DGUF-Newsletter vom 18.12.2013

DGUF-Newsletter vom 18.12.2013

1. DGUF-Nachrichten
1.1. Nordrhein-Westfalen: Kürzungen für Denkmalschutz fallen geringer aus als befürchtet. Trotzdem arbeiten Archäologie und Baudenkmalpflege in NRW im roten Bereich
1.2. Hinweis an unsere Mitglieder: Unterlagen für den Anspruch auf den ermäßigten Mitgliedsbeitrag bis spätestens 31.12. einreichen

2. Tagungen
2.1. DGUF organisiert Session zu Open Access und Open Data bei der EAA 2014 (Istanbul, 10.-14.9.; CfP bis 27.1.)
2.2. Heritage and Healthy Societies: Exploring the Links among Cultural Heritage, Environment, and Resilience (Amherst, USA, 14.-16.5.; CfP bis 15.2.)
2.3. Langeweile auf der einen Seite des Grabens: Besprechung der Tagung "(Digital) Humanities Revisited – Challenges and Opportunities in the Digital Age" (Hannover, 5.-7.12.)

3. Veranstaltungen
3.1. Die Ausstellung "Uruk: 5000 Jahre Megacity" im Museum für Archäologie in Herne

4. Forschung
4.1. Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"
4.2. Aktuelle Ausgrabungen in den Medien
4.3. Aktuelle Forschung in den Medien
4.4. Leitfaden der AG Freiberufliche Anthropologen (AFOA) zur anthropologischen Untersuchung von Skeletten und Leichenbränden
4.5. Neue 14C-Kalibrationskurve IntCal13 im Open Access veröffentlicht
4.6. Zum Feuersteinbergbau bei Erdeborn, Landkreis Mansfeld-Südharz
4.7. "kAltes Eis": Programm zu Eisfundstellen in Graubünden

5. Kulturgutschutz
5.1. Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
5.2. Bürger dürfen nicht ohne Genehmigung ausgraben. Warum? Weil’s verboten ist! – Wie die Kantonsarchäologie Luzern zu kommunizieren versucht

6. Job-Themen und Personalia
6.1. Dr. Christiane Schmid-Merkl wird neue Leiterin des Freilichtmuseums Heuneburg
6.2. SAFE Beacon Award 2014 geht an die ägyptische Archäologin Monica Hanna

7. Und sonst …
7.1. Welche Hinweisschilder vermindern Vandalismus an wissenschaftlicher Ausrüstung?
7.2. Hübsche kleine Idee: Staff Look-alikes
7.3. Kostenloses Google-Tool für Museen
7.4. Wissenschaftsverlag Elsevier geht gegen Self-Archiving vor
7.5. Nutzer werden eine Million Bilder der British Library erschließen. Ein Modell auch für archäologische Sammlungen?
7.7. Zum Nachhören: DGUF-Beirat Dr. G. Ermischer beantwortete bei SWR2 Hörerfragen
7.8. Rezension von Dominique Oppler (Hrsg.), "Archäologie für Politiker"

8. Impressum und Redaktionshinweise


1. DGUF-Nachrichten
1.1.
Nordrhein-Westfalen: Kürzungen für Denkmalschutz fallen geringer aus als befürchtet. Trotzdem arbeiten Archäologie und Baudenkmalpflege in NRW im roten Bereich
Heute hat der Landtag von Nordrhein-Westfalen den Haushalt 2014 verabschiedet und damit auch den Landesetat für Archäologie und Baudenkmalpflege festgesetzt, und zwar auf 5,8 Millionen Euro. Dies ist gegenüber dem Zustand 2012 – dem letzten noch von der vorangehenden Landesregierung verantworteten Etat – eine Kürzung der Mittel um 6,3 Millionen Euro bzw. um mehr als die Hälfte (52 %). In ihrer Rede vor dem Landtag hat Ministerpräsidentin Hannelore Kraft diese Kürzungen ausdrücklich als notwendig vertreten. Nach den nun beschlossenen Einschnitten können die Archäologie und die Baudenkmalpflege nicht mehr ihre Aufgabe erfüllen, die Hinterlassenschaften unserer Vergangenheit umfassend zu bewahren. Bereits vor der Kürzung war die Grenze des Leistbaren erreicht. Die rot-grüne Landesregierung hatte ursprünglich noch weiter gehende Kürzungen geplant, die bundesweit einmalig gewesen wären und in ganz Europa unter Wissenschaftlern für Entsetzen sorgten. Die DGUF hatte sich mit einer öffentlichen Petition gegen die Sparpläne gestellt, sie wurde von 27.000 Personen gezeichnet. "Der Protest der Bürgerinnen und Bürger gegen die Mittelstreichungen war wertvoll," bilanziert der stellvertretende DGUF-Vorsitzende PD Dr. Frank Siegmund, "denn die vielen Unterzeichner unserer Petition haben der Politik ein klares Stopp-Signal gesetzt und für die Archäologie und Baudenkmalpflege trotz der gravierenden Verluste eine Basisfinanzierung gerettet. Das ist ein ganz beachtlicher Erfolg." Würde man die Etatsumme mit der Zahl der Unterstützer der DGUF-Petition verrechnen, könnte man sagen: Jede einzelne Unterschrift unter die Petition der DGUF hat der Archäologie und Baudenkmalpflege des Landes 215 Euro an Zuschüssen erhalten – jährlich.
"Kürzungen für Denkmalschutz fallen geringer aus als befürchtet. Trotzdem arbeiten Archäologie und Baudenkmalpflege in NRW im roten Bereich" (Pressemeldung der DGUF, 18.12.): http://www.dguf.de/fileadmin/Pressemitteilungen/DGUF-PM_18-12-2013_Kuerzungen-Denkmalschutz-NRW.pdf
Dossier zu den Mittelkürzungen bei Archäologie und Denkmalpflege in NRW und zur DGUF-Petition (DGUF, Februar - Dezember 2013): http://www.dguf.de/index.php?id=283

1.2.
Hinweis an unsere Mitglieder: Unterlagen für den Anspruch auf den ermäßigten Mitgliedsbeitrag bis spätestens 31.12. einreichen
Unterlagen, die den Anspruch auf den ermäßigten Mitgliedsbeitrag für 2014 nachweisen (z. B. Studienbescheinigungen), müssen bei unserem Geschäftsführer, Dr. Carsten Mischka, spätestens bis 31.12.2013 eingereicht sein (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.). Später eingehende Nachweise können wir leider nicht berücksichtigen! Wir setzen ohne rechtzeitig vorgelegten Nachweis den normalen Mitgliedsbeitrag von 40 Euro an. Eine Rückvergütung des Beitrags ist nicht möglich. Übrigens: Ihr Mitgliedsbeitrag ist viel mehr als das Entgelt für eine gedruckte Fachzeitschrift. Er ermöglicht zwar auch den Satz, Druck und Versand der Archäologischen Informationen. Noch mehr aber ermöglicht er das Handeln der DGUF, das Sie hoffentlich wichtig finden. Nur dank Ihrer Mitgliedsbeiträge können wir eine Tagung vorbereiten, unsere Nachwuchsförderung ausbauen, den riesigen Aufwand einer Petition durchstehen oder zu einer Anhörung im Landtag reisen. Bitte bedenken Sie auch, dass nur der reguläre Mitgliedsbeitrag von 40 Euro für die DGUF Kosten deckend ist.


