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DGUF Newsletter vom 30.8.2019
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Inhalt
1.1 Hilfe gesucht für Lektorat bei den Archäologischen Informationen (Deutsch oder Englisch)
2 Tagungen und Veranstaltungen
2.1 "Präventiv?! Die Präventive Konservierung im archäologischen Fachbereich" (Mannheim, 24.-26.10.)
2.2 "Tag des offenen Denkmals" (bundesweit, 8.9.)
2.5 WAC9 (Prag, 5.-10.7.; CfS bis 15.10.)
3.1 Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"
3.2 Aktuelle Ausgrabungen und Forschung in den Medien
3.3 Äthiopien: Die bisher älteste bekannte prähistorische Wohnstätte in einem Hochgebirge
3.4 Rüdiger Krause und Rupert Gebhard zum "Narrativ von Bernstorf"
3.5 Bronzezeitsiedlung Must Farm: Bewohner waren von parasitären Darmwürmern befallen
3.7 Lösungsansätze zu den 500 Toten vom Roopkund-See (Indien) gefunden
3.9 Zentralfrankreich: Einzigartige Megalith-Anlage entdeckt
5.1 Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
5.2 "Ein Beitrag zur Kulturgutzerstörung": Antike Münzen im Shop der Deutschen Post
5.3 Die ZEIT: Es gibt keinen illegalen Antikenhandel in Deutschland
6 Studium, Job-Themen und Personalia
6.1 Festangestellt vs. Freelancer: ein aktueller Gehaltsvergleich jenseits der Archäologie
6.2 Umfrage "Sexuelle Belästigung in der Feldarchäologie"
6.3 Über die große Bedeutung der Fachgesellschaften
7.1 Publizieren im Open Access: eine aktuelle und umfassende Lageanalyse
7.2 Hehre Ziele, wenig Konkretes: Nun hat auch Brandenburg eine Open-Access-Strategie
8.1 Clever und konventionell zugleich: "Toutânkhamon. Le Trésor du Pharaon" (Paris, bis 22.9.)
8.3 "Eine Ausstellung, die man einfach sehen muss": "Von Mossul nach Palmyra" (Bonn, 30.8.-3.11.)
9.1 Zur menschlichen Bindung an Heimat und angestammtes Land
1 DGUF-Nachrichten
1.1 Hilfe gesucht für Lektorat bei den Archäologischen Informationen (Deutsch oder Englisch)
Für die DGUF-Zeitschrift "Archäologische Informationen" suchen wir Korrektoren/Lektoren, die im Deutschen oder Englischen vor allem die Sprache, Grammatik, Zeichensetzung und Orthografie der Manuskripte prüfen und auf die Einhaltung der Zitierregeln achten. Gefragt ist für diese Aufgabe somit sprachliche, nicht notwendigerweise fachliche Kompetenz. Wir begrüßen es, wenn im Lektorat auch gedankliche Unsauberkeiten z. B. im Gedankengang oder der Logik der Texte auffallen und moniert werden; auch dies bedarf nicht notwendigerweise einer engeren fachlichen Kompetenz, z. B. in der Ur- und Frühgeschichte. Insofern bietet die ausgeschriebene Aufgabe auch Nicht-Archäologen eine Möglichkeit, an der Arbeit der DGUF aktiv mitzuwirken und in diesem Fall wissenschaftliche Arbeiten noch vor ihrer Veröffentlichung zu lesen und mit zu betreuen. Dabei übernehmen Sie je nach Einsatzwillen und Kapazität jährlich einen oder mehrere Artikel. Nach der Übernahme eines Artikels kommen Sie ihrer Aufgabe jeweils zeitnah nach und übermitteln ihn wieder an die Schriftleitung. Sie sind sprachfest und haben Freude an exaktem Arbeiten. Wollen Sie gerne Lektorat für die englischen Beiträge machen, erwarten wir sehr gutes Englisch. Die Zitierweise nach APA 6 ist Ihnen vertraut bzw. Sie sind willens, sich hineinzuarbeiten. Sie können die Projekte je nach Ihren verfügbaren Kapazitäten und Zeitfenstern auch nicht-kontinuierlich übernehmen, arbeiten im Falle der Übernahme eines Projekts aber zügig und verlässlich. Wir freuen uns, wenn Sie DGUF-Mitglied sind oder werden möchten, dies ist aber keine Bedingung. Wie alle Arbeit in der DGUF erfolgt auch diese ehrenamtlich. Wenn Sie Interesse haben, freut sich auf Ihr E-Mail: Dr. Frank Siegmund,
Die "Archäologischen Informationen": http://www.archaeologische-informationen.de
Mehr zu den DGUF-Auxiliaren und den derzeit ausgeschriebenen Projekten: http://www.dguf.de/index.php?id=289
1.2 Neuerscheinung: Jutta Meurers-Balke, Tanja Zerl, Renate Gerlach (Hrsg.): Auf dem Holzweg … Eine Würdigung für Ursula Tegtmeier (Archäologische Berichte Band 30)
Der Titel des Buches "Auf dem Holzweg …" ist als Würdigung gedacht, beschreibt diese Redewendung doch wörtlich das wissenschaftliche Betätigungsfeld der Jubilarin, die Ende April in den Ruhestand ging. In ihren Forschungsarbeiten am Labor für Archäobotanik der Universität Köln betrachtete Ursula Tegtmeier Holz und Holzkohlen aus anatomischer, ergonomischer, ökologischer und vegetationskundlicher Sicht. Für die Festschrift haben 36 Autoren 21 wissenschaftliche Aufsätze beigetragen, welche Themenbereiche aus Archäologie, Archäobotanik, Archäozoologie, Dendroarchäologie und Experimenteller Archäologie behandeln - aus Mitteleuropa bis zum subsaharischen Afrika. Der Band ist online frei im Open Access zugänglich. Gedruckt kann er schon jetzt bestellt und in wenigen Wochen bezogen werden.
https://www.dguf.de/index.php?id=495
1.3 Unter den DGUF-Rezensionsangeboten: Claire E. Smith, Koji Mizoguchi: Global Social Archaeologies. Making a Difference in a World of Strangers
Unter den zahlreichen Bänden, welche die Herausgeber der "Archäologischen Informationen" zur Rezension ausschreiben, sei diesmal der im Juni 2019 bei Routledge erschienene Band der gegenwärtigen bzw. ehemaligen Präsidenten des World Archaeological Congress, Koji Mizoguchi und Claire E. Smith, hervorgehoben: "Global Social Archaeologies. Making a Difference in a World of Strangers". Aus dem Klappentext: "'Global Social Archaeologies' contributes to the active engagement of contemporary social archaeology through addressing issues such as postcolonialism, community heritage, and Indigenous rights. It addresses the major challenge of breaking down global divides, especially in relation to fundamental human rights, inequality, and inequities of wealth, power, and access to knowledge. This authoritative volume [...] introduces readers to the various theoretical and methodological tools available for the investigation of the past. Taking into account the implications for contemporary societies, it offers a new framework for social archaeologies in a globalised world. By combining new data from their research with an innovative synthesis and analysis of leading research by others, the authors have developed fresh conceptualisations and understandings of archaeology as a social practice, and of the ways in which it simultaneously straddles the past, present, and future. Exploring a range of case studies and enhanced by a wealth of illustrations, 'Global Social Archaeologies' highlights a new approach to archaeology, one that places human rights at the core of archaeological theory and practice." Wenn Sie Interesse an einer Rezension haben, richten Sie bitte Ihre Anfrage mit Ihrer vollständige Postanschrift sowie einer kurzen Begründung, weshalb Sie dieses Werk besprechen wollen, an:
Alle Rezensionsangebote der "Archäologischen Informationen" mit weiteren Informationen zu Modalitäten und Ablauf: http://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/publikationen/AI/DGUF-Dok_Arch-Inf_Rezensionsangebote.pdf
2 Tagungen und Veranstaltungen
2.1 "Präventiv?! Die Präventive Konservierung im archäologischen Fachbereich" (Mannheim, 24.-26.10.)
Die Tagung will eine Übersicht über die sehr vielschichtige Präventive Konservierung im Bereich der archäologischen Konservierung/Restaurierung und Ausgrabung geben. Schon die ersten präventiven Maßnahmen an den Funden während und kurz nach der Ausgrabung sind sehr wichtig. In welcher Form wird dabei vorgegangen, welche Techniken werden dabei auf Grabungen angewendet, um empfindliche Materialgruppen wie z. B. Organik oder Glas zu bergen? Von besonderem Interesse sind auch die Praktiken und Umsetzungsmöglichkeiten auf Ausgrabungen, die frisch geborgenen Funde aufzubewahren und zu transportieren. Es sprechen z. B. Niclas Hein und Christian Zanther über "Logistisches Handling von anspruchsvollen archäologischen und ethnologischen Objekten"; Max Rahrig fragt: "Wohin mit all den Scans? Ein Beitrag zur Langzeitarchivierung von 3D-Daten zur Dokumentation bedeutender Kunst- und Kulturgüter"; und Boas Paz spricht "Über die Gefährdung im Umgang mit archäologischen Objekten bei Vorliegen von Schimmel und toxischen Biozid-Wirkstoffen – Ursachen, Analysemethoden und Maßnahmen". Die Tagung wird veranstaltet von der Fachgruppe Archäologische Objekte im Verband der Restauratoren (VDR). Obwohl sich die Fachtagung im Kern von Restauratoren an Restauratoren wendet, sind Gäste z. B. auch der Facharchäologie herzlich willkommen. Die Tagungswebsite klärt auch näher über die vielstufigen Tarife auf (96-224 Euro).
2.2 "Tag des offenen Denkmals" (bundesweit, 8.9.)
Rund 8.000 historische Baudenkmale, Parks oder archäologische Stätten sind Teil von Deutschlands größter Kulturveranstaltung. Anlässlich des 100-jährigen Bauhausjubiläums steht der Tag des offenen Denkmals in diesem Jahr unter dem Motto: "Modern(e): Umbrüche in Kunst und Architektur". Auf der Website lassen sich Denkmale nach Regionen, Gattungen oder auch nach barrierefreien Zugängen suchen und filtern. Mittels eines "Merkzettels" können sich Besucher ihre individuelle Denkmalroute zusammenstellen und ausdrucken. Ab Ende August gibt es eine kostenlose App für mobile Nutzung der Inhalte.
https://www.tag-des-offenen-denkmals.de/
2.3 "Exploring Heritage - Museums mediating archaeology - Wege digitaler Archäologievermittlung im Museum" (Xanten, 28.-29.11.)
