DGUF-Newsletter vom 19.12.2018

DGUF-Newsletter vom 19.12.2018

1. DGUF-Nachrichten
1.1. Archäologische Informationen 41, 2018 erschienen
1.2. Archäologische Informationen online: mehr als 194.000 Downloads im Jahr 2018
1.3. Wir freuen uns auf Vorschläge für den Deutschen Archäologiepreis 2019!
1.4. DGUF kommentiert Äußerungen des österreichischen Vizekanzlers und FPÖ-Chefs Heinz-Christian Strache zur Klimageschichte
1.5. Noch sechs Wochen: Der Ausschreibungszeitraum des Deutschen Studienpreises für Archäologie 2019 läuft langsam ab!
1.6. Unter den DGUF-Rezensionsangeboten: "Early Mesolithic Technical Systems of Southern France and Northern Italy. An investigation into Sauveterrian lithic technical systems"
1.7. Erinnerung und Bitte um Teilnahme: Leserumfrage DGUF-Newsletter
1.8. Gleiche Leistung bei stark reduzierten Beiträgen: Die DGUF-Mitgliedschaft für Studierende
1.9. DGUF-Partner EAA veröffentlicht Wahlprüfsteine zur Europawahl 23. bis 26. Mai 2019
1.10. Bremer Bürgerschaft verabschiedet Novellierung des Denkmalschutzgesetzes und übernimmt Verbesserungsvorschläge der DGUF

2. Tagungen und Veranstaltungen
2.1. EAA-Jahrestagung "Beyond Paradigms" (Bern, 4.-7.9.; CfP bis 14.2.)
2.2. "Concepts of Humans and Nature between Specificity and Universality" (Mainz, 15.-17.7., CfP bis 31.1.)
2.3. "Innovation, Digitalisierung, Modernisierung - wie sich unsere Museen verändern" (Düsseldorf, 7.-8.3.)

3. Forschung
3.1. Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"
3.2. Aktuelle Ausgrabungen in den Medien
3.3. Aktuelle Forschung in den Medien
3.4. Ungewöhnlicher glockenbecherzeitlicher Befund aus einem Wohngebiet bei Hanau
3.5. Esoterik, Neuheidentum und Wissenschaft: Zur Nutzung der Externsteine
3.6. Die paläolithische Kunst Europas entschlüsselt? Oder eher eine Lektion in Pseudowissenschaft und Churnalismus?
3.7. Denisova-Höhle: Diadem aus dem Stoßzahn eines Wollhaarmammuts
3.8. Kurzbericht von der Tagung "Archäologie der Moderne" (Kiel, 3.-5.12.)

4. Kulturgutschutz
4.1. Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien

5. Studium, Job-Themen und Personalia
5.1. Relevant für Studierende und Absolventen: Rubrik "Dissertationen und Examensarbeiten" der Archäologischen Informationen
5.2. Kulturvermittlerinnen fest anstellen! - es geht
5.3. Wissenschaft heute: kurz befristete Verträge und Zuarbeit statt Erstautorenschaft
5.4. Dr. Ellen Thiermann Zangger wird ab 1.5. Zentralsektretärin von "Archäologie Schweiz"
5.5. Österreich: Dr. Erika Pieler neue Leiterin des Bundesdenkmalamts

6. Berufsverband
6.1. CIfA-Standards sind jetzt in deutscher Sprache verfügbar
6.2. Datenbank für archäologisch-ethisch korrektes Verhalten

7. Open Access & Open Data
7.1. "Artigo" veröffentlicht seine Daten im Open Access

8. Bürger und Archäologie & Citizen Science
8.1. Umfrage in den USA: Archäologie ist den Bürgern wichtig

9. Ausstellungen und Museen
9.1. "Digitalisierung und kleine Museen: Nichts bleibt, wie es ist"
9.2. "Virtuelles Museum Erkelenz" – Das Internet als Kulturelles Gedächtnis für Heimatvertriebene

10. Und sonst …
10.1. "Sharing Heritage" - ja, klar! Aber auf Hessisch wird das bitte "Alle Verwertungsrechte gehören dem Land!" ausgesprochen
10.2. Rom ist wiederauferstanden!? - das 3D-Projekt "Rome reborn"
10.3. Ein Helferlein für die Georeferenzierung in QGIS und jede Menge freie GIS-Daten
10.4. Europäisches Kulturerbejahr "Sharing Heritage" endet. Weiterführung als Europäischer Aktionsrahmen für Kulturerbe

11. Impressum und Redaktionshinweise


1. DGUF-Nachrichten
1.1.
Archäologische Informationen 41, 2018 erschienen
Der mehr als 460 Seiten umfassende Band enthält als Schwerpunkte: die Mainzer DGUF-Tagung "Ein Berufsverband für die Archäologie?", Flintensteine, "Archäologie & Macht: Spätlatènezeit in Süddeutschland" sowie der Aufruf "Archäologie braucht Ethik!". Der Jahrgang 41 enthält 48 Beiträge, davon 22 Aufsätze im Print- & Online-Teil und 26 Beiträge (Aufsätze und Rezensionen) im Online-Only-Teil. Diese Zahlen deuten an, welche Arbeit das ehrenamtliche DGUF-Team in die Zeitschrift steckt: mehr als ein Beitrag wird pro Kalenderwoche prozessiert. Die Herausgeber danken Allen, die daran mitwirken, insbesondere auch den im Impressum namentlich ausgewiesenen Lektoren und dem Team Propylaeum der UB Heidelberg, das unser Online-Archiv gewährleistet. Der gedruckte Band wird ab Mitte Januar versendet.
http://www.dguf.de/478.html

1.2.
Archäologische Informationen online: mehr als 194.000 Downloads im Jahr 2018
Am Ende des Jahres 2017 zeigte der Zähler für die Online-Fassung unserer Zeitschrift gut 98.000 Downloads an. Gezählt werden dabei echte Downloads, nicht Klicks, nach einem international standardisierten Verfahren, wobei Wiederholungszugriffe vom gleichen Rechner am gleichen Tag ebenso ausgeschlossen werden wie Besuche von Suchmaschinen und Bots – soweit das irgend möglich ist. Mitte Dezember stand nun der Zähler für das Jahr 2018 bei mehr als 194.000 heruntergeladenen Artikeln. Für unsere Autoren bedeutet dies eine erhebliche zusätzliche Online-Rezeption, denn die gedruckte Zeitschrift und deren Leser gibt es ja weiterhin. Die hohe technische Qualität des Portals Propylaeum, die Lizensierung der Zeitschrift unter CC BY und die Distribution jedes Beitrags via diesen Newsletter, Facebook und Twitter erweisen hier ihren handfesten Nutzen und machen die "Archäologischen Informationen" zu einer der führenden und vielbeachteten Zeitschriften im Fach.
Zugriffs-Zahlen Archäologische Informationen online: http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/cgi-bin/oastats.cgi?repo=ojs&id=arch-inf

1.3.
Wir freuen uns auf Vorschläge für den Deutschen Archäologiepreis 2019!
Im 50. Gründungsjahr der DGUF wollen wir neben dem Studienpreis auch den Deutschen Archäologiepreis vergeben. Ziel des derzeit mit 1.000 Euro dotierten Preises ist es, herausragende Leistungen auf Gebieten wie archäologischer Forschung, Methodenentwicklung oder Wissenschaftskommunikation zu würdigen. Wir laden alle Mitglieder der DGUF – nur sie sind vorschlagsberechtigt – dazu ein, bis spätestens 31.1. Vorschläge für die Vergabe 2019 einzureichen.
http://www.dguf.de/39.html

1.4.
DGUF kommentiert Äußerungen des österreichischen Vizekanzlers und FPÖ-Chefs Heinz-Christian Strache zur Klimageschichte
"Klimaveränderungen gibt es seit Jahrtausenden. Die Sahara war einmal die Kornkammer Roms und ist dann zur Wüste geworden", sagte Heinz-Christian Strache am 6.12. in einem Interview. "Inwieweit der Mensch das Klima beeinflussen kann, ist eine offene Frage." Die DGUF widersprach Straches Thesen in einem offenen Brief am 11. Dez. 2018. Unter anderem schrieb die DGUF: "Es freut uns immer, wenn bei Debatten die Erfahrung aus der Vergangenheit herangezogen wird. Denn die Arbeit von Archäologen ist auch für die Gegenwart relevant. Wir widersprechen jedoch entschieden Ihrem Ansatz, Halbwahrheiten und Schlagwörter zusammenzukleistern, während Sie zentrale Erkenntnisse der Paläoklimaforschung sowie der Klimafolgenforschung auslassen, um die Tragweite des gegenwärtigen, von Menschen verursachten Klimawandels zu verschleiern." Bereits im Sommer 2017 hatte Strache sich zum Paläoklima Grönlands geäußert – Thesen, welche damals das "Faktenfinder"-Team der Tagesschau widerlegte.
DGUF kommentiert Äußerungen des österreichischen Vizekanzlers und FPÖ-Chefs Heinz-Christian Strache zur Klimageschichte (11.12.): http://www.dguf.de/481.html
"FPÖ-Chef Strache und die Klimadebatte: Die Legende vom Wein aus Grönland" (Tagesschau, 9.6.2017): http://faktenfinder.tagesschau.de/ausland/strache-wein-groenland-101.html
"Behauptung: ‚Grönland war früher eine grüne Insel‘. Fakt ist: Dass Grönland im Mittelalter grüner und wärmer war als heute, sagt wenig über den gegenwärtigen weltweiten Klimawandel" (Klimafakten.de, März 2015): https://www.klimafakten.de/behauptungen/behauptung-groenland-war-frueher-eine-gruene-insel
"Behauptung: ‚Im Mittelalter war es wärmer als heute‘. Fakt ist: Die sogenannte ‚Mittelalterliche Warmzeit‘ konzentrierte sich auf einzelne Regionen, weltweit jedoch war es damals nicht wärmer als heute" (Klimafakten.de, Januar 2016): https://www.klimafakten.de/behauptungen/behauptung-im-mittelalter-war-es-waermer-als-heute

1.5.
Noch sechs Wochen: Der Ausschreibungszeitraum des Deutschen Studienpreises für Archäologie 2019 läuft langsam ab!
Noch bis zum 31.1. läuft die Ausschreibung für den Deutschen Studienpreis für Archäologie der DGUF. Dieser richtet sich an Studierende aller archäologischer Fachdisziplinen und ihrer Nachbarwissenschaften, die an einer deutschen Hochschule preiswürdige Studienleistungen zur europäischen Archäologie erbracht haben. Egal ob Seminar‐ oder Abschlussarbeit, hochschulpolitisches Engagement oder erste eigene Publikation - innovative, pfiffige, unorthodoxe, interdisziplinäre Arbeiten, gerne mit neuen methodischen Ansätzen, unter Verwendung neuer Medien oder mit besonderen Vernetzungen sind gefragt! (Alles auf einmal wäre natürlich toll, muss aber gar nicht sein ...) Der Preis ist undotiert, die prämierte Arbeit kann auf Wunsch aber in einer der DGUF-Schriften publiziert werden. Auch ein bis zu vierstündiges Publikations-Coaching für den "letzten Schliff" ist inklusive. Vorschläge können durch Studierende und Dozenten einer deutschen Hochschule oder Mitglieder einer deutschen archäologischen Gesellschaft eingereicht werden. Wir freuen uns auf spannende Arbeiten!
http://www.dguf.de/studienpreis.html

