DGUF-Newsletter vom 28.8.2014

DGUF-Newsletter vom 28.8.2014

1. DGUF-Nachrichten
1.1. SWR2-Feature zur Steinzeit-Frau vom Nesenbach nominiert für den Deutschen Radiopreis
1.2. Wir verlosen fünf Exemplare der "Literaturempfehlungen zur Archäologie"

2. Tagungen und Veranstaltungen
2.1. "What’s new about the Linearbandkeramik culture in the Meuse-Rhine region" (Sittard, 6.-9.11.)
2.2. "Keep the revolution going", CAA-Jahrestagung (Siena, 30.3.-3.4.; CfP bis 30.9.)

3. Forschung
3.1. Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"
3.2. Aktuelle Ausgrabungen in den Medien
3.3. Aktuelle Forschung in den Medien
3.4. Mumifizierung in Ägypten 1.000 Jahre älter als bislang bekannt
3.5. Makedonien: Reste des alten Eingangs von angeblichem Alexander-Grab entdeckt
3.6. Neandertaler verschwanden 41.000-39.000 Jahre vor Heute aus Europa
3.7. Die Schwarze Pest in vier Minuten erklärt
3.8. Spannung aufgebaut wie die Profis: Appetitmacher-Informationen zu "bahnbrechenden Ergebnissen" rund um Stonehenge

4. Kulturgutschutz
4.1. Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
4.2. Die ganze Geschichte kompakt: Über die Versteigerung der Statue Sekhemka
4.3. Raubgräberei in Frankreich: "520.000 Objekte landen pro Jahr in Privatsammlungen"
4.4. "Wer suchet, der findet!" – eine beachtenswerte Sonderausstellung im Museum im Zeughaus Vechta
4.5. "Ausverkauf Europa": ein Film über die europaweit erfolgende Privatisierung des kulturellen Erbes
4.6. Facebook-Initiative will Sondengänger und Archäologie zusammenbringen
4.7. "Kunstmafia und Kriegsmillionen" - ARTE-Themenabend am 2.9.
4.8. Anklage gegen Raubgräber des Rülzheimer Schatzes
4.9. Der Handel mit menschlichen Überresten aus archäologischen Stätten
4.10. Großbritannien ratifiziert Resolution zum Schutz syrischen Kulturguts!

5. Ausbildung, Job-Themen und Personalia
5.1. Masterstudiengang Geoarchäologie startet an der Universität Heidelberg
5.2. Der Ägyptologe Prof. Dr. Stephan Seidlmayer erhält den Gerda Henkel Preis 2014
5.3. Prof. Dr. Ernst Pernicka auf Stiftungsprofessur für Archäometrie in Heidelberg berufen
5.4. "Burgenblogger" fürs Mittelrheintal gesucht

6. Open Access & Open Data
6.1. Archäologische Informationen 21, 1998, neu im Open Access
6.2. Aktuelles Heft des Schweizer Hochschullehrerverbandes diskutiert Open Access

7. Und sonst …
7.1. Rechtsextremer Politiker stellt Forderungen an ungarische Archäologie
7.2. Schwerste Mängel: Die "Austin Declaration on the Excavation of Archaeological Material in the Popular Media"
7.3. Deutscher Archäologen-Verband meldet: Petition dem Sächsischen Landtag übergeben
7.4. Fachlich mutige Entscheidungen: Die neue Dauerausstellung im Urgeschichtlichen Museum Blaubeuren
7.5. "Bayerischer Denkmal-Atlas" löst "BayernViewer-denkmal" ab
7.6. Archäologische Highlights aus Baden-Württemberg in 3D
7.7. "After Dark" - Sehr schöne Idee der Tate Britain
7.8. Filmfundstück: "Pompeji live from The British Museum (The British Museum, 2013) – Sorgfältig choreographierte Dokumentation
7.9. Welchen Adapter brauche ich für mein Grabungs-Equipment? Die Website mit allen Steckdosen dieser Welt
7.10. Empfehlung für Urlaub und kleine Geldbeutel: "Pompeji in antiken Texten: Griechisch/Lateinisch/Deutsch"

8. Impressum und Redaktionshinweise


1. DGUF-Nachrichten
1.1.
SWR2-Feature zur Steinzeit-Frau vom Nesenbach nominiert für den Deutschen Radiopreis
Udo Zindels Feature vom 1. April 2014 zur "Nesenbach-Frau" in der Baugrube von Stuttgart 21 ist nominiert für den Deutschen Radiopreis in der Kategorie "Beste Comedy 2014". Die Jury des Grimme-Instituts hat jeweils drei Einreichungen pro Kategorie nominiert. An einem Teil der Jury-Begründung sind wir beteiligt und nun entsprechend stolz: "Das Hörerecho war das größte in der Geschichte von SWR2 Wissen: Mehr als 100 Hörermails gingen ein, viele Anrufe und Briefe, und die Story verbreitete sich rasant." Die DGUF hatte am 1. April - angeblich im Bündnis mit den Gegnern von "Stuttgart 21" – im Newsletter und auf DGUF.de den sofortigen Baustopp des gigantischen Bahnprojekts gefordert, damit der Befund sachgerecht ausgegraben werden kann. Wir halfen, das Thema so weit wie möglich zu verbreiten. Die stv. DGUF-Vorsitzende Diane Scherzler ist außerdem als Expertin im Feature zu hören und hat für SWR2.de eine "Auflösung" des Aprilscherzes verfasst. Danke an alle, die auf Bitten der DGUF zur Glaubwürdigkeit des Themas in den Netzen beigetragen haben: Dr. Rainer Schreg, Guido Nockemann, Jaime Almansa Sánchez. Die Gewinner werden am Donnerstag, 4. September, in Hamburg gekürt. Miriam Pielhau wird dem Preisträger gratulieren. Barbara Schöneberger moderiert die Preisverleihung, die zahlreiche öffentlich-rechtliche und private Radioprogramme deutschlandweit live übertragen. Die Gala wird auch als Livestream im Internet zu sehen sein. Außerdem senden die Dritten Fernsehprogramme der ARD die Show zeitversetzt. Udo, wir freuen uns mit dir und drücken Dir fest die Daumen!
Nominiert in der Kategorie "Beste Comedy" 2014 (Deutscher Radiopreis): http://www.deutscher-radiopreis.de/radiopreis/gala_2014/nominierte/Nominiert-in-der-Kategorie-Beste-Comedy-2014,nominiertecomedy106.html
Die Wahrheit über die Steinzeit-Frau vom Nesenbach (DGUF): http://www.dguf.de/index.php?id=328
"Archäologische Sensation an S21-Baustelle" (SWR2 Wissen, 1.4.2014. Audio und Sendungsmanuskript sind online verfügbar): http://www.swr.de/swr2/wissen/fenster-in-die-steinzeit/-/id=661224/did=13076578/nid=661224/9b8itj/index.html

1.2.
Wir verlosen fünf Exemplare der "Literaturempfehlungen zur Archäologie"
Wer zum Schulbeginn oder ergänzend zum Geschichtsunterricht ein gutes und altersgerechtes Buch für seine Kinder und Enkel sucht, wer eine Archäologie-AG an seiner Schule eröffnen will, sich aber unsicher ist, welche Literatur für die jeweiligen Fragestellungen geeignet ist, dem können die "Literaturempfehlungen zur Archäologie" eine wertvolle Unterstützung sein. Dieses Buch bietet eine orientierende Hilfestellung für den Einstieg in die umfangreiche Fachliteratur und das große Angebot an Kinder- und Jugendliteratur in der Ur- und Frühgeschichte. Es ist auch als Ratgeber für diejenigen gedacht, die im Wintersemester ein Studium der Archäologie (speziell der Ur- und Frühgeschichte) beginnen. Der DGUF-Arbeitskreis "Archäologie in Schule und Bildung" hat den Band herausgegeben und möchte v. a. Lehrern, Autoren in Schulbuchverlagen, Museumspädagogen, Studierenden und Eltern die Orientierung erleichtern. Wir verlosen zum Schuljahresbeginn fünf Exemplare des Bandes. Um eines der Bücher zu gewinnen, schicken Sie bis spätestens 15.9. eine E-Mail mit dem Betreff "Literaturempfehlungen zur Archäologie" und mit Ihrer Postadresse an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.. Viel Glück!
Arbeitskreis Archäologie im Schulbuch der Deutschen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte (Hrsg.): Literaturempfehlungen zur Archäologie. Fachliteratur, Sachbücher, Kinder- und Jugendliteratur. Archäologische Berichte 21, 2. Auflage (2012): http://www.dguf.de/index.php?id=82


2. Tagungen und Veranstaltungen
2.1.
"What’s new about the Linearbandkeramik culture in the Meuse-Rhine region" (Sittard, 6.-9.11.)
Initiiert von der Archeologische Vereniging Limburg (AVL), findet vom 6.-9. November 2014 in Sittard (NL) die erste euregionale archäologische Tagung statt. Sie widmet sich unter dem Titel "What’s new about the Linearbandkeramik culture in the Meuse-Rhine region" aktuellen Forschungen zu den vier Themenschwerpunkten "Ideologie und soziale Organisation", "bandkeramische (Kultur-)Landschaft", "Technologie" und "Nachbarn der Bandkeramik" in der Region zwischen Maas und Rhein. Zusätzlich zum Vortragsprogramm werden zwei öffentliche Abendvorträge und eine Exkursion angeboten.
http://www.lgog.nl/LBK-home.htm

