DGUF-Newsletter vom 3.2.2014

DGUF-Newsletter vom 3.2.2014

1. DGUF-Nachrichten
1.1. Die DGUF freut sich auf Vorschläge für den Deutschen Studienpreis für Archäologie 2014
1.2. Administrative Unterstützung für den Open-Access-Prozess der Archäologischen Informationen gesucht
1.3. Landtag in NRW denkt weiter über die Finanzierung und Gestaltung von Archäologie und Baudenkmalpflege nach

2. Tagungen
2.1. DGUF-Tagung "Open Access und Open Data verändern die Archäologie: Erfahrungen, Reflexionen, Strategien" (Berlin, 6.10.; CfP bis 15.3.)
2.2. Computer Applications and Quantitative Methods in Archaeology (CAA) (Paris, 22.-25.4.)
2.3. "The meaning of things: artefacts and narratives": Erstes Treffen der "Czech TAG" (Pilsen, 3.-4.3.)

3. Veranstaltungen
3.1. Kolloquium "Reihengräber - nutzen wir doch die Quellenfülle!" (Mannheim, 17.-19.2.2015; CfP bis 28.2.)
3.2. Keine Reise wert: Die Ausstellung "Im Goldenen Schnitt - Niedersachsens längste Ausgrabung" im Niedersächsischen Landesmuseum Hannover (noch bis 2.3.)
3.3. Archäologentage in Otzenhausen (Saarland) am 7.-9.3.

4. Forschung
4.1. Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"
4.2. Aktuelle Ausgrabungen in den Medien
4.3. Aktuelle Forschung in den Medien
4.4. Japanese Journal of Archaeology: Neue Zeitschrift im Open Access
4.5. Angewandte Archäologie: Nordischer Schnaps
4.6. Hammaburg gefunden
4.7. Vorneolithische Eurasier hatten blaue Augen und dunkle Haut, mit dem Neolithikum kommen braune Augen auf

5. Kulturgutschutz
5.1. Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
5.2. Sind archäologische Funde Allgemeingut? Ein neuer Beitrag zum Forum "Schatzregal" in den Archäologischen Informationen
5.3. "Wir müssen das ganze Konzept verändern, wie archäologische Stätten beschützt werden." Monica Hanna und der Kampf gegen Raubgrabungen in Ägypten
5.4. Vor 20 Jahren gegründet: Deutsche Gesellschaft für Kulturgutschutz e. V.
5.5. Aktuelle Berichte zu Zerstörung und Plünderung in Syrien

6. Ausbildung, Job-Themen und Personalia
6.1. Arbeiterkind.de: die Initiative von und für Studierende der ersten Generation.
6.2. Warteschleife in Köln: Amtsantritt des neuen Direktors der Archäologischen Zone verzögert sich
6.3. The economic crisis spoils the archaeological sector in Spain
6.4. DGUF berät Studierende ;-) : Kaffee trinken nach dem Lernen!
6.5. Blog "Lol my thesis": (Noch?) ohne deutsche Archäologie
6.6. Italiens Archäologie signifikant weniger von Vetternwirtschaft betroffen als andere Disziplinen
6.7. Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege erhält neuen Leiter
6.8. Universität Leipzig schließt Klassische Archäologie

7. Und sonst …
7.1. Archäologie-Preis Baden-Württemberg 2014 ausgeschrieben
7.2. DAI bekennt sich zum Prinzip Open Access
7.3. Lesenswert & diskutierenswert: Die Streitschrift "Archäologie als Naturwissenschaft?" von S. Samida und M. K. H. Eggert
7.4. Antrags-Bullshit-Bingo für Archäologen
7.5. Mit Googles World Wonders Project Weltkulturerbestätten virtuell besuchen
7.6. Nützliche Zusammenstellung der Denkmalgesetze mit Kommentaren online verfügbar
7.7. EU-Kommission macht Open Access für EU-geförderte Projekte verbindlich
7.8. DGUF-Newsletter verursacht öffentliche Podiumsdiskussion am 15.2. im Nds. Landesmuseum Hannover über den Venus-Begriff
7.9. Verband der Landesarchäologen plädiert für Open Data
7.10. Um Hilfe wird gebeten: Fallstudie zu wissenschaftlicher Fachliteratur in der Archäologie
7.11. Aufregende Idee: Geschichte erleben mit dem fiktiven Soldaten Louis Castel
7.12. Reform des ungarischen Museumsgesetzes führt zu Rücktritt des Generaldirektors des Budapester Museums für Angewandte Kunst
7.13. Filmfundstück: "Der Stab, der Geiger und die Höhlenforscher" (D 2012, 45 Min.) – Archäologie sensibel und zurückhaltend erzählt
7.14. Können wir ein "Google Maps" der Vergangenheit bauen? TED-Talk mit Frederic Kaplan
7.15. ArchaeoWiki: Archäologie zum Mitmachen
7.16. Literaturdatenbank Zotero via Smartphone nutzen
7.17. Mit dem Smartphone 3D-Modelle von archäologischen Funden erstellen
7.18. Wettbewerb zur Wissenschaftskommunikation "Archaeology for the People": Gute Idee, halb durchdacht

8. Impressum und Redaktionshinweise


1. DGUF-Nachrichten
1.1.
Die DGUF freut sich auf Vorschläge für den Deutschen Studienpreis für Archäologie 2014
Bis zum 1. Mai können Studierende und Dozenten einer deutschen Hochschule oder Mitglieder einer deutschen archäologischen Gesellschaft Vorschläge für den Deutschen Studienpreis für Archäologie einreichen. Ausgezeichnet werden können Studierende aller archäologischen Fachdisziplinen und ihrer Nachbarwissenschaften, die besondere Studienleistungen an einer deutschen Hochschule erbracht haben. Als preiswürdig erachtet die DGUF herausragende archäologische Forschungsarbeiten zur Geschichte Mitteleuropas oder zu Regionen der Welt, die auf die kulturellen Entwicklungen Mitteleuropas Einfluss ausgeübt haben oder zu deren Verständnis wichtig sind. Ebenso können innovative methodologische Arbeiten in der Archäologie oder ihren Nachbardisziplinen gewürdigt werden, die der archäologischen Wissenschaft, der archäologischen Denkmalpflege, dem Kulturgüter- und Kulturlandschaftsschutz oder den archäologierelevanten Rechts- und Umweltwissenschaften einen wichtigen Impuls geben. Der Preis ist nicht dotiert, die ausgezeichnete Studienleistung kann in den Schriftenreihen der DGUF kostenfrei veröffentlicht werden. 2013 wurde der Preis erstmals vergeben, Preisträgerin war Reena Perschke M. A. mit ihrer Arbeit "Ausgrabungen und Zerstörungen an den Megalithen von Carnac während der deutschen Besatzung der Bretagne (1940-1944)". Bitte richten Sie Ihren Vorschlag bis spätestens 1. Mai an den DGUF-Beirat.
http://www.dguf.de/index.php?id=40

1.2.
Administrative Unterstützung für den Open-Access-Prozess der Archäologischen Informationen gesucht
Die Archäologischen Informationen erscheinen seit 2013 zusätzlich zum Druck auch online im Open Access, d. h. frei zugänglich im Internet. Alle älteren Jahrgänge werden derzeit schrittweise retro-digitalisiert und ebenfalls im Open Access online gestellt. Unsere bis auf Satz und Druck vollständig im Ehrenamt hergestellte Zeitschrift stellt sich damit frühzeitig und offensiv der größten Herausforderung für wissenschaftliche Zeitschriften in den kommenden Jahren. Die Digitalisierung erfolgt mit Hilfe unseres Partners UB Heidelberg. Für die Online-Publikation der bereits gedruckten Aufsätze bedarf es der ausdrücklichen Zustimmung der Autoren, die von der DGUF aktiv eingeholt werden muss. Hierfür suchen wir ehrenamtliche Unterstützung: eine bis max. drei Personen, die als administrative Schaltstelle Adressen der AutorInnen recherchieren, die AutorInnen per E-Mail oder Brief anschreiben und ihnen Informationen und Formulare übermitteln, den Rücklauf an Zustimmungen verwalten und das Ergebnis als Tabelle stets aktuell halten. Nötig sind übliche Kenntnisse von Internetrecherchen sowie Grundkenntnisse von Excel. Unabdingbar neben Kommunikationsfreude ist die Fähigkeit zum strukturierten, sorgfältigen Arbeiten. Inhaltlich werden Sie eingearbeitet und haben einen festen Ansprechpartner für evtl. Rückfragen. Alle Ihnen entstehenden Kosten wie z. B. Portogebühren werden von der DGUF ersetzt. Die Zahl der AutorInnen, die Sie betreuen, orientiert sich an Ihrem Einsatzwillen und Ihrer zeitlichen Kapazität. Die ausgeschriebene Aufgabe bringt Mitwirkende in Kontakt zu den Herausgebern der Fachzeitschrift und zu den AutorInnen mit ihren wertvollen wissenschaftlichen Themen. Insofern ist sie vor allem für junge ArchäologInnen interessant, bietet aber auch Nicht-ArchäologInnen eine gute Möglichkeit, aktiv an der Arbeit der DGUF mitzuwirken und Teil eines innovativen Projekts zu sein. Wir freuen uns, wenn Sie DGUF-Mitglied sind, das ist aber keine Bedingung. Wenn Sie Interesse haben, die DGUF in diesem Punkt zu unterstützen, freut sich auf Ihr E-Mail der stellvertretende Vorsitzende und Herausgeber der Archäologischen Informationen: PD Dr. Frank Siegmund, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Die aktuelle Archäologischen Informationen im Early View: http://www.dguf.de/index.php?id=9
Das Online-Archiv der bereits im Druck erschienenen Jahrgänge: https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/ojs/index.php/arch-inf/issue/archive
Mehr zu den DGUF-Auxiliaren und den derzeit ausgeschriebenen Projekten: http://www.dguf.de/index.php?id=289

