DGUF-Newsletter vom 24.10.2014
1. DGUF-Nachrichten
1.1. Neue DGUF-Vorsitzende und weitere personelle Veränderungen in der DGUF
1.2. Für einen erfolgreichen Start ins Studium: DGUF-Handreichung für Erstsemester
1.3. DGUF plädiert für die Einführung des Verbandsklagerechts im Denkmalschutzgesetz von Schleswig-Holstein
1.4. DGUF hat Deutschen Studienpreis an Alexander Weide M. Sc. verliehen
1.5. Arbeitskreis DGUF-Zotero beschließt nach zweieinhalb Jahren seine Auflösung, die Literaturdatenbank bleibt bestehen.
2. Tagungen und Veranstaltungen
2.1. 21. EAA Conference (Glasgow, 2.-5.9.2015; Call for Sessions bis 31.10.)
2.2. Archäologische Tagungen 2015
3. Forschung
3.1. Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"
3.2. Aktuelle Ausgrabungen in den Medien
3.3. Aktuelle Forschung in den Medien
3.4. Alfred Czarnetzki: LB1 / "Homo floresiensis" ist ein juveniler Orang Utan
3.5. Deutscher Studienpreis für Archäologie 2013 veröffentlicht: Reena Perschkes Fallstudie zum Denkmalschutz im besetzten Frankreich 1940-1944
3.6. Filmfundstück: "Tracking in Caves – Fußspuren in die Vergangenheit" (2014, ZDF/ARTE) - "Anschaulich und packend"
3.7. Rund 3.000 Jahre altes Schwert in Ostchina gefunden
3.8. 2.500 Jahre altes Grab mit bemerkenswerten Beigaben aus Westkasachstan
3.9. Neues vom Staffordshire-Hort: wie das Gold noch goldener wurde
4. Kulturgutschutz
4.1. Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
4.2. Die Freuden der Metallsuche: "Künstlerische" Schatzsuche erregt Aufsehen
4.3. Amal und George Clooney machen sich für die Rückgabe der Elgin Marbles an Griechenland stark
4.4. Illegaler Handel mit Antiken nimmt zu, Bundesregierung will Kulturgüterrückgabegesetz ändern
5. Ausbildung, Job-Themen und Personalia
5.1. Dr. Lee Clare leitet in Nachfolge von Prof. Dr. Klaus Schmidt das Projekt am Göbekli Tepe
5.2. Offene Worte zur schlechten Bezahlung von Lehrbeauftragten
5.3. DISCO 2012-14: Die aktuelle Lage der Archäologie in Europa
5.4. Die Zukunft der archäologischen Lehre? Videowettbewerb für ein besseres Studium
5.5. Studiengang für Ur- und Frühgeschichte wird an der Universität Rostock wieder eingerichtet
6. Open Access & Open Data
6.1. Vergriffene Archäologische Berichte an neuem Ort im Open Access verfügbar
6.2. Archäologische Informationen 20, 1997, neu im Open Access
6.3. Sektion zu Open Access bei der EAA-Tagung 2014 in Istanbul
6.4. "Papers on Anthropology" im Open Access
6.5. Digitales Münzkabinett der Universität Düsseldorf ist online
6.6. Die Online-Publikation als erster Schritt eines tiefgreifenden Medienwandels im Publikationswesen
6.7. Elf De-Gruyter-Zeitschriften neu im Open Access
6.8. Bis 26. Oktober: Publikationen der Royal Society zum freien Download
7. Ausstellungen und Museen
7.1. Charmant und gut gemacht: Römertherme Zülpich - Museum für Badekultur
7.2. Sonderausstellung "Das weiße Gold der Kelten - Schätze aus dem Salz" im LWL-Museum für Archäologie in Herne, 23.8. - 25.1.
7.3. Ausstellung "Karl der Große. Macht - Kunst - Schätze" in Aachen 20.6.-21.9.
7.4. Jüdisches Museum Köln: Betreiber bemängelt Größe und Anordnung der Räume
7.5. "Der Hit": Das Besucherzentrum Arche Nebra
7.6. Das Fürstengrab von Gammertingen wird seit 2. Okt. dauerhaft im Württembergischen Landesmuseum Stuttgart ausgestellt
7.7. "Wunderhübsche Objekte, aber nur ganz wenig Hintergrundwissen": "Die Wikinger" (Berlin, 10.9. bis 4.1.)
7.8. Münstermaifeld: Neues archäologisches Museum eröffnet
8. Und sonst …
8.1. European Association of Archaeologists (EAA) aktuell ohne Präsidentin/Präsident
8.2. Archäozoologie: Guter Rat zum Aufbau einer Vergleichssammlung
8.3. Kurs in Niedersachsen für Sondengänger findet positive Resonanz
8.4. Bestechende Regie, akustisch schwach: Die virtuelle Rekonstruktion der römischen Villa von Colombarone
8.5. Befunderhebung zum Status Quo der Social-Media-Nutzung im Bereich der deutschen Archäologie
8.6. Denkmalnetzwerk Bayern lanciert das Projekt "Denkmal und Schule / Erlebnis Denkmal"
8.7. Crowdfunding für die Archäologie, auch in Deutschland
8.8. Die AG Digitale Geschichtswissenschaft auf dem 50. Deutschen Historikertag
8.9. Abschreckend: Der MOOC "Global Social Archaeology"
8.10. Fliegende Kameras - Vorträge der Berliner UAV-Konferenz online
8.11. Neue Geldsorgen in der Archäologie von NRW
9. Impressum und Redaktionshinweise
1. DGUF-Nachrichten
1.1.
Neue DGUF-Vorsitzende und weitere personelle Veränderungen in der DGUF
Bei der diesjährigen DGUF-Mitgliederversammlung am 6. Oktober in Berlin wurde Diane Scherzler M. A. zur neuen Vorsitzenden gewählt. Die Prähistorikerin ist seit 2011 stellvertretende Vorsitzende und seit 2012 die Herausgeberin des DGUF-Newsletters. In der DGUF liegt ihr inhaltlicher Schwerpunkt im Bereich "Archäologie und außerfachliche Öffentlichkeiten". Zusammen mit PD Dr. Frank Siegmund hat Diane Scherzler 2013 die DGUF-Petition in NRW maßgeblich mitgestaltet. Sie ist "Erfinderin" der DGUF-Auxiliare. Diane Scherzler war lange Jahre als Journalistin und Redakteurin tätig, derzeit ist sie Leiterin eines Projektbüros beim Hörfunkdirektor des Südwestrundfunks (SWR). Sie unterrichtet Wissenschaftskommunikation an mehreren Hochschulen und für diverse Forschungseinrichtungen. Mit ihr hat die DGUF nun erstmals seit ihrer Gründung vor 45 Jahren eine Frau zur Vorsitzenden gewählt. Der Vorsitzende der Jahre 2012-2014, Rengert Elburg, wurde als stellvertretender Vorsitzender gewählt. Der Schatzmeister Guido Nockemann wurde erneut gewählt. Aus dem Beirat schieden zwei Mitglieder aus: zum einen Gabriele Pirstadt, die als Vertreterin für die Nicht-Archäologen im Beirat tätig war. Die DGUF verdankt ihr unter Anderem sechs Exkursionen, die für unsere Mitglieder und für Gäste spannende Einblicke in die Archäologie boten. Ebenfalls aus dem Beirat ausgeschieden ist Dr. Gerhard Ermischer, der in den Jahren 2005 bis 2009 als Vorsitzender und seitdem als Beirat in der DGUF tätig war. Als Vorsitzender hat er sich vor allem für die Schärfung des politischen Profils der DGUF eingesetzt, auch danach engagierte sich Gerhard Ermischer vor allem für die politische Dimension der Verbandsarbeit. Wir danken Gabi und Gerhard für ihre großartige und langjährige Arbeit für die DGUF! Neu im Beirat sind zwei Mitglieder: Dr. Rebekka Loschen ist Chemikerin und vertritt die Nicht-Archäologen im Beirat. Sie arbeitet als Projektmanagerin bei der KlimaExpo.NRW, einer Initiative des Landes NRW, welche den Klimaschutz vorantreiben soll. László Matthias Simon-Nanko M. A. wird sich vor allem dafür einsetzen, dass studentische Belange und Fragen der wissenschaftlichen Ausbildung innerhalb der Archäologie stärker diskutiert werden und Beachtung finden.
Mehr zu Diane Scherzler M. A.: http://www.dguf.de/index.php?id=126
Mehr zu Rengert Elburg: http://www.dguf.de/index.php?id=125
Mehr zu Guido Nockemann M. A.: http://www.dguf.de/index.php?id=244
Mehr zu Dr. Rebekka Loschen: http://www.dguf.de/index.php?id=120
Mehr zu László Matthias Simon-Nanko M. A.: http://www.dguf.de/index.php?id=343
1.2.
Für einen erfolgreichen Start ins Studium: DGUF-Handreichung für Erstsemester
Wie plane ich mein Semester realistisch? Welche einführende Literatur ist empfehlenswert? Woran erkennt man einen guten Dozenten? Und was braucht es für ein gutes Referat? Für Erstis der Ur- und Frühgeschichte und weiterer archäologischer Studiengänge haben wir Informationen zusammengestellt, die Ihnen den Einstieg ins Studium erleichtern sollen. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg!
http://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/Studierende/DGUF-Dok_Handreichung_fuer_Erstsemester.pdf
1.3.
DGUF plädiert für die Einführung des Verbandsklagerechts im Denkmalschutzgesetz von Schleswig-Holstein
Die DGUF hat sich auf Einladung des Bildungsausschusses in einer Stellungnahme am 30.9. an den Landtag von Schleswig-Holstein für die Einführung des Verbandsklagerechts im Denkmalschutzgesetz ausgesprochen. Derzeit wird das Denkschmalschutzgesetz in Schleswig-Holstein novelliert, wobei es vor allem um Verfahrensvereinfachungen in der Baudenkmalpflege geht. Die DGUF hatte bereits am 24.2.2014 zum ersten Entwurf des neuen Gesetzes (sog. Referenten-Entwurf) Stellung genommen, in dem die Einführung des Verbandsklagerechts vorgesehen war. In dem am 17.6. veröffentlichen Regierungsentwurf des Gesetzes war jedoch das Verbandsklagerecht wieder entfallen. Die DGUF sieht im Verbandsklagerecht eine wesentlich Stärkung des ehrenamtlichen Engagements in der Denkmalpflege, eine Möglichkeit zur Unterstützung der Landesbehörden durch unabhängige Verbände und die gebotene Umsetzung von Entwicklungen im europäischen Recht in das Landesrecht.
http://www.dguf.de/index.php?id=334
1.4. DGUF hat Deutschen Studienpreis an Alexander Weide M. Sc. verliehen
Die DGUF hat am 6. Oktober 2014 zum zweiten Mal den Deutschen Studienpreis für Archäologie verliehen. Ausgezeichnet wurde Alexander Weide (Tübingen) für seine Master-Arbeit "On the Identification of Domesticated Emmer Wheat, Triticum turgidum subsp. dicoccum (Poaceae), in the Aceramic Neolithic of the Fertile Crescent". Die Laudatio auf Alexander Weide hielt der Kieler Archäobotaniker Prof. Dr. Helmut Kroll. Ein Anerkennungspreis für eine besondere Studienleistung ging an Leo Klinke für seine Seminararbeit "Felsbild und Felsrelief – Eine photogrammetrische Untersuchung durch Structure from Motion an der Nachbildung der Höhlendecke von Altamira im Deutschen Museum München".
http://www.dguf.de/index.php?id=199
1.5.
Arbeitskreis DGUF-Zotero beschließt nach zweieinhalb Jahren seine Auflösung, die Literaturdatenbank bleibt bestehen.
Auf der Mitgliederversammlung in Berlin verkündete der Sprecher des DGUF-Arbeitskreises Zotero, Dr. Christoph Rinne, die Auflösung des AKs. Nach dem Erreichen der primären Ziele, die sich der Arbeitskreis bei der Gründung im März 2012 gesetzt hatte, war dieser Schritt konsequent. Die Gruppenbibliothek des Arbeitskreises im Web umfasst aktuell 5.249 Titel zu unterschiedlichen Themen. Ganz wesentliche ist hier der Gesamtbestand der Archäologischen Informationen bis Band 35 mit 1.180 Titeln, die nahezu vollständige Erfassung der Offa (748 Titel)und Publikationen der CAA (858 Titel). Die Datenbank ist unter zotero.org online verfügbar und kann weiterhin von jedem genutzt und erweitert werden. Ergänzende Informationen und einen Zitierstil nach den Richtlinien der RGK finden sich weiterhin unter DGUF.de.
http://www.dguf.de/index.php?id=203
2. Tagungen und Veranstaltungen
2.1.
21. EAA Conference (Glasgow, 2.-5.9.2015; Call for Sessions bis 31.10.)
Die nächste Jahrestagung der European Association of Archaeologists (EAA) findet vom 2.5. September 2015 in Glasgow statt. Hauptthemen sind: Celtic Connections, Archaeology & Mobility Communicating Archaeology etc. Vorschläge für Sektionen und Runde Tische können bis 31.10. vorgeschlagen werden. Das Zeitfenster für das CfP für Vorträge wird dann vom 19.12. bis 16.2. offen sein.
http://eaaglasgow2015.com/
https://www.facebook.com/EAAGlasgow2015
2.2.
Archäologische Tagungen 2015
Im Rahmen des 8. Deutschen Archäologiekongresses in Berlin (6.-9.10.) hielten auch die Altertumsverbände und viele Arbeitsgemeinschaften ihre Mitgliederversammlungen ab. Dabei wurden u. a. die Tagungsorte und -termine für das Jahr 2015 festgelegt bzw. kommuniziert. Der West- und Süddeutsche Verband für Altertumsforschung (WSVA) hält seine Jahrestagung 2015 gemeinsam mit dem Mittel- und Ostdeutschen Verband für Altertumsforschung (MOVA) am 15.-19.6. 2015 in Erfurt ab. Die Tagung des Nordwestdeutschen Verbandes für Altertumsforschung (NWDV) findet am 31.8.-2.9. 2015 in Hannover statt. Wegen der begrenzten Raumkapazitäten in Erfurt können sich nicht alle Arbeitsgemeinschaften dem WSVA anschließen, näheres wird in den nächsten Monaten ausgehandelt. Die Jahrestagung der DGUF findet 2015 wieder wie gewohnt am Christi-Himmelfahrt-Wochenende statt (15.-16.5.). Die Jahrestagung des Deutschen Archäologen-Verbandes (dArV) findet am 19.-21.6. in Innsbruck statt.
3. Forschung
3.1.
Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"
Czarnetzki, A. (2014). The unravelled LB1 (Homo floresiensis) riddle? Some critical comments on the morphology of LB1. Archäologische Informationen, Early View, published online 1 Sept. 2014.
Koch, J. K. (2014). Rezension zu: Per Ole Schovsbo, Dejbjergvognene. Keltiske impulser i førromersk jernalder. Med bidrag af Arne Jouttijärvi. Jysk Arkæologisk Selskabs Skrifter 74 (Århus 2010). Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 25. Sept. 2014.
Perschke, R. (2014). Ausgrabungen und Zerstörungen an den Megalithen von Carnac während der deutschen Besatzung der Bretagne (1940 -1944). Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 28. Sept.
Groß, D. (2014). Welt und Umwelt frühmesolithischer Jäger und Sammler. Mensch-Umwelt-Interaktion im Frühholozän in der nordmitteleuropäischen Tiefebene. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 3. Okt. 2014.
Müller-Kissing, M. (2014). Neue Forschungen zur Chronologie und Metallurgie der El Argar-Kultur im Becken von Vera (Spanien). Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 4. Okt. 2014.
Siegmund, F. (2014). Rezension zu: Karl, R. et al. (2014). Archäologische Interessen der österreichischen Bevölkerung. Bericht und Analyse einer Umfrage, November 2013-Jänner 2014. Bangor Studies in Archaeology Report No. 8. Bangor: Bangor University School of History, Welsh History and Archaeology. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 15. Okt. 2014.
Ateshi Gadirova, N. (2014). Zur Identifizierung von bewaffneten Frauen in den Gräbern des 2. bis 1. Jahrtausends v. Chr. in Aserbaidschan auf Basis der archäologischen Funde. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 23. Okt. 2014.
http://www.dguf.de/index.php?id=9
3.2.
Aktuelle Ausgrabungen in den Medien
"Sensationelle Münzfunde bei Merklingen. Archäologen finden 43 Silbermünzen aus dem 2. bis 1. Jahrhundert vor Christus" (Schwäbische Zeitung, 16.10.): http://www.schwaebische.de/region_artikel,-Sensationelle-Muenzfunde-bei-Merklingen-_arid,10103914_toid,340.html
"Sensationsfund in Schottland: Das Kreuz der Wikinger" (FAZ, 15.10.): http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/sensationsfund-in-schottland-das-kreuz-der-wikinger-13210720.html
"Archäologen im NS-Lager Sobibór: "‘Plötzlich kommen Stimmen von Juden aus den Ruinen‘" (Spiegel, 23.9.): http://www.spiegel.de/einestages/ns-vernichtungslager-sobibor-ruinen-der-todesfabrik-entdeckt-multimediaspezial-a-993045.html
"In Photos: Google Earth Reveals Sprawling Geoglyphs in Kazakhstan" (Live Science, 23.9.): http://www.livescience.com/47953-geoglyphs-in-kazakhstan-photos.html
Burgruine Hiltenburg, Lkr. Göppingen: "Ein früher Adelssitz" (Göppinger Kreisnachrichten, 19.9.): http://www.swp.de/goeppingen/lokales/landkreis_gp/Ein-frueher-Adelssitz;art1210078,2800774
"Historisches Römerkastell in Gernsheim entdeckt" (FAZ, 4.9.): http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/hessen/roemerkastell-in-gernsheim-entdeckt-mit-glueck-zurueck-ins-erste-jahrhundert-13136406.html
3.3.
Aktuelle Forschung in den Medien
"Erbgut des bisher ältesten modernen Menschen entschlüsselt. Forscher entdecken Anteile von Neandertaler-DNA im Erbgut eines 45.000 Jahre alten modernen Menschen aus Sibirien" (Pressemeldung Max-Planck-Gesellschaft, 22.10.): http://www.mpg.de/8708093/genom_des_altesten_homo_sapiens_entschluesselt
"Ancient Europeans remained intolerant to lactose for 5,000 years after they adopted agriculture" (Pressemeldung University College Dublin, 22.10.): http://www.ucd.ie/news/2014/10OCT14/221014-Ancient-Europeans-remained-intolerant-to-lactose-for-5000-years-after-they-adopted-agriculture.html
"Orkney-Inseln: Archäologische Entdeckungen stellen das Bild der Jungsteinzeit auf den Kopf" (Deutschlandfunk, 16.10.): http://www.deutschlandfunk.de/orkney-inseln-archaeologische-entdeckungen-stellen-das-bild.1148.de.html?dram%3Aarticle_id=300355
"Der Steinzeit-Highway über den Fehmarnbelt" (Spiegel, 29.9.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/fehmarnbelt-steinzeit-highway-a-994438.html
Nor Geghi (Armenien): "Altsteinzeitlicher Fundplatz revidiert archäologische Konzepte zur Entstehung und Ausbreitung neuer Technologien" (Pressemeldung RGZM, 22.9.): http://web.rgzm.de/ueber-uns/presse/pressemitteilungen/pm/article/altsteinzeitlicher-fundplatz-revidiert-archaeologische-konzepte-zur-entstehung-und-ausbreitung-neuer.html
Österreich vor etwa 43.000 Jahren: "Frühe Besiedlung Zentraleuropas durch moderne Menschen" (Pressemeldung Max-Planck-Gesellschaft, 22.9.): http://www.mpg.de/8420733/steinwerkzeuge_willendorf_aurignacien
"New Branch Added to European Family Tree. Genetic analysis reveals Europeans descended from at least three ancient groups" (Pressemeldung Harvard Medical School, 17.9.): http://hms.harvard.edu/news/new-branch-added-european-family-tree
"Study claims cave art made by Neanderthals" (Phys.org, 1.9.): http://phys.org/news/2014-09-cave-art-neanderthals.html und "Höhlenkunst von Neandertalern in Gibraltar" (n-tv, 1.9.): http://www.n-tv.de/wissen/fundsache/Hoehlenkunst-von-Neandertalern-in-Gibraltar-article13524981.html
3.4.
Alfred Czarnetzki: LB1 / "Homo floresiensis" ist ein juveniler Orang Utan
Das im September 2003 auf der indonesischen Insel Flores entdeckte und mindestens 18.000 Jahre alte Fossil LB1 - oft auch Homo floresiensis genannt - beschäftigt weiterhin die Forschung, die uneins ist über seine Einordnung in die Stammesgeschichte der Primaten. Der auffallend kleine Schädel LB1 wurde zunächst als verzwergte Inselform des Homo erectus vorgestellt, aber auch als krankhaft verändertes Individuum der Gattung Homo sapiens angesprochen. Zuletzt erschienene Aufsätze versuchten aufzuzeigen, dass die am Schädel beobachtbaren Asymmetrien und seine Kleinheit zu einem Individuum - durchaus auch der Gattung Homo sapiens - passen, das am Down-Syndrom litt. Der am 23. Mai 2013 verstorbene Tübinger Anthropologe Alfred Czarnetzki hatte sich an dieser wissenschaftlichen Debatte von Anbeginn an beteiligt. In seinem Nachlass fand sich ein auf den 7. Mai 2012 datierter, weit gediehener Aufsatz, den er krankheitsbedingt nicht mehr wie geplant und vorbereitet in einer internationalen Fachzeitschrift publizieren konnte. Die Herausgeber der Archäologischen Informationen haben sich dieses wichtigen Textes angenommen und ihn, auch mit Hilfe von Jörg Orschiedt und Winfried Henke, gesichtet und mit geringen Anpassungen zur Veröffentlichung aufbereitet. Anhand systematischer morphologischer Vergleiche legt Czarnetzki darin überzeugend dar, dass der Schädel LB1 wie auch das zugehörige Femur gut in das morphologische Spektrum juveniler Orang-Utans passt, während die Ähnlichkeit zu Homo sapiens (inklusive denkbarer krankhaft kleinschädliger Individuen) und auch zu Pithecanthropus erectus gering ist. Er klassifiziert LB1 daher als Sumatra-Orang-Utan (Pongo abelii).
Czarnetzki, A. (2014). The unravelled LB1 (Homo floresiensis) riddle? Some critical comments on the morphology of LB1. Archäologische Informationen, Early View, published online 1 Sept. 2014. http://www.dguf.de/index.php?id=9
Henneberg, M., Eckhardt, R. B., Chavanaves, S. & Hsü, K.J. (2014). Evolved developmental homeostasis disturbed in LB1 from Flores, Indonesia, denotes Down syndrome and not diagnostic traits of the invalid species Homo florensis. PNAS 111(33), 11967-11972 (14 May 2014). DOI 10.1073/pnas.1407382111 http://www.pnas.org/content/111/33/11967
Pichler, S., Kaufmann, B., Ulich-Bochsler, S. & Alt, K-W. (2013). Alfred Czarnetzki 1937–2013. Bulletin der Schweizerischen Gesellschaft für Anthropologie 19(1): 5–13.
"The Trials and Tribulations of Homo floresiensis: A Quick Introduction" (Blog: These bones of mine, 1.9.): http://thesebonesofmine.wordpress.com/2014/09/01/the-trials-and-tribulations-of-homo-floresiensis/
3.5.
Deutscher Studienpreis für Archäologie 2013 veröffentlicht: Reena Perschkes Fallstudie zum Denkmalschutz im besetzten Frankreich 1940-1944
Die von der DGUF mit dem Deutschen Studienpreis 2013 ausgezeichnete Studie von Reena Perschke wurde jetzt in den Archäologischen Informationen veröffentlicht. Perschke untersucht aufgrund umfangreicher Archivstudien die Zerstörungen, die deutsche Militärs insbes. beim Bau des Atlantikwalles an den megalithischen Monumenten in der Bretagne während der deutschen Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg anrichteten. Vor allem aber zeigt sie auf, wie sich deutsche Ur- und Frühgeschichtler während der Besatzungszeit diesen Monumenten gegenüber verhielten und verschiedene Forschungsprojekte an ihnen durchführten und weitere planten. Wieder einmal gewinnt man konkrete Einblicke in das interne Gerangel paralleler und konkurrierender Organisation im Dritten Reich, aber auch in die Haltung und Taten bekannter deutscher Prähistoriker. Dank weiterer Archivstudien ist die Arbeit gegenüber dem ersten Zustand noch einmal vertieft worden und konnte nun zusammen mit zahlreichen anschaulichen Fotos und Abbildungen wertvoller Dokumente im Open Access veröffentlicht werden.
Perschke, R. (2014). Ausgrabungen und Zerstörungen an den Megalithen von Carnac während der deutschen Besatzung der Bretagne (1940 -1944). Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 28. Sept. 2014: http://www.dguf.de/index.php?id=9
3.6.
Filmfundstück: "Tracking in Caves – Fußspuren in die Vergangenheit" (2014, ZDF/ARTE) - "Anschaulich und packend"
Drei erfahrene Fährtenleser aus Namibia, Buschleute, begutachteten 2013 in Europa die im Höhlenlehm erhaltenen Fußspuren in magdalénienzeitlichen Bilderhöhlen (s. DGUF-Newsletter vom 12.6.2013 Punkt 3.3. und vom 13.9.2013 Punkt 43). Nun wurde auf ARTE mit "Tracking in Caves – Fußspuren in die Vergangenheit" ein Dokumentarfilm von Sylvia Strasser über das Projekt ausgestrahlt. Ein ruhiger, 90 Minuten langer Film, der eine spannende und komplexe Geschichte erzählt. Am Anfang werden die Akteure vorgestellt, das Forschungsteam. Danach werden wesentliche Stationen des Projekts erzählt: die Analysearbeit der Fährtenleser in mehreren Höhlen und die für die europäische Forschung neuen Ergebnisse. Viviane Bolin, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Neanderthal Museum, d. h. bei einem der Träger des Forschungsprojekts, hat den Film rezensiert. Ihr Text zeigt also auch, wie eine Forschungseinrichtung die mediale Darstellung ihrer eigenen Arbeit beurteilt. Bolin lobt schön inszeniert Szenen und den Spannungsbogen. Die Erkenntnisse würden nicht einfach nur präsentiert, sondern auch der Weg dorthin dargestellt: die Vorbereitungen wie die Schwierigkeiten. Viviane Bolin findet, dass die Doku "die für die Archäologie wichtigen Resultate anschaulich und packend" präsentiert.
http://www.uni-kiel.de/cinarchea/text/tracking-caves-d.htm
3.7.
