DGUF Newsletter vom 31.07.2020

DGUF Newsletter

vom 31. Juli 2020

Inhalt

1  DGUF-Nachrichten

1.1  Regierungsentwurf zur Novellierung des Denkmalschutzgesetzes Nordrhein-Westfalen: DGUF nimmt Stellung

1.2  DGUF tritt "Enable!" bei

1.3  DGUF-Newsletter: "Der Gastkommentar" wird nach Testphase beibehalten

1.4  Unter den DGUF-Rezensionsangeboten: Amanda G. Henry (Ed.): Handbook for the Analysis of Micro-Particles in Archaeological Samples

2  Tagungen und Veranstaltungen

2.1  Virtual Summer School "Computer- and Geoscience in Archaeology" (31.8.-9.9.; Anmeldung bis 16.8.)

2.2  Archäometrie: Bootcamp (Mannheim, 12.-16.10.) und Datierungs-Workshop (Mannheim, 26.-30.10.)

3  Forschung

3.1  Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"

3.2  Aktuelle Ausgrabungen und Forschung in den Medien

3.3  Seit wann leben Menschen in Amerika? Vielleicht schon länger als 30.000 Jahre

3.4  Werkzeugtechniken des Aurignacien: drei Meißel aus Mammutelfenbein aus dem Hohle Fels

3.5  Spätneolithische Erdwerke als Eingriffe, um machtvolle Ort von der umgebenden Landschaft abzuriegeln

4  Archäoinformatik

4.1  "Umfangreiches produktives Feedback gewünscht": Rezension zu "biblatex-archaeology: LaTeX-Package biblatech-archaeology v2.2. GitHub"

4.2  Durch den 3D-Dschungel getestet – aktuelle SfM-Photogrammetrie-Software im Überblick

5  Kulturgutschutz

5.1  Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien

5.2  Veranstaltungsvideo online: "Gemeinsam.Kulturgut.Retten" (9.7.)

6  Studium, Job-Themen und Personalia

6.1  Mitarbeiter einer archäologischen Fachfirma gründen Betriebsrat

6.2  "Reiches Fundgut im Hegau": SWR4 im Gespräch mit dem Konstanzer Kreisarchäologen Jürgen Hald

7  Berufsverband

7.1  Änderungen im Vorstand, Gründung zweier Arbeitskreise: Kurzbericht von der Mitgliederversammlung von CIfA Deutschland (27.6.)

7.2  CIfA Deutschland startet ein Netzwerk für Archäologiefirmen – der CIfA-Arbeitskreis Archäologiefirmen

7.3  Entwickeln eines transparenten Systems zum Festlegen von Lohnuntergrenzen – der CIfA-Arbeitskreis Lohnuntergrenzen

7.4  Handreichung zur Lohnkalkulation in der Archäologie – mit praktischem Nutzen!

7.5  "Making a meaningful change": CIfA-Deutschland-Präsidentin Michaela Schauer im Gespräch

8  Open Access & Open Data

8.1  DGUF-Mahnungen erfolgreich? - "cOAlition S" entdeckt Platinum-Open-Access-Zeitschriften

8.2  Neu im Open Access bei Propylaeum: Trierer Zeitschrift

8.3  "Was läuft" bei Propylaeum? Ein Interview mit der Trägerin des Deutschen Archäologiepreises Dr. Maria Effinger

9  Und sonst …

9.1  Gemeinschaften sind ganz wichtig: Bericht von der 2. NFDI-Konferenz (Online, 8.-9.7.)

9.2  Wissenschaftsrat empfiehlt Auflösung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) in kleinere, autonome Einheiten – und was seitdem geschah

 

1         DGUF-Nachrichten

1.1        Regierungsentwurf zur Novellierung des Denkmalschutzgesetzes Nordrhein-Westfalen: DGUF nimmt Stellung

Nach einer 2018 angestoßenen, eingehenden Evaluation der Bau- und Bodendenkmalpflege in NRW legte die Landesregierung im Mai 2020 eine Novellierung des DSchG NRW vor. Der Entwurf will die Unteren Denkmalschutzbehörden fachlich wie organisatorisch erheblich stärken. In Fragen der Baudenkmalpflege (nicht der Archäologie) sollen nunmehr die Unteren Denkmalschutzbehörden "nach Anhörung" statt "im Benehmen" mit dem Fachamt entscheiden, d. h. weitgehend autonomisiert werden. Auf Einladung des Ministeriums kommentierte die DGUF in ihrer Stellungnahme vom 3.7. den Gesetzentwurf. Sie moniert hinsichtlich der Baudenkmalpflege die geplante gravierende Minderstellung der Denkmalfachbehörden. Als Ausgleich für das in Gesetzentwurf vorgesehene Entfallen des Landesdenkmalrates - dessen Einrichtung die Landes-CDU in den Wahlprüfsteinen zur Landtagswahl 2017 der DGUF gegenüber zugesichert hatte - und die stärkere Stellung der lokalen Behörden fordert die DGUF die Einführung des Verbandsklagerechts. Die DGUF-Stellungnahme bringt dazu einen fertig ausformulieren Textvorschlag ein. Für die Archäologie moniert sie beim Thema Kostentragungspflicht die Ausklammerung der Braunkohletagebaue und Auskiesungsgebiete aus dem Verursacherprinzip (auch hierzu hatte die Landes-CDU bislang uneingelöste Wahlversprechen gemacht) sowie die zahlreichen neuen Möglichkeiten des Ministeriums, Regelungen ohne demokratische Kontrolle auf dem Verordnungsweg zu erlassen. Doch die Novelle enthält nicht nur zu Kritisierendes. So begrüßt die DGUF z. B. ausdrücklich die Aufnahme der UNESCO-Welterbestätten ins Gesetz, die explizite Einführung des deklaratorischen Prinzips in der Archäologie und eine Spezifizierung im Denkmalbegriff, der nun die Integration einer "Archäologie der Moderne" rechtsfest im Denkmalschutz NRW verankert.

Novelle DSchG NRW, DGUF-Stellungnahme und Dokumentation: https://www.dguf.de/index.php?id=513

"Novellierung des Denkmalschutzgesetzes in NRW" (Archaeologik, 30.7.): https://archaeologik.blogspot.com/2020/07/novellierung-des-denkmalschutzgesetzes.html

 

1.2        DGUF tritt "Enable!" bei

Die im Mai 2020 gegründete Initiative "Enable!" bündelt Verlage, Bibliotheken und Gesellschaften, die sich für eine auf Open Science gerichtete Open-Access-Publikationskultur in Deutschland einsetzen. Ihr Fokus liegt auf den Sozial- und Geisteswissenschaften, die in den bisherigen Debatten nicht selten hintangestellt waren. "Enable!" will ausdrücklich auch den Open Access bei Monografien und Sammelwerken (Kongressberichte, Festschriften) stärken. Die Initiative strebt die Entwicklung einer Community an, die die oft als Antagonisten verstandenen Verleger, Bibliotheken und Fachgesellschaften zusammenzieht zur gemeinsamen Transformation des Publikationswesens.

https://enable-oa.org/

 

1.3        DGUF-Newsletter: "Der Gastkommentar" wird nach Testphase beibehalten

Debatten rund um die Archäologie seriös, aber niederschwelliger und auch schneller als über einen Fachaufsatz zu führen, ist Ziel eines seit Anfang des Jahres bestehenden Angebots an die Mitglieder der DGUF. Als "Gastkommentar" können Sie im DGUF-Newsletter Ihre Gedanken und Meinungen frei kundtun. Die Rubrik war als Testphase eingeführt worden. Die Rückmeldungen und Nutzung haben bei der kürzlich erfolgten Evaluation zur Entscheidung geführt, das Angebot dauerhaft weiterzuführen. Wir freuen uns auf weitere Einreichungen von Gastkommentaren unserer Mitglieder.

