. Denn auch wenn Grabungsfirmen derzeit Hände ringend nach qualifiziertem Personal suchen, werden nicht alle Studierenden später innerhalb des Fachs arbeiten können oder wollen. Die AG "Wissen schafft Karriere" des Deutschen Archäologen-Verbandes e. V. (DArV) bietet Workshops zum Thema an und plant für die Zukunft Info-Materialien sowie Beratungsformate.
"‘Und was machst du jetzt mit deinem Studium?‘ Interview mit Martin Streicher zur AG Wissen schafft Karriere" (L.I.S.A., 10.5.): https://lisa.gerda-henkel-stiftung.de/und_was_machst_du_jetzt_mit_deinem_studium?nav_id=7657
Website AG "Wissen schafft Karriere" des DArV: https://darv.de/index.php?id=130

5.2.
Alarmismus: Süddeutsche Zeitung meldet "Kein Geld mehr für den Doktor"
... und fährt in ihrem Artikel vom 13.5. erläuternd fort: "Mit der Exzellenziniative läuft 2019 auch die Graduiertenförderung aus. Die Finanzierungs¬lücke ist riesig.". Hm. Richtig, die 2005/06 etwas unglücklich mit der zeitgleich erfolgenden Bologna-Reform gestartete "Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder zur Förderung von Wissenschaft und Forschung an deutschen Hochschulen" endet plangemäß im Jahr 2019, und somit auch die Graduiertenschulen, die Teil dieser Förderlinie der DFG waren. Auf dieses Auslaufen bezieht sich der Artikel in der Süddeutschen Zeitung. Der aus der Exzellenzinitiative resultierende Geldsegen für die Archäologie war von Anbeginn an übersichtlich, nur an der Uni Kiel gelang es, eine archäologierelevante Graduiertenschule aufzubauen. Der Exzellenziniative 2005-2019 folgt ab 2019 die "Exzellenzstrategie". Mit ihr fallen die bisherigen Förderlinien "Zukunftskonzepte" und "Graduiertenschule" weg. Die Förderlinien "Exzellenzcluster" und "Exzellenzuniversitäten" jedoch bestehen fort, und in ihnen gibt es weiterhin Spielräume für die Aufnahme und Beschäftigung von Doktoranden - von den zahlreichen anderen Fördermöglichkeiten einmal abgesehen. Die Nachwuchsförderung in der deutschen Forschung ist gewiss ausbau- und verbesserungsfähig, doch der Titel der SZ ist eher Alarmismus denn sachliche Berichterstattung.
"Kein Geld mehr für den Doktor: Mit der Exzellenziniative läuft 2019 auch die Graduiertenförderung aus. Die Finanzierungs¬lücke ist riesig" (Süddeutsche Zeitung, 13.5.): http://www.sueddeutsche.de/bildung/hochschulen-kein-geld-mehr-fuer-den-doktor-1.3973047
Graduiertenschule Uni Kiel "Human development in landscapes": http://www.gshdl.uni-kiel.de/

5.3.
Hermann Parzinger neuer Präsidenten von Europa Nostra
Am 7.5. wurde Prof. Dr. Hermann Parzinger zum neuen Geschäftsführenden Präsidenten von Europa Nostra gewählt und folgt dort auf Denis de Kergorlay. Europa Nostra ist die 1963 gegründete Dachorganisation von 370 Nichtregierungsorganisationen aus 40 europäischen Staaten, die deren gebündelte Interessen zum Denkmalschutz gegenüber der Europäischen Union, dem Europarat und der UNESCO vertritt. Ehrenpräsident von Europa Nostra ist seit 2010 der Opernsänger und Dirigent Placido Domingo.
Website Europa Nostra: http://www.europanostra.org/
"Prof. Dr. Hermann Parzinger from Germany appointed as new Executive President of Europa Nostra" (Europa Nostra, 8.5.): http://www.europanostra.org/prof-dr-hermann-parzinger-germany-appointed-new-executive-president-europa-nostra/

5.4.
Hartmut Dorgerloh ist ab 1.6. Generalintendant des Humboldt-Forums
Der Stiftungsrat der "Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss" hat am 15.5. den 55-jährigen Kunsthistoriker und bisherigen Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Prof. Dr. Hartmut Dorgerloh auf fünf Jahre zum Generalintendanten des Humboldt-Forums gewählt. Dorgerloh gilt als Berliner Eigengewächs und Wunschkandidat der Kulturstaatsministerin Monika Grütters. Damit endet zugleich die Ära der bisherigen Gründungsintendanz von Neil MacGregor, Hermann Parzinger und Horst Bredekamp.
"Hartmut Dorgerloh zum Generalintendanten des Humboldt Forums berufen" (Bundesregierung, 15.5.): https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Pressemitteilungen/BPA/2018/05/2018-05-155-bkm-Humboldt%20Forums.html
"Generalintendant des Humboldt-Forums: Hartmut Dorgerloh ist Berlins neuer Schlossherr" (Tagesspiegel, 15.5.): https://www.tagesspiegel.de/themen/reportage/generalintendant-des-humboldt-forums-hartmut-dorgerloh-ist-berlins-neuer-schlossherr/22544766.html
Interview mit Hartmut Dorgerloh: "Wir sind noch nicht aus der Werft raus" (Süddeutsche, 17.5.): http://www.sueddeutsche.de/kultur/humboldt-forum-wir-sind-noch-nicht-aus-der-werft-raus-1.3983873
"Intendant des Humboldt-Forums: 'Als Ossi bin ich bei Instrumentalisierungen ganz empfindlich'" (WELT, 18.5.): https://www.welt.de/kultur/article176482071/Hartmut-Dorgerloh-ueber-seine-Vision-fuer-das-Humboldt-Forum.html
"Humboldt Forum-Generalintendant Dorgerloh: Vom Schlossgegner zum Schlossherrn" (Deutschlandfunk, 23.5.): http://www.deutschlandfunk.de/humboldt-forum-generalintendant-dorgerloh-vom-schlossgegner.691.de.html?dram:article_id=418503

5.5.
Heidrun Derks (Kalkriese) in den Vorstand des Deutschen Museumsbundes gewählt
Im Rahmen seiner Jahrestagung in Bremen hielt der Deutsche Museumsbund (DMB) am 8.5. auch seine Mitgliederversammlung ab. Bei den Vorstandswahlen wurde der bisherige Präsident des DMB, Prof. Dr. Eckart Köhne, im Amt bestätigt. In den auf vier Jahre gewählten Vorstand wurde als Vertreterin der archäologischen Museen Dr. Heidrun Derks, Leiterin des Museums und Parks Kalkriese, gewählt.
"Eckart Köhne als Präsident des Deutschen Museumsbundes wiedergewählt: Der Vorstand des Deutschen Museumsbundes für die kommenden vier Jahre gewählt." (DMB, 9.5.): https://www.museumsbund.de/prof-dr-eckart-koehne-als-praesident-des-deutschen-museumsbundes-wiedergewaehlt/

