DGUF-Newsletter vom 30.4.2018

DGUF-Newsletter vom 30.4.2018

1. DGUF-Nachrichten
1.1. DGUF-Tagung: Tagungsprogramm und alle organisatorischen Informationen verfügbar. Letzte Chance für Anmeldung online
1.2. DGUF räumt Bücherlager – und verschenkt an Mitglieder und Neu-Mitglieder bis 31. Mai max. je 20 Bände

2. Tagungen und Veranstaltungen
2.1. "Archaeological Open-Air Museums: Reconstruction and Reenactment – Reality or Fiction?" (Trzcinica, Polen, 18.-19.10.)
2.2. Jahrestagung der Europäischen Vereinigung zur Förderung der Experimentellen Archäologie e. V. (EXAR) (Unteruhldingen, 27.-30.9.; CfP bis 15.5.)
2.3. "Images, gestures, voices, lives. What can we learn from Palaeolithic art?" (Tübingen, 30.5.-1.6.)
2.4. "Communicating the Past in the Digital Age - Digital methods for teaching and learning in Archaeology" (Köln, 12.-13.10.; CfP bis 30.6.)
2.5. European Cultural Heritage Summit "Sharing Heritage – Sharing Values" (Berlin und Potsdam, 18.-24.6.)
2.6. "The Caucasus: Bridge Between the Urban Centres in Mesopotamia and the Pontic Steppes in the 4th and 3rd Millennium BCE" (Frankfurt am M., 28.-30.11.)

3. Forschung
3.1. Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"
3.2. Aktuelle Ausgrabungen in den Medien
3.3. Aktuelle Forschung in den Medien
3.4. Ufersiedlungsneolithikum: Leben am Wasser jenseits der Skala "Haus – Hof – Dorf"
3.5. Zum spannungsreichen Verhältnis zwischen Archäologie und aDNA-Forschung
3.6. Frühe Moderne Menschen waren außerhalb Afrikas deutlich weiter verbreitet als bisher bekannt
3.7. "Wikingerschatz von Harald Blauzahn" auf Rügen gefunden
3.8. "Lagerarchäologie" erforscht materielle Spuren des NS-Terrors

4. Kulturgutschutz
4.1. Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien

5. Ausbildung, Job-Themen und Personalia
5.1. "Chance für die Entwicklung eines echten Marktes": Aktuelle Herausforderungen der Denkmalpflege
5.2. Geringe Ausstattung der Landesarchäologien in Deutschland bei Archäologentagen in Otzenhausen thematisiert
5.3. Auffällige Ergebnisse nehmen in der wissenschaftlichen Publikationslandschaft zu - auf Kosten wissenschaftlicher Sorgfalt und Redlichkeit
5.6. Beruf Archäologie in Beitrag über Prekariat in Irland thematisiert
5.7. Schmerzliches Aus: Archäologisch-Soziale Initiative Niederösterreich (ASINOE) verliert Hauptgeldgeber

6. Berufsverband
6.1. Querdenken und provokative Ansätze erwünscht: die CIfA-Jahrestagung in Brighton
6.2. "Von allen Seiten größtmögliche Unterstützung": CIfA Deutschland auf der CIfA-Jahrestagung in Brighton

7. Open Access & Open Data
7.1. TU Berlin spricht sich für "nichtkommerzielle Publikationskultur" aus, wirkt aber an Oligopolisierung des wiss. Publikationswesens mit
7.2. Im Entwurf: "Mainzer Thesen zum Open Access Publizieren in der Archäologie"
7.3. Monografienreihe "Beihefte Bonner Jahrbücher" geht via Propylaeum in den Open Access

8. Bürger und Archäologie & Citizen Science
8.1. Gut gemeint ist nicht gut gemacht: Mecklenburg-Vorpommern schenkt GPS-Geräte an Ehrenamtliche

9. Ausstellungen und Museen
9.1. Freier Eintritt im Landesmuseum Württemberg ein Erfolg und eine Herausforderung
9.2. "Eindrucksvoll und unaufgeregt": Zur Sonderausstellung "Götter, Glaube und Germanen" im Museum und Park Kalkriese (28.4.-28.10.)

10. Und sonst …
10.1. Bronzezeit: Ommerschans-Funde kehren in die Niederlande zurück
10.2. Bericht von der Tagung "Alternative Facts and Actual Fiction: Constructing the Social Narrative" (Kirkwall, Orkney, 16.-18.4.)
10.3. Bunte Bilder für das Volk - aber korrekte bitte! Archäologen, Computerspiel-Entwickler und Digital Artists gründen "Past in Pixels", einen Verein für wissenschaftliche Visualisierungen
10.4. Ein Sprung nach vorn: recensio.antiquitatis, die neue Bündelplattform für archäologie-relevante Rezensionen
10.5. Bericht vom Fachtag Kultur-Fundraising (Leipzig, 19.2.)

11. Impressum und Redaktionshinweise


1. DGUF-Nachrichten
1.1.
DGUF-Tagung: Tagungsprogramm und alle organisatorischen Informationen verfügbar. Letzte Chance für Anmeldung online
Das wissenschaftliche Programm der diesjährigen DGUF-Tagung "Sharing Heritage - Die Teilhabe am kulturellen Erbe als Bürger- und Menschenrecht" steht in der finalen Fassung online. "Sharing Heritage - Von der Ethik der Teilhabe und den Schwierigkeiten einer Praxis", ist der erste Themenblock für den 11.5. übertitelt, "Sharing Heritage in internationalen Konventionen und Diskursen, im nationalen Recht und Denkmalrecht" ist das Thema am 12.5. Der wissenschaftliche Teil der Tagung wird mit gemeinsamen Schlussfolgerungen (World Café) aller Tagungsteilnehmer – nicht nur der Vortragenden – enden. Da mehr Tagungsanmeldungen als erwartet eingingen, werden wir für das wissenschaftliche Programm aus Burg Grünwald in das nahe gelegene Tagungszentrum im Grünwalder Freizeitpark ausweichen. Die Mitgliederversammlung am 10.5. und ein öffentlicher Abendvortrag am 11.5. finden unverändert auf Burg Grünwald statt. Eine Exkursion am Sonntag, 13.5., führt zur UNESCO-Welterbestätte Roseninsel im Starnberger See (Pfahlbauten, Taucharchäologie, Nutzungskonflikte), wo PD Dr. med. Tobias Pflederer (BGfU) führen wird. Eine Führung über die röm. Villa Leutstetten erfolgt durch den bayerischen Landeskonservator Prof. C. S. Sommer (BLfD). Die schriftliche Anmeldung zur Tagung ist bis 4.5. online möglich. Nach diesem Datum ist nur noch eine Anmeldung vor Ort möglich, wobei ein Aufschlag von 10 Euro anfällt.
Tagungswebsite: http://www.dguf.de/sharing-heritage.html
Vortragsprogramm: http://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/Tagungen/Muenchen2018/DGUF-Tagung-2018_Programmheft.pdf
Anmeldung und organisatorische Hinweise zur DGUF-Tagung: http://www.dguf.de/451.html


1.2.
DGUF räumt Bücherlager – und verschenkt an Mitglieder und Neu-Mitglieder bis 31. Mai max. je 20 Bände
Aus logistischen Gründen müssen wir unser Bücherlager verschlanken und einen Teil der "Archäologische Informationen"- und "Archäologische Berichte"-Bände abstoßen, deren Verkauf seit längerem stagniert. Allen DGUF-Mitgliedern sowie Neumitgliedern möchten wir bis 31.5. max. 20 Bücher aus unseren Lagerbeständen schenken. Wir bitten lediglich um eine Spende in selbstgewählter Höhe, die (mindestens) unsere Kosten für Porto und Verpackung deckt. Eine Liste der verfügbaren Bände sowie alle Infos zum Ablauf haben wir auf DGUF.de zusammengestellt. Wer also noch grübelt, ob er/sie Mitglied werden soll: Jetzt lohnt es sich noch mehr!
Räumungsaktion Bücherlager: http://www.dguf.de/461.html
DGUF-Mitglied werden: http://www.dguf.de/dguf-mitglied-werden.html
Für die "Neolithiker" unter Ihnen empfiehlt unser Leitender Herausgeber Frank Siegmund folgende Bände als relevantes Bücherpaket: http://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/publikationen/DGUF-Dok_2018_Buecherraeumung-Neolithikum.pdf


2. Tagungen und Veranstaltungen
2.1.
"Archaeological Open-Air Museums: Reconstruction and Reenactment – Reality or Fiction?" (Trzcinica, Polen, 18.-19.10.)
Is the vision of history presented to the general public in an open-air museum reality or fiction? Is it true to life, or is it a fantasy created on the basis of a projection back into the past of what we know about contemporary societies as described by ethnography, or perhaps a materialisation of the stereotypes we have of prehistoric peoples? The aim of the conference is to present and discuss the construction and operation of archaeological open-air museums, especially as regards the reconstruction of prehistoric and early medieval structures. The conference takes place in the Carpathian Troy Archaeological Open-Air Museum at Trzcinica in Southern Poland.
https://exarc.net/events/conference-archaeological-open-air-museums-reconstruction-and-reenactment-reality-or-fiction

2.2.
Jahrestagung der Europäischen Vereinigung zur Förderung der Experimentellen Archäologie e. V. (EXAR) (Unteruhldingen, 27.-30.9.; CfP bis 15.5.)
"Die Experimentelle Archäologie in Wissenschaft und Vermittlung 2018" ist Hauptthema der Tagung, außerdem können Analyse- und Rekonstruktionsmöglichkeiten während und nach der Ausführung von Versuchen vorgestellt werden. Der CfP endet am 15.5., ebenso eine Frühbucher-Teilnahmegebühr.
http://www.exar.org/voorbeeld-pagina/1218-2/?lang=de

2.3.
"Images, gestures, voices, lives. What can we learn from Palaeolithic art?" (Tübingen, 30.5.-1.6.)
What is the significance of Palaeolithic art in history of art and the understanding of the development of aesthetics? How should we understand Palaeolithic art as material culture? How should we connect Palaeolithic art objects to the origins of modern cognition and Homo sapiens? How can we access the experiential and perceptual dimensions reflected in Palaeolithic art objects? And how can different disciplines and stakeholders profit from digital recording and documentation techniques of Palaeolithic art? Five sessions with 30 papers highlight the topic of the conference, that is organized by ROCEEH and Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment.
http://www.roceeh.net/tools/news-details/?tx_news_pi1%5Bnews%5D=58&tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=1f2bfc7c611084aa603aee546a24077b

