DGUF-Newsletter vom 16.7.2013

DGUF-Newsletter vom 16.7.2013

1. DGUF-Sonderschwerpunkt: Nordrhein-Westfalen
1.1. DGUF-Petition endete am 23. Juni mit 27.005 Unterschriften
1.2. "Please do not allow the undocumented destruction of your past - it is who you are!" Kommentare zur DGUF-Petition
1.3. Kürzungen für das Jahr 2013: Minus 0,05% oder minus 17,7%?
1.4. Pressespiegel und Medienbeobachtung zur DGUF-Petition und zum neuen Denkmalschutzgesetz in NRW
1.5. Das neue NRW-Denkmalschutzgesetz ist verabschiedet

2. DGUF-Nachrichten
2.1. DGUF-Auxiliare: Unterstützung bei der Qualitätssicherung für DGUF-relevante Archäologie-Artikel in Wikipedia gesucht

3.Tagungen
3.1. Jahrestagung der Europäischen Vereinigung zur Förderung der Experimentellen Archäologie (EXAR) (Linz, 3.-6.10., CfP bis 1.8.)
3.2. "Energiewende und Archäologie" (Osnabrück, 5.-6.11.)
3.3. 1st international workshop on Virtual Archaeology: Museums & Cultural Tourism (Delphi, 25.-28.9.)

4. Veranstaltungen
4.1. DGUF-Exkursion ins LWL-Museum für Archäologie Herne am 28.9.

5. Forschung
5.1. Aktuelle Ausgrabungen in den Medien
5.2. Aktuelle Forschung in den Medien
5.3. Zwei sehr frühe wikingische Segelschiffe vor Estland gefunden
5.4. Neue Erkenntnisse zu Ursprüngen der Landwirtschaft
5.5. Schädelgeometrie des Homo floresiensis deutlich unähnlich zu krankhaft veränderten Schädeln moderner Menschen
5.6. Shanidar-Ausgräber Ralph Solecki erinnert sich

6. Kulturgutschutz
6.1. Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
6.2. Italiens katastrophaler Umgang mit seinem Kulturgut: UNESCO stellt Ultimatum für die Sanierung Pompejis
6.3. The Association for the protection of Syrian Archaeology
6.4. Gerichtsentscheidung im Fall NRW gegen Auktionshaus Lempertz
6.5. 6.000 der Manuskripte von Timbuktu durch Crowdfunding-Kampagne gerettet
6.6. Dr. Monica Hanna dokumentiert die Plünderungen in Abu Sir al Malaq

7. Job-Themen und Personalia
7.1. Die DGUF trauert um ihr Gründungsmitglied Dr. Alfred Czarnetzki
7.2. Petition zum Verbleib von Prof. Pollock und Prof. Bernbeck an der FU Berlin
7.3. Prof. Dr. Markus Hilgert wird neuer Direktor des Berliner Vorderasiatischen Museums

8. Und sonst …
8.1. Website des Deutschen Verbandes für Archäologie (DVA) ist online
8.2. Neues Zweitveröffentlichungsrecht legalisiert Self-Archiving von Zeitschriftenaufsätzen nach Jahresfrist, aber enttäuscht viele Interessengruppen

9. Impressum und Redaktionshinweise


1.DGUF- Sonderschwerpunkt: Nordrhein-Westfalen
1.1.
DGUF-Petition endete am 23. Juni mit 27.005 Unterschriften
Die am 24. März von der DGUF lancierte offene Petition gegen die Mittelkürzungen in der Archäologie und Baudenkmalpflege von Nordrhein-Westfalen endete am 23. Juni. Sie erreichte 27.005 Unterschriften, davon 13.333 aus Nordrhein-Westfalen! Mehr als 1.870 Unterschriften stammten aus dem Ausland, und alle fünf Kontinente sind dabei vertreten; darunter waren folgende Staaten mit jeweils mehr als 100 Unterschriften vertreten: Großbritannien (171), Niederlande (260), Belgien (143), Frankreich (137), Schweiz (349), Österreich (283), USA (108). Damit ist diese Petition die größte Sammlung von Unterschriften, die es jemals gegen Etatstreichungen bei der deutschen Denkmalpflege gegeben hat. Die Petition wurde am 25.6. im Düsseldorfer Landtag vom DGUF-Vorstand an Carina Gödecke, Präsidentin des Landtages von NRW, und Michael Groschek, den zuständigen Minister für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr, übergeben. Die Forderungen der DGUF: 1.: Keine Streichung der Landesmittel für Archäologie und Baudenkmalpflege. 2.: Keine Kürzungen der Landesmittel für Archäologie und Baudenkmalpflege. 3.: Die Eigenmittel des Landes NRW für Archäologie und Baudenkmalpflege müssen dauerhaft mindestens auf dem Niveau des Haushaltsjahres 2012 fortbestehen. 4.: Diese Forderungen gelten unabhängig von der Entwicklung des neuen Denkmalschutzgesetzes. - Mit Schreiben vom 2.7. bestätigte der Petitionsausschuss des Landtages förmlich den Eingang der Petition, die nun sorgfältig geprüft werde.
Die Pressemeldung der Landtagspräsidentin (25.6.): http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/GB_II/II.1/Pressemitteilungen-Informationen-Aufmacher/Pressemitteilungen-Informationen/Pressemitteilungen/2013/06/2506_Unterschriftenliste_zur_Denkmalpflege.jsp
Die Pressemeldung der DGUF (25.6.): http://www.dguf.de/fileadmin/Pressemitteilungen/DGUF-PM_UEbergabe_NRW-Petition-Denkmalschutz_20130625.pdf
Seite mit umfangreichem Pressematerial und vielen Informationen, v.a. zur Petition: http://www.dguf.de/index.php?id=292