Rund 3.000 Jahre altes Schwert in Ostchina gefunden
In der ostchinesischen Provinz Jiangsu hat ein 11-Jähriger Anfang Juli beim Händewaschen im Fluss Laozhoulin ein gut erhaltenes unverziertes Bronzeschwert gefunden. Die Neuigkeit sprach sich schnell im Dorf des Finders herum und führte zu Kaufgesuchen. Die Familie des Kindes übergab den Fund jedoch dem örtlichen Büro für Kulturdenkmäler. Dem Finder wurden ein Zertifikat und eine Belohnung überreicht. Der Direktor der Einrichtung, Lyu Zhiwei, informierte die Öffentlichkeit, dass es sich bei dem 26cm kurzen Schwert um ein rund 3.000 Jahre altes Objekt handle. Das entspricht zeitlich der Shang-Dynastie (1554-1046 BC) oder auch der etwas jüngeren Zhou Dynastie (1045-256 BC). Die Einschätzung basiert auf Material, Größe und Form. Da das Fundstück in einer Phase mit relativ niedriger Produktivität für solche Schwerter hergestellt wurde, kann dem ehemaligen Eigentümer eine höhere gesellschaftliche Stellung zugesprochen werden. Obwohl das kurze Schwert als Waffe einsetzbar war, ist es aufgrund der Form naheliegender, dass es eher einen Statussymbolcharakter hatte –möglicherweise für einen städtischen Beamten. In der Region kam bereits ein Bronzeobjekt zu Tage. Aufgrund der Entdeckung soll eine Ausgrabung am Fundplatz und im Umkreis der Stätte stattfinden. Das Gebiet zählte einst zu einem alten Wasserstraßensystem, das später in den sog. Kaiserkanal (auch Großer Kanal genannt) mündete. Der Kanal ist die längste von Menschen geschaffene Wasserstraße und gilt als Meisterwerk der Wasserbaukunst im alten China.
"China Exclusive: Teenager stumbles on 3,000-year-old bronze sword in river" (Xinhua, 6.9.): http://news.xinhuanet.com/english/sci/2014-09/06/c_133625745.htm
3.8.
2.500 Jahre altes Grab mit bemerkenswerten Beigaben aus Westkasachstan
Archäologen in der Region Terekti (Westkasachstan) untersuchten 2012 Kurgan 6 von Taksaj-1. Zu Tage kam eine reich ausgestattete weibliche Bestattung mit bemerkenswerten Grabbeigaben. Nun wurden die Objekte der Öffentlichkeit nach der Restaurierung im Zentrum für Geschichte und Archäologie des Gebietes Westkasachstan präsentiert. Neben mehr als 500 Goldobjekten sowie Pferdegeschirr gelangten u. a. auch Haushaltsgegenstände als Beigaben in das unberaubte Grab. Mehrere Goldobjekte zeigen den Tierstil als charakteristische Verzierung. Beispielhaft sind goldene Aufnähplättchen mit Greifen- und Schafbockdarstellungen. Besonders hervorzuheben ist ein Kamm aus Holz mit einer szenischen Darstellung: Zu erkennen ist eine Kampfszene, in der zwei Bewaffnete einem Gegner auf einem Streitwagen gegenüberstehen. Naheliegend erscheint der Gedanken der Darstellung von Saken und Persern. Vor 2.500 Jahren war das Steppengebiet des heutigen Landes Kasachstan von den Saken besiedelt. Das Grab datiert an das Ende des 6./Anfang des 5. Jh. v. Chr. Aus dem Umkreis von Kurgan 6 sind weitere Grabanlagen bekannt, entsprechend werden die Arbeiten nächstes Jahr fortgesetzt. In Kasachstan ist diese Bestattung nicht das erste bekannte Grab aus einem Kurgan mit reichen Beigaben aus Gold und mit einer Körperbestattung aus dem 1. Jahrtausend vor Chr. 1969 legte der Archäologe K. A. Akishev den sog. Goldenen Mann von Issyk im Südosten des Landes frei, dessen Grab ebenfalls unberaubt war.
"Kurgankomplex Taksaj I" (russischsprachige Website des Zentrums für Geschichte und Archäologie des Gebietes Westkasachstan, o. D.): http://www.arhcentr.kz/ru/kurgannyj-kompleks-taksaj-i
"Scythian 'Princess' discovered in Kazakhstan reconstructed" (The Archaeology News Network, 18.8.): http://archaeologynewsnetwork.blogspot.de/2014/08/scythian-princess-discovered-in.html
3.9.
Neues vom Staffordshire-Hort: wie das Gold noch goldener wurde
Der berühmte, 2009 entdeckte Staffordshire-Hort aus der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts n. Chr. (DGUF-Newsletter vom 25.11.2013 Punkt 7.13.) wird weiter wissenschaftlich untersucht. Aktuelle Metallanalysen zeigen, dass die frühmittelalterlichen Goldschmiede mit einer gezielten Bearbeitung der Oberfläche das silberhaltige Gold noch reiner, höherwertiger aussehen ließen als es tatsächlich ist. Während der tatsächliche Goldgehalt der Waffenbeschläge und Trachtbestandteile bei 12-18 Karat liegt, wirkt die Oberfläche wie die eines 21-23-karätigen Goldes. Der Effekt wurde vermutlich durch die Behandlung mit einer schwachen Säure erreicht, die das Silber und andere unedle Metalle aus der unmittelbaren Oberfläche der Objekte herauslöste. Die Metallurgen halten eine Behandlung mit Eisenchlorid für wahrscheinlich. Die von English Heritage finanzierten Untersuchungen unterstreichen einmal mehr, wie wichtig es ist, dass archäologische Funde in öffentliches Eigentum kommen. Denn nur dann sind entlang des Fortschritts der Wissenschaft immer wieder Nachuntersuchungen an ihnen möglich, die neues Wissen aus der Vergangenheit offen legen.
"Britain's greatest treasure hoard reveals how goldsmiths fooled the Anglo-Saxon world" (The Indipendent, 17.10.): http://www.independent.co.uk/news/science/archaeology/news/britains-greatest-treasure-hoard-reveals-how-goldsmiths-cheated-their-saxon-clients-9799977.html
4. Kulturgutschutz
4.1.
Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
"Das Genfer Zollfreilager als grösstes Museum der Welt: Ali Babas Schatzhöhle" (NZZ, 16.10.): http://www.nzz.ch/feuilleton/kunsthandel-auktionen/ali-babas-schatzhoehle-1.18405961
Irak und Syrien: "ISIS’s Looting Campaign" (The New Yorker, 14.10.): http://www.newyorker.com/tech/elements/isis-looting-campaign-iraq-syria
"Eingespart. Archäologie in Italien" (Archaeologik, 11.10.): http://archaeologik.blogspot.de/2014/10/eingespart-archaologie-in-italien.html
"Antiquities collections destroyed in Gaza conflict" (The Art Newspaper, 8.10.): http://www.theartnewspaper.com/articles/Antiquities-collections-destroyed-in-Gaza-conflict/35883
"Bomben und Kulturgüter - Syrien und Irak im September 2014" (Archaeologik, 1.10.): http://archaeologik.blogspot.de/2014/10/bomben-und-kulturguter-syrien-und-irak.html
Binchester (Großbritannien): "Fears 'Pompeii of the North' could be snapped up by developers as historic Roman site is put up for sale" (Daily Mail, 30.8.): http://www.dailymail.co.uk/travel/travel_news/article-2738358/Fears-future-Pompeii-North-historic-Roman-site-sale.html
4.2.
Die Freuden der Metallsuche: "Künstlerische" Schatzsuche erregt Aufsehen
Die Metallsuche ist ein Hobby, dem in der deutschsprachigen Archäologie bisher nur wenig Verständnis entgegengebracht worden ist (um es höflich auszudrücken). Dennoch ist die Anzahl der Personen, die "dem Hobby" nachgehen, seit Jahrzehnten stetig und massiv angewachsen. Eine Aktion eines deutschen Künstlers im englischen Folkestone hat nun einiges Medieninteresse hervorgerufen: Der Bildhauer und Objektkünstler Michael Sailstorfer vergrub im August Goldbarren am Strand, und jeder, der wollte, konnte und kann danach suchen. Ein Ansturm von Schatzsuchern war die Folge. Wie Metallsucher selbst bei einschlägigen Befragungen (und auch im unten genannten Guardian-Artikel) feststellen, geht es vielen bei der "Schatzsuche" jedoch keineswegs um einen raschen Profit. Ein hedonistisches Element spielt, wie Matthias Jung schon festgestellt hat, eine gewisse Rolle, das Motivspektrum ist aber generell sehr breit. Es reicht von einem genuinen Interesse an der Erforschung der Geschichte und an der Rettung von Funden vor Pflug, modernen Düngern oder auch Bauarbeiten über körperliche Betätigung in frischer Luft, über den Wunsch, allein mit sich selbst zu sein oder Stress abzubauen, bis hin zur Reinigung der Natur von Metallmüll. Was den meisten Metallsuchern gemein ist, ist jedenfalls eine starke Leidenschaft für ihr Hobby - eine Ressource, die man in England und Wales, aber auch in Dänemark seit langem produktiv für die Archäologie nützt. "Im deutschen Sprachraum sind wir leider davon noch weit entfernt", sagt Prof. Dr. Raimund Karl (Universität Bangor), "zum Schaden der archäologischen Wissenschaft. Diesen Schaden verursachen wenigstens ebenso sehr wir mit unserer ideologisch bedingten Ablehnung von zivilgesellschaftlicher Eigeninitiative wie jene, die Funde (und noch viel mehr Schrott) im Feld ausgraben."
"The joy of metal detecting – it’s not just about the treasure" (The Guardian, 29.8.): http://www.theguardian.com/commentisfree/2014/aug/29/joy-metal-detecting-treasure-antiquities-folkestone-beach
Huth, Chr. (2013). Vom rechten Umgang mit Sondengängern: Das "Portable Antiquities Scheme" in England und Wales und seine Folgen. Archäologische Informationen 36, 2013, 129-137. http://dx.doi.org/10.11588/ai.2013.0.15327
4.3.
Amal und George Clooney machen sich für die Rückgabe der Elgin Marbles an Griechenland stark
Die Rückgabe von Kulturgut schafft es selten in die Yellow Press. Derzeit ist das anders: Die frisch mit George Clooney verheiratete Juristin Amal Alamuddin-Clooney ist Mitte Oktober als Mitglied einer Delegation nach Griechenland gereist und wird den griechischen Premier Antonis Samaras beraten, wie eine Rückgabe der Elgin Marbles an Griechenland zu erreichen wäre. Darüber berichten gerade alle Medien. Vor einigen Monaten hatte sich der US-Amerikaner George Clooney im Zusammenhang mit der Bewerbung seines Films "The Monuments Men" (DGUF-Newsletter vom 7.3.2014, Punkt 5.8.) dahingehend geäußert, dass Großbritannien die Elgin Marbles an Griechenland zurückgeben sollte. Dafür erntete der Schauspieler harsche Kritik von Mitgliedern des britischen Parlaments.
"Can George Clooney’s Wife Rescue the Elgin Marbles?" (Artnet News, 14.10.): http://news.artnet.com/in-brief/can-george-clooneys-wife-rescue-the-elgin-marbles-131328
"The Honeymoon is over! Two weeks after marrying Hollywood heart-throb George, Amal Clooney flies out to Athens to advise Greece on how to get Britain to return the Elgin Marbles" (Daily Mail, 13.10.): http://www.dailymail.co.uk/news/article-2791445/mrs-clooney-s-greek-odyssey-honeymoon-newlywed-lawyer-amal-flies-secure-return-elgin-marbles.html
"Parthenon marbles meet Hollywood as Amal Alamuddin Clooney advises Greece" (The Guardian, 13.10.): http://www.theguardian.com/artanddesign/2014/oct/13/parthenon-marbles-hollywood-amal-alamuddin-george-clooney-greece
"George Clooney's wife Amal Alamuddin aids Greece's bid for return of Elgin Marbles" (The Telegraph, 8.10.): http://www.telegraph.co.uk/culture/culturenews/11150012/George-Clooneys-wife-Amal-Alamuddin-aids-Greeces-bid-for-return-of-Elgin-Marbles.html
4.4.
Illegaler Handel mit Antiken nimmt zu, Bundesregierung will Kulturgüterrückgabegesetz ändern
Dass geplünderte Antiken terroristische Organisationen – darunter auch der "Islamische Staat" - mitfinanzieren, wird seit Monaten nun immer intensiver diskutiert. Eine 45-minütige Dokumentation "Das geplünderte Erbe" (ARD, 20.10.) thematisiert auch die Rolle deutscher Auktionshäuser. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) plant nun Medienberichten zufolge eine Änderung des Kulturgüterrückgabegesetzes. Ab 2016 sollen nur noch Kulturgüter nach Deutschland eingeführt und gehandelt werden dürfen, die über eine offizielle Ausfuhrlizenz des Herkunftslandes verfügen.
"Das geplünderte Erbe" (ARD-Mediathek, 20.10.): http://mediathek.daserste.de/Reportage-Dokumentation/Das-gepl%C3%BCnderte-Erbe-Terrorfinanzierun/Das-Erste/Video?documentId=24209348&topRessort=tv&bcastId=799280
"Illegaler Handel mit geplünderten Antiken nimmt zu – auch in Deutschland. Bundesregierung plant Gesetzesänderung" (Das Erste, 20.10.): http://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/dokus/sendung/ndr/gepluenderte-antiken-100.html
"Mekka der Raubgräber" (Deutsche Welle, 23.10.): http://www.dw.de/mekka-der-raubgr%C3%A4ber/a-18017650
5. Ausbildung, Job-Themen und Personalia
5.1.
Dr. Lee Clare leitet in Nachfolge von Prof. Dr. Klaus Schmidt das Projekt am Göbekli Tepe
Klaus Schmidt, der Leiter der Grabungen am Göbekli Tepe (Türkei), war im Alter von erst 60 Jahren überraschend am 20. Juli verstorben (DGUF-Newsletter vom 6.8.2014 Punkt 5.2). Nun wurde Dr. Lee Clare - interimistisch und unbefristet - vom DAI als Projektleiter eingesetzt, um die laufenden Arbeiten und Projekte fortzuführen. Näheres im Newsletter der John Templeton Foundation, in dem auch die aktuellen Forschungen zum Göbekli Tepe skizziert werden.
John Templeton Foundation - Newsletter September 2014: https://www.academia.edu/8307227/Our_Place_Our_Place_in_the_World._Newsletter._August_2014
5.2.
Offene Worte zur schlechten Bezahlung von Lehrbeauftragten
Peter Grottian, ehem. Hochschullehrer an der FU Berlin und Mitiniator des Bildungsstreiks 2009/10, macht in einem Gastbeitrag in der Süddeutschen Zeitung auf die schlechte Bezahlung der etwa 90.000 Lehrbeauftragten an deutschen Universitäten und Fachhochschulen aufmerksam. Die Sätze lägen im Mittel bei 25 Euro pro Unterrichtsstunde (Spanne 20 - 60 Euro). Berücksichtige man die Zeit für An- und Abreise, die nötigen Materialien und vor allem für die Vorbereitung des Unterrichts, ergebe sich daraus ein tatsächlicher Stundenlohn, der regelhaft deutlich unter dem gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde liege. Die Betroffenen wagen es nicht, zu protestieren, und Gewerkschaften wie Institutionen sehen über das Thema hinweg - so Grottian. Er fordert die Arbeitsministerin auf, das Thema auf ihre Agenda zu setzen.
Peter Grottian: "Bezahlung von Wissenschaftlern: Das promovierte Prekariat" (Süddeutsche Zeitung, 7.10.): http://www.sueddeutsche.de/bildung/bezahlung-von-wissenschaftlern-das-promovierte-prekariat-1.2160695
5.3.
DISCO 2012-14: Die aktuelle Lage der Archäologie in Europa
Das EU-geförderte Forschungsprojekt "Discovering the Archaeologists of Europe 2006-2008" (DISCO) bot erstmals eine breite Übersicht über den Arbeitsmarkt für Archäologie in Europa und war seitdem eine wertvolle Hilfe, Spezifika eines einzelnen Staates besser einordnen zu können. Erfreulicherweise gelang es, die Finanzierung und Durchführung eines Nachfolgeprojektes durch die EU einzuwerben und es auf insgesamt 21 europäische Staaten auszuweiten. Das Projekt DISCO 2012-14 lief offiziell zum 30.9.2014 aus, aktuell werden sukzessive die nationalen Berichte für die einzelnen Teilnehmerstaaten auf der Website des Projekts im Open Access veröffentlicht. Im Staatenvergleich wird z. B. deutlich, dass die Archäologie in Deutschland erheblich schlechter ausgestattet ist als im europäischen Mittel. Bemerkenswerterweise gibt es bislang jenseits der Fachwelt keine öffentliche Kommunikation dieser wichtigen Ergebnisse in Deutschland. Anders z. B. in Österreich, wo die nationale Studie in einer Pressekonferenz durch Prof. Raimund Karl vorgestellt wurde, die auch in der Presse Resonanz fand. "Deutlicher Zuwachs an Arbeitsplätzen in vergangenen fünf Jahren bei sinkenden Gehältern und zunehmender Prekarisierung" resumiert die östereichische Zeitung "Der Standard" die Studie, womit die Archäologie dort nicht nur mit Erfolgsmeldungen und Schatzfunden an die Öffentlichkeit gebracht wird, sondern auch mit ihren Sorgen und Nöten.
DISCO 2006-08: http://www.discovering-archaeologists.eu/final-reports.html
DISCO 2012-14: http://www.discovering-archaeologists.eu/blog_index.html
"Forscher untersuchten archäologischen Arbeitsmarkt in Österreich" (derStandard.at, 16.10.): http://derstandard.at/2000006913334/Forscher-untersuchten-archaeologischen-Arbeitsmarkt-in-Oesterreich
5.4.
Die Zukunft der archäologischen Lehre? Videowettbewerb für ein besseres Studium
Auf dem 8. Deutschen Archäologiekongress Anfang Oktober wurde viel über verschiedene Aspekte einer zukünftigen Archäologie gesprochen, die Zukunft der Lehre war hierbei aber ziemlich ausgeklammert. Nun ermuntert der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft Studierende aller Fachrichtungen, sich über Möglichkeiten für ein besseres Studium Gedanken zu machen. Die Stiftung will mit einem Wettbewerb vielversprechende und innovative Ideen auszeichnen, die das Studieren an den Hochschulen und Unis direkt vor Ort verbessern sollen. Teilnehmer sollen bis 15.12. per Video ihre konkreten Projektideen für eine bessere Hochschulbildung einreichen. Zehn Gewinner erhalten je 5.000 Euro zur Förderung der Projektidee. Eine spannende Chance für Studierende, auch der Archäologien, sich in die universitäre Lehre konstruktiv einzumischen!
Teilnahmebedingungen beim Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft: http://www.stifterverband.info/bildungsinitiative/und_du/index.html
5.5.
Studiengang für Ur- und Frühgeschichte wird an der Universität Rostock wieder eingerichtet
2015 soll der Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte an der Universität Rostock neu besetzt werden. 1997 war die Streichung der Ur- und Frühgeschichte aus dem Fächerkanon erfolgt. Der Lehrstuhlinhaber soll zugleich wissenschaftlicher Leiter eines Archäologischen Landesmuseums werden.
"Erster Schritt für Archäologisches Landesmuseum eingeleitet" (Pressemeldung Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern, 8.10.): http://www.regierung-mv.de/cms2/Regierungsportal_prod/Regierungsportal/de/bm/index.jsp?&pid=84392
6. Open Access & Open Data
6.1.
Vergriffene Archäologische Berichte an neuem Ort im Open Access verfügbar
Vergriffene Bände der Monografienreihe der DGUF "Archäologische Berichte" wurden seit März 2012 sukzessive auf DGUF.de online gestellt (DGUF-Newsletter vom 30.3.2012 Punkt 1.3.), um ohne gedruckte Neuauflage die Verfügbarkeit der Bücher für die Wissenschaft aufrecht zu erhalten. Nun hat die DGUF in Kooperation mit der UB Heidelberg die Online-Präsenz dieser Bände erheblich verbessert: (1) Alle Bände stehen den Lesern als OCR-Scan zur Verfügung, d. h. in ihren Inhalten kann nach Stichwörtern gesucht werden. (2) Die Reihe wird neu mit Hilfe der Open-Source-Software OMP im Gefäß Propyläum e-Books auf den Servern der UB Heidelberg gehostet, womit auch deren Langzeitarchivierung gesichert ist. Zugleich werden die Bände bibliographisch neu erschlossen und erhalten einen DOI. Online stehen jetzt die Bände 1 (Junghans 1987), 2 (Klug 1989), 3 (Tegtmeier 1993), 4 (Idris 1994), 5 (Heege 1995), 6 (Müller & Bernbeck 1996) und 7 (Vosteen 1996). Für die UB Heidelberg ist die Umstellung Teil eines umfassenderen, auch Drittmittel-geförderten Projekts, in dem die DGUF und die Archäologischen Berichte als Pionier dienen. Leser mögen uns nachsehen, dass manche Details der Benutzerführung von OMP noch suboptimal sind und eine deutsche Menüführung fehlt; all' dies in naher Zukunft spürbar zu verbessern, ist Teil des Projekts der UB Heidelberg. Doch auch ohne diese absehbaren Verbesserungen: ab sofort sind diese wertvollen Bücher neu optimal archiviert und weltweit frei zugänglich.
Archäologische Berichte bei Propylaeum e-Books: http://books.ub.uni-heidelberg.de/index.php/propylaeum/catalog/series/arch-ber
6.2.
Archäologische Informationen 20, 1997, neu im Open Access
Beide Bände des Jahrgangs 1997 der Archäologischen Informationen sind jetzt retrodigitalisiert und im Open Access verfügbar. Im Band 20(1) werden einige Vorträge aus der von Gudrun Noll ausgerichteten DGUF-Tagung 1996 in Erfurt zum Thema "Völkerwanderungen" publiziert, im Band 20(2) einige Vorträge aus der von Martin Schmidt ausgerichteten DGUF-Tagung 1997 in Oerlinghausen zum Thema "Archäologie und Jugend". Ein besonders spannender Inhalt beider Bände dürften jedoch die Kommentare aus den im Jahrgang 1996 publizierten, von Jürgen Hoika und Werner Schön angestoßenen Forum "Die DGUF-Umfrage zum Ausbildungsprofil für Prähistorikerinnen und Prähistoriker" sein (19, 1996, S. 149-154). Die beiden Bände des Jahrgangs 1997 dokumentieren die ungewöhnlich zahlreichen Kommentare, welche die DGUF dazu erreichten: neun Beiträge aus der staatlichen Bodendenkmalpflege, vier von Grabungsfirmen, drei aus Museen und 15 von Universitätsinstituten. In ihrer Vielfalt wie auch Widersprüchlichkeit markieren diese Kommentare charakteristische Positionen und Anforderung an die universitäre Ausbildung aus ganz verschiedenen Interessen und Blickwinkeln heraus. In ihrer Summe haben die Beiträge wenig an Aktualität verloren. Die damals noch nicht absehbare, ab etwa 2002 bis 2010 in Deutschland erfolgende Bologna-Reform gab Gelegenheit, Vieles neu zu gestalten. Anregungen und Anstöße zum Nachdenken über sinnvolle Veränderungen und zum Dialog mit den unterschiedlichsten Interessengruppen und Haltungen waren in diesen Bänden zu finden.
http://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/issue/archive
6.3.
Sektion zu Open Access bei der EAA-Tagung 2014 in Istanbul
Die von Frank Siegmund (DGUF), Julian D. Richards (Univ. York) und Guntram Geser (Salzburg) organisierte ganztägige Sektion "Barriers and Opportunities: Open Access and Open Data in Archaeology" auf der EAA-Tagung 2014 in Istanbul versammelte 14 Vorträge und vier Poster. Trotz großer Hitze – wie in fast allen Vortragsräumen in Istanbul – verfolgten über die Vortragenden hinaus zusätzlich etwa 30 Hörer die Vorträge und beteiligten sich an den regen Diskussionen. Die Präsentation zum Thema "Publizieren im Open Access" verdeutlichten, dass Open Access (OA) sich europaweit als Option fest etabliert hat. D. Rocks-Macqueen skizzierte das bisherige Wachstum des archäologischen Zeitschriftenwesens und prognostizierte weiteres Wachstum des OA-Sektors zu Lasten konventioneller Zeitschriften. Die Vorträge u. a. von F. Siegmund, R. Young, G. Eberhardt und A. Büttner machten jedoch auch deutlich, dass der Wandel in den OA mit vielerlei neuem Aufwand verbunden ist und OA allein noch keine erfolgreiche und breit wahrgenommene Zeitschrift ausmacht. In der deutschsprachigen Archäologie, so der Eindruck bei vielen Teilnehmern, sei die Zeitschrift "Archäologische Informationen" derzeit am weitesten entwickelt und gebe Interessierten ein anregendes Beispiel für eine "best practice". Im Themenblock "Open Data" überraschten vor allem Vortragende aus Italien (V. Boi, M. Stacca, G. Gattiglia) mit konkreten Beispielen, wie sehr sich dort die regionalen Denkmalämter bemühen, die Informationen über archäologische Stätten und Ausgrabungen als Open Data zu erschließen und frei öffentlich verfügbar zu machen. Weitere Vorträge um Open Data (u. a. J. D. Richards, G. Geser) zeigten auf, wie verschiedene Projekte derzeit versuchen, die weitaus komplexeren technischen Probleme beim offenen Publizieren von Daten z. B. aus archäologischen Ausgrabungen zu lösen, eine "best practice" zu entwickeln und Wissenschaftlern gute Plattformen anzubieten. Als international gut vernetztes Vorhaben stellte F. Schäfer (DAI) das Projekt IANUS vor. Mit den Stichworten Big Data (G. Gattiglia) und Linked Open Data (K. May, F. Lynam) verbinden sich perspektivisch ganz neue Auswertungsmöglichkeiten, die zu Ergebnissen führen können, sobald solche Archive mit Informationen gefüllt sind. Die Organisatoren der Sektion streben eine Veröffentlichung der Vorträge in den "Archäologischen Informationen" an.
