DGUF-Newsletter vom 15.5.2014

DGUF-Newsletter vom 15.5.2014

1. DGUF-Nachrichten
1.1. 1. April 2014: Die ganze Wahrheit über den La-Hoguette-Fundplatz in der Baugrube von Stuttgart 21 und über den Protest der DGUF

2. Tagungen und Veranstaltungen
2.1. Programm der DGUF-Jahrestagung "Open Access und Open Data verändern die Archäologie: Erfahrungen, Reflexionen, Strategien" (Berlin, 6.10.)
2.2. Einführungskurs und Publikation "Von Karl dem Grossen bis zur Grossen Pest. Die Schweiz von 800 bis 1350 aufgrund archäologischer Quellen" (Pfäffikon, 29./30.11.; Anmeldeschluss 5.8.)
2.3. "Alles offen, alles frei? Open Data in Kultureinrichtungen" (Wien, 12.-13.6.)
2.4. "Wie sollen, wollen, können wir sammeln? Sammlungsstrategien auf dem Prüfstand". Sektion der Fachgruppe der Archäologischen Museen/Sammlung (Deutscher Archäologiekongress, Berlin 6.10.)
2.5. "Cultures of Stone. Interdisciplinary Research on the Materiality of Stone" (Dublin, 18.-20.9.; CfP bis 15.6.)
2.6. Jahrestagung der Europäischen Vereinigung zur Förderung der Experimentellen Archäologie e. V. (EXAR) (Mayen, 2.-5.10.; CfP bis 15.6.)
2.7. Tagungsrückblick zu: "VI Seminario Ornamenta: Oreficeria tardoantica e altomedievale: contributi interdisciplinari per la cronologia" (Bologna 31.3. bis 1.4.)
2.8. Gemeinsames Treffen der CAA Niederlande und Deutschland (Köln, 3.-4.10.; CfP bis 31.5.)
2.9. XVII UISPP Conference, Burgos, Spanien, 1.-7.9.; CfP bis 25.5.)
2.10. "Geschichte als Erlebnis: Performative Praktiken in der Geschichtskultur" (Potsdam, 3.-5.7.)

3. Forschung
3.1. Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"
3.2. Aktuelle Ausgrabungen in den Medien
3.3. Aktuelle Forschung in den Medien
3.4. Helvetische Opferkulte auf dem Mormont und die Waffen von La Tène
3.5. Studie in China sagt: Weizenanbau fördert Individualismus und analytisches Denken
3.6. Neandertaler-News: Dem Cro Magnon nicht unterlegen, enge Eltern-Kind-Bindungen und in Westeuropa ohne Kontakt zum anatomisch modernen Menschen
3.7. Schwarmintelligenz im Einsatz für die Archäologie: British Museum macht 30.000 Bronzeartefakte öffentlich zugänglich
3.8. Bulletin SGA sucht Beiträge zum Thema Paläopathologie

4. Kulturgutschutz
4.1. Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
4.2. Führen verschärfte Kulturgüterschutzgesetze zu weniger Ausgrabungen? Eine Diskussion
4.3. "Culture Under Attack": Eindrückliche Fotos von der Zerstörung von Kulturgut
4.4. Petition fordert USA auf, den Import von Antiken aus Ägypten zu blockieren
4.5. 60 Jahre Haager Konvention

5. Ausbildung, Job-Themen und Personalia
5.1. Prof. Dr. Peter Ihm verstorben

6. Open Access & Open Data
6.1. Archäologische Informationen 25, 2002 neu im Open Access
6.2. Schweizer Nationalfonds verlangt Open Access ab 1. Juli 2014
6.3. Britische Akademie der Wissenschaften bereichert Open Access Debatte um empirische Untersuchung u.a. zur Nutzungsdauer von Publikationen
6.4. Zeitschrift "Denkmalpflege in Baden-Württemberg" neu retro-digitalisiert im Open Access

7. Und sonst …
7.1. Informationen zu EU-Programmen für Archäologen – ein hilfreiches Tool der EAA
7.2. Das Wollnashorn wurde am 6. Tag erschaffen
7.3. Weichen für ein Zukunftskonzept werden gestellt: Aktuelle Entwicklung beim Archäologischen Zentrum Hitzacker, Niedersachsen
7.4. Archäologie zum Hören – der Podcast "angegraben"
7.5. Welche Bezeichnung passt zur eigenen wissenschaftlichen Veranstaltung? Ein Schaubild gibt Rat
7.6. Die Kluft zwischen Amtsarchäologie und Ehrenamt verkleinern: Anspruchsvolle Fortbildung für Ehrenamtliche in die Einzeleinmessung von Funden via GPS
7.7. Hochpolitisch und mit starker Schlussbemerkung: Comic zu Politik und Archäologie in Israel
7.8. Deutsche Hochschullehrer ziehen aktuelle Zwischenbilanz zum Thema MOOCs
7.9. Hanse-MOOC findet bescheidene Resonanz
7.10. Neues Archäologisches Landesmuseum Sachsen eröffnet
7.11. Köln: Archäologische Zone und Jüdisches Museum dümpeln vor sich hin

8. Impressum und Redaktionshinweise


1. DGUF-Nachrichten
1.1.
1. April 2014: Die ganze Wahrheit über den La-Hoguette-Fundplatz in der Baugrube von Stuttgart 21 und über den Protest der DGUF
Die Hörfunkwelle SWR2 berichtete am 1. April in einem Halbstundenfeature über den Sensationsfund in der Baugrube von "Stuttgart 21": Archäologen hätten dort La-Hoguette-Spuren entdeckt, die ältesten Spätzle der Welt identifiziert und die Ursprünge des Stuttgarter Stadtwappens gefunden. Die DGUF forderte - im Bündnis mit den Gegnern von "Stuttgart 21" – den sofortigen Baustopp des gigantischen Bahnprojekts. Dr. Rainer Schreg befasste sich in seinem Blog "Archaeologik" mit Feuersteingewinnung an der neuen Stuttgarter Sensations-Fundstelle, unser Schatzmeister Guido Nockemann twitterte live von der Ausgrabung. Die Geschichte ist zu schön, um wahr zu sein? Ja, so ist es. Leider! Erstklassige Zusammenarbeit hat den Aprilscherz ermöglicht: SWR, DGUF und mehrere Fachkollegen beleuchteten in ihren gut vorbereiteten Sendungen, Blogposts, Tweets und Stellungnahmen die Geschichte der Nesenbach-Frau aus unterschiedlichen Blickwinkeln. In den Social Media verwoben wir im Lauf des Tages unsere Geschichten miteinander. Am Abend lösten wir den Aprilscherz auf DGUF.de und SWR2.de auf. Die Resonanz war überaus positiv, was nicht nur mehr als 100 anerkennende Zuschriften zeigten: Im Helmholtz-Blog "Augenspiegel" wurde der von der DGUF koordinierte Aprilscherz als besonders gelungen bezeichnet. Blogger Henning Krause: "Alles sehr gut aufbereitet, vieles glaubwürdig und alles klingt nach einer wissenschaftlichen Sensation. Schade eigentlich, dass der SWR das Feature nun um eine 'April, April'-Bemerkung ergänzen musste." Das öffentliche Interesse führte bei den beteiligten Websites bis zu einer Verfünfzigfachung der Zugriffe. Die von Udo Zindel hervorragend gemachte Radio-Sendung gibt es übrigens zum Nachhören und Nachlesen online.
"Die Wahrheit über die Steinzeit-Frau vom Nesenbach" (DGUF.de, 1.4.): http://www.dguf.de/index.php?id=328
"Archäologische Sensation an S21-Baustelle" (SWR2 Wissen, 1.4.): http://www.swr.de/swr2/wissen/fenster-in-die-steinzeit/-/id=661224/did=13076578/nid=661224/9b8itj/index.html


2. Tagungen und Veranstaltungen
2.1.
Programm der DGUF-Jahrestagung "Open Access und Open Data verändern die Archäologie: Erfahrungen, Reflexionen, Strategien" (Berlin, 6.10.)
Mit dem Start des 80-Milliarden-EU-Forschungsprogramms "horizon 2020" am 1. Januar ist Open Access in Europa das Grundprinzip für das wissenschaftliche Publizieren. Die praktische Umsetzung erfolgt jedoch in der Archäologie zögerlich und in tastenden Versuchen. Wir glauben, dies gereicht dem Fach immer mehr zum Nachteil im Hinblick auf Drittmittel und den interdisziplinären sowie internationalen Erkenntnisgewinn, und es beeinträchtigt die Stellung der Archäologie in der Gesellschaft. Auf der DGUF-Jahrestagung 2014 skizzieren Vertreter namhafter Forschungsförderer - der DFG und des Europäischen Forschungsrates - ihre Positionen und Perspektiven für die Zukunft, auch ihre Erwartungen an die Wissenschaftler (J. Fournier, N. Canny). Praktiker aus bedeutenden Bibliotheken, die Open-Access-Plattformen anbieten, schildern den Stand der Technik und ihre Erfahrungen mit dem Umsetzen (L. Landes, M. Effinger). Kollegen schildern aus wirtschaftlich ärmeren Nachbarstaaten, wie wichtig Open Access dort ist, damit der Anschluss an die Gemeinschaft der Wissenschaft erhalten bleibt (L. M. Simon-Nanko, S. Musteaţă). Doch Open Access löst nicht alle Problem des Publizierens. So bleibt Qualitätssicherung auch unter Open-Access-Bedingungen ein zentrales Thema, das allerdings nun jenseits des gewohnten Peer Reviews auch auf neuen Wegen angegangen werden kann (H. Kohle). Einer breiten Akzeptanz des Open Access stehen praktische und rechtliche Fragen entgegen, die der Klärung bedürfen (N. Riedl, G. Eberhardt); über die fortbestehende Skepsis wird aufgrund einer aktuellen, breit abgestützten Umfrage unter Geisteswissenschaftlern berichtet (N. Taubert). Die unter Open-Access-Bedingungen mehr denn je wichtige Frage nach Open Data wird exemplarisch aus Sicht des IANUS-Projekts beleuchtet (F. Schäfer, M. Heinrich); eine Vertiefung dieses Themas wird übrigens am Mittwoch (8.10.) auf einer eigenen, vom IANUS-Projekt organisierten Session erfolgen. Erfahrungen aus Großbritannien belegen, dass neben dem Bündel an innerwissenschaftlichen Wirkungen Open Access und Open Data geeignet sind, das Verhältnis zwischen Fach-Archäologie und Öffentlichkeit tiefgreifend positiv zu verändern (R. Karl, K. Möller).
Programm der DGUF-Jahrestagung 2014 mit Abstracts und Informationen zu den Vortragenden: http://www.dguf.de/index.php?id=336
Anmeldung zur DGUF-Jahrestagung bzw. zum Deutschen Archäologiekongress: http://mova-online.de/anmeldung-8-deutscher-achaologiekongress/