Gastkommentar im DGUF-Newsletter: Informationen zu den "Spielregeln" und zum Ablauf: https://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/publikationen/DGUF-Dok_Gastkommentar-Newsletter.pdf

 

1.4        Unter den DGUF-Rezensionsangeboten: Amanda G. Henry (Ed.): Handbook for the Analysis of Micro-Particles in Archaeological Samples

Unter den zahlreichen Bänden, welche die Herausgeber der "Archäologischen Informationen" zur Rezension ausschreiben, sei diesmal der im August bei Springer erscheinende Band hervorgehoben. Die professionelle Identifizierung mikroskopischer Überreste an archäologischen Befunden gewinnt an Bedeutung. Solche Mikropartikel können Informationen über die Umgebung des Standorts und menschliche Aktivitäten liefern, die möglicherweise nicht aus Artefakten und Materialien hervorgehen, die auf der Makroskala erhalten sind. Dabei würden, so die Autoren des Bandes, Forschende häufig zu Experten für ein enges Spektrum von Mikropartikel-Typen, kennen jedoch manchmal die Vielzahl anderer Partikelformen in archäologischen Proben nicht oder seien sich ihrer überhaupt nicht bewusst. Aus dem Klappentext: "This handbook provides a resource for those already familiar with some kinds of micro-particles who wish to learn more about others, or for those just starting out in the study of microremains who wish to have a broad understanding about microscopic archaeology. Topics covered in this handbook include diatom microfossils, starch granules, pollen grains, phytoliths, natural fibers, volcanic glass, minerals, insect remains, and feathers." - Wenn Sie Interesse an einer Rezension haben, richten Sie bitte Ihre Anfrage mit Ihrer vollständige Postanschrift sowie einer kurzen Begründung, weshalb Sie dieses Werk besprechen wollen, an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

Alle Rezensionsangebote der "Archäologischen Informationen" mit weiteren Informationen zu Modalitäten und Ablauf: http://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/publikationen/AI/DGUF-Dok_Arch-Inf_Rezensionsangebote.pdf

Mehr zum Buch: https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-030-42622-4

 

2         Tagungen und Veranstaltungen

2.1        Virtual Summer School "Computer- and Geoscience in Archaeology" (31.8.-9.9.; Anmeldung bis 16.8.)

Die HTW Dresden richtet sich mit ihrer Virtual Summer School "Computer- and Geoscience in Archaeology" an Studierende der Archäologie und der Informationswissenschaften, die Grundlagen digitaler Technologien in der Archäologie erlernen möchten. Zu den Themen gehören: Informationsmodellierung, Datenbanken und Geoinformationssysteme; Programmierung Grundlagen der Fernerkundung; 3D-Dokumentation; Forschungsdatenmanagement und Anwendungen in der Archäologie. Die Lehrsprache ist Englisch. Die Anmeldung bleibt bis zum 16.8. geöffnet, die Anzahl der Plätze ist begrenzt.

https://www.htw-dresden.de/hochschule/fakultaeten/info-math/studium/studiengang-archaeoinformatik/summer-school-computer-science-in-archaeology

 

2.2        Archäometrie: Bootcamp (Mannheim, 12.-16.10.) und Datierungs-Workshop (Mannheim, 26.-30.10.)

Das Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie Mannheim und die Universität Tübingen richten im Oktober zwei archäometrisch orientierte Veranstaltungen in Mannheim aus. Diese sind Bestandteil einer Serie weiterer Workshops zu unterschiedlichen Themen in den folgenden Jahren. In einem Basisworkshop ("Bootcamp") vom 12.-16.10. erfahren die Teilnehmenden mehr über grundlegende Methoden und ihre Anwendungen in der Archäometrie bzw. in der naturwissenschaftlichen Archäologie. Die Veranstaltung umfasst einen theoretischen und einen praktischen Teil, sie richtet sich an alle Studierenden und Interessierten. Ziel der Veranstaltung ist es, den Teilnehmern das Verständnis einer fundierten Interpretation archäometrischer Analysen und Bestimmungen zu vermitteln und neben den Grundlagen auch die Einschränkungen der naturwissenschaftlichen Methoden aufzuzeigen. Die Kosten belaufen sich auf 150 Euro, Anmeldefrist ist der 1.10. - Ein Intensivkurs vom 26.-30.10. widmet sich speziell dem Thema "Datierung", es geht um Datierungsverfahren wie die Radiokarbonmethode, Lumineszenz und Dendrochronologie, aber auch um eine theoretische wie praktische Vertiefung bzgl. radioaktiver Ungleichgewichte (Laborarbeit, Exkursion). Eine Teilnahme ist unabhängig vom "Bootcamp" für Jedermann möglich. Die Kosten belaufen sich auf 150 Euro, Anmeldefrist ist der 20.10

Archäometrie-Bootcamp (Mannheim, 12.-16.10.): https://www.archaeometrie-kolleg.de/bootcamp-herbst-2020

Archäometrie-Workshop zum Thema Datierung (Mannheim, 26.-30.10.): https://www.archaeometrie-kolleg.de/workshop-herbst-2020

 

3         Forschung

3.1        Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"

Schmölzer, A. (2020). Rezension zu: Koch, J. K., Jacob, Chr. & Leskovar, J. (Hrsg.) (2020). Prähistorische und antike Göttinnen. Befunde – Interpretationen – Rezeption. Jubiläumstagung "20 Jahre FemArc – Netzwerk archäologisch arbeitender Frauen". (Frauen – Forschung – Archäologie, 13). Münster: Waxmann. Archäologische Informationen 43, Early View, online publiziert 23. Juli 2020.

Gaydarska, B. (2020). Review of: Ohlrau, R. (2020). Maidanets’ke: Development and decline of a Trypillia mega-site in Central Ukraine. (Scales of Transformation, 7). Leiden: Sidestone. Archäologische Informationen 43, Early View, published online 22 July 2020.

Wrobel Nørgaard, H. (2020). Review of: Parker Pearson, M., Sheridan, A., Jay, M., Chamberlain, A., Richards, M. P. & Evans, J. (2019). The Beaker People. Isotopes, mobility and diet in prehistoric Britain. (Prehistoric Society Research Paper, 7). Oxford: Oxbow Books. Archäologische Informationen 43, Early View, published online 10. July 2020.

Hahn, H. P. (2020). Rezension zu: Ingold, T. (2019). Anthropologie. Was sie bedeutet und warum sie wichtig ist. (übers. v. Werner Petermann). Wuppertal: Peter Hammer Verlag. Archäologische Informationen 43, Early View, online publiziert 7. Juli 2020.

Klammt, A. (2020). Software-Rezension zu: Ingram Braun (2019). biblatex-archaeology: LaTeX-Package biblatech-archaeology v2.2. GitHub. Archäologische Informationen 43, Early View, online publiziert 6. Juli 2020.

Näth, F. (2020). Der Unterschied zwischen Einkommen und Auskommen: Eine Betrachtung von Lohngestaltungen in der Archäologie (Arbeitspapiere CIfA Deutschland 3). Archäologische Informationen 43, Early View, online publiziert 3. Juli 2020. Ergänzende Materialien: Excel-Rechentabelle "Bruttolohnvergleich über Jahreseinkommen für den Arbeitnehmer bzw. freien Mitarbeiter"

Mainberger, M. (2020). Elements of an Aquatic Cultural Landscape – a regional study from a frog’s eye perspective. Archäologische Informationen 43, Early View, published online 1 July 2020.

http://www.dguf.de/earlyview.html

 

3.2        Aktuelle Ausgrabungen und Forschung in den Medien

"Wie die Landwirtschaft ins Ammertal einzog. Forschungsprojekt erstellt geoarchäologisches Archiv der ersten Mensch-Umwelt Interaktionen in Tübinger Region: Landschaft wandelte sich vom Feuchtgebiet zur Flussaue und zog Siedler an" (Universität Tübingen, 30.7.): https://uni-tuebingen.de/universitaet/aktuelles-und-publikationen/newsfullview-aktuell/article/wie-die-landwirtschaft-ins-ammertal-einzog/

"Accelerated bone deterioration in last 70 years at famous Mesolithic peat bog in peril. Results suggest similar decline may be happening across equivalent sites" (PLOS, 29.7.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-07/p-abd072220.php

"Superspreader älter als gedacht? Neue Pocken-Belege aus Nordeuropa" (Archaeologik, 29.7.): https://archaeologik.blogspot.com/2020/07/superspreader-alter-als-gedacht-neue.html

"Most of Stonehenge's large boulders share origin in west woods, Wiltshire. Origins of the sarsen megaliths at Stonehenge" (AAAS, 29.7.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-07/aaft-mos072720.php und " Whence Came Stonehenge’s Stones? Now We Know. Last year archaeologists pinpointed the origin of many of the ancient monument’s massive stones. A new study identifies the source of the rest" (The New York Times, 29.7.): https://www.nytimes.com/2020/07/29/science/stonehenge-archaeology-sarsens.html

Drôme: "Rare découverte d'une authepsa à Die" (INRAP, 28.7.): https://www.inrap.fr/rare-decouverte-d-une-authepsa-die-15082

"8000-year-old skeletons found at Slatina site in Bulgarian capital Sofia" (The Sofia Globe, 28.7.): https://sofiaglobe.com/2020/07/28/archaeology-8000-year-old-skeletons-found-at-slatina-site-in-bulgarian-capital-sofia/

"Grape pips reveal collapse of ancient economy in the grip of plague and climate change" (Phys.org, 27.7.): https://phys.org/news/2020-07-grape-pips-reveal-collapse-ancient.html

"Seeds from 1,500-year-old Negev trash pits show a world on the brink of collapse. Study of 10,000 seeds from Negev viticulture settlements illustrates how plague, climate change and socioeconomic depression in booming empire’s periphery point to its decline" (The Times of Israel, 27.7.): https://www.timesofisrael.com/seeds-from-1500-year-old-negev-trash-pits-show-a-world-on-the-brink-of-collapse/

"Neandertaler besaßen niedrigere Schmerzschwelle. Menschen, die einen bestimmten Ionenkanal von Neandertalern geerbt haben, empfinden mehr Schmerzen" (Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie", 23.7.): https://www.mpg.de/15184083/0721-evan-019609-neandertaler-hatten-niedrigere-schmerzschwelle