5.6.
Interview mit dem Philosophen Torsten Wilholt über den Stand der Wissenschaftsfreiheit in Deutschland
Mit seinem Buch "Die Freiheit der Forschung: Begründungen und Begrenzungen" (Suhrkamp, 2012) hat sich der Philosoph Torsten Wilholt (Univ. Hannover) als Experte zum Thema Freiheit der Wissenschaften profiliert. In einem aktuellen Interview mit dem Stuttgarter Wissenschaftsjournalisten Alexander Mäder trägt Wilholt seine persönliche Einschätzung zur Wissenschaftsfreiheit vor. Es gebe Stiftungsprofessuren und Auftragsforschung, und das sei auch berechtigt, und es gebe auch hinreichend freie Forschung. Allerdings würden die derzeitigen Trends - leistungsorientierte Mittelvergabe, der Druck in hochrangigen Fachjournalen zu publizieren und der Wettbewerb um Drittmittel - dazu führen, dass eher windschnittige Themen behandelt würden: solche die mit mehr Wahrscheinlichkeit Drittmittel generieren und sichere Ergebnisse (Publikationen) einbrächten. Diesem Trend solle man gezielt entgegensteuern, was nach Wilholts Ansicht z. T. auch bereits geschehe. Er empfiehlt, mehr Freiräume für originelle, riskante und ergebnisoffenere Vorhaben zu schaffen. Die mögliche Medienwirksamkeit von Ergebnissen spielt s. E. bei der Wahl von Forschungsthemen keine große Rolle. In Summe eine (allzu?) sehr entspannte Sicht auf den Ist-Zustand der Forschungsfreiheit und Wissenschaftsförderung in Deutschland. Das Interview ist Teil einer ganzen Artikelserie zum Thema.
"Wie beeinflussen Wettbewerbsmechanismen die Freiheit der Forschung?" (wissenschaftskommunikation.de, 17.5.): https://www.wissenschaftskommunikation.de/wie-beeinflussen-wettbewerbsmechanismen-die-freiheit-der-forschung-15023/
"Schwerpunkt: Unabhängigkeit der Forschung" (wissenschaftskommunikation.de, Mai 2018): https://www.wissenschaftskommunikation.de/unabhaengigkeit-der-forschung/


6. Berufsverband
6.1.
Bericht von der ersten Mitgliederversammlung von CIfA Deutschland (München, 12.5.)
Bei der ersten Mitgliederversammlung von CIfA Deutschland wählten die Mitglieder mit hohen Mehrheiten einen Vorstand. Als Präsidentin wurde Michaela Schauer M.A. ACIfA bestätigt, die zuvor als Gründungspräsidentin fungiert hatte. Auf die Position des Schriftführers wählten die Mitglieder des Berufsverbands Prof. Dr. C. Sebastian Sommer MCIfA, auf die des Schatzmeisters Dr. Jan Schneider ACIfA. In den erweiterten Vorstand wurden gewählt: Falk Näth M.A. MCIfA, Sascha Piffko M.A. MCIfA und Priv.-Doz. Dr. Frank Siegmund MCIfA. Durch Wahl bestätigt und als tatkräftige Unterstützung sind nun zusätzlich im Beirat tätig: Manuel Mietz M.A., Grabungsleiter einer bayrischen Firma, sowie der Quereinsteiger und Ausbilder Folke Prill M.A. Zudem erkannte die Mitgliederversammlung die Gruppensatzung des CIfA für CIfA Deutschland an. Das anwesende CIfA-Vorstandsmitglied Dr. Paul Belford FSA MCIfA übermittelte dies unmittelbar nach der Mitgliederversammlung dem Vorstand von CIfA. Damit ist die Anerkennung der Gruppensatzung gemäß der CIfA-Regularien wirksam. CIfA Deutschland ist also eine reguläre Regionalgruppe des in Großbritannien rechtsfest eingetragenen Berufsverbands CIfA mit einem eigenen internen Rechtsstatus als stimmberechtigte Gruppe. Sodann debattierte und beschloss die Mitgliederversammlung die primären Ziele und Aufgaben der kommenden Monate: 1. Mitgliederakquise für CIfA Deutschland; 2. mit Hilfe eines einschlägig ausgewiesenen Juristen wird eine Satzung für CIfA Deutschland entwickelt, die auch dem deutschen Rechtssystem entspricht; 3. die Anpassung der Akkreditierung von Institutionen, insbes. für Grabungsfirmen, an deutsche Rechtsverhältnisse und Praktiken. 4. sollen die existierenden Arbeitsgruppen weiter entwickelt und ausgebaut werden. Die Vernetzung mit anderen Verbänden und Gruppen soll im kommenden Jahr mehr im Fokus stehen. Auf einer an die Mitgliederversammlung anschließenden Informationsveranstaltung wurde der Sinn und Wert einer Akkreditierung nach dem System des CIfA für den einzelnen in der Archäologie Tätigen aber auch für die Archäologie im Allgemeinen erläutert und mit Mitgliedern und Interessierten diskutiert.
Website CIfA Deutschland: http://www.cifa-deutschland.de
Zum rechtlichen Status von CIfA Deutschland vgl. auch den FAQ CIfA Deutschland: https://www.archaeologists.net/cifa-deutschland-faq


6.2.
CIfA Deutschland und DArV stellen sich auf der IFaTa 2018 in Berlin vor
Am 19.5. stellte Falk Näth im Rahmen der "Internationalen Fachschaftentagung" (IFaTa) auf Einladung des DASV e.V. in Berlin CIfA und seine deutsche Regionalgruppe vor. Näth ist Inhaber einer archäologischen Fachfirma aus Niedersachsen und frisch gewähltes Mitglied des erweiterten Vorstandes von CIfA Deutschland. Beim Vortrag waren knapp 40 Studierende anwesend, wobei die Mitglieder der "AG Berufsverband" des DASV nicht vertreten waren. In der anschließenden Diskussion zeigte sich ein reges Interesse der Studierenden an der Idee eines Berufsverbandes. "Es gab gute Rückfragen aus dem Publikum - etwa nach dem Akkreditierungssystem, wie wir uns ein Gütesiegel vorstellen und ob auch Studierende Wahlrecht haben", berichtete Falk Näth der Newsletter-Redaktion. Es wurde angeregt, dass CIfA Deutschland künftig auch bei den ARCHAEOworks-Veranstaltungen des DASV mitwirken möge. Programmgemäß stellte anschließend Jessica Bartz den DArV (Deutscher Archäologenverband) vor. Sie sehe aufgrund der unterschiedlichen Ausrichtungen von DArV und CIfA kaum Konkurrenz zwischen beiden Institutionen.
Programm der IFaTa: https://www.archaeologie.hu-berlin.de/de/lehrbereich_klarcho/winckelmann/fachschaft-und-studentische-projekte/ifata-2018