2.2.
Einführungskurs und Publikation "Von Karl dem Grossen bis zur Grossen Pest. Die Schweiz von 800 bis 1350 aufgrund archäologischer Quellen" (Pfäffikon, 29./30.11.; Anmeldeschluss 5.8.)
Am letzten November-Wochenende veranstalten Archäologie Schweiz und der Schweizerische Burgenverein den "7. Einführungskurs in die Archäologie der Schweiz" in Pfäffikon im Kanton Schwyz. In diesem Zusammenhang erscheint auch Band VII der Reihe "Die Schweiz vom Paläolithikum bis zum Mittelalter (SPM)", der die Zeit zwischen 800 und 1350 behandelt. Zwei Wochen zuvor findet eine vergleichbare Veranstaltung für die französischsprachige Schweiz in Delémont statt. Der Band selbst wird vollständig zweisprachig sein und zudem ausführliche italienische Zusammenfassungen enthalten. In Pfäffikon referieren die deutschsprachigen Autoren, zumeist Mitarbeitende der Kantonsarchäologien, zu den Themen: Herrschaft, Raum, Landnutzung, Besiedlungsentwicklung, Stadt, sakraler Bereich, Burgen, Handwerk, Handel und ländliche Siedlungen. Die Reihe SPM, deren Bände I-VI in den Jahren 1993-2005 erschienen sind, knüpft an zwei ältere Publikations- und Kurszyklen an, namentlich das Repertorium der Ur- und Frühgeschichte der Schweiz, erschienen zwischen 1955 und 1960, und die Reihe "Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie der Schweiz (UFAS)", erschienen zwischen 1968 und 1979. Ursprünglich waren für SPM wie in den Vorgängerreihen sechs Bände vorgesehen, aber nachdem die hoch- und spätmittelalterliche Epoche seit 1995 in den Fundberichten des Jahrbuchs der Schweizerischen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte Eingang fand, war diese Erweiterung eine logische Konsequenz. Während Mittelalter- und Neuzeitarchäologie in der praktischen Arbeit der Kantonsarchäologien eine große Rolle spielt, ist sie an den Universitäten mit einem Lehrstuhl in Zürich nur sehr schwach vertreten. Bei der Züricher Neubesetzung wäre dieser fast verloren gegangen, wenn sich nicht eine große Zahl an Kollegen für eine entsprechende Wiederbesetzung engagiert hätte. Auch unter diesen Gesichtspunkten kommen der Überblickspublikation SPM VII und dem Einführungskurs besondere Bedeutung zu. Sie erschließen dem Fachpublikum den hohen Stand und den Kontext zahlreicher neuer mittelalterliche Funde und Befunde der Schweiz.
Näheres zum Programm in Pfäffikon sowie Anmelde- und Vorabbestellformular: http://www.archaeologie-schweiz.ch/fileadmin/user_upload/customers/archaeologie_schweiz/AS/Dokumente_dt/Veranstaltungen_dt/Kurse/AS_Kurs_2014_Pfaeffikon.pdf
Dazu im Open Access der Kolloquiumsband Frauenfeld 2010 "Siedlungsbefunde und Fundkomplexe der Zeit zwischen 800 und 1350": http://www.burgenverein.ch/publikationen/pdf/01%20Kolloquium%20SPM%20VII%2072dpi.pdf

2.3.
"Alles offen, alles frei? Open Data in Kultureinrichtungen" (Wien, 12.-13.6.)
Die Museumsakademie im Universalmuseum Joanneum, Wien, lädt zu einer Tagung über die Forderung nach Open Data an Kultureinrichtungen. Im Kern steht die Frage: "Was setzt die uneingeschränkte Zugänglichkeit von Sammlungen und Forschungsergebnissen in Museen voraus, und vor allem: Was folgt aus ihr?". Akteure aus dem Museumswesen und seinem Umfeld wollen beleuchten, warum alle Produkte der Museen nun frei zugänglich sein sollen, und welche positiven Konsequenzen - neben den evidenten negativen - eine Open Data Situation für die Arbeit der Museen haben könnte. Die Veranstaltung ist kostenfrei zugänglich, um Anmeldung wird aber gebeten.
http://www.museum-joanneum.at/de/museumsakademie/veranstaltungen-7/alles-offen-alles-frei

2.4.
"Wie sollen, wollen, können wir sammeln? Sammlungsstrategien auf dem Prüfstand". Sektion der Fachgruppe der Archäologischen Museen/Sammlung (Deutscher Archäologiekongress, Berlin 6.10.)
Im Jahr 2013 erhob der Deutsche Museumsbund (DMB) das „Sammeln“ zum Schwerpunktthema seiner Jahrestagung und folgte damit einem Trend, der nach Jahren der Blockbuster-Ausstellungen mit Leihgaben aus der ganzen Welt verstärkt die eigenen Sammlungsbestände in den Fokus rückt. Zugleich erhielten die 2006 in den ICOM-Statuten und der Präambel des DMB formulierten Standards hierdurch neue Aufmerksamkeit. "Jedes Museum hat eine eigene Sammlungsstrategie. Ihr zugrunde liegt ein schriftlich formuliertes Sammlungskonzept. … Die Sammlungsstrategie wird regelmäßig überprüft und ggf. aktualisiert". Was hier gefordert wird ist nichts anderes als eine explizite Grenzziehung zwischen Sammlungen auf der einen, Ansammlungen und Sammelsurien auf der anderen Seite. Wo steht die Archäologie? Kann und darf es auch für archäologische Sammlungen Sammlungs- oder sogar Selektionskriterien geben? Diesen Fragen soll im Rahmen der Tagung aus Sicht der Museen und der Bodendenkmalpflege nachgegangen werden. Eingeladen sind Referenten der Archäologie, Ethnologie und der Archivwissenschaft aus Deutschland, England und den Niederlanden.
Deutscher Archäologiekongress 2014: http://mova-online.de/events/8-deutscher-achaologiekongress/

2.5.
"Cultures of Stone. Interdisciplinary Research on the Materiality of Stone" (Dublin, 18.-20.9.; CfP bis 15.6.)
Researchers from all disciplines focusing on the significance of stone amongst past societies are welcome. The following themes are in the focus of the conference: The moving, trade, and exchange of stone; Sensory perception and engagement with stone; The reinterpretation of stone through experimental approaches; The ritualistic and symbolic meaning of stone; The transformation of stone from its sourcing to its final deposition; Stone and monumentality. Abstracts for 20-minute presentations or posters should be submitted by 15th June.
http://culturesofstone.eu.pn/

2.6.
Jahrestagung der Europäischen Vereinigung zur Förderung der Experimentellen Archäologie e. V. (EXAR) (Mayen, 2.-5.10.; CfP bis 15.6.)
Die Europäische Vereinigung zur Förderung der Experimentellen Archäologie e. V. (EXAR) lädt zu ihrer Jahrestagung ein, die vom 2.-5. Oktober in Mayen stattfindet. Tagungsthema ist "Die Experimentelle Archäologie in Wissenschaft und Vermittlung". Neben aktuellen laufenden Experimenten und Projekten der Rekonstruierenden Archäologie soll auch die Diskussion der wissenschaftlichen Methode "Experimentelle Archäologie" präsentiert werden. Zudem sollten Erfahrungsberichte zur Nutzung dieser Methode in der Vermittlungsarbeit präsentiert werden. Der Call for Papers ist bis 15. Juni offen, Anmeldeschluss für die Tagungsteilnahme ist der 31. August.
http://www.exar.org/voorbeeld-pagina/conference-2012/?lang=de

2.7.
Tagungsrückblick zu: "VI Seminario Ornamenta: Oreficeria tardoantica e altomedievale: contributi interdisciplinari per la cronologia" (Bologna 31.3. bis 1.4.)
Die Ornamenta-Tagungen finden jährlich und mit wechselndem Schwerpunkt an der Universität Bologna statt. Grundsätzlich beschäftigen sie sich mit Schmuck und anderen Kleinfunden der Spätantike und des frühen Mittelalters. Die Tagungsbeiträge werden jedes Jahr publiziert. Dieses Jahr lag der Fokus auf chronologischen Fragen. Gerade in Bezug auf frühmittelalterliche Kleinfunde fehlt es in Italien an einem ausgereiften Chronologiesystem. Die Veranstaltung hat gezeigt, dass durchaus ein Interesse an diesem Thema besteht, denn sie war mit ca. 80 Teilnehmern und vielen Studierenden gut besucht. Die Vorträge beleuchteten das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven, so z. B. Chronologie anhand von Stratigraphie und Topographie (Giovanna Bianchi/John Mitchell; Didier Paya/Jérôme Hernandez), teilweise kombiniert mit Numismatik (Monica Baldassarri). Chronologie anhand von Herstellungstechniken (Michele Asolati; Mauro Rottoli; Allessandro Pacini), Korrespondenzanalyse (Frank Siegmund) und Fundkontext (Valentina Manzelli/Joan Pinar Gil) sowie naturwissenschaftlichen Analysen an Schmucksteinen (Alexandra Hilgner; Daniela Ferro). Die meisten Vorträge bewegten sich auf einem hohen Niveau und waren i. d. R. auf Italienisch. Einige Vorträge waren der aktuellen Forschungslandschaft in Italien angepasst und hatten einen eher einführenden Charakter.
Tagungswebsite: http://www.archeobo.arti.beniculturali.it/mostre/bo_ornamenta_2014.htm

2.8.
Gemeinsames Treffen der CAA Niederlande und Deutschland (Köln, 3.-4.10.; CfP bis 31.5.)
Der CfP für das dritte gemeinsame Treffen der beiden Arbeitsgemeinschaften "Computer Applications in Archaeology" in Deutschland und den Niederlanden ist eröffnet. Eine Anmeldung von Beiträgen ist bis zum 31.5. möglich, ein Vortrag oder die Teilnahme sind auch ohne die Mitgliedschaft in einer der AGs möglich. Die Organisatoren laden Vorträge zu zwei Themen ein: (1) Digitale Archäologie unterrichten - Archäologie digital unterrichten, und (2) Muster erkennen und Ähnlichkeiten bestimmen.
http://ag-caa.de/cologne2014/

2.9.
XVII UISPP Conference, Burgos, Spanien, 1.-7.9.; CfP bis 25.5.)
The XVII Congress of the International Union of Prehistoric and Protohistoric Sciences (UISPP) will be hosted by the city of Burgos, Spain, about 15 kilometres away from the Atapuerca sites. The final list of scientific sessions is published; the call for papers is extended until 25th of May.
http://www.burgos2014uispp.es/modules.php?name=webstructure&lang=EN&idwebstructure=6

2.10.
"Geschichte als Erlebnis: Performative Praktiken in der Geschichtskultur" (Potsdam, 3.-5.7.)
Living History, Reenactment, Computerspiele, Histo-Tourismus und Erinnerungsorte: Fach- und epochenübergreifend werden auf dieser Tagung des Forschungsprojekts "Living History: Reenacted Prehistory between Research and Popular Performance" historische Vergegenwärtigungen thematisiert. Die 20 Vortragenden wollen das Zusammenspiel zwischen körperlichen Praktiken und medialen Repräsentationen prüfen, ein Schwerpunkt soll auch bei der Beziehung zur wissenschaftlichen Erkenntnisbildung liegen. Die Anmeldung zur Veranstaltung ist bis 13. Juni möglich, laut Veranstalter ist eine Tagungsgebühr nicht geplant.
http://www.livinghistory.uni-tuebingen.de/?page_id=1035