2.2.
"Keep the revolution going", CAA-Jahrestagung (Siena, 30.3.-3.4.; CfP bis 30.9.)
Die (internationale) 43. Jahrestagung der CAA (Computer Applications & Quantitative Methods in Archaeology) findet vom 30. März bis 3. April 2015 in der Universität Siena (Italien) statt. Das Rahmenthema lautet "Keep the revolution going", doch die Tagung soll gemäß der näheren Ausführungen nicht auf ein enges Themengebiet fokussiert sein. Vielmehr wird breit zu thematisch diversen Sektionen und Vorträgen eingeladen. Der CfP für die Einreichung von Vorschlägen für eine Sektion wurde am 1. August eröffnet und endet bereits am 30. September.
https://caaconference.org/ocs/index.php?conference=caa&schedConf=caa2015&page=index


3. Forschung
3.1.
Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"
Banghard, K. (2014). Bericht über das zweite Münsteraner Forschungstreffen zur Archäologie frühmittelalterlicher Gräberfelder am 4. Juli 2014. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 13. Aug. 2014.
Samida, St. & Liburkina, Z. (2014). Living History und Reenactment: Erste Ergebnisse einer Umfrage. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 15. Aug. 2014.
http://www.dguf.de/index.php?id=9

3.2.
Aktuelle Ausgrabungen in den Medien
"Two ancient Maya cities discovered in the jungle of southeastern Mexico" (Heritage Daily, 27.8.): http://www.heritagedaily.com/2014/08/two-ancient-maya-cities-discovered-in-the-jungle-of-southeastern-mexico/104624
"Mighty Siberian hero warrior reveals his secrets from almost 1,000 years ago" (The Siberian Times, 25.8.): http://siberiantimes.com/science/casestudy/features/mighty-siberian-hero-warrior-reveals-his-secrets-from-almost-1000-years-ago/
"Possible European Skull Found in Chinese Tomb" (Archaeology, 22.8.): http://www.archaeology.org/news/2456-140822-china-european-skull-discovered
"An awl-inspiring find at Tel Tsaf: The oldest metal object found to date in the Middle East" (Pressemeldung Universität Haifa, 21.8.): http://newmedia-eng.haifa.ac.il/?p=6750
"Grabungen im Sudan: Schutzkästchen gegen den ‚bösen Blick‘ gefunden" (Selekt’s Blog, 17.8.): http://blog.selket.de/aus-der-archaeologie/grabungen-im-sudan-schutzkaestchen-gegen-den-boesen-blick-entdeckt
"Dem mittelalterlichen Bergbau auf der Spur. Forschungskooperation entdeckt im Siegerland eine echte Rarität" (Pressemeldung Deutsches Bergbau-Museum Bochum, 13.8.): http://www.bergbaumuseum.de/index.php/de/presse/level-2/level-21/level-3/pressemitteilungen-neu/level-4/item/2014-08-13-dbm-pressemitteilung-dem-mittelalterlichen-bergbau-auf-der-spur
"Archaeologists compare Neolithic Kent site to Stonehenge, find Bronze Age funerary monument" (Culture 24, 14.8.): http://www.culture24.org.uk/history-and-heritage/archaeology/art494192-Archaeologists-compare-Neolithic-Kent-site-Stonehenge-Bronze-Age-funerary-monument
Peloponnes: "Unterwasserarchäologie - Auf der Suche nach ‚einem der ältesten Dörfer Europas‘" (ZDF heute, 11.8.): http://www.heute.de/unterwasserarchaeologie-solarschiff-planet-solar-sucht-versunkenes-dorf-bei-griechenland-34362306.html

3.3.
Aktuelle Forschung in den Medien
"Taung Child's skull not human-like" (Pressemeldung University of the Witwatersrand, 26.8.): http://www.wits.ac.za/newsroom/newsitems/201408/24460/news_item_24460.html
Ciur-Izbuc-Höhle (Rumänien): "Oldest European human footprints confirmed" (Past Horizons, 26.8.): http://www.pasthorizonspr.com/index.php/archives/08/2014/oldest-european-human-footprints-confirmed
"Paleolithic diet may have included snails 10,000 years earlier than previously thought" (Pressemeldung PLoS, 20.8.): http://www.eurekalert.org/pub_releases/2014-08/p-p081414.php
"Greek tomb at Amphipolis is 'important discovery'" (BBC, 12.8.): http://www.bbc.com/news/world-europe-28758920#sa-ns_mchannel=rss&ns_source=PublicRSS20-sa
"Wie das Klima mit vielen Dürreperioden über 10.000 Jahre Einfluss auf die Landwirtschaft in Nahost nahm. Forscherin der Universität Tübingen untersucht archäologische Getreidefunde aus dem Vorderen Orient auf Signale von Trockenstress" (Pressemeldung Universität Tübingen, 11.8.): http://www.uni-tuebingen.de/landingpage/newsfullview-landingpage/article/wie-das-klima-mit-vielen-duerreperioden-ueber-10000-jahre-einfluss-auf-die-landwirtschaft-in-nahost.html
"Ancient shellfish remains rewrite 10,000-year history of El Niño cycles" (Pressemeldung University of Washington, 8.8.): http://www.washington.edu/news/2014/08/08/ancient-shellfish-remains-rewrite-10000-year-history-of-el-nino-cycles/
"Human exodus may have reached China 100,000 years ago" (New Scientist, 8.8.): http://www.newscientist.com/article/mg22329813.000-human-exodus-may-have-reached-china-100000-years-ago.html

3.4.
Mumifizierung in Ägypten 1.000 Jahre älter als bislang bekannt
Der bisherige Wissensstand: Das klassische Mumifizieren von Toten wurde in Ägypten während des Mittleren Reiches (ca. 2.000-1.600 v. Chr.) besonders intensiv praktiziert, einzelne frühe Zeugnisse stammen aus dem Alten Reich (ca. 2.500 v. Chr.). Zwar gibt es auch aus früheren Zeiten Tote mit erhaltenen Weichteilen, aber diese Erhaltung geht auf eine Trockenmumifizierung im heißen und trockenen Wüstenklima zurück. Nun zeigen neuere Untersuchungen an vermeintlichen Trockenmumien aus dem Gräberfeld von Mostagedda in Oberägypten aus der Zeit 4.500-3.350 v. Chr. jedoch Merkmale der klassischen Mumifizierungstechniken. An den Geweberesten konnte insbesondere mit Hilfe von Gaschromatographie die Verwendung von Pinienharz, aromatischen Pflanzenextrakten, pflanzlichem Gummi und natürlichem Erdöl/Pech nachgewiesen werden. Demnach wurden wesentliche Hilfsmittel der in Ägypten klassischen Mumifizierungstechnik schon ein Jahrtausend früher angewendet als bislang nachgewiesen.
Jones, J., Higham, T. F. G., Oldfield, R., O'Connor, T. P., Buckley, S. A. (2014). Evidence for Prehistoric Origins of Egyptian Mummification in Late Neolithic Burials. PLoS ONE 9(8): e103608. doi:10.1371/journal.pone.0103608 http://www.plosone.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0103608

3.5.
Makedonien: Reste des alten Eingangs von angeblichem Alexander-Grab entdeckt
Bei der Untersuchung eines ungewöhnlich großen Grabmonuments bei Amphipolis in Makedonien, das 2013 entdeckt worden war und sogleich spekulativ mit Alexander dem Großen verbunden wurde (DGUF-Newsletter vom 13.9.2013 Punkt 4.4), wurden nun Reste des alten Eingangs entdeckt, der von zwei großen Sphingen bewacht wird. Archäologen datieren das Grab nun auf etwa 325-300 v. Chr. Möglicherweise gehört der im Jahr 1912 in dieser Gegend gefundene "Löwe von Amphipolis" aus dem 4. Jh. v. Chr. zur ehemaligen Skulpturenausstattung dieses Grabes, z. B. als Krönung des Grabhügels. Die weitere Öffnung des Grabes ist für das nächste Jahr geplant. Zwar verstummen die Alexander-Grab-Spekulationen nicht, doch die griechischen Kollegen betonen, dass für ein solch auffallendes Monument auch durchaus andere historische bekannte Persönlichkeiten in Frage kommen, z. B. drei berühmte Generäle, die alle aus dieser Gegend stammten.
"Significant Ancient Tomb Guarded by Sphinxes Unearthed in Greece" (Ancient Origins, 13.8.): http://www.ancient-origins.net/news-history-archaeology/significant-ancient-tomb-guarded-sphinxes-unearthed-greece-001968#!bC97dH
"Brace Yourselves: News From Amphipolis is Coming …" (Blog Rogueclassicism 12.8.): http://rogueclassicism.com/2014/08/12/brace-yourselves-news-from-amphipolis-is-coming/