Abstracts der Sektion (p. 123-128): https://www.eaa2014istanbul.org/assets/indirilecekler/abstracts-T02.pdf
6.4.
"Papers on Anthropology" im Open Access
Die peer-reviewte Zeitschrift "Papers on Anthropology" wird von der "European Anthropological Association" herausgegeben. Sie wurde 1989 in Tartu (Estland) gegründet und erscheint seit Jahrgang 5, 1992 unter dem jetzigen, englischsprachigen Titel. Seit Jahrgang 20, 2011 erscheint die Zeitschrift - ohne Publikationsgebühren für Autoren - hybrid, d. h. in einer Druckausgabe und online im Open Access. Technisch basiert die Online-Ausgabe, wie die Archäologischen Informationen, auf der Software OJS. Der aktuelle Band 23(1), 2014 hat den Themenschwerpunkt "Mumien". Darin u. a. ein Aufsatz von Guinevere Granite und Andreas Bauerochse über Untersuchungen an zwei eisenzeitlichen Moorleichen aus Niedersachsen. Die Autoren zeigen auf, dass die in deren Knochen nachweisbare Konzentration von Spurenelementen stark von der normaler menschlicher Knochen abweicht. Als Gründe werden einerseits die Lagerung im Moor, anderseits moderne Konservierungen vermutet.
Papers on Anthropology 23(1), 2014: http://ojs.utlib.ee/index.php/PoA/issue/current
6.5.
Digitales Münzkabinett der Universität Düsseldorf ist online
Die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf verfügt über eine der umfangreichsten und vielfältigsten universitären Sammlungen antiker Münzen und Medaillons in Deutschland, ca. 23.000 Objekte, darunter ca. 8.000 Originale. Mit dem "Digitalen Münzkabinett der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf" wurden Mitte Oktober die Kernbestände in guten Fotografien öffentlich zugänglich gemacht. Wer antike Münzen kennen lernen möchte oder mit ihnen arbeitet und z. B. Vergleichsstücke für Münzbestimmungen sucht, findet hier einen frei zugänglichen Schatz an wohlgeordnetem und gutem Bildmaterial. Besondere Freude macht der Redaktion des DGUF-Newsletters die Rubrik "Numismatische Sonderbestände" - "Unbestimmte Prägungen", sie bietet numismatische Herausforderungen und lädt dazu ein, sich mit qualifizierten Bestimmungsvorschlägen an die Düsseldorfer Kollegen zu wenden.
"Digitales Münzkabinett der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf": http://muenzkabinett.hhu.de/index.php
6.6.
Die Online-Publikation als erster Schritt eines tiefgreifenden Medienwandels im Publikationswesen
Aktuell berichten Medien über den neuen Verlag Sobooks, der eine Online-Leseplattform für Bücher bilden soll, um die technischen Möglichkeiten der bisherigen eBooks um Elemente des sozialen Interagierens über deren Inhalte via Web 2.0 zu erweitern. In der Wirtschaftswoche beschreibt ein Autorenteam "das Ende des Buches, wie wir es kennen". Der Aufhänger ist die Online-Plattform Wattpad, die über das bereits länger bekannte Self-Publishing hinaus Autoren die Möglichkeit bietet, während des Schreibens ihrer Bücher Teil-Werke online zu stellen, damit deren Leser und Fans schon frühzeitig das entstehende Werk beobachten, diskutieren und kommentieren können. Im Ergebnis könnten frühe Leser so ggf. auch die Autoren im weiteren Schreiben des Werks beeinflussen. Eine verwirrend vielfältige Welt tut sich auf: Bücher-Inhalte werden nur noch zum Lesen gemietet, Leser diskutieren Werke online mit den Autoren und untereinander, die Diskussion der Leser modifiziert das Werk der Autoren. Das Online-Stellen öffnet das bisher gedruckte Buch für die Integration anderer Medien wie etwa Ton und Film, folglich arbeiten Schulbuchverlage an Online-Büchern, die auch Videos u. a. enthalten. Die reichen Optionen des Web 2.0 sind geeignet, auch die Einordnung und Bewertung von Büchern zu verändern, wenn neben den klassischen Rezensionen im Feuilleton resp. in wiss. Zeitschriften oder dem Renommee eines Verlags und der guten Gestaltung eines Buches auch Elemente des Web 2.0 seine Wertigkeit andeuten, d. h. die Resonanz im Netz zum (Mit-) Indikator seiner Bedeutung wird. Menn et. al. (2014) zeigen auf, wie stark diese neuen, noch experimentellen Formen bereits von bislang klassischen Verlagen aufgegriffen und weiterentwickelt werden. Bisher scheinen sich diese neuen Entwicklungen vor allem auf die nicht-wissenschaftliche Literatur zu beziehen. Doch die aktuelle Experimentierfreude dort und die schon absehbaren Entwicklungen legen nahe, dass in Zukunft auch wissenschaftliche Publikationen anders aussehen könnten als bisher. So ermunterte z. B. Prof. Hubertus Kohle bei seinem Vortrag am 6. 10. auf der Jahrestagung der DGUF dazu, bei wissenschaftlichen Zeitschriften an Stelle des Peer Reviews mit neuen Formen der Qualitätskontrolle zu experimentieren. "Publish first, filter later" lautet seine Devise, die sich an den neuen technischen Möglichkeiten des Web 2.0 orientiert. Auch wenn das Ziel der laufenden Entwicklungen noch nicht ganz klar sein mag - das einfache Online-Stellen von wissenschaftlicher Literatur im Open Access als PDF ist erst der Anfang eines tiefgreifenden Medienwandels.
Menn, A., et. al. (2014). Digitale Revolution des Lesens: Das Ende des Buchs, wie wir es kennen (Wirtschaftswoche, 8.10.): http://www.wiwo.de/unternehmen/handel/digitale-revolution-des-lesens-das-ende-des-buchs-wie-wir-es-kennen-seite-all/10784478-all.html
"SoBooks: Social Reading" (DRadio Wissen, 11.10.): http://dradiowissen.de/beitrag/sobooks-sascha-lobo-will-das-e-book-revolutionieren
Frank Schmiechen: "SoBooks. Zwei Größenwahnsinnige versprechen die Neuerfindung des Lesens" (GründerSzene.de, 9.10.): http://www.gruenderszene.de/allgemein/kappes-lesen-sobooks
Hubertus Kohle: "Publish first - filter later. Über den Prozess der Qualitätssicherung im Open Access". Abstract des Vortrags (DGUF.de, 6.10.): http://www.dguf.de/index.php?id=336
6.7.
Elf De-Gruyter-Zeitschriften neu im Open Access
Der weltweit bekannte Wissenschaftsverlag De Gruyter stellt ab Januar 2015 acht etablierte europäische Wissenschaftszeitschriften in den Open Access, die im Bereich Medizin und Naturwissenschaften publizieren. Zudem werden im Bereich Humanities drei Zeitschriften völlig neu sogleich als Open Access-Zeitschriften gegründet, u. a. "Open Archaeology", für die Anthony Harding als Editor-in-Chief gewonnen wurde. Die technische Umsetzung erfolgt über die vor einiger Zeit von De Gruyter aufgekaufte Online-Plattform Versita. Unklar blieb in den Ankündigungen des De-Gruyter-Verlags die Frage der Publikationsgebühren, welche die Autoren für die Publikation ihres Aufsatzes zu zahlen haben. Bei den betreffenden naturwissenschaftlichen Zeitschriften betragen sie z. Zt. 1.000 resp. 1.500 Euro. Auf Nachfrage des DGUF-Newsletters verwies De Gruyter für die neue Open Archaeology auf eine Politik der Befreiung von diesen Gebühren für Autoren, welche nicht über die nötigen Drittmittel verfügen, doch die Formulierung "at the moment" lässt erwarten, dass diese Regelung nicht als dauerhaft geplant ist.
"De Gruyter Open converts 8 subscription journals to open-access megajournals" (De Gruyter, 29.9.): http://www.eurekalert.org/pub_releases/2014-09/dgo-dgo092914.php
Open Archaeology: http://www.degruyter.com/view/j/opar
"Article Processing Charges" (De Gruyter): http://www.degruyter.com/page/947
6.8.
Bis 26. Oktober: Publikationen der Royal Society zum freien Download
Die 1662 gegründete "Royal Society", eine Art Akademie der Wissenschaften des Vereinigten Königreichs, nimmt aktuell an der Open-Access-Woche (20.-26.10.) teil. In dieser Zeit stehen alle Publikation der Royal Society zum freien Download als PDF auf der Verlagsseite der Gesellschaft bereit. Beispielsweise die klassische und weiterhin nützliche Studie über die Schätzung der Körperhöhe aus menschlichen Langknochen von Karl Pearson: Pearson, K. (1899). Mathematical Contributions to the Theory of Evolution. V. On the Reconstruction of the Stature of Prehistoric Races. Phil. Trans. R. Soc. Lond. A. 192, pp. 169-244. doi:10.1098/rsta.1899.0004 (published 1 January 1899). Oder auch der berühmte Aufsatz von F. H. C. Crick und J. D. Watson aus dem Jahr 1954, in dem sie die Struktur der DNA darlegten. Bis zum 26. Oktober!
http://royalsocietypublishing.org/journals
7. Ausstellungen und Museen
7.1.
Charmant und gut gemacht: Römertherme Zülpich - Museum für Badekultur
Zülpich? - ein beschauliches 20.000-Einwohner-Städtchen, etwa mittig zwischen Köln und Aachen gelegen. An einem unerwartet heftig verregneten Tag wie geplant zur Landesgartenschau 2014 rund um Zülpich, oder doch lieber ins Museum? Ins Museum, und zwar in das 2008 eröffnete Museum im Zentrum nahe der Kirche, das über der 1929 entdeckten und ausgegrabenen römischen Thermenanlage errichtet wurde. Die römischen Reste des 2. bis 4. Jahrhunderts waren ausnehmend gut erhalten, doch ihr sukzessiver Verfall gab Anlass zu einer gründlichen Konservierung und einem darüber errichteten und schützenden Museumsbau. Hier ist die römische Therme im Kellergeschoss mit sparsamen Mitteln geschickt und zurückhaltend inszeniert, im Vordergrund steht stets die Originalsubstanz, die durch eine geschickte Beleuchtung in den Vordergrund gerückt wird. Vitrinen mit zugehörigen Funden, Informationstafeln sowie einen römischen Badebetrieb andeutende Geräusche und Filme werden angeboten und schaffen eine gelassen-entspannte Atmosphäre, sind aber auf eine angenehme Weise zurückhaltend präsent und dominieren nie den originalen Befund. Informationen werden angeboten, aber nicht aufgedrängt, der Besucher kann auch einfach selbst am Original beobachten, studieren, sinnieren, grübeln und entdecken. Im Geschoß darüber wird dann der Bogen über das Mittelalter zur Gegenwart geschlagen, indem das Thema Bad, Körperhygiene und Reinlichkeit über die Zeiten verfolgt wird. Als Schauobjekte der unmittelbaren Vergangenheit dienen beispielsweise Badekleidung und Badehauben der 1950-90er Jahre oder Installationen von Bädern aus verschiedenen Zeiten des 20. Jahrhunderts. Zusätzlich lockt noch für wenige Tage (22.3.-12.10.) die Sonderausstellung "Wasser für Roms Städte" ins Obergeschoss, die die römische Wasserversorgung, den Leitungsbau und die Viadukte thematisiert. Im Inhalt wie in der Inszenierung passt sie bestens zur Dauerausstellung und kann auch hier auf zumindest nahe gelegene Architektur-Originale wie z. B. den Viadukt von Vussem verweisen. Den Bogen zu jüngeren Epochen schlägt hier der in den römischen Wasserleitungen gebildete und im Mittelalter als Baumaterial verwendete Kalksinter.
http://www.roemerthermen-zuelpich.de/
"Museum für Badekultur/Römerthermen Zülpich: Bene Lava ! – Badespass nicht nur auf Römisch" (NRW-Stiftung): http://www.nrw-stiftung.de/projekte/projekt.php?pid=507
"Römerthermen Zülpich - Museum Badekultur" (Rhein-Eifel.TV, 17.6.2011; Video, 2:38 Min.): https://www.youtube.com/watch?v=Kgst7dd5qzg
7.2.
Sonderausstellung "Das weiße Gold der Kelten - Schätze aus dem Salz" im LWL-Museum für Archäologie in Herne, 23.8. - 25.1.
Bergbau steht für schwere, auch gefährliche Arbeit und für Wohlstand in einer Region - das weiß man im Ruhrgebiet aus eigener Erfahrung. Nun thematisiert eine Sonderausstellung in Herne einen dort ungewöhnlichen Bergbau, nämlich den Salzbergbau bei Hallstatt in Oberösterreich. Die vom Naturhistorischen Museum in Wien fertig zusammengestellte Wanderausstellung, die zuvor in Alicante /Spanien zu sehen war, wird bis Januar 2015 in Herne gezeigt. Sie besteht im wesentlichen aus sechs großen Informationsinseln, die systematisch von alten und neuen Forschungsergebnissen zum Hallstätter Salzbergbau erzählen, und dazu vor allem die dank des Salzes ungewöhnlich gut erhaltenen Organika zeigen, wie z. B. hölzerne Geräte, Schäftungen, Textilien und Leder. Der bronzezeitliche, der eisenzeitliche und der spätere Salzbergbau werden gezeigt und die Katastrophen thematisiert, die jeweils zum Verschütten der Schächte und zum zeitweiligen Ende des Abbaus führten. Viele Informationen gelten den Bergleuten selbst, zeigen beispielsweise die am Knochen sichtbar werdenden Spuren ihrer schweren Arbeit oder ihre übliche, einfache Nahrung. Die begehbare Rekonstruktion einer im Salzschacht gefundenen Holztreppe verschafft dem Besucher ein besonderes haptisches Erlebnis. Das mit dem eisenzeitlichen Bergbau zusammenhängende berühmte Gräberfeld von Hallstatt ist Thema einer der sechs Ausstellungsinseln, doch hier haben nur wenige Originale den Weg nach Herne gefunden.
"Archäologische Schau „Das weiße Gold der Kelten“ in Herne" (Westdeutsche Allgemeine, 20.8.): http://www.wa.de/nachrichten/kultur/nrw/archaeologische-schau-das-weisse-gold-kelten-herne-hallstatt-kultur-salzbergbau-3795697.html
"Die Kelten zu Gast in Herne: Sonderausstellung im LWL-Museum für Archäologie zeigt Schätze aus dem Salz" (Pressemeldung LWL, 20.8.): http://www.lwl.org/pressemitteilungen/mitteilung.php?urlID=33856
Lars Friedrich: Archäologiemuseum in Herne zeigt das weiße Gold der Kelten (lars.friedrich.blog, 22.4.): http://larsfriedrichblog.wordpress.com/2014/08/22/archaologiemuseum-in-herne-zeigt-das-weise-gold-der-kelten/
7.3.
Ausstellung "Karl der Große. Macht - Kunst - Schätze" in Aachen 20.6.-21.9.
Vor 1.200 Jahren starb in Aachen Karl der Große, in diesem Sommer erinnert die Stadt Aachen an diesen auch für sie so wichtigen Herrscher. Den Besucher erwarten der Aachener Dom ,und damit ein von Karl selbst begründetes bedeutendes Bauwerk, und drei verschiedene, im nahen Umfeld des Doms gelegene Sonderausstellungen. Jedes der Schlagwörter Schätze, Kunst, Macht steht als Motto über einer dieser drei Ausstellungen. Sie zeigen, nicht unerwartet, das Who is Who der bekannten Handschriften, Elfenbeintafeln und Kunstobjekte, die Ausstellungen können sich mit bedeutenden Leihgaben aus zahlreichen europäischen Archiven und Museen schmücken. Die vorwiegend dunklen und recht spärlich ausgeleuchteten Räume, das Glitzern von Gold und Edelsteinen hie und da, die Enge und das Gedränge der Besucher und die kaum bewältigbare Fülle der Exponate unterstreichen beim Einzelnen das Gefühl, an etwas Besonderem teilzuhaben. Die Ausstellungsdidaktik setzt konsequent auf Gruppenführungen oder auf den Einzelbesucher, der einem Audioguide folgt. Besucher, die sich beidem entziehen wollen, bleiben etwas hilflos, denn in den Ausstellungen selbst findet sich nur wenig textbasierte Information, und die Objektbeschriftungen sind ausnehmend knapp. Ein gewiss sehr berühmtes, gewiss sehr kostbares handgeschriebenes Buch, aufgeschlagen, eine Glasvitrine drübergestülpt, schummriges Licht und knappste Beschriftung, und das nochmal und nochmal und nochmal, ohne tiefere Erläuterung und Aufbereitung des Inhalts. Der Besucher würdigt, dass er etwas Besonderes, Einmaliges gesehen hat und der Aura des Originals nachspüren durfte, mehr Erkenntnis ist in dieser Inszenierung kaum möglich. Wo die Ausstellung die Sphäre der berühmten Bücher und der Kunstgegenstände verlässt, wird sie schnell beliebig und zeigt vielerlei inhaltliche Unfälle, wie etwa die zwei hilflosen Vitrinen zu Aachens Vorgeschichte vor der Zeit Karls des Großen oder die allzu fehlerhafte Objektauswahl beim Thema Waffen und Krieg. Zudem ist, wer sich ungeführt bewegt, stets in Gefahr, sich zu verlaufen: Die drei Ausstellungsorte sind zwar markiert, aber kaum der Weg zwischen ihnen. An zwei der Ausstellungsorte fließen die Sonderausstellung und die Dauerausstellung nahtlos ineinander über, unvermittelt steht man desorientiert im falschen Ambiente, und den Ausstellungen selbst fehlt (ohne Audioguide) ein erkennbarer Pfad. Eine solche Inszenierung fördert und fordert Bewunderung für die Objekte, nicht Erkenntnis und historische Reflektion. Dass diese Ausstellungen einem mächtigen Herrscher gelten, der in Westeuropa mit beachtlicher Brutalität und voller Sendungsbewusstsein einen expansiven Gottesstaat errichtete - also genau das tat, was Europa aktuell politisch aufs Heftigste bekämpft - geht zwischen den Preziosen unter. So bleibt von einem Besuch ohne die vor- oder nachbereitende Rezeption von Begleittexten oder Büchern wenig haften.
"Karl der Große: Ein Glaubenskrieger und Reformer" (Deutschlandfunk, 19.6.): http://www.deutschlandfunk.de/karl-der-grosse-ein-glaubenskrieger-und-reformer.1148.de.html?dram:article_id=289910
"Ausstellung: Aachen ehrt Karl den Großen" (ZDF Heute Journal, 18.6.; Video, 2:48 min): http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/2179394/Ausstellung-Aachen-ehrt-Karl-den-Grossen#/beitrag/video/2179394/Ausstellung-Aachen-ehrt-Karl-den-Grossen
"Ausstellung in Aachen: Karl der Große" (BR, 20.6.; Audio, 4:44 min): http://www.ardmediathek.de/radio/kulturWelt-Aktuelles-Feuilleton-Baye/Ausstellung-in-Aachen-Karl-der-Gro%C3%9Fe-/Bayern-2/Audio-Podcast?documentId=21962654&bcastId=9486832
Fried, Johannes (2013). Karl der Große: Gewalt und Glaube. Eine Biographie. München: Beck.
7.4.
Jüdisches Museum Köln: Betreiber bemängelt Größe und Anordnung der Räume
Zuletzt war es ruhig geworden um die Archäologische Zone in Köln und das darin geplante Jüdische Museum, die doch zuvor verlässlich Stoff für den DGUF-Newsletter boten (vom 7.9.2012 Punkt 7.2.; 11.1.2013 Punkt 7.6.; 25.11.2013 Punkt 6.3.; 3.2.2014 Punkt 6.2.; 15.5.2014 Punkt 7.11.). Doch nun wendet sich der neue Betreiber des Museums zu Wort, der Landschaftsverband Rheinland (LVR). Wie der Kölner Stadtanzeiger berichtet, bemängelt der LVR die Größe der verfügbaren Räume und deren Lage zueinander und wünscht Änderungen am Bauplan. Änderungen, die gewiss mit Mehrkosten einhergehen würden, für die die Stadt Köln aufkommen müsste. Derweil ist der Rechtsstreit um die Besetzung der Leitung der Archäologischen Zone weiterhin offen.
"Jüdisches Museum in Köln: Landschaftsverband kritisiert Planung" (Kölner Stadtanzeiger, 16.9.): http://www.ksta.de/innenstadt/juedisches-museum-in-koeln-landschaftsverband-kritisiert-planung,15187556,28430328.html
"Zu den Querelen um die Archäologische Zone: Erfolgsprojekte sehen anders aus" ein Kommentar von Christian Hümmeler (Kölner Stadtanzeiger, 17.9.): http://www.ksta.de/debatte/zu-den-querelen-um-die-archaeologische-zone-erfolgsprojekte-sehen-anders-aus-,15188012,28436772.html
7.5.
"Der Hit": Das Besucherzentrum Arche Nebra
Zu 80 bis 100 Prozent gelingt es dem Besucherzentrum Arche Nebra, sich selbst zu finanzieren. Mit Kind war die Rezensentin dort. Viele Workshops und Außenaktivitäten seien angeboten worden. Bemerkenswert: Man habe sich ernsthaft bemüht, archäologisches Arbeiten nachzustellen. "Zudem", schreibt sie, "wurden die Kinder fast 1:1 betreut und das in so liebevoller, geduldiger Manier, dass ich beinahe sprachlos war. Für Kinder auf jeden Fall eine großartige Sache, von der heute noch bei uns gesprochen wird!" Die Ausstellung erkläre vieles, das anschaulich und gut. Auch das Thema Raubgrabungen werde thematisiert, man äußere sich zu Sondengängern und Hobbyarchäologen aber leider fast nur in negativer Hinsicht, die komplexe Debatte weglassend. Auch wenn nur die Replik der Himmelsscheibe ausgestellt ist, mindere das das Erleben nicht, viele kleine Originale seien zudem mit hervorragenden Erklärungen versehen. Unterm Strich sei der Besuch eines gewesen: wunderbar.
"Archäologie für eine Region: das Besucherzentrum Arche Nebra" (Blog Sprache der Dinge, 24.9.): http://sprachederdingeblog.wordpress.com/2014/09/24/archaologie-fur-eine-region-das-besucherzentrum-arche-nebra-archaeology-for-a-whole-region-the-nebra-sky-disc-visitor-center/
Zum Marketing rund um die Himmelsscheibe: "Eine Kleinstadt durchdesigned: die Himmelsscheibe von Nebra" (Blog Sprache der Dinge, 9.9.): http://sprachederdingeblog.wordpress.com/2014/09/09/eine-kleinstadt-durchdesigned-die-himmelsscheibe-von-nebra-a-small-town-designed-archaeologically-the-nebra-sky-disc/
7.6.
Das Fürstengrab von Gammertingen wird seit 2. Okt. dauerhaft im Württembergischen Landesmuseum Stuttgart ausgestellt
Das Fürstengrab von Gammertingen - etwa mittig zwischen Stuttgart und Bodensee gelegen - aus dem späten 6. Jahrhundert n. Chr. ist seit seiner prächtigen und auch heute noch nutzbaren Publikation durch Johann Gröbbels im Jahr 1905 eine feste Größe in der Frühmittelalterforschung: Ein ungestört vorgefundenes Prunkgrab mit einer reichen Waffen- und Gefäßausstattung fränkischer Art, darunter u. a. Pferdezaumzeug, ein in dieser Vollständigkeit einzigartiges Kettenhemd und ein byzantinischer Spangenhelm vom "Typ Baldenheim". Der berühmte Helm, schon von Gröbbels 1905 als Besonderheit erkannt und samt der von ihm zusammengestellten Vergleichsfunde eingehend studiert, war seitdem vielfach Gegenstadt typologischer Studien, wobei die Herkunftsfrage stets im Vordergrund stand (einheimisch, Oberitalien, Byzanz?). In der staatlichen "Datenbank national wertvolles Kulturgut" ist er unter der Nr. 01902 als eines der wenigen frühmittelalterlichen Objekte Deutschlands aufgenommen. Das Grab war 1902 zeittypisch bei einer relativ sorgfältigen Privatgrabung entdeckt und geborgen worden. In seinem Umfeld fand man 1886-1902 ca. 300 weitere Gräber, von denen sich heute noch etwa 75 Inventare rekonstruieren lassen. Der Ausgräber verkaufte den Fund seinerzeit an Leopold Fürst von Hohenzollern für die Fürstlich Hohenzollernsche Sammlung in Sigmaringen, wo er bis vor kurzem aufbewahrt wurde. Nun hat das Württembergische Landesmuseum in Stuttgart den Komplex, der bereits 1996-97 dort restauriert worden war, für eine nicht genannte Summe erworben und stellt ihn im Ausstellungsbereich "Legendäre MeisterWerke" aus, umrahmt von dem älteren Fürstengrab von Gültlingen und dem jüngeren Helmgrab von Niederstotzingen. Doch der Erwerb dient nicht allein dazu, einen weiteren "Schatz" zeigen zu können. Er gibt vielmehr Gelegenheit, den Fund mit modernen Methoden neu zu untersuchen. So wurde bereits die Altersbestimmung des Verstorbenen von "um 50-55" auf "31-33 Jahre" revidiert, weitere naturwissenschaftliche Untersuchungen an den Knochen zwecks Herkunftsbestimmung des Toten sind geplant. Der berühmte Spangenhelm wird im Zusammenhang mit dem Forschungsprojekt "Studien zu spätrömischen bis frühmittelalterlichen Segmenthelmen" am RGZM in Mainz eingehend naturwissenschaftlich untersucht, so dass zu hoffen ist, dass den bisherigen typologischen Argumenten für die Herkunftsfrage bald neue Tatsachen hinzugefügt werden können. So zeigt der Fall Gammertingen exemplarisch und öffentlichkeitswirksam, warum es wichtig ist, dass archäologische Funde in öffentlichen Archiven nachhaltig aufbewahrt und zugänglich sind: Sie bleiben für den methodischen und technischen Fortschritt in der Archäologie erhalten und verfügbar, und können so immer wieder neue Erkenntnisse aus der Vergangenheit liefern. Hoffentlich finden die Verantwortlichen auch Zeit, den Komplex in die digitale Version ihrer Ausstellung "Legendäre MeisterWerke" aufzunehmen und den Wikipedia-Artikel zum Fürstengrab von Gammertingen angemessen aufzupolieren.
