DGUF-Newsletter vom 26.1.2017

DGUF-Newsletter vom 26.1.2017

1. DGUF-Nachrichten
1.1. "Ein Berufsverband für die Archäologie?" DGUF-Tagung am Dienstag, 4. Juli 2017, Mainz, im Rahmen des 9. Deutschen Archäologiekongresses. Webbasierte Vortagung vom 6.3.-16.6.2017
1.2. Hohe Zufriedenheit, hoher Identifikationsgrad: Ergebnisse der DGUF-Mitgliederbefragung 2016 veröffentlicht
1.3. DGUF nimmt Stellung zur Novellierung des Gesetzes zur Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP)
1.4. Handreichung zum Publizieren von Tagungsberichten und Vorträgen einer Tagung bei der DGUF
1.5. Gute Nachricht aus Sachsen: Streichung der Mittel für Denkmalpflege abgewendet
1.6. Deutscher Studienpreis für Archäologie 2017: Einreichungsfrist endet am 20.2.
1.7. DGUF auf Facebook: Marke von 1.000 Fans erreicht

2. Tagungen und Veranstaltungen
2.1. "Contrasts of the Bronze Age". 14th Nordic Bronze Age Symposium (Oslo, 6.-10.6.)
2.2. 26. Tagung der Arbeitsgemeinschaft Mesolithikum (Wuppertal, 10.-12.3.)
2.3. DEGUWA-Tagung "In Poseidons Reich XXII" (Koblenz, 17.-19.3.)
2.4. "L’équipement des véhicules dans l’Antiquité et au Moyen Âge" (Arles, 13.-17.6.; CFP bis 31.1.)
2.5. "27. Bundesvolontärstagung der Volontär*innen an Museen, Gedenkstätten, in der Denkmalpflege sowie in vergleichbare kulturellen Einrichtungen" (Berlin, 3.-5.3.)
2.6. Tagung der AG CAA im Rahmen des 9. DAK (Mainz, 6.7.; CfP bis 1.3.)

3. Forschung
3.1. Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"
3.2. Aktuelle Ausgrabungen in den Medien
3.3. Aktuelle Forschung in den Medien
3.4. Grundlegender Aufsatz zum Mittelmesolithikum in der Eifel: Chronologie, Rohmaterial, Aktivitätsräume
3.5. Tansania: Frische Fußspuren aus Laetoli
3.6. Echt oder falsch? Der Fund von Bernstorf böte eine Chance, viele wichtige, aber spröde Themen seriös in die Öffentlichkeit zu tragen
3.7. Menschliches Blut und Krim-Kongo-Fieber in Keramikgefäß von der Heuneburg nachgewiesen

4. Kulturgutschutz
4.1. Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
4.2. Michael Müller-Karpe: "Kulturgutschutzgesetz fördert illegalen Handel"
4.3. Der IS zerstört wieder Teile des antiken Palmyra

5. Ausbildung, Job-Themen und Personalia
5.1. Eingruppierung archäologischen Fachpersonals im öffentlichen Dienst geregelt
5.2. Zeichnet sich in Baden-Württemberg eine Lösung des schwelenden Konflikts um Kettenverträge und Rettungsgrabungen ab?
5.3. Ur- und Frühgeschichte Saarbrücken: Berufungsverfahren läuft
5.4. "Stipendium" in Hessen: KAL ignoriert Angebot finanzieller Unterstützung und jede inhaltliche Kritik

6. Open Access & Open Data
6.1. Von DGUF mitorganisierte Open-Access-Session der EAA Vilnius 2016 nun im Video dokumentiert
6.2. Schweiz: vollständige Umstellung auf (Goldenen) Open Access würde Kosten sparen oder sogar senken
6.3. Österreich: Übersicht, Checkliste und Textbausteine pro Open Access publiziert
6.4. Germania 93, 2015 erscheint ohne Sperrfrist im Open Access
6.5. Account bei Academia.edu löschen!?

7. Bürger und Archäologie & Citizen Science
7.1. Zentrale Plattform zu offenen Bildungsmaterialien (OER) geplant
7.2. Archäologie und bürgerschaftliches Engagement in Österreich
7.3. Archäologische Informationen: "Forum: Konvention von Faro" gestartet, Debatte erwünscht
7.4. Archäologie in Schulen: Potenzial und Möglichkeiten als Schlüsselwerkzeug eines gesamtheitlichen Lehransatzes am Beispiel Großbritanniens

8. Ausstellungen und Museen
8.1. Römisch-Germanisches Museum in Köln wird Baudenkmal
8.2. Ausstellung im Autohaus: "Genau hier haben Menschen gelebt"
8.3. Baden Württembergs SPD will freien Eintritt in Museen des Landes

9. Und sonst …
9.1. Deutsche Anthropologen beantragen eigenständiges Fachkollegium bei der DFG
9.2. Referentenentwurf zur Novellierung des deutschen Urheberrechts liegt vor
9.3. "Pfahlbauten-Blog" holt Bronze bei der Wahl zum "Wissenschafts-Blog des Jahres 2016"
9.4. Seit 1.1.: Viele Geo-Daten des Landes NRW gebührenfrei als Open Data verfügbar
9.5. SWR2 stellt vor: "Achim Landwehr: Die anwesende Abwesenheit der Geschichte. Essay zur Geschichtstheorie"
9.6. Mecklenburg-Vorpommern: Bau von Depot und Werkstätten für Landesamt für Kultur und Denkmalschutz gesichert
9.7. Israel erlaubt Archäologen, ohne Offenlegung ihrer Person oder der Funde im Westjordanland auszugraben
9.8. Irreführender "Dokumentarfilm" zu Göbekli Tepe im türkischen Fernsehen
9.9. Ende für die staatliche Förderung der Geisteswissenschaften in den USA
9.10. Baden-Württemberg: Vergessene Geschichte? Vom Wunsch nach einer Stuttgarter Stadtarchäologie

10. Impressum und Redaktionshinweise


1. DGUF-Nachrichten
1.1.
"Ein Berufsverband für die Archäologie?" DGUF-Tagung am Dienstag, 4. Juli 2017, Mainz, im Rahmen des 9. Deutschen Archäologiekongresses. Webbasierte Vortagung vom 6.3.-16.6.2017
Archäologie kann ein rundum erfüllender Beruf sein. Doch gleichzeitig leiden viele Kollegen unter prekären Beschäftigungsverhältnissen, problematischen Zeitverträgen oder unverhältnismäßiger Entlohnung ihrer guten Arbeit. Seriöse Anbieter im nicht-staatlichen Ausgrabungswesen und Spezialisten (Zeichner, Anthropologen, Osteologen, ...) beklagen das Fehlen breit akzeptierter Qualitätsstandards und eines wirksamen Qualitätsmanagements. Praktikanten und Volontäre berichten hinter vorgehaltener Hand von sehr unguten Erfahrungen jenseits der Grenze zwischen notwendigen und sinnvollen Einstiegsbeschäftigungen und unseriöser Ausbeutung. In Summe Probleme, die andere Berufe mit Hilfe eines Berufsverbandes regeln. Geht das auch in der Archäologie? Und wenn ja: Worauf wäre zu achten, was wären wichtige Rahmenbedingungen, damit ein Berufsverband für die Archäologie erfolgreich sein kann? Die DGUF möchte diesen Fragen, die derzeit viele Kollegen in Deutschland umtreiben, einen Ort der Debatte und des fruchtbaren Austausches bieten und widmet ihre Tagung 2017 dem Thema Berufsverband. Dafür erscheint uns der 9. Deutsche Archäologiekongress (Mainz, 3.-8. Juli 2017) mit dem Titel "Archäologie und Identität" der beste Ort zu sein. Um am 4. Juli 2017 den Gedankenaustausch strukturiert und effektiv gestalten zu können, starten wir am 6. März eine Vortagung, die ausschließlich im digitalen Raum stattfindet: Wir laden alle Interessierten zu einer offenen Debatte in einem Forum ein, das die Agenda der Mainzer Tagung vorbereiten soll: Es müssen alle Themen auf den Tisch, diese gehören strukturiert, und zu manchen Aspekten sollen während der Vortagung Entscheidungsgrundlagen erarbeitet werden. Um wirklich allen Kollegen den Zugang dazu zu ermöglichen, ist die Teilnahme an der Vortagung kostenlos und völlig unabhängig von einer DGUF-Mitgliedschaft möglich. Die Teilnahme ist außerdem unabhängig von der Teilnahme am Präsenzteil der Tagung in Mainz, wenngleich wir uns natürlich sehr freuen würden, Sie auch dort begrüßen zu dürfen.
http://www.dguf.de/index.php?id=426

1.2.
Hohe Zufriedenheit, hoher Identifikationsgrad: Ergebnisse der DGUF-Mitgliederbefragung 2016 veröffentlicht
Nach einer ersten Mitgliederbefragung im Jahr 2013 führte der DGUF-Vorstand 2016 eine zweite Befragung der Mitglieder durch. Diese wurde nun publiziert und erlaubt damit einen offenen Blick in den Verein. Mit einer hohen Rücklaufquote von 26 % gibt die Befragung einen repräsentativen Einblick. Unter den Gründen für die Mitgliedschaft in der DGUF steht deren (fach-)politische Bedeutung mit Abstand im Vordergrund. Mehr als drei Viertel aller Antwortenden begrüßen den derzeitigen fachpolitischen Kurs des Vereins. Die Zufriedenheit mit der Vereinstätigkeit ist hoch, viele der Mitglieder werben Dritten gegenüber für einen Eintritt in die DGUF. Die Zufriedenheit mit der DGUF-Zeitschrift Archäologische Informationen ist ebenfalls hoch, der Wandel zum Open Access wird von einer breiten Mehrheit begrüßt. Bemerkenswert hoch ist auch die Bewertung des DGUF-Newsletters, dessen Qualität im Durchschnitt mit besser als gut (1,8) bewertet wird. In überraschender Intensität sieht sich der Vorstand in der Ausrichtung des Vereins und seiner Vorstandstätigkeit gestärkt. Deutlich wird eine starke inhaltliche Identifikation der Mitglieder mit der DGUF, für die ihre Mitgliedschaft offensichtlich und beständig mehr bedeutet als nur der jährliche Bezug einer gedruckten Zeitschrift. Weiterhin empfindet es der Vorstand als sehr bemerkenswert, dass die Einführung von Open Access bei den Archäologischen Informationen mit dem Jahrgang 2013, wonach die Zeitschrift für alle Interessierten im Internet kostenlos beziehbar wurde, zu keinem auch noch so geringen Einbruch der Mitgliederzahlen geführt hat. Die Mitgliederbefragung verdeutlicht, warum es einen solchen Einbruch nicht gab: Die DGUF steht für weit mehr als eine Zeitschrift und ist für viele Mitglieder ein Instrument, das Schicksal der Archäologie in Deutschland mitzubestimmen und zu beeinflussen. Da die gegenwärtigen Mitglieder des DGUF-Vorstandes seit langen Jahren für die DGUF tätig sind, fügen sie an, dass bei ihren Überlegungen in Richtung Open Access ab dem Sommer 2012 ein ganz zentraler Punkt des Abwägens war, dass Vorstand und Beirat sich sehr würden anstrengen müssen, um die DGUF genau dahin zu entwickeln, wo sie jetzt (wieder) steht: ein Verein, dem viele aus tiefer Überzeugung angehören wollen, ein Verein, der etwas zu bewirken vermag. Open Access hat bei der DGUF also tiefgreifende Veränderungen und Verbesserungen ausgelöst, die weit über das Thema Open Access selbst hinausgehen.
http://www.dguf.de/fileadmin/AI/ArchInf-EV_Siegmund_Scherzler.pdf

1.3.
DGUF nimmt Stellung zur Novellierung des Gesetzes zur Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP)
Die UVP soll abklären helfen, welche Auswirkungen eine geplante Maßnahme auf Natur, Landschaft und kulturelles Erbe hat. Dass die Archäologie und das kulturelle Erbe als Schutzziele in den Gesetzen berücksichtigt werden, ist von hoher Bedeutung. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit hat im Dezember 2016 eine Gesetzesnovellierung auf den Weg gebracht, die das Bundesrecht insbesondere an eine Richtlinie des Europäischen Parlaments sowie an die europäische Rechtsprechung anpassen will. Im Rahmen des öffentlichen Anhörungsverfahrens hat die DGUF dazu am 13.1. Stellung genommen.
http://www.dguf.de/425.html