"Sag‘ mir, was der Fuchs fraß, und ich sage dir, wie der Mensch zu ihm stand. Forschungsteam untersucht, was Knochen des Kulturfolgers über sein Lebensumfeld vor rund 40.000 Jahren verraten" (Universität Tübingen, 22.7.): https://uni-tuebingen.de/universitaet/aktuelles-und-publikationen/pressemitteilungen/newsfullview-pressemitteilungen/article/sag-mir-was-der-fuchs-frass-und-ich-sage-dir-wie-der-mensch-zu-ihm-stand/

"7.000 Jahre alte Siedlungsreste in Schweinfurt entdeckt" (BR, 21.7.): https://www.br.de/nachrichten/bayern/grabungen-in-schweinfurt-7-000-jahre-alte-fundstuecke-entdeckt,S5LcYxP

"New light cast on Scotland's Bronze Age mountain dwellers on Arran. The life of Scotland’s Bronze Age mountain dwellers has been brought to life after archaeologists excavated the remains of high-altitude roundhouse on the Isle of Arran" (The Scotsman, 21.7.): https://www.scotsman.com/heritage-and-retro/heritage/new-light-cast-scotlands-bronze-age-mountain-dwellers-arran-2919062

"Loin du littoral: à Alba-la-Romaine, culture de la vigne dès l'âge du Fer" (INRAP, 20.7.): https://www.inrap.fr/loin-du-littoral-alba-la-romaine-culture-de-la-vigne-des-l-age-du-fer-15096

"Wo der König mit seinem Schiff begraben liegt. Erstmals seit mehr als 100 Jahren legen Norwegens Archäologen wieder ein Wikingerschiff frei. Vermutlich ist es das älteste bisher ausgegrabene - und nicht nur deswegen ein erstaunlicher Fund" (SZ, 19.7.): https://www.sueddeutsche.de/panorama/norwegen-wikingerschiff-gjellestad-ausgrabung-1.4972047

"Unknown Viking trading place discovered by master’s student. With the help of a metal detector, Tor-Kjetil discovered what appears to be the oldest trading place in Northern Norway to date" (Science in Norway, 16.7.): https://partner.sciencenorway.no/archaeology-uit-arctic-university-viking-age/unknown-viking-trading-place-discovered-by-masters-student/1713663

"How a giant tsunami devastated Britain’s Atlantis. The 6,200BC cataclysm may have drowned up to a quarter of the population, archaeologists say" (The Independent, 16.7.): https://www.independent.co.uk/news/science/archaeology/tsunami-britain-atlantis-6200-bc-archaeology-a9622591.html

"Breakthrough in studying ancient DNA from Doggerland that separates the UK from Europe" (University of Warwick, 16.7.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-07/uow-bis071620.php

"New chemical analyzes: What did Danes and Italians in the Middle Ages have in common?" (University of Southern Denmark, 15.7.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-07/uosd-nca071520.php

"Mysterious carved rock chambers found inside sacred mountain of Abydos" (Ahram Online, 15.7.): http://english.ahram.org.eg/NewsContent/9/40/374570/Heritage/Ancient-Egypt/Mysterious-carved-rock-chambers-found-inside-sacre.aspx

"Hyksos, 15th Dynasty rulers of Ancient Egypt, were an internal takeover. Chemical analysis reveals Egypt was a multi-cultural hub for centuries" (PLOS, 15.7.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-07/p-h1d070820.php

"Huge Atlas statue to guard Sicily's Temple of Zeus once more. Eight-metre statue built in 5th century BC had been buried among ancient ruins" (The Guardian, 14.7.): https://www.theguardian.com/culture/2020/jul/14/huge-atlas-statue-to-guard-sicilys-temple-of-zeus-once-more

"29,000 years of Aboriginal history. Uncovering new layers of River Murray occupation" (Flinders University, 14.7.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-07/fu-2yo071020.php

"Palestinian archaeologist peers into ancient irrigation practices in Lisan Peninsula" (The Jordan Times, 14.7.): http://www.jordantimes.com/news/local/palestinian-archaeologist-peers-ancient-irrigation-practices-lisan-peninsula

"Überreste von Aztekenpalast in Mexiko-Stadt entdeckt. Bei der Renovierung eines Gebäudes sind Fundamente eines Aztekenpalastes freigelegt worden. Über ihnen stehen die Überreste eines Hauses des spanischen Eroberers Cortés" (Zeit, 14.7.): https://www.zeit.de/wissen/geschichte/2020-07/mexiko-aztekenpalast-haus-hernan-cortes-entdeckung und "Remains of the Palace of Axayácatl and a house built by order of Cortés are discovered in Monte de Piedad building" (INAH, 13.7.): https://www.inah.gob.mx/boletines/9259-remains-of-the-palace-of-axayacatl-and-a-house-built-by-order-of-cortes-are-discovered-in-monte-de-piedad-building

"This 1.4-million-year-old hand ax adds to Homo erectus’ known toolkit. East African find shows ancient hominids crafted a range of simple and more complex tools" (Science News, 13.7.): https://www.sciencenews.org/article/homo-erectus-hand-ax-stone-age-tools

"Lifelike face of a tattooed Tashtyk man seen for first time behind a stunning gypsum death mask" (The Siberian Times, 12.7.): https://siberiantimes.com/science/casestudy/features/this-tattooed-tashtyk-man-was-found-half-a-century-ago-yet-now-for-the-first-time-we-can-see-his-lifelike-face/

Neuzeitarchäologie: "Archéologie : un vaste site fortifié de la Luftwaffe ressort de terre près de Caen. Une base allemande vient d’être fouillée par des chercheurs, soulignant l’émergence et l’intérêt d’une archéologie de la deuxième guerre mondiale" (Le Monde, 11.7.): https://www.lemonde.fr/sciences/article/2020/07/11/une-base-de-la-luftwaffe-ressort-de-terre-pres-de-caen_6045903_1650684.html

"Gewaltiges Gräberfeld in Ampass harrt weiterer Forschung. 320 (!) Urnen aus der Hallstattzeit haben Archäologen am Widenfeld in Ampass bisher geborgen – Zeugnis einer vielfältigen Bestattungskultur" (Tiroler Tageszeitung, 11.7.): https://www.tt.com/artikel/17131118/gewaltiges-graeberfeld-in-ampass-harrt-weiterer-forschung

"Alaskan volcano linked to mysterious period with extreme climate in ancient Rome. The cold, famine and unrest in ancient Rome and Egypt after the assassination of Julius Caesar in 44 BCE has long been shrouded in mystery. Now, an international team has found evidence suggesting" (University of Copenhagen, 10.7.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-07/uoc-avl071020.php

"Un habitat néolithique et un établissement agricole antique à Belgodère (Haute-Corse)" (INRAP, 9.7.): https://www.inrap.fr/un-habitat-neolithique-et-un-etablissement-agricole-antique-belgodere-haute-15083

"Seidenstraße: Auch Hirten hielten Katzen als Haustiere" (Universität Halle-Wittenberg, 9.7.): https://pressemitteilungen.pr.uni-halle.de/index.php?modus=pmanzeige&pm_id=3303

"Neue Methode löst altes Rätsel. Hafnium-Isotope als Schlüssel: Archäologen und Geochemiker weisen Glas-Herkunft aus römischer Kaiserzeit nach" (Universität Münster, 9.7.): https://www.uni-muenster.de/news/view.php?cmdid=11125

"Tooth decay was major problem for our ancestors 9,000 years ago" (Science in Poland, 8.7.): https://scienceinpoland.pap.pl/en/node/83005

"Un quartier artisanal aux portes de l'antique Augustodunum (Autun)" (INRAP, 8.7.): https://www.inrap.fr/un-quartier-artisanal-aux-portes-de-l-antique-augustodunum-autun-15079

"The Latin Aegean: crusade, colonialism, and commercialisation. Small, victimised, and on the fringe, though not over and done. How crusading shaped Late Byzantine socioeconomic life and how the Aegean world defied Latin dominance in times of conquest and exploitation. A story told from history and archaeology" (Leiden Archaeology, 8.7.): https://leidenarchaeologyblog.nl/articles/the-latin-aegean-crusade-colonialism-and-commercialisation

"Ancient voyage carried Native Americans’ DNA to remote Pacific islands. Finding that some Polynesians carry genetic ancestry from South America supports long-held theory that ancient populations met and interbred" (Nature News, 8.7.): https://www.nature.com/articles/d41586-020-02055-4

"Naturally perforated shells one of the earliest adornments in the Middle Paleolithic. Simulations and microscopic analysis confirm that ancient shells were hung on strings and painted with ochre" (PLOS, 8.7.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-07/p-nps070120.php

"Cerne Abbas Giant: Snails show chalk hill figure 'not prehistoric'" (BBC, 8.7.): https://www.bbc.com/news/uk-england-dorset-53313064

"Human ancestor less of a lean marathon runner. Scientists found that Homo erectus had a large but short ribcage, similar to Neanderthals, rather than the longer, flatter chest of modern humans" (Natural History Museum London, 6.7.): https://www.nhm.ac.uk/press-office/press-releases/human-ancestor-less-of-a-lean-marathon-runner1.html

Turkana Boy: "Seeking Ancestral Commonalities with Modern Human Body Type, Researchers Find Stockier Answer" (New York University, 6.7.): https://www.nyu.edu/about/news-publications/news/2020/july/seeking-ancestral-commonalities-with-modern-human-body-type--res.html