6.3.
BfK-Vorstandsmitglied E. I. Faulstich-Schilling verändert Haltung zu Berufsverband CIfA
Elisabeth Ida Faulstich-Schilling hat am 3.5. als Vorstandsmitglied des Bundesverbands freiberuflicher Kulturwissenschaftler e.V. (BfK) in einer breit verteilten E-Mail den neuen Berufsverband CIfA Deutschland hart attackiert. Ihrer Meinung nach habe CIfA Deutschland Kollegen diskreditiert und beleidigt. Der vom CIfA verfolgte Weg einer Akkreditierung sei nicht rechtsbindend. Faulstich-Schilling betrachtet die im Deutschen Verband für Archäologie (DVA) gebündelte bestehende Vielfalt der bereits etablierten Archäologie-Vereine und -Institutionen als hinreichend, um gemeinsam die Lösung noch bestehender Probleme der Archäologie anzugehen. Es sei wenig zielführend, "einen weiteren Verband für die Archäologiefirmen etablieren zu wollen". Faulstich-Schilling widerspricht damit ihrer Einschätzung und auch ihrer Offenheit für eine Kooperation, die sie noch am 4.7.2017 auf der DGUF-Tagung "Ein Berufsverband für die Archäologie?" äußerte, wo sie und Carola Berszin als Vertreterinnen des BfK eine grundsätzliche Unterstützung für die Gründung des neuen Berufsverbandes versprachen und ihm eine Vertretung der ganzen Bandbreite der Archäologie empfahlen. In einem am 7.5. veröffentlichten offenen Brief antworten die Firmeninhaber Falk Näth und Sascha Piffko für den Berufsverband CIfA Deutschland auf diesen Brief. Sie weisen Faulstich-Schilling auf verschiedene Aspekte des BfK-Schreibens hin, die sie als unrichtig und einseitig betreffs CIfA wahrnehmen. Auch weisen sie darauf hin, dass es sich bei CIfA keineswegs um einen Verband für Archäologiefirmen handelt, sondern um einen Berufsverband für alle Archäologen und Sparten der Archäologie. Zudem widersprechen sie der Behauptung von Faulstich-Schilling, dass eine Akkreditierung nicht rechtsbindend sei; denn nach § 34 des geltenden Vergaberechts könnten Gütezeichen, die von einem Berufsverband getragen sind, durchaus rechtliche Bindung entfalten. Der These Faulstich-Schillings, die bestehenden Strukturen deckten bereits alle Sparten der Archäologie ab, stellen sie die Frage entgegen: "Wer verfolgt die Interessen der in den Grabungsfirmen angestellten Mitarbeiter?". Eine offizielle Reaktion des BfK-Vorstands auf dieses Antwortschreiben ist der Newsletter-Redaktion nicht bekannt. Unklar bleibt der Newsletter-Redaktion, inwieweit das Schreiben des Vorstandsmitglieds Faulstich-Schilling die Mehrheitsmeinung der Mitglieder des BfK widerspiegelt, denn mehrere BfK-Mitglieder haben sich zumindest der Newsletter-Redaktion gegenüber von dem Schreiben ihres Vorstandsmitglieds distanziert und es als eine eher private Meinungsäußerung eingeordnet. Die Newsletter-Redaktion sieht den Brief von Faulstich-Schilling wie auch einzelne emotionale Äußerungen, die Mitte März auf der Altertumsverbandstagung in Halle fielen, als einen Beleg dafür, dass bisweilen mehr Meinung als Wissen zu CIfA vorhanden ist.
Elisabeth I. Faulstich-Schilling & Carola Berszin: "Archäologen im Bundesverband freiberuflicher Kulturwissenschaftler e. V. - Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft". Video des Vortrags bei der DGUF-Jahrestagung 2017 "Ein Berufsverband für die Archäologie?" mit Ankündigung, die Gründung eines neuen Berufsverbands zu unterstützen (DGUF, 21.9.2017): https://youtu.be/_NRfiW2msTQ?t=16m31s
Elisabeth Ida Faulstich-Schilling: Ein "neuer" Berufsverband für die Archäologie? (DGUF Jahrtestagung). "kulturverrückt" 1/2017 (Dez. 2017), S. 7: https://www.b-f-k.de/pdf/kulturverrueckt2017-1.pdf
Sascha Piffko, Falk Näth: Offene Stellungnahme zum Schreiben von Dr. Elisabeth-Ida Faulstich-Schilling vom 03.05.2018 in ihrer Funktion als Vorstandsmitglied und Referentin für den Geschäftsbereich Archäologie des Bundesverbandes freiberuflicher Kulturwissenschaftler (7.5.): https://www.academia.edu/36579841/Sascha_Piffko_Falk_N%C3%A4th_Offene_Stellungnahme_zum_Schreiben_von_Dr._Elisabeth-Ida_Faulstich-Schilling_vom_03.05.2018_in_ihrer_Funktion_als_Vorstandsmitglied_und_Referentin_f%C3%BCr_den_Gesch%C3%A4ftsbereich_Arch%C3%A4ologie_des_Bundesverbandes_freiberuflicher_Kulturwissenschaftler?campaign=upload_email

6.4.
DVA-Präsident Alfried Wieczorek setzt auf Zusammenarbeit mit CIfA Deutschland
Anlässlich der gemeinsamen Jahrestagung von WSVA und MOVA in Halle fand am 21.3. turnusmäßig auch die Vorstandssitzung und Mitgliederversammlung des Deutschen Verbandes für Archäologie (DVA) statt. Dabei berichtete der DVA-Präsident Prof. Dr. Alfried Wieczorek auch über CIfA Deutschland, was eine längere Aussprache nach sich zog. Gegen einzelne, durchaus heftige Stimmen aus den Reihen der DVA-Mitglieder betonte er als Präsident standfest, dass die Existenz von CIfA Deutschland nun einmal ein Fakt sei, die Gruppe eine ernst zu nehmende Arbeit aufgenommen habe und der DVA eine gute Zusammenarbeit mit dem neuen Berufsverband anstrebe. Er wünsche sich, dass der DVA mit CIfA in einen Dialog trete. Es sei vor allem wichtig, zum Thema der prekären Beschäftigungsverhältnisse in der Öffentlichkeit mit einer Stimme zu sprechen. Zuvor hatte man ihn am Informationsstand von CIfA Deutschland in einem längeren Gespräch mit der CIfA-Deutschland Präsidentin Michaela Schauer M. A. gesehen.


7. Open Access & Open Data
7.1.
Angekommen: die "Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte" im Open Access
Nun sind auch die "Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte" (NNU), die 1927 von Karl Hermann Jacob-Friesen begründetet Zeitschrift der niedersächsischen Landesarchäologie, im Open Access angekommen. Die ältesten Jahrgänge stehen bereits als Retrodigitalisate im Portal Propylaeum (UB Heidelberg) bereit, weitere Jahrgänge werden sukzessive ergänzt werden, sobald die Autorenerlaubnisse vorliegen. Hinsichtlich der neuen Jahrgänge wurde mit dem Verlag WBG eine Sperrfrist von zwei Jahren vereinbart: Jeder neue Jahrgang wird jeweils zunächst nur über den Buchhandel erhältlich sein und dann nach jeweils zwei Jahren in den Open Access gestellt werden.
NNU bei Propylaeum: http://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/nnu/index