1.4.
Handreichung zum Publizieren von Tagungsberichten und Vorträgen einer Tagung bei der DGUF
Dass man Vorträge binnen weniger Monate, auf Wunsch mit Open Data und ergänzenden Materialien, ohne Autorengebühren und im Open Access weltweit zugänglich publizieren kann, macht unsere Schriftenreihen zu einer interessanten Option für Organisatoren einer Tagung oder Session. Auch die Frage, ob wir einen Bericht über eine Tagung publizieren, wird uns relativ häufig gestellt. Wir haben jetzt die typischen Fragen und notwendigen Überlegungen zusammengestellt, um Sie als Anfragende zu unterstützen.
http://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/publikationen/DGUF-Dok_Handreichung_Tagungspublikationen.pdf

1.5.
Gute Nachricht aus Sachsen: Streichung der Mittel für Denkmalpflege abgewendet
Am 16.12. beschloss der Sächsische Landtag erfreulicherweise, die Zuschüsse in Höhe von 5 Mio. Euro zur Sicherung, Nutzbarmachung, Erhaltung und Pflege von Kulturdenkmalen für das Landesprogramm Denkmalpflege wieder für den Doppelhaushalt 2017/18 des Freistaates zur Verfügung zu stellen. Der Regierungsentwurf zum Haushaltsplan hatte zuvor die Streichung dieser Finanzmittel vorgesehen. Dagegen hatte unter anderem die DGUF protestiert; eine Petition fand immerhin gut 3.500 Unterzeichner.
DGUF moniert die geplante Streichung der Denkmalfördermittel in Sachsen für die Haushaltsjahre 2017 und 2018: http://www.dguf.de/417.html
Petition Denkmale in Sachsen retten, Zeichnungszeitraum: 20.10-30.11.2016 (openPetition): https://www.openpetition.de/petition/online/denkmale-in-sachsen-retten
Haushaltsplan 2017/2018 des Freistaates Sachsen (Ausschnitt): https://www.openpetition.de/pdf/blog/denkmale-in-sachsen-retten_geschafft-zuwendungen-fuer-private-denkmalbesitzer-wieder-im-haushalt-2017-18-drin_1483435888.pdf

1.6.
Deutscher Studienpreis für Archäologie 2017: Einreichungsfrist endet am 20.2.
Die Einreichungsfrist für den Deutschen Studienpreis für Archäologie endet zum Beginn der vorlesungsfreien Zeit am 20.2. Die über den Jahreswechsel verlängerte Frist sollte ausreichend Zeit für die erforderliche Begründung der Einreichung und die beizufügenden Lebensläufe schaffen. Für diese wenigen Formalia der Einreichung verbleiben noch gut drei Wochen. Der wirklich wichtige und weitaus arbeitsintensivere – dafür aber vermutlich ohnehin schon erledigte – Teil ist die einzureichende Studienleistung. Der Beirat und der Vorstand der DGUF freuen sich auch dieses Jahr auf qualitätvolle und spannend zu lesende Einreichungen. Die Entscheidung, die in den vergangenen Jahren oft nicht leicht gefallen ist, wird auf dem 9. Deutschen Archäologiekongress in Mainz am 5.7. gefeiert. Die ausgezeichnete Studienleistung wird von der DGUF, sofern es sich um eine schriftliche Arbeit handelt, nach Möglichkeit in den von ihr herausgegebenen Schriften veröffentlicht. Wir unterstützen dies auch durch ein bis zu vierstündiges Publikations-Coaching durch einen der Herausgeber bzw. Redakteure der DGUF-Schriften, das der Preisträgerin bzw. dem Preisträger bei Bedarf hilft, der Arbeit den letzten Schliff zu geben.
Deutscher Studienpreis für Archäologie, Ausschreibung 2017: http://www.dguf.de/Studienpreis.html

1.7.
DGUF auf Facebook: Marke von 1.000 Fans erreicht
Mit unserer Facebook-Seite starteten wir am 5.8.2016. Gut fünf Monate später haben wir mehr als 1.000 Fans und bei manchen Posts Reichweiten von mehr als 8.000 Personen erreicht. Dafür sind wir dankbar und freuen uns mit einem kleinen Video. Gemeinsam können wir etwas bewegen
https://youtu.be/287GcxJL2ZQ


2. Tagungen und Veranstaltungen
2.1.
"Contrasts of the Bronze Age". 14th Nordic Bronze Age Symposium (Oslo, 6.-10.6.)
In ihrem Tagungsaufruf beklagen die Tagungsorganisatoren die sehr dispersen Diskurse über die skandinavische Bronzezeit in den vergangenen Jahren, die stets nur Einzelaspekte beleuchtet hätten. "Contrasts of the Bronze Age" möchte mit der Technik der Kontrastierung dazu führen, die Themen und Betrachtungsweisen wieder stärker zu integrieren und eine weiträumige Gesamtschau der Bronzezeit beflügeln. Der CfP endete am 15.1., CfP und Tagungswebsite lassen ein spannendes Programm erwarten.
http://www.khm.uio.no/english/research/news-and-events/events/conferences/2017/14th-nordic-bronze-age-symposium-.html

2.2.
26. Tagung der Arbeitsgemeinschaft Mesolithikum (Wuppertal, 10.-12.3.)
Das weitgefächerte Programm der 26. Tagung der AG Mesolithikum beinhaltet 23 Vorträge und acht Posterpräsentationen, die sich sowohl mit regionalen als auch internationalen Themen zum Spätpaläolithikum, Mesolithikum und Frühneolithikum beschäftigen. In einem Workshop "Wie definieren wir heutzutage das Mesolithikum?" soll eine kritische Auseinandersetzung mit der Abgrenzung der Mittelsteinzeit zum Paläolithikum und Neolithikum stehen. Am Abend des 11.3. findet ein öffentlicher Vortrag statt, in dem Erich Claßen und Jörg Orschiedt über die Steinzeit der Region berichten. Abgerundet wird das Programm durch eine Exkursion zur nahegelegenen Blätterhöhle in Hagen mit einer anschließenden Führung durch das Archäologische Forschungszentrum Monrepos in Neuwied. Eine Anmeldung zur Teilnahme an der Tagung ist über die Tagungswebsite bis zum 15.2. möglich, die Teilnahme ist kostenlos.
Programm und Anmeldung: http://ag-mesolithikum.blogspot.de

2.3.
DEGUWA-Tagung "In Poseidons Reich XXII" (Koblenz, 17.-19.3.)
"Wir sitzen alle in einem Boot - Die gesellschaftliche Bedeutung von Schiffen, Flößen und Fähren" ist das Thema der diesjährigen DEGUWA-Tagung zur Unterwasserarchäologie. Die 31. Vorträge – 29 in englischer Sprache - decken einen zeitlichen Rahmen von der Prähistorie bis in die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts ab und beschäftigen sich mit Wasserfahrzeugen aller Art, und zwar ohne Begrenzung auf bestimmte Länder oder Kulturen. Die Teilnahmegebühr liegt bei 80 Euro, für Studierende bei 40 Euro. Zusätzlich angeboten wird außerdem neben mehreren Exkursionen ins Umland auch ein (kostenpflichtiges) Praxisseminar über Aufbau, Betrieb und Material einer unterwasserarchäologischen Grabungsstätte mit Tauchgang. Eine Anmeldung zur Tagung ist bis 8.3. möglich.
http://www.deguwa.org/?id=279

2.4.
"L’équipement des véhicules dans l’Antiquité et au Moyen Âge" (Arles, 13.-17.6.; CFP bis 31.1.)
Zum Thema " Ausrüstung von Fahrzeugen in der Antike und im Mittelalter" veranstaltet "Instrumentum" vom 13.-17. 6. eine internationale Tagung im südfranzösischen Arles. Nach Verlängerung der Frist ist es nun noch bis zum 31.1. möglich, Vortragsangebote – auch auf Deutsch – zu den folgenden vier Themen einzureichen: Von Tieren gezogene Landfahrzeuge (Wagen, Streitwagen und Karren), Fahrzeuge zum Flusstransport (Boote, Kanus und ihre verschiedenen Antriebsarten) sowie Meeresfahrzeuge; darüber hinaus wird es auch um Pferdezaumzeug gehen.
Instrumentum – Groupe de travail européen sur l’artisanat et les productions manufacturées dans Website von Instrumentum – Groupe de travail européen sur l’artisanat et les productions manufacturées dans l’Antiquité (Europäischer Arbeitskreis für Kunst und Handwerk in der Antike): http://www.instrumentum-europe.org/1_fr.html
Hinweis auf die Tagung: http://calenda.org/381199
Call for papers auf Englisch: http://www.instrumentum-europe.org/Appelacom_Arles2017GB.pdf

2.5.
"27. Bundesvolontärstagung der Volontär*innen an Museen, Gedenkstätten, in der Denkmalpflege sowie in vergleichbare kulturellen Einrichtungen" (Berlin, 3.-5.3.)
Das Thema der Tagung lautet: "Ist weniger gleich mehr? Museen zwischen Kulturkonsum & Kernaufgaben". Wie solle man damit umgehen, so die Veranstalter, dass trotz stagnierender, ja oft schrumpfender Museumsetats weiterhin neue Museen entstehen? Solle man dem Wachstum von Sammlungen durch Deakzession begegnen und damit womöglich sogar eine Sammlung schärfen? Am 3.3. stehen Vorträge auf dem Programm, am Folgetag zwei Barcamps. Der 5.3. wird über Führungen gestaltet. Die Anmeldung ist bis 10.2. möglich, die Tagungsgebühren liegen bei 25 Euro. Für Volontäre kann die Tagung als Fortbildungsveranstaltung anerkannt werden.
Tagungsflyer: http://www.museumsbund.de/fileadmin/bvt/2017/Programm_BVT_Berlin_2017.pdf
Anmeldungsformular: https://docs.google.com/forms/d/e/1FAIpQLSe4OYBidlxz7K9PPTCClaxHz1u-YzRX-VxCpH7w8DIud7sQNw/viewform?c=0&w=1
Facebook-Seite zur Veranstaltung: https://www.facebook.com/Bundesvolontaerstagung/

2.6.
Tagung der AG CAA im Rahmen des 9. DAK (Mainz, 6.7.; CfP bis 1.3.)
Die AG Computeranwendungen und Quantitative Methoden in der Archäologie e.V. (CAA) tagt im Rahmen des 9. Deutschen Archäologiekongresses. Sie richtet darin eine allgemeine CAA-Sektion aus sowie einen Schwerpunkt "Digitalität in den Archäologien des Rhein-Main-Gebiets". Die AG lädt ein, bis 1.3. für beide Sektionen Vorträge einzureichen.
http://ag-caa.de/session-der-ag-caa-auf-dem-deutschen-archaeologiekongress/


3. Forschung
3.1.
Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"
Möller, K. & Karl, R. (2017). Sind deutschsprachige Denkmalschutzgesetze mit der Konvention von Faro (un-) vereinbar? Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 18. Jan. 2017.
Cziesla, E. (2017). Vor 25 Jahren: Gründung der 'Arbeitsgemeinschaft Mesolithikum'. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 5. Jan. 2017.
Gehlen, B. (2017). Rezension zu: Kind, C.-J., Beutelspacher, Th., David, E. & Stephan, E. (2012). Das Mesolithikum in der Talaue des Neckars 2. Die Fundstreuungen von Siebenlinden 3, 4 und 5. Mit Beitr. v. J. Niederhöfer u. E. David (Forschungen und Berichte zur Vor- und Frühgeschichte in Baden- Württemberg 125). Stuttgart: Theiss. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 2. Jan. 2017.
Kennecke, H. (2016). Rezension zu: Klammt, A. (2015). Die Standorte unbefestigter Siedlungen der nördlichen Elbslawen. Zwischen Klimaveränderung und politischem Wandel. Bonn: Habelt. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 22. Dez. 2016.
Siegmund, F. & Scherzler, D. (2016). Ergebnisse der DGUF-Mitgliederbefragung 2016. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 18. Dez. 2016.
Siegmund, F. (2016). Ergebnisse der DGUF-Umfrage "Berufsverband Archäologie" im Herbst 2016. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 15. Dez. 2016.
Koch, I., Löhr, H. & Gehlen, B. (2016). Mittelsteinzeitliche Fundkomplexe des 9. Jahrtausends im Regierungsbezirk Trier (Rheinland-Pfalz): Chronologischer Kontext, Rohstoffversorgung und Aktivitätsräume. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 12. Dez. 2016.
http://www.dguf.de/9.html