3. Forschung
3.1.
Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"
Kemper, T. (2014). Der Entdeckeranteil an einem nicht ausgegrabenen fränkischen Gräberfeld (OLG Frankfurt am Main, Urteil vom 20.08.2013 - 11 U 113/12) - Fluch und Segen für den Finder. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 4. April 2014.
Virta, K., Puolamäki, L., Raike, E., Ernst, E. & Uotila, K. (2014). Reaching a sustainable cultural landscape through pedagogical evaluation of technology. Archäologische Informationen, Early View, published online 5 April 2014.
Blaich, M. C. (2014). Rezension zu: L. Vollmer & W. H. Zimmermann (Hrsg.), Glossar zum prähistorischen und historischen Holzbau – Glossary of Prehistoric and Historic Timber Building. Studien zur Landschafts- und Siedlungsgeschichte im südlichen Nordseeküstengebiet 3. Rahden / Westfalen: Marie Leidorf 2012. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 10. April 2014.
Colley, S. (2014). Social media and archaeological communication: an Australian survey. Archäologische Informationen, Early View, published online 14 April 2014.
http://dguf.de/index.php?id=9

3.2.
Aktuelle Ausgrabungen in den Medien
Brandenburg: "Arbeiter entdecken Geräderten aus dem Mittelalter" (Augsburger Allgemeine, 13.5.): http://www.augsburger-allgemeine.de/wissenschaft/Sensationsfund-Arbeiter-entdecken-Geraederten-aus-dem-Mittelalter-id29827431.html
"Römische Truppen in Thüringen" (Archaeologie-Online, 9.5.): http://www.archaeologie-online.de/magazin/nachrichten/roemische-truppen-in-thueringen-30213/ und http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/roemerlager-in-thueringen-archaeologen-finden-spuren-am-kyffhaeuser-a-968565.html
Prof. Mary Beard: "A Point of View: Is the archaeological dig a thing of the past?" (BBC, 2.5.): http://www.bbc.com/news/magazine-27236869
"Almost 60 royal mummies discovered in Egypt's Valley of the Kings" (Ahram Online, 28.4.): http://english.ahram.org.eg/News/100031.aspx und "Basler Ägyptologen identifizieren Grab der Königskinder" (Pressemeldung Universität Basel, 29.4.): http://www.unibas.ch/index.cfm?uuid=4A1FF578947A29DFFCA36D4A6CCC093E&type=search&show_long=1
Ostia: "Roman dig ‘transforms understanding’ of ancient port" (Pressemeldung Universität Cambridge, 16.4.): http://www.cam.ac.uk/research/news/roman-dig-transforms-understanding-of-ancient-port
"Viking and Ancient boats discovered in Ireland" (Medievalists.net, 14.4.): http://www.medievalists.net/2014/04/14/viking-ancient-boats-discovered-ireland/
"Paderborn: Marktplatz gibt Geschichte preis" (Neue Westfälische, 6.4.): http://www.nw-news.de/owl/kreis_paderborn/paderborn/paderborn/10900460_Marktplatz_gibt_Geschichte_preis.html
Konstanz: "Forscher finden 6000 Jahre altes Haus" (Südkurier, 3.4.): http://www.suedkurier.de/region/kreis-konstanz/konstanz/Sensation-Forscher-finden-6000-Jahre-altes-Haus;art372448,6831091

3.3.
Aktuelle Forschung in den Medien
"New research suggests continuous human presence in Stonehenge landscape for ten millennia" (The Independent, 12.5.): http://www.independent.co.uk/news/science/archaeology/news/new-research-suggests-continuous-human-presence-in-stonehenge-landscape-for-ten-millennia-9313698.html
"What Caused a 1300-Year Deep Freeze?" (Science Now, 12.5.): http://news.sciencemag.org/archaeology/2014/05/what-caused-1300-year-deep-freeze
"Study suggests improved survivorship in the aftermath of the medieval Black Death" (Pressemeldung PLOS, 7.5.): http://www.eurekalert.org/pub_releases/2014-05/p-ssi050114.php
"Peru: 2300 Jahre alter Geoglyphen-Kalender entdeckt" (Spiegel, 6.5.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/chincha-valley-archaeologen-finden-geoglyphen-kalender-a-967792.html
Aşıklı Höyük, Türkei: "Mound excavation reveals transition from hunting to herding in Neolithic settlement" (Phys.Org, 29.4.): http://phys.org/news/2014-04-mound-excavation-reveals-transition-herding.html
"Genomic diversity and admixture differs for Stone Age Scandinavian foragers and farmers" (Pressemeldung Universität Uppsala, 24.4.): http://www.uu.se/en/media/news/article/?id=3402&area=2,5,10,16&typ=artikel&na=&lang=en
"Lead in 'tap-water' in ancient Rome up to 100 times more than local spring waters" (Phys.Org, 22.4.): http://phys.org/news/2014-04-tap-water-ancient-rome-local.html
"Homo sapiens zog früher aus Afrika aus als gedacht" (Pressemeldung Universität Tübingen/Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, 21.4.): http://www.uni-tuebingen.de/aktuelles/pressemitteilungen/newsfullview-pressemitteilungen/article/homo-sapiens-zog-frueher-aus-afrika-aus-als-gedacht.html
Inka, Chinchorro: "Chilean Mummies Reveal Signs of Arsenic Poisoning" (LiveScience, 15.4.): http://www.livescience.com/44838-chilean-mummies-show-arsenic-poisoning.html
Schöningen: "SäbelzahntigerDuell der Räuber" (Zeit, 4.4.): http://www.zeit.de/2014/15/archaeologie-schoeningen-saebelzahntiger
Heuneburg-Projekt erhält 12-jährige DFG-Förderung: "Archäologen erforschen Umland des keltischen Fürstensitzes Heuneburg" (Schwäbische Zeitung, 3.4.): http://www.schwaebische.de/region/sigmaringen-tuttlingen/bad-saulgau/rund-um-bad-saulgau_artikel,-Archaeologen-erforschen-Umland-des-keltischen-Fuerstensitzes-Heuneburg-_arid,5620450.html

3.4.
Helvetische Opferkulte auf dem Mormont und die Waffen von La Tène
Auf dem erst 2006 entdeckten Fundplatz Mormont, einem Bergplateau im schweizerischen Kanton Waadt/Vaud, scheint es sich entgegen erster Annahmen nicht um eine Siedlung zu handeln. In den zahlreichen Gruben aus der Spätlatènezeit wurden nicht nur Gegenstände und Tiere, sondern auch menschliche Reste gefunden, die geopfert worden zu sein scheinen. Die Wissenschaftsendung "Einstein" des SRF widmete sich dem einmaligen Fundplatz anlässlich der Eröffnung einer Sonderausstellung. Seit April und noch bis zum 19. Oktober ist die von Prof. Gilbert Kaenel von der Universität Genf kuratierte Ausstellung "Les Helvètes au Mormont" im Château de la Sarraz im Kt. Waadt/Vaud (District Morges) zu sehen. Bereits am 27. März strahlte das SRF einen Beitrag über experimentelle Archäologie in Zusammenhang mit den Waffenfunden von La Tène aus. Darin untersucht Guillaume Reich, welche Spuren beim Gebrauch von Schwertern im Kampf auftreten und wie man diese von denen ritueller Zerstörung unterscheiden kann.
"Helvetische Flucht" (SRF, Einstein, 10.4. Video, 7:37 Min.): http://www.srf.ch/player/tv/einstein/video/helvetische-flucht?id=d2d13f02-f770-40a0-8fee-dea32c423993
Website zur Ausstellung "Les Helvètes au Mormont": http://www.musees.vd.ch/musee-darcheologie-et-dhistoire/expositions/du-11-avril-au-19-octobre-2014-au-chateau-de-la-sarraz/
"Die keltischen Waffen von La Tène" (SRF, Einstein, 27.3. Video, 5:38 Min.): http://www.srf.ch/player/tv/einstein/video/die-keltischen-waffen-von-la-tene?id=d877a889-e86e-4402-a13e-9814ac443eda

3.5.
Studie in China sagt: Weizenanbau fördert Individualismus und analytisches Denken
"Reisbauern zeigen mehr Gemeinsinn, Weizenbauern sind individualistischer und denken analytischer", ... lautet kurzgefasst das Ergebnis einer psychologischen Studie, die am 8./10. Mai in breiter Resonanz international durch die Presse ging. Hintergrund ist eine im Science-Magazin publizierte Studie des Doktoranden Thomas Talhelm (Univ. Virginia), der bei seinem vierjähren Aufenthalt in China starke Mentalitätsunterschiede zwischen einzelnen Regionen wahrnahm. In Folge nahm er psychologische Tests auf Individualismus, Analysefähigkeit und Gemeinschaftssinn an 1.162 Studierenden aus sechs chinesischen Städten vor. Die Tests weisen starke Unterschiede im Sozialverhalten nach. Talhelm verknüpft diese Unterschiede ursächlich mit den in den jeweiligen Regionen dominierenden Ackerpflanzen, Reis oder Weizen. Wegen der saisonal sehr hohen Arbeitsintensität des Reisbaus, die nur durch ein höheres Maß an organisierter Kooperation aufgefangen werden könne, werde in diesen Regionen das Gemeinwesen stärker betont als unter Weizenbauern. Abseits des immer richtigen methodischen Einwands, dass Korrelation noch keine Ursächlichkeit beweist, könnte man aus den Erfahrungen der europäischen Urgeschichte heraus kommentieren, dass sich in Europa bei Getreidebauern eine recht weite Spanne zwischen Gesellschaften aufzeigen lässt, die mehr das Individuum oder mehr das Kollektiv betonen, weshalb die in der Studie vorgenommene, ahistorische Verallgemeinerung der Art "der Weizenbauer als solcher" recht problematisch erscheint.
R. Knauer: "Das Getreide bestimmt die Gesellschaftsform" (Welt, 9.5.): http://www.welt.de/wissenschaft/umwelt/article127799052/Das-Getreide-bestimmt-die-Gesellschaftsform.html
"'Rice theory' explains north-south China cultural differences" (ScienceDaily 8.5.): http://www.sciencedaily.com/releases/2014/05/140508141743.htm
Talhelm, T., Zhang, X., Oishi, S., Shimin, C., Duan, D., Lan, X. & Kitayama, S. (2014). Large-scale psychological differences within China explained by rice versus wheat agriculture. Science, 9 May 2014: 603-608. DOI: 10.1126/science.1246850 http://www.sciencemag.org/content/344/6184/603