1.2.
"Please do not allow the undocumented destruction of your past - it is who you are!" Kommentare zur DGUF-Petition
"We only have one heritage, and our past forms part of our future, particularly in such historically important areas like the North Rhine area. Please do not allow the undocumented destruction of your past - it is who you are! And given the extreme importance of the heritage of this area, it is who we all are!" Das schreibt Emma Cunliffe von der Universität Durham, deren Sorge normalerweise der Zerstörung des kulturellen Erbes von Syrien gilt. Der Klassische Archäologe Prof. Dr. Tonio Hölscher kommentierte: "Wer die Geschichte aufgibt, vernachlässigt nicht die Vergangenheit, sondern die Zukunft." Und ein Unterstützer aus Leiden schrieb: "Don't stop the funding of this! I'm 19 years old and I want that my children can still see this all." 3.519 Kommentare hinterließen die Unterzeichner der Petition. Darin drücken sie ihre Bedenken aus, erzählten von ihren Erfahrungen und beschrieben, was ihnen Archäologie und Baudenkmäler bedeuten. Eine Auswahl der Kommentare haben wir für Sie zusammengestellt.
http://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/dguf_und_gesellschaft/Regelungen_und_Gesetzgebungsverfahren/DGUF-Dok_Kommentare_der_Petitionsunterzeichner_Auswahl.pdf

1.3.
Kürzungen für das Jahr 2013: Minus 0,05% oder minus 17,7%?
NRW hat im laufenden Haushaltsjahr 2013 die Landeszuschüsse für Archäologie und Bodendenkmalpflege gekürzt. Aber betragen diese Kürzungen 0,05% oder 17,7%? Darüber gehen die Aussagen auseinander. Willkommen in der Postmoderne: es ist alles eine Frage der Wahrnehmung, oder? Nach Ansicht der Regierungsfraktionen und des zuständigen Ministers, Michael Groschek, wurden ca. 25.000 Euro in einem Denkmalpflege-Haushalt von 51 Millionen Euro gekürzt, nach Ansicht der DGUF fehlen 2 Millionen von zuvor 11,3 Millionen Euro. Angesichts solcher Differenzen haben wir uns auf das bewährte archäologische Handwerk besonnen: erst einmal den Befund freilegen, sauber dokumentieren, und nüchtern als kommentierten Katalog publizieren. Die DGUF-Dokumentation zeigt, dass die These "minus 17,7%" anhand öffentlich verfügbarer Daten gut belegt und einleuchtend ist. Die Politik hat für ihre Berechnung hingegen alle Mittel aufsummiert, die nur irgendwie mit der Denkmalpflege in NRW in Verbindung gebracht werden können. Und sie addiert für 2013 Fördergelder des Bundes zu den Landesmitteln, für 2012 jedoch nicht.
"Zahlenspiele und Tatsachen: Zur tatsächlichen Höhe der Mittelkürzungen bei der Denkmalpflege in NRW
http://www.dguf.de/index.php?id=293

1.4.
Pressespiegel und Medienbeobachtung zur DGUF-Petition und zum neuen Denkmalschutzgesetz in NRW
Diese umfangreiche Seite gibt Ihnen einen Überblick über wichtige Medienberichte zu Sparkurs und neuem Denkmalschutzgesetz in Nordrhein-Westfalen sowie zu Medienberichten in Presse und Rundfunk über die DGUF-Petition. Außerdem finden Sie dort Links zu themenbezogenen Blog-Einträgen, zu Videos in Sozialen Netzwerken etc. sowie zu Pressemeldungen und zu offenen Briefen an Ministerpräsidentin H. Kraft.
http://www.dguf.de/index.php?id=285

1.5.
Das neue NRW-Denkmalschutzgesetz ist verabschiedet
Das Parlament von Nordrhein-Westfalen hat am 11.7. das neue Denkmalschutzgesetz verabschiedet. Es verbessert den Denkmalschutz wesentlich, hat aber nach Auffassung der DGUF zwei große Schwachpunkte. Mit den Regelungen zum Verursacherprinzip "schenkt" das Land künftig den Investoren – z. B. Energiekonzernen und großen Bauträgern – jährlich mindestens 16 Mo. Euro. Das Schatzregal wird in der jetzt beschlossenen Formulierung zu einer massiven Steigerung der Fundunterschlagungen führen. Im Zusammenhang mit der öffentlichen Anhörung von Experten am 6.6. und Interessenvertretern im Zuge des Gesetzgebungsverfahrens hatte sich auch die DGUF als NGO zur Novellierung geäußert (vgl. DGUF-Newsletter vom 12.6., Punkt 1.2.). Mehrere Änderungsvorschläge der DGUF am Gesetzentwurf wurden in die Endfassung des Gesetzes aufgenommen, z. B. zum Denkmalbegriff, zur Verbindlichkeit des Finderlohns, für einen höheren Schutz der Wohnung bei der Erweiterung des Betretungsrechts und für die Aufrechterhaltung der Berichtspflicht. Nicht aufgegriffen wurden die Vorschläge der DGUF für eine Obergrenze der vom Investor zu tragenden Verursacherkosten und eine geringere finanzielle Belastung privater Investoren, für ein praxisgerechteres Schatzregal, zur Einführung des Verbandsklagerechts, das sich im Natur- und Umweltschutz bewährt hat, und zur Einrichtung einer unabhängigen Schiedsstelle, die im Konfliktfall zwischen Bürgern, Investoren und Fachbehörden als Schlichter angerufen werden könnte.
http://www.dguf.de/index.php?id=280