1.3.
Landtag in NRW denkt weiter über die Finanzierung und Gestaltung von Archäologie und Baudenkmalpflege nach
Der Landesetat 2014 in NRW ist beschlossen, die starken Kürzungen in Archäologie und Baudenkmalpflege sind fixiert (vgl. DGUF-Newsletter vom 28.12. Punkt 1.1). Doch hinter der Oberfläche des offiziell fest Beschlossenen wird weiter nachgedacht, und das öffnet der Archäologie wieder Türen. Je eine Anfrage der CDU-Fraktion und der Piraten führten am 28. Januar zu einer öffentlichen Anhörung im Landtag von NRW, zu der erneut auch die DGUF als Expertin eingeladen war. Im Zentrum der beiden Anfragen steht die von CDU und Piraten kritisch gesehene Förderung von Baudenkmalen mit günstigen Darlehen an die Investoren anstelle der bisherigen Praxis direkter Zuschüsse. Die von den Abgeordneten gehörten und befragten Experten betonten bei der Anhörung unisono, dass die Förderung durch Darlehen eine interessante Ergänzung des bisherigen Instrumentariums darstelle, es der direkten Zuschüsse in der Baudenkmalpflege jedoch unbedingt weiterhin bedürfe, vor allem, weil Darlehen für kirchliche Denkmäler und die Mehrheit der privat selbst genutzten Denkmäler keine hinreichende Unterstützung seien. Die Experten aus der Baudenkmalpflege trugen aber auch konstruktive Kritik an den Kriterien und den Modalitäten der Darlehensvergabe vor, die von den Abgeordneten aufmerksam wahrgenommen wurde. Von den zur Anhörung eingeladenen Vertretern der Archäologie hatte einzig die DGUF eine schriftliche Stellungnahme abgegeben und den Weg nach Düsseldorf gefunden. Die DGUF erinnerte die Abgeordneten daran, dass eine Darlehensförderung bei Ausgrabungen nicht möglich ist, d. h. im Bereich der Archäologie die beschlossenen Kürzungen ohne jede Idee eines Ausgleichs greifen. Die DGUF schlug vor, nach einem oder zwei Jahren eine umfassende Evaluation der gesamten Denkmalförderung durchzuführen, die dann auf konkreten Erfahrungen mit den neuen Instrumenten beruht. Dieser Vorschlag fand bei Experten wie Abgeordneten breite Zustimmung. Geduldiges Vortragen guter und auch einer breiteren Öffentlichkeit nachvollziehbarer Sachargumente hat derzeit in NRW eine Chance, von Abgeordneten wahrgenommen zu werden. Das ist noch keine Lösung der akuten Probleme, aber ein Weg dahin.
Öffentliche Anhörung am 28. Januar zum Thema: "Zukunft braucht Herkunft - Für eine zukunftsgerichtete Denkmalförderpolitik in Nordrhein-Westfalen": http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/GB_I/I.1/Ausschuesse/A02-Ausschuss_fuer_Bauen_Wohnen_Stadtentwicklung_und_Verkehr/Anhoerungen.jsp
Die gesammelten schriftlichen Stellungnahmen der Experten: http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/Webmaster/GB_I/I.1/aktuelle_drucksachen/aktuelle_Dokumente.jsp?docTyp=ST&wp=15&d


2. Tagungen
2.1.
DGUF-Tagung "Open Access und Open Data verändern die Archäologie: Erfahrungen, Reflexionen, Strategien" (Berlin, 6.10.; CfP bis 15.3.)
Open Access und Open Data haben nicht nur innerwissenschaftliche Bedeutung. Sie werden das Verhältnis der Archäologie zur Öffentlichkeit verändern, und sie sind geeignet, auch die Archäologie zu verändern. Mit dem Start des 80-Milliarden-EU-Forschungsprogramms "horizon 2020" am 1. Januar 2014 ist Open Access in Europa das Grundprinzip für das wissenschaftliche Publizieren. Praktische Umsetzungen sind in der Archäologie aber bislang noch immer selten. Wir glauben, das gereicht dem Fach immer stärker zum Nachteil hinsichtlich des Fortschritts archäologischer Forschung, hinsichtlich interdisziplinären und internationalen Erkenntnisgewinns sowie hinsichtlich der Stellung der Archäologie in der Gesellschaft. Die DGUF-Tagung will den aktuellen Status von Open Access und Open Data in der Archäologie und ihren Nachbarwissenschaften beleuchten. Wir wollen Erfahrungen, Bedenken und Visionen kennen lernen, auch aus der Sicht unterschiedlicher Interessengruppen. Wir möchten aber auch über die technischen und juristischen Fragen hinaus in die Zukunft denken. Vorschläge für Vorträge können Sie bis zum 15.3. einreichen! Die Tagung findet im Rahmen des 8. Deutschen Archäologiekongresses in Berlin statt.
http://www.dguf.de/index.php?id=332

2.2.
Computer Applications and Quantitative Methods in Archaeology (CAA) (Paris, 22.-25.4.)
Seit 40 Jahren finden die CAA-Konferenzen statt, zuletzt in Australien. In Paris sind unter anderem folgende Themen auf der Agenda: Field and laboratory data recording; Historiography; Internet and archaeology; 3D Archaeology; AIS (Archaeological Information Systems); GIS & spatial analysis; Mathematics and Statistics in Archaeology; Open source; Multi-agent systems and complex system modeling.
http://caa2014.sciencesconf.org/

2.3.
"The meaning of things: artefacts and narratives": Erstes Treffen der "Czech TAG" (Pilsen, 3.-4.3.)
Das erste Treffen der Theoretical Archaeology Group in Tschechien findet Anfang März in Pilsen statt. Die Organisatoren schreiben: "We aim to develop a broader interest in the discussion of theoretical issues in Central European archaeological research, establish the event as an annual meeting, and potentially, to extend the national chapter to include more Central European countries in the following years." Drei Hauptthemen setzen die Veranstalter: "Developing theory", "Joining the international debate" und "Theory in practice". Die Teilnahme an der Konferenz ist kostenlos.
http://czechtag.wordpress.com/


3. Veranstaltungen
3.1.
Kolloquium "Reihengräber - nutzen wir doch die Quellenfülle!" (Mannheim, 17.-19.2.2015; CfP bis 28.2.)
Fachleute beobachten ein nachlassendes Interesse an der Frühmittelalterarchäologie und an der Beschäftigung mit dem reichen Fundstoff aus den Reihengräbern. In einem federführend von Dr. Ursula Koch organisierten mehrtägigen Kolloquium in den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim soll darüber ein Austausch- und Reflexionsprozess angeschoben werden. Ziel ist es, nicht nur einen Überblick über laufende Vorhaben zu gewinnen, sondern auch kritische Bilanzen zu ziehen, Defizite zu identifizieren und Innovationsfelder auszuloten.
http://www.rem-mannheim.de/forschungszentren/zentrum-fuer-kunst-und-kulturgeschichte/fruehgeschichte/kolloquium.html

3.2.
Keine Reise wert: Die Ausstellung "Im Goldenen Schnitt - Niedersachsens längste Ausgrabung" im Niedersächsischen Landesmuseum Hannover (noch bis 2.3.)
Es war 2010 bis 2012 ein spannendes und erfolgreiches Großprojekt der niedersächsischen Archäologie: die archäologische Begleitung der Trassenlegung der Nordeuropäischen Erdgasleitung (NEL), die von der Ostsee zu den Gasspeichern bei Rehden in der Mitte Niedersachsens führt. Ein in Niedersachsen 200 km langes Projekt, dem dank kluger Planung, konsequenter Durchführung und dem persönlichen Engagement der Beteiligten auch das Glück des Tüchtigen widerfuhr: die Entdeckung des spektakulären Hortfundes von Gessel aus dem 14. Jahrhundert v. Chr. Wesentlich für den Erfolg war die Entscheidung der Fachbehörde, auf der "harten Prospektion" der gesamten Trasse zu bestehen. Im Nachhinein wird deutlich, dass nur 10 bis 15 % der Fundstellen bereits vorher bekannt waren, folglich hätte ein konventionelles Vorgehen weitreichende unbeobachtete Zerstörungen zu Folge gehabt. Doch die nun von Dr. Babette Ludowici kuratierte Sonderausstellung, die dem neugierigen Publikum eine Bilanz des Projekts verspricht, enttäuscht auf breiter Front. Die Inszenierung ist weder eindrucksvoll oder ansehnlich, noch konsequent, noch logisch, Besucher fühlen sich desorientiert und irren ohne roten Faden durch die überraschend kleine und objektarme Sonderausstellung. Es wird nur ein Ausschnitt der Grabungstrasse präsentiert, und von diesem nur irritierend wenige Funde. Im ersten Raum sind diese Funde eher Dekorationsmaterial für das Thema "wie funktioniert Archäologie? ", als dass sie für sich selbst resp. für die Erdgastrasse stehen. Immerhin sind hier einzelne Informationsinseln durchaus gelungen, so z. B. zu Metallsonden oder zur Pollenanalyse. Doch deren Zusammenhang mit dem Thema der Sonderausstellung bleibt vage - diese Inseln gehören eher in eine Dauerausstellung. Anschließend folgen zwei Räume, die irgendwie das Thema Rohmaterial und Rohmaterialhandel aufbereiten und dabei den Hortfund aus 117 Stücken (1,8 kg Gold) in den Kontext des Themas "Gold" stellen. Naja. Die Objekte, die man in diesen beiden Räumen sieht, sind kaum Neufunde aus der Trassengrabung, vielmehr vor allem (wenige) Leihgaben und Bekanntes aus der Hannoverschen Dauerausstellung - deren beschämend trauriger Zustand ein eigenes Thema wäre. Wer ohnehin in Hannover weilt, sollte unbedingt den kurzen Weg ins Landesmuseum wählen und den Hort besuchen, denn er ist sehenswert. Wer aus weiterer Entfernung anreist, wird als Fachmann wie als Laie enttäuscht, weil dem Aufwand und den Erwartungen zu wenig Ausstellung und Information gegenüber stehen.
Der informative Wikipedia-Artikel zum Goldhort von Gessel: http://de.wikipedia.org/wiki/Goldhort_von_Gessel
Die Website der Ausstellung: http://www.landesmuseum-hannover.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=32999&article_id=114356&_psmand=183

3.3.
Archäologentage in Otzenhausen (Saarland) am 7.-9.3.
Die Europäische Akademie Otzenhausen lädt zu den Archäologentagen 2014 in Otzenhausen ein, das im Fach durch sein großes keltisches Oppidum mit einem mächtigen Steinwall bekannt ist. In dem dichten zweitägigen Vortragsprogramm präsentieren 18 Archäologen aktuelle Forschungen vor allem zum Saarland, am dritten Tag findet eine Exkursion nach Luxembourg statt. Die Anmeldung wird bis zum 20.2. erbeten.
http://www.eao-otzenhausen.de/index.php?option=com_content&view=article&id=529%3Asave-the-date-archaeologentagung-vom-07-09-maerz-2014&lang=de