2. Tagungen
2.1.
DGUF organisiert Session zu Open Access und Open Data bei der EAA 2014 (Istanbul, 10.-14.9.; CfP bis 27.1.)
Die Wandlung der Archäologischen Informationen in eine Open Access-Zeitschrift ist vollzogen, aber das Thema Open Access und Open Data in der Archäologie bedarf weiterer vorrausschauender Reflektion. Die DGUF organisiert dazu eine Session auf der EAA 2014 in Istanbul (PD Dr. F. Siegmund/Univ. Düsseldorf & Prof. Julian D. Richards /Univ. York): "Barriers and opportunities: Open Access and Open Data in Archaeology". Näheres beschreibt das Abstract zur Session: Führende Institutionen der Forschungsfinanzierung in Europa unterstützen die "Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen" (2003). Die Entscheidungen der Geldgeber sind gefallen: ein weitreichender Umbau des wissenschaftlichen Publikationswesens in Richtung auf Open-Access wird noch im laufenden Jahrzehnt erfolgen. Parallel dazu entsteht die nötige Infrastruktur für Open Data und der politische Druck, diese auch zu nutzen. Während sich in anderen Wissensbereichen Open-Access-Zeitschriften und die Publikation von Forschungsdaten bereits fest etabliert haben, tun sich viele Geisteswissenschaften und auch die Archäologie noch schwer mit diesem Schritt. Aktuell veröffentlicht die überwiegende Mehrheit der hochrenommierten Zeitschriften und Reihen in der Archäologie weiterhin auf traditionellen Wegen, und Forschungsdaten bleiben zumeist unpubliziert. Zugleich sind Pioniere und frühe Adaptoren von Open Access und Open Data noch mit den Problemen der praktischen Umsetzung beschäftigt. Die Session möchte einen aktuellen Überblick über die Themen Open Access und Open Data in der Archäologie gewinnen und lädt zu Beiträgen ein. Es ist wichtig, bereits frühzeitig einen Schritt weiter zu denken: Was sind die absehbaren wissenschaftlichen und sozialen Folgen von Open Access? Werden Open Access und Open Data die Art der archäologischen Forschung und der Publikationen verändern, werden sie die Art unseres Austausches mit der breiteren Öffentlichkeit verändern? - Der Call for Papers dauert bis zum 27. Januar.
"T02S002 Barriers and opportunities: Open Access and Open Data in Archaeology": https://www.eaa2014istanbul.org/sayfa/139
CfP zur EAA 2014 in Istanbul (10.-14. Sept.): https://www.eaa2014istanbul.org/sayfa/142

2.2.
Heritage and Healthy Societies: Exploring the Links among Cultural Heritage, Environment, and Resilience (Amherst, USA, 14.-16.5.; CfP bis 15.2.)
Heritage and well-being are often seen as disparate concerns. Heritage's value is mostly reduced to economic development and tourism. But how can the collective remaking of the past in the present play a role in imagining a more sustainable and healthy future? The goal of this conference is to explore the application of the past to contemporary and future social challenges, specifically sustainability and wellbeing. According to the organizers the conference will explore the relationship between heritage and three interrelated aspects of sustainability and wellbeing: (1) Heritage and environment, (2) Heritage and resilience, and (3) Heritage and wellness.
http://scholarworks.umass.edu/chs_conference/2014/

2.3.
Langeweile auf der einen Seite des Grabens: Besprechung der Tagung "(Digital) Humanities Revisited – Challenges and Opportunities in the Digital Age" (Hannover, 5.-7.12.)
Dr. Lilian Landes, Mitarbeiterin am Zentrum für Elektronisches Publizieren der Bayerischen Staatsbibliothek, liefert auf Hypotheses.org eine differenzierte Sicht auf die Tagung der Volkswagen-Stiftung über digitale Geisteswissenschaften. Ein Graben haben sich durch die Konferenz gezogen: Die einen hätten beim Tagungsthema an computergestützten Analyseverfahren gedacht, die den Geisteswissenschaften ganz neue Forschungsfragen und Datenbearbeitungsmethoden eröffnen. Andere hingegen betrieben mehr oder minder klassische geisteswissenschaftliche Forschung, seien aber an neuen Formen der Kommunikation und Publikation interessiert, welche die digitale Welt bietet. Für diese Fraktion sei die opulent ausgestattete Tagung langweilig gewesen. Landes gibt einen interessanten Überblick über den aktuellen Stand der Debatte. U. a. führt sie Manfred Nießens (DFG) an, der meint, die Geisteswissenschaften hätten ein Problem mit ihrem Selbstbewusstsein und offensichtlich Schwierigkeiten, neue Instrumente ebenso nahtlos und selbstverständlich in ihren vorhandenen Werkzeugkasten einzubinden, wie es andere Disziplinen täten. Als Schlusswort dient Landes ein Kommentar aus dem Publikum: Keine Sekunde sei es wert, ins Überzeugen von Zweiflern an den neuen Möglichkeiten der "Digital Humanities" investiert zu werden. Wenn fachlich überzeugende Arbeiten vorlägen, die nur mit diesen Methoden in dieser Form hätten entstehen können, sei allen Zauderern der Wind aus den Segeln genommen.
http://rkb.hypotheses.org/576


