DGUF-Newsletter vom 19.3.2017

DGUF-Newsletter vom 19.3.2017

1. DGUF-Nachrichten
1.1. Erfolgreich gestartet: DGUF-Tagung "Ein Berufsverband für die Archäologie?", Vortagung 6.3. bis 16.6.)
1.2. DGUF verbindet anstehende DVA-Vorstandswahlen 2017 mit einer inhaltlichen Debatte

2. Tagungen und Veranstaltungen
2.1. ICOM conference "Difficult issues" (Helsingborg/Sweden, 21.-23.9.; CfP until 1.4.)
2.2. "Science March Germany" (Berlin, Bonn/Köln, Dresden, Frankfurt, Freiburg, Göttingen/Kassel, Hamburg, Heidelberg, Leipzig, München, Stuttgart, Tübingen, 22.4.)
2.3. 10. Forum Wissenschaftskommunikation (Braunschweig, 27.-29.11.; CfP bis 21.4.)
2.4. "Archäologie und Identität". 9. Deutscher Archäologiekongress (Mainz, 3.-7.7.)
2.5. Workshop "Open Access Publizieren in der Archäologie: Stand und Perspektiven" (Mainz, 27.–28.7.)
2.6. AG Römerzeit: "Auf dem Holzweg?" (9. DAK, Mainz, 6.-7.7.; CfP bis 31.3.)
2.7. 1. Workshop für Nachwuchswissenschaftler in der Archäometrie & Denkmalpflege (Frankfurt, 11.-12.9. ; CfP bis 1.6.)
2.8. 6th European Meeting on Forensic Archaeology (Rom, 18.-19.8.; CfP bis 1.6.)

3. Forschung
3.1. Aktuelle Ausgrabungen in den Medien
3.2. Aktuelle Forschung in den Medien
3.3. Archäologische und genetische Hinweise zur Klärung nach der Verbreitung skythenzeitlicher Reiternomaden der Steppe im 1. Jt. v. Chr.

4. Kulturgutschutz
4.1. Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
4.2. 3sat-Doku über die zu selten geahndete Zerstörung von Kulturgut

5. Ausbildung, Job-Themen und Personalia
5.1. Was ist Kulturarbeit heute noch wert?
5.2. Bildungsgewerkschaft GEW bezeichnet Hessen-"Stipendium" als "Dumpingstipendium"
5.3. "Wer sich still verhält, anstatt proaktiv vorzugehen, macht sich vielleicht keine Feinde, hat aber auch keine Mitbestimmung": Klartext von Kristin Oswald

6. Open Access & Open Data
6.1. Open-APC: Transparenz für das Geschäftsfeld Open Access
6.2. FAZ: Urheberrechtsreform & Open Access = Untergang des Abendlandes

7. Bürger und Archäologie & Citizen Science
7.1. Fortsetzung der Doku-Serie: "Das Schatzregal in NRW: Tutorial"
7.2. Bericht: Archäologie bei der österreichischen Citizen-Science-Konferenz (Wien, 2.-4.3.)

8. Ausstellungen und Museen
8.1. Wie kann man neue Zielgruppen für kulturelle Angebote interessieren?

9. Und sonst …
9.1. hessenARCHÄOLOGIE verbessert Grabungsrichtlinien an wichtiger Stelle
9.2. "Meinungsbildung ist nicht mehr das Privileg einer Elite": Beitrag zur "Kommunikation 4.0"
9.3. Gerda Henkel Stiftung ist Wissenschaftsstiftung des Jahres 2017
9.4. Ein virtueller Rundgang und eine Empfehlung zur analogen Reise: Die Klosterkirche St. Johann im schweizerischen Val Müstair
9.5. Kulturministerin Grütters fördert kommerzielle Plattform zur Bildvermarktung mit 460.000 Euro
9.6. Mangelnde Organisationserfahrung verelffachen: Unbequeme, kluge Gedanken zur Organisation wissenschaftsnaher Kampagnen
9.7. Neuseeland: Fluss erhält dieselben Rechte wie eine Person

10. Impressum und Redaktionshinweise


1. DGUF-Nachrichten
1.1.
Erfolgreich gestartet: DGUF-Tagung "Ein Berufsverband für die Archäologie?", Vortagung 6.3. bis 16.6.)
Die webbasierte Vortagung zum Thema "Ein Berufsverband für die Archäologie?" hat wie geplant am 6.3. begonnen. Mitte März haben sich bereits mehr als 130 Teilnehmer zur Tagung angemeldet und die Diskussion in der Sektion I zu den Themen "Braucht die deutsche Archäologie einen Berufsverband?" und "Gewerkschaft oder Berufsverband: was ist die angemessene Organisationsform?" begonnen. In Sektion II werden persönliche Erfahrungen eingebracht, die sich als äußerst wertvoll erweisen. Außerdem wird dort über Ehrenamt/Citizen Science und Berufsverband gesprochen. Gäste und Tagungsteilnehmer sind weiterhin willkommen, der nachträgliche Einstieg samt Anmeldung ist möglich. Für diejenigen, die erst einmal unverbindlich "schnuppern" wollen, zwei Hinweise: (1) Das Lesen im Forum, allerdings nicht das Mitdiskutieren, ist auch ohne eine (kostenlose) Anmeldung möglich. (2) Für den schnellen Einstieg ins Thema stehen unter "DGUF-Tagung 2017" das Programm, technische Hinweise sowie Materialien zum Einarbeiten in die Problematik bereit. Zudem haben die Organisatoren am 15.3. eine erste Bilanz gezogen und die "Zwischenergebnisse der Sektionen und Themen" zusammengefasst. Es ist geplant, auch weiterhin auf diese Weise von Zeit zu Zeit kurz zusammenfassend über den Stand der Debatten zu berichten. Am 20.3. beginnt Sektion III mit den Themen "Was und wen soll ein erfolgreicher Berufsverband für die Archäologie umfassen: alle Archäologien oder spezifische Sparten innerhalb der Archäologie?" und "Schließt ein erfolgreicher Berufsverband Archäologie auch jene Nachbardisziplinen und Spezialisten mit ein, die oft für die Archäologie tätig sind? .
Einführung in das Tagungsthema, Programm und Materialien: https://www.tagungsforum.dguf.de/viewforum.php?f=24
Zwischenergebnisse der Sektionen und Themen: https://www.tagungsforum.dguf.de/viewtopic.php?f=24&t=93

1.2.
DGUF verbindet anstehende DVA-Vorstandswahlen 2017 mit einer inhaltlichen Debatte
Im Vorfeld der für Juli turnusgemäß anstehenden Vorstandswahlen im Deutschen Verband für Archäologie (DVA) möchten wir den Wahlgang mit einer inhaltlichen Debatte verbinden, anstatt lediglich Kandidatinnen und Kandidaten für die Wahl zu nominieren. Daher haben wir uns am 12.3. an die Mitgliedsverbände des DVA gewendet und ihnen programmatische Positionen und Anregungen zugesandt. Wir betrachten sie als konstruktiven Beitrag für einen starken DVA, der eine tragende Rolle in der Landschaft deutscher Archäologieverbände einnimmt. Wir würden es begrüßen, wenn sich die nominierten Kandidaten in ihrer vom DVA angekündigten Selbstvorstellung im Vorfeld der Wahl zu den von uns – und dann sicherlich auch von anderen Mitgliedsverbänden umrissenen Themen äußern. So gewinnt die Wahl ein inhaltliches Profil und würde als programmatische Entscheidung der deutschen Archäologie wahrgenommen.
http://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/partner/2017-03-12_Brief-DGUF-an-DVA-Mitglieder.pdf