1.6.
Unter den DGUF-Rezensionsangeboten: "Early Mesolithic Technical Systems of Southern France and Northern Italy. An investigation into Sauveterrian lithic technical systems"
Unter den zahlreichen Bänden, welche die Herausgeber der "Archäologischen Informationen" zur Rezension ausschreiben, sei diesmal der am 31. Oktober erschienene Band von Davide Visentin hervorgehoben. Aus dem Klappentext: "In this work, [the Sauveterrian’s] presumed uniformity—mostly based on typological grounds—is questioned with the purpose of assessing and verifying the relationships existing between the two central areas of diffusion of this complex: southern France and northern Italy. A broad technological approach, combining complementary analytical techniques, was applied to the study of a series of French and Italian lithic assemblages. More specifically, these were investigated with the aim of reconstructing the entire reduction sequences, from the procurement of lithic raw materials to the use and discard of tools." Wenn Sie Interesse an einer Rezension haben, richten Sie bitte Ihre Anfrage mit Ihrer vollständige Postanschrift sowie einer kurzen Begründung, weshalb Sie dieses Werk besprechen wollen, an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..
Alle Rezensionsangebote der "Archäologischen Informationen" mit weiteren Informationen zu Modalitäten und Ablauf: http://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/publikationen/AI/DGUF-Dok_Arch-Inf_Rezensionsangebote.pdf

1.7.
Erinnerung und Bitte um Teilnahme: Leserumfrage DGUF-Newsletter
Liebe Leserin, lieber Leser unseres DGUF-Newsletters: Mutmaßlich schätzen Sie unseren Newsletter, sonst hätten Sie ihn nicht abonniert (oder bekämen ihn regelmäßig weitergeleitet). Aber wir wollen besser werden und genauer verstehen, was Ihnen am Newsletter gefällt, wie Sie ihn nutzen und welche Wünsche Sie haben. Vor fast sieben Jahren erschien die erste Ausgabe, seitdem wurden mehr als 70 Ausgaben versandt, inzwischen hat der Newsletter mehr als 1.500 Abonnenten. Nun möchten wir erstmals in einer systematischen Befragung erfassen, was Ihnen wichtig ist. Ihre Angaben sind sehr wertvoll und hilfreich für uns! Wir bitten Sie daher erneut herzlich, an der Befragung teilzunehmen, sofern Sie das nicht im zurückliegenden Monat bereits getan haben. Bitte nehmen Sie auch teil, falls Sie den Newsletter erst seit kurzem beziehen, ihn nur sporadisch lesen oder ihn von Kollegen weitergeleitet bekommen. Die Befragung läuft noch bis zum 31.12.2018. Sie ist vollständig anonym, die von uns verwendete Plattform SoSciSurvey erhebt auch keine Nutzerdaten wie z. B. die IP des Absenders und leitet keine Informationen dieser Art an die DGUF weiter. Die Befragung umfasst 19 Fragen, bei unseren Tests hat das Durchgehen ca. 6 Minuten gedauert. Wir freuen uns sehr, wenn Sie uns diese Zeit schenken würden! Ihre Newsletter-Redaktion
Zur Leserumfrage DGUF-Newsletter: https://www.soscisurvey.de/DGUFNL/

1.8.
Gleiche Leistung bei stark reduzierten Beiträgen: Die DGUF-Mitgliedschaft für Studierende
Unser Bemühen um gute Denkmalschutzgesetze, unser Kampf gegen Mittelkürzungen, unsere Fragen an die Politik zu ihren Plänen in Sachen Archäologie und unser Pochen auf gesellschaftliche Veränderungen, denen sich auch die Archäologie stellen muss, adressiert eine starke Archäologie in der Gegenwart, aber vor allem auch in der Zukunft. Wir engagieren uns also, damit Studierende von heute auch morgen in der Archäologie Arbeit finden können! Wer das wichtig findet, ist freundlich aufgefordert, mit dem neuen Jahr Mitglied bei uns zu werden. Denn jede einzelne Mitgliedschaft stärkt auch die DGUF in ihrem Bemühen um eine starke Archäologie! Die Beiträge für Studierende, Schüler, Auszubildende und Personen im Volontariat sowie Erwerbslose sind stark ermäßigt und belaufen sich auf 20 (statt regulär 50) Euro pro Jahr. Diese ermäßigten Beiträge sind nicht Kosten deckend, sie basieren auf der solidarischen Mitfinanzierung durch Vollzahler und auf einer sehr knapp kalkulierten Finanzpolitik der DGUF. Selbstverständlich sind unsere Leistungen inkl. der gedruckten "Archäologischen Informationen" für Mitglieder dieser Kategorie genau die gleichen wie für Normalmitglieder. Übrigens kann die Mitgliedschaft auch zum Geschenk gemacht werden und ist bei der Geldsumme auch ein Wunsch, den man gegenüber fragenden Großtanten ohne schlechtes Gewissen äußern kann. ;-)
Mitglied werden bei der DGUF: http://www.dguf.de/dguf-mitglied-werden.html
DGUF räumt Bücherlager – und verschenkt an Neu-Mitglieder bis 31. Dezember max. je 10 Bände: http://www.dguf.de/468.html
Das tut die DGUF für Studierende: http://www.dguf.de/archaeologie-studium.html

1.9.
DGUF-Partner EAA veröffentlicht Wahlprüfsteine zur Europawahl 23. bis 26. Mai 2019
Die European Association of Archaeologists (EAA) hat - wie 2018 im Memorandum of Understanding zwischen EAA und DGUF vereinbart - das System der Wahlprüfsteine von der DGUF adaptiert. Nun tritt die EAA zur Europawahl 2019 erstmals mit Wahlprüfsteinen an die zur Wahl stehenden Parteien heran. Eine Arbeitsgruppe unter der Leitung der EAA-Vizepräsidentin Sophie Hüglin hat die Fragen und Texte vorbereitet, das Executive Board hat die Texte verabschiedet, und am 17.12. wurden sie online gestellt. Anfang 2019 wird dann entlang des von der DGUF gecoachten Ablauf- und Zeitplanes auf europäischer wie nationaler Ebene die Distribution an die Parteien erfolgen, später das Sammeln und Zusammenstellen deren Antworten, so dass die Wähler rechtzeitig vor der Europawahl die archäologie-relevanten Positionen der Parteien kennen. Da viele Entscheidungen und Gesetze, welche die Archäologie betreffen, heute auf europäischer Ebene vorgespurt werden, ist dies ein wichtiger Schritt für eine stärkere Teilhabe der Archäologie-NGOs an der Gestaltung der Zukunft des Faches und seiner Randbedingungen.
"Benchmarks for Archaeology and Heritage Protection 2019 – 2024" (EAA, Dec. 2018): https://www.e-a-a.org/benchmarks
"Wozu Wahlprüfsteine zur Archäologie?" (DGUF.de): http://www.dguf.de/45.html
Memorandum of Understanding zwischen DGUF und EAA (5.9.2018): http://www.dguf.de/eaa.html

1.10.
Bremer Bürgerschaft verabschiedet Novellierung des Denkmalschutzgesetzes und übernimmt Verbesserungsvorschläge der DGUF
Am 13.12.2018 hat die Bremer Bürgerschaft parteiübergreifend, jedoch ohne die Stimmen der FDP, die Novellierung des Denkmalschutzgesetzes beschlossen. Kern der Neufassung des 1975 erlassenen und im Juni 2004 zuletzt veränderten Gesetzes ist die Einführung des Verursacherprinzips nun auch in Bremen. Die Bürgerschaft nutzte die Gelegenheit, zahlreiche andere Passagen des Gesetzes zu modernisieren, wie z. B. Begriffsbestimmungen und die Bestimmungen zum Schatzregal, um das Gesetz an europäische Standards anzupassen. Ausschlaggebender Grund für die ablehnende Haltung des FDP waren wohl die erweiterten Betretungsbefugnisse, die den Bremischen Behörden nun - ähnlich wie durch die Novellierung des DSchG in NRW - eingeräumt werden. Die DGUF hatte am 7.6.2018 im Rahmen der üblichen Anhörung zu dem Gesetzesentwurf Stellung genommen und Verbesserungen u. a. zur Kostentragungspflicht angeregt. Zwar blieb der Gesetzestext selbst dieserhalben nahezu unverändert, doch in der Gesetzesbegründung zu § 9 finden sich nun begrüßenswert handfeste Aussagen: "Die zu tragenden Kosten sind diejenigen für die notwendigen Maßnahmen. Dies können je nach Einzelfall Kosten für die Erhaltung (Konservierung) von Bodenfunden, für die fachgerechte Instandsetzung nur unter Zerstörung zu bergender Objekte, für die Bergung selber und für die wissenschaftliche Dokumentation der Funde und des Fundortes oder eines sonstwie zu zerstörenden Denkmals, auch eines Bau- oder Gartendenkmals, sein. Umfasst sind auch die für die Durchführung größerer Prospektionen anfallenden Kosten, die im Rahmen einer Umweltverträglichkeitsprüfung entstehen können." Damit geht die Kostentragungspflicht in Bremen neu deutlich über die reinen Grabungs-/Bergungskosten hinaus. Die DGUF begrüßt die Novellierung des DSchG Bremen! Der Gesetzestext ist noch nicht öffentlich, liegt der Newsletter-Redaktion aber vor.
"Bürgerschaft beschließt Novelle des Denkmalschutzgesetzes" (Weserkurier, 13.12.2018): https://www.weser-kurier.de/bremen/bremen-stadt_artikel,-buergerschaft-beschliesst-novelle-des-denkmalschutzgesetzes-_arid,1791810.html
"2018: DGUF wirkt an Novellierung des DSchG in Bremen mit" (DGUF.de, Dez. 2018): http://www.dguf.de/466.html


2. Tagungen und Veranstaltungen
2.1. EAA-Jahrestagung "Beyond Paradigms" (Bern, 4.-7.9.; CfP bis 14.2.)
Seit heute und bis 14.2. ist der CfP für die kommende Jahrestagung der EAA in Bern geöffnet. Die Themen, unter denen Sessions angeboten werden, lauten: "Archaeological Theory and Methods Beyond Paradigms", "Interpreting the Archaeological Records: Artefacts, Humans and Landscapes", "Archaeology of Mountainous Landscapes", "Digital Archaeology, Science and Multidisciplinarity: New Methods, New Challenges", "Archaeological Heritage and Museum Management: Future Chances, Future Risks" und "Global Change and Archaeology".
https://www.e-a-a.org/eaa2019