3.2.
Aktuelle Ausgrabungen in den Medien
"Spectacular Viking manor discovered near Birka" (The Local, 20.1.): http://www.thelocal.se/20170120/spectacular-viking-manor-discovered-in-sweden
"Massive Burial Ground Unearthed at Medieval Monastery in Sudan" (LiveScience, 19.1.): http://www.livescience.com/57553-burial-ground-unearthed-at-medieval-monastery.html
"Archaeologists discovered 7 thousand old years old house in Moldova" (Science & Scholarship in Poland, 16.1.): http://scienceinpoland.pap.pl/en/news/news,412720,archaeologists-discovered-7-thousand-old-years-old-house-in-moldova.html
Wittenberg: "Mittelalter: Adelige feierten mit Wegwerfbechern" (Spiegel, 9.1.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/wittenberg-adelige-feierten-mit-wegwerfbechern-a-1129131.html
"Ancient Stonehenge-Like 'Calendar Rock' Aligns With Winter Solstice. A Neolithic rock with a precisely-carved hole was found in Sicily" (Seeker, 5.1.): http://www.seeker.com/ancient-stonehenge-like-calendar-rock-aligned-with-winter-solstice-2180344326.html
"Ausgrabungskampagne 2016 in der antiken Stadt Assos (Türkei) – abgeschlossen" (Pressemeldung RGZM, 29.12.): http://web.rgzm.de/ueber-uns/presse/pressemitteilungen/pm/article/ausgrabungskampagne-2016-in-der-antiken-stadt-assos-tuerkei-abgeschlossen/
"Erfolgreiche Ausgrabungen in Bad Schussenried: Jungsteinzeit reloaded" (SWR, 28.12.): http://www.swr.de/landesschau-aktuell/bw/friedrichshafen/erfolgreiche-ausgrabungen-in-bad-schussenried-jungsteinzeit-reloaded/-/id=1542/did=18736292/nid=1542/8m3cxz/index.html#utm_source=Facebook&utm_medium=referral&utm_campaign=SWR%2Ede%20like
"Archäologen graben Hamburgs Ursprung aus" (Hamburger Abendblatt, 22.12.): http://www.abendblatt.de/hamburg/article209060885/Archaeologen-graben-Hamburgs-Ursprung-aus.html
"2,600 year-old kitchen of Kingdom of Lydia unearthed in western Turkey" (Daily Sabah, 15.12.): http://www.dailysabah.com/history/2016/12/15/2600-year-old-kitchen-of-kingdom-of-lydia-unearthed-in-western-turkey
"Schmuckstück im Keltengrab: Bei Arbeiten entdeckten Forscher in einem Grab in der Nähe der Heuneburg die bislang älteste Reiterfigur Süddeutschlands" (Schwäbisches Tagblatt, 13.12.): http://www.tagblatt.de/Nachrichten/Schmuckstueck-im-Keltengrab-313860.html
"'World's oldest rock drawings' uncovered in Iran by archaeologist" (Independent, 12.12.): http://www.independent.co.uk/news/world/middle-east/world-oldest-rock-drawings-archaeologist-iran-khomeyn-mohammed-naserifard-a7470321.html
Vlochós: "Swedish and Greek Archaeologists Discover Unknown City in Greece" (Pressemeldung Universität Göteborg, 12.12.): http://www.gu.se/english/about_the_university/news-calendar/News_detail//swedish-archaeologists-discover-unknown-city-in-greece.cid1416535
"Statues of lioness goddess Sekhmet unearthed in Luxor's Kom El-Hettan excavation" (Ahram Online, 9.12.): http://english.ahram.org.eg/NewsContent/9/40/251690/Heritage/Ancient-Egypt/Statues-of-lioness-goddess-Sekhmet-unearthed-in-Lu.aspx

3.3.
Aktuelle Forschung in den Medien
"Palaeolithic art developed from public galleries towards exhibitions of a more private nature" (Pressemeldung Universidad del País Vasco, 25.1.): http://www.ehu.eus/en/en-content/-/asset_publisher/l57S/content/n_20170125-investigacion-blanca-ochoa
"Archaeologists Uncover New Clues to Maya Collapse. Radiocarbon dating helped UA researchers develop a highly refined chronology of the ancient Maya site of Ceibal" (Pressemeldung University of Arizona, 23.1.): https://uanews.arizona.edu/story/archaeologists-uncover-new-clues-maya-collapse
"ASU scientist finds advanced geometry no secret to prehistoric architects in US Southwest" (Pressemeldung Arizona State University, 23.1.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2017-01/asu-asf012317.php
"Ötzis letzte Mahlzeit war Südtiroler Steinbock-Speck" (Spiegel, 20.1.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/oetzis-letzte-mahlzeit-war-suedtiroler-speck-a-1130862.html
"Humans, not climate change, wiped out Australian megafauna" (Pressemeldung University of Colorado Boulder, 20.1.): http://www.colorado.edu/today/2017/01/20/humans-not-climate-change-wiped-out-australian-megafauna
"Green Sahara's Ancient Rainfall Regime Revealed by Scientis" (Pressemeldung University of Arizona, 18.1.): https://uanews.arizona.edu/story/green-saharas-ancient-rainfall-regime-revealed-scientists
"Spiel mit dem Feuer; wie Eiszeitjäger das Landschaftsbild Europas prägten" (Pressemeldung Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung, 17.1.): http://www.senckenberg.de/root/index.php?page_id=5206&PHPSESSID=2p8v1akemgb0fbedi169ek5kb6&year=2017&kid=3&id=4313
Krapina: "Discovery adds rock collecting to list of things Neanderthals could do" (Pressemeldung University of Kansas, 17.1.): https://news.ku.edu/2017/01/11/discovery-adds-rock-collecting-list-things-neanderthals-could-do
"The first humans arrived in North America a lot earlier than believed" (Pressemeldung University of Montreal, 16.1.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2017-01/uom-tfh011317.php
Zukunftspläne der Senckenberg-Forschungsstation Schöningen vorgestellt: "Ein- und Ausblick in die Erforschung der Altsteinzeit" (Pressemeldung Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung, 13.1.): http://www.senckenberg.de/root/index.php?page_id=5206&PHPSESSID=j4c67f8snusioh4v0flgem66n3&kid=2&id=4310
"Baboon calls provide clues to ancient human voices: scientists. Researchers says sounds made by Guinea baboons reveal distinct human-like vowel sounds" (The Associated Press, 12.1.): http://www.cbc.ca/news/technology/ancient-humans-voice-baboons-1.3932197
China: "Oldest Evidence of Silk Found in 8,500-Year-Old Tombs" (LiveScience, 10.1.): http://www.livescience.com/57437-oldest-evidence-of-silk-found-china.html
"Versteinerte Fußspuren: Tibets Hochebene war schon vor 8000 Jahren besiedelt" (Spiegel, 6.1.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/tibets-hochebene-war-schon-vor-8000-jahren-besiedelt-a-1128946.html
"Scientists Find DNA Of Human Ancestors In Cave Floor Dirt" (NPR, 4.1.): http://www.npr.org/sections/health-shots/2017/01/04/507543208/dust-to-dust-scientists-find-dna-of-human-ancestors-in-cave-floor-dirt
"Cold Tolerance Among Inuit May Come From Extinct Human Relatives" (The New York Times, 23.12.): http://www.nytimes.com/2016/12/23/science/inuit-greenland-denisovans.html
"Urwälder stoppten Vormarsch des frühen Homo sapiens" (Pressemeldung Universität Bonn, 19.12.): https://www.uni-bonn.de/neues/315-2016
Libyen: "Earliest evidence discovered of plants cooked in ancient pottery" (Pressemeldung University of Bristol, 19.12.). http://www.bristol.ac.uk/news/2016/december/prehistoric-plant-processing-.html und "Ältester Nachweis für Gemüseküche gefunden" (Spiegel, 20.12.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/pflanzen-kochen-aeltester-nachweis-fuer-gemuese-gefunden-a-1126734.html
"Raw foodies: Europe’s earliest humans did not use fire" (Pressemeldung University of York, 15.12.): https://www.york.ac.uk/news-and-events/news/2016/research/early-human-fire-use/
Jersey: "Neanderthals visited seaside cave in England for 180,000 years" (UPI, 14.12.): http://www.upi.com/Science_News/2016/12/14/Neanderthals-visited-seaside-cave-in-England-for-180000-years/5871481726702/
Norwegen: "Viking bling had origins in horse harness made in Ireland, researcher suggests" (Horsetalk, 21.12.): http://www.horsetalk.co.nz/2016/12/21/bronze-fitting-horse-harness-ireland-viking-bling/

3.4.
Grundlegender Aufsatz zum Mittelmesolithikum in der Eifel: Chronologie, Rohmaterial, Aktivitätsräume
Der Aufsatz von Koch, Löhr & Gehlen ist eine aktuelle Synthese zum mittleren Mesolithikum der Eifel (9. Jahrt. v. Chr.). Die Fundplätze werden vorgestellt und nach einer neuen, weitreichenden Feinchronologie geordnet. Anhand des Rohmaterial-Spektrums rekonstruieren die Autoren Aktivitäts- und Kommunikationsräume. Dabei erweist sich die Eifel als ein ungewöhnlich großer Raum erhöhter Binnenkommunikation, während die nördlich und südlich angrenzende Räume erheblich kleiner sind.
Koch, I., Löhr, H. & Gehlen, B. (2016). Mittelsteinzeitliche Fundkomplexe des 9. Jahrtausends im Regierungsbezirk Trier (Rheinland-Pfalz): Chronologischer Kontext, Rohstoffversorgung und Aktivitätsräume. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 12. Dez. 2016. http://www.dguf.de/fileadmin/AI/ArchInf-EV_Koch-etal.pdf

3.5.
Tansania: Frische Fußspuren aus Laetoli
Die 1978 entdeckten Fußspuren aus Laetoli (Tansania) waren eine wissenschaftliche Sensation: Fußspuren von drei verschiedenen Hominiden, die in aufrechtem Gang (zeitgleich und gemeinsam?) einen Weg gingen und im feuchten Untergrund ihre Spuren hinterließen - datiert auf ca. 3,66 Mio. Jahre vor heute. Man verband die Fußabdrücke mit dem "Australopithecus afarensis", zu der auch die berühmte "Lucy" gehört. Nun sind etwa 150 Meter entfernt von dieser bekannten Fundstelle, aber aus gleicher Altersstellung, auf etwa 32 m Strecke weitere Fußspuren von Hominiden aufgedeckt worden - neben mehr als 500 Abdrücken von anderen Säugetieren. Die Hominiden-Spuren gehören zu zwei Individuen und lassen auf Hominiden von 1,65 m Körperhöhe und 45 kg Gewicht sowie von 1,46 m Körperhöhe und 40 kg Gewicht schließen. Sie sind damit größer und schwerer als die bekannten Laetoli-Spuren und zeigen an, dass die individuelle Größenvariablität bei A. afarensis höher war als bislang bekannt.
Masao, F. T., Ichumbaki, E. B., Cherin, M. et al. (2016). New footprints from Laetoli (Tanzania) provide evidence for marked body size variation in early hominins. eLife 2016;5:e19568 https://elifesciences.org/content/5/e19568
Tansania: "Fossil footprints tell story of human origins" (BBC, 14.12.): http://www.bbc.com/news/science-environment-38289960