3. Veranstaltungen
3.1.
Die Ausstellung "Uruk: 5000 Jahre Megacity" im Museum für Archäologie in Herne (3. Nov. 2013 - 21. April 2014)
Die vom Vorderasiatischen Museum in Berlin und den Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim in Zusammenarbeit mit dem DAI entwickelte Sonderausstellung über Uruk wird nach ihrer ersten Präsentation im Pergamon-Museum überraschend statt wie ursprünglich angekündigt in Mannheim derzeit im Landesmuseum in Herne gezeigt. Die von einem genretypisch gut bebilderten, umfangreichen Katalog begleitete Ausstellung wirkt in Herne puristisch, auf das Wesentliche konzentriert. Der Ausstellungsraum gleicht einer Industriehalle: groß, hoch, Sichtbeton, natürliches Oberlicht. Darin eine ausnehmend zurückhaltende Ausstellungsinszenierung, hell und ohne besondere Lichteffekte. Sparsame Texte in konventioneller Darbietung, auf Wunsch ergänzt um die Texte eines Hörführers, die aber ebenfalls eher knapp ausfallen. Wenige Vitrinen lassen in der Halle viel Platz z.B. für Schulklassen und Gruppenführungen und unterstreichen das Prinzip strenger Objektauswahl. Man sieht Funde, Götter- und Herrscherfiguren zumeist, die man schon seit langem aus gängigen Handbüchern in guten Photos kennt, und ansonsten vor allem kleine Täfelchen mit Keilschrifttexten, deren Transkription und Übersetzung. Trotz einiger Leihgaben aus dem Ausland handelt es sich bei den zentralen Stücken der Ausstellung fast ausnahmslos um gute Nachbildungen, man vermisst insbesondere Originale aus Bagdad. An Stelle klassisch gebauter Modelle oder Dioramen vermitteln einige wenige Videos mit rekonstruierenden Animationen einen Eindruck von Raum, Landschaft und rekonstruierbarer Architektur. Eine Ausstellung also, die den Besucher nicht durch eine Überfülle an Objekten, Inszenierung und Information erschlägt, sondern ihm zurückhaltend Raum und Ruhe schenkt, anregt und ihm Zeit für Fragen gibt. Nach der Geschichte beispielsweise, die die Ausstellung über Uruk gradlinig erzählt: Eine Klimaveränderung trocknete die Sümpfe aus und führte zu mehr nutzbarem Ackerland, resultierend zu starkem Bevölkerungswachstum, dies erforderte eine strenge Organisation der Gesellschaft, was zu einer starken sozialen Hierarchie und einer Bürokratie führte, welche die Erfindung von Zahl und Schrift zu Verwaltungszwecken erforderte. Und auch das Ende der Großstadt war – so lernt es der Besucher – naturgegeben: Es trat ein, als der Euphrat seinen aktiven Lauf allzu weit von der Stadt entfernte. Die Ausstellung zeichnet eine Gesellschaft, die unter diesen Drücken von weisen und starken Führern geleitet werden musste. Das wird quasi als zwangsläufige Konsequenz dargestellt. Ein nachdenklich gewordener Besucher wundert sich: Hat obrigkeitsstaatlich eine starke Politik etwa in Bagdad oder Berlin ein solches – gelinde gesagt: vor-demokratisches – Gesellschaftsbild bei den Ausstellungsmachern bestellt? Wohl kaum. Es sind die Ausstellungsmacher selbst, die aus freien Stücken ein solches Geschichtsbild entwerfen. Wie gesagt: eine ungewöhnliche Ausstellung, die den Besucher zum Fragen anregt.
Die Website der Ausstellung in Herne: http://www.uruk.lwl.org/
"5.000 Jahre Megacity - Ausstellung in Herne zeigt »Uruk« als eine Wiege der Zivilisation" (Pressemeldung LWL, 30.10.): http://www.lwl.org/pressemitteilungen/mitteilung.php?mobi=1&urlID=31343
"Uruk-Ausstellung kommt von Berlin nach Herne ins Archäologiemuseum" (WAZ, 1.10.): http://www.derwesten.de/staedte/nachrichten-aus-herne-und-wanne-eickel/uruk-ausstellung-kommt-von-berlin-nach-herne-ins-archaeologiemuseum-id8515123.html
Über die Ausstellung im Berliner Pergamonmuseum (25.4.-8.9.2013) z.B. Deutsche Welle (25.4., 1:28 min): http://mediacenter.dw.de/german/video/item/934867/Ausstellung_Uruk_5000_Jahre_Megacity/
"Uruk – 5000 Jahre Megacity" (Pressemeldung des DAI, 25.4.): http://www.dainst.org/de/pressrelease/uruk-5000-jahre-megacity?ft=all


4. Forschung
4.1.
Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"
Schreg, R., Zerres, J., Pantermehl, H., Wefers, St., Grunwald, L. & Gronenborn, D. (2013). Habitus - ein soziologisches Konzept in der Archäologie. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 4. 12. 2013. CC BY-SA 3.0
http://www.dguf.de/index.php?id=9

4.3. Aktuelle Forschung in den Medien
"Why Halley's Comet May Be Linked to Famine 1,500 Years Ago" (LiveScience, 18.12.): http://www.livescience.com/42048-halleys-comet-linked-to-ancient-famine.html
"Neanderthal genome shows early human interbreeding, inbreeding" (Pressemeldung Universität Berkeley, 18.12.): http://newscenter.berkeley.edu/2013/12/18/neanderthal-genome-shows-evidence-of-early-human-interbreeding-inbreeding/
"Neanderthals buried their dead, new research concludes" (Pressemeldung Universität New York, 16.12.): http://www.nyu.edu/about/news-publications/news/2013/12/16/neanderthals-buried-their-dead-new-research-concludes.html
"Cat domestication traced to Chinese farmers 5,300 years ago" (Pressemeldung Universität St. Louis, 16.12.): http://news.wustl.edu/news/Pages/26273.aspx
"Human Hand Fossil Turns Back Clock 500,000 Years on Complex Tool Use" (LiveScience, 16.12.): http://www.livescience.com/41986-human-hand-fossil-reveals-early-tool-use.html
"How archaeology helps wild reindeer" (ScienceNordic, 12.12.): http://sciencenordic.com/how-archaeology-helps-wild-reindeer
"Terracotta Warriors Inspired by Ancient Greek Art" (Livescience, 10.12.): http://www.livescience.com/41828-terracotta-warriors-inspired-by-greek-art.html und L. Nickel, The First Emperor and sculpture in China. Bulletin of the School of Oriental and African Studies, Vol. 76, Issue 03, pp 413-447. DOI: http://dx.doi.org/10.1017/S0041977X13000487, Published online: 09 October 2013
"Mainzer Wissenschaftler untersuchen römische Säulenfragmente mittels Neutronenaktivierungsanalyse" (Pressemeldung Universität Mainz, 10.12.): http://www.uni-mainz.de/presse/58806.php
Sima de los Huesos: "Älteste menschliche DNA entziffert. Max-Planck-Forscher entziffern das mitochondriale Erbgut eines 400.000 Jahre alten Homininen aus Spanien" (Pressemeldung Max-Planck-Gesellschaft, 4.12.): http://www.mpg.de/7636592/hominine_aus_sima_de_los_huesos
"New evidence suggests Neanderthals organized their living spaces" (Pressemeldung Universität Denver, 4.12.): http://www.ucdenver.edu/about/newsroom/newsreleases/Pages/New-evidence-suggests-Neanderthals-organized-their-living-spaces.aspx

