DGUF-Newsletter vom 17.11.2015

DGUF-Newsletter vom 17.11.2015

1. DGUF-Nachrichten
1.1. DGUF-Tagung 2016: "Archäologie & Macht. Positionsbestimmungen für die Zukunft der Vergangenheitsforschung" (Berlin, 5.-8.5.; CfP bis 15.2.)
1.2. "Tübinger Thesen zur Archäologie" der DGUF veröffentlicht
1.3. DGUF regt Aufnahme des Verbandsklagerechts in das hessische Denkmalschutzgesetz an
1.4. DGUF äußert sich zur Aussetzung des Verursacherprinzips im niedersächsischen Denkmalschutzgesetz
1.5. Die DGUF freut sich auf Bewerbungen für den Deutschen Studienpreis für Archäologie
1.6. Neu: DGUF-Handreichung für Autoren zur Vergabe von Schlagwörtern
1.7. DGUF sucht Unterstützung bei der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

2. Tagungen und Veranstaltungen
2.1. 8th World Archaeological Congress (Kyoto, 28.8.-2.9.; Call for Sessions bis 30.11.)
2.2. 22. EAA-Tagung (Vilnius, 31.8.-4.9.; CfP bis 15.2.)
2.3. Archäologentage Otzenhausen 2016 (14.-17.4.; CfP bis 15.12.)
2.4. "museums and the internet" (MAI-Tagung) (Hamburg, 30.-31.5.; CfP bis 20.1.)
2.5. "Römerstädte am Rhein – Strategien archäologischer Erzählung" (Köln, 3.-4.12.)
2.6. "Entwicklung der Archäologien im Rhein-Main-Gebiet" (Mainz, 20.-21.11.)
2.7. Kolloquium "Paläontologie, Archäologie & Linguistik" (Mainz, 25.11.)

3. Forschung
3.1. Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"
3.2. Aktuelle Ausgrabungen in den Medien
3.3. Aktuelle Forschung in den Medien
3.4. Vorträge von der EAA 2015 in Glasgow als Videos
3.5. Entdeckung des homo naledi: "Observer" hilft, sexistische Bösartigkeiten zu verbreiten
3.6. Roanoke Island: Die verlorene Kolonie

4. Kulturgutschutz
4.1. Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
4.2. "In recognition of the deliberate and calculated damage": Die World Monuments Watch List 2016
4.3. Gezielter Gesetzesverstoß, um eine Debatte zum österreichischen Denkmalrecht anzuschieben
4.4. Das Symposium "Angriff auf die Identität: Die Zerstörung von Kulturgut in bekannten und ungekannten Dimensionen" (Bonn, 30.-31.10.)
4.5. Tagung "Sondengehen im Rheinland" (Brühl, 14.11.)
4.6. Kostenloser Online-Kurs: "Antiquities Trafficking and Art Crime" (Start: 1.2.)

5. Ausbildung, Job-Themen und Personalia
5.1. Sachstand Ur- und Frühgeschichte und Archäologie in Saarbrücken
5.2. Jan Raue neuer Präsident des Verbands der Restauratoren (VDR)
5.3. Abwesende Professoren, daher Studierende/Doktoranden ohne Betreuung: Gunter Dueck zu Unbegreiflichkeiten des Arbeitslebens

6. Open Access & Open Data
6.1. Open-Access-Priorität der EU-Ratspräsidentschaft 2016
6.2. Neuer Praxisleitfaden zur Nutzung von CC-Lizenzen jetzt auch auf Deutsch verfügbar
6.3. Wissenschaftsverlag Elsevier in zunehmend heftigen Auseinandersetzungen mit Wissenschaftlern
6.4. "Mitteilungen der Prähistorischen Kommission" Wien neu im Druck & im Open Access
6.5. "Fundberichte Baden-Württemberg" gehen in den Open Access
6.6. Österreich: Gesamte wissenschaftliche Publikationstätigkeit soll bis 2025 auf Open Access umgestellt sein

7. Bürger und Archäologie / Citizen Science
7.1. Rückblick auf die Tagung "Bürger Künste Wissenschaft" (Erfurt, 21.-23.9.)

8. Ausstellungen und Museen
8.1. Karges Leben und jämmerliches Sterben: Die Ausstellung "Krieg - eine archäologische Spurensuche" (Halle, 6.11.-22.5.)
8.2. Museum für Kunst & Gewerbe Hamburg stellt Sammlung online
8.3. Ausstellung "Codes der Macht" (Mainz): Das RGZM experimentiert
8.4. Zwölf Ideen, sein Publikum zu gewinnen und zu halten

9. Und sonst …
9.1. Ganz Gallien ist besetzt? "Der Papyrus des Cäsar" von Didier Conrad und Jean-Yves Ferri
9.2. Gutachterwahlen für die Fachkollegien der DFG (26.10.-23.11.)
9.3. Regierungsrat: Es bleibt beim starken Rückbau der Kantonsarchäologie Schaffhausen
9.4. Hubertus Kohle fordert dazu auf, den Einzug des Digitalen offensiv anzunehmen und zu gestalten
9.5. Neues Blog des DGUF-Beirats László M. Simon-Nanko: "ArchPhant. Archäologische Phantastereien"
9.6. Auch die Schwaben haben das Rad erfunden - sagt schwäbischer Archäologe
9.7. Noch immer kaum Trennung zwischen Marketing, Wissensvermittlung und Public Relations in der Archäologie. Bericht von der CHNT (Wien, 2.-4.11.)
9.8. Quiz: Welche Archäologie-Schlagzeilen sind echt, welche erfunden?
9.9. Palafittes.at: Blog des Kuratoriums Pfahlbauten
9.10. Österreichisches Archäologisches Institut wird Teil der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
9.11. Wissenschaftsrat testiert dem DAI: "Deutsches Archäologisches Institut überzeugt auf ganzer Linie"
9.12. Blickpunkt Archäologie 3/2015: Schwerpunkt Archäologie des 20. Jahrhunderts
9.13. Marcus Twellmann über die Archäologie der Digital Humanities
9.14. Einstieg in ein für die Archäologie relevantes Themenfeld: Handbuch "Digital Humanities"
9.15. Über den materiellen Wert von Sondengängerfunden
9.16. "Der Geisteswissenschaftler, das meinungslose Wesen?"

10. Impressum und Redaktionshinweise


1. DGUF-Nachrichten
1.1.
DGUF-Tagung 2016: "Archäologie & Macht. Positionsbestimmungen für die Zukunft der Vergangenheitsforschung" (Berlin, 5.-8.5.; CfP bis 15.2.)
Archäologie wird einem komplexen Kräftespiel betrieben, in dem sich auch entscheidet, wie viel fachlich gesteuerte staatliche Archäologie es künftig noch geben wird und wie stark die archäologischen Institutionen angesichts widerstrebender Interessen auftreten können. Andere Akteure gewinnen derzeit rapide an Einfluss, z. B. in Sozialen Medien. Gesetze, welche die Archäologie massiv beeinflussen, werden beschlossen – und die Archäologie agiert und reagiert kaum. Dabei werden die berufliche Zukunft von Archäologinnen und Archäologen und die Qualität ihres Berufslebens gestaltet, und nicht zuletzt wird das öffentliche Interesse an Archäologie ausgehandelt. Wie kann, wie muss sich Archäologie dabei einbringen, damit das Fach und die Erforschung der Vergangenheit eine tragfähige Zukunft haben? Auf der DGUF-Jahrestagung 2016 vom 5.-8.5. in Berlin möchten wir uns mit diesem zentralen Thema beschäftigen. Wir wollen Positionsbestimmungen der Archäologie und der Bewahrer des kulturellen Erbes vornehmen, Handlungsfelder umreißen und so eine Agenda aufzustellen beginnen für ein Fach, das sich derzeit in einem umfassenden Wandlungsprozess befindet. Die Tagung versteht sich zu einem Teil als Weiterführung der vorherigen Tagung 2015 in Tübingen, selbstverständlich aber ist kein "Tübinger Wissen" für eine sinnvolle Teilnahme und für einen Vortrag in Berlin erforderlich. Der Call for Papers ist bis 15.2. geöffnet, die Anmeldung zur Tagung ab jetzt möglich. http://www.dguf.de/index.php?id=383

1.2. "Tübinger Thesen zur Archäologie" der DGUF veröffentlicht
Wir sind überzeugt: Die Archäologien sind gegenwärtig erfasst von einem umfassenden gesellschaftlichen Wandlungsprozess, in dem die Akteure klug handeln sollten, wenn sie weiterhin oder wieder integraler Bestandteil der Gesellschaft sein wollen, ausgestattet mit einer angemessenen finanziellen, personellen und regulativen Basis. Die Tübinger Thesen zur Archäologie entstanden vor diesem Hintergrund im Kontext der DGUF-Tagung 2015 "Schafft sich die Öffentlichkeit eine andere Archäologie? Analysen einer Machtverschiebung". Sie wurden von zahlreichen Tagungsteilnehmern unterzeichnet und am 12.11. in den "Archäologischen Informationen" publiziert. Die Thesen richten sich an alle Kolleginnen und Kollegen in archäologischer Forschung und Lehre, in Denkmalpflege und Museen. Wir freuen uns, wenn Sie die Tübinger Thesen lesen und in Ihre Netzwerke verbreiten, damit sie auf breiter Basis diskutiert werden können! Es ist möglich, das Papier als Unterstützer zu zeichnen. Darüber hinaus wollen wir die in den Thesen angesprochenen Themen auf der DGUF-Jahrestagung 2016 (siehe Punkt 1.1.) weiterdiskutieren.
http://www.dguf.de/index.php?id=382

1.3.
DGUF regt Aufnahme des Verbandsklagerechts in das hessische Denkmalschutzgesetz an
Das geltende hessische Denkmalschutzgesetz tritt mit Ablauf des 31.12. außer Kraft. Da wäre es an der Zeit, etwas zu unternehmen. Doch wer z. B. die Website des hessischen Landtags besucht und nach einschlägigen parlamentarischen Aktivitäten recherchiert, läuft ins Leere: Es gibt trotz des nahen Verfallsdatums keine öffentlich sichtbaren Aktivitäten, das Gesetz zu verlängern und es dabei an die heutigen Bedürfnisse anzupassen. Damit das Land ab 1.1. ein geltendes Gesetz hat, ist die DGUF - abgestimmt mit dem Hessischen Heimatbund e. V. - proaktiv tätig geworden, hat sich an den zuständigen Minister, die Fraktionen und den Fachausschuss gewendet und auf das Desiderat hingewiesen. In einem konkreten Textvorschlag regt die DGUF außerdem an, das Gesetz zu renovieren. Neben einigen Begriffsklärungen und Textbereinigungen schlägt sie insbesondere vor, auch in Hessen die Möglichkeit einer Beauftragung von Grabungsfirmen im Gesetz zu verankern, die Kostentragungspflicht der Verursacher zu quantifizieren und vor allem das Verbandsklagerecht im Denkmalschutz zu verankern.
http://www.dguf.de/index.php?id=381

1.4.
DGUF äußert sich zur Aussetzung des Verursacherprinzips im niedersächsischen Denkmalschutzgesetz
Das Landesparlament in Niedersachsen hat am 11.11. beschlossen, für den Bau von Flüchtlings- und Asylantenheimen verschiedene Gesetze auszusetzen, u. a. das Verursacherprinzip im Denkmalschutzgesetz. Ein Gegenwirken der für die Archäologie und Baudenkmalpflege zuständigen Ministerin hat es nach Informationen der DGUF nicht gegeben. Vergeblich hatte sich zuvor die DGUF am 8.11. beim Ministerpräsidenten und bei allen Landtagsfraktionen dafür engagiert, die DSchG-Regelungen aufrecht zu erhalten und vielmehr auf bestehende, erprobte Lösungswege zur schnellen Identifikation von "archäologiefreien" Bauarealen zu setzen. Das Land Niedersachsen verfügt nämlich über eine hinreichende Zahl an schnell identifizierbaren archäologiefreien Flächen. Die nun verabschiedete Regelung ist ein gravierender Verstoß gegen die von der Bundesrepublik Deutschland gezeichnete Konvention von La Valletta/Malta, an die auch Niedersachsen durch seine Pflicht zur Bundestreue gebunden ist. Außerdem: Wenn wir in Deutschland den Kultur- und Denkmalschutz zu Gunsten von Flüchtlingsheimen zurückstellen, verlängern wir faktisch die dramatische Vernichtung von Kultur und Kulturgütern seitens des IS und tragen sie unsererseits aktiv aus Syrien heraus nach Europa: In Syrien sprengt der IS u. a. die antike Stätte Palmyra, vernichtet absichtlich aus ideologischen Gründen einmalige Kulturdenkmäler von Weltrang. Zugleich löst der IS Flüchtlingsströme aus, und diese Flüchtlinge wiederum führen bei uns im Gastland dazu, dass auch wir Kulturgut zerstören? Das darf nicht sein! Die DGUF schrieb an Ministerpräsident Stephan Weil: "Es geht nicht um deutsches vs. syrisches Kulturgut. Es geht um das gemeinsame Kulturgut der Menschheit, hier wie dort. Man kann die Bewahrung von Kultur niemals gegen Flüchtlinge ausspielen."
http://www.dguf.de/index.php?id=380http://www.dguf.de/index.php?id=380
"Verband der Landesarchäologen wendet sich gegen den Entwurf des Niedersächsischen Flüchtlingsunterbringungserleichterungsgesetzes (NFUEG)" (12.11.): http://www.landesarchaeologen.de/aktuelles/newsdetails/verband-der-landesarchaeologen-wendet-sich-gegen-den-entwurf-des-niedersaechsischen-fluechtlingsunterbringungserleichterungsgesetzes-nfueg/7ac7fec05b9a5e0af69356a430bd131d/