4. Forschung
4.1.
Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"
Karl, R. (2014). Unseres? Deins? Meins? - Wem gehören archäologische Kulturgüter? Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 6. Jan. 2014.
Link, Th., Perschke, R. & Pyzel, J. (2014). Das 4. Jahrtausend. Bericht über die Sitzung der AG Neolithikum im Rahmen der 80. Tagung des Nordwestdeutschen Verbandes für Altertumsforschung in Lübeck am 2. und 3. September 2013. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert am 6. Jan. 2014.
Junker, Th. (2014). Warum sind Menschen religiös? Die evolutionäre Perspektive. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 14. Jan. 2014.
Lüning. J. (2014). Einiges passt, anderes nicht: Archäologischer Wissensstand und Ergebnisse der DNA-Anthropologie zum Frühneolithikum. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 16. Jan. 2014.
Rinne, Chr. & Krause-Kyora, B. (2014). Genetische Analyse auf dem mehrperiodigen Gräberfeld von Wittmar, Ldkr. Wolfenbüttel. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 16. Jan. 2014.
Hilbert, Y. H. & Rose, J. I. (2014). Südarabien während des Spätpleistozäns und Frühholozäns: Archäologie, Paläogenetik und Populationsdynamik. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 18. Jan. 2014.
Dietrich, R. (2014). Nicht die Toten, sondern die Lebenden: Menschliche Überreste als Bodenfunde. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 18. Jan. 2014.
Klooß, St. (2014). Fischfang zur Zeit der Neolithisierung an der südwestlichen Ostseeküste. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 24. Jan. 2014.
http://www.dguf.de/index.php?id=9

4.2.
Aktuelle Ausgrabungen in den Medien
9.000 Jahre altes Textilstück aus Hanf: "Centuries-old fabric found in Çatalhöyük" (Hürriyet Daily News, 3.2.): http://www.hurriyetdailynews.com/centuries-old-fabric-found-in-catalhoyuk.aspx?pageID=238&nID=61883&NewsCatID=375
Ort des ersten Konzils von Nicaea? "Tagungsort im Iznik-See entdeckt?" (Tagesspiegel, 3.2.): http://www.tagesspiegel.de/wissen/erstes-konzil-von-nicaea-tagungsort-im-iznik-see-entdeckt/9421362.html
"Swedish divers unearth Stone Age 'Atlantis' relics" (The Local, 24.1.): http://www.thelocal.se/20140124/swedes-dive-in-stone-age-excavate-site-drawing-atlantis-comparisons
Abydos: "Grab eines bislang unbekannten Pharaos entdeckt" (Zeit, 15.1.): http://www.zeit.de/wissen/geschichte/2014-01/pharao-abydos-koenig-grab
"French town probes 'second' Lascaux cave" (The Local, 2.1.): http://www.thelocal.fr/20140102/french-town-probes-new-cave-paintings-mystery
Skythen: "Forscher finden versunkene Metropole Gelonos in der Ukraine" (Göttinger Tageblatt, 2.1.): http://www.goettinger-tageblatt.de/Nachrichten/Wissen/Wissen-vor-Ort/Forscher-finden-versunkene-Metropole-Gelonos-in-der-Ukraine

4.3.
Aktuelle Forschung in den Medien
"Neandertaler-Gene haben bei Anpassung an Kälte geholfen" (Deutschlandradio, 30.1.): http://www.dradiowissen.de/nachrichten.59.de.html?drn:news_id=318476 und "Europäer erbten Haut- und Haargene vom Neandertaler" (Spiegel, 29.1.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/europaeer-erbten-gene-fuer-haut-und-haar-vom-neandertaler-a-946256.html
"New Poems of Greek Poetess Sappho Recovered" (Greek Reporter, 28.1.): http://eu.greekreporter.com/2014/01/28/new-poems-of-greek-poetess-sappho-recovered/
Qesem-Höhle (Israel): "300,000-Year-Old Hearth Found" (Pressemeldung Weizman Institute of Science, 27.1.): http://wis-wander.weizmann.ac.il/300000-year-old-hearth-found#.Uu-jZxCop8F
"Ancient Carthaginians really did sacrifice their children" (Phys.org, 23.1.): http://phys.org/news/2014-01-ancient-carthaginians-sacrifice-children.html
"Carmel cavemen used plants in rituals 13,000 years ago, archaeologists find" (Haaretz, 23.1.): http://www.haaretz.com/archaeology/1.570106
"Seashells inspire new way to preserve bones for archeologists, paleontologists" (Phys.org, 22.1.): http://phys.org/news/2014-01-seashells-bones-archeologists-paleontologists.html
"Mitteleuropäer verdauten Milch bereits vor 1000 Jahren ähnlich gut wie wir" (Pressemeldung Universität Zürich, 23.1.): http://www.mediadesk.uzh.ch/articles/2014/Milch.html#
Göbekli Tepe: "Wiege der Nutztiere: Südostanatolier zähmten Schwein, Schaf und Rind" (3sat, 21.1.): http://www.3sat.de/page/?source=%2Fnano%2Fnatwiss%2F174488%2Findex.html
"35.000 Jahre alte Harpune auf Timor entdeckt" (Der Standard, 21.1.): http://derstandard.at/1389857844572/35000-Jahre-alte-Harpune-auf-Timor-entdeckt
Spanien: "First farmers and stockbreeders painted with the same pigments that their hunters ancestors" (Pressemeldung Spanish National Research Council, 14.1.): http://www.eurekalert.org/pub_releases/2014-01/snrc-ffa011314.php
"Searching for the Amazon's Hidden Civilizations" (Science Now, 7.1.): http://news.sciencemag.org/archaeology/2014/01/searching-amazons-hidden-civilizations
"Moroccan Stone Age hunters' rotten teeth" (BBC, 6.1.): http://www.bbc.co.uk/news/science-environment-24332237 und L. T. Humphrey et al., "Earliest evidence for caries and exploitation of starchy plant foods in Pleistocene hunter-gatherers from Morocco". PNAS, 3.1.2014, doi: 10.1073/pnas.1318176111 http://www.pnas.org/content/early/2014/01/03/1318176111
Das European Music Archaeology Project (EMAP): "Von wegen alte Leier" (Spiegel, 28.12.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/musik-in-der-steinzeit-eu-projekt-zum-sound-der-vergangenheit-a-937534.html

4.4.
Japanese Journal of Archaeology: Neue Zeitschrift im Open Access
Der Zugang zur Archäologie Japans ist für alle, die des Japanischen nicht mächtig sind, schwierig. Zuletzt bot das Handbuch einer Ausstellung im Reiss-Engelhorn-Museum (2004) einen wertvollen aktuellen Einblick. Nun hat Prof. Koji Mizoguchi (Universität Kyushu), derzeit auch Präsident des World Archaeological Congress (WAC), eine Open-Access-Zeitschrift gegründet, in der in englischer Sprache über japanische Archäologie publiziert wird. Zusätzlich zur Online-Ausgabe sollen zwei Ausgaben pro Jahr auch im Druck erscheinen. Koji Mizoguchi, der als Hauptherausgeber fungiert, ordnete am 11.1. die Bedeutung dieses Schritts auf seiner Facebook-Seite wie folgt ein: "This is a small step forward, but thanks to lots of support it will grow and open up Japanese archaeology to the world!" Im ersten Band berichtet z. B. Nicolas Zorzin über die Lage der Archäologie im neo-liberalen und von einer Wirtschaftskrise geschüttelten Japan: Die staatliche Archäologie wird stark reduziert, muss sich auch inhaltlich neu orientieren, während das Grabungswesen zunehmend in den privaten Sektor ausgelagert wird. Es ist nützlich, die Lage und die Erfahrungen in Japan mit der eigenen Situation zu vergleichen, die sich in Deutschland dank der Schuldenbremse 2020 in den nächsten Jahren weiter verschärfen wird. Im Hinblick auf mögliche gemeinsame Themen lud Mizoguchi im Gespräch mit dem DGUF-Newsletter auch deutsche Archäologen explizit ein, die Zeitschrift nicht nur zu lesen, sondern auch in ihr zu publizieren.
Japanese Journal of Archaeology (JJA): http://www.jjarchaeology.jp/
Wieczorek, A., Steinhaus, W. & Sahara, M. (2004). Zeit der Morgenröte: Japans Archäologie und Geschichte bis zu den ersten Kaisern. Mannheim: Reiss-Engelhoirn-Museen.

4.5.
Angewandte Archäologie: Nordischer Schnaps
Ein interdisziplinäres Team hat an gut erhaltenen dänischen Grabfunden Getränkereste untersucht, die aus dem Zeitraum 1.500 v. Chr. bis 100 n. Chr. stammen. Danach wurden die alkoholischen Getränke nicht als reines Bier oder reiner Met gebraut, vielmehr wurden viele Ingredienzien vermischt. Als Grundlage diente Met, der zu einem Getränk mit etwa 10-12% Alkohol führte, weshalb die Autoren von "nordischem Schnaps" sprechen. Dieser Grundlage wurden u. a. viele Beeren und Früchte zugesetzt. Seit 1.100 v. Chr. soll diesem Gebräu auch Wein zugesetzt worden sein. Die Forscher haben anschließend an ihre aufwändigen Laboruntersuchungen in Zusammenarbeit mit einer US-amerikanischen Brauerei in Delaware ihr Rezept in die Praxis umgesetzt. Nun wird es von der Dogfish Head Craft Brewery Inc. als "occasional rarity" unter dem Namen Kvasir angeboten, erhältlich ist es derzeit nur in den USA. Auf der Website findet sich die Videoaufzeichnung eines Fachgesprächs zwischen Brauer und Wissenschaftler.
"Göttliches Gebräu" (Spiegel, 26.1.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/ausgegraben-brauerei-und-archaeologe-brauen-altes-bier-kvasir-a-944181.html
Mc Govern, P. E., Hall, G. H. & Mirzoian, A. (2013). A biomolecular archaeological approach to 'Nordic grog'. Danish Journal of Archaeology, online 23. Dec. 2013. DOI: 10.1080/21662282.2013.867101 http://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/21662282.2013.867101#.UuS0zPsweXI
Dogfish Head Craft Brewery Inc.: "Kvasir" (Okt. 2013): http://www.dogfish.com/brews-spirits/the-brews/occasional-rarities/kvasir/index.htm

