DGUF-Newsletter vom 14.10.2013

DGUF-Newsletter vom 14.10.2013

1. DGUF-Nachrichten
1.1. Für einen erfolgreichen Start ins Studium: DGUF-Handreichung für Erstsemester

2. DGUF-Sonderschwerpunkt: Nordrhein-Westfalen
2.1. 2,8 Mio. minus 1,7 Mio. gleich 2,8 Mio.? Ein Zwischenbericht zur Lage in NRW
2.2. Verband der Kunsthistoriker protestiert gegen Mittelstreichungen in Nordrhein-Westfalen

3. DGUF-Sonderschwerpunkt: Die Open-Access-Zeitschrift "Archäologische Informationen"
3.1. Umbau abgeschlossen! Die Archäologischen Informationen erscheinen jetzt auch im Early View
3.2. Stand Retrodigitalisierung: Arch. Inf. 29 (2006 ) bis 35 (2012) jetzt online im Open Access
3.3. FAQ zu den Archäologischen Informationen Online und im Open Access
3.4. Für junge Autoren: Einen Aufsatz in den Archäologischen Informationen publizieren: Wie geht das eigentlich?

4. Tagungen
4.1. 20th EAA Annual Meeting (Istanbul, 10.-14.9.; Call for sessions bis 11.11.)
4.2. MesoLife International Conference (Selva di Cadore/Italien, 11.-14.6.; CfP bis 15.1.)
4.3. Sechstes Forum Wissenschaftskommunikation (Karlsruhe, 11.-13.11.)
4.4. "Restitution and Repatriation: The Return of Cultural Objects" (Chicago, 14.11.)
4.5. XIV Nordic TAG (Stockholm, 22.-26.4.; CfP bis 15.12.)
4.6. 3. Internationale Doktorandentagung Mittelalterarchäologie (Hall in Tirol, 28.-30.3.; CfP bis 15.1.)
4.7. Internationale Fachschaftentagung der Archäologischen Fächer (Zürich, 25.-27.10.)
4.8. Tagungsbericht "Mesolithische Bestattungen – Riten, Symbole und soziale Organisation früher postglazialer Gemeinschaften" (Halle, 18.-21.9.)

5. Veranstaltungen
5.1. Unbedingt besuchen: Die Ausstellung "Credo: Christianisierung Europas im Mittelalter" (Paderborn, bis 3.11.)
5.2. "Elite und Krise in antiken Gesellschaften": Deutsch-französisches Forschungsatelier für Nachwuchswissenschaftler (Bonn, 20.-22.3.; CfP: 17.11.)
5.3. 5. Workshop der AG CAA (Tübingen, 14./15.2.; CfP bis 10.11.)

6. Forschung
6.1. Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"
6.2. Aktuelle Ausgrabungen in den Medien
6.3. Aktuelle Forschung in den Medien
6.4. Science Gamification nun auch in der Archäologie: Online-Spieler puzzeln mit Fragmenten des Hilton of Cadboll Stone
6.5. Gräberfeld der Olsztyn-Gruppe bei Burdąg, Masuren
6.6. San als Spurenleser in französischen Höhlen: Der Stand der Dinge
6.7. Urindogermanisch hören: Die Geschichte vom Schaf und den Pferden
6.8. Mosaiksteine zur Frage der geistigen Fähigkeiten der Neandertaler
6.9. Schweizerisches Bulletin für Anthropologie sucht Beiträge zum Thema Paläopathologie
6.10. Wie es die archäozoologische Erforschung von Hühnern in die Schlagzeilen schaffte
6.11. Zuerst der aufrechte Gang oder zuerst mehr Geschicklichkeit der Hände?
6.12. Paläolithische Höhlenkunst vorwiegend von Frauen gefertigt?
6.13. Ötzi die Zigtausend-und-Neunte: per DNA-Analyse 19 heute lebende Verwandte gefunden
6.14. Länger dauerndes Nebeneinander von Bauern und Jägern & Sammlern: Blätterhöhle in Hagen ist Thema im Science-Magazin
6.15. Ein mathematisches Modell für die Entwicklung komplexer Gesellschaften

7. Kulturgutschutz
7.1. Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
7.2. Der andere Umgang mit Sondengängern in England und Wales
7.3. Uni Jena feiert Zugewinn von Antiken – doch ihre Herkunft ist ungewiss
7.4. KZ Auschwitz-Birkenau verfällt, und Bundesregierung ist "beschämend knauserig"
7.5. UNESCO weist auf wachsende Gefahr von Plünderungen und Antikenhehlerei in Syrien hin, ICOM veröffentlich (nutzlose?) "Emergency Red List"
7.6. Großbritannien: Arbeitsfähigkeit der Denkmalpflege durch Mittelkürzungen gefährdet

8. Job-Themen und Personalia
8.1. Betty Arndt neue Vorsitzende der DGAMN
8.2. Naiv oder bloßstellend? Junge Nachwuchswissenschaftler im Porträt bei L.I.S.A.
8.3. Studierende der Archäologie tun sich in ganz Österreich zusammen
8.4. Zum Tod von Hermann Müller-Karpe (1925-2013)
8.5. Umfrage zum archäologischen Arbeitsmarkt in Österreich 2013
8.6. GEO schreibt erstes Stipendium für eine Forschungsreise aus
8.7. Ig-Nobelpreis 2013 zeichnet Archäologen Brian D. Crandall und Peter W. Stahl aus

9. Und sonst …
9.1. Weniger als 5 Prozent! Archäologie beim Tag des offenen Denkmals
9.2. Das gruselige Rätsel von der geheimnisvollen Dachboden-Mumie. Oder: Wie man eine lahme Story 15 Mal in den Schlagzeilen aufwärmt
9.3. Kostenlose Kurse in Archäologie und Alter Geschichte im Netz
9.4. Wissenschaftskommunikation: "A capella science" greift Queens "Bohemian Rhapsody" auf
9.5. Ein Schuss, der nach hinten losging: "Science" kritisiert Open Access
9.6. "Paläon" in Schöningen in der Kritik
9.7. Mitteilungsblatt 2012 der Deutschen Gesellschaft für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit erschienen
9.8. Ein Beispiel für gute Zusammenarbeit: Nordeuropäische Detektorprospektion in Hoby, Dänemark
9.9. Das Engagement der DGUF für die Archäologie fördern: Mitglied werden!

10. Impressum und Redaktionshinweise


1. DGUF-Nachrichten
1.1.
Für einen erfolgreichen Start ins Studium: DGUF-Handreichung für Erstsemester
Wie plane ich mein Semester realistisch? Welche einführende Literatur ist empfehlenswert? Woran erkennt man einen guten Dozenten? Und was braucht es für ein gutes Referat? Für Erstis der Ur- und Frühgeschichte und weiterer archäologischer Studiengänge haben wir jetzt einige Informationen zusammengestellt, die Ihnen den Einstieg ins Studium erleichtern sollen. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg!
http://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/Studierende/DGUF-Dok_2013_Handreichung_fuer_Erstsemester.pdf


2. DGUF-Sonderschwerpunkt: Nordrhein-Westfalen
2.1.
2,8 Mio. minus 1,7 Mio. gleich 2,8 Mio.? Ein Zwischenbericht zur Lage in NRW
Am 25.9. legte die NRW-Landesregierung dem Parlament ihren Haushaltsentwurf für 2014 vor, u. a. mit den entscheidenden Zahlen für Archäologie und Baudenkmalpflege. Er wird nun in den Ausschüssen beraten und soll Mitte Dezember verabschiedet werden. Ebenfalls am 25.9. traf sich eine informelle Parlamentarier- und Expertenrunde, an der auch der stellvertretende DGUF-Vorsitzende PD Dr. Frank Siegmund teilnahm. Eingeladen hatten sie Jochen Ott (SPD) und Reiner Breuer (SPD), der Sprecher des auch für Archäologie und Baudenkmalpflege zuständigen Ausschusses. Bei der Sitzung sagte Jochen Ott, der Haushaltsentwurf sehe - wie von Minister Michael Groschek zuvor versprochen - für die Archäologie einen gegenüber 2013 ungekürzten Zuschuss von ca. 2,8 Mio. Euro vor. Damit wäre diese Forderung der DGUF-Petition nahezu erfüllt. Probleme bereite für 2014 allerdings eine bereits vor längerer Zeit getroffene verbindliche Mittelfestlegung in Höhe von 1,7 Mio. Euro im Bereich der Baudenkmäler, die möglicherweise nur aus dem Topf der Archäologie gegenfinanziert werden könne. Übersetzung der DGUF: Nominell würde das vom Minister gegebene Versprechen gehalten, faktisch würden der Archäologie im Jahr 2014 wesentliche Mittel genommen. Anwesende Archäologen legten während der Sitzung noch einmal dar, welche schwerwiegenden Konsequenzen weitere Kürzungen für das kulturelle Erbe NRWs hätten. Jochen Ott führte weiterhin aus, dass der Haushaltsentwurf für die Baudenkmalpflege einerseits eine gegenüber 2012 deutlich erhöhte Bezuschussung von fünf besonders bedeutenden Kirchen vorsehe. Andererseits sehe er die vollständige Streichung aller anderen Zuschüsse zu Gunsten der bereits näher kommunizierten Darlehenslösung vor. Die anwesenden Baudenkmalpfleger begrüßten die neue Darlehensförderung, die auch einen gegenüber 2012 erweiterten Kreis der Geförderten zulasse. Sie wiesen aber darauf hin, dass für circa 40 % der Baudenkmäler - die sog. nicht rentierlichen Denkmäler (z. B. privat genutzte Denkmäler) - Darlehen keine Lösung böten. Daher sei auch weiterhin die Möglichkeit von echten Zuschüssen notwendig, um diese Denkmäler vor dem Verfall zu schützen und eine breite Akzeptanz der Bürger und Denkmalbesitzer für die strengen Auflagen beim Denkmalschutz zu gewinnen. Die anwesenden Politiker betonten, wie schwierig es für sie angesichts der generellen Haushaltslage und beschlossenen Schuldenbremse sei, ihre Kollegen zu einem konkretes Einstehen für die Belange von Archäologie und Baudenkmalpflege zu bewegen. Wenn zum Beispiel Autobahnbrücken an Verkehrsknoten so marode seien, dass LKW sie nicht mehr benutzen dürfen, habe die Denkmalpflege verständlicherweise weniger Gewicht. Ott sagte: "Wenn es gute konkrete Argumente gibt und Auswirkungen, die belegen, dass die Kürzungen für die NRW-Archäologie nicht annehmbar sind, werden wir diese Argumente wägen." Aus DGUF-Sicht sind damit Situation und Botschaft klar: Nur wir Fachleute können diese Argumente liefern. Jetzt ist jeder einzelne Archäologe und Baudenkmalpfleger in NRW gefordert, in den nächsten wenigen Wochen das Gespräch mit seinen Wahlkreisabgeordneten der Regierungsfraktionen zu suchen.

2.2.
Verband der Kunsthistoriker protestiert gegen Mittelstreichungen in Nordrhein-Westfalen
Aus Anlass der am 25.9. begonnenen Haushaltsberatungen in NRW hat sich der "Verband deutscher Kunsthistoriker" mit einem offenen Brief an die Ministerpräsidentin und die Landtagsfraktionen gewandt und gegen die geplanten Mittelstreichungen in der Baudenkmalpflege protestiert. Der 1949 gegründete Berufsverband vertritt die Interessen der in Deutschland tätigen Kunsthistoriker, er hat ca. 2.900 Mitglieder. Der Verband betont, dass der Erhalt von Baudenkmälern eine für unsere heutige Gesellschaft wichtige Aufgabe sei und auch aus Verantwortung gegenüber künftigen Generationen zu erfolgen habe. Nicht für alle Denkmaleigentümer seien steuerliche Abschreibungen oder zinsgünstige Darlehen eine adäquate Entschädigung für die ihnen gemachten Auflagen der Denkmalpfleger. Daher müsse für einen Teil der Denkmalbesitzer weiterhin die Möglichkeit von Zuschüssen (anstelle Darlehen) bestehen. Zudem sei zu bedenken, dass der von den Streichungen verursachte Wegfall von Aufträgen für viele spezialisierte Betriebe - mittelständische Unternehmen zumeist - den ökonomischen Ruin bedeute. Trete der erst einmal ein, gingen auch Fachkräfte, ihr Wissen und ihr Erfahrungsschatz verloren - ein ebenfalls kaum wieder gut zu machender Verlust.
"Offener Brief: Zur gemeinschaftlichen Finanzierung der Denkmalpflege in Nordrhein-Westfalen" (25.9.): http://www.kunsthistoriker.org/offener_brief_denkmalpflege_nrw.html