1.5.
Die DGUF freut sich auf Bewerbungen für den Deutschen Studienpreis für Archäologie
Die DGUF hat aktuell den Deutschen Studienpreis für Archäologie ausgeschrieben. Mit dem Preis zeichnen wir besondere Leistungen von Studierenden aus und fördern damit den wissenschaftlichen Nachwuchs. Der Preis ist undotiert. Die ausgezeichnete Studienleistung wird von der DGUF, sofern es sich um eine schriftliche Arbeit handelt, nach Möglichkeit in den von ihr herausgegebenen Schriften veröffentlicht. Wir unterstützen dies erstmals auch durch ein bis zu vierstündiges Publikations-Coaching durch einen der Herausgeber bzw. Redakteure der DGUF-Schriften, das der Preisträgerin bzw. dem Preisträger bei Bedarf hilft, der Arbeit den letzten Schliff zu geben. Interessierte können ihre Bewerbungen bis zum 15.1. einsenden. Preiswürdige Studienleistungen können Seminar- oder Abschlussarbeiten wie auch Veröffentlichungen sein, die zum Zeitpunkt der Einreichung nicht älter als zwölf Monate sind und in deutscher oder englischer Sprache verfasst wurden. Preisträger des vergangenen Studienpreises der DGUF war Alexander Weide aus Tübingen. Weides Arbeit thematisiert die Identifikation domestizierten Getreides im frühen Neolithikum des fruchtbaren Halbmondes und beschreibt neue Merkmale für Emmer. Die Arbeit wurde bereits in der Zeitschrift der DGUF, den "Archäologischen Informationen", im Open Access publiziert.
Deutscher Studienpreis für Archäologie, Ausschreibung 2016: http://www.dguf.de/index.php?id=40
Deutscher Studienpreis für Archäologie 2014: Weide, A. (2015). On the Identification of Domesticated Emmer Wheat, Triticum turgidum subsp. dicoccum (Poaceae), in the Aceramic Neolithic of the Fertile Crescent. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 21. Juni 2015. http://www.dguf.de/index.php?id=9

1.6.
Neu: DGUF-Handreichung für Autoren zur Vergabe von Schlagwörtern
In den Publikationen der DGUF, den Archäologischen Informationen und den Archäologischen Berichten, ist der Vergabe von Schlagwörtern/Keywords bislang zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt worden. Mit Jahrgang 2016 möchte die Redaktion dies ändern, weil Schlagwörter im Zeitalter von Online-Publikationen und vorwiegend elektronischer Recherchen mit Hilfe von Suchmaschinen weitaus wichtiger geworden sind, als sie es früher in der Epoche gedruckter Publikationen und Karteikarten waren. Die DGUF konnte e
ine erfahrene, beruflich verschlagwortende Archäologin gewinnen, eine auf die Archäologie zielende Handreichung für die bessere Vergabe von Schlagwörtern zu schreiben: Dr. Katharina Giesen. Anstatt diese Handreichung nur redaktionsintern zu nutzen und sie allein den DGUF-Autoren zur Verfügung stellen, haben wir uns entschlossen, das Papier frei zu veröffentlichen, damit alle Archäologinnen und Archäologie im deutschsprachigen Raum davon profitieren können.
Giesen, K. (2015). Hinweise zur Vergabe von Schlagwörtern. Handreichung für Autorinnen und Autoren der Archäologischen Informationen und der Archäologischen Berichte, Hrsg. v. der DGUF. Kerpen-Loogh: http://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/publikationen/DGUF-Dok_Handreichung-fuer-Autoren_Schlagwoerter.pdf

1.7.
DGUF sucht Unterstützung bei der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Die DGUF möchte eine professionelle strategische Presse- und Öffentlichkeitsarbeit betreiben. Das umfasst klassische Pressemeldungen, aber auch Zulieferung von DGUF-Themen an unser Netzwerk von Bloggern, anderen Verbänden, Universitäten etc. Für die Planung, Koordinierung und Umsetzung entsprechender Maßnahmen suchen wir Unterstützung. Sie sollten über Kenntnisse und Erfahrungen zu den Aufgabenfeldern und Instrumenten der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit verfügen. Sie kommunizieren und netzwerken gerne, Sie verfügen über eine hohe Textsicherheit und einen klaren, verständlichen Schreibstil. Ein Fachstudium der Ur- und Frühgeschichte ist keine Vorbedingung, schön wäre aber ein grundlegendes Verständnis von DGUF-Themen, das wir herzlich gerne durch fachlichen Input ergänzen. Die Tätigkeit ist nach den individuellen Möglichkeiten und Ideen der Auxiliarin/des Auxiliars gestaltbar. Das Arbeitsvolumen liegt geschätzt bei durchschnittlich fünf Stunden/Monat. Wir freuen uns, wenn Sie DGUF-Mitglied sind, das ist aber keine Bedingung. Wie alle Arbeit in der DGUF erfolgt auch diese ehrenamtlich. Wenn Sie Interesse haben, die DGUF zu unterstützen, freut sich auf Ihr E-Mail: Diane Scherzler M.A., Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Mehr zu den DGUF-Auxiliaren und den derzeit ausgeschriebenen Projekten: http://www.dguf.de/index.php?id=289


2. Tagungen und Veranstaltungen
2.1.
8th World Archaeological Congress (Kyoto, 28.8.-2.9.; Call for Sessions bis 30.11.)
16 Themen bilden den Rahmen des 8. World Archaeological Congress (WAC), der im kommenden Sommer in Kyoto stattfinden wird und terminlich mit der EAA-Tagung überlappt. Darunter sind: "Archaeology and Development", "Politics", "Theory for the Future" und "Education: Learning and Unlearning". Der Call for Sessions ist bis Ende November geöffnet, daran wird sich bis Ende März der Call for Papers anschließen.
http://wac8.org/

2.2.
22. EAA-Tagung (Vilnius, 31.8.-4.9.; CfP bis 15.2.)
In Litauen treffen sich im kommenden Sommer die Archäologen zur 22. Jahrestagung der EAA. Der Call for Sessions beginnt am 15.12. und endet zwei Monate später. 2016 überlappen die Tagungen von EAA und WAC. Die Executive Committees beider Institutionen geben sich zerknirscht: Das werde nicht mehr passieren. Lösungsidee: Man wolle eine Website aufbauen, auf der archäologische Tagungen und Ereignisse künftig weltweit und so gut wie möglich koordiniert werden könnten.
https://www.facebook.com/eaavilnius2016/

2.3.
Archäologentage Otzenhausen 2016 (14.-17.4.; CfP bis 15.12.)
Mitte April 2016 finden die dritten Archäologentage Otzenhausen statt. Im Fokus stehen wieder archäologische Themen zur Großregion Saar-Lor-Lux sowie Rheinland-Pfalz, dem Elsass und der Wallonie. Vorgestellt werden dürfen Fundplätze, laufende Ausgrabungen oder theoretische Arbeiten zur Archäologie in der Großregion. Auch Einführungsreferate zu einzelnen archäologischen Epochen in der Region, die den Forschungsstand wiedergeben, sind willkommen sowie Ergebnisse des wissenschaftlichen Nachwuchses. Alle Beiträge werden während der Tagung simultan gedolmetscht (deutsch-französisch). Vortragsvorschläge können bis 15.12. eingereicht werden.
http://www.eao-otzenhausen.de/bildungszentrum/projekt-archaeologie-in-der-grossregion

2.4.
"museums and the internet" (MAI-Tagung) (Hamburg, 30.-31.5.; CfP bis 20.1.)
Wie immer wird sich die Tagung mit neuen und innovativen Entwicklungen im Bereich internetbasierter Museumspräsentationen und -dienste beschäftigen. Avisierte Schwerpunkte des Jahres 2016 sind Video-Einsatz in Online-Repräsentationen von Museen, digitale Strategien von Museen sowie als Länderschwerpunkt die Region Skandinavien. Vorschläge können bis 20.1. eingereicht werden.
http://www.mai-tagung.lvr.de/de/call_for_paper_programm/call_for_paper.html

2.5.
"Römerstädte am Rhein – Strategien archäologischer Erzählung" (Köln, 3.-4.12.)
Der "Arbeitskreis Bodendenkmäler im Rheinland – Archäologisches Gedächtnis der Städte" der Fritz Thyssen Stiftung lädt zu einer Tagung nach Köln ein: "Römerstädte am Rhein – Strategien archäologischer Erzählung". Im Zentrum stehen die Strategien, die die Städte entwickelt haben, um anhand der Monumente ihre Vergangenheit zu erzählen. Es wird analysiert, welche Bilder dafür verwendet werden und auf welcher Epoche der Schwerpunkt der aktuellen Präsentation liegt. Inwieweit die Städte daraus zumindest einen Teil ihrer Identität beziehen, ist eine weitere zentrale Frage der Vorträge. Die Tagungsteilnahme ist kostenlos, um eine vorherige Anmeldung wird gebeten.
http://www.fritz-thyssen-stiftung.de/fileadmin/user_upload/fts/Roemerstaedte_am_Rhein_03.-04.12.2015.pdf

2.6.
"Entwicklung der Archäologien im Rhein-Main-Gebiet" (Mainz, 20.-21.11.)
Sieben archäologisch arbeitende Institutionen im Rhein-Main-Gebiet wollen sich zusammentun und ein gemeinsames Forschungsvorhaben "Bewältigungsstrategien – Widerstandskraft – Anpassungsfähigkeit" (kurz: Resilienz) aufgleisen. Zur Kick-Off-Veranstaltung am 20.-21.11. sind ausdrücklich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Doktoranden und Postdoktoranden aller archäologisch arbeitenden Institutionen im Rhein-Main-Gebiet eingeladen. Das Treffen findet in Mainz statt, eine Anmeldung ist erforderlich.
https://www.eventbrite.de/e/veranstaltung-fur-die-entwicklung-der-archaologien-im-rhein-main-gebiet-registrierung-19203309616

2.7.
Kolloquium "Paläontologie, Archäologie & Linguistik" (Mainz, 25.11.)
Die Paläogenetik hat im nacheiszeitlichen Europa zwei große genetische Umwälzungen festgestellt - zuerst bei der Einwanderung der ersten Bauern, dann bei der Ausbreitung spätneolithischer Kulturen, die mit dem Auftreten der indogermanischen Sprachen in Europa in Beziehung gebracht werden. In beiden Fällen waren zunächst nur gewisse Regionen massiv betroffen. Später kam es zu einem starken genetischen Austausch mit Nachbarregionen, die zu unserer heutigen genetischen Vielfalt geführt haben. Die Vorträge des Kolloquiums stellen Form und Auswirkungen der zweiten Umwälzung zur Diskussion. Gab es eine große Migration gut bewaffneter, Pferde liebender Indogermanen aus der Steppe zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer? Inwieweit sind wir noch heute durch die damaligen Ereignisse geprägt, in unserer Kultur, unserer Sprache und unseren Genen? Die Teilnahme ist am Kolloquium ist kostenlos, um Anmeldung wird gebeten.
http://www.adwmainz.de/kalender/eintrag/palaeogenetik-linguistik-archaeologie-kolloquium-teil-2.html


3. Forschung
3.1.
Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"
Gabriel, A. (2015). Rezension zu: L. Deutscher, M. Kaiser & S. Wetzler (Hrsg.). Das Schwert – Symbol und Waffe. Beiträge zur geisteswissenschaftlichen Nachwuchstagung vom 19.-20. Oktober 2012 in Freiburg/Breisgau. Freiburger Archäologische Studien 7 (Rahden 2014). Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 16. Nov. 2015.
Scherzler, D. & Siegmund, F. (red.) (2015). Tübinger Thesen zur Archäologie. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 12. Nov. 2015.
Maier, A. (2015). Rezension zu: Marcel Bradtmöller, Höhlenlager des Gravettien. Muster jungpaläolithischer Höhlennutzung am Beispiel des Gravettien Nordspaniens (Hamburg 2014). Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 29. Okt. 2015.
Lichter, C. (2015). Von Jägern und Sammlern – oder – Das kleine Spiel. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 9. Okt. 2015.
http://www.dguf.de/index.php?id=9