4.6.
Hammaburg gefunden
Endlich: die Hammaburg ist gefunden, die Keimzelle des heutigen Hamburgs aus dem 9. Jahrhundert. Ein vermuteter Standort auf dem heutigen Domplatz am Speersort war 2005-2006 in einem groß angelegten und öffentlich stark beobachteten Projekt etwa 15 Monate lang untersucht worden, doch eindeutige Reste blieben scheinbar aus. Nun trat der Direktor des Archäologischen Museums Hamburg, Prof. Dr. Rainer-Maria Weiss, mit der Nachricht an die Presse, dass die damalige Grabung erfolgreich war. Die gründliche Auswertung der Befunde und Funde haben nun den Nachweis erbracht, dass man die Hammaburg bei den Grabungen tatsächlich gefunden habe. Während die Schriftquellen eine Gründung um 815 n. Chr. nahelegen, zeugen die vor allem von Dr. Karsten Kablitz analysierten Grabungen von einer Besiedlung noch im 8. Jahrhundert mit einer Wall-Graben-Anlage von etwa 50 m Durchmesser, die dann zu Beginn des 9. Jahrhunderts auf etwa 75 m Durchmesser erweitert wurde. Und wieder einmal "... muss die Geschichte neu geschrieben werden." ;-)
"Sensation: Wissenschaftler entdecken die Hammaburg" (Hamburger Abendblatt, 24.1.): http://mobil.abendblatt.de/hamburg/article124212644/Sensation-Wissenschaftler-entdecken-die-Hammaburg.html
"Nach jahrelanger Kleinstarbeit. Sensationeller Fund: Archäologen entdecken Ur-Hamburg" (Focus, 26.1.): http://www.focus.de/wissen/mensch/archaeologie/geschichte-muss-teils-neu-geschrieben-werden-sensationeller-fund-archaeologen-entdecken-ur-hamburg_id_3569302.html

4.7.
Vorneolithische Eurasier hatten blaue Augen und dunkle Haut, mit dem Neolithikum kommen braune Augen auf
DNA-Studien am mesolithischen Skelettfund von La Braña-Arintero (Léon, Spanien) machen zusammen mit Vergleichsfunden wahrscheinlich, dass die eurasische Population im Jungpaläolithikum und Mesolithikum Europas blauäugig und dunkelhäutig war. Erst mit dem Neolithikum kommt die braune Augenfarbe auf.
Olalde, I., Allentoft, M. E., Sáchez-Quinto, F. et al. (2914). Derived immune and ancestral pigmentation alleles in a 7,000-year-old Mesolithic European. Nature, online 26.1.2014 doi:10.1038/nature12960 http://www.nature.com/nature/journal/vaop/ncurrent/full/nature12960.html
"Blue-Eyed Hunter-Gatherers Roamed Prehistoric Europe, Gene Map Reveals" (National Geographic Daily News, 26.1.): http://news.nationalgeographic.com/news/2014/01/140126-blue-eye-spain-fossil-human-discovery-gene/
R. Khan: "Phenotypic Whiteness as an Outcome of Neolithic Admixture" (The Unz Review, 3.1.): http://www.unz.com/gnxp/phenotypic-whiteness-as-an-outcome-of-neolithic-admixture/
R. Khan: "European Hunter-Gatherers, Blue Eyes and Dark Skin?" (The Unz Review, 26.1.): http://www.unz.com/gnxp/european-hunter-gatherers-blue-eyes-and-dark-skin/
"Ancient Northern Europeans Looked More Like Vanessa Williams Than Aryan Supermen" (science2.0, 26.1.): http://www.science20.com/news_articles/ancient_northern_europeans_looked_more_vanessa_williams_aryan_supermen-128445
"7000 Jahre alte Knochen: Jäger aus Nordspanien hatte dunkle Haut und blaue Augen" (Spiegel, 26.1.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/genanalyse-vor-7000-jahren-hatte-europaeer-dunkle-haut-und-blaue-augen-a-945594.html


5. Kulturgutschutz
5.1.
Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
Afghanistan: "The Race to Save Mes Aynak" (Fair Observer, 1. und 2.2.). http://www.fairobserver.com/article/race-save-mes-aynak-part-12 und http://www.fairobserver.com/article/race-save-mes-aynak-part-2
"eBay Reportedly Agree to Suspend Selling Egyptian Antiquities" (PACHI, 30.1.): http://paul-barford.blogspot.de/2014/01/ebay-reportedly-agree-to-suspend.html
500.000 archäologische Objekte pro Jahr gehen durch Plünderungen verloren: "Archaeological treasures 'stolen' in France" (News24, 23.1.): http://www.news24.com/Green/News/Archaeological-treasures-stolen-in-France-20140123
"Can Privatization Save the Treasures of Ancient Greece?" (Time, 18.1.): http://world.time.com/2014/01/18/can-privatization-save-the-treasures-of-ancient-greece/
"The Race to Save Mali’s Priceless Artifacts" (Smithsonian Magazine, 12.1.): http://www.smithsonianmag.com/history/Race-Save-Mali-Artifacts-180947965/

5.2.
Sind archäologische Funde Allgemeingut? Ein neuer Beitrag zum Forum "Schatzregal" in den Archäologischen Informationen
Das Forum wurde Mitte Oktober 2013 eröffnet mit einem Beitrag von Christoph Huth, welcher den von deutschen Gesetzen und Gepflogenheiten abweichenden Umgang mit dem Sondengängerwesen in Großbritannien vorstellt und bewertet. Seines Erachtens erbringt die dortige offensive Kooperation mit den Sondengängern einen erheblichen wissenschaftlichen Gewinn. Im jüngsten Heft des European Journal of Archaeology schildert Andres S. Dobat den (entspannten) dänischen Umgang mit Sondengängern, der in Vielem der britischen Praxis entspricht und mit einer ähnlichen Bereicherung des archäologischen Wissens einhergeht. Nun hinterfragt Raimund Karl die auf dem europäischen Kontinent weit verbreitete Meinung, dass archäologische Kulturgüter zum Allgemeinbesitz gehören. Seines Erachtens ist die These vom Gemeingut ein von Archäologen aus Eigennutz sorgfältig gepflegter Mythos, der nicht berechtigt ist. In der Konsequenz lehnt er ein Schatzregal ab. Gemeinsam hinterfragen beide Beiträge im Forum der Archäologischen Informationen die Grundlagen der derzeitigen Praxis und Gesetzgebung zum Schatzregal. Wer ähnlicher oder anderer Meinung ist und nützliche Erfahrungen und gute Argumente einbringen kann, ist herzlich eingeladen, zu dieser Diskussion über eine der zentralen Grundlagen unserer archäologischen Praxis beitragen und einen Aufsatz für das Forum einzureichen.
Karl, R. (2014). Unseres? Deins? Meins? - Wem gehören archäologische Kulturgüter? Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 6. Jan. 2014. http://www.dguf.de/index.php?id=9
Huth, Chr. (2013). Vom rechten Umgang mit Sondengängern: Das "Portable Antiquities Scheme" in England und Wales und seine Folgen. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 14. Okt. 2013. http://www.dguf.de/index.php?id=9
Dobat, A. S. (2013). Between Rescue and Research: An Evaluation after 30 Years of Liberal Metal Detecting in Archaeological Research and Heritage Practice in Denmark. European Journal of Archaeology 16(4), pp. 704 -725. (nur für Mitglieder der EAA online verfügbar)

5.3.
"Wir müssen das ganze Konzept verändern, wie archäologische Stätten beschützt werden." Monica Hanna und der Kampf gegen Raubgrabungen in Ägypten
Bis zu 80% der bekannten Ausgrabungsstätten in Ägypten sind von illegalen Grabungen oder illegalem Siedlungsbau betroffen, schätzt die Archäologin Dr. Monica Hanna. In einem Artikel in der "taz" wird Hannas Beobachtung zweier Arten von Grabräubern thematisiert: Neben verarmten Dorfbewohnern nahe der Fundstätten gebe es "auch eine organisierte Mafia, die genau weiß, wo sie suchen muss und die professionell vorgeht". Die 30-Jährige Ägypterin hat viele illegale Ausgrabungen ausführlich dokumentiert, beispielsweise in Abu Sir. Dort schossen Grabräuber sogar auf sie. Es würden häufig Kinder an Seilen nach unten in die schmalen Grabungsschächte geschickt; mehr als 20 Kinder seien in den vergangenen zwei Jahren allein in Abu Sir verschüttet worden, habe einer der Bauern der Umgebung Monica Hanna erzählt. Sie kritisiert besonders die Behörden, weil sie nachlässig handelten, sowie einzelne Mitarbeiter der Altertumsbehörde oder der Polizei, die möglicherweise als Tippgeber für Raubgräber dienten. Amtsarchäologen versuchten tendenziell, alles unter den Teppich zu kehren. Den Schlüssel zum Schutz der altägyptischen Kulturguter sieht Monica Hanna bei den benachbarten Dörfern: "Wir müssen das ganze Konzept verändern, wie archäologische Stätten hier beschützt werden. Statt die lokale Bevölkerung auszugrenzen, müsse sie mit einbezogen werden." Weg also vom "Kolonialstil" der Ausgrabungen, wo die ägyptischen Arbeiter nur den Sand wegtragen dürften. Die Ägyptologin fordert – ähnlich den Ideen der Sustainable Preservation Initiative (vgl. DGUF-Newsletter vom 24.3.2013 Punkt 6.2.) - kleine Museen in den Dörfern zu schaffen oder Schüler einzuladen, bei den Grabungen mitzumachen. Verstünden die Menschen den Wert ihres Kulturerbes und würden die Dörfer von den Touristen, die z. B. Gräber und Tempel besuchen, wirtschaftlich profitieren, dann werde sich die Haltung verändern. Monica Hanna erhielt für ihr Engagement gegen Raubgräberei kürzlich den SAFE Beacon Award (vgl. DGUF-Newsletter vom 18.12.2013 Punkt 6.2.).
"Grabräuberei in Ägypten: Die Fährten der Antiquitäten-Mafia" (taz, 6.1.): http://www.taz.de/Grabraeuberei-in-Aegypten/!130435/
"Protecting Egypt’s cultural heritage – repatriation efforts alone will not suffice" (Saving Antiquities for Everyone, 11.1.): http://www.savingantiquities.org/repatriation-efforts-alone-will-suffice/
Ägypten: Weltkulturerbe in Gefahr (ZDF heute journal, 5.1.): http://www.zdf.de/ZDFmediathek#/beitrag/video/2061326/%C3%84gypten:-Weltkultur-in-Gefahr
Kairo: "Minister of Antiquities reveals full account of damage to Museum of Islamic Art (Daily News Egypt, 2.2.): http://www.dailynewsegypt.com/2014/02/02/minister-antiquities-reveals-full-account-damage-museum-islamic-art
"11 recent cultural disasters in Egypt" (Cairo Observer, 2.2.): http://cairobserver.com/post/75403717693/11-recent-cultural-disasters-in-egypt#.Uu90pRCop8E