2.4.
"Communicating the Past in the Digital Age - Digital methods for teaching and learning in Archaeology" (Köln, 12.-13.10.; CfP bis 30.6.)
Digital methods have increasingly pervaded every aspect of archaeological knowledge production. University courses on 3D modelling, computer simulation, or Serious Games (to name just a few), which until a few years ago were considered niche, are gradually included in archaeology curricula. The workshop aims to encourage discussion on the potential, problems and challenges of using digital methods for teaching and learning in archaeology. In what ways new technologies facilitate, enhance or disrupt the learning process? How could 3D, interactive and multi-sensory applications be best used to encourage novel and creative approaches to the interpretation of material culture in and out of the classroom? How could we best tap the added value and communicative potential of digital tools for teaching and learning? - Travel expenses for those presenting a paper at the symposium will normally be covered. Prospective participants should submit a 500-word abstract in English by 30 of June.
https://communicatingthepast.hcommons.org/

2.5.
European Cultural Heritage Summit "Sharing Heritage – Sharing Values" (Berlin und Potsdam, 18.-24.6.)
Das einwöchige Programm besteht aus zahlreichen Veranstaltungen, darunter eine Jugendkonferenz "Erinnerungskultur in einer digitalen Welt" (15.-17.6.), ein Workshop "Vermittlung von Kulturerbe an junge Menschen" (18.6.), ein Student Summit "Culture Up Your Future – Das europäische Kulturerbe im digitalen Zeitalter" (22.-24.6.) oder am 19.6. die Konferenz "Sharing als Chance. Bürgerschaftliches Engagement und kulturelles Erbe". Der European Cultural Heritage Summit wird gemeinsam von Europa Nostra, der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und dem Deutschen Nationalkomitee für Denkmalschutz veranstaltet.
Registrierung (ab 1.5.): http://european-cultural-heritage-summit.eu.n2g32.com/mc6v5gmb-bxb3odxi-x54u4jz6-43

2.6.
"The Caucasus: Bridge Between the Urban Centres in Mesopotamia and the Pontic Steppes in the 4th and 3rd Millennium BCE" (Frankfurt am M., 28.-30.11.)
Die Tagung im Archäologischen Museum Frankfurt befasst sich mit dem – so die Veranstalter – wichtigsten Hot Spot der ersten Globalisierung. Der Kaukasus im 4. und frühen 3. Jahrtausend v. Chr. steht im Mittelpunkt, um den bronzezeitlichen Wissens- und Technologietransfer zwischen Mesopotamien und Europa zu verstehen. Die Konferenz, zu der es keinen CfP gibt, soll Fachleute aus beiden Teilen des Kaukasus zusammenbringen. Die Veranstaltung findet begleitend zur Ausstellung "Gold & Wein – Georgiens älteste Schätze" statt (Ausstellungsdaten: 6.10.-10.2.). Es wird keine Tagungsgebühr erhoben.
http://www.archaeologisches-museum-frankfurt.de/index.php/de/kaukasus-konferenz


3. Forschung
3.1.
Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"
Gross, E. & Huber, R. (2018). Thinking outside the Box: Life beyond ‘House – Farmstead – Village’ in Neolithic Wetland Sites. Archäologische Informationen 41, Early View, published online 29 March 2018.
http://www.dguf.de/earlyview.html

3.2.
Aktuelle Ausgrabungen in den Medien
Mansfelder Land in Sachsen-Anhalt: "Unterwasserarchäologie am Süßen See" (Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt - Landesmuseum für Vorgeschichte, 26.4.): http://www.lda-lsa.de/aktuelles/meldung/datum/2018/04/26/unterwasserarchaeologie_am_suessen_see/
"Rare Oririan temple and marble head of Marcus Aurelius unearthed in Luxor and Aswan" (Ahram Online, 22.4.): http://english.ahram.org.eg/NewsContent/9/40/298146/Heritage/Ancient-Egypt/Rare-Oririan-temple-and-marble-head-of-Marcus-Aure.aspx
Mecklenburg-Vorpommern/Bronzezeit: "Siedlung am Königsgrab von Seddin war größer als gedacht" (Universität Göttingen, 19.4.): http://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?cid=6124
Baden-Württemberg: "Gräberfund bei S-21-Bauarbeiten. Skelette sind vermutlich aus der Bronzezeit" (Stuttgarter Zeitung, 17.4.): https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.graeberfund-bei-s-21-bauarbeiten-skelette-sind-vermutlich-aus-der-bronzezeit.86679aea-b446-4268-9217-0078fa6e5ae3.html
Bayern: "Das älteste Boot Bayerns - der bronzezeitliche Einbaum von Wasserburg im Bodensee" (BGfU, 15.4.; Video, 11:51 Min.): https://vimeo.com/264848750 und "Boot nach 3100 Jahren aus dem Bodensee geborgen" (Schwäbische, 12.4.): https://www.schwaebische.de/landkreis/landkreis-lindau/wasserburg_artikel,-boot-nach-3100-jahren-aus-dem-bodensee-geborgen-_arid,10851265.html
Doggerland: "Secrets of the sea bed: Hunt for Stone Age site in North Sea" (BBC, 12.4.): http://www.bbc.com/news/world-europe-43711762
Sudan: "Nubian Stone Tablets Unearthed in African 'City of the Dead'" (LiveScience, 11.4.): https://www.livescience.com/62272-oldest-meroe-inscriptions-sudan-africa.html
"That's Cheating! Medieval Dice with No 1 or 2 Found on Street in Norway" (LiveScience, 11.4.): https://www.livescience.com/62273-cheating-medieval-dice-norway.html
Thüringen: "Archäologen finden in Schmölln eine linienbandkeramische Siedlung" (Ostthüringer Zeitung, 10.4.): http://schmoelln.otz.de/web/schmoelln/startseite/detail/-/specific/Archaeologen-finden-in-Schmoelln-eine-linienbandkeramische-Siedlung-103437132
Peru: "Sprawling, 2,000-Year-Old Desert Carvings Show Up in Drone Photos" (LiveScience, 6.4.): https://www.livescience.com/62238-new-nazca-lines-discovered.html
Asasif (Ägypten): "End of 2018 season: summary and outlook" (The Ankh-Hor Project, 30.3.): https://ankhhorproject.wordpress.com/2018/03/30/end-of-2018-season-summary-and-outlook/
"Großausgrabung in Paderborn geht weiter: Archäologen entdecken steinzeitliche und mittelalterliche Spuren im Neubaugebiet Springbach Höfe" (LWL, 29.3.): http://www.lwl.org/pressemitteilungen/nr_mitteilung.php?urlID=44418
"Archaeologists Find Traces of 251 AD Invasion of Roman Empire by Goths during Digs at Antiquity Odeon in Bulgaria’s Plovdiv" (Archaeology in Bulgaria, 28.3.): http://archaeologyinbulgaria.com/2018/03/28/archaeologists-find-traces-of-251-ad-invasion-of-roman-empire-by-goths-during-digs-at-antiquity-odeon-in-bulgarias-plovdiv/