2.2.
"Concepts of Humans and Nature between Specificity and Universality" (Mainz, 15.-17.7., CfP bis 31.1.)
The Mainz Research Training Group "Early Concepts of Humans and Nature: Universal, Specific, Interchanged" aims to understand concepts of humans and nature, their origin, development and dissemination, by focusing on texts, iconography and material evidence from the Near East, North-Eastern Africa and Europe dating from about 100000 BCE to the Middle Ages. The international conference deals with the question of possibly universal basic patterns of concepts and their causes as well as with the specific implementations of concepts of humans and nature in early societies. Papers are welcome from all academic fields that are related to these research questions and fit into one of the three panels: A) Conceptualizing Sky and Heaven – Human interactions with meteorological and cosmic phenomena. B) „Dead Bodies”– Facing specific and universal aspects of death from Antiquity to the Middle Ages. C) Zones, Parts, Functions – The relationship between body experience and body concepts. Proposals are welcome until Jan. 31st.
https://www.blogs.uni-mainz.de/fb07-grk-man-nature/international-conference-1/

2.3.
"Innovation, Digitalisierung, Modernisierung - wie sich unsere Museen verändern" (Düsseldorf, 7.-8.3.)
Die Bundesvolontärstagung 2019 - ausgerichtet vom AK Volontariat beim Deutschen Museumsbund - findet 2019 in der Univ. Düsseldorf statt. Die Teilnehmer erhalten Einblicke in die Düsseldorfer Museumslandschaft und lernen in Workshops neue Arbeitstechniken sowie Modernisierungsverfahren im Museumswesen kennen. Die Anmeldung zur Tagung ist seit dem 12.12. möglich. Die Teilnehmerzahl ist beschränkt, Anmeldungen werden nach Eingangsdatum berücksichtigt.
BVT 2019: https://www.museumsbund.de/bvt-2019/


3. Forschung
3.1. Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"
Siegmund, F. (2018). Rezension zu: McCall, G. S. (2018). Strategies for quantitative research. Archaeology by numbers. Oxon: Routledge. Archäologische Informationen 42, Early View, online publiziert 19. Dez. 2018.
Lüth, Ph. (2018). Rezension zu: Irkens, B. (2017). Die früh- bis hochmittelalterliche offene Siedlung bei Högersdorf, Kreis Segeberg (Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie 301). Bonn: Habelt. Archäologische Informationen 42, Early View, online publiziert 17. Dez. 2018.
Linde, R. (2018). Die Externsteine – Ein Natur- und Kulturdenkmal im Spannungsfeld von Esoterik, Neuheidentum und Wissenschaft. Archäologische Informationen 42, Early View, online publiziert 4. Dez. 2018.
http://www.dguf.de/earlyview.html

3.2.
Aktuelle Ausgrabungen in den Medien
Fränkische Bajuwaren: "Friedhof der ersten Zugereisten in Gauting entdeckt" (Süddeutsche, 13.12.): https://www.sueddeutsche.de/muenchen/starnberg/archaeologie-friedhof-der-ersten-zugereisten-in-gauting-entdeckt-1.4250864
Krefeld: "Mitten im Advent. Archäologen finden 500 Jahre alte Fliesen mit Tannenbaum-Motiv" (Spiegel, 13.12.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/krefeld-archaeologen-finden-500-jahre-alte-fliesen-mit-tannenbaum-motiv-a-1243548.html
Denisova-Höhle: "Ancient coloured ‘pencil’ up to 50,000 years old found in Siberia" (The Siberian Times, 12.12.): https://siberiantimes.com/science/casestudy/news/ancient-coloured-pencil-up-to-50000-years-old-found-in-siberia/
"Ring of Roman Governor Pontius Pilate Who Crucified Jesus Found in Herodion Site in West Bank. The ring was found during a dig led by Professor Gideon Forster from the Hebrew University of Jerusalem 50 years ago, but only now has the inscription been deciphered" (Haaretz, 2.12.): https://www.haaretz.com/archaeology/.premium-ring-of-roman-governor-pontius-pilate-who-executed-jesus-found-in-herodion-site-1.6699353
Neolithikum: "Israel unveils rare and ancient mask" (France24, 28.11.): https://www.france24.com/en/20181128-israel-unveils-rare-ancient-mask
"Eight Late Period mummies discovered in Dahshur necropolis in Giza. Mummies with anthropoid painted cartonnage have been unearthed in Dahshour Necropolis, about 40 kilometres south of the Giza Plateau" (Ahram Online, 28.11.): http://english.ahram.org.eg/NewsContent/9/40/318090/Heritage/Ancient-Egypt/Eight-Late-Period-mummies-discovered-in-Dahshur-ne.aspx
Lincolnshire: "Remains of Anglo-Saxon cemetery discovered" (University of Sheffield, 27.11.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2018-11/uos-roa112318.php
"Wenn die Vergangenheit aus dem Gletscher schmilzt" (Wissenschaftskultur, 26.11.): https://wissenschaftskultur.blogspot.com/2018/11/wenn-die-vergangenheit-aus-dem.html?fbclid=IwAR1Fpi9cG9KFGI4eMiNieljaOHfpyGU1Hbx7TbPqb5aUEStCuO9W6sHhMvI
"Mummified woman dating back 3,000 years unveiled in Egypt. Mummy found inside sarcophagus in Luxor tombs that also contained statues and figurines" (The Guardian, 25.11.): https://www.theguardian.com/world/2018/nov/25/mummified-woman-dating-back-3000-years-unveiled-in-egypt
"Oldenburg: Archäologen entdecken jungsteinzeitlichen Hafen" (Hamburger Abendblatt, 23.11.): https://www.abendblatt.de/hamburg/article215857049/Oldenburg-Archaeologen-entdecken-jungsteinzeitlichen-Hafen.html und "Älteste Steinzeit-Siedlung ausgegraben?" (Kieler Nachrichten, 23.11.): http://www.kn-online.de/Lokales/Ostholstein/Moegliche-Jungsteinzeit-Siedlung-Oldenburg-in-Holstein-Archaeologen-raetseln
Erstes keltisches Wagengrab in Wales: "Pembrokeshire treasure hunter unearths Celtic chariot" (BBC, 21.11.): https://www.bbc.com/news/uk-wales-46294000
"Viking sword found in Turkey’s ancient Mediterranean city of Patara" (Daily Sabah, 19.11.): https://www.dailysabah.com/history/2018/11/19/viking-sword-found-in-turkeys-ancient-mediterranean-city-of-patara

3.3.
Aktuelle Forschung in den Medien
"A clay mask depiction from Göbekli Tepe" (The Tepe Telegrams, 19.12.): https://www.dainst.blog/the-tepe-telegrams/2018/12/19/a-clay-mask-depiction-from-gobekli-tepe/
Fürst von Helmsdorf: "Grabhügel in Sachsen-Anhalt - Archäologen weisen ältesten Fürstenmord der Geschichte nach" (Spiegel, 18.12.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/fuerst-von-helmsdorf-aeltester-bekannter-fuerstenmord-nachgewiesen-a-1244438.html
"Using archaeology to understand the past, present, future of climate change" (The Conversaiton, 16.12.): http://theconversation.com/using-archaeology-to-understand-the-past-present-future-of-climate-change-108668
"First Stone Age farmers in Norway "gave up" after short period of time" (Science Nordic, 14.12.): http://sciencenordic.com/first-stone-age-farmers-norway-gave-after-short-period-time
"Du bist, was du isst: Frühe Urmenschen ernährten sich äußerst flexibel" (Senckenberg, 13.12.): http://www.senckenberg.de/root/index.php?page_id=5206&PHPSESSID=jlekao0rgm1ulctu753bgav4p1&kid=2&id=4968
"Neandertal genes influence brain development of modern humans. DNA fragments from Neandertals in the human genome shed light on brain evolution" (Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, 13.12.): https://www.mpg.de/12565720/1207-evan-019609-neandertal-genes-shed-light-on-unique-aspects-of-the-modern-human-brain
"Scientists overhaul corn domestication story with multidisciplinary analysis. Semi-wild proto-corn spread from Mexico to South America before becoming fully domesticated, offering new clues to its future" (Smithsonian, 13.12.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2018-12/s-soc120618.php
"Viking cat skeletons reveal a surprising growth in the size of felines over time" (Science, Magazine, 12.12.): https://www.sciencemag.org/news/2018/12/viking-cat-skeletons-reveal-surprising-growth-size-felines-over-time
"Chickens to be marker of Anthropocene. Consumption of chickens signals new geological epoch according to research led by the University of Leicester" (University of Leicester, 12.12.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2018-12/uol-ctb121218.php
Aserbaidschan: "4,000-Year-Old Game Board Carved into the Earth Shows How Nomads Had Fun" (LiveScience, 10.12.): https://www.livescience.com/64267-ancient-board-game-nomads-discovered.html
"This 8000-year-old ‘gum’ holds surprises about ancient toolmakers" (Science Magazine, 10.12.): https://www.sciencemag.org/news/2018/12/8000-year-old-gum-holds-surprises-about-ancient-toolmakers und "What Chewed-Up Gum Reveals About Life in the Stone Age. Chewed tar is an unexpectedly great source of ancient DNA" (The Atlantic, 14.12.): https://www.theatlantic.com/science/archive/2018/12/ancient-human-dna-found-in-10000-year-old-chewing-gum/577492/
"Überraschende Einblicke in die Gedanken der Maya: Altamerikanisten der Uni Bonn übersetzen theologische Schriften eines Missionars aus dem 16. Jahrhundert" (Universität Bonn, 11.12.): https://www.uni-bonn.de/neues/331-2018
"South African skeleton shows humans learned to walk upright in the trees" (Phys.org, 10.12.): https://phys.org/news/2018-12-south-african-skeleton-humans-upright.html
Älteste Spuren des Pest-Erregers in Schweden: "Wie das Grauen begann" (Süddeutsche, 9.12.): https://www.sueddeutsche.de/wissen/pest-wie-das-grauen-begann-1.4243617
Mexiko: "Höhle in Uxul - Wie ein Archäologe einen Massenmord zu Maya-Zeiten aufklärt" (Spiegel, 5.12.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/mexiko-das-maya-massengrab-von-uxul-a-1240711.html
"La découverte d’une petite Pompéi, au sud de Lyon, primée. Le caractère exceptionnel du quartier romain découvert à Vienne a été récompensé à Paestum, en Italie" (Le Monde, 2.12.): https://www.lemonde.fr/sciences/article/2018/12/02/la-decouverte-d-une-petite-pompei-au-sud-de-lyon-primee_5391705_1650684.html
"The hominins of Sima de los Huesos are drawing ever closer to the Neanderthals" (CENIEH, 30.11.): http://www.cenieh.es/en/press-room/news/the-hominins-of-sima-de-los-huesos-are-drawing-ever-closer-to-the-neanderthals
"Zweitältester Fund der Welt: 2,4 Millionen Jahre alte Steinwerkzeuge in Algerien entdeckt" (Spiegel, 30.11.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/algerien-2-4-millionen-jahre-alte-steinwerkzeuge-entdeckt-a-1241316.html
Neandertaler: "Ancient populations from different Caucasus regions had strong social connections" (AKSON Russian Science Communication Association, 29.11.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2018-11/arsc-apf112918.php
"Faustkeile überraschend später Herkunft auf der arabischen Halbinsel entdeckt. Zum ersten Mal konnten auf der arabischen Halbinsel gefundene Steinwerkzeuge sicher datiert werden: Sie sind weniger als 190 000 Jahre alt und wurden möglicherweise bis zur Ankunft des Homo sapiens in der Region hergestellt" (Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte, 29.11.): https://www.shh.mpg.de/1133743/dawadmi-arabia
Brandenburg: "Entschlüsselung von 6000 Jahre alten Rezepten. Neue Proteinanalyse-Methode offenbart prähistorisches Fischrezept" (Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik, 28.11.): https://www.mpi-cbg.de/de/presse/pressemeldungen/artikel/news/deciphering-6000-year-old-food-recipes/
"Erste Analyse alter DNA vom finnischen Festland enthüllt Ursprung der sibirischen Abstammung in samischen und finnischen Bevölkerungsgruppen" (Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte, 27.11.): http://www.shh.mpg.de/1128951/finland-adna
"Hidden history of Rome revealed under world's first cathedral. Research beneath the Archbasilica of St John Lateran reveals appearance of world's first cathedral and the remarkable transformations that preceded its construction" (Newcastle University, 27.11.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2018-11/nu-hho112718.php
"Was uns Töpfe und Schalen über Migration im prähistorischen Ägypten erzählen können. DAI-Forschungen belegen die Präsenz levantinischer Töpfer in den ältesten Siedlungsschichten von Buto/Tell el-Faraʿin (nordwestlichen Nildelta)" (DAI, 26.11.): https://www.dainst.org/-/was-uns-topfe-und-schalen-uber-migration-im-prahistorischen-agypten-erzahlen-konnen?redirect=%2Fdai%2Fmeldungen
"Meet Denny, the ancient mixed-heritage mystery girl. After the unearthing of a Neanderthal-Denisovan fossil, UK scientists are using groundbreaking techniques to learn more of the species’ complex bonds with humans" (The Guardian, 24.11.): https://www.theguardian.com/science/2018/nov/24/denisovan-neanderthal-hybrid-denny-dna-finder-project
"Early human ancestors not to blame for extinctions of giant African mammals (Arizona State University, 22.11.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2018-11/asu-eha111818.php
"British Museum reveals first recorded account of border conflict. Message on 4,500-year-old Mesopotamia marble pillar only recently deciphered" (Financial Times, 21.11.): https://www.ft.com/content/5e3a6c40-e9a5-11e8-885c-e64da4c0f981
Sizilien: "Himera: One of the greatest archaeological discoveries of recent decades emerges from oblivion" (Archaeology News Network, 21.11.): https://archaeologynewsnetwork.blogspot.com/2018/11/himera-one-of-greatest-archaeological.html
"Vanilla’s First-Known Use Came 2,500 Years Earlier and Half a World From Where We Thought. Residue found in a jug in Israel shows vanilla was likely produced and traded from South Asia, millennia before it was cultivated in Mexico" (Smithsonian Magazine, 21.11.): https://www.smithsonianmag.com/smart-news/vanilla-was-first-used-2500-years-earlier-and-half-world-where-we-thought-180970862
Evolution: "South Africa's hominin record is a fair-weather friend. New uranium-lead ages for fossil bearing caves change the landscape of human evolution in South Africa" (University of Cape Town, 21.11.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2018-11/uoct-esa112018.php