3.6.
Echt oder falsch? Der Fund von Bernstorf böte eine Chance, viele wichtige, aber spröde Themen seriös in die Öffentlichkeit zu tragen
Der Fund von Bernstorf ist eine wissenschaftliche Sensation (ein Wort, das der DGUF-Newsletter ausnehmend sparsam verwendet) - wenn er denn echt ist: 1998 fanden ehrenamtlich archäologisch tätige Laien auf dem Areal einer ausnehmend großen bronzezeitlichen Höhensiedlung bei Bernstorf (Gem. Kranzberg, Kr. Freising) in Oberbayern u. a. für die Region einzigartige verzierte Goldfolien, die nach ihrer Konservierung ein Diadem ergeben, dessen ähnlichste Vergleichsstücke aus den Gräberrunden A und B in Mykene stammen (ca. 16.-15. Jh. v. Chr.). Weitere Stücke dieses Komplexes lassen sich in die süddeutsche Frühbronzezeit (Reinecke A) einordnen. Im Jahr 2000 wurden in Bernstorf zwei gravierte Bernsteinstücke gefunden mit Ritzungen, die als Inschriften in der mykenischen Linear-B-Schrift gedeutet werden (Moosauer 2006). Der 1998er Fund wurde von Rupert Gehard zügig in einem Vorbericht publiziert (Gebhard 1999), von der Archäologischen Staatssammlung in München angekauft (kursierende Zahlen: 350.000 / 600.000 / 750.000 Euro), die DFG bewilligte 2010 ein Forschungsprojekt, die ZDF-Reihe Terra-X berichtete, die Gemeinde Kranzberg errichtete am Ort ein 2014 eröffnetes Museum (Kosten angeblich 600.000 Euro), und der Finder wurde 2014 mit der "Bayerischen Verfassungsmedaille in Silber" ausgezeichnet. Doch bald kamen Zweifel an der Echtheit der Funde auf, bei einem inzwischen publizierten Vortrag im Oktober 2014 in Halle a. d. Saale legte Ernst Pernicka (REM Mannheim) dar, dass nach seinen Metallanalysen am Gold der Fund nicht echt sein könne. Eine wissenschaftliche Reaktion des Forschungsteams Rupert Gebhard (München) und Rüdiger Krause (Univ. Frankfurt) ließ lange auf sich warten, zu lange, meinte kommentierend Alexander Binsteiner im Januar 2016. Am 9. Januar 2017 sind Gebhard und Krause nun mit neuen Ergebnissen an die Öffentlichkeit getreten und stellen ihre Monografie vor. "Fasst man alle in dieser Arbeit diskutierten Aspekte zusammen, so kann kein einziges stichhaltiges Argument für das Vorliegen einer Fälschung namhaft gemacht werden", schreiben sie (Gebhard & Krause 2016, 151). Es bleibt abzuwarten, ob das Buch die öffentliche Wahrnehmung des Falles verändern wird, die seit langem auch von den Aspekten einer Verschwendung öffentlicher Gelder sowie von Neid und Gelehrtenstreit zwischen Alpha-Männern durchzogen wird. Schade! Denn der spektakuläre Fall Bernstorf böte der Archäologie einen öffentlichkeitswirksamen Aufhänger, viele wichtige, aber spröde Themen an einem spannenden Fall seriös in die Öffentlichkeit zu vermitteln: Sollen öffentliche Museen Funde ankaufen - und damit überhaupt erst Anlass für monetäre Interessen schaffen? Wie steht es um die Ver-Naturwissenschaftlichung der Archäologie: Kommt die letzte Wahrheit wirklich stets aus dem Labor? Wie zuverlässig, wie endgültig sind naturwissenschaftliche Befunde? Und auch: wie wichtig sind die Finder und Ausgräber und deren Ehrlichkeit? Die nun erschienene Monografie bietet eine Chance, aus Bernstorf eine für die Archäologie insgesamt fruchtbare öffentliche Debatte zu entwickeln, die weit über den konkreten Fund hinausweist.
"Archäo-Metallurgie: Reinstes Gold" (FAZ, 16.1.): http://www.faz.net/aktuell/wissen/archaeologie-altertum/bernstorfer-goldfund-bleibt-unter-faelschungsverdacht-14650115.html
"Fälschungsvorwürfe: Archäologen halten Bernstorfer Ornat für echt" (Spiegel, 9.1.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/muenchen-archaeologen-halten-bernstorfer-goldschmuck-fuer-echt-a-1128637.html
"Gold- und Bernsteinfunde von Bernstorf sind echt" (Süddeutsche, 10.1.): http://www.sueddeutsche.de/muenchen/archaeologie-gold-und-bernsteinfunde-von-bernstorf-sind-echt-1.3325849
"3400 Jahre altes Gold von Bernstorf keine Fälschung" (Pressemeldung Universität Frankfurt, 9.1.): http://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/3400-jahre-altes-gold-von-bernstorf-keine-faelschung/
Rupert Gebhard & Rüdiger Krause: Bernstorf. Archäologisch-naturwissenschaftliche Analysen der Gold- und Bernsteinfunde vom Bernstorfer Berg bei Kranzberg, Oberbayern. Abhandlungen und Schriften der Archäologischen Staatssammlung 3 (München 2016; erschienen Jan. 2017). - In wichtigen Auszügen online: https://www.academia.edu/30830554/R._Gebhard_R._Krause_Bernstorf_-_Arch%C3%A4ologisch-naturwissenschaftliche_Analysen_der_Gold-_und_Bernsteinfunde_vom_Bernstorfer_Berg_bei_Kranzberg_Oberbayern
"Bronzezeitliche Befestigung bei Bernstorf" (Wikipedia): https://de.wikipedia.org/wiki/Bronzezeitliche_Befestigung_bei_Bernstorf
"Die bronzezeitliche Befestigung Bernstorf und ihr Siedlungsumfeld im Ampertal (Lkr. Freising, Oberbayern)" (Univ. Frankfurt, 2010): http://www.uni-frankfurt.de/47314657/40_Bernstorf
Rupert Gebhard, Der Goldfund von Bernstorf. Bayerische Vorgeschichtsblätter 64, 1999, 1-18. Online: http://www.kranznet.indi.de/brzeit/goldfund/goldfund.htm
Manfred Moosauer: "Das Bernsteingesicht von Bernstorf" (Aviso 2006[2], p. 8-11): http://www.praehistorica.eu/pdf/DasBernsteingesichtvonBernstorf.pdf
"Terra X: Das magische Siegel" (ZDF, Video, 44 Min.; 14.10.2012): https://www.zdf.de/dokumentation/terra-x/die-bernsteinstrasse-das-magische-siegel-102.html
"Die Goldfunde von Bernstorf" (Pressemeldung REM Mannheim, 19.10.2014): http://www.cez-archaeometrie.de/?p=1300
Alexander Binsteiner: "Fälschungsverdacht in Bernstorf - Die Fortsetzung." (Archäologie Online, 22.1.2016): http://www.archaeologie-online.de/magazin/fundpunkt/sonstiges/2016/faelschungsverdacht-in-bernstorf-die-fortsetzung/

3.7.
Menschliches Blut und Krim-Kongo-Fieber in Keramikgefäß von der Heuneburg nachgewiesen
Durch die Analyse von Proteinresten von einem Gefäß aus einem Grabhügel der Heuneburg ist es einem Forscherteam in den USA gelungen, nicht nur menschliches Blut und Organe, sondern auch einen gefährlichen Virus nachzuweisen. Es handelt sich um das so genannte Krim-Kongo-Fieber, eine durch Zecken übertragene Blutkrankheit, an der noch heute Menschen in vielen Weltregionen sterben. Dies sei der erste Nachweis in einem archäologischen Fundkontext, sagt Conner Wiktorowicz, der Leiter der Studie und Doktorand an der Purdue University in West Lafayette, Indiana. Irgendwann zwischen 600 und 450 v. Chr. muss eine eher hochgestellte Person drastische Symptome entwickelt haben: große Beulen, Nasen- und Zahnfleischbluten sowie mit Blut durchsetzten Durchfall und Urin. Nachdem sie gestorben war, hat man Blut und Organe dieser Person – offensichtlich getrennt vom übrigen Körper – in eine Graburne gefüllt und beigesetzt. Wie üblich diese separierende Bestattungspraxis war lässt sich aufgrund fehlender Untersuchungen derzeit nicht sagen. Durch Proteinanalyse lassen sich Informationen über komplett zersetzte Inhalte von Gefäßen aus archäologischem Kontext gewinnen. Dazu werden Fragmente dieser Gefäße zermahlen, die anhaftenden Proteine mit Detergenzien oder anderen Chemikalien gelöst, isoliert und schließlich die Proteinfragmente mit verschiedenen Techniken analysiert. Der Nachweis von menschlichem Blut und Organen aus dem Gefäß hatte die Forscher durchaus überrascht, regelrecht schockiert seien sie gewesen, als sie die eindeutigen Proteinfragmente (Peptide) fanden, die es dem Virus des Krim-Kongo-Fieber erlauben, sich mit der Wirtszelle zu verbinden und diese zu infizieren.
"Human blood, organs, and a surprising virus detected in ancient pottery" (Science Magazine, 9.12.): http://www.sciencemag.org/news/2016/12/human-blood-organs-and-surprising-virus-detected-ancient-pottery
Conner J. Wiktorowicz, Bettina Arnold, John E. Wiktorowicz, Matthew L. Murray, Alexander Kurosky: Hemorrhagic fever virus, human blood, and tissues in Iron Age mortuary vessels. Journal of Archaeological Science. Volume 78, February 2017, Pages 29–39. http://dx.doi.org/10.1016/j.jas.2016.11.009
Informationen zum Krim-Kongo-Fieber auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Krim-Kongo-Fieber


4. Kulturgutschutz
4.1.
Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
Den Haag: "Police Seize 3,500 Stolen Artifacts, Arrest 75 in Suspected Art-Trafficking Ring" (NBC, 23.1.): http://www.nbcnews.com/news/world/police-seize-3-500-stolen-artifacts-arrest-75-suspected-art-n710866
"Archaeologist: the A303 is a crucial part of Stonehenge’s setting" (The Conversation, 23.1.): https://theconversation.com/archaeologist-the-a303-is-a-crucial-part-of-stonehenges-setting-71451
"UNESCO: 30 percent of Aleppo’s ancient city destroyed" (The Washington Post, 20.1.): https://www.washingtonpost.com/amphtml/world/middle_east/unesco-30-percent-of-aleppos-ancient-city-destroyed/2017/01/20/a3bf4412-df06-11e6-8902-610fe486791c_story.html
"Italy: numismatic prof. leads illegal excavation to sell finds" (EAA, 18.1.): https://heritage-lost-eaa.com/2017/01/18/italy-numismatic-prof-leads-illegal-excavation-to-sell-finds/
Christos Tsirogiannis: "Greek Archaeologist Prevents Illicit Sale of Antiquity in New York" (USA Greek Reporter, 17.1.): http://usa.greekreporter.com/2017/01/17/greek-archaeologist-prevents-illicit-sale-of-antiquity-in-new-york
"Morden und Restaurieren in Aleppo (Syrien/Irak im Dezember 2016)" (Archaeologik, 3.1.): http://archaeologik.blogspot.de/2017/01/morden-und-restaurieren-in-aleppo.html
"Looted Art Helps Fund Jihadists in Europe" (The Wall Street Journal, 28.12.): http://www.wsj.com/articles/looted-art-helps-fund-jihadists-in-europe-1472164857?platform=hootsuite
"Mali declares archaeological emergency. 'Red list' of artefacts issued to customs agents and art dealers" (Financial Times, 16.12.). https://www.ft.com/content/559aa998-c386-11e6-9bca-2b93a6856354
"Crimean gold must go back to Ukraine, says Dutch court" (BBC, 14.12.): http://www.bbc.com/news/world-europe-38314491
"Laufen an der Salzach: Urnengräber aus der Bronzezeit geplündert" (BR, 6.12.): http://www.br.de/nachrichten/oberbayern/inhalt/laufen-grab-raeuber-100.html

4.2.
Michael Müller-Karpe: "Kulturgutschutzgesetz fördert illegalen Handel"
In einem Interview mit der Märkischen Zeitung begründet Michael Müller-Karpe (RGZM) seine These, dass das 2016 verabschiedete Kulturgutschutzgesetz das Gegenteil dessen bewirke, was es anstrebte. Beim Import von Kulturgütern sei es ein Lichtes, die Bestimmungen des Gesetzes zu unterlaufen. Er beschreibt in konkreten Beispielen, wie leicht das ist, und plädiert dafür, dass neben einem guten Gesetz auch eine soziale Ethik ein wichtiges Element des Kulturgutschutzes sei.
"Kriminalarchäologe: Kulturgutschutzgesetz fördert illegalen Handel" (Märkische Online-Zeitung, 26.12.): http://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/1540134
"Kulturgutschutz in Rheinland-Pfalz: 'Das Gesetz ist verheerend'" (SWR, 26.12.): http://www.swr.de/landesschau-aktuell/rp/kulturgutschutz-in-rheinland-pfalz-das-gesetz-ist-verheerend/-/id=1682/did=18731242/nid=1682/12a7h8f/