4.2.
Aktuelle Ausgrabungen in den Medien
Old Dongola/Sudan: "Inscriptions Everywhere! Magical Medieval Crypt Holds 7 Male Mummies" (LiveScience, 17.12.): http://www.livescience.com/42017-medieval-crypt-holds-7-male-mummies.html
"Wars of the Roses bodies found in hotel grounds near Harlech Castle" (Wales Online, 12.12.): http://www.walesonline.co.uk/news/wales-news/wars-roses-bodies-found-queens-6399588, mehr zu den Rosenkriegen: http://de.wikipedia.org/wiki/Rosenkriege
"Warschauer Ghetto: Archäologen fahnden nach verschollenem Arbeiter-Archiv" (Spiegel, 11.12.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/warschauer-ghetto-die-suche-nach-dem-verschollenen-bund-archiv-a-938426.html
"Oldest Human Footprints in North America Identified" (Western Digs, 9.12.): http://westerndigs.org/oldest-human-footprints-in-north-america-identified/
Paranthropus boisei: "Discovery of partial skeleton suggests ruggedly built, tree-climbing human ancestor" (Phys.org, 5.12.): http://phys.org/news/2013-12-discovery-partial-skeleton-ruggedly-built.html

4.4.
Leitfaden der AG Freiberufliche Anthropologen (AFOA) zur anthropologischen Untersuchung von Skeletten und Leichenbränden
Die AG Freiberufliche Anthropologen (AFOA) erarbeitet u. a. Standards für die Arbeit von Anthropologen und setzt sich für den interdisziplinären Austausch ein. Etwas verborgen in einem Leitfaden/Kodex der Arbeitsgemeinschaft befinden sich Hinweise, die auch für Archäologen spannend sind: Der zwei Seiten lange Leitfaden listet genau auf, was zu einer anthropologischen Untersuchung von Skeletten und Leichenbränden gehört. Dr. Bettina Jungklaus, die Sprecherin der AG, sagte dazu der DGUF: "Wir haben schon manchmal die Erfahrung gemacht, dass Archäologen das ganze Spektrum anthropologischer Arbeiten nicht bekannt ist und lediglich eine Alters- und Geschlechtsbestimmung als anthropologische Bearbeitung angesehen wird." Tatsächlich befassen sich Anthropologen auch mit der Rekonstruktion der Körperhöhe, mit muskulären Stressmarkern und vielen weiteren Aspekten. Mit dem Leitfaden möchte die AG etwas "Aufklärungsarbeit" leisten.
Website der AG Freiberufliche Anthropologen (AFOA) mit dem Leitfaden: http://www.gfanet.de/node/70

4.5.
Neue 14C-Kalibrationskurve IntCal13 im Open Access veröffentlicht
Die im Juli 2012 auf der 21. Internationalen Radiocarbon Conference in Paris erstmals vorgestellte neue Kalibrationskurve wurde nun in der Zeitschrift Radiocarbon publiziert, einschließlich der zugehörigen Daten, d. h. der Kalibrationskurve. Dank einer Spende erscheint dieser Radiocarbon-Band im Open Access. Gegenüber dem vorangehenden Standard IntCal09 wurden der zugrunde liegende Datensatz erweitert und die Berechnungsmethoden verfeinert. Für den jüngeren Zeitabschnitt, d. h. den durch dendrochronologische Daten fixierten Abschnitt von heute an zurück bis 13.900 cal BP, sind die Änderungen gegenüber IntCal09 relativ gering. Spürbare Abweichungen ergeben sich vor allem in der Eisenzeit um 500-675 v. Chr. und in der Bronzezeit in den Abschnitten ca. 1.250-1.350 und um 1.550 v. Chr. (Reimer et al. 2013, Abb. 5); für spezielle Fragen beachtenswert ist auch der stark verbesserte Datensatz im Bereich 1950 n.Chr. bis heute. Stärker sind die Abweichungen vor 13.900 cal BP. So werden z. B. die Datierungen im Abschnitt ca. 25.000 cal BP bis 45.000 cal PB nun im (groben) Mittel um etwa 500 Jahre jünger angesetzt. In der ganzen Diskussion um die paläolithische Kunst und den Übergang Neandertaler / Jetztmensch, wo es oft um "den ersten Beleg von..." o. ä. geht, spielen diese Unterschiede eine beträchtliche Rolle, d. h. man wird stets beachten müssen, nach welchem Standard die Daten und ihre Vergleiche kalibriert wurden.
Reimer, P. J., Bard, E., Bayliss, A. et. al. (2013): INTCAL13 and MARINE13 radiocarbon age calibration curves 0–50,000 year cal BP. Radiocarbon 55(4), p. 1869-1887. Radiocarbon 55(4), 2013: https://journals.uair.arizona.edu/index.php/radiocarbon/issue/view/1024
IntCal13 Supplemental data: http://www.radiocarbon.org/IntCal13.htm