7.2.
Auch Schweden DEALt mit Elsevier um eine OA-Nationallizenz
In Deutschland möchte das Konsortium DEAL für Publikationen des Elsevier-Verlags den Open Access für alle deutschen IP-Adressen erreichen und ist seit Jan. 2018 in einen Konsumentenstreik getreten, um mehr Druck in die Verhandlungen einzubringen (vgl. DGUF-Newsletter vom 31.1.2018 Punkt 7.3.; vom 30.4.2018 Punkt 7.1.). Nach dem CNRS in Frankreich (DGUF-Newsletter vom 28.3.2018 Punkt 7.4.) hat nun Mitte Mai auch Schweden den gleichen Prozess eingeleitet. Dort heißt das Konsortium der Bibliotheken "Bibsam", es bündelt unter der Führung der Schwedischen Nationalbibliothek alle wesentlichen Universitäts- und Forschungsbibliotheken des Landes. Zuletzt waren es 85 Institutionen, die gemeinsam 35 Mio. Euro für die Abonnements wissenschaftlicher Literatur ausgaben. Auch Bibsam möchte eine Open-Access-Nationallizenz erreichen, auch hier stocken die Verhandlungen mit Elsevier. Daher hat Bibsam nun, ähnlich DEAL, alle bisherigen, konventionellen Abonnemente bei Elsevier auf den 30.6.2018 gekündigt resp. wird keine neuen Verträge mehr abschließen. Im Jahr 2017 betrugen die Einnahmen, die Elsevier in Schweden erzielte, 12 Mio. Euro für Abonnemente plus 1,3 Mio. Euro aus Publikationsgebühren.
"Sweden stands up for open access – cancels agreement with Elsevier" (OpenAccess.se, 16.5.): http://openaccess.blogg.kb.se/2018/05/16/sweden-stands-up-for-open-access-cancels-agreement-with-elsevier/
Holly Else: "Europe’s open-access drive escalates as university stand-offs spread" (Nature News, 17.5.): https://www.nature.com/articles/d41586-018-05191-0
"Elsevier blockiert Open Access – schwedisches Konsortium beendet Vertrag" (Wisspub.net, 17.5.): https://wisspub.net/2018/05/17/elsevier-blockiert-open-access-schwedisches-konsortium-beendet-vertrag/

7.3.
Suchmaschinen für Open Access-Publikationen
Das wissenschaftliche Publizieren im Open Access wird häufiger, normaler. Damit wachsen auch neue, auf Open Access zugeschnittene Dienstleistungen, wie z. B. Suchmaschinen, die gezielt Open-Access-Publikationen nachweisen. Neu am Markt ist "1findr", ein Freemium-Angebot des kanadischen Informations- und Bibliometrie-Dienstleisters 1science (Freemium bedeutet, das Basisprodukt ist kostenlos, Erweiterungen oder eine Vollversion sind kostenpflichtig). Nach einem Vergleich mit "Dimensions", einem ebenfalls jungen, ähnlichen Dienst aus London, liefert 1findr zurzeit etwas mehr Treffer und sucht nicht nur im englischen Sprachraum, sondern erkennbar internationaler. In einem kurzen Blogbeitrag skizziert Ulrich Herb die beachtlichen Ausbau- und Wachstumspläne von 1findr. Bereits im September 2017 hatte 1science seine künftige Kooperation mit der Max Planck Gesellschaft bekannt gegeben, einer großen Open-Access-Förderin in Deutschland. Spannende Entwicklungen, die man im Auge behalten sollte. Indes: nach Erfahrungen der Newsletter-Redaktion stehen beide Suchmaschinen bei europäisch-archäologischen Interessen aktuell noch deutlich hinter BASE zurück, der "Bielefeld Academic Search Engine". Wie Versuche der Newsletter-Redaktion zeigen, spielt BASE (a) sehr viele Publikationen der gesuchten Autoren aus und erbringt (b) derzeit weitaus mehr Treffer als die beiden Newcomer.
1findr: https://1findr.1science.com/home
Dimensions: https://www.dimensions.ai/
BASE: https://www.base-search.net/
"1findr: discovery for the world of research" (ScienceMetrics.org, 2.5.): http://www.sciencemetrics.org/1findr/
Ulrich Herb: "Wissenschaftliche Dokumente und Open Access finden mit 1findr" (Blog SULB, 16.5.): http://blog.sulb.uni-saarland.de/2018/05/16/wissenschaftliche-dokumente-und-open-access-finden-mit-1findr/
"1science Becomes a Strategic Partner to the Max Planck Digital Library" (1science, 12.9.2017): http://1science.com/1science-becomes-strategic-partner-for-max-planck/
Aaron Tay: "1findr, Dimensions and other free mega indexes - A review of the space and numbers comparison" (Blog Musings about librarianship, 30.4.): http://musingsaboutlibrarianship.blogspot.com/2018/04/1findr-dimensions-and-other-free-mega.html

7.4.
Berlin legt Open-Access-Bericht vor
Berlin sieht sich unter den deutschen Bundesländern als Vorreiter in Sachen Open Access. Der "Open-Access-Strategie Berlin" (2015) folgend, wurde im Mai 2018 eine Jahresbilanz vorgestellt, die alle wissenschaftlichen Zeitschriftenpublikationen von an in Berlin beheimateten Wissenschaftlern (insbes. FU, Humboldt-Uni, TU, Charité) im Jahr 2016 auswertet und bilanziert. Danach stehen 31,2 % aller Aufsätze den Lesern im Open Access zur Verfügung, davon wiederum etwa die Hälfte im Goldenen Open Access, die andere Hälfte im Grünen Open Access oder in hybriden Modellen. Von den Aufsätzen, die im Goldenen - also genuinen, verlagsseitigen - Open Access publiziert wurden, stehen 80 % unter einer freien Lizensierung (CC BY). Ebenso wurden für fast 80 % dieser Aufsätze Publikationsgebühren (APCs) gezahlt. Die durchschnittliche Höhe dieser APCs lag bei ca. 1.750 Euro / 1.570 Euro (die Studie arbeitet mit zwei verschiedenen Währungsumrechnungen). Etwa die Hälfte der APCs geht an nur fünf Verlage, die Autoren der Studie sprechen von einer Verlagskonzentration. Gut 10 % des gesamten Publikationsaufkommens sei von den Autoren nach Einhalten der Embargofristen in den Grünen Open Access gestellt worden. Die sorgfältig, transparent und quellenkritisch durchgeführte Studie darf als valide aktuelle Trendmeldung gesehen werden, die Zahlen für andere Bundesländer dürften kaum anders ausfallen. Gleichwie: die für die Geisteswissenschaften wesentlichen Monografien kommen in der Studie nicht vor. Der Analyse für die Zeitschriften liegen die (vielen) den Autoren erreichbaren Aufsatzdatenbanken zu Grunde, die auch eine Erfassung der Affiliation / Beheimatung der Autoren beinhalten. All die insbes. geisteswissenschaftlichen Zeitschriften, die nicht den Weg in diese internationalen Verzeichnisse finden, wurden demnach nicht berücksichtigt. Gerade für die Archäologie wichtige Segmente des wiss. Publikationswesens wurden also nicht erfasst - und dennoch geben diese jetzt vorliegenden Zahlen einen wertvollen Einblick.
Voigt, M., Winterhalter, Chr., Riesenweber, Chr. & Hübner, A. (2018). Open-Access-Anteil bei Zeitschriftenartikeln von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an Einrichtungen des Landes Berlin. Datenauswertung für das Jahr 2016 . Berlin: https://depositonce.tu-berlin.de/bitstream/11303/7682/3/OABerlin_2016_report.pdf
"Open Access in Berlin: Ein Drittel der wissenschaftlichen Publikationen sind frei zugänglich" (Pressemitteilung Berlin, 7.5.): https://www.berlin.de/sen/wissenschaft/aktuelles/pressemitteilungen/2018/pressemitteilung.698877.php