5.4.
Vor 20 Jahren gegründet: Deutsche Gesellschaft für Kulturgutschutz e. V.
Die 1993 gegründete Deutsche Gesellschaft für Kulturgutschutz e. V. (DGKS) feierte im September 2013 ihr 20-jähriges Jubiläum. Der Verein führt Symposien durch, Exkursionen und Workshops. Der Ende Januar publizierte vierte Newsletter der Gesellschaft schildert die komplexe Vereinsgründung und stellt die internationale Vernetzung und die aktuellen Aktivitäten der Gesellschaft vor. Ein neu gestaltetes Banner soll auf die Gesellschaft aufmerksam machen. Die sieben in das Banner-Logo integrierten Kulturdenkmäler werden im Newsletter vorgestellt.
Website der Deutschen Gesellschaft für Kulturgutschutz e.V. (DGKS): http://www.dgks-ev.org/index.html
KulturGutSchutz-Nachrichten 4, Januar 2014: http://www.dgks-ev.org/resources/DGKS-Nachrichtenblatt04Januar2014.pdf

5.5.
Aktuelle Berichte zu Zerstörung und Plünderung in Syrien
Emma Cunliffe, Universität Durham, gibt im Januar eine Zusammenfassung der Schäden an bedeutenden syrischen Fundstellen. Viele Stätten werden durch bis 200 Personen starke Banden geplündert. Im Kontrast dazu versucht die Altertumsbehörde in Syrien, Normalität zu demonstrieren. Das Deutsche Archäologische Institut und das Museum für Islamische Kunst Berlin machen große Forschungsdatenbestände zu archäologischen und historischen Stätten Syriens online zugänglich, um u. a. bei der späteren Kartierung kriegsbedingter Schäden Grundlagen zu bieten. Der World Monuments Fund hat eine Kampagne "Crisis in Syria" gestartet, um auf die Bedrohung für Syriens Kulturgüter hinzuweisen und Spenden zu sammeln. Teil der Kampagne ist eine Online-Petition, die als unterstützender Brief an Dr. Maamoun Abdul-Karim, den Generaldirektor der syrischen Antikenbehörde, verschickt werden wird.
"Kriegszerstörung und Plünderung: Syrien im Januar 2014" (Archaeologik, 2.2.): http://archaeologik.blogspot.de/2014/02/kriegszerstorung-und-plunderung-syrien.html
Kampagne "Crisis in Syria" (World Monuments Fund): http://www.wmf.org/crisis-syria


6. Ausbildung, Job-Themen und Personalia
6.1.
Arbeiterkind.de: die Initiative von und für Studierende der ersten Generation.
Von 100 Akademiker-Kindern in Deutschland beginnen 71 ein Hochschulstudium. Von 100 Kindern aus nichtakademischen Familien sind es nur 24, obwohl doppelt so viele die Hochschulreife erlangen. Was hindert sie? "Zum einen muss man erst einmal auf die Idee kommen, zu studieren", sagt die Amerikanistin Katja Urbatsch. "Studieren, obwohl noch nie jemand aus der Familie an der Uni war? Obwohl für die Eltern nur eine Ausbildung infrage kommt?" Die Hürden sind für viele zu hoch. Und wer sich dann an die Hochschule traut, kann in der Familie niemanden um Rat fragen, beispielsweise zum Umgang mit dem Professor. Urbatsch hat daher vor gut fünf Jahren Arbeiterkind.de gegründet. Ziel der mehrfach preisgekrönten Initiative ist, den Anteil von Nichtakademiker-Kindern an Hochschulen zu erhöhen und den Studierenden auf dem Weg zum Studienabschluss zu helfen. Es fängt mit der Beratung von Abiturienten an; mehr als 5.000 ehrenamtliche Mentoren von Arbeiterkind.de organisieren auf lokaler Ebene Unterstützung, beispielsweise geben sie Feedback auf Hausarbeiten. Mentorin oder Mentor zu werden, ist ganz leicht. Wer selbst Unterstützung braucht, beispielsweise zu Finanzierung, Auswahl oder Organisation eines Studiums oder auch bei Hürden im Hochschul-Alltag, der findet sie in mehr als 70 Ortsgruppen.
Website der Initiative: http://www.arbeiterkind.de/
"Arbeiterkind.de: 'Ihr könnt das'" (FAZ, 28.4.2013): http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/arbeiterkind-de-ihr-koennt-das-12166239.html
"Bildungsaufstieg ist eine enorme Leistung". Interview mit Katja Urbatsch (Deutschlandstipendium.de. 13.2.2013): http://www.deutschlandstipendium.de/de/2308.php
"Höchstleistung Aufstieg". Interview mit dem Prof. Dr. Aladin El-Mafaalani, FH Münster, der Studien zur Bildungsaufsteigern aus benachteiligten Milieus durchführt ("Wirtschaft & Wissenschaft" 4/2013, 31-41: http://www.stifterverband.de/publikationen_und_podcasts/wirtschaft_und_wissenschaft/wuw_2013-04_el-maafalani.pdf

6.2.
Warteschleife in Köln: Amtsantritt des neuen Direktors der Archäologischen Zone verzögert sich
In Köln verzögert sich der Amtsantritt des designierten Direktors der Archäologischen Zone, Dr. Thomas Otten (s. DGUF-Newsletter vom 25.11.2013 Punkt 6.3.). Der frühere Projektleiter Dr. Sven Schütte wird beim Kölner Arbeitsgericht gegen die Besetzung der Stelle klagen und konnte mit einer einstweiligen Verfügung erwirken, dass die Position bis auf weiteres unbesetzt bleibt.
"Kein Direktor der Archäologischen Zone: Sven Schütte klagt gegen Entscheidung" (Kölner Stadtanzeiger, 29.1.): http://www.ksta.de/koeln/-archaeologische-zone-sven-schuette-klagt-gegen-entscheidung,15187530,26027512.html

6.3.
The economic crisis spoils the archaeological sector in Spain
The Spanish archaeological activity had an extraordinary development after 1985 due to two mainly factors: a) the enacting of a law about protection and promotion of cultural heritage (the Spanish National Heritage Law), which states that the Government gives the authorization of some public work which requires a previous report of archaeological impact of this work; and b) the construction boom occurred in Spain during the first six years of 21st century, which resulted in an exponential increase in the demand for such reports. This context strengthened the creation of numerous archaeological firms, which offer different specialized services in archaeological heritage management (documentation, intervention, enhancement, consultancy and dissemination activities). However, the economic and financial downturn that began in mid-2007 led to the collapse of the real estate and construction sector, main customers of the archaeological firms which in turn registered a heavily demand reduction. The economic crisis has had a devastating effect on the profession and in just four years has wiped out 42% of companies in the sector and has reduced staff of those companies who have survived, maintaining only 34% of jobs. The most visible consequence is that in 2013 there are less than a thousand people engaged in archaeological activity in the private sector in comparison to 2009, in which nearly 2.500 jobs were recorded. Moreover, this situation worsens in a context where budget cuts have also substantially reduced the archaeological activity related to the public sphere. “This is the effect that the construction bubble has had on the archaeological activity. The vast destruction of archaeological businesses and the enormous destruction of skilled jobs must be added ", says Eva Parga-Dans, the researcher who coordinated the archaeological survey in 2013 through The Institute of Heritage Sciences (Incipit-CSIC) and financed by the transnational project Discovering the Archaeologists of Europe 2014.
"La crisis económica devasta el sector de la Arqueología española" (El Mundo, 13.12.): http://www.elmundo.es/ciencia/2013/12/13/52a9eaa661fd3def118b456f.html
Eva Parga-Dans, Commercial Archaeology in Spain: its growth, development and the impact of the global economic crisis. In Schlanger and Aitchison (eds.), 2010, Archaelogy and the global economic crisis. Multiple impacts, possible solutions, pp. 45-54. Tervuren: Culture Lab Editions: http://digital.csic.es/handle/10261/27634
Eva Parga-Dans, Innovación y emergencia de un servicio intensivo en conocimiento: El caso de la arqueología comercial. PhD Thesis, 2011, Universidad de Santiago de Compostela http://digital.csic.es/handle/10261/32886

6.4.
DGUF berät Studierende ;-) : Kaffee trinken nach dem Lernen!
Nach neuesten Forschungen ist die DGUF-Handreichung für Erstsemester (Okt. 2013) in einem wesentlichen Punkt zu ergänzen: Kaffeetrinken hilft mehr, wenn es kurz nach dem Lernabschnitt stattfindet als vorher - so jedenfalls eine neue Studie, die in einer hochseriösen Fachzeitschrift publiziert wurde. Die durchgearbeiteten Inhalte blieben bei nachträglicher Kaffeegabe besser im Gedächtnis haften als ohne oder bei vorangehendem Kaffeetrinken.
Nicole Sagener: "Der Kaffee danach für's Langzeitgedächtnis" (Wissenschaft aktuell, 14.1.): http://www.wissenschaft-aktuell.de/artikel/Der_Kaffee_danach_fuer_s_Langzeitgedaechtnis1771015589460.html
Borota, D., Murray, E. & Keceli G., et al. (2014). Post-study caffeine administration enhances memory consolidation in humans. Nature Neuroscience (2014), 12.1.2014 doi:10.1038/nn.3623 http://www.nature.com/neuro/journal/vaop/ncurrent/full/nn.3623.html
DGUF-Handreichung für Erstsemester (Okt. 2013): http://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/Studierende/DGUF-Dok_2013_Handreichung_fuer_Erstsemester.pdf