3.6.
Neandertaler verschwanden 41.000-39.000 Jahre vor Heute aus Europa
Ein Team um Tom Higham (Univ. Oxford) kann auf Grundlage eines umfangreichen Programms von 14C-Datierungen an 40 europäischen Fundstellen das Verschwinden der Neandertaler genauer beschreiben: es fand zwischen 41.000 und 39.000 Jahren vor Heute statt. Diesem Verschwinden geht eine längere Zeit der Koexistenz mit dem Jetzt-Menschen voraus. Zwar tragen Jetzt-Menschen einige Prozent an genetischen Spuren von Neandertalern in sich, aber nach aktuellem Forschungsstand liegt die Zeit des genetischen Austausches zwischen beiden Gruppen noch länger zurück, er fand vermutlich 77.000-114.000 vor Heute noch außerhalb Europas statt. Andere Thesen setzen dies auf 55.000-60.000 vor Heute an. Spannend, wie die Zeitschrift Nature zusätzlich zum wissenschaftlichen Aufsatz den Forschungsstand und die offenen Fragen in verständlichen Worten in einem kurzen Video darlegt.
Charles Q. Choi: "Humans Did Not Wipe Out the Neanderthals, New Research Suggests" (LiveScience, 20.8.): http://www.livescience.com/47460-neanderthal-extinction-revealed.html?cmpid=514627_20140820_30156136
Higham, T., Douka, K., Wood, R. et al. (2014). The timing and spatiotemporal patterning of Neanderthal disappearance. Nature 512, 306-309 (21 Aug. 2014). doi:10.1038/nature13621 http://www.nature.com/nature/journal/v512/n7514/full/nature13621.html
"The Neanderthal survival game" (Nature, 21.8.; Video, 3:51 min): http://www.nature.com/nature/videoarchive/neanderthals/index.html

3.7.
Die Schwarze Pest in vier Minuten erklärt
Ein Drittel der damaligen europäischen Bevölkerung starb im 14. Jahrhundert während einer Pandemie, die wohl durch eine Variante des Pesterregers Yersinia pestis ausgelöst wurde. Warum breitete sich die Krankheit damals so viel schneller aus als zu früheren oder späteren Zeiten? Ein über Youtube frei zugängliches Video erklärt den aktuellen Forschungsstand zum Thema Schwarze Pest, kurz, klar, und wissenschaftlich korrekt.
Sharon N. DeWitte: The past, present and future of the bubonic plague (Youtube, 18.8., 4:12 Min.): https://www.youtube.com/watch?v=ySClB6-OH-Q

3.8.
Spannung aufgebaut wie die Profis: Appetitmacher-Informationen zu "bahnbrechenden Ergebnissen" rund um Stonehenge
Hinweise auf mehr als 15 bisher unbekannte oder bislang nicht verstandene neolithische Strukturen (Gruben, Kreisgrabenanlagen, Hügel etc.) im direkten Umfeld Stonehenges werden britische Archäologen und ihre Kollegen vom österreichischen Ludwig Boltzmann Institut für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie (LBI-ArchPro) am 9. September bei einer Pressekonferenz präsentieren. Das Stonehenge Hidden Landscape Project untersucht seit 2010 zerstörungsfrei die gesamte vom Hauptmonument Stonehenge aus sichtbare Landschaft auf archäologische Spuren. Eingesetzt werden geophysikalische und geodätische Messtechnologien, darunter neu entwickelte motorisierte Magnetometer und Bodenradar-Systeme sowie 3D-Laserscanner. Die Ergebnisse der Untersuchungen seien bahnbrechend, kündigen die Archäologen an. Prof. Dr. Vince Gaffney, Univ. Birmingham, bezeichnet das Gebiet von Stonehenge und dessen wissenschaftliche Wahrnehmung als durch das Survey vollkommen transformiert, es werde nicht mehr dasselbe sein. Bisher habe man Erkenntnis aus den Monumenten gezogen, die man kannte. Jetzt habe man sich auf die Daten zwischen diesen Monumenten konzentriert. Wer es nun vor Spannung kaum noch aushalten kann, den verweisen die Forscher auf einen Appetitmacher-Artikel im Smithsonian Magazin. Alles Weitere dann am 9. September ...
"What Lies Beneath Stonehenge? " (Smithsonian Magazine September 2014): http://www.smithsonianmag.com/history/what-lies-beneath-Stonehenge-180952437/?all&no-ist
The Stonehenge Hidden Landscapes Project. Archäologische Kartierung der Landschaft um Stonehenge (Ludwig Boltzmann Institut): http://archpro.lbg.ac.at/press-release/stonehenge-hidden-landscapes-project


4. Kulturgutschutz
4.1.
Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
"China And Afghanistan’s Minerals: Archaeologists Still Scrambling To Save Mes Aynak" (International Business Times, 25.8.): http://www.ibtimes.com/china-afghanistans-minerals-archaeologists-still-scrambling-save-mes-aynak-1668808
"Academics and Archaeologists Fight to Save Syria’s Artifacts" (The New York Times, 24.8.): http://www.nytimes.com/2014/08/25/world/middleeast/academics-and-archaeologists-fight-to-save-syrias-artifacts.html?_r=0
"Yemen: 2500 precious manuscripts smuggled into Israel in past five decades" (Yemen Post, 21.8.): http://www.yemenpost.net/Detail123456789.aspx?ID=3&SubID=8121
Skythen: "Russisch-ukrainischer Museumsstreit: Wohin mit dem Gold der Krim?" (Spiegel, 18.8.): http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/krim-gold-bekommt-russland-oder-die-ukraine-den-schatz-der-skythen-a-985786.html und "Dutch museum holds on to disputed Crimean gold for time being" (The Art Newspaper, 21.8.): http://www.theartnewspaper.com/articles/Dutch-museum-holds-on-to-disputed-Crimean-gold-for-time-being/33443
"International Arts: The Lure of Antiquities" (The New York Times, 15.8.): http://www.nytimes.com/2014/08/18/arts/international/the-lure-of-antiquities.html
"Twenty Percent: ISIS ‘Khums’ Tax on Archaeological Loot Fuels the Conflicts in Syria and Iraq" (Chasing Aphrodite, 14.8.): http://chasingaphrodite.com/2014/08/14/twenty-percent-isis-khums-tax-on-archaeological-loot-fuels-the-conflicts-in-syria-and-iraq/
"Kunsthandel: Was ist dran an der Fälscherwerkstatt?" (MDR, 14.8.; Video, 5:32 Min.): http://www.ardmediathek.de/tv/artour/Kunsthandel-Was-ist-dran-an-der-F%C3%A4lsche/MDR-Fernsehen/Video?documentId=22950270&bcastId=7545220
Finnland: "Nighthawkers hitting more archaeological sites" (Yle, 13.8.): http://yle.fi/uutiset/nighthawkers_hitting_more_archaeological_sites/7409071
Xultún (Guatemala): "Losing Maya Heritage to Looters" (National Geographic, 8.8.): http://news.nationalgeographic.com/news/2014/08/140808-maya-guatemala-looter-antiquities-archaeology-science/
"Kulturgüter in Syrien (Juli 2014)" (Archaeologik, 6.8.): http://archaeologik.blogspot.de/2014/08/kulturguter-in-syrien-juli-2014.html

4.2.
Die ganze Geschichte kompakt: Über die Versteigerung der Statue Sekhemka
Am 10. Juli wurde trotz starker Proteste die ägyptische Staue der Sekhemka aus britischem Museumsbesitz (Northampton) für etwa 20 Millionen Euro bei Christie‘s versteigert. Das Für und Wider dieser A(u)ktion waren lange und international diskutiert worden, so dass ferner Stehende schnell den Überblick über die Argumente und die Rechtslage verloren. Wie so oft führt ein zu Viel an detailreicher tagesaktueller Berichterstattung auch zu einer gewissen Abstumpfung. Nun hat Jutta Zerres den Fall retrospektiv als Gastbeitrag im Blog Archaeologik kompakt aufbereitet und einen selektierten Pressespiegel über die Berichterstattung zusammengestellt. Lesenswert!
Jutta Zerres: "Good bye, Sekhemka! - Ägyptens Kulturgüter im Juli 2014" (Archaeologik, 11.8.): http://archaeologik.blogspot.de/2014/08/good-bye-sekhemka-agyptens-kulturguter.html

4.3.
Raubgräberei in Frankreich: "520.000 Objekte landen pro Jahr in Privatsammlungen"
Französische Kulturgutschützer schlagen hinsichtlich der so genannten "archéologie noire" Alarm. 10.000 bis 45.000 aktive Sondengänger gebe es in Frankreich, sagt Sébastien Champeyrol von der Association Halte au pillage du patrimoine archéologique et historique (Happah) in einem Artikel in der Zeitung La Montagne. Nach seiner Schätzung landen mehr als eine halbe Million geplünderter antiker und vorgeschichtlicher Objekte in privaten Sammlungen – pro Jahr. Manche der Kommentare zum Artikel ähneln denen von kriminellen Sondengängern in Deutschland, die Fronten scheinen gleichermaßen verhärtet wie in Deutschland: Die Happah lege Gesetze nach Belieben aus und lüge, heißt es in den Kommentaren, sie sei eine heilige Bande der Witzbolde. Der Journalist sei bloßer Propaganda aufgesessen. Nur die archäologische Untersuchung bedürfe der Genehmigung, nicht das Arbeiten mit der Metallsonde. Und schließlich bedeute Sondengängerei Abenteuer und Freiheit.
"L’association Happah, qui lutte contre le pillage archéologique, sensibilise et durcit le ton" (La Montagne, 13.8.): http://www.lamontagne.fr/auvergne/actualite/departement/puy-de-dome/2014/08/13/lassociation-happah-qui-lutte-contre-le-pillage-archeologique-sensibilise-et-durcit-le-ton_11109263.html

