DGUF-Newsletter vom 13.10.2017

DGUF-Newsletter vom 13.10.2017

1. DGUF-Nachrichten
1.1. Die DGUF freut sich auf Einreichungen für den Deutschen Studienpreis für Archäologie 2018

2. Tagungen und Veranstaltungen
2.1. Prehistoric Society Europa Conference (York, 22.-23.6.; CfP bis 20.10.)
2.2. Symposium des European Archaeological Council (Sofia, 22.-24.3.)
2.3. "Forschungstauchen in Deutschland und Europa und darüber hinaus" (Bremerhaven, 2.-3.11.)
2.4. "Soziale Beziehungen, Netzwerke und Sozialstrukturen im Neolithikum Europas" (Halle, 19.-22.3.; CfP bis 30.11.)
2.5. AGUS-Kolloquium und Jahresversammlung 2018 (Bern, 23.3.; CfP bis 15.12.)
2.6. Kolloquium "Vindonissa MM – Die Ankunft der LEG XIII und die Folgen" (Brugg, 20.-21.10.)
2.7. "Kolloquium zur Schweiz von 1350 bis 1850 im Spiegel archäologischer Quellen" (Bern, 25.-26.1.)
2.8. 46. internationale Tagung "Computer Applications and Quantitative Methods" (Tübingen, 19.-23.3.; CfP bis 29.10.)
2.9. Vortragsreihe "Digital Classicist Seminar" (Berlin, Wintersemester 107/18)
2.10. "Reflecting Futures": 24th Annual Meeting of the EAA (Barcelona, 5.-8.9.2018; Call for Sessions bis 10.11.)
2.11. "Rest in Peace? Burial grounds as spaces for non-funerary activities" (Hamburg, 10.-11.11.)

3. Forschung
3.1. Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"
3.2. Aktuelle Ausgrabungen in den Medien
3.3. Aktuelle Forschung in den Medien
3.4. Tagungsbericht 26. Treffen der AG Mesolithikum in Wuppertal (10.-12.3.2017)
3.5. Neuerscheinung: Heege, A. & Kistler, A. (2017). Keramik aus Langnau: Zur Geschichte der bedeutendsten Landhafnerei im Kanton Bern
3.6. Neolithische Italianità in der Zentralschweiz: Eine "Ötzi-Beilklinge" aus der Seeufersiedlung Zug-Riedmatt
3.7. Kalkriese: Römisches Lager entdeckt?
3.8. Neu im Open Access: Gletscherfunde aus dem Kanton Bern, der Schweiz und weltweit

4. Kulturgutschutz
4.1. Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
4.2. Ministerin feiert Renovierung des Informationsangebots zum Kulturgutschutz
4.3. Bericht vom Symposium über die Zukunft der zerstörten Buddha-Statuen in Bamiyan (Afghanistan)
4.4. Grabungsgenehmigungspflicht in Österreich durch Gerichte weitgehend gekippt

5. Ausbildung, Job-Themen und Personalia
5.1. Cornelius Holtorf (Universität Kalmar) erhält weltweit ersten UNESCO-Lehrstuhl für "Heritage Futures"
5.2. ERC Starting Grant für Dr. Radu Iovita zur Erforschung paläolithischer Hominiden an der "Seidenstraße"
5.3. Mutiger Kampf um Weltkulturerbe: Die irakische Archäologin Layla Salih
5.4. In zwölf Monaten per Rad rund ums Mittelmeer: Die DAI-Reisestipendiatin Polly Lohmann bloggt ihre Abenteuer
5.5. aDNA und die ethischen Implikationen
5.6. Frühere französische Ministerin für Kultur und Kommunikation Audrey Azoulay ist neue Generaldirektorin der UNESCO

6. Berufsverband
6.1. Videos der DGUF-Jahrestagung "Ein Berufsverband für die Archäologie?" jetzt komplett auf YouTube
6.2.C. Sebastian Sommer: Das Thema Berufsverband aus der Sicht eines "Landesarchäologen"
6.3. "Sorgfältig und objektiv nachvollziehbar": Teilnahme von CIfA Deutschland an einer Sitzung des Akkreditierungskomitees des CIfA
6.4. Unterwasserarchäologie und globale Berufsstandards?

7. Open Access & Open Data
7.1. Internationale Branchenvereinigung wissenschaftlicher Fachverlage geht gegen ResearchGate vor
7.2. Darf ich nun, oder nicht? ... meinen Sonderdruck online stellen
7.3. Vom stillen heißen Krieg zwischen Elsevier und DEAL um die Neugestaltung des wissenschaftlichen Publikationswesens
7.4. Kommentar aus DGUF-Sicht: Warum DEAL möglicherweise ein Fehler ist resp. nicht im Fokus stehen sollte
7.5. Monografien rücken in die Aufmerksamkeit der Open-Access-Politik
7.6. Bewegung in der Diskussion um zeitgemäße Anreize für Forschende, Open Science unterstützen
7.7. Elsevier, DEAL, Open Access ... alles über unseren Köpfen? Mitnichten!

8. Bürger und Archäologie & Citizen Science
8.1. Archeostorie.it und Archeostorie Journal of Public Archaeology – italienische Beiträge zur Public Archaeology
8.2. Schweißtreibend und erholsam zugleich: Als Nicht-Archäologe bei professionellen Ausgrabungen mitarbeiten
8.3. "Wir dürfen die Marke Wikinger nicht beschädigen": Zur Tagung "‘Odin mit uns!‘ Wikingerkult und Rechtsextremismus" (Oeversee, 9.-10.10.)

9. Ausstellungen und Museen
9.1. Petition gegen die geplante Schließung des Historischen Museums in Luzern erfolgreich

10. Und sonst …
10.1. Europäisches Solidaritätskorps unterstützt auch Kulturerbe-Projekte
10.2. Literaturdatenbank Zotero: die neue Version 5
10.3. Und noch mehr kostenfreie GIS-Daten: "TopPlus-Web-Open" gefällig?
10.4. "Eine abgeschottete Archäologie würde zum Verlierer": Zur Archäologie in gegenwärtigen Wandlungsprozessen
10.5. "Verzweifelt, teuer, aufwendig": Die Suche nach sibirischem Mammutelfenbein
10.6. Bereichernd und gut organisiert: Bericht von der Tagung "Archäologie verbindet – Ein Diskurs zwischen Wissenschaft, Beruf und Ehrenamt" (Fulda, 8.10.)
10.7. USA und Israel treten aus der UNESCO aus
10.8. Clevere Wissenschaftskommunikation: "6 Fake-News über Wikinger"
11. Impressum und Redaktionshinweise


1. DGUF-Nachrichten
1.1.
Die DGUF freut sich auf Einreichungen für den Deutschen Studienpreis für Archäologie 2018
Die DGUF hat seit dem 9.10. wieder den Deutschen Studienpreis für Archäologie ausgeschrieben, Einreichungsfrist ist der 22.12.2017. Die Ausschreibung richtet sich an Studierende aller archäologischer Fachdisziplinen und ihrer Nachbarwissenschaften, die preiswürdige Studienleistungen erbracht haben. Hierzu zählen Seminar- oder Abschlussarbeiten und erste eigene Publikationen, die sich innovativ mit richtungweisenden für die europäische Archäologie relevanten Forschungsthemen auseinandersetzen. Die eingereichten Arbeiten sollten nicht älter als 12 Monate und in deutscher oder englischer Sprache verfasst sein. Die ausgezeichnete Studienleistung wird von der DGUF nach Möglichkeit in den von ihr herausgegebenen Schriften im Open Access veröffentlicht. Wir unterstützen dies auch durch ein bis zu vierstündiges Publikations-Coaching durch einen der – sehr netten! – Herausgeber bzw. Redakteure der DGUF-Schriften, das der Preisträgerin bzw. dem Preisträger bei Bedarf hilft, der Arbeit den letzten Schliff zu geben. Der Preis ist ansonsten undotiert. Preiswürdige Studienleistungen können Seminar- oder Abschlussarbeiten wie auch Veröffentlichungen sein, die zum Zeitpunkt der Einreichung nicht älter als zwölf Monate sind und in deutscher oder englischer Sprache verfasst wurden. Vorschläge können durch Studierende und Dozenten einer deutschen Hochschule oder Mitglieder einer deutschen archäologischen Gesellschaft eingereicht werden. Preisträgerin des vergangenen Studienpreises der DGUF war Johanna Brinkmann M. A. aus Kiel. In ihrer ausgezeichneten Masterarbeit verglich sie den für die Herstellung von europäischen Bronzeartefakten nötigen Arbeitsaufwand und kombinierte Ergebnisse archäometallurgischer Forschungen zu Bronzeartefakten mit experimentellen Untersuchungen, sowie Transportberechnungen. Die Arbeit schafft so einen neuen Ansatz zu wirtschaftsarchäologischer Forschung der Bronzezeit. Die Arbeit wird 2018 in der Monographienreihe der DGUF "Archäologische Berichte" im Open Access publiziert.
Deutscher Studienpreis für Archäologie, Ausschreibung 2018: http://www.dguf.de/Studienpreis.html
Deutscher Studienpreis für Archäologie 2017: Brinkmann, J. (2017). "Arbeitsaufwandsberechnungen zu Bronzeartefakten – Diachroner Vergleich von Aufwand und Wert in Mitteleuropa": http://www.dguf.de/435.html


2. Tagungen und Veranstaltungen
2.1.
Prehistoric Society Europa Conference (York, 22.-23.6.; CfP bis 20.10.)
Die Prehistoric Society (London) lädt gemeinsam mit dem Institut für Archäologie, Univ. York, zur Europa Conference 2018 nach York, 22.-23.6.2018. Professor Geoff Bailey (Univ. York) wird bei dieser Tagung für seine Leistungen in der europäischen Ur- und Frühgeschichte mit dem Europa-Preis ausgezeichnet. Schwerpunktthema der Tagung ist sein besonderes Forschungsinteresse Küstenarchäologie, einschließlich der Besiedlung von Küstengebieten, der Nutzung von Meeresressourcen, Muschelhaufen und der unter Wasser liegenden Landschaften. Zu den Vortragenden am 23.6. gehören: Chris Stringer (Natural History Museum), Clive Gamble (University of Southampton), Nena Galanidou (University of Crete), Helen Farr (University of Southampton) und Hein Bjerck (Norwegian University of Science and Technology). Der erste der beiden Tagungstage, der 22.6., ist den Nachwuchswissenschaftlern vorbehalten. Interessierte sind herzlich eingeladen, einen Beitrag für den 22.6. anzumelden! Senden Sie Titel und Abstract (max. 350 Wörter) bis zum 20.10. an Annabell Zander (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.). Bitte unbedingt E-Mail-Adresse, Titel und Organisationszugehörigkeit nennen. Wer Interesse an einer Posterpräsentation hat, sende Titel und Abstract (max. 150 Wörter) bis zum 20.5.2018 an Annabell Zander (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.). http://www.prehistoricsociety.org/events/event/europa_conference_2018/

2.2.
Symposium des European Archaeological Council (Sofia, 22.-24.3.)
EAC-Tagungsthema ist "Development-led archaeology in Europe: Meeting the needs of archaeologists, developers and the public". Verursachergesteuerte Grabungen seien in ganz Europa die überwiegende Regel, schreiben die Veranstalter. Nach Schätzungen betrage ihr Anteil in den meisten Ländern 80-90% aller Grabungen, in einzelnen Ländern seien es 100%. Im Fokus der Tagung soll stehen, wie die Bedürfnisse der verschiedenen Stakeholder – Denkmalbehörden, Investoren, Ausgräber und Öffentlichkeit - verknüpft werden können.
https://www.europae-archaeologiae-consilium.org/annual-meeting-2018

2.3.
"Forschungstauchen in Deutschland und Europa und darüber hinaus" (Bremerhaven, 2.-3.11.)
Die "Kommission Forschungstauchen Deutschland" (KFT), die sich als Berufsverband der Forschungstaucher in Deutschland versteht, ruft zu einem zweitägigen Symposium nach Bremerhaven. Schwerpunkt des Treffens werden Fragen der (internationalen) Zertifizierung als Forschungstaucher sein, Methoden der aquatischen Forschung, "capacity development" für das Forschungstauchen sowie die Vorstellung aktueller Forschungsprojekte. Die Teilnahmegebühr beträgt 75 Euro, eine Registrierung ist erforderlich.
http://www.forschungstauchen-deutschland.de/index.php/component/content/article/121-kft-symposium-2017

2.4.
"Soziale Beziehungen, Netzwerke und Sozialstrukturen im Neolithikum Europas" (Halle, 19.-22.3.; CfP bis 30.11.)
Die AG Neolithikum tagt 2018 im Rahmen der gemeinsamen Verbandstagung von MOVA und WSVA in Halle /Saale (19.-22.3.). Das Rahmenthema "Soziale Beziehungen, Netzwerke und Sozialstrukturen im Neolithikum Europas" soll aus Sicht der Theorie, der Forschungsgeschichte, der Methoden und unter dem Aspekt "vom Befund zur Interpretation" breit beleuchtet werden. Vorschläge für Vorträge und Poster können bis 30.11. an die Sprecherinnen der AG, PD Dr. Valeska Becker und I. Hohle MA, eingereicht werden: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
http://www.ag-neolithikum.de/ (unter: "Aktuelles")

2.5.
AGUS-Kolloquium und Jahresversammlung 2018 (Bern, 23.3.; CfP bis 15.12.)
Einmal im Jahr, immer freitags, immer im März und immer im Naturhistorischen Museum in Bern findet eine Art Klassentreffen der Schweizerischen Ur- und Frühgeschichtsforschung statt: Anlass ist die Jahresversammlung der AGUS, der "Arbeitsgemeinschaft für die Urgeschichtsforschung in der Schweiz". Die AGUS - eine von mehreren archäologischen Arbeitsgemeinschaften der Schweiz - versteht sich als "Berufsverband" der "in der Ur- und Frühgeschichtsforschung tätigen Personen und Institutionen" der Schweiz und möchte Informationsaustausch und Zusammenarbeit fördern. Konkret tut sie dies vor allem durch eben diese Jahresversammlung, die aus der Generalversammlung (in Deutschland würde man Mitgliederversammlung sagen, weil sich da die Mitglieder versammeln - in der Schweiz dagegen, egal...) und einem Kolloquium besteht, bei dem in kurzen, 15minütigen Vorträgen aktuelle Forschungen vorgestellt werden. Das Kolloquium steht allen Interessierten kostenfrei offen (die "GV" natürlich nicht), es findet am 23.3.2018 (Achtung: Datum geändert, sollte ursprünglich am 9.3. stattfinden) das nächste Mal statt. Anmeldungen für Vorträge werden bis zum 15.12. entgegengenommen. Und wer (für 25 Franken im Jahr) Mitglied werden will, kann sich bis zum 31.1. anmelden - die Anwesenheit auf der folgenden Jahresversammlung ist allerdings zur Aufnahme zwingend. Überdies wird üblicherweise ein fachbezogener Studienabschluss verlangt - die AGUS steht, anders als etwa die DGUF, Laien nicht offen.
Webseite der AGUS (bei Archäologie Schweiz): http://www.archaeologie-schweiz.ch/AGUS.178.0.html
Online-Anmeldung fürs Kolloquium (inkl. der Möglichkeit einer Vortragsanmeldung): http://www.tiol.ch/agus-gps/
Online-Anmeldung als Neumitglied: http://www.tiol.ch/agus-gps/?Anmeldung-Neumitglied-%2F-Inscription-membre