2. DGUF-Nachrichten
2.1.
DGUF-Auxiliare: Unterstützung bei der Qualitätssicherung für DGUF-relevante Archäologie-Artikel in Wikipedia gesucht
Sei es "Antikenhehlerei" oder "Denkmalschutzgesetz": Wikipedia ist heute eine der wichtigsten Quellen für die Information von Bürgern, Journalisten und Politikern über Themen, die der DGUF am Herzen liegen. Es ist elementar, dass die entsprechenden Artikel in qualitativ gutem Zustand sind und aktuell gehalten werden. Wir suchen Auxiliare – ob DGUF-Mitglieder oder nicht – die einzelne, konkret vereinbarte Artikel dauerhaft im Blick behalten und sie eigenständig oder in Rücksprache mit der Gruppe ergänzen. Sie sollten solide Erfahrungen mit Wikipedia haben und dort bereits als Autor tätig sein. Sie recherchieren sauber und behalten einzelne Themen, mit denen Sie vertraut sind, selbständig im Blick. Die Tätigkeit erfordert ein regelmäßiges, aber nicht zu häufiges Arbeiten.
Wenn Sie Interesse haben, die DGUF in diesem Punkt zu unterstützen, freut sich auf Ihr E-Mail: PD Dr. Frank Siegmund, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Mehr zu den DGUF-Auxiliaren und den derzeit ausgeschriebenen Projekten: http://www.dguf.de/index.php?id=289


3.Tagungen
3.1.
Jahrestagung der Europäischen Vereinigung zur Förderung der Experimentellen Archäologie (EXAR) (Linz, 3.-6.10., CfP bis 1.8.)
"Die Experimentelle Archäologie in Wissenschaft und Vermittlung 2013" ist das Thema der diesjährigen Tagung, die die EXAR in Kooperation mit dem Oberösterreichischen Landesmuseum im Schlossmuseum Linz ausrichtet. Vortragsthemen sollen aktuelle laufende Experimente und Projekte der Rekonstruierenden Archäologie sein, die Diskussion der wissenschaftlichen Methode "experimentelle Archäologie" sowie Erfahrungsberichte zur Nutzung dieser Methode in der Vermittlungsarbeit. Der CfP dauert noch bis zum 1. August, auch Poster-Präsentationen sind möglich.
http://www.exar.org/voorbeeld-pagina/conference-2012/?lang=de

3.2.
"Energiewende und Archäologie" (Osnabrück, 5.-6.11.)
Die Energiewende hat vielfache und häufig unerwartete Folgen für das Bodenarchiv, etwas dessen sich die wenigsten Archäologen bewusst sind. Wind- und Solarparks werden errichtet, das Stromnetz deutlich ausgebaut und große Ackerflächen für den Anbau von Energiepflanzen verwendet. Um auf die Folgen aufmerksam zu machen organisiert die Deutsche Bundesstiftung Umwelt zusammen mit verschiedenen archäologischen Institutionen eine Tagung in Osnabrück. Neben Einführungsreferaten zu den Themenblöcken "Netzausbau", "Landwirtschaft" und "Wind- und Solarparks in der Kulturlandschaft" werden Fallbespiele aus der archäologischen Denkmalpflege in dem Umgang mit Energieprojekten präsentiert. Die Tagung richtet sich explizit nicht nur an Archäologen und Denkmalpfleger, sondern ebenfalls an Vertreter der Wirtschaft sowie Raumplaner.
Programm und Anmeldung unter http://www.dbu.de/550artikel34644_135.html

3.3.
1st international workshop on Virtual Archaeology: Museums & Cultural Tourism (Delphi, 25.-28.9.)
What is cyber-archaeology in relation to its predecessor, virtual archaeology? How do we
(re)think the material past at the time of Cyberspaces, Virtual Communities, and cyber-games? What are best-practice cases of the design and implementation of VH installations? The international workshop aims at investigating new trends in the field of digital museums, virtual communities, archaeometric studies, digital cultural tourism and related topics. Deadline for early registration is August 5th.
http://vamct13.syros.aegean.gr/


4. Veranstaltungen
4.1.
DGUF-Exkursion ins LWL-Museum für Archäologie Herne am 28.9.
Die DGUF-Exkursion am Samstag, 28. September, führt nach Herne, in das LWL-Museum für Archäologie und zu dessen neuen Grabungscamp. Museumsmitarbeiter bringen Ihnen dort alle Aspekte einer zeitgemäßen Ausgrabung nahe. Anmelden können Sie sich bis 31.8., die Teilnehmerzahl ist auf 40 Personen begrenzt.
http://www.dguf.de/index.php?id=190