7.5.
Wiener Kartensammlung gut aufbereitet im Open Access
Die ÖAW besitzt eine beeindruckende Sammlung historischer Karten, ein von Erich Woldan (1901-1989) zusammengetragener Schatz von etwa 20.000 Karten. 380 dieser Karten wurden nun gut aufbereitet in den Open Access gegeben (CC BY 4.0), viele Karten davon können mit aktuellen Karten überblendet werden. Neben historischen Weltkarten von allgemeinem Interesse liegt der Fokus des Materials auf Österreich und dem Gebiet und Interessengebiet des Habsburgerreiches. Wozu auch Deutschland gehörte, wie das eindrucksvolle Kartenwerk von Friedrich Wilhelm Streit (1772-1839) gehört, eine weite Teile des heutigen Norddeutschlands abdeckende Kartenaufnahme von 1807. Die Karten können im Viewer betrachtet, aber auch heruntergeladen werden, wobei als Format neben jpg auch GeoTIFF angeboten wird und die Karten im Original wie auch in einer Entzerrung bereit stehen.
"ÖAW stellt historische Landkarten online" (ORF, 18.5.): http://science.orf.at/stories/2913522/


8. Bürger und Archäologie & Citizen Science
8.1.
Mehr als ein Drittel der Nutzer sitzt dabei auf dem Klo: Wo Ihre Social-Media-Inhalte rezipiert werden
Jedes Museum, alle Forschungseinrichtungen oder Grabungsprojekte, die für Facebook, Twitter, YouTube etc. Inhalte produzieren, träumen insgeheim davon, dass die Nutzer sie hochkonzentriert vor dem Rechner sitzend rezipieren. Dass dieser Traum sich nicht mit der Realität deckt, zeigt eine repräsentative Umfrage des Branchenverbands Bitkom. Ihr zufolge ist einer der beliebtesten Orte für Social Media das Bett – dort greifen 57% der Social-Media-Nutzer häufig oder manchmal auf Soziale Netzwerke zu. Noch beliebter ist die Nutzung während des Fernsehens oder Streamings, wo Social Media als Second Screen dienen. 52 % nutzen Social Media in öffentlichen Verkehrsmitteln und 38 % während der Arbeit. Rund jeder dritte Social-Media-Nutzer schätzt außerdem die Zeit auf der Toilette und nutzt Social Media dort.
"Online gleich nach dem Aufwachen und kurz vor dem Einschlafen: Jeder Zweite nutzt Social Media im Bett" (Bitkom, 16.4.): https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Online-gleich-nach-dem-Aufwachen-und-kurz-vor-dem-Einschlafen-Jeder-Zweite-nutzt-Social-Media-im-Bett.html

8.2.
Spannende Neuerscheinung zum Massentourismus und seine Folgen
Hand aufs Herz: Hassen Sie auch die Touristen? Die mit dem Selfiestick vor der Mona Lisa? Die in den zu kurzen Hosen und mit Tennissocken im Kolosseum, deretwegen Sie stundenlang anstehen mussten? Der Tourismus ist eine Mega-Industrie; allein auf Mallorca kamen im Juli 2016 1,8 Mio. Besucher auf 900.000 Einheimische. Der italienische Publizist Marco d'Eramo beschreibt jetzt in seinem Buch "Die Welt im Selfie. Eine Besichtigung des touristischen Zeitalters", was der Tourismus mit der Welt anstellt. Er sei " die Schnittstelle für viele andere Industrien. Wir würden keine Flugzeuge haben ohne den Tourismus. Wir würden wesentlich weniger Autos haben und keine Kreuzfahrtschiffe." Tourismus verändere das Leben der Einheimischen – Stichwort steigende Mieten und massenweise Ferienwohnungen in den Zentren der Städte. Hassen wir Touristen also zu Recht? D'Eramo findet das zu einfach und die Selbstwahrnehmung, dass man Reisender und nur die Anderen Touristen seien, snobistisch. Er fragt auch, warum wir uns abrackern, um Bau- und Kunstwerke abzulichten, die wir "in echt" vielleicht sogar weniger beeindruckend finden als im Reiseführer oder dem Bewertungsportal. D'Eramo spricht vom "Unescozid", also dem Effekt, dass die Organisation Kulturschätze bewahren will, diese durch das Siegel aber zugleich Touristenmagnete werden. Oder zu Remakes ihrer selbst – die Inszenierung verdrängt das Original. Die UNESCO "beutet Orte aus, indem sie sie in Museen verwandelt. Stattdessen sollte man alte Bauten umnutzen, mit Leben füllen". Lesenswert.
"Marco d'Eramo zur Reiselust: 'Wir alle hassen Touristen'" (Spiegel, 25.5.): http://www.spiegel.de/reise/aktuell/marco-d-eramo-und-die-welt-im-selfie-wir-alle-hassen-touristen-a-1209077.html
"Reisen ist der Traum vom Entkommen" (Süddeutsche, 3.5.): http://www.sueddeutsche.de/reise/kulturgeschichte-touristen-sind-immer-die-anderen-1.3964712-2
"Buch 'Die Welt im Selfie': Wie der Tourismus die Welt zerstört" (BR, 27.5.): https://www.br.de/themen/kultur/marco-d-eramo-die-welt-im-selfie-buch-kritik-100.html
"Kritik: Marco d’ Eramo: Die Welt im Selfie" (SWR2, 16.5.; Audio, 4:28 Min.): https://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/lesenswert/swr2-lesenswert-kritik-marco-d-eramo-die-welt-im-selfie/-/id=659892/did=21503412/nid=659892/157sur0/index.html


9. Ausstellungen und Museen
9.1.
Deutscher Museumsbund stellt Leitfaden zum Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten vor
Mitte Mai hat der Deutsche Museumsbund e. V. (DMB), der u. a. vom Staat finanzierte Interessenverband der deutschen Museen, gemeinsam mit der alten und neuen Kulturstaatsministerin Monika Grütters einen 136-seitigen Leitfaden zum Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialem Erbe vorgestellt. Insbesondere wegen der andauernden und zunehmenden Debatten um die Konzeption und Eröffnung des Berliner Humboldt-Forums ist Rückgabe / Restitution ein ebenso aktuelles wie heikles Thema, zu dem der Leitfaden nun allen Museumsverantwortlichen Orientierung geben soll. Ziel der Broschüre ist es gewiss auch, auf breitere Schultern verteilt etwas mehr Ruhe und Sachlichkeit in die Debatte um das Humboldt-Forum zu bringen mit dem Signal "Wir denken gemeinsam nach, wir haben einen übergeordneten Plan, wir tun etwas". Neben Begriffsklärungen, einer Übersicht zu Kolonien und allerlei Tipps, die bei der Provenienzforschung nützlich sind, enthält der Leitfaden v. a. allgemeine Empfehlungen. Danach sollten sich Museen eine Prioritätenliste anlegen und ihre Bestände danach ordnen, wie stark sie mit der Kolonialzeit in Verbindung stehen. Der Leitfaden empfiehlt, alle Untersuchungen möglichst transparent vorzunehmen und ggf. auch frühzeitig Kontakt mit den Herkunftsgesellschaften zu suchen. Nichts wirklich Neues also, sondern eine willkommene Zusammenstellung und Ordnung vorhandenen Wissens. Die Deutsche Welle zitiert den Präsidenten des DMB, Eckart Köhne, bereits mit der Ankündigung einer Neuauflage: "Köhne hofft auf eine internationale Diskussion. Der Leitfaden könne rezensiert und kommentiert werden, insbesondere aus afrikanischen Ländern. Die Ergebnisse sollen in eineinhalb Jahren in eine zweite Version der Handlungsempfehlung aufgenommen werden." Diese eher ungewöhnliche Frist von eineinhalb Jahren bis zur Neuauflage verdeutlicht den Plan: Im Herbst 2019 soll das Humboldt-Forum eröffnet werden. Die von Köhne ausgesprochene Einladung an Herkunftsländer, den nun veröffentlichten Leitfaden eingehend zu diskutieren (eine englische und französische Übersetzung sind angekündigt) und dadurch die renovierte Fassung zu beeinflussen, eröffnet im Herbst 2019 die Option zu sagen: "Ihr hattet ja die Gelegenheit zur Einflussnahme und Mitwirkung".
"Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten – Vorstellung des Leitfadens des Deutschen Museumsbundes mit Kulturstaatsministerin Grütters" (Presse- und Informationsamt der Budnesregierung, 14.5.): https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Pressemitteilungen/BPA/2018/05/2018-05-14-bkm-sammlungsgut.html?nn=402600
"Koloniales Erbe: Erster Leitfaden für Museen vorgestellt" (Deutsche Welle, 14.5.): http://www.dw.com/de/koloniales-erbe-erster-leitfaden-f%C3%BCr-museen-vorgestellt/a-43781977
"Umgang mit dem kolonialen Erbe" ("Kulturzeit" 3sat, 14.5.; Video, 2:28 Min.): http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=73564
"Raubkunst in Museen: Der deutsche Weg" (Tagesspiegel, 14.5.): https://www.tagesspiegel.de/kultur/raubkunst-in-museen-der-deutsche-weg/22125536.html
Deutscher Museumsbund (Hrsg.) (2018). Leitfaden zum Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten. Berlin: Deutscher Museumsbund. https://www.museumsbund.de/wp-content/uploads/2018/05/dmb-leitfaden-kolonialismus.pdf