2.6.
Kolloquium "Vindonissa MM – Die Ankunft der LEG XIII und die Folgen" (Brugg, 20.-21.10.)
Vor ziemlich genau 2.000 Jahren marschiert die (vorher in Mainz stationierte) 13. römische Legion in den heutigen schweizerischen Gemeinden Windisch und Brugg ein und errichtet am Zusammenfluss von Aare, Reuss und Limmat ein Legionslager- Vindonissa. Anlässlich dieses Jubiläums veranstaltet die Gesellschaft "Pro Vindonissa" am 20. und 21.10. die Tagung "Vindonissa MM – Die Ankunft der LEG XIII und die Folgen". Im Fokus des Kolloquiums, das nebst zwei Halbtagen mit Vorträgen einen Apéro Riche [unübersetzbar, eine Art Büffet - Anm. d. Red.] im Vindonissa Museum in Brugg, scheppernde Reenactment-Römer sowie einen Besuch auf dem "Legionärspfad Vindonissa" in Windisch umfasst, stehen Fragen zum politischen und historischen Kontext der Stationierung der 13. Legion sowie zu den Wechselwirkungen zwischen der Legion und der lokalen Bevölkerung. Das Kolloquium steht allen Interessierten offen, allerdings wird um Anmeldung gebeten; für Mitglieder der Gesellschaft Pro Vindonissa ist die Veranstaltung kostenlos, Nichtmitglieder zahlen einen Unkostenbeitrag von 10.- Fr.
Website des Kolloquiums mit Links zu Programm und Anmeldung: https://provindonissa.ch/kolloquiummm/
Legionärspfad Vindonissa: https://www.ag.ch/de/bks/kultur/museen_schloesser/legionaerspfad/legionaerspfad.jsp
"Legionslager Vindonissa 2000 Jahre alt? Bedeutender römischer Fundplatz im Zentrum einer Tagung und einer neuen Publikation" (Kanton Aargau, 11.10.): https://www.ag.ch/de/weiteres/aktuelles/medienportal/medienmitteilung/medienmitteilungen/mediendetails_86029.jsp

2.7.
"Kolloquium zur Schweiz von 1350 bis 1850 im Spiegel archäologischer Quellen" (Bern, 25.-26.1.)
Das wichtigste Ziel des Kolloquiums mit sehr dichtem Programm, das von Archäologie Schweiz (AS) in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für die Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit (SAM) und dem Schweizerischen Burgenverein (SBV) veranstaltet wird, ist es erklärtermaßen, wenig oder nicht publiziertes und schwer zugängliches Material sowie regionale Synthesen aus der Zeit zwischen 1350 und 1850 zu präsentieren. Dies geschieht im Hinblick auf die 8. Publikation in der Reihe SPM, die Ende 2020 erscheinen soll. SPM steht für "die Schweiz vom Paläolithikum bis zum Mittelalter", wobei das Spätmittelalter jetzt um die vorindustrielle Neuzeit erweitert wird. Allerdings wird dieses Synthesewerk erst in einem weiteren Schritt entstehen, nachdem die am Kolloquium präsentierten Befunde, Funde und Überlegungen Ende 2018/Anfang 2019 in einem frei konsultierbaren PDF aufgeschaltet werden sollen – dieses Vorgehen hat sich bereits beim zurückliegenden Band (SPM VII) bewährt. Die Tagung steht allen Interessierten offen, die Mitglieder der veranstaltenden Organisationen zahlen einen reduzierten Tagungsbeitrag von 30.- Fr. (regulärer Beitrag: 50.- Fr.).
Informationen zum Kolloquium inkl. Programm zum Download und Online-Anmeldung: http://www.archaeologie-schweiz.ch/Kolloquium-Bern.326.0.html

2.8.
46. internationale Tagung "Computer Applications and Quantitative Methods" (Tübingen, 19.-23.3.; CfP bis 29.10.)
Das übergreifende Tagungsthema lautet "Human history and digital future". Seit kurzem stehen die Themen der insgesamt 41 Sessions fest. Interessierte sind eingeladen, bis 29.10. Vorträge und Poster für die Sessions anzumelden.
Konferenzwebsite: http://2018.caaconference.org/
Liste der Sessions: http://2018.caaconference.org/sessions/

2.9.
Vortragsreihe "Digital Classicist Seminar" (Berlin, Wintersemester 107/18)
Inzwischen findet zum 6. Mal in Folge in Berlin das "Digital Classicist Seminar" statt: eine Vortragsreihe mit internationalen Referenten zu verschiedenen Themen der digitalen Altertumswissenschaften. Die Vorträge finden im Wintersemester 2017/18 alle 14 Tage montags von 17-19 Uhr statt - abwechselnd in Berlin-Mitte an der Humboldt-Universität (Hausvogteiplatz 5-7, Institutsgebäude HV 5, Raum 0319) und in Berlin-Dahlem am Deutschen Archäologischen Institut (Wiegandhaus, Podbielskiallee 69-71, Eingang über Peter-Lenne-Str.). Den ersten Vortrag am 16.10. in der HU hält Rebecca Kahn (HIIG Berlin) mit dem Titel "An Introduction to Peripleo 2 – Pelagios Commons’ Linked Data Exploration Engine". Danach folgt am 30.10. am DAI die Keynote durch Leif Scheuerman (ACDH, Universtät Graz), der "Ansätze zu einer echten digitalen Hermeneutik" vorstellen wird. Für Studierende an der HU Berlin besteht die Möglichkeit, die regelmäßige Teilnahme am DCSB als Teil des Curriculums anerkennen zu lassen, da das Seminar auch von der Humboldt-Universität als "Ringvorlesung" angeboten wird.
http://de.digitalclassicist.org/berlin/seminar2017

2.10.
"Reflecting Futures": 24th Annual Meeting of the EAA (Barcelona, 5.-8.9.2018; Call for Sessions bis 10.11.)
Eine Reflexion unserer künftigen Vergangenheiten stellt das Kernthema der 24. Jahrestagung der European Association of Archaeologists (EAA) "Reflecting Futures" dar: "Our profession embodies an ability to reflect on how the future comes into existence and how the past influences it. We must also have the power to prototype the future." Darüber hinaus sind natürlich wieder Sessions gefragt, die sich mit folgenden Themen auseinandersetzen: 1. Theories and methods in archaeology, 2. The archaeology of material culture, bodies and landscapes, 3. Mediterranean seascapes, 4. Archaeology and the future of cities and urban landscapes, 5. Archaeology and the European Year of Cultural Heritage, 6. Museums and the challenges of archaeological heritage in 21st century. Die Anmeldung zur Tagung ist seit 1.10. möglich, der Call for Sessions schließt am 10.11., daran anschließen wird sich ab 15.12. der Call for Papers.
https://www.e-a-a.org/EAA2018/

2.11.
"Rest in Peace? Burial grounds as spaces for non-funerary activities" (Hamburg, 10.-11.11.)
Vom 10. bis 11.11. findet am Institut für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie der Universität Hamburg ein internationaler Workshop "Rest in Peace? Burial grounds as spaces for non-funerary activities" statt. Handlungen der Nutzung von Bestattungsplätzen für nicht-funeräre Aktivitäten lassen sich in verschiedenen Zeiten und Räumen aufzeigen, sie umfassen z. B. kommemorative oder apotropäische Handlungen, aber auch Siedlungsaktivitäten, Versammlungen o. ä. In der vorgeschichtlichen Archäologie werden entsprechende nicht-funeräre Aspekte aber nur selten explizit thematisiert, wenngleich es durchaus Nachweise für derartige Aktivitäten in Bestattungsplätzen verschiedener Zeitstellungen gibt. Die 13 Vorträge beleuchten das Thema von der Vorgeschichte bis in die Gegenwart in verschiedenen Regionen, sie sind der Ausgangspunkt für weiterführende Diskussionen. Die Teilnahme ist kostenlos, die Veranstalter bitten um vorherige Anmeldung.
https://www.academia.edu/34830668/Workshop_Program_Rest_in_Peace_Burial_grounds_as_spaces_for_non-funerary_activities


3. Forschung
3.1.
Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"
Wilde, H. (2017). Rezension zu: Hartmann, R. (2016). Umm el-Qaab IV: Die Keramik der älteren und mittleren Naqadakultur aus dem prädynastischen Friedhof U in Abydos (Umm el-Qaab). (Archäologische Veröffentlichungen Deutsches Archäologisches Institut Kairo 98). Wiesbaden: Harrassowitz. Archäologische Informationen 40, Early View, online publiziert 6. Okt. 2017.
Holst, D. (2017). Rezension zu: Grünberg, J. M., Gramsch, B., Larsson, L., Orschiedt, J. & Meller, H. (eds.) (2016). Mesolithic burials – Rites, symboles and social organisation of early postglacial communities. International Conference Halle (Saale), Germany, 18th-21th September 2013 (Tagungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle 13,1-2). Halle (Saale): Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Landesmuseum für Vorgeschichte. Archäologische Informationen 40, Early View, online publiziert 4. Okt. 2017.
Scherzler, D. (2017). Archäologie und Macht in gegenwärtigen Wandlungsprozessen – Perspektiven auf einen Berufsstand. Archäologische Informationen 40, Early View, online publiziert 3. Okt. 2017.
Sommer, C. S. (2017). Das Thema Berufsverband aus der Sicht eines 'Landesarchäologen'. Archäologische Informationen 41, Early View, online publiziert 29. Sept. 2017.
Kemper, T. (2017). Das Verbandsklagerecht und die Entwicklung des (Rechts-) Verhältnisses von Denkmalschutzbehörden und Öffentlichkeit. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 22. Sept. 2017.
Ickerodt, U. & Maluck, M. (2017). Raumplanungsorientierte Denkmalpflege in Schleswig-Holstein im Angesicht der Energiewende – ein Plädoyer für ein erweitertes Denkmalpflegemanagement. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 21. Sept. 2017.
Gross, E., Schaeren, G. & Villa, I. M. (2017). The copper axe blade of Zug-Riedmatt (Canton of Zug, Switzerland) – a key to chronology and metallurgy in the second half of the fourth millennium BC. Archäologische Informationen, Early View, published online 20 Sept. 2017.
Zander, A., Gehlen., B. et al. (2017). Conference report: The 26th Annual Meeting of the German Mesolithic Workgroup. Archäologische Informationen, Early View, published online 19 Sept. 2017.
http://www.dguf.de/9.html

3.2.
Aktuelle Ausgrabungen in den Medien
Dänemark: "Traces of 4,000-year-old house discovered in north Zealand" (The Copenhagen Post, 10.10.): http://cphpost.dk/general/traces-of-4000-year-old-house-discovered-in-north-zealand.html
"Anglo-Saxon settlement found at wind farm cable site" (BBC, 9.10.): http://www.bbc.com/news/uk-england-suffolk-41367884
"Fund an der Elbmündung: Hafencity für Germanen" (Spiegel, 5.10.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/archaeologie-hafencity-fuer-germanen-und-roemer-a-1169688.html
"Santa Claus's tomb may have been uncovered beneath Turkish church. Archaeologists say they have found almost fully intact temple and burial grounds of Saint Nicholas in Antalya" (The Guardian, 4.10.): https://www.theguardian.com/world/2017/oct/04/santa-claus-tomb-may-have-been-uncovered-beneath-turkish-church-saint-nicholas
"Schneeschmelze am Lötschberg gibt 4000 Jahre alte Ausrüstung eines Berggängers frei" (NZZ, 3.10.): https://www.nzz.ch/panorama/aktuelle-themen/schneeschmelze-am-loetschberg-gibt-4000-jahre-alte-ausruestung-eines-berggaengers-frei-ld.1319826
"Metal detectorists unearth unique hoard of Roman artefacts. The find, which includes a ‘licking dog’ sculpture never before found in Britain, is being kept under special conditions for insurance reasons" (The Guardian, 27.9.): https://www.theguardian.com/science/2017/sep/27/metal-detectorists-unearth-unique-hoard-of-roman-artefacts
"Neue Ausgrabungen in Warburg-Hohenwepel: LWL-Archäologen legen jungsteinzeitliches Gräberfeld frei" (LWL, 26.9.): http://www.lwl.org/pressemitteilungen/nr_mitteilung.php?urlID=43037
"Ausgrabungen in der Blätterhöhle gehen weiter: Neue Funde aus der letzten Eiszeit" (LWL, 25.9.): http://www.lwl.org/pressemitteilungen/nr_mitteilung.php?urlID=43013
"Archäologie im Bielefelder Zentrum: Ausgrabungen am Alten Markt geben neue Einblicke in die Siedlungsgeschichte der Stadt" (LWL, 25.9.):
http://www.lwl-archaeologie.de/blog/archaeologie-im-bielefelder-zentrum
Hortfund von Morsum (Sylt), Mitte 10. Jh.: "Sensationsfund auf Sylt" (Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft Schleswig-Holstein, 25.9.): http://www.schleswig-holstein.de/DE/Landesregierung/III/_startseite/Artikel2017_2/170925_wikinger_morsum.html;jsessionid=677E41DB5A008B794579FECFB6B2A0D4 und "Großer Silberschatz aus der Wikingerzeit auf Sylt entdeckt" (Süddeutsche, 25.9.): http://www.sueddeutsche.de/news/wissen/archaeologie---schleswig-grosser-silberschatz-aus-der-wikingerzeit-auf-sylt-entdeckt-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-170925-99-195152
Chapelle Dom Hue: "Rätsel um Wal in mittelalterlichem Grab. Warum wurde im 14. Jahrhundert auf einer winzigen Insel im Ärmelkanal ein Schweinswal nach christlichem Ritus beigesetzt?" (Der Standard, 21.9.): https://www.derstandard.at/2000064490532/Raetsel-um-Wal-in-mittelalterlichem-Grab
Trondheim: "Early Viking Boat Grave Discovered in Norway" (LiveScience, 20.9.): https://www.livescience.com/60462-early-viking-boat-grave-discovered.html
"Sensationeller Fund: Perlen und Gold in Haithabu" (Hamburger Abendblatt, 20.9.): https://www.abendblatt.de/region/schleswig-holstein/article211983377/Sensationeller-Fund-Perlen-und-Gold-in-Haithabu.html
"Tomb Of Mayan God-King Containing Jade Burial Mask Hundreds Of Years Old Discovered in Guatemala" (Newsweek, 15.9.): http://www.newsweek.com/tomb-mayan-god-king-containing-jade-burial-mask-hundreds-years-old-discovered-665469
"Ausgrabungen in Bielefeld: Siedlungsreste am Alten Markt reichen fast 3.000 Jahre zurück" (LWL, 15.9.): http://www.lwl.org/pressemitteilungen/nr_mitteilung.php?urlID=42939
Prosilio: "A rare discovery will shed new light on Mycenaean funerary practices" (University of Cambridge, 14.9.): https://www.cam.ac.uk/research/news/a-rare-discovery-will-shed-new-light-on-mycenaean-funerary-practices