Digitale Medien sind heute fester Bestandteil der musealen Vermittlungsarbeit. Virtual-, Augmented- oder Mixed-Reality-Apps oder narrativ-immersive Multivisionen sollen Besucher aller Zielgruppen und Altersstufen ansprechen. Ziel der Tagung, die sich vorrangig an Fachleute aus der musealen Vermittlungsarbeit wendet, ist es, einen Querschnitt des gegenwärtigen Stands medialer Nutzungsformen in verschiedenen Museen zu erfassen und dabei Potenziale, Vermittlungsziele und Herausforderungen mit Fachkollegen zu diskutieren.
2.4 "Ancient Weapons. New Research Perspectives on Weapons and Warfare in the 1st Millennium BC" (Mainz, 20.-21.9.)
According to the organizers the conference "is dedicated to the comparison of different research strategies on ancient weapons and warfare. The discussion will focus on weapons and on their archaeological and cultural contexts, their practical and symbolic use, and the complexity of their technological features. A selection of case studies presented in four small thematic sessions will offer the opportunity to develop interdisciplinary debates and define future research paths."
2.5 WAC9 (Prag, 5.-10.7.; CfS bis 15.10.)
The 9th World Archaeological Congress that will take place in Prague in July 2020 has 21 themes, e. g. "The aDNA Revolution: Its Issues, Potentials, and Implications", "Archaeologies of Identity", and "Discrimination and Injustices". The organizers are inviting to submit session proposals until 15 October. Each session must be proposed by at least two organisers from two different countries. Sessions should emphasise international participation and global perspectives. The prospective session organisers are strongly encouraged to provide a list of at least five or more session paper presenters with their abstracts. Those who wish to propose sessions must be WAC members and registered to attend the congress.
Tagungswebsite: https://www.wac-9.org/
Website des World Archaeological Congress: https://worldarch.org/
3 Forschung
3.1 Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"
Notroff, J. (2019). Rezension zu: Fagan, B. (2018). A Little History of Archaeology. New Haven: Yale University Press. Archäologische Informationen 42, Early View, online publiziert 30. Aug. 2019.
Wingenfeld, M. (2019). Rezension zu: Grunwald, S. (2019). Burgwallforschung in Sachsen. Ein Beitrag zur Wissenschaftsgeschichte der deutschen Prähistorischen Archäologie zwischen 1900 und 1961. (Universitätsforschungen zur Prähistorischen Archäologie, 331). Bonn: Habelt. Archäologische Informationen 42, Early View, online publiziert 30. Aug. 2019.
Horn, R. (2019). Die Stiftung Otto Wohlberedt – Eine Fallstudie zum ambivalenten universitären Umgang mit antiken Objekten zur Zeit des Nationalsozialismus. Archäologische Informationen 42, Early View, online publiziert 27. Aug. 2019.
Monamy, E. (2019). Rezension zu: Kenzler, H. (2018). Was Sie schon immer über Archäologen wissen wollten. Indiana Jones von Beruf. Norderstedt: Books on Demand. Archäologische Informationen 42, Early View, online publiziert 23. Aug. 2019.
Petrasch, J. (2019). Rezension zu: Řídký, J., Květina, P., Limburský, P., Končelová, M., Burgert, P. & Šumberová, R. (2019). Big Men or Chiefs? Rondel Builders of Neolithic Europe. Oxford: Oxbow Books. Archäologische Informationen 42, Early View, online publiziert 22. Aug. 2019.
Krause, R. & Gebhard, R. (2019). Das Narrativ von Bernstorf: Wissenschaftliches und Postfaktisches zu den Gold- und Bernsteinfunden. Archäologische Informationen 42, Early View, online publiziert 16. Aug. 2019.
Hanel, N. (2019). Rezension zu: Schallmayer, E. (2018). Das römische Dieburg und seine Gräberfelder. Dieburg: Magistrat der Stadt Dieburg. (Diss. Univ. Frankfurt/M. 1979). Archäologische Informationen 42, Early View, online publiziert 12. Aug. 2019.
Zimmermann, A. (2019). Rezension zu: Shennan, St. (2018). The First Farmers of Europe. An Evolutionary Perspective. Cambridge: Cambridge University Press. Archäologische Informationen 42, Early View, online publiziert 11. Aug. 2019.
Blakolmer, Fr. (2019). Rezension zu: Becker, N. (2018). Die goldenen Siegelringe der Ägäischen Bronzezeit. Heidelberg: Heidelberg University Publishing. Archäologische Informationen 42, Early View, online publiziert 10. Aug. 2019.
Wilde, H. (2019). Rezension zu: Veldmeijer, A. J. & Ikram, S. (eds.) (2018). Chariots in Ancient Egypt. The Tano Chariot, a case study. Leiden: Sidestone Press. Archäologische Informationen 42, Early View, online publiziert 9. Aug. 2019.
Tremblay, L. (2019). Rezension zu: Vaschalde, Chr. (2018). Fours à chaux et chaufourniers en France méditerranéenne du Moyen Âge à l’époque moderne: Approche interdisciplinaire autour des techniques, des savoir-faire et des artisans (Europe médiévale 14). Drémil-Lafage: Editions Mergoil. Archäologische Informationen 42, Early View, online publiziert 5. Aug. 2019.
Dürr, R. (2019). Rezension zu: Veling, A. (2018). Das spätantike Gräberfeld von Steinhaus bei Wels. Ein Beitrag zur Belegungsdauer spätantiker Gräberfelder in Noricum ripense. (Universitätsforschungen zur Prähistorischen Archäologie, 310). Bonn: Habelt. Archäologische Informationen 42, Early View, online publiziert 2. Aug. 2019.
Kleijne, J. (2019). Review of: Carlin, N. (2018). The Beaker Phenomenon? Understanding the character and context of social practices in Ireland 2500-2000 BC. Leiden: Sidestone Press. Archäologische Informationen 42, Early View, published online 1. Aug. 2019.
Cyron, M. (2019). Sharing Heritage in der Wikipedia: Das Internetlexikon und seine Schwesterprojekte als Global Player bei der weltweiten Dokumentation von Kulturgut. Archäologische Informationen 42, Early View, online publiziert 31. Juli 2019.
http://www.dguf.de/earlyview.html
3.2 Aktuelle Ausgrabungen und Forschung in den Medien
Dachbodenfund in Innsbruck: "Frühmittelalterliche Waffen als Zufallsfund" (ORF, 30.8.): https://tirol.orf.at/stories/3010731/
Grabungen an "Schwester-Siedlung" von Göbekli Tepe, Karahan Tepe , beginnen demnächst: "Göbekli Tepe’ye Benzerliğiyle Dikkat Çeken Karahan Tepe’de Arkeolojik Kazılar Başlıyor" (Aktüel Arkeoloji, 29.8.): http://www.aktuelarkeoloji.com.tr/gobekli-tepeye-benzerligiyle-dikkat-ceken-karahan-tepede-arkeolojik-kazilar-basliyor
"Thonis-Herakleion: In Ägyptens versunkener Stadt" (Spiegel, 29.8.): https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/aegypten-der-tempel-in-der-versunkenen-stadt-a-1284000.html
"Peru: skeletons of 227 victims unearthed at world's largest child sacrifice site. Experts believe the children were sacrificed by the Chimú culture to appease the El Niño phenomenon" (The Guardian, 29.8.): https://www.theguardian.com/world/2019/aug/29/peru-huanchaco-sacrificial-site-skeletons
Krefeld: "3000 Jahre alte Hügelgräber in Uerdingen entdeckt" (Westdeutsche Zeitung, 29.8.): https://www.wz.de/nrw/krefeld/stadtteile/krefeld-uraltes-graeberfeld-mitten-in-uerdingen-gefunden_aid-45450993
"First people in the Americas came by sea, ancient tools unearthed by Idaho river suggest" (Science Magazine, 29.8.): https://www.sciencemag.org/news/2019/08/first-people-americas-came-sea-ancient-tools-unearthed-idaho-river-suggest
Charles Étienne Gudin de La Sablonnière: "Russland. Sterbliche Überreste von General Napoleons gefunden?" (Der Standard, 29.8.): https://www.derstandard.de/story/2000107923531/sterbliche-ueberreste-von-general-napoleons-gefunden
"Clues to early social structures may be found in ancient extraordinary graves" (PLOS, 28.8.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2019-08/p-cte082119.php
Frühbronzezeit: "Auf den Spuren der ältesten Steinarchitektur Österreichs" (Universität Wien, 28.8.): https://medienportal.univie.ac.at/uniview/wissenschaft-gesellschaft/detailansicht/artikel/sommerpost-auf-den-spuren-der-aeltesten-steinarchitektur-oesterreichs/?cHash=957bb6726e043cbfe48a1b4994458b3d
"Ausgrabungen in Kloster Memleben – Auf den Spuren der Ottonen" (Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, 27.8.): https://www.lda-lsa.de/aktuelles/meldung/datum/2019/08/27/ausgrabungen_in_kloster_memleben_auf_den_spuren_der_ottonen/
"Unraveling the history and science behind ancient decorative metal threads" (American Chemical Society, 27.8.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2019-08/acs-uth071819.php
"Incan Empire's 'Reign of Terror' Revealed in Four Ancient Skulls Found in Trash Heap" (LiveScience, 27.8.): https://www.livescience.com/incan-reign-of-terror.html
Eltmanner Burgstall: "Archäologie geht auch ohne Grabungen" (Mainpost, 27.8.): https://www.mainpost.de/regional/hassberge/Archaeologie-geht-auch-ohne-Grabungen;art513833,10302710
"Anfänge des Handels in Nordwesteuropa während der Bronzezeit. Göttinger Forscher bestätigt Hypothesen zur Komplexität des Austauschs vor über 3000 Jahren" (Universität Göttingen, 26.8.): http://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?id=5569
"Nordic Bronze Age attracted wide variety of migrants to Denmark. Results of largest Denmark multidisciplinary human mobility investigation to date" (PLOS, 21.8.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2019-08/p-nba081519.php
"Earliest evidence of artificial cranial deformation in Croatia during 5th-6th century. Head shape may have distinguished social groups among diverse cultures during migration period" (PLOS, 21.8.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2019-08/p-eeo081519.php