2. Tagungen und Veranstaltungen
2.1.
ICOM conference "Difficult issues" (Helsingborg/Sweden, 21.-23.9.; CfP until 1.4.)
Museums play a key role in creating and representing the shared cultural heritage of various communities. "Diffult issues" is a joint conference of ICOM Germany and ICOM Nord. The International Council of Museums asks for paper proposals on thoughts like: What is to be said about the stories museums facilitate? Why is something remembered and something else forgotten? What is highlighted, what hidden? What does restrict museums' freedom to act and / or do we restrict ourselves? The conference seeks to address demanding issues for today's museums and museum professionals.
http://www.icom-helsingborg-2017.org/conference/?utm_content=buffer28f25&

2.2.
"Science March Germany" (Berlin, Bonn/Köln, Dresden, Frankfurt, Freiburg, Göttingen/Kassel, Hamburg, Heidelberg, Leipzig, München, Stuttgart, Tübingen, 22.4.)
Die Trump-Regierung macht eine Politik, die wissenschaftliche Ergebnisse vielfach trotz überreichlicher Beweise negiert und die Wissenschaft politisch eng kontrollieren will. So hat Trump mehreren Behörden die Öffentlichkeitsarbeit untersagt. Mit Scott Pruitt macht der US-Präsident einen bekannten Klimaskeptiker und Verbündeten der Energielobby zum Leiter der Umweltbehörde EPA. Es werden, gerade auch für die Geisteswissenschaften, die Finanztöpfe drastisch heruntergefahren. Als Reaktion bringen Wissenschaftler, v. a. aus der Klimaforschung, seit Monaten ihre wertvollen Daten außer Reichweite der Regierung. Mit einem "Day of Facts" (DGUF-Newsletter vom 28.2.2017 Punkt 9.12.) demonstrierten führende Wissenschaftsorganisationen am 17.2., wie wichtig Fakten (statt "alternativer Fakten") sind. Guerillaartig haben Mitarbeiter z. B. der NASA, des Nationalparkdiensts NPS oder eben der Umweltbehörde EPA parallele Twitter-Accounts – sog. "rogue accounts" - eröffnet, deren Autoren aber anonym bleiben und die Klartext reden. Damit endet die Gegenwehr aber nicht. Am 22.4. gehen nun Wissenschaftler weltweit bei einem "March for Science" auf die Straße. Auch in Deutschland gibt es solche Demonstrationen – bei Redaktionsschluss in den o. g. Städten/Regionen; es kommen aber immer wieder neue hinzu. An ihnen sollen nicht nur Wissenschaftler teilnehmen – jeder ist eingeladen, der wissenschaftliche Ergebnisse nicht für "alternative Fakten" hält und dem die deutliche Unterscheidung von gesichertem Wissen und persönlicher Meinung wichtig ist. Die DGUF gehört zu den Unterstützern des "Science March Germany".
Website "Science March Germany": http://marchforscience.de/
Facebook-Seite "March for Science Germany": https://www.facebook.com/ScienceMarchGER/

2.3.
10. Forum Wissenschaftskommunikation (Braunschweig, 27.-29.11.; CfP bis 21.4.)
Thema des kommenden Forums ist "Was erreicht wen? - Techniken und Werkzeuge der Wissenschaftskommunikation". Dazu werden gezielt Referenten eingeladen. Ansonsten ist der CfP thematisch offen, schreiben die Veranstalter. Erwünscht sind u. a. Beiträge zu konkreten Herausforderungen und aktuellen Trends in der Wissenschaftskommunikation, zu innovativen Formaten und Orten der Wissenschaftskommunikation sowie zu Formaten und Aktivitäten, die interessante, bisher unbekannte Zielgruppen erreichen. Mit dem "Forum Wissenschaftskommunikation" bietet "Wissenschaft im Dialog" (WiD) Vermittlern von Wissenschaft und Forschung jährlich einen Überblick über aktuelle Trends und Strategien in der Wissenschaftskommunikation und lädt zum Austausch ein. Ihre Vorschläge können Sie bis 21.4. einreichen.
https://www.wissenschaft-im-dialog.de/forum-wissenschaftskommunikation/

2.4.
"Archäologie und Identität". 9. Deutscher Archäologiekongress (Mainz, 3.-7.7.)
Der West- und Süddeutsche Verband für Altertumsforschung (WSVA) hat auf seiner Website das vorläufige Programm des 9. Deutschen Archäologiekongresses veröffentlicht. Es gibt - noch ohne detailliertes Vortragsprogramm - das generelle Zeitschema wieder, z. B. wann welche AGs tagen und Mitgliederversammlungen stattfinden. Somit kann jeder mit knapper Zeit nun planen, an welchen Tagen in jener Juli-Woche er unbedingt am DAK teilnehmen will. http://www.wsva.net/fileadmin/wsva/dokumente/Kongress_2017_Vorlaeufiges-Programm-16-03-17.pdf

2.5.
Workshop "Open Access Publizieren in der Archäologie: Stand und Perspektiven" (Mainz, 27.–28.7.)
Der Verband der Landesarchäologen, das Projekt Propylaeum an der UB Heidelberg, das Römisch-Germanische Zentralmuseum und das Landesamt für Denkmalpflege in Baden-Württemberg laden zu einem zweitägigen Workshop nach Mainz ein zum Thema Publizieren im Open Access. Ziel der Veranstaltung ist ein Erfahrungsaustausch der Macher. Zu vier Themenblöcken folgen nach einem Impulsvortrag statt weiteren Vorträgen jeweils eine Reihe kurzer Statements und Zeit für eine eingehende Diskussion und Thesenbildung. Die Themen sind: "Stand und Perspektiven", "Best Practice", "Geschäftsmodelle aus Sicht der Fachverlage" und "Rechtliche Fragen". Eine Teilnahme von Gästen ist willkommen, sie ist kostenlos, erfordert jedoch wegen der begrenzten Raumkapazität eine vorherige Anmeldung bis zum 10.7.
https://www.propylaeum.de/publizieren/workshop2017/

2.6.
AG Römerzeit: "Auf dem Holzweg?" (9. DAK, Mainz, 6.-7.7.; CfP bis 31.3.)
Die AG Römerzeit beim WSVA erneuert ihr CfP für Ihre kommende Jahrestagung zum Thema "Auf dem Holzweg? - Beschaffung, Verarbeitung und Verwendung eines Rohstoffes". Beiträge zu Holzbefunden und -funden, zur Waldwirtschaft, zur Methodik der Dendrologie und der Konservierung etc. in der römischen Epoche sind erwünscht. Vortragsanmeldungen sind bis zum 31.3. hochwilkommen.
http://ag-roemerzeit.webnode.com/unterbringung/