3.3.
Aktuelle Forschung in den Medien
"Why did Vikings have 'Allah' embroidered into funeral clothes?" (BBC, 12.10.): http://www.bbc.com/news/world-europe-41567391
"Was der letzte gemeinsame Vorfahr von Menschen und Menschenaffen auf die Waage brachte. Forscher gehen davon aus, dass die unbekannte Art deutlich kleiner gewesen sein könnte als bisher gedacht" (Universität Tübingen, 12.10.): http://www.uni-tuebingen.de/newsfullview-landingpage/article/was-der-letzte-gemeinsame-vorfahr-von-menschen-und-menschenaffen-auf-die-waage-brachte.html
"Paleogenomic analysis sheds light on Easter Island mysteries. UC Santa Cruz research appears to rule out pre-European contact with South Americans" (University of California - Santa Cruz, 12.10.): https://news.ucsc.edu/2017/10/fehrenschmitz-island.html
"Amazonian farmers discovered the secret of domesticating wild rice 4,000 years ago" (University of Exeter, 8.10.): http://www.exeter.ac.uk/news/research/title_613083_en.html
"Prehistoric humans are likely to have formed mating networks to avoid inbreeding" (University of Copenhagen, 5.10.): http://news.ku.dk/all_news/2017/10/prehistoric-humans-are-likely-to-have-formed-mating-networks-to-avoid-inbreeding/
"Ornamented artifact may indicate long-distance exchange between Mesolithic communities. DNA, isotopic analysis reveal bâton percé may have been transported from Northern Europe to Central Poland" (PLOS, 4.10.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2017-10/p-oam092817.php
Archäolinguistik: "Scandinavia’s earliest farmers exchanged terminology with Indo-Europeans" (University of Copenhagen, 29.9.): http://news.ku.dk/all_news/2017/09/scandinavias-earliest-farmers-exchanged-terminology-with-indo-europeans/
"Bones reveal social differences between the people buried in dolmens and those in caves" (University of the Basque Country, 28.9.): http://bit.ly/2g1OlPS
"Earliest evidence for a native African cultigen discovered in Eastern Sudan" (University of Chicago Press Journal, 27.9.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2017-09/uocp-eef092717.php
"Isotopic analyses link the lives of Late Neolithic individuals to burial location in Spain. Evidence for early social differentiation can be identified through isotope analysis" (PLOS, 27.9.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2017-09/p-ial092217.php
"Saber-toothed kittens may have been born with thicker bones than other contemporary cats. The pattern of bone development for saber-toothed cats mirrors that of contemporary cats" (PLOS, 27.9.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2017-09/p-skm092217.php
"Finland’s wetlands are an internationally significant archaeological repository" (University of Helsinki, 25.9.): https://www.helsinki.fi/en/news/finlands-wetlands-are-an-internationally-significant-archaeological-repository
"How aerial thermal imagery is revolutionizing archaeology. Dartmouth-led study presents guide on how to use aerial thermography" (Dartmouth College, 24.9.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2017-09/dc-hat092117.php
"Ancient textiles reveal differences in Mediterranean fabrics in the 1st millennium BC" (University of Cambridge, 22.9.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2017-09/uoc-atr092217.php
"CSIC reconstructs how Neanderthals grew, based on an El Sidrón child. Differences have been observed in the development of the brain and spine of Neanderthals and Sapiens" (Spanish National Research Council, 21.9.): http://bit.ly/2ylFCBN
"Erste großangelegte Genomstudie prähistorischer Skelette aus Afrika liefert neue Erkenntnisse über Bevölkerungsgeschichte des Kontinents" (Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte, 21.9.): http://www.shh.mpg.de/635282/prehistoric-africa und: "Clues to Africa’s Mysterious Past Found in Ancient Skeletons" (The New York Times, 21.9.): https://www.nytimes.com/2017/09/21/science/africa-dna-migration.html
"Tests reveal Vikings really could have navigated using ‘sunstone’ crystal. Exactly how the Vikings navigated the stormy, often foggy, waters is a mystery. But new tests are proving ancient legends to be true" (News.com.au, 15.9.): http://www.news.com.au/technology/science/archaeology/tests-reveal-vikings-really-could-have-navigated-using-sunstone-crystal/news-story/bc20ba80a50a44de0c946902435c2d0c und Dénez Száz et al., "Accuracy of the hypothetical sky-polarimetric Viking navigation versus sky conditions: revealing solar elevations and cloudinesses favourable for this navigation method" (Proceedings of the Royal Society, 13.9.): http://rspa.royalsocietypublishing.org/content/473/2205/20170358
"Spanish scientists use cutting-edge technology to uncover cave paintings. Team from Cantabria Museum of Prehistory explores area close to Altamira complex" (El País, 14.9.): https://elpais.com/elpais/2017/09/12/inenglish/1505214997_861972.html

3.4.
Tagungsbericht 26. Treffen der AG Mesolithikum in Wuppertal (10.-12.3.2017)
Am 26. Treffen der AG Mesolithikum in Wuppertal (10.-12.3.2017) nahmen mehr als 70 Spezialisten teil. Die Zusammenfassungen der 24 Vorträge und zehn Posterpräsentationen sind in einen gemeinsamen Tagungsbericht eingeflossen, der nun veröffentlicht wurde. Eine brandaktuelle Synthese dessen, was zurzeit in der Mesolithikum-Forschung läuft.
Zander, A., Gehlen., B. et al. (2017). Conference report: The 26th Annual Meeting of the German Mesolithic Workgroup. Archäologische Informationen, Early View, published online 19 Sept. 2017. http://www.dguf.de/fileadmin/AI/ArchInf-EV_Zander_Gehlen.pdf

3.5.
Neuerscheinung: Heege, A. & Kistler, A. (2017). Keramik aus Langnau: Zur Geschichte der bedeutendsten Landhafnerei im Kanton Bern
Langnau im Kanton Bern entwickelte sich im 18. Jahrhundert zu einem Zentrum für herausragende Keramikwaren. Zwischen 1672 und 1910 schufen in Langnau 56 Hafnermeister der Familie Herrmann die qualitativ höchststehende Keramik der Deutschschweiz. Bilder und Sprüche der Teller, Schüsseln und Terrinen wirken noch heute wie Illustrationen zu den Geschichten von Jeremias Gotthelf. Mehr als 2.000 in Langnau hergestellte Gefäße und Ofenkacheln sind bis heute erhalten. Die historisch-genealogischen Erkenntnisse zum Langnauer Hafnerhandwerk wurden durch archäologische Ausgrabungen maßgeblich erweitert. Mehr als die Hälfte der überlieferten Keramiken lässt sich einem historisch bekannten Hafner oder einer Werkstatt zuordnen. Das Formenspektrum ist mit mehr als 250 Varianten erstaunlich groß und allen Bedürfnissen ländlicher Haushalte angepasst. Die Publikation von A. Heege und A. Kistler kann erneut als Beispiel genommen werden, welch erheblicher Kenntniszuwachs erreicht werden kann, wenn archäologische, historische und museale Quellen eng kombiniert ausgeschöpft werden.
Andreas Heege & Andreas Kistler: Keramik aus Langnau. Keramik aus Langnau: Zur Geschichte der bedeutendsten Landhafnerei im Kanton Bern. 2 Halbbände, Halbleinen, 842 Seiten, 927 vierfarbige Abbildungen, Beilagen-DVD mit Gesamtverzeichnis aller Langnauer Keramik. ISBN 978-3-9524783-0-1: https://www.academia.edu/34583024/Keramik_aus_Langnau._Zur_Geschichte_der_bedeutendsten_Landhafnerei_im_Kanton_Bern

3.6.
Neolithische Italianità in der Zentralschweiz: Eine "Ötzi-Beilklinge" aus der Seeufersiedlung Zug-Riedmatt
2006 wurde bei Baugrundsondierungen im schweizerischen Zug eine horgenzeitliche Seeufersiedlung entdeckt, die dank einer mehr als 5 m mächtigen Überdeckung mit Schwemmsedimenten außergewöhnlich gute Erhaltungsbedingungen aufwies. Im Vorgriff auf eine geplante Wohnüberbauung wurde die Siedlung 2008 teilweise ergraben, inzwischen zählt sie dank der herausragenden Qualität von Funden und Befunden zum UNESCO-Weltkulturerbe "Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen". Im Fundmaterial sticht eine ca. 6,5 cm lange, kupferne Beilklinge hervor, die derjenigen des "Ötzi" stark ähnelt. Das Beil scheint ungeschäftet unter der Pfahlbausiedlung im See deponiert worden zu sein. Die Ergebnisse der C14-Datenserien machen eine Datierung in die Zeit um 3.175 v. Chr. wahrscheinlich - die Zuger Beilklinge ist somit auch etwa gleichzeitig mit der von "Ötzi". Eine Untersuchung der Bleiisotopen durch Igor M. Villa, Geologe an der Univ. Bern, deutet jetzt auf eine Herkunft des Kupfers aus Mittelitalien bzw. der Toskana - der Beilklingenfund gibt Anlass, althergebrachte Vorstellungen der jungneolithischer Kupfermetallurgie und transalpiner Austauschnetze neu zu überdenken.
Gross, E., Schaeren, G. & Villa, I. M. (2017). The copper axe blade of Zug-Riedmatt (Canton of Zug, Switzerland) – a key to chronology and metallurgy in the second half of the fourth millennium BC. Archäologische Informationen, Early View, published online 20 Sept. 2017. http://www.dguf.de/fileadmin/AI/ArchInf-EV_Gross_Schaeren_Villa.pdf
"5000 jähriges Kupferbeil in Zuger Pfahlbau stammt aus der Toskana" (Pressemeldung Kanton Zug, 3.10.): https://www.zg.ch/behoerden/direktion-des-innern/amt-fuer-denkmalpflege-und-archaeologie/aktuell/5000-jaehriges-kupferbeil-in-zuger-pfahlbau-stammt-aus-der-toskana
"Wie eine Kupferbeilklinge vor 5000 Jahren über den Gotthard kam" (NZZ am Sonntag, 7.10.; erfordert eine kostenlose Registrierung): https://nzzas.nzz.ch/wissen/hightech-aus-dem-sueden-kupferbeil-oetzi-ld.1320533
"Ax Linked to Ötzi the Iceman Found North of the Alps" (Livescience, 6.10.): https://www.livescience.com/60614-ax-linked-to-otzi-iceman-found.html

3.7.
Kalkriese: Römisches Lager entdeckt?
Die Forschungen und Grabungen in Kalkriese, dem vermuteten Ort der Varusschlacht im Jahre 9 n. Chr., gehen weiter. In diesem Sommer entdeckte das Grabungsteam um Prof. Salvatore Ortisi (LMU München) eine Wallanlage und einen vorgelagerten Graben. Nach Bauweise und Fundanfall wird der Graben römischen Soldaten zugeschrieben. Es könnte sich um Reste einer Ad-hoc-Befestigung oder auch einer lagerähnlichen Befestigung handeln.
"Varusschlacht-Forscher zeigen Funde. Weitere römische Wall-Graben-Anlage in Kalkriese entdeckt" (Osnabrücker Zeitung, 21.9.): https://www.noz.de/lokales/bramsche/artikel/954992/weitere-roemische-wall-graben-anlage-in-kalkriese-entdeckt
"Neue Erkenntnisse bei den Ausgrabungen in Kalkriese: Römische Befestigungsanlage am Ort der Varusschlacht entdeckt" (Museum und Park Kalkriese, o.D.): http://www.kalkriese-varusschlacht.de/forschung/aktuelles-aus-kalkriese/
"Römische Befestigungsanlage entdeckt - Neue Erkenntnisse bei den Grabungen in Kalkriese" (Universität Osnabrück, 25.9.): https://www.uni-osnabrueck.de/presse_oeffentlichkeit/presseportal/pressemeldung/artikel/roemische-befestigungsanlage-entdeckt-neue-erkenntnisse-bei-den-grabungen-in-kalkriese.html

3.8.
Neu im Open Access: Gletscherfunde aus dem Kanton Bern, der Schweiz und weltweit
Nach dem berühmten Ötzi hat die aktuelle globale Erwärmung zu weiteren Gletscherrückgängen im Alpenraum geführt. Im Gebiet Schnidejoch (2756 m ü. NN) / Lötschenpass im Kanton Bern werden seit 2003 Funde entdeckt, die zwar nicht so ungestört vollständig sind wie "Ötzi" (und daher weniger spektakulär), aber ähnlich spannend. In ihrer Folge lösten sie 2004-2011 auch umfangreiche Feldforschungen im Umfeld aus. Im Kern geht es um neolithische Funde aus drei Zeitschwerpunkten: 4.840-4.270 cal BC, 3.650-2.910 cal BC und vor allem 3.020-2.570 cal BC. Zu letzterem gehört u. a. ein Bogenfutteral aus Birkenrinde. Die 2015 darüber in zwei Bänden publizierte Monografie mit inges. 530 Seiten liegt nun, schwer zu finden, frei zugänglich im Open Access vor. Nicht nur, dass das Hineinladen in den PDF-Viewer bei diesen 32 und 16 MB großen Dateien seine Zeit braucht: die Publikation besticht durch ihre Gründlichkeit. Alles irgendwie relevant Erscheinende ist zusammengetragen, das archäologische Umfeld vom Paläolithikum bis zum neuzeitlichen Flugzeugwrack beleuchtet, die naturwissenschaftlichen Untersuchungen werden breitest dargelegt, inklusive solchen, die fehlgeschlagen sind. So gehen die an sich spannenden, z. T. einzigartigen Funde in der Fülle durchaus nebensächlicher Informationen etwas unter. Gleichwie: eine schön gemachte Open-Access-Publikation, die nachdenken macht, ob man für vergleichsweise wenig Geld nicht doch das gedruckten Werk erwerben möchte.
Albert Hafner et al. (2015). Schnidejoch und/et Lötschenpass. Archäologische Forschungen in den Berner Alpen. Investigations archéologiques dans les Alpes bernoises. Bern: Erziehungsdirektion d. Kt. Bern. Online-Ausgabe 3.10.2017: https://boris.unibe.ch/72120/


Kulturgutschutz
4.1.
Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
"Trump-Administration streicht den Schutz archäologischer Denkmäler" (Archaeologik, 12.10.): http://archaeologik.blogspot.de/2017/10/trump-administration-streicht-den.html
"Wie viel kulturelles Erbe hat der IS zerstört?" (Tagesthemen, 11.10.; Video, 3:10 Min.): https://www.tagesschau.de/ausland/is-kulturgueter-101.html
"Kulturgut in Syrien und Irak (September 2017)" (Archaeologik, 2.10.): http://archaeologik.blogspot.it/2017/10/kulturgut-in-syrien-und-irak-september.html
Irak: "The archaeological treasures IS failed to destroy" (BBC, 29.9.): http://www.bbc.com/news/world-middle-east-41390440
"Finder Gerrit Remus beklagt Umgang mit Sondengängern: Ärger um den Bronzeschatz" (Altmarkt-Zeitung, 27.9.): https://www.az-online.de/uelzen/bad-bevensen/aerger-bronzeschatz-8721943.html
Ägypten: "Draft law to raise punishment for antiquities theft to death penalty" (Egypt Today, 22.9.): http://www.egypttoday.com/Article/2/24101/Draft-law-to-raise-punishment-for-antiquities-theft-to-death
"UNESCO’s Director General calls on all parties to cease violence and to protect the World Heritage Site of Sabratha in Libya" (UNESCO, 22.9.): http://en.unesco.org/news/unesco-s-director-general-calls-all-parties-cease-violence-and-protect-world-heritage-site
"'Frisch ausgegraben' – Raubgrabungsgut in Hamburg sichergestellt" (Archaeologk, 21.9.): http://archaeologik.blogspot.it/2017/09/frisch-ausgegraben-raubgrabungsgut-in.html
Jalžabet: "Croatia: biggest prehistoric tumulus robbed" (EAA, 15.9.): https://heritage-lost-eaa.com/2017/09/15/croatia-biggest-prehistoric-tumulus-robbed/
"Kulturgut in Syrien und Irak (August 2017)" (Archaeologik, 3.9.): http://archaeologik.blogspot.it/2017/09/kulturgut-in-syrien-und-irak-august-2017.html