4.6.
Zum Feuersteinbergbau bei Erdeborn, Landkreis Mansfeld-Südharz
Entlang der A 38 zwischen Halle und Lutherstadt Eisleben erstreckt sich unverkennbar eine Bergbaulandschaft. Sie ist in dem sehenswerten Film "Schultze gets the blues" von Michael Schorr mit dem hier gelegenen Ort Teutschenthal liebevoll mit beindruckenden Bildern und Charakteren in Szene gesetzt worden. In dieser Landschaft hat, nach jüngsten archäologischen Ausgrabungen, der Bergbau eine deutlich ältere Tradition. Die Ausgrabungen vor Errichtung eines Windparks erbrachten rund 100 Gruben, von denen bisher 80 untersucht werden konnten. Sie liegen scheinbar dicht beieinander; die geschätzte Gesamtfläche, in der diese Befunde vorkommen sollen beträgt jedoch ca. 40 ha. Die Gruben reichen mit bis zu 3,5 m Tiefe bis auf eine Schicht mit Feuersteinknollen hinab und erweitern sich hier von ca. 0,6-0,8 m glockenförmig. Bei den Funden dominieren Feuersteinabschläge, die als Hinweis auf eine unmittelbare Qualitätskontrolle vor Ort gewertet werden. Hinzu kommen Keramikscherben, die grob in das Neolithikum datiert werden können. Demnach beruht das bisher angegeben Alter von 6.000 Jahren wohl auf ersten Radiokarbondatierungen. Der Vergleich mit Abensberg-Arnhofen (Bayern) scheint nur bedingt statthaft, sind hier doch mindestens 20.000 Schächte auf ca. 10 ha bekannt und mit einer Tiefe von 6-8 m und einem Durchmesser von 2 m wesentlich größer dimensioniert. Die Sensation hält sich demnach in Grenzen. Dennoch ist es ein seltener und für die Region besonders wichtiger Befund. Sofern die Datierung auf ca. 4.000 v. Chr. valide ist, stehen vielmehr der Landschaftsbezug und die Frage nach der Siedlungsgemeinschaft im Vordergrund. Befunde der Trichterbecherzeit waren aus der unmittelbaren Nachbarschaft bisher eher spärlich vertreten. Umso bedeutender ist hier ein chronologisch möglicher Kontext mit einem 10 km südlich beim Autobahnbau nahe Espenstedt entdeckten Hockergrab. Es enthielt neben einer Baalberger Kanne Michelsberger Gefäße und weist auf weitreichende Kontakte bis nach Südwestdeutschland hin. Von derselben Grabung stammt der ältere Befund eines tiefen Schachtes mit unverzierten und recht scharf profilierten Kugelbechern, die bisher Rössen zugewiesen werden. Gleichwohl entsprechen sie erstaunlich gut auch Gatersleber Formen und können somit gleichfalls nahe an den Zeithorizont des Bergbaues gerückt werden. Der bekannte Fundplatz von Salzmünde liegt mit über 15 km nordwestlich deutlich weiter entfernt und hat einen geographisch anderen Bezug eher zur Saale hin. Die Sensation ist also viel mehr die Frage nach der exakten Datierung, den Betreibern und ihrer Siedlungslandschaft. Hier ist hoffentlich bald Näheres zu erfahren.
"6.000 Jahre altes Feuersteinbergwerk im Mansfelder Land entdeckt" (Archäologie Online, 5.12.): http://www.archaeologie-online.de/magazin/nachrichten/6000-jahre-altes-feuersteinbergwerk-im-mansfelder-land-entdeckt-28356/
"6.000 Jahre altes Feuersteinbergwerk entdeckt" (Mitteldeutsche Zeitung, 3.12.): http://www.mz-web.de/mitteldeutschland/archaeologie-mitteldeutschland-6-000-jahre-altes-feuersteinbergwerk-entdeckt,20641266,25503914.html
H. Meller/V. Dresely, Archäologie auf der Überholspur. Ausgrabungen an der A 38. Archäologie in Sachsen-Anhalt. Sonderband 5 (Halle (Saale) 2006).

4.7.
"kAltes Eis": Programm zu Eisfundstellen in Graubünden
Abschmelzende Gletscher und Eisflecken geben immer wieder Objekte aus verschiedenen Epochen der (Ur-)Geschichte frei. Fundverdachtsflächen müssen mit Hilfe von GIS-gestützten Vorhersagemodellen errechnet werden, um das kurze Zeitfensters der maximalen Eisschmelze im Sommer bestmöglich nutzen zu können. In Graubünden wurde ein Vorhersagemodell entwickelt, das nun das Institut für Kulturforschung Graubünden im Rahmen des Projektes "kAltes Eis" umsetzt. Neben der archäologischen Prospektion im Gelände werden auch glaziologische Daten von abschmelzenden Eisflecken erhoben. Auf der Projekt-Website finden sich vielfältige weiterführende Informationen und auch ein wertvoller kurzer Leitfaden, beispielsweise für Bergwanderer, zum richtigen Vorgehen bei Eisfunden.
http://kalteseis.com/


5. Kulturgutschutz
5.1. Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
"Thüringen: Kein Geld für Kernaufgaben der Bodendenkmalpflege" (Archaeologik, 16.12.): http://archaeologik.blogspot.de/2013/12/thuringen-kein-geld-fur-kernaufgaben.html
"Kulturschätze: Ägypten wird ausgeplündert" (Deutschlandradio, 11.12.): http://www.dradiowissen.de/kulturschaetze-aegypten-wird-ausgepluendert.38.de.html?dram%3Aarticle_id=271638
"Neue Einstürze in Pompeji" (Archaeologik, 4.12.): http://archaeologik.blogspot.de/2013/12/neue-einsturze-in-pompeji.html
Familie Flamenbaum/Vorderasiatisches Museum Berlin: "3,200-Year-Old Gold Artifact Transferred From L.I. Estate To German Museum" (CBS, 4.12.): http://newyork.cbslocal.com/2013/12/04/3200-year-old-gold-artifact-transferred-from-l-i-estate-to-german-museum/ und "Lange vermisstes Goldtäfelchen kehrt ins Vorderasiatische Museum der Staatlichen Museen zu Berlin zurück" (Pressemeldung Stiftung Preußischer Kulturbesitz, 4.12.): http://www.preussischer-kulturbesitz.de/pressemitteilung/news/2013/12/04/lange-vermisstes-goldtaefelchen-kehrt-ins-vorderasiatische-museum-der-staatlichen-museen-zu-berlin-z.html
Musée paléochrétien de Carthage: "Die Entführung des Ganymed: ein Museumsraub in Karthago" (Archaeologik, 2.12.): http://archaeologik.blogspot.de/2013/12/die-entfuhrung-des-ganymed-ein.html
"Treasure hunters in China are illegal and organized" (Want China Times, 2.12.): http://www.wantchinatimes.com/news-subclass-cnt.aspx?id=20131202000009&cid=1103
"Kulturgut im syrischen Bürgerkrieg (November 2013)" (Archaeologik, 1.12.): http://archaeologik.blogspot.de/2013/12/kulturgut-im-syrischen-burgerkrieg.html und "UNESCO sounds alarm about illicit Syria archeology digs" (Reuters, 14.12.): http://in.reuters.com/article/2013/12/13/us-syria-crisis-un-archeology-idINBRE9BC10920131213
"Destruction of Heritage and Spikes of Violence in Iraq" (PACHI, 29.11.): http://paul-barford.blogspot.de/2013/11/destruction-of-heritage-and-spikes-of.html
"Libya to curb antiquities smuggling" (Magharebia, 29.11.): http://magharebia.com/en_GB/articles/awi/features/2013/11/29/feature-01
"Die Krise in Griechenland und ihre Auswirkungen auf die Archäologie" (Archaeologik, 28.11.): http://archaeologik.blogspot.de/2013/11/die-krise-in-griechenland-und-ihre.html
"Is heritage policy protecting ancient monuments or dictated by them? A century after the ancient monuments act, the battle between connoisseurs and iconoclasts continues" (The Guardian, 27.11.): http://www.theguardian.com/culture-professionals-network/culture-professionals-blog/2013/nov/27/heritage-policy-funding-ancient-monuments