"New research challenges the origin of 'The Egtved girl'" (Phys.org, 21.8.): https://phys.org/news/2019-08-egtved-girl.html
Mesolithikum/Isle of Wight: "A Stone Age boat building site has been discovered underwater" (Phys.org, 20.8.): https://phys.org/news/2019-08-stone-age-boat-site-underwater.html
"Humans migrated to Mongolia much earlier than previously believed. Archaeologists unearth stone tools made 45,000 years ago" (University of Califaornia Davis, 16.8.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2019-08/uoc--hmt081619.php
"Tirol: 4.000 Jahre altes Beil aus klarem Bergkristall entdeckt" (Standard, 16.8.): https://www.derstandard.at/story/2000042894566/tirol-4000-jahre-altes-beil-aus-klarem-bergkristall-entdeckt
"Bronze age meals in the marshes – seasoned with parasitic worms. Human faeces from 900BC Must Farm reveal widespread intestinal worm infection" (The Guardian, 16.8.): https://www.theguardian.com/science/2019/aug/16/bronze-age-meals-in-the-marshes-seasoned-with-parasitic-worms
"Eiszeit-Gigant Höhlenbär starb vor allem wegen des Menschen aus" (Spiegel, 15.8.): https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/hoehlenbaer-starb-vor-allem-wegen-des-menschen-aus-a-1282059.html
"Neanderthals commonly suffered from 'swimmer's ear'" (PLOS, 14.8.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2019-08/p-ncs080719.php
"Schmuck und Glücksbringer. Archäologen präsentieren neuen Fund aus Pompeji" (Spiegel, 13.8.): https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/pompeji-archaeologen-praesentieren-neuen-fund-aus-pompeji-a-1281630.html
Glencoe: "'Lost Village' Found at Site of Most Infamous Clan Massacre in Scotland" (LiveScience, 13.8.): https://www.livescience.com/lost-village-clan-massacre-site-scotland.html
"Ancient pigs endured a complete genomic turnover after they arrived in Europe" (University of Oxford, 12.8.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2019-08/uoo-ape080919.php
"Pompeii archaeologists uncover 'sorcerer's treasure trove'" (BBC, 12.8.): https://www.bbc.com/news/world-europe-49325627
"Evidence of the Babylonian conquest of Jerusalem found in Mount Zion excavation" (University of North Carolina at Charlotte, 11.8.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2019-08/uonc-eot080819.php
"Ancient Viking 'drinking hall' unearthed in Orkney" (The Scotsman, 6.8.): https://www.scotsman.com/heritage/ancient-viking-drinking-hall-unearthed-in-orkney-1-4977857
Main-Kinzig-Kreis: "Steinzeitsiedlung und Keltengräber auf künftigem Lidl-Gelände in Erlensee entdeckt" (Erlensee Aktuell, 6.8.): https://www.erlensee-aktuell.com/2019/08/06/steinzeitsiedlung-und-keltengraeber-auf-kuenftigem-lidl-gelaende-in-erlensee-entdeckt
"Unknown monuments identified close to Newgrange in 'exceptionally successful' survey" (Irish Examiner, 6.8.): https://www.irishexaminer.com/breakingnews/ireland/unknown-monuments-identified-close-to-newgrange-in-exceptionally-successful-survey-942120.html
"Wohnluxus statt Hinterhof: erste Ergebnisse der aktuellen Ausgrabungen in Stuttgart-Bad Cannstatt" (Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart, 5.8.): https://www.denkmalpflege-bw.de/service/presseoeffentlichkeitsarbeit/pressemitteilungen/pressemitteilungen/news/wohnluxus-statt-hinterhof-erste-ergebnisse-der-aktuellen-ausgrabungen-in-stuttgart-bad-cannstatt/
"Maya more warlike than previously thought. Evidence of extreme warfare from Classic period disputes role of violence in civilization's decline" (University of Berkeley, 5.8.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2019-08/uoc--mmw080519.php und "Ausgrabungen in Guatemala: Maya führten schon zur Blütezeit zerstörerische Kriege" (Spiegel, 6.8.): https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/maya-stadt-witzna-brannte-bei-heftigem-feuer-zur-bluetezeit-der-kultur-nieder-a-1280638.html
"Genetische Vielfalt Südamerikas enthüllt die komplexe Bevölkerungsgeschichte Amazoniens" (Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte, 5.8.): https://www.shh.mpg.de/1411063/south-america-dna-barbieri
"Pömmelte, Stonehenge, Avebury: Wie neue Entdeckungen am Ringheiligtum von Pömmelte dazu beitragen, die berühmten Hengemonumente Englands und die Himmelsscheibe von Nebra zu verstehen" (Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, 1.8.): https://www.lda-lsa.de/aktuelles/meldung/datum/2019/08/01/poemmelte_stonehenge_avebury/
"Gene transcripts from ancient wolf analyzed after 14,000 years in permafrost. Sample from an ancient canid gives a first look at the new field of paleo-transcriptomics" (PLOS, 30.7.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2019-07/p-gtf072219.php
Aussersihl: "Iron Age Celtic Woman Wearing Fancy Clothes Buried in This 'Tree Coffin' in Switzerland" (LiveScience, 30.7.): https://www.livescience.com/66056-iron-age-celtic-woman-burial.html
3.3 Äthiopien: Die bisher älteste bekannte prähistorische Wohnstätte in einem Hochgebirge
Vor ca. 40.000 Jahren, während der jüngsten Eiszeit, lebten die Menschen in Äthiopien nicht in tief gelegenen Tälern, sondern im unwirtlichen Hochgebirge auf 3.700-4.100 Metern ü. NN. Dort hatten sie ausreichend Wasser, fertigten Werkzeuge aus Vulkangestein an und ernährten sich überwiegend von Riesenmaulwurfsratten. Eine im August in "Science" veröffentlichte Studie gibt laut dem Forscherteam auch wichtige Aufschlüsse über das menschliche Potenzial, sich körperlich, genetisch und kulturell an wechselnde Umweltbedingungen anzupassen.
Ossendorf G. et al.: Middle Stone Age foragers resided in high elevations of the glaciated Bale Mountains, Ethiopia. Science, August 9, 2019. https://science.sciencemag.org/content/365/6453/583
"Entdeckung der bisher ältesten bekannten Hochgebirgssiedlung" (Universität Basel, 8.8.): https://www.unibe.ch/aktuell/medien/media_relations/medienmitteilungen/2019/medienmitteilungen_2019/entdeckung_der_bisher_aeltesten_bekannten_hochgebirgssiedlung/index_ger.html
"‘Science‘-Studie: Warum die Menschen in Afrika zur letzten Eiszeit ins Hochgebirge geflohen sind" (Universität Halle-Wittenberg, 9.8.): https://pressemitteilungen.pr.uni-halle.de/index.php?modus=pmanzeige&pm_id=3131
"Weltweit älteste Siedlung im Hochgebirge entdeckt" (Deutschlandfunk, 9.8.): https://www.deutschlandfunk.de/archaeologie-weltweit-aelteste-siedlung-im-hochgebirge.2850.de.html?drn:news_id=1036621
3.4 Rüdiger Krause und Rupert Gebhard zum "Narrativ von Bernstorf"
Die Funde von Bernstorf, einer mittelbronzezeitlichen Höhensiedlung in Oberbayern, sind spektakulär: u. a. Goldbleche, die sehr an Diademe aus Mykene erinnern, und ein verzierter Bernstein mit Schriftzeichen in (der Art einer) Linear-B-Schrift. Doch sind sie auch echt? In ihrer 2016 auf Basis umfangreicher Prüfungen und Untersuchungen publizierten Monografie befanden Rüdiger Krause und Rupert Gebhard: ja. Doch im Fach hält sich der Fälschungsverdacht, resp. er wird nach Ansicht der Autoren systematisch genährt. Dabei würden von den Antagonisten, so die Autoren, die Regeln seriösen wissenschaftlichen Argumentierens verletzt, stattdessen vielstimmig ein postfaktisches Narrativ geschaffen, das durch stete Wiederholung zu stabilisieren versucht werde. Der Aufsatz argumentiert erneut zum Fälschungsvorwurf, will aber vor allem auf das Werden und Aufrechterhalten eines ihres Erachtens unwissenschaftlichen Fälschungsnarrativs aufmerksam machen.
Krause, R. & Gebhard, R. (2019). Das Narrativ von Bernstorf: Wissenschaftliches und Postfaktisches zu den Gold- und Bernsteinfunden. Archäologische Informationen 42, Early View, online publiziert 16. Aug. 2019. https://www.dguf.de/fileadmin/AI/ArchInf-EV_Krause_Gebhard.pdf
3.5 Bronzezeitsiedlung Must Farm: Bewohner waren von parasitären Darmwürmern befallen
Aus parasitologischen Untersuchungen menschlicher Fäkalien aus der bronzezeitlichen Siedlung Must Farm geht hervor, dass die Bewohner mit Darmwürmern infiziert waren - Fischbandwurm, Echinostoma-Wurm und Riesennierenwurm. Die Parasiten breiteten sich durch den Verzehr von rohem Fisch, Fröschen und Schalentieren aus. Die Pfahlbausiedlung "Must Farm" lag in Süßwassersümpfen. Hölzerne Dämme verbanden Inseln im Sumpf, und Einbaumkanus fuhren entlang von Wasserkanälen.
"Ancient faeces reveal how ‘marsh diet’ left Bronze Age Fen folk infected with parasites" (University of Cambridge, 16.8.): https://www.cam.ac.uk/research/news/ancient-faeces-reveal-how-marsh-diet-left-bronze-age-fen-folk-infected-with-parasites
"Post Ex-Diary 15: Exploring Structure 4 Part Two" (Must Farm, 5.8.): http://www.mustfarm.com/post-dig/post-ex-diary-15-exploring-structure-4-part-two/
3.6 Klebstoff Birkenpech einfacher herzustellen als gedacht. Kein Beweis für höhere geistige Fähigkeiten
Dass frühe Menschen Birkenpech herstellen konnten, ist kein Beleg für höhere geistige Fähigkeiten oder eine komplexe kulturelle Entwicklung. Dies belegt jetzt eine Studie von Forschern der Universität Tübingen, die in den Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) veröffentlicht wurde. Neandertaler nutzten Birkenpech als Klebstoff, um Steinkratzer oder -spitzen an Holzgriffen zu befestigen und so Werkzeuge herzustellen. Die Herstellungsweise des Birkenpechs beurteilen die Forscher als so einfach, dass frühere Menschen sie bei ihren Alltagsaktivitäten spontan entdecken konnten.