3.2.
Aktuelle Ausgrabungen in den Medien
"Ulm: Grabungen entlang ICE-Trasse belegen keltisch-römische Siedlungskontinuität“ (Südwest-Presse, 16.11.): http://www.swp.de/ulm/lokales/alb_donau/Grabungen-entlang-ICE-Trasse-belegen-keltisch-roemische-Siedlungskontinuitaet;art1158552,3535617
"Durchbruch für Bergbauforschung in der Bronzezeit. Im österreichischen Montafon gab es bereits vor 3.500 Jahren Bergbau" (Pressemeldung Universität Frankfurt, 6.11.): http://www.muk.uni-frankfurt.de/58840104/296
"Gletscherarchäologie: Geschichte aus dem Tiefkühler" (NZZ, 6.11.): http://www.nzz.ch/wissenschaft/klima/geschichte-aus-dem-tiefkuehler-ld.2908
Watenstedt (Kreis Helmstedt): "Grabenanlage: Reste von ältestem Monumentalbau entdeckt" (HNA, 5.11.): http://www.hna.de/lokales/goettingen/grabenanlage-reste-aeltestem-monumentalbau-entdeckt-5779164.html und "Göttinger Archäologen legen Kreisgrabenanlage aus dem frühen 5. Jahrtausend v. Chr. frei" (Pressemeldung Universität Göttingen, 5.11.): http://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?cid=5322
"Ancient Greek fort of Acra found in Jerusalem, archaeologists say" (CNN, 4.11.): http://edition.cnn.com/2015/11/04/middleeast/israel-acra-discovery/
"Norwegen: Wanderer findet 1200 Jahre altes Wikingerschwert" (Süddeutsche, 27.10.): http://www.sueddeutsche.de/wissen/norwegen-wanderer-findet-jahre-altes-wikingerschwert-1.2708229
Russische Republik: "Meet this extinct cave lion, at least 10,000 years old - world exclusive" (The Siberian Times, 26.10.): http://siberiantimes.com/science/others/news/n0464-meet-this-extinct-cave-lion-at-least-10000-years-old/
"Waldelefant: Sensationsfund in Schöningen" (NDR, 23.10.): http://www.ndr.de/kultur/geschichte/Elefantoese-Sensation-begeistert-Archaeologen,waldelefant106.html
Kobernaußer Wald (Oberösterreich): "Auf dem Holzweg: 300 Jahre alter Prügelweg entdeckt" (Pressemeldung Österreichische Bundsforste, 22.10.): http://www.bundesforste.at/service-presse/presse/pressedetail/news/auf-dem-holzweg-300-jahre-alter-pruegelweg-entdeckt.html
Libehna (Sachsen-Anhalt): "6000 Jahre altes Grabensystem entdeckt - Heiliger Ort?" (Focus, 22.10.): http://www.focus.de/kultur/diverses/archaeologie-6000-jahre-altes-grabensystem-entdeckt-heiliger-ort_id_5031886.html
"Archäologen finden Schlagstätten im Ahrensburger Tunneltal" (Hamburger Abendblatt, 19.10.): http://www.abendblatt.de/region/stormarn/article206304583/Archaeologen-finden-Schlagstaetten-im-Ahrensburger-Tunneltal.html
Göttingen: "Archäologen finden 39 Skelette von Mönchen am Wilhelmsplatz" (HNA, 14.10.): http://www.hna.de/lokales/goettingen/goettingen-ort28741/archaeologen-finden-skelette-moenchen-wilhelmsplatz-5645575.html und "Mönche unter der Mensa" (NDR, 14.10.): http://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/braunschweig_harz_goettingen/Moenche-unter-der-Mensa,ausgrabungen320.html
"7,000 year old Siberian warrior: more advanced than we supposed?" (The Siberian Times, 14.10.): http://siberiantimes.com/science/casestudy/news/n0448-7000-year-old-siberian-warrior-more-advanced-than-we-supposed/
"Spektakuläre Entdeckung: Römerlager bei Hannover" (NDR, 13.10.): https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Spektakulaere-Entdeckung-Roemerlager-bei-Hannover,roemerlager150.html

3.3. Aktuelle Forschung in den Medien
Yavne: "Wissenschaftler aus Israel und Mainz bieten neue Einblicke in antike Kultgeschichte Palästinas" (Pressemeldung Universität Mainz, 17.11.): http://www.uni-mainz.de/presse/73595.php
"‘Fourth strand’ of European ancestry originated with hunter-gatherers isolated by Ice Age" (Pressemeldung Universität Cambridge, 16.11.): http://www.cam.ac.uk/research/news/fourth-strand-of-european-ancestry-originated-with-hunter-gatherers-isolated-by-ice-age
"Migrationen und Völker - eine schwierige Geschichte" (Archaeologik, 15.11.): http://archaeologik.blogspot.de/2015/11/migrationen-und-volker-eine-schwierige.html
"Early farmers exploited beehive products at least 8,500 years ago" (Pressemeldung Universität Bristol, 11.11.): http://www.bristol.ac.uk/news/2015/november/honeybees-and-neolithic-farmers.html
"Tal der Könige: Wärmemessung deutet auf Grab der Nofretete hin" (Spiegel, 10.11.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/nofretete-waermemessung-naehrt-glauben-an-grab-hinter-tutanchamum-kammer-a-1062030.html
"Köln: Forscher entrollen 2300 Jahre alte Papyrusrolle" (Spiegel, 10.11.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/2300-jahre-alte-papyrusrolle-in-koeln-entziffert-a-1061996.html
"Stonehenge Begins to Yield Its Secrets" (The New York Times, 9.11.): http://www.nytimes.com/2015/11/10/science/stonehenge-begins-to-yield-its-secrets.html
Experimentelle Archäologie: "Bergbau in Hallstatt: Der Trick mit dem Hüftknick" (Der Standard, 6.11.): http://derstandard.at/2000024979586-2000016805041/Bergbau-in-Hallstatt-Der-Trick-mit-dem-Hueftknick
"Neuer Test für die Echtheit alter DNA lässt Zweifel aufkommen am Steinzeit-Weizenhandel" (Pressemeldung Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie, 3.11.): https://tuebingen.mpg.de/startseite/detail/echtheitstest-fuer-alte-dna.html
Beringia: "DNA of Ancient Children Offers Clues on How People Settled the Americas" (The New York Times, 26.10.): http://www.nytimes.com/2015/10/27/science/dna-of-ancient-children-offers-clues-on-how-people-settled-the-americas.html
"Plague in humans 'twice as old' but didn't begin as flea-borne, ancient DNA reveals" (Phys.org, 22.10.): http://phys.org/news/2015-10-plague-humans-didnt-flea-borne-ancient.html und S. Rasmussen et al., "Early Divergent Strains of Yersinia pestis in Eurasia 5,000 Years Ago". Cell, Vol. 163, Issue 3, p571–582, 22 Oct. 2015: http://www.cell.com/abstract/S0092-8674%2815%2901322-7
"Neanderthals ‘kept our early ancestors out of Europe’. Ancient teeth found in China suggest Homo sapiens was outwitted by its rivals" (The Guardian, 17.10.): http://www.theguardian.com/science/2015/oct/17/neanderthals-kept-early-homo-sapiens-out-of-europe?CMP=soc_567
"Unbekanntes Fragment des Gilgamesch-Epos entdeckt" (Der Standard, 17.10.): http://derstandard.at/2000023939799/Aeltesten-Dichtung-der-Welt-Bisher-unbekanntes-Fragment-des-Gilgamesch-Epos
"Zahnfunde in China: Moderner Mensch verließ Afrika 50.000 Jahre früher" (Spiegel, 15.10.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/moderner-mensch-verliess-afrika-50-000-jahre-frueher-a-1057883.html
"How a one night stand in the Ice Age affects us all today" (Phys.Org, 8.10.): http://phys.org/news/2015-10-night-ice-age-affects-today.html
"First DNA extracted from an ancient African skeleton shows widespread mixing with Eurasians" (Science Magazine, 8.10.): http://news.sciencemag.org/evolution/2015/10/first-dna-extracted-ancient-african-skeleton-shows-widespread-mixing-eurasians

3.4.
Vorträge von der EAA 2015 in Glasgow als Videos
Die Tagung der European Association of Archaeologists (EAA) im Sept. 2015 in Glasgow war reich besucht und fand in vielen parallelen Sektionen statt. Einige der Sektionen und Vorträge wurden per Video dokumentiert. Auf der Website der EAA wurde jetzt eine Sammelseite mit den vorhandenen Vortragsvideos eröffnet. Unter den Themen: "GIS and Spatial Analysis" (5 Videos), "Communicating Archaeology Online" (9 Videos) und "Rethinking the Celts" (9 Videos).
http://e-a-a.org/Glasgow2015video.htm

3.5.
Entdeckung des homo naledi: "Observer" hilft, sexistische Bösartigkeiten zu verbreiten
Im September wurde die Entdeckung einer neuen Menschenart bekannt, des homo naledi. Die Kammer in der Rising-Star-Höhle nahe Johannesburg mit den Überresten von mindestens 15 Individuen war nur über einen winzigen Eingang zugänglich, so dass der Paläontologe Prof. Lee Berger ein Spezialteam von besonders schlanken Personen für die Bergung zusammenstellen musste (DGUF-Newsletter vom 8.10.2015 Punkt 3.4.). Ende Oktober ist im "Observer" ein Artikel des Wissenschaftsjournalisten Robin McKie erschienen, der kritische Stimmen zur Entdeckung des homo naledi zusammenträgt und von grundlegenden Fehlern Bergers spricht. Eine anonyme Stimme, die der "Observer" zitiert, hat im Netz für besondere Empörung gesorgt. Anlass ist, dass das Team der sechs Wissenschaftler, welche in der Höhle überhaupt arbeiten konnten, vollständig aus Frauen bestand. Viele Männer hätten das auch tun können, ätzt die anonyme Quelle, aber das hätte ja die Publicity ruiniert. Lohnt die Aufregung über eine solche haltlose Äußerung, fragt John Hawks in "Medium" und bejaht im nächsten Satz: Genau solche Kommentare seien der Stoff für Klatsch und Tratsch auf allen Fachtagungen. Die Suche nach Kandidaten für die Bergung der Fossilien bezog sich übrigens keineswegs nur auf Frauen. So schrieb Lee Berger seinerseits: "The person must be skinny and preferably small. They must not be claustrophobic, they must be fit, they should have some caving experience, climbing experience would be a bonus. They must be willing to work in cramped quarters, have a good attitude and be a team player." Berger äußerte sich in einem Facebook-Posting zur Unterstellung aus dem "Observer": In der Endauswahl der Bewerber habe es einen qualifizierten Mann gegeben, dieser habe aber schließlich den physischen Anforderungen, um in die Kammer gelangen zu können, nicht entsprochen. - Den Einsatz hochqualifizierter Wissenschaftlerinnen, die dazuhin bereit waren, fast ohne Bezahlung zu arbeiten, als Publicity-Trick zu bezeichnen, spricht nicht nur Bände über die anonyme Quelle, sondern wirft auch kein gutes Licht auf den "Observer". Der Klatsch und Tratsch auf den Fachtagungen der nächsten Monate möge bornierten Neidhammeln gelten und die Leistung engagierter Paläanthropologinnnen und Paläanthropologen wertschätzen.
Robin McKie: "Scientist who found new human species accused of playing fast and loose with the truth" (The Observer, 25.10.): http://www.theguardian.com/science/2015/oct/25/discovery-human-species-accused-of-rushing-errors
John Hawks: "Anonymous sexism in paleoanthropology" (Medium, 29.10.): https://medium.com/@johnhawks/anonymous-sexism-in-paleoanthropology-82eed07eccb
Sabia Ibarra: "Women Archeologists Accused Of Being A Publicity Stunt By Archaic UK Paper" (Legion of Leia, 3.11.): http://legionofleia.com/2015/11/women-archeologists-accused-of-being-a-publicity-stunt-by-archaic-uk-paper/

3.6.
Roanoke Island: Die verlorene Kolonie
Mit Geheimtinte aus Milch und Urin fängt diese archäologische Entdeckung an. Damit hatte der englische Landvermesser, Aquarellmaler und Gouverneur John White einst eine Stelle auf einer Nordamerika-Karte mit einem sternförmigen Zeichen markiert. Im Röntgenlicht entdeckten der US-amerikanische Archäologe Nicholas Luccketti und sein Team die Spuren auf der Karte und fanden mit Hilfe von hochaufgelösten Satellitenbildern an eben jener Stelle Siedlungsspuren. "Site X" nennen sie den Fundort im Albemarle-Sund, 100 Kilometer von Roanoke Island entfernt, wo sie seit 2012 Untersuchungen durchführen. Auf Roanoke vor der Küste des heutigen North Carolina gründeten im Jahr 1587 117 englische Männer, Frauen und Kinder eine Kolonie – und verschwanden wenige Jahre später alle spurlos. "Site X" liefert nun einige plausible Hinweise zur "lost colony". Ein lesenswerter Artikel von Hubert Filzer in der Süddeutschen Zeitung schildert die spannende Geschichte.
H. Filser: "Die vermisste Kolonie" (Süddeutsche Zeitung, 10.11.): http://www.sueddeutsche.de/wissen/geschichte-der-usa-die-vermissten-1.2725500