Gröbbels, J. W. (1905). Der Reihengräberfund von Gammertingen, auch höchsten Befehl Seiner Königlichen Hoheit des Fürsten von Hohenzollern. München: Piloty & Loehle. http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0009/bsb00092788/images/
"Datenbank national wertvolles Kulturgut" (via Suche unter Nr. 01902 oder "Gammertingen"): http://www.kulturgutschutz-deutschland.de/DE/0_Home/0_home_node.html
Stein, Fr. (1991). Alamannische Siedlung und Kultur - Das Reihengräberfeld in Gammertingen. Sigmaringen: Thorbecke.
Riemer, E. & Heinrich, P. (1997). Zur Restaurierung des Funde aus dem "Fürstengrab" von Gammertingen. Denkmalpflege in Baden-Württemberg - Nachrichtenblatt des Landesdenkmalamtes 1997(2), 54-60. https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/nbdpfbw/article/view/13356/7168
LegendäreMeisterWerke. Kulturgeschichte(n) aus Württemberg (25.5.): http://www.landesmuseum-stuttgart.de/ausstellungen/legendaere-meisterwerke/
7.7.
"Wunderhübsche Objekte, aber nur ganz wenig Hintergrundwissen": "Die Wikinger" (Berlin, 10.9. bis 4.1.)
Eine Ausstellung muss auch ohne Audioguide funktionieren, findet die Kritikerin der Wikinger-Ausstellung im Berliner Gropius-Bau. Aber ohne gehe es dort keinesfalls, mutmaßt sie in einem lesenswerten, sehr schön geschriebenen Blogpost. Ein mit Vitrinen voller winziger Objekte angefüllter Saal motivierte die Rezensentin, eine Archäologin, zum raschen Weitergehen. Beschriftungen großartiger Objekte wie "zweischneidiges Schwert des Typs H (nach Petersen), ehemals streifentauschiert" entlockten ihr nur ein Seufzen. Durch alle Säle ziehe sich das. In der Kinderecke sei folgerichtig am meisten los gewesen. Sehr positiv fällt eine winzige Ausstellung des Wikingerschiffsmuseums Roskilde ganz am Ende des Rundgangs auf. Dort werde erklärt, was der großen Ausstellung gänzlich fehle: dass Objekte Rückschlüsse auf ehemalige Gesellschaften erlauben. Die Beobachtung von Besucher-Reaktionen ist lustig zu lesen, sollte die Macher der Ausstellung aber zutiefst alarmieren: "Und, was is dis jetzt?" – "Weiß nich, aber sieht schön aus, wa?" – "Joah, schon tolle Kerle diese Wikinger!"
"Die Wikinger-Ausstellung" (Blog Sprache der Dinge, 8.10.): http://sprachederdingeblog.wordpress.com/2014/10/08/die-wikinger-ausstellung-in-berlin-the-vikings-exhibition-at-berlin/
Website zur Ausstellung: http://wikinger.smb.museum/home.html
7.8.
Münstermaifeld: Neues archäologisches Museum eröffnet
Die Stadt Münstermaifeld - 20 km südwestlich von Koblenz im Maifeld gelegen - hat ob ihrer reichen frühmittelalterlichen Funde ein neues archäologisches Museum gegründet, das am 17. Oktober eröffnet wurde. Es liegt am zentralen Münsterplatz im Gewölbekeller der alten Probstei. Im Kern der Ausstellung stehen die merowingerzeitlichen Funde vom Gräberfeld an der Münstermaifelder Stiftskirche, das 2009-2010 archäologisch untersucht wurde. Ergänzend wird die Urgeschichte der Region präsentiert.
Informationen zum Museum: http://www.maifeldurlaub.de/kultur/museen/archaeologisches-museum-maifeld
"Wertvolle Funde auf dem Maifeld geben Experten noch Rätsel auf" (Rhein-Zeitung, 16.10.): http://www.rhein-zeitung.de/region/lokales/mayen_artikel,-Wertvolle-Funde-auf-dem-Maifeld-geben-Experten-noch-Raetsel-auf-_arid,1220416.html#.VEDrpmOK58E
8. Und sonst …
8.1.
European Association of Archaeologists (EAA) aktuell ohne Präsidentin/Präsident
Auf dem diesjährigen "Annual Business Meeting" der EAA am 12.9. in Istanbul ist der bisherige Präsident Prof. Dr. Friedrich Lüth (DAI) überraschend von seinem Amt zurückgetreten. Eine Nachfolge konnte noch nicht gewählt werden.
http://e-a-a.org/board.htm
8.2.
Archäozoologie: Guter Rat zum Aufbau einer Vergleichssammlung
In seinem Blog "Jake's bones" hat der erste zwölfjährige Jake McGowan-Lowe eine Gebrauchsanleitung zum Skelettieren von Tieren veröffentlicht. Verschiedene Methoden werden beschrieben, in ihrer Effektivität bewertet und konkrete Tipps zu Vorgehensweisen gegeben. In einigen großen Facebook-Foren wird dieser Ratgeber als "brillant" und "sehr hilfreich" eingeordnet.
Jake McGowan-Lowe: "How to clean animal bones - the complete guide" (Jake's bones, Oktober 2012 mit späteren Updates): http://www.jakes-bones.com/p/how-to-clean-animal-bones.html
"Jake's bones" bei Facebook: https://www.facebook.com/jakesbones
8.3.
Kurs in Niedersachsen für Sondengänger findet positive Resonanz
Das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege in Hannover hat am 20. und 21. September einen Qualifizierungskurs für Sondengänger durchgeführt. In dem mit 25 Teilnehmern ausgebuchten Kurs wurden alle relevanten Themen behandelt: die Gefahren durch Kampfmittel, die rechtlichen Aspekte, Anregungen zu Methoden und Suchstrategien, zur Fundeinmessung und Dokumentation sowie eine Einführung in die Fundbestimmung. Am Beispiel des Schlachtfeldes am Harzhorn erläuterte M. Geschwinde, welche Chancen sich durch die Zusammenarbeit mit ehrenamtlichen Sondengängern für die Landesarchäologie erschlössen. Der vom Landesarchäologen H. Hassmann geleitete Kurs wird in einem Blog-Beitrag von einem der Teilnehmer, dem Sondengänger Magnus Schäfer, beschrieben und als sehr lehrreich und weiterführend eingeschätzt.
M. Schäfer: "Qualifizierungskurs für Sondengänger am 20./21. September 2014" (Blog Sondengänger-Gemeinschaft Allertal, 24.9.): http://sondengaenger-celle.blogspot.de/2014/09/qualifizierungskurs-fur-sondenganger-am.html
8.4.
Bestechende Regie, akustisch schwach: Die virtuelle Rekonstruktion der römischen Villa von Colombarone
Die Firma Altair4 präsentiert virtuelle Realität zu archäologischen Denkmälern. In einem aktuellen Produkt präsentiert sie eine Rekonstruktion der römischen Villa von Colombarone in der Nähe von Rom. Neben den zahlreichen Details der Rekonstruktion bis hin zur Belebung durch Vorhänge, besticht dieser Film vor allem durch die Regie: Der Betrachter wird von Rom aus auf einem Plan römischer Straßen zur dann aktuellen Ausgrabungsstätte geführt. Ausschnitte aus den Plänen der Ausgrabung präsentieren die noch vorhandenen Reste, die dann in die virtuelle Realität überblendet werden. Währen die Visualisierung ganz ausgezeichnet ist, fällt die akustische Untermalung dem entgegen leider deutlich ab. Bis auf das Gezwitscher der Vögel während des Rundgangs über die Ausgrabung wird wiederholt eine artifizielle und nicht wirklich passende Melodie abgespielt. Dabei sind die weiteren Filme dieser Firma durchaus ebenfalls sehenswert. So z. B. die Visualisierung zur Ara Pacis Augustae (13 v. Chr., März 2014, für Réunion des Musées Nationaux – Louvre). Sie spielt mit den Optionen von Original, Rekonstruktion und Wirkung. Die dreidimensionale Rekonstruktion wird mit Farbe gestaltet und die Wirkung hierdurch wesentlich verändert. Es folgen unterschiedliche Ansichten bei wechselnder Beleuchtung und Sonnenständen, die einen insgesamt imposanten und prächtigen Bau entstehen lassen. Der Film führt die Diskrepanz zwischen archäologischem Denkmal, ursprünglicher Realität, implizierte Wirkung und Rezeption durch den Betrachter nachdrücklich vor Augen. Der Film regt damit auf sehenswerte Weise zur Diskussion über virtuelle Realität zwischen Befund und Fiktion ein.
"La villa romana di Colombarone" (Altair4, August 2014, Video, 4:56 Min.): https://www.youtube.com/watch?v=OnuPR772H_U
"Ara Pacis" (Altair4, März/September 2014, Video, 4:15 Min.): https://www.youtube.com/watch?v=xcnz3QQSaPo
8.5.
Befunderhebung zum Status Quo der Social-Media-Nutzung im Bereich der deutschen Archäologie
Die Historikerin und Archäologin Kristin Oswald arbeitet derzeit an einem Projekt, für das sie Informationen und Links zu den verwendeten Social-Media-Kanälen der deutschen archäologischen Museen, Landesämter, Verbände & Grabungsfirmen zusammentragen will. Ziel ist, den Status Quo der Social-Media-Nutzung zu ermitteln. Dazu gehören archäologische Museen und Sammlungen ebenso wie Forschungseinrichtungen, Verbände, Landesämter oder Grabungsfirmen. Deren Social-Media-Kanäle sollen in einem frei befüllbaren Excel-Dokument erfasst werden. Hierfür bittet Owald um tätige Mithilfe und ist für jeden Link und Hinweis dankbar. Sie hat ein offenes digitales Dokument mit zwei Tabellenblättern angelegt, in das jeder Informationen, Links und Kommentare anonym eintragen kann. So sollen Nutzung und Verbreitung der einzelnen Kanäle für archäologische Einrichtungen und ihre Kommunikation mit der Öffentlichkeit untersucht werden. Kristin Oswald möchte die Ergebnisse mit anderen geisteswissenschaftlichen und kulturellen Bereichen und deren Nutzungsverhalten vergleichen. Die Ergebnisse stehen, ebenso wie die Datensätze, jedem Interessierten offen, sollen aber auch ausgewertet und spezifisch veröffentlicht werden. Der Zeitaufwand für das Eingeben von Daten ist frei steuerbar: Man kann lediglich die Daten zur eigenen Institution eintragen oder sich auf die Suche nach Kanälen anderer Einrichtungen begeben.
https://docs.google.com/spreadsheets/d/12pk-zf-Vyc_jtcqo_UTwCZPFEexyF2Ypmea2nP2aH3M/edit?pli=1#gid=0
8.6.
Denkmalnetzwerk Bayern lanciert das Projekt "Denkmal und Schule / Erlebnis Denkmal"
Das Denkmalnetzwerk Bayern möchte Schüler an das Thema Denkmalpflege heranführen. Für das Pilotprojekt werden Mittel- und Realschulen gesucht, deren 7. und 8. Klassen mit Hilfe von Experten als "Denkmaldetektive" und "Spurensicherer" für das Denkmalschutz sensibilisiert und auch mit einschlägigen Berufen (Handwerke, Restaurator, Techniker) bekannt gemacht werden sollen. Bayerische Archäologen haben sich an dem Vorhaben nicht beteiligt.
"Denkmalschulen: Erlebnis Denkmal": http://www.denkmalschulen.de/
"Denkmaldetektive und Spurensucher: Bringen Sie ein Denkmal in die Schule!" (DenkmalNetzBayern, 5.10.): http://www.denkmalnetzbayern.de/index.php/menueeintrag/index/id/17/seite_id/1371
8.7.
Crowdfunding für die Archäologie, auch in Deutschland
In Großbritannien sind Schlagworte wie "community archaeology", "public archaeology" oder "citizen science" hip. Aber sie sind eben nicht nur schicke Worthülsen, sondern werden ganz real und tatkräftig gelebt. Die englische Plattform MicroPasts, über die bereits mehrere Projekte mit Hilfe von Schwarmintelligenz lanciert wurden (vgl. DGUF-Newsletter vom 15.5.2014 Punkt 3.7.), wurde im Oktober um den Bereich Crowdfunding erweitert. Nun können archäologische Projekte mit Bürgerbeteiligung dort versuchen, bis zu 5.000 Pfund (ca. 6.200 Euro) Startkapital für ein Forschungsvorhaben einzuwerben. - Zwar ohne das Element der Bürgerbeteiligung, aber dafür in Deutschland lokalisiert, versuchen aktuell gleich zwei archäologische Projekte, via Crowdfunding Geld für ihre Realisierung einzusammeln. Sie nutzen dazu die deutschsprachige Plattform Sciencestarter.de. Newsletter-Leser können die Projekte sogleich unterstützen, aber auch nutzen, um exemplarisch das Vorgehen bei Sciencestarter zu beobachten und kennen zu lernen. In der Startphase befindet sich das von Dr. Volker Arnold (Heide, Schleswig-Holstein) vorgeschlagene Projekt: "Datierungen eisenzeitlicher Feldfluren in Schleswig-Holstein". Er benötigt 6.300 Euro, um mindestens 20 Proben 14C-datieren zu können, die er systematisch aus den Wällen von sog. Celtic fields in Schleswig-Holstein gesammelt hat. Volker Arnold war langjährig Leiter des Museums in Albersdorf, ist seit 2010 im Ruhestand und nunmehr ohne institutionelle Unterstützung im Ehrenamt als Archäologe tätig. Die noch um 1990 gesammelten Proben waren von der Menge her nicht hinreichend, um mit der damals verfügbaren 14C-Technik gemessen zu werden. Die aktuellen Möglichkeiten der AMS-Datierung machen es nun möglich und sinnvoll, das wertvolle Probenmaterial zu datieren. Bei Sciencestarter ist sein Projekt in der Startphase: es bedarf einer Mindestanzahl an "Fans", um für die Finanzierungsphase zugelassen zu werden. Um Fan werden zu können, muss man sich zuvor bei Sciencestarter registrieren. Einen Schritt weiter ist bereits das Freiburger Projekt "Das Schwert - Symbol und Waffe". Es hat seine Startphase erfolgreich bewältigt und sammelt nun konkrete Unterstützer bei der Finanzierung. Ziel des von den drei Nachwuchswissenschaftlern Lisa Deutscher, Mirjam Kaiser und Sixt Wetzler lancierten Projekts ist es, den Berichtsband über eine im Oktober 2012 veranstaltete Tagung zu diesem Thema drucken zu können. Die 17 Aufsätze der Tagung liegen fertig und zum Teil gesetzt vor, eine größere zweckgebundene Spende ist zugesagt, nun werden die nötigen Restmittel von 4.100 Euro für Satz und Druck gesucht. Wie bei Sciencestarter üblich, werden für Spendenzusagen je nach Höhe verschiedene Gegenleistungen ausgelobt, von einer Dankespostkarte mit Schwertmotiv (10 Euro) bis zu einem exklusiven Kampfkunst-Gruppenlehrgang (750 Euro). Die zugesagten Spenden werden nur abgerufen, wenn die erforderliche Gesamtsumme auch zustande kommt und das Projekt realisiert wird.
Crowfunding bei MicroPasts: https://crowdfunded.micropasts.org/
"Archaeology powered by communities - new crowd-funding platform" (Arts & Humanities Research Council, 17.10.): http://www.ahrc.ac.uk/News-and-Events/News/Pages/Archaeology-powered-by-communities---new-crowd-funding-platform.aspx
"Datierungen eisenzeitlicher Feldfluren in Schleswig-Holstein": https://www.sciencestarter.de/datierungen-vermutlich-eisenze
"Das Schwert - Symbol und Waffe": https://www.sciencestarter.de/das-schwert
8.8.
Die AG Digitale Geschichtswissenschaft auf dem 50. Deutschen Historikertag
(Wie) Verändert der aktuelle Medienwandel hinein ins Online und Web 2.0 die Archäologie? Wer jetzt Schulter zuckend ratlos ist und schon mit der Frage wenig anzufangen weiß, kann sich bei den Nachbarn umschauen. Denn dort die Diskussion um dieses Thema längst lebendig, auch wenn sich allgemein akzeptierte Antworten und feste Lösungen noch nicht etabliert haben. Auf dem 50. Deutschen Historikertag 2014 in Göttingen (23.-26.9.) – dem wichtigsten, alle zwei Jahre stattfindenden fachlichen Event unter Historikern - gab es eine Sektion der AG Digitale Geschichtswissenschaften (#digigw14), deren Beiträge diese Diskussion exemplarisch widerspiegeln. Auch wenn #digiwg14 dem leicht spöttischen, lesenswerten Bericht über den Historikertag von Jürgen Kaube im Feuilleton der FAZ entging, lohnt die Wahrnehmung dieser AG, deren Beiträge jetzt sukzessive online verfügbar sind. Denn bei #digiwg14 wurde u. a. über virtuelle Forschungsumgebungen nachgedacht, über kollektive Forschungs- und Schreibprozesse, über kollektiv geführte Literaturdatenbanken, über Qualitätssicherung unter Web-2.0-Bedingungen, und natürlich über bloggende und twitternde Historiker. So beschreibt beispielsweise Klaus Graf, wie sich derzeit unter dem Druck der Forschungsförderer das Peer Review auch in den Geschichtswissenschaften als Methode der Qualitätssicherung etabliert. Sodann hinterfragt es diesen Trend, weil angesichts des Web 2.0 auch viele andere Formen technisch möglich sind und möglicherweise dem eigentlichen Anliegen förderlicher. Auch er präsentiert am Ende seines Vortrags keine Empfehlung und kein Rezept, doch er verunsichert und stößt ein fruchtbares Nachdenken an.
"#digigw14 verpasst? Videos, Tweets, Präsentationen und Rückblicke zur Sektion beim #histag14" (AG Digitale Geisteswissenschaften, 29.9.): http://digigw.hypotheses.org/951
Klaus Graf: "Qualität wird überschätzt" (AG Digitale GW, 30.9.): http://digigw.hypotheses.org/1063
Jürgen Kaube: "Deutscher Historikertag. The These vom Sonderweg war ja selbst einer" (FAZ, 28.9.): http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/deutscher-historikertag-die-these-vom-sonderweg-war-ja-selbst-einer-13178890-p3.html?printPagedArticle=true#pageIndex_3
8.9.
Abschreckend: Der MOOC "Global Social Archaeology"
Auf der japanischen Plattform Open Learning wird vom 25.9.-23.10. der MOOC "Global Social Archaeology" angeboten. Der Kurs ist auch für den Nicht-Fachmann gedacht, der sich unter dem allumfassenden Titel erst mal wenig vorstellen kann. Einer der drei Dozenten ist Prof. Dr. Koji Mizoguchi, Präsident des World Archaeological Congress und Autor des Standardwerks "The Archaeology of Japan: from the Earliest Rice Farming Villages to the Rise of the State". Eine Dozentin ist die australische Archäologin Dr. Claire Smith. Davon motiviert liest sich der interessierte Laie die Kursankündigung, die es auf Japanisch und in Englisch gibt, durch. Das fehlerbehaftete Englisch ignorieren wir großzügig und wenden uns den Kursinhalten zu. Der Kurs besteht aus drei Teilen. Diese sollen in drei Wochen abgehandelt werden und dabei den Beschreibungen zufolge die gesamte Archäologie allein in der ersten Woche behandeln: Was ist Archäologie, wie wurde und wird sie (international) betrieben? In der zweiten Woche geht es um die sozialen Aspekte der Archäologie (darunter auch um "indigenous archaeology"). In der dritten Woche geht es um japanische Kofun-Tumuli, ein Thema, das sich wohl eher an Fachleute richtet. Insgesamt bleibt der MOOC in seiner Beschreibung jedoch – wie der Kurstitel - unkonkret. Wer hartnäckig bleibt, dem bleibt nur eins: registrieren und ausprobieren! Das war längere Zeit nur über eine japanischsprachige Seite möglich. Doch auch auf der englischen Seite möchte man bald entnervt aufgeben: Das Drop-down Menü zur Eingabe der Länderherkunft ist nicht alphabetisch geordnet, so dass man z. B. ewig nach Deutschland suchen muss. Nach Eingabe der Daten soll man eine E-Mail mit einem Aktivierungslink erhalten, der Link sei 48 Stunden gültig. Auf diese E-Mail wartet man aber vergebens. Schade, dass ein spannendes Thema nicht zuletzt auch noch an der schlechten Technik scheitern muss!
MOOC "Global Social Archaeology": https://open.netlearning.co.jp/lecture/index.aspx?cid=00001J11
8.10.
Fliegende Kameras - Vorträge der Berliner UAV-Konferenz online
Ende Mai fand in Berlin ein von TOPOI und ArchaeoLandscapes Europe (ArcLand) organisierter Workshop "Big Work for Small Planes - Using UAVs and Kites for Archaeology" statt. Die Veranstaltung bestand aus einem Vortragsteil zur Anwendung verschiedener fliegender Kameraplattformen in der Archäologie und einer Live-Vorführung von Drachen und UAVs (Unmanned Aerial Vehicles) am Folgetag, beide Teile wurden filmisch dokumentiert. Die Vortragsvideos und ein Trailer zur Flugshow sind nun auf der TOPOI-Webseite für jedermann verfügbar.
https://community.topoi.org/de/web/uav-2014/programm;jsessionid=71D2B033A2450C4BC83FC119CC6A58A3.
8.11. Neue Geldsorgen in der Archäologie von NRW
Die 2013 angekündigte Streichung der Landeszuschüsse für die Archäologie in NRW zum Jahr 2015 konnte auch dank der DGUF-Petition im Jahr 2013 abgewendet werden. Statt dessen kam es im Landeshaushalt 2014 "nur" zu Kürzungen, und für 2015 wurde sogar wieder eine (kräftige) Erhöhung der Mittel in Aussicht gestellt - so Dr. Thomas Otten vom zuständigen Düsseldorfer Ministerium in einem öffentlichen Vortrag in Münster am 28.6. Doch jetzt gibt es neue Sorgen. Die ursprünglich für 2014 vorgesehene gesplittete Lohnerhöhung für Beamte, nach der die höheren Gehaltsstufen leer ausgehen sollten, hatte vor dem Verfassungsgericht keinen Bestand. Also muss die Landesregierung höhere Löhne zahlen, also fehlen der Landeskasse überraschend Mittel. Daher verhängte der Finanzminister von NRW am 1.7. eine Haushaltssperre, die nun auch die Archäologie erreicht. Weil eigentlich vorhandene Mittel vom Ministerium bereits zugesagt worden waren, waren Projekte geschnürt und Verträge geschlossen worden, für die nun das vom Land zugesagte Geld nicht ausgezahlt wird. Es handele sich um "freiwillige Leistungen" des Landes. In der Pflicht stehen nur die beiden Landschaftsverbände LVR und LWL, die erhebliche zusätzliche Mittel herbeizaubern müssen. Ungelöste Probleme, die die Funktionsfähigkeit der Archäologie in NRW erneut erheblich beeinträchtigen und die - so liest man - auch im Jahr 2015 nicht ohne weiteres vom Tisch sind. Warum eigentlich diese Not, fragt sich die kundige Fachwelt, denn mit Hilfe angemessenerer Ausführungsbestimmungen zum Denkmalschutzgesetz könnte die Archäologie in NRW auch ohne zusätzliche Landesmittel erheblich gestärkt werden.
"Haushaltsperre: Etatsperre in NRW trifft auch westfälische Archäologen" (WAZ, 22.10.): http://www.derwesten.de/region/sauer-und-siegerland/etatsperre-in-nrw-trifft-auch-westfaelische-archaeologen-id9957569.html#plx332763679
"Beamtenbesoldung: NRW muss Beamten mehr zahlen - und verhängt Haushaltssperre" (WAZ, 1.7.): http://www.derwesten.de/politik/nrw-muss-beamten-mehr-zahlen-und-verhaengt-haushaltssperre-id9542215.html#plx665154939
9. Impressum und Redaktionshinweise
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Der Newsletter wird herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte (DGUF). Verantwortlich für den Inhalt des Newsletters: Diane Scherzler.