6.5.
Blog "Lol my thesis": (Noch?) ohne deutsche Archäologie
Im Dezember 2013 startete die Biologiestudentin Angela Frankel - ihr Interessensgebiet ist die Stammzellenbiologie - das Blog "Lol my thesis". Es sammelt Einträge, in denen die Autoren die zentrale Aussage ihrer akademischen Abschlussarbeiten in einem Satz zusammenfassen. Das Projekt, mit dem Frankel ursprünglich nur ihre Neigung zur Prokastination ("Aufschieberitis") bekämpfen wollte, legt die erheiternde und erschreckende Banalität vieler Studien offen. So haben aufwändige wissenschaftliche Forschungsarbeiten z. B. herausgefunden: "There is a maximum temperature at which ants can survive", "Wild chimpanzees drink when they are thirsty", "Black nuns aren't just in Sister Act. They're real.". Man kann das Blog, das sich derzeit viral mit täglich vielen neuen Einträgen verbreitet, nach Disziplinen durchsuchen. Das Suchwort "archaeology" führt derzeit noch zu wenigen Einträgen, z. B.: "We Don’t Know as Much as We Think We Know About Prehistoric Archaeology, Since the Ocean Washed Everything Away".
http://lolmythesis.com/

6.6.
Italiens Archäologie signifikant weniger von Vetternwirtschaft betroffen als andere Disziplinen
Stefano Allesina hat die Nachnamen von 61.342 Professoren in Italien zusammengetragen und ihren Tätigkeitsort, ihre Institution und Disziplin erhoben. Tauchen identische Nachnamen in gleicher Disziplin in ähnlicher Region mit signifikant erhöhter Häufigkeit auf, deute dies auf Vetternwirtschaft hin, so sein Modell. Danach sind Disziplinen wie Ingenieure, Jura, Medizin, Geographie, Pädagogik u.a. in Italien hochgradig wahrscheinlich stark von Vetternwirtschaft bestimmt. Archäologie hingegen ist gänzlich unauffällig.
Allesina, St. (2011). Measuring Nepotism through Shared Last Names: The Case of Italian Academia. PLoS ONE 6(8): e21160. doi:10.1371/journal.pone.0021160 http://www.plosone.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0021160

6.7.
Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege erhält neuen Leiter
Der bisherige Leiter des Landesamts für Denkmalpflege in Bayern, Prof. Dr. Egon Johannes Greipl, ist Ende November 2013 nach 14-jähriger Tätigkeit in den Ruhestand getreten. Neuer Generalkonservator wird per 1. März Dipl. Ing. Mathias Pfeil. Pfeil war zuvor Leiter der Bauabteilung der Bayerischen Schlösserverwaltung. Die Bodendenkmalpflege ist Teil des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege.
http://www.km.bayern.de/wissenschaft-und-kunst/meldung/2406/bayerisches-landesamt-fuer-denkmalpflege-mathias-pfeil-ist-ab-maerz-2014-neuer-leiter.html

6.8.
Universität Leipzig schließt Klassische Archäologie
Im Hinblick auf die Schuldenbremse im Jahr 2020 fährt das Bundesland Sachsen einen Sparkurs an seinen Hochschulen. Stellenstreichungen sind die Folge. Jetzt ist das Institut für Klassische Archäologie an der Universität Leipzig betroffen: der Studiengang mit derzeit etwa 160 Studierenden wird geschlossen, die Stellen gestrichen. Davon erfuhren Studierende und Mitarbeiter aus den Medien. Das Fach sei ja in Halle und Jena gut vertreten. Die in Leipzig als Teil des Historischen Seminars verortete Ur- und Frühgeschichte ist scheinbar nicht betroffen. Da sie jedoch zusammen mit der Klassischen Archäologie gemeinsam den B.A.-Studiengang Archäologie der Alten Welt betreut, ist auch sie von der Schließung stark berührt.
"Zwei Institute weniger: Universität Leipzig setzt Vorgaben zum Stellenabbau um" (Pressemitteilung der Univ. Leipzig, 21.1.): http://www.zv.uni-leipzig.de/service/presse/nachrichten.html?ifab_modus=detail&ifab_id=5341
"Leipzig: Institut für Klassische Archäologie fällt Sparzwang zum Opfer" (Archäologie Online, 25.1.): http://www.archaeologie-online.de/magazin/nachrichten/leipzig-institut-fuer-klassische-archaeologie-faellt-sparzwang-zum-opfer-28870/
"Ausgraben statt Begraben - Archäologie in Sachsen erhalten!" Blog des Fachschaftsrats Archäologie Leipzig zu den Kürzungen an der Universität Leipzig: http://ausgraben.wordpress.com/


7. Und sonst …
7.1.
Archäologie-Preis Baden-Württemberg 2014 ausgeschrieben
Der Preis ist besonderen Verdiensten von Personen und Institutionen bei der Erforschung, Publikation und Präsentation archäologischer Funde gewidmet. Vorschläge und Bewerbungen für den zum neunten Mal ausgeschriebenen Preis können bis 8. Juni eingereicht werden.
http://www.archaeologie-online.de/magazin/nachrichten/ausschreibung-des-archaeologie-preises-baden-wuerttemberg-2014-28867/

7.2.
DAI bekennt sich zum Prinzip Open Access
Am 19. November haben als Unterzeichner Nr. 464 und 465 das Deutsche Archäologische Institut (F. Fless) und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (H. Parzinger) die "Berliner Erklärung über den offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen" vom 22. Oktober 2003 unterschrieben. In dieser Erklärung fordern Wissenschaftsorganisationen, Forschungsförderer und Bibliotheken dazu auf, Forschungsergebnisse so zu veröffentlichen, dass sie via Internet weltweit frei für Leser zugänglich sind. Die im Oktober 2003 unter starker deutscher Beteiligung von zunächst 19 Institutionen unterschriebene Erklärung hat bis Ende 2013 weltweit insgesamt 468 Signatoren erreicht und gilt heute als zentrales Grundsatzpapier für eine adäquate Neuausrichtung des wissenschaftlichen Publikationswesens. Noch ist öffentlich unklar, was diese beiden aktuellen Unterschriften in der Umsetzung konkret bedeuten. Zu hoffen ist, dass demnächst viele für die Archäologie und Ur- und Frühgeschichte wesentliche Zeitschriften wie beispielsweise die Germania, Berichte der Röm.-German. Kommission, der Archäologische Anzeiger oder das Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts weitaus breiter als bisher verfügbar werden.
Die "Berliner Erklärung über den offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen": http://openaccess.mpg.de/68053/Berliner_Erklaerung_dt_Version_07-2006.pdf
Die aktuelle Liste der Unterzeichner: http://openaccess.mpg.de/3883/Signatories
Vertiefend zum Thema Open Access: Siegmund, F. (2013). Schnell, weltweit frei zugänglich und mit zusätzlichen Daten: Die Zeitschrift Archäologische Informationen erscheint im Open Access mit Early Views. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 14. Okt. 2013. http://www.dguf.de/index.php?id=9

7.3.
Lesenswert & diskutierenswert: Die Streitschrift "Archäologie als Naturwissenschaft?" von S. Samida und M. K. H. Eggert
An etwas abgelegener Stelle haben Stefanie Samida und Manfred K. H. Eggert ein handliches Bändchen veröffentlicht, das seine Leser aufrütteln möchte und gegen den Mainstream in der deutschen Archäologie anschreibt. Die Autoren beklagen die Überbetonung - so ihre Sicht - der Interdisziplinarität vor der Disziplinarität in der aktuellen Archäologie und die Überbetonung der Naturwissenschaften vor der Verortung der Archäologie als Geschichts- und Kulturwissenschaft. An aktuellen Publikationen insbes. an der Kontaktfläche zur biologischen Anthropologie (DNA-Forschung) und zur Astronomie machen sie auf Misswuchs und Schieflagen aufmerksam. Zu konkreten Publikationen fragen sie, ob dies noch ernst und seriös gemeint sein kann oder bereits ein Fake der Art "Fashionable Nonsense" (Sokal, A. & Bricmont, J. 1998, deutsch 1999) ist. Ein lesenswertes Bändchen, über das man nachdenken und reden sollte.
Samida, S. & Eggert, M. K. H. (2013). Archäologie als Naturwissenschaft? Eine Streitschrift. Reihe Pamphletliteratur 5. Berlin: Vergangenheitsverlag. http://vergangenheitsverlag.de/index.php?mainm=8&id=8&buchid=72
Verweise und Literatur zur "Sokal-Affäre": http://de.wikipedia.org/wiki/Sokal-Aff%C3%A4re

7.4.
Antrags-Bullshit-Bingo für Archäologen
Umberto Eco beschreibt in seinem Buch "Die Insel des vorigen Tages" die Aristotelische Maschine. Pater Emanuele beschreibt darin, wie er mit Hilfe von drei Zylindern und einer ausgefeilten Technik jedes Problem des Weltwissens lösen kann, in dem er zufällige Buchstabenkombinationen erzeugt. Diese Form eines mechanischen Computers (den es im 16. Jahrhundert tatsächlich gab) erinnert an moderne Phrasendreschmaschinen, auch wenn diese nur noch dazu dienen, seinem Ärger über die Sprachdiarrhö im modernen Amtsdeutsch, Neudeutsch, Denglisch oder Fachchinesisch Luft zu machen. Nun gibt es auch eine Internetvariante speziell für Archäologen. Hier kann man ein Sprachbingo spielen, bei dem die uns allen bis zum Überdruss bekannten Sprechblasen aus der Förderlyrik von Drittmittelanträgen persifliert werden. Wer noch nicht genug hat von Leuchtturmprojekten, Exzellenzclustern, Credit Points, Vernetzung, Transdisziplinär etc. der kann jetzt "Bingo!" rufen – und dabei gleich für den nächsten Antrag üben.
http://bit.ly/1f9skrt