3.3.
Aktuelle Forschung in den Medien
"Peru: Archäologen entdecken Massengrab mit geopferten Kindern" (Spiegel, 28.4.):
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/peru-archaeologen-entdecken-massengrab-mit-geopferten-kindern-a-1205238.html und "Ancient Mass Child Sacrifice May Be World's Largest. More than 140 children were ritually killed in a single event in Peru more than 500 years ago. What could possibly have been the reason?" (National Geographic, 26.4.): https://news.nationalgeographic.com/2018/04/mass-child-human-animal-sacrifice-peru-chimu-science/
"Margiana – Aktuelle Forschungen zu einer bronzezeitlichen Hochkultur im heutigen Turkmenistan" (27.4.): https://www.dainst.org/-/margiana-%E2%80%93-aktuelle-forschungen-zu-einer-bronzezeitlichen-hochkultur-im-heutigen-turkmenistan
Sandy Borg/5. Jahrhundert: "Massaker auf Öland wirkt bis heute nach" (Deutschlandfunk, 26.4.): http://www.deutschlandfunk.de/archaeologie-massaker-auf-oeland-wirkt-bis-heute-nach.2850.de.html?drn:news_id=876101 und "Mysteriöses Massaker löschte Dorf im fünften Jahrhundert aus" (Der Standard, 29.4.): https://www.derstandard.de/story/2000078705261/mysterioeses-massaker-loeschte-dorf-im-fuenften-jahrundert-aus
"Identifying the use of tinder fungi among neolithic communities at la Draga" (Universitat Autonoma de Barcelona, 26.4.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2018-04/uadb-itu042618.php
"Fäkale Hinterlassenschaften: Was Kotreste über die Ernährung vor vielen hundert Jahren verraten" (Spiegel, 26.4.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/kotreste-was-sie-ueber-die-ernaehrung-vor-vielen-hundert-jahren-verraten-a-1204859.html
Sudan: "This 3,000-Year-Old Horse Got a Human-Style Burial" (LiveScience, 26.4.): https://www.livescience.com/62419-ancient-horse-burial-tombos.html
"Steinhügel im Bodensee von Menschen geschaffen" (25.4.): https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/friedrichshafen/Ergebnis-von-Unterwasser-Forschung-Steinhuegel-im-Bodensee-von-Menschen-geschaffen,forschung-ueber-steinhuegel-im-bodensee-100.html
Bronzezeit: "MSU scientists found the seeds of domestic plants in the burial sites of ancient nomads" (Lomonosov Moscow State University, 25.4.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2018-04/lmsu-msf042518.php
New Mexico: "Ancient human-sloth hunt hinted at in 15,000-year-old footprints" (Science Magazine, 25.4.): http://www.sciencemag.org/news/2018/04/ancient-human-sloth-hunt-hinted-15000-year-old-footprints
Sibirien/Shigir-Idol: "Älteste Holzskulptur der Welt ist 11.500 Jahre alt" (Universität Göttingen, 30.4.): http://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?cid=6137 und "This 11,000-year-old statue unearthed in Siberia may reveal ancient views of taboos and demons" (Science Magazine, 25.4.): http://www.sciencemag.org/news/2018/04/11000-year-old-statue-unearthed-siberia-may-reveal-ancient-views-taboos-and-demons
"Why New Guinea Warriors Prized Human Bone Daggers" (Live Science, 24.4.): https://www.livescience.com/62399-human-cassowary-bone-daggers.html
"Neandertals, Stone Age people may have voyaged the Mediterranean" (Science Magazine, 24.4.): http://www.sciencemag.org/news/2018/04/neandertals-stone-age-people-may-have-voyaged-mediterranean
"3.6 million-year-old footprints suggest early human ancestors were excellent walkers" (The Washington Post, 23.4.): https://www.washingtonpost.com/news/speaking-of-science/wp/2018/04/23/3-6-million-year-old-footprints-suggest-early-human-ancestors-were-excellent-walkers/ und "Human-like walking mechanics evolved before the genus Homo. Ancient footprints help researchers date the switch from a crouched to more straight-legged gait" (Experimental Biology 2018, 22.4.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2018-04/eb2-hwm041218.php
"Gene linked to breastfeeding may have boosted survival of earliest Americans" (Science Magazine, 23.4.): http://www.sciencemag.org/news/2018/04/gene-linked-breastfeeding-may-have-boosted-survival-earliest-americans und "Did last ice age affect breast feeding in Native Americans?" (University of Berkeley, 23.4.): http://news.berkeley.edu/2018/04/23/did-last-ice-age-affect-breast-feeding-in-native-americans/
"Volk aus Südostasien: Das Geheimnis der Supertaucher. Die Bajau sind für ihre außergewöhnlichen Tauchleistungen bekannt. Forscher haben nun entdeckt, warum die Asiaten bis zu 70 Meter tief tauchen können: Ein Organ in ihrem Körper hat sich angepasst" (Spiegel, 20.4.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/warum-ein-volk-aus-suedostasien-so-tief-tauchen-kann-a-1203901.html
"Unprecedented wave of large-mammal extinctions linked to ancient humans" (University of Nebraska-Lincoln, 19.4.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2018-04/uon-uwo041918.php
Champ-Durand: "Schädel-Öffnungen. Steinzeit-Arzt im Praktikum" (Spiegel, 19.4.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/schaedel-oeffnung-trepanation-steinzeit-arzt-im-praktikum-a-1203684.html
Ligurien/Paläolithikum: "Surviving climate change, then and now" (University of Montreal, 16.4.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2018-04/uom-scc041318.php
"Entwarnung: kein Schimmel in Tutanchamuns Grab" (Selket’s Blog, 12.4.): https://blog.selket.de/aus-der-forschung/entwarnung-kein-schimmel-in-tutanchamuns-grab
"Unusual climate during Roman times plunged Eurasia into hunger and disease" (University of Helsinki, 11.4.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2018-04/uoh-ucd041118.php
"Tierisch, proteinreich, kariesarm: So ernährten sich die Brandenburger Slawen" (Berliner Zeitung, 9.5.): https://www.berliner-zeitung.de/29983652
Peru: "Genetics of the modern heirs of the Inkas shed new lights about their origins and lineages. The first study on families of documented Inka nobility ancestry shows at least two patrilineal clusters and their origins linked to the lake Titicaca and Southern Cusco region" (Universidad de San Martin de Porres, 6.4.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2018-04/udsm-got040518.php
"Neanderthals cared for each other and survived into old age – new research" (The Conversation, 5.4.): https://theconversation.com/neanderthals-cared-for-each-other-and-survived-into-old-age-new-research-93110
Tiryns und Midea: "Mykenische Paläste: Kein Untergang durch Erdbeben" (Universität Köln, 4.4.): https://www.portal.uni-koeln.de/9015.html?&tx_news_pi1%5Bnews%5D=4871&tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=4ec8fe1cf3d8b095a07f3559ce486982
"The biggest status symbol in the Nordic Iron Age was a goose" (ScienceNordic, 3.4.): http://sciencenordic.com/biggest-status-symbol-nordic-iron-age-was-goose
"Neandertaler: Große Nase gegen kalte Luft" (Bayerischer Rundfunk, 3.4.): https://www.br.de/themen/wissen/neandertaler-atmen-beissen-urmensch-100.html
"Ardi walked the walk 4.4 million years ago. The pelvis of Ardipithecus shows the hominid could both walk upright and climb trees" (ScienceNews, 2.4.): https://www.sciencenews.org/article/ardi-walked-walk-44-million-years-ago
Kaiseraugst: "Erneuter Test des römischen Kühlschranks" (Luzerner Zeitung, 2.4.): http://www.luzernerzeitung.ch/nachrichten/panorama/erneuter-test-des-roemischen-kuehlschranks;art46441,1227166
Cro-Magnon 1: "Warts and all: Researchers reconstruct face of Cro-Magnon man" (Phys.org, 30.3.): https://phys.org/news/2018-03-warts-reconstruct-cro-magnon.html
Archäolinguistik: "Combining linguistics, archaeology and ancient DNA genetics to understand deep human history" (The Conversation, 29.3.): https://theconversation.com/combining-linguistics-archaeology-and-ancient-dna-genetics-to-understand-deep-human-history-93812
"In to Asia. New evidence about the ancient humans who occupied Asia is cascading in: the story of our species needs rewriting again" (Aeon, 29.3.): https://aeon.co/essays/new-evidence-about-the-human-occupation-of-asia-is-cascading-in
"Mysterious Brown Spots on King Tut's Tomb Are 'Dead'" (LiveScience, 28.3.): https://www.livescience.com/62152-king-tut-tomb-mysterious-brown-spots.html
"Earliest Known Human Footprints in North America Found on Canadian Island" (The New York Times, 28.3.): https://www.nytimes.com/2018/03/28/science/footprints-oldest-north-america.html
"Peacemaking in the Middle Ages. Historians explore how medieval elites avoided bloodshed and settled disputes" (ScienceNordic, 28.3.): http://sciencenordic.com/peacemaking-middle-ages
"An extraordinary 90.000 years old digging stick made by neandertals from Northern Spanish coastal site of Aranbaltza" (Arkeobasque, 28.3.): https://arkeobasque.wordpress.com/2018/03/28/an-extraordinary-90-000-years-old-digging-stick-made-by-neandertals-from-norther-spanish-coastal-site-of-aranbaltza/amp/
"Was dem Höhlenbären das Leben schwer machte. Studie rekonstruiert Szenario vor 24.000 Jahren: Menschliche Jagd und Klimaabkühlung führten zum Aussterben der großen Pflanzenfresser" (Universität Tübingen, 28.3.): http://www.uni-tuebingen.de/newsfullview-landingpage/article/was-dem-hoehlenbaeren-das-leben-schwer-machte.html
Simon Blockley, Nicky Milner: "The resilience of postglacial hunter-gatherers to abrupt climate change. The story behind how a team of Archaeologists and Quaternary scientists got together and found that Mesolithic people living at Star Carr 11,000 years ago, were resilient to abrupt climate change" (Nature Ecology and Evolution, 27.3.): https://natureecoevocommunity.nature.com/channels/521-behind-the-paper/posts/31655-the-resilience-of-postglacial-hunter-gatherers-to-abrupt-climate-change
"The archaeologists sorting out Orkney's Neolithic bones" (BBC, 27.3.): http://www.bbc.com/news/uk-scotland-north-east-orkney-shetland-43547952
"Modern chimp brains share similarities with ancient hominids. Scans suggest certain folding patterns don’t mark humanlike neural advances after all" (Science News, 26.3.): https://www.sciencenews.org/article/modern-chimp-brains-share-similarities-ancient-hominids
"In a stone box, the only trace of crucifixion. An ossuary at the Israel Museum contains the sole physical evidence ever found for the Roman practice of execution on the cross" (The Times of Israel, 26.3.): https://www.timesofisrael.com/in-a-stone-box-a-rare-trace-of-crucifixion/

3.4.
Ufersiedlungsneolithikum: Leben am Wasser jenseits der Skala "Haus – Hof – Dorf"
Eda Gross und Renata Huber hinterfragen den klassischen Begriff der Siedlung. Ihres Erachtens sollte man die Landschaft zumindest im Schweizer Seeuferneolithikum als von Menschen genutzten Raum sehen, in dem einzelne Menschengruppen unterschiedlichste Orte je nach Potenzial, Bedürfnis und Saison nutzten. Die Seen seien mehr als Verkehrsachsen zu sehen. Eine Konsequenz ihres Modells: bisherige Schätzungen der Bevölkerungsdichte wären hinfällig, es hätte erheblich weniger Menschen gegeben.
http://www.dguf.de/fileadmin/AI/ArchInf-EV_Gross_Huber.pdf

3.5.
Zum spannungsreichen Verhältnis zwischen Archäologie und aDNA-Forschung
Für die Einen kommt die Wahrheit derzeit direkt aus dem aDNA-Labor und alles andere ist Spekulation, und für die Anderen steht der aktuelle aDNA-Hype für einen neu aufkommenden Biologismus, gegen den jede ernsthafte Archäologie- und Geschichtsforschung kritisch angehen muss. Eine gute Zusammenfassung dieser Kontroversen zwischen Genetikern einerseits und Archäologen und Historikern andererseits über aDNA-basierte Studien und Ergebnisse zur europäischen Urgeschichte wurde am 28.3. bei Nature publiziert.
Ewen Callaway, "Divided by DNA: The uneasy relationship between archaeology and ancient genomics. Two fields in the midst of a technological revolution are struggling to reconcile their views of the past" (Nature News, 28.3.): https://www.nature.com/articles/d41586-018-03773-6