10. Und sonst …
10.1.
Tansania verzichtet auf Reparationszahlungen von Deutschland – wünscht sich aber Hilfe bei archäologischen Projekten
Im November 1918 endete die deutsche Kolonialherrschaft im heutigen Tansania. Bei einem Treffen mit Bundesaußenminister Heiko Maas Anfang Mai sagte der tansanische Außenminister Augustine Mahiga, Reparationsforderungen seien kein Thema. Auch afrikanische Kunstobjekte aus deutschen Museen fordere er nicht zurück. Stattdessen wünsche man sich Hilfe bei archäologischen Projekten. Gesprächsbedarf bestehe außerdem bei der Rückführung menschlicher Gebeine aus deutschen Sammlungen. Fossilien wie das Skelett des Brachiosaurus brancai, das sich im Museum für Naturkunde in Berlin befindet, sieht Mahiga eher als Welterbe an: "Es gehört nicht nur Deutschland oder Tansania", sagt er bei einer Pressekonferenz.
"Afrikareise von Heiko Maas: Tansania will keine Entschädigung von Deutschland" (ZEIT, 4.5.): https://www.zeit.de/politik/ausland/2018-05/afrikareise-heiko-maas-tansania-entschaedigung-kolonialherrschaft
"Maas und der tansanische Saurier" (Sächsische Zeitung, 4.5.): https://www.sz-online.de/nachrichten/wissen/maas-und-der-tansanische-saurier-3930682.html

10.2.
Haithabu und Danewerk als UNESCO-Weltkulturerbe vorgeschlagen
Der älteste erhaltene Grenzwall der Welt ist das Danewerk, Haithabu einer der wichtigsten Wikinger-Handelsplätze in Europa. Beide Stätten sind jetzt auf der Vorschlagsliste als UNESCO-Weltkulturerbe. Vorausgegangen waren 14 Jahre Bemühungen des Landesamtes in Schleswig um den Antrag. Dr. Ulf Ickerodt, Leiter der Oberen Denkmalschutzbehörde Schleswig-Holsteins, ist ob dieses wichtigen Schrittes nun sehr erleichtert. Gegenüber dem NDR sagte Ickerodt, er habe sogar mit einer Zurückverweisung des Antrags gerechnet, wie es sie schon 2015 für einen früheren Antrag gegeben hatte. Neben Danewerk und Haithabu steht laut UNESCO noch der Naumburger Dom auf der diesjährigen Vorschlagsliste Deutschlands. Das UNESCO-Welterbekomitee tagt vom 24.6.-4.7. in Manama, Bahrain, und entscheidet dort über die Nominierungen.
"Haithabu und Danewerk für Welterbe-Liste empfohlen" (NDR, 15.5.): https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Haithabu-und-Danewerk-fuer-Welterbe-Liste-empfohlen,haithabu544.html
Website der 42. Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees: http://42whcbahrain2018.bh/
"Hedeby and Danevirke, an archaeological border landscape" - Eintrag auf der UNESCO-Vorschlagsliste (2016): https://whc.unesco.org/en/tentativelists/6083/
"Archäologische Grenzlandschaft von Haithabu und Danewerk" (Informationen des Archäologischen Landesamts Schleswig-Holstein): https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-271183

10.3.
US-Behörde verhindert Teilnahme von Archäologen an Fachtagung der SAA
Das Bureau of Land Management (BLM), eine dem US-amerikanischen Innenministerium unterstellte Behörde zur Verwaltung und wirtschaftlichen Verwertung von öffentlichem Land, hat die Teilnahme von mindestens 14 BLM-Archäologen und weiterer BLM-Fachleute an der 83. Jahrestagung der Society for American Archaeology (SAA) im April verhindert; nur drei ausgewählte Kollegen wurden entsandt. Als Grund gab das BLM laut Washington Post die hohen Reisekosten an. Die BLM-Archäologen wollten ein Symposium mit dem Titel "Tough Issues in Land Management Archaeology" veranstalten; Chairs hätten die Kollegen Byron Loosle (beim BLM oberster Beauftragter für Kulturgut) und Laura Hronec (ebenfalls BLM) sein sollen. Im SAA-Programmheft sind 24 Teilnehmer für das Symposium aufgelistet, wovon laut Washington Post 17 Mitarbeiter des BLM sind. Die Veranstaltung musste abgesagt werden. Das Symposium sollte verschiedene umstrittene Themen behandeln, einschließlich der Durchsetzung des Antikengesetzes von 1906. Dabei hatte Barack Obama zahlreiche neue nationale Denkmäler benannt, die jetzt von Innenminister Ryan Zinke geprüft werden. Das von Theodore Roosevelt unterzeichnete Gesetz ermöglicht es, öffentliches Land einschließlich archäologischer Stätten für ökologischen, wissenschaftlichen oder kulturellen Schutz zu sperren. Die damaligen Präsidenten Barack Obama und Bill Clinton taten genau das, als sie in Utah die Nationaldenkmäler Bears Ears und Grand Staircase-Escalante errichteten; einer der Gründe war der Schutz kulturhistorischer Stätten für Ureinwohner. Ende 2017 beschloss Donald Trump, Bears Ears um 81% bzw. mehr als 1,1 Millionen Acres (knapp 4.500 Quadratkilometer) und Grand Staircase-Escalante um knapp 50% bzw. mehr als 800.000 Acres (mehr als 3.200 Quadratkilometer) zu verkleinern. Das begründete er am 4.12.2017 den Gesetzgebern und Bürgern Utahs u. a. mit diesen Worten: "Your timeless bond with the outdoors should not be replaced with the whims of regulators thousands and thousands of miles away. They don't know your land, and truly, they don't care for your land like you do. But from now on, that won't matter. I’ve come to Utah to take a very historic action to reverse federal overreach and restore the rights of this land to your citizens." Einige Verbände werten den aktuellen Vorgang laut Washington Post als weiteren Beleg für das Bemühen des US-amerikanischen Innenministeriums, die Kommunikation von Forschern mit der Öffentlichkeit und Fachkollegen zu unterbinden. Die Zeitung benennt eine Quelle, die "aus Angst vor Vergeltung" anonym bleiben wolle und gesagt habe, dass die Mitarbeiter schon zu Obamas Zeiten ihre Konferenzbesuche über das Büro des BLM-Direktors zur Genehmigung vorgelegt hätten. Auch zuvor sei das Reisebudget eine Überlegung gewesen, aber unter Trump "wurden einzelne Ereignisse selbst und Themen, die abgedeckt werden sollten, genauer untersucht". SAA-Präsidentin Susan Chandler äußerte in einem öffentlichen Statement ihr Bedauern. U. a. sagte sie: "Preserving the US archaeological record is a charge entrusted to all Americans, often via our government agencies. BLM archaeologists handle large-scale, complex issues involving multiple stakeholders, and we were sorry to lose the chance to learn from their experience."
"The Energy 202: Interior agency blocks group of archaeologists from attending scientific conference" (The Washington Post, 3.5.): https://www.washingtonpost.com/news/powerpost/paloma/the-energy-202/2018/05/03/the-energy-202-interior-agency-blocks-group-of-archaeologists-from-attending-scientific-conference/5aea1d9230fb042db57972ac
"Trump Watch: BLM sidelines science, excludes archaeologists from major conference" (NRDC, 3.5.): https://www.nrdc.org/trump-watch/blm-sidelines-science-excludes-archaeologists-major-conference
SAA Statement Concerning the Participation of BLM Archaeologists at the 83rd Annual Meeting: http://www.saa.org/ForthePress/SAANews/tabid/139/Default.aspx
Präsident Trump am 4.12.2017 in Utah (CNN): https://twitter.com/cnn/status/937769473594945536
"Trump announces reductions to Bears Ears, Grand Staircase monuments" (NBC News, 4.12.2017): https://www.nbcnews.com/politics/white-house/trump-announces-reductions-bears-ears-grand-staircase-monuments-n826326
"Remarks by President Trump on Antiquities Act Designations" (The White House, 4.12.2017): https://www.whitehouse.gov/briefings-statements/remarks-president-trump-antiquities-act-designations/