2.7.
1. Workshop für Nachwuchswissenschaftler in der Archäometrie & Denkmalpflege (Frankfurt, 11.-12.9.; CfP bis 1.6.)
Dieser Workshop bietet zum ersten Mal allen analytisch mit archäologischem Kulturgut arbeitenden Nachwuchswissenschaftlern die Möglichkeit, ihre Arbeiten untereinander vorzustellen, sich auszutauschen und zu vernetzen. Das Programm wird von zwei Diskussionsrunden flankiert, welche die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in diesem Bereich zum Gegenstand haben werden. Abstracts für Vorträge und Poster können bis zum 1. 6. eingereicht werden, die Anmeldung zum Workshop ist bis zum 1.7. möglich.
http://www.dmg-home.org/dmg-home/sektionen-arbeitskreise-kommissionen-und-projektgruppen/ak-archaeometrie-und-denkmalpflege/tagungen-des-ak/workshop/

2.8.
6th European Meeting on Forensic Archaeology (Rom, 18.-19.8.; CfP bis 1.6.)
The purpose of the scientific meeting is to discuss the current state, and further development requirements, of forensic archaeology. It wishes to present forensic case studies and R&D work, e.g. archaeology, anthropology, GIS, geophysics, human taphonomy, soil, art/antiquities crimes, etc.
http://www.emfa2017.eu/


3. Forschung
3.1. Aktuelle Ausgrabungen in den Medien
"Dänemark: Reitergrab aus der Wikingerzeit begeistert Forscher" (Spiegel, 17.3.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/daenemark-reitergrab-aus-der-wikingerzeit-begeistert-forscher-a-1139230.html
Schweiz: "Historischer Fund in Zug: 'Hier hüpft das Herz der Mittelalter-Archäologin'" (SRF, 10.3.): http://www.srf.ch/news/regional/zentralschweiz/hier-huepft-das-herz-der-mittelalter-archaeologin

3.2.
Aktuelle Forschung in den Medien
Abri Blanchard: "Lo que el primer dibujo de la humanidad dice sobre nosotros. El descubrimiento de un grabado con 38.000 años aleja el origen del arte en Europa" (El País, 17.3.): http://elpais.com/elpais/2017/03/15/ciencia/1489610294_849928.html
"2,000 year old warrior armour made of reindeer antlers found on the Arctic Circle" (The Siberian Times, 16.3.): http://siberiantimes.com/science/casestudy/features/f0294-2000-year-old-warrior-armour-made-of-reindeer-antlers-found-on-the-arctic-circle/
Italien: "Leopards Might Have Walked Alongside Neanderthals" (Live Science, 14.3.): http://www.livescience.com/58259-leopards-might-have-walked-alongside-neanderthals.html
"University of South Carolina discovery of widespread platinum may help solve Clovis people mystery" (Pressemeldung University of South Carolina, 9.3.): http://www.sc.edu/uofsc/posts/2017/03/uofsc_archaeologists_discover_platinum_at_clovis_sites.php#.WMHoxX9tERE
Aroeira: 400,000-year-old fossil human cranium is oldest ever found in Portugal" (Phys.org, 13.3.): https://phys.org/news/2017-03-year-old-fossil-human-cranium-oldest.html
"Nature: Silk Road evolved as ‘grass-routes’ movement" (Washington University in St. Louis, 8.3.): https://source.wustl.edu/2017/03/nature-silk-road-evolved-as-grass-routes-movement/
"'Seit Anbeginn der Zeit': DNA bestätigt einzigartige Bindung der australischen Ureinwohner an ihr Land" (Pressemeldung MPI für Menschheitsgeschichte, 8.3.): http://www.shh.mpg.de/381246/aboriginalhair
"Neanderthals at El Sidrón ate a diet of wild mushrooms, pine nuts and moss. The analysis of dental plaque from these individuals shows no sign they ate meat" (Pressemeldung Spanish National Research Council, 8.3.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2017-03/snrc-nae030617.php und "Dental plaque DNA shows Neandertals used 'aspirin'" (Pressemeldung The University of Adelaide, 9.3.): http://www.adelaide.edu.au/news/news91022.html und "Neanderthal microbes reveal surprises about what they ate — and whom they kissed" (The Washington Post, 8.3.): https://www.washingtonpost.com/news/speaking-of-science/wp/2017/03/08/neanderthal-microbes-reveal-surprises-about-what-they-ate-and-who-they-kissed/?utm_term=.48d2be91a73a
"Massive 4,000-year-old Galilee tombs force rethink of Bronze dark age" (The Times of Israel, 5.3.): http://www.timesofisrael.com/massive-4000-year-old-boulder-tombs-force-rethink-of-bronze-dark-age/
China: "Mögliche Knochenfragmente von Denisova-Menschen gefunden" (Deutschlandfunk, 4.3.): http://www.deutschlandfunk.de/archaeologie-moegliche-knochenfragmente-von-denisova.2850.de.html?drn%3Anews_id=717171 und "'Patchwork' Early Human Fossils Suggest Intermixing" (Phys.org, 2.3.): http://www.livescience.com/58087-patchwork-early-human-fossils-discovered.html
"Mollusk graveyards are time machines to oceans' pristine past" (Phys.org, 28.2.): https://phys.org/news/2017-02-mollusk-graveyards-machines-oceans-pristine.html
"New evidence on the diet of the Homo antecessor from Atapuerca" (Pressemeldung IPHES, 27.2.): https://iphesnews.wordpress.com/2017/02/27/new-evidence-on-the-diet-of-the-homo-antecessor-from-atapuerca/
"Palaces of Ancient Persia Were Built with 'Fire Temple' Wood" (Live Science, 27.2.): http://www.livescience.com/58032-ancient-persia-palaces-fire-temple-wood.html
"Archeologists at the vanguard of environmental and climate research" (Pressemeldung Uppsala Universitet, 26.2.): https://www.uu.se/en/media/news/article/?id=8282&typ=artikel
"Menschen vor 38.000 Jahren malten ähnlich wie Van Gogh" (Zeit, 24.2.): http://www.zeit.de/news/2017-02/24/archaeologie-menschen-vor-38000-jahren-malten-aehnlich-wie-van-gogh-24213602