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Keine Gewähr auf Angaben, die nicht aus der DGUF selbst kommen. Für den Inhalt von Websites, auf die in diesem Newsletter ein Link gesetzt ist, ist die DGUF nicht verantwortlich.
1. DGUF-Nachrichten
1.1. Neue DGUF-Vorsitzende und weitere personelle Veränderungen in der DGUF
1.2. Für einen erfolgreichen Start ins Studium: DGUF-Handreichung für Erstsemester
1.3. DGUF plädiert für die Einführung des Verbandsklagerechts im Denkmalschutzgesetz von Schleswig-Holstein
1.4. DGUF hat Deutschen Studienpreis an Alexander Weide M. Sc. verliehen
1.5. Arbeitskreis DGUF-Zotero beschließt nach zweieinhalb Jahren seine Auflösung, die Literaturdatenbank bleibt bestehen.
2. Tagungen und Veranstaltungen
2.1. 21. EAA Conference (Glasgow, 2.-5.9.2015; Call for Sessions bis 31.10.)
2.2. Archäologische Tagungen 2015
3. Forschung
3.1. Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"
3.2. Aktuelle Ausgrabungen in den Medien
3.3. Aktuelle Forschung in den Medien
3.4. Alfred Czarnetzki: LB1 / "Homo floresiensis" ist ein juveniler Orang Utan
3.5. Deutscher Studienpreis für Archäologie 2013 veröffentlicht: Reena Perschkes Fallstudie zum Denkmalschutz im besetzten Frankreich 1940-1944
3.6. Filmfundstück: "Tracking in Caves – Fußspuren in die Vergangenheit" (2014, ZDF/ARTE) - "Anschaulich und packend"
3.7. Rund 3.000 Jahre altes Schwert in Ostchina gefunden
3.8. 2.500 Jahre altes Grab mit bemerkenswerten Beigaben aus Westkasachstan
3.9. Neues vom Staffordshire-Hort: wie das Gold noch goldener wurde
4. Kulturgutschutz
4.1. Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
4.2. Die Freuden der Metallsuche: "Künstlerische" Schatzsuche erregt Aufsehen
4.3. Amal und George Clooney machen sich für die Rückgabe der Elgin Marbles an Griechenland stark
4.4. Illegaler Handel mit Antiken nimmt zu, Bundesregierung will Kulturgüterrückgabegesetz ändern
5. Ausbildung, Job-Themen und Personalia
5.1. Dr. Lee Clare leitet in Nachfolge von Prof. Dr. Klaus Schmidt das Projekt am Göbekli Tepe
5.2. Offene Worte zur schlechten Bezahlung von Lehrbeauftragten
5.3. DISCO 2012-14: Die aktuelle Lage der Archäologie in Europa
5.4. Die Zukunft der archäologischen Lehre? Videowettbewerb für ein besseres Studium
5.5. Studiengang für Ur- und Frühgeschichte wird an der Universität Rostock wieder eingerichtet
6. Open Access & Open Data
6.1. Vergriffene Archäologische Berichte an neuem Ort im Open Access verfügbar
6.2. Archäologische Informationen 20, 1997, neu im Open Access
6.3. Sektion zu Open Access bei der EAA-Tagung 2014 in Istanbul
6.4. "Papers on Anthropology" im Open Access
6.5. Digitales Münzkabinett der Universität Düsseldorf ist online
6.6. Die Online-Publikation als erster Schritt eines tiefgreifenden Medienwandels im Publikationswesen
6.7. Elf De-Gruyter-Zeitschriften neu im Open Access
6.8. Bis 26. Oktober: Publikationen der Royal Society zum freien Download
7. Ausstellungen und Museen
7.1. Charmant und gut gemacht: Römertherme Zülpich - Museum für Badekultur
7.2. Sonderausstellung "Das weiße Gold der Kelten - Schätze aus dem Salz" im LWL-Museum für Archäologie in Herne, 23.8. - 25.1.
7.3. Ausstellung "Karl der Große. Macht - Kunst - Schätze" in Aachen 20.6.-21.9.
7.4. Jüdisches Museum Köln: Betreiber bemängelt Größe und Anordnung der Räume
7.5. "Der Hit": Das Besucherzentrum Arche Nebra
7.6. Das Fürstengrab von Gammertingen wird seit 2. Okt. dauerhaft im Württembergischen Landesmuseum Stuttgart ausgestellt
7.7. "Wunderhübsche Objekte, aber nur ganz wenig Hintergrundwissen": "Die Wikinger" (Berlin, 10.9. bis 4.1.)
7.8. Münstermaifeld: Neues archäologisches Museum eröffnet
8. Und sonst …
8.1. European Association of Archaeologists (EAA) aktuell ohne Präsidentin/Präsident
8.2. Archäozoologie: Guter Rat zum Aufbau einer Vergleichssammlung
8.3. Kurs in Niedersachsen für Sondengänger findet positive Resonanz
8.4. Bestechende Regie, akustisch schwach: Die virtuelle Rekonstruktion der römischen Villa von Colombarone
8.5. Befunderhebung zum Status Quo der Social-Media-Nutzung im Bereich der deutschen Archäologie
8.6. Denkmalnetzwerk Bayern lanciert das Projekt "Denkmal und Schule / Erlebnis Denkmal"
8.7. Crowdfunding für die Archäologie, auch in Deutschland
8.8. Die AG Digitale Geschichtswissenschaft auf dem 50. Deutschen Historikertag
8.9. Abschreckend: Der MOOC "Global Social Archaeology"
8.10. Fliegende Kameras - Vorträge der Berliner UAV-Konferenz online
8.11. Neue Geldsorgen in der Archäologie von NRW
9. Impressum und Redaktionshinweise
1. DGUF-Nachrichten
1.1.
Neue DGUF-Vorsitzende und weitere personelle Veränderungen in der DGUF
Bei der diesjährigen DGUF-Mitgliederversammlung am 6. Oktober in Berlin wurde Diane Scherzler M. A. zur neuen Vorsitzenden gewählt. Die Prähistorikerin ist seit 2011 stellvertretende Vorsitzende und seit 2012 die Herausgeberin des DGUF-Newsletters. In der DGUF liegt ihr inhaltlicher Schwerpunkt im Bereich "Archäologie und außerfachliche Öffentlichkeiten". Zusammen mit PD Dr. Frank Siegmund hat Diane Scherzler 2013 die DGUF-Petition in NRW maßgeblich mitgestaltet. Sie ist "Erfinderin" der DGUF-Auxiliare. Diane Scherzler war lange Jahre als Journalistin und Redakteurin tätig, derzeit ist sie Leiterin eines Projektbüros beim Hörfunkdirektor des Südwestrundfunks (SWR). Sie unterrichtet Wissenschaftskommunikation an mehreren Hochschulen und für diverse Forschungseinrichtungen. Mit ihr hat die DGUF nun erstmals seit ihrer Gründung vor 45 Jahren eine Frau zur Vorsitzenden gewählt. Der Vorsitzende der Jahre 2012-2014, Rengert Elburg, wurde als stellvertretender Vorsitzender gewählt. Der Schatzmeister Guido Nockemann wurde erneut gewählt. Aus dem Beirat schieden zwei Mitglieder aus: zum einen Gabriele Pirstadt, die als Vertreterin für die Nicht-Archäologen im Beirat tätig war. Die DGUF verdankt ihr unter Anderem sechs Exkursionen, die für unsere Mitglieder und für Gäste spannende Einblicke in die Archäologie boten. Ebenfalls aus dem Beirat ausgeschieden ist Dr. Gerhard Ermischer, der in den Jahren 2005 bis 2009 als Vorsitzender und seitdem als Beirat in der DGUF tätig war. Als Vorsitzender hat er sich vor allem für die Schärfung des politischen Profils der DGUF eingesetzt, auch danach engagierte sich Gerhard Ermischer vor allem für die politische Dimension der Verbandsarbeit. Wir danken Gabi und Gerhard für ihre großartige und langjährige Arbeit für die DGUF! Neu im Beirat sind zwei Mitglieder: Dr. Rebekka Loschen ist Chemikerin und vertritt die Nicht-Archäologen im Beirat. Sie arbeitet als Projektmanagerin bei der KlimaExpo.NRW, einer Initiative des Landes NRW, welche den Klimaschutz vorantreiben soll. László Matthias Simon-Nanko M. A. wird sich vor allem dafür einsetzen, dass studentische Belange und Fragen der wissenschaftlichen Ausbildung innerhalb der Archäologie stärker diskutiert werden und Beachtung finden.
Mehr zu Diane Scherzler M. A.: http://www.dguf.de/index.php?id=126
Mehr zu Rengert Elburg: http://www.dguf.de/index.php?id=125
Mehr zu Guido Nockemann M. A.: http://www.dguf.de/index.php?id=244
Mehr zu Dr. Rebekka Loschen: http://www.dguf.de/index.php?id=120
Mehr zu László Matthias Simon-Nanko M. A.: http://www.dguf.de/index.php?id=343
1.2.
Für einen erfolgreichen Start ins Studium: DGUF-Handreichung für Erstsemester
Wie plane ich mein Semester realistisch? Welche einführende Literatur ist empfehlenswert? Woran erkennt man einen guten Dozenten? Und was braucht es für ein gutes Referat? Für Erstis der Ur- und Frühgeschichte und weiterer archäologischer Studiengänge haben wir Informationen zusammengestellt, die Ihnen den Einstieg ins Studium erleichtern sollen. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg!
http://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/Studierende/DGUF-Dok_Handreichung_fuer_Erstsemester.pdf
1.3.
DGUF plädiert für die Einführung des Verbandsklagerechts im Denkmalschutzgesetz von Schleswig-Holstein
Die DGUF hat sich auf Einladung des Bildungsausschusses in einer Stellungnahme am 30.9. an den Landtag von Schleswig-Holstein für die Einführung des Verbandsklagerechts im Denkmalschutzgesetz ausgesprochen. Derzeit wird das Denkschmalschutzgesetz in Schleswig-Holstein novelliert, wobei es vor allem um Verfahrensvereinfachungen in der Baudenkmalpflege geht. Die DGUF hatte bereits am 24.2.2014 zum ersten Entwurf des neuen Gesetzes (sog. Referenten-Entwurf) Stellung genommen, in dem die Einführung des Verbandsklagerechts vorgesehen war. In dem am 17.6. veröffentlichen Regierungsentwurf des Gesetzes war jedoch das Verbandsklagerecht wieder entfallen. Die DGUF sieht im Verbandsklagerecht eine wesentlich Stärkung des ehrenamtlichen Engagements in der Denkmalpflege, eine Möglichkeit zur Unterstützung der Landesbehörden durch unabhängige Verbände und die gebotene Umsetzung von Entwicklungen im europäischen Recht in das Landesrecht.
http://www.dguf.de/index.php?id=334
1.4. DGUF hat Deutschen Studienpreis an Alexander Weide M. Sc. verliehen
Die DGUF hat am 6. Oktober 2014 zum zweiten Mal den Deutschen Studienpreis für Archäologie verliehen. Ausgezeichnet wurde Alexander Weide (Tübingen) für seine Master-Arbeit "On the Identification of Domesticated Emmer Wheat, Triticum turgidum subsp. dicoccum (Poaceae), in the Aceramic Neolithic of the Fertile Crescent". Die Laudatio auf Alexander Weide hielt der Kieler Archäobotaniker Prof. Dr. Helmut Kroll. Ein Anerkennungspreis für eine besondere Studienleistung ging an Leo Klinke für seine Seminararbeit "Felsbild und Felsrelief – Eine photogrammetrische Untersuchung durch Structure from Motion an der Nachbildung der Höhlendecke von Altamira im Deutschen Museum München".
http://www.dguf.de/index.php?id=199
1.5.
Arbeitskreis DGUF-Zotero beschließt nach zweieinhalb Jahren seine Auflösung, die Literaturdatenbank bleibt bestehen.
Auf der Mitgliederversammlung in Berlin verkündete der Sprecher des DGUF-Arbeitskreises Zotero, Dr. Christoph Rinne, die Auflösung des AKs. Nach dem Erreichen der primären Ziele, die sich der Arbeitskreis bei der Gründung im März 2012 gesetzt hatte, war dieser Schritt konsequent. Die Gruppenbibliothek des Arbeitskreises im Web umfasst aktuell 5.249 Titel zu unterschiedlichen Themen. Ganz wesentliche ist hier der Gesamtbestand der Archäologischen Informationen bis Band 35 mit 1.180 Titeln, die nahezu vollständige Erfassung der Offa (748 Titel)und Publikationen der CAA (858 Titel). Die Datenbank ist unter zotero.org online verfügbar und kann weiterhin von jedem genutzt und erweitert werden. Ergänzende Informationen und einen Zitierstil nach den Richtlinien der RGK finden sich weiterhin unter DGUF.de.
http://www.dguf.de/index.php?id=203
2. Tagungen und Veranstaltungen
2.1.
21. EAA Conference (Glasgow, 2.-5.9.2015; Call for Sessions bis 31.10.)
Die nächste Jahrestagung der European Association of Archaeologists (EAA) findet vom 2.5. September 2015 in Glasgow statt. Hauptthemen sind: Celtic Connections, Archaeology & Mobility Communicating Archaeology etc. Vorschläge für Sektionen und Runde Tische können bis 31.10. vorgeschlagen werden. Das Zeitfenster für das CfP für Vorträge wird dann vom 19.12. bis 16.2. offen sein.
http://eaaglasgow2015.com/
https://www.facebook.com/EAAGlasgow2015
2.2.
Archäologische Tagungen 2015
Im Rahmen des 8. Deutschen Archäologiekongresses in Berlin (6.-9.10.) hielten auch die Altertumsverbände und viele Arbeitsgemeinschaften ihre Mitgliederversammlungen ab. Dabei wurden u. a. die Tagungsorte und -termine für das Jahr 2015 festgelegt bzw. kommuniziert. Der West- und Süddeutsche Verband für Altertumsforschung (WSVA) hält seine Jahrestagung 2015 gemeinsam mit dem Mittel- und Ostdeutschen Verband für Altertumsforschung (MOVA) am 15.-19.6. 2015 in Erfurt ab. Die Tagung des Nordwestdeutschen Verbandes für Altertumsforschung (NWDV) findet am 31.8.-2.9. 2015 in Hannover statt. Wegen der begrenzten Raumkapazitäten in Erfurt können sich nicht alle Arbeitsgemeinschaften dem WSVA anschließen, näheres wird in den nächsten Monaten ausgehandelt. Die Jahrestagung der DGUF findet 2015 wieder wie gewohnt am Christi-Himmelfahrt-Wochenende statt (15.-16.5.). Die Jahrestagung des Deutschen Archäologen-Verbandes (dArV) findet am 19.-21.6. in Innsbruck statt.
3. Forschung
3.1.
Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"
Czarnetzki, A. (2014). The unravelled LB1 (Homo floresiensis) riddle? Some critical comments on the morphology of LB1. Archäologische Informationen, Early View, published online 1 Sept. 2014.
Koch, J. K. (2014). Rezension zu: Per Ole Schovsbo, Dejbjergvognene. Keltiske impulser i førromersk jernalder. Med bidrag af Arne Jouttijärvi. Jysk Arkæologisk Selskabs Skrifter 74 (Århus 2010). Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 25. Sept. 2014.
Perschke, R. (2014). Ausgrabungen und Zerstörungen an den Megalithen von Carnac während der deutschen Besatzung der Bretagne (1940 -1944). Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 28. Sept.
Groß, D. (2014). Welt und Umwelt frühmesolithischer Jäger und Sammler. Mensch-Umwelt-Interaktion im Frühholozän in der nordmitteleuropäischen Tiefebene. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 3. Okt. 2014.
Müller-Kissing, M. (2014). Neue Forschungen zur Chronologie und Metallurgie der El Argar-Kultur im Becken von Vera (Spanien). Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 4. Okt. 2014.
Siegmund, F. (2014). Rezension zu: Karl, R. et al. (2014). Archäologische Interessen der österreichischen Bevölkerung. Bericht und Analyse einer Umfrage, November 2013-Jänner 2014. Bangor Studies in Archaeology Report No. 8. Bangor: Bangor University School of History, Welsh History and Archaeology. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 15. Okt. 2014.
Ateshi Gadirova, N. (2014). Zur Identifizierung von bewaffneten Frauen in den Gräbern des 2. bis 1. Jahrtausends v. Chr. in Aserbaidschan auf Basis der archäologischen Funde. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 23. Okt. 2014.
http://www.dguf.de/index.php?id=9
3.2.
Aktuelle Ausgrabungen in den Medien
"Sensationelle Münzfunde bei Merklingen. Archäologen finden 43 Silbermünzen aus dem 2. bis 1. Jahrhundert vor Christus" (Schwäbische Zeitung, 16.10.): http://www.schwaebische.de/region_artikel,-Sensationelle-Muenzfunde-bei-Merklingen-_arid,10103914_toid,340.html
"Sensationsfund in Schottland: Das Kreuz der Wikinger" (FAZ, 15.10.): http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/sensationsfund-in-schottland-das-kreuz-der-wikinger-13210720.html
"Archäologen im NS-Lager Sobibór: "‘Plötzlich kommen Stimmen von Juden aus den Ruinen‘" (Spiegel, 23.9.): http://www.spiegel.de/einestages/ns-vernichtungslager-sobibor-ruinen-der-todesfabrik-entdeckt-multimediaspezial-a-993045.html
"In Photos: Google Earth Reveals Sprawling Geoglyphs in Kazakhstan" (Live Science, 23.9.): http://www.livescience.com/47953-geoglyphs-in-kazakhstan-photos.html
Burgruine Hiltenburg, Lkr. Göppingen: "Ein früher Adelssitz" (Göppinger Kreisnachrichten, 19.9.): http://www.swp.de/goeppingen/lokales/landkreis_gp/Ein-frueher-Adelssitz;art1210078,2800774
"Historisches Römerkastell in Gernsheim entdeckt" (FAZ, 4.9.): http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/hessen/roemerkastell-in-gernsheim-entdeckt-mit-glueck-zurueck-ins-erste-jahrhundert-13136406.html
3.3.
Aktuelle Forschung in den Medien
"Erbgut des bisher ältesten modernen Menschen entschlüsselt. Forscher entdecken Anteile von Neandertaler-DNA im Erbgut eines 45.000 Jahre alten modernen Menschen aus Sibirien" (Pressemeldung Max-Planck-Gesellschaft, 22.10.): http://www.mpg.de/8708093/genom_des_altesten_homo_sapiens_entschluesselt
"Ancient Europeans remained intolerant to lactose for 5,000 years after they adopted agriculture" (Pressemeldung University College Dublin, 22.10.): http://www.ucd.ie/news/2014/10OCT14/221014-Ancient-Europeans-remained-intolerant-to-lactose-for-5000-years-after-they-adopted-agriculture.html
"Orkney-Inseln: Archäologische Entdeckungen stellen das Bild der Jungsteinzeit auf den Kopf" (Deutschlandfunk, 16.10.): http://www.deutschlandfunk.de/orkney-inseln-archaeologische-entdeckungen-stellen-das-bild.1148.de.html?dram%3Aarticle_id=300355
"Der Steinzeit-Highway über den Fehmarnbelt" (Spiegel, 29.9.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/fehmarnbelt-steinzeit-highway-a-994438.html
Nor Geghi (Armenien): "Altsteinzeitlicher Fundplatz revidiert archäologische Konzepte zur Entstehung und Ausbreitung neuer Technologien" (Pressemeldung RGZM, 22.9.): http://web.rgzm.de/ueber-uns/presse/pressemitteilungen/pm/article/altsteinzeitlicher-fundplatz-revidiert-archaeologische-konzepte-zur-entstehung-und-ausbreitung-neuer.html
Österreich vor etwa 43.000 Jahren: "Frühe Besiedlung Zentraleuropas durch moderne Menschen" (Pressemeldung Max-Planck-Gesellschaft, 22.9.): http://www.mpg.de/8420733/steinwerkzeuge_willendorf_aurignacien
"New Branch Added to European Family Tree. Genetic analysis reveals Europeans descended from at least three ancient groups" (Pressemeldung Harvard Medical School, 17.9.): http://hms.harvard.edu/news/new-branch-added-european-family-tree
"Study claims cave art made by Neanderthals" (Phys.org, 1.9.): http://phys.org/news/2014-09-cave-art-neanderthals.html und "Höhlenkunst von Neandertalern in Gibraltar" (n-tv, 1.9.): http://www.n-tv.de/wissen/fundsache/Hoehlenkunst-von-Neandertalern-in-Gibraltar-article13524981.html
3.4.
Alfred Czarnetzki: LB1 / "Homo floresiensis" ist ein juveniler Orang Utan
Das im September 2003 auf der indonesischen Insel Flores entdeckte und mindestens 18.000 Jahre alte Fossil LB1 - oft auch Homo floresiensis genannt - beschäftigt weiterhin die Forschung, die uneins ist über seine Einordnung in die Stammesgeschichte der Primaten. Der auffallend kleine Schädel LB1 wurde zunächst als verzwergte Inselform des Homo erectus vorgestellt, aber auch als krankhaft verändertes Individuum der Gattung Homo sapiens angesprochen. Zuletzt erschienene Aufsätze versuchten aufzuzeigen, dass die am Schädel beobachtbaren Asymmetrien und seine Kleinheit zu einem Individuum - durchaus auch der Gattung Homo sapiens - passen, das am Down-Syndrom litt. Der am 23. Mai 2013 verstorbene Tübinger Anthropologe Alfred Czarnetzki hatte sich an dieser wissenschaftlichen Debatte von Anbeginn an beteiligt. In seinem Nachlass fand sich ein auf den 7. Mai 2012 datierter, weit gediehener Aufsatz, den er krankheitsbedingt nicht mehr wie geplant und vorbereitet in einer internationalen Fachzeitschrift publizieren konnte. Die Herausgeber der Archäologischen Informationen haben sich dieses wichtigen Textes angenommen und ihn, auch mit Hilfe von Jörg Orschiedt und Winfried Henke, gesichtet und mit geringen Anpassungen zur Veröffentlichung aufbereitet. Anhand systematischer morphologischer Vergleiche legt Czarnetzki darin überzeugend dar, dass der Schädel LB1 wie auch das zugehörige Femur gut in das morphologische Spektrum juveniler Orang-Utans passt, während die Ähnlichkeit zu Homo sapiens (inklusive denkbarer krankhaft kleinschädliger Individuen) und auch zu Pithecanthropus erectus gering ist. Er klassifiziert LB1 daher als Sumatra-Orang-Utan (Pongo abelii).
Czarnetzki, A. (2014). The unravelled LB1 (Homo floresiensis) riddle? Some critical comments on the morphology of LB1. Archäologische Informationen, Early View, published online 1 Sept. 2014. http://www.dguf.de/index.php?id=9
Henneberg, M., Eckhardt, R. B., Chavanaves, S. & Hsü, K.J. (2014). Evolved developmental homeostasis disturbed in LB1 from Flores, Indonesia, denotes Down syndrome and not diagnostic traits of the invalid species Homo florensis. PNAS 111(33), 11967-11972 (14 May 2014). DOI 10.1073/pnas.1407382111 http://www.pnas.org/content/111/33/11967
Pichler, S., Kaufmann, B., Ulich-Bochsler, S. & Alt, K-W. (2013). Alfred Czarnetzki 1937–2013. Bulletin der Schweizerischen Gesellschaft für Anthropologie 19(1): 5–13.
"The Trials and Tribulations of Homo floresiensis: A Quick Introduction" (Blog: These bones of mine, 1.9.): http://thesebonesofmine.wordpress.com/2014/09/01/the-trials-and-tribulations-of-homo-floresiensis/
3.5.
Deutscher Studienpreis für Archäologie 2013 veröffentlicht: Reena Perschkes Fallstudie zum Denkmalschutz im besetzten Frankreich 1940-1944
Die von der DGUF mit dem Deutschen Studienpreis 2013 ausgezeichnete Studie von Reena Perschke wurde jetzt in den Archäologischen Informationen veröffentlicht. Perschke untersucht aufgrund umfangreicher Archivstudien die Zerstörungen, die deutsche Militärs insbes. beim Bau des Atlantikwalles an den megalithischen Monumenten in der Bretagne während der deutschen Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg anrichteten. Vor allem aber zeigt sie auf, wie sich deutsche Ur- und Frühgeschichtler während der Besatzungszeit diesen Monumenten gegenüber verhielten und verschiedene Forschungsprojekte an ihnen durchführten und weitere planten. Wieder einmal gewinnt man konkrete Einblicke in das interne Gerangel paralleler und konkurrierender Organisation im Dritten Reich, aber auch in die Haltung und Taten bekannter deutscher Prähistoriker. Dank weiterer Archivstudien ist die Arbeit gegenüber dem ersten Zustand noch einmal vertieft worden und konnte nun zusammen mit zahlreichen anschaulichen Fotos und Abbildungen wertvoller Dokumente im Open Access veröffentlicht werden.
Perschke, R. (2014). Ausgrabungen und Zerstörungen an den Megalithen von Carnac während der deutschen Besatzung der Bretagne (1940 -1944). Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 28. Sept. 2014: http://www.dguf.de/index.php?id=9
3.6.