"Pech für den Neandertaler" (Universität Tübingen, 20.8.): https://uni-tuebingen.de/universitaet/aktuelles-und-publikationen/pressemitteilungen/newsfullview-pressemitteilungen/article/pech-fuer-den-neandertaler/?tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=4d53d409676c5d7bdcabb21bbc7e8ec0
3.7 Lösungsansätze zu den 500 Toten vom Roopkund-See (Indien) gefunden
Beim Roopkund-See auf über 5.000 M. ü. NN. im indischen Teil des Himalayas liegen die Skelette von ca. 500 Menschen - zerstreut, von Wanderern und Gerölllawinen verlagert. Wie die vielen Menschen dorthin kamen und was sie dort taten, ist seit Generationen ein Rätsel. Wissenschaftler aus den USA, Indien und Deutschland haben nun 37 Individuen untersucht. U.a. zeigt sich, dass viele Menschen ca. 800 AD starben, andere um 1800. Unter den Toten sind außerdem mindestens drei genetische Gruppen vertreten.
Éadaoin Harney et al.: Ancient DNA from the skeletons of Roopkund Lake reveals Mediterranean migrants in India, Nature Communications, 20.8.2019. DOI: https://doi.org/10.1038/s41467-019-11357-9
"Biomolekulare Analysen zeigen, einige der mysteriösen "Roopkund"-Skeletten waren mediterraner Abstammung" (Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte, 20.8.): https://www.shh.mpg.de/1438890/roopkund-lake-nayak
3.8 "Den Diskurs zu den neolithischen Gesellschaftsstrukturen wieder beleben": Rezension von "Big Men or Chiefs? Rondel Builders of Neolithic Europe" (Oxbow Books, 2018)
Jörg Petrasch, Universität Tübingen, rezensierte "Big Men or Chiefs? Rondel Builders of Neolithic Europe" von Jaroslav Řídký et al. Das Werk biete Nichtneolithikumforschern "eine einfache Möglichkeit, sich schnell und gleichzeitig doch recht detailliert über die mittelneolithischen Kreisgrabenanlagen und deren Erforschung zu informieren. Neolithikumforscher finden in der Monografie nicht nur den aktuellen Forschungsstand zum gesamten Phänomen, sondern auch zahlreiche Informationen zu den neuen Ausgrabungen in Böhmen." ... "Die Überlegungen zu den politischen und sozialen Strukturen der Erbauer der Kreisgrabenanlagen sind [...] gut dazu geeignet, den zurzeit etwas eingeschlafenen wissenschaftlichen Diskurs zu den neolithischen Gesellschaftsstrukturen wieder zu beleben."
Petrasch, J. (2019). Rezension zu: Řídký, J., Květina, P., Limburský, P., Končelová, M., Burgert, P. & Šumberová, R. (2019). Big Men or Chiefs? Rondel Builders of Neolithic Europe. Oxford: Oxbow Books. Archäologische Informationen 42, Early View, online publiziert 22. Aug. 2019.
https://www.dguf.de/fileadmin/AI/ArchInf-EV_Petrasch.pdf
3.9 Zentralfrankreich: Einzigartige Megalith-Anlage entdeckt
Auf einer bisher über 150 Meter ergrabenen Fläche bei Veyre-Monton (Puy-de-Dôme) wurden 30 Menhire entdeckt. Einer von ihnen weise anthropomorphe Züge auf. Ausgegraben wurde auch eine Grabanlage mit der Bestattung eines Mannes. Sie ist von einem 14 Meter langen und 6,5 Meter breiten Steinhaufen (Cairn) bedeckt. Die gesamte Anlage - die irgendwann zwischen Neolithikum und Bronzezeit datiere - sei schließlich absichtlich verborgen worden - die Steine in Gruben versenkt, teilweise zerschlagen. Laut INRAP ist der Befund für Zentralfrankreich einzigartig und erinnere an die Anlage von Carnac. Eine genaue Datierung sei schwierig, soll aber versucht werden.
Les Mégalithes de Veyre-Monton (Puy-de Dôme): Alignements des menhirs, tombe, cairn et statue (INRAP, 23.8.): https://www.inrap.fr/les-megalithes-de-veyre-monton-puy-de-dome-alignements-de-menhirs-tombe-cairn-et-14540
"Découverte exceptionnelle d'une trentaine de monolithes préhistoriques en Auvergne. L'alignement, long d'au moins 150 mètres, a été mis au jour lors de fouilles préventives avant l'élargissement de l'A75" (France Info, 26.8.): https://www.francetvinfo.fr/culture/patrimoine/archeologie/decouverte-exceptionnelle-d-une-trentaine-de-monolithes-prehistoriques-en-auvergne_3591521.html
"Une trentaine de monolithes multimillénaires découverts en Auvergne" (Le Monde, 27.8.): https://www.lemonde.fr/sciences/article/2019/08/27/une-trentaine-de-monolithes-multimillenaires-mis-au-jour-en-auvergne_5503198_1650684.html
3.10 Menschliche Evolution während des Pliozäns: Erster Schädel eines Australopithecus anamensis beschrieben
- anamensis ist die älteste bekannte Australopithecus-Art. Fünf Wissenschaftler haben nun einen 2016 in der Afar-Region Äthiopiens entdeckten, 3,8 Mio. Jahre alten Schädel zur Art A. anamensis zugeordnet sowie versucht, die Gesichtszüge des menschlichen Ahnen zu rekonstruieren. Zu den wichtigsten Ergebnissen gehört die Schlussfolgerung der Wissenschaftler, dass A. anamensis und seine Nachkommen der Art A. afarensis, über einen Zeitraum von mindestens 100.000 Jahren hinweg nebeneinander existiert haben.
Yohannes Haile-Selassie, Stephanie M. Melillo, Antonino Vazzana, Stefano Benazzi & Timothy M. Ryan: A 3.8-million-year-old hominin cranium from Woranso-Mille, Ethiopia. Nature, 28.8.2019. https://www.nature.com/articles/s41586-019-1513-8
"Ein Gesicht für Lucys Ahnen. Forscher beschreiben den bemerkenswert vollständig erhaltenen 3,8 Millionen Jahre alten Schädel eines Australopithecus anamensis aus Woranso-Mille in Äthiopien" (Max-Planck-Gesellschaft, 28.8.): https://www.mpg.de/13826839/0823-evan-019609-neuer-fossiler-schaedel-gibt-lucys-ahnen-ein-gesicht
"Rare 3.8-million-year-old skull recasts origins of iconic ‘Lucy’ fossil. Ancient cranium discovered in Ethiopia suggests early hominin evolutionary tree is messier than we thought" (Nature News, 28.8.): https://www.nature.com/articles/d41586-019-02573-w
3.11 Erste Forschungskampagne des Projektes EXPLO deckt in Nordmazedonien Pfahlbausiedlung des 7. Jahrtausends v.Chr. auf
Das vom ERC geförderte Synergy Projekt "Exploring the dynamics and causes of prehistoric land use change in the cradle of European farming" (EXPLO) der Universitäten Bern, Oxford und Thessaloniki hat seine erste Feldkampagne durchgeführt. Ein internationales Team von 20 Forschungstauchern - verstärkt durch Spezialisten aus der Paläoökologie, Archäobotanik und Geodäsie - hat zwischen dem 24.6. und 2.8. die prähistorische Fundstelle Ploča Micov Grad in der Bay of Bones bei Gradište am Ostufer des Ohridsees (Rep. Nordmazedonien) untersucht. Die Crew legte archäologische Schichten aus dem 7. Jahrtausend frei, also weitaus älter als die bisherige Einordnung der Fundstelle. Mehr als 800 Hölzer von Hauspfählen wurden für die dendrochronologische Analyse beprobt. Die Auswertung findet in schweizer und englischen Forschungseinrichtungen statt; erste Zwischenergebnisse u. a. zur Chronologie und zur Subsistenzwirtschaft dieser frühen und fundreichen Pfahlbausiedlung können über die Projektseite nachvollzogen werden.
Website zum Projekt: http://www.exploproject.eu/
"Europas erste Bauern stammten aus dem Balkan " (NZZ am Sonntag, 10.8.): https://nzzas.nzz.ch/wissen/europas-erste-bauern-lebten-im-balkan-ld.1500958
3.12 Globale archäologische Bewertung belegt frühe tiefgreifende Veränderungen der Erde durch Landnutzung
Menschliche Aktivitäten führten bereits vor 3.000 bis 4.000 Jahren, und damit viel früher als bislang angenommen, zu erheblichen Umweltveränderungen. Bereits Jäger, Sammler, Bauern und Hirten veränderten die Erde tiefgreifend, so das Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte. Die aktuelle globale archäologische Studie, welche in Science veröffentlicht wurde, werfe die bisherige Vorstellung über den Haufen, dass der menschengemachte Umweltwandel in erster Linie neu ist. "Archaeological assessment reveals Earth’s early transformation through land use" (Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte, 29.8.): https://www.shh.mpg.de/1443463/archeaglobe
Luca Stephens et al., Archaeological assessment reveals Earth’s early transformation through land use. Science Vol. 365, Issue 6456 (30.8.), pp. 897-902. DOI: 10.1126/science.aax1192. https://science.sciencemag.org/content/365/6456/897