4. Kulturgutschutz
4.1.
Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
"The art detective fighting to save Syria's past" (BBC, 11.11.): http://www.bbc.com/news/world-middle-east-34732945
IS/Daesh: "Here’s what we know about Daesh’s antiquities department" (albawaba, 8.11.): http://www.albawaba.com/loop/here%E2%80%99s-what-we-know-about-daesh%E2%80%99s-antiquities-department-765406
"TED Prize Goes to Archaeologist Who Combats Looting With Satellite Technology" (The New York Times, 8.11.): http://www.nytimes.com/2015/11/09/arts/international/ted-grant-goes-to-archaeologist-who-combats-looting-with-satellite-technology.html?_r=0
"Wir sind nicht hilflos! Ansatzpunkte zum Kulturgüterschutz" (Archaeologik, 3.11.): http://archaeologik.blogspot.de/2015/11/wir-sind-nicht-hilflos-ansatzpunkte-zum.html
"'Raubgrabungen sind keine Seltenheit'. Mathias Pfeil, Leiter des Landesamts für Denkmalpflege, spricht im Interview über das Verhältnis von Sondengängern und Amt" (Mittelbayerische, 3.11.): http://www.mittelbayerische.de/region/neumarkt/gemeinden/neumarkt/raubgrabungen-sind-keine-seltenheit-22797-art1302232.html
"Looters dig up Holocaust victims' graves at Nazi death camp Sobibor in hunt for gold" (Daily Mail, 2.11.): http://www.dailymail.co.uk/news/article-3295228/EXCLUSIVE-Jewish-Holocaust-victims-graves-dug-hunt-treasure-Shocking-photos-reveal-looters-disturb-mass-burial-sites-Poland-s-Sobib-r-Nazi-death-camp.html
"Die Geschäfte des Daesh (Syrien/ Irak, Oktober 2015)" (Archaeologik, 1.11.): http://archaeologik.blogspot.de/2015/11/die-geschafte-des-daesh-syrien-irak.html
"IS sprengt Gefangene an Säulen in Palmyra in die Luft" (Rheinische Post, 27.10.): http://www.rp-online.de/politik/ausland/islamischer-staat-sprengt-gefangene-in-antikem-palmyra-in-die-luft-aid-1.5501384
The War to Save Syria’s History (Foreign Policy, 26.10.): http://foreignpolicy.com/2015/10/26/the-war-to-save-syrias-history-assad-palmyra/
Günther Wessel: "Der lukrative Handel mit antiken Kulturgütern" (Deutsche Welle, 25.10.): http://www.dw.com/de/der-lukrative-handel-mit-antiken-kulturg%C3%BCtern/a-18804927
"How to Save Art From Islamic State. Some good news amid a widespread sense of powerlessness" (The Wall Street Journal, 20.10.): http://www.wsj.com/articles/how-to-save-art-from-islamic-state-1445376423
"Böser Fluch: Touristen schicken geklaute Steine nach Pompeji zurück" (Kölner Stadt-Anzeiger, 18.10.): http://www.ksta.de/panorama/boeser-fluch-touristen-schicken-geklaute-steine-nach-pompeji-zurueck,15189504,32191156.html#plx1216378497
"UN to deploy peacekeepers to protect world heritage sites" (The Guardian, 17.10.): http://www.theguardian.com/world/2015/oct/17/un-peacekeepers-protect-world-heritage-sites-isis
Emma Cunliffe, "The Long View: Endangered Archaeology in the Middle East and North Africa" (The Oxford Culture Review, 14.10.): http://theoxfordculturereview.com/2015/10/14/the-long-view-endangered-archaeology-in-the-middle-east-and-north-africa/
Friederike Fless: "Palmyra und die Folgen in der Archäologie" (Der Tagesspiegel, 11.10.): http://www.tagesspiegel.de/kultur/der-krieg-in-syrien-palmyra-und-die-folgen-in-der-archaeologie/12434390.html
Syrien: "Kunstraub im großen Stil" (ARTE, 7.10.; Video, 2:00 Min.): http://info.arte.tv/de/kunstraub-im-grossen-stil

4.2.
"In recognition of the deliberate and calculated damage": Die World Monuments Watch List 2016
Der Ianus-Bogen in Rom, Petra in Jordanien und Orte wie Abusir el-Malek (Ägypten) sind bekannte Kulturstätten, die von Zerstörung und Verfall bedroht sind. Die World Monuments Watch List 2016 listet neben ihnen zahlreiche weitere Orte auf, die ebenfalls unsere Aufmerksamkeit und – wo irgend möglich – Unterstützung verdienen. Ein paar Beispiele: Die Siedlung Roșia Montană (Rumänien) mit ihrem antiken Bergbau ist von Goldabbau-Plänen riesiger Konsortien bedroht. Der prä-inka- und inkazeitliche Steinbruch von Rumiqolqa (Peru) lieferte einst das Material für die Paläste von Cuzco – jetzt sind die archäologischen Befunde durch moderne Steinbruch-Arbeiten gefährdet. Die untergegangene bronzezeitliche Siedlung Pavlopetri (Griechenland) ist u.a. durch Schifffahrt gefährdet. Great Zimbabwe, die einstige Hauptstadt des Königreichs Zimbabwe, gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Ihre Trockenmauern sind bedroht durch unkontrolliert wachsende Vegetation, v. a. durch eine von Europäern eingeführte Pflanze. Einen gewichtigen Platz auf der aktuellen Liste nimmt als "Unnamed Monument" die absichtliche Beschädigung und Zerstörung von Kulturgut in politisch und sozial instabilen Regionen der Welt ein. Die World Monuments Watch List wird alle zwei Jahre herausgegeben und ist 2016 im 20. Jahr.
https://www.wmf.org/watch/watch_year/2016

4.3.
Gezielter Gesetzesverstoß, um eine Debatte zum österreichischen Denkmalrecht anzuschieben
Prof. Dr. Raimund Karl, als österreichischer Archäologe an einer walisischen Universität tätig, treiben Inkonsistenzen im österreichischen Denkmalrecht um. Der juristische Sachverhalt ist komplex, wie sein jüngst erschienener Aufsatz darlegt: Österreich hat die Konvention von Faro unterzeichnet, die allen Bürgern die Teilhabe an der Wissenschaft garantiert und auf mehr Bürgerbeteiligung in der Wissenschaft zielt. Zugleich hat das österreichische Denkmalrecht einen ausnehmend weiten Denkmalbegriff einerseits und eine ausnehmend hohe Hürde, wer legal Denkmäler untersuchen und z. B. ausgraben darf, nämlich allenfalls studierte Archäologinnen und Archäologen. Karls Lösungsansatz ist ein zweifacher: eine genaue Lektüre der Gesetze und ein Selbstversuch. Die genaue Lektüre der österreichischen Gesetze führt Karl zu der These, dass die ausnehmend restriktiven Bestimmungen des österreichischen Denkmalschutzgesetzes nur für bereits eingetragene Bodendenkmäler gelten können, und nicht – wie es die derzeitige Praxis des österreichischen Denkmalamtes ist – für alle Denkmäler, d. h. auch die noch unentdeckten. In einem begleitenden Selbstversuch hat Karl mit einem modernen Artefakt und einem rezenten Befund bewusst gegen das Denkmalrecht verstoßen – jedenfalls im Sinne der derzeitigen Interpretation der Gesetzeslage durch das österreichische Denkmalamt – und sich unmittelbar danach ob dieses Gesetzesverstoßes selbst angezeigt. Doch das Ermittlungsverfahren gegen ihn wurde wieder eingestellt, offenbar hat er kein Unrecht begangen. Wenn dem so ist, so Karl, dann gebe es in der österreichischen Gesetzgebung und Praxis zum Denkmalschutz eine gravierende Gesetzeslücke. Die Fachwelt solle diese Gesetzeslücke im Eigeninteresse debattieren und konstruktive Vorschläge zu ihrer Bereinigung machen, bevor andere den Mangel beheben, möglicherweise eben nicht im Sinne der Archäologie. Einen ersten Schritt dazu hat R. Karl gewiss getan.
Karl, R. (2015). Zum Geltungsbereich des § 11 Abs. 1 DMSG. Erstveröffentlichung am 11.11.2015: http://archaeologieforum.at - auch: https://www.academia.edu/18141466/Zum_Geltungsbereich_des_11_Abs._1_DMSG

4.4.
Das Symposium "Angriff auf die Identität: Die Zerstörung von Kulturgut in bekannten und ungekannten Dimensionen" (Bonn, 30.-31.10.)
Das von den Bonner Professorinnen Sabine Schrenk und Eva Orthmann organisierte zweitägige Symposium hatte zum Ziel, die aktuellen Kulturzerstörungen im Nahen Osten in einer historischen Dimension zu reflektieren. So beleuchtete ein Teil der Vorträge historische bekannte Fälle von Kulturzerstörungen, wie etwa durch das Achämenidenreich, durch frühchristliche Gemeinschaften und durch den frühen Islam. Als Alternative zu Zerstörungen im Falle von Eroberungen wies J. Hegewald auf die asiatische Tradition der Umnutzung und Umdeutung bestehender Anlagen hin, bei denen ihre bauliche Substanz meist erhalten bleibe. Andere Vortragende arbeiteten mit mehr ethnologischem und politikwisssenschaftlichem Blick an Fällen der Gegenwart oder der unmittelbaren Vergangenheit heraus, dass die aktuellen Kulturzerstörungen nicht einzig seien, und was die dabei häufiger zu beobachtenden Muster und Motive seien. Mit ähnlich vergleichendem Ansatz versuchte M. van Ess (DAI) aufzuzeigen, welche frühzeitigen Vorkehrungen gemeinsam mit den Einwohnern in den Partnerländern gegen Kulturzerstörungen getroffen werden könnten. M. Bentz erinnerte in mehreren Fallstudien nochmals an die erhebliche kommerzielle Bedeutung, die der Antikenhandel heute habe. Gemeinsam zeigte das Symposium auf, dass die Idee des unbedingten Erhaltens von Kulturgütern eine sehr modern westliche sei, die nicht umfassend geteilt werde. Um den Schutzgedanken zu verbreiten, brauche es mehr Kommunikation, Gedanken- und Ideenaustausch sowie Bildung und Ausbildung vor Ort, und weniger Alarmismus. Ein ausführlicher Tagungsbericht ist für die "Archäologischen Informationen" in Vorbereitung.
http://www.agca.de/wp-content/uploads/2015/10/Kulturgutzerst%C3%B6rung.pdf

4.5.
Tagung "Sondengehen im Rheinland" (Brühl, 14.11.)
Die rheinische Archäologie sucht ein besseres Verhältnis zu den Sondengängern. Davon zeugen z. B. schon seit Frühjahr 2015 viel gesehene Interviews mit der Amtsarchäologin J. Morscheiser im YouToube-Kanal "German Treasure Hunter" (DGUF-Newsletter vom 4.7.2015 Punkt 7.5.). Zu der Tagung in Brühl bei Bonn hatte das Rheinische Amt für Bodendenkmalpflege breit eingeladen. Die Teilnahme blieb jedoch hinter den Erwartungen der Veranstalter zurück, statt der ca. 170 Anmeldungen waren knapp 100 Archäologen und Sondengänger gekommen, wobei letztere bei weitem überwogen. Der Tagungseröffnung durch den Landesarchäologen J. Junow folgten drei Vorträge, in denen J. Morscheiser, Th. Otten und E. Laufer die rechtliche Situation und deren Hintergründe darlegten - mit wenig überraschenden Inhalten. Nach defensiven Schätzungen von J. Morscheiser sind im Rheinland - außer Sondler-Touristen insbes. aus dem angrenzenden Ausland - mindestens 570 Sondengänger aktiv, von denen etwa die Hälfte Kontakt zur Amtsarchäologie pflegt, was, bezogen auf die verfügbare Fläche, bedeutet, dass es mind. einen Sondler auf 3,5 Quadratkilometer Landesfläche gibt. Nach der Mittagspause trugen drei aktive Sondengänger vor: O. Thorton, M. Brüche und M. Passing. Während Thornton nüchtern ein eindrucksvolles, nahezu professionelles Survey-Projekt im Kottenforst westlich von Köln vorstellte, berichteten M. Brüche und M. Passing vor allem über zahlreiche Unzufriedenheiten mit der Amtsarchäologie. Die Nachsuch-Genehmigungen seien zu teuer, mit einem Jahr zu kurz, und das Ausklammern weiter Flächen aus den Nachsuchgenehmigungen seitens des Amtes sei nicht nachvollziehbar. Sondengänger würden Funde vor deren Zerstörung durch die Landwirtschaft retten, diese wertvolle Tätigkeit müsse amtlicherseits besser unterstützt, ja begrüßt werden. Auffallend war bei beiden bewusst auch provozierenden Vorträgen die wachsende Unruhe im Saal insbesondere seitens der Sondler, mit der sie ihre Nicht-Zustimmung zu den Thesen von Brüche und Passing signalisierten. Kern der Veranstaltung war jedoch die anschließende, mehr als eineinhalbstündige offene Diskussion, in der sich die anwesenden Amtsvertreter kritischen Fragen stellten. Wieder einmal wurde deutlich, dass Sondengänger mehrheitlich einem schönen Hobby nachgehen möchten und dabei die Legalität und den Kontakt zur Amtsarchäologie suchen, aber auf starre Regeln gerne verzichten. Offensichtlich würden viele gerne stärker in das Vorgehen der Amtsarchäologie eingebunden werden. Der Bedarf nach Fortbildungen ähnlich wie in Schleswig-Holstein und Niedersachsen wurde wiederholt angesprochen. Auffallend war, dass die anwesenden Axel Thiel-von Kracht (Herausgeber des Butznickel Schatzsucher-Magazins) und Jens Diefenbach (Deutsche Sondengänger Union) im Saal stets recht isoliert saßen und keine große Fan-Gemeinde unter den rheinischen Sondlern haben. Abschließend ermunterte J. Obladen-Kauder, als Leiterin der Außenstelle Xanten an einem Hot Spot tätig, die anwesenden Sondler dazu auf, sich selbst zu Projekten zu organisieren und auf das Amt zuzukommen. Damit hat das dem Sondeln traditionell reserviertere Rheinische Amt für Bodendenkmalpflege eine Veranstaltungsform erprobt, die 2014 im benachbarten Westfalen bereits zum zweiten Mal stattfand und dort in einem Zwei-Jahres-Turnus wiederholt werden soll.
Tagung "Sondengehen im Rheinland": http://www.bodendenkmalpflege.lvr.de/de/aktuelles/veranstaltungen/tagung_sonden.html
"Sondengänger - Rechtliche Situation in NRW - Interview mit der Archäologie" (German Treasure Hunter, Youtube, 19.2.2015, 25:37 Min.): https://www.youtube.com/watch?v=XycCiUzntDE
"Genehmigung zur Metalldetektorsuche in NRW - Tutorial mit Frau Dr. Jennifer Morscheiser" (German Treasure Hunter, Youtube, 11.6.2015, 17:38 Min.): https://www.youtube.com/watch?v=YztsBmuvRJ0
"Von Schatzregalen und Schatzsuchern: Tagung für Sondengänger lud zur Diskussion ein" (LWL-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, 11.12.2014): http://www.lwl.org/pressemitteilungen/mitteilung.php?urlID=34902