4.4.
"Wer suchet, der findet!" – eine beachtenswerte Sonderausstellung im Museum im Zeughaus Vechta
Noch bis zum 19. Oktober zeigt das Museum Vechta in einer Sonderausstellung Funde, die im Landkreis Vechta (Niedersachsen) von Sondengängern gemacht wurden. Wer materiell kostbare Schätze erwartet, wird enttäuscht: In zehn Tisch- und vier Standvitrinen wird ein wohlgeordneter und repräsentativer Überblick über den gänzlich unspektakulären Alltag des Sondengehens vermittelt. Nur wenige der Funde sind alt, d. h. mittelalterlich, die Masse der Objekte stammt aus der Neuzeit, vieles entsprechend der Geschichte Vechtas aus dem 17. Jahrhundert (30-jähriger Krieg) und mehr noch dem 19.-20. Jahrhundert. Die Funde werden nach funktionalen Gruppen geordnet präsentiert: Münzen, Werkzeuge, Gewichte, Warenplomben, Geschosskugeln und Munition, Besteck und Taschenmesser, Schnallen, Knöpfe usw. Alles sorgfältig konserviert, bestimmt und eingeordnet. Mit einfachen gestalterischen Mitteln ist dem Museumsleiter Axel Fahl-Dreger eine interessante und unaufdringlich lehreiche Ausstellung gelungen. Die informativen Begleittexte zeigen, dass die Funde trotz ihrer Unscheinbarkeit wertvoll sind und zur Geschichtsschreibung der Region beitragen. Wenn man nicht auf das einzelne, kostbare Objekt abhebt, sondern mit Geduld und Langmut viele Münzen, viele Warenplomben usw. zusammenträgt und sorgfältig bestimmt, lassen sich Regelhaftigkeiten und Muster erkennen, anhand derer z. B. aufgezeigt werden kann, in welche Kommunikationsnetze und Warenströme Vechta eingebettet war. Als Besucher vermisst man allerdings eine Karte der Region, in der Fundstellen zumindest näherungsweise eingetragen sind, und einen – gerne auch einfachen – Katalog zur Ausstellung. Von den etwa 30 Text-Fahnen in der Ausstellung gehen acht Fahnen ausführlich auf die rechtliche Situation des Sondengehens ein, und zwar sachlich entspannt und ohne große Gebärden. Alle der gezeigten Funde – so betont es der Ausstellungsmacher – stammen aus genehmigten Begehungen. Insgesamt ein schöner Beleg für das Potenzial, das in einer konstruktiven Zusammenarbeit zwischen Fachämtern, Museen und legal arbeitenden Sondengängern liegt.
Museum im Zeughaus Vechta: http://www.museum-vechta.de/index.php?option=com_frontpage&Itemid=26
"Bodenfunde laden Besucher zu einer Zeitreise ein: ‚Wer suchet, der findet!‘ – Museum im Zeughaus zeigt heimische Sondengänger-Funde" (NWZ online, 30.7.): http://www.nwzonline.de/vechta/bodenfunde-laden-besucher-zu-einer-zeitreise-ein_a_16,0,3186391301.html
"Ausstellung über Sondengänger und ihre Funde" (NWZ TV, 29.7, Video, 0:46 min): http://www.nwzonline.de/videos/ausstellung-ueber-sondengaenger-und-ihre-funde_a_16,0,3137455260.html

4.5.
"Ausverkauf Europa": ein Film über die europaweit erfolgende Privatisierung des kulturellen Erbes
Die Öffnung der königlichen Paläste, Schatzkammern und Parks für alle, ihre neue Wahrnehmung als Gemeineigentum und Besitz des Volks war ein wesentlicher Teil der Französischen Revolution. Bei vielen Stürzen von Diktaturen ist dies bis heute so geblieben, man erinnere sich z. B. an die Öffnung der Paläste von Nicolae Ceaușescu 1989 in Rumänien. Ein kollektives Eigentum am Natur- und Kulturerbe eines Landes und der Zutritt dazu für Jedermann sind heute in den bürgerlichen Demokratien Europas Selbstverständlichkeiten und wichtiger Bestandteil der kollektiven Identitäten. Doch die aktuelle Wirklichkeit ist anders, wie ein eindrucksvoller Dokumentarfilm von Andreas Pichler aufzeigt. Man nehme sich Zeit für diesen 72 Minuten langen Film, der still und unaufgeregt und dadurch umso eindrücklicher aufzeigt, wie derzeit europaweit Gemeineigentum privatisiert wird. Berge in Österreich, Wälder in Irland, berühmte Baudenkmäler in Paris, das kulturelle Erbe in Italien, öffentlicher Besitz in Berlin, in Barcelona und in Griechenland: Überall wird staatliches Eigentum an private Investoren verkauft, um staatliche Schulden zu begleichen. Die breite Beispielsammlung macht ohne laut klagende Worte nachdenklich, der Film zeigt die Objekte und die Reaktionen und Kommentare der regional Betroffenen. Einfache Menschen sprechen sich für den Erhalt des Gemeineigentums aus, tragen ihre Betroffenheit und ihre Argumente vor. Ihnen gegenübergestellt werden die mit dem Verkauf betrauten Bürokraten, die die staatlichen Beschlüsse ausführen. Die eigentlichen Täter sieht man nicht, d. h. jene Politiker, die diese Beschlüsse getroffen haben. Gewiss ebenso ein Mittel des Filmemachers wie auch ein Teil der politischen Realität. Spätestens mit der großen Bankenkrise seit Sommer 2007 und der folgenden Wirtschaftskrise hat der einst gefeierte Neoliberalismus in ganz Europa seine Attraktivität verloren, kaum eine Regierung feiert diesen theoretischen Ansatz noch. Doch die in der Ära des Neoliberalismus angeschobene Privatisierung von wichtigen Bestandteilen des kollektiven Natur- und Kulturerbes dauert im Stillen an. Der unlängst erfolgte Verkauf der Statue des Sekhemka aus Museumsbesitz in Privathand (dieser newsletter Punkt 4.2., DGUF-Newsletter vom 13.7. Punkt 4.3) ist eben kein Einzelfall, sondern Teil eines verborgenen Trends. Der Film von Andreas Pichler legt dies offen und möchte Bürgern Mut machen, beharrlich dagegen zu protestieren. Der Film steht in der ARTE-Mediathek zur Verfügung.
Andreas Pichler: "Ausverkauf Europa" (ARTE, Di., 26.8.2014, Video, 72 min): http://www.arte.tv/guide/de/048754-000/ausverkauf-europa/?vid=048754-000_PWA11031-D

4.6.
Facebook-Initiative will Sondengänger und Archäologie zusammenbringen
Ein zentrales Problem des Kulturgutschutzes ist das Fehlen einer Kommunikationsplattform, die die heterogene deutsche Sondengängerszene, Vertreter der Landesdenkmalämter und Personen aus der Wissenschaft auf Augenhöhe zusammenbringt. Um hier anzusetzen, hat sich im August eine Facebook-Gruppe gegründet, die einen Austausch zwischen den verschiedenen Parteien in Gang setzen will und eine längst überfällige Diskussion über eine Reform der Gesetzeslage rund um die Problematik des Raubgrabens mit Metallsonden zum Ziel hat. In den Sozialen Netzwerken läuft Austausch deutlicher informeller ab, wird per se auf Augenhöhe erwartet, es begegnen sich Menschen statt Institutionen. Anlass zur Gründung waren monatelange Erfahrungen der Initiatoren in Diskussionen via Soziale Medien mit Sondengängern, die (noch) nicht mit der Archäologie zusammenarbeiten. Als zentrales Problem kristallisierte sich heraus, dass es den Vertretern von Denkmalpflege und Archäologie bisher kaum gelungen ist, die weitgehend nicht-organisierte Sondengängerszene zu erreichen. Gegenüber der institutionalisierten Archäologie herrscht großes Misstrauen in weiten Teilen der Szene, was bis zur völligen Ablehnung des Anspruches führt, den die Wissenschaft auf die Betreuung und Bearbeitung archäologischer Funde erhebt. Bereits daran scheitern Versuche, Sondengänger für das Aussagepotenzial von Funden und Befunden zu sensibilisieren, oder Sondengänger zu einer Zusammenarbeit mit der Forschung zu bewegen. Hierbei ist eine Begegnung auf Augenhöhe, eine Sammlung von Missständen und eine Erarbeitung von Verbesserungsvorschlägen zusammen mit ehrenamtlichen und ohne Genehmigung arbeitenden Sondengängern mittelfristiges Ziel der Gruppe. Derzeit ist die ca. 120 Mitglieder umfassende Gruppe dabei, sich zu finden und die Mitglieder untereinander bekannt zu machen. Interessenten sind herzlich eingeladen.
https://www.facebook.com/groups/614041748713094/