4 Archäoinformatik
4.1 Globales ASTER-Höhenmodell in der Version 3 verfügbar - jetzt neu zusätzlich mit Gewässer-Datensätzen!
Anfang August haben die US-amerikanische Weltraumbehörde NASA und das japanische Wirtschaftsministerium METI die Freigabe der mittlerweile dritten überarbeiteten Version von ASTER mitgeteilt. Wer jetzt an Blumen denkt, ist schief gewickelt: Bei ASTER handelt es sich um ein (fast) den kompletten Globus abdeckendes Digitales Höhenmodell, das Anfang der 2000er Jahre mittels Satellitenmessungen erstellt worden ist. Die ASTER-Daten haben eine Auflösung von einer Bogensekunde, was am Äquator ca. 30 m entspricht und gegen die Pole hin abnimmt – in Deutschland beträgt die ASTER-Auflösung rund 20 m und ist damit für viele großräumigere archäologische Anwendung bereits sehr brauchbar. (Zugegeben: Für kleinere Grabungen sollte man vielleicht auf ein alternatives Höhenmodell ausweichen ... :o) Die ASTER-Daten sind nach einer Registrierung frei und kostenlos zugänglich und können als GeoTIFFs heruntergeladen werden. Zugegeben: bislang war der Autor dieser Zeilen mit ASTER-Daten nie so richtig warm geworden. An der standardisierten Geodaten-Testfundstelle, einem Tell in einem engen jordanischen Flusstal, enthielten die Daten massive Fehler und waren völlig unbrauchbar. Kein Tell erkennbar, Daten nutzlos. Das ist mit ASTER V3 jetzt deutlich anders! Die Fehler sind ausgebügelt, das Höhenmodell ist gut mit anderen Höhendatensätzen vergleichbar und scheint uneingeschränkt verwendbar. Vielversprechend sind auch die mit dem dritten ASTER-Release neu erstellten "ASTER Water Body Datasets", die Gewässer größer 0.2 Quadratkilometer abbilden und z. B. bei Auswertungen als Masken für die Höhendaten eingesetzt werden können (außer in besagtem jordanischen Tal - die dortigen Gewässer sind natürlich viel zu klein, um abgebildet zu werden. Aber etwa die König-Talal-Talsperre nördlich von Amman ist gut sichtbar!). Bei genauerer Betrachtung zeigen sich jedoch noch immer Fehler und Ungenauigkeiten in den Daten, zumindest in der Mongolei (vgl. den Beitrag "GDEM V3 vs SRTM1: a comparison") - es scheint, als würden auch andere Autoren mit ASTER nicht so recht warm ... Alternativen zu ASTER wären das fehlerfreiere SRTM-1-Höhenmodell (vgl. DGUF-Newsletter vom 8.10.2015, Punkt 9.5), das technisch bedingt allerdings nur zwischen 60 Grad Nord und 58 Grad Süd verfügbar ist, oder die TanDEM-X-Höhendaten (vgl. DGUF-Newsletter vom 11.8.2017, Punkt 10.3), an die heranzukommen zwar möglich, aber ein langwieriger bürokratischer (Stichwort "Passierschein A38") und nicht ganz kostenloser Vorgang ist. Summa summarum: Wer im nördlichen Skandinavien oder Sibirien, in Nordkanada oder in der Antarktis arbeitet, sollte sich ASTER mal angucken, dazwischen ist SRTM-1 vermutlich die bessere Wahl.
"ASTER Global Digital Elevation Map Announcement" (NASA und METI, o. D.): https://asterweb.jpl.nasa.gov/gdem.asp
"ASTGTM v003" (ASTER-Infoseite beim United States Geological Service): https://lpdaac.usgs.gov/products/astgtmv003/
"ASTWBD v001" (Infoseite zu den ASTER Water Body Datasets beim United States Geological Service): https://lpdaac.usgs.gov/products/astwbdv001/
"Version 3 of the ASTER Global Digital Elevation Model Released" (Caitlin Dempsey auf gislounge.com, 6.8.): https://www.gislounge.com/version-3-of-aster-global-digital-elevation-model-released/
"GDEM V3 vs SRTM1: a comparison" (Riccardo auf digital-geography.com, 11.8.): http://www.digital-geography.com/gdem-v3-vs-srtm-1-a-comparison/
"ASTER Global DEM Version 3, and new ASTER Water Body Dataset" (wiss. Artikel von Michael Abrams, ISPRS Congress 2016): https://www.int-arch-photogramm-remote-sens-spatial-inf-sci.net/XLI-B4/107/2016/isprs-archives-XLI-B4-107-2016.pdf
5 Kulturgutschutz
5.1 Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
Belgien: "Streik der Denkmalpfleger - der Abbruch des Pont des Trous in Tournai bringt das Fass zum Überlaufen" (Archaeologik, 30.8.): https://archaeologik.blogspot.com/2019/08/streik-der-denkmalpfleger-der-abbruch.html
"Brasilien: 'Die Indigenen müssen um ihr Leben fürchten'. Goldgräber und Sojafarmer verdrängen Einheimische im Amazonas. Wie die Indigenen unter den Bränden leiden. (ZEIT, 29.8.): https://www.zeit.de/2019-08/brasilien-indigene-voelker-waldbraende-survival-international-ngo
5.2 "Ein Beitrag zur Kulturgutzerstörung": Antike Münzen im Shop der Deutschen Post
Die Deutsche Post verkauft antike Münzen ohne Angaben zu einer legalen Herkunft der Objekte. Auf Nachfrage der Archäologen Jutta Zerres und Rainer Schreg reagiert der Konzern nichtssagend und wiegelt ab: Alles sei in Ordnung, und: "Vertrauen sie auf unseren Namen und unsere Seriosität". Das Angebot der Deutschen Post sei möglicherweise formal legal, bloggen Zerres & Schreg. Aber es zeige "einen unverantwortlichen Umgang mit archäologischen Funden und mehr noch: Fundstellen. Die Wahrscheinlichkeit, dass solche Angebote aus Raubgrabungen und illegalen Exporten stammen, ist sehr, sehr hoch. Das Postangebot ist ein Beitrag zur Kulturgutzerstörung."
Jutta Zerres, Rainer Schreg: "Woher stammen die antiken Münzen im Onlineshop der Post?" (Archaeologik, 5.8.): https://archaeologik.blogspot.com/2019/08/woher-stammen-die-antiken-munzen-im.html
5.3 Die ZEIT: Es gibt keinen illegalen Antikenhandel in Deutschland
"Deutschland galt lange als Hauptumschlagplatz für illegal gehandelte Kunstwerke aus Syrien oder dem Irak – doch eine Studie widerspricht dieser Sicht" eröffnet die ZEIT ihren Artikel vom 31.7. und beruft sich dabei auf den Abschlussbericht des von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz durchgeführten Forschungsprojekts "ILLICID" (Apr. 2015-Apr. 2018). Am Ende bilanziert der ZEIT-Autor Thomas E. Schmidt die Ergebnisse dieses Projekts wie folgt: "Weder quantitativ noch qualitativ ist der Handel mit vorderasiatischen Antiken in Deutschland rechtlich oder kulturpolitisch relevant. Es existiert kein Angebot an hochwertigen Objekten, und die Nachfrage bleibt generell gering." In der Tat, das seinerzeit sehr lautstark eingeläutete und mit 1,2 Mio. Euro geförderte Projekt legte seinen Abschlussbericht erst mit erheblicher Verspätung und merkwürdig still vor - eine Tatsache, die auch im Ausland sorgsam beobachtet wurde und bereits zu mancherlei Spekulationen führte. Kluge Kommunikation ist etwas anderes, und auch zum ZEIT-Artikel scheinen die ILLICID-Autoren geschwiegen zu haben. Einzig Kollege Rainer Schreg widerspricht in seinem Blog dem ZEIT-Artikel klar und hat die in dem Bericht dargelegten Tatsachen umfassend gelesen und fachlich korrekt gedeutet. Sein Befund: "Bezogen auf die EU-Verordnungen zum Irak und zu Syrien erfüllen nur 0,4 bzw. 9,6 % der Provenienzangaben die rechtlichen Vorgaben". Laut ILLICID würden vielmehr nachweislich 40 % der Antiken gegen die aktuellen gesetzlichen Regelungen verstoßen. Der Bericht selbst steht als PDF frei zur Verfügung, jeder kann sich selbst ein Bild machen. Aber dass die SPK den Bericht einfach so online stellt und ihn nicht auch aktiv selbst kommuniziert und fachlich deutet, darf man durchaus als einen vom Fach selbst gemachten GAU zu diesem sensiblen Thema Antikenhandel einordnen.
Thomas E. Schmidt: "Illegaler Kunsthandel: Späte Wahrheit" (Die Zeit, 31.7.): https://www.zeit.de/2019/32/illegaler-kunsthandel-iran-syrien-kulturelles-erbe-studie
"Nationales Forschungsprojekt ILLICID will illegalen Handel mit Kulturgut in Deutschland untersuchen" (Stiftung Preußischer Kulturbesitz, 4.3.2015): http://www.preussischer-kulturbesitz.de/pressemitteilung/article/2015/03/04/pressemeldung-nationales-forschungsprojekt-illicid-will-illegalen-handel-mit-kulturgut-in-deutschla.html
Andreas Hilgert: "Illegaler Handel mit Kulturgut in Deutschland. Verfahren zur Erhellung des Dunkelfeldes als Grundlage zur Kriminalitätsbekämpfung und -prävention am Beispiel antiker Kulturgüter, Akronym: ILLICID; Teilvorhaben (TV3): Antike Kulturgüter aus dem östlichen Mittelmeerraum: Identifizierung, Klassifizierung und Dokumentation von in Deutschland gehandelten Objekten : Schlussbericht zu Nr. 3.2, BNBest-BMBF 98" (vorgeblich "Berlin 2018", PDF realiter vom 16.4.2019): https://www.tib.eu/suchen/id/TIBKAT:1664575944/
"Der ILLICID-Schlussreport ist publiziert" (Münzwoche, 4.7.): https://muenzenwoche.de/der-illicid-schlussreport-ist-publiziert/
Kate Fitz Gibbon: "Was ILLICID Report ‘Buried’ For Failing to Show Illegal Trade?" (Cultural Property News, 14.7.): https://culturalpropertynews.org/was-illicid-report-buried-for-failing-to-show-illegal-trade/
Rainer Schreg: "Der Abschlussbericht von ILLICID und die Umdeutungen des Kunsthandels" (Archaeologik, 13.8.): https://archaeologik.blogspot.com/2019/08/der-abschlussbericht-von-illicid-und.html
6 Studium, Job-Themen und Personalia
6.1 Festangestellt vs. Freelancer: ein aktueller Gehaltsvergleich jenseits der Archäologie
In den Köpfen vieler Archäologen hat sich festgesetzt: Wer im Staatsdienst festangestellt arbeitet "hat es geschafft", und zwar selbstverständlich nicht aus Zufall oder gar mit Hilfe von "Vitamin B" (heute "Netzwerk" genannt), sondern ohne Zweifel nach dem Prinzip der Besten-Auslese. Alle Anderen gehören – so die fama – in die Kategorie "Looser", weshalb es nur recht sei, dass man etwa im privatwirtschaftlichen Grabungswesen auch schlechter verdiene. Dort wiederum gelten die Gehälter des öffentlichen Dienstes als Benchmark, die man zwar nie und nimmer erreichen werde, sich ihnen in guten Fällen aber sukzessive von unten nähern wolle. Menschen, die – sei es aus eigener Erfahrung, sei es über Freunde und Familie – je ernsthaft mit einem Berufsleben in der Privatwirtschaft zu tun hatten, und zwar außerhalb der Archäologie, können da nur mit dem Kopf schütteln: Selbstverständlich verdient man in der Privatwirtschaft besser als beim Staat! Der aktuelle "Freelancer Kompass 2019" macht das am Beispiel der IT-Branche deutlich, mit ganz konkreten Zahlen. Dort verdienen Freelancer im Mittel sogar mehr als ihre festangestellten Kollegen in der Privatwirtschaft. Übliche Stundensätze im Alter "ü30": 88 - 92 Euro, üblicher Jahresumsatz brutto in 60% aller Fälle mehr als 100.000 Euro. Die laufende DGUF-Umfrage "Evaluation Beruf Archäologie" (EvaBA), an der man sich noch bis zum 15.10. beteiligen kann, wird auch zu dieser Thematik harten Fakten zum Vergleich liefern. Aber wir ahnen schon jetzt: solange Grabungsfirmen sich glücklich schätzen, wenn sie - als Firma - die Wissenschaftlerstunde für circa die Hälfte der o. g. Sätze anbieten können, wird die Schere des Einkommens gestandener Archäologieexperten zu anderen Branchen riesig sein.