4.6.
Kostenloser Online-Kurs: "Antiquities Trafficking and Art Crime" (Start: 1.2.)
Donna Yates(The Scottish Centre for Crime and Justice Research) bietet ab Februar einen kostenlosen Kurs "Antiquities Trafficking and Art Crime" an. Die Dauer wird mit drei Wochen à vier Stunden angegeben. Ein Zertifikat ist erhältlich, allerdings kostenpflichtig. Aus der Inhalte-Beschreibung: "In Week 1, we will track how ancient artefacts are looted from archaeological sites, trafficked across multiple international borders, and end up in the possession of some of the world’s most respectable museums and collectors. In Week 2, we will learn about crimes of fine art: heists, fakes, and vandalism. In Week 3, we will discuss the ethical, legal, and emotional issues associated with the return of stolen cultural objects." Die Veranstalter betonen, dass für die Kursteilnahme kein fachliches Vorwissen vorausgesetzt werde.
https://www.futurelearn.com/courses/art-crime


5. Ausbildung, Job-Themen und Personalia
5.1.
Sachstand Ur- und Frühgeschichte und Archäologie in Saarbrücken
Zwei Saarbrücker Petitionen sowie DGUF und dArV hatten sich engagiert, um die Streichung der archäologischen Fächer an der Universität des Saarlandes aufzuhalten (DGUF-Newsletter vom 19.12.2014 Punkt 1.3.). Nun, im Herbst 2015 zeichnet sich ein stilles Scheitern dieser Bemühungen ab. Die beiden aus Saarbrücken heraus gestarteten Petitionen erreichten 1.709 (Klass. Arch.) bzw. 2.449 (Vor- und Frühgeschichte) Unterschriften (Stand 13.10.2015); von einer offiziellen Übergabe an die Adressaten der Petitionen hat die Redaktion des Newsletters nicht erfahren. Weder Universität noch Landesregierung nahmen das Gesprächs- und Beratungsangebot der beiden großen Fachgesellschaften DGUF und dArV an. Vielmehr meldeten die Petenten seitens der Vor- und Frühgeschichte am 20.7.2015 über ihre Petitionsplattform, das Fach sei in Saarbrücken gerettet, es werde eine W2-Professur für Ur- und Frühgeschichte sowie eine W1-Stelle für Klassische Archäologie erhalten bleiben (kommentierend dazu DGUF-Newsletter vom 31.7.2015 Punkt 4.3.). Auf der Website der Klassischen Archäologie heißt es (13.10.): "Inzwischen hat sich die Lage entspannt. Die Studiengänge Altertumswissenschaften und Bildwissenschaften der Künste bleiben unbeschadet bestehen, die beteiligten Fächer erhalten." Tatsächlich brach die Universität Mitte August 2015 das schwebend ruhende Bewerbungsverfahren um die W3-Professur für Vor- und Frühgeschichte förmlich ab und unterrichtete darüber alle Bewerber. Der Akademische Rat für Vor- und Frühgeschichte erhielt in einer Feier eine Festschrift zum 65. Geburtstag und ging per Ende Sommersemester 2015 in den Ruhestand. Doch die Website der Universität führt die Fächer weiterhin auf, das Vorlesungsverzeichnis zum WS 2015/16 weist ein Lehrangebot aus und erweckt den Eindruck eines Betriebes wie gewohnt.
Mehr auf DGUF.de: http://dguf.de/index.php?id=349
Vor- und Frühgeschichte in Saarbrücken: http://www.uni-saarland.de/lehrstuhl/vfgeschichte/startseite.html
Klassische Archäologie in Saarbrücken: http://www.klassarch.uni-saarland.de/index1.html

5.2.
Jan Raue neuer Präsident des Verbands der Restauratoren (VDR)
Ca. 3.000 Mitglieder hat der Verband der Restauratoren (VDR). Im Oktober wurde das Präsidium neu gewählt. Dr. Jan Raue ist neuer Präsident, das Amt der Vizepräsidentin und Schatzmeisterin übernahm Susanne Danter, Olaf Schwieger wurde zweiter Vizepräsident. Hauptanliegen des VDR sind der Schutz und die sachgerechte Bewahrung von Kunst- und Kulturgut unter Respektierung seiner materiellen, kunsthistorischen und ästhetischen Bedeutung.
http://www.restauratoren.de/termine-details/2287-der-vdr-hat-ein-neues-praesidium.html

5.3.
Abwesende Professoren, daher Studierende/Doktoranden ohne Betreuung: Gunter Dueck zu Unbegreiflichkeiten des Arbeitslebens
Ein ganzes Jahr, um eine Doktorarbeit zu begutachten; Monate, um ein Zeugnis zu unterschreiben: Der viel gelesene Management-Berater Gunter Dueck thematisiert in seinem Blog die Unbegreiflichkeiten der Arbeitswelt. Er kenne, schreibt, Dueck, Doktoranden, die über Jahre auf unter einen Tag Gesamtbetreuungszeit kommen. Die Professoren seien dazu da, neben der eigenen Leistung die Anderen mitzunehmen, auszubilden und zu fördern. Sie sollten daher nicht dauerarbeiten. Genau das aber sei der Fall: "In der überwiegenden Praxis ist der Professor, der Manager, der Projektleiter oder der Guru nicht da. Forscht der Professor? Das wäre ja noch gut, aber er forscht nicht! Er hat keine Zeit, über genialen Ideen zu brüten, er sitzt in Meetings oder feilt an Drittmittelanträgen für Leute, die nicht entfernt ihr Potential entfalten, weil sie keiner richtig betreut." Und so verschwänden die Hochleister in Verwaltungsbürokratie und Interessenkonflikten. Sie arbeiteten ohne Unterlass irgendwie nach "oben" hin, beispielsweise Richtung Uni-Präsident oder wichtigem Forschungsförderer, aber nicht mehr nach "unten" hin, also für ihre Schutzbefohlenen.
Gunter Dueck: "Wer noch klagen kann, leidet nicht genug" (Omnisophie, November 2015): http://www.omnisophie.com/dd252-wer-noch-klagen-kann-leidet-nicht-genug-oktober-2015/


6. Open Access & Open Data
6.1.
Open-Access-Priorität der EU-Ratspräsidentschaft 2016
Ab Januar 2016 übernehmen turnusgemäß die Niederlande für ein halbes Jahr die EU-Ratspräsidentschaft. Sander Dekker, der niederländische Staatssekretär für Bildung, Kultur und Wissenschaft, bestätigte, dass der Ausbau des Open-Access-Publizierens ein Aktivitätsschwerpunkt der niederländischen EU-Präsidentschaft sein wird. Er bezog sich dabei auf ein jüngst veröffentlichtes Papier der "League of European Research Universities", das mit der These "Christmas is over. Research funding should go to research, not to publishers!" Stellung bezog zu den aktuellen Auseinandersetzungen um Open Access und Publikationsgebühren und mehr Unterstützung seitens der EU-Politik bei den Auseinandersetzungen mit den großen Wissenschaftsverlagen einforderte.
Christian Gutknecht: "Open Access Priorität der EU-Ratspräsidentschaft 2016" (wisspub.net, 19.10.): http://wisspub.net/2015/10/19/open-access-prioritaet-der-eu-ratspraesidentschaft-2016/

6.2.
Neuer Praxisleitfaden zur Nutzung von CC-Lizenzen jetzt auch auf Deutsch verfügbar
Creative-Commons-Lizenzen (CC) sind für Autoren eine Möglichkeit, ihre Urheberschaft und Namensnennung zu behalten, aber ansonsten einer freien Verbreitung ihrer Texte und Bilder zuzustimmen. Doch das Thema ist nicht trivial, und Autoren können zwischen unterschiedlichen CC-Varianten wählen. Daher hatte die Deutsche UNESCO-Kommission im Jahr 2011 die Broschüre "Open Content Lizenzen: Ein Leitfaden für die Praxis” des auf IT-Fragen spezialisierten Juristen Till Kreutzer publiziert. Da die CC-Lizenzen inzwischen rechtlich weiterentwickelt wurden zur Version 4.0, war auch dieser Leitfaden zu überarbeiten. Nun ist dieses Update, das im November 2014 zunächst nur in englischer Sprache herausgegeben worden war, auch in deutscher Sprache verfügbar. Lesenswert für alle, die ihre Inhalte unter einer CC-Lizenz veröffentlichen wollen oder die sich beispielsweise als Herausgeber von Open-Access-Werken mit diesem Thema beschäftigen müssen. Die Broschüre selbst wurde selbstverständlich unter einer CC-Lizenz veröffentlicht und steht als PDF frei zur Verfügung.
Katja Ullrich: "Praxisleitfaden zur Nutzung freier Lizenzen jetzt auch auf Deutsch verfügbar" (Wikimedia Blog, 13.10.): http://blog.wikimedia.de/2015/10/13/praxisleitfaden-zur-nutzung-von-freien-lizenzen-jetzt-auch-auf-deutsch-verfuegbar/

6.3.
Wissenschaftsverlag Elsevier in zunehmend heftigen Auseinandersetzungen mit Wissenschaftlern
Der Verlag Elsevier, mit etwa 1.800 Zeitschriften und 2 Milliarden Brit. Pfund jährlichem Umsatz einer der ganz großen internationalen Wissenschaftsverlage, hat im April 2015 seine Richtlinien für Autoren erneuert, wonach ein Self-Archiving von Aufsätzen, die in Elsevier-Zeitschriften publiziert wurden, erst vier Jahre nach deren Erstveröffentlichung legitim ist. Zuvor war keine Sperrfrist für das Self-Archiving z. B. bei Academia.edu oder den lokalen Uni-Servern vorgesehen. Die "Confederation of Open Access Repositories" (COAR) – eine internationale Vereinigung von Hochschulen und wissenschaftlichen Bibliotheken, die z. Zt. von der UB Göttingen aus organisiert wird – hat nun ein gegen diese neue Regelung opponierendes Statement verfasst und fordert Elsevier auf, seine Richtlinien zu ändern. Das Statement wurde bislang von weltweit mehr als 280 Bibliotheken und Institutionen unterzeichnet. Als weitere Reaktion auf die neuen Richtlinien von Elsevier hat ein ganzes Editorial Board einer von Elsevier herausgegebenen renommierten Zeitschrift seine Arbeit niedergelegt und gründet eine ähnliche Zeitschrift unter neuem Namen bei dem Londoner Open-Access-Verlag Ubiquity Press. So wächst der Druck der Wissenschaft auf Elsevier – und Elsevier erhöht seinerseits den Druck auf Wissenschaftler. Der Verlag hat in den USA mehreren Betreibern von dort beliebten Archiven das Hosten von Elsevier-Beiträgen untersagt und bei gerichtlichen Auseinandersetzungen zunächst obsiegt.
COAR: Statement against Elsevier's sharing policy: https://www.coar-repositories.org/activities/advocacy-leadership/petition-against-elseviers-sharing-policy/
"Massenrücktritt des Editorial Board beim Elsevier Journal Lingua" (wisspub.net, 4.11.): http://wisspub.net/2015/11/04/massenruecktritt-des-editorial-board-beim-elsevier-journal-lingua/
"Court orders shutdown of LIBGEN, BOOKFI and SCI-HUB" (TorrentFreak, 2.11.): https://torrentfreak.com/court-orders-shutdown-of-libgen-bookfi-and-sci-hub-151102/
"Zwischenbilanz als Elsevier Aktionär: Christmas is not over yet!" (Wisspub.net, 13.11.): http://wisspub.net/2015/11/13/zwischenbilanz-als-elsevier-aktionaer-christmas-is-not-over-yet/

6.4.
"Mitteilungen der Prähistorischen Kommission" Wien neu im Druck & im Open Access
Die renommierten "Mitteilungen der Prähistorischen Kommission" der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) erschienen ab sofort dual: als gedruckte Bücher ebenso wie online im Open Access. Der erste Band der neuen Tradition ist die lang erwartete Publikation des bandkeramischen Gräberfeldes von Kleinhadersdorf - des mit 57 Körpergräbern, 26 Leergräbern und einigen wenigen Brandgräbern größten und wohl bekanntesten Gräberfeldes der LBK in Österreich.
Neugebauer-Maresch, Chr. & Lenneis, E. (2015). Das linearbandkeramische Gräberfeld von Kleinhadersdorf. Mitteilungen der Prähistorischen Kommission 82. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften: http://hw.oeaw.ac.at/7598-8inhalt?frames=yes