5. Forschung
5.1. Aktuelle Ausgrabungen in den Medien
Südfrankreich: "Découverte d’une sépulture du Paléolithique final à Cuges-les-Pins" (Pressemitteilung INRAP, 10.7.): http://www.inrap.fr/archeologie-preventive/Actualites/Communiques-de-presse/p-16161-Decouverte-d-une-sepulture-du-Paleolithique-final-a-Cuges-les-Pins.htm
Liechtenstein: "Eisenzeitliche Terrassensiedlung in Triesen" (Pressemitteilung Landesverwaltung Fürstentum Liechtenstein, 10.7.): http://www.llv.li/amtsstellen/llv-ikr-pressemitteilungen/pressemitteilungen-alt.htm?pmid=186323&lpid=3789&imainpos=2162
"Die Römer kommen: Wo Germaniens Guerilla kämpfte. Bei Northeim liegt das größte erhaltene Schlachtfeld der Antike" (Waldeckische Landeszeitung/Frankenberger Zeitung, 6.7.): http://www.wlz-fz.de/Welt/Buntes/Uebersicht/Bei-Northeim-liegt-das-groesste-erhaltene-Schlachtfeld-der-Antike
Krim: "Danish archaeologists uncover ancient killing fields in the Ukraine" (Pressemitteilung Universität Aarhus, 5.7.): http://cas.au.dk/en/currently/single/artikel/danske-arkaeologer-finder-bevis-for-folkedrab-i-ukraine/
Michelsberger Kultur / Lkr. Höxter: "LWL-Archäologen erforschen Grabenanlage in Borgentreich. Probeschnitte geben Einblicke in das Leben jungsteinzeitlicher Viehzüchter" (Pressemitteilung LWL, 1.7.): http://www.lwl.org/pressemitteilungen/mitteilung.php?urlID=30139#.UeRgUaw9V8E

5.2.
Aktuelle Forschung in den Medien
"Fund in Schottland: Der älteste Kalender der Welt" (Spiegel, 15.7.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/zeitmessung-archaeologie-aeltester-kalender-entdeckt-a-911211.html#ref=rss
"Konnten Neandertaler sprechen? Max-Planck-Wissenschaftler vermuten, dass die moderne menschliche Sprache schon vor 500.000 Jahren entstanden ist" (Pressemitteilung Max-Planck-Gesellschaft, 10.7.): http://www.mpg.de/7450884/neandertaler-sprache
"Restaurierung des Löwenmenschen aus dem Lonetal - der größten aller eisenzeitlichen Figuren" (Pressemitteilung Denkmalpflege Baden-Württemberg, 3.7.): http://www.denkmalpflege-bw.de/no_cache/service/presseoeffentlichkeitsarbeit/pressemitteilungen/pressemitteilungen/article/restaurierung-des-loewenmenschen-aus-dem-lonetal.html; "Der Löwenmensch" (Landesschau Baden-Württemberg, 3.7.; Video, 2:59 Min.): http://www.ardmediathek.de/swr-fernsehen-bw/landesschau-baden-wuerttemberg/der-loewenmensch?documentId=15578410
"Katastrophaler als vermutet: Steinzeitlicher Vulkanausbruch verwüstete Südosteuropa" (Pressemitteilung Uni Bayreuth, 1.7.): http://www.uni-bayreuth.de/presse/Aktuelle-Infos/2013/183-Vulkanausbruch-Steinzeit.pdf
"Khmer-Imperium: Laser-Scans zeigen versunkene Stadt bei Angkor Wat" (Spiegel, 20.6.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/khmer-imperium-laser-scans-zeigen-versunkene-stadt-bei-angkor-wat-a-906744.html
"Genom des mittelalterlichen Lepraerregers entschlüsselt" (Pressemitteilung Uni Kiel, 13.6.): http://www.uni-kiel.de/aktuell/pm/2013/2013-168-adna-lepra.shtml
Jordanien: "Partnerwahl vor 9.000 Jahren. Team mit Freiburger Forschern findet Hinweise, dass sich Menschen in der Steinzeit mit Verwandten fortpflanzten" (Pressemitteilung Universität Freiburg, 12.6.): http://www.pr.uni-freiburg.de/pm/2013/pm.2013-06-12.163

5.3.
Zwei sehr frühe wikingische Segelschiffe vor Estland gefunden
Auf einer Insel vor Estland wurden 2008 und 2010 in nur 30 m Entfernung voneinander zwei Schiffe gefunden, die nun "Salme I und II" genannt werden und nach Ihren Funden und ihrer Bauart als Wikingerschiffe anzusehen sind. Nach 14C-Daten stammen sie aus der Mitte des 8. Jahrhunderts und sind somit recht früh. Eines der beiden Schiffe weist einen Kiel und Reste eines Segelmastes auf - ungewöhnlich frühe Nachweise des Segelns. Das Schiff Salme II diente als Bestattungsplatz von 33 Kriegern, die deutliche Spuren eines Kampfes zeigen.
"Estonia: Salme ship burials" (World Archaeology 58, 2013): http://www.world-archaeology.com/features/estonia-salme-ship-burials/
"Wikinger-Kriegsschiff vor Estland: Die ersten wilden Kerle" (Spiegel, 30.6.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/wikinger-kriegsschiff-vor-estland-die-ersten-wilden-kerle-a-908248.html#ref=rss