3. DGUF-Sonderschwerpunkt: Die Open-Access-Zeitschrift "Archäologische Informationen"
3.1.
Umbau abgeschlossen! Die Archäologischen Informationen erscheinen jetzt auch im Early View
Seit heute werden alle neuen Beiträge für die Archäologischen Informationen zuerst im Early View online publiziert – und zwar im Open Access, das heißt: weltweit und für jedermann frei zugänglich. Weitere Neuerungen sind: ergänzende Materialien, offene Daten und Digital Object Identifier (doi). Mit dem Online-Stellen gelten die Aufsätze als publiziert und sind damit zitierfähig und -pflichtig. Die Zeit zwischen der Einreichung eines guten und gut vorbereiteten Manuskripts und seiner Veröffentlichung reduziert sich damit auf etwa vier bis sechs Monate, der Druck erfolgt später im gewohnten Rhythmus. Mit dem heutigen Schritt ist die fachimmanent frühzeitige und konsequente Einführung des Open Access bei den Archäologischen Informationen abgeschlossen. Die Archäologischen Informationen sind die erste deutschsprachige Fachzeitschrift nationaler Bedeutung in der Ur- und Frühgeschichte, die sich in eine Open-Access-Zeitschrift transformiert hat und Early Views anbietet. Sie verzichtet auf jede Form einer Bezahlschranke (Paywall).
Archäologische Informationen: Early View: http://www.dguf.de/index.php?id=9
Initialaufsatz zu den Zielen, Modalitäten und Randbedingungen der Renovierung: Siegmund, F. (2013). Schnell, weltweit frei zugänglich und mit zusätzlichen Daten: Die Zeitschrift Archäologische Informationen erscheint im Open Access mit Early Views. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 14. Okt. 2013: http://www.dguf.de/index.php?id=9

3.2.
Stand Retrodigitalisierung: Arch. Inf. 29 (2006 ) bis 35 (2012) jetzt online im Open Access
Die rückwärtige Erschließung aller Jahrgänge der Archäologischen Informationen schreitet voran. Nachdem zum Start im Mai 2013 die drei Jahrgänge 35 (2012) bis 32 (2009) verfügbar gemacht wurden, konnten Mitte September auch die Jahrgänge 29 (2006) bis 31 (2008) online gestellt werden. Die Beiträge sind nun im Internet frei zugänglich. Zugleich wurden diese Jahrgänge bibliographisch im OPAC der UB Heidelberg erfasst, so dass sie nun z. B. auch bei Recherchen in überregionalen Katalogen wie etwa dem Karlsruher Virtuellen Katalog oder dem WordCat gefunden werden.
Band 35, 2012: Frauen in geo-archäologischer Forschung / Archäologie, Schule und Museum im Spannungsfeld kultureller Bildung: https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/ojs/index.php/arch-inf/issue/view/1211
Band 34/1&2, 2011: Archäologie der Religionen - zwischen Selbstvergewisserung und gesellschaftlichem Wandel? https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/ojs/index.php/arch-inf/issue/view/1230
Band 33/2, 2010: Register Archäologische Informationen 1999-2010: https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/ojs/index.php/arch-inf/issue/view/1232
Band 33/1, 2010: Archäologie und Politik: https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/ojs/index.php/arch-inf/issue/view/1231
Band 32/1&2, 2009: Felsgesteingeräte: https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/ojs/index.php/arch-inf/issue/view/1233
Band 31/1&2, 2008: Handel – Transport – Verkehr: https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/ojs/index.php/arch-inf/issue/view/1346
Band 30/2, 2007: Gibt es ein (lebenswertes) Leben nach dem Archäologiestudium? https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/ojs/index.php/arch-inf/issue/view/1348
Band 30/1, 2007: Lasst Knochen sprechen – Archäo-Anthropologie heute: https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/ojs/index.php/arch-inf/issue/view/1347
Band 29/1&2, 2006: Echt falsch – Die rekonstruierte Vergangenheit: https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/ojs/index.php/arch-inf/issue/view/1343

3.3.
FAQ zu den Archäologischen Informationen Online und im Open Access
Was nützt es Ihnen, einen Artikel im Open Access zu publizieren? Warum Online First? Wäre es nicht besser, die Artikel erst mit dem Erscheinen der gedruckten Archäologischen Informationen im Internet zu veröffentlichen? Wie finanziert sich das alles? Diese und weitere häufige Fragen und unsere Antworten haben wir für Sie in einem FAQ gebündelt.
http://www.dguf.de/index.php?id=323

3.4.
Für junge Autoren: Einen Aufsatz in den Archäologischen Informationen publizieren: Wie geht das eigentlich?
Gerade junge Kollegen, die den Archäologischen Informationen einen Beitrag anvertrauen, z. B. die Selbstvorstellung ihrer Examensarbeit, fragen gelegentlich bei den Herausgebern nach, was nach dem Einreichen eines Manuskripts geschieht und wie viel Zeit bis zur Veröffentlichung verstreichen wird. Der folgende Text legt die einzelnen Arbeitsschritte und typischen Arbeitsabläufe bei den Archäologischen Informationen offen und nennt dazu die von den Herausgebern normalerweise angestrebten und benötigten Schritte und Zeiten. Weil das Verfahren der DGUF dem weithin Üblichen entspricht, ist diese Einführung auch jenseits der Archäologischen Informationen für junge Autorinnen und Autoren nützlich.
http://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/publikationen/AI/DGUF-Dok_Arch_Inf_Publizieren.pdf


4. Tagungen
4.1.
20th EAA Annual Meeting (Istanbul, 10.-14.9.; Call for sessions bis 11.11.)
Die nächste Jahreskonferenz der European Association of Archaeologists wird im September 2014 in Istanbul stattfinden. Der Call for proposing Sessions and Round Tables ist noch bis zum 11. November offen. Die Themen: Connecting seas - across the borders; Managing archaeological heritage: past and present; Ancient technologies in social context; Environment and subsistence: the geosphere, ecosphere and human interaction; Times of change: collapse and transformative impulses; Retrieving and interpreting the archaeological record.
https://www.eaa2014istanbul.org/site

4.2.
MesoLife International Conference (Selva di Cadore/Italien, 11.-14.6.; CfP bis 15.1.)
Mesolithische Adaptionsdynamiken an unterschiedliche Umgebungen zu beleuchten, ist Ziel dieser Tagung. Dabei soll auch die Rolle der Alpen thematisiert werden, die sie als Kontaktzone im Mesolithikum spielten. Session-Themen sind: Holocene landscapes; Subsistence strategies; Lithic, bone and other technologies; I vs. II Mesolithic; Settlement dynamics; Mesolithic territories. Der CfP ist bis 15. Januar offen.
http://mesolife.wordpress.com/

4.3.
Sechstes Forum Wissenschaftskommunikation (Karlsruhe, 11.-13.11.)
Die größte Fachtagung für Wissenschaftskommunikatoren im deutschsprachigen Raum findet in diesem Jahr vom 11. bis 13. November in Karlsruhe statt. Das Forum Wissenschaftskommunikation richtet sich an alle, die in der Wissenschaftskommunikation und im Wissenschaftsmarketing tätig sind, z. B. Wissenschaftler, Vertreter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Journalisten und Lehrer. Schwerpunktthemen sind in diesem Jahr: neue Zielgruppen und die Evaluation in der Wissenschaftskommunikation. Eine Session widmet sich z. B. dem Kommunikationspotenzial von Wissenschaftsvideos im Netz, eine andere der Citizen Science, also der Zusammenarbeit von Bürgern und Forschern. Auch werden zahlreiche Projekte vorgestellt, und die Tagungsteilnehmer können sich mit den Initiatoren über Erfolgsfaktoren und Irrwege austauschen.
www.forum-wissenschaftskommunikation.de

4.4.
"Restitution and Repatriation: The Return of Cultural Objects" (Chicago, 14.11.)
The conference program addresses the underlying legal, ethical and moral reasons and policies behind the return of cultural objects. The participants will discuss provenance research, museum acquisitions, and the ethical issues that come into play when requests for repatriation are made. The repatriation of cultural objects appropriated in the more distant past will also be discussed whose restitution some view as outside the scope of existing law. Participants also will address the repatriation of artifacts looted in recent times. http://law.depaul.edu/centers_institutes/art_museum/archaeological/default.asp

4.5.
XIV Nordic TAG (Stockholm, 22.-26.4.; CfP bis 15.12.)
"Archaeology as a source of theory" ist Thema der kommenden Tagung der Nordic Theoretical Archaeology Group. Ausgangspunkt sei ein Paradoxon der gegenwärtigen Archäologie, schreiben die Veranstalter: "Our discipline has long been used in other fields as a metaphor for exploring the unconscious, uncovering an unknown past, or investigating origins. On the other hand, archaeology has a tradition of borrowing and applying theories from other fields, rather than developing theoretical approaches within archaeology itself. It is as if traces from the past are difficult to use in theory building. Only recently have some attempts been made to overcome this situation." Davon ausgehend will die Tagung das Potenzial der Archäologie als ihre eigene Theorie-Quelle erforschen. Konferenzsprachen sind Englisch und alle skandinavischen Sprachen. Der Call for Papers dauert bis 15. Dezember.
http://www.archaeology.su.se/english/about-us/events/conferences/xiv-nordic-tag-2014
http://www.facebook.com/nordictag2014

4.6.
3. Internationale Doktorandentagung Mittelalterarchäologie (Hall in Tirol, 28.-30.3.; CfP bis 15.1.)
Die Tagung möchte allen Promotionsstudenten der Mittelalter- und Frühneuzeitarchäologie die Möglichkeit bieten, sich abseits der großen Fachkongresse in einem persönlicheren Rahmen auszutauschen und zu vernetzen. "Auf diese Weise sollen", so die Veranstalter, "neue Perspektiven und Strategien für die eigene Tätigkeit aber auch Anregungen zu einer stärkeren Internationalisierung von Arbeitsfeldern über die eigenen Institutsgrenzen hinaus gegeben werden, die uns heute das vereinte Europa ermöglicht." Doktoranden können Abstracts bis zum 15. Januar einreichen. Auch Studierende im Grund- und Masterstudium sind als Zuhörer zur Tagung eingeladen. Die Teilnahme ist kostenfrei.
http://www.uibk.ac.at/urgeschichte/aktuell/konferenzen/doktorandentagung-mittelalterarchaeologie-2014/

4.7.
Internationale Fachschaftentagung der Archäologischen Fächer (Zürich, 25.-27.10.)
Der Dachverband Archäologischer Studierendenvertretungen e.V. (DASV) und die Studierenden der Klassischen, Prähistorischen und Mittelalterarchäologie der Universität Zürich laden zur Internationalen Fachschaftentagung der Archäologischen Fächer ein. U. a. treffen sich dabei auch die Arbeitsgruppen Promotion, Öffentlichkeitsarbeit und Kulturgüterschutz.
http://www.ifata2013.ch/

4.8.
Tagungsbericht "Mesolithische Bestattungen – Riten, Symbole und soziale Organisation früher postglazialer Gemeinschaften" (Halle, 18.-21.9.)
Eingeladen zur internationalen Tagung im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle /S. hatten Museumsleiter H. Meller sowie B. Gramsch (Potsdam), J. M. Grünberg (Halle /S.), L. Larsson (Lund) und J. Orschiedt (Berlin). 44 Vorträge und acht Posterpräsentationen behandelten mittelsteinzeitliche Bestattungsfomen, Rituale, Beigaben und anthropologische Ergebnisse aus (fast) ganz Europa. Ergänzend traten Beiträge zu Capsien-Bestattungen aus Algerien, zu paläoindianischen Gräberfeldern und Bestattungssitten der australischen Aborigines hinzu, sowie der öffentliche Abendvortrag von B. Gramsch über den mesolithischen Fundplatz Friesack 4 (Brandenburg). In der Summe wurde deutlich, wie sehr sich die Quellenlage in den vergangenen drei Jahrzehnten verändert hat. Nicht nur zahlreiche weitere "reguläre" Bestattungen wurden entdeckt, sondern auch die Datierung von Altfunden, die Publikation sog. "Loose Human Bones" und die Entdeckung von Brandgräbern bereichern das bisher bekannte Spektrum. Neu erkennt man nun einen großen Variantenreichtum an Bestattungsformen, Beigabensitten und Befundzusammenhängen. Es gab Gräberfelder nicht nur im Spätmesolithikum der küstennahen Gebiete, sondern auch im Frühmesolithikum im Landesinneren. Sekundäre Kollektivbestattungen scheint es bisher nur aus Höhlen zu geben, Doppelbestattungen oder Gruppen-/Familienbestattungen sind selten. Hockerbestattungen und Kopfbestattungen sind ebenfalls rar, dagegen kommen sekundäre Grablegen sowie sitzende Bestattungen häufiger vor als bisher bekannt. Meist wurden die Toten im Freiland ohne weiteren Kontext bestattet. Es wurden aber auch Siedlungsbestattungen, Gräber in Muschelhaufen und solche in Höhlen- oder Abris ausgegraben. Selten sind die Archäologen sicher, ob die Toten durch die Beigaben mit bestimmten Tätigkeiten verknüpft werden können (z. B. Schamanen oder Flintschmiede) oder ob ihnen ein besonderer Sozialstatus zugewiesen werden kann. Daher verstehen die meisten Kongressteilnehmer die Zurichtung und Ausstattung der Gräber eher als Statements, die Ängste und Vorstellungen der Hinterbliebenen ausdrücken. Die "Loose Human Bones", die an vielen mesolithischen Fundstellen gefunden wurden, sind bisher nicht gebührend beachtet und veröffentlicht worden. Diesem Problem wollen sich Chr. Meiklejohn und J. Orschiedt annehmen; geplant ist eine Datenbank, die ins Internet gestellt werden soll und fortlaufend erweitert werden kann. Eine Publikation der Tagungsbeiträge ist vorgesehen.
Abstracts aller Tagungsbeiträge: http://mesolithikum-uni-koeln.com/app/download/5788591487/MesoBurials+2013_Abstracts.pdf