3.3.
Archäologische und genetische Hinweise zur Klärung nach der Verbreitung skythenzeitlicher Reiternomaden der Steppe im 1. Jt. v. Chr.
Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung des Paläogenetikers Joachim Burger (Universität Mainz) untersucht derzeit die Frage nach der Verbreitung skythenzeitlicher Kultur und dem Ursprung ihrer Träger. Dabei stehen Computersimulationen und die Analyse alter Genome aus Skeletten im Mittelpunkt. Die bisherige archäologische Forschung der materiellen Hinterlassenschaften hat gezeigt, dass Verbindungen über den Steppenraum am Bestattungswesen, dem Verzierungsstil und der Waffen erkennbar sind. Die ältesten Artefakte, die dem skythisch-sibirischen Tierstil zugeschrieben werden, kommen aus den östlichen Ausläufern des eurasischen Steppengürtels. Die zentrale Frage des Projekts lautet, ob ein Ideentransfer oder die Ausbreitung ihrer Träger nachgewiesen werden kann. Die ersten paläogenetischen Ergebnisse aus verschiedenen Regionen der eurasischen Steppe werden dahingehend interpretiert, dass die untersuchten Populationen von Reiternomaden aus dem Osten und Westen des Verbreitungsgebietes trotz einer Entfernung von ungefähr 3.000 Kilometern eine genetische Ähnlichkeit aufweisen. Grundlage waren genomische Daten von acht Individuen und ein mitochondrialer Datensatz von 96 Individuen. Die genetische Vorgeschichte verdeutlicht, dass die Population im Osten vor der skythenzeitlichen Phase entstanden war - aus einer Vermischung westlicher und ostasiatischer Bevölkerungen. Danach entwickelten sich die Populationsgruppen im Osten und Westen zunächst unabhängig voneinander. Im Anschluss fanden eine genetische Vermischung und ein Austausch auf kultureller Ebene über die große Distanz statt. Dabei spielte die stark ausgeprägte Mobilität eine entscheidende Rolle. So tauchten Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. genetisch ostasiatische Signaturen in der westlichen Steppe auf. Ein Team der Moskauer Lomonossov-Universität hat die Frage zur Herkunft der Skythen im Schwarzmeergebiet mit konventionellen anthropologischen Methoden als Alternative zu den weitaus schwierigeren DNA-Analysen untersucht, und zwar anhand des Vergleichs der nicht-metrischen Merkmale von 621 Schädeln. Dabei erwiesen sich die späten Skythen der Schwarzmeer-Region als relativ homogen, mit enger Verwandtschaft zur vorangehenden Spätbronzezeit der gleichen Region (Srubnaja-Kultur) und Einflüssen aus zentralasiatischen Regionen weiter östlich. Das sind keine harten Widersprüche zu den genetischen Befunden der Gruppe um J. Burger, aber doch andere Akzentsetzungen, so dass man die weitere Debatte mit Interesse abwarten kann, bis sich stabilere Resultate ergeben.
"Eisenzeitliche Reiternomaden der Steppe haben europäische und ostasiatische Vorfahren. Genfluss über den Steppenraum geht einher mit der Verbreitung der skythischen Kultur und bringt ostasiatische Gene nach Europa." (Uni Mainz, 3.3.): http://www.uni-mainz.de/presse/aktuell/657_DEU_HTML.php
Unterländer, M., Palstra, F., Lazaridis, I. et al. (2017). Ancestry and demography and descendants of Iron Age nomads of the Eurasian Steppe. Nature communications 8, no. 14615: http://www.nature.com/articles/ncomms14615
"Where did the Scythians come from? Anthropologists study the origin of the Scythians" (PM Lomonosov Moscow State University, 7.3.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2017-03/lmsu-wdt030717.php
Movsesian, A. A. & Bakholdina, V. Y. (2017). Nonmetric cranial trait variation and the origin of the Scythians. Am. Jornal of Phys. Anthropology 162(3), 589-599: http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/ajpa.23159/abstract


4. Kulturgutschutz
4.1.
Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
"Alaska’s Thaw Reveals—and Threatens—a Culture’s Artifacts" (National Geographic, 16.3.): http://www.nationalgeographic.com/magazine/2017/04/artifact-melt-alaska-archaeology-climate-change/
England: "A Roman Sarcophagus Is Rescued from Humble Duty as a Flower Pot" (The New York Times, 9.3.): https://www.nytimes.com/2017/03/09/world/europe/roman-sarcophagus-english-garden.html
"Scars of looting, destruction all that remain at Mosul museum" (Reuters, 12.3.): http://www.reuters.com/article/us-mideast-crisis-iraq-mosul-museum-idUSKBN16I0M2 und "UNESCO Director-General welcomes the liberation of the Mosul Museum" (Pressemeldung UNESCO, 7.3.): http://www.unesco.org/new/en/media-services/single-view/news/unesco_director_general_welcomes_the_liberation_of_the_mosul/
"Kulturgut in Syrien und Irak, Februar 2017" (Archaeologik, 1.3.): http://archaeologik.blogspot.de/2017/03/kulturgut-in-syrien-und-irak-februar.html

4.2.
3sat-Doku über die zu selten geahndete Zerstörung von Kulturgut
Seit Jahrtausenden ist die bewusste Zerstörung von Denkmälern, Büchern und Kunstwerken ein wesentlicher Bestanteil der Kriegsführung. Doch das Ausmaß hat durch moderne Kriegstechnologien erheblich zugenommen, auch die Plünderung von Kulturgut für den Antikenschwarzmarkt trägt ihr Teil bei. Das Kriegsverbrechen der Kulturzerstörung wird noch viel zu selten geahndet; das ist das Ausgangspostulat einer fast 60-minütigen, eindrücklichen Dokumentation des mehrfach preisgekrönten Filmemachers Tim Slade. Slade hatte den Film über eine Fundraising-Kampagne realisiert, am 1.3. lief er auf 3sat und ist noch bis Ende März in der Mediathek verfügbar. Das Video kann über den roten Pfeil auf dem Titelbild des 3sat-Beitrags angeklickt werden.
Zerstörung von Kulturgut ist ein Kriegsverbrechen. Verurteilungen sind hingegen eine Ausnahme (3sat, 1.3.): http://www.3sat.de/page/?source=/dokumentationen/191448/index.html


5. Ausbildung, Job-Themen und Personalia
5.1.
Was ist Kulturarbeit heute noch wert?
"Die Zukunft der Kulturarbeit – fair statt prekär" betitelt Angelika Schoder ihren lesenswerten und hilfreichen Artikel auf MuSerMeKu. Aufmacher ist das "Stipendium" von hessenARCHÄOLOGIE und KAL. Der Beitrag bietet dann speziell im Hinblick auf Volontariate, Trainee-Stellen und Praktika Tipps, was in der Kultur- und Bildungsbranche verändern werden muss und was vom Einzelnen immerhin beeinflusst werden kann, um Kulturarbeit künftig fair gestalten zu können.
Angelika Schoder, "Die Zukunft der Kulturarbeit – fair statt prekär" (MuSerMeKu, 1.3.): https://musermeku.org/2017/03/01/kulturarbeit/

5.2.
Bildungsgewerkschaft GEW bezeichnet Hessen-"Stipendium" als "Dumpingstipendium"
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat in ihrer Kritik des "Stipendiums" der hessischen Landesarchäologie und der KAL nachgelegt und bezeichnet es als "Dumpingstipendium". Der Lohn der Stipendiatin, die in Rödermark archäologisch tätig ist, liege unter der Armutsgrenze und sei "schlicht unanständig", sagt Dr. Andreas Keller vom Hauptvorstand der GEW. Das Stipendium ist mit 400 oder knapp 500 Euro monatlich dotiert. Das sind ca. 19 resp. 23 Euro pro Arbeitstag und damit selbst bei der wohlwollendsten Berechnung weniger als 3 Euro pro Stunde, also weniger als die Hälfte des Mindestlohns. Für ihre Vollzeit-Tätigkeit über zwei Jahre hinweg erhält die Stipendiatin außerdem keinerlei Arbeitslosen- und Rentenversicherung. Die DGUF moniert das "Stipendium" der hessenARCHÄOLOGIE und KAL seit langem (DGUF-Newsletter vom 28.2.107, Punkt 5.1.; vom 26.1.2017 Punkt 5.4.; vom 9.12.2016 Punkt 5.1.; vom 2.11.2016 Punkt 5.1.; vom 19.6.2014 Punkt 5.3.).
"Dumpingstipendium: Grabungsfunde katalogisieren – für 500 Euro im Monat" (GEW, 28.2.): https://www.gew.de/aktuelles/detailseite/neuigkeiten/grabungsfunde-sichern-ordnen-und-katalogisieren-fuer-500-euro-im-monat/