Filmfundstück: "Tracking in Caves – Fußspuren in die Vergangenheit" (2014, ZDF/ARTE) - "Anschaulich und packend"
Drei erfahrene Fährtenleser aus Namibia, Buschleute, begutachteten 2013 in Europa die im Höhlenlehm erhaltenen Fußspuren in magdalénienzeitlichen Bilderhöhlen (s. DGUF-Newsletter vom 12.6.2013 Punkt 3.3. und vom 13.9.2013 Punkt 43). Nun wurde auf ARTE mit "Tracking in Caves – Fußspuren in die Vergangenheit" ein Dokumentarfilm von Sylvia Strasser über das Projekt ausgestrahlt. Ein ruhiger, 90 Minuten langer Film, der eine spannende und komplexe Geschichte erzählt. Am Anfang werden die Akteure vorgestellt, das Forschungsteam. Danach werden wesentliche Stationen des Projekts erzählt: die Analysearbeit der Fährtenleser in mehreren Höhlen und die für die europäische Forschung neuen Ergebnisse. Viviane Bolin, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Neanderthal Museum, d. h. bei einem der Träger des Forschungsprojekts, hat den Film rezensiert. Ihr Text zeigt also auch, wie eine Forschungseinrichtung die mediale Darstellung ihrer eigenen Arbeit beurteilt. Bolin lobt schön inszeniert Szenen und den Spannungsbogen. Die Erkenntnisse würden nicht einfach nur präsentiert, sondern auch der Weg dorthin dargestellt: die Vorbereitungen wie die Schwierigkeiten. Viviane Bolin findet, dass die Doku "die für die Archäologie wichtigen Resultate anschaulich und packend" präsentiert.
http://www.uni-kiel.de/cinarchea/text/tracking-caves-d.htm
3.7.
Rund 3.000 Jahre altes Schwert in Ostchina gefunden
In der ostchinesischen Provinz Jiangsu hat ein 11-Jähriger Anfang Juli beim Händewaschen im Fluss Laozhoulin ein gut erhaltenes unverziertes Bronzeschwert gefunden. Die Neuigkeit sprach sich schnell im Dorf des Finders herum und führte zu Kaufgesuchen. Die Familie des Kindes übergab den Fund jedoch dem örtlichen Büro für Kulturdenkmäler. Dem Finder wurden ein Zertifikat und eine Belohnung überreicht. Der Direktor der Einrichtung, Lyu Zhiwei, informierte die Öffentlichkeit, dass es sich bei dem 26cm kurzen Schwert um ein rund 3.000 Jahre altes Objekt handle. Das entspricht zeitlich der Shang-Dynastie (1554-1046 BC) oder auch der etwas jüngeren Zhou Dynastie (1045-256 BC). Die Einschätzung basiert auf Material, Größe und Form. Da das Fundstück in einer Phase mit relativ niedriger Produktivität für solche Schwerter hergestellt wurde, kann dem ehemaligen Eigentümer eine höhere gesellschaftliche Stellung zugesprochen werden. Obwohl das kurze Schwert als Waffe einsetzbar war, ist es aufgrund der Form naheliegender, dass es eher einen Statussymbolcharakter hatte –möglicherweise für einen städtischen Beamten. In der Region kam bereits ein Bronzeobjekt zu Tage. Aufgrund der Entdeckung soll eine Ausgrabung am Fundplatz und im Umkreis der Stätte stattfinden. Das Gebiet zählte einst zu einem alten Wasserstraßensystem, das später in den sog. Kaiserkanal (auch Großer Kanal genannt) mündete. Der Kanal ist die längste von Menschen geschaffene Wasserstraße und gilt als Meisterwerk der Wasserbaukunst im alten China.
"China Exclusive: Teenager stumbles on 3,000-year-old bronze sword in river" (Xinhua, 6.9.): http://news.xinhuanet.com/english/sci/2014-09/06/c_133625745.htm
3.8.
2.500 Jahre altes Grab mit bemerkenswerten Beigaben aus Westkasachstan
Archäologen in der Region Terekti (Westkasachstan) untersuchten 2012 Kurgan 6 von Taksaj-1. Zu Tage kam eine reich ausgestattete weibliche Bestattung mit bemerkenswerten Grabbeigaben. Nun wurden die Objekte der Öffentlichkeit nach der Restaurierung im Zentrum für Geschichte und Archäologie des Gebietes Westkasachstan präsentiert. Neben mehr als 500 Goldobjekten sowie Pferdegeschirr gelangten u. a. auch Haushaltsgegenstände als Beigaben in das unberaubte Grab. Mehrere Goldobjekte zeigen den Tierstil als charakteristische Verzierung. Beispielhaft sind goldene Aufnähplättchen mit Greifen- und Schafbockdarstellungen. Besonders hervorzuheben ist ein Kamm aus Holz mit einer szenischen Darstellung: Zu erkennen ist eine Kampfszene, in der zwei Bewaffnete einem Gegner auf einem Streitwagen gegenüberstehen. Naheliegend erscheint der Gedanken der Darstellung von Saken und Persern. Vor 2.500 Jahren war das Steppengebiet des heutigen Landes Kasachstan von den Saken besiedelt. Das Grab datiert an das Ende des 6./Anfang des 5. Jh. v. Chr. Aus dem Umkreis von Kurgan 6 sind weitere Grabanlagen bekannt, entsprechend werden die Arbeiten nächstes Jahr fortgesetzt. In Kasachstan ist diese Bestattung nicht das erste bekannte Grab aus einem Kurgan mit reichen Beigaben aus Gold und mit einer Körperbestattung aus dem 1. Jahrtausend vor Chr. 1969 legte der Archäologe K. A. Akishev den sog. Goldenen Mann von Issyk im Südosten des Landes frei, dessen Grab ebenfalls unberaubt war.
"Kurgankomplex Taksaj I" (russischsprachige Website des Zentrums für Geschichte und Archäologie des Gebietes Westkasachstan, o. D.): http://www.arhcentr.kz/ru/kurgannyj-kompleks-taksaj-i
"Scythian 'Princess' discovered in Kazakhstan reconstructed" (The Archaeology News Network, 18.8.): http://archaeologynewsnetwork.blogspot.de/2014/08/scythian-princess-discovered-in.html
3.9.
Neues vom Staffordshire-Hort: wie das Gold noch goldener wurde
Der berühmte, 2009 entdeckte Staffordshire-Hort aus der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts n. Chr. (DGUF-Newsletter vom 25.11.2013 Punkt 7.13.) wird weiter wissenschaftlich untersucht. Aktuelle Metallanalysen zeigen, dass die frühmittelalterlichen Goldschmiede mit einer gezielten Bearbeitung der Oberfläche das silberhaltige Gold noch reiner, höherwertiger aussehen ließen als es tatsächlich ist. Während der tatsächliche Goldgehalt der Waffenbeschläge und Trachtbestandteile bei 12-18 Karat liegt, wirkt die Oberfläche wie die eines 21-23-karätigen Goldes. Der Effekt wurde vermutlich durch die Behandlung mit einer schwachen Säure erreicht, die das Silber und andere unedle Metalle aus der unmittelbaren Oberfläche der Objekte herauslöste. Die Metallurgen halten eine Behandlung mit Eisenchlorid für wahrscheinlich. Die von English Heritage finanzierten Untersuchungen unterstreichen einmal mehr, wie wichtig es ist, dass archäologische Funde in öffentliches Eigentum kommen. Denn nur dann sind entlang des Fortschritts der Wissenschaft immer wieder Nachuntersuchungen an ihnen möglich, die neues Wissen aus der Vergangenheit offen legen.
"Britain's greatest treasure hoard reveals how goldsmiths fooled the Anglo-Saxon world" (The Indipendent, 17.10.): http://www.independent.co.uk/news/science/archaeology/news/britains-greatest-treasure-hoard-reveals-how-goldsmiths-cheated-their-saxon-clients-9799977.html
4. Kulturgutschutz
4.1.
Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
"Das Genfer Zollfreilager als grösstes Museum der Welt: Ali Babas Schatzhöhle" (NZZ, 16.10.): http://www.nzz.ch/feuilleton/kunsthandel-auktionen/ali-babas-schatzhoehle-1.18405961
Irak und Syrien: "ISIS’s Looting Campaign" (The New Yorker, 14.10.): http://www.newyorker.com/tech/elements/isis-looting-campaign-iraq-syria
"Eingespart. Archäologie in Italien" (Archaeologik, 11.10.): http://archaeologik.blogspot.de/2014/10/eingespart-archaologie-in-italien.html
"Antiquities collections destroyed in Gaza conflict" (The Art Newspaper, 8.10.): http://www.theartnewspaper.com/articles/Antiquities-collections-destroyed-in-Gaza-conflict/35883
"Bomben und Kulturgüter - Syrien und Irak im September 2014" (Archaeologik, 1.10.): http://archaeologik.blogspot.de/2014/10/bomben-und-kulturguter-syrien-und-irak.html
Binchester (Großbritannien): "Fears 'Pompeii of the North' could be snapped up by developers as historic Roman site is put up for sale" (Daily Mail, 30.8.): http://www.dailymail.co.uk/travel/travel_news/article-2738358/Fears-future-Pompeii-North-historic-Roman-site-sale.html
4.2.
Die Freuden der Metallsuche: "Künstlerische" Schatzsuche erregt Aufsehen
Die Metallsuche ist ein Hobby, dem in der deutschsprachigen Archäologie bisher nur wenig Verständnis entgegengebracht worden ist (um es höflich auszudrücken). Dennoch ist die Anzahl der Personen, die "dem Hobby" nachgehen, seit Jahrzehnten stetig und massiv angewachsen. Eine Aktion eines deutschen Künstlers im englischen Folkestone hat nun einiges Medieninteresse hervorgerufen: Der Bildhauer und Objektkünstler Michael Sailstorfer vergrub im August Goldbarren am Strand, und jeder, der wollte, konnte und kann danach suchen. Ein Ansturm von Schatzsuchern war die Folge. Wie Metallsucher selbst bei einschlägigen Befragungen (und auch im unten genannten Guardian-Artikel) feststellen, geht es vielen bei der "Schatzsuche" jedoch keineswegs um einen raschen Profit. Ein hedonistisches Element spielt, wie Matthias Jung schon festgestellt hat, eine gewisse Rolle, das Motivspektrum ist aber generell sehr breit. Es reicht von einem genuinen Interesse an der Erforschung der Geschichte und an der Rettung von Funden vor Pflug, modernen Düngern oder auch Bauarbeiten über körperliche Betätigung in frischer Luft, über den Wunsch, allein mit sich selbst zu sein oder Stress abzubauen, bis hin zur Reinigung der Natur von Metallmüll. Was den meisten Metallsuchern gemein ist, ist jedenfalls eine starke Leidenschaft für ihr Hobby - eine Ressource, die man in England und Wales, aber auch in Dänemark seit langem produktiv für die Archäologie nützt. "Im deutschen Sprachraum sind wir leider davon noch weit entfernt", sagt Prof. Dr. Raimund Karl (Universität Bangor), "zum Schaden der archäologischen Wissenschaft. Diesen Schaden verursachen wenigstens ebenso sehr wir mit unserer ideologisch bedingten Ablehnung von zivilgesellschaftlicher Eigeninitiative wie jene, die Funde (und noch viel mehr Schrott) im Feld ausgraben."
"The joy of metal detecting – it’s not just about the treasure" (The Guardian, 29.8.): http://www.theguardian.com/commentisfree/2014/aug/29/joy-metal-detecting-treasure-antiquities-folkestone-beach
Huth, Chr. (2013). Vom rechten Umgang mit Sondengängern: Das "Portable Antiquities Scheme" in England und Wales und seine Folgen. Archäologische Informationen 36, 2013, 129-137. http://dx.doi.org/10.11588/ai.2013.0.15327
4.3.
Amal und George Clooney machen sich für die Rückgabe der Elgin Marbles an Griechenland stark
Die Rückgabe von Kulturgut schafft es selten in die Yellow Press. Derzeit ist das anders: Die frisch mit George Clooney verheiratete Juristin Amal Alamuddin-Clooney ist Mitte Oktober als Mitglied einer Delegation nach Griechenland gereist und wird den griechischen Premier Antonis Samaras beraten, wie eine Rückgabe der Elgin Marbles an Griechenland zu erreichen wäre. Darüber berichten gerade alle Medien. Vor einigen Monaten hatte sich der US-Amerikaner George Clooney im Zusammenhang mit der Bewerbung seines Films "The Monuments Men" (DGUF-Newsletter vom 7.3.2014, Punkt 5.8.) dahingehend geäußert, dass Großbritannien die Elgin Marbles an Griechenland zurückgeben sollte. Dafür erntete der Schauspieler harsche Kritik von Mitgliedern des britischen Parlaments.
"Can George Clooney’s Wife Rescue the Elgin Marbles?" (Artnet News, 14.10.): http://news.artnet.com/in-brief/can-george-clooneys-wife-rescue-the-elgin-marbles-131328
"The Honeymoon is over! Two weeks after marrying Hollywood heart-throb George, Amal Clooney flies out to Athens to advise Greece on how to get Britain to return the Elgin Marbles" (Daily Mail, 13.10.): http://www.dailymail.co.uk/news/article-2791445/mrs-clooney-s-greek-odyssey-honeymoon-newlywed-lawyer-amal-flies-secure-return-elgin-marbles.html
"Parthenon marbles meet Hollywood as Amal Alamuddin Clooney advises Greece" (The Guardian, 13.10.): http://www.theguardian.com/artanddesign/2014/oct/13/parthenon-marbles-hollywood-amal-alamuddin-george-clooney-greece
"George Clooney's wife Amal Alamuddin aids Greece's bid for return of Elgin Marbles" (The Telegraph, 8.10.): http://www.telegraph.co.uk/culture/culturenews/11150012/George-Clooneys-wife-Amal-Alamuddin-aids-Greeces-bid-for-return-of-Elgin-Marbles.html
4.4.
Illegaler Handel mit Antiken nimmt zu, Bundesregierung will Kulturgüterrückgabegesetz ändern
Dass geplünderte Antiken terroristische Organisationen – darunter auch der "Islamische Staat" - mitfinanzieren, wird seit Monaten nun immer intensiver diskutiert. Eine 45-minütige Dokumentation "Das geplünderte Erbe" (ARD, 20.10.) thematisiert auch die Rolle deutscher Auktionshäuser. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) plant nun Medienberichten zufolge eine Änderung des Kulturgüterrückgabegesetzes. Ab 2016 sollen nur noch Kulturgüter nach Deutschland eingeführt und gehandelt werden dürfen, die über eine offizielle Ausfuhrlizenz des Herkunftslandes verfügen.
"Das geplünderte Erbe" (ARD-Mediathek, 20.10.): http://mediathek.daserste.de/Reportage-Dokumentation/Das-gepl%C3%BCnderte-Erbe-Terrorfinanzierun/Das-Erste/Video?documentId=24209348&topRessort=tv&bcastId=799280
"Illegaler Handel mit geplünderten Antiken nimmt zu – auch in Deutschland. Bundesregierung plant Gesetzesänderung" (Das Erste, 20.10.): http://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/dokus/sendung/ndr/gepluenderte-antiken-100.html
"Mekka der Raubgräber" (Deutsche Welle, 23.10.): http://www.dw.de/mekka-der-raubgr%C3%A4ber/a-18017650
5. Ausbildung, Job-Themen und Personalia
5.1.
Dr. Lee Clare leitet in Nachfolge von Prof. Dr. Klaus Schmidt das Projekt am Göbekli Tepe
Klaus Schmidt, der Leiter der Grabungen am Göbekli Tepe (Türkei), war im Alter von erst 60 Jahren überraschend am 20. Juli verstorben (DGUF-Newsletter vom 6.8.2014 Punkt 5.2). Nun wurde Dr. Lee Clare - interimistisch und unbefristet - vom DAI als Projektleiter eingesetzt, um die laufenden Arbeiten und Projekte fortzuführen. Näheres im Newsletter der John Templeton Foundation, in dem auch die aktuellen Forschungen zum Göbekli Tepe skizziert werden.
John Templeton Foundation - Newsletter September 2014: https://www.academia.edu/8307227/Our_Place_Our_Place_in_the_World._Newsletter._August_2014
5.2.
Offene Worte zur schlechten Bezahlung von Lehrbeauftragten
Peter Grottian, ehem. Hochschullehrer an der FU Berlin und Mitiniator des Bildungsstreiks 2009/10, macht in einem Gastbeitrag in der Süddeutschen Zeitung auf die schlechte Bezahlung der etwa 90.000 Lehrbeauftragten an deutschen Universitäten und Fachhochschulen aufmerksam. Die Sätze lägen im Mittel bei 25 Euro pro Unterrichtsstunde (Spanne 20 - 60 Euro). Berücksichtige man die Zeit für An- und Abreise, die nötigen Materialien und vor allem für die Vorbereitung des Unterrichts, ergebe sich daraus ein tatsächlicher Stundenlohn, der regelhaft deutlich unter dem gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde liege. Die Betroffenen wagen es nicht, zu protestieren, und Gewerkschaften wie Institutionen sehen über das Thema hinweg - so Grottian. Er fordert die Arbeitsministerin auf, das Thema auf ihre Agenda zu setzen.
Peter Grottian: "Bezahlung von Wissenschaftlern: Das promovierte Prekariat" (Süddeutsche Zeitung, 7.10.): http://www.sueddeutsche.de/bildung/bezahlung-von-wissenschaftlern-das-promovierte-prekariat-1.2160695
5.3.
DISCO 2012-14: Die aktuelle Lage der Archäologie in Europa
Das EU-geförderte Forschungsprojekt "Discovering the Archaeologists of Europe 2006-2008" (DISCO) bot erstmals eine breite Übersicht über den Arbeitsmarkt für Archäologie in Europa und war seitdem eine wertvolle Hilfe, Spezifika eines einzelnen Staates besser einordnen zu können. Erfreulicherweise gelang es, die Finanzierung und Durchführung eines Nachfolgeprojektes durch die EU einzuwerben und es auf insgesamt 21 europäische Staaten auszuweiten. Das Projekt DISCO 2012-14 lief offiziell zum 30.9.2014 aus, aktuell werden sukzessive die nationalen Berichte für die einzelnen Teilnehmerstaaten auf der Website des Projekts im Open Access veröffentlicht. Im Staatenvergleich wird z. B. deutlich, dass die Archäologie in Deutschland erheblich schlechter ausgestattet ist als im europäischen Mittel. Bemerkenswerterweise gibt es bislang jenseits der Fachwelt keine öffentliche Kommunikation dieser wichtigen Ergebnisse in Deutschland. Anders z. B. in Österreich, wo die nationale Studie in einer Pressekonferenz durch Prof. Raimund Karl vorgestellt wurde, die auch in der Presse Resonanz fand. "Deutlicher Zuwachs an Arbeitsplätzen in vergangenen fünf Jahren bei sinkenden Gehältern und zunehmender Prekarisierung" resumiert die östereichische Zeitung "Der Standard" die Studie, womit die Archäologie dort nicht nur mit Erfolgsmeldungen und Schatzfunden an die Öffentlichkeit gebracht wird, sondern auch mit ihren Sorgen und Nöten.
DISCO 2006-08: http://www.discovering-archaeologists.eu/final-reports.html
DISCO 2012-14: http://www.discovering-archaeologists.eu/blog_index.html
"Forscher untersuchten archäologischen Arbeitsmarkt in Österreich" (derStandard.at, 16.10.): http://derstandard.at/2000006913334/Forscher-untersuchten-archaeologischen-Arbeitsmarkt-in-Oesterreich
5.4.
Die Zukunft der archäologischen Lehre? Videowettbewerb für ein besseres Studium
Auf dem 8. Deutschen Archäologiekongress Anfang Oktober wurde viel über verschiedene Aspekte einer zukünftigen Archäologie gesprochen, die Zukunft der Lehre war hierbei aber ziemlich ausgeklammert. Nun ermuntert der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft Studierende aller Fachrichtungen, sich über Möglichkeiten für ein besseres Studium Gedanken zu machen. Die Stiftung will mit einem Wettbewerb vielversprechende und innovative Ideen auszeichnen, die das Studieren an den Hochschulen und Unis direkt vor Ort verbessern sollen. Teilnehmer sollen bis 15.12. per Video ihre konkreten Projektideen für eine bessere Hochschulbildung einreichen. Zehn Gewinner erhalten je 5.000 Euro zur Förderung der Projektidee. Eine spannende Chance für Studierende, auch der Archäologien, sich in die universitäre Lehre konstruktiv einzumischen!
Teilnahmebedingungen beim Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft: http://www.stifterverband.info/bildungsinitiative/und_du/index.html
5.5.
Studiengang für Ur- und Frühgeschichte wird an der Universität Rostock wieder eingerichtet
2015 soll der Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte an der Universität Rostock neu besetzt werden. 1997 war die Streichung der Ur- und Frühgeschichte aus dem Fächerkanon erfolgt. Der Lehrstuhlinhaber soll zugleich wissenschaftlicher Leiter eines Archäologischen Landesmuseums werden.
"Erster Schritt für Archäologisches Landesmuseum eingeleitet" (Pressemeldung Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern, 8.10.): http://www.regierung-mv.de/cms2/Regierungsportal_prod/Regierungsportal/de/bm/index.jsp?&pid=84392
6. Open Access & Open Data
6.1.
Vergriffene Archäologische Berichte an neuem Ort im Open Access verfügbar
Vergriffene Bände der Monografienreihe der DGUF "Archäologische Berichte" wurden seit März 2012 sukzessive auf DGUF.de online gestellt (DGUF-Newsletter vom 30.3.2012 Punkt 1.3.), um ohne gedruckte Neuauflage die Verfügbarkeit der Bücher für die Wissenschaft aufrecht zu erhalten. Nun hat die DGUF in Kooperation mit der UB Heidelberg die Online-Präsenz dieser Bände erheblich verbessert: (1) Alle Bände stehen den Lesern als OCR-Scan zur Verfügung, d. h. in ihren Inhalten kann nach Stichwörtern gesucht werden. (2) Die Reihe wird neu mit Hilfe der Open-Source-Software OMP im Gefäß Propyläum e-Books auf den Servern der UB Heidelberg gehostet, womit auch deren Langzeitarchivierung gesichert ist. Zugleich werden die Bände bibliographisch neu erschlossen und erhalten einen DOI. Online stehen jetzt die Bände 1 (Junghans 1987), 2 (Klug 1989), 3 (Tegtmeier 1993), 4 (Idris 1994), 5 (Heege 1995), 6 (Müller & Bernbeck 1996) und 7 (Vosteen 1996). Für die UB Heidelberg ist die Umstellung Teil eines umfassenderen, auch Drittmittel-geförderten Projekts, in dem die DGUF und die Archäologischen Berichte als Pionier dienen. Leser mögen uns nachsehen, dass manche Details der Benutzerführung von OMP noch suboptimal sind und eine deutsche Menüführung fehlt; all' dies in naher Zukunft spürbar zu verbessern, ist Teil des Projekts der UB Heidelberg. Doch auch ohne diese absehbaren Verbesserungen: ab sofort sind diese wertvollen Bücher neu optimal archiviert und weltweit frei zugänglich.
Archäologische Berichte bei Propylaeum e-Books: http://books.ub.uni-heidelberg.de/index.php/propylaeum/catalog/series/arch-ber
6.2.
Archäologische Informationen 20, 1997, neu im Open Access
Beide Bände des Jahrgangs 1997 der Archäologischen Informationen sind jetzt retrodigitalisiert und im Open Access verfügbar. Im Band 20(1) werden einige Vorträge aus der von Gudrun Noll ausgerichteten DGUF-Tagung 1996 in Erfurt zum Thema "Völkerwanderungen" publiziert, im Band 20(2) einige Vorträge aus der von Martin Schmidt ausgerichteten DGUF-Tagung 1997 in Oerlinghausen zum Thema "Archäologie und Jugend". Ein besonders spannender Inhalt beider Bände dürften jedoch die Kommentare aus den im Jahrgang 1996 publizierten, von Jürgen Hoika und Werner Schön angestoßenen Forum "Die DGUF-Umfrage zum Ausbildungsprofil für Prähistorikerinnen und Prähistoriker" sein (19, 1996, S. 149-154). Die beiden Bände des Jahrgangs 1997 dokumentieren die ungewöhnlich zahlreichen Kommentare, welche die DGUF dazu erreichten: neun Beiträge aus der staatlichen Bodendenkmalpflege, vier von Grabungsfirmen, drei aus Museen und 15 von Universitätsinstituten. In ihrer Vielfalt wie auch Widersprüchlichkeit markieren diese Kommentare charakteristische Positionen und Anforderung an die universitäre Ausbildung aus ganz verschiedenen Interessen und Blickwinkeln heraus. In ihrer Summe haben die Beiträge wenig an Aktualität verloren. Die damals noch nicht absehbare, ab etwa 2002 bis 2010 in Deutschland erfolgende Bologna-Reform gab Gelegenheit, Vieles neu zu gestalten. Anregungen und Anstöße zum Nachdenken über sinnvolle Veränderungen und zum Dialog mit den unterschiedlichsten Interessengruppen und Haltungen waren in diesen Bänden zu finden.
http://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/issue/archive
6.3.
Sektion zu Open Access bei der EAA-Tagung 2014 in Istanbul
Die von Frank Siegmund (DGUF), Julian D. Richards (Univ. York) und Guntram Geser (Salzburg) organisierte ganztägige Sektion "Barriers and Opportunities: Open Access and Open Data in Archaeology" auf der EAA-Tagung 2014 in Istanbul versammelte 14 Vorträge und vier Poster. Trotz großer Hitze – wie in fast allen Vortragsräumen in Istanbul – verfolgten über die Vortragenden hinaus zusätzlich etwa 30 Hörer die Vorträge und beteiligten sich an den regen Diskussionen. Die Präsentation zum Thema "Publizieren im Open Access" verdeutlichten, dass Open Access (OA) sich europaweit als Option fest etabliert hat. D. Rocks-Macqueen skizzierte das bisherige Wachstum des archäologischen Zeitschriftenwesens und prognostizierte weiteres Wachstum des OA-Sektors zu Lasten konventioneller Zeitschriften. Die Vorträge u. a. von F. Siegmund, R. Young, G. Eberhardt und A. Büttner machten jedoch auch deutlich, dass der Wandel in den OA mit vielerlei neuem Aufwand verbunden ist und OA allein noch keine erfolgreiche und breit wahrgenommene Zeitschrift ausmacht. In der deutschsprachigen Archäologie, so der Eindruck bei vielen Teilnehmern, sei die Zeitschrift "Archäologische Informationen" derzeit am weitesten entwickelt und gebe Interessierten ein anregendes Beispiel für eine "best practice". Im Themenblock "Open Data" überraschten vor allem Vortragende aus Italien (V. Boi, M. Stacca, G. Gattiglia) mit konkreten Beispielen, wie sehr sich dort die regionalen Denkmalämter bemühen, die Informationen über archäologische Stätten und Ausgrabungen als Open Data zu erschließen und frei öffentlich verfügbar zu machen. Weitere Vorträge um Open Data (u. a. J. D. Richards, G. Geser) zeigten auf, wie verschiedene Projekte derzeit versuchen, die weitaus komplexeren technischen Probleme beim offenen Publizieren von Daten z. B. aus archäologischen Ausgrabungen zu lösen, eine "best practice" zu entwickeln und Wissenschaftlern gute Plattformen anzubieten. Als international gut vernetztes Vorhaben stellte F. Schäfer (DAI) das Projekt IANUS vor. Mit den Stichworten Big Data (G. Gattiglia) und Linked Open Data (K. May, F. Lynam) verbinden sich perspektivisch ganz neue Auswertungsmöglichkeiten, die zu Ergebnissen führen können, sobald solche Archive mit Informationen gefüllt sind. Die Organisatoren der Sektion streben eine Veröffentlichung der Vorträge in den "Archäologischen Informationen" an.