"Süditalien: Neandertaler starben nicht wegen Kälte aus" (Universität Innsbruck, 6.7.): https://www.uibk.ac.at/public-relations/presse/archiv/2020/1297/

"Was Fettrückstände über vergangene Essgewohnheiten verraten. FAU-Chemiker entwickelt neues Verfahren, um die Verteilung von Lipiden in archäologischen Keramiken zu bestimmen" (Universität Erlangen-Nürnberg, 3.7.): https://www.fau.de/2020/07/news/wissenschaft/was-fettrueckstaende-ueber-vergangene-essgewohnheiten-verraten/

"Experts find early ocher mine in Mexican underwater caves" (AP, 3.7.): https://apnews.com/20ea1b11f4c3402903a8552c18056456

"Aboriginal artifacts reveal first ancient underwater cultural sites in Australia. The first underwater Aboriginal archaeological sites have been discovered off Australia dating back thousands of years ago" (Flinders University, 1.7.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-07/fu-aar062520.php

"What archaeology of the remote past can tell us about our future under climate change. Long-term and global datasets of Paleolithic archaeologists are relevant for present climate action, and new interdisciplinary alliances are needed to exploit them" (Advanced Science News, 1.7.): https://www.advancedsciencenews.com/what-archaeology-of-the-remote-past-can-tell-us-about-our-future-under-climate-change/

"La nécropole paléochrétienne de Saint-Pierre-l’Estrier à Autun" (INRAP, 30.6.): https://www.inrap.fr/la-necropole-paleochretienne-de-saint-pierre-l-estrier-autun-15064

"Hornos de la Peña un siglo después de la excavación de Hugo Obermaier" (Arkeobasque, 29.6.): https://arkeobasque.wordpress.com/2020/06/29/hornos-de-la-pena-un-siglo-despues-de-la-excavacion-de-h-obermaier/

"Archaeologists have found astonishingly well-preserved gear from a fisherman who lived 5,000 years ago" (Science Norway, 26.6.): https://sciencenorway.no/archaeology-history-stone-age/archaeologists-have-found-astonishingly-well-preserved-gear-from-a-fisherman-who-lived-5000-years-ago/1705054

"Ancient Maya reservoirs contained toxic pollution. Mercury, algae made water undrinkable in heart of city" (University of Cincinnati, 26.6.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-06/uoc-amr062620.php

"Ancient sled dogs helped ice-age humans conquer the cold. New research suggests that sled dog breeds belonging to an ancient lineage helped early humans spread into the Arctic regions" (NBC, 25.6.): https://www.nbcnews.com/science/science-news/ancient-sled-dogs-helped-ice-age-humans-conquer-cold-n1232100

Gespräch mit Reinhard Bernbeck: "Zeitgenössische Archäologie. Reste der Nazizeit an fast jeder Ecke" (DLF, 25.7.): https://www.deutschlandfunk.de/zeitgenoessische-archaeologie-reste-der-nazizeit-an-fast.691.de.html?dram:article_id=481252

 

3.3        Seit wann leben Menschen in Amerika? Vielleicht schon länger als 30.000 Jahre

Die ersten Menschen gelangten vor mindestens 30.000 Jahren nach Amerika, ungefähr 15.000 Jahre früher, als es die Wissenschaft für die Clovis-Kultur bisher belegen konnte. Darauf deutet jetzt eine drei Meter dicke Kulturschicht in der Chiquihuite-Höhle in Zentralmexiko hin. In jeder Schicht fanden sich Relikte von Flora und Fauna sowie insgesamt 1.900 steinerne Objekte, die als Messer, Schaber und Pfeilspitzen gedeutet werden. Mehr als 50 Radiokarbon- und Lumineszenzdaten datieren den Befund; genetische, paläoökologische und chemische Daten dokumentieren die sich ändernde Umgebung, in denen die Bewohner lebten.

"Evidence grows that peopling of the Americas began more than 20,000 years ago" (Nature News, 22.7.): https://www.nature.com/articles/d41586-020-02137-3

"Earliest humans stayed at the Americas ‘oldest hotel’ in Mexican cave" (St John's College, University of Cambridge, 22.7.): https://www.joh.cam.ac.uk/earliest-humans-stayed-americas-oldest-hotel-mexican-cave

Ardelean, C.F., Becerra-Valdivia, L., Pedersen, M.W. et al. Evidence of human occupation in Mexico around the Last Glacial Maximum. Nature (2020). https://doi.org/10.1038/s41586-020-2509-0

"Humans reached the Americas 11,000 years earlier than previously thought, archaeologists discover" (The Independent, 23.7.): https://www.independent.co.uk/news/science/archaeology/archaeology-discovery-americas-us-human-story-prehistory-a9632161.html

 

3.4        Werkzeugtechniken des Aurignacien: drei Meißel aus Mammutelfenbein aus dem Hohle Fels

Der Hohle Fels am Rande der Schwäbischen Alb war in der jüngeren Altsteinzeit eine bedeutsame Elfenbeinwerkstatt: Große Mengen an Spänen und Splittern von Mammutstoßzähnen wurden in der Höhle geborgen, ebenso spektakuläre Schnitzarbeiten wie die weltberühmte Venus. Jetzt wurden drei ca. 38.000 Jahre alte Meißel aus Mammutelfenbein, die vermutlich unterschiedlichen handwerklichen Zwecken dienten, der Öffentlichkeit präsentiert. Die Funde aus dem Jahr 2019 sind zwischen 14 und 22 Zentimetern lang, bis zu vier Zentimeter breit und können als regelrechter Werkzeugsatz verstanden werden. "Wir sprechen hier wegen der charakteristischen Form der Funde von Meißeln", erklärt Nicholas Conard am 20.7., "tatsächlich aber muss in weiteren Analysen und Experimenten nachvollzogen werden, welche Funktionen die Werkzeuge tatsächlich hatten. Wie es aussieht, wurden sie als Multifunktionswerkzeuge benutzt, um unterschiedliche organische Materialien wie Elfenbein, Holz, Knochen oder Geweih zu bearbeiten." Die Werkzeuge werden bis Anfang Januar 2021 im Urgeschichtlichen Museum Blaubeuren gezeigt.

 

"Werkzeug-Satz aus Elfenbein. Meißel aus Mammutstoßzähnen wurden vor 38.000 Jahren multifunktional eingesetzt – Archäologen der Universität Tübingen präsentieren im Urgeschichtlichen Museum Blaubeuren neue Funde" (Universität Tübingen, 20.7.): https://uni-tuebingen.de/universitaet/aktuelles-und-publikationen/pressemitteilungen/newsfullview-pressemitteilungen/article/werkzeug-satz-aus-elfenbein

Nicholas J. Conard, Maria Malina: "Fortsetzung der Ausgrabungen am Hohle Fels und neue aurignacienzeitliche Werkzeuge aus Mammutelfenbein." Archäologische Ausgrabungen in Baden- Württemberg 2019, Juli 2020, S. 47-51.

 

3.5        Spätneolithische Erdwerke als Eingriffe, um machtvolle Ort von der umgebenden Landschaft abzuriegeln

"Prähistorische Menschen waren ebenso fähig wie neuere Gemeinschaften, ihre Welt im Landschaftsmaßstab zu strukturieren, zu organisieren und zu verbessern. Die großen zeremoniellen Zentren des spätneolithischen Großbritanniens waren die gestalteten Landschaften ihrer Zeit. Diese kleinen Gesellschaften lebten nicht in kleinen Welten." Daran erinnert der Archäologe Timothy Darvill (Universität Bournemouth) in einem lesenswerten Beitrag im Apollo Magazine. Darvill schreibt u. a. über den Henge von Durrington Walls, ein ca. 10 Hektar großes Erdwerk des 3. Jt. v. Chr. in gut 3 km Entfernung zu Stonehenge, mit seinen 20 m großen und ca. 5 m tiefen Gruben in einem Gesamtdurchmesser von 2 km (DGUF-Newsletter vom 26.6.2020 Punkt 3.8.). Er nennt den Cursus von Stonehenge mit fast 3 km Länge und den von "Dorset Cursus" mit ca. 10 km Ausmaß. Diese für uns heute nicht sichtbaren, über riesige Datenmengen erschlossenen und auch mit Hilfe von "virtual reality" nur schwer vorstellbaren gestalteten Landschaften, würden das Verständnis prähistorischer Monumente grundlegend ändern. Es brauche eine grundlegende Änderung des Denkens, z. B. über den heute selbstverständlichen Gegensatz von Natur und Kultur, die in der prähistorischen Welt ein nahtloses Ganzes gewesen seien.