4.7.
"Kunstmafia und Kriegsmillionen" - ARTE-Themenabend am 2.9.
Am kommenden Dienstag widmet sich ARTE mit einem Themenabend der Antikenhehlerei. Die 53-minütige Doku "Die Spur der Tempelräuber" (Erstausstrahlung) befasst sich u. a. mit einer Khmer-zeitlichen Statue des Tempels von Koh Ker in Kambodscha, die Sotheby’s verkaufen wollte (siehe DGUF-Newsletter vom 12.11.2012 Punkt 4.4.). Die Dokumentation des Filmemachers Wolfgang Luck begleitet unter anderem die amerikanische Kunstanwältin Tess Davies bei ihren Recherchen und versucht, die Strukturen der internationalen Schmuggelnetzwerke aufzudecken. "Blutige Beute" (Erstausstrahlung) befasst sich mit der derzeit intensiv diskutierten Verbindung von Antikenhehlerei und Terrorismus. Peters Brems, Wim Van den Eynde und Tristan Chytroschek reisten für die 52-minütige Doku nach Afghanistan und Syrien. Nach der Ausstrahlung sind die Filme in der ARTE-Mediathek zu sehen.
http://www.arte.tv/guide/de/sendungen/JT-010680/kunstmafia-und-kriegsmillionen

4.8.
Anklage gegen Raubgräber des Rülzheimer Schatzes
Die Staatsanwaltschaft in Frankenthal hat Anklage gegen den Finder des Schatzfundes von Rülzheim erhoben. "Er hat eine einzigartige historische Quelle zerstört", schreibt Rainer Schreg, "die Anklage lautet aber auf Unterschlagung". Auf seinem Blog hat Schreg aktuelle Links zum Thema gesammelt, auch vergangene Blogposts mit vertiefenden Informationen. Dem Raubgräber drohen bis zu drei Jahre Haft, schreibt The Local.
http://archaeologik.blogspot.de/2014/08/unterschlagung-statt-zerstorung-anklage.html

4.9.
Der Handel mit menschlichen Überresten aus archäologischen Stätten
Den Handel mit menschlichen Überresten, u. a. aus archäologischen Stätten, haben Damien Huffer und Duncan Chappell erstmals systematisch untersucht und ihre Ergebnisse jetzt publiziert. Untersucht wurden Online-Verkäufe, z. B. bei Ebay und Auktionshäusern. Die Objekte reichen von Mumien über Trophäen-Schädel bis hin zu Flöten aus menschlichen Femora und Tibiae. Das Papier beschreibt auch die Absatzmärkte. Huffer schreibt in einem Blogpost: "The data in general suggests a small but persistent global trade still exists, primarily conducted by European and North American based dealers selling items (primarily trophy skulls) from as far away as Peru, New Guinea, Vanuatu, West Africa, Naga land in India, and Borneo."
Damien Huffer, Duncan Chappell 2014, "The mainly nameless and faceless dead: an exploratory study of the illicit traffic in archaeological and ethnographic human remains", Crime, Law and Social Change, Volume 62, Issue 2, pp 131-153. http://link.springer.com/article/10.1007/s10611-014-9528-4
Damien Huffer, "Bones of contention: The global trade in archaeological and ethnographic human remains" (Blog SAFE, 16.8.): http://www.savingantiquities.org/bones-contention-global-trade-archaeological-ethnographic-human-remains/

4.10.
Großbritannien ratifiziert Resolution zum Schutz syrischen Kulturguts!
Es war dann eine schnelle Entscheidung: Die Verfügung "Export Control Syria Sanctions Amendment Order 2014 SI 2014 1896" wurde am 16. Juli verfasst, dem britischen Parlament am 18. Juli vorgelegt und ist seit dem 8. August in Kraft. Übrigens auch auf der Isle of Man, die zwar Kronbesitz, aber kein Teil Großbritanniens ist. Die Regelung verschärft Handelssanktionen für syrisches Kulturgut. Artikel 11c der Ausführungsbestimmungen hält für Objekte, die nach dem 9.5.2011 aus Syrien exportiert wurden, fest: "It shall be prohibited to import, export, transfer, or provide brokering services related to the import, export or transfer of, Syrian cultural property goods and other goods of archaeological, historical, cultural, rare scientific or religious importance[…] where there are reasonable grounds to suspect that the goods have been removed from Syria without the consent of their legitimate owner or have been removed in breach of Syrian law or international law, in particular if the goods form an integral part of either the public collections listed in the inventories of the conservation collections of Syrian museums, archives or libraries, or the inventories of Syrian religious institutions."
"The Export Control (Syria Sanctions) (Amendment) Order 2014": http://www.legislation.gov.uk/uksi/2014/1896/contents/made
"UK adopts resolution prohibiting the import of antiquities from Syria" (SAFE, 27.8.): http://www.savingantiquities.org/uk-adopts-resolution-prohibiting-import-antiquities-syria/


5. Ausbildung, Job-Themen und Personalia
5.1.
Masterstudiengang Geoarchäologie startet an der Universität Heidelberg
Ab dem Wintersemester werden Geoarchäologen am Heidelberg Center for the Environment (HCE) ausgebildet. Das Studienangebot ist auf vier Semester angelegt und sei forschungsorientiert, heißt es auf der Website der Universität, und es kombiniere Kenntnisse der Archäologie sowie Ur- und Frühgeschichte und der Geographie und Geowissenschaften. Die Schwerpunkte des Studiengangs sollen in den Bereichen der Analytik von Umweltarchiven liegen, der geoarchäologischen Feldarbeit und der kulturwissenschaftlichen Raumforschung.
http://www.uni-heidelberg.de/presse/news2014/pm20140813_neuer-masterstudiengang-geoarchaeologie.html

5.2.
Der Ägyptologe Prof. Dr. Stephan Seidlmayer erhält den Gerda Henkel Preis 2014
Die Gerda Henkel Stiftung würdigt mit ihrer Entscheidung Stephan Seidlmayers Forschungen auf dem Gebiet der Altertumswissenschaften. Seit 2009 leitet der 1957 in Würzburg geborene Ägyptologe die Abteilung Kairo des Deutschen Archäologischen Instituts. In der Begründung der Jury heißt es: "Stephan Seidlmayer verbindet höchste wissenschaftliche Expertise mit wirkungsvoller, wissenschafts- und kulturpolitischer Praxis." Durch seine Arbeit befördere er den kulturhistorischen Dialog zwischen Deutschland und Ägypten. Der Gerda Henkel Preis ist mit 100.000 Euro dotiert. Stephan Seidlmayer wird die Auszeichnung am 13. Oktober in Düsseldorf entgegennehmen. In einem kurzen Interview mit der Rheinischen Post skizziert der Ägyptologe dass das in der Fachwelt gewandelte Verständnis von Archäologie, das nicht mehr auf einzelne besondere Funde fokussiert, sondern einen ganzheitlicheren Ansatz verfolgt, besser als bisher in die Öffentlichkeit kommuniziert werden müsse. Auch die museale Präsentation müsse diesen Wandel nachvollziehen. In Ägypten sei es wichtig, die Interessen der lokalen Bevölkerung und die Bedürfnisse des Tourismus in die Planung von Archäologie einzubeziehen.
https://www.gerda-henkel-stiftung.de/preistraeger-2014-prof-dr-stephan-seidlmayer?page_id=91396
"Wir müssen mit Fundstücken anders umgehen". Interview mit Stephan Seidlmayer (Rheinische Post, 27.8.): http://www.rp-online.de/panorama/wissen/wir-muessen-mit-fundstuecken-anders-umgehen-aid-1.4480292

5.3.
Prof. Dr. Ernst Pernicka auf Stiftungsprofessur für Archäometrie in Heidelberg berufen
Der Chemiker Ernst Pernicka ist auf die Klaus-Tschira-Stiftungsprofessur "Archäometrie" am Institut für Geowissenschaften der Universität Heidelberg berufen worden. Neben der Forschungsprofessur fördert die Klaus Tschira Stiftung auch das Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie in Mannheim, dessen wissenschaftlicher und geschäftsführender Direktor Ernst Pernicka ist. Dort wurde das Klaus-Tschira-Archäometrie-Zentrum an der Universität Heidelberg eingerichtet. Ernst Pernicka befasst sich vor allem mit der Analyse und der Erforschung der Herkunft antiken Metalls. Er leitete sieben Jahre lang die Grabungen in Troja und bewies die Echtheit der Himmelsscheibe von Nebra. An der Universität Heidelberg wird Pernicka die Herkunft von Zinn in der Bronzezeit erforschen. "Die geochemischen Parameter, die wir in Bronze bestimmen können, zeigen uns nur die Herkunft des Kupfers an, nicht des Zinns", erklärt Ernst Pernicka. "Wir konnten inzwischen aber Zinnlagerstätten unterscheiden, indem wir Variationen der Zinn-Isotopenverhältnisse messen." Untersucht werden Funde aus dem 3. und 2. Jahrtausend v. Chr.
www.uni-heidelberg.de/presse/news2014/pm20140827_ernst-pernicka-auf-stiftungsprofessur-berufen.html