4.3.
Der IS zerstört wieder Teile des antiken Palmyra
Die Terrormiliz IS hat in Palmyra Teile des römischen Theaters zerstört. Das meldete am 20.1. die syrische Nachrichtenagentur Sana. Satellitenbilder zeigten Schäden auch an der Fassade des Theaters. Die Zerstörung des Tetrapylons an der Prachstraße von Palmyra, über die seit Ende Dezember spekuliert wird, hat der Chef des staatlichen syrischen Generaldirektorats für Antiquitäten und Museen, Maamoun Abdulkarim, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters bestätigt. Die UNESCO bestätigte die Zerstörungen in Palmyra ebenfalls, die Generaldirektorin Irina Bokova verurteilte sie als "Kriegsverbrechen und immensen Verlust für das syrische Volk und die Menschheit". Seit Dezember ist Palmyra wieder in der Gewalt des so genannten Islamischen Staats. Eine jüngste, unbestätigte Meldung auf Basis einer nicht näher genannten militärischen Quelle berichtet in der Nacht vom 25. auf den 26.1. von Kämpfen zwischen syrische Regierungskräften und IS-Kämpfern in unmittelbarer Nähe Palmyras.
"Wüstenstadt Palmyra: IS zerstört Teile des Amphitheaters" (Tagesschau, 20.1.): http://www.tagesschau.de/ausland/palmyra-is-amphitheater-101.html
"Islamic State destroys famous monument in Syria's Palmyra: antiquities chief" (Reuters, 20.1.): http://www.reuters.com/article/us-mideast-crisis-syria-palmyra-idUSKBN1540X3
"Alarmed at destruction in Palmyra, Security Council reiterates need to stamp out hatred espoused by ISIL" (Pressemeldung UN News Centre, 20.1.): http://www.un.org/apps/news/story.asp?NewsID=56013#.WIoAJnqPwpo
"UNESCO Director-General condemns destruction of the Tetrapylon and severe damage to the Theatre in Palmyra, a UNESCO World Heritage site" (Pressemeldung UNESCO, 20.1.): http://en.unesco.org/news/unesco-director-general-condemns-destruction-tetrapylon-and-severe-damage-theatre-palmyra
Interview mit Andreas Schmidt-Colinet: "Wer Palmyra besitzt, besitzt Syrien" (Profil.at, 14.12.): http://www.profil.at/ausland/archaeologe-palmyra-syrien-buergerkrieg-is-7821239


5. Ausbildung, Job-Themen und Personalia
5.1.
Eingruppierung archäologischen Fachpersonals im öffentlichen Dienst geregelt
Seit 1.1. sind die neuen Regelungen für die Eingruppierung archäologischer Tätigkeiten in die einschlägigen Tarifgruppen des öffentlichen Dienstes klar geregelt, und zwar für alle Beschäftigten einschließlich des wissenschaftlichen Personals. Nach Annahme der Tarifergebnisse von 2016 durch die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) am 29.4.2016 und die Mitglieder von ver.di am 31.5.2016 ist die neue Entgeltordnung für den kommunalen Bereich jetzt in Kraft getreten. Darin sind erstmalig alle Berufsgruppen im Bereich Archäologie nach ihren Merkmalen beschrieben und die bestehenden Tarifgruppen zugeordnet worden. Agnes Rahm und Jürgen Tzschoppe-Komainda kommentieren dies im – zum Redaktionsschluss leider noch nicht online stehenden – Rundbrief 10/2016 des Verbands für Grabungstechnik und Feldarchäologie e. V. (VGFA): "Dieser Tarifvertrag kann auch als Grundlage für eine Personalentwicklung der Beschäftigten in den archäologischen Fachämtern genutzt werden. Wer Erfahrungen gesammelt und entsprechende Fähigkeiten entwickelt hat und diese auch einsetzen kann, hat nun die Möglichkeit/Chance, dies auch mit einer höheren Eingruppierung honoriert zu bekommen." Damit sind die bei den Ämtern angestellten Archäologen nach ihren Tätigkeitsmerkmalen in einem verbindlichen Tarifvertrag geschützt. Für die vielen freiberuflichen und in der Privatwirtschaft Tätigen fehlt es weiterhin an einer vergleichbaren Klarheit.
Agnes Rahm & Jürgen Tzschoppe-Komainda: Entgeltordnungen für Beschäftigte im Bereich Grabungstechnik in den Tarifverträgen für Bund, Länder und Kommunen. Rundbrief Grabungstechnik 10/2016, 1-17.
Website des VGFA: http://feldarchaeologie.de/

5.2.
Zeichnet sich in Baden-Württemberg eine Lösung des schwelenden Konflikts um Kettenverträge und Rettungsgrabungen ab?
Seit Ende Herbst 2015 ist die Archäologie in Baden-Württemberg in Unruhe: Einem ungemein hohen Aufkommen an Rettungsgrabungen steht entgegen, dass in Baden-Württemberg keine Grabungsfirmen tätig sind, es dem Fachamt an Planstellen mangelt und es zugleich Fachkräfte nur mehr unter sehr harten Restriktionen befristet anstellt (vgl. DGUF-Newsletter vom 9.12.2016 Punkt 5.2.). Dies führte zum Ausscheiden zahlreicher Mitarbeiter und Personalengpässen auf den Grabungsflächen. Sehr lange gab es zu diesem Problem keine offiziellen Äußerungen aus dem Landesamt. Nun berichtet ein anscheinend ausnehmend gut informiert Artikel in den Stuttgarter Nachrichten von den Konturen einer sich abzeichnenden Lösung, über die zunächst im Februar im Landtag beschlossen werden solle. Die Rede ist von 50 zusätzlichen Planstellen in der Landesarchäologie. Das lange debattierte Modell eines Landesbetriebs sei, so zitieren die Stuttgarter Nachrichten den Landesarchäologen, vom Tisch. Vielmehr scheint es zusätzlich zur Mehrung der Planstellen nun auch zu einer Öffnung für die Firmenarchäologie zu kommen.
"Landesamt für Denkmalpflege: Archäologie keine hoheitliche Aufgabe mehr" (Stuttgarter Nachrichten, 28.12.): http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.landesamt-fuer-denkmalpflege-archaeologie-keine-hoheitliche-aufgabe-mehr.da38b2ab-2392-46df-b9c0-d8292fcb789c.html

5.3.
Ur- und Frühgeschichte Saarbrücken: Berufungsverfahren läuft
Die Turbulenzen in den Jahren 2014-2016 um die teils geplanten, teil umgesetzten drastischen Kürzungen im Bereich Archäologie an der Universität Saarbrücken konnten Leser des DGUF-Newsletters stets mitverfolgen, hatte sich die DGUF doch - zusammen mit dem DArV - für einen Erhalt der Stellen stark gemacht, die studentischen Petitionen unterstützt und immer wieder darüber berichtet. Nach einigen scheinbar nachrichtenlosen Monaten zeichnet sich nun ab, dass die damaligen gemeinsamen Bemühungen Wirkung zeigen: Das Verfahren zur Wiederbesetzung der vakanten Professur für Vor- und Frühgeschichte hat das Stadium der Bewerbungsvorträge erreicht; am 6.2. stellen sich fünf hochkarätige Bewerber mit Vorträgen vor. Die DGUF hofft, dass das Verfahren nun seinen gewohnten akademischen Gang weitergeht, die Kommission in Einigkeit eine gute Wahl trifft und der Lehrstuhl besetzt wird.
"DGUF setzt sich für den Erhalt von Archäologie an der Universität des Saarlandes ein": http://www.dguf.de/349.html

5.4.
"Stipendium" in Hessen: KAL ignoriert Angebot finanzieller Unterstützung und jede inhaltliche Kritik
Wir erinnern an das sog. "Stipendium" in Hessen (Rödermark): ein 2-jähriges Forschungsprojekt für eine Archäologin mit Abschluss. Für eine Vollzeittätigkeit erhält sie ca. 450 Euro monatlich, keine Sozial- und kein Rentenversicherung. Ein Verstoß gegen die fachliche Ethik, sagen wir, aber die Verantwortlichen können die Kritik nicht verstehen. Sie weisen auch darauf hin, jeder könne ja schließlich helfen, die niedrige Summe aufzustocken. Prof. Raimund Karl hat nun im Dezember an Dr. Frank Verse geschrieben, der als Chef der Kommission für Archäologische Landesforschung in Hessen (KAL) für das Stipendium mitverantwortlich ist, und bietet ihm genau das an: eine monatliche Spende für die gesamte Laufzeit des Stipendiums als Rettungsversuch, "um der Stipendiatin doch noch so weit als möglich verbesserte Konditionen bieten zu können". Doch Verse antwortet nicht einmal auf das Angebot (wie er auch zum Brief der DGUF vom 1.12.2016 schweigt). Er ignoriert bisher auch die Kritik Karls, dass sein Handeln "aktiv dazu beiträgt, dass zukünftig noch mehr, noch schlechter dotierte ‚Stipendien‘ ausgeschrieben werden". Raimund Karl postuliert nach einer Analyse der Situation schließlich, faktisch bestehe ein Dienstverhältnis, kein Stipendium. Ein hochspannender Brief, den Raimund Karl Mitte Januar öffentlich gemacht hat und der das Lesen (sowie Teilen) unbedingt wert ist. Die Kritik am Hessen-"Stipendium" hat übrigens in den Sozialen Medien hohe Resonanz hervorgerufen. Allein auf der Facbook-Seite der DGUF wurden knapp 9.000 Personen mit dem Thema erreicht, es gab dazu mehr als 300 Kommentare, Reaktionen und geteilte Inhalte.
Raimund Karl, "Schreiben an Dr Frank Verse / KAL vom 10.12.2016 betreffend Stipendienvergabe durch die KAL":
Raimund Karl, Schreiben an Dr. Frank Verse (KAL) vom 10.12.2016: https://www.academia.edu/30914738/Schreiben_an_Dr_Frank_Verse_KAL_vom_10.12.2016_betreffend_Stipendienvergabe_durch_die_KAL
"DGUF moniert unangemessenes ‚Stipendium‘, vergeben durch die hessische Landesarchäologie": http://www.dguf.de/413.html


6. Open Access & Open Data
6.1.
Von DGUF mitorganisierte Open-Access-Session der EAA Vilnius 2016 nun im Video dokumentiert
Der Archäo-Vlogger Doug Rocks-Macqueen hat die Sektion "Open Access and Open Data in Archaeology: Following the Ariadne Thread" auf der EAA 2016 in Vilnius (30.8.-2.9.), die vom stellv. DGUF-Vorsitzenden F. Siegmund mitorganisiert worden war, im Video dokumentiert (vgl. DGUF-Newsletter vom 4.10.2016 Punkt 6.1.). Die sechs Videos zeigen jeweils den kompletten Vortrag einschließlich der Präsentation, zudem wurden die Abstracts mit in den Beitrag übernommen, so dass Interessierte hier nachträglich einen umfassenden Eindruck von der Sektion gewinnen können. Die Vorträge unterstreichen, dass inzwischen ausgereifte Konzepte und Infrastrukturen für die Veröffentlichung archäologischer Forschungsdaten im Open Access vorliegen. Doch die Teilnehmer der Session stimmten in der leider nicht verfilmten Abschlussdebatte darüber überein, dass dem verfügbaren Instrumentarium derzeit noch keine breite Nutzung gegenübersteht. Offenbar fehlen für Autoren wie für Projekte derzeit noch hinreichend starke Anreize, den nicht geringen Zusatzaufwand dafür auf sich zu nehmen.
"Open Access and Open Data in Archaeology: Following the Ariadne Thread" (Doug's Archaeology, 4.1.): https://dougsarchaeology.wordpress.com/2017/01/04/open-access-and-open-data-in-archaeology-following-the-ariadne-thread/
Fokus Open Access & Open Data in Arch. Inf. 38 (2015): http://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/issue/view/2578/showToc

6.2.
Schweiz: vollständige Umstellung auf (Goldenen) Open Access würde Kosten sparen oder sogar senken
Swissuniversities, ein Verbund aller Schweizer Hochschulen, und der Schweizer Nationalfonds (SNF), das Schweizer Pendant zur DFG, haben gemeinsam eine Studie zu den Kosten des wissenschaftlichen Bibliotheks- und Publikationswesens in der Schweiz beauftragt. Sie sollte den Ist-Zustand mit einem optionalen Wandel auf Open Access und Publikationsgebühren vergleichen. Das Ergebnis: Eine vollständige Umstellung des gesamten Schweizer Wissenschaftsbetriebs auf (bezahlten) Open Access wäre kostenneutral möglich. Christian Gutknecht, Open-Access-Befürworter und IT-Spezialist beim SNF, bemängelt nun den defensiven Charakter der Studie. Nach seiner begründeten Abschätzung könnten die Kosten von derzeit 70 Mio. Schweizer Franken (CHF) ohne spürbare Einschnitte auf 31 bis 60 Mio. CHF gesenkt werden. Die Einsparungen könnten im Schweizer Wissenschaftsbetrieb für andere Aufgaben genutzt werden. Er empfiehlt gerade der wohlhabenden Schweiz, die (auch in Deutschland) laufenden Verhandlungen um Nationallizenzen hintanzustellen und mit mutigeren Finanzierungsmodellen in eine auch Kosten senkende Umstellung des Publikationswesens auf Open Access einzutreten.
Christian Gutknecht: "Schweiz: Studie belegt massives Sparpotential beim Wechsel zu Open Access" (wisspub.net, 28.12.): https://wisspub.net/2016/12/28/schweiz-studie-belegt-massives-sparpotential-beim-wechsel-zu-open-access/