3.4.
Ungewöhnlicher glockenbecherzeitlicher Befund aus einem Wohngebiet bei Hanau
U. a. wurde in den 33.000 qm großen Areal das Skelett einer Frau mit einem Kleinkind auf dem Arm und einem anderen auf dem Rücken entdeckt. Zwei andere Individuen liegen eng umschlungen bestattet, als würden sie einander küssen. Sabine Küppers von der Unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt Hanau sagte gegenüber der Offenbach-Post, dass die "außergewöhnlichen Funde eingehend untersucht werden müssen".
"Überreste von 24 Menschen: Steinzeit-Grab auf Baugebiet in Hanau entdeckt" (Spiegel, 5.12.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/hessen-steinzeit-grab-auf-baugebiet-in-hanau-entdeckt-a-1241989.html
"Grabstätte aus der Jungsteinzeit entdeckt" (Hessenschau, 4.12.): https://www.hessenschau.de/tv-sendung/grabstaette-aus-der-jungsteinzeit-entdeckt,video-78872.html
"Weitere Untersuchungen am Lützelberg. Eng umschlungen im 5000 Jahre alten Steinzeit-Grab" (Offenbach-Post, 1.12.): https://www.op-online.de/region/hanau/steinzeit-grab-weitere-untersuchungen-5000-jahre-alten-skelette-luetzelberg-hanau-mittelbuchen-10777588.html

3.5.
Esoterik, Neuheidentum und Wissenschaft: Zur Nutzung der Externsteine
Der Historiker Roland Linde beleuchtete auf der DGUF-Tagung 2018 in München am Fallbeispiel der Externsteine die bisweilen beträchtlichen Schwierigkeiten und Abwägungen, die auftreten, wenn der Gedanke von "Sharing Heritage" auf sehr unterschiedliche Gruppen trifft, die Ansprüche an ein Denkmal stellen und es nutzen wollen.
Linde, R. (2018). Die Externsteine – Ein Natur- und Kulturdenkmal im Spannungsfeld von Esoterik, Neuheidentum und Wissenschaft. Archäologische Informationen 42, Early View, online publiziert 4. Dez. 2018. http://www.dguf.de/fileadmin/AI/ArchInf-EV_Linde.pdf

3.6.
Die paläolithische Kunst Europas entschlüsselt? Oder eher eine Lektion in Pseudowissenschaft und Churnalismus?
Am 2.11. erschien im "Athens Journal of History" ein Artikel mit dem Titel "Decoding European Palaeolithic Art: Extremely Ancient knowledge of Precession of the Equinoxes" von Martin B. Sweatman, Extraordinarius für Chemieingenieurwesen an der Universität Edinburgh, und Alistair Coombs. Der Artikel fand aufgrund einer Pressemeldung der Universität Edinburgh von Ende November in englischsprachigen Medien und auf Churnalismus-Websites einiges Echo. (Unter dem kritischen Begriff "Churnalismus" versteht man eine Form des Journalismus, bei der bereits vorliegende Informationen weitestgehend unverändert und ungeprüft übernommen werden.) Entsprechend dem häufigen Auftauchen der Meldung wurde diese in den Social Media häufig geteilt, immer schön illustriert mit der berühmten Darstellung von Mann, Vogel und Wisent aus dem "Schacht" von Lascaux. Interessant, denkt sich der Archäologiefreund vielleicht zunächst und schaut sich den Original-Artikel näher an. Schnell aber dürften die aufmerksamen Leser Zweifel beschleichen: Bereits in der Einleitung beteuern die Autoren, wie unglaublich wissenschaftlich ihre Arbeitsweise sei, es folgen seltsame statistische "Beweise" und Zirkelschlüsse in der Argumentation. Der Schluss, bei den Tierdarstellungen von Göbekli Tepe und der paläolithischen Kunst handle es sich um eine Methode der Aufzeichnung von Daten mittels Sternbildern (Tierkreiszeichen), welche auf der Präzession der Äquinoktien beruht, ist sehr abenteuerlich. Erstens unterstellen die Autoren, ohne dies näher zu begründen, dass die Menschen bereits vor mehr als 10.000 Jahren um dieses Himmelsphänomen wussten. Zweitens gehen sie davon aus, dass bereits prähistorische Astronomen die gleichen Sterne zu Sternbildern zusammenfassten wie wir heute. Drittens steht im Handbuch des verwendeten Astronomieprogramms (Stellarium 0.18.0) ausdrücklich, dass für Himmelsansichten der Vergangenheit zwingend weitere Quellen hinzugezogen werden müssen. Und viertens beachten die Autoren nicht, dass selbst mit ihrer optimistisch angegebenen Fehlergrenze von +/- 250 Jahren die Tierkreiszeichen relativ ungeeignet sind, um das Datum einer Katastrophe festzuhalten. Genau dies aber behaupten sie: Sowohl Pfeiler 43 von Göbekli Tepe als auch die Darstellung im "Schacht" von Lascaux seien mittels Tierkreiszeichen codierte Aufzeichnungen des Datums eines Meteoritenimpakts. Derjenige auf Pfeiler 43 müsse der Auslöser der Jüngeren Dryas gewesen sein (was an sich schon eine umstrittene Hypothese ist), und derjenige von Lascaux zeige einen früheren katastrophalen Impakt. Insgesamt wirkt auch die Form des Artikels für eine peer-reviewte Zeitschrift seltsam; in der Tat steht der Verlag dahinter auf der Beall‘s List der "Potential predatory scholarly open-access publishers" (vgl. DGUF-Newsletter vom 9.8.2018, Punkt 8). Der Artikel hat zudem eine Vorgeschichte: 2017 publizierte Sweatman zusammen mit Dimitrios Tsikritsis in "Mediterranean Archaeology and Archaeometry" (MAA) einen Artikel mit dem Titel "Decoding Göbekli Tepe with Archaeoastronomy: What does the Fox say?", in welchem die Autoren sorgfältiger (dem Publikationsgefäß geschuldet?), aber nicht überzeugender argumentieren. Die Zeitschrift gab den Ausgräbern von Göbekli Tepe um Jens Notroff vom Deutschen Archäologischen Institut die Gelegenheit für eine (höfliche) Replik, die auf Schwächen der Argumentation hinweist, der wiederum ein (etwas weniger höflicher) Kommentar der Autoren folgte, welche einen Großteil der kritischen Argumente als pure "Meinung" abtun. Die Archäologin Rebecca Bradley zeigte außerdem in ihrem Blog "The Lateral Truth", dass die statistische Beweisführung des Artikels auf einem Zirkelschluss beruht und nur schon die zugrundeliegende Hypothese falsch formuliert ist. Auch sie wurde daraufhin ziemlich aggressiv angegangen. - Doch zurück zum neuen Artikel: Es bleibt festzuhalten, dass das Wissen um die Präzession der Äquinoktien ohne Schriftlichkeit kaum zugänglich war. Hipparch von Nicäa entdeckte dieses Himmelsphänomen um 140 v. Chr. aufgrund von präzise gemessenen Sternpositionen, die 150 Jahre früher aufgezeichnet worden waren. Beide Artikel sind aber auch als Teil eines größeren Ganzen zu sehen: Rahlf Hansens kühne Interpretation der Himmelsscheibe von Nebra als Darstellung einer Schaltregel für den Lunisolarkalender (was erst 1.000 Jahre später für Babylon belegt ist!) scheint Tür und Tor geöffnet zu haben für teils wilde Interpretationen sehr alter Funde. Wenn etwas zu gut klingt um wahr zu sein, dann hat dies vielleicht einfach einen guten Grund. Deshalb bitte vor dem Drücken des "Teilen"-Knopfs immer schön die Quellen überprüfen!
Sweatman, M. B., Coombs, A.: "Decoding European Palaeolithic Art: Extremely Ancient knowledge of Precession of the Equinoxes" (Athens Journal of History, 2.11.): https://www.athensjournals.gr/history/2018-1-X-Y-Sweatman.pdf
"Prehistoric cave art suggests ancient use of complex astronomy" (ScienceDaily, 27.11.): https://www.sciencedaily.com/releases/2018/11/181127111025.htm
"Cave paintings were an ancient zodiac mapping the skies, say experts" (The Telegraph, 27.11.): https://www.telegraph.co.uk/science/2018/11/27/cave-paintings-ancient-zodiac-mapping-skies-say-experts/
Stellarium Astronomy Software: http://stellarium.org/
Beall's List of Predatory Journals and Publishers: https://beallslist.weebly.com/
Sweatman, M. B., Tsikritsis, D.: "Decoding Göbekli Tepe with Archaeoastronomy: What Does the Fox Say?" (Mediterranean Archaeology and Archaeometry, 17/1, 2017, 233-250): https://zenodo.org/record/400780#.XA-gDidCdju
Notroff, J. et al.: "More than a Vulture: A Response to Sweatman and Tsikritsis" (Mediterranean Archaeology and Archaeometry, 17/2, 2017, 57-63): https://zenodo.org/record/581724#.XAKcYSeNxjs
Rebecca Bradley: "Gobekli Tepe, Part 4: Animals and Astronomy" (The Lateral Truth, 18.11.): https://www.skepticink.com/lateraltruth/2018/11/18/gobekli-tepe-part-4-animals-astronomy/
Hansen, R.: "Sonne oder Mond? Wie der Mensch der Bronzezeit mit Hilfe der Himmelsscheibe Sonnen- und Mondkalender ausgleichen konnte" (Archäologie in Sachsen-Anhalt 4/06, 2007, 289–304): https://www.academia.edu/33336830/Hansen_2007_Sonne_oder_Mond_eine_Kalenderregel_auf_der_Himmelsscheibe_von_Nebra._Arch._Sachsen-Anhalt_4_06_2007_289_304_03_