5.2.
Bürger dürfen nicht ohne Genehmigung ausgraben. Warum? Weil’s verboten ist! – Wie die Kantonsarchäologie Luzern zu kommunizieren versucht
Einen Trickfilm und einen Flyer zur Bekämpfung von illegalen Ausgrabungen hat die Kantonsarchäologie Luzern produziert und online gestellt. Der 26-sekündige Film kommt ohne Sprecher oder Untertitel daher und zeigt einen Raubgräber, der mit einer Metallsonde ein Grab aufspürt, es freilegt, worauf ihn eine riesige Hand ergreift und ins Gefängnis steckt. Schnitt, Ende, aus. Ist das Scherz, Satire oder Ironie? Wohl kaum: Der Flyer ist ähnlich kurz angebunden und voller Ausrufezeichen: "Wichtig! Archäologische Bodenfunde gehören dem Kanton! Das Forschen und Graben nach archäologischen Bodenfunden ist verboten! Der Besitz von illegal erworbenen archäologischen Bodenfunden wie auch der Handel damit sind strafbar!" Wer’s dann genauer wissen will, was er alles nicht! tun! darf!, dem werden Gesetzestexte angeboten. Hm. Nehmen wir versuchsweise einmal an, es gibt mündige und intelligente Bürger, die aufrichtig verstehen möchten, warum sie nicht selbst Ausgrabungen veranstalten dürfen, zum Beispiel auf ihrem eigenen Grund. Sie können nach etwas Suchen auf der Website der Kantonsarchäologie noch ein FAQ entdecken: "Darf ich selber eine Grabung veranstalten?" Nein, darf man nicht, lernt der Bürger. Denn es ist bewilligungspflichtig, und die Funde gehören der Öffentlichkeit. Deshalb muss man Funde melden, und wer’s nicht tut, wird bestraft. Sie wissen schon: das mit der riesigen Hand … Man fragt sich, an wen genau sich die Kantonsarchäologie mit ihrer Kampagne richtet und was sie bezwecken will. Wird auch nur ein einziger langjähriger Raubgräber wegen des Kurzfilms eingeschüchtert die Metallsonde abgeben? Werden Spaziergänger künftig verstärkt kritisch nachfragen oder die Polizei rufen, wenn sie jemanden beim Ausgraben oder Sondeln beobachten? Interessierte Bürger erhalten nirgendwo die Chance zu begreifen, wieso sie nicht ausgraben dürfen und wieso sie wachsam sein sollen. Was ein geschlossener Fund ist, beispielsweise, wird nirgends angesprochen. Wir alle halten uns am ehesten an Regeln, wenn wir sie gutheißen oder wenigstens nachvollziehen können. "Es ist verboten" ist keine Begründung und keine Erläuterung. Die Strafbarkeit anzusprechen, ist wichtig und richtig, aber das darf nicht alles sein. Nur das Verbot in die Welt zu schreien, bringt die Archäologie – welche auch in der Schweiz auf die Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger unbedingt angewiesen ist – in das distanzierende Licht von Obrigkeitsstaat, Prinzipienreiterei und Herablassung. Wie schade! Gut, dass die Kantonsarchäologen Film und Flyer nur auf ihrer eigenen Website anbieten, nicht etwa an publikumsträchtigen Stellen wie Youtube. Damit entgeht das Machwerk immerhin weitestgehend dem öffentlichen Stirnrunzeln.
"Was passiert mit Raubgräbern?" (Kantonsarchäologie Luzern, Video, 0:26 Min.): http://www.da.lu.ch/index/archaeologie.htm
Flyer "Archäologische Bodenfunde gehören dem Kanton!" (Kantonsarchäologie Luzern) http://www.da.lu.ch/flyer_detektor.pdf
"Darf ich selber eine Grabung veranstalten oder mit Hilfe eines Metalldetektors nach archäologischen Funden graben?" (FAQ mit Antwort der Kantonsarchäologie Luzern): http://www.da.lu.ch/darf_ich_selber-3.pdf


6. Job-Themen und Personalia
6.1.
Dr. Christiane Schmid-Merkl wird neue Leiterin des Freilichtmuseums Heuneburg
Dass am 1. Januar Dr. Christiane Schmid-Merkl die Leitung des Freilichtmuseums Heuneburg übernimmt, ist eine von mehreren guten Nachrichten rund um den keltischen "Fürstensitz". Die 30-jährige Schmid-Merkl studierte Urgeschichtliche Archäologie, Klassische Archäologie und Alte Geschichte. Ihre Promotion galt dem Thema "Der Oberrhein. Archäologie einer metallzeitlichen Flusslandschaft". Nächsten Juni sollen auf der Heuneburg die Rekonstruktion des Steintores und ein neuer Zugang fertig sein, auch eine App und ein neues Logo sind geplant. Vergangenen Sommer konnte das Freilichtmuseum der Schließung entgehen: Träger ist seit 1. November die Gesellschaft für Archäologie in Württemberg und Hohenzollern, der Verein Heuneburg-Museum ist Kooperationspartner. Jetzt wurde auch bekannt, dass die DFG Gelder für ein zwölfjähriges Forschungsprojekt nahe der Heuneburg genehmigt hat. Außerdem liegen nun Funde und Ergebnisse aus Untersuchungen des Fürstinnengrabes von Herbertingen nahe der Heuneburg vor, das als Block geborgen und in Ludwigsburg aufwendig analysiert worden war.
"Neue Leiterin schlägt Brücke zur Archäologie. Künftige Träger des Freilichtmuseums Heuneburg stellen Konzept vor" (Schwäbische Zeitung, 11.12.): http://www.schwaebische.de/region/sigmaringen-tuttlingen/bad-saulgau/stadtnachrichten-bad-saulgau_artikel,-Neue-Leiterin-schlaegt-Bruecke-zur-Archaeologie-_arid,5550944.html
"Land wendet Schließung des Heuneburg-Museums ab" (Stuttgarter Zeitung, 17.6.): http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.keltenmuseum-bei-sigmaringen-land-wendet-schliessung-des-heuneburg-museums-ab.e86f5624-9b94-47ab-abbf-98cb203c859b.html
"Der Goldschmuck der Keltenfürstin. Die Menschen damals hatten Gespür für das Schöne" (SWR, 5.12.): http://www.swr.de/landesschau-aktuell/bw/praesentation-funde-fuerstinnengrab/-/id=1622/nid=1622/did=12496436/1xqeo2j/