Timothy Darvill: "Ground control – how Bronze Age builders reshaped the landscape" (Apollo Magazine, 16.7.): https://www.apollo-magazine.com/neolithic-pits-durrington-discovery-near-stonehenge/

 

4         Archäoinformatik

4.1        "Umfangreiches produktives Feedback gewünscht": Rezension zu "biblatex-archaeology: LaTeX-Package biblatech-archaeology v2.2. GitHub"

Das Paket biblatech-archaeology (v.2.2) unterstützt LaTeX-Nutzer darin, einen Text automatisch an eine der vielen verschiedenen in der Archäologie üblichen Zitierweisen anzupassen und ggf. vom Regelwerk Zeitschrift A auf Zeitschrift B umzustricken. Rezensentin Anne Klammt hat das Paket gründlich gesichtet. Sie sieht Vorteile besonders beim Anfertigen großer Arbeiten mit zahlreichen Kapiteln, einer mehrseitigen Literaturliste und einer Vielfalt an Publikationstypen, auf die referenziert wird, und der Perspektive, später kürzere Derivate für Tagungsbände, Zeitschriften und Sammelbände abzuleiten.

Klammt, A. (2020). Software-Rezension zu: Ingram Braun (2019). biblatex-archaeology: LaTeX-Package biblatech-archaeology v2.2. GitHub. Archäologische Informationen 43, Early View, online publiziert 6. Juli 2020. https://www.dguf.de/fileadmin/AI/ArchInf-EV_Klammt.pdf

 

4.2        Durch den 3D-Dschungel getestet – aktuelle SfM-Photogrammetrie-Software im Überblick

Vor zwei Jahren haben wir an dieser Stelle schon einmal auf den Blog des britischen Paläontologen Peter Falkingham hingewiesen (DGUF-Newsletter vom 17.9.18, Punkt 5.1), damals im Zusammenhang mit der DGUF-Softwarebox. Aber wir tun das gerne noch einmal, denn: Peter
Falkingham hat seine Übersicht der bekanntesten 3D-Photogrammetrie-Softwarepakete aktualisiert. Sei es kommerzielle Software, sei es Open Source, Falkingham hat (fast) alles, was 3D-Modelle aus Bildern baut, mit (s)einem Standard-Datenset durchgetestet. Ergebnis? Wird hier nicht verraten - selber nachlesen bitte! :-)

Peter Falkingham: "Free and Commercial Photogrammetry software review: 2020" (10.7.): https://peterfalkingham.com/2020/07/10/free-and-commercial-photogrammetry-software-review-2020/
Handreichung "DGUF-Softwarebox": http://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/Studierende/DGUF-Dok_Software-Box.pdf

 

5         Kulturgutschutz

5.1        Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien

"Looted skulls and human remains are being sold in black markets on Facebook" (Live Science, 2.7.): https://www.livescience.com/human-bone-trade-facebook.html

 

5.2        Veranstaltungsvideo online: "Gemeinsam.Kulturgut.Retten" (9.7.)

Bei der Online-Veranstaltung des Archaeological Heritage Network wurde das Projekt "KulturGutRetter" vorgestellt, welches zum Zielt hat, Rettungsmodule und Mechanismen zum Erhalt von Kulturgütern in Krisensituationen bis zu einer operativen Anwendbarkeit und organisatorischen Implementierbarkeit zu entwickeln. Auch wurde die arabische Übersetzung des "Sicherheitsleitfadens-Kulturgut-SiLK" präsentiert. SiLK ist ein Projekt der Konferenz Nationaler Kultureinrichtungen mit Förderung des Bundesamtes für Katastrophenhilfe und Bevölkerungsschutz.
Die Aufzeichnung der knapp einstündigen Veranstaltung mit Vorträgen von Katrin Schöne (SiLK), Christoph Rogalla von Bieberstein (Koordinator des KulturGutRetter-Projektes) und DAI-Präsidentin Friederike Fless ist auf YouTube verfügbar.

"Kultur.Gut.Retten. Ein Online Event des ArcHerNet am 9. 7.2020" (Archaeological Heritage Network, 13.7.; Video, 57:53 Min.): https://youtu.be/9crmRJ2z2cI

"Empfehlungen für den Kulturgutschutz: SiLK nun auch in arabischer Sprache verfügbar" (Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, 9.7.): https://www.bbk.bund.de/SharedDocs/Kurzmeldungen/BBK/DE/2020/07/Empfehlungen_Kulturgutschutz_SiLK_auch_in_Arabisch.html

 

6         Studium, Job-Themen und Personalia

6.1        Mitarbeiter einer archäologischen Fachfirma gründen Betriebsrat

  1. Hofmann B.A., Dr. Regine Müller und Olaf Krause M.A. heißen die mit einer Wahlbeteiligung von 93,8 % zu den Vertretern der Belegschaft gewählten Betriebsräte einer hessischen Grabungsfirma. Nach Kenntnis der Newsletter-Redaktion die ersten Betriebsräte in der Geschichte der privatwirtschaftlichen Archäologie Deutschlands. Die Belegschaft der 2015 gegründeten hessischen Firma SPAU, seit 2019 eine GmbH, wählte aus sieben Bewerberinnen und Bewerbern die drei Genannten. Ein großes Ereignis für Firmengründer Sascha Piffko M.A. MCIfA, der sich sehr für die Verbesserungen der Arbeitsbedingungen in der Archäologie einsetzt und daher auch Mitgründer und Vorstandsmitglied von CIfA Deutschland ist. Die SPAU GmbH mit ihren fast 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gehört zu den größten Grabungsfirmen in Hessen, verfügt über eine voll ausgestattete Restaurierungswerkstatt und mehrere Firmengebäude in Münzenberg. Ihre Mitarbeiter sind durchweg sozialversichert angestellt, einzelne, noch bestehende befristeten Verträge werden sukzessive durch unbefristete Verträge ersetzt. Alle Mitarbeitenden erhalten saisonunabhängig ein festes Monatsgehalt. Nun steht dem erfolgreichen Unternehmer auf Augenhöhe ein gewählter Betriebsrat gegenüber, so, wie es das Betriebsverfassungsgesetz seit 1972 für alle Betriebe ab fünf fest angestellten Mitarbeitern vorsieht. Die Belegschaft von SPAU und die drei gewählten Betriebsräte hoffen, dass auch andere Archäologiefirmen ihrem Beispiel folgen und ein Arbeitnehmer-Netzwerk aufgebaut werden kann, um die gemeinsamen Interessen wirksamer als bisher und nach Möglichkeit auch überbetrieblich zu vertreten. Der Betriebsrat bei SPAU steht für weitere Fragen zur Verfügung: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

 

6.2        "Reiches Fundgut im Hegau": SWR4 im Gespräch mit dem Konstanzer Kreisarchäologen Jürgen Hald

Eine mehr als 350 Jahre alte Richtstätte mit Galgen und den Überresten von etwa 25 Hingerichteten in der Nähe von Allensbach zählt zu den besonderen Befunden, die Dr. Jürgen Hald ergraben hat. Seit fast 20 Jahren ist er Kreisarchäologe in Konstanz, sein Interesse an der Archäologie währt indes fast sein ganzes Leben: In seiner Heimat bei Albstadt-Tailfingen konnte Jürgen Hald schon als Junge zuschauen, wie frühmittelalterliche Gräber freigelegt wurden. SWR4 porträtiert den Prähistoriker und gibt ihm Raum, über den Allensbacher Befund zu sprechen, über die Zusammenarbeit mit den Naturwissenschaften warum man durch experimentelle Archäologie Zusammenhänge erst richtig versteht.

"Reichhaltige Fundstellen in der Region Hegau-Bodensee" (SWR4, 9.7.): https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/friedrichshafen/im-gespraech-juergen-hald-kreisarchaeologe-konstanz-100.html

 

7         Berufsverband

7.1        Änderungen im Vorstand, Gründung zweier Arbeitskreise: Kurzbericht von der Mitgliederversammlung von CIfA Deutschland (27.6.)

An der online abgehaltenen Mitgliederversammlung von CIfA Deutschland am 27.6. nahmen nahezu 20% der Mitglieder teil und beteiligte sich an unterschiedlichen, für das kommende Jahr wegweisenden Entscheidungen. Der Bericht des Vorstandes bescheinigte CIfA nicht nur finanziell ein gutes Jahr, sondern auch einen Mitgliederzuwachs von 21% im Vergleich zum Vorjahr. Personelle Veränderungen im Vorstand machen CIfA Deutschland noch weiblicher und jünger: Das langjährige Vorstandsmitglied Falk Näth trat zurück und widmet seine Zeit künftig voll dem neu gegründeten CIfA-Deutschland-Arbeitskreis "Archäologiefirmen". Sarah Wolff, Inhaberin einer jungen, in Baden-Württemberg und Bayern aktiven Grabungsfirma, wurde einstimmig an die freie Vorstandsposition gewählt. Besonders relevant ist außerdem die Gründung des Arbeitskreises "Lohnuntergrenzen". Wie für alle Vereine und Verbände schränkt die Corona-Situation auch für CIfA Deutschland den Kontakt zu Mitgliedern bzw. im Allgemeinen zur deutschen Archäologie stark ein. Der Vorstand bittet daher alle Mitglieder und Interessierten, proaktiv in Kontakt mit CIfA zu treten. Ziele für das kommende Jahr sind die Anerkennung der deutschen Satzung, das Festlegen einer Lohnuntergrenze, der Ausbau eines Netzwerks für Archäologiefirmen sowie die Etablierung des Gütezeichens für Archäologie.