3.7.
Denisova-Höhle: Diadem aus dem Stoßzahn eines Wollhaarmammuts
In der sibirischen Denisova-Höhle wurde laut der "Siberian Times" im vergangenen Sommer ein 45.000-50.000 Jahre alter Haarreif bzw. ein Diadem aus dem Stoßzahn eines Wollhaarmammuts entdeckt. Der Reif hat Gebrauchsspuren, und der Ausgräber schließt aufgrund der Größe des Gegenstands auf einen männlichen Träger. Der Befund scheint noch unpubliziert zu sein.
"50,000 year old tiara made of woolly mammoth ivory found in world famous Denisova Cave" (The Siberian Times, 6.12.): https://siberiantimes.com/science/casestudy/news/50000-year-old-tiara-made-of-woolly-mammoth-ivory-found-in-world-famous-denisova-cave

3.8.
Kurzbericht von der Tagung "Archäologie der Moderne" (Kiel, 3.-5.12.)
Circa 60 Kolleginnen und Kollegen aus Denkmalpflege, Museen und Universitäten fanden sich im Institut für Ur- und Frühgeschichte der CAU Kiel zusammen und debattierten über die strukturellen Probleme der Archäologie der Moderne, d .h. der Archäologie des 19. und 20. Jahrhunderts. Kollektiv wird das Missverhältnis beklagt zwischen den Aufgaben der Bodendenkmalpflege, die immer mehr Relikte des 19. und 20. Jahrhunderts bearbeitet, und dem viel zu geringen Lehrangebot zur Neuzeitarchäologie an den deutschen Universitäten. In vielen Museen ist die Archäologie der Moderne inzwischen ein sehr wichtiger Bestandteil, weil sie den Besuchern einen unmittelbaren und oft auch emotionalen Zugang zur Geschichte ermöglicht. Diskutiert wurde, ob Archäologen in ihren Interpretationen von Befunden und Funden aus nationalsozialistischen Lagern kritisch zum Nazi-Regime Stellung beziehen sollen. Thema waren auch die fachlichen und amtliche Zuständigkeiten: wer kann ausgegrabene Industrierelikte bewerten und interpretieren? Wie kann man mit fehlenden fachlichen Kompetenzen umgehen? Ein Tagungsband ist in Planung.


4. Kulturgutschutz
4.1.
Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
"The State of Cultural Heritage in the Ancient City of Aleppo" (UNITAR/UNOSAT, 19.12.): http://www.unitar.org/unosat/whs-aleppo
"Universität Bern überwacht antike Gräber mit Satellitenbildern" (Blick, 17.12.): https://www.blick.ch/news/schweiz/archaeologie-universitaet-bern-ueberwacht-antike-graeber-mit-satellitenbildern-id15075020.html
"How Islamic State’s destruction of ancient Palmyra played out on Arabic-language Twitter – new study" (The Conversation, 12.12.): https://theconversation.com/how-islamic-states-destruction-of-ancient-palmyra-played-out-on-arabic-language-twitter-new-study-107257
"US-Museum will antiken Bronzejüngling nicht an Italien zurückgeben. Museum pocht auf Fundort in internationalen Gewässern" (Der Standard, 7.12.): https://derstandard.at/2000093423705/Getty-Museum-will-antike-Bronzestatue-nicht-an-Italien-zurueckgeben
Schweiz: "Bundesrat für Unesco-Abkommen zum Schutz von Unterwasser-Kulturerbe" (Swissinfo, 30.11.): https://www.swissinfo.ch/ger/alle-news-in-kuerze/bundesrat-fuer-unesco-abkommen-zum-schutz-von-unterwasser-kulturerbe/44584848
"Restitution von Raubkunst: Macron handelt, Deutschland redet" (Süddeutsche, 23.11.): https://www.sueddeutsche.de/kultur/restitution-raubkunst-afrika-kolonialismus-1.4223695
"Amazon indigenous groups propose Mexico-sized 'corridor of life'. World’s biggest protected area would stretch across borders from Andes to Atlantic" (The Guardian, 21.11.): https://www.theguardian.com/environment/2018/nov/21/amazon-indigenous-groups-propose-mexico-sized-corridor-of-life
"Dozens of Ancient Greek Shipwrecks Found Looted off Albanian Coast" (Greek Reporter, 20.11.): https://greece.greekreporter.com/2018/11/20/dozens-of-ancient-greek-shipwrecks-found-looted-off-albanian-coast/


5. Studium, Job-Themen und Personalia
5.1.
Relevant für Studierende und Absolventen: Rubrik "Dissertationen und Examensarbeiten" der Archäologischen Informationen
Der neue Jahrgang der DGUF-Zeitschrift "Archäologische Informationen" ist veröffentlicht. Aufmerksamen treuen Lesern wird nicht entgangen sein, dass 2018 die Rubrik "Dissertationen und Examensarbeiten" fehlt bzw. leer blieb. Dort können frische Absolventen ihre Abschlussarbeiten kurz vorstellen. Für Jungwissenschaftler eine Möglichkeit, ihr Werk über den Kreis der persönlichen Bekanntschaften hinaus sehr schnell wissenschaftsweit vorzustellen und z. B. Lust auf die kommende richtige Publikation zu machen, oder auch erste Feedbacks einzuholen und ihr akademisches Netzwerk zu erweitern. DGUF-seits eine der vielen kleinen Komponenten, mit denen wir zur Nachwuchsförderung beitragen. Doch für den Jg. 41, 2018 gab es schlicht keine Einreichungen. Schade! Wer unter den Lesern Talente kennt, die eines Anstupsers bedürfen, sollte sich nicht zurückhalten.
Arch. Inf. 41, 2018: https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/issue/view/4066/showToc

5.2.
Kulturvermittlerinnen fest anstellen! - es geht
In einem Blogbeitrag, der aus einem aktuellen Roundtable in Wien hervorgeht, positioniert sich Ulli Koch zu der Tatsache, dass im Bereich Museumspädagogik / Kulturvermittlung mehrheitlich mit freien Kräften gearbeitet wird. Dies sei für beide Beteiligten - Auftraggeber wie Beauftragte - nicht nur unbefriedigend, sondern auch qualitätsmindernd. Die Festanstellung ermögliche mehr denn das Modell der freien Mitarbeit Planung und Qualitätssteigerung. Oft angeführte Argumente, die einer Festanstellung entgegenstünden, entkäftet er und stellt er Beispiele vor, wo und wie dies trotz knapper finanzieller Ressourcen lösbar war.
Ulli Koch: "Kulturfairmitteln – Round Table Personalentwicklung #4 2018" (Kulturkonzepte.at, 17.12.2018): https://kulturkonzepte.at/2018/12/17/kulturfairmitteln-round-table-personalentwicklung-4-2018/
Wencke Maderbacher (2015). Kulturfairmitteln - Praxishandbuch. Anstellung eines Kulturvermittlungs-Teams. Wien: Technisches Museum Wien.

5.3.
Wissenschaft heute: kurz befristete Verträge und Zuarbeit statt Erstautorenschaft
In einer umfangreichen Studie in den USA wurde der Verlauf von Karrieren von Wissenschaftlern seit den 1950er Jahren untersucht, und zwar in den Feldern Astronomie, Ökologie und Robotik. Die Ergebnisse sind erschreckend, resp. sie untermauern mit harten Fakten, was viele junge Wissenschaftler heute intuitiv wahrnehmen: Die mittlere Anzahl von Jahren, die jemand in der Wissenschaft berufstätig ist, sinkt spartenübergreifend von ca. 35 Jahren in den 1950er Jahren auf ca. 5 Jahre in den 2010er Jahren. Je jünger der Geburtsjahrgang, desto kürzer das "Überleben" in der Wissenschaft. Darüberhinaus ist der Anteil der Autoren, die statt einer Sandwichposition in einer längeren Mehrautorenkette auch einmal als Erstautor genannt werden, stark und signifikant gesunken. Sprich: mehr denn je Wissenschaftler verbleiben lebenslang in der Sphäre der Zubringer und Hilfsdienste, resp. steigen aus dem Wissenschaftsbetrieb aus, bevor sie diese Ebene verlassen haben. Die Analyse derer, die lange im Wissenschaftssystem verbleiben, zeigt auf, dass die ersten fünf Karreirejahre überlebenswichtig sind: Wer hier mehr als Erstautor publiziert und öfter zitiert wird, hat mehr Chancen, länger im System zu verbleiben. Für Co-Autoren gilt das nicht. Lesenswert, und vor allem: an Masterstudierende und Doktoranden aller Fächer zu kommunizieren.
"Scientists Don’t Stay for Long in Their Jobs Anymore: Study" (TheScientist, 11.12.): https://www.the-scientist.com/news-opinion/scientists-dont-stay-for-long-in-their-jobs-anymore--study-65200
Milojević, St., Radicchi, F. & Walsh, J. P. (2018). Changing demographics of scientific careers: The rise of the temporary workforce. PNAS Dec. 11, 2018: https://www.pnas.org/content/115/50/12616