5.3.
"Wer sich still verhält, anstatt proaktiv vorzugehen, macht sich vielleicht keine Feinde, hat aber auch keine Mitbestimmung": Klartext von Kristin Oswald
Die meisten Historiker, Kulturwissenschaftler und Archäologen strahlen eine gewisse Resignation bezüglich der oft schwierigen beruflichen Rahmenbedingungen aus, findet Kristin Oswald in ihrem jüngsten Blogpost. Während im direkten Kollegenkreis die Debatte um Missstände rund um den Beruf zunähme, sei es umso auffälliger, dass das Thema von Museen und anderen Institutionen nur selten angesprochen würde: "Kaum ein Museumsblog berichtet über zu wenig politische Unterstützung oder von den Hürden des täglichen Arbeitens mit zu wenig Mitarbeitern bei steigenden Anforderungen. Der Elfenbeinturm wird in alle Richtungen aufrecht erhalten." Oswald redet Klartext: "Wer die Probleme nicht aufzeigt, kann auch nicht hoffen, von außen Unterstützung dafür zu bekommen. Und wer sich still verhält, anstatt proaktiv vorzugehen, macht sich vielleicht keine Feinde, hat aber auch keine Mitbestimmung."
Kristin Oswald, "'Wahnsinn ist..' – archäologische #visionengestalten" (Krosworldia, 13.3.): http://kristinoswald.hypotheses.org/1999


6. Open Access & Open Data
6.1.
Open-APC: Transparenz für das Geschäftsfeld Open Access
Wenn kommerzielle Verlage Open Access anbieten, beruht das wirtschaftlich in der Regel darauf, dass die Autoren Publikationsgebühren bezahlen ("article processing charges", APCs). Damit verlagert sich die Finanzierung wissenschaftlicher Zeitschriften vom Abonnenten und Leser auf die Autoren mit dem Gewinn, dass die Beiträge nun frei zugänglich lesbar sind, weit über die wissenschaftlichen Bibliotheken hinaus. Viele wichtige Wissenschaftsförderer und (Universitäts-) Bibliotheken begrüßen diesen Wandel der Publikationskultur und unterstützen ihre Autoren daher beim Aufbringen der APCs. Sie haben Fonds gegründet, bei denen Autoren beantragen können, ihre APCs zu übernehmen. Auf der Plattform "Open APC" sind die jährlich von einzelnen Bibliotheken gezahlten APCs zusammengestellt und können nach Verlagen zusammengefasst eingesehen werden. Die Graphiken verdeutlichen transparent, wie groß das Geschäftsfeld Open Access inzwischen geworden ist und welche Verlage besonders aktiv sind.
Open APC: https://treemaps.intact-project.org/
z. B. Universität Göttingen: https://treemaps.intact-project.org/apcdata/goettingen-u/#publisher/

6.2.
FAZ: Urheberrechtsreform & Open Access = Untergang des Abendlandes
Die FAZ lässt bekanntermaßen wenige Gelegenheiten aus, gegen Open Access zu polemisieren. Offenbar verfolgen Herausgeber und Redaktion die Strategie: "Man muss es nur oft genug sagen, dann wird's irgendwann auch wahr", denn neue und vor allem nachvollziehbare Argumente sucht man im steten Strom des Immergleichen vergebens. Die in Debatte befindliche Urheberrechtsreform, so FAZ-Redakteur Thomas Thiel, bedroht die mittleren und kleinen Verlage und begünstigt die großen. Warum das so ist, macht der Autor nicht deutlich. Dass die großen Verlage traumhafte Renditen erwirtschaften und die Bibliotheken die geforderten Abonnementskosten immer weniger tragen können, sieht Thiel sehr wohl. Aber der Fehler sind in Thiels Sicht die nicht hinreichend gestiegenen Mittel der Bibliotheken. Klar, so kann man das auch sehen, nämlich dass das Wissenschaftssystem dafür zuständig ist, kommerziellen Verlagen risikolose Renditen von mehr als 40 % zu garantieren. Jaja, gesteht Thiel ein, Open Access könne eine Lösung sein, aber dieses andere Publikationsmodell, bei dem Autoren fürs Publizieren bezahlen und nicht Leser fürs Lesen-Dürfen, sei noch nicht weit genug gediehen. Woher Thiel das wissen will, wird nicht klar. Dass die von ihm vielzierten und vermeintlich bedrohten "kleinen und mittleren Verlage" jede Freiheit der Welt haben, sich auf eben dieses andere Finanzierungsmodell umzustellen (und viele es ja auch tun), verschweigt er. Nein, die FAZ möchte Dampflokomotiven und den Beruf des Heizers unter Artenschutz stellen, koste es was es wolle. Und überhaupt, meint Thiel, wird im Wissenschaftssystem sowieso zu viel publiziert - arroganter und ignoranter kann man sich gegenüber wertvollen Forschungsergebnissen und Wissenschaftlern wohl kaum äußern.
"Urheberrecht und Wissenschaft: Wie man ein Monstrum nährt" (FAZ, 8.3.): http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/forschung-und-lehre/reformplan-zum-wissenschaftsurheberrecht-14912040-p3.html


7. Bürger und Archäologie & Citizen Science
7.1.
Fortsetzung der Doku-Serie: "Das Schatzregal in NRW: Tutorial"
Carsten Konze hat in seinem YouTube-Kanal "The German Treasure Hunter" die Fortsetzung seiner Dokumentation zur Praxis des Schatzregals in NRW veröffentlicht (vgl. DGUF-Newsletter vom 24.5.2016 Punkt 7.2.): Den von ihm gemeldeten Fund, einen römischen Schlüssel aus dem 3. Jh. n. Chr., hat das Fachamt nun wissenschaftlich bestimmt und als "Fund von besonderer wissenschaftlicher Bedeutung" klassifiziert, wonach er unter das Schatzregal fällt. Das heißt, er geht als besonderer Fund in Landesbesitz über, und der Finder erhält eine Belohnung. Deren Höhe muss allerdings noch ermittelt werden. Ob seiner Qualität wurde das Stück nun auch im Rheinischen Landesmuseum ausgestellt, was den Finder mit sichtlichem Stolz erfüllt. Der Wermutstropfen für ihn: er sähe sich gerne auch namentlich als Finder auf der Beschriftung in der Museumsvitrine genannt. All dies dokumentiert Konze in seinem Video, um Interessierten Einblick ein Regelungen, Abläufe und Argumentationslinien zu geben, die Laien ansonsten verborgen bleiben, einschließlich der spannenden wissenschaftlichen Bestimmung des Fundes durch den Experten Cr. Boris Burandt - dem in toto zu folgen jedoch etwas Geduld erfordert. Teil 3 der Serie ist angekündigt, um die noch offene Frage nach der Höhe der Belohnung zu beantworten.
"Das Schatzregal in NRW - Tutorial 2: Vom Acker ins Museum" (The German Treasure Hunter, 28.2.; Video, 25:19 Min.): https://www.youtube.com/watch?v=pU8Qm5qFFp0
"Das Schatzregal in NRW - Tutorial 1" (The German Treasure Hunter, 18.4.2016; Video, 5:22 Min.): https://www.youtube.com/watch?v=_rJXSRi8xGE