Abstracts der Sektion (p. 123-128): https://www.eaa2014istanbul.org/assets/indirilecekler/abstracts-T02.pdf
6.4.
"Papers on Anthropology" im Open Access
Die peer-reviewte Zeitschrift "Papers on Anthropology" wird von der "European Anthropological Association" herausgegeben. Sie wurde 1989 in Tartu (Estland) gegründet und erscheint seit Jahrgang 5, 1992 unter dem jetzigen, englischsprachigen Titel. Seit Jahrgang 20, 2011 erscheint die Zeitschrift - ohne Publikationsgebühren für Autoren - hybrid, d. h. in einer Druckausgabe und online im Open Access. Technisch basiert die Online-Ausgabe, wie die Archäologischen Informationen, auf der Software OJS. Der aktuelle Band 23(1), 2014 hat den Themenschwerpunkt "Mumien". Darin u. a. ein Aufsatz von Guinevere Granite und Andreas Bauerochse über Untersuchungen an zwei eisenzeitlichen Moorleichen aus Niedersachsen. Die Autoren zeigen auf, dass die in deren Knochen nachweisbare Konzentration von Spurenelementen stark von der normaler menschlicher Knochen abweicht. Als Gründe werden einerseits die Lagerung im Moor, anderseits moderne Konservierungen vermutet.
Papers on Anthropology 23(1), 2014: http://ojs.utlib.ee/index.php/PoA/issue/current
6.5.
Digitales Münzkabinett der Universität Düsseldorf ist online
Die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf verfügt über eine der umfangreichsten und vielfältigsten universitären Sammlungen antiker Münzen und Medaillons in Deutschland, ca. 23.000 Objekte, darunter ca. 8.000 Originale. Mit dem "Digitalen Münzkabinett der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf" wurden Mitte Oktober die Kernbestände in guten Fotografien öffentlich zugänglich gemacht. Wer antike Münzen kennen lernen möchte oder mit ihnen arbeitet und z. B. Vergleichsstücke für Münzbestimmungen sucht, findet hier einen frei zugänglichen Schatz an wohlgeordnetem und gutem Bildmaterial. Besondere Freude macht der Redaktion des DGUF-Newsletters die Rubrik "Numismatische Sonderbestände" - "Unbestimmte Prägungen", sie bietet numismatische Herausforderungen und lädt dazu ein, sich mit qualifizierten Bestimmungsvorschlägen an die Düsseldorfer Kollegen zu wenden.
"Digitales Münzkabinett der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf": http://muenzkabinett.hhu.de/index.php
6.6.
Die Online-Publikation als erster Schritt eines tiefgreifenden Medienwandels im Publikationswesen
Aktuell berichten Medien über den neuen Verlag Sobooks, der eine Online-Leseplattform für Bücher bilden soll, um die technischen Möglichkeiten der bisherigen eBooks um Elemente des sozialen Interagierens über deren Inhalte via Web 2.0 zu erweitern. In der Wirtschaftswoche beschreibt ein Autorenteam "das Ende des Buches, wie wir es kennen". Der Aufhänger ist die Online-Plattform Wattpad, die über das bereits länger bekannte Self-Publishing hinaus Autoren die Möglichkeit bietet, während des Schreibens ihrer Bücher Teil-Werke online zu stellen, damit deren Leser und Fans schon frühzeitig das entstehende Werk beobachten, diskutieren und kommentieren können. Im Ergebnis könnten frühe Leser so ggf. auch die Autoren im weiteren Schreiben des Werks beeinflussen. Eine verwirrend vielfältige Welt tut sich auf: Bücher-Inhalte werden nur noch zum Lesen gemietet, Leser diskutieren Werke online mit den Autoren und untereinander, die Diskussion der Leser modifiziert das Werk der Autoren. Das Online-Stellen öffnet das bisher gedruckte Buch für die Integration anderer Medien wie etwa Ton und Film, folglich arbeiten Schulbuchverlage an Online-Büchern, die auch Videos u. a. enthalten. Die reichen Optionen des Web 2.0 sind geeignet, auch die Einordnung und Bewertung von Büchern zu verändern, wenn neben den klassischen Rezensionen im Feuilleton resp. in wiss. Zeitschriften oder dem Renommee eines Verlags und der guten Gestaltung eines Buches auch Elemente des Web 2.0 seine Wertigkeit andeuten, d. h. die Resonanz im Netz zum (Mit-) Indikator seiner Bedeutung wird. Menn et. al. (2014) zeigen auf, wie stark diese neuen, noch experimentellen Formen bereits von bislang klassischen Verlagen aufgegriffen und weiterentwickelt werden. Bisher scheinen sich diese neuen Entwicklungen vor allem auf die nicht-wissenschaftliche Literatur zu beziehen. Doch die aktuelle Experimentierfreude dort und die schon absehbaren Entwicklungen legen nahe, dass in Zukunft auch wissenschaftliche Publikationen anders aussehen könnten als bisher. So ermunterte z. B. Prof. Hubertus Kohle bei seinem Vortrag am 6. 10. auf der Jahrestagung der DGUF dazu, bei wissenschaftlichen Zeitschriften an Stelle des Peer Reviews mit neuen Formen der Qualitätskontrolle zu experimentieren. "Publish first, filter later" lautet seine Devise, die sich an den neuen technischen Möglichkeiten des Web 2.0 orientiert. Auch wenn das Ziel der laufenden Entwicklungen noch nicht ganz klar sein mag - das einfache Online-Stellen von wissenschaftlicher Literatur im Open Access als PDF ist erst der Anfang eines tiefgreifenden Medienwandels.
Menn, A., et. al. (2014). Digitale Revolution des Lesens: Das Ende des Buchs, wie wir es kennen (Wirtschaftswoche, 8.10.): http://www.wiwo.de/unternehmen/handel/digitale-revolution-des-lesens-das-ende-des-buchs-wie-wir-es-kennen-seite-all/10784478-all.html
"SoBooks: Social Reading" (DRadio Wissen, 11.10.): http://dradiowissen.de/beitrag/sobooks-sascha-lobo-will-das-e-book-revolutionieren
Frank Schmiechen: "SoBooks. Zwei Größenwahnsinnige versprechen die Neuerfindung des Lesens" (GründerSzene.de, 9.10.): http://www.gruenderszene.de/allgemein/kappes-lesen-sobooks
Hubertus Kohle: "Publish first - filter later. Über den Prozess der Qualitätssicherung im Open Access". Abstract des Vortrags (DGUF.de, 6.10.): http://www.dguf.de/index.php?id=336
6.7.
Elf De-Gruyter-Zeitschriften neu im Open Access
Der weltweit bekannte Wissenschaftsverlag De Gruyter stellt ab Januar 2015 acht etablierte europäische Wissenschaftszeitschriften in den Open Access, die im Bereich Medizin und Naturwissenschaften publizieren. Zudem werden im Bereich Humanities drei Zeitschriften völlig neu sogleich als Open Access-Zeitschriften gegründet, u. a. "Open Archaeology", für die Anthony Harding als Editor-in-Chief gewonnen wurde. Die technische Umsetzung erfolgt über die vor einiger Zeit von De Gruyter aufgekaufte Online-Plattform Versita. Unklar blieb in den Ankündigungen des De-Gruyter-Verlags die Frage der Publikationsgebühren, welche die Autoren für die Publikation ihres Aufsatzes zu zahlen haben. Bei den betreffenden naturwissenschaftlichen Zeitschriften betragen sie z. Zt. 1.000 resp. 1.500 Euro. Auf Nachfrage des DGUF-Newsletters verwies De Gruyter für die neue Open Archaeology auf eine Politik der Befreiung von diesen Gebühren für Autoren, welche nicht über die nötigen Drittmittel verfügen, doch die Formulierung "at the moment" lässt erwarten, dass diese Regelung nicht als dauerhaft geplant ist.
"De Gruyter Open converts 8 subscription journals to open-access megajournals" (De Gruyter, 29.9.): http://www.eurekalert.org/pub_releases/2014-09/dgo-dgo092914.php
Open Archaeology: http://www.degruyter.com/view/j/opar
"Article Processing Charges" (De Gruyter): http://www.degruyter.com/page/947
6.8.
Bis 26. Oktober: Publikationen der Royal Society zum freien Download
Die 1662 gegründete "Royal Society", eine Art Akademie der Wissenschaften des Vereinigten Königreichs, nimmt aktuell an der Open-Access-Woche (20.-26.10.) teil. In dieser Zeit stehen alle Publikation der Royal Society zum freien Download als PDF auf der Verlagsseite der Gesellschaft bereit. Beispielsweise die klassische und weiterhin nützliche Studie über die Schätzung der Körperhöhe aus menschlichen Langknochen von Karl Pearson: Pearson, K. (1899). Mathematical Contributions to the Theory of Evolution. V. On the Reconstruction of the Stature of Prehistoric Races. Phil. Trans. R. Soc. Lond. A. 192, pp. 169-244. doi:10.1098/rsta.1899.0004 (published 1 January 1899). Oder auch der berühmte Aufsatz von F. H. C. Crick und J. D. Watson aus dem Jahr 1954, in dem sie die Struktur der DNA darlegten. Bis zum 26. Oktober!
http://royalsocietypublishing.org/journals
7. Ausstellungen und Museen
7.1.
Charmant und gut gemacht: Römertherme Zülpich - Museum für Badekultur
Zülpich? - ein beschauliches 20.000-Einwohner-Städtchen, etwa mittig zwischen Köln und Aachen gelegen. An einem unerwartet heftig verregneten Tag wie geplant zur Landesgartenschau 2014 rund um Zülpich, oder doch lieber ins Museum? Ins Museum, und zwar in das 2008 eröffnete Museum im Zentrum nahe der Kirche, das über der 1929 entdeckten und ausgegrabenen römischen Thermenanlage errichtet wurde. Die römischen Reste des 2. bis 4. Jahrhunderts waren ausnehmend gut erhalten, doch ihr sukzessiver Verfall gab Anlass zu einer gründlichen Konservierung und einem darüber errichteten und schützenden Museumsbau. Hier ist die römische Therme im Kellergeschoss mit sparsamen Mitteln geschickt und zurückhaltend inszeniert, im Vordergrund steht stets die Originalsubstanz, die durch eine geschickte Beleuchtung in den Vordergrund gerückt wird. Vitrinen mit zugehörigen Funden, Informationstafeln sowie einen römischen Badebetrieb andeutende Geräusche und Filme werden angeboten und schaffen eine gelassen-entspannte Atmosphäre, sind aber auf eine angenehme Weise zurückhaltend präsent und dominieren nie den originalen Befund. Informationen werden angeboten, aber nicht aufgedrängt, der Besucher kann auch einfach selbst am Original beobachten, studieren, sinnieren, grübeln und entdecken. Im Geschoß darüber wird dann der Bogen über das Mittelalter zur Gegenwart geschlagen, indem das Thema Bad, Körperhygiene und Reinlichkeit über die Zeiten verfolgt wird. Als Schauobjekte der unmittelbaren Vergangenheit dienen beispielsweise Badekleidung und Badehauben der 1950-90er Jahre oder Installationen von Bädern aus verschiedenen Zeiten des 20. Jahrhunderts. Zusätzlich lockt noch für wenige Tage (22.3.-12.10.) die Sonderausstellung "Wasser für Roms Städte" ins Obergeschoss, die die römische Wasserversorgung, den Leitungsbau und die Viadukte thematisiert. Im Inhalt wie in der Inszenierung passt sie bestens zur Dauerausstellung und kann auch hier auf zumindest nahe gelegene Architektur-Originale wie z. B. den Viadukt von Vussem verweisen. Den Bogen zu jüngeren Epochen schlägt hier der in den römischen Wasserleitungen gebildete und im Mittelalter als Baumaterial verwendete Kalksinter.
http://www.roemerthermen-zuelpich.de/
"Museum für Badekultur/Römerthermen Zülpich: Bene Lava ! – Badespass nicht nur auf Römisch" (NRW-Stiftung): http://www.nrw-stiftung.de/projekte/projekt.php?pid=507
"Römerthermen Zülpich - Museum Badekultur" (Rhein-Eifel.TV, 17.6.2011; Video, 2:38 Min.): https://www.youtube.com/watch?v=Kgst7dd5qzg
7.2.
Sonderausstellung "Das weiße Gold der Kelten - Schätze aus dem Salz" im LWL-Museum für Archäologie in Herne, 23.8. - 25.1.
Bergbau steht für schwere, auch gefährliche Arbeit und für Wohlstand in einer Region - das weiß man im Ruhrgebiet aus eigener Erfahrung. Nun thematisiert eine Sonderausstellung in Herne einen dort ungewöhnlichen Bergbau, nämlich den Salzbergbau bei Hallstatt in Oberösterreich. Die vom Naturhistorischen Museum in Wien fertig zusammengestellte Wanderausstellung, die zuvor in Alicante /Spanien zu sehen war, wird bis Januar 2015 in Herne gezeigt. Sie besteht im wesentlichen aus sechs großen Informationsinseln, die systematisch von alten und neuen Forschungsergebnissen zum Hallstätter Salzbergbau erzählen, und dazu vor allem die dank des Salzes ungewöhnlich gut erhaltenen Organika zeigen, wie z. B. hölzerne Geräte, Schäftungen, Textilien und Leder. Der bronzezeitliche, der eisenzeitliche und der spätere Salzbergbau werden gezeigt und die Katastrophen thematisiert, die jeweils zum Verschütten der Schächte und zum zeitweiligen Ende des Abbaus führten. Viele Informationen gelten den Bergleuten selbst, zeigen beispielsweise die am Knochen sichtbar werdenden Spuren ihrer schweren Arbeit oder ihre übliche, einfache Nahrung. Die begehbare Rekonstruktion einer im Salzschacht gefundenen Holztreppe verschafft dem Besucher ein besonderes haptisches Erlebnis. Das mit dem eisenzeitlichen Bergbau zusammenhängende berühmte Gräberfeld von Hallstatt ist Thema einer der sechs Ausstellungsinseln, doch hier haben nur wenige Originale den Weg nach Herne gefunden.
"Archäologische Schau „Das weiße Gold der Kelten“ in Herne" (Westdeutsche Allgemeine, 20.8.): http://www.wa.de/nachrichten/kultur/nrw/archaeologische-schau-das-weisse-gold-kelten-herne-hallstatt-kultur-salzbergbau-3795697.html
"Die Kelten zu Gast in Herne: Sonderausstellung im LWL-Museum für Archäologie zeigt Schätze aus dem Salz" (Pressemeldung LWL, 20.8.): http://www.lwl.org/pressemitteilungen/mitteilung.php?urlID=33856
Lars Friedrich: Archäologiemuseum in Herne zeigt das weiße Gold der Kelten (lars.friedrich.blog, 22.4.): http://larsfriedrichblog.wordpress.com/2014/08/22/archaologiemuseum-in-herne-zeigt-das-weise-gold-der-kelten/
7.3.
Ausstellung "Karl der Große. Macht - Kunst - Schätze" in Aachen 20.6.-21.9.
Vor 1.200 Jahren starb in Aachen Karl der Große, in diesem Sommer erinnert die Stadt Aachen an diesen auch für sie so wichtigen Herrscher. Den Besucher erwarten der Aachener Dom ,und damit ein von Karl selbst begründetes bedeutendes Bauwerk, und drei verschiedene, im nahen Umfeld des Doms gelegene Sonderausstellungen. Jedes der Schlagwörter Schätze, Kunst, Macht steht als Motto über einer dieser drei Ausstellungen. Sie zeigen, nicht unerwartet, das Who is Who der bekannten Handschriften, Elfenbeintafeln und Kunstobjekte, die Ausstellungen können sich mit bedeutenden Leihgaben aus zahlreichen europäischen Archiven und Museen schmücken. Die vorwiegend dunklen und recht spärlich ausgeleuchteten Räume, das Glitzern von Gold und Edelsteinen hie und da, die Enge und das Gedränge der Besucher und die kaum bewältigbare Fülle der Exponate unterstreichen beim Einzelnen das Gefühl, an etwas Besonderem teilzuhaben. Die Ausstellungsdidaktik setzt konsequent auf Gruppenführungen oder auf den Einzelbesucher, der einem Audioguide folgt. Besucher, die sich beidem entziehen wollen, bleiben etwas hilflos, denn in den Ausstellungen selbst findet sich nur wenig textbasierte Information, und die Objektbeschriftungen sind ausnehmend knapp. Ein gewiss sehr berühmtes, gewiss sehr kostbares handgeschriebenes Buch, aufgeschlagen, eine Glasvitrine drübergestülpt, schummriges Licht und knappste Beschriftung, und das nochmal und nochmal und nochmal, ohne tiefere Erläuterung und Aufbereitung des Inhalts. Der Besucher würdigt, dass er etwas Besonderes, Einmaliges gesehen hat und der Aura des Originals nachspüren durfte, mehr Erkenntnis ist in dieser Inszenierung kaum möglich. Wo die Ausstellung die Sphäre der berühmten Bücher und der Kunstgegenstände verlässt, wird sie schnell beliebig und zeigt vielerlei inhaltliche Unfälle, wie etwa die zwei hilflosen Vitrinen zu Aachens Vorgeschichte vor der Zeit Karls des Großen oder die allzu fehlerhafte Objektauswahl beim Thema Waffen und Krieg. Zudem ist, wer sich ungeführt bewegt, stets in Gefahr, sich zu verlaufen: Die drei Ausstellungsorte sind zwar markiert, aber kaum der Weg zwischen ihnen. An zwei der Ausstellungsorte fließen die Sonderausstellung und die Dauerausstellung nahtlos ineinander über, unvermittelt steht man desorientiert im falschen Ambiente, und den Ausstellungen selbst fehlt (ohne Audioguide) ein erkennbarer Pfad. Eine solche Inszenierung fördert und fordert Bewunderung für die Objekte, nicht Erkenntnis und historische Reflektion. Dass diese Ausstellungen einem mächtigen Herrscher gelten, der in Westeuropa mit beachtlicher Brutalität und voller Sendungsbewusstsein einen expansiven Gottesstaat errichtete - also genau das tat, was Europa aktuell politisch aufs Heftigste bekämpft - geht zwischen den Preziosen unter. So bleibt von einem Besuch ohne die vor- oder nachbereitende Rezeption von Begleittexten oder Büchern wenig haften.
"Karl der Große: Ein Glaubenskrieger und Reformer" (Deutschlandfunk, 19.6.): http://www.deutschlandfunk.de/karl-der-grosse-ein-glaubenskrieger-und-reformer.1148.de.html?dram:article_id=289910
"Ausstellung: Aachen ehrt Karl den Großen" (ZDF Heute Journal, 18.6.; Video, 2:48 min): http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/2179394/Ausstellung-Aachen-ehrt-Karl-den-Grossen#/beitrag/video/2179394/Ausstellung-Aachen-ehrt-Karl-den-Grossen
"Ausstellung in Aachen: Karl der Große" (BR, 20.6.; Audio, 4:44 min): http://www.ardmediathek.de/radio/kulturWelt-Aktuelles-Feuilleton-Baye/Ausstellung-in-Aachen-Karl-der-Gro%C3%9Fe-/Bayern-2/Audio-Podcast?documentId=21962654&bcastId=9486832
Fried, Johannes (2013). Karl der Große: Gewalt und Glaube. Eine Biographie. München: Beck.
7.4.
Jüdisches Museum Köln: Betreiber bemängelt Größe und Anordnung der Räume
Zuletzt war es ruhig geworden um die Archäologische Zone in Köln und das darin geplante Jüdische Museum, die doch zuvor verlässlich Stoff für den DGUF-Newsletter boten (vom 7.9.2012 Punkt 7.2.; 11.1.2013 Punkt 7.6.; 25.11.2013 Punkt 6.3.; 3.2.2014 Punkt 6.2.; 15.5.2014 Punkt 7.11.). Doch nun wendet sich der neue Betreiber des Museums zu Wort, der Landschaftsverband Rheinland (LVR). Wie der Kölner Stadtanzeiger berichtet, bemängelt der LVR die Größe der verfügbaren Räume und deren Lage zueinander und wünscht Änderungen am Bauplan. Änderungen, die gewiss mit Mehrkosten einhergehen würden, für die die Stadt Köln aufkommen müsste. Derweil ist der Rechtsstreit um die Besetzung der Leitung der Archäologischen Zone weiterhin offen.
"Jüdisches Museum in Köln: Landschaftsverband kritisiert Planung" (Kölner Stadtanzeiger, 16.9.): http://www.ksta.de/innenstadt/juedisches-museum-in-koeln-landschaftsverband-kritisiert-planung,15187556,28430328.html
"Zu den Querelen um die Archäologische Zone: Erfolgsprojekte sehen anders aus" ein Kommentar von Christian Hümmeler (Kölner Stadtanzeiger, 17.9.): http://www.ksta.de/debatte/zu-den-querelen-um-die-archaeologische-zone-erfolgsprojekte-sehen-anders-aus-,15188012,28436772.html
7.5.
"Der Hit": Das Besucherzentrum Arche Nebra
Zu 80 bis 100 Prozent gelingt es dem Besucherzentrum Arche Nebra, sich selbst zu finanzieren. Mit Kind war die Rezensentin dort. Viele Workshops und Außenaktivitäten seien angeboten worden. Bemerkenswert: Man habe sich ernsthaft bemüht, archäologisches Arbeiten nachzustellen. "Zudem", schreibt sie, "wurden die Kinder fast 1:1 betreut und das in so liebevoller, geduldiger Manier, dass ich beinahe sprachlos war. Für Kinder auf jeden Fall eine großartige Sache, von der heute noch bei uns gesprochen wird!" Die Ausstellung erkläre vieles, das anschaulich und gut. Auch das Thema Raubgrabungen werde thematisiert, man äußere sich zu Sondengängern und Hobbyarchäologen aber leider fast nur in negativer Hinsicht, die komplexe Debatte weglassend. Auch wenn nur die Replik der Himmelsscheibe ausgestellt ist, mindere das das Erleben nicht, viele kleine Originale seien zudem mit hervorragenden Erklärungen versehen. Unterm Strich sei der Besuch eines gewesen: wunderbar.
"Archäologie für eine Region: das Besucherzentrum Arche Nebra" (Blog Sprache der Dinge, 24.9.): http://sprachederdingeblog.wordpress.com/2014/09/24/archaologie-fur-eine-region-das-besucherzentrum-arche-nebra-archaeology-for-a-whole-region-the-nebra-sky-disc-visitor-center/
Zum Marketing rund um die Himmelsscheibe: "Eine Kleinstadt durchdesigned: die Himmelsscheibe von Nebra" (Blog Sprache der Dinge, 9.9.): http://sprachederdingeblog.wordpress.com/2014/09/09/eine-kleinstadt-durchdesigned-die-himmelsscheibe-von-nebra-a-small-town-designed-archaeologically-the-nebra-sky-disc/
7.6.