4.2.
Ministerin feiert Renovierung des Informationsangebots zum Kulturgutschutz
Zu Beginn der Woche der Bundestagswahl am 24.9. hat die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien Monika Grütters den abgeschlossenen Relaunch ihrer Website zum Kulturgutschutz in Deutschland bekanntgegeben. Die Website soll für "Sammlerinnen und Sammler, Kulturschaffende oder Kulturgut bewahrende Einrichtungen" aus dem In- und Ausland der Dreh- und Angelpunkt sein, um sich über alle relevanten Fragen zum Kulturgutschutz zu informieren. Ob das mit dieser allein in deutscher Sprache angebotenen Website gelingt, mag jeder selbst durchdenken und testen. In der Tat: Für Experten sind hier viele Informationen zusammengetragen und gebündelt (aber brauchen Experten das?). Der erste Navigationspunkt "Alles zum Kulturgutschutz" zeigt zwar zuvorderst das Bild einer in Aufdeckung befindlichen Antike, informiert aber vor allem über die Gesetzeslage und aus dem Blickwinkel des Kunsthandels. Für das Problem des illegalen Imports von anderswo geraubtem Kulturgut nach Deutschland bietet dieser Bereich zwar alle nötigen Gesetze, aber keinerlei konkrete Hilfen. Unter dem zweiten Navigationspunkt "Datenbank national wertvolles Kulturgut" wartet ein unübersichtlicher und weitgehend bildloser Flickenteppich an Informationen (was aber eher in der Länderverantwortung liegt) - spröde Informationen von Experten für Experten. Die Chance, hier ein anschauliches und attraktives virtuelles Museum zusammenzutragen, wurde vertan. Unter dem dritten Navigationspunkt "Staateninformationen" - wo man erst lange nachdenken muss, bis man den so wichtigen Vorderen Orient dem richtigen Kontinent zuordnet - sind viele Staaten (nicht alle) mit kurzen und treffenden Informationen zu ihren nationalen Regelungen hinsichtlich des Kulturgutschutzes sowie der Zuständigkeiten aufgelistet: hilfreich! Bilanz: ein Anfang, fern vom Bürger, ausbaufähig und ausbaubedürftig. Denn die Experten wissen das alles bereits, was hier zusammengetragen ist, und sie wussten auch bislang, sich gezielt zu informieren. Aber der Tourist, dem im Urlaubsland eine alte Münze angeboten wurde, der sie gekauft hat und nun zumindest nachträglich Hilfe sucht, ob und inwieweit erlaubt ist, was er tat und zu tun vorhat (die Münze als Souvenir nach Deutschland mitnehmen), wird diese Seite weder auffinden, noch sich auf ihr zurechtfinden. Von der Frage, inwieweit alle nicht Deutsch Sprechenden dieser Welt bereit sind, ihr Schul-Deutsch so weit aufzupolieren, bis sie die Details der deutschen Gesetzgebungstexte verstehen, einmal ganz abgesehen. So fragt man am Ende: wozu diese Seite und für wen?
"Erweitertes Informationsangebot zum Kulturgutschutz – Relaunch von www.kulturgutschutz-deutschland.de" (Pressemitteilung Bundesregierung, Nr. 329, 18.9.): https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Pressemitteilungen/BPA/2017/09/2017-09-18-bkm-relaunch-kulturgutschutz.html?nn=402566
Website Kulturgutschutz Deutschland: http://www.kulturgutschutz-deutschland.de/DE/Home/home_node.html

4.3.
Bericht vom Symposium über die Zukunft der zerstörten Buddha-Statuen in Bamiyan (Afghanistan)
Vom 27.-30.9. fand an der Universität der Künste in Tokyo ein internationales Symposium über die Zukunft der zerstörten Buddha-Statuen in Bamiyan (Afghanistan) statt. Die Statuen waren 2001 von Taliban mit Dynamit und Granatenbeschuss aus angeblichen religiösen Gründen mutwillig zerstört worden; dies löste damals auf der ganzen Welt Entsetzen aus und rief nicht zuletzt die UNESCO auf den Plan. Zwei Jahre später wurden die leeren Nischen und einige weitere buddhistische Kulturdenkmäler als Kulturlandschaft zum Welterbe ernannt. Seitdem haben sich japanische, italienische und deutsche Teams um die Sicherung und Konservierung der übrig gebliebenen Fragmente der Statuen und der Nischen sowie um die weitere archäologische Erforschung der Umgebung gekümmert, während das Land von Terrorismus und politischer Instabilität geprägt war und teilweise noch ist. Jetzt hofft nicht nur die Regierung, sondern auch der Gouverneur von Bamyian, das eines der friedlichsten Gebiete des Landes ist, auf einen Aufschwung für die Wirtschaft durch Tourismus. Deshalb soll mindestens eine der Statuen rekonstruiert werden. Doch bei Welterbestätten haben auch die UNESCO und die mit ihr zusammenarbeitenden Expertenorganisationen, wie z. B. ICCROM und ICOMOS, mitzureden. Das von Japan finanzierte Symposium in Tokyo, an dem mehr als 60 Repräsentanten aus Afghanistan (darunter der Kulturminister), seitens der UNESCO sowie internationale Experten teilnahmen, sollte zwischen vier konkreten Rekonstruktionsvorschlägen auswählen, darunter zwei aus Deutschland. Doch nach viel Diskussion kam es am Ende zu keiner Entscheidung, sondern eine neu von der afghanischen Regierung einzusetzende Arbeitsgruppe soll im kommenden Jahr einen Beschluss fassen. Ein Problem war, dass eine Zukunftsstrategie für die Region noch fehlt und somit unklar ist, welche Art von Tourismus man eigentlich anstrebt, und was die wahrscheinlichen Auswirkungen der unterschiedlichen Vorschläge nicht zuletzt auf die Lokalbevölkerung sein werden. Es fehlten somit Analysen, die es ermöglicht hätten, zwischen den Alternativen wählen zu können. Immerhin konnte man sich auf eine Reihe von konservatorischen Sofortmaßnahmen einigen, die den Zweck haben, die Welterbestätte aus der Liste des gefährdeten Erbes der Welt zu entfernen.
Website des Symposiums "The Future of the Bamiyan Buddha Statues. Technical Considerations and Potential Effects on Authenticity and Outstanding Universal Value" (Tokyo, 27.-30.9.): https://bamiyanfuture.com
"Cultural Landscape and Archaeological Remains of the Bamiyan Valley" (UNESCO): http://whc.unesco.org/en/list/208

4.4.
Grabungsgenehmigungspflicht in Österreich durch Gerichte weitgehend gekippt
Der seit Jahrzehnten vertretenen Rechtsauffassung des österreichischen Bundesdenkmalamtes (BDA) zufolge galt gemäß § 11 Abs. 1 des Denkmalschutzgesetzes (DMSG) in Österreich eine Genehmigungspflicht für Grabungen und sonstige archäologische Nachforschungen (NFG-Pflicht) - unabhängig davon, ob auf einer konkret betroffenen Fläche das Vorkommen archäologischer Denkmale bereits bekannt ist (BDA 2016, 6). Spätestens seit 2012 hat das BDA auch die Aufsammlung von Oberflächenfunden und vergleichbare Handlungen dieser NFG-Pflicht unterzogen (BDA 2012, 8; 2016, 11-12). Ein aktuelles Gerichtsurteil kippt diese Rechtsauffassung nun weitgehend, wenn nicht sogar vollständig. In einem von Prof. Raimund Karl vor das Bundesverwaltungsgericht (BVwG) gebrachten Fall hat dieses in seinem Spruch vom 11.9. zu Zahl W 183 2168814-1/2E jetzt als Recht erkannt, dass die NFG-Pflicht des § 11 Abs. 1 DMSG für rein auf die Entdeckung von Oberflächenfunden ausgerichtete Nachforschungen nicht angewendet werden kann. In einem anderen, davon unabhängigen Fall – ausgelöst durch eine Anzeige des BDA wegen unbewilligter Grabungstätigkeit durch einen Laien – hatte der Verwaltungsgerichtshof (VwGH) bereits zuvor in seinem Spruch vom 23.2. zu Zahl Ro 2016/09/0008 eine noch deutlich weiter reichende Entscheidung getroffen. Hier hatte der VwGH als Recht erkannt, dass die NFG-Pflicht erst durch Bestehen einer durch konkrete Hinweise begründeten Erwartung bzw. durch die Wahrscheinlichkeit des Vorkommens bzw. der Auffindung denkmalschutzrelevanter Gegenstände am Ort der (geplanten) Nachforschung ausgelöst wird. Als hinreichende Hinweise nennt der VwGH "z. B. wissenschaftliche Befunde und Gutachten geeigneter Sachverständiger oder andere allgemein zugängliche Quellen bzw. auch ein laufendes Unterschutzstellungsverfahren" (VwGH 23.2.2017, Ro 2016/09/0008, 4). Selbst unter der (eher unwahrscheinlichen) Voraussetzung der Richtigkeit der weitesten möglichen Auslegung dieses Rechtssatzes – nämlich dass auch schon die vom BDA jährlich in den Fundberichten aus Österreich (FÖ) veröffentlichten Fundmeldungen "andere allgemein zugängliche Quellen" und somit "konkrete Hinweise" im Sinne dieser Erkenntnis sind – bedeutet das, dass die Pflicht zur Einholung einer NFG auf Nachforschungen auf jenen geschätzt über 99 % der österreichischen Bodenflächen nicht anwendbar ist, zu denen das BDA noch keine Fundmeldungen veröffentlicht hat. Dies entspräche in etwa der derzeitigen Rechtslage in Bayern, nur, dass auf Bodenflächen, von denen noch keine Bodenfunde bekannt sind, nicht nur nicht-invasive Nachforschungen, sondern auch Grabungen bewilligungsfrei durchgeführt werden dürften. Unter Voraussetzung der (weit wahrscheinlicheren) Richtigkeit einer strikteren Auslegung – dass, um als "konkrete Hinweise" im Sinne des Rechts betrachtet werden zu können, die allgemein zugänglichen "Quellen" wenigstens die einem Sachverständigengutachten entsprechende Qualität aufweisen müssen – wäre die NFG-Pflicht wenigstens derzeit sogar noch stärker beschränkt. Quellen gutachterlichen Niveaus liegen nämlich derzeit de facto nur für die gemäß §§ 2, 2a oder 3 DMSG denkmalgeschützten oder in einem laufenden Unterschutzstellungsverfahren befindlichen archäologischen Denkmale und den (auch) aus archäologischen Gründen als Welterbestätten ausgewiesenen Fundstellen vor. Die österreichische Rechtslage würde somit derzeit wenigstens de facto, wenn auch nicht unbedingt de jure, der in England und Wales entsprechen. Die Erkenntnisse haben bedeutende Implikationen sowohl für die vergangene als auch die zukünftige Handhabung des § 11 Abs. 1 DMSG durch das BDA. Selbst im für das BDA besten Fall ist davon auszugehen, dass wenigstens ein gewisser Anteil der vom BDA in der Vergangenheit erteilten NFG rechtswidrig erteilt wurde, weil eine solche gesetzlich gar nicht erforderlich war. Im schlechtesten Fall hingegen sind sogar praktisch alle in der Vergangenheit erteilten NFG-Bescheide (inklusive der darin erteilten Auflagen) mit dem Mangel der Rechtswidrigkeit behaftet. Ebenso wurden vermutlich wenigstens in Einzelfällen, wenn nicht sogar in nahezu allen vorgekommenen Fällen, Metallsucherinnen und Metallsucher vom BDA in rechtswidriger Weise für Verletzungen der NFG-Pflicht an Orten angezeigt, wo eine solche gar nicht vorkommen konnte. Für die Zukunft der Archäologie in Österreich bedeutet das, dass vermutlich wenigstens ein gewisser Teil, wenn nicht sogar nahezu alle professionellen Ausgrabungen und sonstigen Nachforschungen nicht NFG-pflichtig sind. Ebenso bedeutet es, dass auch das Sondengehen nahezu überall in Österreich bewilligungsfrei erlaubt ist, wenigstens auf allen Bodenflächen, die noch nicht durch in den FÖ veröffentlichte Fundmeldungen als "Fundhoffnungsgebiete" ausgewiesen sind, aber eventuell sogar praktisch auf allen, die nicht aus archäologischen Gründen explizit unter Denkmalschutz stehen oder als Welterbestätten ausgewiesen wurden. Funde von Bodendenkmalen auf allen anderen – d. h. jedenfalls wohl über 99 %, eventuell sogar über 99.98 % aller – Bodenflächen in Österreich sind hingegen, selbst wenn sie unter Einsatz eines Metallsuchgerätes oder bei professionellen archäologischen Ausgrabungen entdeckt wurden, als Zufallsfunde gemäß § 8 Abs. 1 DMSG zu betrachten und daher nur durch die Fundmeldepflichten des § 8 und den sich daraus ergebenden Rechtsfolgen gem. § 9 DMSG geschützt. Weitreichende Veränderungen in den archäologischen Denkmalpflegepraktiken in Österreich sind zu erwarten. Ob diese zum Vor- oder Nachteil der Archäologie sein werden, ist noch nicht absehbar. Klar und bedenklich ist aber jedenfalls, dass das BDA – das ohnehin schon durch den Bericht des Rechnungshofes aus dem Frühjahr 2017 schwer angeschlagen ist (RH 2017; siehe auch DGUF-Newsletter vom 2.11.2016 Punkt 9.1.; 1.6.2017 Punkt 9.7.) – nun auch noch (und das gleich zwei Mal) darin auffiel, das Gesetz, das es umzusetzen hat, gravierend falsch ausgelegt und dadurch seine Kompetenzen deutlich, wenn nicht sogar massiv überschritten zu haben.
Denkmalschutzgesetz § 11 "Bewilligungen und Verpflichtungen bei Grabungen nach Bodendenkmalen": https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/Bundesnormen/NOR40152010/NOR40152010.pdf
BDA 2012. Richtlinien für archäologische Maßnahmen. 2. Fassung – 1. Jänner 2012. Wien: Bundesdenkmalamt. [nicht mehr online, nur als gedrucktes Heft in Bibliotheken]
BDA 2016. Richtlinien für archäologische Maßnahmen. 4. Fassung – 1. Jänner 2016. Wien: Bundesdenkmalamt [25.9.2017]: https://bda.gv.at/fileadmin/Medien/bda.gv.at/SERVICE_RECHT_DOWNLOAD/Richtlinien_fuer_archaeologische_Massnahmen_4.Fassung.pdf
BVwG vom 11.9.2017, Zl. W 183 2168814-1/2E: https://www.academia.edu/34666435/BVwG_11.9.2017_W_183_2168814-1_2E
RH 2017 (28.4.): http://www.rechnungshof.gv.at/berichte/ansicht/detail/bundesdenkmalamt.html
VwGH vom 23.2.2017 zu Zahl Ro 2016/09/0008: https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/Vwgh/JWT_2016090008_20170223J00/JWT_2016090008_20170223J00.pdf


5. Ausbildung, Job-Themen und Personalia
5.1.
Cornelius Holtorf (Universität Kalmar) erhält weltweit ersten UNESCO-Lehrstuhl für "Heritage Futures"
Als Ehre und als Bestätigung seiner Forschungstätigkeit hat Prof. Dr. Cornelius Holtorf (Linnaeus-Universität Kalmar, Schweden) die Entscheidung der UNESCO bezeichnet, einen Lehrstuhl für Archäologie mit der Spezialisierung "Heritage Futures" zu etablieren. Während die Mehrzahl der Fachkollegen daran arbeitet, Kulturgut mit Blick auf die Gegenwart zu bewahren, richtet Holtorf den Blick in die Zukunft: Es werde in der Denkmalpflege oft vorausgesetzt, dass man das Kulturerbe für den Nutzen zukünftiger Generationen bewahren müsse, sagte der gebürtige Deutsche der Newsletter-Redaktion. Ein Rückblick zeige, dass sich die Rolle des Kulturerbes bereits mehrmals verändert habe, von der Nationalromantik zur Erlebnisgesellschaft. Alles spreche dafür, dass es auch künftig zu Rollenänderungen kommen werde. "Wie man sich die Zukunft vorstellt, hat einen Einfluss auf die Praktik der gegenwärtigen Denkmalpflege", sagt Cornelius Holtorf. "Weil derzeit die Frage aber oft gar nicht gestellt wird, geht man de facto davon aus, dass die Zukunft letztlich wie die Gegenwart sein wird, und man versucht deshalb schlicht, das zu bewahren, was uns heute selbst am Wichtigsten erscheint. Diese Art der 'Zeitlosigkeit' in der Denkmalpflege ist jedoch naiv – und gerade für einen historischen Bereich auch überraschend", so Holtorf. "Man muss die Zukunft nicht unbedingt als eine Reihe von Gefahren und Risiken sehen, vor denen man das Kulturgut möglichst unversehrt schützen muss, z. B. Klimawandel, Raubgrabungen und Bautätigkeit", erläutert Cornelius Holtorf. Man könnte stattdessen unterschiedliche Szenarien für eine bestimmte Zukunft – etwa in 100 Jahren – erwägen und sich z. B. überlegen, welche Art von Kulturgut unter unterschiedlichen Bedingungen von größtem Nutzen sein werde. Oder man sehe die Zukunft des Kulturgutes so, wie man auch die Zukunft von Kindern sieht: Sie werden nicht so bleiben, wie sie sind, und es sei auch richtig und normal, dass sie ihren eigenen Weg gingen. Als Eltern akzeptiere man seine Kinder unabhängig davon, was aus ihnen werde bzw. ihnen zustoße. Zu den Aufgaben der Professur gehört die Entwicklung von Fortbildungskursen für professionelle Denkmalschützer zu Zukunftsbildern in der Denkmalpflege. Cornelius Holtorf studierte in Tübingen, Reading und Hamburg und erlang seinen Magister bei Michael Gebühr. Danach war er viele Jahre in Großbritannien, wurde 1998 bei Michael Shanks promoviert; er lebt und arbeitet seit 15 Jahren in Schweden, seit 2008 an der Universität Kalmar als Professor für Archäologe an der Linnaeus-Universität sowie als Direktor der "Graduate School in Contract Archaeology" (GRASCA).
"Linnaeus University gets the world´s first UNESCO Chair in Heritage Futures" (Linnaeus University, 18.9.): https://lnu.se/en/meet-linnaeus-university/current/news/2017/linnaeus-university-gets-the-worlds-first-unesco-chair-in-heritage-futures/
Website des Projekts "Heritage Futures", das Grundlagen innerhalb des Bereiches legt, in dem auch die Professur arbeitet: https://heritage-futures.org/
Cornelius Holtorf, Anders Högberg: The Contemporary Archaeology of Nuclear Waste. Communicating with the Future. Arkæologisk Forum nr. 35, 2016, 31-37. https://www.academia.edu/31351180/_with_A._H%C3%B6gberg_The_Contemporary_Archaeology_of_Nuclear_Waste._Communicating_with_the_Future._Ark%C3%A6ologisk_Forum_nr._35_2016_31-37