7.2.
Bericht: Archäologie bei der österreichischen Citizen-Science-Konferenz (Wien, 2.-4.3.)
"Die Schäden, die durch unsachgemäße Kommunikation seitens Archäologie und Denkmalpflege dem Bild der Archäologie in der Öffentlichkeit, aber auch viel konkreter den Denkmälern selbst zugefügt werden, bleiben unbemerkt." Das schreibt Carmen Löw in ihrem Bericht von der Citizen-Science-Konferenz in Wien. Dort waren neben ihr weitere Archäologen vertreten und gestalteten ganze Sessions. Dass zwischen den unterschiedlichen Arten von Interaktion mit der Öffentlichkeit noch immer kaum unterschieden wird, wundert Löw. Eine Einbindung von Citizen Scientists in die Forschung verlange ganz andere Fähigkeiten und Fachkenntnisse als der Umgang mit Journalisten und die Konzeption von Vermittlungsprogrammen. "Inhaltlich stehen sich diese Dinge ähnlich nahe, wie die Archäologie der Paläontologie. Es wundert mich immer wieder, dass dafür so wenig Bewusstsein ist."
Carmen Löw, "Unsere Session bei der österreichischen Citizen Science Konferenz in Wien" (Pfahlbauten-Blog, 18.3.): http://www.pfahlbauten.at/blog/unsere-session-bei-der-%C3%B6sterreichischen-citizen-science-konferenz-wien


8. Ausstellungen und Museen
8.1.
Wie kann man neue Zielgruppen für kulturelle Angebote interessieren?
Dieser Frage geht die Journalistin, Kultur- und Literaturwissenschaftlerin Sarah Fritzsche nach. Die sog. Hochkultur (also auch archäologische Museen) habe deutliche Probleme, ihr Publikum zu halten oder neues zu gewinnen. Nur 10 % der Bevölkerung in Deutschland nutzen laut Fritzsche regelmäßig die Angebote von öffentlichen Kultureinrichtungen. Diese Personengruppe lasse sich so umschreiben: Weiblich, unter 40 Jahren, akademisch gebildet, deutscher Herkunft und - logischerweise - kulturbegeistert. Alle anderen Bevölkerungsteile seien entweder völlig desinteressiert (40 %) oder nutzen lieber unterhaltungsorientierte Angebote (50 %). Gleichzeitig würden laut Umfragen hochkulturelle Angebote von allen Bevölkerungsteilen als etwas Wertvolles und gesellschaftlich Relevantes beurteilt, doch nur wenige hätten das Gefühl, sich selbst damit identifizieren zu können. Lange Zeit habe man Kulturmarketing und Kultur-PR für den geeigneten Weg gehalten, neue Zielgruppen zu erschließen. Diese habe man bei den Jungen gesucht, bei Nichtakademikern, bei solchen, die einen anderen oder mehrere kulturelle Hintergründe haben sowie bei Menschen mit Behinderungen. Langsam setze sich die Erkenntnis durch, dass es nicht ausreiche, nur "den alten Wein in neuen Schläuchen" zu vermarkten. Vielmehr komme es darauf an, die Personen, denen man einen Zugang zu Kunst und Kultur bieten möchte, ehrlich, individuell und auf Augenhöhe anzusprechen. " Es geht nicht darum, ein Publikum zu überreden, sich für etwas interessieren zu müssen", schreibt Fritzsche. "Vielmehr geht es darum, gemeinsam zu erforschen, wo wir uns als Gesellschaft mit dem Gegebenen gemeinsam hin entwickeln wollen." Dazu bedürfe es einer größeren Flexibilität in der Auswahl der Mittel und eine größere Vermittlungskompetenz, die bei dem Personal der Kultureinrichtungen häufig fehle.
Sarah Fritzsche, "Museen in der Krise? Das Nichtpublikum gewinnen" (Zukunft Museum, 2.3.): http://zukunft-museum.de/museen-in-der-krise-das-nicht-publikum-gewinnen/


9. Und sonst …
9.1.
hessenARCHÄOLOGIE verbessert Grabungsrichtlinien an wichtiger Stelle
Anfang 2017 hat die hessische Landesarchäologie eine neue Fassung ihrer Grabungsrichtlinien publiziert. Raimund Karl schreibt dazu auf Facebook: "Soweit ich das erkennen kann, gibt es zur vorherigen Fassung der Dokumentationsrichtlinien in Hessen (Stand: 1.8.2015) bis auf einen maßgeblichen Punkt praktisch keine Veränderungen. Der eine Punkt, in dem HessenArchäologie ihre Dokumentationsrichtlinien geändert hat, wird allerdings sicherlich für viele hessische KollegInnen erfreulich sein, denn dieser betrifft die Publikationsrechte an wissenschaftlichen Ergebnissen und Erkenntnissen, die bei gem. § 22 HDSchG (zuvor § 21) genehmigten Feldforschungsmaßnahmen gemacht wurden. In der bis 31.12.2016 gültigen Fassung der Richtlinien hat HessenArchäologie (S. 4) die Publikationsrechte über die Ergebnisse von genehmigten Grabungsvorhaben für sich beansprucht. Durch Verweis auf die Gültigkeit der Richtlinien in ergangenen Bescheiden einer Nachforschungsgenehmigung wurde dieser Anspruch von HessenArchäologie auf die Publikationsrechte auch zur rechtswirksamen Bescheidauflage. Inwieweit das mit dem Urheberrechtsgesetz und der Eigentumsgarantie des Art. 14 GG vereinbar war, war wenigstens umstritten. In der nunmehr seit 1.1.2017 geltenden Fassung der Richtlinien (S. 4) fehlt jedoch dieser Verweis darauf, dass die Publikationsrechte an gem. § 22 HDSchG genehmigten Grabungen bei HessenArchäologie liegen würden. Wie mir Landesarchäologie Dr. U. Recker in einer Email bestätigte, wird nunmehr auch in gem. § 22 HDSchG erteilten Genehmigungen der Übergang der Publikationsrechte an Grabungsergebnissen an die HessenArchäologie nicht mehr zur Auflage gemacht." In Konsequenz dieser Änderungen können Ausgräber nun selbst über eine Publikation ihrer Grabungsergebnisse entscheiden.
hessenARCHÄOLOGIE (1.1.2017): Richtlinien zur Grabungsdokumentation ARchäologie und Behandlung von Grabungsfunden und Proben (Wiesbaden, 1.1.): https://lfd.hessen.de/sites/lfd.hessen.de/files/content-downloads/hA_Grabungs-Dokurichtlinien_2015.pdf
Raimund Karl (18.1.): Neue Richtlinien zur Grabungsdokumentation Archäologie der HessenArchäologie veröffentlicht: https://www.facebook.com/groups/archaelogie.in.deutschland/permalink/10154809899424336/?__mref=message_bubble