6.5.
"Fundberichte Baden-Württemberg" gehen in den Open Access
Im Mai 2014 hatte die baden-württembergische Denkmalpflege ihr "Nachrichtenblatt" in den Open Access gegeben (vgl. DGUF-Newsletter vom 15.5.2014 Punkt 6.4.), mit einem der DGUF sehr ähnlichen technischen Vorgehen und dem gleichen Kooperationspartner, nämlich der UB Heidelberg. Nun soll dieser Schritt auch mit den für die Archäologie wichtigen "Fundberichten aus Baden-Württemberg" vollzogen werden. Seit Ende Oktober werden die Autoren um Erlaubnis für die Online-Stellung der Digitalisate gebeten. Die Online-Stellung soll ab Mitte Dezember 2015 begonnen werden. Als Leser darf man sich also auf einen großen Schatz wertvoller Aufsätze freuen, die zu Weihnachten im Open Access bereit stehen werden. Aus dem Anschreiben an die Autoren geht auch hervor, dass neu auch die aktuellen Bände der Fundberichte kostenlos online bereitgestellt werden. Die Online-Stellung soll jeweils zwei Jahre nach dem Erscheinen des gedruckten Buches erfolgen, Open Access also mit einer sog. Moving Wall (Siegmund 2013, 92). Das ist mit Blick auf die aktuelle Rechtslage in Deutschland (vgl. DGUF-Newsletter vom 16.7.2013 Punkt 8.2.) eine vergleichsweise lange und nicht wirklich nachvollziehe Schutzfrist, weil nach dem Zweitveröffentlichungsrecht die Autoren ihre Aufsätze bereits nach einem Jahr in offene Archive einstellen dürfen. Gleichwie: die Liste der an der UB Heidelberg gemeinsam unter der Plattform OJS gehosteten Online-Zeitschriften umfasst neben dem Pionier Archäologische Informationen (seit Mai 2013) inzwischen u. a.: Anzeiger des German. Nationalmuseums Nürnberg, Archäologisches Korrespondenzblatt, Berichte der Römischen Germanischen-Kommission, Bonner Jahrbücher, Fundberichte aus Baden-Württemberg, Germania, Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums, Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit sowie The Old Potter's Almanack.
heiJournals - Heidelberger OJS-Journals: http://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ojs/pages/view/journals
Siegmund, F. (2013). Schnell, weltweit frei zugänglich und mit zusätzlichen Daten: Die Zeitschrift Archäologische Informationen erscheint im Open Access mit Early Views. Archäologische Informationen 36, 2013, 81-99: http://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/article/view/15204

6.6.
Österreich: Gesamte wissenschaftliche Publikationstätigkeit soll bis 2025 auf Open Access umgestellt sein
Das Open Access Network Austria (OANA) empfiehlt in einer Studie vom 13.11., die gesamte wissenschaftliche Publikationstätigkeit des Landes bis 2025 auf Open Access umzustellen. Dem Netzwerk gehören u. a. alle Universitäten, zahlreiche Forschungseinrichtungen, Förderorganisationen und das Wissenschaftsministerium an. Auch von in Deutschland vielerorts noch genutzten Moving Walls, die z. B. den Open Access erst zwei Jahre nach Veröffentlichung vorsehen, rückt Österreich bereits ab: die Publikation im Open Access solle "ohne Zeitverzögerung" erfolgen. Den Weg zum Ziel beschreibt das Netzwerk ganz konkret. Ab 2016 sollen Lizenzverträge mit Verlagen so gestaltet werden, dass die Veröffentlichung von Autoren aus Österreich automatisch im Open Access erscheinen. Alle öffentlich finanzierten Forschungs- und Förderorganisationen sollen bis 2017 eine eigene "Open-Access-Policy" implementieren.
"Freier Zugang zu allen heimischen Wissenschafts-Publikationen bis 2025 angestrebt" (Der Standard, 14.11.): http://derstandard.at/2000025666209/Freier-Zugang-zu-allen-heimischen-Wissenschafts-Publikationen-bis-2025-angestrebt
OANA: "Empfehlungen für die Umsetzung von Open Access in Österreich" (13.11.): https://zenodo.org/record/33178#.Vkn0FmddG71


7. Bürger und Archäologie / Citizen Science
7.1.
Rückblick auf die Tagung "Bürger Künste Wissenschaft" (Erfurt, 21.-23.9.)
Zu der u. a. von der DGUF gesponserten Tagung "Bürger Künste Wissenschaft. Citizen Science in Kultur und Geisteswissenschaften" in Erfurt (vgl. DGUF-Newsletter vom 8.10.2015 Punkt 7.3.) liegen nun zwei Rückblicke resp. Bilanzen seitens der Tagungsorganisatorin Kristina Oswald vor, die es auch denjenigen, die nicht dabei sein konnten, ermöglicht, einige wesentliche Themen und Ergebnisse mitzuverfolgen. Oswald, hat die zahlreichen Aktivitäten in den Social Media während der Tagung, insbes. die getwitterten Nachrichten, in einem Storify zusammengestellt. Außerdem hat sie eine Zusammenfassung der Vorträge und der Ergebnisse des Barcamps in ihrem Blog veröffentlicht. In Ihrer Bilanz schreibt Kristin Oswald: "Insgesamt zeigte sich, dass das Thema das Herz der geisteswissenschaftlichen Forschung trifft. Es wird bereits viel gemacht und ausprobiert, aber es fehlt an interdisziplinärem und intersektorialem und ehrlichem Austausch zwischen Wissenschaftlern, Bürgern und bspw. Vereinen, der es allen Beteiligten ermöglicht, voneinander zu lernen."
K. Oswald: "#bkw15 - Citizen Science in Kultur und Geisteswissenschaften" (6.11.): https://storify.com/krosworldia/bkw15-citizen-science-in-kultur-und-geisteswissens
K. Oswald: "Rückblick auf #bkw15: Citizen Science als Wurzel von Kultur und Geisteswissenschaften" (Krosworldia, 9.11.): http://kristinoswald.hypotheses.org/1742


8. Ausstellungen und Museen
8.1.
Karges Leben und jämmerliches Sterben: Die Ausstellung "Krieg - eine archäologische Spurensuche" (Halle, 6.11.-22.5.)
In seiner aktuellen Sonderausstellung "Krieg - eine archäologische Spurensuche" thematisiert das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle den kriegerischen Konflikt und seine Wurzeln. Die Ausstellung rückt die frühen Schauplätze von Gewalt in den Blick, darunter die Befunde vom Tollense-Tal unweit von Greifswald, ein Schlachtfeld aus der Zeit um 1.200 v. Chr. Das aufrecht positionierte Massengrab von Lützen (Sachsen-Anhalt) mit seinen ineinander verschlungenen Skeletten von während des Dreißigjährigen Kriegs hastig verscharrten Soldaten ist das Herzstück der Ausstellung. Auch die Entwicklung der Waffentechnologie wird thematisiert. Ein wenig kurzatmig sei dieser Durchlauf an manchen Stellen, meint Günter Kowa in der Mitteldeutschen Zeitung. Etwa 900 Exponate aus 60 europäischen Museen und Sammlungen sind in Halle zu sehen. Die Ausstellungsmacherin Anja Grothe sieht die Schau als ein Anti-Kriegsdenkmal: Es gehe nicht um die Herrschenden, die vielerorts verehrt würden und in prachtvollen Sarkophagen lägen, sondern um das Leid der Menschen und darum, den Opfern des Kriegs ein Gesicht zu geben.
scobel: "Archäologie des Krieges" (3sat, 12.11.; Video, 58:28 Min.): http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=55206
"Mit der Scholle kommt der Krieg" (Deutschlandradio Kultur, 6.11.): http://www.deutschlandradiokultur.de/fruehkritik.2149.de.html
"Wie das Pferd den Krieg revolutionierte" (Die Welt, 6.11.): http://www.welt.de/geschichte/article148501487/Wie-das-Pferd-den-Krieg-revolutionierte.html
"Ausstellung 'Krieg': Ein Knochenjob" (Mitteldeutsche Zeitung, 5.11.): http://www.mz-web.de/kultur/landesmuseum-fuer-vorgeschichte-in-halle-ausstellung--krieg---ein-knochenjob,20642198,32347276.html
Website der Ausstellung: http://www.lda-lsa.de/de/landesmuseum_fuer_vorgeschichte/sonderausstellungen/krieg/

8.2.
Museum für Kunst & Gewerbe Hamburg stellt Sammlung online
Das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe (MK&G) macht seine Sammlung online verfügbar, in der sich auch einige ur- und frühgeschichtsrelevante Objekte und Fotos befinden. Die Website ermöglicht nach einer Registrierung auch das Zusammenstellen einer persönlichen Auswahl von Objekten, das Teilen in den Social Media, und für die explizit mit dem Zusatz "public domain" versehenen Bilder auch deren freie Weiterverwendung. Nach dem diesbezüglichen Pionier Rijksmuseum Amsterdam haben im Jahr 2015 mehr und mehr Museen ihre Bestände digital erschlossen und öffentlich zugänglich gemacht, z. B. das Frankfurter Städel (DGUF-Newsletter vom 20.4.2015 Punkt 7.2.) und die Museen im Kanton Basel-Land (DGUF-Newsletter vom 4.7.2015 Punkt 8.1.) - so dass man inzwischen die Frage stellen darf: wer noch nicht und warum? Oder man prüft, inwieweit die neu geschaffenen Plattformen die Möglichkeiten des Digitalen wirklich ausnutzen und daraus Neues und Zusatznutzen schaffen, wie etwa die erfolgreiche und spannende Bilderplattform ARTigo. Die Studie von Julia Weinhold (2014) hat die Möglichkeiten des Social Tagging an solchen digitalen Inventaren wissenschaftlich untersucht und deren möglichen großen Nutzen für Museen herausgearbeitet. Unter solch einer Lupe erweist sich der neue, sehr begrüßenswerte Auftritt des MK&G Hamburg als vergleichsweise konservativ, ein Hineintasten in die neue Welt der digitalen Offenheit.
MK&G Hamburg: http://sammlungonline.mkg-hamburg.de/
Bilderplattform ARTigo: www.artigo.org
Weinhold, J. (2014). Dokumentation crowdgesourct: Social Tagging als Methode der Inhaltserschließung im Museum. Bacherlorarbeit an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig.
Hubertus Kohle: "Museum und Bildrechte. Ein kleiner Durchbruch?" (Blog arthistoricum.net, 3.10.): http://blog.arthistoricum.net/beitrag/2015/10/03/museum-und-bildrechte-ein-kleiner-durchbruch/

8.3.
Ausstellung "Codes der Macht" (Mainz): Das RGZM experimentiert
Das 1852 gegründete Römisch-Germanische Zentralmuseum in Mainz (RGZM) ist in der Fachwelt für einen eher konservativen Ausstellungsstil bekannt. Seine Dauerausstellung bietet kompakt und sehr materialreich einen Überblick über die Ur- und Frühgeschichte - ein herrlicher Fundus für Materialübungen mit Fachstudenten der Archäologie. Den vielen in diese Ausstellung integrierten Nachbildungen berühmter Funde verdankt es den Spitznamen "Gipsmuseum". Nun also eine Sonderausstellung zum Childerichgrab. Dazu erschien ein gewichtiger Katalogband, herausgegeben vom Projektleiter Dieter Quast, der neben verschiedenen Forschungsbeiträgen zu Childerich und seinem Grab vor allem den Text der in lateinischer Sprache verfassten Erstpublikation aus dem Jahr 1655 erstmals in einer vollständigen und kommentierten deutschen Übersetzung (Andreas Gietzen) bringt und damit den Zugriff auf eine wichtige Primärquelle erheblich erleichtert. Die Frühmittelalterforscher danken! Doch wie steht es um die Ausstellung selbst? Sie ist anders, sie experimentiert. Das RGZM erhält einen Neubau, der erste Spatenstich geschah am 18.9., und der Neubau soll in vier Jahren eröffnet werden. 3.000 Quadratmeter Fläche für die neue Dauerausstellung und weitere 500 Quadratmeter für Sonderausstellungen sind dann zu füllen. Auch seine Forschung will das RGZM neu ausrichten, heißt es auf der Ausstellungs-Website: "Der Beitrag, den archäologische Forschung mit ihrem weit zurück reichenden Blick für die Bearbeitung und Bewältigung von Problemstellungen des gegenwärtigen Menschen leisten kann, wird zukünftig im Fokus seiner wissenschaftlichen Arbeit und deren Vermittlung stehen." Die aktuelle Childerich-Ausstellung wird als "Intervention" bezeichnet, sie ist ein Experiment, mit dem neue Formate und Wege der Kommunikation ausprobiert werden sollen. Zuvorderst der Perspektivwechsel: Nicht der 481/2 verstorbene Childerich steht im Mittelpunkt, sondern sein damals 16-jähriger Sohn Chlodwig, der die Bestattung seiner Vaters ausrichtet und sich in die Macht als fränkischer König setzt. Von dieser Perspektive her wird die historische Situation erzählt, unterschiedliche Akteure kommen zu Wort. Ja, kommen zu Wort: in erfundenen, doch plausiblen Texten, teils von professionellen Schauspielern gesprochen, teils von Museumsmitarbeitern, die als Schauspieler agieren. Die Dialoge verfilmt, als Videos in die Ausstellung integriert, und auch auf einem Youtube-Kanal zu sehen. Dazu der Versuch, die Ausstellung auch in die Social Media zu tragen. Die Machtergreifung Chlodwigs als kühl kalkuliertes und inszeniertes politisches Machtspiel, mit vielen bewussten Assoziationen ins Heute. Ein spannendes, gelungenes Experiment, das Vorfreude weckt auf die nächsten "Interventionen", mit denen die alte Ausstellung des RGZM sukzessive abgebaut und die neue vorbereitet werden soll.
Quast, D. (2015) (Hrsg.). Das Grab des fränkischen Königs Childerich in Tournai und die Anastasis Childerici von Jean-Jacques Chiflet aus dem Jahre 1655. Monografien des RGZM 129. Mainz: Verlag des RGZM.
Website: www.codes-der-macht.de
Facebook: https://www.facebook.com/Chlodwig-1463834450592955/?ref=ts
Google+: https://plus.google.com/110400563547703737011/posts?hl=de
Hashtags: #codesdermacht #chlodwig
Youtube: https://www.youtube.com/user/RGZM2012