Mehr im 11. Newsletter von CIfA Deutschland (Juli): https://www.archaeologists.net/sites/default/files/11_CIfA_Deutschland_Newsletter_Juli2020.pdf

 

7.2        CIfA Deutschland startet ein Netzwerk für Archäologiefirmen – der CIfA-Arbeitskreis Archäologiefirmen

Auf der Mitgliederversammlung von CIfA Deutschland am 27.6. wurde ein Arbeitskreis "Archäologiefirmen" ins Leben gerufen. Aufgabe des Arbeitskreises ist es, die Interessen der deutschen Archäologiefirmen (Grabungsfirmen, Berater, Illustratoren etc.) in CIfA Deutschland zu vertreten, sowie ein aktives und vertrauensvolles Netzwerks von Archäologiefirmen zur Verbesserung der Zusammenarbeit aufzubauen. Dieses Netzwerk soll z. B. dazu dienen, gemeinsam Mitarbeiter-Fortbildungen (z. B. Sicherheitsschulungen) und Möglichkeiten zur Personalentwicklung (z. B. Praktika) zu entwickeln. Einen weiteren Schwerpunkt soll die Beratung und fachliche Unterstützung bei Gründung und Aufbau von Archäologiefirmen bilden sowie für Firmen, die das Gütezeichen für Archäologie erhalten möchten. CIfA Deutschland lädt alle Interessierten dazu ein, sich in den Arbeitskreis einzubringen.

Arbeitskreise von CIFA Deutschland: https://www.archaeologists.net/cifa-deutschland-arbeitskreise

Das Gütezeichen für Archäologie: https://www.archaeologists.net/guetezeichen-fuer-archaeologie-gza

Mehr im 11. Newsletter von CIfA Deutschland (Juli): https://www.archaeologists.net/sites/default/files/11_CIfA_Deutschland_Newsletter_Juli2020.pdf

 

7.3        Entwickeln eines transparenten Systems zum Festlegen von Lohnuntergrenzen – der CIfA-Arbeitskreis Lohnuntergrenzen

Im vergangenen Jahr beschäftigte CIfA Deutschland – und die DGUF – das Thema Lohnuntergrenzen. Aus den gemeinsam erarbeiteten Grundlagen soll nun der CIfA-Arbeitskreis "Lohnuntergrenzen" eine beschlussreife Vorlage für die CIfA-Mitgliederversammlung 2021 zu Lohnuntergrenzen für die privatwirtschaftliche Archäologie erarbeiten. Dabei sollen regional unterschiedliche Lebenshaltungskosten berücksichtig und basierend auf den Umfrageergebnissen "Lohnuntergrenzen in der privatwirtschaftlichen Archäologie" von CIfA Deutschland und den Ergebnissen der "Evaluation Beruf Archäologie" der DGUF transparente Verfahren erarbeitet werden, die eine stetige Verbesserung und Evaluation der Lohnuntergrenzen ermöglichen. In diesem Zuge soll auch ein Vorschlag zum Umgang mit relevanten Vertragsbedingungen jenseits des Lohns (wie z. B. Urlaub, Sonderurlaub, Fahrtkostenzuschuss etc.) und ob und ggf. wie diese in die Definition der Lohnuntergrenzen einzubinden sind gemacht werden. Die Einholung weiterer Informationen aus der Privatwirtschaft zu derzeitigen Vergütungsmodellen und geplanten Anpassungen (z. B. künftige Lohnentwicklung, Sonderleistungen, Änderungen der Lohngruppen) ist hier grundlegend. CIfA Deutschland lädt dazu ein, Ideen und Wünsche an den Arbeitskreis heranzutragen sowie im besten Falle selbst darin aktiv zu werden.

Arbeitskreise von CIFA Deutschland: https://www.archaeologists.net/cifa-deutschland-arbeitskreise

Schauer, M., Mietz, M. & Schneider, J. (2020). CIfA-Umfrage 2020 zu Lohnuntergrenzen in der privatwirtschaftlichen Archäologie (Arbeitspapiere CIfA Deutschland 2). Archäologische Informationen 43, Early View, online publiziert 28. April 2020. https://www.dguf.de/fileadmin/AI/ArchInf-EV_Schauer-etal.pdf

Evaluation Beruf Archäologie (EvaBA): https://www.dguf.de/evaba.html

Näth, F. (2020). Der Unterschied zwischen Einkommen und Auskommen: Eine Betrachtung von Lohngestaltungen in der Archäologie (Arbeitspapiere CIfA Deutschland 3). Archäologische Informationen 43, Early View, online publiziert 3. Juli 2020. https://www.dguf.de/fileadmin/AI/ArchInf-EV_Naeth.pdf

Ergänzende Materialien: Excel-Rechentabelle "Bruttolohnvergleich über Jahreseinkommen für den Arbeitnehmer bzw. freien Mitarbeiter". https://www.dguf.de/fileadmin/AI/ArchInf-EV_Naeth_SupplMat_2020_Lohnvergleich.xlsx

Mehr im 11. Newsletter von CIfA Deutschland (Juli): https://www.archaeologists.net/sites/default/files/11_CIfA_Deutschland_Newsletter_Juli2020.pdf

 

7.4        Handreichung zur Lohnkalkulation in der Archäologie – mit praktischem Nutzen!

In der Archäologie fehlt es uns häufig an vielem. Vor allem aber in der Grabungsarchäologie an einer anständigen Bezahlung. Das Problem ist bekannt – und es gibt viele aktive Baustellen, um das zu lösen. Eine dieser Baustellen konnte nun beseitigt werden: Das CIfA Arbeitspapier 3 "Der Unterschied zwischen Einkommen und Auskommen: Eine Betrachtung von Lohngestaltungen in der Archäologie" von Falk Näth beschäftigt sich mit der Frage: Was kann auf dem privatwirtschaftlichen archäologischen Arbeitsmarkt als angemessene Entlohnung gelten? Näth behandelt ausgehend von Begriffsdefinitionen (Lohn, Gehalt etc.) verschiedene Vergütungsmodelle (Festanstellung, Werkvertrag etc.). Themen wie produktive Zeitanteile, Lohnnebenleistungen und ihre Auswirkungen auf das Gesamteinkommen werden besprochen. Dabei erklärt der Geschäftsführer eines Ausgrabungs- und Vermessungsunternehmens, welche Tücken eine Lohnkalkulation nur basierend auf dem Stundenlohn aufweist und wie groß die Unterschiede zwischen Bruttostundenlohn und monatlichem Einkommen sein können – wenn Arbeitnehmer und Arbeitgeber sich dessen bewusst sind, was alles neben einem Stundenlohn an Vergütung möglich ist. Das Papier ermöglicht allen in der Archäologie Tätigen anhand praktischer Beispiele einen fundierten Einstieg in den uns doch recht fremden aber essenziellen Teil des Berufslebens. Für uns das Tüpfelchen auf dem i ist dabei die beigegebene Tabelle zur eigenständigen Kalkulation des persönlichen Lohns. Jeder in der Archäologie Berufstätige (oder der es werden möchte) sollte einen Blick in diesen Aufsatz werfen.

Näth, F. (2020). Der Unterschied zwischen Einkommen und Auskommen: Eine Betrachtung von Lohngestaltungen in der Archäologie (Arbeitspapiere CIfA Deutschland 3). Archäologische Informationen 43, Early View, online publiziert 3. Juli 2020. https://www.dguf.de/fileadmin/AI/ArchInf-EV_Naeth.pdf

Ergänzende Materialien: Excel-Rechentabelle "Bruttolohnvergleich über Jahreseinkommen für den Arbeitnehmer bzw. freien Mitarbeiter". https://www.dguf.de/fileadmin/AI/ArchInf-EV_Naeth_SupplMat_2020_Lohnvergleich.xlsx

 

7.5        "Making a meaningful change": CIfA-Deutschland-Präsidentin Michaela Schauer im Gespräch

"CIfA Deutschland hat die Vorlagen des Chartered Institute for Archaeologists (CIfA) in Großbritannien als Blaupause verwendet und an die Anforderungen in Deutschland angepasst", schreibt Tristan Boyle im Archaeology Podcast Network über den Berufsverband. Er und die Präsidentin von CIfA Deutschland, Michaela Schauer, diskutieren in dem einstündigen Podcast u. a., wie Verbesserungen passieren, sobald die Menschen sich einbringen.