9.2.
"Meinungsbildung ist nicht mehr das Privileg einer Elite": Beitrag zur "Kommunikation 4.0"
Eine radikale Veränderung der Kommunikation thematisiert Clarissa Haller, Kommunikations-Expertin bei Siemens, in einem interessanten Gastbeitrag auf "Wissenschaft kommuniziert". Gegenwärtige Kommunikation, v. a. via Social Media, "‘demokratisiert‘ die Medienlandschaft – über Ländergrenzen, Kontinente, Zeitzonen sowie Ziel- und Anspruchsgruppen hinweg. Meinungsbildung bleibt nicht länger einer Elite mit Zugang zu den vorherrschenden Kommunikationskanälen vorbehalten." Wiewohl dieses Thema nicht ganz neu ist, gehört es dennoch wiederholt und debattiert, denn es betrifft uns alle. Jeder, schreibt Haller, habe die Möglichkeit, Informationen nicht nur zu konsumieren, sondern selbst zu produzieren und zu streuen. Wert und Relevanz einer Botschaft würden heute zunehmend daran bemessen, wie oft diese gelesen und geliked, kommentiert, geteilt und wiederholt worden sei. Sprich: Dem traditionellen und der innerwissenschaftlichen Logik folgenden Ansatz, die Bedeutsamkeit des Artikels eines Fachkollegen relativ hoch einzuschätzen, selbst wenn sich dieser in einer kaum gelesenen Publikation befindet, steht beispielsweise die ungleich höhere Reichweite – und damit öffentlich wahrgenommene Relevanz – von Videos oder Blogposts illegal operierender Sondengänger gegenüber. Haller fordert, dass Unternehmer – sie schlösse wissenschaftliche Institution genauso ein – in gesellschaftlichen Debatten eine Vordenkerrolle bei wegweisenden Themen einnehmen müssten. Damit kann man wieder "in Führung gehen". Nur wenn man auch glaubhaft vermittle und klar aufzeige, welchen Beitrag man zu Fortschritt und der Verbesserung der Lebensqualität für die Menschen leiste, werde man auch als starke Stimme im öffentlichen Diskurs wahrgenommen und respektiert. Hier liegt derzeit klar ein Defizit (und damit auch eine Chance) der Archäologien, deren Vertreter z. B. ab und an erwähnen, was sie etwa zum Thema Migration sagen könnten (hätten sie nur mehr Mittel), dies dann aber nicht oder nur sehr sporadisch auch tun. Entscheidend sei jedoch, führt Haller aus, dass man bei all dem Reden nicht vergesse, auch aufmerksam zuzuhören: "Mehr denn je wird von uns verlangt, dass wir die Welt um uns herum aufmerksam beobachten, anstatt in erster Linie auf uns selbst zu schauen." Auch bei diesem Aspekt gibt es bei vielen von uns Verbesserungspotenzial.
Clarissa Haller, "Die Zeit der Propaganda ist vorbei“ – Sechs Thesen zur Kommunikation 4.0" (Wissenschaft kommuniziert, 1.3.). https://wissenschaftkommuniziert.wordpress.com/2017/03/01/die-zeit-der-propaganda-ist-vorbei-sechs-thesen-zur-kommunikation-4-0/

9.3.
Gerda Henkel Stiftung ist Wissenschaftsstiftung des Jahres 2017
Die Gerda Henkel Stiftung ist in diesem Jahr Trägerin des Preises "Wissenschaftsstiftung des Jahres". Geehrt wird sie für ihre internationale Förderung der Geisteswissenschaften und für ihr Engagement für den Erhalt von Kulturgütern sowie für ihre Unterstützung gefährdeter Wissenschaftler aus Krisengebieten. "Wir verstehen die Auszeichnung vor allem als Würdigung der Arbeit unserer Projektpartnerinnen und -partner", sagte Dr. Michael Hanssler, Vorstandsvorsitzender der Gerda Henkel Stiftung. "Gerade in diesen stürmischen und politisch unwägbaren Zeiten zeigen sie weltweit, welche Relevanz die Historischen Geisteswissenschaften und ihre Nachbardisziplinen für unser aller Gegenwart und Zukunft haben." Den mit 10.000 Euro dotierten Preis loben die Deutsche Universitätsstiftung (DUS) und die Wissenschaftliche Buchgesellschaft (WBG) gemeinsam aus. Die Auszeichnung wird am 3.4. in München vergeben.
"Gerda Henkel Stiftung ist Wissenschaftsstiftung des Jahres 2017" (Deutscher Hochschulverband, 1.3.): https://www.hochschulverband.de/1311.html
"‘Wissenschaftsstiftung des Jahres 2017‘. Auszeichnung für Gerda Henkel Stiftung" (Pressemeldung Gerda Henkel Stiftung, 1.3.): https://www.gerda-henkel-stiftung.de/wissenschaftsstiftung-des-jahres-2017-auszeichnung-fuer-gerda-henkel-stiftung?page_id=96150

9.4.
Ein virtueller Rundgang und eine Empfehlung zur analogen Reise: Die Klosterkirche St. Johann im schweizerischen Val Müstair
Das Kloster St. Johann in Müstair im südöstlichsten Zipfel der Schweiz ist der Legende nach eine Gründung Karls des Großen. Auch wenn sich dies historisch nicht belegen lässt, sprechen die bauhistorischen Anhaltspunkte jedenfalls nicht dagegen: Sowohl in der Klosterkirche als auch in der zum Kloster gehörigen Heiligkreuzkapelle konnten Bauhölzer dendrochronologisch ins 3. Viertel des 8. Jh. datiert werden. Die Klosterkirche enthält neben späteren Fresken einen karolingischen Freskenzyklus, der in seiner Einheit mit dem Bau europaweit einzigartig ist und 1983 ein wichtiger Grund für die Aufnahme des Klosters in das UNESCO-Welterbe war. Die Fresken beschreiben Szenen aus dem Leben König Davids, aus dem Leben Jesu, sowie Werk und Martyrium der apostolischen Nachfolger Christi. Seit Januar lässt sich die Klosterkirche auf Google Maps jetzt auch virtuell - in Form von miteinander verknüpften interaktiven Kugelpanoramen – besuchen. Das ist auch für den mit dem Ort vertrauten Besucher durchaus interessant, lassen sich doch die teilweise in großer Höhe gelegenen Fresken nun gut ausgeleuchtet und quasi im baulichen Kontext (anstatt etwa in einem Buch) betrachten. In Arbeit ist eine erweiterte Version mit ausführlichen Informationen zu den einzelnen Elementen der Kirche, die auch mit VR-Brillen genutzt werden soll. Das Kloster erhofft sich, die Nutzer dazu zu animieren, dem "einzigartigen Ort persönlich einen Besuch abzustatten, um das Weltkulturerbe mit allen Sinnen selbst zu erleben". Aus eigener Erfahrung lässt sich dies nur empfehlen, nicht zuletzt, weil Müstair Teil einer großartigen Kulturlandschaft mit zahlreichen (früh-)mittelalterlichen Zeugnissen ist, die sich vor allem im unmittelbar benachbarten Vinschgau (Südtirol, Italien) erstreckt. Wem das alles viel zu jung ist: Die Ötzi-Fundstelle liegt in einem Seitental des Vinschgaus!
Virtuelle Tour des Inneren der Klosterkirche Müstair: https://goo.gl/maps/TFjYLm5tTEq
Website mit Informationen zu Geschichte und Forschung, zum UNESCO-Welterbe etc. (Stiftung Pro Kloster St. Johann Müstair): www.muestair.ch
"Karolingische Geheimnisse: Zur Geschichte des Klosters St. Johann in Müstair" (Schweizerische UNESCO-Kommission, 2015; Video, 3:17 Min.): https://vimeo.com/133629978
"Stiegen zum Himmel: Romanik in Graubünden": http://www.stiegenzumhimmel.it/de/romanik-in-suedtirol/willkommen.html