5.4.
Neue Erkenntnisse zu Ursprüngen der Landwirtschaft
Die Ursprünge der Landwirtschaft sind gleich in mehreren Zentren innerhalb des fruchtbaren Halbmondes verortet. Bisher wurde angenommen, dass nur im Norden und Westen dieser regenreichen Region, die sich von der Küste Israels bis zum Iran erstreckt, Wildpflanzen wie Wildgerste oder Linse angebaut wurden. Nun ist klar, dass auch der Osten eine Schlüsselrolle im Prozess der Domestikation einnahm. Dies schlossen die Forschenden aus Untersuchungen von mehr als 30.000 Pflanzenresten der Siedlung Chogha Golan, die am Fuße des Zagros-Gebirges im heutigen Iran gelegen ist. Die Ergebnisse publizierten die Wissenschaftler der Universität Tübingen, des Senckenberg Center for Human Evolution and Palaeoenvironment Tübingen und vom Iranischen Zentrum für Archäologische Forschung in "Science".
Simone Riehl, Mohsen Zeidi, Nicholas J. Conard, "Local emergence of agriculture in the foothills of the Zagros Mountains of Iran" (Science 5 July 2013: Vol. 341 no. 6141 pp. 65-67. DOI: 10.1126/science.1236743): http://www.sciencemag.org/content/341/6141/65
"Grabungen in Asien zeigen Neues zur Kulturgeschichte der Landwirtschaft" (Pressemeldung Universität Tübingen, 4.7.): http://www.uni-tuebingen.de/landingpage/newsfullview-landingpage/article/grabungen-in-asien-zeigen-neues-zur-kulturgeschichte-der-landwirtschaft.html
"Frühe Bauern. Die Landwirtschaft begann an vielen Orten " (Der Tagesspiegel, 5.7.): http://www.tagesspiegel.de/wissen/fruehe-bauern-die-landwirtschaft-begann-an-vielen-orten-/8451736.html

5.5.
Schädelgeometrie des Homo floresiensis deutlich unähnlich zu krankhaft veränderten Schädeln moderner Menschen
Wie kann der etwa 18.000 Jahre alte, ungewöhnlich geformte und kleine Menschenschädel "Ling Bua 1" (LB1), besser bekannt als Homo floresiensis, wissenschaftlich eingeordnet werden? Handelt es sich um den ersten Beleg für eine bislang unbekannte Art der Gattung Homo, oder um einen modernen Menschen, dessen Kleinheit und besondere Merkmale auf Krankheiten zurückgehen? Letzteres hat nun die umfangreiche Studie einer Forschungsgruppe um Karen L. Baab (Stony Brook, New York) plausibel ausgeschlossen. Mit moderner Technik und Statistik wurde an 248 Schädeln eine konventionelle Analyse ihrer Maße durchgeführt, darunter insbesondere eine große Referenzserie von modernen Menschenschädeln, welche die in Frage kommenden Krankheiten nachweislich hatten. Diskutiert werden insbesondere Schädelveränderungen, die in Folge von Schilddrüsenfehlfunktionen (endemischer Hypothyroidismus) und des Laron-Syndroms entstehen können. Im Vergleich zu den Referenzserien moderner Schädel mit diesen Krankheiten ist die Schädelgeometrie von LB1 deutlich verschieden von diesen und zeigt größere Ähnlichkeit zu fossilen Vertretern der Gattung Homo, insbesondere zu Homo erectus.
Baab KL, McNulty KP, Harvati K (2013) Homo floresiensis Contextualized: A Geometric Morphometric Comparative Analysis of Fossil and Pathological Human Samples. PLoS ONE 8(7): e69119. doi:10.1371/journal.pone.0069119 http://www.plosone.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0069119#abstract0
"Homo floresiensis doch eine eigene Species" (Pressemitteilung Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, 10.7.): http://www.senckenberg.de/root/index.php?page_id=5206&year=0&kid=2&id=2791

5.6.
Shanidar-Ausgräber Ralph Solecki erinnert sich
Im Frühling 1957 entdeckte der US-amerikanische Archäologie Ralph Solecki (geb. 1917) das erste von neun Neandertaler-Skeletten in der Shanidar-Höhle (Irak). Shandiar I oder "Nandy" war ein 40- bis 50-jähriges Individuum, fast vollständig erhalten. Hinweise auf schwere Verletzungen, die gut verheilen konnten, sind ein Beleg dafür, dass Neandertaler füreinander sorgten. Im Wall Street Journal erinnert sich Ralph Solecki an die Ausgrabung von "Nandy".
"Archeologist Ralph Solecki Recalls His Neanderthal Cave Discovery " (The Wall Street Journal, 11.7.): http://online.wsj.com/article/SB10001424127887323936404578581582780360790.html#articleTabs%3Darticle


6. Kulturgutschutz
6.1. Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
Syrien: "Luftangriffe auf den Krak des Chevaliers" (Archaeologik, 14.7.): http://archaeologik.blogspot.de/2013/07/luftangriffe-auf-den-krak-des-chevaliers.html
"Peru: Baufirmen zerstören 5000 Jahre alte Pyramide" (Spiegel, 4.7.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/peru-baufirmen-zerstoeren-5000-jahre-alte-pyramide-a-909511.html
"Archaeological Sites at Risk in Libya" (Weather Channel, 3.7.): http://www.weather.com/travel/archaeological-sites-risk-libya-20130703
"No Quick Answers in Fights Over Art. Museums’ Property Claims Are Not Simply About Evidence" (The New York Times, 1.7.): http://www.nytimes.com/2013/07/02/arts/design/museums-property-claims-are-not-simply-about-evidence.html
"Beutekunst": "Politischer Eklat um Bronzezeit" (Archaeologik, 21.6.): http://archaeologik.blogspot.de/2013/06/politischer-eklat-um-bronzezeit.html
UNESCO setzte am 20.6. alle sechs Welterbestätten in Syrien auf die Liste der gefährdeten Denkmäler ("rote Liste") (Archaeologik, 1.7.): http://archaeologik.blogspot.de/2013/07/syrien-auf-der-roten-liste-juni-2013.html
"Lorscher Arzneibuch und Himmelsscheibe von Nebra sind Dokumentenerbe" (Archäologie Online, 20.6.): http://www.archaeologie-online.de/magazin/nachrichten/lorscher-arzneibuch-und-himmelsscheibe-von-nebra-sind-dokumentenerbe-26171/