Archaeology in Germany with Michaela Schauer (Archaeology Podcast Network, 24.7.; Audio, 61 Min.): https://www.archaeologypodcastnetwork.com/anarchaeologist/mm13

 

8         Open Access & Open Data

8.1        DGUF-Mahnungen erfolgreich? - "cOAlition S" entdeckt Platinum-Open-Access-Zeitschriften

Die deutschen staatlichen Bemühungen um Open Access haben sich in den vergangenen Jahren vor allem auf DEAL fokussiert, d. h. den Versuch, Nationallizenzen für die Zeitschriften mit den drei großen internationalen Wissenschaftsverlagen abzuschließen. Die reiche Landschaft der "kleinen", meist von Fachgesellschaften getragenen wissenschaftlichen Fachzeitschriften, die oft schon längst unter Open-Access-Bedingungen publizieren (d. h. eine Förderung des "Flip" also gar nicht mehr benötigen), wie auch der Bedarf an angemessenen Regelungen und Unterstützungen für Monografien lagen unterhalb der Radarhöhe der einschlägigen deutschen Verbünde "cOAlition S" und oa2020. Neu hat "cOAlition S" - in seiner Eigenwahrnehmung - eine Umfrage "in Auftrag gegeben", die die bestehenden Platinum-Open-Access-Zeitschriften zusammenstellen und untersuchen möchte. Nun, realiter ist es ein von OPERAS - einem EU-weiten Verbund von 40 Organisationen, die sich pro Open Access engagieren - konzertiertes internationales Vorhaben, aber dennoch: "cOAlition S" unterstützt und propagiert es. Der öffentliche Fragebogen wendet sich an alle Herausgeber von Platinum-Open-Access-Zeitschriften (dort neuerdings "Diamond Open Access" genannt); er ist gründlich und umfangreich. Die DGUF-Herausgeber, die sich bereits beteiligt haben, berichteten der Newsletter-Redaktion, dass das Beantworten des anspruchsvollen Fragenkatalogs durchaus etwas länger als die angekündigten 30 Minuten dauert. Was indes eher für als gegen das Unternehmen spricht. Zurück zum Kern: mit der öffentlichen Unterstützung dieser begrüßenswerten Initiative haben "cOAlition S" und oa2020 samt ihrer Initiative "Enable!" (mehr dazu siehe Punkt 1.2. in diesem Newsletter) endlich jenen Bereich des Open-Access-Publizierens wahrzunehmen begonnen, auf den sie die DGUF immer wieder beharrlich hingewiesen hatte. Gewiss, es wäre vermessen, dies als einen Erfolg der DGUF zu verbuchen! - aber das Beispiel zeigt, dass das im internationalen Vergleich in Open-Access-Fragen schwerfällige und sehr konservative staatliche deutsche Wissenschaftssystem lernfähig ist, wenn denn viele vermeintlich Kleine und Unwichtige beharrlich vernünftige und begründete Forderungen zur Veränderung erheben - so, wie es u. a. die DGUF getan hat und weiterhin tut. "Der Fortschritt ist eine Schnecke".

"Help us get to know the open access journals and platforms that are free of charge for readers and authors" (OPERAS, 22.7.): https://operas.hypotheses.org/4205

"Umfrage: Helfen Sie uns, die Open-Access-Zeitschriften und -Plattformen kennen zu lernen, die für Leser und Autoren kostenfrei sind" (DHdBlog, 28.7.): https://dhd-blog.org/?p=14161

Bericht über den "Workshop (Bibliotheks-)Konsortien für gebührenfreies Open Access" (oa2020, 15.6.): https://oa2020-de.org/blog/2020/06/15/workshop_konsortien_gebuehrenfreiesOA/

"ENABLE! - Mission Statement der Initiative für Open Access in den Social Sciences und Humanities veröffentlicht" (oa2020, 25.5.): https://oa2020-de.org/blog/2020/05/25/enable_missionstatement/

 

8.2        Neu im Open Access bei Propylaeum: Trierer Zeitschrift

Die traditionsreiche, 1926 begründete "Trierer Zeitschrift" hat sich nun ebenfalls zur Parallelexistenz als Online-Zeitschrift bei Propylaeum (UB Heidelberg) entschlossen. Alle älteren Jahrgänge werden sukzessive retrodigitalisiert. Neue Jahrgänge werden nach einer drei-jährigen Sperrfrist online gestellt. Am Start schon online: die Jg. 3-4; 12-13; 60-78 (1928-29; 1937-38; 1997-2014).

https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/tz/index

 

8.3        "Was läuft" bei Propylaeum? Ein Interview mit der Trägerin des Deutschen Archäologiepreises Dr. Maria Effinger

Im Blog des SFB 933 "Materiale Textkulturen" wurde im Juni ein Interview mit Maria Effinger publiziert, die an der UB Heidelberg den Bereich "Propylaeum" leitet und zugleich Leiterin der Universitätsverlags "heiUP" ist. Der kurze Text lässt deutlich werden, wie einer Promotion im Fach Archäologie eine beachtliche außerfachliche Karriere folgen kann, die mit viel Erfolg, Einfluss und auch persönlicher Berufszufriedenheit einhergeht. Man kann den Text aber auch rezipieren als Erzählung darüber, dass und warum Online-Publizieren weitaus mehr ist als ein paar PDFs oder auch XML-Files ins Internet zu stellen - und was bei Propylaeum derzeit entwickelt wird, um den Service für Leser, Autoren und Herausgeber zu verbessern. "Enhanced Publishing" dient dazu, nicht nur die einzelne Veröffentlichung online greifbar zu machen, sondern sie maschinenlesbar so einzubetten, dass sie Teil eines Informations-Netzwerkes wird. Die Aufgabe der komplexen Techniken und Aufgabenfelder bringt Maria Effinger knapp und prägnant auf den Punkt: "Unsere Vision ist es, künftig mehr und mehr Online-Publikationen in einer derartigen Systematik zu erfassen. So könnten die Bücher anfangen, miteinander zu sprechen."

Ute von Figura: "Geburtshelferin digitaler Publikationsformate – Maria Effinger bringt Texten das Sprechen bei" (Blog "Materiale Textkulturen, SFB 933", 22.7.): https://sfb933.hypotheses.org/2540

 

9         Und sonst …

9.1        Gemeinschaften sind ganz wichtig: Bericht von der 2. NFDI-Konferenz (Online, 8.-9.7.)

Anfang Juli veranstaltete die Deutsche Forschungsgemeinschaft eine dicht gepackte Webkonferenz mit etwa 500 angemeldeten Teilnehmern - u. a. zwei DGUF-Vorständen - zum Thema NFDI: Nationale Forschungsdateninfrastruktur. Nachdem die DFG kurz zuvor in der ersten Staffel neun NFDI-Konsortien bewilligt hatte, diente die Konferenz dem Erfahrungsaustausch und gegenseitigen Informieren. Die neun bewilligten Konsortien berichteten über ihre Antragserfahrungen und die in Aussicht genommenen Konsortien über ihre Antragsvorbereitungen für die zweite (Sept. 2020) und dritte (Sept. 2021) Antragsstaffel. Nicht zuletzt stellten sich das Expertengremium (Prof. K. Schill) und das neue NFDI-Direktorat (Prof. Y. Sure-Vetter) vor. Angesichts von ca. 30 NFDIs, die in diesen drei Staffeln bewilligt werden können, und ca. 40 Konsortien, die sich beantragt haben oder es zu tun beabsichtigen, betonten die Manager des Gesamtprojekts, wie wichtig es sei, Gemeinschaften zu formen, gerne noch stärker als bereits geschehen. In Planung befindliche NFDIs sollten erwägen, sich noch stärker zusammenzutun als derzeit beabsichtigt, und bereits bewilligte NFDIs müssten offen dafür sein, auch nachträglich weitere, sinnvoll ergänzende Bereiche / Konzepte aufzunehmen. Ein Hinweis auch an die Archäologie? Kerstin Schill betonte, dass NFDIs kein überkomplexer "Wasserkopf" sein dürften, sondern pragmatisch bleiben und sich an den konkreten Bedarfen der Wissenschaftsgemeinschaften orientieren müssen. Petra Gehring unterstrich, dass die NFDIs die Forschenden erreichen müssten, und andererseits, dass diese sich über ihre Fachgesellschaften in das Gesamtvorhaben NFDI einbringen sollten. In der Session 3 stellte sich dann u. a. NFDI4culture vor, das jüngst erfolgreich bewilligte Projekt der Geisteswissenschaften, zu dem sich viele Archäologie-Nachbarn zusammengetan haben, u. a. Kunstgeschichte, Architektur, Musik-, Film-, Theater- und Medienwissenschaften, Propylaeum (UB Heidelberg) und die SPK (!). Später am Tag stellte Ph. von Rummel (DAI) NDFI4objects vor, das geplante Konsortium mit Antragstellung im Sept. 2020, in dem sich die Archäologie in einem weiten Sinne bündelt, d. h. alle archäologischen Disziplinen, dazu Anthropologie, Architekturgeschichte (Bauforschung), Ethnoarchäologie, Geoarchäologie, Archäobotanik, Archäozoologie, Archäogenetik, Paläopathologie, Archäophysik, archäologische Konservierung, Archäometrie sowie Einrichtungen, die Sammlungen zur Bewahrung des kulturellen Erbes unterhalten, und die Provenienzforschung. Den Kern der Antragsteller von NFDI4objects formen das DAI (Ph. v. Rummel), das RGZM (A. Busch) und die Hochschule Mainz (K.-Chr. Bruhn). Bei seiner Vorstellung betonte v. Rummel, wie breit dieses Fächerbündel sei und wie spezifisch anders seine Bedarf hinsichtlich IT und Dateninfrastruktur.