5. Veranstaltungen
5.1.
Unbedingt besuchen: Die Ausstellung "Credo: Christianisierung Europas im Mittelalter" (Paderborn, bis 3.11.)
Hier stimmt alles: die Fülle und das Spektrum der Objekte, die Inszenierung, der passende Ort für dieses Thema. Die Ausstellung "Credo" trägt das Wissen und die wesentlichen Zeugnisse der Christianisierung Europas zusammen, die sich in Europa von der Antike bis ins hohe Mittelalter hinzog, und von Rom bis nach Skandinavien. Eine letztlich einfache, traditionelle Ausstellung im besten Sinne, denn sie setzt konsequent auf Originale. Es werden keine Kopien gezeigt, Rekonstruktionen und Animationen nur sehr sparsam eingesetzt, die Inszenierung ist dezent gehalten und die Ausstellung ist konventionell nach Zeit und Raum geordnet. Aber die Menge und Qualität der von sehr vielen Leihgebern international zusammengetragenen Exponate ist überwältigend und dank des klaren und schlichten Konzepts verliert der Besucher nie die Orientierung und wird kaum von den Exponaten abgelenkt. Auch erfahrene Ausstellungsgänger werden vieles noch nicht gesehen haben, manches ist zum ersten Mal in Deutschland zu sehen, wie die Funde des "Prinzen von Prittlewell" bei London. Schwierige Themen wie die Mission per Gewalt und die enge Verknüpfung von Mission, Macht und Herrschaft werden klar behandelt, es obliegt dem Besucher, von dort die offensichtlichen Parallelen zur heutigen Welt zu ziehen. Die über drei Stätten verteilten, etwa 800 Exponate erfordern Ausdauer und Stehvermögen, und wer am Ende noch den zweibändigen Katalog kauft, wird mit mehr als 6 Kilogramm belastet. Fachleute können immer mäkeln: Hie und da stimmt das Licht nicht, manche Texte sind zu lang und holprig, manche Datierung könnte man genauer fassen, in Folge des Konzepts geraten Kirchenbauten (Kirchengrundrisse) arg in den Hintergrund, usw. Aber all das wäre kleinlich: eine rundum gelungene Ausstellung, die man unbedingt besuchen sollte.
Website der Ausstellung: http://www.credo-ausstellung.de/
"Der Triumph der Galiläer" (FAZ, 26.7.): http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kunst/ausstellung-credo-in-paderborn-der-triumph-der-galilaeer-12294809.html
"'Credo – Christianisierung Europas im Mittelalter'. Prof. Christoph Stiegemann über tausend Jahre christliche Kunst und Kultur in einer Paderborner Ausstellung" (SWR, 25.7., mit Audio, 7:14 Min.): http://www.swr.de/swr2/kultur-info/kulturgespraech/christliche-kunst-und-kultur/-/id=9597128/nid=9597128/did=11795352/xrw3pk/index.html

5.2.
"Elite und Krise in antiken Gesellschaften": Deutsch-französisches Forschungsatelier für Nachwuchswissenschaftler (Bonn, 20.-22.3.; CfP: 17.11.)
Die Wechselwirkungen zwischen den Begriffen "Elite" und "Krise" in antiken Gesellschaften möchte dieses binationale Atelier besser verstehen lernen und dafür umfassend betrachten. Eingeladen sind deutsch- und französischsprachige Doktoranden und Post-Docs aller altertumswissenschaftlichen Fachbereiche. Wer einen Vortrag halten möchte, kann bis 17.11. einen Vorschlag einreichen.
http://www.altegeschichte.uni-bonn.de/miag-fisa-trinationales-graduiertenkolleg/forschungsatelier-elite-und-krise-in-antiken-gesellschaften

5.3.
5. Workshop der AG CAA (Tübingen, 14./15.2.; CfP bis 10.11.)
Die Arbeitsgemeinschaft Computer Applications in Archaeology lädt zum 5. Workshop in Tübingen ein, der am 14./15. Februar stattfindet. Anmeldungen zu Vorträgen und Postern sind bis zum 10. November möglich. Studierende sind ausdrücklich willkommen, ein besonderes Schwerpunktthema ist für die Vortragsanmeldungen nicht gesetzt. Teilnehmern, die sich bis zum 21.1. registrieren, wird ein Frühbucherrabatt gewährt.
http://ag-caa.de/workshop2014/


6. Forschung
6.1.
Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"
Henson, D. (2013). Using Social Media Technologies to Engage People in Archaeology. Introduction to the session at the 18th EAA Annual Meeting 2012 in Helsinki. Archäologische Informationen, Early View, published online 14 October 2013.
Huvila, I. (2013). Engagement has its consequences: the emergence of the representations of archaeology in social media. Archäologische Informationen, Early View, published online 14 October 2013.
Insole, P. & Piccini, A. (2013). Your Place or Mine? Crowdsourced Planning, Moving Image Archives and Community Archaeology. Archäologische Informationen, Early View, published online 14 October 2013.
Siegmund, F. (2013). Schnell, weltweit frei zugänglich und mit zusätzlichen Daten: Die Zeitschrift Archäologische Informationen erscheint im Open Access mit Early Views. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 14. Okt. 2013.
Halle, U. (2013). Laudatio zur ersten Verleihung des Studienpreises der Deutschen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte an Reena Perschke. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 14. Okt. 2013.
Huth, Chr. (2013). Vom rechten Umgang mit Sondengängern: Das "Portable Antiquities Scheme" in England und Wales und seine Folgen. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 14. Okt. 2013.
Krausse, D., Fernández-Götz, M. & Beilharz, D. (2013). Bericht zur Internationalen Tagung "Individualization, Urbanization and Social Differentiation: Intellectual and Cultural Streams in Eurasia (800 - 400 BC)." (Stuttgart, Haus der Wirtschaft, 11.-13. Februar 2013). Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 14. Okt. 2013.
Auler, J. & Wlodek, U. (2013). Besprechung von: Achim Werner / Jens Dummer, Steinzeit – Mahlzeit. Von den ersten Bauern bis Ötzi. Theiss Verlag Stuttgart 2013. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 14. Okt. 2013.
http://www.dguf.de/index.php?id=9

6.2.
Aktuelle Ausgrabungen in den Medien
Frühmittelalter auf dem Veitsberg bei Bad Neustadt an der Saale: "Kommunen schützen ihr früheres Herrschaftszentrum" (Archäologie Online, 11.10.): http://www.archaeologie-online.de/magazin/nachrichten/kommunen-schuetzen-ihr-frueheres-herrschaftszentrum-27425/
Hochmittelalter in Regensburg: "Sensations-Fund lässt Archäologen jubeln" (Mittelbayerische Zeitung, 9.10.): http://www.mittelbayerische.de/region/regensburg/artikel/sensations-fund-laesst-archaeologen-jubeln/970424/sensations-fund-laesst-archaeologen-jubeln.html
"Antike Badekultur im Bliesgau: Studenten der Altertumswissenschaften graben halbkreisförmige Badewanne in römischer Villa aus" (Pressemeldung Universität des Saarlandes, 7.10.): http://www.uni-saarland.de/nc/aktuelles/artikel/nr/9102.html
"How a Prince Became a Princess: Quick Sex Change in Etruria (Blog "Zenobia", 6.10.): http://judithweingarten.blogspot.it/2013/10/how-prince-became-princess.html
Spätantike: "Mit Pomp und Gefolge - die Bestattung eines Granden aus dem Thüringer Königreich" (Archäologie Online, 4.10.): http://www.archaeologie-online.de/magazin/nachrichten/mit-pomp-und-gefolge-die-bestattung-eines-granden-aus-dem-thueringer-koenigreich-27423/
Nordschweden: "Schon vor 3.000 Jahren Ackerbau und Viehzucht nahe dem Polarkreis" (Der Standard, 4.10.): http://derstandard.at/1379293056809/Schon-vor-3000-Jahren-Ackerbau-und-Viehzucht-nahe-dem-Polarkreis
"Archaeologists uncover a scene of horror at 'Swedish Pompeii'" (NBC, 4.10.): http://www.nbcnews.com/science/archaeologists-uncover-scene-horror-swedish-pompeii-8C11338658
Crivitz / Mecklenburg-Vorpommern: "Goldschatz aus der Bronzezeit im Kartoffelacker" (Welt, 3.10.): http://www.welt.de/geschichte/article120600845/Goldschatz-aus-der-Bronzezeit-im-Kartoffelacker.html
"Roman skulls washed down lost London river" (BBC, 2.10.): http://www.bbc.co.uk/news/science-environment-24351460
"Melting snow reveals millennia-old bow and arrows in Norway" (NBC, 1.10.): http://www.nbcnews.com/science/melting-snow-reveals-millennia-old-bow-arrows-norway-8C11313602
"Ancient Kingdom Discovered Beneath Mound in Iraq" (LiveScience, 30.9.): http://www.livescience.com/40051-ancient-kingdom-discovered-in-iraq.html
"Ancient city of Iasos rises out of the ashes" (Hürriyet Daily News, 30.9.): http://www.hurriyetdailynews.com/ancient-city-of-iasos-rises-out-of-the-ashes.aspx?pageID=238&nID=55343&NewsCatID=375
"2500-Year-Old Horse Remains in Bulgaria Suggest Creatures Were Buried Upright" (Novinite, 27.9.): http://www.novinite.com/articles/154033/2500-Year-Old+Horse+Remains+in+Bulgaria+Suggest+Creatures+Were+Buried+Upright
"Ausgrabungen in Recklinghausen" (WDR, Lokalzeit aus Dortmund, 25.9. Video, 3:06 Min.): http://www.ardmediathek.de/wdr-fernsehen/lokalzeit-aus-dortmund/ausgrabungen-in-recklinghausen?documentId=17299210
Großbritannien: "Bronze Age 'boat building' discovery in Monmouth" (BBC, 25.9.): http://www.bbc.co.uk/news/uk-wales-24271564
Sarmaten-Grab im Ural: "Ins Jenseits mit Goldschmuck und Silberspiegel" (Spiegel, 23.9.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/sarmaten-grab-mit-gold-und-taetowiernadel-a-923298.html
Antiochia ad Cragnum: "UNL team uncovers more archeological treasures in southern Turkey" (Pressemeldung University of Nebraska-Lincoln, 23.9.): http://newsroom.unl.edu/releases/2013/09/23/UNL+team+uncovers+more+archeological+treasures+in+southern+Turkey
"Archäologie im Schatten der Politik. Wie Israelis und Palästinenser Ausgrabungen für ihre Interessen einspannen" (SWR2 Glauben, 22.9. Audio und Manuskript der Sendung online zum Download): http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/glauben/-/id=659102/nid=659102/did=11881878/uvst5l/
Großbritannien: "Mold gold cape: Bronze Age site's 'exciting' new finds" (BBC, 21.9.): http://www.bbc.co.uk/news/uk-wales-north-east-wales-24179680
Hermeskeil: Ältestes Römerlager in Deutschland: Scherben verraten Cäsars Truppen (Spiegel, 20.9.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/archaeologische-ausgrabung-hermeskeil-aeltestes-roemisches-militaerlager-a-923486.html
"Iron age horse found as Norway glacier melts" (The Local, 17.9.): http://www.thelocal.no/20130917/iron-age-horse-found-as-norway-glacier-melts
"Mt. Zion Dig Reveals Possible Second Temple Period Priestly Mansion, Abandoned and Preserved. Quirks of history protect details regarding domestic lives of Jerusalem elites from the time of Jesus" (Pressemeldung University of North Carolina, Charlotte, 17.9.): http://publicrelations.uncc.edu/news-events/news-releases/mt-zion-dig-reveals-possible-second-temple-period-priestly-mansion-abandon
Hofheim am Taunus:" 6.000 Jahre alte Dorfplätze am Kapellenberg gefunden" (Archäologie Online, 13.9.): http://www.archaeologie-online.de/magazin/nachrichten/6000-jahre-alte-dorfplaetze-am-kapellenberg-gefunden-27140/
"Mycenean Palace and Linear B Tablets Discovered in Sparta Area" (Greek Reporter, 11.9.): http://greece.greekreporter.com/2013/09/11/mycenean-palace-and-linear-b-tablets-discovered-in-sparta-area/
Maya zerstückelten ihre Feinde. Forscher der Universität Bonn entdecken im mexikanischen Uxul ein 1.400 Jahre altes Massengrab (Pressemeldung Universität Bonn, 10.9.): http://www3.uni-bonn.de/Pressemitteilungen/198-2013