3.6.
Neandertaler-News: Dem Cro Magnon nicht unterlegen, enge Eltern-Kind-Bindungen und in Westeuropa ohne Kontakt zum anatomisch modernen Menschen
Neandertaler und anatomisch moderne Menschen sind sich – wenigstens auf der Iberischen Halbinsel - nicht begegnet. Das schlussfolgert ein Forscherteam im Journal of Human Evolution auf der Basis von Datierungen aus den Höhlen L'Arbreda, Labeko Koba und La Viña. Die Forscher gehen für Europa von einer Zeitlücke zwischen dem Verschwinden und Auftauchen der beiden Spezies von ca. 1.000 Jahren aus. Ein Artikel in PLOS One befasst sich mit den kognitiven Fähigkeiten der Neandertaler. Keine der von Forschern verbreiteten Annahmen über die Unterlegenheit der Neandertaler – beispielsweise bzgl. der Jagd, der Kommunikation oder hinsichtlich der Anpassungsfähigkeit an veränderte Umgebungen – treffe zu. Forschende hätten den Neandertaler nicht mit seinen Zeitgenossen verglichen, kritisiert Paola Villa von der University of Colorado: "It would be like comparing the performance of Model T Fords, widely used […] in the early part of the last century, to the performance of a modern-day Ferrari and conclude that Henry Ford was cognitively inferior to Enzo Ferrari." Ein Artikel im Oxford Journal of Archaeology befasst sich mit Neandertaler-Kindern. Penny Spikins von der University of York und ihre Kollegen nehmen an, dass die Kindheit von Neandertalern mehr an der sozialen Orientierung innerhalb der eigenen Gruppe ausgerichtet war. Neandertaler stellten Spielzeug für ihre Kinder her und gaben ihrem Nachwuchs mehr Grabbeigaben mit als Erwachsenen – alles Anzeichen für enge Eltern-Kind-Bindungen. Neandertaler-Kinder, wird Spikins im "Spiegel" zitiert, "hatten viel Zeit zum Herumtollen, Pläne schmieden, Spiele ausdenken - und natürlich Dummheiten anstellen."
"Neanderthals and Cro-magnons did not coincide on the Iberian Peninsula" (Pressemeldung Universidad del País Vasco, 12.4.): http://www.ehu.es/p200-content/en/contenidos/noticia/20140412_arrizabalaga/en_arrizaba/20140412_arrizabalaga.html
R. E Wood et al.: The chronology of the earliest Upper Palaeolithic in northern Iberia: New insights from L'Arbreda, Labeko Koba and La Viña, Journal of Human Evolution (2014), http://dx.doi.org/10.1016/j.jhevol.2013.12.017
"Neanderthals were not inferior to modern humans, says CU-Boulder study" (Pressemeldung University of Colorado, 30.4.): http://www.colorado.edu/news/releases/2014/04/30/neanderthals-were-not-inferior-modern-humans-says-cu-boulder-study
Villa P, Roebroeks W (2014) Neandertal Demise: An Archaeological Analysis of the Modern Human Superiority Complex. PLoS ONE 9(4): e96424. doi:10.1371/journal.pone.0096424 http://www.plosone.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0096424
"Kindheit bei Familie Neandertal" (Spiegel, 28.4.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/neandertaler-kinder-spielten-viel-und-hatten-enge-beziehung-zu-eltern-a-966507.html
Penny Spikins et al., The Cradle of Thought: Growth, Learning, Play and Attachment in Neanderthal Children. Oxford Journal of Archaeology, Volume 33, Issue 2, pages 111–134, May 2014 DOI: 10.1111/ojoa.12030 http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/ojoa.12030/abstract

3.7.
Schwarmintelligenz im Einsatz für die Archäologie: British Museum macht 30.000 Bronzeartefakte öffentlich zugänglich
Das Britische Museum in London bewahrt u. a. einen landesweiten Katalog von ca. 30.000 bronzezeitlichen Metallfunden aus Großbritannien auf. Es ist eine 1913 begründete Inventarkartei mit Zeichnungen, Fotos und handgeschriebenen Einträgen, zu denen Wissenschaftler auf Antrag Zugang erhalten und damit arbeiten können. Ein gemeinsames Projekt des British Museum (Daniel Pett) und des University College London (Prof. Andrew Brown) wendet sich nun an die breite Öffentlichkeit und ruft zum Mitmachen auf, um diesen Schatz in eine öffentlich zugängliche Datenbank zu überführen. Genauer: in jene öffentliche Datenbank, die nach dem "Portable Antiquities Scheme" betrieben wird und die fortlaufend alle neuen Funde erfasst, die insbes. die sehr aktive Sondengängerszene findet und meldet. Im Ergebnis wären praktisch alle Metallartefakte der Bronzezeit Großbritanniens in einer öffentlich zugänglichen Datenbank vereint. Und was können wir alle – ob Archäologen oder nicht - dazu beitragen? Die handschriftlich geführten Inventarkarten liegen inzwischen als Scans vor. Wer mitmachen möchte, lädt sich einen Scan hoch, entziffert die Schrift und überträgt die handschriftlichen Informationen in ein elektronisches Formblatt. Ein zweiter Aufgabenbereich ist die Visualisierung: Für fast alle Objekte liegen mehrere Fotos im Archiv des British Museum vor. Auch diese wurden gescannt. Mitmacher sind gebeten, auf diesen Bildern mit Hilfe einfacher Werkzeuge die Fotos entlang der Kontur des Objektes zu umfahren, um die Objekte freistellen zu können. Die freigestellten Bilder werden anschließend benutzt, um 3D-Ansichten der Objekte zu errechnen. Voilà: aus einer Inventarkartei wird eine elektronisch lesbare Datenbank mit 3D-Bildern der betreffenden Funde. Steht dieser Schatz dann online zur Verfügung, kann er von allen Interessierten weiter erforscht werden. Übrigens: die benutzte Plattform "MicroPasts" ist Open Source, und das UCL kann sich auch andere Projekte dieser Art gut vorstellen. "Das klappt doch nie" mögen Bedenkenträger jetzt einwenden. Nun ja: am 15.5. führte die öffentlich einsehbare Liste der "most active volunteers", die Mitte bis Ende April in das Projekt eintraten, pro Aktivist etwa 100 bis 300 Aufgaben an, die pro Freiwilligem abgearbeitet wurden.
"Crowd-sourcing Britain's Bronze Age: call for public to help catalogue and model prehistoric artefacts" (UCL, 16.4.): http://www.ucl.ac.uk/news/news-articles/0414/160414-crowdsourcing-bronze-age
Die Plattform MicroPasts: http://crowdsourced.micropasts.org/

3.8.
Bulletin SGA sucht Beiträge zum Thema Paläopathologie
Dr. Christine Cooper, zusammen mit Prof. Chr. Papageorgopoulou Herausgeberin der Zeitschrift "Bulletin der Schweizerischen Gesellschaft für Anthropologie", postete am 14.5. auf Facebook: "Dear colleagues, The Bulletin of the Swiss Society of Physical Anthropology is a peer-reviewed open access online journal. We are doing a special issue on palaeopathology this year. Unfortunately and unexpectedly half of the scheduled papers were not submitted. We are now looking for several papers (including case studies) on palaeopathological topics to replace them. If you have a +/- finished paper that you wish to publish fast and without too much hassle (though without impact factor) please inbox me for further information."
Website des Bulletin, mit den Jahrgängen 1995-2011 im Open Access: http://www.anthropologie.ch/d/Publikationen/


4. Kulturgutschutz
4.1.
Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
"Treasure Hunting Is the World's Worst Investment" (Bloomberg View, 7.5.): http://www.bloombergview.com/articles/2014-05-07/treasure-hunting-is-the-world-s-worst-investment und "Treasure Hunters' Undersea Gold Rush Is Threatened by U.S. Navy" (Bloomberg Businessweek, 5.5.): http://www.businessweek.com/articles/2014-05-05/treasure-hunters-undersea-gold-rush-threatened-by-u-dot-s-dot-navy
"It’s Time to Stop Destruction of Middle East Heritage" (Al Jazeera America, 5.5.): http://america.aljazeera.com/opinions/2014/5/middle-east-heritagearabspring.html
"Syrienreport April 2014" (Archaeologik, 1.5.): http://archaeologik.blogspot.de/2014/05/syrienreport-april-2014.html
Colin Renfrew: "Shame still hangs over the Sevso hoard" (The Art Newspaper, 29.4.): http://www.theartnewspaper.com/articles/Shame-still-hangs-over-the-Sevso-hoard/32545
England: "Police launch heritage watch scheme at historic sites in North Herts and Stevenage" (The Advertiser, 29.4.): http://www.theadvertisergroup.co.uk/Daily-News/Hitchin/Police-launch-heritage-watch-scheme-at-historic-sites-in-North-Herts-and-Stevenage-20140429090000.htm#ixzz30kawLVB6
"Many looted Egyptian artifacts go first to Israel, Switzerland" (Al-Monitor, 28.4.): http://www.al-monitor.com/pulse/originals/2014/04/egypt-stolen-antiquities-looted-treasure-israel.html
"Three Ancient Egypt artefacts to return from Germany" (Ahram Online, 28.4.): http://english.ahram.org.eg/NewsContent/9/40/99974/Heritage/Ancient-Egypt/Three-Ancient-Egypt-artefacts-to-return-from-Germa.aspx
"Fundsache – Schatzsucher und Archäologen streiten um Schätze" - Silke Hahne (DLF) im Interview mit Dr. Frank Siegmund (DGUF) (Deutschlandradio, 24.4., 7:36 Min): http://blogs.deutschlandradio.de/wem-gehoert-deutschland/2014/04/24/fundsache-schatzsucher-und-archaeologen-streiten-um-schaetze/ und im Interview mit dem Sondengänger Axel Thiel (Deutschlandradio, 3.5., 4:29 Min): http://blogs.deutschlandradio.de/wem-gehoert-deutschland/2014/05/03/lizenz-zur-schatzsuche/
"Crimea’s looted treasure on the political agenda" (The Art Newspaper, 24.4.): http://www.theartnewspaper.com/articles/Crimeas-looted-treasure-on-the-political-agenda/32394
Ruine vs. Rekonstruktion: "Historical sites destroyed by war should not be left as mementos" (Tapei Times, 22.4.):
http://www.taipeitimes.com/News/editorials/archives/2014/04/22/2003588587/1
"Pompeii 'Exposed and Vulnerable' to Neglect and the Elements" (National Geographic, 22.4.): http://news.nationalgeographic.com/news/2014/04/140420-pompeii-italy-archaeology-ruins-rowland-book/
"Cyprus: Antiquities bust in Aphrodite’s city" (ARCA Blog, 16.4.): http://art-crime.blogspot.de/2014/04/cyprus-antiquities-bust-in-aphrodites.html
"Art looting and smuggling: A deadly business" (BBC, 15.4.): http://www.bbc.com/culture/story/20140415-arts-most-deadly-deal-making
"Deutsches Gesetz blockiert die Rückgabe von Altertümern" (Selket’s Blog, 5.4.): http://blog.selket.de/grabraeuber/deutsches-gesetz-blockiert-die-rueckgabe-von-altertuemern
"Negligence, Corruption Threaten Tunisia’s Heritage Sites" (Tunisia Live, 4.4.): http://www.tunisia-live.net/2014/04/04/negligence-corruption-threaten-tunisias-heritage-sites
"It's Time for Africa’s Stolen Artefacts to Come Home" (Think Africa Press, 4.4.): http://thinkafricapress.com/history/time-to-return-africa-stolen-artifacts
"Italy heritage sleuths launch stolen art app" (The Local, 3.4.): http://www.thelocal.it/20140403/italy-heritage-sleuths-launch-stolen-art-app