7.5.
Mit Googles World Wonders Project Weltkulturerbestätten virtuell besuchen
Google macht bei einem "World Wonders Project" mit Partnern wie der UNESCO, dem World Monuments Fund und Getty Images Aufnahmen von Welterbe-Stätten online zugänglich. Die Website des Google Cultural Institute bietet neben Videos, Hintergrundtexten und Fotos mittels der Street-View-Technologie auch 360-Grad-Panoramen. Sie sollen dem User einen möglichst realitätsgetreuen Eindruck vermittelt. Google macht auch Perspektiven möglich, die den meisten Besuchern vorenthalten bleiben, beispielsweise in Stonehenge der Blick aus dem Innern der Kreise. Sie können darüber hinaus u. a. die Ausgrabungen in Pompeji virtuell besuchen, Su Nuraxi auf Sardinien, die archäologischen Stätten von Tárraco und Mérida oder die Hadriansvilla, Tivoli.
Das Google World Wonders Project: http://www.google.com/culturalinstitute/about/wonders/

7.6.
Nützliche Zusammenstellung der Denkmalgesetze mit Kommentaren online verfügbar
Das Denkmalnetz Bayern hat auf seiner Website alle bundesdeutschen Denkmalgesetze zusammengestellt. Darüber hinaus finden sich dort Einführungen und Kommentare durch den Denkmalrechtsexperten Dr. Dieter Martin (ehem. Otto-Friedrich-Universität Bamberg).
http://denkmalnetzbayern.de/index.php/menueeintrag/index/id/63

7.7.
EU-Kommission macht Open Access für EU-geförderte Projekte verbindlich
Mitte Dezember hat die europäische Kommission die Leitfäden für alle Publikationen veröffentlicht, die aus Projekten stammen, die seitens der EU im Rahmen des 8. Rahmenprogramms 2014-2020 ("horizon 2020") gefördert werden. Danach sind die Projekte zur Open-Access-Publikation verpflichtet, wobei ihnen die Wahl zwischen dem sog. Goldenen Weg und dem Grünen Weg bleibt. Zugleich fordert die Kommission, dass auch die zugehören Daten offen publiziert werden. In konkreten Pilotprojekten sollen das dazu nötige Wissen und die Erfahrungen aufgebaut werden.
"EU-Kommission veröffentlicht Leitfäden für Open Access in Horizon 2020" (KOWI Kooperationsstelle EU der Wissenschaftsorganisationen, 20.12.): http://www.kowi.de/desktopdefault.aspx/tabid-36/218_read-3936/

7.8.
DGUF-Newsletter verursacht öffentliche Podiumsdiskussion am 15.2. im Nds. Landesmuseum Hannover über den Venus-Begriff
Der DGUF-Newsletter vom 13.9.2013 hatte unter 7.9. "Aufgepasst, Männer und Frauen, wir dürfen nicht mehr ‘Venus’ sagen!" auf eine irritierende Objektbeschriftung im Niedersächsischen Landesmuseum Hannover hingewiesen, nach deren Auskunft der Begriff "Venus" zum Begriffsrepertoire rassistischer Wissenschaftler des 19. Jahrhunderts gehöre. Nun, offenbar stieß unser Newsletter einen wunden Punkt an, der ohnehin diskutiert wurde: der Text wurde eingehend verändert. Nach Nennung der Fundstelle und der Datierung fährt der neue Text fort: "Einige Jahrtausende zuvor, im Jungpaläolithikum, wurden im westlichen und südwestlichen Mitteleuropa ganz ähnliche Symbole in Stein geritzt. Hier geben sie sich als stilisierte Frauendarstellungen zu erkennen. Das Stück aus Bierden steht bis auf Weiteres jedoch zeitlich und regional isoliert da. Erlaubt man sich die Analogie zu den altsteinzeitlichen Funden, so trägt dieses unscheinbare Werkzeug die bislang früheste Frauendarstellung Norddeutschlands." Doch damit ist der Venus-Diskurs in Hannover nicht beendet – er wird vielmehr fortgeführt mit einer öffentlichen Podiumsdiskussion am 15.2. um 19 Uhr im Landesmuseum "Frauendarstellungen in der Eiszeitkunst: ‘Steinzeit-Pin-ups‘ oder Muttergottheit?". Der Eintritt beträgt 3 Euro. Experten: u.a. Dr. Jill Cook (British Museum, London), Prof. Dr. Svend Hansen (DAI, Berlin), Prof. Dr. Thomas Terberger (NLD, Hannover). Wer das Thema vertiefen möchte, kann nach formloser Anmeldung per E-Mail (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.) und gegen 20 Euro Teilnahmegebühr (Studierende 10 Euro) sogar dem wissenschaftlichen Workshop beiwohnen, der am gleichen Tag um 10 Uhr beginnt. Vormittags referieren und diskutieren unter der Gesprächsleitung von St. Winghart die Experten K. Gerken, L. Verhart, St. Veil und M. Street über alt- und mittelsteinzeitliche Frauendarstellungen, nachmittags fahren unter der Leitung von St. Veil die Experten Th. Terberger, Chr. Neugebauer-Marsch, Sv. Hansen und J. Cook fort; dabei verleiht die Kolloquiums-Inszenierung dem Vortrag von J. Cook (15:20 Uhr) "What's in a name? A review of the history, use and limitations of the term ‘Venus figurine’" ein besonderes Gewicht.
http://www.landesmuseum-hannover.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=24295&article_id=120818&_psmand=183

7.9.
Verband der Landesarchäologen plädiert für Open Data
Seit 2004 denkt man im Verband der Landesarchäologen der Bundesrepublik Deutschland gemeinsam über die Archivierung, den Austausch und die Weitergabe digitaler Informationen nach, u. a. über die Möglichkeit, Daten zwischen den verschiedenen Bodendenkmälerdatenbanken auszutauschen. Das Ergebnis liegt jetzt vor, und zwar im Open Access! Die vom Verband 2004 gegründete "Kommission für Archäologie und Informationssysteme" legt ihren Bericht "Archäologie und Informationssysteme" vor. Der 136 Seiten starke Band enthält viele informative Beiträge, die kompakt in nötiges Wissen einführen und auch praktische Hinweise geben, z. B. welche Datenformate derzeit als geeigneter und langlebiger erscheinen als andere. Ein den Landesarchäologen wichtiges Thema ist ADeX, das hier öffentlich dokumentierte Regelwerk "Archäologischer Datenexport" (Version 2.0), mit dem Informationen zwischen den Bodendenkmälerdatenbanken ausgetauscht werden können. Für eine länderübergreifende Zusammenarbeit, wie sie z. B. bei der Planung linearer Projekte wie Bahn- oder Gastrassen notwendig ist, sind solche Möglichkeiten von großem praktischen Nutzen. Man ahnt es: der Band umfasst viele lange technische und juristische Ausführungen. Bemerkenswert und von allgemeinerer Relevanz ist das den Band einleitende Kapitel "Aspekte der Datenbereitstellung" mit vier Aufsätzen, die sich mit dem Thema Open Data beschäftigen. Die nunmehrige Zielsetzung der Landesarchäologien beschreibt der neue Sprecher der o.g. Kommission, Holger Göldner, mit dem Plädoyer (op.cit. S. 38) ..."nicht von dem Bestreben ab[zu]lassen, unser Wissen zugunsten der Allgemeinheit mit anderen zu teilen."
Kommission Archäologie und Informationssysteme (2013). Archäologie und Informationssysteme: Vom Umgang mit archäologischen Fachdaten in Denkmalpflege und Forschung. Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen 42. Hannover: Niedersächsisches Amt für Denkmalpflege. [PDF, 5,5 MB]: http://www.denkmalpflege.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=34104&article_id=121093&_psmand=45
"Vom Umgang mit archäologischen Fachdaten in Denkmalpflege und Forschung" (Archäologie Online, 24.1.): http://www.archaeologie-online.de/magazin/nachrichten/vom-umgang-mit-archaeologischen-fachdaten-in-denkmalpflege-und-forschung-28872/

7.10.
Um Hilfe wird gebeten: Fallstudie zu wissenschaftlicher Fachliteratur in der Archäologie
Wie verschaffen Sie sich hauptsächlich Zugang zu wissenschaftlicher Fachliteratur? Lesen Sie archäologierelevante Blogs? Wie intensiv nutzen Sie Online-Bibliothekskataloge? Jana Schäfer, die an der LMU München Verlagspraxis studiert, führt bis zum 10. Februar eine Onlinebefragung zur wissenschaftlichen Fachliteratur in der Archäologie durch, wofür sie Sie herzlich um ihre Hilfe bittet. Schäfer erstellt eine Fallstudie für ein Seminar im Rahmen des Studiengangs Verlagspraxis. Die Online-Befragung ist Teil einer Zielgruppenanalyse und dauert maximal 15 Minuten. Die Arbeit wird nicht veröffentlicht, die Autorin schickt aber jedem Teilnehmer auf Wunsch gerne die Zusammenfassung der Ergebnisse zu.
https://www.soscisurvey.de/archaeoleser/

7.11.
Aufregende Idee: Geschichte erleben mit dem fiktiven Soldaten Louis Castel
Das Museum "Mémorial de Caen" startete kurz vor Weihnachten das Web-2.0-Projekt "Louis Castel", um den Zweiten Weltkrieg für jüngere Menschen besser erfahrbar zu machen. Der fiktive Charakter Louis Castel, Jahrgang 1920, erzählt auf Facebook und Twitter seine Eindrücke im Zweiten Weltkrieg. Obwohl Castel quasi aus der Vergangenheit heraus erzählt, können echte Nutzer der Netzwerke mit ihm bzw. den Redakteuren hinter der Figur in Echtzeit interagieren. Castels Erlebnisse beginnen in New York, dort heuert er in der US-Army an. "Ça y est, je suis arrivé à Manhattan pour 8 jours de permission! I can't wait to see Jacqueline and Jack ...", twitterte er dazu. Mittlerweile, Januar 1944, ist Castel in Großbritannien angekommen. Der französische Historiker Emmanuel Thiébot schrieb die Geschichte des fiktiven Soldaten. Er integrierte nicht nur historische Fakten, sondern gab der Figur Emotionen und einen Charakter. Das Projekt soll bis zum 6. Juni, dem 70. Jahrestag der Landung der Alliierten in der Normandie, laufen. Eine aufregende Idee, Geschichte zu kommunizieren, die auch eine wertvolle Inspiration für Ur- und Frühgeschichtler sein könnte.
"Geschichte erleben mit Twitter und Facebook" (ZDF-Blog "Hyperland", 7.1.): http://blog.zdf.de/hyperland/2014/01/geschichte-erleben-mit-twitter-und-facebook/
Videotrailer zum Projekt (Mémorial de Caen, 9.12.; 1:30 Min.): http://www.youtube.com/watch?v=p_0XmkkRF8o
Louis Castel auf Facebook: https://www.facebook.com/louiscastel44
Louis Castel auf Twitter: https://twitter.com/louiscastel44