5.4.
Dr. Ellen Thiermann Zangger wird ab 1.5. Zentralsektretärin von "Archäologie Schweiz"
"Archäologie Schweiz" ist mit mehr als 2.000 Mitgliedern die große, 1907 gegründete Fach- und Bürgergesellschaft für die schweizerische Archäologie. Etwa ein Drittel ihrer Mitglieder sind Fachleute, zwei Drittel an der Archäologie interessierte Bürger. Die Gesellschaft gibt eine wissenschaftliche und eine populäre Zeitschrift heraus und u. a. die Monografienreihen "Antiqua" und "Die Schweiz vom Paläolithikum bis zum Mittelalter" (SPM). Viele wichtige Fragen werden vom Vorstand und in diversen Kommissionen entschieden, aber der ganze Apparat dieses großen und sehr aktiven Vereins wird im Kern zusammengehalten vom Zentralsekratariat, das über viele Jahrzehne hinweg von Dr. Urs Niffeler geführt wurde. Nun hat Archäologie Schweiz seine Nachfolgerin gewählt: Dr. Ellen Thiermann Zangger. Die in Zürich lebende Archäologin hat in Freiburg i. Brsg., Rom, Berlin und Amsterdam Ur- und Frühgeschichte, Klassische Archäologie und Alte Geschichte studiert und in Amsterdam zu einer archaischen Nekropole in Campanien (Italien) promoviert. Sie arbeitete auf verschiedenen Ausgrabungen und an anderen Feldprojekten vor allem in Italien mit. Als Assistentin an der Universität Bern und später als Postdoc an der Universität Zürich verfolgte sie ein eigenes Forschungsprojekt auf dem Gebiet der etruskischen Grabarchitektur. Zuletzt arbeitete sie an der Universität Zürich mit einem Fokus auf Wissenschaftskommunikation.
https://www.facebook.com/361070463927162/photos/a.1154168381284029/2230897350277788/?type=3&theater

5.5.
Österreich: Dr. Erika Pieler neue Leiterin des Bundesdenkmalamts
Erika Pieler, Richterin für Denkmalschutz am Bundesverwaltungsgericht, wird zum 1.1. Chefin des österreichischen Bundesdenkmalamts (BDA). Das wurde Ende November bekanntgegeben. Pieler soll nun das BDA reformieren, welches zuletzt im Zusammenhang mit einem Bericht des Rechnungshofs stark in die Kritik geraten war (DGUF-Newsletter vom 1.6.2017 Punkt 9.7. und vom 2.11.2016 Punkt 9.1.). Erika Pieler sagte nun, ihr sei es wichtig, die Behörde "für die Herausforderungen der heutigen Zeit fit zu machen und zu einer serviceorientierten, partnerschaftlich agierenden Einrichtung weiterzuentwickeln: Einheitlichkeit der Vollziehung, Qualitätsmanagement innerhalb der Behörde und eine positive Wahrnehmung des Denkmalschutzes in der Öffentlichkeit sind wesentliche Ziele meiner künftigen Tätigkeit." Der Bundesminister für EU, Kunst, Kultur und Medien, Gernot Blümel, sagte: "Wir sind überzeugt, dass sich das BDA unter der Führung von Erika Pieler in die richtige Richtung weiterentwickeln wird: hin zu mehr Serviceorientierung und einem schärferen Aufgabenprofil." Vor ihrer Tätigkeit am Bundesverwaltungsgericht war Pieler sieben Jahre lang im damals für Denkmalschutz zuständigen Bildungsministerium tätig. Sie studierte ab 1997 in Wien und Athen Klassische Archäologie, bevor sie 2001/2002 als wissenschaftliche Hilfskraft am DAI in Athen arbeitete. 2003 nahm sie das Studium der Rechtswissenschafften ein und schloss dieses mit einer Dissertation ab.
"Kulturminister Blümel: 'Erika Pieler übernimmt Leitung des Bundesdenkmalamtes'" (ots, 28.11.): https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20181128_OTS0105/kulturminister-bluemel-erika-pieler-uebernimmt-leitung-des-bundesdenkmalamtes-bild
"Erika Pieler neue Chefin des Bundesdenkmalamts" (Salzburger Nachrichten, 28.11.): https://www.sn.at/kultur/allgemein/erika-pieler-neue-chefin-des-bundesdenkmalamts-61572769
"Personalrochade: Erika Pieler wird Chefin des Bundesdenkmalamts" (Wiener Zeitung, 28.11.): https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/kultur/mehr_kultur/1005034_Erika-Pieler-wird-Chefin-des-Bundesdenkmalamts.html


6. Berufsverband
6.1.
CIfA-Standards sind jetzt in deutscher Sprache verfügbar
Die Wirksamkeit eines Berufsverbandes basiert zu einem nicht unerheblichen Teil auf einem ethischen Kodex, zu dessen Einhaltung sich die Mitglieder – erst recht die akkreditierten – des Verbandes verpflichten. Das Chartered Institute for Archaeologists (CIfA) hat in den zurückliegenden Jahrzehnten einen solchen Ehrenkodex, den so genannten Code of Conduct, entwickelt. Diesem zur Seite stehen sogenannte Standards und Leitfäden (Guidance). Ihr Ziel ist es, den Verhaltenskodex näher zu erläutern und um genauere Definitionen zu erweitern. Für jedes relevante Thema, seien es archäologische Beratungen, Feldarbeiten, Surveys, Auswertungen oder auch geophysikalische Untersuchungen, wurde deshalb ein nur einige Zeilen langer und bewusst eher allgemein gehaltener Standard verfasst. Er skizziert, in welcher Art und Weise üblicherweise die besten Ergebnisse und Produkte erzielt werden können. Dennoch liegt es in der Verantwortung des für das jeweilige Projekt Zuständigen, je eine sachlich angemessene Auswahl der Methoden und Techniken zu treffen, sowie für die fachlich und ethisch richtige Art und Weise der Umsetzung seiner Projekte zu sorgen. Die Leitfäden hingegen ergänzen die jeweiligen Standards um weitere Handlungshinweise; sie sind nicht per se zwingend, geben aber Ratschläge und definieren die aktuell einvernehmlich anerkannte 'gute Praxis' im Fach. Standards und Leitfäden sind vielfältig einsetzbar, sollen aber vor allem Fachpersonal helfen, das beratend in oder im Zusammenhang mit der Archäologie beschäftigt ist, seien es Bauplaner oder ihre Vertreter und/oder Archäologen, die mit der Planung von (eigenen) archäologischen Projekten beschäftigt sind, um die erforderliche Qualität und die dafür nötigen Maßstäbe festzulegen. Außerdem sollen sie das ausführende Fachpersonal unterstützen, das die Standards und Leitfäden für sein eigenes Qualitätsmanagement nutzen kann. Eine Übersetzung der Standards in deutscher Sprache ist nun online verfügbar.
https://www.archaeologists.net/sites/default/files/CIfA_D_Standards.pdf
Weitere Informationen auch im 3. CIfA Deutschland Newsletter: https://www.archaeologists.net/sites/default/files/3_CIfA_Deutschland_Newsletter_Dezember2018.pdf

6.2.
Datenbank für archäologisch-ethisch korrektes Verhalten
Seit einigen Jahren sind Themen wie ethisches, fachliches aber auch sozial verträgliches Verhalten sowohl in den Medien als auch im fachlichen und beruflichen Feld der Archäologie sehr präsent. Archäologische Organisationen weltweit legen deshalb verstärkt Wert drauf, über fachinterne Regeln bzw. Absprachen zu informieren. Das Gemeinschaftsprojekt des US-amerikanischen Berufsverbands Register of Professional Archaeologist (RPA) und des europäischen Chartered Institute for Archaeologists (CIfA) trägt diesem Bedürfnis Rechnung: In der so genannten "Archaeological Ethics Database" können via Suchmaske Informationen rund um das Thema Archäologie und Ethik abgerufen werden. Ziel ist es, Quellen und Dokumente, die sich mit archäologischer, fachinterner Ethik beschäftigen, an einem Ort zu sammeln und so sowohl Studierenden, Wissenschaftlern, in der Archäologie Tätigen als auch interessierten Nicht-Archäologen zugänglich zu machen. Innerhalb der Datenbank kann sowohl nach verschiedenen relevanten Begriffen wie z. B. "Belästigung" (harrasment) oder "Gleichberechtigung" (equality) als auch z. B. nach ethischen Kodizes (Code of Conduct) gesucht werden. Die Datenbank funktioniert in englischer Sprache.
Archaeological Ethics Database: http://archaeologicalethics.org/


7. Open Access & Open Data
7.1.
"Artigo" veröffentlicht seine Daten im Open Access
Artigo? - ein spannendes Crowdsourcing-Projekt (u. a.) des Kunsthistorikers Hubertus Kohle (LMU München), von dem die Archäologie viel lernen und abschauen könnte. Die Idee: Jedermann, der (im Wortsinne) mitspielen möchte, kann bei der Deskribierung noch unerschlossener Bildersammlungen mitwirken. Das Resultat: im Verlauf von ca. zehn Jahren haben mehrere zehntausend Mitspieler zu etwa 50.000 Kunstwerken insgesamt 10 Mio. Erschließungsbegriffe vergeben, d. h. im Ergebnis die Bilder getagged. Nun wurde der Datenschatz im Open Access online publiziert und steht für weitere Analysen frei zur Verfügung. Ein motivierendes Beispiel dafür, welches Potenzial wirksam werden kann, wenn man nicht auf Bildern "sitzt" und Nutzungsrechte exklusiv für sich / seine Institution reklamiert, sondern wenn man die Schätze befreit, zugänglich macht und durch Partizipation und Nutzung in Wert setzt.
Hubertus Kohle: Artigo – Eine Crowdsourcing-Anwendung zur Generierung von Beschreibungsdaten für Kunstwerke. (Newsletter für Engagement und Partizipation in Deutschland 20/2018): https://www.b-b-e.de/fileadmin/inhalte/aktuelles/2018/10/newsletter-20-kohle.pdf
Becker, M., Bogner, M., Bross, F. et al. (2018). ARTigo – Social Image Tagging [Dataset and Images]. 15. November 2018. Open Data LMU. 10.5282/ubm/data.136: https://data.ub.uni-muenchen.de/136/
Artigo-Website: www.artigo.org