3.6.
Frühe Moderne Menschen waren außerhalb Afrikas deutlich weiter verbreitet als bisher bekannt
Die Bedingungen und der Zeitpunkt der Ausbreitung des Modernen Menschen von seinem Heimatkontinent Afrika über den Rest der Welt stehen im Brennpunkt aktueller Forschungen. Dabei werden vor allem zwei theoretische Auswanderungswege diskutiert: Der nördliche Weg führt über die Landbrücke des Sinai durch den sog. levantinischen Korridor des Jordangrabens, der südliche über die Meerenge (das "Tor der Tränen") am südlichen Ende des Roten Meeres. Während der Landweg durch die Wüste am ehesten während der feuchteren Warmzeiten (zuletzt vor etwa 120.000 Jahren) passierbar war, ist der Seeweg vor allem in Zeiten niedriger Meeresspiegel, also während der trockeneren Kaltzeiten (u. a. etwa vor 70.000 Jahren) am einfachsten zu überwinden. Fossilien früher moderner Menschen (etwa 120.000 – 80.000 Jahre alt) waren bislang nur aus Israel (Qafzeh und Skhul) bekannt – sie wurden gemeinhin als Beleg für den Landweg über den Sinai interpretiert. Nach 80.000 gibt es dort allerdings nur noch Fossilien des (wahrscheinlich aus dem Westen eingewanderten) Neandertalers, und erst ab etwa 50.000 liegt wieder ein Fossil des modernen Menschen vor (Manot / Israel). Das wurde so interpretiert, dass die frühen Modernen Menschen im Nahen Osten nicht sofort dauerhaft Fuß fassen konnten, sondern erst in einer zweiten Einwanderung vor mehr als 50.000 Jahren über die südliche Route auf die arabische Halbinsel gelangt und sich, diesmal erfolgreich, von dort schnell sowohl nach Westen (Europa) als auch nach Osten (Asien) weiter ausgebreiteten. Diese an sich schlüssige Theorie war bisher mit einem kleinen Schönheitsfehler behaftet: Es gab keine eiszeitlichen menschlichen Fossilien von der arabischen Halbinsel, die das hätten bestätigen oder widerlegen können. Nun scheint dieser Schönheitsfehler endlich beseitigt: In der Nefud-Wüste Saudi-Arabiens wurden bei archäologischen Ausgrabungen eines internationalen Teams der Universität Oxford und des Max-Planck-Instituts Jena in Seesedimenten außer zahlreichen Steinartefakten auch Tierknochen (u. a. vom Nilpferd) und der Fingerknochen eines Menschen gefunden. Drei verschiedene naturwissenschaftliche Datierungsverfahren (Thorium-Uran, ESR und optisch stimulierte Lumineszenz) datieren die Funde - den Fingerknochen selbst, die Nilpferdknochen und die Sedimente - übereinstimmend auf etwa 90.000 Jahre vor heute. Ein Formvergleich des Fingerknochens mit solchen fossiler und rezenter Moderner Menschen sowie des Neandertalers zeigt, dass er außerhalb der Variationsbreite des Neandertalers, aber innerhalb der Variationsbreite des Modernen Menschen liegt. Das Ergebnis wird nur dadurch etwas relativiert, dass die Anzahl der zum Vergleich verfügbaren Neandertalerknochen mit fünf Exemplaren noch etwas dürftig scheint. Mit diesem Fund wird deutlich, dass die frühen Modernen Menschen außerhalb Afrikas deutlich weiter verbreitet waren als bisher bekannt. Sowohl die assoziierte afrikanisch anmutende Fauna als auch die umgebenden Seesedimente sprechen einmal mehr dafür, dass die Modernen Menschen Afrika während der jüngsten Warmzeit über die Landbrücke des Sinai verlassen haben und sich dann nicht nur nach Norden bis nach Israel, sondern eben auch über die arabische Halbinsel verbreitet haben; von dort stand ihnen der Weg nach Asien offen. Ihr weiteres Schicksal ist nach wie vor unklar, aber dieser Fund nährt die Hoffnung, dass auch diese Wissenslücke in Zukunft durch weitere Fossilfunde von der bislang nahezu unerforschten arabischen Halbinsel geschlossen werden kann.
"Frühe moderne Menschen drangen viel weiter nach Eurasien vor als bisher bekannt" (Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte, 26.3.): http://www.shh.mpg.de/891362/wusta
"An 85,000-year-old finger fossil may challenge theories about how early humans migrated from Africa" (The Washington Post, 10.4.): https://www.washingtonpost.com/news/morning-mix/wp/2018/04/10/an-85000-year-old-finger-fossil-may-challenge-theories-about-how-early-humans-migrated-from-africa/?noredirect=on&utm_term=.81270206334a
"Ausbreitung des Homo sapiens: Finger-Fund zeigt den Weg Richtung Asien" (Spiegel, 10.4.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/saudi-arabien-fingerknochen-zeigt-auswanderung-des-menschen-a-1201907.html

3.7.
"Wikingerschatz von Harald Blauzahn" auf Rügen gefunden
Auf freiem Feld nahe der Ortschaft Schaprode auf Rügen wurde ein Silberschatz gefunden. Entdecker sind der 13-jährige Schüler Luca Malaschnitschenko und der Sondengänger René Schön, die den Fund ordnungsgemäß bereits im Januar 2018 dem zuständigen Landesamt gemeldet hatten. Im April fand dann eine umfassende Nachsuche statt, bei der weitere Teile des Hortfundes zu Tage kamen. Insgesamt waren die Stücke bei späteren Verlagerungen auf eine Fläche von etwa 400 Quadratmetern verteilt worden. Der Fundkomplex umfasst 500-600 Silbermünzen sowie Armreife, Perlen, zerhackten Ringschmuck und einen Thorshammer. Gut 100 der Münzen stammen aus der Zeit des Dänenkönigs Harald Blauzahn (910-987), aktuell ist der terminus post quem des Münzhortes das Jahr 983 n. Chr. Der Reichsgründer Harald Blauzahn hatte in Dänemark das Christentum eingeführt; nach einer verlorenen Seeschlacht gegen seinen Sohn Sven Gabelbart (965-1014) floh Harald Blauzahn 986 nach Pommern, wo er ein Jahr später auf der "Jomsburg" starb. In Summe ein spannender Fund und vor allem eine schöne Fundgeschichte, die von bemerkenswert guter und vertrauensvoller Zusammenarbeit zwischen Sondengängern und Fachamt zeugt. Fachlich etwas irritierend war von Anbeginn an die klare Zuschreibung des Schatzes an Harald Blauzahn, was möglich, aber keinesfalls zwingend ist, denn Hacksilberschatzfunde aus jener Zeit sind in der Ostseeregion nicht selten und waren keinesfalls zwingend Eigentum des oder eines Königs. Nun denn. Wer indes Mitte April den Social Media aufmerksam folgte, stieß auf heftige Debatten, die sich an den (wenigen) Bildern von der Nachsuche festmachten, die das Landesamt wiederum gemeinsam mit einer Gruppe erfahrener Sondengänger durchführte. Für den Fachmann war auf diesen Fotos das systematische Vorgehen und eine DGPS-gestützte Einzeleinmessung der Funde gut erkennbar, doch viele Nicht-Archäologen äußerten auf Facebook ihr Entsetzen ob der vermeintlich unsystematischen Wühlerei im Acker. Gewiss, es war eine notwendigerweise eilige Aktion, bei der man sich auf die Sache konzentrierte. Aber eine amtliche Kommunikation, die das Vorgehen vor Ort fachlich offensiver erläutert hätte, wäre dem öffentlichen Bild von Archäologie sehr zuträglich gewesen. Ebenso erregte das Thema Finderlohn erheblichen Unmut in den Social Media, genauer: die Tatsache, dass der junge Entdecker keinen Finderlohn erhalten werde. Das ist, fachlich gesehen, rechtens und richtig, denn "Finderlohn" ist ein juristischer Begriff, der auch die anteilige Höhe desselben einschließt, und einen solchen zu zahlen wäre gemäß der beschriebenen Umstände nicht korrekt. Doch die darob irritierten Personen meinten mit dem Begriff nichts Rechtliches, vielmehr verstanden sie darunter im umgangssprachlichen Sinne eine spürbare Anerkennung, eine sichtbare Belohnung für die dem Gemeinwohl dienende Tat. Und die kann es, ja sollte es auch nach Meinung der Newsletter-Redaktion durchaus geben. Auch hier hat eine unsensible Kommunikation des Fachamtes - nicht seine Taten - dem öffentlichen Bild von Archäologie geschadet. Übrigens: Es kam in der öffentlichen Debatte auch die Frage auf, ob es etwa einen Zusammenhang zwischen "bluetooth" und dem Dänenkönig gebe. Ja: Dieser moderne Kommunikationsstandard erhielt seinen Namen tatsächlich zu Ehren des Dänenkönigs; wir empfehlen Ihnen hierzu ein unten verlinktes Video des SRF.
"Wikingerschatz auf Rügen gefunden" (NDR, Nordmagazin, 16.4.; Video, 5:05 Min.): http://www.ardmediathek.de/tv/Nordmagazin/Wikingerschatz-auf-R%C3%BCgen-gefunden/NDR-Fernsehen/Video?bcastId=25231222&documentId=51695646
"Tausend Jahre alt: Archäologen entdecken Wikingerschatz auf Rügen" (Tagesspiegel, 16.4.): https://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/tausend-jahre-alt-archaeologen-entdecken-wikingerschatz-auf-ruegen/21178578.html
"Schatzfund von Rügen: Langsam gibt Harald Blauzahn seine Geheimnisse preis" (Focus, 16.4.): https://www.focus.de/wissen/mensch/archaeologie/schatzfund-von-ruegen-langsam-gibt-harald-blauzahn-seine-geheimnisse-preis_id_8775211.html
"Rügen: Dreizehnjähriger findet wertvollen Silberschatz" (FAZ, 16.4.): http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/ruegen-13-jaehriger-findet-silberschatz-15544403.html
"Was heisst Bluetooth? = Blauzahn – wieso eigentlich?" (SRF, 10.3.2015; Video, 1:43 Min.): https://youtu.be/U03MDrabNjw

3.8.
"Lagerarchäologie" erforscht materielle Spuren des NS-Terrors
Vom KZ Bisingen im Zollernalbkreis ist nur noch wenig erhalten, es gehört zu den zahlreichen fast vergessenen Lagern Nazi-Deutschlands. Dr. Christian Bollacher und Dr. Barbara Hausmair arbeiten am Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg an der denkmalfachlichen Aufnahme von ca. 35 Außenlagern des Komplexes KZ Natzweiler-Struthof, darunter auch das KZ Bisingen. Ihr Projekt begann im Februar und ist auf vier Jahre angelegt. Übrigens: Am 11.5. stellen sie ihre Forschung auf der DGUF-Tagung "Sharing Heritage - Die Teilhabe am kulturellen Erbe als Bürger- und Menschenrecht" (vgl. dieser Newsletter, Punkt 1.1.) vor.
"Bisingen: Im Fokus der zeitgenössischen Archäologie" (Südwest-Presse, 21.4.): https://www.swp.de/suedwesten/staedte/bisingen/im-fokus-der-zeitgenoessischen-archaeologie-25365070.html


4. Kulturgutschutz
4.1.
Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
"Destruction at the ancient site of Mari in Syria" (The Guardian, 19.4.): https://www.theguardian.com/science/2018/apr/19/destruction-at-the-ancient-site-of-mari-in-syria
Schweiz: "Es drohen Seilbahnen, Parkplätze und Funparks in Schutzgebieten. SVP, FDP und CVP wollen den Schutz von wertvollen Landschaften und Ortsbildern lockern" (Tagesanzeiger, 9.4.): https://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/buergerliche-wollen-mehr-bauprojekte-in-schutzgebieten/story/11957254
"Looted is a loaded word – but shouldn't the cultural wonders of the ancient world be admired in their country of origin? The news that the Victoria and Albert Museum is considering returning Ethiopian artefacts stolen in the 19th century could set a remarkable precedent, writes Jonathan Gornall" (The National, 5.4.): https://www.thenational.ae/opinion/comment/looted-is-a-loaded-word-but-shouldn-t-the-cultural-wonders-of-the-ancient-world-be-admired-in-their-country-of-origin-1.719078
"Kulturgut in Syrien und Irak (Februar und März 2018)" (Archaeologik, 2.4.): https://archaeologik.blogspot.de/2018/04/kulturgut-in-syrien-und-irak-februar.html
"UNESCO, EU and art market together ramp up fight against illicit trafficking of cultural objects" (UNESCO, 28.3.): https://en.unesco.org/news/unesco-eu-and-art-market-together-ramp-fight-against-illicit-trafficking-cultural-objects