6.3.
Österreich: Übersicht, Checkliste und Textbausteine pro Open Access publiziert
Die österreichische "Arbeitsgruppe Open Access Policies" hat (im Open Access) einen Aufsatz publiziert, der einen kompakten Überblick über die bestehenden Open-Access-Erklärungen und -strategien der österreichischen Universitäten gibt. Gut zu wissen. Doch wertvoller sind die anschließend daraus generierte Checkliste und die Textbausteine, mit denen es Interessierte einfach haben, per Copy & Paste das strategische Vorgehen ihrer Institution zu formulieren und klare Richtlinien zu setzen. Ein nützlicher Aufsatz, auch über Österreich hinaus.
Bruno Bauer, Andreas Ferus & Lisa Schilhan: "Checkliste 'Open Access Policies': Analyse von Open Access Policies öffentlicher Universitäten in Österreich". Mitteilungen der VÖB 69 (3/4), 2016, 447-475: https://ojs.univie.ac.at/index.php/voebm/article/view/1734/1491

6.4.
Germania 93, 2015 erscheint ohne Sperrfrist im Open Access
Der aktuelle Band der weiterhin auch im Druck erscheinenden Fachzeitschrift "Germania" (93, 2015) findet sich seit Mitte Dezember im OJS-Archiv der UB Heidelberg, d. h. er ist ohne Einschränkungen im Open Access publiziert. Im Impressum des Bandes und in der Germania-Präsenz auf der Website des DAI gibt es dazu keine programmatischen Äußerungen, und die OJS-Präsenz der Zeitschrift enthält widersprüchliche Angaben. Gleichwie: die Röm.-German. Kommission hat für eine der traditionsreichsten und wichtigsten Zeitschriften der deutschen Ur- und Frühgeschichte - ähnlich dem Vorgehen der DGUF im Jahr 2013 - einen grundlegenden Wandel ihres Publikationsmodells vollzogen. Das macht die Zeitschrift für Autoren wie Leser wieder attraktiver.
Germania 93 (2015): http://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/germania/issue/view/3026
Zeitschriftenpräsenz auf der Website des DAI: https://www.dainst.org/-/germania [22.12.2016].

6.5.
Account bei Academia.edu löschen!?
Unruhe ergreift aktuell die Academia.edu-Nutzer. So sehr, dass die Historikerin Sarah Bond (Univ. Iowa) in ihrem Beitrag im renommierten Wirtschaftsmagazin "Forbes" das hier noch in den Titel gesetzte Fragezeichen gleich weglässt: "Dear Scholars, Delete Your Account At Academia.Edu", schreibt sie. Die 2008 gegründete, bislang für ihre weltweit derzeit ca. 46 Millionen Nutzer gänzlich kostenlose Plattform dient Wissenschaftlern als Archiv für digitale "Sonderdrucke", eine wirksame Form der - meist grauen – Open-Access-Publikation. Irreführend ist allerdings die Top-Level-Domain .edu: Vor den Zugangsbeschränkungen von 2001 eingerichtet, gehört die Plattform keinesfalls einer Wissenschafts-Einrichtung, sondern ist ein Start-Up mit Sitz in San Francisco, also ein .com. Eine erste Veränderung des bisherigen Geschäftsmodells trat Ende 2015 ein, als Academia.edu ihren Nutzern anbot, ihre Beiträge gegen eine "kleine Gebühr" anderen Nutzern zu empfehlen. Nun denn, darauf konnte man auch verzichten und seinerseits die Einblendungen in der schmalen rechten Leiste ignorieren. Das Angebot veränderte Academia.edu aus Sicht seiner Nutzer nicht wesentlich. Sie war und blieb eine Plattform des freien und hierarchiearmen Austauschs von "Sonderdrucken" und der Formung von individuellen wissenschaftlichen Netzwerken. Doch seit dem 20.12. bietet Academia.edu darüber hinaus einen "Premium-Account" an: in Deutschland für 8,99 Euro im Monat oder 89 Euro pro Jahr. Nutzern des Premium-Accounts stellt Academia.edu Nutzungsinformationen zur Verfügung, weit mehr und personalisierter als im kostenlosen Modell. Premium-Kunden erfahren nicht nur, wie viele Menschen einen Artikel angesehen haben, sondern nun wird diese Information auch mit deren Status verknüpft; man sieht, ob die eigenen Leser selbst gewichtige Publizierer oder Wissenschafts-Novizen sind. Mehr noch: "Die Leserfunktion verrät Ihnen, wer Ihre Papers liest, herunterlädt und mit einem Lesezeichen markiert" ist auf Academia.edu nachzulesen, und: "Erfahren Sie, aus welcher Stadt ein Leser kommt, welchen Beruf er ausübt und zu welcher Einrichtung er gehört". Man erfährt also exakt, wer individuell und welche Lesergruppen die eigenen Publikationen gelesen haben. Das ist z. B. aus Sicht von Sarah Bond zu viel an persönlichen Informationen, die da preisgegeben werden, und es bedeute die Schaffung einer Klassengesellschaft auf Academia.edu. Ohne Verweis auf die deutsche Plattform ResearchGate.net nennt sie mögliche Alternativen und verweist u. a. auf die europäische, vom CERN getragene Plattform "Zenodo", für die es sogar ein Migrationstool für den bequemen Umzug von Academia.edu nach Zenodo gebe. "Humanities Commons" wäre eine weitere Alternative.
S. Bond: "Dear Scholars, Delete Your Account At Academia.Edu" (Forbes, 23.1.): http://www.forbes.com/sites/drsarahbond/2017/01/23/dear-scholars-delete-your-account-at-academia-edu/
"How do people find your papers? Academia.edu Introduces a New Premium Feature" (Academia.edu, 20.12.): https://medium.com/@academia/how-do-people-find-your-papers-academia-edu-introduces-a-new-premium-feature-8b221176f57f#.y0wzi1lku


7. Bürger und Archäologie & Citizen Science
7.1.
Zentrale Plattform zu offenen Bildungsmaterialien (OER) geplant
Ein möglicher Weg, archäologische Themen im Schulunterricht und der Erwachsenenbildung zu platzieren, ist die Erstellung von sog. Offenen Lehr- und Lernmaterialien (Open Educational Ressources, OER). Dass das Thema boomt, zeigt jetzt die Planung für eine zentrale Plattform zu OER. Eine entsprechende Ausschreibung des BMBF hat das Deutsche Institut für internationale pädagogische Forschung (DIPF) gewonnen, dort wird nun über zwei Jahre eine solche Plattform entwickelt. Es sollen dort auch Best-Practice-Beispiele gesammelt werden, womit man auch neue Zielgruppen für das Thema OER begeistern möchte. Archäologen sind dann hoffentlich dabei.
"Neu: Zentrale Online-Plattform zum Thema Open Educational Ressources (OER)" (ZwischenSeiten, 4.1.): https://zwischenseiten.com/2017/01/04/neu-zentrale-online-plattform-zum-thema-open-educational-ressources-oer/
Wikipedia zu Open Educational Resources: https://de.wikipedia.org/wiki/Open_Educational_Resources

7.2.
Archäologie und bürgerschaftliches Engagement in Österreich
Auch im Nachbarland Österreich gibt es derzeit, abgesehen vom kontroversen "Sondeln", noch wenige Möglichkeiten für Laien, in der Archäologie praktisch tätig zu werden. "Professionelle Archäologie und ehrenamtliches Engagement bilden keinen Widerspruch, sondern können einander verstärken. Dazu müssen entsprechende Rahmenbedingungen geschaffen und Vereinbarungen getroffen werden", findet jedoch Joris Coolen, Geschäftsführer des Vereins ArchaeoPublica. Im "Standard" thematisiert Coolen die Chancen der Citizen Science am Beispiel eines regionalen Projekts des Römerwegs Ovilava. Auch sein eigener Verein bemüht sich aktiv um die bessere Zusammenarbeit von Fach- und Bürgerwissenschaft in Österreich. Rahmenbedingungen für diese Aktivitäten gibt es theoretisch längst: Österreich hat - im Gegensatz zu Deutschland - bereits die Konvention von Faro 2005 ratifiziert, die unter anderem Teilhabe und aktive Mitwirkung aller Bürger an der Dokumentation und Pflege des Kulturerbes anstrebt.
Joris Coolen, "Wie Laien in die Archäologie einsteigen können" (Standard, 22.12.): http://derstandard.at/2000049660989/Wie-Laien-in-die-Archaeologie-einsteigen-koennen
Konvention von Faro- (Anarchaeologie, 11.6.2016; Video, 6:29 Min.): http://anarchaeologie.de/2016/06/11/video-faro-konvention/

7.3.
Archäologische Informationen: "Forum: Konvention von Faro" gestartet, Debatte erwünscht
Die 2005 vom Europarat verabschiedete Konvention von Faro bestimmt die Teilhabe und Erforschung des kulturellen Erbes als Bürgerrecht. Zwar hat die Bundesrepublik Deutschland - anders als z. B. Österreich - die Faro-Konvention noch nicht ratifiziert, "aber was wäre wenn?" fragen Katharina Möller und Raimund Karl in ihrem neuen Aufsatz. Ihrer Ansicht nach lägen dann viele Denkmalschutzgesetze im Konflikt mit dieser (übergeordneten) Konvention, die eine weitaus stärkere Bürgerbeteiligung und mehr Bürgerrechte auch am archäologischen Kulturerbe vorsieht, als es die derzeitigen Regelungen erlauben. Weil es dazu nach Kenntnis der DGUF auch andere Rechtsauffassungen gibt, eröffnen wir in den "Archäologischen Informationen" mit diesem Aufsatz ein "Forum", um das Thema einer wissenschaftlichen Debatte zuzuführen. Im Format "Forum" werden in mehreren aufeinander bezogenen Aufsätzen - wie in Rede und Gegenrede - Themen öffentlich diskutiert. Einreichungen zum Thema sind den Herausgebern unserer Zeitschrift also herzlich willkommen.
Möller, K. & Karl, R. (2017). Sind deutschsprachige Denkmalschutzgesetze mit der Konvention von Faro (un-) vereinbar? Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 18. Jan. 2017. http://www.dguf.de/fileadmin/AI/ArchInf-EV_Moeller_Karl.pdf

7.4.
Archäologie in Schulen: Potenzial und Möglichkeiten als Schlüsselwerkzeug eines gesamtheitlichen Lehransatzes am Beispiel Großbritanniens
Archäologie gehört nur selten zu den festen Bestandteilen von Lehrplänen — weltweit. Hauptziel der Session "Archaeology in schools" bei der Konferenz "Archaeology in Context" des Chartered Institute for Archaeologists (CIfA) im April 2016 waren Antworten auf die Frage, wie Archäologie als Schlüsselwerkzeug innerhalb der Landeslehrpläne genutzt werden kann. Doug Rocks-Macqueen hat jetzt sieben Vorträge als Video veröffentlicht. Best-Practice Beispiele aus Großbritannien veranschaulichen vielfältige Kooperationsmöglichkeiten zwischen archäologischen Institutionen und Schulen. Beispiele der Strategien und Erkenntnisse: Kindgerechte Vermittlung von Archäologie soll den Zugang und Umgang mit der eigenen Geschichte befördern. Zentrale Bedeutung haben der wechselseitige Austausch zwischen Lehrern und Wissenschaftlern, Lehrerfortbildungen und die Integration neuer Forschungserkenntnisse im Lehrplan. Archäologische Funde schaffen direkten Bezug zur Geschichte. Das Lernen am (archäologischen) Ort und in der Schule fördern Wissen, Fähigkeiten, Sozialkompetenzen und Selbstbewusstsein der Kinder. Die historische Umwelt dient als Kontext interdisziplinären Lernens, z. B. bei der ganzheitlichen Untersuchung archäologischer Fundstellen. Direkter Objektbezug verbindet spielerisch reale Lernerfahrungen (Teamwork, Organisation, Abenteuer usw.), Inhalte unterschiedlicher Schulfächer (Mathe, Geographie, Geschichte usw.) sowie den Austausch zwischen Experten und Einheimischen. Ziel ist nachhaltiges Lernen mit allen Sinnen, die Stärkung individueller und gesellschaftsrelevanter Fähigkeiten. Auch Wissenschaftler und Studierende profitieren, indem sie die Bedürfnisse entsprechender Zielgruppen besser kennen lernen.
"Archaeology in schools: promoting archaeology as a key learning tool within the national curricula" (Doug's Archaeology, 14.12.): https://dougsarchaeology.wordpress.com/2016/12/14/archaeology-in-schools-promoting-archaeology-as-a-key-learning-tool-within-the-national-curricula/