10.4.
3D-Scanning am Fließband: CultLab3D ist einer der Preisträger des Europa-Nostra-Preises 2018
Nicht nur die DGUF, auch die Europäische Kommission vergibt Preise für "beispielhafte Leistungen im Bereich des kulturellen Erbes": Bereits seit 1978 gibt es den Europa-Nostra-Preis bzw. den EU-Preis für das Kulturerbe, der "Erfolg und uneigennütziges Engagement im Bereich des kulturellen Erbes" fördern und auszeichnen soll. In diesem Jahr gibt es insgesamt 29 Preisträger aus 17 Ländern, darunter drei aus Deutschland. Und darunter wiederum: CultLab3D. Mit Kult an sich hat das allerdings nichts zu tun - dafür mit bildbasiertem 3D-Scanning von Kulturgut. Auch gut, irgendwie. CultLab3D, ein Forschungsprojekt des Fraunhofer-Instituts für Graphische Datenverarbeitung in Darmstadt, ist angetreten, die in der Archäologie immer wichtiger werdende 3D-Dokumentation von Artefakten zu fließbandisieren. Heißt konkret: Weg vom mühsamen Photogrammetrie-Tanz ums Objekt, weg vom Drehteller mit Handbedienung - hin zu einer Anlage, wie man sie von den Sicherheitskontrollen am Flughafen kennt: Handgepäck bzw. Kulturgut vorne aufs Band, durch die Maschine fahren, fertig. Nur wird hier nicht durchleuchtet, sondern es werden eben automatisiert Fotos für eine 3D-Modellierung aufgenommen. Der Effekt ist dabei derselbe wie anno dunnemals beim Ford Model T: Die 3D-Dokumentation wird erheblich schneller und damit billiger, gleichzeitig sinken die Fertigungstoleranzen. CultLab3D verspricht eine Bearbeitungszeit von zehn Minuten pro Objekt - einer Massendigitalisierung der Museumsbestände dieser Welt steht also (fast) nichts mehr im Wege. Außer vielleicht die Objektgröße, denn die darf derzeit 60 cm nicht übersteigen. Die auch hier wieder kolportierte Idee von der Rettung des bedrohten Kulturguts durch die 3D-Dokumentation und Virtual Reality und überhaupt ist allerdings noch immer Quatsch. Kulturgut besteht aus mehr als Form und Farbe - aDNA- oder Isotopenanalysen beispielsweise werden sich weder am virtuellen Objekt noch am daraus gefertigten 3D-Druck machen lassen. (Nicht nur) für solche wissenschaftliche Erkenntnisse braucht es immer noch ein Original. Aber solche grundsätzlichen Einwände außer Acht gelassen: Für die 3D-Dokumentation könnte das CultLab3D-Maschinchen ein echter Durchbruch werden! Noch eine Info für die Partytiger unter den Newsletter-Abonnenten: Die Fete steigt am 22.6. in Berlin mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, dem zuständigen EU-Kommissar Tibor Navracsics und dem Europa-Nostra-Präsidenten Plácido Domingo.
"EU-Preis für das Kulturerbe" (Seite der Europäischen Kommission zum Kulturerbe-Preis): https://ec.europa.eu/programmes/creative-europe/actions/heritage-prize_de
Website des Europa-Nostra-Preises: http://www.europeanheritageawards.eu/
"CultLab3D: Automated Scanning Technology for 3D Digitisation" (Projektvorstellung auf der Kulturerbe-Preis-Webseite, 15.5.): http://www.europeanheritageawards.eu/winners/cultlab3d-automated-scanning-technology-3d-digitisation/
"CultLab3D ausgezeichnet" (Pressemeldung des Fraunhofer-Insituts, 15.5.): https://www.igd.fraunhofer.de/presse/aktuelles/cultlab3d-ausgezeichnet
Website von CultLab3D: http://www.cultlab3d.de/
"European Heritage Awards Ceremony": http://european-cultural-heritage-summit.eu/de/veranstaltungen/european-heritage-awards-ceremony?card=3311

10.5.
Was auf die Ohren für Frankophone und Frankophile: "Carbone 14", die Archäologie-Sendung von Radio France Culture
Jeden Sonntag um 20.30 Uhr sendet Radio France Culture mit "Carbone 14" ein 30-minütiges Archäologie-Magazin, das auch im Internet nachhörbar und als Podcast verfügbar ist. Die Sendestrecke richtet sich an interessierte Nicht-Archäologen, ist aber auch für den Fachmann bzw. die Fachfrau interessant und vertreibt bestens die Zeit beim Bügeln, Werkstattaufräumen oder auf der S-Bahn-Fahrt. Die Sendungen, in der Regel sind es Interviews, werden vom Archäologen Vincent Charpentier vom Institut national de recherches archéologiques préventives (INRAP) moderiert – für unsere Ohren vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig ist die typisch französische Radiomoderatoren-Manier mit starken stimmlichen Modulationen. Themen sind die Archäologie und ihre Nachbarwissenschaften quer durch die Zeiten und rund um die Welt mit einem Schwerpunkt in Frankreich und dort wiederum im Paläolithikum und der Höhlenkunst. Dabei geht es nicht nur um spektakuläre Funde oder Fundstellen, sondern auch um Methoden, Konzepte und Modelle. Der Interview-Stil ist locker, und die Interviewten sind gute Erzähler - hören Sie rein!
Carbone 14, le magazine de l‘archéologie: https://www.franceculture.fr/emissions/carbone-14-le-magazine-de-larcheologie