5. Ausbildung, Job-Themen und Personalia
5.1.
"Chance für die Entwicklung eines echten Marktes": Aktuelle Herausforderungen der Denkmalpflege
"Eines der größten Probleme besteht in der dauerhaft angespannten Personalsituation", schreibt der Archäologe und Dienstleister Philip Lüth in seinem Blogpost über aktuelle Herausforderungen der Denkmalpflege. Während die Branche der privatwirtschaftlichen Archäologie europaweit jährlich mehr als eine Milliarde Euro umsetze, gehe dies nicht im selben Maße mit einem ein Erkenntnisgewinn einher. Zunehmend sei die Archäologie bei Raumplanungsvorhaben involviert, Bürger wollten sich verstärkt einbringen. Gut verständlich und damit v. a. für Einsteiger geeignet schildert Lüth die gegenwärtige Situation. Infolge der zahlreichen Veränderungen " stehen aber die Entscheidungen der Denkmalpflege sehr viel mehr im Fokus der Öffentlichkeit als das noch vor zwanzig Jahren der Fall war, womit die Behörden neben der zusätzlichen Arbeitsbelastung auch einem stärkeren Rechtfertigungsdruck ausgesetzt sind." Lüth schlägt der Denkmalpflege vor, Aufgaben verstärkt an privatwirtschaftliche Unternehmen auszulagern, wie dies andere Behörden schon längst getan hätten. So böte sich die Chance für die Entwicklung eines echten Marktes.
Philip Lüth: "Aktuelle Herausforderungen der Denkmalpflege" (Lüth-Archäologie, April 2018): http://www.lueth-archaeologie.de/die-aktuellen-herausforderungen-der-denkmalpflege/
Raimund Karl: Wie (Denkmalschutz-) Gesetze funktionieren sollten (Archäologische enkmalpflege, 2.4.): http://archdenk.blogspot.de/2018/04/wie-denkmalschutz-gesetze-funktionieren.html

5.2.
Geringe Ausstattung der Landesarchäologien in Deutschland bei Archäologentagen in Otzenhausen thematisiert
Bei dem vom 12.-15.4. stattfindenden Archäologentagen im saarländischen Otzenhausen wurde u. a. auch die mangelhafte Ausstattung der Landesarchäologien beklagt, gerade auch im Saarland. Das berichtet die Saarbrücker Zeitung. Im Vergleich zu Frankreich stehe Deutschland sehr schlecht da und werde geradezu abgehängt. In Frankreich sei es gesetzlich festgelegt, dass Bauherren ein paar Cent pro Quadratmeter als "Versicherung" für den Fall eines archäologischen Befundes entrichten müssten. Mit diesen Einnahmen könnten in Frankreich viele Fundstellen ausgegraben werden; in Deutschland müsse eine solche Initiative von den Bürgermeistern der Kommunen ausgehen.
"Frankreich als Vorbild für Archäologen" (Saarbrücker Zeitung, 22.4.): https://www.saarbruecker-zeitung.de/saarland/stwendel/nonnweiler/frankreich-als-vorbild-fuer-archaeologen_aid-18620585
Archäologentage Otzenhausen 2018: https://www.eao-otzenhausen.de/veranstaltung/detail/archaeologentage-2018/
DGUF setzt sich für den Erhalt von Archäologie an der Universität des Saarlandes ein (Jan. 2017): http://www.dguf.de/349.html

5.3.
Auffällige Ergebnisse nehmen in der wissenschaftlichen Publikationslandschaft zu - auf Kosten wissenschaftlicher Sorgfalt und Redlichkeit
So manche Studie, die zunächst Wellen schlägt, stellt sich mit der Zeit bestenfalls als Sturm im Wasserglas heraus – und die Geschichte der XY-Zeit oder -Region muss eben doch nicht umgeschrieben werden. Bloße Ausreißer seien solche Studien nicht, kommentieren Marko Kovic und Adrian Rauchfleisch in der NZZ. Vielmehr gebe es wissenschaftsumfassend systematische Fehlanreize, welche dazu führen, dass möglichst auffällige Ergebnisse oftmals das wichtigste Gut in der Wissenschaft seien, "vor wissenschaftlicher Sorgfalt, Ergebnisoffenheit und Redlichkeit". Der Publish-or-perish-Druck habe in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zugenommen, das Forschen sei heute oft Mittel zum Zweck der Publikation. Kovic und Rauchfleisch konstatieren, dass beim Peer Review nicht nur Mängel aufgedeckt werden sollen, sondern dass es "fast immer auch darum [geht], dass möglichst 'spannende', wenn nicht gar spektakuläre Befunde veröffentlicht werden sollen". Auch die massenmediale Verwertbarkeit von Forschung setzt am gleichen Trigger an. Forscher seien dem Fehlanreiz ausgesetzt, möglichst viele möglichst "spannende" Ergebnisse herzustellen – eine Katastrophe für ernsthafte Wissenschaft. Was tun? Es gebe zunehmend Fachzeitschriften, welche ausschließlich wissenschaftliche Korrektheit als Kriterium für die Beurteilung von Artikeln fordern, nicht aber möglichst "spannende" Ergebnisse. Kovic und Rauchfleisch sind darüber hinaus arm an Hinweisen, so richtig ihre Beobachtungen der Situation auch sind: Wissenschaftsjournalismus müsste weniger auf viel aktuelle Forschung abzielen, sondern stärker einzelne Themen tiefgründig beleuchten. Dies wird ein frommer Wunsch bleiben, denn in den allermeisten Fällen funktioniert Wissenschaftsjournalismus nicht so (ebenso wenig wie das Interesse des Publikums), und es ist auch nicht Aufgabe des Journalismus, Dysfunktionen im System Wissenschaft zu reparieren. Gleichwohl ist der Beitrag so lesenswert wie relevant, auch für die Archäologien.
Marko Kovic und Adrian Rauchfleisch: "Die Devise 'Publizieren oder untergehen' verführt Forscher, möglichst PR-trächtige Ergebnisse herzustellen" (NZZ, 28.4.): https://www.nzz.ch/meinung/wenn-wissenschaft-zur-hype-maschine-wird-ld.1371297

5.6.
Beruf Archäologie in Beitrag über Prekariat in Irland thematisiert
Welche sozialen Auswirkungen hat prekäre Arbeit auf das Leben der Betroffenen und der Gesellschaft? Das wurde nun für Irland untersucht; die Ergebnisse sind aber auch hier von Interesse und Relevanz, denn auch die Archäologie wird in der Studie von Alicja Bobek, Sinead Pembroke und James Wickham kurz erwähnt. Die Autoren thematisieren drei Arten von Prekariat: 1. Teilzeittätigkeit mit variablen Uhrzeiten ("‘if-and-when’ contracts"), 2. befristete Tätigkeit und 3. Selbständigkeit als Einzelperson ("1-Mann-Firma"). Die Studie betont die Auswirkungen solch prekärer Arbeit auf die körperliche und geistige Gesundheit; z. B. äußerten die meisten Befragten, sie könnten sich Krankheit nicht leisten. Ohne dauerhaften Vertrag sei es schwierig, einen Kredit oder einen Mietvertrag zu erreichen. Die Familiengründung wird verschoben oder bleibt vielfach aus. Oftmals, so die Studien, sei die Existenz "1-Mann-Firma" keine freiwillig gewählte, ebenso wenig wie die Arbeit unter befristeten Verträgen. "The lack of independence that precarious work often affords people, leads to forced infantilisation because they are unable to leave the family home and lead an independent life", so die Autoren. Für jeden, der hier prekär tätig ist, ist das kaum etwas Neues. Umso mehr aber für alle, die unter prekärer Beschäftigung bisher lediglich "halt halt wenig Geld" verstanden und sich keine weiteren Gedanken gemacht hatten. Auch Studierende, die meinen, sie werde es schon nicht treffen, sei das Thema ans Herz gelegt. Ebenso, kleiner Nachtrag, eine aktuelle Blogreihe "akademisches Prekariat" beim SoziologieMagazin "Fürsorge-Relationen".
"How precarious work can affect your mental and physical health" (The Irish Times, 19.4.): https://www.irishtimes.com/news/social-affairs/how-precarious-work-can-affect-your-mental-and-physical-health-1.3467493
Alicja Bobek, Sinead Pembroke and James Wickham: "Living With Uncertainty. Social Implications of Precarious Work" (Foundation for European Progressive Studies, 2018): http://www.feps-europe.eu/assets/0d3606ef-2265-4a65-9dfb-3522b44dcff6/living-with-uncertainty-finalpdf.pdf
"Time to talk about why so many postgrads have poor mental health" (Nature, 29.3.): https://www.nature.com/articles/d41586-018-04023-5
Blogreihe "akademisches Prekariat" (Fürsorge-Relationen, 3.-30.4.): https://soziologieblog.hypotheses.org/category/blogreihe-akademisches-prekariat

5.7.
Schmerzliches Aus: Archäologisch-Soziale Initiative Niederösterreich (ASINOE) verliert Hauptgeldgeber
Das gemeinnützige Beschäftigungsprojekt für Langzeitarbeitslose ASINOE verliert zum Jahresende mit dem Arbeitsmarktservice Niederösterreich (AMS) seinen Hauptgeldgeber und ca. 1,3 Millionen Euro Jahresbudget. ASINOE kann damit nicht mehr betrieben werden; betroffen sind dadurch ca. 90 Personen. "Wir sind dem AMS sehr dankbar für die großartige Unterstützung 27 Jahre lang", sagte ASINOE-Obfrau sagt Alexandra Krenn-Leeb laut "Kurier". "Wir bedauern jedoch zutiefst, dass politische und strukturelle Rahmenbedingungen, etwa ausgelöst durch gravierende budgetäre Kürzungen, den Fortbestand nicht mehr ermöglichen." In St. Pölten, beispielsweise, beschäftigte der Stadtarchäologe seit 2010 insgesamt 20 Personen aus dem Projekt bei den Grabungsarbeiten auf dem Domplatz – neun davon konnten wieder am Arbeitsmarkt Fuß fassen. Der Gemeinderat Langenlois will den Beschluss nicht hinnehmen, sondern mit den zuständigen Stellen bei Bund, Land und AMS verhandeln.
"Archäologie-Verein verliert Hauptgeldgeber" (Kurier, 30.3.): https://kurier.at/chronik/niederoesterreich/archaeologie-verein-verliert-hauptgeldgeber/400013659
"St. Pölten. Aus für Arbeitslosenprojekt: Kein Geld für Gräber" (NÖN.at, 7.4.): http://www.noen.at/st-poelten/st-poelten-aus-fuer-arbeitslosenprojekt-kein-geld-fuer-graeber-asinoe-ronald-risy-barbara-wewerka-alois-huber-87547036#
"Asinoe-Aus: 'Jetzt sitzt er daham und ist besoffen'" (NÖN.at, 12.4.): http://www.noen.at/niederoesterreich/politik/sozialsparprogramm-asinoe-aus-jetzt-sitzt-er-daham-und-ist-besoffen-liste-pilz-sozialpolitik-deutschtrainer-daniela-vogtenhuber-asinoe-88730434#
"Langenlois: Gemeinderat spricht sich für die ASINOE aus" (Mein Bezirk, 16.4.): https://www.meinbezirk.at/krems/wirtschaft/langenlois-gemeinderat-spricht-sich-fuer-die-asinoe-aus-d2507055.html