5.4.
"Burgenblogger" fürs Mittelrheintal gesucht
Die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, die Rhein-Zeitung und die Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz suchen einen Menschen mit Erfahrung im digitalen Publizieren, der ein halbes Jahr lang, von Mai bis Oktober 2015, auf der über dem Rhein gelegenen Burg Sooneck wohnt. "Dieser Mensch", heißt es in der Ausschreibung, "lebt, arbeitet und schreibt dieses halbe Jahr überwiegend auf Burg Sooneck und damit im Mittelrheintal. Er kann seine sonstigen Projekte von dort aus gerne weiter vorantreiben. Er publiziert über das Mittelrheintal, seine Eindrücke und Erlebnisse dort in einem extra dafür eingerichteten Blog – täglich zumindest kurz, mindestens einmal in der Woche gerne lang." Bezahlt wird monatlich eine "Aufwandsentschädigung von 2000 Euro brutto (Werkvertrag)". Der Job dürfte mit 50% Zeitaufwand machbar sein. Wer also z. B. in Ruhe seine Diss. fertig schreiben möchte und im Frühling 2015 eine ortsgebundene Materialaufnahme schon hinter sich hat, wer außerdem Erfahrungen hinsichtlich des touristischen Umgangs mit kulturellem Erbe sammeln will, könnte diese Ausschreibung perfekt für sich finden. Die Bewerbungsfrist endet am 14.9. Im Burgerbe-Blog gibt’s netterweise schon mal gute Ratschläge, wie man Burgenblogposts besser nicht anlegt.
"Die Ausschreibung: Burgenblogger fürs Mittelrheintal gesucht" (Rhein-Zeitung, 11.8.): http://www.rhein-zeitung.de/region_artikel,-Die-Ausschreibung-Burgenblogger-fuers-Mittelrheintal-gesucht-_arid,1191560.html#.U_3Zw2Pxt8E
"Ratschläge für einen schlechten Burgenblogger" (Burgerbe-Blog, 13.8.): http://www.burgerbe.de/2014/08/13/ratschlaege-fuer-einen-schlechten-burgenblogger/


6. Open Access & Open Data
6.1.
Archäologische Informationen 21, 1998, neu im Open Access
Beide Bände des Jahrgangs 1998 der Archäologischen Informationen sind jetzt retro-digitalisiert und im Open Access verfügbar. Im Band 21(1) findet man u. a. die Eröffnung eines "Forums" durch unseren damaligen Alt-Vorsitzenden Jürgen Hoika, der das Begriffsfeld Urgeschichte / Vorgeschichte / Archäologie in seiner Genese und seinen Bedeutungsunterschieden beleuchtet. In der Fülle der Begriffe sieht Hoika - gegen das auch damals in der Öffentlichkeit bekanntere Wort "Archäologie" - weiterhin "Urgeschichte" als den Begriff, der den Inhalt und Anspruch des Faches am treffendsten umreißt. Die Antworten und Ergänzungen auf seinen Aufsatz finden sich im ebenfalls bereits retro-digilalisierten Band 22(1), 1999, S. 21-40. Ein besonderes Leseerlebnis vermittelt "Das aktuelle Thema" in Band 22(2), das die Vorträge der Jahrestagung der DGUF 1998 bündelt, zu der Eva-Maria Mertens nach Stralsund eingeladen hatte: kommerzielle Archäologie. Ziel der DGUF mit dieser Tagung war es, die damals teils sehr polemisch, teils stark verdeckt geführte Diskussion um das Aufkommen von Grabungsfirmen öffentlich zu machen und zu versachlichen. Die zum Druck gekommenen Beiträge fangen die kontroverse Diskussion und die Lagerbildungen jener Jahre bestens ein: Landesarchäologien, die Grabungsfirmen so weit als möglich verhindern wollen (z. B. Beitrag M. Tellenbach für Sachsen), und Landesarchäologien, die in ihnen eine große Bereicherung der Potenziale sehen (z. B. J.-N. Andrikopoulou-Strack für das Rheinland), Juristen, die die rechtliche Lage ausloten (J. Oebecke, H.-J. Kühlwetter), und Vertreter von Grabungsfirmen, die auf die hohe Qualität der von ihnen geleisteten Arbeit verweisen, denen ein allen gemeinsames Ethos als seriös arbeitende Archäologen zu Grunde liege (z. B. E. Cziesla, A. Jennes). Das Besondere liegt in der Aktualität der Beiträge, denn die angesprochenen Fragen wie auch die bestehenden Vorurteile und Animositäten sind weiterhin aktuell und virulent: Wie weit geht das Verursacherprinzip? Was ist die Funktion der Fachfirmen? Was die der Landesämter? Wer kontrolliert das System? Wie lässt sich qualitätsminderndes Dumping verhindern? Fragen, die damals übrigens zur Gründung eines DGUF-Arbeitskreises "Kommerzielle Archäologie" führten (E.-M. Mertens, S. 399). Nicht minder aktuell der mahnende Aufsatz des damaligen stellv. Vorsitzenden Michael Schmaedecke "Besorgniserregende Verschlechterungen für die archäologische Forschung" (S. 329-333), der auf den damals in Anfängen erkennbaren Rückbau der Archäologie in mehreren Bundesländern aufmerksam machte und aufrütteln wollte, gegen diesen Trend anzuarbeiten - ein Rückbau, der weiterhin anhält, wie das Engagement der DGUF 2013/14 am Fall Nordrhein-Westfalen deutlich gemacht hat. Zuletzt sei auf einen nur eine Seite langen, aber folgenreichen Beitrag aufmerksam gemacht: Chr. Kempcke-Richter & V. Nübling "Ur- und Frühgeschichte im Schulbuch I" (S. 327). Er dokumentiert die Gründung eines DGUF-Arbeitskreises "Schulbuch" und seine Zielsetzungen und erinnert uns heute daran, dass diese weiterhin aktive Gruppe der älteste noch aktive Arbeitskreis der DGUF ist.
http://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/issue/archive

6.2.
Aktuelles Heft des Schweizer Hochschullehrerverbandes diskutiert Open Access
Die Vereinigung der Schweizerischen Hochschuldozierenden VSH - auch auch Association Suisse des Enseignant-e-s d'Universitè AEU - gibt drei Mal im Jahr eine Zeitschrift heraus, die seit einiger Zeit auch für Nicht-Mitglieder frei als PDF zugänglich ist. Das aktuelle Heft 40 (2/3) hat das Thema "Digitale Bibliotheken" und beschäftigt sich eingehend mit dem Thema Open Access und Open Data. Die geschickt gewählten Autoren stehen für unterschiedliche Erfahrungen und Interessengruppen - wie z. B. Bibliotheken, Wissenschaftler und Verleger - und stellen exemplarisch ihre Wahrnehmung des laufenden Medienwandels dar und loten die neuen Möglichkeiten, aber auch Probleme eingehend aus. Dabei stehen geisteswissenschaftliche Autoren im Vordergrund. So bietet das Heft eine kompakte und repräsentative Einführung in den aktuellen Stand der Debatte und auch der technischen und institutionellen Entwicklungen. Besonders lesens- und bedenkenswert ist p. 41-45 der Beitrag des in Tübingen ansässigen Verlegers Georg Siebeck, der für die verschiedenen Akteure und Interessengruppen die Gefahren und Verluste von Open Access darlegt - Gefahren, denen man begegnen kann, wenn man sie kennt und ernst nimmt. Eine gute Vorbereitung auf die Teilnahme an der DGUF-Tagung in Berlin am 6. Oktober!
Bulletin VSH-AEU 40 H. 2/3 (2014): http://www.ch-hochschullehrer.ethz.ch/pdfs/14_VSH_bulletin_aug_web.pdf
Website VSH/AEU: http://www.ch-hochschullehrer.ethz.ch/


7. Und sonst …
7.1.
Rechtsextremer Politiker stellt Forderungen an ungarische Archäologie
Balázs Ander, der für die rechtsextreme Partei Jobbik ("das Bessere/Rechtere") im ungarischen Parlament sitzt, forderte in einem Interview am 8.8., dass eine "unabhängige" Forschergruppe aus Archäologen, Anthropologen, Genetikern und Volksmusikkundlern eingerichtet wird. Es sei nicht genug, dass eine interne Arbeitsgruppe zur Urgeschichte von der Ungarischen Akademie der Wissenschaften (Magyar Tudományos Akadémia, MTA) eingerichtet worden ist. Die MTA soll nach Ander anerkennen, dass die Ungarn "Erben einer sehr alten, wertvollen Steppenzivilisation sind und nicht aus dem Nichts ins Karpatenbecken eingewandert" sind. Die "finno-ugrische Theorien und Fehler" solle man im Rahmen neuer Erkenntnisse betrachten. So habe András Z. Bíró, Hauptveranstalter des mittlerweile jährlich stattfindenden "Kurultaj", genetische Untersuchungen am Y-Chromosom in Kasachstan durchgeführt, die auf eine ganz andere Herkunft der Magyaren hinweisen sollen. Das Kurultaj – ursprünglich wurden so im Mongolischen und in einigen türkischen Sprachen Versammlungen von Stammesführern bezeichnet – ist ein seit 2008 in Ungarn stattfindendes Treffen von Vertretern vermeintlich miteinander verwandter Steppenvölker. Neben der Pflege "traditioneller" Praktiken, wie des Bogenschießens oder der "Volksmusik", werden archäologische Artefakte ausgestellt, so z. B. Schädel aus der Zeit der Hunnen. Hierbei werden aggressiv völkische Theorien propagiert. Die MTA hatte die Veranstaltung des Kurultaj als Subkultur bezeichnet und ihm jegliche wissenschaftliche Qualität abgesprochen. Ander widerspricht jetzt und verbittet sich den Vergleich mit Musikfestivals, die er als subkulturelle "Drogenveranstaltungen" bezeichnet.
Das komplette Interview beim rechtsextremen "Echo TV": "Lomtárba az elavult finnugor elméletekkel!" (11.8.): http://www.echotv.hu/napi-aktualis-lomtarba-az-elavult-finnugor-elmeletekkel
Bericht auf der Seite der Ungarischen Museen: "Paradigmaváltásra van szükség az őstörténet-kutatásban" (Website der Ungarischen Museen, 11.8.): http://museum.hu/h/Paradigmavaltasra_van_szukseg_az_ostortenet-kutatasban
Englische Selbstbeschreibung des Kurultaj: http://kurultaj.hu/english/
Bericht über den Kurultaj: "Treffen der ‚Hun- und Turkvölker‘ in Ungarn" (Pester Lloyd, 13.8.): http://www.pesterlloyd.net/html/1233hunundturktreffen.html