8.4.
Zwölf Ideen, sein Publikum zu gewinnen und zu halten
Knackige drei Minuten kurz waren die Vorträge zum Thema "Engaging the Public" auf der diesjährigen Tagung der Society for Historical Archaeology in Seattle (6.-11.1.). Die Session war wie folgt beschrieben: "[…] This session features [...] presentations from a broad range of archaeologists who interact with the public in a wide variety of settings. The participants share time-honored as well as innovative techniques designed to engage the public over the short- and long-term in field and laboratory settings." Doug Rocks-Macqueen präsentiert jetzt dankenswerterweise zwölf Vorträge als Videos.
"Sharing Tips and Tricks for Engaging the Public- SHA Conference" (Doug's Archaeology, 20.10.): https://dougsarchaeology.wordpress.com/2015/10/20/sharing-tips-and-tricks-for-engaging-the-public-sha-conference/


9. Und sonst …
9.1.
Ganz Gallien ist besetzt? "Der Papyrus des Cäsar" von Didier Conrad und Jean-Yves Ferri
Cäsars Berater und Verleger Rufus Syndicus hat einen Plan: Der geplante Verkaufsschlager "De bello Gallico" muss um das Kapitel "Rückschläge im Kampf gegen die unbeugsamen Gallier in Aremorica" gekürzt werden, des Images wegen. Denn nur Erfolgsmeldungen entlocken dem Senat mehr Geld für Feldzüge. Doch der Schreiber Bigdatha betätigt sich als Whistleblower und spielt eine Abschrift des kritischen Kapitels dem gallischen Enthüllungsjournalisten Polemix zu. Der erkennt die Brisanz des Texts und schlägt sich damit zum gallischen Dorf durch, und das Abenteuer kann beginnen. Die Gallier vertrauen der mündlichen Überlieferung – also muss jemand das Kapitel auswendig lernen. Während Obelix von seinem Horoskop des Druiden Apollosix in der "Gallischen Revue" geplagt ist, versucht der römische Sicherheitsapparat mittels eines taubenbasierten Kurznachrichtensystems die Sache wieder unter Kontrolle zu bringen. Doch die Botschaften an den Beinen der ereilt dasselbe Schicksal wie heutige Tweets und E-Mails: Sie werden kopiert, manipuliert oder abgefangen. Und wenn die Römer vergessen, ihren Brieftauben einen Brief anzuheften, dann heißt es "Mist, Anhang vergessen!". Der 36. Asterix-Band "Der Papyrus des Cäsar" aus den Federn des Zeichners Didier Conrad und des Autors Jean-Yves Ferri ist voll von hochaktuellen Anspielungen zu Manipulation, Technologie und Überwachung. In ihrem zweiten gemeinsamen Band trauen sich Conrad und Ferri eine komplexe Geschichte zu. Viele Aspekte sind durch ihre feinsinnige Darstellung besonders vergnüglich, etwa wenn Majestix einem verdrossenen Polemix seine Version der Geschichte diktiert. Der eigentliche Knüller des Bandes ist, dass er die Entstehung der gesamten Asterix-Geschichten neu erklärt.
"Zeichner und Autor im Interview zu ‚Der Papyrus des Cäsar‘" (FAZ, 22.10.): http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/neuer-asterix-band-zeichner-und-autor-im-interview-zu-der-papyrus-des-caesar-13867065.html
"Der neue Asterix: ‚Der Papyrus des Cäsar‘" (Deutsche Welle, 22.10.; Video,, 5:12 Min.): http://www.dw.com/de/der-neue-asterix-der-papyrus-des-c%C3%A4sar/av-18800717
"Asterix bringt das Volk zum Lachen" (Frankfirter Rundschau, 27.10.): http://www.fr-online.de/panorama/der-papyrus-des-caesar-asterix-bringt-das-volk-zum-lachen,1472782,32269102.html

9.2.
Gutachterwahlen für die Fachkollegien der DFG (26.10.-23.11.)
Seit Ende Oktober bis 23. November erfolgen die Gutachterwahlen für die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG). Berechtigte Wissenschaftler können in diesem Zeitraum jene Gutachter wählen, die in den nächsten Jahren wesentlich über die bei der DFG eingereichten Forschungsanträge entscheiden werden. Jeder Wähler hat sechs Stimmen, die er vergeben kann, wobei bis zu drei Stimmen auf eine Nomination akkumuliert werden können. Die Nominierungen erfolgten im Vorfeld durch die Universitäten und Forschungsinstitutionen sowie durch die Fachgesellschaften. Die DGUF hatte ihre Vorschläge über den Deutschen Verband für Archäologie eingebracht, die Vorschläge der DGUF finden sich nun unter den Nominierten im Fachgebiet Ur- und Frühgeschichte wieder. Die zur Wahl stehenden Wissenschaftler sind auf der Website der DFG öffentlich einsehbar.
Nominierungen für die Gutachterwahl 2015: http://www.dfg.de/download/pdf/dfg_im_profil/gremien/fachkollegien/fk-wahl2015/fkwahl_2015_kandidierendenliste.pdf
Kurzinformation der DFG zum Verfahren: http://www.dfg.de/download/pdf/dfg_im_profil/gremien/fachkollegien/fk-wahl2015/fkwahl_2015_statistik_kandidierendenliste.pdf
DFG-Gutachter (Fachkollegien) in der Periode 2012-2015: http://www.dfg.de/dfg_profil/gremien/fachkollegien/liste/index.jsp

9.3.
Regierungsrat: Es bleibt beim starken Rückbau der Kantonsarchäologie Schaffhausen
Bei der Kantonsarchäologie Schaffhausen (Schweiz) hatte die Kantonsregierung starke Kürzungen beim Personal und beim Budget angekündigt. Dagegen stemmte sich eine öffentliche Petition, getragen von "Pro Iuliomago", der Gesellschaft für Archäologie im Kanton Schaffhausen (DGUF-Newsletter vom 23.3.2015 Punkt 9.12.). Die Petition erreichte mehr als 5.000 Unterzeichner, eine angesichts der Größe des Kantons beachtliche Unterstützerzahl (DGUF-Newsletter vom 20.4.2015 Punkt 4.4.). Nun liegt die förmliche Antwort der Kantonsregierung vor, worüber die Petenten am 19.10. die Zeichner über die Petitionsplattform Open Petition unterrichteten. Danach bleibt es beim ursprünglichen Ziel der Regierung, die Mittel künftig um 500.000 Schweizer Franken (CHF) auf ein Jahresbudget von neu 300.000 CHF herunterzufahren und dabei das Personal um 240 Stellenprozente zu kürzen. Eine von der Kantonsregierung eingesetzte Arbeitsgruppe soll bis Ende 2015 darlegen, wie diese Kürzung umgesetzt und dennoch der Gesetzesauftrag der Kantonsarchäologie erfüllt werden soll.
https://www.openpetition.de/petition/online/stopp-dem-kahlschlag-bei-der-kantonsarchaeologie-schaffhausen

9.4.
Hubertus Kohle fordert dazu auf, den Einzug des Digitalen offensiv anzunehmen und zu gestalten
In einem Blogbeitrag bei arthistoricum.net bilanziert der Münchner Kunsthistoriker Prof. Hubertus Kohle die Stimmung des deutschen Bildungsbürgertums zum Thema Internet und Digitales. Seines Erachtens ist sie geprägt von Skepsis bis Ablehnung und rückwärtsgewandten Reflektionen. Kohle hingegen hält den weiteren Einzug des Digitalen in unser Leben wie auch in die Wissenschaft für unvermeidlich und führt an konkreten Beispielen vor, wie ein frühzeitiges Zupacken ein Mehr als Steuerungs- und Gestaltungsmöglichkeiten geboten hätte und weiterhin bietet.
Hubertus Kohle: "Das deutsche Bildungsbürgertum und die digitale Zukunft" (Blog arthistoricum.net, 17.10.): http://blog.arthistoricum.net/beitrag/2015/10/17/das-deutsche-bildungsbuergertum-und-die-digitale-zukunft/

9.5.
Neues Blog des DGUF-Beirats László M. Simon-Nanko: "ArchPhant. Archäologische Phantastereien"
Einen deutschsprachigen wissenschaftlichen Gegenpol zu schlecht recherchierten bzw. falsch dargestellten Sachverhalten in den Medien will László Matthias Simon-Nanko mit seinem Blog "ArchPhant. Archäologische Phantastereien" bieten. Ziel ist, ein Bewusstsein für kritischen Medienkonsum in Bezug auf Archäologie und Geschichte zu schaffen. Erste Bloposts behandeln die Paläo-Diät, die Prä-Astronautik, Sternentore und (Pseudo-)Archäologie im US-Präsidentschaftswahlkampf.
https://archphant.hypotheses.org/

9.6.
Auch die Schwaben haben das Rad erfunden - sagt schwäbischer Archäologe
Die baden-württembergischen Kollegen bereiten die große Landesausstellung "4000 Jahre Pfahlbauten" vor, die vom 16.4. bis 9.10.2016 im Landkreis Biberach an zwei Orten gezeigt werden soll: im Kloster Schussenried und im Federseemuseum Bad Buchau. Dabei gilt es aktuell, Themen zu sichten, das Material zu ordnen und auch die Funde für die Ausstellung vorzubereiten. Dazu gehören im Autoland Baden-Württemberg gewiss auch die jungsteinzeitlichen Holzräder, von denen allein sieben im Olzreuter Ried gefunden wurden. Fünf dieser auf die Zeit um 2900 v.Chr. datierten Räder weisen eine seltene Eigenheit auf, die es ansonsten nur noch im Alpenraum (Österreich, Schweiz) gibt: rechteckige Achslöcher. Hier waren also Rad und Achse fest verbunden, und die Achse drehte sich unter dem Wagenkasten. Eine Konstruktion, die sich von den ab etwa 3300 v. Chr. auftretenden Rädern in anderen Räumen unterscheidet, wo ein rundes Achsloch anzeigt, dass sich hier die Räder um eine fest mit dem Wagenkasten verbundene Achse drehten. Also wurde, so Helmut Schlichterle, das Rad in Schwaben eigenständig neu erfunden.
"Mobil in der Jungsteinzeit" (Schwaebische.de, 10.11.): http://www.schwaebische.de/region/baden-wuerttemberg_artikel,-Mobil-in-der-Jungsteinzeit-_arid,10338511.html
Website zur Ausstellung: http://pfahlbauten2016.de/

9.7.
Noch immer kaum Trennung zwischen Marketing, Wissensvermittlung und Public Relations in der Archäologie. Bericht von der CHNT (Wien, 2.-4.11.)
In diesem Jahr jährte sich die "Conference on Cultural Heritage and New Technologies" (CHNT) der Stadtarchäologie Wien zum 20. Mal. Insgesamt nahmen mehr als 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 30 Nationen an der englischsprachigen Konferenz teil, die als eine der internationalsten Österreichs im Fachbereich Archäologie gelten darf. Die Tagung stand heuer unter dem Motto "Urban Archaeology and Public Relations". Der Fokus lag damit im Besonderen auf jenen Tools, die zur Vermittlung archäologischer Inhalte genutzt werden können. Diskutiert wurden dementsprechend u. a. das Potenzial und die Gefahren von digitalen Rekonstruktionen und Animationen sowie Augmented Reality und Apps. Neben dem Nutzen von technischen Tools in der Vermittlungsarbeit nahmen, der aktuellen Situation entsprechend, auch die Möglichkeiten und Grenzen der Sicherung von Daten archäologischer Denkmäler in Krisengebieten eine großen Raum ein. Besonders in der Session "Public Relations and Archaeology – Presenting Cultural Heritage in Urban Area" zeigte sich, dass auch auf der CHNT die Frage, wie sich ein professioneller Umgang mit der Öffentlichkeit in der Archäologie gestalten sollte, immer mehr ins Zentrum rückt. In mehreren Vorträgen wurden Zielgruppen thematisiert und das keineswegs immer nur in der Intention, selbige zum Besuch eines Museums oder einer Ausstellung zu bewegen. Facebook- und Twitter-Accounts sowie der richtige Umgang mit diesen wurden vorgestellt. In fast allen Vorträgen wurde dazu ermutigt, mit der eigenen Community in Kontakt zu treten, vor allem aber, sich damit auseinander zu setzen, wie selbige beschaffen ist. Dennoch wurde auch auf der CHNT wieder deutlich, dass in der Archäologie nach wie vor kaum getrennt wird zwischen Marketing, Wissensvermittlung und Public Relations und dass letzteres nur in seltensten Fällen zur Erreichung vorher definierter Ziele eingesetzt wird. Es dominierte auch hier der Ansatz, mit den schon vorhandenen Interessenten umzugehen und damit also auf einen - von außen an die Archäologie herangetragenen - Bedarf an Interaktion zu reagieren. Trotzdem wurden auch erste Beispiele einer holistischen Kommunikation vorgestellt, die die Bindung der Menschen an ihr archäologisches Erbe planvoll stärken soll. Insbesondere mit dem Vortrag von B. Zupanek und M. Kovac über die Kommunikation des Stadtmuseums von Ljubliana wurde gezeigt, wie zielführend eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe zwischen PR-Experten und Archäologen sein kann.
Tagungswebsite: http://www.chnt.at/