6. Berufsverband
6.1.
Querdenken und provokative Ansätze erwünscht: die CIfA-Jahrestagung in Brighton
Von 25.-27.4. fand die Jahrestagung des Berufsverbands "Chartered Institute for Archaeologists" (CIfA) unter dem Titel "Pulling together: collaboration, synthesis, innovation" in Brighton statt. Im Fokus stand, wie die Zusammenarbeit innerhalb von Kulturgüterschutz und Archäologie, aber vor allem auch mit der Öffentlichkeit zu allseitigem Vorteil funktionieren kann. Aufgeteilt auf sieben Themenblöcke wurden gezielt klassische Problemfelder der Archäologie wie die Schwierigkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit, der Einbeziehung von Ehrenamtlichen oder in der innerfachlichen Entwicklung etc. angesprochen. Die knapp 400 Teilnehmer reflektierten beispielsweise intensiv darüber, welchen Status die Archäologie in der öffentlichen Wahrnehmung besitzt, wie dieser genutzt oder bei Negativ-Fällen verändert werden kann. Anhand von Beispielen und Erfahrungsberichten aus der Grabungsarchäologie aber auch dem staatlichen Kulturgüterschutz wurden praxisnah mögliche Ansätze diskutiert, was Archäologie als Beruf tun kann bzw. welche (Um-)Denkprozesse nötig sind, um das Selbstbild der Archäologie, aber auch die Außenwahrnehmung unseres Berufstandes positiv zu verändern. Zudem wurden einige Spezialfälle debattiert, z. B. wie Bodendenkmalschutz auf Truppenübungsplätzen funktioniert oder wie eine Zusammenarbeit mit dem Umweltschutz in Nationalparks zu allseitiger Zufriedenheit durchgeführt werden kann. Die ganze Tagung wirkte jung, innovativ und nach vorne gerichtet – es wurden Probleme angesprochen und Lösungen gesucht. Querdenken und provokative Ansätze waren nicht nur erlaubt, sondern gewünscht und gefordert. Einige der Vorträge, so z. B. die Einführungsveranstaltung sowie der Themenblock "Whose archaeology is it?" wurden als Livestream übertragen. Weitere Aufnahmen der Vorträge werden in den kommenden Wochen online zugänglich gemacht.
Tagungswebsite: http://www.archaeologists.net/conference/2018
Die Tagung auf Twitter nachverfolgen (#CIfA2018): https://twitter.com/hashtag/cifa2018?vertical=default

6.2.
"Von allen Seiten größtmögliche Unterstützung": CIfA Deutschland auf der CIfA-Jahrestagung in Brighton
CIfA Deutschland – vertreten durch die Gründungspräsidentin (und DGUF-Beirätin) Michaela Schauer – besuchte von 25.-27.4. die CIfA-Jahrestagung (s. dieser Newsletter Punkt 6.1.). Als "jüngstes Kind" in der CIfA-Regionalgruppen-Familie war CIfA Deutschland dazu eingeladen, auf der Einführungsveranstaltung einen Einblick in die Entwicklung der Gruppe in den zurückliegenden neun Monaten zu geben. Die live übertragene, kurze Rede erhielt große Resonanz, vor Ort und in den Sozialen Medien. In den folgenden Tagen konnte Michaela Schauer viele spannende und wichtige Gespräche führen und Kontakte knüpfen: "Das Interesse an CIfA Deutschland innerhalb des CIfA ist riesig. Viele Mitglieder wussten zwar von unserer Gründung, haben aber nicht gedacht, dass wir es in dieser kurzen Zeit so weit schaffen. Sie waren schwer beeindruckt von unseren Erfolgen. Auch die an mich herangetragenen Kooperationsangebote von Vorsitzenden verschiedener CIfA-Gruppen wie 'Forensic Archaeology' oder 'CIfA International Practice' haben mich sehr überrascht. CIfA Deutschland wird innerhalb des CIfA als großes und wichtiges Projekt gesehen, das von allen Seiten größtmögliche Unterstützung erhält." Neben diesem wertvollen Austausch war es auch möglich, administrative Gespräche zu führen und ein besseres Verständnis zwischen dem Verwaltungsapparat des CIfA und CIfA Deutschland zu fördern.
Einführung durch den CIfA-CEO Peter Hinton zu CIfA Deutschland und der Rolle der DGUF; Vortrag von Michaela Schauer (Recording Archaeology, 25.4.; Video, 21:56-30:50 Min.): https://youtu.be/y4CcR6y2avw?t=21m56s


7. Open Access & Open Data
7.1.
TU Berlin spricht sich für "nichtkommerzielle Publikationskultur" aus, wirkt aber an Oligopolisierung des wiss. Publikationswesens mit
Die Betriebszeitung der TU Berlin "TU Intern" erklärt sich in ihrem Februarheft pro Open Access und schafft es, auf gerade mal zwei Seiten interessierten Lesern alles Wichtige zusammenzufassen und zu erklären: vom Goldenen und Grünen Weg, weshalb man heute eine ORCID braucht, wofür BASE gut ist, wohin sich Uni-Angestellte und Studierende mit ihren Fragen wenden können, und dass Wissenschaftler der TU Berlin, die APCs zahlen sollen, sich an den universitären Publikationsfonds wenden können, der bis zu 2.000 Euro pro Aufsatz übernimmt. Informativ, lesenswert. Dennoch bleibt ein Fragezeichen. "Die Zukunft sollte eine grundsätzlich nichtkommerzielle Publikationskultur sein" - so ist das Interview mit der Open-Access-Beauftragten der TU Berlin, Prof. Vera Meyer, mit deren Kernaussage betitelt. "Die Subskriptionskosten für Closed-Access-Journale gehen in die Milliarden weltweit, sind meist nur den Universitätsbibliotheken bekannt und liegen konkret für die TU Berlin bei ca. 1,65 Mio. Euro pro Jahr. Das Ziel der DEAL Verhandlungen ist, dass diese Summe statt für Subskriptionskosten für APCs eingesetzt wird," schreibt TU Intern. Ja, auch die TU Berlin ist Teil des Konsortiums DEAL, auch die TU Berlin hat Ende Dez. 2017 ihr Abonnement der Elsevier-Zeitschriften auslaufen lassen, um seitens DEAL per Konsumentenstreik den Druck auf den Verlag zu erhöhen. Doch was geschieht, wenn DEAL erfolgreich ist - und davon sollte man als Beteiligte ja ausgehen? Dann werden mit jährlichen Pauschalzahlungen an die drei weltweit größten kommerziellen (!) Wissenschaftsverlage für alle in Deutschland tätigen Wissenschaftler deren APCs abgegolten und alle Rechner mit deutschen IPs erhalten Open Access zu den Verlagsprodukten, also auch Bürger jenseits der Academia. Ja, das wäre ein großer Gewinn! Es wäre zugleich aber auch die Stabilisierung des Systems kommerzieller Wissenschaftsverlage, und zwar vor allem der bereits jetzt ganz großen Player - so beschreibt es z.B. auch die DEAL-nahe Initiative OA2020 (DGUF-Newsletter vom 24.11.2017 Punkt 1.6.; vgl. auch DGUF-Newsletter vom 9.3.2018 Punkt 7.5.). Das verstehe, wer will: sich im Interview für eine "nichtkommerzielle Publikationskultur" (getragen von Ehrenamt plus UBs?) aussprechen, und via DEAL weiter an der Oligopolisierung des wiss. Publikationswesens aktiv mitwirken. Auf Nachfrage der DGUF erklärte Prof. Meyer: unter nicht-kommerziell verstehe sie nicht-Gewinn bringend; ihres Erachtens wären klassische Vereine (e. V.) eine gute Struktur, um solche Zeitschriften zu tragen. Das Mitwirken bei DEAL hält sie für notwendig: DEAL und die drei großen Wissenschaftsverlage brauche es noch als Übergangslösung, bis "in hoffentlich weniger als 5 Jahren" das breite Durchsetzen von Open Access und die Umstellung auf nicht-kommerzielle Verlage gelungen sei. Den Herausgebern der DGUF-Schriften bleiben Zweifel, dass dies wirklich ein überzeugender Plan ist.
TU Intern 2/2018: http://www.ub.tu-berlin.de/fileadmin/pdf/Verlag/OA_Doppelseite_TUintern_Feb18.pdf
"Vertragskündigungen Elsevier 2017" (16.10.2017): https://www.projekt-deal.de/vertragskundigungen-elsevier-2017/

7.2.
Im Entwurf: "Mainzer Thesen zum Open Access Publizieren in der Archäologie"
Im Juli 2017 fand in Mainz ein zweitägiger Workshop zum Open-Access-Publizieren statt, der vom RGZM, dem Verband der Landesarchäologen (VLA) und dem LAD Baden-Württemberg organisiert worden war. Ziel war es, die diversen Player zum Thema bundesweit zu einem gemeinsamen Gespräch zu versammeln, Erfahrungen auszutauschen und Zukunftsperspektiven zu skizzieren. Für die DGUF war der Leitende Herausgeber Frank Siegmund als Keynote-Speaker eingeladen. Am Ende des Vortragsprogramms mit Diskussionsrunden zu den einzelnen Sessions wurde in einer Plenardebatte versucht, eine gemeinsame Bilanz zu ziehen, die in "Mainzer Thesen zum Open Access Publizieren in der Archäologie" mündete. Die Thesen wurden in Mainz nicht förmlich abgestimmt, weil sie vor einer Veröffentlichung insbesondere beim VLA konzertiert werden sollten. Dies ist nun für den Juni 2018 geplant, wo das Thema bei der Tagung des VLA eingehend beraten werden soll. Ergibt sich infolgedessen ein Konsens, will sich der VLA mit all seinen Mitgliedern dazu bekennen. Im April 2018 wurde der Entwurf der "Mainzer Thesen" bei Propylaeum diskret online gestellt. Aus Sicht der DGUF ein interessantes Papier und ein spannender Diskussionsprozess. Neben nützlichen Impulsen wie z. B. der Zielsetzung eines freien Bildpools (CC BY SA - lizensiert) umfasst der Entwurf jedoch auch Positionen, welche die DGUF nicht teilt. Dass es beispielsweise keine Publikationsgebühren gegeben dürfe (These 14) ist u. E. kontraproduktiv und könnte als ein Versuch derer verstanden werden, die über budgetierte öffentliche Mittel finanziert werden und daher Geld haben, diejenigen in ein schlechtes Licht zu rücken, welchen solche Geldsäckel nicht zur Verfügung stehen und die daher auf APCs angewiesen sind. Gleichwie: eine gute Vorlage für vertiefende Debatten.
"Mainzer Thesen" (Entwurf): https://www.propylaeum.de/fileadmin/media/publizieren/Mainzer_Thesen_draft_2018_04_11-2.pdf
Programm des Workshops im Juli 2017: https://www.propylaeum.de/publizieren/workshop2017/