7.2.
Schwerste Mängel: Die "Austin Declaration on the Excavation of Archaeological Material in the Popular Media"
Massenmedien möchten doch, bitte, Ausgrabungen nicht als Freizeitvergnügen darstellen oder als profitorientiertes Unterfangen, damit würde nur Raubgräberei unterstützt. Daher sollten Ausgrabungen nur unter Vermittlung der wissenschaftlichen Standards dargestellt werden, welche sich das Fach weltweit gegeben hat. Derart angemessen produziert würden Sendungen das Publikum mit nützlichem, befriedigendem Wissen versorgen. Das ist die Kernaussage der "Austin Declaration on the Excavation of Archaeological Material in the Popular Media" vom 12.8. Verfasst wurde sie von den Präsidenten diverser Fachverbände, u. a. der European Association of Archaeologists (EAA), des ICOMOS International Scientific Committee on Archaeological Heritage Management (ICAHM) und des World Archaeological Congress (WAC). Wer auch nur eine einzige Folge der US-amerikanischen TV-Serie "Nazi War Diggers" angeschaut hat, wem aus dem jüngsten Abendnachrichten-Einspieler noch das Wort "Schatzsuche" in den Ohren klingelt, der wird eine solche Erklärung für überfällig halten. Doch tatsächlich hat dieser Versuch schwerste Mängel, der bekannte Blogger und Kulturgutschützer Paul Barford spricht gar von einem "epic fail". Die Erklärung richtet sich an Journalisten und Redakteure, an Senderverantwortliche. Formuliert ist sie aber so, dass niemand aus dieser Adressatengruppe das Papier überhaupt lesen wird: Das Wichtige kommt am Schluss statt am Anfang, der Text enthält narkotisierend lange Sätze und – Pardon – Passagen voll pathetischer Selbstüberschätzung. Einen Journalisten belehren zu wollen, was eine Sendung angemessen macht ("if appropriately produced"), wird dieser aus seinem Selbstverständnis heraus als übergriffig und unverschämt empfinden, auch wenn er der Sache an sich offen gegenüber stehen mag. Das Papier enthält außerdem Selbstbeschreibungen von Archäologie, die z. B. in einem Film für das Vorabendprogramm nicht oder kaum abbildbar sind ("documenting exactly what was done in the field; analyzing and describing in detail all that was found"). Es ist ohnehin nicht Aufgabe des Journalismus, Archäologie exakt so darzustellen, wie sie sich selbst sieht. Kommunikationswissenschaftler würden ob dieses naiven Nicht-Verstehens der Funktion und Arbeitsweise von Massenmedien nur den Kopf schütteln. Zum Glück wird es dazu aber wohl kaum kommen, denn das Papier ist optimal versteckt: auf den Websites einiger Verbände, die die Erklärung verfasst haben (manche haben es gar nicht erst online). Ein Kommunikationskonzept für das Papier haben die Präsidenten entweder vergessen oder für überflüssig gehalten - Google liefert gerade einmal 356 klägliche Treffer, sucht man nach der Rezeption der Erklärung. Beim Südwestrundfunk, um mit der zweitgrößten ARD-Anstalt ein Beispiel herauszugreifen, ist die Austin Declaration jedenfalls noch nicht in den Redaktionen gesichtet worden.
Die Austin Declaration: "The Excavation of Archaeological Material in the Popular Media " (12.8.): http://www.iccrom.org/austin-declaration-on-the-excavation-of-archaeological-material-in-the-popular-media/
Paul Barford: "Austin Declaration 'on the Excavation of Archaeological Material in the Popular Media'" (PACHI, 13.8.): http://paul-barford.blogspot.de/2014/08/austin-declaration-on-excavation-of.html

7.3.
Deutscher Archäologen-Verband meldet: Petition dem Sächsischen Landtag übergeben
Am 13. August wurde die öffentliche Petition des Deutschen Archäologenverbandes gegen die Schließung der Klassischen Archäologie an der Universität Leipzig (vgl. DGUF-Newsletter vom 7.3.2014 Punkt 6.6; 19.6.2014 Punkt 7.8; 13.7.2013Punkt 7.6) mit knapp 11.000 Unterschriften dem Präsidenten des Sächsischen Landtags übergeben. Die Petition wird voraussichtlich ab Herbst 2014 im Petitionsausschuss des dann neu gewählten sächsischen Landtags beraten werden.
"Sparkurs in Sachsen: Protest gegen geplanten Stellenabbau" (ARD, 13.8., Video 1:52 min): http://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-16469.html

7.4.
Fachlich mutige Entscheidungen: Die neue Dauerausstellung im Urgeschichtlichen Museum Blaubeuren
Das Urgeschichtliche Museum Blaubeuren (URMU) nahe Ulm hat seine Dauerausstellung renoviert und überarbeitet, seit dem 18. Mai ist es wiedereröffnet. Die Ausstellung fokussiert auf die altsteinzeitlichen Höhlen im Lone-, Ach- und Blautal. Der neu gestaltete Eingang und die neue Ausstellung im Erdgeschoss sind hell, freundlich und einladend – schon der Bereich der Schließfächer ein Erlebnis! Das Museum ist im Stadtzentrum nahe am Blautopf in den sorgfältig hergerichteten Räumen des 1420 gegründeten Heilig-Geist-Spitals untergebracht, dessen erhaltene Reste sichtbar gemacht und in ihrer Funktion im Krankenhaus erläutert werden. Die Ausstellung selbst vermittelt anschaulich die vielfältigen mittel- und jungpaläolithischen Lebensbedingungen im Bereich der Schwäbischen Alb und stellt die zugehörigen Menschenformen – Neandertaler und Jetztmensch – vor. Stets wird Wissen vermittelt und zugleich sorgfältig die Methode der Wissensgewinnnung sowie die Sicherheit, Unsicherheit und Lückenhaftigkeit der Aussagen dargelegt. Viele Rekonstruktionen und Modelle verlebendigen die Räume, man kann z. B. verschiedene Felle und Leder anfassen, die Feuerstelle noch riechen. Die Räume sind nicht groß, aber mit Exponaten und Informationen so dicht gepackt, dass man manches erst bei einem erneuten Besuch entdecken wird. Die Beschriftung ist klar und zugleich nicht enzyklopädisch erschlagend, oft soll der Besucher weniger informiert als zum Verweilen und Nachdenken angeregt werden. Immer wieder stößt man auf klare und auch fachlich mutige Entscheidungen der Ausstellungsmacher, so z. B. auf eine Neandertaler-Rekonstruktion, die auf den topischen freien Oberkörper verzichtet und diesem Menschen eine vollständige Leder- (statt Fell-) Kleidung mit genähtem Obergewand, Hosen und Schuhen gewährt. Im zweiten Geschoss wirkt die Ausstellung unmittelbar anders, d. h. trotz einiger Erneuerung wie eine ältere Ausstellung: weniger geschickt gestaltet und sehr textlastig. Inhaltlich stehen verschiedene Aspekte der jungpaläolithischen Kulturen im Vordergrund und die Kontrastierung Neandertaler / Jetztmensch sowie Frau und Mann. Auch hier sieht der Besucher neben kostbaren Originalen (darunter die Flötenfragmente aus dem Geißenklösterle, dem Hohle Fels und dem Vogelherd) Nachbildungen, was aber durchaus gewinnbringend ist. So sind z. B. Repliken aller bekannten Statuetten des Jungpaläolithikums auf drei Scheiben versammelt, so dass man unmittelbar die drei Stile des Aurignacien, Gravettien und Magdalénien erfahren kann. "Bitte nicht berühren" heißt es dort, doch die robuste Art der Montage und die leichte Zugänglichkeit ohne Glasvitrine lassen wohl auch disziplinierte Besucher vorsichtig probieren, wie sich bearbeitetes Mammutelfenbein anfühlt. Aus einem kleinen Raum dringen immer wieder Geräusche: dort werden die vermuteten Musikinstrumente jener Zeit thematisiert, und auf Knopfdruck erhält man eindrucksvolle Hörproben. Der Höhepunkt dieses Geschosses ist gewiss die Venus vom Hohle Fels, die mit 40.000 Jahren "derzeit älteste Kleinplastik der Welt". In einem abgeschirmten und ganz im Dunklen gehaltenen Raum ist diese nur 6 cm große Figur das einzige Ausstellungsstück, ohne dass lange Erklärungen die Faszination dieses einzigartigen Originals beeinträchtigen. Auch wenn man nicht jeder der gedankenschwangeren Inszenierungen in diesen Räumen folgen mag, erlebt man besondere Funde und erhält viele Informationen. Eine Ausstellung, die man gerne ein zweites Mal besuchen wird, wozu auch ein reiches und spannendes Begleitprogramm einlädt.
http://www.urmu.de/