9.8.
Quiz: Welche Archäologie-Schlagzeilen sind echt, welche erfunden?
"Inspection of King Tut's Tomb Reveals Hints of Hidden Chambers" – Wirklich? Das Blog der American School of Oriental Research (ASOR) an der Universität Boston hat im Oktober ein hübsches Quiz veröffentlicht: Welche Schlagzeilen in den Medien sind echt, welche frei erfunden? Bei jeder Antwort zu tatsächlich so publizierten Schlagzeilen wird der Link auf den Medienbericht angeboten.
http://asorblog.org/2015/10/07/can-you-identify-which-archaeology-headlines-are-fake-and-which-are-real/

9.9.
Palafittes.at: Blog des Kuratoriums Pfahlbauten
Seit Anfang Oktober bloggen 18 Autorinnen und Autoren zu Themen rund um Ausgrabungen und Forschungsberichte in Sachen Pfahlbauten. Marco Prehsegger, beispielsweise, erzählt vom Sieben der Funde des Attersees: "Jeder Splitter Silex, jedes noch so kleine Körnchen, jedes Fragment der weiß gesprenkelten Keramik, welches ich aus dieser braunschwarzgrauen Suppe ziehe, schickt mich auf eine kleine Zeitreise - zurück in die Zeit, als ein Mann oder eine Frau dort saß, wo jetzt der Sprungturm steht, und sich Pfeile zurichtete; zurück in eine Zeit, als Kinder mit den Alten um ein Feuer saßen und sich eine Schale Haselnüsse teilten während Geschichten erzählt wurden." Die Blogposts sind so unterschiedlich wie die Autoren, lesenswert sind sie alle. Eine Empfehlung!
http://palafittes.at/blog/

9.10.
Österreichisches Archäologisches Institut wird Teil der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Zum 1.1. wird das Österreichische Archäologische Institut (ÖAI) Teil der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Dort soll das Institut, das u. a. die Grabungen in Ephesos leitet, gemeinsam mit dem Institut für Orientalische und Europäische Archäologie und dem Institut für Kulturgeschichte der Antike einen archäologischen Cluster bilden. "Mit dem ÖAI heißen wir eine weitere hervorragende archäologische Forschungseinrichtung in den Reihen der ÖAW willkommen", wird ÖAW-Präsident Anton Zeilinger in einer Meldung der Akademie zitiert. "Das eröffnet der archäologischen Grundlagenforschung neue Möglichkeiten der wissenschaftlichen Zusammenarbeit, schafft Synergien und erhöht die internationale Sichtbarkeit der Leistungen der österreichischen Archäologie." Sabine Ladstätter, die Direktorin des ÖAI, sagte: "Das ÖAI wird an der ÖAW seine bereits etablierten Schwerpunkte auf den Gebieten der Feldarchäologie, der Bio-Geoarchäologie, der Archäometrie sowie der Heritage Sciences weiter ausbauen."
http://www.oeaw.ac.at/oesterreichische-akademie-der-wissenschaften/die-oeaw/article/oesterreichisches-archaeologisches-institut-wird-teil-der-oeaw

9.11.
Wissenschaftsrat testiert dem DAI: "Deutsches Archäologisches Institut überzeugt auf ganzer Linie"
Mit seiner Pressemeldung vom 19.10. veröffentlicht der Wissenschaftsrat - nach eigener Darstellung "eines der wichtigsten wissenschaftspolitischen Beratungsgremien in Deutschland" - seine nunmehr dritte Evaluation des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI). Darin bescheinigt der Wissenschaftsrat dem DAI eine "hervorragende Qualität seiner Leistungen in allen Aufgabenbereichen" und begrüßt seinen "Weg hin zu einer Globalarchäologie". In seinen Empfehlungen an die Politik weist der Wissenschaftsrat u. a. darauf hin, dass das DAI zur Erreichung seiner Ziele mehr Geld benötige und dass wichtige Aufgaben, die derzeit als befristete Projekte geführt würden, wie etwa das Forschungsdatenzentrum IANUS, einer Verstetigung durch Entfristung bedürften. Das DAI solle zudem sein Methodenspektrum erweitern und müsse größere drittmittelfinanzierte Verbundforschungsprojekte mit Partnern in In- und Ausland vorbereiten. Der Rat begrüßt laufende Retrodigitalisierungsprojekte im DAI, konstatiert aber einen Mangel an Koordination und übergreifendem Gesamtkonzept. Der Wissenschaftsrat begrüßt, dass das DAI für seine Publikationen inkl. der Periodika einen Open Access nach zwei Jahren vorsieht, und spricht davon, dass das DAI so "eine Vorreiterrolle für die Geistes- und Kulturwissenschaften übernehmen und wichtige Impulse setzen" könne. Es ist allerdings anzumerken, dass dem Gremium das seit Mitte 2013 geltende Zweitveröffentlichungsrecht (DGUF-Newsletter vom 16. 7. 2013 Punkt 8.2.) entgangen sein muss, das es Autoren seitdem erlaubt, ihre Werke aus regelmäßig erscheinenden Periodika bereits nach zwölf Monaten auf dem Wege des sog. Self-Archiving in den Open Access zu stellen. Schließlich empfiehlt der Wissenschaftsrat dem DAI noch, seine bisherige Führungsstruktur zu renovieren und das Amt der/s Präsidentin/en bei Wiederbesetzungen neu auch öffentlich auszuschreiben.
"Vorzüglicher Botschafter Deutschlands. Deutsches Archäologisches Institut überzeugt auf ganzer Linie" (Pressemeldung Wissenschaftsrat, 19.10.): http://www.wissenschaftsrat.de/presse/pressemitteilungen/2015/nummer_23_vom_19_oktober_2015.html

9.12.
Blickpunkt Archäologie 3/2015: Schwerpunkt Archäologie des 20. Jahrhunderts
Der aktuelle "Blickpunkt Archäologie" (Heft 3/2015) hat den Themenschwerpunkt Archäologie des 20. Jahrhunderts, eine Nische im Fach, die erst in den vergangenen beiden Jahrzehnten aufgekommen ist. In dem von der Deutschen Gesellschaft für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit (B. Arndt) kuratierten Band führt Cl. Theune mit dem Beitrag "Grundlagen und Perspektiven ..." in eben diese ein und legt theoriegeleitet wie auch an konkreten Fallstudien dar, was der Anlass, die Motivation, das Erkenntnisinteresse und das Ziel einer Archäologie des Zeitgenössischen ist. Die fünf folgenden Aufsätze von B. Arndt und U. Müller, R. Bernbeck und S. Pollack, Th. Kersting, St. Krabath und P. Schöneburg sowie M. Trier vertiefen das Thema an konkreten Fallstudien und zu Einzelaspekten. In Summe erhält der Leser auf 49 Seiten eine treffende Einführung in dieses neue und schwierige Themenfeld, samt klug ausgewählten weiterführenden Literaturhinweisen. Ein gelungener "Blickpunkt"!
http://www.dvarch.de/dva_blickpunkt.php?bp=9

9.13.
Marcus Twellmann über die Archäologie der Digital Humanities
In der Zeitschrift "LIBREAS. Library Ideas" bespricht deren Herausgeben Ben Kaden (Berlin) einen Aufsatz des Germanisten Marcus Twellmann (Konstanz) über Digital Humanities, der in der Oktober-Ausgabe der Zeitschrift "Merkur" abgedruckt ist. Twellmann treibt das Buzzword "Digital Humanities" um, und in guter historischer Methodik fragt er nach den Ursprüngen, erforscht die "Archäologie der Digital Humanities". Twellmann sieht das Verhältnis zu den Zahlen und zur Statistik als zentral an und beschreibt die im 20. Jahrhundert entstandene Bifurkation zwischen den "innumerate humanists" (Geisteswissenschaften) und den "illiterate scientists" (Naturwissenschaften). Doch es habe schon vor den heutigen Digital Humanities Brücken zwischen diesen Bereichen gegeben. An diesen Brücken könne man für die heutigen Digital Humanities viel lernen, weil dort Methodisches vorgedacht sei, das für die Digital Humanities nützlich sein könne. Twellmann nennt als Beispiel ausdrücklich die Anthropologie, die eine traditionell empirisch-statistisch arbeitende Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaft sei, in der es stets auch eine kritische Reflektion darüber gegeben habe, was messbar sein und was nicht. Twellmann nennt den Anthropologen Franz Boas. Die eng verwandte Ur- und Frühgeschichte, die ebenfalls traditionell quantitativ-statistisch sowie geisteswissenschaftlich arbeitet und sich also als Brücke eignete, nennt Twellmann nicht. Weil sie zum nötigen intellektuellen Diskurs damals und wie heute zu den Digital Humanities wenig beigetragen hat?
Ben Kaden: "Wo beginnt die Vorgeschichte der Digital Humanities und was kann man aus ihr lernen?" (LIBREAS. Library Ideas, 9.10.): https://libreas.wordpress.com/2015/10/09/digital_humanities_geschichte/
Marcus Twellmann: "»Gedankenstatistik« - Vorschlag zur Archäologie der Digital Humanities." In: Merkur, 797 (Vol. 69, Oktober 2015) S. 19-30.

9.14.
Einstieg in ein für die Archäologie relevantes Themenfeld: Handbuch "Digital Humanities"
Der Begriff Digital Humanities (DH) taucht immer häufiger auf, doch was ist das eigentlich und wie macht man "Digital Humanities"? Der an der UB Göttingen beheimatete Forschungsverbund DARIAH-DE - deutscher Ableger des EU-Projekts DARIAH-EU - hat ein Handbuch zum Thema DH veröffentlicht, das kostenlos online als Webtext oder als gestaltetes PDF verfügbar ist. Die Publikation ist aus einem "Book Sprint" am 10.-12.8. heraus entstanden und soll als "lebendes Buch" bei Bedarf sukzessive aktualisiert werden. Im Zustand seiner Erstveröffentlichung am 12.10. bietet es: eine Begriffserklärung; neun Beispiele konkreter Forschungsprojekte, die unter den Begriff DH fallen; Erklärungen zu den rechtlichen Fragen, z. B. zu Lizensierungen; einen Überblick über technische Werkzeuge, die für DH-Projekte nützlich sind; ein Kapitel zum ausnehmend wichtigen Thema Nachhaltigkeit; zwei Kapitel zum Thema Daten-Organisation und -Infrastrukturen. In Summe ein guter und kompakter Einstieg in ein auch für die Archäologie ungemein relevantes Themenfeld.
DARIAH-DE (Hrsg.) (2015). Handbuch Digital Humanities. o. O.: DARIAH-DE. http://handbuch.io/w/DH-Handbuch

9.15.
Über den materiellen Wert von Sondengängerfunden
Auf seiner Website wendet sich der Sondengänger Thorsten Straub gegen den oft erhobenen Vorwurf, Sondengänger würden ihr Hobby zur persönlichen Bereicherung, d. h. aus kommerziellen Gründen, betreiben. Er verdeutlicht, dass bei der Suche in Deutschland der rel. hohe Zeit- und Geldaufwand in keinem Verhältnis zu den zu erwartenden Funden und Erlösen stehe. Dazu hat er u. a. systematisch bei Ebay recherchiert, welche (geringen) Preise dort für die typischen Sondlerfunde gezahlt werden müssten. "Die allermeisten in Deutschland gemachten Funde haben keinen finanziellen Wert", resümiert Straub. So sei die überwiegende Mehrheit der in Deutschland tätigen Sondler aus Interesse an der Sache, am Suchen und an der Geschichte unterwegs. Auch wenn man seiner Argumentation vielleicht nicht folgen möchte, kann ein Blick in seine Argumentation und auch die recherchierten Marktpreise nützlich sein.
"Materieller Wert von Sondengängerfunden": http://www.sondengaenger-deutschland.de/higr/supr/mawesofu/sondengaengermateriellerwert.html

9.16.
"Der Geisteswissenschaftler, das meinungslose Wesen?"
Geisteswissenschaftlern fehle es "neben Mut zur Meinung oft vor allem am Idealismus", schreibt die Archäologin und Historikerin Kristin Oswald in ihrem Blog. Die Kollegen scheuten sich, sich dafür einzusetzen, wie Arbeit und Forschung sein sollten. Nachwuchswissenschaftler und junge Mitarbeiter etwa in Museen schienen von Beginn ihrer Karriere an damit indoktriniert zu werden, nicht vom herkömmlichen Weg abzukommen und stets die Hierarchiegrenzen zu beachten. Woher die Hemmungen? Sei es die Angst, dass es mit dem leisesten Mucks noch schlimmer werden könnte?
"Der Geisteswissenschaftler, das meinungslose Wesen?" (Krosworldia, 16.11.): http://kristinoswald.hypotheses.org/1703


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