Das Fürstengrab von Gammertingen wird seit 2. Okt. dauerhaft im Württembergischen Landesmuseum Stuttgart ausgestellt
Das Fürstengrab von Gammertingen - etwa mittig zwischen Stuttgart und Bodensee gelegen - aus dem späten 6. Jahrhundert n. Chr. ist seit seiner prächtigen und auch heute noch nutzbaren Publikation durch Johann Gröbbels im Jahr 1905 eine feste Größe in der Frühmittelalterforschung: Ein ungestört vorgefundenes Prunkgrab mit einer reichen Waffen- und Gefäßausstattung fränkischer Art, darunter u. a. Pferdezaumzeug, ein in dieser Vollständigkeit einzigartiges Kettenhemd und ein byzantinischer Spangenhelm vom "Typ Baldenheim". Der berühmte Helm, schon von Gröbbels 1905 als Besonderheit erkannt und samt der von ihm zusammengestellten Vergleichsfunde eingehend studiert, war seitdem vielfach Gegenstadt typologischer Studien, wobei die Herkunftsfrage stets im Vordergrund stand (einheimisch, Oberitalien, Byzanz?). In der staatlichen "Datenbank national wertvolles Kulturgut" ist er unter der Nr. 01902 als eines der wenigen frühmittelalterlichen Objekte Deutschlands aufgenommen. Das Grab war 1902 zeittypisch bei einer relativ sorgfältigen Privatgrabung entdeckt und geborgen worden. In seinem Umfeld fand man 1886-1902 ca. 300 weitere Gräber, von denen sich heute noch etwa 75 Inventare rekonstruieren lassen. Der Ausgräber verkaufte den Fund seinerzeit an Leopold Fürst von Hohenzollern für die Fürstlich Hohenzollernsche Sammlung in Sigmaringen, wo er bis vor kurzem aufbewahrt wurde. Nun hat das Württembergische Landesmuseum in Stuttgart den Komplex, der bereits 1996-97 dort restauriert worden war, für eine nicht genannte Summe erworben und stellt ihn im Ausstellungsbereich "Legendäre MeisterWerke" aus, umrahmt von dem älteren Fürstengrab von Gültlingen und dem jüngeren Helmgrab von Niederstotzingen. Doch der Erwerb dient nicht allein dazu, einen weiteren "Schatz" zeigen zu können. Er gibt vielmehr Gelegenheit, den Fund mit modernen Methoden neu zu untersuchen. So wurde bereits die Altersbestimmung des Verstorbenen von "um 50-55" auf "31-33 Jahre" revidiert, weitere naturwissenschaftliche Untersuchungen an den Knochen zwecks Herkunftsbestimmung des Toten sind geplant. Der berühmte Spangenhelm wird im Zusammenhang mit dem Forschungsprojekt "Studien zu spätrömischen bis frühmittelalterlichen Segmenthelmen" am RGZM in Mainz eingehend naturwissenschaftlich untersucht, so dass zu hoffen ist, dass den bisherigen typologischen Argumenten für die Herkunftsfrage bald neue Tatsachen hinzugefügt werden können. So zeigt der Fall Gammertingen exemplarisch und öffentlichkeitswirksam, warum es wichtig ist, dass archäologische Funde in öffentlichen Archiven nachhaltig aufbewahrt und zugänglich sind: Sie bleiben für den methodischen und technischen Fortschritt in der Archäologie erhalten und verfügbar, und können so immer wieder neue Erkenntnisse aus der Vergangenheit liefern. Hoffentlich finden die Verantwortlichen auch Zeit, den Komplex in die digitale Version ihrer Ausstellung "Legendäre MeisterWerke" aufzunehmen und den Wikipedia-Artikel zum Fürstengrab von Gammertingen angemessen aufzupolieren.
Gröbbels, J. W. (1905). Der Reihengräberfund von Gammertingen, auch höchsten Befehl Seiner Königlichen Hoheit des Fürsten von Hohenzollern. München: Piloty & Loehle. http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0009/bsb00092788/images/
"Datenbank national wertvolles Kulturgut" (via Suche unter Nr. 01902 oder "Gammertingen"): http://www.kulturgutschutz-deutschland.de/DE/0_Home/0_home_node.html
Stein, Fr. (1991). Alamannische Siedlung und Kultur - Das Reihengräberfeld in Gammertingen. Sigmaringen: Thorbecke.
Riemer, E. & Heinrich, P. (1997). Zur Restaurierung des Funde aus dem "Fürstengrab" von Gammertingen. Denkmalpflege in Baden-Württemberg - Nachrichtenblatt des Landesdenkmalamtes 1997(2), 54-60. https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/nbdpfbw/article/view/13356/7168
LegendäreMeisterWerke. Kulturgeschichte(n) aus Württemberg (25.5.): http://www.landesmuseum-stuttgart.de/ausstellungen/legendaere-meisterwerke/
7.7.
"Wunderhübsche Objekte, aber nur ganz wenig Hintergrundwissen": "Die Wikinger" (Berlin, 10.9. bis 4.1.)
Eine Ausstellung muss auch ohne Audioguide funktionieren, findet die Kritikerin der Wikinger-Ausstellung im Berliner Gropius-Bau. Aber ohne gehe es dort keinesfalls, mutmaßt sie in einem lesenswerten, sehr schön geschriebenen Blogpost. Ein mit Vitrinen voller winziger Objekte angefüllter Saal motivierte die Rezensentin, eine Archäologin, zum raschen Weitergehen. Beschriftungen großartiger Objekte wie "zweischneidiges Schwert des Typs H (nach Petersen), ehemals streifentauschiert" entlockten ihr nur ein Seufzen. Durch alle Säle ziehe sich das. In der Kinderecke sei folgerichtig am meisten los gewesen. Sehr positiv fällt eine winzige Ausstellung des Wikingerschiffsmuseums Roskilde ganz am Ende des Rundgangs auf. Dort werde erklärt, was der großen Ausstellung gänzlich fehle: dass Objekte Rückschlüsse auf ehemalige Gesellschaften erlauben. Die Beobachtung von Besucher-Reaktionen ist lustig zu lesen, sollte die Macher der Ausstellung aber zutiefst alarmieren: "Und, was is dis jetzt?" – "Weiß nich, aber sieht schön aus, wa?" – "Joah, schon tolle Kerle diese Wikinger!"
"Die Wikinger-Ausstellung" (Blog Sprache der Dinge, 8.10.): http://sprachederdingeblog.wordpress.com/2014/10/08/die-wikinger-ausstellung-in-berlin-the-vikings-exhibition-at-berlin/
Website zur Ausstellung: http://wikinger.smb.museum/home.html
7.8.
Münstermaifeld: Neues archäologisches Museum eröffnet
Die Stadt Münstermaifeld - 20 km südwestlich von Koblenz im Maifeld gelegen - hat ob ihrer reichen frühmittelalterlichen Funde ein neues archäologisches Museum gegründet, das am 17. Oktober eröffnet wurde. Es liegt am zentralen Münsterplatz im Gewölbekeller der alten Probstei. Im Kern der Ausstellung stehen die merowingerzeitlichen Funde vom Gräberfeld an der Münstermaifelder Stiftskirche, das 2009-2010 archäologisch untersucht wurde. Ergänzend wird die Urgeschichte der Region präsentiert.
Informationen zum Museum: http://www.maifeldurlaub.de/kultur/museen/archaeologisches-museum-maifeld
"Wertvolle Funde auf dem Maifeld geben Experten noch Rätsel auf" (Rhein-Zeitung, 16.10.): http://www.rhein-zeitung.de/region/lokales/mayen_artikel,-Wertvolle-Funde-auf-dem-Maifeld-geben-Experten-noch-Raetsel-auf-_arid,1220416.html#.VEDrpmOK58E
8. Und sonst …
8.1.
European Association of Archaeologists (EAA) aktuell ohne Präsidentin/Präsident
Auf dem diesjährigen "Annual Business Meeting" der EAA am 12.9. in Istanbul ist der bisherige Präsident Prof. Dr. Friedrich Lüth (DAI) überraschend von seinem Amt zurückgetreten. Eine Nachfolge konnte noch nicht gewählt werden.
http://e-a-a.org/board.htm
8.2.
Archäozoologie: Guter Rat zum Aufbau einer Vergleichssammlung
In seinem Blog "Jake's bones" hat der erste zwölfjährige Jake McGowan-Lowe eine Gebrauchsanleitung zum Skelettieren von Tieren veröffentlicht. Verschiedene Methoden werden beschrieben, in ihrer Effektivität bewertet und konkrete Tipps zu Vorgehensweisen gegeben. In einigen großen Facebook-Foren wird dieser Ratgeber als "brillant" und "sehr hilfreich" eingeordnet.
Jake McGowan-Lowe: "How to clean animal bones - the complete guide" (Jake's bones, Oktober 2012 mit späteren Updates): http://www.jakes-bones.com/p/how-to-clean-animal-bones.html
"Jake's bones" bei Facebook: https://www.facebook.com/jakesbones
8.3.
Kurs in Niedersachsen für Sondengänger findet positive Resonanz
Das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege in Hannover hat am 20. und 21. September einen Qualifizierungskurs für Sondengänger durchgeführt. In dem mit 25 Teilnehmern ausgebuchten Kurs wurden alle relevanten Themen behandelt: die Gefahren durch Kampfmittel, die rechtlichen Aspekte, Anregungen zu Methoden und Suchstrategien, zur Fundeinmessung und Dokumentation sowie eine Einführung in die Fundbestimmung. Am Beispiel des Schlachtfeldes am Harzhorn erläuterte M. Geschwinde, welche Chancen sich durch die Zusammenarbeit mit ehrenamtlichen Sondengängern für die Landesarchäologie erschlössen. Der vom Landesarchäologen H. Hassmann geleitete Kurs wird in einem Blog-Beitrag von einem der Teilnehmer, dem Sondengänger Magnus Schäfer, beschrieben und als sehr lehrreich und weiterführend eingeschätzt.
M. Schäfer: "Qualifizierungskurs für Sondengänger am 20./21. September 2014" (Blog Sondengänger-Gemeinschaft Allertal, 24.9.): http://sondengaenger-celle.blogspot.de/2014/09/qualifizierungskurs-fur-sondenganger-am.html
8.4.
Bestechende Regie, akustisch schwach: Die virtuelle Rekonstruktion der römischen Villa von Colombarone
Die Firma Altair4 präsentiert virtuelle Realität zu archäologischen Denkmälern. In einem aktuellen Produkt präsentiert sie eine Rekonstruktion der römischen Villa von Colombarone in der Nähe von Rom. Neben den zahlreichen Details der Rekonstruktion bis hin zur Belebung durch Vorhänge, besticht dieser Film vor allem durch die Regie: Der Betrachter wird von Rom aus auf einem Plan römischer Straßen zur dann aktuellen Ausgrabungsstätte geführt. Ausschnitte aus den Plänen der Ausgrabung präsentieren die noch vorhandenen Reste, die dann in die virtuelle Realität überblendet werden. Währen die Visualisierung ganz ausgezeichnet ist, fällt die akustische Untermalung dem entgegen leider deutlich ab. Bis auf das Gezwitscher der Vögel während des Rundgangs über die Ausgrabung wird wiederholt eine artifizielle und nicht wirklich passende Melodie abgespielt. Dabei sind die weiteren Filme dieser Firma durchaus ebenfalls sehenswert. So z. B. die Visualisierung zur Ara Pacis Augustae (13 v. Chr., März 2014, für Réunion des Musées Nationaux – Louvre). Sie spielt mit den Optionen von Original, Rekonstruktion und Wirkung. Die dreidimensionale Rekonstruktion wird mit Farbe gestaltet und die Wirkung hierdurch wesentlich verändert. Es folgen unterschiedliche Ansichten bei wechselnder Beleuchtung und Sonnenständen, die einen insgesamt imposanten und prächtigen Bau entstehen lassen. Der Film führt die Diskrepanz zwischen archäologischem Denkmal, ursprünglicher Realität, implizierte Wirkung und Rezeption durch den Betrachter nachdrücklich vor Augen. Der Film regt damit auf sehenswerte Weise zur Diskussion über virtuelle Realität zwischen Befund und Fiktion ein.
"La villa romana di Colombarone" (Altair4, August 2014, Video, 4:56 Min.): https://www.youtube.com/watch?v=OnuPR772H_U
"Ara Pacis" (Altair4, März/September 2014, Video, 4:15 Min.): https://www.youtube.com/watch?v=xcnz3QQSaPo
8.5.
Befunderhebung zum Status Quo der Social-Media-Nutzung im Bereich der deutschen Archäologie
Die Historikerin und Archäologin Kristin Oswald arbeitet derzeit an einem Projekt, für das sie Informationen und Links zu den verwendeten Social-Media-Kanälen der deutschen archäologischen Museen, Landesämter, Verbände & Grabungsfirmen zusammentragen will. Ziel ist, den Status Quo der Social-Media-Nutzung zu ermitteln. Dazu gehören archäologische Museen und Sammlungen ebenso wie Forschungseinrichtungen, Verbände, Landesämter oder Grabungsfirmen. Deren Social-Media-Kanäle sollen in einem frei befüllbaren Excel-Dokument erfasst werden. Hierfür bittet Owald um tätige Mithilfe und ist für jeden Link und Hinweis dankbar. Sie hat ein offenes digitales Dokument mit zwei Tabellenblättern angelegt, in das jeder Informationen, Links und Kommentare anonym eintragen kann. So sollen Nutzung und Verbreitung der einzelnen Kanäle für archäologische Einrichtungen und ihre Kommunikation mit der Öffentlichkeit untersucht werden. Kristin Oswald möchte die Ergebnisse mit anderen geisteswissenschaftlichen und kulturellen Bereichen und deren Nutzungsverhalten vergleichen. Die Ergebnisse stehen, ebenso wie die Datensätze, jedem Interessierten offen, sollen aber auch ausgewertet und spezifisch veröffentlicht werden. Der Zeitaufwand für das Eingeben von Daten ist frei steuerbar: Man kann lediglich die Daten zur eigenen Institution eintragen oder sich auf die Suche nach Kanälen anderer Einrichtungen begeben.
https://docs.google.com/spreadsheets/d/12pk-zf-Vyc_jtcqo_UTwCZPFEexyF2Ypmea2nP2aH3M/edit?pli=1#gid=0
8.6.
Denkmalnetzwerk Bayern lanciert das Projekt "Denkmal und Schule / Erlebnis Denkmal"
Das Denkmalnetzwerk Bayern möchte Schüler an das Thema Denkmalpflege heranführen. Für das Pilotprojekt werden Mittel- und Realschulen gesucht, deren 7. und 8. Klassen mit Hilfe von Experten als "Denkmaldetektive" und "Spurensicherer" für das Denkmalschutz sensibilisiert und auch mit einschlägigen Berufen (Handwerke, Restaurator, Techniker) bekannt gemacht werden sollen. Bayerische Archäologen haben sich an dem Vorhaben nicht beteiligt.
"Denkmalschulen: Erlebnis Denkmal": http://www.denkmalschulen.de/
"Denkmaldetektive und Spurensucher: Bringen Sie ein Denkmal in die Schule!" (DenkmalNetzBayern, 5.10.): http://www.denkmalnetzbayern.de/index.php/menueeintrag/index/id/17/seite_id/1371
8.7.
Crowdfunding für die Archäologie, auch in Deutschland
In Großbritannien sind Schlagworte wie "community archaeology", "public archaeology" oder "citizen science" hip. Aber sie sind eben nicht nur schicke Worthülsen, sondern werden ganz real und tatkräftig gelebt. Die englische Plattform MicroPasts, über die bereits mehrere Projekte mit Hilfe von Schwarmintelligenz lanciert wurden (vgl. DGUF-Newsletter vom 15.5.2014 Punkt 3.7.), wurde im Oktober um den Bereich Crowdfunding erweitert. Nun können archäologische Projekte mit Bürgerbeteiligung dort versuchen, bis zu 5.000 Pfund (ca. 6.200 Euro) Startkapital für ein Forschungsvorhaben einzuwerben. - Zwar ohne das Element der Bürgerbeteiligung, aber dafür in Deutschland lokalisiert, versuchen aktuell gleich zwei archäologische Projekte, via Crowdfunding Geld für ihre Realisierung einzusammeln. Sie nutzen dazu die deutschsprachige Plattform Sciencestarter.de. Newsletter-Leser können die Projekte sogleich unterstützen, aber auch nutzen, um exemplarisch das Vorgehen bei Sciencestarter zu beobachten und kennen zu lernen. In der Startphase befindet sich das von Dr. Volker Arnold (Heide, Schleswig-Holstein) vorgeschlagene Projekt: "Datierungen eisenzeitlicher Feldfluren in Schleswig-Holstein". Er benötigt 6.300 Euro, um mindestens 20 Proben 14C-datieren zu können, die er systematisch aus den Wällen von sog. Celtic fields in Schleswig-Holstein gesammelt hat. Volker Arnold war langjährig Leiter des Museums in Albersdorf, ist seit 2010 im Ruhestand und nunmehr ohne institutionelle Unterstützung im Ehrenamt als Archäologe tätig. Die noch um 1990 gesammelten Proben waren von der Menge her nicht hinreichend, um mit der damals verfügbaren 14C-Technik gemessen zu werden. Die aktuellen Möglichkeiten der AMS-Datierung machen es nun möglich und sinnvoll, das wertvolle Probenmaterial zu datieren. Bei Sciencestarter ist sein Projekt in der Startphase: es bedarf einer Mindestanzahl an "Fans", um für die Finanzierungsphase zugelassen zu werden. Um Fan werden zu können, muss man sich zuvor bei Sciencestarter registrieren. Einen Schritt weiter ist bereits das Freiburger Projekt "Das Schwert - Symbol und Waffe". Es hat seine Startphase erfolgreich bewältigt und sammelt nun konkrete Unterstützer bei der Finanzierung. Ziel des von den drei Nachwuchswissenschaftlern Lisa Deutscher, Mirjam Kaiser und Sixt Wetzler lancierten Projekts ist es, den Berichtsband über eine im Oktober 2012 veranstaltete Tagung zu diesem Thema drucken zu können. Die 17 Aufsätze der Tagung liegen fertig und zum Teil gesetzt vor, eine größere zweckgebundene Spende ist zugesagt, nun werden die nötigen Restmittel von 4.100 Euro für Satz und Druck gesucht. Wie bei Sciencestarter üblich, werden für Spendenzusagen je nach Höhe verschiedene Gegenleistungen ausgelobt, von einer Dankespostkarte mit Schwertmotiv (10 Euro) bis zu einem exklusiven Kampfkunst-Gruppenlehrgang (750 Euro). Die zugesagten Spenden werden nur abgerufen, wenn die erforderliche Gesamtsumme auch zustande kommt und das Projekt realisiert wird.
Crowfunding bei MicroPasts: https://crowdfunded.micropasts.org/
"Archaeology powered by communities - new crowd-funding platform" (Arts & Humanities Research Council, 17.10.): http://www.ahrc.ac.uk/News-and-Events/News/Pages/Archaeology-powered-by-communities---new-crowd-funding-platform.aspx
"Datierungen eisenzeitlicher Feldfluren in Schleswig-Holstein": https://www.sciencestarter.de/datierungen-vermutlich-eisenze
"Das Schwert - Symbol und Waffe": https://www.sciencestarter.de/das-schwert
8.8.
Die AG Digitale Geschichtswissenschaft auf dem 50. Deutschen Historikertag
(Wie) Verändert der aktuelle Medienwandel hinein ins Online und Web 2.0 die Archäologie? Wer jetzt Schulter zuckend ratlos ist und schon mit der Frage wenig anzufangen weiß, kann sich bei den Nachbarn umschauen. Denn dort die Diskussion um dieses Thema längst lebendig, auch wenn sich allgemein akzeptierte Antworten und feste Lösungen noch nicht etabliert haben. Auf dem 50. Deutschen Historikertag 2014 in Göttingen (23.-26.9.) – dem wichtigsten, alle zwei Jahre stattfindenden fachlichen Event unter Historikern - gab es eine Sektion der AG Digitale Geschichtswissenschaften (#digigw14), deren Beiträge diese Diskussion exemplarisch widerspiegeln. Auch wenn #digiwg14 dem leicht spöttischen, lesenswerten Bericht über den Historikertag von Jürgen Kaube im Feuilleton der FAZ entging, lohnt die Wahrnehmung dieser AG, deren Beiträge jetzt sukzessive online verfügbar sind. Denn bei #digiwg14 wurde u. a. über virtuelle Forschungsumgebungen nachgedacht, über kollektive Forschungs- und Schreibprozesse, über kollektiv geführte Literaturdatenbanken, über Qualitätssicherung unter Web-2.0-Bedingungen, und natürlich über bloggende und twitternde Historiker. So beschreibt beispielsweise Klaus Graf, wie sich derzeit unter dem Druck der Forschungsförderer das Peer Review auch in den Geschichtswissenschaften als Methode der Qualitätssicherung etabliert. Sodann hinterfragt es diesen Trend, weil angesichts des Web 2.0 auch viele andere Formen technisch möglich sind und möglicherweise dem eigentlichen Anliegen förderlicher. Auch er präsentiert am Ende seines Vortrags keine Empfehlung und kein Rezept, doch er verunsichert und stößt ein fruchtbares Nachdenken an.
"#digigw14 verpasst? Videos, Tweets, Präsentationen und Rückblicke zur Sektion beim #histag14" (AG Digitale Geisteswissenschaften, 29.9.): http://digigw.hypotheses.org/951
Klaus Graf: "Qualität wird überschätzt" (AG Digitale GW, 30.9.): http://digigw.hypotheses.org/1063
Jürgen Kaube: "Deutscher Historikertag. The These vom Sonderweg war ja selbst einer" (FAZ, 28.9.): http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/deutscher-historikertag-die-these-vom-sonderweg-war-ja-selbst-einer-13178890-p3.html?printPagedArticle=true#pageIndex_3
8.9.
Abschreckend: Der MOOC "Global Social Archaeology"
Auf der japanischen Plattform Open Learning wird vom 25.9.-23.10. der MOOC "Global Social Archaeology" angeboten. Der Kurs ist auch für den Nicht-Fachmann gedacht, der sich unter dem allumfassenden Titel erst mal wenig vorstellen kann. Einer der drei Dozenten ist Prof. Dr. Koji Mizoguchi, Präsident des World Archaeological Congress und Autor des Standardwerks "The Archaeology of Japan: from the Earliest Rice Farming Villages to the Rise of the State". Eine Dozentin ist die australische Archäologin Dr. Claire Smith. Davon motiviert liest sich der interessierte Laie die Kursankündigung, die es auf Japanisch und in Englisch gibt, durch. Das fehlerbehaftete Englisch ignorieren wir großzügig und wenden uns den Kursinhalten zu. Der Kurs besteht aus drei Teilen. Diese sollen in drei Wochen abgehandelt werden und dabei den Beschreibungen zufolge die gesamte Archäologie allein in der ersten Woche behandeln: Was ist Archäologie, wie wurde und wird sie (international) betrieben? In der zweiten Woche geht es um die sozialen Aspekte der Archäologie (darunter auch um "indigenous archaeology"). In der dritten Woche geht es um japanische Kofun-Tumuli, ein Thema, das sich wohl eher an Fachleute richtet. Insgesamt bleibt der MOOC in seiner Beschreibung jedoch – wie der Kurstitel - unkonkret. Wer hartnäckig bleibt, dem bleibt nur eins: registrieren und ausprobieren! Das war längere Zeit nur über eine japanischsprachige Seite möglich. Doch auch auf der englischen Seite möchte man bald entnervt aufgeben: Das Drop-down Menü zur Eingabe der Länderherkunft ist nicht alphabetisch geordnet, so dass man z. B. ewig nach Deutschland suchen muss. Nach Eingabe der Daten soll man eine E-Mail mit einem Aktivierungslink erhalten, der Link sei 48 Stunden gültig. Auf diese E-Mail wartet man aber vergebens. Schade, dass ein spannendes Thema nicht zuletzt auch noch an der schlechten Technik scheitern muss!
MOOC "Global Social Archaeology": https://open.netlearning.co.jp/lecture/index.aspx?cid=00001J11
8.10.
Fliegende Kameras - Vorträge der Berliner UAV-Konferenz online
Ende Mai fand in Berlin ein von TOPOI und ArchaeoLandscapes Europe (ArcLand) organisierter Workshop "Big Work for Small Planes - Using UAVs and Kites for Archaeology" statt. Die Veranstaltung bestand aus einem Vortragsteil zur Anwendung verschiedener fliegender Kameraplattformen in der Archäologie und einer Live-Vorführung von Drachen und UAVs (Unmanned Aerial Vehicles) am Folgetag, beide Teile wurden filmisch dokumentiert. Die Vortragsvideos und ein Trailer zur Flugshow sind nun auf der TOPOI-Webseite für jedermann verfügbar.
https://community.topoi.org/de/web/uav-2014/programm;jsessionid=71D2B033A2450C4BC83FC119CC6A58A3.
8.11. Neue Geldsorgen in der Archäologie von NRW
Die 2013 angekündigte Streichung der Landeszuschüsse für die Archäologie in NRW zum Jahr 2015 konnte auch dank der DGUF-Petition im Jahr 2013 abgewendet werden. Statt dessen kam es im Landeshaushalt 2014 "nur" zu Kürzungen, und für 2015 wurde sogar wieder eine (kräftige) Erhöhung der Mittel in Aussicht gestellt - so Dr. Thomas Otten vom zuständigen Düsseldorfer Ministerium in einem öffentlichen Vortrag in Münster am 28.6. Doch jetzt gibt es neue Sorgen. Die ursprünglich für 2014 vorgesehene gesplittete Lohnerhöhung für Beamte, nach der die höheren Gehaltsstufen leer ausgehen sollten, hatte vor dem Verfassungsgericht keinen Bestand. Also muss die Landesregierung höhere Löhne zahlen, also fehlen der Landeskasse überraschend Mittel. Daher verhängte der Finanzminister von NRW am 1.7. eine Haushaltssperre, die nun auch die Archäologie erreicht. Weil eigentlich vorhandene Mittel vom Ministerium bereits zugesagt worden waren, waren Projekte geschnürt und Verträge geschlossen worden, für die nun das vom Land zugesagte Geld nicht ausgezahlt wird. Es handele sich um "freiwillige Leistungen" des Landes. In der Pflicht stehen nur die beiden Landschaftsverbände LVR und LWL, die erhebliche zusätzliche Mittel herbeizaubern müssen. Ungelöste Probleme, die die Funktionsfähigkeit der Archäologie in NRW erneut erheblich beeinträchtigen und die - so liest man - auch im Jahr 2015 nicht ohne weiteres vom Tisch sind. Warum eigentlich diese Not, fragt sich die kundige Fachwelt, denn mit Hilfe angemessenerer Ausführungsbestimmungen zum Denkmalschutzgesetz könnte die Archäologie in NRW auch ohne zusätzliche Landesmittel erheblich gestärkt werden.
"Haushaltsperre: Etatsperre in NRW trifft auch westfälische Archäologen" (WAZ, 22.10.): http://www.derwesten.de/region/sauer-und-siegerland/etatsperre-in-nrw-trifft-auch-westfaelische-archaeologen-id9957569.html#plx332763679
"Beamtenbesoldung: NRW muss Beamten mehr zahlen - und verhängt Haushaltssperre" (WAZ, 1.7.): http://www.derwesten.de/politik/nrw-muss-beamten-mehr-zahlen-und-verhaengt-haushaltssperre-id9542215.html#plx665154939
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