5.2.
ERC Starting Grant für Dr. Radu Iovita zur Erforschung paläolithischer Hominiden an der "Seidenstraße"
Der Paläoanthropologe Radu Iovita (Universität Tübingen) konnte ein Starting Grant des Europäischen Forschungsrats (European Research Council, ERC) für sein interdisziplinäres Projekt "A Silk Road in the Palaeolithic: Reconstructing Late Pleistocene Hominin Dispersals and Adaptations in Central Asia", kurz: Palaoesilkroad, einwerben. Iovita und sein Team begeben sich dabei auf Spurensuche paläolithischer Hominiden an der Seidenstraße in Kasachstan und erhoffen sich Aufschluss über die altsteinzeitliche Besiedlung in Zentralasien. Eine Kernfrage: Wie gelang es den Menschen in der jüngsten Eiszeit die teilweise erheblichen Klima- und Umweltschwankungen zu überleben? Der ERC stellt jährlich mehr als eine halbe Milliarde Euro für die exzellentesten Nachwuchswissenschaftler Europas zur Verfügung. Radu Iovita erhält über einen Zeitraum von fünf Jahren 1,5 Mio. Euro für sein Forschungsprojekt. Iovita studierte Anthropologie an der Universität Harvard und Archäologie an der Universität Cambridge und wurde an der Universität Pennsylvania promoviert. Neben seiner Tätigkeit am Tübinger Institut für Ältere Urgeschichte und Quartärökologie arbeitet er als Assistent Professor für Anthropologie an der New York University.
"Zwei EU-Starting Grants für Tübingen" (Pressemitteilung Universität Tübingen, 27.9.): http://www.uni-tuebingen.de/newsfullview-landingpage/article/zwei-eu-starting-grants-fuer-tuebingen.html
Projektwebsite "Palaoesilkroad": https://www.palaeosilkroad.eu/
Radu Iovita bei Twitter: https://twitter.com/iovitza

5.3.
Mutiger Kampf um Weltkulturerbe: Die irakische Archäologin Layla Salih
Während ISIS- und staatliche Truppen im Irak und im Gebiet Kurdistans kämpfen, werden unwiederbringliche Kulturgüter zerstört oder geplündert. Doch Layla Salih kämpft unter Lebensgefahr für die Kostbarkeiten. Ihr Handeln führt sie unmittelbar in die Kampfzonen, und während die Soldaten sich gerade erst auf dem Rückzug befinden, schlüpft sie in Museen und Kulturstätten, um Schäden zu evaluieren und Bestände aufzunehmen. So kann - in Zusammenarbeit mit Behörden und Polizei - der internationale Schwarzmarkt auf gestohlene Artefakte schnell überprüft werden und für beschädigte Bauwerke ein Plan zur Sicherung erstellt werden. Das Smithsonian-Magazin stellt in seiner neuesten Ausgabe Layla Salih vor, die einen BA in Archäologie und English Translation hat, sowie einen MA in islamischer Architektur und die für das irakische Ministerium für Tourismus und Antiken arbeitet. Die Irakerin ist Spezialistin für die Kunst und Archäologie des Abbasiden-Kalifats (750-1258 AD) und nutzt ihre jahrelange Arbeit in Museen und Bibliotheken, um sich heute für die Zeugnisse menschlicher Zivilisation in der Region zwischen Euphrat und Tigris einzusetzen.
"The Salvation of Mosul. An Iraqi archaeologist braved ISIS snipers and booby-trapped ruins to rescue cultural treasures in the city and nearby legendary Nineveh and Nimrud" (Smithsonian Magazine, Okt. 2017): http://www.smithsonianmag.com/history/salvation-mosul-180964772/#K0d5A6IuL6ziq7DR.99
Weiterführend zum Thema Mosul: "Mosul’s Old City waits for salvation amid‘death, death, death’" (The Washington Post, Juni 2017): https://www.washingtonpost.com/world/middle_east/mosuls-old-city-waits-for-salvation-amiddeath-death-death/2017/06/16/d881d082-4add-11e7-987c-42ab5745db2e_story.html
"BURIED TREASURE: Incredible images reveal inside 2,600-year-old palace found buried under the ruins of a shrine blown up by ISIS in Mosul. Palace of Assyrian King Esarhaddon found beneath Nabi Yunus shrine, which jihadis destroyed" (The Sun, 8.3.2017): https://www.thesun.co.uk/news/3040929/images-inside-palace-buried-under-ruins-shrine-isis-mosul/
"Previously untouched 600BC palace discovered under shrine demolished by Isil in Mosul" (The Telegraph, 28.2.2017): http://www.telegraph.co.uk/news/2017/02/27/previously-untouched-600bc-palace-discovered-shrine-demolished/
"In Northern Iraq, ISIS Leaves Behind An Archaeological Treasure In Ruins" (npr, 26.11.2016): http://www.npr.org/sections/parallels/2016/11/26/503275429/in-northern-iraq-isis-leaves-behind-an-archaeological-treasure-in-ruins
Layla Salih auf Twitter: https://twitter.com/archlayla

5.4.
In zwölf Monaten per Rad rund ums Mittelmeer: Die DAI-Reisestipendiatin Polly Lohmann bloggt ihre Abenteuer
Weil Polly Lohmann alias Pollyglotta und ihre Kollegin-Freundin Zsuzsi nicht gerne Auto fahren, entschieden sie, die Fahrt rund um das Mittelmeer per öffentliche Verkehrsmittel und Fahrrad anzutreten. Lohmann forscht zu Graffiti, z. B. in den Wohnhäusern Pompejis, Zsuzsanna Végh zu den abydenischen Kulten während des Alten und Mittleren Reiches. Los ging es am 1.10. in Strasbourg Richtung Südfrankreich – also links herum. In deutsch-englischen Blogposts, die ausnehmend schön zu lesen und bebildert sind, kann die Reise der beiden Archäologinnen begleitet und kommentiert werden. Achso: wer in Spanien, Portugal, Marokko, Tunesien, Ägypten, dem Sudan, Äthiopien, Israel, Jordanien, Italien, Kroatien, Albanien, Makedonien, Bulgarien, Griechenland oder der Türkei einen Schlafplatz für die Beiden hat oder helfen kann, melde sich bitte bei ihnen.
https://durchdiebrille.com/category/archaologie-archaeology/

5.5.
aDNA und die ethischen Implikationen
Alan G. Morris, Universität Kapstadt, ist Autor eines lesenswerten Beitrags bei "The Conversation". Morris forscht an prähistorischer DNA der südafrikanischen Fundstelle Faraoskop. So spannend dies sei, sei doch auch über die ethischen Aspekte nachzudenken, denn für die Untersuchungen müsse man die Knochen beschädigen. Den Anthropologen beschäftigen vier Aspekte: Wettbewerb unter Labors um Knochenproben; die Gefahr von "parachute research", d.h. fremde Forscher, die anreisen, Daten sammeln und wieder verschwinden; die fehlende Verbindung zwischen dem Studium der Knochen und der Genetik; und schließlich Labormethoden und vergleichende Daten.
Alan G. Morris, "Ancient DNA unearths fascinating secrets. But what about the ethics?" (The Conversation, 9.10.): http://theconversation.com/ancient-dna-unearths-fascinating-secrets-but-what-about-the-ethics-85186

5.6.
Frühere französische Ministerin für Kultur und Kommunikation Audrey Azoulay ist neue Generaldirektorin der UNESCO
Heute um kurz nach 15 Uhr sickerten auf Twitter die Auszählungen der letzten Wahlrunde für das Amt des Generaldirektors/der Generaldirektorin der UNESCO durch. 31 Stimmen fielen auf Audrey Azoulay, 25 auf Hamad Bin Abdulaziz Al-Kawari (Qatar). Die 1972 geborene Französin folgt auf Irina Bokova. Azoulay studierte Betriebswirtschaftslehre, war am französischen Kulturministerium tätig, danach am Rechnungshof. Zuletzt war sie ein gutes Jahr lang, von Februar 2016 bis Mai 2017, Frankreichs Ministerin für Kultur und Kommunikation. Die Wahlen der UNESCO werden überschattet von den Erklärungen der USA und Israels, auf der UN-Organisation auszutreten (s. dieser Newsletter Punkt 10.7.).
Website von Audrey Azoulay zur UNESCO-Kandidatur: https://www.audreyazoulay-unesco2017.fr/en/
"Wahl eines neuen UNESCO-Generaldirektors" (UNESCO): http://www.unesco.de/presse/pressematerial/wahl-unesco-generaldirektion.html


6. Berufsverband
6.1.
Videos der DGUF-Jahrestagung "Ein Berufsverband für die Archäologie?" jetzt komplett auf YouTube
Die Videos aller Vorträge der DGUF-Jahrestagung "Ein Berufsverband für die Archäologie?" (Mainz, 4.7.) sind jetzt auf YouTube zu finden. Einzige Ausnahme ist der Vortrag des DArV-Vorsitzenden Patrick Schollmeyer (der einer Abfilmung freundlich widersprach). Auch die Vortragsfolien sind eingebettet, so dass jeder, der nicht in Mainz sein konnte, die Tagung sehr gut nachzuvollziehen vermag. Eine kurze Doku fasst außerdem die gesamte Tagung zusammen und zeigt die World Cafés am Nachmittag, d.h. sechs Themen, die zu debattieren alle Tagungsteilnehmer gemeinsam festgelegt hatten. Vom Abendempfang des CIfA und dem Start von CIfA Deutschland liegt jetzt ebenfalls ein kurzer Film vor.
https://youtu.be/xNzcSMHXk1k

6.2.
C. Sebastian Sommer: Das Thema Berufsverband aus der Sicht eines "Landesarchäologen"
Der Leiter der bayerischen Landesarchäologie und Geschäftsführer des Verbands der Landesarchäologen, Prof. Dr. C. S. Sommer, bemängelt das niedrige Verdienstniveau in den Grabungsfirmen. "Meines Erachtens krankt unser System ganz wesentlich unter dem Ansatz, die archäologische Arbeit möglichst ‚billig‘ anzubieten, denn dadurch wird weder eine größere Akzeptanz erreicht, noch besteht bei den Firmen das erforderliche Zeitpensum, gute Berichte zu liefern oder der Puffer, mit Unvorhergesehenem umzugehen." Er hält die Gründung eines deutschlandweiten Berufsverbandes für einen Weg, die Qualität für die Archäologie und die darin beschäftigten Menschen zu verbessern. "Ein umfassender Berufsverband könnte hier hilfreich sein. Mit einer offenen Ausrichtung wie der des Chartered Institute for Archaeologists gäbe es – wie dessen Mitglieder aus England, Schottland, Wales, Nordirland und Irland auf der Basis von z. T. recht unterschiedlicher Gesetzgebung und Struktur zeigen – keine Probleme mit dem föderalen Ansatz in Deutschland."
Sommer, C. S. (2017). Das Thema Berufsverband aus der Sicht eines 'Landesarchäologen'. Archäologische Informationen 41, Early View, online publiziert 29. Sept. 2017. http://www.dguf.de/fileadmin/AI/ArchInf-EV_Sommer.pdf
Sebastian Sommers Vortrag auf der DGUF-Tagung am 4.7.2017, der dem Aufsatz zu Grunde liegt, gibt es auch als Video: https://www.youtube.com/watch?v=GiN5IiYJEFU

6.3.
"Sorgfältig und objektiv nachvollziehbar": Teilnahme von CIfA Deutschland an einer Sitzung des Akkreditierungskomitees des CIfA
Im September nahm Michaela Schauer, die Koordinatorin und Geschäftsführerin von CIfA Deutschland, an einer Sitzung des Akkreditierungskomitees des CIfA in der CIfA-Zentrale in Reading teil (zum Akkreditierungssystem siehe DGUF-Newsletter vom 14.9.2017 Punkt 6.2.). Deutsche Archäologen befürchteten hie und da, so beobachtet es Michaela Schauer, dass ihre Unterlagen für die Akkreditierung bei CIfA durch "altbekannte Gesichter, die überall ihre Finger im Spiel haben", nach "undurchsichtigen Kriterien, bei denen man als normaler Archäologe eh keine Chance hat", geprüft werden. "Mir war es deshalb sehr wichtig, einen Einblick zu bekommen, wie das Akkreditierungskomitee arbeitet", erklärte Michaela Schauer gegenüber dem DGUF-Newsletter. Weiter schildert sie: "Das Komitee der September-Sitzung bestand aus neun Personen unterschiedlichster Altersgruppen und Arbeitsbereiche – von jungen, gerade fertig Studierten über Firmen-, Universitäts- und Museumsmitarbeiter bis hin zu (sehr) erfahrenen Firmeninhabern und hochrangig staatlich beschäftigen Archäologen. Jeder Akkreditierungsantrag wird von jedem Einzelnen vor der Sitzung sorgfältig gelesen und dann in der Sitzung gemeinsam besprochen. Stellt das Komitee fest, dass im Komitee die nötigen Kompetenzen fehlen ‒ z. B. da der/die zu Akkreditierende vor allem archäozoologisch gearbeitet hat und kein Archäozoologe im Komitee sitzt, um die Unterlagen fachlich zu prüfen ‒, wird dieser Antrag an geeignete ausgewiesene Fachleute zur weiteren Prüfung und mit der Bitte um eine Stellungnahme weitergereicht. Besondere Beachtung finden in der Sitzung die beiden Referenzschreiben, welche vor Ort gemeinsam gelesen und besprochen werden. Besonders wichtig ist hierbei, dass die Referenzen die jeweiligen Kompetenzbereiche des Antragstellers, die dieser in seiner Selbstbeschreibung dargelegt hat, gut abdecken und erklären. Wenn alle Unterlagen gesichtet und alle Fragen geklärt sind, wird anhand der CIfA-Kompetenzmatrix entschieden, ob dem Akkreditierungsantrag zugestimmt wird. Stimmen alle Anwesenden in allen Kategorien zu, so wird der Antrag akzeptiert. Ist sich das Komitee einig darüber, dass nach dem vorliegenden Wissensstand dem Akkreditierungsantrag zuzustimmen wäre, es aber z. B. noch den Kommentar der Archäozoologen abwarten möchte, oder möchte das Komitee um eine weitere Referenz bitten (z. B. um sich bei zwei sich wiedersprechenden Referenzen Klarheit zu verschaffen) oder benötigt es noch wenige zusätzliche Informationen (Veröffentlichungen, Klarstellungen etc.), so wird der Antrag mit 'yes, pending' angenommen. Treffen die erbetenen zusätzlichen Dokumente ein und entsprechen der Erwartungen, so wird dieser schwebende Zustand aufgehoben und der Antrag ist komplett angenommen. Ich bin sehr beeindruckt davon, wie sorgfältig, genau und objektiv nachvollziehbar die Akkreditierungsanträge geprüft wurden. Jeder Antrag wird persönlich und individuell behandelt."
Sich als Student oder normales Mitglied bei CIfA registrieren, ohne einer der drei zertifizierten Mitgliederstufen anzugehören (derzeit noch nicht auf Deutsch möglich): http://www.archaeologists.net/join/individual/onlineapp
Sich als Einzelperson in einer der drei möglichen CIfA-Mitgliedsstufen zertifizieren lassen (auf Deutsch möglich): http://www.cifa-deutschland.de
Kontakt zur Geschäftsführerin/Koordinatorin von CIfA Deutschland, Michaela Schauer M.A. ACIfA: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