4.2.
Führen verschärfte Kulturgüterschutzgesetze zu weniger Ausgrabungen? Eine Diskussion
In einem Beitrag "The archaeology paradox: more laws, less treasures" in der Los Angeles Times vom 7. April stellte Adam Wallwork, Jura-Student an der School of Law der Universität New York, seine empirische Studie vor: Er kommt hierbei zum Ergebnis, dass in Ländern, die ihre Kulturgüterschutzgesetze verschärft haben, immer weniger archäologische Ausgrabungen bzw. Entdeckungen erfolgten. Grund dafür sei unter anderem, dass internationale Förderer nicht mehr in Ausgrabungen investieren, wenn sie anschließend durch die rechtlichen Restriktionen nicht die Möglichkeit dazu hätten, die Fundstücke zu behalten, auszustellen oder zu erforschen. Wallworks Artikel wird kontrovers diskutiert: Der britische Archäologe Paul Barford griff den Beitrag in seinem Blog "Portable Antiquity Collecting and Heritage Issues" (PACHI) auf: Er stellt in Frage, ob Wallwork den Unterschied zwischen archäologischen Fundstellen und dem UNESCO-Weltkulturerbe verstanden habe und führt an, dass er sich in seiner Studie auf die falschen Daten berufe. Denn Wallwork hatte für seine Studie die 90 Länder untersucht, die mindestens eine Fundstelle auf der UNESCO-Liste haben, und weitere Verzeichnisse archäologischer Fundstellen schlicht außer Acht gelassen. Der britisch-kanadische Archäologe David Knell geht in seinem Blog "Ancient Heritage" ebenfalls auf Wallworks Studie ein und zitiert Jura-Professor Rick St. Hilaire, der sich auf das Archäologische Institut von Amerika beruft: Die Aufgabe der Archäologie sei es, das kulturelle Erbe zu erhalten und zu schützen. Es sei nicht die Aufgabe, neue Touristenattraktionen zu finden oder viele hübsche Objekte auszugraben. Damit kontert er einen Beitrag des amerikanischen Anwalts Peter Tompa, für den Wallworks Studie ein gefundener Anlass war, die Verschärfung von Kulturgüterschutz in einigen Ländern zu kritisieren.
Adam Wallwork: "The archaeology paradox: more laws, less treasure" (Los Angeles Times, 7.4.): http://www.latimes.com/opinion/commentary/la-oe-wallwork-antiquities-law-downside-20140407,0,2487941.story#axzz2yC3Yl8Na
Paul Barford: "LA Times Lapse: US 'Study' Published a Week too Late... Joke Spoilt?"(PACHI, 7.4.): http://paul-barford.blogspot.de/2014/04/la-times-text-us-study-published-week.html
Peter Tompa: "Do More Restrictions Equate with Fewer Archaeological Discoveries?" (Cultural Property Observer, 7.4.): http://culturalpropertyobserver.blogspot.de/2014/04/do-more-restrictions-equate-with-fewer.html
David Knell: "A tale of Three Lawyers. A view on LA Times piece" (Ancient Heritage, 9.4.): http://ancient-heritage.blogspot.de/2014/04/a-tale-of-three-lawyers-views-on-la.html
Paul Barford: "Wallwork and the Real Lawyers" (PACHI, 10.4.): http://paul-barford.blogspot.de/2014/04/wallwork-and-real-lawyers.html

4.3.
"Culture Under Attack": Eindrückliche Fotos von der Zerstörung von Kulturgut
Von 12. Mai bis 15. Juni zeigt die UNESCO-Kommission der Niederlande in Den Haag eine Fotoausstellung über die Auswirkungen von Krieg und bewaffnetem Konflikt auf Kulturgut. Gezeigt werden Eindrücke aus Afghanistan, Syrien, Mali, Kambodscha etc. Während des Ausstellungszeitraums sind einige der eindrücklichen Fotos auch online zu sehen. Diese starke Beschränkung könnte auf (nicht) erworbene Verwertungsrechte zurückzuführen sein. Schade, dass die Verbreitung der Eindrücke und Botschaften, welche die herausragenden und sehr eindrücklichen Fotografien vermitteln, derart behindern ist.
http://www.cultureunderattack.org/node/24

4.4.
Petition fordert USA auf, den Import von Antiken aus Ägypten zu blockieren
Mit dem Bürgerkrieg in Ägypten und der Januar-Revolution (25.1.2011) haben die Plünderungen an Museen und Denkmälern in Ägypten massiv zugenommen und sind bis heute nicht unter Kontrolle. Banden von Dieben und Raubgräbern sind weiterhin im Lande in hohem Umfang aktiv und können seit langem von staatlichen Organen nicht wirksam kontrolliert werden. Die ägyptische Archäologin Monica Hanna, die für Ihren Einsatz in Ägypten erst jüngst mit dem "Saving Antiquities For Everyone (SAFE)"-Preis ausgezeichnet wurde Award (vgl. DGUF-Newsletter vom 18.12.2013 Punkt 6.2.), hat nun zusammen mit "Egypt’s Heritage Task Force" eine öffentliche Petition an die USA gerichtet: Die USA mögen bitte jeglichen Import von ägyptischen Antiken untersagen und dadurch den wesentlichen Markt für das Diebes- und Plünderungsgut austrocknen. Die Gesetzesgrundlage dazu existiert, denn die USA sind der entsprechenden UNESCO-Konvention von 1970 beigetreten: Der "United States’ Convention on Cultural Property Implementation Act, 19 U.S.C. § 2601 et seq. (CPIA)" erlaubt es dem US-amerikanischen Präsidenten seit 2013, eine entsprechende Verfügung rechtswirksam zu erlassen. Die Petition fordert ihn auf, es nun auch zu tun. Der in Ägypten realisierten Petition, die noch am ersten Tag von 300 Unterstützern gezeichnet wurde fehlt es international noch an Unterschriften, um eine wirksame Sichtbarkeit zu erreichen. Zeichnen!
"Campaign launched to curb U.S. import of Egyptian antiquities" (The Cairo Post, 11.5.): http://thecairopost.com/news/109997/inside_egypt/campaign-launched-to-curb-u-s-import-of-egyptian-antiquities
Petition "Stop the import of Egyptian heritage objects" (10.5.): http://www.change.org/petitions/cpac-stop-the-import-of-egyptian-heritage-objects
Porträt der Ägyptologin Dr. Monica Hanna: "Taking on Art Looters on Twitter" (The New York Times, 9.4.): http://www.nytimes.com/2014/04/10/arts/design/taking-on-art-looters-on-twitter.html?_r=0
"Mafia Involvement in Egyptian Antiquities Trade" (PACHI, 16.4.): http://paul-barford.blogspot.de/2014/04/mafia-involvement-in-egyptian.html
"Ägyptens Kulturerbe im April 2014" (Archaeologik, 6.5.): http://archaeologik.blogspot.de/2014/05/agyptens-kulturerbe-im-april-2014.html

4.5.
60 Jahre Haager Konvention
In einer Pressemeldung erinnert die UNESCO daran, dass vor 60 Jahren - am 14. Mai 1954 - in Den Haag die "Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten" unterzeichnet wurde. Mit ihr vereinbaren die Unterzeichner, auch im Fall eines Krieges oder bewaffneten Konfliktes Kulturgut zu schützen, es nicht zu zerstören, und Diebstahl und Plünderung nicht zuzulassen. Als Kulturgut gilt "bewegliches oder unbewegliches Gut, das für das kulturelle Erbe der Völker von großer Bedeutung ist". Eine Übereinkunft, die angesichts des Tagesgeschehens etwa in Libyen, im Mali, in Syrien usw. auch nach 60 Jahren hochaktuell und bedeutend ist, bzw. es noch mehr wäre, wenn die Menschen ihr Handeln konsequent daran ausrichteten. Ägypten war 1955 der erste Staat, der die Konvention dann auch ratifizierte, Deutschland ratifizierte 1967. Bis heute ist die Haager Konvention von 126 Staaten unterzeichnet worden, wobei sich 67 Staaten auch zum sog. Zweiten Protokoll vom 26.3.1999 bekennen, das den Schutz ausweitet. Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag verfolgt seit 1998 Verstöße gegen die Haager Konvention als Kriegsverbrechen, was u. a. in mehreren Prozessen im Kontext der (Bürger-) Kriege im ehemaligen Jugoslawien zur Anwendung kam und in die Anklagen aufgenommen wurde. Das in der Haager Konvention kreierte "Blaue Schild", ein wappenähnliches Zeichen in Ultramarinblau und Weiß, soll für Konfliktparteien jene Gebäude kennzeichnen, die unter dem Schutz der Haager Konvention stehen. Wer Suchmaschinen bedient, findet schnell heraus, dass das 60-jährige Jubiläum in den Niederlanden, in Italien, in Griechenland, auf Zypern usw. Anlass zu Gedenkveranstaltungen ist und Presseresonanz findet. In Deutschland: Fehlanzeige!
Wikipedia zur Haager Konvention ("exzellenter Artikel"): http://de.wikipedia.org/wiki/Haager_Konvention_zum_Schutz_von_Kulturgut_bei_bewaffneten_Konflikten
Pressemeldung der UNESCO (14.5.2014): http://www.unesco.org/new/en/media-services/single-view/news/60th_anniversary_of_the_hague_convention_on_the_protection_of_cultural_property_in_the_event_of_armed_conflict/#.U3RPrSh9k43
Liste der Unterzeichner-Staaten: http://www.unesco.org/eri/la/convention.asp?KO=13637&language=E
Tagung der American University of Rome, "Culture Under Threat: The Future of the 1954 Hague Convention" (15.-21.5.2014): http://www.aur.edu/gradschool/wp-content/uploads/sites/4/2014/04/Abstracts-CUT.pdf


5. Ausbildung, Job-Themen und Personalia
5.1.
Prof. Dr. Peter Ihm verstorben
Am 24. März verstarb Prof. Dr. Peter Ihm. Vielen Archäologen ist er bekannt durch sein Lehrbuch "Statistik in der Archäologie" (1978) und seinen auch heute noch lesenswerten Aufsatz "Korrespondenzanalyse und Seriation", publiziert in den Archäologischen Informationen 6, 1983. Seit 1966 lehrte Peter Ihm als Biostatistiker an der Universität Marburg. Einer ganzen Generation von Archäologen, die quantitative Methoden anwendeten, war er ein kompetenter und zugleich freundlich-geduldiger Berater im Hintergrund, der es verstand, komplexe Methoden so zu erklären, dass deren wesentliche Möglichkeiten und Probleme auch für Nicht-Statistiker nachvollziehbar wurden. Mehrere Jahre war er im Vorstand der "AG Quantitative Methoden in der Archäologie" tätig und brachte die AG in Kontakt zur "Gesellschaft für Klassifikation", mit der sie noch heute eine enge Kooperation verbindet.
Prof. Dr. Dr. h. c. Hans-Hermann Bock: "Nachruf auf Prof. Dr. Peter Ihm (1926-2014)" (Gesellschaft für Klassifikation e. V., 2.4.): http://www.gfkl.org/wp-content/uploads/2014/04/Nachruf_Prof_Ihm.pdf