6.3.
Aktuelle Forschung in den Medien
"Half a million years ago, proto-men recycled, say Israeli scientists" (Haaretz, 11.10.): http://www.haaretz.com/archaeology/1.551898
Archäoastronomie / Ukraine: "Gravetop Sundial Reveals Lost Civilization's Tech Savvy" (LiveScience, 10.10.): http://www.livescience.com/40227-bronze-age-sundial-grave.html
Spatha von Ingersheim: "Eisen, Stahl und Feuer – Archäometallurgen lüften Geheimnis eines Damastschwerts" (Blog "Die Durchblicker", SWR, 7.10.): http://www.swr.de/blog/diedurchblicker/2013/10/07/eisen-stahl-und-feuer-damastschwert/
"Research suggests the Vikings may have been more social than savage" (Pressemeldung Universität Coventry, 3.10.): http://www.coventry.ac.uk/primary-news/research-suggests-the-vikings-may-have-been-more-social-than-savage/ und "The violent Vikings? Saga research reveals warriors were friendlier than previously thought - but flared up over small disputes" (Daily Mail, 4.10.): http://www.dailymail.co.uk/sciencetech/article-2443745/The-violent-Vikings-Saga-research-reveals-warriors-friendlier-previously-thought--flared-small-disputes.html
"6,000-Year-Old Wine Found In Greece; Ancient Samples May Be Oldest Unearthed In Europe" (Huffington Post, 3.10.): http://www.huffingtonpost.com/2013/10/02/6000-year-old-wine-greece_n_4027039.html
"Climate: Neolithic population boom or bust" (Nature Communications, 2.10.): http://www.natureasia.com/en/research/highlight/8781
"Kältewelle im Mittelalter: Der Vulkan, der Europa frieren ließ" (Die Zeit, 2.10.): http://www.zeit.de/wissen/2013-10/indonesien-vulkan-europa-kaelte
Dura Europos: "Antiker Giftgaseinsatz: Todeswolke im Tunnel" (Spiegel, 30.9.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/chemische-waffen-giftgas-in-syrien-im-kampf-gegen-roemer-im-jahr-256-a-921258.html
Danewerk: "Superfestung der Wikinger hat einen antiken Kern" (Die Welt, 28.9.): http://www.welt.de/geschichte/article120458897/Superfestung-der-Wikinger-hat-einen-antiken-Kern.html
"5,000-Year-Old Leopard Trap Discovered in Israel" (LiveScience, 24.9.): http://www.livescience.com/39900-ancient-leopard-traps-discovered-israel.html und Naomi Porat et al.: "Fourth-millennium-BC ‘leopard traps’ from the Negev Desert (Israel)". Antiquity, vol. 87, no. 337, September 2013, 714–727: http://antiquity.ac.uk/ant/087/ant0870714.htm
"Genetic Study Pushes Back Timeline for First Significant Human Population Expansion" (Science Daily, 24.9.): http://www.sciencedaily.com/releases/2013/09/130924174338.htm
"Alpine archaeology reveals high life through the ages" (Pressemeldung Universität York, 24.9.): http://www.york.ac.uk/news-and-events/news/2013/research/alps-archaeology/
Cashel Man: "World's oldest bog body hints at violent past" (BBC, 24.9.): http://www.bbc.co.uk/news/science-environment-24053119
"Proof of human migration from Sweden to Poland during the Early Bronze Age" (Pressemeldung Universität Göteborg, 23.9.): http://www.hum.gu.se/english/current/news/Nyhet_detalj/proof-of-human-migration-from-sweden-to-poland-during-the-early-bronze-age.cid1184071
Australopithecus afarensis: "Lucy's Svelte Look" (Science Shot, 23.9.): http://news.sciencemag.org/paleontology/2013/09/scienceshot-lucys-svelte-look
Das Projekt "Silk Road Fashion": "Deutsch-chinesische Forschungen zur 'Sprache der Kleider'" (Archäologie Online, 20.9.): http://www.archaeologie-online.de/magazin/nachrichten/deutsch-chinesische-forschungen-zur-sprache-der-kleider-27246/
"Großbritannien: Giant prehistoric elephant slaughtered by early humans" (Pressemeldung Universität Southampton, 20.9.): http://www.southampton.ac.uk/mediacentre/news/2013/sep/13_171.shtml

6.4.
Science Gamification nun auch in der Archäologie: Online-Spieler puzzeln mit Fragmenten des Hilton of Cadboll Stone
Der Hilton of Cadboll Stone, ein Steinmonument mit christlichen und piktischen Symbolen, stammt vermutlich vom Ende des 8. Jahrhunderts AD und wurde auf der schottischen Halbinsel Tarbat gefunden. Im 17. Jahrhundert wurde die Kreuzseite des Steins abgemeißelt, um Platz für eine zeitgenössische Inschrift zu machen. Ausgrabungen brachten vor einiger Zeit mehr als 3.000 Bruchstücke zutage, welche vom Abschlagen dieser 1,40 Meter breiten und mehr als 2,60 Meter hohen Kreuzseite stammen. Sie zusammenzusetzen, wäre eine Arbeit, die nach Auffassung von Dr. Mhairi Maxwell (National Museums Scotland) so umfangreich ist, dass eine Person sie nie bewältigen könnte. Ihre Idee: Das "Steinpuzzle" wird zu einem 3-D-Spiel, und Spieler helfen, die Fragmente virtuell zusammenzufügen. Dafür wurden die Bruchstücke nun gescannt und als 3-D-Objekte digitalisiert, auf einer dafür entwickelten Oberfläche kann ab Ende Oktober gepuzzelt werden. Crowdsourcing, Serious Games bzw. Gamification sind in der Wissenschaft bereits erfolgreich erprobt, sei es als Online-Plattform oder als App. Spiel-Elemente wie z. B. Fortschrittsbalken, Highscores und Ranglisten motivieren Gamer, an Knobeleien zu helfen, die Fachleute allein nicht bewältigen können. Berühmtestes Beispiel ist "Foldit", ein Multiplayer-Online-Spiel, das seit 2008 Wissenschaftlern beim Erkenntnisgewinn rund um Proteinfaltung und Proteinstrukturen hilft; fachliche Vorkenntnisse der Spieler sind dafür nicht erforderlich. Wer glaubt, solche Spiele hätten eher dekorativen Charakter: Die Foldit-Spieler entschlüsselten u. a. die Struktur eines Enzyms, das mit AIDS in Verbindung steht - eine Problemstellung, an welcher sich die Wissenschaft über ein Jahrzehnt lang vergebens versucht hatte. Foldit-Ergebnisse wurden z. B. in Nature und in PNAS publiziert. Ob nun das Puzzeln des Hilton of Cadboll Stone ebenso für wissenschaftliche Höhenflüge geeignet ist, sei einmal dahingestellt, interessant ist der Ansatz für die Archäologie allemal.
"Gamers take aim at ancient Pictish stone puzzle" (The Scotsman, 6.10.): http://www.scotsman.com/news/scotland/top-stories/gamers-take-aim-at-ancient-pictish-stone-puzzle-1-3128421
The Hilton of Cadboll stone (Website National Museums Scotland): http://www.nms.ac.uk/highlights/objects_in_focus/hilton_of_cadboll_stone.aspx
Bowser, A., Hansen, D., & Preece, J. (2013). Gamifying citizen science: Lessons and future directions. Position paper presented at the Gamification Workshop, CHI 2013, Paris, France. http://gamification-research.org/wp-content/uploads/2013/03/Bowser_Hansen_Preece.pdf
Website von Foldit: http://fold.it/portal/

6.5.
Gräberfeld der Olsztyn-Gruppe bei Burdąg, Masuren
Ein Team der Universität Łódź (Polen) untersucht zusammen mit Gaststudenten aus Minsk (Weißrussland) seit 2012 ein Brandgräberfeld der Olsztyn-Gruppe aus dem 6.-7. Jahrhundert n. Chr. Bislang konnten 40 Bestattungen aufgedeckt werden. Die zumeist gut erhaltenen Urnen wurden im Block geborgen und werden nun im Labor weiter freigelegt. Erste spannende Funde sind u. a. ein besonders reiches Frauengrab u. a. mit einer silbernen Bügelfibel aus dem frühen 6. Jahrhundert, die nach Ansicht des Grabungsleiters, Dr. M. Rudnicki, weitreichende Bezüge zum Merowingerreich nachweist. Die Funde der Olsztyn-Gruppe (Allenstein-Gruppe) werden - etwas mutig - mit dem bereits bei Ptolemaios im 2. Jh. n. Chr. erwähnten Stamm der Galinder verbunden, der das Gebiet nach dem Wegzug der Ostgoten weiter besiedelt haben soll. Die Grabungen sind Teil des staatlich geförderten Forschungsprojektes "Development of the border and Western Baltic - Slavic relations in the early Middle Ages".
"Spectacular tombs from the early Middle Ages discovered in Burdąg" (Nauka w Polsce, 20.9.): http://www.naukawpolsce.pap.pl/en/news/news,397108,spectacular-tombs-from-the-early-middle-ages-discovered-in-burdag.html
Blog des Grabungsleiters (polnisch): http://www.archeo-burdag.pl/

6.6.
San als Spurenleser in französischen Höhlen: Der Stand der Dinge
Das Projekt "Tracking in caves" (vgl. DGUF-Newsletter vom 13.6., Punkt 3.3., und vom 13.9., Punkt 4.3.) bloggte am 20.9. wieder über den aktuellen Stand des Projekts. Demnach folgen den abgeschlossenen Arbeiten im Feld nun die Mühen der Nachbereitung. Ein wesentliches Anliegen ist es, die Aufzeichnungen der mündlichen Analysen und Diskussionen zwischen den drei San-Spurenlesern vollständig zu transkribieren, was voraussichtlich bis Frühjahr 2014 dauern wird. Später einmal sollen die Beobachtungsdaten offen zugänglich gemacht werden.
http://neanderthal.de/blog/?p=585
Website des Projekts: http://www.trackingincaves.com/index.html
"'Hauptsache Spur'– Afrikanische Buschleute untersuchen französische Steinzeithöhlen" (DFG-Magazin): http://www.dfg.de/dfg_magazin/aus_der_wissenschaft/tracking_in_caves/

6.7.
Urindogermanisch hören: Die Geschichte vom Schaf und den Pferden
Urindogermanisch oder Protoindoeuropäisch (PIE) wird als gemeinsame Ursprache der indogermanischen Sprachen betrachtet. Gesprochen haben es Menschen wohl von ca. 4.500 bis 2.500 B. C., und seit dem 19. Jahrhundert versucht man, diese Ursprache zu rekonstruieren. Da keine Texte überliefert sind, ist die vom deutschen Linguisten August Schleicher im 19. Jahrhundert erdachte Fabel "Das Schaf und die Pferde" die Vorlage, mit deren Hilfe die jeweils modernsten Annahmen über die Ursprache erzählt werden. Bei Schleicher hieß der Titel der Fabel noch "Avis akvasas ka", 100 Jahre später nahm man an, er müsse im Urindogermanischen "Owis eḱwōskʷe" gelautet haben. Nun postuliert Prof. Dr. H. Craig Melchert, Linguist an der UCLA, den Titel so: "H2óu̯is h1éḱu̯ōs-kwe". Wie das klingt, kann sich anhand des Schriftbildes mutmaßlich kaum jemand vorstellen. Der Linguist Dr. Andrew Miles Byrd (Universität Kentucky) befasst sich intensiv mit Phonologie. Er spricht in einem kurzen Audio die Fabel wie sie laut Melchert im Urindogermanischen gelautet haben müsste. In einem zweiten Audio spricht Byrd die Parabel vom König und vom Gott Werunos nach der aktuellen Rekonstruktion der Linguisten Eric P. Hamp (Prof. em. Universität Chicago) und Prof. Subhadra Kumar Sen.
"Telling Tales in Proto-Indo-European" (Archaeology, 25.9.): http://archaeology.org/exclusives/articles/1302-proto-indo-european-schleichers-fable
"Is This How Our Ancestors Sounded? Linguist Recreates Proto-Indo-European Language" (Huffington Post, 28.9.): http://www.huffingtonpost.com/2013/09/28/proto-indo-european-language-ancestors_n_4005545.html

6.8.
Mosaiksteine zur Frage der geistigen Fähigkeiten der Neandertaler
Das bei Theiss erschienene neue Buch von Wynn & Coolidge über das Denken der Neandertaler wird von W. Henke freundlich-kritisch eingeordnet, da es interessant und "kurzweilig" geschrieben sei, in manchen Hypothesen jedoch etwas weit gehe und allzu sehr mit Konjunktiven operiere. Zur dort behandelten Frage nach den geistigen Fähigkeiten des Neandertalers sammeln sich derzeit viele neue und unterschiedliche Beobachtungen aus ganz Europa, die auf ca. 50.000-42.000 vor Heute datiert werden. Ihnen gemeinsam ist, dass sie auf diversen Feldern von hohen geistigen Fähigkeiten dieser Menschen und einem Bedürfnis nach "Kultur" zeugen, und dass die Presse darüber gerne berichtet, offenbar, weil das Thema auch für ein breites Publikum als interessant erscheint. In Summe beschreiben die Artikel des vergangenen Monats, dass Neandertaler Lachs aßen, Heilpflanzen kannten und nutzten, mit speziellen Knochenwerkzeugen Leder bearbeiteten und exotische Muscheln sammelten und bearbeiteten.
W. Henke: "Stoisch, risikotolerant und einfühlsam" - über das Buch von Thomas G. Wynn, Frederick L. Coolidge: "Denken wie ein Neandertaler" (Spektrum, 3.9.): http://www.spektrum.de/alias/denken-wie-ein-neandertaler/stoisch-risikotolerant-und-einfuehlsam/1206042
El-Sidron-Höhle (Spanien): "Doktor Neandertaler" (Spiegel, 25.9.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/schafgarbe-und-kamille-doktor-neandertaler-a-924260.html
Kudaro 3 (Kaukasus): "Wer hat vor 45.000 Jahren im Kaukasus den Lachs verspeist?" (Pressemitteilung Universität Tübingen, 17.9.): http://www.uni-tuebingen.de/landingpage/newsfullview-landingpage/article/wer-hat-vor-45000-jahren-im-kaukasus-den-lachs-verspeist.html
Abri Peyrony und Pech-de-l’Azé (Frankreich): "No brutes: Bone tools suggest Neanderthals were more advanced than previously thought" (The Province, 12.8.): http://www.theprovince.com/technology/brutes+Bone+tools+suggest+Neanderthals+were+more/8779362/story.html und Soressi, M. et al. (2013). "Neandertals made the first specialized
bone tools in Europe". PNAS 2013: http://www.pnas.org/content/early/2013/08/08/1302730110.full.pdf
Fumane-Höhle (Italien): Peresani M., Vanhaeren M., Quaggiotto E., Queffelec A., d’Errico F. (2013): "An Ochered Fossil Marine Shell From the Mousterian of Fumane Cave, Italy". PLoS ONE 8(7): e68572. doi:10.1371/journal.pone.0068572 http://www.plosone.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0068572