8. Ausstellungen und Museen
8.1.
Römisch-Germanisches Museum in Köln wird Baudenkmal
Das 1974 eröffnete Römisch-Germanische Museum (RGM) in Köln war seinerzeit ein vielbeachteter Wurf: Der von den beiden Braunschweiger Architekten Heinz Röcke und Klaus Renner entworfene Bau duckte sich selbstbewusst anders, modern und zur Stadt hin demonstrativ offen südlich nah an den Kölner Dom, ohne diesem Monument irgendetwas zu nehmen, und die von Hugo Borger und seinem Team verantwortete Ausstellung galt bald rundum als museumdidaktischer Meilenstein. Seitdem wurde an der Dauerausstellung im Museum so gut wie nichts verändert, weder unter seinem Direktor Hugo Borger (bis 1990), noch unter seinem Nachfolger Hansgerd Hellenkemper (bis 2010). Nur die 1974 schneidend modernen Videostationen, die an vielen Schwerpunkten innerhalb der Ausstellung den Besuchern die Möglichkeit zu einer vertiefenden Information gaben, verschwanden irgendwann; erst fielen sie gehäuft technisch aus, dann wurden sie entfernt. Einen Ersatz gab es nicht. So bietet die Ausstellung interessierten Besuchern heute einen hohen Wiedererkennungswert - Spötter sprechen auch vom Hugo-Borger-Gedächtnismuseum. Doch nachdem der langjährige Kölner Dauerbrenner "Archäologische Zone & Jüdisches Museum" mehr und mehr in geordnete Bahnen und zur Ruhe kommt (zuletzt: DGUF-Newsletter vom 30.8.2016 Punkt 9.4.), droht neues Unheil: Die Neugestaltung des gesamten Bereichs südlich des Kölner Doms (Domplatte, Roncalliplatz), inklusive des RGMs und seines etwas abgetrennten Verwaltungsgebäudes, die 2014 vom damaligen Oberbürgermeister Jürgen Roters angekündigt worden war (DGUF-Newsletter vom 1.4.2014 Punkt 6.14.), steht seit Herbst 2016 mehr und mehr in der öffentlichen Debatte und scheint einer konkreten Planung näher zu rücken. Der Veränderungsdruck auch auf das RGM steigt. Da ist der Akt, den Bau kurzerhand unter Denkmalschutz zu stellen, ein nachgerade genialer Schachzug der konservativen Kräfte.
"Römisch-Germanisches Musuem unter Denkmalschutz" (WDR, 5.1.): http://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/koeln-rgm-denkmalschutz-100.html
"Stadtgestaltung in Köln: Römisch Germanisches Museum soll Baudenkmal werden" (Kölner Stadtanzeiger, 6.1.): http://www.ksta.de/kultur/stadtgestaltung-in-koeln-roemisch-germanisches-museum-soll-baudenkmal-werden-25489018
"Magere Masterplan-Bilanz: Was wurde aus den Vorschlägen für die Kölner Innenstadt?" (Kölner Stadtanzeiger 22.9.2016): http://www.ksta.de/koeln/magere-masterplan-bilanz-was-wurde-aus-den-vorschlaegen-fuer-die-koelner-innenstadt--24784196
"Architekturkritik: Ein schmuckloser Wunderwürfel für den Kölner Roncalliplatz" (Kölner Stadtanzeiger, 3.11.2016): http://www.ksta.de/koeln/innenstadt/architekturkritik-ein-schmuckloser-wunderwuerfel-fuer-den-koelner-roncalliplatz-25023716

8.2.
Ausstellung im Autohaus: "Genau hier haben Menschen gelebt"
Normalerweise beschäftigt sich Mathias Süchting mit den neuesten Automodellen, oder er veranstaltet Gewinnspiele wie "Wilde Frisuren für Wilde Autos". Doch seit 14.1. bis Mitte April beherbergt sein Autohaus in Buchholz (Lkr. Harburg, Niedersachsen) auch die Ausstellung "Trelder Berg und die Langobarden - unsere Heimat vor 2.000 Jahren". Süchting wollte das so: "Mich fesselt die Idee, dass die Menschen, die hier vor 2.000 Jahren lebten, Handel getrieben haben wie wir heute." Während der Ausgrabungsphase in dem Gewerbegebiet, in dem sein Autohaus steht, habe er die Archäologen immer wieder besucht und nach ihren Entdeckungen befragt. Ca. 40 bis 50 Menschen lebten im Zeitraum von Christi Geburt bis zum zweiten Jahrhundert n. Chr. am Trelder Berg in fachwerkähnlichen Häusern. Kreisarchäologe Jochen Brandt zählt die Ausgrabungsstätte zu den drei wichtigsten in Niedersachsen, wenn es um die Erforschung der Langobarden geht. Fast 50 Objekte sowie Schautafeln werden im Autohaus während der Geschäftszeiten präsentiert. Glücklich darüber ist auch der Kreisarchäologe: "Ich finde, dass sich das richtig anfühlt."
"'Genau hier haben Menschen gelebt'. Ausstellung 'Trelder Berg und die Langobarden' im Autohaus S+K eröffnet" (Kreiszeitung Wochenblatt, 17.1.): http://www.kreiszeitung-wochenblatt.de/buchholz/panorama/genau-hier-haben-menschen-gelebt-d87874.html

8.3.
Baden Württembergs SPD will freien Eintritt in Museen des Landes
Der frühere SPD-Landesvorsitzende und Finanz- und Wirtschaftsminister Nils Schmid sagte den Stuttgarter Nachrichten: "Die Museen des Landes bieten hervorragende Sammlungen in ständig aktualisierten Präsentationen. Diese Sammlungen sind der Schatz unserer Museen und müssen für alle Bürgerinnen und Bürger frei zugänglich sein. " Das Land müsse die unbeschränkte gesellschaftliche Teilhabe an der Kultur ermöglichen. Einen entsprechenden Antrag will die SPD-Fraktion im Stuttgarter Landtag bei den kommenden Haushaltsberatungen stellen.
"SPD will freien Eintritt in Museen des Landes" (Stuttgarter Nachrichten, 12.1.): http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.baden-wuerttemberg-spd-will-freien-eintritt-in-museen-des-landes.77d19460-16e8-4d10-a175-904aa48854af.html


9. Und sonst …
9.1.
Deutsche Anthropologen beantragen eigenständiges Fachkollegium bei der DFG
"Nach dem Spiel ist vor dem Spiel": Zwar haben die für vier Jahre neu gewählten Fachgutachter der DFG (DGUF-Newsletter vom 17.11.2015 Punkt 9.2.) gerade erst im Frühjahr 2016 ihre Arbeit aufgenommen, doch erste Vorbereitungen für die nächste Wahlperiode 2020-2023 haben bereits begonnen. So überprüft z. B. der Senat der DFG regelmäßig zwischen den Wahlen die Fächerstuktur und den Zuschnitt dieser Gremien. In diesem Kontext hat nun im Januar die Gesellschaft für Anthropologie (GfA) bei der DFG den Antrag gestellt, in der kommenden Wahlperiode für die Begutachtung von Forschungsanträgen ein eigenständiges Fachkollegium Anthropologie bilden zu können. Die Anthropologie sei ein eigenes Fach, das zwischen den reinen Natur- und den reinen Geisteswissenschaften stehe und seine Stärke gerade in dieser Brückenfunktion entwickeln könne. Seine derzeitige Ressortierung in der Zoologie (!) unter "203-02: Evolution, Anthropologie" werde der Vielfalt und dem Schwerpunkt des Faches nicht gerecht. Auch andere Anbindungen wie etwa allein an die Medizin oder die Archäologie würden dem Fach nicht entsprechen. Aus Sicht der GfA sei ein eigenes Fachkollegium Anthropologie notwendig, in dem die Aspekte Physische Anthropologie, Angewandte Anthropologie, Historische Anthropologie und Humanethologie mit Expertise vertreten sein müssten. Die GfA hat benachbarte Fächer um Unterstützung Ihres Antrags gebeten; u. a. gemeinsam mit dem DVA und dem VLA unterstützt auch die DGUF diesen Antrag.

9.2.
Referentenentwurf zur Novellierung des deutschen Urheberrechts liegt vor
Um das Urheberrecht und seine rechtlichen Konsequenzen gibt es angesichts der vielfältigen elektronischen (Wieder-) Nutzungen urheberrechtlich geschützter Werke viele Auseinandersetzungen, zuletzt und weiterhin schwelend zwischen der VG Wort und vielen Universitäten betreffs der sog. elektronischen Semesterapparate. Mitte Januar hat die Bundesregierung den Referentenentwurf zu einer Novellierung veröffentlicht ("UrhWissG"), der insbesondere im Bereich von Bildung und Wissenschaft den heutigen Nutzungswünschen entsprechen und auch im Interesse von Autoren und Verlagen mehr Rechtssicherheit schaffen will. Der Entwurf ersetzt pauschale Regelungen ("allgemeine Bildungs- und Wissenschaftsschranke"; vgl. DGUF-Newsletter vom 30.8.2016 Punkt 9.6.), um deren konkrete Deutung es in der Vergangenheit immer wieder Rechtsstreitigkeiten gab, durch viele konkrete Einzelregelungen. Auf den ersten Blick eine nachvollziehbarer Ansatz mit "richtigen Schritten und Lücken im Detail", urteilt Prof. Rainer Kuhlen, Sprecher des Aktionsbündnisses Urheberrecht für Bildung und Wissenschaft, in einer ersten Einordnung des Gesetzentwurfs für die Plattform iRightsInfo.
Rainer Kuhlen: "Entwurf zum Urheberrecht in der Wissensgesellschaft: Respekt – aber Respekt ist nicht alles" (iRightsInfo, 12.1.): https://irights.info/artikel/referentenentwurf-urheberecht-wissensgesellschaft-bildungs-wissenschaftsschranke/28355

9.3. "Pfahlbauten-Blog" holt Bronze bei der Wahl zum "Wissenschafts-Blog des Jahres 2016"
"Es gibt viele schöne und wertvolle Blogs, die unentdeckt bleiben, wenn man sie nicht einmal heraushebt aus der grauen Masse", schreibt der Wissenschaftsjournalist Reiner Korbmann in seinem Blog "Wissenschaft kommuniziert". Dazu gehöre sicher auch das "Pfahlbauten-Blog" des in Wien ansässigen "Kuratoriums Pfahlbauten", das auch zuständig ist für das UNESCO-Welterbe "Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen". Und so nahm Korbmann es auf in die Liste der Blogs, welche von den Usern zum "Wissenschafts-Blog des Jahres 2016" gewählt werden konnten. Als Basis für seine Auswahl der Kandidaten zieht Korbmann mit dem Top Blog-Ranking von Teads Labs ein Ranking zu Rate, das nicht nur Klickzahlen berücksichtigt, sondern auch Verlinkungen und Querverweise. Nun ist das "Pfahlbauten-Blog" von den Usern mit Bronze bedacht worden, wozu die Newsletter-Redaktion den Kollegen ganz herzlich gratuliert! Den Bloggern gelinge es, schreibt Korbmann, das Thema Pfahlbauten "mit vollem Leben zu füllen". Sieger wurde das Blog bzw. Nachrichtenportal "Wissenschaft aktuell", Silber errang das " Zukunftsblog" der ETH Zürich.
"Prosit 2017 – Der 'Wissenschafts-Blog des Jahres 2016' ist gewählt!" (Wissenschaft kommuniziert, 12.1.): https://wissenschaftkommuniziert.wordpress.com/2017/01/12/prosit-2017-der-wissenschafts-blog-des-jahres-2016-ist-gewaehlt/