6. Open Access & Open Data
6.1.
Archäologische Informationen 25, 2002 neu im Open Access
Der Jahrgang 2002 der Archäologischen Informationen ist retro-digitalisiert und im Open Access verfügbar. Sein Schwerpunkthema "Archäologen gründen Vereine - Geschichten, Identitäten und Funktionen" geht auf die Jahrestagung der DGUF im Mai 2002 in Neuruppin zurück. Die Tagung beleuchtete die komplexe, historisch gewachsene fachpolitische Organisation der deutschen Archäologie und zog vergleichend Beispiele aus dem angrenzenden Ausland heran. Die Tagung und die resultierenden Aufsätze sind heute ein interessantes zeitgeschichtliches Dokument: Damals rangen die drei Altertumsverbände, die DGUF und weitere Vereine um die Gründung eines gemeinsamen Dachverbandes. Mit der Neuruppiner Tagung zog die DGUF diesen Diskurs heraus aus den kleinen Zirkeln und Hinterzimmern hinein die Fachöffentlichkeit und trug zu einer Reflektion und transparenten Diskussion bei. Teil der Neuruppiner Tagung war auch eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion, auf der die damals Verantwortlichen den DGUF-Mitgliedern ihre Pläne vorstellten und sie dem Publikum gegenüber werbend vertraten. Die damalige Diskussion mündete neun Jahre später in die Gründung des Deutschen Verbandes für Archäologie (DVA) als breit abgestützte, gemeinsame Interessenvertretung aller archäologischen Vereine in Deutschland.
http://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/issue/view/1506

6.2.
Schweizer Nationalfonds verlangt Open Access ab 1. Juli 2014
Am 1. Juli 2014 treten die neuen Regelungen des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) zur Unterstützung von wissenschaftlichen Publikation in Kraft. Der SNF hat in der Schweiz eine ähnliche Funktion und Bedeutung wie die DFG in Deutschland. Ab 1. Juli wird der SNF die Veröffentlichung von Büchern in Papierform finanziell nicht mehr unterstützen. Ein Finanzbeitrag erfolgt ausschließlich für die Veröffentlichung einer elektronischen Version von Monografien. Dabei sind die Verlage verpflichtet, vom SNF geförderte elektronische Bücher spätestens zwei Jahre nach ihrem Erscheinen ohne Schranken in den Open Access zu geben. Der SNF fördert die Veröffentlichung von Monografien mit maximal 10.000 CHF (ca. 8.300 Euro), im Falle von Dissertationen mit maximal 6.000 CHF (ca. 5.000 Euro). Handelt es sich statt einer Monografie um einen wissenschaftlichen Aufsatz im Umfang von ca. von 15 bis 20 Seiten bei internationalen Verlagen, kann ein Beitrag von bis zu 3.000 CHF (ca. 2.500 Euro) gewährt werden. Schweizer Wissenschaftsverlage sehen sich existenziell bedroht und haben eine öffentliche Petition gegen die Neuregelung lanciert. Die Chance, dass die Position des SNF dadurch wesentlich beeinflusst würde, schätzt die DGUF als gering ein.
Übersichtsseite des SNF: http://www.snf.ch/de/fokusForschung/newsroom/Seiten/news-140416-publikationsfoerderung-digitale-verbreitung-open-access.aspx
Die gegen die Neuregelung gerichtete Petition: https://secure.avaaz.org/fr/petition/Fonds_national_suisse_de_la_recherche_scientifique_FNSSNF_Ledition_academique_en_danger_Die_akademischen_Verlage_sind_in/?copy
Reaktion des SNF auf diese Petition: http://www.snf.ch/de/fokusForschung/newsroom/Seiten/news-140506-petition-die-akademischen-verlage-sind-in-gefahr-klaerung-von-sachverhalten-durch-den-snf.aspx

6.3.
Britische Akademie der Wissenschaften bereichert Open Access Debatte um empirische Untersuchung u.a. zur Nutzungsdauer von Publikationen
Universitäten und staatlich finanzierte Forschung in Großbritannien unterliegen seit 2013 der klaren Forderung nach dem Publizieren im Open Access. Während der 2012 veröffentlichte und für das Weitere grundlegende Finch-Report den Goldenen Weg empfahl, tolerieren die 2013 erlassenen Umsetzungsregelungen mit Blick auf die kommerziellen Verlage auch den Grünen Weg, d. h. die konventionelle Erstveröffentlichung eines Aufsatzes, der dann nach einer Schutzfrist von maximal 24 Monaten (insbes. Geisteswissenschaften) resp. zwölf Monaten (insbes. Medizin und Naturwissenschaften) die Zweitveröffentlichung in einem frei öffentlichen zugänglichen Online-Archiv folgt. Die britische Akademie der Wissenschaften hat Mitte April 2014 eine Studie vorgelegt, die empirische Daten zur Open-Access-Debatte beitragen will, um ggf. Nachbesserungen an den aus ihrer Sicht eilig erfolgten politischen Beschlüssen zu erreichen. Dazu wurde u. a. die Halbwertszeit von Online-Publikationen im Closed wie im Open Access untersucht, d. h. die Frage, wann ein online publizierter Aufsatz die Hälfte seiner insgesamt zu verzeichnenden Nutzungen erreicht hat. Sie liegt bei leichten Unterschieden zwischen den Disziplinen in den Geistes- und Sozialwissenschaften bei etwa vier bis fünf Jahren; unter den Naturwissenschaften weicht davon nur die Medizin deutlich nach unten ab. Möchte man die Schutzfrist für die Erstveröffentlichung im Closed Access vernünftig an die Nutzungsdauer anpassen, dann ist aus Sicht der Akademie - mit Ausnahme der Medizin - die Schutzfrist von zwölf Monaten in den Naturwissenschaften arg knapp angesetzt, die 24 Monate für die Geistes- und Sozialwissenschaften seien jedoch ein ausgewogener Kompromiss. Erstmals wurden für diese Fragen nun auch die Daten von Jstor herangezogen, dem großen Archiv mit Retro-Digitalisaten von ursprünglich nur im Druck erschienenen Zeitschriften. Zwar ist die Nutzung von Jstor kostenpflichtig, doch über universitäre Abonnements in Großbritannien für die Mehrheit der Studierenden und Forschenden kostenfrei. Somit bietet Jstor einen besseren Einblick in die tatsächliche Nutzungszeit von Publikationen. Die Halbwertszeit der Jstor-Aufsätze liegt bei etwa 16 bis 20 Jahren, ein die Autoren des Berichts überraschender, hoher Wert, der ihres Erachtens erneut eine Schutzfrist von ca. 2 Jahren beim Grünen Weg als verschmerzbar erscheinen lässt. Eine ursprünglich beabsichtigte repräsentative Umfrage unter Bibliotheken scheiterte an deren mangelnder Auskunftsfreudigkeit. Doch mehrere große Bibliotheken betonten, dass eine Zweitveröffentlichung im Open Access nach zwölf bis 24 Monaten bei ihnen nicht zur Kündigung eines laufenden Zeitschriftenabonnements führen würde. Sie seien als Dienstleister der Wissenschaft für eine zuverlässige und schnelle Informationsversorgung zuständig und würden Abonnements wenn, dann vor allem aus anderen Gründen reduzieren (geringe Nutzungsfrequenz, hohe Kosten). Die Studie betont, dass bei allen Entscheidungen die "gelehrten Gesellschaften", d. h. Vereine, die als Herausgeber von (Mitglieder-) Zeitschriften fungieren, eine wichtige und in der Debatte unterschätzte Rolle spielen; etwa 20 - 40 % aller Aufsätze erscheinen in solchen Zeitschriften, in der Archäologie sind es 39 %. Zudem kritisiert die Studie die britische Neigung zu Alleingängen; etwa 12 % aller Aufsätze von britischen Forschern erscheinen nämlich in nicht-britischen europäischen Zeitschriften und 30 % in US-amerikanischen Zeitschriften. Nur etwa 60 % (Mittelwert, Spanne der verschiedenen Disziplinen 20 - 80 %) aller ausländischen Zeitschriften seien derzeit mit den britischen Vorstellungen vom Grünen Weg kompatibel, so dass insulare Alleingänge zur Isolation führen und dem britischen Wissenschaftssystem schaden könnten. Die Studie ergänzt eine Mitte 2013 erschienene wichtige Aufsatzsammlung der Akademie, die vor allem die britische Debatte widerspiegelt, um zahlreiche Fakten, die in der Tendenz auch auf den Kontinent zutreffen dürften.
Rebecca Darley, R., Reynolds, D. & Wickham, Chr. (2014). Open access journals in Humanities and Social Science. A British Academy Research Project. London: The British Academy. http://www.britac.ac.uk/openaccess/
Vincent, N. & Wickham, Chr. (eds.) (2013). Debating Open Access. London: The British Academy. http://www.britac.ac.uk/openaccess/debatingopenaccess.cfm

6.4.
Zeitschrift "Denkmalpflege in Baden-Württemberg" neu retro-digitalisiert im Open Access
Die baden-württembergische Landesarchäologie macht einen weiteren Schritt in Richtung Online-Publikation und Open Access: Seit Mitte April ist die Zeitschrift "Denkmalpflege in Baden-Württemberg" komplett (seit 1972) online frei lesbar. Es ist die in vier Heften pro Jahr erscheinende Zeitschrift die Landesamtes, die kurze Berichte aus der Archäologie wie auch aus der Baudenkmalpflege veröffentlicht. In praktischer Hinsicht nutzen die Kollegen nun die gleiche technische Plattform (OJS) und kooperieren mit dem gleichen Partner wie die DGUF: der UB Heidelberg. Nachdem die Hefte zunächst als Ganzes auf der Website des Landesamtes erreichbar waren, sind sie nun unter OJS in ihre einzelnen Aufsätze zerlegt und somit individuell bibliographisch erschlossen, suchbar und herunterladbar.
Denkmalpflege in Baden-Württemberg, im OJS-Archiv: http://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/nbdpfbw/index