6.9.
Schweizerisches Bulletin für Anthropologie sucht Beiträge zum Thema Paläopathologie
Die beiden Herausgeberinnen schrieben am 23.9.: "We are planning for next year a special issue for the Bulletin having as theme Paleopathological Case Studies. The case studies could be from the region of Switzerland but this is not obligatory. The papers will be peer-reviewed by palaeopathologists and our intention is to have a variety of themes in order to produce a useful volume for all of us working on the field of Skeletal Biology. We would advise the contributors to send to the editors in advance the title or the theme of the article in order to organize the volume according to thematic groups. Due to the long peer-reviewed process we would kindly ask the authors to respect the deadlines: 31st November 2013: Title and theme sent to the editors; 31st January 2014: contribution sent to the editors."
Website des Bulletin, u. a. mit Anschrift der Herausgeberinnen: http://www.anthropologie.ch/d/Publikationen/
Bulletin SGA Jahrgänge 1995 - 2011 im Open Access: http://www.anthropologie.ch/d/publikationen/archiv/2011/

6.10.
Wie es die archäozoologische Erforschung von Hühnern in die Schlagzeilen schaffte
Das Forschungsprojekt "Cultural and Scientific Perceptions of Human-Chicken Interactions" untersucht, wann und wie schnell sich das domestizierte Huhn im europäischen Raum ausbreitete. Auch mit der Erforschung der Nutzung von Fleisch und Eiern des Federviehs befasst sich das Team um Dr. Mark Maltby, Universität Bournemouth. Das werden nicht nur Archäologen begrüßen, auch der britische Arts & Humanities Research Council (AHRC) fördert das Projekt mit fast zwei Millionen Pfund (ca. 2,3 Mio. Euro). Schön, nicht wahr? Weniger angenehm war die Reaktion mancher britischer Zeitungen: So viel Geld in Zeiten knapper Kassen dafür, dass wir mehr über Hühner erfahren? Eine "birdbrained idea", also eine dumme Idee, fragte beispielsweise die Daily Mail kritisch. Wie kommt es zu dieser öffentlichen Aufregung, überlegt "Nature" in einem Editorial-Artikel: Liegt es daran, dass inmitten all der sehr wissenschaftlichen Termini anderer geförderter Projekte die Hühner-Forschung die einzige ist, über die sich die Öffentlichkeit scheinbar eine Meinung bilden kann? Hühner kennt immerhin jeder, irgendwie. Der Artikel merkt an, dass die dahinter liegende Thematik – als Wissenschaftler der die Forschung finanzierenden Öffentlichkeit ggf. Rechenschaft ablegen zu müssen – von Wichtigkeit ist. Schnell und auf unkomplizierte Art solle so eine Erklärung sein, und Social Media mit ihrem hohen Tempo und ihrer Interaktivität seien es, die das sowohl fördern als auch einforderbar machen.
"New research project to uncover the history of chickens" (Pressemeldung Universität Bournemouth, 18.9.): http://news.bournemouth.ac.uk/2013/09/18/new-research-project-to-uncover-the-history-of-chickens/
"Cross the road. Research on chickens is legitimate - but scientists and funders must learn to justify it." Nature 502, 6 (03 October 2013), doi:10.1038/502006a http://www.nature.com/news/cross-the-road-1.13862

6.11.
Zuerst der aufrechte Gang oder zuerst mehr Geschicklichkeit der Hände?
Ein Henne-Ei-Problem aus der Humanevolution: Hat der zunächst entstandene aufrechte Gang die Hände freigestellt und dann eine Steigerung ihrer Fähigkeiten ermöglicht - oder hat der bereits entwickelte Werkzeuggebrauch zur Notwendigkeit des aufrechten Gangs geführt? Eine japanische Forschungsgruppe hat dazu neurologische Studien an Menschen und Primaten durchgeführt und im MRI die Hirnaktivitäten beobachtet. Sie legen nahe, dass sich die Fähigkeiten der Hände und die der Füße separat entwickelt haben. Bei Menschen wie Primaten werden die Finger einzeln vom Hirn aus gesteuert, und zwar aus zwischen Menschen und Primaten ähnlichen Regionen. Anders die Fußzehen: Sie werden bei Primaten gemeinsam aus einer Region angesteuert, während bei Menschen der Große Zeh von einer anderen Region gesteuert wird als die übrigen Zehen. Das deute an, dass sich die Fertigkeiten der Finger bei Primaten und Menschen zunächst ähnlich entwickelt haben noch in einer Zeit, als beide Gruppen sich auf vier Gliedmaßen bewegten. Erst danach seien die zwischen Primaten und Menschen unterschiedlichen Fertigkeiten der Füße und damit der aufrechte Gang der Menschen entstanden.
"What evolved first—a dexterous hand or an agile foot?" (Phys.Org. 7.10.): http://phys.org/news/2013-10-evolved-firsta-dexterous-agile-foot.html
Hashimoto, T., Ueno, K., Ogawa, A., et al. (2013). Hand before foot? Cortical somatotopy suggests manual dexterity is primitive and evolved independently of bipedalism. Philosophical Transactions of the Royal Society B, 368 no. 1630 (7.10.2013). doi: 10.1098/rstb.2012.0417 http://rstb.royalsocietypublishing.org/content/368/1630/20120417.full

6.12.
Paläolithische Höhlenkunst vorwiegend von Frauen gefertigt?
Der US-amerikanische Archäologe Dean R. Snow (Pennsylvania State University) hat an acht jungpaläolithischen Höhlen mit Wandkunst in Frankreich und Spanien die "Handabdrücke" untersucht. Da sich die Fingerlängen von Frauen und Männern unterscheiden, stammen s. E. von 32 untersuchten Handspuren 24 von Frauen. Er leitet daraus die These ab, dass viele Bilder in den Höhlen von Frauen gemacht wurden. Doch die Aussagekraft der Studie ist umstritten. An einer modernen Stichprobe von geschlechtsbekannten Handspuren klassifizierte der Algorithmus 60 % der Spuren richtig. Bedenkt man, dass eine zu 50 % richtige Klassifikation sich bereits nach dem Zufallsprinzip ergibt, ist eine Trennschärfe von 60 % nicht sonderlich hoch. Gleichwie: die Studie stellt eine spannende Frage.
"Were the First Artists Mostly Women? Three-quarters of handprints in ancient cave art were left by women, study finds" (National Geographic, 8.10.): http://news.nationalgeographic.com/news/2013/10/131008-women-handprints-oldest-neolithic-cave-art/
Snow, D. R. (2013). Sexual Dimorphism in European Upper Paleolithic Cave Art. American Antiquity 78(4), 1.Oct. 2013. DOI: 10.7183/0002-7316.78.4.746 http://www.metapress.com/content/mt757m7673546506/

6.13.
Ötzi die Zigtausend-und-Neunte: per DNA-Analyse 19 heute lebende Verwandte gefunden
In einer Serienuntersuchung an 3.700 Blutproben von heute in Tirol lebenden Männern wurden 19 Proben gefunden, die auf dem Y-Chromosom die Haplogruppe G-L91 zeigen. So jedenfalls eine Nachricht, die in zahlreichen Copy & Paste-Fassungen am 10./11. Oktober durch die Medien schwappte. Ein irritierend verzögerter Hype, weil der "Standard" die Geschichte bereits am 24.9. brachte. Einordnend ist zu ergänzen: Ötzis Ururur...-Enkel sind die heute lebenden Männer nicht notwendigerweise, sondern Ötzi und diese Verwandten haben einen gemeinsamen männlichen Vorfahren. Auf Falschmeldungen der Medien, es handle sich um Nachfahren, reagiert dann auch das Südtiroler Archäologiemuseum: "Die Bezeichung ‘Verwandtschaft‘ bezieht sich weder in der Meldung der [Nachrichtenagentur] APA noch in der originalen wissenschaftlichen Publikation auf Nachfahren, sondern auf gemeinsame Vorfahren, die sowohl der Mann aus dem Eis als auch 19 heute in Tirol lebende Personen besitzen." Die Haplogruppe G stammt aus Anatolien, Armenien und dem westlichen Iran und soll mit der Neolithisierung nach Europa gekommen sein. Hier ist die Subgruppe G-L91 selten und heute vor allem auf Korsika und Sardinien verbreitet. Erneut erweist sich damit die Genetik als ein ebenso publikumsträchtiges wie schnelllebiges Feld, denn noch vor kurzem wiesen mtDNA-Untersuchungen den Ötzi einer Linie der Haplogruppe K1 zu, die ausgestorben sei.
"Lebende Nachfahren von Ötzi gefunden" (ORF.at, 10.10.): http://tirol.orf.at/news/stories/2608349/
"‘Ötzis‘ lebende Nachfahren in Tirol aufgespürt" (WELT, 10.10.): http://www.welt.de/regionales/muenchen/article120799646/Oetzis-lebende-Nachfahren-in-Tirol-aufgespuert.html
"Wissenschaftler finden Vorfahr: Verwandte von Gletscherleiche Ötzi leben in Tirol" (Focus, 10.10.): http://www.focus.de/wissen/mensch/anthropologie/wissenschaftler-finden-vorfahr-verwandte-von-gletscherleiche-oetzi-leben-in-tirol_aid_1125877.html
"Im Tal der gleichen Vorfahren" (Der Standard, 24.9.): http://derstandard.at/1379291894329/Im-Tal-der-gleichen-Vorfahren
Keller, A., Graefen, A., Ball, M. et al. (2012). New insights into the Tyrolean Iceman's origin and phenotype as inferred by whole-genome sequencing. Nature Communications 3, no. 698 (28.2.2012). doi:10.1038/ncomms1701 http://www.nature.com/ncomms/journal/v3/n2/full/ncomms1701.html
Rootsi, S., Myres, N. M., Lin, A. A. et al. (2012). Distinguishing the co-ancestries of haplogroup G Y-chromosomes in the populations of Europe and the Caucasus. European Journal of Human Genetics 20, 1275-1282 (December 2012). doi:10.1038/ejhg.2012.86 http://www.nature.com/ejhg/journal/v20/n12/full/ejhg201286a.html
Berger, B., Niederstätter, H., Erhart, D. et al. (2013): High resolution mapping of Y haplogroup G in Tyrol (Austria). Forensic Science International: Genetics Vol. 7, Issue 5, September 2013, Pages 529–536.
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1872497313001361

6.14.
Länger dauerndes Nebeneinander von Bauern und Jägern & Sammlern: Blätterhöhle in Hagen ist Thema im Science-Magazin
Menschenknochen aus der Blätterhöhle in Hagen (Sauerland, Westfalen) bestätigen die These einer länger dauernden Ko-Existenz von bäuerlichen Gesellschaften einerseits und Jägern und Sammlern andererseits unmittelbar jenseits der von Altneolithikern besiedelten Lößgebiete. Die auf etwa 5500 bis 3500 v.Chr. datierten Menschenreste wurden im Mainzer DNA-Labor von einer internationalen Forschungsgruppe um Ruth Bollongino untersucht. Die mitochondriale DNA weist hier zwei genetisch unterschiedliche Gruppen nach, eine Bauerngesellschaft und eine Jäger-Sammler-Population. Dabei haben Jäger-Sammler-Frauen gelegentlich in die Bauerngesellschaften eingeheiratet, während sich keine genetischen Spuren der Bauerngesellschaften in der Jäger-Sammler-Population fanden. Anhand von Isotopenanalysen konnte gezeigt werden, dass die Jäger-Sammler-Population der Blätterhöhle eine fischreiche Ernährung wählte. Die Blätterhöhle wird seit 2006 von einem Team um den Archäologen Jörg Orschiedt untersucht.
"Steinzeit: Sensationelle Erkenntnisse aus der Hagener Blätterhöhle" (WAZ, 10.10.): http://www.derwesten.de/staedte/hagen/sensationelle-erkenntnisse-aus-der-hagener-blaetterhoehle-id8547199.html
"Jäger-Sammler und eingewanderte Ackerbauern lebten 2.000 Jahre lang gemeinsam in Mitteleuropa" (Pressemitteilung Univ. Mainz, 10.10.): http://www.idw-online.de/de/news555967
Bollongino, R., Nehlich, O., Richards, M. P. et al. (2013). 2000 Years of Parallel Societies in Stone Age Central Europe. Science Express, published online Oct. 10, 2013. DOI: 10.1126/science.1245049 http://www.sciencemag.org/content/early/2013/10/09/science.1245049
Hintergrundinformationen zur Blätterhöhle: Orschiedt, J., Gröning, F., Buzug, Th. M. (2007). Virtuelle Rekonstruktion und stereolithographisches Modell eines jungneolithischen Schädelfundes aus der Blätterhöhle in Hagen, Nordrhein-Westfalen. Archäologische Informationen 30(1), S. 35-41. https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/ojs/index.php/arch-inf/article/view/11152 und auf der Website Mesolithikum-Uni-Koeln: http://www.mesolithikum-uni-koeln.com/projekte-1/dfg-projekt-bl%C3%A4tterh%C3%B6hle/
"Prähistorische Parallelgesellschaften. Paläogenetiker rekonstruieren die Besiedlung Europas in der Jungsteinzeit" (Deutschlandradio, 11.10.): http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/2283286/