7.3.
Monografienreihe "Beihefte Bonner Jahrbücher" geht via Propylaeum in den Open Access
Nach den Zeitschriften nun auch die Monografien der staatlichen Archäologie in den Open Access geben: hierin war das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in Thüringen Pionier, unterstützt von einer dieserhalben offensiven und versierten Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (vgl. DGUF-Newsletter vom 23.3.2015 Punkt 7.5.). Nun ziehen einzelne Bundesländer im Westen nach, meist unter dem Dach des bewährten DGUF-Partners UB Heidelberg "Propylaeum". Neues Mitglied in der Familie sind die "Beihefte der Bonner Jahrbücher", deren 2003 erschienener Band 55 im April 2018 als (elektronischer) Reihen-Eröffner online gestellt wurde. "Weitere Bände der 'Beihefte der Bonner Jahrbücher des Rheinischen Landesmuseums in Bonn und des Rheinischen Amtes für Bodendenkmalpflege im Landschaftsverband Rheinland und des Vereins von Altertumsfreunden im Rheinlande' sollen folgen." kündigt der Fachinformationsdienst Propylaeum auf seiner Facebook-Seite an.
"Weimarer Monographien zur Ur- und Frühgeschichte" bei der ThULB Jena: https://www.db-thueringen.de/receive/dbt_mods_00022155
Michael Rathmann, Untersuchungen zu den Reichsstraßen in den westlichen Provinzen des Imperium Romanum. Beihefte der Bonner Jahrbücher 55 (2003): https://books.ub.uni-heidelberg.de/propylaeum/catalog/book/362


8. Bürger und Archäologie & Citizen Science
8.1.
Gut gemeint ist nicht gut gemacht: Mecklenburg-Vorpommern schenkt GPS-Geräte an Ehrenamtliche
Eine skurrile Verschwendung von Steuermitteln samt Verprellens von Ehrenamtlichen findet derzeit in Mecklenburg-Vorpommern statt, doch vornan steht die Idee einer guten, ja einer geradezu beispielhaften Tat des Bundeslandes. Was ist geschehen? Rückblick: Auf einer Veranstaltung der "Initiative pro Archäologisches Landesmuseum" (IPAL) am 13.8.2016 in Rostock kündigte der damalige Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mathias Brodkorb u. a. an, das ehrenamtliche Engagement in der Bodendenkmalpflege zu unterstützen und einen einmaligen Etat von 100.000 Euro dazu bereitzustellen, mit dem insbes. apparative Hilfsmittel für die Ehrenamtlichen beschafft werden sollten (DGUF-Newsletter vom 30.8.2016 Punkt 5.5.). Ja: es war ein Versprechen im unmittelbaren Vorfeld einer anstehenden Landtagswahl. Dennoch, Respekt: Mathias Brodkorb, nunmehr Finanzminister des Landes, hält Wort und das Geld wird bereitgestellt. Der Hauptwunsch der Ehrenamtlichen: einfache GPS-Geräte zur Fundeinmessung bei Feldbegehungen. Im April 2018 ist es dann soweit: erste Geräte werden vom Land an Ehrenamtliche ausgehändigt. Doch der Unmut in Kreisen der engagierten Ehrenamtlichen ist groß. Warum? Die ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger hatten den Etat (70.000 Euro an sie, 30.000 Euro an die ehrenamtlichen Unterwasserarchäologen) gemäß ihrem Bedarf sorgsam verplant und dem Landesamt für Kultur und Denkmalpflege eine exakte Bedarfsliste übermittelt. Darauf vor allem: einfache, praxistaugliche Standard-Outdoor-GPS-Geräte in hoher Stückzahl, so dass jeder einzelne der 148 offiziell registrierten Ehrenamtlichen in Mecklenburg-Vorpommern ausgestattet werden könne. Doch ein Amtsleiter im Kulturministerium weiß es besser: die Genauigkeit der gewünschten Standard-GPS-Systeme reiche nicht aus, Archäologen würden eh stets zu ungenau einmessen, Genaueres müsse her. Er beschaffte trotz Gesprächsversuchen seitens der Ehrenamtlichen "Trimble TDC 100 4G Handheld"-Geräte im Wert von 1.340 Euro pro Stück. Deutlich teurer als die von den Ehrenamtlern benannten 300/350-Euro-Geräte, weshalb das Geld nur für 50 Stück reicht. Die Verteilung erfolgte seitens des Amtsleiters dann auch eher spontan: Auf einer Veranstaltung, die eher beliebig gewählt erscheint, wurde die Aktion bekannt gegeben, erfuhr die Newsletter-Redaktion. Wer sich in einer hier & jetzt ausliegenden Liste eintrage, bekomme ein Gerät, habe es geheißen. Gut die Hälfte der Geräte wurde bis Mitte April bereits verteilt. Zu all dem kommt noch eine Ministerin, die der Presse gegenüber von archäologischen "Schätzen" spricht, also eines der Wörter verwendet, auf das ehrenamtliche und hauptberufliche Archäologen besonders empfindlich reagieren. So zürnen die ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger Mecklenburg-Vorpommerns ob so viel Bevormundung, Besserwisserei und Ignoranz. Schade! Eine vorbildliche Idee verpufft und bewirkt das Gegenteil: eine wachsende Kluft zwischen den Ehrenamtlichen und der staatlichen Archäologie.
"High-Tech für ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger. Ministerin Hesse: Genauere Standort¬bestimmung der archäologischen Schätze möglich" (Pressemitteilung Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern, 4.4.): https://www.regierung-mv.de/Landesregierung/bm/Presse/Aktuelle-Pressemitteilungen/?id=136839&processor=processor.sa.pressemitteilung
"Moderne Technik für Schatzsuche. Ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger bekommen moderne GPS-Vermessungsgeräte" (Ostsee-Zeitung, 8.4.): http://www.ostsee-zeitung.de/Mecklenburg/Wismar/Moderne-Technik-fuer-Schatzsuche


9. Ausstellungen und Museen
9.1.
Freier Eintritt im Landesmuseum Württemberg ein Erfolg und eine Herausforderung
Im Jahr 2018 ist der Eintritt ins Landesmuseum Württemberg kostenlos. Das ermöglicht die Fördergesellschaft des Landesmuseums, welche die fehlenden Einnahmen von 160.000 Euro ersetzt. Bereits im Januar, so die Stuttgarter Nachrichten, zeigten sich deutliche Erfolge: Die Besucherzahl sei um 500 % auf fast 7.000 angestiegen. 43 % der Besucher im Alten Schloss Stuttgart seien Erstbesucher, in der Außenstelle Waldenbuch seien es sogar 61 %. Die Direktorin, Dr. Cornelia Ewigleben, beobachtet, dass einige der Besucher nun sehr kurz kommen, um einzelne Objekte oder Bereiche zu studieren, manche kämen für ein Selfie vor einem Kunstwerk. Manche täten sich auch schwer mit den Konventionen eines Museums: nicht herumrennen, sich einigermaßen leise unterhalten, nichts anfassen etc. Darüber klagt Ewigleben aber nicht, sondern freut sich über die Neugier der Besucher: "Es ist unsere Aufgabe, hier nachzuarbeiten. Wenn ich das erste Mal fliege, weiß ich auch nicht, wie es funktioniert mit dem Anschnallen." Ihr ist jeder Besucher lieb und teuer, "weil Kunst und Kultur der Kitt ist, der uns zusammenhält, und deshalb etwas Alltägliches werden sollte."
"Freier Eintritt im Landesmuseum Württemberg. Besucher lassen Manieren vermissen" (Stuttgarter Nachrichten, 4.4.): https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.mehr-besucher-im-landesmuseum-wuerttemberg-in-stuttgart-der-freie-eintritt-lockt-neue-publikumsgruppen-an.c1880e31-30b7-4789-9e6b-715a1f4804dc.html
"Landesmuseum Württemberg: Anfassen verboten! Neun Regeln für den Museumsbesuch" (Stuttgarter Nachrichten, 4.4.): https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.museums-knigge-anfassen-verboten-9-verhaltensregeln-fuer-den-museumsbesuch.068bcd96-6ac2-4710-9ec1-0ecc13d2128d.html

9.2.
"Eindrucksvoll und unaufgeregt": Zur Sonderausstellung "Götter, Glaube und Germanen" im Museum und Park Kalkriese (28.4.-28.10.)
Die aktuelle Kalkrieser Sonderausstellung lebt vor allem von wertvollen und sehenswerten Funden, die - fast durchweg im Original - vom Dänischen Nationalmuseum in Kopenhagen zur Verfügung gestellt wurden. Der damalige Direktor des Archäologischen Museums Frankfurt, Egon Wamers, hatte sie als seine letzte Ausstellung in Frankfurt (11.2.-6.7.2017) unter dem Titel "Odin, Thor und Freyja" kuratiert. Nun wird sie im Museum Kalkriese gezeigt, bereichert um einige in diesen Kontext gehörende Exponate und Themen aus Niedersachsen. Die Archäologie in Deutschland tut sich schwer mit den "Germanen" - und die Kalkrieser Ausstellung geht angenehm entspannt damit um. Die Ausstellung ist sehr qualitätvoll bestückt, aber nicht überfüllt, die Informationen zu den Exponaten und zum Kontext gut kalkuliert auf das Wesentliche eingedampft. Im Fokus steht Skandinavien in der Zeit der Römischen Kaiserzeit bis frühen Wikingerzeit mit seinen eindrucksvollen Beobachtungen zur vorchristlichen Götterwelt und zur Verschränkung von soziopolitischer Führung und religiösen Vorstellungen. Das Hinzufügen niedersächsischer Komplexe, z. B. von der Feddersen Wierde und aus Bad Pymont, sowie norddeutscher Moorleichen als Beleg für Menschenopfer zeigen eindrucksvoll wie unaufgeregt, dass Norddeutschland damals Teil dieser Glaubens- und Vorstellungswelt war. Der gewohnte Kalkrieser Ausstellungsstil - dunkler Raum mit gut gesetzten starken Akzentlichtern - passt bestens zum Thema.
Ausstllungswebsite: http://www.kalkriese-varusschlacht.de/museum/sonderausstellung-goetter-glaube-und-germanen/