"Freelancer-Kompass 2019: So unterscheidet sich der Stundensatz der Selbstständigen von dem der Festangestellten" (Handelsblatt, 28.8.): https://www.handelsblatt.com/unternehmen/beruf-und-buero/the_shift/freelancer-kompass-2019-so-unterscheidet-sich-der-stundensatz-der-selbststaendigen-von-dem-der-festangestellten/24935554.html
"Freelancer-Kompass 2019: Die freelancermap-Marktstudie für Freelancer, Selbstständige und Freiberufler" (freelancermap, 28.8.): https://www.freelancermap.de/marktstudie
"Evaluation Beruf Archäologie (EvaBA): Umfrage zur beruflichen Situation in der deutschen Archäologie": https://www.soscisurvey.de/BerufArchaeologie/
6.2 Umfrage "Sexuelle Belästigung in der Feldarchäologie"
Das Thema "sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz" wurde lange nicht diskutiert. Seit #metoo rückt es jedoch weltweit in das Bewusstsein der Gesellschaft. Studien in den USA und in Spanien haben gezeigt, dass in den Archäologien wie bei allen "Outdoor"-Wissenschaften, besonders im Umfeld von Ausgrabungen, Surveys und Exkursionen sexuelle Belästigung in jeglicher Form stattfindet. Für Deutschland fehlt bisher eine Erhebung zu diesem Thema. Mit der Umfrage soll untersucht werden, in welchem Umfang sexuelle Belästigungen im Bereich der Feldarchäologie stattfinden. Da es sich um ein spezifisches, klar umgrenztes Arbeitsumfeld handelt, werden andere Bereiche der archäologischen Arbeit in dieser Umfrage nicht erfasst. Die Umfrage richtet sich an alle Kolleginnen und Kollegen, die im Bereich der Feldarchäologie arbeiten oder gearbeitet haben. Bei Fragen oder Anmerkungen sind Sarah Gonschorek (
Umfrage "Sexuelle Belästigung in der Feldarchäologie" (bis 1.10.): https://www.surveymonkey.de/r/UmfrageFeldarchaeologie
FemArc-Netzwerk archäologisch arbeitender Frauen e. V.: http://www.femarc.de
"Advice on bullying and harassment" (CIfA Equality and Diversity Group): https://equalityanddiversitygroup.wordpress.com/advice-on-bullying-and-harassment/
"Sexual Assault and harassment in archaeological Fieldwork" (American Schools of Oriental Research): http://www.asor.org/news/2017/11/harassment
"BAJR Guide – Respect: acting against harassment in archaeology" (CIfA, 22.11.2017): https://www.archaeologists.net/news/bajr-guide-%E2%80%93-respect-acting-against-harassment-archaeology-1511370487
"CIfA, FAME and Prospect release joint statement on bullying, harassment and discrimination" (CIfA, 18.4.2019): https://www.archaeologists.net/news/cifa-fame-and-prospect-release-joint-statement-bullying-harassment-and-discrimination
"Archaeological Institute of America Statement on Sexual Harassment and Assault and. Guidelines for Archaeological Field Projects" (3.1.2019): https://www.archaeological.org/about/governance/policies/
Kathryn B. H. Clancy/Robin G. Nelson/Julienne N. Rutherford u. a., Survey of academic field experiences (SAFE). Trainees report harassment and assault. PLoS ONE 9, 7, 2014, e102172. doi.org/10.1371/journal.pone.0102172
"#Metoo – a woman in academia & archaeology" (The Overdressed Archeologist & Editor: 4.6.2019): http://vandervaart-verschoof.com/?p=1113
"91 Stories of Archaeology" (Doug's Archaeology, 14.4.2018): https://dougsarchaeology.wordpress.com/2018/04/14/91-stories-of-archaeology/
6.3 Über die große Bedeutung der Fachgesellschaften
Im Leitartikel der Juli-Ausgabe von "Forschung & Lehre" betont Richard Münch, Professor für Gesellschafstheorie an der Universität Friedrichshafen, die hohe Bedeutung der Fachgesellschaften. An den Universitäten greife immer mehr eine "manageriale" Qualitätssicherung um sich, die vor allem von Kennzahlen geleitet sei und auf die Akkumulation von Drittmitteln, "Leuchttürmen", Exzellenzclustern etc. ziele. Steuerung finde dort vor allem als Inputsteuerung statt. Diese Tendenz brauche ein starkes Gegengewicht, das wieder auf mehr Inhalte und auf nachhaltigen Output gerichtet sei, das zugleich auch Freiräume für Erkundungen (und Scheitern) biete. "Eine strategisch operierende unternehmerische Universität mit einer dazu gehörenden, auf kurzfristig messbare Erfolge zugeschnittenen managerialen Qualitätssicherung kann sich das nicht leisten", so Münch. "Die Fachgesellschaften sind in dieser historischen Situation gefordert, als Hort des offenen und egalitären wissenschaftlichen Diskurses Widerstand gegen das Regime der Kennziffern zu leisten, das von New Public Managment und der entsprechenden Transformation von Universitäten in strategisch operierende Unternehmen errichtet wurde." Eine lesenswerte Einschätzung, und zugleich eine Frage ans Fach, inwieweit die bestehenden Fachgesellschaften dieser Aufgabe gerecht werden. Sind sie vor allem Bühne für Leistungsschauen, oder die notwendigen Plattform für anspruchsvolle Diskurse?
Richard Münch: "Fachgesellschaften vs. Universitäten: Angespannte Verhältnisse in der Wissenschaft". (Forschung & Lehre 7/19; 8.7.): https://www.forschung-und-lehre.de/angespannte-verhaeltnisse-in-der-wissenschaft-1930/
7 Open Access & Open Data
7.1 Publizieren im Open Access: eine aktuelle und umfassende Lageanalyse
Eine neunköpfige Autorengruppe bei MIT Press hat die aktuelle Lage rund um das wissenschaftliche Publikationswesen im Open Access systematisch gesichtet und bilanziert. Dazu wurden insgesamt 52 Projekte resp. Initiativen untersucht. Roger Schonfeld, Director of Libraries, Scholarly Communication, and Museums for Ithaka S+R, hat den am 2.8. vorgestellten Bericht durchgearbeitet und in seinem Blogbeitrag für The Scholarly Kitchen kurz zusammengefasst. Ein wesentliches Ergebnis sei die Vielfalt der Projekte und mehr noch: deren Unkoordiniertheit. Daher bestehe die Gefahr von Strohfeuern und dem Investieren von viel Geld und Kraft in überflüssige Doppelspurigkeiten. Weiterhin sei für sehr viele Open-Access-Projekte ein nachhaltiges Finanzierungskonzept nicht erkennbar. Mancher starke Player wie z. B. die Plattform OJS sei zudem auffällig konservativ - hier bezogen auf das Submissions- und Peer-Review-System. Es bestehe die Gefahr, dass nach einer gewissen Experimentier- und Reifephase vor allem die guten Ideen und Innovationen von den kommerziellen Großverlagen übernommen und dynamischer weiterentwickelt würden als es der zerstreuten Landschaft der Open Access Szene möglich zu sein scheint.