6.15.
Ein mathematisches Modell für die Entwicklung komplexer Gesellschaften
Wie und wo entwickeln sich komplexe Gesellschaften? Und warum überhaupt, da komplexe gesellschaftliche Strukturen doch immer mit immensen Kosten für Verwaltung und Militär verbunden sind? Ein interdisziplinäres Forscherteam um Peter Turchin, Evolutionsbiologe an der Universität Connecticut, erstellte nun ein mathematisches Modell und simulierte die Entwicklung komplexer Gesellschaften von 1500 v. Chr. bis 1500 n. Chr. im Gebiet Afrika und Eurasien. Bei jeder Simulation müssen Annäherungen gemacht werden, was je nach Auswahl sehr unterschiedliche Ergebnisse bedeuten kann. Die Forscher wählten ihre Randbedingungen offenbar äußerst geschickt und bauten zwei Modelle: Das Erste mit den Faktoren "Landwirtschaft", "Ökologie" und "Geographie". Beim zweiten Modell bauten sie noch zusätzlich den Faktor "Kriegstechnologie" mit ein, um den Einfluss dieses Faktors zu überprüfen. In Ihrer Hypothese gingen die Forscher davon aus, dass nomadische Steppenvölker Kriegstechnologie maßgeblich entwickelt und verbreitet haben. Im Vergleich mit historischen Daten schlägt sich das zweite, das "Kriegsmodell", mit 65% Genauigkeit, ersteres nur mit 16% Genauigkeit im Vergleich zu historischen Daten. Die Wissenschaftler schließen daraus, dass die Entwicklung komplexer Gesellschaften in erster Linie auf intensive Kriegsführung zurückzuführen ist. Als zu einfach wird Turchins Modell von einigen seiner Fachkollegen kritisiert, viele Faktoren wie Bevölkerungsentwicklung oder ökonomische Faktoren würden nicht berücksichtigt. Umso erstaunlicher ist die Genauigkeit des Kriegsmodells. Lässt sich unsere Menschheitsgeschichte nun per Knopfdruck nachrechnen oder sogar vorhersagen? Sicherlich nicht. Das Modell dient der Berechnung genereller Tendenzen und trägt zum Verständnis von Gegenwart und Vergangenheit bei. Die Zukunft vorhersagen kann es aber nicht.
Turchin, P., Currie T. E., Turner, E. A. L., and Gavrilets, S.: War, space, and the evolution of Old World complex societies, PNAS 2013, 110, 16384. http://www.pnas.org/content/110/41/16384.full.pdf
"Math explains history: Simulation accurately captures the evolution of ancient complex societies" (Pressemeldung des am Projekt beteiligten National Institue for Mathematical and Biological Synthesis (NIMBioS), 23.9.): http://www.nimbios.org/press/FS_warfare


7. Kulturgutschutz
7.1.
Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
"'Ein wunderbar merkwürdiger Gegenstand'. Die Himmelsscheibe von Nebra gehört ab heute zum Weltdokumentenerbe der Unesco" (Deutschlandradio Kultur, 30.9.): http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/thema/2269691/
"Australian soldiers told don't buy Afghan loot" (Herald Sun Australia, 30.9.): http://www.heraldsun.com.au/news/national/australian-soldiers-told-dont-buy-afghan-loot/story-fni0xqrb-1226729677701
"Ägypten kämpft um seine Altertümer" (Selket's Blog, 28.9.): http://blog.selket.de/grabraeuber/aegypten-kaempft-um-seine-altertuemer.html und "Ägypten - Chronologie der Plünderung August/September 2013" (Jutta Zerres, Archaeologik, 23.9.): http://archaeologik.blogspot.de/2013/09/agypten-chronologie-der-plunderung.html
"UNESCO training to combat the looting of Libyan antiquities" (Libya Herald, 25.9.): http://www.libyaherald.com/2013/09/25/unesco-training-to-combat-the-looting-of-libyan-antiquities/
Das "Pompeii Sustainable Preservation Project": "Rettung der Ruinenstadt" (Spiegel, 20.9.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/pompeji-rettung-vor-dem-zerbroeckeln-a-923314.html
Interview mit Kriminalhauptkommissar Eckhard Laufer: "Raubgräbern auf den Fersen: 'Für viele ist das wie eine Sucht'" (taz, 21.9.): http://www.taz.de/Raubgraebern-auf-den-Fersen/!124167/

7.2.
Der andere Umgang mit Sondengängern in England und Wales
Der Freiburger Professor Christoph Huth berichtet im "Forum" der Archäologischen Informationen (Early View, online veröffentlicht am 14.10.2013), über das in Deutschland noch wenig bekannte "Portable Antiquities Scheme" (PAS). Es handelt sich um ein 1997 in England und Wales eingeführtes Programm mit dem Ziel, freiwillige Fundmeldungen durch die Öffentlichkeit zu fördern. Seit dem flächendeckenden Ausbau des PAS im Jahr 2003 erfassen 38 "Finds Liaison Officers" alle Fundmeldungen, bestimmen die Objekte und tragen sie in eine ohne hohe Hürden zu Forschungszwecken nutzbare Datenbank ein. Der Erfolg dieses gänzlich auf Freiwilligkeit beruhenden Programms ist überwältigend: Die Anzahl der registrierten Schatzfunde - eine britische Spezialität - ist gegenüber dem Zustand zuvor fünfzig Mal höher, im Jahr 2011 hat das PAS knapp 100.0000 Funde registriert. Erst jetzt wird für die Fachwelt realistisch abschätzbar, wie viele Funde von Sondengängern geborgen werden und wie viel der Fachwelt bislang verschwiegen wurde. In England und Wales verfolgt das - durchaus umstrittene - Programm die Devise: Es ist wichtiger, von den Dingen zu wissen als sie zu haben. Der Beitrag von Huth, der auch die Probleme des PAS eingehend diskutiert, will einen Anstoß geben, auch in Deutschland über die bisher zumeist abweisende Haltung zu Sondengängern nachzudenken. "Aufklärung, Zusammenarbeit und Integration mit Sondengängern versprechen wesentlich bessere Ergebnisse als Ausgrenzung und Verbote, die ohnehin nicht kontrolliert werden können" - so Huth.
Huth, Chr. (2013). Vom rechten Umgang mit Sondengängern: Das "Portable Antiquities Scheme" in England und Wales und seine Folgen. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert am 14. Okt. 2013: http://www.dguf.de/index.php?id=9
Website des PAS: http://finds.org.uk/

7.3.
Uni Jena feiert Zugewinn von Antiken – doch ihre Herkunft ist ungewiss
Am 1.8. vermeldete die Uni Jena stolz den Zugewinn von 66 in der Tat bedeutenden archäologischen Objekten aus dem Mittelmeerraum, die nun als Dauerleihgabe ihre Antikensammlung bereichern. Doch woher stammen die Antiken? In der Pressemeldung der Uni Jena wird die "Schweizer Nereus-Stiftung" genannt, die dem DGUF-Newsletter bis anhin unbekannt war. Die Nereus-Stiftung hat keine öffentliche Postadresse, keine Website und ist im öffentlich einsehbaren eidgenössischen Stiftungsverzeichnis nicht verzeichnet, in dem alle unter Schweizer Bundesaufsicht stehenden klassischen Stiftungen seit 1.6.2006 eingetragen sind, kurz: sie ist für Außenstehende nicht erreichbar. Eine Rückfrage der DGUF in Jena nach der Stiftung und inwieweit die Legalität der Objekte sichergestellt sei, erbrachte folgende Auskunft: "Bei der Nereus-Stiftung handelt es sich um eine private Stiftung mit Sitz in der Schweiz. Die Objekte stammen aus einer seit den 1970er Jahren zusammengetragenen Privatsammlung". Aus Sicht der DGUF ist das eine Auskunft, die den Verdacht, es könne sich um illegal aus Italien transferierte Kulturgüter handeln, eher nährt denn ausschließt. Nachdem die Sammlung selbst eine erneute, sehr spezifische Rückfrage der DGUF über mehrere Wochen hin nicht beantwortete, erhielten wir auf Rückfrage beim Rektor dessen nachfolgende abschließende Auskunft: "Nach meinen Recherchen ergibt sich keinerlei Anhaltspunkt, an der Rechtmäßigkeit der Eigentümerstellung der Nereus-Stiftung zu zweifeln. Sollten Sie Zweifel begründende Informationen haben, bitte ich Sie um Kontaktaufnahme mit der Stiftung selbst." Eine Bestätigung, dass die Antiken legal im Besitz der Nereus-Stiftung sind und damit die Einfügung in die Antikensammlung der Universität Jena unbedenklich ist, beispielsweise durch Vorlage einer Ausfuhrgenehmigung aus Italien, steht aus.
Claudia Hilpert (Uni Jena): "In den Olymp katapultiert" (1.8.): http://idw-online.de/pages/de/news545885
Das eidgenössische Stiftungsverzeichnis: http://www.edi.admin.ch/esv/05263/index.html?lang=de

7.4.
KZ Auschwitz-Birkenau verfällt, und Bundesregierung ist "beschämend knauserig"
40 der 45 noch existierenden Steinbaracken in Auschwitz-Birkenau sind derzeit für Besucher gesperrt: Einsturzgefahr. Lukasz Szoblik, Konservator der Gedenkstätte, zeigte einem ARD-Fernsehteam die Schäden: Das Holz versinkt im Morast, Ziegelwände stürzen ein. Eine internationale Stiftung wurde vor vier Jahren gegründet, um den Verfall des ehemaligen Konzentrationslagers zu stoppen. 120 Millionen Euro wollte man dort sammeln, doch alles Bitten und Betteln brachte bisher nur 60 Millionen Euro zusammen, davon stammen 36 Millionen aus Deutschland. Das bisherige Stiftungskapital reicht jedoch nicht aus, um aus den Zinserträgen die nötigen Sanierungsarbeiten durchzuführen. Staatsministerin Cornelia Pieper, im Auswärtigen Amt für deutsch-polnische Beziehungen zuständig, sagte dem Fernsehteam: "Deutschland hat sehr viel Geld auch in die Stiftung gegeben. Ich weiß, dass wir da sehr großzügig gehandelt haben." Der Standpunkt ihrer Chefin, Angela Merkel, ist da ein anderer: "Deutschland hat eine immer währende Verantwortung zu übernehmen für diesen Teil unserer Geschichte", sagte sie bei einem Empfang von Holocaust-Überlebenden im Jahr 2010. "Ich bin der festen Überzeugung, dass es nur so möglich ist, auch unsere Zukunft gestalten zu können. Deshalb tragen wir natürlich Verantwortung dafür, dass das Gedenken an die Opfer auch von Generation zu Generation weitergelebt wird." Das reale Gebaren Deutschlands finden die "Kontraste"-Autoren "beschämend knauserig". Die Restaurierungsarbeiten beginnen nun dennoch. Roman Kent, Auschwitz-Überlebender und Präsident des Internationalen Auschwitz Komitees, will lt. der Deutschen Welle dringend das Gespräch mit der neuen Bundesregierung suchen.
"Sanierungsfall Auschwitz: Wie viel ist Deutschland das Gedenken wert?" (Kontraste, 26.9., Beitrag mit Video, 7:41 Min. Das Video ist mit Klick auf das Bild abspielbar):
http://www.rbb-online.de/kontraste/archiv/kontraste-vom-26-09-2013/sanierungsfall-auschwitz--wie-viel-ist-deutschland-das-gedenken-.html
"SZ: Fatalny stan obozu Auschwitz-Birkenau. Ocaleni biją na alarm" (Deutsche Welle, 1.10.): http://www.dw.de/sz-fatalny-stan-obozu-auschwitz-birkenau-ocaleni-bij%C4%85-na-alarm/a-17128862
Die "Auschwitz-Birkenau Foundation": http://www.auschwitz.org/