6.2.
Italiens katastrophaler Umgang mit seinem Kulturgut: UNESCO stellt Ultimatum für die Sanierung Pompejis
Die UNESCO stellt Italien ein Ultimatum: Wenn Italien bis Ende 2013 nicht wenigstens die dringendsten Sanierungsarbeiten in Pompeji vornimmt, droht die Aberkennung des Status als UNESCO-Weltkulturerbe. Italiens Kulturminister Massimo Bray gelobt in den Medien Besserung, doch - so berichtet es die Süddeutsche – Geld hat er keines. Für die katastrophale Situation des reichen kulturellen Erbes in Italien ist Pompeji nur das populärste Beispiel: Auch Stabiae sei in keinem guten Zustand, berichten Italiens Medien. Laut "Corriere della Sera" vom 30.6. gibt es 343 Mitarbeiter für mehr als 700 archäologische Stätten und Denkmäler des Staates. Dieses Fachpersonal soll über weitere 1.300 Stätten wachen. Mit Kunsthistorikern sei es nicht besser: 453 Mitarbeiter seien für alle staatlichen und kirchlichen Museen sowie für 100.000 Kirchen und Kapellen zuständig. Der Präsident der italienischen UNESCO-Kommission, Giovanni Puglisi, würde gerne für Italiens Kulturgüter auch den privaten Sektor bei Investitition stärken. Dem "Corriere della Sera" sagte er am 2.7., die gegenwärtigen Regelungen seien abschreckend; wer investieren wolle, ziehe sich gleich das Misstrauen der Finanzbehörden zu.
"Pompeji stirbt noch einmal" (Süddeutsche, 2.7.): http://www.sueddeutsche.de/wissen/kultur-in-italien-pompeji-stirbt-noch-einmal-1.1710809
"Unesco, l'ultimatum su Pompei e il disastro dei beni culturali" (Corriere della Sera, 30.6.): http://www.corriere.it/cronache/13_giugno_30/unesco-stella-pompei_bcdb1b98-e14d-11e2-a879-533dfc673450.shtml
"Il presidente di Unesco Italia: per Pompei serve un ‘ministero’" (Corriere della Sera, 2.7.): http://corrieredelmezzogiorno.corriere.it/napoli/notizie/arte_e_cultura/2013/2-luglio-2013/presidente-unesco-italia-pompei-serve-ministero-2221952872110.shtml

6.3.
The Association for the protection of Syrian Archaeology
Informationen zu den Schäden an syrischem Kulturgut sammeln, die Fachwelt und die Politik informieren und sie alarmieren: Das will die Association for the protection of Syrian Archaeology (APSA). Nun gibt es Informationen nicht länger nur auf Youtube und auf Facebook, sondern auch über eine klassische Website. Dort sind nun Fundorte, Museen und Denkmäler sauber nach Provinzen sortiert aufgelistet. Auch wenn die Website noch nicht fertiggestellt ist, ist sie doch eine wertvolle Ressource für alle, die sich schnell und gleichzeitig gründlich informieren wollen.
http://www.apsa2011.com/index.php/en/
Facebook-Seite: https://www.facebook.com/apsa2011
YouTube-Kanal: http://www.youtube.com/user/ayazali12

6.4.
Gerichtsentscheidung im Fall NRW gegen Auktionshaus Lempertz
Das Land NRW hatte 2011 die Auslieferung von 25 Antiken aus Mexiko durch das Auktionshaus Lempertz an den Ersteigerer untersagt. Als Begründung verwies das Land NRW auf das 2007 in Kraft getretene Kulturgüterrückgabegesetz. Das Oberverwaltungsgericht Münster hat am 8.7. gegen das Land entschieden (Az.: 5 a 1370/12), das Auktionshaus darf die versteigerten Objekte ausliefern. Das Kulturgüterrückgabegesetz gelte nicht rückwirkend. Revision gegen das Urteil ist möglich.
"Mexiko fordert Skulpturen zurück: Millionenschwerer Kunststreit in Münster vor Gericht" (Westfälische Nachrichten, 8.7.): http://www.wn.de/Muensterland/Mexiko-fordert-Skulpturen-zurueck-Millionenschwerer-Kunststreit-in-Muenster-vor-Gericht
"Auktionshaus Lempertz: Streit zwischen Mexiko und Kunsthändlern beendet" (Welt, 8.7.): http://www.welt.de/regionales/koeln/article117837487/Streit-zwischen-Mexiko-und-Kunsthaendlern-beendet.html
"Streit um Kunstauktion vor Gericht: Altmexikanische Kunst durfte versteigert werden" (WDR, 8.7.): http://www1.wdr.de/themen/kultur/prozesskunstgueter100.html