7. Und sonst …
7.1.
Informationen zu EU-Programmen für Archäologen – ein hilfreiches Tool der EAA
Die European Association of Archaeologists (EAA) hat für ihre Mitglieder einen neuen Service aufgelegt: Alle zwei Monate gibt sie einen Newsletter mit Informationen zu EU-Programmen im Bereich kulturelles Erbe heraus. Der Schwerpunkt liegt auf Förderprogrammen, aber auch interessante Veranstaltungen werden kurz beschrieben. Dabei legt sie besonderes Augenmerk auf die Nützlichkeit der Programme für Archäologen. Das unterscheidet den Newsletter der EAA von dem vergleichbaren Angebot etwa des Deutschen Kulturkontaktpunktes, der aktuell über alle Förderprogramme und Events der EU im Kulturbereich informiert. Leider hat sich der Schwerpunkt bei der EU stark auf den Bereich Kulturindustrie und zeitgenössische Kunst verschoben, sodass es inzwischen einiger Recherche bedarf, um Programme zu finden, die speziell für Archäologen geeignet sind. Der Newsletter der EAA ist da sehr hilfreich. Wie bei der EAA üblich erscheint er nur in Englisch, aber das sollte kein Hindernis sein – wer internationale Projekte in Europa machen möchte, sollte ohnehin über gute Englischkenntnisse verfügen. Einziger Nachteil: der Service wird nur im Mitgliederbereich der EAA angeboten, um ihn voll nutzen zu könne, muss man also Mitglied werden.
http://www.e-a-a.org/

7.2.
Das Wollnashorn wurde am 6. Tag erschaffen
Viele US-amerikanische Bundesstaaten führen ein Fossil als Wahrzeichen ("state fossil"). Der Bundesstaat South Carolina wird nun das Wollnashorn zu seinem Wahrzeichen bestimmen, und zwar per Gesetz (House Bill 4482), in dem auf Initiative von Kreationisten zugleich festgestellt werden würde, dass das Wollnashorn am 6. Tag der Schöpfung entstand. Das Gesetz steht nach dem landesüblichen Prozedere einer Gesetzgebung unmittelbar vor seiner rechtskräftigen Verabschiedung, der Senat hat es am 2. April bereits mit 35:0 Stimmen einschließlich des Verweises auf den 6. Schöpfungstag angenommen. In die nun aufkommende, USA-weite Debatte mischen sich auch vernehmlich kritische Stimmen aus der Wissenschaft ein.
Greg Mayer: "Fossil mammoth bill passes South Carolina legislature, with creationist rider!" (Blog Why Evolution is True, 4.4.): http://whyevolutionistrue.wordpress.com/2014/04/04/fossil-mammoth-bill-passes-south-carolina-legislature-with-creationist-rider/
Francis X. Clines: "In South Carolina, Celebrating God’s Own Woolly Mammoth" (New York Times, 4.4.): http://takingnote.blogs.nytimes.com/2014/04/04/in-south-carolina-celebrating-gods-own-wooly-mammoth/
"A mammoth debate in South Carolina" (National Center for Science Education, 4.4.): http://ncse.com/news/2014/04/mammoth-debate-south-carolina-0015510

7.3.
Weichen für ein Zukunftskonzept werden gestellt: Aktuelle Entwicklung beim Archäologischen Zentrum Hitzacker, Niedersachsen
Im DGUF-Newsletter vom 13.9.2013 berichteten wir bereits von der drohenden Schließung des Archäologischen Zentrums Hitzacker in Niedersachsen (Punkt 7.6.). Obwohl das Zentrum mit jährlich 15.000 Besuchern sicherlich als erfolgreiche Einrichtung gelten darf, ist es auf Zuschüsse angewiesen, und die wollten sich die Träger - die Stadt Hitzacker (Elbe) und der Landkreis Lüchow-Dannenberg – nach Haushaltskürzungen nicht länger leisten. Im Herbst 2013 spitzte sich die Situation dann weiter zu: Ein Antrag im Stadtrat forderte, das Museum entweder in die Trägerschaft seines Fördervereins zu geben oder es zu schließen. Der Förderverein konnte das Museum jedoch schon allein aus finanziellen Gründen nicht tragen, bemühte sich aber mit großem Engagement, die Schließung des Archäologischen Zentrums zu verhindern. So entstand ein Vorschlag für ein Zukunftskonzept in den Bereichen Forschung und Vermittlung sowie im Bereich Sponsoring. Gleichzeitig wurde ein Förderantrag zur baulichen Erweiterung des Museums zum Servicestützpunkt des Elberadweges bewilligt, was wiederum an eine Trägerschaft durch die Kommune geknüpft ist. Ein Gespräch von Vertretern der Stadt Hitzacker und der Museumsleiterin Ulrike Braun M. A. mit der Staatssekretärin und der Ministerialdirigentin des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur machte der Politik die Bedeutung des Zentrums klar, führte aber zu keiner institutionellen Förderung. Vereinbart wurde jedoch die konkrete Entwicklung eines Zukunftskonzeptes mit Hilfe einer Expertengruppe; das Ministerium begleitet diese Entwicklung und hilft bei der Akquise von Fördermitteln. Der Förderverein erarbeitet derzeit parallel eine Strategie zur Gewinnung von Sponsoren. Im März fiel die Entscheidung, für 2014 die Träger- und Betreiberschaft in den Händen der Stadt Hitzacker zu belassen, das Personal nicht zu kündigen und in Richtung des Zukunftskonzepts zu arbeiten. Ende März traf sich die Expertengruppe zum ersten Mal, nämlich u. a. Prof. Dr. Wiese (Freilichtmuseum am Kiekeberg), Prof. Dr. Schöbel (Pfahlbaumuseum Unteruhldingen), Dr. Paardekooper (Geschäftsführer EXARC), Dr. Andraschko (Universität Hamburg) und Drs. Assendorp (Bezirksarchäologie Lüneburg) und Frau von Reitzenstein (Ministerium für Wissenschaft und Kultur). Das erste Treffen erbrachte gleich eine Fülle von Ideen, aber vor allem wurden die Weichen für Inhalt und Ausrichtung des Zukunftskonzeptes gelegt. Das Konzept soll bis Ende September 2014 fertig sein. Dann werden weitere Schritte unternommen, um sowohl ein langfristig tragendes Trägerschaftsmodell zu entwickeln, das archäologische Freilichtmuseum inhaltlich kundenorientiert aufzustellen und gleichzeitig eine noch stärkere Lobby für die Einrichtung zu gewinnen. Gleichwohl ist die Situation für 2015 noch nicht geklärt, der Haushalt wurde erneut um einiges gekürzt. Wenn Sie das Archäologische Zentrum Hitzacker unterstützen möchten, können Sie sich direkt an den Förderverein wenden (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.).
Website des Archäologischem Zentrums Hitzacker: http://www.archaeo-centrum.de/

7.4.
Archäologie zum Hören – der Podcast "angegraben"
Seit mehr als einem Jahr gibt es den Podcast "angegraben". Fast monatlich spricht der "Buddler" alias Mirko Gutjahr, hauptberuflich Archäologe am Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt/Landesmuseum für Vorgeschichte, zu verschiedenen archäologischen Themen aus allen Jahrtausenden, weniger bekannten Regionen der Welt sowie den Nachbarwissenschaften. Gutjahrs Darstellungsspektrum umfasst Lesungen aus historischen Grabungstagebüchern, die Vorstellung unterschiedlicher Ausgrabungen und interessanter Fundkomplexe/Theorien sowie Interviews mit Fachleuten zu den Themen Pest oder Denkmalpflege. Aber auch Sendungen über ungewöhnliche Fragestellungen wie die Archäologie in Star Trek, zu Fälschungen oder zur Thematik "Garbology" sind abrufbar. Unter den Shownotes bietet Gutjahr weiterführende Informationen an, alle Beiträge können kommentiert werden. Die Länge der einzelnen Aufnahmen schwankt zwischen 20 und 45 Minuten, Sondersendungen oder Gastbeiträge sind teilweise etwas länger. Alle Podcasts können auch kostenlos heruntergeladen werden. Wichtig ist Gutjahr, dass seine Zuhörer über den Blog mit ihm diskutieren, Feedback geben und neue Ideen zu weiteren Sendungen ansprechen. Dieser Podcast bietet einen raschen und kurzweiligen Einstieg in die verschiedenen Felder der Bodendenkmalpflege von ihren Ursprüngen bis in die Gegenwart.
http://www.angegraben.de/

7.5.
Welche Bezeichnung passt zur eigenen wissenschaftlichen Veranstaltung? Ein Schaubild gibt Rat
Ein überaus nützliches Diagramm für alle, die akademische Veranstaltungen zu planen haben, bieten die "PhD Comics" vom 5. Mai. Sie wissen noch nicht, wie Sie Ihr Event nennen sollen: Konferenz, Seminar, Workshop oder doch irgendwie ganz anders, viel interessanter? Könnte es gar ein Weltkongress sein? Ist es, äh, vielleicht gar kein akademisches Event? Jetzt wird ihnen geholfen. Einfach und leicht verständlich wird in einem einzigen Diagramm erklärt, welcher Titel für welche Art von Veranstaltung geeignet ist. "Gibt es mehr als eine Präsentation?" "Denken Sie, das Wort 'Seminar' wäre zu langweilig?" Nur diese und andere simple Fragen beantworten und den Pfeilen je nach "Ja" oder "Nein" folgen: das Diagramm spuckt schnell die perfekte Bezeichnung aus. Die Kriterien sind jedem Bewohner der akademischen Welt sofort einsichtig und nachvollziehbar. ;-)
"What to call your academic event" (PhD Comics, 5.5.): http://www.phdcomics.com/comics.php?f=1704

7.6.
Die Kluft zwischen Amtsarchäologie und Ehrenamt verkleinern: Anspruchsvolle Fortbildung für Ehrenamtliche in die Einzeleinmessung von Funden via GPS
In einem Gastbeitrag im Blog "Archaeologik" berichtet Biggi Schröder von einer Fortbildung für ehrenamtliche Archäologen, an der sie teilgenommen hat. Prof. Bruhn (FH Mainz) hatte eine Gruppe Ehrenamtlicher (Terraplana e. V.), die in Hessen u. a. mit dem Landesamt abgestimmte Feldbegehungen durchführen, in die Einzeleinmessung von Funden via GPS eingeführt und vor allem in die Weiterverarbeitung der gewonnenen Informationen bis hin zur fertigen Kartierung mit Hilfe des Programmes QGIS. Die Resonanz bei den Teilnehmern sei hoch und sehr positiv gewesen, berichtet Schröder, und man habe allgemein eine vertiefende Fortführung gewünscht. Bemerkenswert. Denn das Open Source GIS-Programm QGIS ist zwar kostenlos und ausnehmend potent, aber in der Bedienung durchaus anspruchsvoll. Das Projekt zeigt schlaglichtartig, wie viel Spin-off und Rückbindung in die Gesellschaft die amtliche Archäologie gewinnen kann, wenn sie sich der ehrenamtlichen Mitwirkung nicht nur öffnet, sondern die Tätigen weiterbildet, anspruchsvoll und auch fordernd. Das Projekt taugt durchaus als gutes Beispiel dafür, wie man die große Kluft zwischen Amtsarchäologie und Ehrenamt verkleinern kann. Denn die von Jutta Zerres - ebenfalls als Gastbeitrag im Blog Archaeologik - zusammengetragenen Reaktionen der Kommentatoren auf die Berichterstattung über den Schatzfund von Rülzheim in den Medien offenbart, dass beide Seiten vielfach von tiefem Misstrauen geprägt sind und zugleich wenig über die Motivation, den Arbeitsalltag und die Möglichkeiten des Gegenübers wissen. So erschreckend und groß die von Zerres dokumentierte Kluft auch ist (die sich dann auch in den reichlichen Kommentaren auf ihren Blogbeitrag äußert), so zeugen die Kommentare doch zugleich von einem tiefen Bedürfnis beider Seiten, vom Anderen wahrgenommen zu werden und zu interagieren. Dazu kann der Bericht von Biggi Schröder als Modell eines Wie gelesen werden: nicht soft, niederschwellig und anspruchsarm, sondern ernsthaft, schwierig und herausfordernd, auf professionellem Niveau eben - das Gegenüber ernst nehmen.
Biggi Schröder: "Ehrenamtliche Bodendenkmalpflege mit QGIS 2.0" (Archaeologik, 24.4.): http://archaeologik.blogspot.de/2014/04/ehrenamtliche-bodendenkmalpflege-mit.html
Terraplana, Gesellschaft für Archäologie im Hessischen Ried e. V.: http://www.terraplana.de/
Jutta Zerres: "'Das nennt sich Fieldwork, ihr Schnarchzapfen' – Der Rülzheimer 'Barbarenschatz' und die öffentliche Wahrnehmung von Denkmalpflege und Archäologen" (Archaeologik, 27.2.): http://archaeologik.blogspot.de/2014/02/das-nennt-sich-fieldwork-ihr.html