7.5.
UNESCO weist auf wachsende Gefahr von Plünderungen und Antikenhehlerei in Syrien hin, ICOM veröffentlich (nutzlose?) "Emergency Red List"
Auf einer neuen Bündelseite auf ihrer Website hat die UNESCO nun erneut auf die erhöhte und wachsende Gefahr der Plünderung archäologischer Stätten in Syrien hingewiesen. Außerdem warnt sie vor dem damit einhergehenden weltweiten Handel mit syrischen Antiken. Alle sechs UNESCO-Welterbestätten weisen deutliche Zeichen von Plünderung auf, zahllose andere Fundorte ebenso. Infolge der häufiger werdenden Berichte von Plünderungen veröffentliche der Internationale Museumsrat (ICOM) eine "Emergency Red List" gefährdeten syrischen Kulturguts. Deren Sinnhaftigkeit bezweifelt Blogger Paul Barford jedoch stark: Kein Antikenhändler werde eine aus Syrien geschmuggelte Antike als "aus Syrien stammend" verkaufen, sondern diese Provenienz vehement abstreiten. Für den Käufer sei nicht bzw. kaum erkennbar, ob ein Objekt vielleicht doch aus Syrien stammt. Gleichwohl gilt hier und immer: Kaufen Sie nirgendwo Antiken, auch wenn sie angeblich "aus altem Familienbesitz" und daher scheinbar legal sind! Geplünderte Antiken gehören mit dem Rauschgift- und Waffengeschäft sowie der Prostitution zu den größten illegalen Märkten weltweit. Der Handel zerstört unser Wissen um antike Kulturen, und ist - wie wiederholt belegt - immer wieder auch eng mit der Finanzierung von Waffen verknüpft. - Lakhdar Brahimi, Sondergesandter der Vereinten Nationen und der Arabischen Liga für Syrien, sagt über Syrien: "Few countries are as rich culturally, have had such a glorious past, are so important for what we are, all of us, for all the things that make, have made, human civilization."
"Illicit Trafficking of Cultural Property in Syria" (UNESCO): http://www.unesco.org/new/en/culture/themes/illicit-traffic-of-cultural-property/emergency-actions/syria/
"Emergency Red List of Syrian Cultural Objects at Risk" (ICOM, 23.9.): http://icom.museum/resources/red-lists-database/red-list/syria/
Paul Barford: "Syrian Red List" (PACHI, 26.9.): http://paul-barford.blogspot.de/2013/09/syrian-red-list.html
"To protect Syria's antiquities — don't buy them" (Los Angeles Times, 29.9.): http://www.latimes.com/opinion/commentary/la-oe-thompson-syria-looting-archeology-20130929,0,4594308.story
"Army, paramilitaries and foreign security forces facilitate illicit trade in Syrian antiquities" (Conflict Antiquities, 23.9.): http://conflictantiquities.wordpress.com/2013/09/23/syria-civil-war-turkey-security-forces-collusion/
"Syrien im September 2013" (Archaeologik, 1.10.): http://archaeologik.blogspot.de/2013/10/syrien-im-september-2013.html

7.6.
Großbritannien: Arbeitsfähigkeit der Denkmalpflege durch Mittelkürzungen gefährdet
Einsparungen aufgrund von Kurzsichtigkeit und finanziellem Kalkül gefährden das kulturelle Erbe in Großbritannien. Davor warnt "Rescue", der British Archaeological Trust, und weist darauf hin, dass ständige Kürzungen in den vergangenen Jahren nun fast zum Punkt geführt hätten, an welchem die Bewahrung und der Schutz des historischen Kulturguts und der Landschaft nicht mehr angemessen möglich sei. Es gebe 28 % weniger archäologisch geschulte Berater, beispielsweise im Zusammenhang mit Bauvorhaben, als vor sieben Jahren und 33 % weniger Baudenkmalpfleger. Der Trust moniert auch, die britische Regierung versuche, den Kommunen den Schwarzen Peter zuzuschieben und dadurch Kritik an der eigenen Politik zu verhindern. Tatsächlich aber liege die Verantwortung für das kulturelle Erbe sowohl bei den Kommunen als auch bei der Regierung. Chris Cumberpatch, stellvertretender Vorsitzender des Trust, sagte in einem Artikel des Independent: "At what stage will we decide to act collectively to support under-resourced and vulnerable services and thus ensure that our historic sites and landscapes receive proper protection through the planning process?" Diese Frage könnten auch hierzulande Verantwortliche endlich zu beantworten versuchen.
"Heritage sites being left at mercy of planners, archaeologists warn" (The Independent, 29.9.): http://www.independent.co.uk/news/uk/home-news/heritage-sites-being-left-at-mercy-of-planners-archaeologists-warn-8847784.html
Website von Rescue mit dem Bericht "Heritage in Crisis" (22.9.): http://rescue-archaeology.org.uk


8. Job-Themen und Personalia
8.1.
Betty Arndt neue Vorsitzende der DGAMN
Auf ihrer Mitgliederversammlung am 3. September in Lübeck hat die Deutsche Gesellschaft für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit e. V. (DGAMN) die Göttinger Stadtarchäologin Betty Arndt M. A. für die Dauer von vier Jahren zur neuen Vorsitzenden gewählt. Weitere Funktionsträger sind der zweite Vorsitzende Dr. Joachim Müller, Geschäftsführer Prof. Dr. Ulrich Müller, Beisitzer Dr. Christiane Hemker, Prof. Dr. Ralph Röber und Dr. Jonathan Scheschkewitz.
http://www.dgamn.de/index.php?nr=3&lang=de&news=41&z=5

8.2.
Naiv oder bloßstellend? Junge Nachwuchswissenschaftler im Porträt bei L.I.S.A.
Die junge Archäologin Birte Ruhardt promoviert auf der Basis von zwei Stipendien über die hellenistischen Kammergräber von Tarent, zusätzlich wurde ihr Projekt mit einem Preis ausgezeichnet und ihr Berufsziel ist eine Karriere an der Universität. Die Indiana-Jones-Filme hat Birte Ruhardt noch nie gesehen, ist darauf auch noch stolz, und sie kennt sich nicht mit Krankenversicherungen aus. In der Reihe "L.I.S.A.Campus - Nachwuchswissenschaft im Gespräch" stellt die Gerda Henkel Stiftung exemplarisch Nachwuchswissenschaftler vor. Aber was möchte L.I.S.A. mit solch einem Video erreichen? Sollen, ganz naiv, damit Vorbilder für junge Menschen gezeigt werden? Oder möchte die Stiftung eine junge, etwas weltfremde Wissenschaftlerin bloßstellen?
Georgios Chatzoudis im Gespräch mit Birte Ruhardt: "Ich habe die Indiana Jones-Filme noch nie gesehen" (L.I.S.A., 30.9.): http://www.lisa.gerda-henkel-stiftung.de/videos_watch.php?nav_id=4574

8.3.
Studierende der Archäologie tun sich in ganz Österreich zusammen
Aus einer Facebook-Gruppe heraus hat sich in Österreich nun der "Archäologische Studierendenverband Österreichs (ASVÖ) als förmlicher Verein gegründet. Er beschreibt sich als "freier Zusammenschluss der archäologischen Studierendenvertretungen in Österreich (Graz, Innsbruck, Salzburg, Wien). An diesen vier Universitäten wird in fünf Studiengängen archäologische Lehre vermittelt. Die Grundidee des Vereins ist eine bessere allgemeine Vernetzung der Studierenden und damit auch der verschiedenen Institute sowie eine bessere Vertretung der Interessen der Studierenden nach innen und nach außen."Der Verband ist personalidentisch mit dem Regionalverband Österreich des DASV und unterhält eine Website.
http://www.asvoe.org/node/17

8.4.
Zum Tod von Hermann Müller-Karpe (1925-2013)
Am 20.9. starb in Marburg der Prähistoriker Prof. Dr. Dr. h.c. Hermann Müller-Karpe, der im Jahr 1925 im hessischen Hanau geboren wurde. 1948 wurde Müller-Karpe mit einer Arbeit über die Urnenfelderkultur im Hanauer Land promoviert. Seine Habilitationsschrift aus dem Jahr 1958 behandelte die Chronologie der Urnenfelderzeit nördlich und südlich der Alpen, 1963 wurde er als ordentlicher Professor an die Universität Frankfurt berufen. Dort initiierte Müller-Karpe zwei Jahre darauf 965 den umfassendsten Materialkorpus der vorgeschichtlichen Metallzeiten, die Reihe "Prähistorische Bronzefunde" (PBF). 1979 wurde er an die neu gegründete Kommission für Allgemeine und Vergleichende Archäologie des DAI berufen. Als Direktor der Kommission hielt Hermann Müller-Karpe Vorträge, gründete eine neue Zeitschrift und zwei Monographien-Reihen. Er initiierte Forschungs- und Grabungsprojekte in Peru ebenso wie in Westafrika, in Süd- und Ostasien. Ein zentraler Geschichtsraum war für ihn der eurasische Steppengürtel. "Konsequent und unbeirrt ging Hermann Müller-Karpe seinen sehr eigenen Weg", schreibt das Deutsche Archäologische Institut auf seiner Website, "war dabei immer offen für andere Ideen und Ansätze, zeigte sich immer tolerant und großherzig. Wahrheit und Loyalität waren ihm wichtig im Umgang mit seinen Mitarbeitern und Kollegen. Vielen Mitarbeitern war er väterlicher Freund und Förderer."
http://www.dainst.org/de/node/33240?ft=43

8.5.
Umfrage zum archäologischen Arbeitsmarkt in Österreich 2013
Zum zweiten Mal wird die Studie "Discovering the Archaeologists of Europe" (DISCO) durchgeführt, 20 europäische Staaten sind involviert. In Österreich ist das Internationale Österreichische Archäologieforum (IÖAF) Projektpartner. Alle frei schaffende Archäologinnen und Archäologen sowie Vertreter archäologischer Einrichtungen in Österreich sind eingeladen, bis Ende November den Fragebogen auszufüllen, was ca. 15 bis 30 Minuten Zeit in Anspruch nimmt. Das IÖAF schreibt: "Ihr Beitrag ermöglicht es uns, ein genaueres Bild des österreichischen Arbeitsmarktes zu gewinnen und diesen international als auch mit dem Zustand vor 5 Jahren zu vergleichen und damit Argumente für eine (auch personelle) Stärkung der Archäologie in Österreich zu gewinnen." - In Deutschland hat die Universität Bonn, Abt. Klassische Archäologie, eine entsprechende Befragung organisiert. Der Befragungszeitraum ist beendet, derzeit werden die Rückmeldungen ausgewertet.
http://archaeologieforum.at/index.php/beitraege/11-das-ioeaf-informiert/5608-disco-at-2012-14

8.6.
GEO schreibt erstes Stipendium für eine Forschungsreise aus
Mit bis zu 10.000 Euro ist das GEO-Stipendium dotiert, das jetzt zum ersten Mal ausgeschrieben worden ist. Jungen Wissenschaftlern möchte das Magazin damit eine Forschungsreise ermöglichen. Das Geld soll die Kosten für Reise, Ausrüstung und Lebensunterhalt decken. Bewerben können sich Nachwuchswissenschaftler aller Disziplinen (GEO erwähnt die Archäologie ausdrücklich) bis 35 Jahre, die mindestens ein Bachelorstudium abgeschlossen haben. Die Dauer der Reise ist in der Ausschreibung nicht erwähnt. Natürlich möchte GEO dann auch berichten und schickt deswegen einen Autor und einen Fotografen mit. Zwei weitere Forschungsreisen fördert GEO mit einer Anschub-Finanzierung. - Bewerbungsschluss ist der 28. Februar.
http://www.geo.de/GEO/heftreihen/geo_magazin/das-geo-stipendium-10000-euro-fuer-deine-forschung-76116.html

8.7.
Ig-Nobelpreis 2013 zeichnet Archäologen Brian D. Crandall und Peter W. Stahl aus
Der seit 1991 jährlich zu mehreren Themengebieten verliehene Ig-Nobelpreis - gelegentlich auch Anti-Nobelpreis genannt - wurde in diesem Jahr zum dritten Mal für eine Arbeit im Bereich Archäologie verliehen. Ausgezeichnet wurde am 12.9. die im Journal of Archaeological Science publizierte Studie aus dem Jahr 1994 "Human digestive effects on a micromammalian skeleton" von Brian D. Crandall und Peter W. Stahl (beide (Binghamton University, New York). Für sie kochten die Anthropologen in heroischem Selbstversuch tote, gehäutete Spitzmäuse. Einer der Beiden - wer, bleibt offen - schluckte sie unzerkaut. Anhand der Exkremente des Forschers wiesen die Beiden nach, welche Knochen sich im menschlichen Verdauungssystem auflösen und welche nicht.
Mehr zum Ig-Nobelpreis und den Preisträgern 2013: http://www.improbable.com/ig/winners/#ig2013
Brian D. Crandall, Peter W. Stahl: "Human digestive effects on a micromammalian skeleton". Journal of Archaeological Science vol.22, issue 6, November 1995, 789–797: http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/030544039590008X