6.4.
Unterwasserarchäologie und globale Berufsstandards?
Auf der vom 19.-21.4. in Newcastle abgehaltenen Jahrestagung des Chartered Institute for Archaeologists (CIfA) unter dem Titel "Archaeology: a global profession" beschäftigte sich der Fachbereich Unterwasserarchäologie mit dem Thema "Marine archaeology: global standards for protection and professional practice". Alle sechs Vorträge sind mitsamt ihrer Präsentationsfolien nun online als Videos verfügbar, darunter z. B. "Global standards for marine archaeological work: utopian dream or close to reality?" von Chris Underwood, dem Präsidenten von ICOMOS-ICUCH. Die Unterwasserarchäologie kämpft seit jeher mit unsachgemäß durchgeführten Untersuchungen an marinen Fundstellen. Besonders die Arbeit in internationalen Gewässern erfordert ein hohes Maß an Kommunikation, Absprachen und Regeln, um reibungslose bzw. fachlich korrekte Abläufe zu gewährleisten. Ohne internationale Abkommen (z. B. die UNESCO Convention on the Protection of the Underwater Cultural Heritage, UCH) ist eine Zusammenarbeit verschiedener Länder oft sehr schwierig. Auch das starke Interesse der Öffentlichkeit an marinen Fundstellen und die Herausforderungen, die so an die für Schutz, Erhalt und Erforschung des archäologischen Erbes Verantwortlichen gestellt werden, sowie mögliche Lösungsansätze standen im Fokus dieser Session. Um verbindlich fachlich korrektes Verhalten von Archäologen in diesem Spannungsfeld zu definieren, wurden Standards, also ethisch-moralische Verhaltensrichtlinien, sowie Möglichkeiten, diese zu entwickeln und zu etablieren, diskutiert. Diese Session fügt sich demnach perfekt in die Tagung des CIfA ein: Der Berufsverband vertritt und setzt hohe berufliche Standards und strenge ethische Richtlinien für die Archäologie als Beruf.
"Marine archaeology: global standards for protection and professional practice" (Doug's Archaeology, 20.9.): https://dougsarchaeology.wordpress.com/2017/09/20/marine-archaeology-global-standards-for-protection-and-professional-practice/


7. Open Access & Open Data
7.1.
Internationale Branchenvereinigung wissenschaftlicher Fachverlage geht gegen ResearchGate vor
Debatten um Open Access, DEAL, Urheberrecht ... "Ach, kümmert mich nicht, steht ja doch alles frei bei ResearchGate und Academia.edu." Diese Haltung der pragmatischen Bequemlichkeit ist in Wissenschaftskreisen weit verbreitet. In der Tat: mehr als 13 Mio. (nach Unternehmensangaben) registrierte Nutzer bei ResearchGate und mehr als 55 Mio. bei Academia.edu unterstreichen, wie alltäglich im Laufe der vergangenen zehn Jahre das Selbstarchivieren von Publikationen und deren Nutzung über diese und ähnliche Plattformen geworden ist. Ein reicher Fundus vor allem an Aufsätzen ist dort auffindbar und kann kostenlos gelesen werden. Wer das Gesuchte dort findet, interessiert sich in der Regel wenig dafür, ob die Praxis des Archivierens und Downloadens nun in jedem Einzelfall auch legal ist - vor allem die bequeme Find- und Verfügbarkeit ist wichtig. Doch das ist leichtfertig. Sieht man einmal davon ab, dass auch diese bislang kostenlosen Plattformen sich refinanzieren müssen und nach Geschäftsmodellen suchen: Den Wissenschaftsverlagen ist das Treiben suspekt, sie sehen ihr eigenes Geschäftsmodell bedroht und beginnen mehr und mehr, gegen diese Plattformen vorzugehen. Aktuell hat sich STM Association, die starke internationale Branchenvereinigung wissenschaftlicher Fachverlage, mit ResearchGate die kleinere (und damit schwächere) der beiden Plattformen vorgeknöpft und setzt sie unter Druck. STM möchte Zugang zu den Daten, das Hochgeladene automatisch gegen Verstöße (angeblich) gegen das Urheberrecht resp. (tatsächlich) gegen das den Verlagen eingeräumte Nutzungsrecht prüfen. Sprich: ggf. zum De-Publizieren zwingen. Anwälte rangelten miteinander, es kam zu keiner Einigung. Nun haben Verlage förmliche rechtliche Schritte angekündigt. Was durchaus komplex werden kann, denn das in Deutschland beiheimatete ResearchGate kann sich auf das deutsche Zweitverwertungsrecht berufen (§38 Ab. 4 UrhG), das aber ev. mit internationalen Rechtsvorstellungen kollidiert. Gleichwie das ausgehen mag: die beliebten Selbstarchivierungs-Plattformen sind ebenso bequem wie unsicher. Es ist notwendig, sich als Wissenschaftler um Urheberrechte, Nutzungsrechte, DEAL u. ä. zu kümmern und aktiv an diesen Debatten mitzuwirken - es geht um Grundlagen unserer alltäglichen Arbeit.
"Streit um Zweitveröffentlichungen: Verlage nehmen Researchgate ins Visier" (irightsinfo, 19.9.): https://irights.info/artikel/streit-um-zweitveroeffentlichungen-verlage-nehmen-researchgate-ins-visier/28728#more-28728
"Verlage kündigen Klage gegen ResearchGate an" (wisspub.net, 5.10.): https://wisspub.net/2017/10/05/verlage-kuendigen-klage-gegen-researchgate-an/

7.2.
Darf ich nun, oder nicht? ... meinen Sonderdruck online stellen
Nach gewisser Zeit den Aufsatz, den man in einer guten Zeitschrift konventionell publiziert hat, online stellen, z. B. bei Academia.edu oder ResearchGate.net? Das tun weltweit viele Kollegen, weshalb diese Plattformen heute einen wertvollen Fundus bieten, um Literatur zu finden, bzw. Autoren eine Möglichkeit, mehr Wahrnehmung für ihre Publikationen zu erreichen. Doch darf man das auch? Rechtlich greifen Autoren hier auf ihr sog. "Zweitveröffentlichungsrecht" zurück, in vielen Fällen ist das ein Jahr nach der Erstveröffentlichung erlaubt. Doch wie so oft: der Teufel steckt im Detail. Hilfe bietet hier eine Broschüre von Matthias Spielkamp bei iRightsInfo - im Open Access selbstverständlich.
Matthias Spielkamp: Zweitveröffentlichungsrecht für Wissenschaftler: Geltende Rechtslage und Handlungsempfehlungen. iRights.Lab Policy Paper Series Nr. 1. https://irights.info/artikel/open-access-policy-paper-zum-zweitveroeffentlichungsrecht-fuer-wissenschaftler-veroeffentlicht/25264

7.3.
Vom stillen heißen Krieg zwischen Elsevier und DEAL um die Neugestaltung des wissenschaftlichen Publikationswesens
Das DEAL-Konsortium, das praktisch alle Hochschulbibliotheken und Forschungseinrichtungen Deutschlands bündelt, meint es ernst mit Open Access und will das wissenschaftliche Publikationswesen zeitgemäß umstellen; daher verhandelt man mit dem Wissenschaftsverlag Elsevier, einem der weltweit größten Wissenschaftsverlage. Nach Elsevier soll dann mit Springer Nature und mit Wiley, den beiden anderen Großen, verhandelt werden. Der aktuelle Plan von DEAL: freies Lesen aller Elsevier-Zeitschriften - also Open Access - für alle Bürger in Deutschland; im Ausgleich dafür bezahlt der Wissenschaftsbetrieb den Verlag Elsevier für die Dienstleistung des Publizierens. Für den Verlag kann das eine kostenneutrale Lösung sein: statt über Abonnemente finanziert er sich über die Publikationsgebühren. DEAL möchte das Ganze vernünftigerweise landesweit pauschal regeln anstatt wie bisher in individuellen Verträgen jeder einzelnen (Uni-) Bibliothek mit Elsevier - in Fachkreisen spricht man von einer "Nationallizenz". Elsevier möchte das nicht, jedenfalls nicht so, und hält am konventionellen Abonnement-Modell fest. Es geht um viel Geld: In Deutschland liegen die (bisherigen) Abonnementskosten für wissenschaftliche Zeitschriften bei insgesamt etwa 200 Millionen Euro (weltweit bei 7,6 Milliarden Euro), und einen beträchtlichen Teil dieses Kuchens macht Elsevier aus. Naheliegenderweise möchte Elsevier seine derzeitige (2016) Umsatzrendite von 36,8 % erhalten, naheliegenderweise möchte das System Wissenschaft gerne für tatsächliche Kosten geradestehen, aber nicht länger diese außerordentlich hohen Profite der Wissenschaftsverlage finanzieren. So gingen die Verhandlungen 2016 ins Leere und führten dazu, dass Ende 2016 etwa 60 Hochschulbibliotheken in den (Nutzer-) Streik traten und ihre Abonnements bei Elsevier nicht verlängerten. Man behalf sich irgendwie, z. B. über das Fernleihwesen, und zwischenzeitlich hat Elsevier auch ohne Bezahlung fast alle Zugänge wieder freigeschaltet. Doch auch im Jahr 2017 geht es nicht voran bei den Verhandlungen. Die deutschen Hochschulen und Forschungseinrichtungen erhöhen den Druck: die Liste derer, die ihre Abonnemente auf Ende 2017 kündigen resp. auslaufen lassen, wird stetig länger, sie umfasst inzwischen praktisch alle Forschungs- und Hochschulbibliotheken Deutschlands. Nun ist das Jahr nicht mehr jung, der "high noon" am 31.12. rückt näher. Daher rüsten beide Parteien medial auf und tragen ihre Sicht in die Öffentlichkeit, was u. a. der Deutschlandfunk in zwei (getrennten) Interviews mit hochrangigen Vertretern jeder Seite dokumentiert. Doch mehr noch geschieht hinter der Bühne. Zwar bekundet Elsevier öffentlich, dass Grüner und Goldener Open Access legitime und machbare Modelle für eine Transformation des Publikationswesens seien, und am 26.9. machte Elsevier-Vizepräsidentin Gemma Hersh einen konkreten Vorschlag für einen sanften Übergang, der zunächst auf Europa fokussiert sein könne. Doch zugleich gehen die Verlage rechtlich gegen die wissenschaftlichen Aufsatz-Tauschbörsen vor, aktuell gegen ResearchGate (s. Punkt 7.1. in diesem Newsletter) - wollen also den Grünen Weg behindern. Damit soll ein Ausweg geschlossen werden, über den sich Wissenschaftler "kreativ" selbst mit Literatur versorgen könnten, wenn zum 31.12. zwischen DEAL und Elsevier keine Einigung erreicht ist und die gesamte deutsche Wissenschaft ohne Elsevier-Publikationen weiterarbeiten soll. Noch hintergründiger sind die Einflussnahmen auf die Handelsverträge. Aktuell macht CreativeCommons (CC) darauf aufmerksam, dass der öffentlich gewordene Entwurf des "Freihandels"-Vertrages, den die EU mit einem Bündel südamerikanischer Staaten abschließen möchte (EU-Mercosur FTA), Regelungen enthält, die dem Publizieren im Open Access und den CC-Lizensierungen zuwiderlaufen. CC fordert die Politiker auf, sorgfältiger zu verhandeln, denn sonst könnten auch hierdurch neue Zwänge entstehen, wieder in das konventionelle Publikationsmodell zurückzufallen, von dem vor allem die Eigentümer der Verlage profitieren. Aus dem Ausland wird die Auseinandersetzung zwischen DEAL und Elsevier sorgfältig beobachtet, so berichtet etwa "Times Higher Education" (THE), die bedeutende britische Zeitschrift für das Hochschulwesen, immer wieder über den Stand der Dinge. THE vergleicht die Verhandlungen mit dem Brexit, nur sei die Atmosphäre vergifteter. Alle Beteiligten wissen: was DEAL erreicht oder eben nicht erreicht, wird auf ganz Europa ausstrahlen.
"Vertragskündigungen Elsevier 2017" (DEAL, 25.9.): https://www.projekt-deal.de/vertragskundigungen-elsevier-2017/
"Fachliteratur-Datenbank Elsevier: 'Texte anbieten - das ist Vergangenheit'" (Deutschlandfunk, 20.9.): http://www.deutschlandfunk.de/fachliteratur-datenbank-elsevier-texte-anbieten-das-ist.680.de.html?dram:article_id=396338
"Fachliteratur-Datenbank Elsevier: 'Kosten, die Elsevier verlangt, sind inakzeptabel'" (Deutschlandfunk, 20.9.): http://www.deutschlandfunk.de/fachliteratur-datenbank-elsevier-kosten-die-elsevier.680.de.html?dram:article_id=396344
Timothy Vollmer: "EU-Mercosur Trade Agreement Would Harm User Rights and the Commons" (Blog CreativeCommons.org, 20.9.): https://creativecommons.org/2017/09/20/eu-mercosur-trade-agreement-harm-user-rights-commons/
'No deal' between Germany and Elsevier: what would it mean? German institutions and the publishing giant have still failed to agree a new deal. Could this become permanent? (Times Higher Education, 3.8.): https://www.timeshighereducation.com/news/no-deal-between-germany-and-elsevier-what-would-it-mean
Gemma Hersh: "Working towards a transition to open access" (Elsevier, 26.9.): https://www.elsevier.com/connect/working-towards-a-transition-to-open-access