10.6.
Mit der Software "Transkribus" alte Inventarbücher oder umfangreiche handschriftliche Grabungsdokumentationen maschinenlesbar machen
Ein recht unbekanntes EU-Projekt könnte auch für Archäologen interessant sein: Transkribus, eine kostenlos erhältliche Software, die alte handschriftliche Dokumente transkribiert. Mit ihr ließen sich z. B. alte Inventarbücher oder umfangreiche handschriftliche Grabungsdokumentationen maschinenlesbar machen. Je mehr Text die Software dabei auswertet, desto besser das Ergebnis. Um eine Handschrift entziffern zu können, sollten rund 100 Seiten (ca. 20.000 Wörter) vorliegen. Mehr als 10.000 Nutzer aus aller Welt haben sich bereits registriert – je mehr es werden, je mehr Daten eingegeben werden, umso besser kann die Software lernen.
"Transkribus entziffert Uromas Handschrift" (heise online, 24.5.): https://www.heise.de/newsticker/meldung/Transkribus-entziffert-Uromas-Handschrift-4056211.html
Transkribus-Website: https://transkribus.eu/Transkribus/
"How to use Transkribus in 10 steps" (Transkribus, 3.4.2017; Video, 2:45 Min.): https://youtu.be/GjChcDExshU

10.7.
Auf Ihre Recherche-Themen zugeschnitten: my.propylaeum
Sind Sie Archäologe und weit abgeschnitten von einer guten Fachbibliothek? Eine Kollegin ohne bequemen Zugriff auf Neuerscheinungen und daher mit dem Gefühl, von der Forschung etwas abgeschnitten zu sein? Abhilfe, und das kostenlos, verspricht hier "my.propylaeum": Ein Nachrichtendienst, bei dem man sich persönlich anmeldet und ein Interessensprofil definieren kann, nach archäologischer Disziplin, Region und Themenschwerpunkten. Sodann wird man per E-Mail oder RSS-Feed - wahlweise täglich, wöchentlich, monatlich oder quartalsweise - informiert, und zwar - wiederum wahlweise - über relevante Neueingänge (Druckwerke) bei der Bayerischen Staatsbibliothek München, der UB Heidelberg, über Neuzugänge an Digitalisaten in München und Heidelberg, über relevante Datenbanken, Publikationen bei Propylaeum-Dok sowie frische Rezensionen (recensio.antiquitatis). Sprich: man kann sich recht umfassend auf dem Laufenden halten lassen. Für alle irgendwie einer Universität Angehörigen ist die Anmeldung ein Klacks (Stichwort "Authentifizierung über Shibboleth"), sie benutzen ihre Uni-Anmeldedaten, der Rest geht automatisch. Für alle anderen Interessierten bietet das Team der UB-Heidelberg eine individuelle Ersatzlösung. Wo und wie - das ergibt sich aus der Startseite des Portals.
Startseite von my.propylaeum (UB Heidelberg): https://www.propylaeum.de/service/mypropylaeum/
Liste der per Shibboleth teilnehmenden Institutionen: https://www.aai.dfn.de/verzeichnis/teilnehmer/

10.8.
Korrekte Literaturzitate leicht gemacht mit ZoteroBib
Ihr Verzeichnis der zitierten Literatur soll im Stil APA6 eingereicht werden, und Sie haben keine Lust, das Regelwerk zu lesen? Kein Problem, das neue Onlinetool "ZoteroBib" erledigt das für Sie: Zitat eingeben, händisch oder z. B. als DOI, URL etc., und ZoteroBib spielt das Zitat nach dem von Ihnen gewählten Standard korrekt aus. Dann copy & paste, erledigt. Die Datenbank im Hintergrund enthält ca. 9.000 Zitierstile, u. a. auch APA6. Zeitschriften-Betreiber, die sich in der Liste der Zitierstile (noch) nicht finden, können sich an die Betreiber wenden und ihren spezifischen Zitationsstil hinzufügen lassen. Praktisch, vor allem dann, wenn man als Autor im Einzelfall unsicher ist und etwas nachprüfen möchte resp. man sich in eine neue Zitierweise lieber praktisch statt theoretisch einarbeiten will. Ach so: kostet nix.
"Introducing ZoteroBib: Perfect bibliographies in minutes" (Blog Zotero, Mai 2018): https://www.zotero.org/blog/introducing-zoterobib/
ZoteroBib: https://zbib.org/

10.9.
Strategiespiel "Ancestors: Legacy": Meilenweit von frühmittelalterlicher Realität entfernt
Am 22.5. erschien das Strategiespiel "Ancestors: Legacy", das in einer frühmittelalterlichen Welt platziert ist, und in dem die Spieler siedeln, erobern und kämpfen. In seinem Blog "ArchaeoGames" zeigt der Journalist Dom Schott, dass die Entwickler ihr Spiel als "historisch akkurates Echtzeitstrategiespiel, das von den geschichtliche Ereignissen des Mittelalters beeinflusst wurde" verkaufen und damit einen Marketingerfolg erlangen, denn die Spiele-Medien übernehmen die Phrase in ihren Berichten, und Genauigkeit scheint für Gamer ein Kaufargument darzustellen. Doch, so zeigt Schott auf, ist das Spiel alles andere als historisch genau, vielmehr sei es oft darum gegangen, wie "cool" etwas aussehe. "So haben die Entwicklerteams meist die Deutungshoheit über die Geschichte", schreibt Schott, "und wie sie diese auslegen wollen, welche Stereotypen sie als 'wahr' inszenieren und welche Klischees sie bestätigen wollen." Wen muss das kümmern außer ein paar Historiker und Archäologen? Ist der Anspruch an Genauigkeit überhaupt erfüllbar? Wie Spiele die geschichtlichen Geschichtsbilder beeinflussen, sei noch weitgehend unerforscht, schreibt Schott kritisch, und Geschichtsknitterei sei daher womöglich ein riskantes Spiel mit unserer Geschichte. Einen Hinweis, wie stark Games das Bild von Geschichte beeinflussen können, liefert die Studie des Didaktikers Prof. Marc-André Éthier zur "Discovery Tour" von "Assassin's Creed" (DGUF-Newsletter vom 9.3.2018, Punkt 8.4.).
Dom Schott: "Von Wildschweinen auf Wikinger-Schultern: Wie verhandelbar ist Geschichte?" (ArchaeoGames, 16.5.): https://archaeogames.net/von-wildschweinen-auf-wikinger-schultern-wie-verhandelbar-ist-geschichte/
Eugen Pfister: "'Wie es wirklich war.' – Wider die Authentizitätsdebatte im digitalen Spiel" (gespielt, 18.5.2017): https://gespielt.hypotheses.org/1334
"Ancestors Legacy - Launch Trailer" (Destructive Creations, 17.5.; Video, 2:25 Min.): https://www.youtube.com/watch?v=cIL2fnxKBIE


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