7.12.
Reform des ungarischen Museumsgesetzes führt zu Rücktritt des Generaldirektors des Budapester Museums für Angewandte Kunst
Imre Takács, Generaldirektor des Museums für Angewandte Kunst in Budapest, hat zum 25. März seinen Rücktritt erklärt, nachdem Sammlungen des Museums per ministerialem Dekret an andere Orte ausgelagert werden sollen. Die Sammlung wertvoller Objekte aus der Schatzkammer des ungarischen Adelshauses Esterházy soll in das durch EU-Gelder restaurierte im staatlichen Besitz befindliche Schloss Esterháza gebracht werden, während die Ostasiensammlung dem Museum der Schönen Künste übergeben werden soll. Letzteres ist Teil des geplanten neuen Museumsquartiers in Budapest. Hierdurch erhärtet sich der Verdacht, dass die letzten Herbst erlassene Gesetzesänderung, die es dem Minister für Humanressourcen ermöglicht per Anweisung über den Aufbewahrungsort von Kulturgut zu entscheiden, zur Auffüllung der geplanten neuen Museen dienen soll. Gewachsene Institutionen und Sammlungen sind dadurch massiv gefährdet.
Regierung zieht Esterházy-Sammlung aus Budapest ab: Museumsdirektor schmeißt hin (Pester Lloyd, 28.1.): http://www.pesterlloyd.net/html/1405iparmueveszetigeht.html

7.13.
Filmfundstück: "Der Stab, der Geiger und die Höhlenforscher" (D 2012, 45 Min.) – Archäologie sensibel und zurückhaltend erzählt
Uwe Krügers Film "Der Stab, der Geiger und die Höhlenforscher" aus dem Jahr 2012 erzählt einerseits vom geigenden Kuhhirten Toni Burger. Ihn möchte der Filmemacher und Speläologe im Schönen Loch im Toten Gebirge in der nördlichen Steiermark spielen lassen und das filmen. Doch dann entsteht zufällig der zweite Strang des Films: im abtauenden Eis vor der Höhle entdeckt das Team einen fein verzierten Holzstab. Der 45-minütige Film begleitet die Protagonisten bei der Suche nach Antworten über Funktion, Herkunft und Alter des mysteriösen Stabes. "Der Stab, der Geiger und die Höhlenforscher" erhielt im Juni 2013 den Großen Preis der Jury beim Cinarchea@Archaeomediale-Filmfestival. Tom Stern vom Ruhr Museum Essen hat jetzt eine weitere Rezension des Films verfasst. Er betont vor allem die heimlichen Protagonisten: die Landschaft des Toten Gebirges und Toni Burgers Musik. Neben der Darstellung landschaftlicher Schönheit würden Archäologie und Geschichte sensibel und zurückhaltend erzählt, "ohne künstlich-dramatisierende Intonation oder superlativistisch-inflationäre Adjektivnutzung".
http://www.uni-kiel.de/cinarchea/text/stab-geiger-hoehlenforscher-d.htm

7.14.
Können wir ein "Google Maps" der Vergangenheit bauen? TED-Talk mit Frederic Kaplan
Wie können wir "Informations-Zeitmaschinen" errichten? Ist ein Google Maps des Mittelalters denkbar, und wäre ein Facebook der Vergangenheit rekonstruierbar? Was wäre dafür nötig? In einem zehnminütigen TED-Talk stellt Dr. Frederic Kaplan die "Venice Time Machine" vor, ein Projekt, mit dem er 80 Laufkilometer Bücher digitalisiert, um eine historische und geographische Simulation Venedigs in den zurückliegenden 1.000 Jahren zu erschaffen. Spannendes Thema, exzellente Präsentation! Kaplan ist Vorsitzender "Digital Humanities" an der École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL).
http://www.ted.com/talks/frederic_kaplan_how_i_built_an_information_time_machine.html

7.15.
ArchaeoWiki: Archäologie zum Mitmachen
In ihrer Masterarbeit im Fach Bibliotheks- und Informationswissenschaft stellt Manuela Hartmann ihr Konzept eines Wikis vor, das als Plattform einer Zusammenarbeit von archäologischer Fachbehörde und ehrenamtlich mitwirkenden Bürgern dienen könnte. Kein Wolkenkuckucksheim: Am Beispiel der Thüringer Landesarchäologie wurden durch Lageanalyse der Informationsflüsse und Befragung von Beschäftigten wie interessierten Bürgern der Bedarf spezifiziert und ein konkretes Modell erarbeitet, wie ein solches Wiki aussehen und eingesetzt werden kann. Kosten nahe null, man müsste es einfach nur wollen. Eine lesenswerte Studie (Open Access), nicht nur für Thüringer.
Manuela Hartung, Ein Wiki für Archäologie und Ehrenamt – Ideenskizze für ein verbessertes Wissensmanagement am Beispiel der Thüringer Landesarchäologie. Berliner Handreichungen zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft 354. Online am 7.1.2014. http://edoc.hu-berlin.de/docviews/abstract.php?id=40429

7.16.
Literaturdatenbank Zotero via Smartphone nutzen
Die freie Literaturdatenbank Zotero, die auch der DGUF für Ihre Sammlung "Archaeology DGUF" als Plattform dient, ist mit verschiedenen Apps auch mobil vom Smartphone aus nutzbar. Eine Übersicht über die verfügbaren Apps findet sich auf der Website von Zotero sowie in dem Blogbeitrag von S. Foerster.
"Zotero für mobile Endgeräte": http://www.zotero.org/support/de/mobile
Sascha Foerster: "Apps für Zotero - Literaturverwaltung mit iPhone und iPad" (6.10.2013): http://www.saschafoerster.de/2013/10/apps-fuer-zotero-literaturverwaltung-mit-iphone-und-ipad/
Über die Archäologische Literaturdatenbank "Archaeology DGUF": http://www.dguf.de/index.php?id=203

7.17.
Mit dem Smartphone 3D-Modelle von archäologischen Funden erstellen
Wissenschaftler der ETH Zürich haben eine für Android-Smartphones optimierte App erstellt, die das Scannen dreidimensionaler Objekte fast so einfach machen soll wie das Fotografieren. Eine Demo-Version der App präsentierten sie öffentlich im Dezember. "3D-Scans sind zwar auch in der Archäologie nichts wirklich Neues mehr", schreibt Andreas Brunn von Archäologie Online, "doch bisher war die dreidimensionale Dokumentation extrem zeitaufwendig und konnte nur mit Spezialwissen durchgeführt werden. Mit der intuitiven Bedienung und dem Wegfall technischer Hürden eröffnet das neue Verfahren aber auch für die Dokumentation archäologischer Objekte und Ausgrabungen völlig neue Perspektiven."
http://www.archaeologie-online.de/magazin/nachrichten/smartphone-wird-zum-3d-scanner-28978/

7.18.
Wettbewerb zur Wissenschaftskommunikation "Archaeology for the People": Gute Idee, halb durchdacht
Das Joukowsky-Institut für Archäologie und die Alte Welt (Brown University, Providence) hat einen Wettbewerb zur Wissenschaftskommunikation ausgeschrieben: "Archaeology for the People" lädt ein, Texte mit einer Länge von max. 6.000 Wörtern und einer Abbildung zu einem beliebigen archäologischen Thema einzureichen. Frist ist der 1. September, dem Gewinner winken 5.000 US-Dollar. "We believe that archaeology is worthy of a better level of writing", formulieren es Prof. John Cherry und Prof. Felipe Rojas im Ausschreibungstext, "one that is accessible and exciting to non-specialists, but at the same time avoids excessive simplification, speculation, mystification, or romanticization." Bis dahin ist der Ansatz wichtig und richtig: Die Archäologie braucht starkes Engagement und hohe Qualität in ihrer außerfachlichen Kommunikation. Cherry und Rojas aber bleiben darüber hinaus im konventionellen Denken des eben aus dem Elfenbeinturm ausgezogenen Wissenschaftlers hängen. Für die "wissbegierige, intelligente, nicht-fachinterne Öffentlichkeit" sollen die Texte geschrieben sein, das heißt: für das stereotyp von Wissenschaftlern erträumte und am einfachsten zu bedienende Publikum. Dafür zu schreiben, erfordert kaum Perspektivwechsel, wenige inhaltliche Auslassungen, nur eine leicht veränderte Wortwahl. Bequem ist das, man könnte mal in seinen Erstsemester-Einführungstexten oder einem Vortrag für den örtlichen Geschichtsverein kramen … Herausfordernder wäre es, Lernwiderstände mitzudenken, beispielsweise wenn man gelangweilte pubertierende Teenager zu erreichen versuchen müsste. Säßen solche dann auch noch in der Jury, würde der Wettbewerb wirklich aufregend! Doch in der Jury sind nur Fakultätsmitglieder und Post-Docs vertreten, also nicht eine einzige Person aus den Bevölkerungsgruppen, die man eigentlich erreichen will. Dann darf der Beitrag nirgends bereits veröffentlicht sein. Das ist entschieden zu kurz gesprungen, fallen damit ja Texte z. B. von Journalisten weg, die vorab in einer Zeitung publiziert worden wären. Beiträge dürfen zu jedem beliebigen archäologischen Thema eingereicht werden; das ist gut gemeint, aber viel zu ungenau: Welches Gewicht muss die Archäologie in den Texten haben? Welche Formate dürfen die eingereichten Texte haben? Sind auch Gedichte oder Fantasygeschichten in Ordnung? Es scheint, als hätten sich die Ausschreibenden da recht wenige Gedanken gemacht. Dass der Gewinner-Text und bis zu zehn weitere Wettbewerbsbeiträge in der öffentlich (und erst recht international) unbekannten Publikationsreihe des Joukowsky-Instituts gedruckt werden, vervollkommnet den Eindruck, dass hier Archäologen unter Ausschluss der Öffentlichkeit ohne genaue inhaltliche Vorstellung ihren Wunschträumen nachhängen, was ein idealisiertes Publikum an der Archäologie spannend finden sollte.
http://proteus.brown.edu/archforthepeoplecompetition/Home


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