9. Und sonst …
9.1.
Weniger als 5 Prozent! Archäologie beim Tag des offenen Denkmals
Am 8. September fand bundesweit wieder der Tag des offenen Denkmals statt, diesmal unter dem Thema "Jenseits des Guten und Schönen: Unbequeme Denkmale?". Das Motto stellte die zentralen Fragen der Denkmalpflege in den Mittelpunkt, die auch die Archäologen tagtäglich beschäftigen: Was ist wert, erhalten zu werden? Warum? Wer entscheidet darüber, und wie vermitteln wir dies der Öffentlichkeit? Weniger als 5 % der am Tag des offenen Denkmals präsentierten Objekte sind archäologische Stätten, wie Carolin Kolhoff, Referatsleiterin Tag des offenen Denkmals bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, dem DGUF-Newsletter sagte. Leider! Gleichwohl sind laut Kolhoff diese archäologischen Ausgrabungen und Forschungspräsentationen Publikumsmagneten, die zeigen, wie groß das Interesse der Bevölkerung an der Archäologie ist. Im nächsten Jahr steht der Tag des offenen Denkmals am 14. September unter dem Motto "Farbe". Gute Anknüpfungspunkte für die Archäologie gibt es dazu sowohl im methodischen wie im inhaltlichen Bereich: Ziehen Archäologen doch z. B. wesentliche Erkenntnisse aus dem Verlauf und der Struktur von Bodenverfärbungen und -schichten. Auch Präsentationen von Erkenntnissen zur ehemaligen Farbgebung von archäologischen Funden und Bodendenkmalen können den Besuchern des Denkmaltags spannende Einblicke geben. Archäologie und Nachbardisziplinen machen heute durch naturwissenschaftliche Untersuchungen und Experimente die Farbigkeit der Vergangenheit wieder erfahrbar. Der Aktionstag für den Denkmalschutz wird bundesweit von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz koordiniert. Veranstaltungen zum Denkmaltag können bei der Stiftung ab Februar bis zum 31. Mai 2014 angemeldet werden. Dort können alle Veranstalter und Organisatoren auch kostenfreie Info- und Werbematerialien zur Aktion bestellen. Kontakt: Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Referat Tag des offenen Denkmals, Tel. 0228/9091-440, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..
http://www.tag-des-offenen-denkmals.de

9.2.
Das gruselige Rätsel von der geheimnisvollen Dachboden-Mumie. Oder: Wie man eine lahme Story 15 Mal in den Schlagzeilen aufwärmt
Sollte es Ihnen gelungen sein, die Geschichte vom Rätsel der Dachboden-Mumie aus Niedersachsen nicht mitbekommen zu haben: Glückwunsch! Sie hatten in den vergangenen Wochen wohl auf einer sehr entlegenen Grabung zu tun. Wer seinem Schicksal nicht entrinnen konnte, las mehr als 15 Mal in der "Bild" – vor allem online – vom Fund einer angeblich ägyptischen und dann doch nicht so ägyptischen (aber was macht das schon?) Mumie. Die dann keine Mumie war. Das medienkritische BILDblog erläutert in einem köstlichen Artikel, wie man eine Geschichte, in der eigentlich kaum etwas passiert, nervtötend oft hochziehen kann. Ganz wichtig dabei: der Cliffhanger.
"Mumienfledderei" (BILDblog, 10.10.): http://www.bildblog.de/52276/mumienfledderei/

9.3.
Kostenlose Kurse in Archäologie und Alter Geschichte im Netz
Patricks Hunt (Universität Stanford) liest "Hannibal", Dana D. DePietro und Margaret Larkin (Universität Berkeley) präsentieren eine Einführung in vorderasiatische Kunst und Archäologie. Oder wie wäre es mit Donald Kagan, Yale, der in 24 (!) Videos von je ca. 75 Minuten über altgriechische Geschichte spricht? Reisen muss für den Unterricht niemand, bezahlen auch nicht. Denn die Kurse gibt es kostenlos im Netz. Insgesamt mehr als 750 solcher Online-Kurse – oft die Videomitschnitte regulärer Vorlesungen – sind auf der Website "Open Culture" gesammelt.
"750 Free Online Courses from Top Universities": http://www.openculture.com/freeonlinecourses

9.4.
Wissenschaftskommunikation: "A capella science" greift Queens "Bohemian Rhapsody" auf
Sie sind hiermit vorgewarnt: Mit Archäologie hat Timothy Blais' Arbeit nichts zu tun. Der 23-jährige kanadische Physiker mit Master-Abschluss ist jedoch ein so talentierter Wissenschaftskommunikator, dass er über die Fachgrenzen hinaus Aufmerksamkeit verdient hat und anderen Wissenschaftlern, die ein größeres – vielleicht gerade auch junges – Publikation an das eigene Fach heranführen wollen, als Inspiration dienen kann. Timothy Blais alias "A capella science" schrieb Freddy Mercurys "Bohemian Rhapsody" um und erklärt Physik-Fans mit seiner Version "Bohemian Gravity!" die String-Theorie. Alle Stimmen im achtminütigen Video singt Timothy Blais selbst, unterstützt wird er durch die hinreißende Sockenpuppe Einstein. Ein großes Vergnügen auch für alle, die von Physik wenig bis nichts verstehen! Die Plattform "Mashable" erklärte Blais' liebevolle und aufwendig gemachte Arbeit zur "smartest Queen parody ever". Dr. Brian May, Gitarrist von Queen und Astrophysiker, postete das Video auf seiner Website. Binnen fünf Tagen erreichte der Song und damit die Botschaft "Physik macht Spaß!" mehr als eine Million Zugriffe. Wer mehr von Timothy Blais hören möchte: Vor einem Jahr sang er mit über das Higgs-Teilchen - mit einer Version von Adeles "Rolling in the Deep".
"Bohemian Gravity!" (16.9.2013; Video, 8:15 Min): https://www.youtube.com/watch?v=2rjbtsX7twc#t=334
"Rolling in the Higgs" (20.8.2012; Video, 4:52 Min.): https://www.youtube.com/watch?v=VtItBX1l1VY&feature=c4

9.5.
Ein Schuss, der nach hinten losging: "Science" kritisiert Open Access
Die Zeitschrift Science publizierte am 4.10. eine Studie von John Bohannon, die die mangelnde Qualitätskontrolle von Open-Access-Zeitschriften belegen soll. Bohannon hatte einen synthetischen Nonsens-Artikel weltweit an 304 wissenschaftliche Open-Access-Zeitschriften eingereicht, der nach dem Peer Review von 98 Zeitschriften abgelehnt, aber von 157 Zeitschriften zur Publikation angenommen worden war. Bohannon schlussfolgert, dass das Peer Review in vielen Open-Access-Zeitschriften nur scheinbar oder sehr oberflächlich stattfinde, weil die Verlage vor allem an den Publikationsgebühren interessiert seien - ein Ergebnis, das der Zeitschrift Science, die eben nicht im Open Access publiziert, sondern nur im teuren Abonnement erhältlich ist, sicherlich gelegen kommt. Doch die Berichterstattung über diese Studie in der Presse fällt eindeutig aus: Die Studie sei offensichtlich interessengeleitet und das Problem liege keinesfalls am Veröffentlichungsmodus Open Access, sondern an den bekannten Qualitätsproblemen im Peer Review. Wäre hinzufügen, dass es der Studie methodisch an einer Gegenprobe mangelt, d. h. an Einreichungen in Zeitschriften im Closed Access. Das hätte ein sorgfältiges Peer Review gewiss moniert ;-) Erfahrene Leser erinnert die Studie an das bekannte Buch von Alan Sokal und Jean Bricmont "Fashionable Nonsense" (1997), das über die sog. Sokal-Affäre berichtet, die es seinerzeit bis auf die Titelseite der New York Times brachte. Dem Physiker Alan Sokal war es 1996 gelungen, einen naturwissenschaftlich gänzlich falschen und sinnfreien Beitrag in der sozialwissenschaftlichen Zeitschrift "Social Text" zu publizieren, einer führenden Zeitschrift der sog. postmodernen Wissenschaft, die Sokal mit seinem Versuch - erfolgreich - blamieren wollte.
J. Bohannon: "Who's Afraid of Peer Review?" Science 342 No. 6154 pp. 60-65. DOI: 10.1126/science.342.6154.60 http://www.sciencemag.org/content/342/6154/60.full
"Open access publishing hoax: what Science magazine got wrong" (The Guardian Professional, 4.10): http://www.theguardian.com/higher-education-network/blog/2013/oct/04/science-hoax-peer-review-open-access
Herb, U. (2013): "Unzutreffend, aber schmerzhaft: Der Open-Access-Sting der Zeitschrift Science. Fehlende Qualitätssicherung bei Open-Access-Zeitschriften? Eine Replik auf John Bohannons "Who is afraid of Peer Review?"" (Telepolis, 9.10.): http://www.heise.de/tp/artikel/40/40056/1.html
"Open-Access-Bewegung: Journale akzeptieren anstandslos gefälschte Forschungsergebnisse" (Spiegel, 5.10.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/open-access-betruegerische-journals-veroeffentlichen-gefaelschte-studien-a-926073.html
Sokal, A., Bricmont, J. (1999). Eleganter Unsinn. Wie die Denker der Postmoderne die Wissenschaft mißbrauchen. München: Beck.

9.6.
"Paläon" in Schöningen in der Kritik
In der 1910 begründeten, weit verbreiteten Architektur-Zeitschrift "Bauwelt" kritisiert der Berliner Architekt und Redakteur Sebastian Redecke das neu eröffnete "Paläon" bei Schöningen. Weil das Geld in zufälligen politischen Konstellationen beschaffbar gewesen sei, habe man an unpassendem Ort einen wenig gelungenen Bau errichtet, dessen mittelfristige Finanzierung auf sehr optimistisch angesetzten Besucherzahlen beruhe. Die wertvollen Funde hätte man günstiger auch in Museen in Hannover oder Braunschweig präsentieren können.
"Im Land der Pferdestärken" (Bauwelt 104(27), 2013, 6-7): http://www.bauwelt.de/sixcms/media.php/829/bw_2013_27_0006-0007.pdf

9.7.
Mitteilungsblatt 2012 der Deutschen Gesellschaft für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit erschienen
Die jährlichen Tagungen der Deutschen Gesellschaft für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit e.V. (DGAMN) sind jeweils einem wechselnden Thema gewidmet. Pünktlich zur diesjährigen Sitzung im September erschien das neue Mitteilungsblatt, das die gedruckten Fassungen der Vorträge der letztjährigen Tagung enthält. Das übergreifende Thema: Archäologischer Kontext und soziale Interpretation. Die Mitteilungsblätter stehen seit Jg. 21 (2009) im Open Access und können von jedermann frei eingesehen werden.
"Archäologischer Kontext und soziale Interpretation: Sitzung der Gesellschaft in Friedrichshafen vom 29. bis 31. Mai 2012" (2013): http://www.dgamn.de/index.php?nr=49

9.8.
Ein Beispiel für gute Zusammenarbeit: Nordeuropäische Detektorprospektion in Hoby, Dänemark
Um die laufenden Grabungen im Umfeld der kaiserzeitlichen Prunkgräber in Hoby zu unterstützen, bat das dänische Nationalmuseum Kopenhagen bei der (ebenfalls dänischen) Thy-Mors-Detektorvereinigung um Unterstützung. In Dänemark gibt es, anders als in Schleswig-Holstein oder auch anderen deutschen Bundesländern, keine direkt dem Museum angeschlossene Detektorgruppen, sondern nur regionale Detektorvereinigungen, die aber alle mit den Museen/Archäologie zusammenarbeiten. Die Thy-Mors Detektorvereinigung lud für das Wochenende vom 20. bis 22.9. Sondengänger-Gruppen aus Dänemark, Norwegen, Schweden und Schleswig-Holstein ein, an den drei Tagen die vom Museum vorgegebenen Flächen zu prospektieren. Dazu wurde eine Unterkunft mit Camping-Möglichkeit angemietet und ein Rahmenprogramm mit z. B. Abendvorträgen und Archäologie-Quiz organisiert. An der Veranstaltung nahmen 48 Detektorgängerinnen und -gänger aller Altersstufen teil. Jeder Teilnehmer bekam ein Namenschild mit Nummer, die dann auf die Fundtüten mit übertragen wurde. Eingemessen wurden die Funde mit Hand-GPS, und die Wege wurden am Abend über das GPS-Tracking in die Karten eingepflegt. Der Detektorgänger Dipl.-Ing. Jochim Weise aus Lübeck nahm an der Prospektion teil; dem DGUF-Newsletter sagte er: "Diese länderübergreifende Aktion hat gezeigt, dass sehr viele Detektorgänger gerne und freiwillig mit der Archäologie zusammenarbeiten und zusätzlich zu den Grabungen wertvolle neue Erkenntnisse aufzeigen können." Fachlich geleitet wurde die Aktion von Susanne Klingenberg vom dänischen Nationalmuseum und Thor Holmboe vom Lolland Museum.
Website der Thy-Mors-Detektorvereinigung (dänisch): http://www.thy-morsdetektor.dk/
"Forschungen zum älterkaiserzeitlichen Fundplatz von Hoby, Lolland" (Zentrum für Baltische und Skandinavische Archäologie): http://www.zbsa.eu/forschung/projekte/projekte-mensch-und-gesellschaft/cluster-aussergeoehnliche-im-tod-2013-aussergewoehnlich-im-leben/Forschungen_Hoby/Forschungen%20Hoby/

9.9.
Das Engagement der DGUF für die Archäologie fördern: Mitglied werden!
Die Petition gegen die Mittelkürzungen in NRW, eine Beispiel gebend renovierte Fachzeitschrift, der Newsletter mit neuesten Informationen: Die DGUF engagiert sich für eine starke Archäologie inmitten der Gesellschaft, und das seit mehr als 40 Jahren. Damit wir erfolgreich sein können und noch mehr Gewicht gewinnen, braucht es Mitglieder. Wenn Sie noch kein DGUF-Mitglied sind und uns unterstützen wollen, freuen wir uns auf Ihre Anmeldung!
http://www.dguf.de/index.php?id=4


10. Impressum und Redaktionshinweise
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