10. Und sonst …
10.1.
Bronzezeit: Ommerschans-Funde kehren in die Niederlande zurück
Endlich zu Hause: Nach über 120 Jahren in privater Hand ist das bronzezeitliche Schwert von Ommerschans nun dauerhaft im Museum in Leiden beheimatet - nicht ohne dass eine Versteigerung erfolgte und sich Privatpersonen und Makler bereicherten. In seinem Beitrag thematisiert Kurator Luc Amkreutz, warum es trotzdem so wichtig war, dieses Artefakt dauerhaft der Wissenschaft zugänglich zu machen. Diesen und andere Beiträge kann man in der neuesten Ausgabe von PAST nachlesen, dem Newsletter der Prehistoric Society.
http://www.prehistoricsociety.org/publications/publication/past_88_spring_2018/

10.2.
Bericht von der Tagung "Alternative Facts and Actual Fiction: Constructing the Social Narrative" (Kirkwall, Orkney, 16.-18.4.)
Alle zwei Jahre richtet das Institute for Northern Studies der University of the Highlands and Islands in Kirkwall, Orkney-Inseln, die internationale und interdisziplinäre St Magnus Conference aus. In diesem Jahr diskutierten etwa 50 Archäologen, Historiker und Philologen aus verschiedenen Blickwinkeln, wie die Vergangenheit in der jüngsten Zeit von extremistischen Gruppen aber auch den Medien präsentiert und gedeutet wird. Im Mittelpunkt stand dabei die Wikingerzeit. Teilnehmer aus den USA zeigten auf, wie rechtsradikale Gruppen dort nordische Mythologie und Sagas bewusst falsch interpretieren, um z. B. Ausschreitungen wie in Charlottesville 2017 oder ihr feindliches Frauenbild zu rechtfertigen. Aber auch Manipulationen der Vergangenheit während des 19. und frühen 20. Jahrhunderts wurden bei der Tagung diskutiert sowie auch historische Falschdarstellungen der Brexit-Anhänger. Alle Teilnehmer waren betroffen über das Ausmaß der "alternative facts", die durch Medien und Social Media verbreitet werden. Der Wunsch nach Lösungsansätzen ist groß; erörtert wurde z. B., ein europäisches Positionspapier zu schaffen und an Medienvertreter zu senden. Die Tagung entsprang dem Anliegen der Veranstalter, auf die jüngsten politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in Europa und den USA zu reagieren.
Tagungswebsite: https://www.uhi.ac.uk/en/research-enterprise/cultural/institute-for-northern-studies/conferences/4th-st-magnus-conference/

10.3.
Bunte Bilder für das Volk - aber korrekte bitte! Archäologen, Computerspiel-Entwickler und Digital Artists gründen "Past in Pixels", einen Verein für wissenschaftliche Visualisierungen
Wir alle kennen das: Im Fernsehen läuft eine Archäologie-Doku mit aufwendigen, beeindruckenden Visualisierungen archäologischer Sachverhalte in 3D und bunt und überhaupt. Sieht super aus - nur sind die inhaltlich leider vollkommen hanebüchener Quatsch. "So war das gar nicht", schimpft der Fachmann vom Sofa aus und verschüttet vor Wut seine Kartoffelchips. Aber auch das umgekehrte Szenario ist nicht gerade selten: Der archäologische Sachverhalt ist bis aufs Letzte detailliert erforscht - irgendwie kriegt der hochspezialisierte Wissenschaftler aber keine Illustration hin, die beim breiten Publikum auch nur ansatzweise einen Hauch von Verständnis oder gar Begeisterung erzeugt. Erzeugt wird mehr ein Gähnen, ungünstigenfalls auch noch Verwirrung. Die Kluft zwischen "guter Wissenschaft" und "guter Visualisierung" zu überbrücken versucht jetzt das in Großbritannien basierte Projekt "Past in Pixels", ein Zusammenschluss von Archäologen, Game Designern und Digital Artists. Grundlage ihrer Arbeit bildet jeweils die archäologische Dokumentation, egal ob ab Papier, 3D-Photogrammetrie oder LiDAR. "Bringing heritage to the masses", so die Zielvorgabe. Organisiert ist "Past in Pixels" als Non-Profit-Organisation, als Verein also. Das Ganze ist offenbar noch sehr am Anfang, erste Arbeitsproben auf der Website sehen aber schon mal gut (und professionell) gemacht aus; der Facebook-Auftritt ist dagegen noch ohne Inhalt. Aber: "Past in Pixels" sucht neben Spendern :-) neue Herausforderungen - es melde sich also, wem ein lohnendes Projekt unter den Nägeln brennt!
Past in Pixels: https://www.pastinpixels.org/
Past in Pixels bei Facebook: https://www.facebook.com/pastinpixels/

10.4.
Ein Sprung nach vorn: recensio.antiquitatis, die neue Bündelplattform für archäologie-relevante Rezensionen
Die neue Bündelseite "recensio.antiquitatis" des Portals Propylaeum (UB Heidelberg) sammelt den Rezensionsteil all jener online verfügbaren archäologischen und altertumswissenschaftlichen Fachzeitschriften, die dem zugestimmt haben, und macht diese Rezensionen über eine gemeinsame Seite effizient auffindbar. Als Inhaltsgeber sind vom Start an dabei, wen überrascht's, die "Archäologischen Informationen", damit den DGUF-Autoren die dadurch nochmals gesteigerte Wahrnehmung ihrer Beiträge zu Gute kommt. Das noch im Aufbau befindliche und erst im April online gegangene Portal bietet neben der üblichen Autorensuche und dem Zugang via Aktualität ("neueste Rezensionen online") auch das Filtern nach Epochen, Regionen und Themen, was den Nutzern das Blättern in einer gezielt zusammengestellten Untermenge ermöglicht. Aus Sicht der Newsletter-Redaktion eine hocherfreuliche Neuerung. Denn Rezensionen sind eine bewährte und spezielle Literaturgattung, die in den Geisteswissenschaften mit ihrem monografie-lastigen Publikationswesen eine wichtige Rolle spielt. Richtig genutzt, können sie sehr helfen, relevante Werke zu identifizieren, in einem Fach den nötigen Überblick zu behalten und die Meinung(en) von anderen Fachleuten zu einem Buch zu erfahren, mit dem man gerade arbeitet oder es zu lesen plant. Gerade für Kollegen, deren alltäglicher Arbeitsplatz abseits einer großen, gut sortierten Fachbibliothek liegt, ist das Rezensionswesen besonders wertvoll. Oft aber fällt es schwer, gedruckt erscheinende Rezensionen gezielt zu finden, insbesondere, wenn man alle Rezensionen zu einem speziellen Werk sucht. Seit langem sind Rezensionsplattformen in diese Bedarfslücke gestoßen, und zwar auf zweierlei Art: (1) spezielle Rezensionszeitschriften, die per se online erscheinen, was die Auffindbarkeit der Texte erheblich verbessert (wie z. B. sehepunkte, H-Soz-Kult). (2) Rezensionsbündelseiten, die andernorts online erschienene Rezensionen sammeln und über eine Bündeloberfläche such- und findbar machen (z. B. recensio.net). Solche Angebote gibt es im Umfeld der Archäologie, z. B. in den Geschichtswissenschaften, doch bislang nicht für die Archäologie selbst. Zwar erfasst die (Literatur-) Datenbank Zenon des DAI inzwischen auch Rezensionen, doch sie verweist von dort auf das Hauptwerk, nicht jedoch vom Hauptwerk ausgehend auf seine Rezensionen - was in Summe das so wichtige ungezielte Suchen & "zufällige" Finden hemmt. Daher bietet "recensio.antiquitatis" der Archäologie jetzt eine wichtige, hochwillkommene Unterstützung. Nun liegt es an den Herausgebern der Zeitschriften, diese neue Chance auch beherzt zu nutzen.
sehepunkte: Rezensionsjournal für die Geschichtswissenschaften: http://www.sehepunkte.de/
Rezensionsseite bei H / Soz / Kult: https://www.hsozkult.de/publicationreview/page
recensio.net: Bündelseite geschichtswissenschaftlicher Rezensionen: https://www.recensio.net/front-page
Zenon (DAI): https://zenon.dainst.org/
Propylaeum "recensio.antiquitatis": https://propylaeum.de/recensio-antiquitatis/front-page
Konzept der neuen Plattform: https://propylaeum.de/recensio-antiquitatis/ueber-uns

10.5.
Bericht vom Fachtag Kultur-Fundraising (Leipzig, 19.2.)
"Netzwerke(n) – die Kunst der Beziehungspflege" war Thema des Fachtags Kultur-Fundraising, der am 18.4. von Eva Göbel im Kulturmanagement-Blog besprochen wurde. "Fundraising ist vor allem Friendraising" war eine der wichtigen Aussagen der Leipziger Veranstaltung. Langfristige Strategien und Partnerschaften sind wesentlich, auch beim Sponsoring, statt kurzfristig Rundmails abzusetzen und zu hoffen, irgendwas werde schon klappen. Ein guter Fundraiser, so hieß es in der Keynote, bringe in seinem ersten Arbeitsjahr im besten Fall seine Personalkosten wieder herein. Man möchte ergänzen: wenn es überhaupt einen extra bezahlten Fundraiser gibt und das nicht "noch irgendwie mitgemacht wird". Fundraising gehe nur mit Freiwilligkeit, Vertrauen und Ehrlichkeit. Druck aufzubauen, indem man seine Bedürftigkeit oder Notlage voranstelle, sei völlig fehl am Platz. Die Hauptmotivation der Menschen, Geld zu spenden, sei die Antwort auf Fragen wie: Passt das Projekt zu meinen eigenen Zielen? Kann ich erkennen, wo mein Geld ankommt? Macht meine Spende einen Unterschied?
"Gute Beziehungen sind Geld wert! Rückblick auf den Fachtag Kultur-Fundraising" (Kulturmanagement-Blog, 19.4.): https://kulturmanagement.net/beitraege/prm/39/v__d/ni__3337/cs__11/index.html


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