9.5.
Kulturministerin Grütters fördert kommerzielle Plattform zur Bildvermarktung mit 460.000 Euro
Am 13.3. verbreitete die Bundesregierung per Pressemitteilung, dass die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) ie Bildagentur "bpk" als nationale Vermarktungsplattform aufbaue und dies in den kommenden zwei Jahren mit 460.000 Euro gefördert werde. "Toll - es gibt Geld für Kultur!" könnte man spontan denken, doch beim Weiterlesen kommen Zweifel. Kulturstaatsministerin Monika Grütters lässt sich in der Pressemitteilung wie folgt zitieren: "Die Förderung zum Ausbau der Bildagentur bietet deutsche Museen, Bibliotheken und Archiven die Möglichkeit, ihre Ressourcen effizient nutzen und sie zugleich der Kultur- und Kreativwirtschaft anbieten zu können. Neben Kultureinrichtungen und der Kreativwirtschaft nutzt das Vorhaben auch dem Publikum, weil unsere kulturellen Schätze noch besser zugänglich und sichtbar werden." Hm, Politiker-Sprech, will dekodiert werden. Also lassen wir hier Hermann Parzinger zu Wort kommen, der das Projekt präziser beschreibt (art in Berlin, 15.3.): "Über 150 renommierte Partner aus dem In- und Ausland - vom British Museum, den Uffizien in Florenz über den Louvre bis zum Guggenheim Museum - vertrauen ihre Bildbestände dem bpk an und lassen sie dort professionell vertreiben. Jetzt sind weitere deutsche Partner eingeladen, diesem Medienservice für gewerbliche Bildnutzer beizutreten. Das entlastet nicht nur Personal von einer komplexen Aufgabe, sondern verspricht auch attraktive Honorarerlöse für jede beteiligte Einrichtung." Es geht also darum, möglichst vielen öffentlichen Institutionen eine gemeinsame Vermarktungsplattform für ihre kommerzielle Bildverwertung zu bieten. Wer den Nutzungsbedingungen weiter nachgeht, erfährt, dass der Download-Service pro Bild 5 Euro kostet und zusätzlich Honorare pro Bild in nur nach Registrierung erforschbarer Höhe an die jeweiligen Rechteinhaber zu zahlen sind. Nix Open Access also, und wie nun genau der von Monika Grütters in Aussicht gestellte Mehrwert für das breite Publikum aussieht, entbirgt sich nicht so recht. Wir lernen und fangen an, Fragen zu stellen. Wenn es denn hier um gewöhnliche kommerzielle Vermarktung geht, für die der Nutzer marktüblich bezahlen soll, warum bitte braucht es da 460.000 Euro Starthilfe aus dem Topf der Kulturministerin? Denn eine kommerzielle Plattform sollte in der Lage sein, von ihren Einnahmen zu leben, so, wie es andere Bildagenturen in der freien Wirtschaft auch tun, sonst läge hier eine Wettbewerbsverzerrung vor. Unverkennbar sind "Open Access" & "digital" derzeit cool, da will man gerne dabei sein. So hat beispielsweise auch die SPK am 19.11.2013 als 465ste Institution die "Berliner Erklärung über den offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen vom 22. Oktober 2003" unterzeichnet. Doch in den zugehörigen Verlautbarungen und Berichten der SPK ist auffallend mehr von "Digitalisierung" denn von "Open Access" die Rede, und das nun ausgerufene Projekte macht deutlich, warum: Es soll Geld aus Fördertöpfen beschafft werden, es soll Geld verdient werden - was beides berechtigte Anliegen sind! - und "Open Access" ist halt so ein Buzzword, das dabei hilfreich ist. Schade, muss man bilanzieren, wieder eine vertane Chance für die Kultur. Denn Nicolas Canny, European Research Council, hatte zwar auf der Berliner DGUF-Tagung 2014 das Thema Bilder und Bildrechte als ein zentrales Problem für den Open Access in der Archäologie bezeichnet und eine gemeinsame Plattform von Kultureinrichtungen als Lösung empfohlen, aber eine Plattform eben, auf der freies Material bereitgestellt werde. Davon hat sich die SPK mit der neuen Bildagentur bpk wieder weit entfernt.
"Grütters fördert zentrales Web-Portal. Digitale Bilder besser nutzen" (Pressemeldung Bundesregierung, 13.3.): https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Artikel/BKM/Kurzmeldungen/2017/03/2017-03-13-spk-bilddatenbank.html?nn=391670
"Förderung zum Ausbau der Bildagentur der Stiftung Preußischer Kulturbesitz" (art in berlin, 15.3.): http://www.art-in-berlin.de/incbmeld.php?id=4223
"Museen und 'Open Access' Kulturschätze für alle" (Tagesspiegel, 12.11.2013): http://www.tagesspiegel.de/wissen/museen-und-open-access-kulturschaetze-fuer-alle/9059748.html
bpk Bildagentur: http://www.bpk-images.de/
Canny, N. (2015). Opening Access to Archaeology. Archäologische Informationen 38, 21-29: http://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/article/view/26109

9.6.
Mangelnde Organisationserfahrung verelffachen: Unbequeme, kluge Gedanken zur Organisation wissenschaftsnaher Kampagnen
Am 22.4. findet in Deutschland der "Science March" statt: Wissenschaftler und Bürger gehen auf die Straße, denen Fakten (nicht "alternative Fakten") am Herzen liegen und die davon überzeugt sind, dass man wissenschaftliche Erkenntnis politisch nicht einfach beiseite wischen darf (vgl. dieser Newsletter Punkt 2.2.). Endlich kein "man müsste mal ...", sondern ein echtes Unterfangen. Reiner Korbmann stellt in einem klugen Blogpost jetzt aber ein paar unbequeme Fragen. Beispielsweise, ob die Macher in jeder der teilnehmenden Städte genug Erfahrung damit haben, die Veranstaltung zu bewerben, ob sie genügend Menschen für das doch abstrakte Thema werden begeistern können? Kurz: ob die Kampagnenerfahrung der Veranstalter reicht? Und: Wenn nur ein paar tausend Menschen mitmachen sollten, wäre der Marsch in der öffentlichen Wahrnehmung kontraproduktiv. Wurde das durchdacht? Was passiert nach dem 22.4.? Korbmann zweifelt nicht das Unterfangen als solches an, sondern er stellt die Fragen, die sich auch andere Organisatoren in vergleichbaren Situationen immer stellten müssen (oder müssten). Lehrreich, lesenswert!
Reiner Korbmann, "Der 'Marsch für die Wissenschaft' ─ Vier Gedanken und ein Fazit" (Wissenschaft kommuniziert, 14.3.): https://wissenschaftkommuniziert.wordpress.com/2017/03/14/der-marsch-fuer-die-wissenschaft-%e2%94%80-vier-gedanken-und-ein-fazit/

9.7.
Neuseeland: Fluss erhält dieselben Rechte wie eine Person
Das neuseeländische Parlament hat ein Gesetz erlassen, das dem Fluss Whanganui dieselben Rechte wie einer Person gibt. Darum hatten Maori seit mehr als 160 Jahren gekämpft. Der Whanganui ist der erste Fluss weltweit mit diesem Status. Die Interessen des drittlängsten Flusses von Neuseeland werden künftig durch zwei Personen vertreten. Außerdem wurden umgerechnet 75 Mio. Euro zur Verbesserung der Gesundheit des Flusses zur Verfügung gestellt.
"New Zealand river first in the world to be given legal human status" (BBC, 15.3.): http://www.bbc.com/news/world-asia-39282918?SThisFB


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