6.5.
6.000 der Manuskripte von Timbuktu durch Crowdfunding-Kampagne gerettet
Mehr als 67.000 US-Dollar zur Konservierung der Manuskripte von Timbuktu kamen durch die Crowdfunding-Kampagne "Timbuktu Libraries in Exile!" zusammen (vgl. DGUF-Newsletter vom 12.6., Punkt 4.5.). Davon wurden Materialien zur Konservierung der Manuskripte gekauft: Boxen, Hüllen, Silica-Gel etc. Seit Juni ist im Süden Malis die Regenzeit angebrochen - die Feuchtigkeit stellt für die aus dem trockenen Timbuktu unter Lebensgefahr dorthin gebrachten Manuskripte eine große Gefahr da, zahlreiche Schriften sind bereits in schlechtem Zustand. Mehr als 6.000 der 285.000 Manuskripte konnten in Bamako durch die Gelder bereits restauriert und klimatisch sicher verwahrt werden, schrieb Stephanie Diakité der DGUF. Zusammen mit Dr. Abdel Kader Haidara ist sie Mitbegründerin von "T160K – Libraries in Exile" und organisierte die Crowdfunding-Kampagne. Haidara ist Handschriften-Experte und Leiter der Mamma-Haidara-Bibliothek; er ist eine der Hauptfiguren, welche den heimlichen Transport der Schriften aus dem besetzten Timbuktu planten. Aus Deutschland kommen von der Gerda-Henkel-Stiftung 100.000 Euro für die Digitalisierungs- und Restaurierungsarbeiten. Auch wenn die eigentliche Crowdfunding-Kampagne abgeschlossen ist, können Sie weiterhin an "T160K" für die dringend nötige Konservierung der zum UNESCO-Welterbe gehörenden Manuskripte spenden!
Website der Organisation "T160K – Libraries in Exile": http://t160k.org/
"How Timbuktu's manuscripts were smuggled to safety" (BBC, 3.6.): http://www.bbc.co.uk/news/magazine-22704960
"Damage to Timbuktu’s cultural heritage worse than first estimated reports UNESCO mission" (UNESCO, 7.6.): http://www.unesco.org/new/en/media-services/single-view/news/damage_to_timbuktus_cultural_heritage_worse_than_first_estimated_reports_unesco_mission/

6.6.
Dr. Monica Hanna dokumentiert die Plünderungen in Abu Sir al Malaq
Die ägyptische Archäologin Dr. Monica Hanna dokumentiert die Plünderungen des vorgeschichtlichen Friedhofs von Abu Sir al Malaq am Westufer des unteren Nils. In der Pittsburgh Tribune-Review erzählt sie: "Man sieht dort Hunde mit menschlichen Knochen spielen; man sieht Kinder, die nach Keramik und bemalten Sarkophagen suchen; man findet auch sehr gut mumifizierte Körperteile. Es ist sehr makaber." Hanna fotografiert und beobachtet. Ungefährlich ist das nicht: Sie habe schon gehört, wie ein bewaffneter Mann einem anderen zugerufen habe, er solle sie schlagen und ihr die Kamera wegnehmen. Denn Monica Hannas Fotos sollen nicht in Umlauf kommen, sie könnten Käufer abschrecken. Im ägyptischen Fernsehen tritt sie für den Schutz des ägyptischen Kulturguts ein und gegen die Antikenhehlerei, die seit 2011 enorm zugenommen haben. Sie erntet nicht nur Dank dafür, so empfahl ihr beispielsweise ein Polizist, sie solle nicht länger "wichtige Leute belästigen". Doch sie wird weitermachen, auch wenn sie vielleicht ihre wissenschaftliche Karriere in Ägypten riskiert: "Wenn wir Ägypter unser Kulturgut nicht schützen, wer tut es sonst?", fragt sie. In Deutschland ist Dr. Monica Hanna übrigens als Postdoktorandin an der Humboldt-Universität Berlin anzutreffen.
"Egyptologist risks life, career to expose looting" (Pittsburgh Tribune-Review, 15.6.): http://triblive.com/usworld/world/4198483-74/hanna-heritage-archaeological#axzz2WOImj1UA
Dr. Monica Hanna bei Academia.edu: http://hu-berlin.academia.edu/MonicaHanna


7. Job-Themen und Personalia
7.1.
Die DGUF trauert um ihr Gründungsmitglied Dr. Alfred Czarnetzki
Am 20. Mai verstarb in Tübingen der Paläanthropologe Dr. rer. nat. Alfred Czarnetzki (* 1937 in Bochum), ein Gründungsmitglied der DGUF. Er galt als einer der besten Kenner fossiler Hominiden in Deutschland. Er ist Entdecker/Erstbeschreiber folgender Funde: Schädelfragment von Reilingen (neue Subspecies des Homo erectus: H. erectus reilingensis) (1984/1989), Hominidenzahn der Gattung Homo (Homo spec.) aus dem Mittelpleistozän von Stuttgart-Bad Cannstatt (1982/1999), Homo neanderthalensis von Warendorf-Neuwarendorf (1997/1999) und Homo neanderthalensis, Sarstedt (2000/2001). Alfred Czarnetzki entwickelte zwei Methoden für die Bestimmung des Geschlechtes mit mehr als 90% Sicherheit an Merkmalen des Schädels, nämlich am oberen Rand der Augenhöhle (Margo supraorbitalis) und am inneren Gehörgang (Meatus acusticus internus). Er war an der Entwicklung eines neuen Verfahrens zur Unterscheidung von Neandertaler- und moderner menschlicher DNA als wichtige Ergänzung zu mt-DNA-Untersuchungen beteiligt. Alfred Czarnetzki leitete seit 1973 in Tübingen die Osteologische Sammlung und lehrte ab 1974 auf dem Gebiet der Paläanthropologie, Prähistorischen Anthropologie und Osteologie. 1981 wurde er zum Akademischen Oberrat ernannt. Durch gezielte Auswahl von Skelettserien baute Czarnetzki die Tübinger Sammlung zu einer weltweit renommierten Einrichtung aus; 1982 wurde sie dank seines persönlichen Engagements zur eigenständigen Forschungs- und Lehreinrichtung. Die Vorlesungen, Übungen und Praktika Alfred Czarnetzkis waren unter den Studierenden sehr beliebt, denn Theorie war dabei immer mit Praxis und der Arbeit am Material kombiniert. Alfred Czarnetzki war immer für seine Studierenden da - mit wissenschaftlichem Rat, wertvollen Empfehlungen und persönlicher Hilfe. Viele Magisterarbeiten und Dissertationen wären ohne ihn nie zustande gekommen. Auch der heutige interdisziplinäre Nebenfach-Studiengang "Paläoanthropologie" in Tübingen verdankt seine Existenz der vorausgehenden Leistung Alfred Czarnetzkis. 2002 ging Alfred Czarnetzki in den Ruhestand, befasste sich danach v. a. mit der Neandertaler-Fundstätte im Leinetal bei Sarstedt. Die DGUF wird das Andenken an ihr Gründungsmitglied Dr. Alfred Czarnetzki in Ehren halten.