Maxwell, J. W., Hanson, E., Desai, L., Tiampo, C., O'Donnell, K., Ketheeswaran, A. et al. Mind the Gap. A Landscape Analysis of Open Source Publishing Tools and Platforms. (PubPub.org, 2.8.): https://mindthegap.pubpub.org/
Schonfeld, R. C. Open Source for Scholarly Publishing: An Inventory and Analysis (The Scolarly Kitchen, 8.8.). https://scholarlykitchen.sspnet.org/2019/08/08/open-source-for-scholarly-publishing-an-inventory-and-analysis/
7.2 Hehre Ziele, wenig Konkretes: Nun hat auch Brandenburg eine Open-Access-Strategie
Mit Brandenburg hat im August das nunmehr sechste Bundesland eine Open-Access-Strategie verabschiedet und publiziert. Was denn nun genau? Freundlicherweise findet sich auf S. 20 von 24 Seiten des hübsch gestalteten Textes ein tl;dr: "Open Access ist eine Querschnittsaufgabe und bedarf gemeinsamer und koordinierter Anstrengungen auf allen Ebenen. Die vorliegende Open-Access-Strategie definiert Ziele für das Land Brandenburg und die von den relevanten Akteuren (Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Hochschulen, Infrastruktureinrichtungen und Landesregierung) umzusetzenden Maßnahmen, die zur Zielerreichung beitragen sollen, ebenso wie die notwendigen Maßnahmen zur Nachverfolgung der Zielerreichung. Das Wissen aus dem Land Brandenburg soll so verstärkt sichtbar, auffindbar, zugänglich und nutzbar gemacht werden. Der Wissenschaftsstandort Brandenburg wird damit attraktiver und die Innovationsfähigkeit der Region und der wissensbasierten Unternehmen des Landes Brandenburg gestärkt wird." Das ist so allgemeinplätzig formuliert, dass keine rechte Lust zum Lesen des Papiers aufkommen mag. Wer's dennoch unternimmt, findet viele hehre Ziele, viel Erklärtext und sehr wenig konkrete Maßnahmen. Bedenkt man, dass man derzeit den August 2019 schreibt, also 13 Jahre nach der "Berliner (sic) Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen" und ein Jahr, bevor im Jahr 2020 die Wissenschaftsförderung der EU das Publizieren im Open Access für EU geförderte Projekte ohne Wenn und Aber verbindlich macht, bleibt nur verständnisloses Kopfschütteln. Nicht zuletzt: klar doch, Titel der Strategie und Pressemeldung reden vom "Land Brandenburg", tatsächlich geht es jedoch ausschließlich um die Universitäten und Forschungsinstitutionen. Dass Daten der öffentlichen Verwaltung ebenso Open Access sein könnten - das scheint ein allzu revolutionärer Gedanke zu sein.
"Brandenburg fördert freien Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen" (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur Brandenburg, 8.8.): https://mwfk.brandenburg.de/mwfk/de/service/pressemitteilungen/ansicht/~08-08-2019-brandenburg-foerdert-freien-zugang-zu-wissenschaftlichen-publikationen
Ellen Euler u.a.: "Open-Access-Strategie des Landes Brandenburg" (8.8.): https://zenodo.org/record/2581783
8 Ausstellungen und Museen
8.1 Clever und konventionell zugleich: "Toutânkhamon. Le Trésor du Pharaon" (Paris, bis 22.9.)
"Come and experience the world's final Tutankhamun tour" – mit diesen Worten empfängt die Ausstellungs-Website Alle, die ein Ticket vorab online erwerben wollen (was wir Ihnen übrigens empfehlen). Ähnlich staatstragend der Buchungsprozess: Sie müssen nach dem Anlegen eines Accounts ein nach vorgegebenen Regeln zu vergebendes Passwort einrichten, die von Ihnen gewünschte Besuchszeit wählen und können das namengebundene Ticket (Normalpreis wochentags 22 Euro, am Wochenende 24 Euro) dann ein paar Schritte später am eigenen Rechner ausdrucken. Gegen eine, nennen wir es "Servicegebühr" von 1,45 Euro pro Bestellung. Nein, wir scherzen nicht. Nun ja: es ist kein Geheimnis, dass die Schau v. a. dazu dient, die Kassen für die Fertigstellung und Eröffnung des Mammutprojekts "Grand Egyptian Museum" auf der Hochfläche von Gizeh aufzufüllen. Die Ausstellung findet in der Grande Halle de la Villette statt: mit der Pariser Metro gut zu erreichen, und der Park um die Halle ist allemal sehenswert. Ca. 150 Originale sind ausgestellt, und man legt Wert darauf, dass rund 50 von ihnen zuvor noch nie außerhalb Ägyptens gezeigt wurden. Geschickt verschleiert wird, dass die legendäre Maske das Tutanchamun nicht gezeigt wird. Dafür soll man dann doch nach Ägypten kommen. ;-) Die Ausstellung ist gut besucht, glaubt man den Medienberichten und der persönlichen Erfahrung der Newsletter-Autorin. Auch ein Publikum, das sicherlich sonst eher selten Archäologie-Ausstellungen besucht, ist spürbar vertreten bzw. überwiegt. Die gut klimatisierte Ausstellungshalle, die man nach einem Intro-Video betritt, ist in ein schummrig-blaues Licht gehüllt, aus Lautsprechern erklingt atmosphärische Musik. Beeindruckend sind die Objekte, die den ersten Teil der Schau bilden: Hölzerne Reisetruhen, ein Paar leinener Handschuhe, goldene Kanopen, kostbarer Schmuck, Alabastergefäße, ein hölzerner Stuhl, eine Liege, ein prächtiger Fächer, vergoldete Statuetten usw. Einiges kennt man aus Büchern und bestaunt nun – vielleicht erstmals – die Originale und einige (als solche gekennzeichnete) Repliken. Die Besucher drängen sich besonders um eine Vitrine mit Objekten des Sarkophags, welcher derzeit restauriert wird. Zu sehen bekommt also jeder viel, und daher lohnt der Besuch der Ausstellung bereits! Doch was ist mit dem Begreifen? Hierin besteht die große Schwäche der Schau. Die Beschriftungen der Objekte sind so konventionell wie in jedem x-beliebigen, seit den 60er-Jahren unverändert gebliebenen Museum: Objektbezeichnung, kurze Erläuterung (immerhin das), Material, Datierung, Provenienz und Archivnummer. Fremdwörter wie z. B. "Pektoral" bleiben unerläutert; Eigennamen fallen, und erst später erfährt man, wer die betreffenden Personen überhaupt sind. "Also das weiß man doch!", hieß es dazu vor Jahrzehnten, bevor man über zeitgemäße Wissenschaftskommunikation nachzudenken begann. Das Modell einer Sonnenbarke wird, sprachlich korrekt, als "solar boat" übersetzt, aber nicht weiter erklärt; ein Mann erwägt mit seiner Frau – beides ernsthaft bemühte Besucher –, dass die alten Ägypter doch noch keine Solarpaneele auf Booten kannten und wieso das hier behauptet werde. An den Wänden immer wieder ausführlichere Informationen, die dem Laien die Thematik durchaus näherzubringen versuchen. Aber mehr als "sie bemühen sich" ist das auch nicht. Die Ausstellungsmacher scheinen sich gedacht zu haben, dass für Nicht-Fachkollegen das schicke Licht und die Musik schon genügen würden. Wie kurz gesprungen! Der zweite Teil der Ausstellung widmet sich der Entdeckung des Grabs und der Rezeptionsgeschichte. Dies ist schön gestaltet, auch Videos sind hier sinnvoll eingesetzt – volle Punktzahl. Zum Abschluss fände man einen Hinweis auf das gerade in Ägypten so große Problem der Grabräuberei und auf den illegalen Antikenhandel geboten, denn wo, wenn nicht bei einer solchen Ausstellung, hat man ein derart großes Publikum? Doch: völlige Fehlanzeige. Das Schlusswort der Ausstellungsmacher ist nämlich der Shop, der auf einer sehr großen Fläche v. a. Plastikquatsch und Bling-Bling verkauft, das man eher bei den Kardashian-Schwestern suchen würde. Didaktisch wertvolles Material, gerade auch für Kinder, findet man nirgends. Zusammenfassend unsere Empfehlung: Sich vorher einlesen, die Ausstellung besuchen und statt einen "King Tut"-Glitzerfußball oder ein "altägyptisches" Quietscheentchen zu kaufen lieber im dem Ausgang gegenüberliegenden Café die Ausstellung nachwirken lassen. – Übrigens: In den Reiss-Engelhorn-Museen wird vom 30.5.2020-31.1.2021 die Sonderausstellung "Tutanchamun: Sein Grab und die Schätze" stattfinden. Dort werden mehr als 1.000 Repliken angekündigt.
Ausstellungs-Website: https://expo-toutankhamon.fr/en/
"Ausstellung in Paris: Blick in die Ewigkeit mit Tutanchamun" (Deutschlandfunk, 23.3.): https://www.deutschlandfunkkultur.de/ausstellung-in-paris-blick-in-die-ewigkeit-mit-tutanchamun.1013.de.html?dram:article_id=444455
"Tutanchamun-Ausstellung in Paris - Hype schon vor Eröffnung" (ZEIT, 23.3.): https://www.zeit.de/news/2019-03/23/tutanchamun-ausstellung-in-paris-hype-schon-vor-eroeffnung-190323-99-511557
"Die Abschiedsreise des kindlichen Königs. Tutenchamun, Popstar der Archäologiefans: Eine spektakuläre Schau in Paris zeigt Artefakte aus der Grabkammer – zum letzten Mal außerhalb Ägyptens" (Tagesspiegel, 25.3.): https://www.tagesspiegel.de/kultur/tutenchamun-in-paris-die-abschiedsreise-des-kindlichen-koenigs/24142948.html
"Archäologie: Pharao Tutanchamun in Paris" (ARTE, 23.3.): https://www.arte.tv/de/videos/088737-000-A/archaeologie-pharao-tutanchamun-in-paris/
"Neuer Glanz für Tutanchamun. Zum ersten Mal seit seiner Entdeckung vor fast 100 Jahren wird der goldene Sarkophag des ägyptischen Pharaos Tutanchamun restauriert" (Deutsche Welle, 4.8.): https://www.dw.com/de/neuer-glanz-f%C3%BCr-tutanchamun/a-49889743
"Restaurierung in Ägypten. Erste Hilfe für Tutanchamun" (Tagesschau, 4.8.): https://www.tagesschau.de/ausland/tutanchamun-119.html
8.2 Rezension zu: Martin Tröndle (Hrsg.), Nicht-Besucherforschung. Audience Development für Kultureinrichtungen
Der Titel des 2019 erschienenen Sammelbandes "Nicht-Besucherforschung. Audience Development für Kultureinrichtungen", herausgegeben vom Kultursoziologen Martin Tröndle, klingt spannend. Der Gedanke, dass Museen und andere Kultureinrichtungen sich nicht länger darin erschöpfen sollten, die Besucher, die sie eh schon erreichen, näher zu beforschen, sondern sich auch mit Denjenigen zu beschäftigen, die eben nicht den Weg zu ihnen finden, ist plausibel und rückt derzeit mehr und mehr in den Fokus der Fachwelt. Tibor Kliment, Professor für Empirisches Medien- und Kulturmanagement an der RH Köln, hat das Buch daher eingehend gelesen. Am Ende war er enttäuscht: das Buch erfülle die hochgesteckten Erwartungen nicht, der aktuelle Forschungsstand werde andernorts umfassender abgebildet, die bei Tröndle exemplarisch vorgenommene Studie sei methodisch unbefriedigend. Gleichwie "ein interessantes, zusätzliches Puzzlestück" zum Thema.