7.5.
"Bayerischer Denkmal-Atlas" löst "BayernViewer-denkmal" ab
Im Bundesland Bayern sind die eingetragenen Bau- und Bodendenkmäler in einem online einsehbaren Verzeichnis mit einer interaktiv benutzbaren Kartierung öffentlich sichtbar. Die bisherige Plattform "BayernViewer-denkmal" wurde im August durch eine renovierte Technik abgelöst, den "Bayerischen Denkmal-Atlas", der zusätzlich auch via Smartphone oder Tablet zugänglich ist. Bei den Bodendenkmälern wird auch ungeprüftes und vorläufiges Wissen online gestellt und als solches deutlich markiert. Hinter Fachworten wie "nicht nachqualifiziert" oder "Benehmen nicht hergestellt" verbergen sich Fachbegriffe zur Darstellung des jeweiligen denkmalrechtlichen Bearbeitungszustandes. Das laufende Projekt "Nachqualifizierung und Revision der Bayerischen Denkmalliste“ soll bis Ende 2014 abgeschlossen sein, danach dürften die genannten Unsicherheiten sukzessive verschwinden. Für Planer, Investoren und Denkmalämter ist dieser Atlas ein sehr wertvolles und bequem nutzbares Instrument samt der notwendigen, doch leider auch spröden Begrifflichkeit. Bayern erfüllt hier in vorbildlicher Weise die Konvention von La Valletta/Malta, nach der die Denkmälerlisten öffentlich zu führen sind. Dennoch: vor allem an der Archäologie interessierte Fachwissenschaftler wie auch Nicht-Archäologen werden vielfach enttäuscht, denn außer der Lage, der Denkmalnummer und einer knappsten Beschreibung erfährt man kaum etwas über die Denkmäler. Auch die ebenfalls einsehbaren Listen sind - zumindest hinsichtlich der Archäologie - nicht informativer, vor alle, weil jede weitergehende Verknüpfung fehlt, insbesondere der Weg zu den einschlägigen Publikationen. Aber ein Anfang ist gemacht! Wenn nun noch die einschlägigen Fachpublikationen im Open Access zugänglich wären und diese online lesbaren Aufsätze von den einzelnen Denkmälern im Bayerischen-Denkmal-Atlas aus aufruf- und einsehbar wären, ja dann... Technisch ist das machbar, man müsste es nur wollen: eine Denkmalpflege und Archäologie für die Bürger.
Bayerischer Denkmal-Atlas: http://www.blfd.bayern.de/denkmalerfassung/denkmalliste/bayernviewer/

7.6.
Archäologische Highlights aus Baden-Württemberg in 3D
Dreidimensionale digitale Dokumentationsmethoden mittels Laserscanning oder Photogrammetrie sind bereits seit einigen Jahren schwer angesagt - technische und strukturelle Barrieren haben den breiten Zugriff auf die resultierenden 3D-Daten jedoch bislang weitgehend verhindert. Das baden-württembergische Landesamt für Denkmalpflege hat jetzt in einem Pilotprojekt eine Reihe von 3D-Modellen archäologischer Highlights des Landes frei verfügbar ins Netz gestellt. Die mit ganz unterschiedlichen Techniken (terrestrische Laserscanner, LiDAR und Structure-from-Motion-Photogrammetrie) erstellten Modelle decken die zeitliche Spanne vom Paläolithikum bis in die Neuzeit ab. Die Bandbreite reicht dabei von Einzelobjekten wie der Stele des Kriegers von Hirschlanden über römische und mittelalterliche Baubefunde bis hin zu einem 9 x 9 Kilometer großen Landschaftsmodell des Oppidums Heidengraben; die inhaltliche Diversität zeigt sehr gut das breite Potenzial der 3D-Dokumentation auf. Besonders beeindruckt das Modell des Hohlenstein-Stadel und der Bärenhöhle: Auch wenn das Navigieren in den engen Gängen etwas Fingerspitzengefühl erfordert - die 3D-Daten geben einen ganz neuen, intensiven Eindruck von der Fundstelle des berühmten Löwenmenschen. Die technische Umsetzung ist gelungen, die bei Sketchfab gehosteten Modelle laden flott und lassen sich auch auf nicht auf 3D spezialisierter Hardware flüssig und ohne zu Ruckeln drehen, schieben und zoomen. Zum Betrachten der 3D-Modelle reicht ein aktueller Browser aus (empfohlen wird Firefox ab Version 26), weitere Programme oder Plug-Ins sind nicht notwendig.
Einführung in das Thema mit Links zu den bereits zugänglichen Modellen: http://www.denkmalpflege-bw.de/denkmale/projekte/archaeologische-denkmalpflege/3d-modelle/einfuehrung.html
"Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart setzt neues Pilotprojekt um – deutschlandweit einmalig" (Pressemeldung Regierungspräsidium Stuttgart, 11.8.): http://www.rp-stuttgart.de/servlet/PB/menu/1392322/
"Virtuelle Archäologie in Baden-Württemberg" (Archaeologik, 21.8.): http://archaeologik.blogspot.de/2014/08/virtuelle-archaologie-in-baden.html

7.7.
"After Dark" - Sehr schöne Idee der Tate Britain
Jeder konnte die berühmte Tate Britain in London zwischen dem 13. und 17. August nachts besuchen, unbeobachtet die verlassenen Gänge entlang schlendern, mit einer Taschenlampe ausgestattet Gemälde und Objekte anschauen. Übrigens vom eigenen Sofa aus, denn die Touren fanden mit vier Robotern statt, jeder konnte sich per Live-Streaming auf eine der Roboterkameras schalten, eine LED beleuchtete das Areal vor dem Roboter. Kuratoren gaben von Zeit zu Zeit Erläuterungen zu den Objekten, welche gerade betrachtet wurden. Wer Glück hatte, dufte für ein kleines Zeitfenster von wenigstens ein paar Minuten "seinen" Roboter sogar selbst steuern. Das Gefühl, nachts alleine in dieser einzigartigen Sammlung zu sein, ist es, was die Macher von "After Dark" – die Agentur The Workers – schaffen wollten. Das ist gelungen! Teile des Chassis‘ der Roboter stammen von der European Space Agency, ein wenig ähneln sie den Mars- und Mond-Rovern – der Astronaut und früherer ISS-Commander Chris Hadfield war schon allein deswegen begeistert davon, von seinem Büro in Toronto aus nachts die Tate zu besuchen. Eine schöne Idee, Besucher für ein Museum zu begeistern! "After Dark" ist das Siegerprojekt eines Wettbewerbs der Tate-Galerie.
http://afterdark.tate.org.uk/
"Tate Digital Strategy 2013–15: Digital as a Dimension of Everything": http://www.tate.org.uk/research/publications/tate-papers/tate-digital-strategy-2013-15-digital-dimension-everything

7.8.
Filmfundstück: "Pompeji live from The British Museum (The British Museum, 2013) – Sorgfältig choreographierte Dokumentation
Was für eine Idee: Im vergangenen Jahr übertrug das British Museum eine 90-minütige Führung durch die Ausstellung "Life and death in Pompeii and Herculaneum" (28.3.-29.9.2013) live und landesweit in britische Kinos. Später wurde der Film als Aufzeichnung präsentiert, für die internationalen Märkte sogar mit Untertiteln versehen. Das für Konzerte immer üblicher werdende Live-Streaming wurde hier also dramaturgisch aufwendig auf eine archäologische Ausstellung übertragen. "Pompeji" hat ein Team aus zwei Moderatoren, nämlich den Journalisten und Historiker Peter Snow und die Althistorikerin Bettany Hughes. Zwischen die Führung durch die Ausstellung und Gespräche, z. B. mit Neil MacGregor, dem Direktor des Museums, sind immer wieder filmische Darstellungen der Katastrophe eingeschoben. Als eine "sorgfältig choreographierte Dokumentation" bezeichnet Rezensentin Dr. Anja Weber den Film. Er sei ausgewogen, und die für ein Museum nötigen Marketingstrategien hielten sich im Rahmen.
http://www.uni-kiel.de/cinarchea/text/pompeii-live-d.htm

7.9.
Welchen Adapter brauche ich für mein Grabungs-Equipment? Die Website mit allen Steckdosen dieser Welt
International kongress-reisende oder gar im Ausland grabende Archäologen kennen das Problem: Welchen Adapter brauche ich, um meine elektrischen Geräte in Zielland benutzen zu können? Hier gibt es schnelle Übersicht und präzise Auskunft:
http://www.welt-steckdosen.de/

7.10.
Empfehlung für Urlaub und kleine Geldbeutel: "Pompeji in antiken Texten: Griechisch/Lateinisch/Deutsch"
Der Lateinlehrer Arno Hüttemann gab Ende Mai das Reclam-Bändchen "Pompeji in antiken Texten: Griechisch/Lateinisch/Deutsch" heraus. Es fasst antike Schriftzeugnisse zu Pompeji zusammen, u. a. von Strabon, Cicero, Plinius und Frontinus. Hüttemann – bereits Autor von "Pompejanische Inschriften" – hat die Textpassagen übersetzt und mit einer ausführlichen Einführung sowie erklärenden Anmerkungen versehen. 216 Seiten eignen sich perfekt als Vademecum für die Reise nach Pompeji oder für den heimischen Schreibtisch. Blogger Richard Hirtenfelder urteilt klar: "Bei einem Preis von gerade einmal 5,80 Euro kann ich dieses interessante Büchlein nur wärmstens empfehlen!"
http://hiltibold.blogspot.de/2014/08/buch-pompeji-in-antiken-texten.html


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