9.4.
Seit 1.1.: Viele Geo-Daten des Landes NRW gebührenfrei als Open Data verfügbar
Das Land NRW hat zum 1.1. seine Geobasisdaten auf einem gemeinsamen Web-Portal online gestellt. Manche der Dienste waren bereits vorher online verfügbar, wie z.B. T.I.M. online, doch unter dem neuen Portal finden sich jetzt mehr Daten und diese übersichtlich gebündelt. Zudem werden weitere Entwicklungsschritte offengelegt, d. h. welche weiteren Daten demnächst frei verfügbar sein werden. Das Ganze als Open Data, zumeist unter einer Lizenz -BY, also mit Namensnennung. Ein großer Schritt! - von dem man indes auch nicht alles erwarten darf. Viele wichtige Behördeninformationen mit Raumbezug, die auch für die Archäologie nützlich sind, fehlen noch, wie beispielsweise der Landesentwicklungsplan 2017, der u. a. die geschützten Kulturlandschaften in NRW ausweist. Im März 2015 wurde in NRW die "Verordnung über die Führung der Denkmalliste" neu gefasst, wonach die Denkmalliste neu digital vorgehalten werden und alle analogen Altdaten bis spätestens 2020 digital vorliegen sollen. Eine Veröffentlichung dieser Denkmalliste ist - mit nachvollziehbaren Einschränkungen - vorgesehen. Das hier beschriebene Portal böte sich als Plattform an, auch diese Listen, die von den jeweiligen Unteren Denkmalbehörden zu führen sind, bürgerfreundlich aufzunehmen.
Portal "Open Data - Digitale Geobasisdaten NRW": http://www.bezreg-koeln.nrw.de/brk_internet/geobasis/opendata/index.html
"Geobasisdaten des Landes NRW gebührenfrei als Open Data verfügbar" (siwiarchiv.de, 11.1.): http://www.siwiarchiv.de/?p=13739NRW
"Verordnung über die Führung der Denkmalliste (Denkmallisten-Verordnung), vom 13. März 2015": https://recht.nrw.de/lmi/owa/br_vbl_detail_text?anw_nr=6&vd_id=15021&ver=8&val=15021&sg=0&menu=1&vd_back=N

9.5.
SWR2 stellt vor: "Achim Landwehr: Die anwesende Abwesenheit der Geschichte. Essay zur Geschichtstheorie"
Als "Buch der Woche" stellte SWR2 am 16.1. einen soeben erschienenen Band zur Geschichtstheorie von Achim Landwehr vor. Ein Buch, das sich offenbar bemüht, die Leser essayistisch und gut verständlich in das schwierige Feld der Geschichtstheorie einzuladen. Für Landwehr gibt es nicht *die* Geschichte und *die wahre Geschichte*, vielmehr ist Geschichte für ihn eine Betrachtung und Analyse der Quellen aus unterschiedlichen und sich stets auch wandelnden Perspektiven. Ein Kernbegriff sei - so die Buchvorstellung des SWR - der Begriff Chronoferenz, der die Tatsache beschreiben soll, dass die Gegenwart sich kollektiv wie individuell und immer wieder neu auf eine Vergangenheit bezieht, die Geschichte neu schreibt. Auch wenn das sehr nach einem Alles-ist-möglich Relativismus klingt, macht die Buchvorstellung Lust, das Original zu lesen.
"Achim Landwehr: Die anwesende Abwesenheit der Vergangenheit" (SWR2, Beitrag mit Audio, 7:24 Min.): http://www.swr.de/swr2/literatur/buch-der-woche/landwehr-achim-die-anwesende-abwesenheit-der-vergangenheit/-/id=8316184/did=18818160/nid=8316184/13vw6md/index.html

9.6.
Mecklenburg-Vorpommern: Bau von Depot und Werkstätten für Landesamt für Kultur und Denkmalschutz gesichert
Die neue Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern hat ihre Arbeit aufgenommen und erste Entscheidungen für 2017 getroffen. Der Bau eines Depots und von Werkstätten in Schwerin für das Landesamt für Kultur und Denkmalschutz ist nunmehr fest beschlossen und soll in diesem Jahr beginnen, die Archäologie erhält also ihr langerwartetes zentrales Fundarchiv. Das in den Wahlprüfsteinen der DGUF zur Landtagswahl 2016 thematisierte Archäologische Landesmuseum bezeichnete der neue Finanzminister Mathias Brodkorb als "nächstes Großprojekt", wie die Ostseezeitung am 14.1. berichtete.
"Baulust in MV: 238 Millionen für Kliniken, Unis, Polizei. Land und Bund investieren 2017 in neue Projekte / Baubranche fordert mehr" (Ostseezeitung, 14./15.1.; z.T. offline): http://www.ostsee-zeitung.de/Nachrichten/MV-aktuell/Politik/Baulust-in-MV-238-Millionen-fuer-Kliniken-Unis-Polizei

9.7.
Israel erlaubt Archäologen, ohne Offenlegung ihrer Person oder der Funde im Westjordanland auszugraben
Eine Entscheidung des israelischen Jerusalem District Court vom November erlaubt israelischen Archäologen, anonym im Palästinensischen Autonomiegebiet Westjordanland zu graben und Funde an israelische Einrichtungen zu übergeben, ohne das offenzulegen. Die Anonymität wird unter damit begründet, dass derart tätige Archäologen andernfalls Schwierigkeiten bekämen, internationale Forschungsgelder zu erhalten. Das berichtete Mitte Januar The Art Newspaper.
"Israel can hide archaeological activity in West Bank, court rules" (The Art Newspaper, 18.1.): http://theartnewspaper.com/news/news/israel-can-hide-archaeological-activity-in-west-bank-court-rules/

9.8.
Irreführender "Dokumentarfilm" zu Göbekli Tepe im türkischen Fernsehen
Ein Dokumentarfilm, der gemeinschaftlich vom staatlichen Sender TRT, dem Gouverneur der Provinz Diyarbakir und dem türkischen Entwicklungsministerium produziert wurde, hat zu Protesten von Archäologen geführt. Sie werfen dem Film, der eigentlich über das reiche Kulturerbe der Region von Diarbakir informieren soll, vor, er verbreite suggestiv Unwahrheiten speziell über frühneolithische Stätten wie Çayönü, Körtik Tepe, Nemrud Dağ und Göbekli Tepe. Im Film wird spekuliert, die Monumente seien nach der Sintflut von Gruppen errichtet worden, die sich geweigert hätten, Allah als einzigen Gott anzuerkennen. Weiterhin wird nahegelegt, die Tempelanlage von Göbeklitepe könnten von Abrahams Vater Terach errichtet und später von seinem Sohn zerstört worden sein. Im Film läuft parallel dazu eine Animation, in der eine Figur die berühmte t-förmige Steinstele mit dem Fuchsrelief zerschlägt. Die 1964 entdeckte, einzigartige prähistorische Tempelanlage Göbekli Tepe ist naturwissenschaftlich auf die Zeit von ca. 10.000 v. Chr. datiert und lieget damit weit vor allen Schätzungen zu einer möglichen Lebenszeit Abrahams. Seit 1995 wird der Fundort gemeinsam vom Museum Şanliurfa und dem Deutschen Archäologischen Institut untersucht. Viele Organisationen, darunter auch das türkische Kultur- und Tourismusministerium, setzen sich für eine Eintragung von Göbekli Tepe in die permanente Liste der UNESCO Weltkulturerbestätten ein.
"Documentary depicts ancient Göbeklitepe as idol center from Abrahamic age" (Hürriyet Daily News (5.1.): http://www.hurriyetdailynews.com/documentary-depicts-ancient-gobeklitepe-as-idol-center-from-abrahamic-age.aspx?pageID=238&nID=108168&NewsCatID=375
Das Projekt Göbekli Tepe auf der Website des DAI: http://www.dainst.org/projekt/-/project-display/21890
Blog "The Tepe Telegrams, News & Notes from the Göbekli Tepe Research Staff" mit dem CfP für die Session "What is so special about Neolithic special buildings?" am Annual Meeting der EAA in Maastricht (20.1.; CfP offen ab 31.1.): https://tepetelegrams.wordpress.com/
"Religion und Zivilisation: Glaube versetzt Steine" (Deutschlandfunk, 26.12.): http://www.deutschlandfunk.de/religion-und-zivilisation-glaube-versetzt-steine.740.de.html?dram%3Aarticle_id=373577

9.9.
Ende für die staatliche Förderung der Geisteswissenschaften in den USA
Die Washingtoner Zeitung "The Hill" meldete am 19.1., US-Präsident Donald Trump beabsichtige, den National Endowment for the Humanities (NEH) aufzulösen. Das schreibt das SciLogs-Blog "Die Engelbart-Galaxis". Der NEH ähnle der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), gehe aber in seiner Förderung über die DFG-Programme hinaus. Auch der National Endowment for the Arts (NEA), in gleicher finanzieller Größenordnung spezialisiert auf die Förderung von Kunst und Literatur, solle aufgelöst werden. Neben "Verschlankung der Bürokratie" sind bisher keine Gründe für die geplanten Auflösungen genannt worden. Diane Gifford-González, Präsidentin der Society for American Archaeology (SAA), schrieb dazu am 23.1. sehr besorgt an die SAA-Mitglieder: "These federal agencies, especially NEH, help support the protection of the archaeological record by funding our members' research and field work."
"Präsident Trump beendet die staatliche Förderung der Geisteswissenschaften" (Die Engelbart-Galaxis, 21.1.): http://scilogs.spektrum.de/engelbart-galaxis/praesident-trump-beendet-die-staatliche-foerderung-der-geisteswissenschaften
"Trump team prepares dramatic cuts" (The Hill, 19.1.): http://thehill.com/policy/finance/314991-trump-team-prepares-dramatic-cuts
"Trump reportedly wants to cut cultural programs that make up 0.02 percent of federal spending" (The Washington Post, 19.1.): https://www.washingtonpost.com/news/the-fix/wp/2017/01/19/trump-reportedly-wants-to-cut-cultural-programs-that-make-up-0-02-percent-of-federal-spending/?utm_term=.8e90f02d26a2
Richard M. Hutchings, "Heritage in the Age of Trump" (18.1.): https://www.academia.edu/30982164/Heritage_in_the_Age_of_Trump

9.10.
Baden-Württemberg: Vergessene Geschichte? Vom Wunsch nach einer Stuttgarter Stadtarchäologie
"Unterschätzte Geschichte" – so titelt einer von drei Beiträgen in den Stuttgarter Nachrichten im Januar. Auslöser für die engagierte Berichterstattung Josef Schunders, Ressortleiter der Lokalnachrichten, ist der als defizitär wahrgenommene Umgang seitens der Stadt Stuttgart mit den jüngsten Funden aus der Neckarvorstadt Bad Cannstatt. Diese liefern wichtige Informationen für die römische Besiedlung und die Zeit zwischen dem 7. Und 12. Jahrhundert, so z. B. der erstmalige Nachweis der Altenburg oder mögliche Anhaltspunkte zum Cannstatter Blutgericht von 746 n. Chr. Fraglich sei, so Schunder, wie die Stuttgarter Geschichte einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden könne. Stuttgart, seit der Steinzeit ein Hotspot der Geschichte, sei vielen Menschen erst mit der Erfindung des Automobils präsent. Eine Leihgabe der Cannstatter Funde für eine kurze Sonderausstellung im Cannstatter Stadtmuseum sei möglich, so OB Fritz Kühn. Dauerhaft gehörten sie als Eigentum des Landes Baden-Württemberg jedoch ins Landesmuseum, so Andreas Thiel vom LAD Baden-Württemberg. Platzbedingt herrsche aber hohe Konkurrenz zwischen lokalen Funden und denen des gesamten Landes. Daher würden die Funde über kurz oder lang im Archiv aufbewahrt. Ein archäologisches Stadtmuseum könne dem Verschwinden im Depot entgegenwirken, so Thiel. Eine Präsentation der Objekte am Fundplatz der Altenburg sei zu kostspielig; gegenwärtig ist dort der Bau von 20 Eigentumswohnungen geplant. Dies spiegle die Geschichtsvergessenheit der Stuttgarter Stadtoberen wider, schreibt Schunder. Überhaupt benötige Stuttgart für die Bewältigung denkmalpflegerischer Aufgaben einen Stadtarchäologen, meint zudem Thiel.
"Entdeckungen in Bad Cannstatt – Sensationsfunde bringen Stadt in Zugzwang" (Stuttgarter Nachrichten, 11.1.): http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.entdeckungen-in-bad-cannstatt-sensationsfunde-bringen-stadt-in-noete.f622ed5e-973f-4e8f-883e-b06ef74495ba.html
"Stuttgarts Umgang mit Archäologie – Unterschätzte Geschichte" (Stuttgarter Nachrichten, 14.1.): http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.stuttgarts-umgang-mit-archaeologie-unterschaetzte-geschichte.55d238d0-6027-446e-95a1-528e6d25285c.html
"Nach Funden in Bad Cannstatt – Stuttgart soll einen Stadtarchäologen anstellen" (Stuttgarter Nachrichten, 14.1.): http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.nach-funden-in-bad-cannstatt-stuttgart-soll-einen-stadtarchaeologen-anstellen.026f29be-5e81-40fd-bf3e-dfe41b87b792.html


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