8. Bürger und Archäologie & Citizen Science
8.1.
Umfrage in den USA: Archäologie ist den Bürgern wichtig
Die Society for American Archaeology (SAA) hat im Januar 2018 eine Umfrage durchführen lassen, um die Wahrnehmung von Archäologie durch die Bürger der USA zu untersuchen. Die Umfrageergebnisse beruhen auf einer repräsentativen Stichprobe mit 1.024 antwortenden erwachsenen US-Amerikanern. Danach halten 93 % Archäologie für wichtig, 73 % erkennen ihr eine nationale Bedeutung zu, und 82 % der Antwortenden sind der Meinung, archäologische Stätten und Artefakte sollten per Gesetz geschützt sein. 87 % sind der Meinung, alle Studierenden sollten im Laufe ihres Bildungsprozesses auch etwas über Archäologie lernen. Die Ergebnisse ähneln den Resultaten des NEARCH-Netzwerkes für Europa (DGUF-Newsletter vom 28.6.2017 Punkt 7.2.; vom 9.3.2018 Punkt 5.5.) sowie Studien in Westdeutschland im Jahr 2015/16 und Wien (2013/14), nach denen ca. 90 % aller Befragten Archäologie für (sehr) wichtig halten. Die US-amerikanische Studie kann als erneuter Hinweis dafür gelesen werden, dass die Gesellschaft die vielen Archäologen anscheinend angeborene Bescheidenheit im Vertreten ihrer Angelegenheiten ("wie schön, dass ich mein Hobby zum Beruf machen konnte") nicht erwartet, Archäologie vielmehr als im gesamtgesellschaftlichen Interesse liegend wertet.
"American Perceptions of Archaeology Poll 2018" (SAA, Kurzfassung, ): http://saa.org/AbouttheSociety/Poll2018/tabid/1564/Default.aspx
"American Perceptions of Archaeology" (SAA & IPSOS, Langfassung, Juni 2018): http://saa.org/Portals/0/SAA/pubedu/ipsos_poll2018.pdf
Siegmund, F., u.a. (2017). Das Interesse der Bürger in Deutschland an Archäologie und Antike. Archäologische Informationen 40, 2017, 229-248. https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/article/viewFile/42490/36225
Karl, R. u.a. (2014). Archäologische Interessen der österreichischen Bevölkerung. Bericht und Analyse einer Umfrage, November 2013 - Jänner 2014 (Bangor Studies in Archaeology Report No. 8). Bangor: Prifysgol Bangor University.


9. Ausstellungen und Museen
9.1.
"Digitalisierung und kleine Museen: Nichts bleibt, wie es ist"
... titelt der Kulturmanager und Blogger Christian Henner-Fahr in einem längeren Blogbeitrag, angeregt von der Veranstaltung "Kultur digital vermitteln" der Landesstelle für nichtstaatliche Museen in Bayern im Nov. 2018. Der an Zitaten und wertvollen Verweisen auf Beiträge Dritter reiche Beitrag erinnert daran, dass der digitale Wandel im Kulturbetrieb unvermeidlich ist und weitaus mehr bedeutet als "wir haben jetzt auch eine Website". Vielmehr greift eine klug betriebene Digitalisierung tief in den gesamten Betrieb und seine Arbeitsweisen ein. Für "kleine Museen" gilt kein Welpenschutz: Wer sich den Anforderungen entzieht, wird mangels Publikum und Resonanz untergehen. Indes sind die Erfordernisse so vielfältig, dass es kleine Einrichtungen schwer haben, ihnen zu genügen - aber das war und ist in der analogen Museumswelt nicht anders. So geht es darum, gute Wege gerade auch für kleine und mittlere Häuser zu finden, und dabei Pflicht und Kür zu separieren - wozu Henner-Fehr nachvollziehbare Skizzen, Findungswege und Verweise auf Lösungsansätze liefert. Doch ein Ruheraum nach getaner Arbeit wie etwa "Projekt 'unser neuer Facebook-Auftritt'" zeichnet sich nicht ab. Hierzu zitiert Henner-Fehr den Unternehmensberater Guido Bosbach mit seiner These "strategische Planung ist eine Zeitverschwendung": Angesichts der Komplexität des digitalen Wandels sei langfristige Planung nicht sinnvoll. Henner-Fehr sieht das Schaffen von Experimentier- und Handlungsräumen als zentral an, sowohl intern für das Team eines Kulturbetriebs, wie auch extern, d. h. mit seinen Besuchern und Nutzern. Wer mit etwas Distanz und Blick rundum auf den anregenden Blogbeitrag blickt, wird feststellen, dass die Lage so defizitär in vielen Museen nicht sein kann, denn offenbar gibt es eine beachtlich weit gereifte Debatte, ein Digitalisierungsprozess ist im Gange. Mit Archäologenblick stellt sich eher die Frage, ob diese Debatte tatsächlich auf Museen begrenzt bleiben kann, oder nicht vielmehr auch die (Boden-) Denkmalpflege einschließen muss oder etwa die Fachgesellschaften.
Christian Henner-Fehr: "Digitalisierung und kleine Museen: Nichts bleibt, wie es ist." kulturmanagement.net, 18.12.2018): https://kulturmanagement.blog/2018/12/18/digitalisierung-und-kleine-museen-nichts-bleibt-wie-es-ist/

9.2.
"Virtuelles Museum Erkelenz" – Das Internet als Kulturelles Gedächtnis für Heimatvertriebene
Der Abriss des Immerather "Doms" im Vorfeld des rheinischen Braunkohletagebaus am 8.1.2018 gab starke Bilder und erreichte international eine hohe mediale Aufmerksamkeit - doch bald wieder glätteten sich die Wellen. Zurück bleiben im Südraum der Stadt Erkelenz zahlreiche Bürger, die sukzessive ihre Heimat verlieren und umgesiedelt werden. Zuletzt war es die Immerather Windmühle, nun geht es um Borschemich, um Kuckum, um Keyenberg, die "entsiedelt" und abgetragen werden. Ein Tod in kleinen Schritten. Nun haben sich Bürger aus der Region zusammengetan und im September das "Virtuelle Musuem Erkelenz" gegründet, das sich diesen verlorenen Orten widmet. Sie wollen hier Geschichte und Geschichten sammeln, dokumentieren; sie schaffen gemeinsam einen neuen Ort für das kulturelle Gedächtnis ihrer Heimat. In Fotos, in Videos, 3D-Modellen und Texten versuchen sie festzuhalten, was ihre Heimat ausmacht, um sich selbst zu vergewissern, was ihnen wichtig war, um zu sammeln, was man seinen Kindern und Enkeln gerne erzählen und für sie festhalten möchte. Man sieht dem Museum an, dass hier keine wissenschaftliche Dokumentation und Aufarbeitung geschieht, sondern dass Betroffene von ihrer verlorenen Heimat berichten. Citizen Science, ein ergreifendes Museum. Erkelenz? ... der bandkeramische Brunnen von Erkelenz? - ja, auch Archäologie gibt es in dieser Region, doch bislang hat nur der Grundriss der beiden Vorgängerkirchen des Immerather Doms seinen Weg ins Museum gefunden: "leere Vitrinen" für potenziell mitwirkende Archäologen sind also noch vorhanden. Das Virtuelle Museum Erkelenz soll ausgebaut werden und die Liste der Sponsoren deutet an, dass das Projekt hinreichend gesichert ist, um nach dem Start auch dauerhaft weitergeführt zu werden.
Virtuelles Museum Erkelenz: https://www.virtuelles-museum.com/


10. Und sonst …
10.1.
"Sharing Heritage" - ja, klar! Aber auf Hessisch wird das bitte "Alle Verwertungsrechte gehören dem Land!" ausgesprochen
Am Europäischen Kulturerbejahr "Sharing Heritage" – zu Deutsch: Teilhabe am kulturellen Erbe – hat sich die hessische Landesarchäologie 2018 rege beteiligt, nicht zuletzt in der Berliner Ausstellung "Bewegte Zeiten". Doch mit dem Teilen und der Teilhabe ist das so eine Sache, jedenfalls in Hessen. "Komm, erst teilen wir mal Deine Hälfte" ist dort die Haltung. Konkret: Ende Oktober 2018 lud hessenARCHÄOLOGIE einen weiten Autorenkreis zu Beiträgen für das an ein breites Publikum gerichtete Jahrbuch 2018 ein - die jährliche Leistungsschau der hessischen Landesarchäologie. Dem Rundschreiben, das es so vermutlich seit langen Jahren gibt, hängt u. a. eine "Erklärung gegenüber dem Landesamt für Denkmalpflege Hessen (LfDH)" an, ohne deren Unterzeichnung kein Beitrag veröffentlicht werden könne. Wesentlicher Bestandteil dieser Autorenerklärung, die der Newsletter-Redaktion vorliegt, ist eine umfassende, unentgeltliche und exklusive (!) Rechteeinräumung für Text und Bilder an das LfDH. Das Landesamt besteht außerdem darauf, die Erstveröffentlichung zu sein (prüft dies aber nicht ab, siehe unten); die inzwischen weithin übliche Selbst-Archivierung des eigenen Beitrags z. B. bei Academia.edu ist laut zu unterschreibender Erklärung ausdrücklich erst nach einer Sperrfrist von mind. zwei Jahren erlaubt. Wie bitte?! Das geltende Urheberrecht der Bundesrepublik Deutschland sieht für wissenschaftliche Publikationen in Periodika – und um ein solches handelt es sich – eine Sperrfrist von maximal einem Jahr vor. Doch sich über die juristische Zulässigkeit dieses Ansinnens der Landesbehörde Gedanken zu machen, führt im Grunde nicht zum Kern der Sache. Denn dieser liegt darin, dass sich das LfDH mit dieser Erklärung alle künftigen Nutzungs- und Bearbeitungsrechte (!) einräumen lässt "einschließlich Abstracts, Fotos, Grafiken, Karten und Pläne sowie etwaige andere Inhalte", der Autor eben dieses nicht mehr darf. Er bleibt zwar Urheber (dieses Recht ist unveräußerbar, d. h. es kann gar nicht übertragen werden), hat aber alle Verwertungsrechte exklusiv an die Landesbehörde verschenkt und kann infolgedessen sein eigenes Werk nicht mehr verwenden, zumindest nicht ohne vorherige ausdrückliche Genehmigung des LfDH. Schon das Zeigen der Bilder z. B. bei einem wissenschaftlichen Vortrag wäre eine Verletzung dieser Erklärung, wenn man sie denn unterschrieben hat. Autoren, die wirklich ein Interesse an ihrer eigenen Arbeit haben und darüber auch weiterhin publizieren und vortragen möchten, stehen vor einem nicht kleinen Problem. Lösungen? Ja, gibt es – sogar, wenn man von der sehr naheliegenden Option "einfach gar kein Manuskript mehr einreichen" einmal absieht. Denn die "Erklärung" versäumt, die Sache mit der Erstveröffentlichung auch wirklich schriftlich einzufordern, im Sinne von: "Mit meiner Unterschrift erkläre ich, dass dieser Text noch nicht veröffentlicht ist oder andernorts zur Veröffentlichung eingereicht wurde". Eine mögliche Lösung lautet daher: vorab schnell anderswo publizieren. Dafür bieten sich Zeitschriften an, die ohne Copyright mit einer offenen Lizensierung publizieren, z. B. CC BY, denn dann darf man diesen Text wiederum anderswo – nämlich z. B. in jenem Jahrbuch des LfDH – nochmals verwenden. Würde man später, z. B. bei einem Vortrag, ein Bild zeigen, würde man selbstverständlich nicht das Bild aus dem hessischen Jahrbuch zeigen, sondern das identische Bild aus der Erstpublikation. ;-) Eine (gute) Alternative zum Publizieren in einer echten Zeitschrift ist das Publizieren des Manuskripts (nie & nimmer der bereits gesetzten Druckfahne!) "irgendwo" auf einer gut zugänglichen Web-Plattform, z. B. Academia.edu oder ResearchGate. Da zeitlich vor der Verlagspublikation veröffentlicht, greift dann die LfDH-Klausel in vorliegender Fassung mit der Erstveröffentlichung etc. und den Sperren nicht mehr. Soll doch das LfDH selbst prüfen, ob der Text nicht bereits anderweitig publiziert wurde! In dem Moment, wo sie den Beitrag trotzdem zur Publikation annehmen, haben sie diese Tatsache nämlich akzeptiert. Autoren, denen dieser Weg zu mühsam ist oder zu konfliktbehaftet erscheint, haben noch eine weitaus einfachere Lösung. Denn letztlich wird es vor allem um die kostbaren Bilder und Pläne gehen. Man denke an eine hoch ertragreiche Ausgrabung, einen besonders schönen Fund, einen selten spannenden Befund – wovon es jeweils das eine beste Foto gibt. Und das nun exklusiv dem LfDH übertragen? "Nö" – denken sich gewitzte Autoren, behalten eben dieses beste Foto oder den abschließenden Grabungsplan zurück und reichen dem LfDH jenes andere, weitaus zweitbeste Foto ein oder den vorläufigen, noch nicht abschließenden Plan ein. So bleiben die Autoren uneingeschränkt Herren jenes Teils ihrer wertvollen wissenschaftlichen Arbeit, der Ihnen am Wichtigsten ist. Ja, womöglich haben sie trotzdem ein schales Gefühl, weil sie persönlich vielleicht jeden Euro zweimal umdrehen müssen, aber eben einer Landesbehörde mit ihren fest angestellten und gut verdienenden Mitarbeitern ihre Leistung geschenkt haben, welche nun zu Geld gemacht wird. Denn eine denkbare Beteiligung der Autoren an den Verkaufserlösen (Buchhandelspreis ca. 24,90 Euro) wird – ganz überraschend, nicht wahr? – in dieser Erklärung nicht verhandelt. Also klammern wir wieder mal wie so oft in der Archäologie die monetäre Seite aus und konzentrieren uns auf den Aspekt der Sache, der schon einmal ein Anfang wäre und sich sehr einfach lösen ließe: Das LfDH streicht das Wörtchen "exklusiv" aus § 1 Abs. a – denn dann können Autor wie LfDH beide und unabhängig voneinander das Werk nutzen, so wie es sachlich erforderlich ist. Aber das wäre ja "Sharing Heritage" ... - so, wie es all jene Landesarchäologien bereits praktizieren, die ihre Jahresberichte nunmehr Open Access publizieren, was den Autoren komplikationslos eine freie Weiterverwendung der von ihnen geschaffenen Inhalte ermöglicht.