Kliment, T.: Buchrezension zu M. Tröndle: "Nicht-Besucherforschung. Audience Development für Kultureinrichtungen" (Kulturmanagement.net, 28.8.): https://www.kulturmanagement.net/Themen/Buchrezension-Nicht-Besucherforschung-Audience-Development-fuer-Kultureinrichtungen,4018
Martin Tröndle (Hrsg.): Nicht-Besucherforschung. Audience Development für Kultureinrichtungen. Springer 2019. https://www.springer.com/de/book/9783658258283
8.3 "Eine Ausstellung, die man einfach sehen muss": "Von Mossul nach Palmyra" (Bonn, 30.8.-3.11.)
Die heute in der Bundeskunsthalle beginnende Ausstellung "Von Mossul nach Palmyra. Eine virtuelle Reise durch das Weltkulturerbe" zeige, so Christian Gampert bei SWR2, "in großartigen und bedrückenden, echten und virtuellen Bildern das architektonische und historische Kulturerbe, das in den Kriegen im Irak und in Syrien teilweise bereits zerstört worden ist, sich vielleicht aber noch retten lässt". Die Schau sei ein unvergleichliches Erlebnis. Die "Reiseroute" der Ausstellung, die keine Exponate im eigentlichen Sinne zeigt, verläuft vom antiken Ninive, das heute innerhalb der umkämpften Stadt Mossul liegt, nach Aleppo in Syrien. Weitere Stationen: Leptis Magna in Libyen, das langsam verrottet, sowie das syrische Palmyra. All diese Stätten werden in großen Video-Projektionen vorgestellt, laut SWR2 ist das "der pure Wahnsinn". Per Animation entstünden dann zerstörte Gebäude virtuell neu. Man müsse diese Ausstellung einfach sehen, "weil derzeit kein Normalsterblicher zu diesen gefährlichen Orten reisen kann".
"Ein unvergleichliches Erlebnis: 'Von Mossul nach Palmyra' in der Bundeskunsthalle Bonn" (SWR2, 29.8.): https://www.swr.de/swr2/kunst-und-ausstellung/Ausstellung-Ein-unvergleichliches-Erlebnis-Von-Mossul-nach-Palmyra-in-der-Bundeskunsthalle-Bonn,av-o1148284-100.html
Website zur Ausstellung: https://www.bundeskunsthalle.de/ausstellungen/virtuelle-reise.html
9 Und sonst …
9.1 Zur menschlichen Bindung an Heimat und angestammtes Land
Viele Menschen pflegen durch Geschichten, Ortsnamen oder ihnen heilige Stätten tiefe Bindungen zu ihrer angestammten Heimat. Ureinwohner tun das oft noch Jahrhunderte, nachdem ihnen ihr Land abgeluchst oder geraubt wurde. Sie haben Wörter für das Gebiet, das ihren Vorfahren einst gehörte und womit sie spirituell verbunden bleiben: "Hopitutskwa", sagen z. B. die Hopi dazu, "Tekoha" die Guaraní. Während in Ländern wie Brasilien oder den USA Stammesgebiete seitens der Regierungen auch heute negiert werden, wächst gleichzeitig das gesellschaftliche Bewusstsein, wie wichtig die Anerkennung der Zugehörigkeit einer Bevölkerungsgruppe zu ihrem angestammten Land ist.
"Why Land Acknowledgments Matter. One anthropologist views the public recognition of traditional lands as a way to remember the past while stepping toward the future" (Sapiens, 10.7.): https://www.sapiens.org/culture/land-acknowledgment/
- August: UN-Tag der indigenen Bevölkerungen: https://www.bpb.de/politik/hintergrund-aktuell/142194/indigene-bevoelkerungen
9.2 Wie kann die privatwirtschaftliche Archäologie am besten einen gesellschaftlichen Beitrag leisten?
Auf der EAA-Tagung 2017 in Maastricht widmete sich die Session "Re-thinking how European contract archaeology can best contribute to society" dem Thema der privatwirtschaftlichen Archäologie. Doug Rocks-Macqueen hat jetzt eine inhaltliche Zusammenfassung sowie Videos der einzelnen Vorträge inkl. Ihrer Vortragsfolien auf seiner Website zusammengestellt. Diskutiert wurde, in welcher Form durch den Einsatz von privatwirtschaftlichen Archäologieunternehmen ein gesellschaftlicher Mehrwert entstehen kann. In einem einführenden Vortrag stellte Cornelius Holtorf das Projekt GRASCA vor, das den Anlass für diese Session gegeben hatte. Im Rahmen dieses Forschungsvorhabens an der schwedischen Linné-Universität wird dieser Fragstellung nicht nur von universitärer Seite, sondern insbesondere in enger Zusammenarbeit mit Archäologiefirmen nachgegangen. Im Anschluss folgten sechs Impulsvorträge von erfreulichen sechs bis acht Minuten Dauer. Die Vorträge deckten dabei zahlreiche Fragestellungen ab: Wie können die Daten aus archäologischen Grabungen einer breiteren wissenschaftlichen, aber auch nichtwissenschaftlichen Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden? Wie muss der Umgang mit digitalen Daten erfolgen? In welcher Form können Grabungsfirmen in die Vermittlung von Archäologie mit eingebunden werden? Diese Session behandelte, gerade mit der Konzentration auf privatwirtschaftliche Firmen, ein äußerst wichtiges Thema, das im üblichen wissenschaftlichen Kontext nur wenig Beachtung findet. Angesicht der immer noch anhaltenden Reduzierung der Ressourcen im öffentlichen Dienst und dem damit verbundenen notwendigen Outsourcings sollten diese Fragen auch hierzulande häufiger gestellt werden.
"Re-thinking how European contract archaeology can best contribute to society" (Doug's Archaeology, 16.8.): https://dougsarchaeology.wordpress.com/2019/08/16/re-thinking-how-european-contract-archaeology-can-best-contribute-to-society/
9.3 Elsevier: Der Weg vom Wissenschaftsverlag zum Aufsichtführenden, Steuerer und Publikationsdienstleister
Ein langer Blogartikel von Ulrich Herb, in der DGUF bekannt als Laudator auf die jüngsten Archäologiepreisträgerinnen, zeichnet nach, wie sehr der Großverlag Elsevier sich wandelt: Von einem auf das Publizieren fokussierten Verlag hin zu einem Dienstleister rund um die Forschung: Impact-Faktoren ermitteln, Rankings anbieten, das breite Informationssystem, das Forschern die Arbeit erleichtert und vor allem Forschungsfinanzierern Kontrollmöglichkeiten an die Hand gibt. Systematisch hat Elsevier seit Beginn dieses Jahrtausends teils eigene Aktivitäten hierzu entwickelt, vor allem aber viele Projekte und Unternehmen aufgekauft. Elsevier verknüpft diese Fähigkeiten, Archive und Potenziale nun. Klar, das eine und auch das andere wusste man schon, aber die systematische Zusammenschau durch U. Herb ist dann doch erschreckend, weil er den Masterplan hinter den Einzelphänomenen deutlich macht. Lesenswert!
Herb, U. Überwachungskapitalismus und Wissenschaftssteuerung. (Telepolis, 29.7.): https://www.heise.de/tp/features/Ueberwachungskapitalismus-und-Wissenschaftssteuerung-4480357.html
9.4 Aargauer Gericht entscheidet: Grabungsdokumentationen bleiben im Besitz der Privatstiftung Sennhauser
Rudolf Sennhauser, heute 88 Jahre alt, gilt als einer der Pioniere der Mittelalterarchäologie und Bauforschung in der Schweiz. Über Jahrzehnte hinweg hat sein Büro im Auftrag von insgesamt 13 Kantonen Untersuchungen durchgeführt. Doch seit langem geht ein Streit darum, wo nach ordnungsgemäßem Abschluss der Projekte samt Übergabe eines wissenschaftlichen Abschlussberichts schlussendlich die Funde und auch die Dokumentation verbleiben. Anders als in den 1950er Jahren ff. bemühen sich seit ca. 2009 diverse ehemalige Auftraggeber, beides in ihre Archive zu übernehmen. Doch Sennhauser möchte alles an einem Ort beisammen halten, selbst weiter beforschen und auch Dritten nur in den Räumen seiner 2009 gegründeten Stiftung zugänglich machen. Basel Stadt war 2015 mit seiner Klage betreffs der Grabungen im Basler Münster erfolgreich und erhielt die Sennhausersche Dokumentationen. 2017 entschied das Bezirksgericht in Zurzach aufgrund einer Klage der Kantone St. Gallen und Luzern, dass die Grabungsdokumentationen dem jeweiligen Kanton gehören (DGUF-Newsletter vom 24.11.2017 Punkt 11.5. Zuvor DGUF-Newsletter vom 28.2.2017 Punkt 5.4.; vom 1.6.2017 Punkt 9.6.; vom 11.8.2017 Punkt 10.2.). Nun hat das Aargauer Obergericht für das Konvolut der Grabungen im Kloster St. Gallen entschieden: Sennhauser ist im Recht, die Grabungsdokumentation verbleibt bei seiner Stiftung. In der Urteilsbegründung verneinte das Gericht, dass die Dokumentation einer Ausgrabung zwingend zu den Fundstücken gehöre. Der Kanton will auf eine mögliche Revision des Urteils wg. Aussichtslosigkeit des Verfahrens verzichten.
"St. Gallen verliert den Archäologiestreit: Die Dokumentation der Ausgrabungen in der Kathedrale bleibt im Aargau" (Aargauer Tagblatt, 15.8.): https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/st-gallen-verliert-den-archaologiestreit-ld.1143284
"Kirchenarchäologie. Das begehrte Archiv des Hans Rudolf Sennhauser: 13 Kantone möchten an seine Unterlagen" (Aargauer Zeitung, 21.8.): https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/kanton-aargau/das-begehrte-archiv-des-hans-rudolf-sennhauser-13-kantone-moechten-an-seine-unterlagen-135435800
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