6.2.
SAFE Beacon Award 2014 geht an die ägyptische Archäologin Monica Hanna
Monica Hanna positioniert sich engagiert gegen die Plünderungen in ihrem Heimatland (vgl. DGUF-Newsletter vom 16.7.2013, Punkt 6.6.). Sie geht dabei auch persönliche Risiken ein – ihre Fotos, beispielsweise, möchten Raubgräber nicht veröffentlicht sehen. Hanna hat Einfluss, so folgen ihr allein auf Twitter mehr als 20.000 User. Hanna erhält den SAFE Beacon Award 2014 für ihr vorbildliches Engagement, die Plünderungen in Ägypten öffentlich zu machen.
"Im Kampf gegen die Plünderer - Preis an Monica Hannah" (Archaeologik, 9.12.): http://archaeologik.blogspot.de/2013/12/im-kampf-gegen-die-plunderer-preis.html


7. Und sonst …
7.1.
Welche Hinweisschilder vermindern Vandalismus an wissenschaftlicher Ausrüstung?
Nicht nur Archäologen, sondern beispielsweise auch Ornithologen müssen wissenschaftliche Ausrüstung ohne ständige Bewachung im Freien zurücklassen. Beschädigen oder stehlen Dritte die Ausrüstung, stellt das meist einen großen finanziellen und wissenschaftlichen Verlust dar. Kann die Wortwahl auf Hinweisschildern die Häufigkeit von Vandalismus beeinflussen? Werden Mitbürger eher durch die Drohung einer Anzeige von Vandalismus abgehalten, oder hilft ein freundlicher Hinweis auf eine Abschlussarbeit mehr? Das untersuchten Verhaltensforscher vom Max-Planck-Institut für Ornithologie mit Hilfe von 60 Ausrüstungs-Attrappen - vorgeblich der Untersuchung von Kleinsäugern dienend - in vier Münchner Stadtparks. An allen Attrappen war entweder ein persönlich, neutral oder drohend formuliertes Hinweisschild angebracht. Es war immer kenntlich gemacht, dass die Ausrüstung Eigentum des Max-Planck-Instituts ist; immer wurde gebeten, die Ausrüstung nicht zu berühren. Das neutrale Schild gab neutrale, nüchterne Informationen. Das persönliche Schild versuchte sprachlich, die Empathie des Lesers zu gewinnen, indem es ihn z. B. direkt ansprach. Es ordnete die Attrappe der (fiktiven) Abschlussarbeit eines Studierenden zu und gab dessen Telefonnummer an, falls es Fragen gebe. Außerdem war das Foto eines Eichhörnchen-Babys angebracht. Das drohend formulierte Schild war im Ton ebenfalls unpersönlich gehalten und sprach ein Risiko an, welches das Berühren der Attrappe mit sich bringe. Außerdem wurde angedroht, jeder Diebstahl der angeblich mit einem GPS-Sender versehenen Geräte würde zur Anzeige gebracht. Attrappen mit einem freundlichen, persönlichen Hinweisschild wurden insgesamt 40 Prozent weniger häufig manipuliert als die beiden Versionen mit neutralem oder drohendem Schild. Es gab jedoch keinen Unterschied in der Schwere der Manipulation. Ein freundlich-persönliches Hinweisschild konnte also nicht beeinflussen, was genau mit der Ausrüstung angestellt wurde, dafür aber, wie häufig etwas beschädigt, verstellt oder gestohlen wurde. Nach dem Kenntnisstand der Autoren wurde bisher keine systematische Studie zu diesem Thema durchgeführt. Sie weisen darauf hin, dass die Ergebnisse vielleicht nur für urbane öffentliche Räume wie eben Parks Gültigkeit haben. Auch sind süße Eichhörnchenbabyfotos nur schwerlich mit der Thematik archäologischer Ausgrabungen zu verknüpfen ;-) Dennoch sind die Ergebnisse der Studie auch für Archäologen ein spannender und wahrscheinlich hilfreicher Hinweis.
"Hände weg – bitte. Freundliche Hinweisschilder vermindern Vandalismus an wissenschaftlicher Ausrüstung" (Pressemeldung Max-Planck-Gesellschaft, 26.11.): http://www.mpg.de/7628338/vandalismus
B.-Markus Clarin et al., Personal messages reduce vandalism and theft of unattended scientific equipment. Methods in Ecology and Evolution 2013, Article first published online: 25 NOV 2013. doi: 10.1111/2041-210X.12132 http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/2041-210X.12132/abstract

7.2.
Hübsche kleine Idee: Staff Look-alikes
Die Harvard Art Museums veröffentlichen mit "Index" ein Magazin mit starker Online-Präsenz. Eine hübsche Idee darin sind Staff Look-alikes, bislang fünf, die Museumsmitarbeiter Kunstwerken aus den Sammlungen gegenüberstellen. So korrespondiert etwa der technische Direktor Jeff Steward mit einer Hermes-Büste. Museumsintern sorge das für manche Lacher, berichtet "Index". Ebenso bringt es dem Publikum aber die Menschen im Museum näher und stärkt damit die Bindung an diese Institution. Clevere weitere Idee: Die User sind eingeladen, die Sammlungen digital zu durchstöbern und alle Doppelgänger von sich selbst auf der Facebook- bzw. Twitter-Präsenz der Museen zu teilen.
http://magazine.harvardartmuseums.org/tag/look-alikes