DFG: "NFDI-Konferenz 2020" (u.a. mit Abstract): https://www.dfg.de/foerderung/programme/nfdi/konferenz_2020/index.html

Website NFDI4culture: https://nfdi4culture.de/

Website NFDI4objects: https://www.nfdi4objects.net/

 

9.2        Wissenschaftsrat empfiehlt Auflösung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) in kleinere, autonome Einheiten – und was seitdem geschah

Die ZEIT brachte die Nachricht auf Grund geleakter Dokumente zuerst, andere Medien griffen sie auf, noch bevor das Dokument förmlich verabschiedet war und am 13.7. auf einer Pressekonferenz öffentlich vorgestellt wurde. In bemerkenswert nüchterner Sprache und ohne jede Nennung von Personennamen konstatiert der Deutsche Wissenschaftsrat in einem 278-seitigen Gutachten, dass die SPK erhebliche Defizite aufweise, unterfinanziert sei, "dysfunktional", zu groß, zu bürokratisch. Man solle die einzelnen Einheiten und Funktionsgruppen in die Selbständigkeit entlassen, damit sie agiler geführt werden könnten. Den Zerlegungsvorschlag liefert das Gutachten gleich mit und benennt innerhalb der SPK insbes. den Bereich der Museen als Sorgenkind. In den ersten Medienechos (Spiegel, Tagesspiegel u. a.) wird das Gutachter eher referiert als eingehend kommentiert; in der SZ betont Jörg Häntzschel, dass so manche Kritik an den SPK-Museen zwar berechtigt sei, aber die konstatierten Defizite eher für viele Museen in Deutschland gelten dürften. Trotz aller Höflichkeiten: gewiss eine derbe Kritik an Hermann Parzinger, dem Präsidenten der Stiftung. Dieser tritt noch am 13.7. die Flucht nach vorne an: ja, die Stiftung sei erheblich unterfinanziert. Es sei ein großer Gewinn und eine echte Chance für einen Neuanfang, dass dies nun auch gutachterlich bestätigt sei. Man habe – beispielsweise – die monierte mangelnde Digitalisierung ja längst ins Auge gefasst und begonnen, es fehle halt am Geld. Ohne klaren Widerspruch gegen das Gutachten und seine Forderung zur Zerlegung der Stiftung betont er immer wieder, wie wichtig der Zusammenhalt und die Synergien seien, es brauche nicht jedes Haus eine eigene IT oder eine eigene Personalverwaltung. Im Spiegel betont Ulrike Knöfel, dass hier ein Machtkampf zwischen Kulturstaatsministerin Monika Grütters und dem Stiftungspräsidenten tobe, der nun einen Höhepunkt finde – ein ggf. vorliegendes Versagen sei, so Sophie Schönberger in der SZ, ganz oben zu verorten. Nach Abklingen des ersten Medienrummels werden die Stimmen vielfältiger. Das Gutachten findet Zustimmung (Bernhard Schulz im Tagesspiegel) wie Kritiker (Christina Weiss, SPD-Vorgängerin von M. Grütters, im Deutschlandfunk und in einem Blog; Klaus-Dieter Lehmann in der FAZ). Die Länder, denen die Stiftung gemeinsam zu einem Viertel gehört, melden sich zu Wort: Der Bund könne nicht allein entscheiden (u. a. Bayerns Kunstminister Bernd Sibler; Daniel Wesener, GRÜNER aus Berlin). Und im Spiegel fragt Ulrike Knöfel, weshalb eigentlich die Gutachter namenlos blieben. Die nach der ersten Welle ausbrechende Vielstimmigkeit, die Beteiligung der Länder und die zu erwartende post-cononazeitliche Klammheit der Staatsfinanzen machen klar: Was dem Gutachten folgt und welche Maßnahmen dann umgesetzt werden, ist noch sehr offen.

"Stiftung Preußischer Kulturbesitz: Gutachten empfiehlt die Auflösung der größten deutschen Kulturstiftung" (ZEIT, 7.7.): https://www.zeit.de/amp/kultur/2020-07/stiftung-preussischer-kulturbesitz-gutachten-empfiehlt-ausloesung-wissenschaftsrat

"Kulturpolitik: Zu groß und 'nicht mehr steuerbar'" (SZ, 7.7.): https://www.sueddeutsche.de/kultur/stiftung-preussischer-kulturbesitz-aufloesung-wissenschaftsrat-1.4959432

"Auflösung der Preußenstiftung: Dieses Gutachten wird ein heftiges Sommergewitter auslösen" (Tagesspiegel, 7.7.): https://www.tagesspiegel.de/kultur/aufloesung-der-preussenstiftung-dieses-gutachten-wird-ein-heftiges-sommergewitter-ausloesen/25982910.html

"Strukturempfehlungen zur Stiftung Preußischer Kulturbesitz" (Wissenschaftsrat, 10.7.): https://www.wissenschaftsrat.de/download/2020/8520-20.pdf

Ulrike Knöfel: "Streit über größte deutsche Kulturinstitution: Die 'Titanic' unter den Stiftungen" (Spiegel, 11.7.): https://www.spiegel.de/kultur/stiftung-preussischer-kulturbesitz-welche-rolle-spielt-monika-gruetters-a-95550d12-7bf6-4c37-bd33-b1a16608d51f

Twitter-Thread von Larissa Borck von der Pressekonferenz anlässlich des Gutachtens (13.7.): https://twitter.com/Larissa_Borck/status/1282607919956217856

"Komplettumbau geplant: Grütters will Preußen-Stiftung in drei bis fünf Jahren reformieren" (rbb, 13.7.): https://www.rbb24.de/kultur/beitrag/2020/07/stiftung-preussischer-kulturbesitz-berlin-gruetters-umbau-reform-parzinger.html

Jörg Häntzschel: "Museen: Vor der Neugier der Besucher schützen" (SZ, 13.7.): https://www.sueddeutsche.de/kultur/museen-deutschland-publikum-exklusivitaet-1.4963116

"Parzinger: ein erster Schritt und eine große Chance" (SPK, 13.7.): https://www.preussischer-kulturbesitz.de/news-detail/article/2020/07/13/parzinger-ein-erster-schritt-und-eine-grosse-chance.html

"Stiftung Preußischer Kulturbesitz: 'Das ist die Chance, uns neu zu erfinden'" (Deutschlandradio, 13.7.): https://www.deutschlandfunkkultur.de/stiftung-preussischer-kulturbesitz-das-ist-die-chance-uns.1013.de.html?dram:article_id=480476

"Präsident der Preußen-Stiftung: Haben Sie zu viel Macht, Herr Parzinger?“ (Berliner Zeitung, 21.7.): https://www.bz-berlin.de/berlin/haben-sie-zu-viel-macht-herr-parzinger

"More money, less hierarchy: Germany’s biggest arts employer faces major overhaul" (The Art Newspaper, 13.7.): https://www.theartnewspaper.com/news/more-money-less-hierarchy-germany-s-biggest-arts-employer-faces-major-overhaul

"Zukunft der Preußen-Stiftung: Vorwärts, Reformen" (TAZ, 14.7.): https://taz.de/Zukunft-der-Preussen-Stiftung/!5694938/

Sophie Schönberger: "Stiftung Preußischer Kulturbesitz: Der Fisch stinkt vom Kopf her" (SZ, 20.7.): https://www.sueddeutsche.de/kultur/stiftung-preussischer-kulturbesitz-wissenschaftsrat-1.4972900

Michael Knoche: "Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz nicht zerschlagen! Gespräch mit Christina Weiss, Kulturstaatsministerin a. D." (Blog "Forschungsbibliothek Krekelborn", 23.7.): https://biblio.hypotheses.org/1936

Bernhard Schulz: "Stiftung Preußischer Kulturbesitz: Befreit die Museen!" (Tagesspiegel, 24.7.): https://www.tagesspiegel.de/kultur/stiftung-preussischer-kulturbesitz-befreit-die-museen/26034668.html

Klaus-Dieter Lehmann: "Diskussion um Zukunft der SPK: Löst nicht auf, was vernetzt werden muss!" (FAZ, 28.7.): https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/klaus-dieter-lehmann-zur-stiftung-preussischer-kulturbesitz-16878381.html

"Kulturpolitik: Berlin sieht Bund bei Preußen-Stiftung am Zug" (Berliner Morgenpost, 28.7.): https://www.morgenpost.de/berlin/article229606910/Berlin-sieht-Bund-bei-Preussen-Stiftung-am-Zug.html

"Christina Weiss zur Stiftung Preußischer Kulturbesitz: Besseres Management statt Zerschlagung" (Deutschlandfunk, 29.7.): https://www.deutschlandfunkkultur.de/christina-weiss-zur-stiftung-preussischer-kulturbesitz.2950.de.html?dram:article_id=481423

Ulrike Knöfel: "Streit über die Stiftung Preußischer Kulturbesitz: Die geheimen Totengräber" (Spiegel, 29.7.): https://www.spiegel.de/kultur/stiftung-preussischer-kulturbesitz-die-geheimen-totengraeber-aus-dem-wissenschaftsrat-a-546cdf8c-d3cb-492f-809e-8d4464bd57cb

"Sibler: Preußen-Stiftung nicht zum Bund schieben" (Traunsteiner Tagblatt, 30.7.): https://www.traunsteiner-tagblatt.de/region/nachrichten-aus-bayern_artikel,-sibler-preussenstiftung-nicht-zum-bund-schieben-_arid,581788.html

 

 

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