7.4.
Kommentar aus DGUF-Sicht: Warum DEAL möglicherweise ein Fehler ist resp. nicht im Fokus stehen sollte
Das auch international viel beachtete deutsche Projekt DEAL versucht, mit dem großen Wissenschaftsverlag Elsevier neue, aus Sicht von DEAL faire(re) Bedingungen auszuhandeln, insbes. Open Access und faire Publikationsgebühren, bevorzugt abgegolten als Nationallizenz (s. Punkt 7.3. in diesem Newsletter). In der Tat: im Erfolgsfall wäre das eine erhebliche Verbesserung im wissenschaftlichen Publikationswesen Deutschlands, eine auch bürgerfreundliche Lösung. Gleichwie, DEAL kommt einem faustischen Pakt nahe, und wir meinen: Da stimmt etwas im Ansatz nicht. Warum? Weil DEAL mit seinem Geld eine dramatisch wachsende Monopolbildung im wissenschaftlichen Publikationswesen weiterhin unterstützen würde. Das kanadische Projekt "Geopolitics of Academic Production" (G.A.P.) beobachtet und untersucht die laufenden Veränderungen auf diesem Feld. Bisher umfasst das wissenschaftliche Publikationswesen drei getrennte, voneinander unabhängige Stadien: 1. Wissensproduktion / Forschung, 2. Publikation und 3. Analyse der Publikationen (Metrics; z. B. das Ermitteln von Zitationshäufigkeiten, Impact Factor uvm.); dabei kümmern sich die Verlage um das Publizieren. G.A.P. zeigt auf, wie insbesondere Elsevier (aber auch die beiden anderen Großen) in den zurückliegenden Jahren mehr und mehr auch in die beiden anderen Stadien eindringt, indem sie Unternehmen aufkaufen, welche z. B. wichtige Software-Werkzeuge zur Wissensproduktion und zur Wissenschaftsmetrik (Impact) bereitstellen. Wissenschaft ist auf dem Weg, als kompletter Prozess in die Hand eines oder einiger weniger kommerzieller Monopole zu geraten. Das beträfe auch die Archäologien, die zwar derzeit oft in durch "learned societies" autonom finanzierten Zeitschriften publiziert, aber der Druck für Forschungsprojekte gerade auch in Deutschland wächst, ebenfalls in den "wichtigen" Zeitschriften zu publizieren, und genau die sind in der Hand der Monopole. Ob gewollt oder nicht: das Geld von DEAL würde diesen Prozess fördern. Wäre es daher wirklich so schlimm, wenn DEAL platzt und Autoren sich andere Publikationsgefäße als die der Monopolisten suchen müssten, Wissenschaftler diese wertvollen Aufsätze neu anderswo finden würden? Was ist der richtige, der bessere Weg? Bestehende und wachsende Alternativen zu fördern, d. h. das im System vorhandene Geld anders als bisher einzusetzen, um riskante Monopolbildungen zu brechen. Allenthalben gibt es bereits funktionierende, etablierte Open-Access-Zeitschriften, allein in der Archäologie z.B. die Archäologischen Informationen, Germania, Jahrbuch RGZM usw. Es gibt bereits geeignete, öffentlich finanzierte Archive und Portale, um diese Zeitschriften leicht zugänglich und findbar zu bündeln und zu hosten (in unserem Milieu z. B. Propylaeum), und auch diese schaffen sinnvolle Schnittstellen zu den Wissenschaftsprozessen vor und nach der Publikation. Diese gesamte bestehende bunte und lebendige Zeitschriften-Landschaft insbesondere in den Geisteswissenschaften ignoriert DEAL. Am Ende erhalten die drei großen Monopole weiterhin das große Geld, und alle anderen nichts. Daher: DEAL enthält große Chancen etwas zu verbessern, doch eine erstrebenswerte Zukunft, in der die Wissenschaft weiterhin vor allem in der Hand einer selbstbestimmten Wissenschaft bleibt, liegt jenseits von DEAL. - Die DGUF hat diesen Kommentar am 9.10. an DEAL gesandt, um den Blick des Konsortiums auch auf die Publikationslandschaft der Geisteswissenschaften, insbesondere der Archäologien, zu lenken.
"Preliminary Findings: Rent Seeking by Elsevier. Publishers are increasingly in control of scholarly infrastructure and why we should care - A Case Study of Elsevier" (G.A.P., 20.9.): http://knowledgegap.org/index.php/sub-projects/rent-seeking-and-financialization-of-the-academic-publishing-industry/preliminary-findings/
Denisse Albornoz: "The Rise of Big Publishers in Development and What is at Stake. A Development Perspective" (G.A.P. Blog, 20.9.): http://knowledgegap.org/index.php/category/knowledge-power-and-inequality-in-open-science-policy/

7.5.
Monografien rücken in die Aufmerksamkeit der Open-Access-Politik
Knowledge Exchange publizierte im Oktober 2017 eine Studie über Open Access bei Monografien in acht wichtigen europäischen Ländern, u. a. Deutschland. Knowledge Exchange? Richtig, muss man noch nicht gehört haben. Das ist eine 2004 gegründete, kleine und langsam wachsende internationale Organisation, in der nunmehr sechs bedeutende nationale Forschungsförderer, u. a. DFG, FWF und CNRS, über Open Access und die Stärkung digitaler Technologien in tertiärer Bildung und Forschung nachdenken lassen. Die Studie beruht auf 73 ausführlichen Interviews mit Experten wie z. B. Verlegern. Ein Ergebnis, das sich in wenigen Sätzen bilanzieren ließe, gibt es nicht. Im Gegenteil: das Publizieren von Monografien im Open Access zeigt eine sehr bunte, national sehr unterschiedliche Landschaft mit diversen Playern und unterschiedlichen Fördervorgaben. Aber das zu zeigen, ist ein zentraler Wert der Studie. Wer über den Tellerrand hinausschauen möchte und schnell Informationen zu europäischen Nachbarländern finden will: Hier sind sie schnell und kompetent beisammen. Im Grunde ist es auch weniger der Inhalt, sondern die Tatsache der Studie, die berichtenswert ist. Denn bislang fokussiert die Open-Access-Debatte vor allem auf Zeitschriften (und Naturwissenschaften). Die gerade in den Geisteswissenschaften traditionell und auch weiterhin wichtigen Monografien blieben meist außen vor. Dass Knowledge Exchange diese nun näher beleuchtet und in die Aufmerksamkeit der Institutionen trägt, welche die Organisation als ThinkTank nutzen, ist eine gute Nachricht.
Eelco Ferwerda, Frances Pinter & Niels Stern: "A landscape study on open access and monographs. Policies, funding and publishing in eight European countries". Bristol: Knowledge Exchange. https://doi.org/10.5281/zenodo.815932

7.6.
Bewegung in der Diskussion um zeitgemäße Anreize für Forschende, Open Science unterstützen
Ende September haben die Wissenschaftsminister der G7-Staaten ein Communiqué herausgegeben, das sich das Thema Offene Wissenschaft (Open Science) aufgreift. Dazu gibt Heinz Pampel bei wisspub.net einen guten Überblick. Unter Open Science werden Strömungen subsummiert, die einerseits Wissenschaft außerhalb der Fachzirkel zugänglicher machen sollen (davon kann Open Access ein Teil sein) und die andererseits auch die Wissenschaft selbst öffnen, also die Prozesse der Wissensproduktion (darunter fallen im weiteren Sinne Citizen-Science-Projekte). Im Papier geht es auch um globale und interdisziplinäre Wissenschaftsproduktion; so heißt es: "all researchers should be able to deposit, access and analyse scientific data across disciplines and at the global scale, and research data should adhere to the FAIR principles of being findable, accessible, interoperable, and reusable." In einem weiteren Papier empfehlen die Mitglieder einer Arbeitsgruppe "Open Science Rewards", künftig Open Science als Beurteilungskriterium für Forschende zu berücksichtigen. Ebenfalls Ende September verkündete die Universität Hamburg ein Programm "Hamburg Open Science": In mehreren Schritten bis 2018 und mit 2,9 Mio. Euro an Mitteln soll ein Internetportal wissenschaftliche Publikationen, Forschungsdaten und Informationen zu Forschungsprojekten, Open Access und Open Science zentral verfügbar machen. Dass es nicht nur um Altruismus und Offenheit geht, sagt Katharina Fegebank, Hamburgs Senatorin für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung, offen: "Wir liefern mit diesem Projekt einen freien Zugang zu öffentlich finanzierter Forschung und die nötigen Rahmenbedingungen für mehr strukturierten Transfer und Austausch innerhalb der Community sowie die Grundlage für erfolgreiche Einwerbung von Forschungsgeldern."
Heinz Pampel: "G7-Staaten wollen Anreize für Open Science setzen" (wisspub.net, 29.9.): https://wisspub.net/2017/09/29/g7-staaten-wollen-anreize-fuer-open-science-setzen/
"Forschungsergebnisse für alle zugänglich machen. Senat beschließt das Programm Hamburg Open Science" (Universität Hamburg, 26.9.): http://www.hamburg.de/pressearchiv-fhh/9576992/2017-09-26-bwfg-hamburg-open-science/
Heinz Pampel: "‘Hamburg Open Science‘ gestartet" (wisspub.net, 5.10.): https://wisspub.net/2017/10/03/hamburg-open-science-gestartet/

7.7.
Elsevier, DEAL, Open Access ... alles über unseren Köpfen? Mitnichten!
Im Streit zwischen Elsevier und DEAL um eine Nationallizenz und Open Access geht es um viel Geld, es verhandelt einer der drei größten Wissenschaftsverlage der Welt mit den gebündelten Abonnenten aus Deutschland, also einem seiner wirklich großen Kunden. Findet das alles wirklich weit über unseren Köpfen statt, spielt der einzelne Wissenschaftler und seine persönliche Sicht vom richtigen Weg keine Rolle? Mitnichten! Jeder einzelne Wissenschaftler entscheidet persönlich, wo er seine Arbeiten zur Publikation einreicht (auch wenn das derzeit seitens der Uni Konstanz vor Gericht strittig ist). Diejenigen, die etwas etablierter sind, haben noch mehr persönlichen Einfluss. Das haben sich jetzt fünf hochkarätige Wissenschaftler verdeutlicht und erhöhen den Druck auf Elsevier, mit DEAL zu verhandeln, auf die ihnen mögliche Weise: Rückzug aus ihren Herausgeber- und Gutachtertätigkeiten bei Elsevier-Zeitschriften. In ihrer diesbezüglichen Pressemeldung kündigt die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) an, in den kommenden Wochen weitere Namen von Wissenschaftlern veröffentlichen zu können, die sich zum gleichen Schritt entschließen.
"Wissenschaftler legen Herausgeberschaft von Elsevier-Zeitschriften nieder" (Pressemeldung HRK, 12.10.): https://www.hrk.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilung/meldung/wissenschaftler-legen-herausgeberschaft-von-elsevier-zeitschriften-nieder-4232/


8. Bürger und Archäologie & Citizen Science
8.1.
Archeostorie.it und Archeostorie Journal of Public Archaeology – italienische Beiträge zur Public Archaeology
2014 tat sich eine Gruppe von Bloggern der Themenkreise Archäologie und Alte Geschichte in Italien zusammen und gründete Archeostorie – das erklärte Ziel ist, die Öffentlichkeit generell besser über die Arbeit der Archäologie zu informieren (in Italien ist laut Aussage von Archeostorie das Problem der Grauen Literatur besonders gravierend) und die Bürgerbeteiligung in der Archäologie zu erhöhen. Seit 2015 gibt es zu diesem Zweck das Blog-artige Online-Magazin "Archeostorie Magazine", seit 2016 das "Centro Studi per l'archeologia pubblica Archeostorie", das Studien und Projekte im Bereich Public Archaeology durchführt. 2017 schließlich ist der erste Band des englischsprachigen, im Open Access verfügbaren und peer-revieweten "Archeostorie Journal of Public Archaeology" (AJPA) erschienen, das auch Ende August bei der EAA-Tagung in Maastricht vorgestellt wurde. Das Online-Magazin "Archeostorie" teilt sich in diverse Bereiche auf, unter anderem Reportagen, "ArcheoTales", "ArcheoMia" und "ArcheoReview". Alle paar Tage gibt es so einen Magazin-Beitrag zu einem in den meisten Fällen italienischen Thema, wobei sich etwa die Frage "Quale storytelling per i nostri musei?" (Welches Storytelling für unsere Museen?) ja nicht um Landesgrenzen schert. Schön auf den Punkt gebracht und gelungen (darüber kann man sich natürlich bestimmt streiten) illustriert auch die Broschüre "È già tuo!" (Es ist schon Deins!) darüber, weshalb man keine archäologischen Funde mit nach Hause nehmen soll – als Download nur auf Italienisch verfügbar, im Buchhandel offenbar auch auf Englisch. – Die erste Ausgabe des "Archeostorie Journal of Public Archaeology" scheint trotz seiner Englischsprachigkeit noch recht Italien-lastig, sowohl bezüglich Board, als auch bei der Themenauswahl. Es hat sich vielleicht in zweierlei Hinsicht einen etwas ungeschickten Namen gegeben: Zum einen existiert bereits ein Journal namens "Public Archaeology", zum anderen wird das Akronym "AJPA" bereits vom "American Journal of Physical Anthropology" benutzt. Auf die zweite Ausgabe, die im Frühling 2018 erscheinen soll, und deren Hauptthema "The Sublime Triangle *–*Archaeology, sustainable tourism and development" ist, darf man sicher gespannt sein.
Archeostorie Online-Magazin: http://www.archeostorie.it/
Archeostorie Journal of Public Archaeology: http://www.archeostoriejpa.eu/
Facebook-Seite von Archeostorie: https://www.facebook.com/archeostorie
Twitter-Kanal von Archeostorie: https://twitter.com/archeostorie
Instagram-Kanal von Archeostorie: https://www.instagram.com/archeostorie/
Broschüre "È già tuo!": http://archeostorie.weebly.com/uploads/5/9/6/0/59603209/e_gi%C3%A0_tuo_-_non_raccogliere_i_reperti.pdf

8.2.
Schweißtreibend und erholsam zugleich: Als Nicht-Archäologe bei professionellen Ausgrabungen mitarbeiten
"Es ist ein unglaubliches Gefühl, etwas auszugraben, das 1500 Jahre in der Erde lag", sagt Ulrich Heidenreich. Zusammen mit seiner Frau nimmt der 61-jährige Polizist an einer Ausgrabung auf dem Jerusalemer Zionsberg teil. Dafür hat er nicht nur bezahlt, sondern musste sich dafür bewerben und an einer Vorab-Informationsveranstaltung in Köln teilnehmen, in der erläutert wurde, wie Archäologen graben. Obwohl das Ehepaar um 5 Uhr aufstehen und körperlich anstrengende Arbeit bei hohen Temperaturen verrichten muss, lieben sie ihre Urlaubstätigkeit: "Ich fühle mich erholt", sagt Heidenreich. Als Nicht-Archäologe bei archäologischen Projekten mitforschen können Sie über mehrere Anbieter/Veranstalter – teilweise ehrenamtlich oder gegen Gebühr, teilweise müssen Sie vorher Mitglied in einem anbietenden Verein werden (s. unten stehende Auswahl).
"Im Urlaub Archäologe: Graben statt Sonnenbaden" (Spiegel, 10.10.): http://www.spiegel.de/reise/fernweh/jerusalem-touristen-helfen-bei-ausgrabung-am-zionsberg-a-1169998.html
"Ehrenamtliche Mitarbeit an Ausgrabungen - das Beispiel Dünsberg, Kreis Gießen" (Hobby: Ausgraung, o. D.): http://hobby-ausgrabung.de/pages/ausgrabungen/ehrenamtliche-mitarbeit-an-ausgrabungen.php
Aktivurlaub Archäologie Niederbayern: http://www.aktivurlaub-archaeologie.de/
Archaeological Institute of America: https://www.archaeological.org/fieldwork
ARGE Archäologie: https://www.arge-archaeologie.at/
Augusta Raurica: http://www.augustaraurica.ch/de/besuchen/fuehrungenworkshops/workshops/publikumsgrabung/
Biblical Archaeology Society: http://digs.bib-arch.org/digs/
Deutsches Evangelisches Institut für Altertumswissenschaft des Heiligen Landes: http://www.deiahl.de/ausgrabungen.html
DigVentures: https://digventures.com/
Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Rheinheim: https://www.europaeischer-kulturpark.de/Angebote-Veranstaltungen/AzM
Freundeskreis keltischer Ringwall Otzenhausen e. V.: https://sites.google.com/site/freundeskreisringwall/archaeologie
Gemeinde Nettersheim, Eifel: http://www.naturzentrum-eifel.de/veranstaltungen/grabungscamps.html
Gesellschaft für Archäologie in Bayern e. V.: http://www.gesellschaft-fuer-archaeologie.de/PROJEKTE/lehrgrabungen.php
LWL-Landesmuseum Herne : http://www.lwl-landesmuseum-herne.de/veranstaltungen-und-termine
Projects Abroad: https://www.projects-abroad.org/volunteer-projects/archaeology/
Terraplana – Gesellschaft für Archäologie im hessischen Ried e. V.: http://www.terraplana.de/Neu/01_Start/index.html
Verein zur Förderung der Archäologie im unteren Jabboktal / Jordanien: http://www.tulul-adh-dhahab-verein.de/teilnahme/
York Archaeological Trust: http://archaeologylive.org/