7.2.
Petition zum Verbleib von Prof. Pollock und Prof. Bernbeck an der FU Berlin
Mitarbeiter des Exzellenzclusters "Topoi" haben am 14. Juni eine offene Petition lanciert, die den Verbleib von Prof. S. Pollock und Prof. R. Bernbeck an der FU Berlin bewirken soll. Sie würden ggf. im Jahr 2014 wieder an die State University of New York/Binghamton, zurückkehren. Die Petition hat nach einem Monat mehr als 1.000 Unterstützer erreicht. http://www.change.org/de/Petitionen/pr%C3%A4sidium-fachbereich-geschichts-und-kulturwissenschaften-der-fu-berlin-verbleib-von-prof-s-pollock-prof-r-bernbeck-an-der-fu-gew%C3%A4hrleisten

7.3.
Prof. Dr. Markus Hilgert wird neuer Direktor des Berliner Vorderasiatischen Museums
Seit 2007 ist Markus Hilgert Professor für Assyriologie mit Schwerpunkt Sumerologie an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, außerdem ist er Vorsitzender der Deutschen Orient-Gesellschaft (DOG). Hilgert initiierte den Sonderforschungsbereich 933 "Materiale Textkulturen. Materialität und Präsenz des Geschriebenen in non-typographischen Gesellschaften", dessen Sprecher er ist. Er tritt sein Amt in Nachfolge von Prof. Dr. Beate Salje zum 1. März 2014 an.
http://www.hv.spk-berlin.de/deutsch/presse/pdf/130618_Hilgert.pdf


8. Und sonst …
8.1.
Website des Deutschen Verbandes für Archäologie (DVA) ist online
Die lang erwartete Website des im Oktober 2011 gegründeten DVA ging am 24. Juni online. Sie stellt den Verband vor (Ziele, Mitglieder, Vorstand, Satzung) und führt die Rubriken "Aktuelles", "Positionen und Aktivitäten", "Themen" und "Archäologie" auf.
http://www.dvarch.de/

8.2.
Neues Zweitveröffentlichungsrecht legalisiert Self-Archiving von Zeitschriftenaufsätzen nach Jahresfrist, aber enttäuscht viele Interessengruppen
Am 27.6. hat der Deutsche Bundestag das Urheberrechtsgesetz geändert und neue Regeln des Zweitveröffentlichungsrechtes gegeben: "Der Urheber eines wissenschaftlichen Beitrags, der im Rahmen einer mindestens zur Hälfte mit öffentlichen Mitteln geförderten Forschungstätigkeit entstanden und in einer periodisch mindestens zweimal jährlich erscheinenden Sammlung erschienen ist, hat auch dann, wenn er dem Verleger oder Herausgeber ein ausschließliches Nutzungsrecht eingeräumt hat, das Recht, den Beitrag nach Ablauf von zwölf Monaten seit der Erstveröffentlichung in der akzeptierten Manuskriptversion öffentlich zugänglich zu machen, soweit dies keinem gewerblichen Zweck dient. Die Quelle der Erstveröffentlichung ist anzugeben. Eine zum Nachteil des Urhebers abweichende Vereinbarung ist unwirksam." Damit können Autoren nach einem Jahr einen Zeitschriftenaufsatz auch anderweitig publizieren, z. B. per Self-Archiving in den Open Access stellen. Viele Interessengruppen sind von der Neuregelung enttäuscht, da sie nicht-periodische Publikationen wie z. B. Monographien, Festschriften und Tagungsberichte ausschließt, und die Frist von einem Jahr gerade in den Wissenschaften mit hohem Aktualitätsdruck wie Medizin und Naturwissenschaften als zu lang wahrgenommen wird. Auch für die Archäologien, bei denen der Zeitraum zwischen Ersteinreichung und Publikation leider noch oft weit überdurchschnittlich lang ist, ist ein weiteres Jahr sehr unglücklich.
"Bundestag bringt Zweitveröffentlichungsrecht auf den Weg" (wisspub.net, 28.6.): http://wisspub.net/2013/06/28/bundestag-bringt-zweitveroffentlichungsrecht-auf-den-weg/
"Bundestag beschließt Open Access-Zweitveröffentlichungsrecht: Grünes
Licht für grünen Weg" (28.6.): http://www.buchreport.de/nachrichten/verlage/verlage_nachricht/datum/2013/06/28/gruenes-licht-fuer-gruenen-weg.htm


9. Impressum und Redaktionshinweise
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Der Newsletter wird herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte (DGUF). Verantwortlich für den Inhalt des Newsletters: Diane Scherzler.

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