7.3.
Kostenloses Google-Tool für Museen
Das Google Cultural Institute startete am 10. Dezember einen neuen kostenlosen Dienst, der sich u. a. an Museen richtet: Mit Google Open Gallery können Texte, hochauflösende Abbildungen, Videos und Audios hochgeladen und damit Online-Ausstellungen erstellt werden. Interessant ist das für jeden, der eine zentrale Plattform sucht und erprobte, leistungsfähige Tools einsetzen möchte. Google stellt neben den Werkzeugen auch das Hosting der hochgeladenen Inhalte kostenfrei zur Verfügung. Derzeit ist Google Open Gallery noch nicht frei verfügbar – man muss eingeladen werden. Einen Blick in Googles Pläne erlaubt auch die zeitgleiche Eröffnung eines physischen "Labors" bei Google Paris, in dem der Konzern mit 3D-Scannern, hochauflösenden Kameras, interaktiven Bildschirmen und in Zusammenarbeit mit Museen neue Ideen entwickelt will. Es sei gleichzeitig daran erinnert, dass bei jedem kostenlosen Dienst eines kommerziellen Unternehmens der Kunde das Produkt ist.
Projektwebsite Google Open Gallery: http://www.google.com/opengallery
"Online exhibitions made easy with Google Open Gallery" (Google Europe Blog, 10.12.): http://googlepolicyeurope.blogspot.ca/2013/12/online-exhibitions-made-easy-with.html
"Google Open Gallery" (Blog "iliou melathron", 11.12.): http://blog.iliou-melathron.de/index.php/2013/12/google-open-gallery/

7.4.
Wissenschaftsverlag Elsevier geht gegen Self-Archiving vor
Wie der Blogger Mike Taylor am 6.12. berichtet, hat der Elsevier-Verlag die Plattform Academia.edu gezwungen, von Autoren dort im Self-Archiving eingestellte Artikel zu depublizieren. Damit geht einer der großen Wissenschaftsverlage gegen eines der drei großen und weltweit bekannten Archive vor, auf denen Autoren ihre wissenschaftlichen Aufsätze im sog. grünen Weg des Open Access frei zugänglich machen. Je nach der von ihnen getroffenen Verlagsvereinbarung dürfte das Vorgehen von Elsevier rechtlich einwandfrei sein, sofern es sich um Kopien der tatsächlich publizierten Fassungen handelte. Den betroffenen Autoren bleibt indes die juristisch unstrittige Möglichkeit, das ungesetzte Manuskript in jenem Zustand, in dem sie es eingereicht hatten (sog. pre-print), in den Open Access zu stellen. Das Vorgehen von Elsevier könnte die aktuelle Koexistenz zwischen Verlagsveröffentlichung im Closed Access und dem parallelen Bereitstellen der PDFs seitens der Autoren im grünen Weg des Open Access beenden. Letztlich würden sich die etablierten Wissenschaftsverlage mit solchem Vorgehen gegen das Self-Archiving selbst ihr Wasser abgraben. Denn sollte Elsevier seinen Weg konsequent weiterverfolgen, werden Autoren vollends in jene Zeitschriften migrieren, die bereits verlagsseitig im Open Access (goldener Weg) publizieren.
"Elsevier is taking down papers from Academia.edu" (Mike Taylors Blog SV-POW, 6.12.): http://svpow.com/2013/12/06/elsevier-is-taking-down-papers-from-academia-edu/
Die Informationsplattform open-access.net, u.a. mit Begriffserläuterungen und Hinweisen zur rechtlichen Situation: http://www.open-access.net/
Siegmund, F. (2013). Schnell, weltweit frei zugänglich und mit zusätzlichen Daten: Die Zeitschrift Archäologische Informationen erscheint im Open Access mit Early Views. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 14. Okt. 2013. http://www.dguf.de/index.php?id=9

7.5.
Nutzer werden eine Million Bilder der British Library erschließen. Ein Modell auch für archäologische Sammlungen?
Die British Library hat mehr als eine Million Bilder, Graphiken zumeist, aus circa 65.000 Büchern des 17.-19. Jahrhunderts als Public Domain zur freien Verwendung ins Internet gestellt. Die Bilder stammen aus Büchern im Bestand der British Library und waren als Geschenk von Microsoft digitalisiert worden. Nun steht die Sammlung auf Flickr. Im Repositorium GitHub ist erschlossen, aus welchen Werken die Bilder stammen, mehr nicht. Wie die British Library auf ihrem Blog berichtet, wird dann im Frühjahr 2014 ein Crowdsourcing-Projekt gestartet, das es Nutzern erlaubt, die Bilder zu deskribieren: was oder wen stellen sie dar? So kann ein Schatz gehoben und durch gemeinsame Nutzung fortlaufend wertvoller gemacht werden. Ein Modell auch für archäologische Fundmagazine?
"A million first steps" (Blog der British Library, 12.12.): http://britishlibrary.typepad.co.uk/digital-scholarship/2013/12/a-million-first-steps.html
Bildersammlung der British Library bei Flickr: http://www.flickr.com/photos/britishlibrary/page1/
Quellennachweis auf GitHub: https://github.com/BL-Labs/imagedirectory

7.7.
Zum Nachhören: DGUF-Beirat Dr. G. Ermischer beantwortete bei SWR2 Hörerfragen
Die SWR2-Hörfunkreihe "1000 Antworten" machte am 17.12. die Archäologie zu ihrem Thema und lud Hörer ein, Fragen an einen Experten zu stellen: Wo findet man in Deutschland die frühesten Spuren von Zivilisation? Warum ging die Kultur der Kelten unter? Welchen Zweck erfüllte die Himmelsscheibe von Nebra? Gemeinsam mit dem Moderator Christoph König beantwortete DGUF-Beirat Dr. Gerhard Ermischer kenntnisreich und geschickt einen recht bunten Strauß an Fragen. Online steht das Gespräch zur Verfügung, es kann auch kostenlos heruntergeladen werden.
"SWR2 Impuls - 1000 Antworten Archäologie in Deutschland" (SWR2, 17.12., ca. 30 min): http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/impuls/-/id=1853902/nid=1853902/did=11991972/146gxx2/index.html

7.8.
Rezension von Dominique Oppler (Hrsg.), "Archäologie für Politiker"
Die Belange der Archäologie müssen den politischen Entscheidungsträgern und den Wählern besser vermittelt werden. Zu diesem richtigen und wichtigen Gedanken ist kürzlich der Band "Archäologie für Politiker" als kostenloses E-Book erschienen. Dr. Rainer Schreg widmet dem Band eine Besprechung in seinem Blog "Archaeologik". Die Buchkapitel lieferten Beispiele, wie sich Archäologie überwiegend in der Kommunalpolitik positioniere. Das Themenfeld, was tatsächlich archäologische Aussagen für unsere moderne Gesellschaft relevant macht, bleibe außen vor. Es bleibe ein weites Feld zur Diskussion, schreibt Schreg und weist auf eine nötige Diskussion zum Umgang mit "experimenteller Archäologie" und Reenactment hin.
http://archaeologik.blogspot.de/2013/12/archaologie-fur-politiker.html


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