10.2.
Rom ist wiederauferstanden!? - das 3D-Projekt "Rome reborn"
Am 21.11. berichtete sogar die Tagesschau über "Rome reborn", eine virtuelle Rekonstruktion der Stadt Rom im Zustand um 320 n. Chr., also zur Zeit ihres größten Ausbaus, als unter Kaiser Konstantin I. soeben das Christentum zur allgemein erlaubten Religion erstarkt war. Das 1996 begonnene Projekt mit einer sehr langen Liste Mitwirkender deckt nunmehr 14 Quadratkilometer Stadtfläche ab und hat einen relativ reifen Zwischenstand erreicht, so dass z. B. ein virtueller Flug über die ganze Stadt möglich ist. In den kommenden Jahren sollen einzelne, besonders spannende Gebäude oder Gebäudekomplexe mit höherem Detaillierungsgrad hinzugefügt werden. "Rome reborn" eignet sich dazu, z. B. im Latein- oder Geschichtsunterricht an Schulen zur Veranschaulichung eingesetzt zu werden, es kann aber auch von Rom-Touristen dazu verwendet werden, die aktuellen Zustände vor Ort mit dem Eintauchen in das Stadtbild der frühen Spätantike zu vergleichen - 3D-Brille von Vorteil. Die Rekonstruktion wird nicht verschenkt, aber die Preise z. B. im App-Store sind mit einigen wenigen US-Dollar moderat.
"Computersimulation: Rom - im Jahr 320 nach Christus " (Tagesschau, 21.11.): https://www.tagesschau.de/kultur/rome-reborn-app-101.html
Website des Projekts: https://www.romereborn.org/

10.3.
Ein Helferlein für die Georeferenzierung in QGIS und jede Menge freie GIS-Daten
Aus unserer losen Folge "Schicke Helferlein für's QGIS" heute: "Georeferenzierungsprobleme lösen mit dem Freehand Raster Georeferencer Plugin". Ein klassisches Problem bei der Aufarbeitung von Grabungen von anno dunnemals: Eine alter Grabungsplan soll ins schnieke neue GIS, aber irgendwie passt das alles nicht so richtig. In sich ist der Plan stimmig, aber wer auch immer da einen Nordpfeil draufgemalt hat, hatte offenbar seine Brille nicht auf. Oder einem im Tee. Oder einen kaputten Kompass. Und außerdem sind die Koordinaten auch eher so Näherungswerte. Alles so Dinge, die das GIS so gar nicht mag, schließlich rechnet das mit x Stellen hinter dem Komma und hat eine akute Pi-mal-Daumen-Allergie. Aber, QGIS-Nutzer dieser Welt, verzaget nicht! (QGIS, dass ist dieses Open-Source-GIS, das sich in der Archäologie - mit gutem Grund! - mehr und mehr breit macht, vgl. z. B. den DGUF-Newsletter Nr. 66 vom 9.3.18., Punkt 10.1) Für Euch gibt es eine einfache Lösung, die mindestens so schick ist wie Euer neues QGIS-Projekt: das "Freehand Raster Georeferencer Plugin". Das erlaubt es nämlich, den Rasterlayer mit dem ollen Grabungsplan einfach von Hand hinzuschieben, zu drehen und zu skalieren, bis es passt. Voraussetzung ist nur, dass auf dem einzuhängenden Plan irgendetwas abgebildet ist, was man auf einem vorhanden Layer wiederfindet - und wenn es nur Höhenlinien oder ein, zwei Gebäudegrundrisse sind! Auch eine direkte Georeferenzierung über nur zwei Punkte erlaubt das Plugin - ein tolles Helferlein für Georeferenzierungs-Härtefälle. Und, ach ja, hatten wir an dieser Stelle naturalearthdata.com schon? Die Webseite stellt verschiedene weltweite Vektor- wie Rasterdatensätze in den Massstäben 1:10 Mio., 1:50 Mio. und 1:110 Mio. zum freien Download bereit, die sich als Hintergrundkarten für das bereits genannte schicke GIS-Projekt eignen. Stöbern empfohlen!
"QGIS. Ein freies Open-Source-Geographisches-Informationssystem": https://qgis.org/
"Freehand raster georeferencer plugin for QGIS": http://gvellut.github.io/FreehandRasterGeoreferencer/
"Natural Earth": https://www.naturalearthdata.com/

10.4.
Europäisches Kulturerbejahr "Sharing Heritage" endet. Weiterführung als Europäischer Aktionsrahmen für Kulturerbe
Mehr als 6,2 Mio. Menschen beteiligten sich mit mehr als 11.700 Veranstaltungen in 37 Ländern am Europäischen Kulturerbejahr "Sharing Heritage". Auch die diesjährige Tagung der DGUF "Sharing Heritage - Die Teilhabe am kulturellen Erbe als Bürger- und Menschenrecht" war ein offizieller Beitrag. Zur Abschlusskonferenz zum Kulturerbejahr am 7.12. verkündete Tibor Navracsics (EU Kommissar für Bildung, Kultur, Jugend und Sport), dass auf EU-Ebene und als nachhaltiges Ergebnis des Jahres ein "Europäischer Aktionsrahmen für Kulturerbe" (European Framwork for Action on Cultural Heritage) gesetzt werden solle. Dieser sei von den EU-Mitgliedstaaten, dem Europäischen Parlament, Organisationen der Zivilgesellschaft, Kulturakteuren und internationalen Organisationen wie dem Europarat und der UNESCO ausgearbeitet worden. Der Rahmen werde 2019-2020 von der Europäischen Kommission umgesetzt und umfasse gemeinsame Aktivitäten auf europäischer Ebene, insbesondere in den Politiken und Programmen der EU. Bereit beschlossen worden seien 60 Aktionen. Auch ein jährliches Kulturerbe-Forum als Plattform für Konsultationen und den Austausch zu bewährten Verfahren hinsichtlich einer nachhaltigen und partizipatorischen Politik solle eingerichtet werden. Bei diesem Forum sollen europäische Institutionen, EU-Mitgliedstaaten, europäische Kulturerbe-Netzwerke und internationale Organisationen zusammenkommen.
European Framework for Action on Cultural Heritage: https://ec.europa.eu/culture/content/european-framework-action-cultural-heritage_en
Fotoalbum bei Flickr: #EuropeForCulture – Closing Conference (7.12.): https://www.flickr.com/photos/eu2018at/albums/72157676435457858


11. Impressum und Redaktionshinweise
Sie erhalten diesen Newsletter, weil Sie auf der Verteilerliste der DGUF eingetragen sind. Wollen Sie den Newsletter nicht länger erhalten, klicken Sie zum Abmelden bitte auf den Link am Ende dieses Newsletters.

Der Newsletter wird herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte (DGUF). Verantwortlich für den Inhalt des Newsletters: Diane Scherzler.

Wenn Ihnen der Newsletter gefällt und Sie ihn weiterempfehlen möchten: gerne! Auch wer nicht Mitglied der DGUF ist, kann den Newsletter beziehen. Dort geht es zur Anmeldung: http://www.dguf.de/index.php?id=49

Den Newsletter gibt es - üblicherweise mit einer Verzögerung von wenigen Stunden bis Tagen - auch formatiert als PDF-Version mit klickbaren Links in unserem Archiv. Dort finden Sie auch alle bisherigen Newsletter: http://www.dguf.de/index.php?id=249

Wir freuen uns über Ihre Hinweise auf Veranstaltungen, Tagungen etc. Bitte schicken Sie dazu eine E-Mail an die Redaktion: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.. Die DGUF nimmt eine Auswahl und ggf. eine redaktionelle Überarbeitung eingesandter Hinweise und Beiträge vor. Anhänge (z. B. PDFs mit weiterführenden Informationen) können im DGUF-Newsletter nicht aufgenommen werden. Es besteht kein Anspruch auf Veröffentlichung.
Keine Gewähr auf Angaben, die nicht aus der DGUF selbst kommen. Für den Inhalt von Websites, auf die in diesem Newsletter ein Link gesetzt ist, ist die DGUF nicht verantwortlich.
Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.