7.7.
Hochpolitisch und mit starker Schlussbemerkung: Comic zu Politik und Archäologie in Israel
Auf PhD-Comics findet man viele amüsante Cartoons und Texte zur akademischen Welt. Ein Comic vom 24.2. befasst sich auch mit Archäologie. Um unserer Wissenschaft gleich die richtige Bedeutung zu geben, spielt er in Israel - wo Archäologie absolut politisch ist. Auf wenigen Bildern wird deutlich, wie sehr Archäologie politisch und ideologisch vereinnahmt werden kann, wie sehr archäologische Funde im Mittelpunkt politischer Debatten stehen können, ob die Archäologen das nun wollen oder nicht - und wie schwer sich Archäologen tun, allein mit diesem Faktum umzugehen. Hammerhart das Schlusswort - wenn alles gesagt ist, so geht es bei Archäologie ist doch eigentlich nur um Dreck, die Vergangenheit. Was zählt ist die Zukunft. Da ist einiges zu verdauen. Klasse auch der eingebettete Film über die Schriftrollen vom Toten Meer - so kann man Archäologie auch erklären und bekommt dabei noch jede Menge Denkstoff für die Gegenwart / Zukunft.
http://phdcomics.com/comics/archive.php?comicid=1685

7.8.
Deutsche Hochschullehrer ziehen aktuelle Zwischenbilanz zum Thema MOOCs
Die Mai-Ausgabe von "Forschung & Lehre", dem Monatsmagazin des Hochschullehrerverbandes, hat das Thema MOOCs (massive open online courses) zum Schwerpunkt (vgl. DGUF-Newsletter vom 7.3.2014, Punkte 6.2-3). In sechs Beiträgen wird reflektiert, wie man den ca. 2011 entstandenen Hype um die MOOCs aktuell aus Sicht deutscher Hochschullehrer einordnet. Weder stark ablehnende Skepsis noch Euphorie, sondern Gelassenheit prägt die Beiträge: Nach Einschätzung aller Autoren werden MOOCs die bisherigen Formen der Lehre ergänzen, aber nicht ablösen. Unisono halten die Autoren das schlichte Abfilmen einer Vorlesung, deren Schnipsel dann ins Internet gestellt werden, nicht für eine wesentliche Bereicherung der Hochschullehre. Prof. Jürgen Handke, Autor eines Buchs über Hochschuldidaktik und selbst Anbieter eines MOOCs, skizziert empirische Daten, wonach nur etwa 5% der einen Kurs Belegenden ihn auch abschließen, und die Kurse vorwiegend (84%) von Studierenden besucht werden, d. h. der Gedanke eines Bildungsangebotes an Nicht-Akademiker bislang nur eng begrenzt funktioniert. Am erfolgreichsten ist s. E. bisher der Einsatz von MOOCs in Kombination mit Präsenzunterricht. Lagere man den Stoff traditioneller Vorlesungen in einen MOOC aus, lasse sich die Präsenzzeit, in der Studierende und Lehrende einander persönlich begegnen, besser nutzen als beim konventionellen Frontalunterricht: zu Diskussionen, Reflektionen, zum gemeinsamen Arbeiten und Nachdenken. Prof. Sabine Jaschke, Prodekanin an der RWTH Aachen, bietet in ihrem informativen Beitrag eine kurze Ideengeschichte der MOOCs und verweist auf interessante weitergehende Studien. Sie betont, dass man viele Kritiken an dieser neuen Lehrform auch als Aufgabe verstehen könnte, bessere technische und soziale Lösungen für bestehende Schwierigkeiten zu finden, z. B. die Interaktion zwischen den Teilnehmern zu verbessern und attraktiver zu gestalten. Kenntnisreich schildert sie eines der großen Probleme, nämlich das nötige Prüfungswesen, dessen verschiedene Formen (automatisiert ausgewertete Multiple-Choice-Klausuren, digitale Prüfungen mit individueller Kontrolle, persönliche Präsenz-Examen) noch nicht ausgereift seien und z. T. wegen der hohen Teilnehmerzahlen konventionell kaum bewältigbar seien. Aus ihrer Sicht werden sich MOOCs als ein Element der künftigen Hochschullehre durchsetzen, weshalb es sich lohne, sich frühzeitig und offensiv mit dem Thema auseinander zu setzen. Auffallend an der deutschen Diskussion ist, dass die beiden anderen großen Player auf dem Gebiet der Erwachsenenbildung, nämlich Museen und Volkshochschulen, mit all ihrer Expertise in solchen Analysen und Bewertungen bisher kaum vorkommen - auch das ist in den USA anders.
"MOOCs & Co. - Virtuelle Lernwelten in der Universität" (Forschung & Lehre 5, 2014): http://www.forschung-und-lehre.de/wordpress/
"Archaeology, Museums & Outreach: Post tagged 'MOOC'": https://rcnnolly.wordpress.com/tag/mooc/

7.9.
Hanse-MOOC findet bescheidene Resonanz
Der am 4. April gestartete Hanse-MOOC (vgl. DGUF-Newsletter vom 7.3.2014, Punkt 6.4), der noch bis zum 6. Juni läuft, zeigt zur Halbzeit eine numerisch eher bescheidene Resonanz. Offizielle Zahlen sind der DGUF nicht zugänglich, aber 24 Tweets und 62 Follower auf Twitter sowie 383 Fans in der zugehörigen Facebook-Gruppe sind ein öffentlich sichtbarer Maßstab. Auf Twitter dominieren die selbst abgesetzten Nachrichten der MOOC-Betreiber, eine Diskussion und vor allem Weiterverbreitung seitens der Nutzer findet kaum statt. Der Diskussion auf Facebook kann man entnehmen, dass zur 3. Lektion die anfänglichen Probleme der Interessenten, die nötigen Zugangsdaten zu erhalten, überwunden waren. Auch dort sieht man nur wenige Beiträge Dritter; was da ist, stammt häufig von den gleichen Personen. Für das Fach werden hier wertvolle Erfahrungen gesammelt, die nützlich sind, wenn man über MOOCs und Lehre unter Web-2.0-Bedingungen nachdenkt.
"Die Welt der Hanse in einem Online-Kurs" (Hanse-MOOC, 4.4.-6.6.): https://www.hanse-mooc.de/
Der Hanse-MOOC auf Twitter: https://twitter.com/HanseMOOC
Der Hanse-MOOC auf Facebook: https://www.facebook.com/HanseMOOC?hc_location=timeline

7.10.
Neues Archäologisches Landesmuseum Sachsen eröffnet
Nach einem Festakt am Vortag öffnet am Freitag, 16. Mai, um 10 Uhr in Chemnitz das neue "smac" seine Pforten erstmals für das Publikum, das Staatliche Museum für Archäologie Chemnitz. Damit ist die Verlagerung des Archäologischen Landesmuseums von Sachsen, das zuvor im Japanischen Palais in Dresden beheimatet war, abgeschlossen. Am Eröffnungstag sind die Führungen für das Publikum kostenfrei.
Website des Museums: http://www.smac.sachsen.de/
"Staatliches Museum für Archäologie Chemnitz eröffnet am 16. Mai 2014" (Archäologie online, 17.1.): http://www.archaeologie-online.de/magazin/nachrichten/staatliches-museum-fuer-archaeologie-chemnitz-eroeffnet-am-16-mai-2014-28772/

7.11.
Köln: Archäologische Zone und Jüdisches Museum dümpeln vor sich hin
Nach langen Verhandlungen im Jahr 2013 zwischen der Stadt Köln und dem Landschaftsverband Rheinland war Anfang 2014 eigentlich alles beschlossen und finanziert: Das geplante Jüdische Museum nahe dem Kölner Rathaus wird über der großen Grabungsfläche gebaut und integriert das Kölner "Judenbad" (Mikwe), und mit Dr. Thomas Otten war der Gründungsdirektor des Museums bestimmt. Doch wegen einer Klage ist die getroffene Personalentscheidung seit Ende Januar hängig. Nun hat ein Bürgerbegehren in Köln 31.000 Unterschriften gegen den Museumsbau gesammelt und am 8. Mai dem Stadtdirektor übergeben. Die Rechtswirksamkeit des Begehrens ist umstritten und wird nun juristisch geprüft, was sicherlich seine Zeit brauchen wird. Zeit, die man in Köln nutzt, um weiter eloquent über das Für und Wider des beschlossenen Projekts zu streiten.
"Kein Direktor der Archäologischen Zone: Sven Schütte klagt gegen die Entscheidung" (Kölner Stadtanzeiger, 29.1.): http://www.ksta.de/koeln/-archaeologische-zone-sven-schuette-klagt-gegen-entscheidung,15187530,26027512.html
"Bürgerbegehren gegen Jüdisches Museum: Drei Sackkarren mit Unterschriften" (Kölner Stadtanzeiger, 8.5.): http://www.ksta.de/koeln/-juedisches-museum-unterschriften-an-kahlen-abgegeben,15187530,27066462.html
Eine Zusammenfassung aus Sicht der Mehrheitsfraktion im Stadtrat: "Archäologische Zone und jüdisches Museum Köln" (SPD): http://koelnspd.de/archaeologische-zone-und-juedisches-museum-koeln/
Gerd Buurmann: "Köln: Bis zum Endsieg - Mobilmachung gegen ein jüdisches Museum" (Ruhrbarone.de, 15.5.): http://www.ruhrbarone.de/koeln-bis-zum-endsieg-mobilmachung-gegen-ein-juedisches-museum/79174#more-79174


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