8.3.
"Wir dürfen die Marke Wikinger nicht beschädigen": Zur Tagung "‘Odin mit uns!‘ Wikingerkult und Rechtsextremismus" (Oeversee, 9.-10.10.)
Politisch rechte Akteure hatten zuletzt auf dem diesjährigen Wikingertreffen in Wolin international für Aufregung gesorgt (DGUF-Newsletter vom 14.9.2017 Punkt 8.1.). Die Fachtagung "Odin mit uns!" mit ca. 100 Teilnehmern hatte jetzt zum Ziel, aus multidisziplinärer Perspektive den Verbindungslinien von Wikingerkult und Rechtsextremismus nachzugehen. Egal ob Rituale, Runen, Kleidung oder Musik – Wikingermotive und -mythen dienten Rechtsextremen als Fundamente der Identitätsbildung. Das sagte Torsten Nagel vom Regionalen Beratungsteam gegen Rechtsextremismus der Arbeiterwohlfahrt aus Flensburg. Reenactment-Gruppen seien meist nicht das Problem an sich, so der Sozialpädagoge und Rechtsextremismus-Experte Jan Raabe, es sei vielfach einfach nur Naivität im Spiel. Ulf Ickerodt, stv. Leiter des Archäologischen Landesamtes in Schleswig, wies darauf hin, dass Wikinger ein Tourismus-Label für die Region darstellten. Um die Marke Wikinger nicht zu beschädigen, sei ein Qualitätsmanagement wichtig, mit dem Darstellern klar gemacht würde, auf welche Symbole verzichtet werden sollte.
Rechtsextreme und der Wikingerkult: Hakenkreuz-Schild war kein Einzelfall. Experten diskutieren, warum Feste wie die Schleswiger Wikingertage immer wieder Rechtsextreme anlocken (Flensburger Tagblatt, 11.10.): https://www.shz.de/18048421
Tagungswebsite: http://wikingerkult-und-rechtsextremismus.de/


9. Ausstellungen und Museen
9.1.
Petition gegen die geplante Schließung des Historischen Museums in Luzern erfolgreich
Die Petition gegen die geplante Schließung des Historischen Museums Luzern (vgl. DGUF-Newsletter vom 11.8.2017 Punkt 9.3), das auch das Schaufenster für die regionale Archäologie ist, war erfolgreich. Die Petition wandte sich gleichzeitig gegen die Schließung des Naturmuseums. Auf der Petitionswebsite berichten die Initiatoren: "Die unmittelbare Schliessung ist vorerst abgewendet! Am 12. September hat der Kantonsrat die Schuldenbremse für 2018 gelockert. Die Rechnung des Kantons darf 2018 nun 7 % statt nur 4 % Aufwandüberschuss aufweisen. Die unmittelbare Schliessung der Kantonalen Museen ist damit abgewendet und es kann für das Jahr 2018 mit einem ordentlichen Budget gerechnet werden. Ihre Unter¬schrift im Rahmen der SOS-Aktion – eine von beeindru¬ckenden 17'705 insgesamt – hat mit zu diesem Entscheid beigetragen."
www.sos-museen.ch


10. Und sonst …
10.1.
Europäisches Solidaritätskorps unterstützt auch Kulturerbe-Projekte
Das Europäische Solidaritätskorps, eine neue EU-Initiative, schafft Möglichkeiten für Menschen zwischen 18 und 30 Jahren, an Freiwilligen- oder Beschäftigungsprojekten im eigenen Land oder im Ausland teilzunehmen, die Gemeinschaften und Menschen in ganz Europa zugutekommen. Die Projektdauer beträgt zwischen zwei und zwölf Monaten. Unter den Aufgaben sind Katastrophenvorsorge, Hilfe für Asylsuchende oder Wiederaufbau nach Naturkatastrophen. Dabei gibt es auch Projekte zum Wiederaufbau von Kulturerbe, beispielsweise bei den Kulturerbestätten im von Erdbeben in den Jahren 2016 und 2017 schwer beschädigten Norcia (Italien).
Das Europäische Solidaritätskorps: https://europa.eu/youth/SOLIdARity_de
Das European Solidarity Corps bei Facebook (Englisch): https://www.facebook.com/EUSolidarityCorps/

10.2.
Literaturdatenbank Zotero: die neue Version 5
Die freie Literaturdatenbank Zotero bietet seit langem die vielfältigen Möglichkeiten einer komfortablen Literaturverwaltung, der Recherche und der automatisierten Zitatverwaltung in MS Word und Libre/Open Office. Die neue Version 5 ist nun ausschließlich "Standalone", also ein Programm unabhängig vom Browser Firefox. Damit ist die Handhabung von Zotero für alle Plattformen (Linux, Mac OS, Windows) identisch und unabhängig vom verwendeten Browser, z. B. Firefox, Chrome oder Safari. Für diese wird jeweils ein eigenes Zusatzprogramm installiert (Connector), um wie gewohnt Einträge aus Online-Repositorien und -Katalogen direkt zu übernehmen. An der Oberfläche ist das Programm weitgehend unverändert. Die Liste der Änderungen ist aber lang und verspricht neben einer besseren Performanz zahlreiche neue Funktionen. Für Umsteiger wichtig: die Struktur der Datenbank wird verändert, für eine eventuelle Rückkehr zur alten Version also lieber vorab eine Kopie der Datei zotero.sqlite anlegen. Und für die reibungslose Arbeit in Word oder Writer muss Zotero laufen, sonst passiert gar nichts.
Zotero Version 5: https://www.zotero.org/download/
Zotero-5-Änderungen: https://www.zotero.org/support/5.0_changelog#changes_in_50_july_10_2017
Archaeology DGUF mit mehr als 10.600 Literaturzitat online verfügbar: https://www.zotero.org/groups/70527/archaeology_dguf

10.3.
Und noch mehr kostenfreie GIS-Daten: "TopPlus-Web-Open" gefällig?
Der monatliche Hinweis auf neue kostenfreie, webbasierte GIS-Grundlagendaten wird so langsam offenbar eine Standard-Rubrik des DGUF-Newsletters (vgl. z. B. Newsletter vom 14.9.2017 Punkt 10.4. oder Newsletter vom 11.8.2017 Punkt 10.3.). Heute: TopPlus-Web-Open. Genau, TopPlus-Web-Open. Ein wunderschön sprechender Name. Es handelt sich dabei um eine per WMS/WMTS, also webbasiert in das eigene GIS einbindbare topographische (wenn auch leicht straßen- und ortslastige) Karte, die vom deutschen Bundesamt für Kartographie und Geodäsie kostenfrei und offen, ohne Registrierungen o. ä., angeboten wird. Womit sich "Top", "Web" und "Open" im Namen geklärt hätten, "Plus" dürfte stehen für... - naja, irgendwas Zusätzliches halt, keine Ahnung. So weit, so schön. Aber wie gut sind die Daten? Und woher stammen sie? Abgedeckt in einem Grundlagendatensatz ist der komplette Globus, etwas besser ist der Datensatz für Europa, "Deutschland und angrenzendes Ausland" sind schließlich großmaßstäblich detailliert dargestellt. Verwendet wird eine ganze Reihe unterschiedlicher Datenquellen - spannenderweise greift das BKG überall dort, wo ihm keine Daten der einzelnen Bundesländer vorliegen, auf die Karten des OpenStreetMap-Projekts zurück. Und da die meisten deutschen Bundesländer (immer noch sehr) restriktiv mit ihren Daten umgehen, ist der Anteil verwendeter OSM-Daten auch innerhalb Deutschlands offenbar recht hoch. Man staune: Ein deutsches Bundesamt greift für eine offizielle Kartenpublikation nicht etwa auf in Eigenleistung erstellte Daten oder solche der Öffentlichen Hand zurück, sondern zu einem nicht geringen Teil auf Daten, die Freiwillige in ihrer Freizeit generieren! Ein schöner Erfolg für crowd-sourced data und citizen science, mehr Anerkennung geht ja fast nicht! Die Freiwilligen allerdings haben gleich einen Wermutstropfen ausgemacht: Offenbar werden zum Teil veraltete Datenbestände verwendet. Summa summarum: eine schöne, einfach zu verwendende Karte mit einem Fokus weniger auf dem Naturraum, sondern mehr auf Ortslagen, Ortsnamen und dem Wegenetz - was ja durchaus auch seinen archäologischen Nutzen haben kann. Ein Public-Private-Partnership der erfolgreicheren Sorte.
"TopPlus-Web-Open" (Produktinformation des Bundesamts für Kartographie und Geodäsie, 22.9.): https://www.bkg.bund.de/SharedDocs/Produktinformationen/BKG/DE/P-2017/170922-TopPlus-Web-Open.html
"TopPlus-Web-Open" (Informationsseite des Bundesamts für Kartographie und Geodäsie mit eingebetteter Karte): http://www.geodatenzentrum.de/geodaten/gdz_rahmen.gdz_div?gdz_spr=deu&gdz_akt_zeile=5&gdz_anz_zeile=1&gdz_unt_zeile=41&gdz_user_id=0
"TopPlus-Web-Open des BKG verfügbar" (Thread im OpenStreetMap-Forum, mit näheren Erläuterungen zu den verwendeten Datenquellen): https://forum.openstreetmap.org/viewtopic.php?id=59868
"BKG: neues TopPlus-Web-Open veraltet?" (Blogbeitrag bei geoobserver.wordpress.com, 28.9.): https://geoobserver.wordpress.com/2017/09/28/bkg-neues-topplus-web-open-veraltet/

10.4.
"Eine abgeschottete Archäologie würde zum Verlierer": Zur Archäologie in gegenwärtigen Wandlungsprozessen
Ein aufrüttelnder und nachdenklich stimmender Aufsatz der DGUF-Vorsitzenden Diane Scherzler über das schwierige Verhältnis vieler Archäologen zum Thema Macht und Einfluss. Mit dem Vortrag eröffnete sie am 6. Mai 2016 die DGUF-Tagung in Berlin über "Archäologie und Macht".
Scherzler, D. (2017). Archäologie und Macht in gegenwärtigen Wandlungsprozessen – Perspektiven auf einen Berufsstand. Archäologische Informationen 40, Early View, online publiziert 3. Okt. 2017. http://www.dguf.de/fileadmin/AI/ArchInf-EV_Scherzler.pdf

10.5.
"Verzweifelt, teuer, aufwendig": Die Suche nach sibirischem Mammutelfenbein
Legal ist der Handel mit Mammut-Elfenbein, und er ist nicht neu: Bereits vor 1914 wurde das Elfenbein von 48.000 Wollhaar-Mammuts aus sibirischen Permafrostböden Russlands ausgeführt, berichtet aktuell der "Stern", der in einer lebendig geschriebenen Reportage "Mammutjäger" wie den Lastwagenfahrer Wassilij begleitet. Die Jagd nach Mammutelfenbein - noch im Boden sind geschätzt 500.000 Tonnen - stelle heute für tausende Menschen im armen Norden Russlands die einzige Möglichkeit dar, ihre Familie zu ernähren. Das sagt Albert Protopopow, Chef der Mammut-Forschung an der Akademie der Wissenschaften in Jakutsk. Für einen Stoßzahn erziele man ca. 15.000 Euro, dadurch würden zusätzlich viele Abenteurer angelockt. Eine strengere Regulierung, wie vom Staat vorgesehen, sieht Protopopow kritisch: Dadurch würden viele Menschen in die Kriminalität gedrängt. Gleichzeitig profitiere auch die Wissenschaft von der aktuellen Regelung, denn für eigene Expeditionen sei weder Geld noch Zeit da. Den Großteil des Forschungsmaterials – Skelette und Tierkadaver - erhielten die Paläontologen von dort.
"Auf der Suche nach Reichtum und Glück: Mit Mammutjägern in russischer Ödnis" (Stern, 26.9.): http://www.stern.de/panorama/weltgeschehen/jagd-nach-elfenbein--warum-in-sibirien-kadaver-und-skelette-jahrtausendealter-mammuts-liegen-7628914.html
"Elfenbein im Permafrostboden. Die Mammutgräber von Sibirien" (Spiegel, 10.8.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/sibirien-jagd-nach-mammut-elfenbein-a-1159374.html
"Woolly Mammoth Ivory is legal and that’s a problem for elephants" (National Geographic, 23.8.2016) http://news.nationalgeographic.com/2016/08/wildlife-woolly-mammoth-ivory-trade-legal-china-african-elephant-poaching/

10.6.
Bereichernd und gut organisiert: Bericht von der Tagung "Archäologie verbindet – Ein Diskurs zwischen Wissenschaft, Beruf und Ehrenamt" (Fulda, 8.10.)
Die gut besuchte Tagung bot jungen Wissenschaftlern, Denkmalpflegern, Firmenmitarbeitern und Ehrenamtlichen die Möglichkeit, über ihre Arbeiten zu berichten und einen Diskurs auf Augenhöhe zu führen. Die ehrenamtliche Arbeit im Landkreis Fulda findet auf einem hohen Niveau statt und ist sehr beeindruckend: Neben Feldbegehungen und Stadtführungen gehören Aufsehen erregende Ausgrabungen zur Erforschung und Bewahrung der archäologischen Denkmäler zu den Tätigkeiten der Ehrenamtlichen. Ebenso wird von Jürgen Schneider die archäologische Abteilung des Konrad-Zuse-Museums in Hünfeld ehrenamtlich geleitet, hier ist insbesondere auf das liebevoll rekonstruierte und belebte Keltendorf Mackenzell zu verweisen. Der Firmenarchäologe Sascha Piffko erläuterte die teilweise erschreckenden Missstände in der archäologischen Berufswelt, zeigte aber mit seinem Firmenmodell, dass es Auswege gibt. Auch andere deutsche Grabungsfirmen suchen nach Wegen, nachhaltige Arbeitsplätze zu schaffen. Eine Chance bietet Sascha Piffkos Ansicht nach auch der neugegründete archäologische Berufsverband CIfA Deutschland. Die Tagung gab Nachwuchsforschern die Möglichkeit, ihre Forschungen zu präsentieren, ohne den Druck der akademischen Kritik an den Universitäten Wie sehr eine durch einen hauptamtlichen Kreisarchäologen - Dr. Frank Verse - gut organisierte Ehrenamtsarbeit einen Landkreis bereichert und wie Wissenschaft, Ehrenamt und archäologischer Beruf miteinander wirken können, zeigte eindrucksvoll diese Tagung, die von den jungen Aktiven des Arbeitskreises Archäologische Wissenschaften e. V. organisiert wurde. "Ich habe selten auf Ehrenamts-Veranstaltungen so einen niedrigen Altersdurchschnitt erlebt", sagte Sascha Piffko der Newsletterredaktion. "Es waren junge Leute aus verschiedensten Berufen dort."
Facebook-Seite zur Veranstaltung: https://www.facebook.com/events/275369362961656/

10.7.
USA und Israel treten aus der UNESCO aus
Gestern kündigten die USA und Israel ihren Austritt aus der UNESCO an. Die Erklärungen kommen inmitten der Wahlen zum neuen UNESCO Generealdirektor, die am 9.10. begonnen haben und heute kurz nach 15 Uhr mit der Wahl der Französin Audrey Azoulay endeten (s. dieser Newsletter Punkt 5.6.). Als Begründung für die Austrittserklärungen heißt es, die UN-Kulturorganisation verhalte sich israelfeindlich. Ministerpräsident Benjamin Netanyahu sagte, die UNESCO sei ein absurdes Theater geworden und verzerre Geschichte, anstatt sie zu bewahren. Das US-Department of State twitterte gestern, es habe gegenüber der scheidenden UNESCO-Generaldirektorin Irina Bokova den Wunsch geäußert, nach dem Austritt am 31.12.2018 einen Beobachterstatus einzunehmen. Deutschland kritisierte die Entscheidung der USA, Kulturstaatsministerin Monika Grütters sprach von einem "völlig falschen Signal". Irina Bokova äußerte am gestrigen Nachmittag "tiefes Bedauern" über die Entscheidung. Bereits unter Ronald Reagan waren die USA aus der UNESCO ausgetreten, Barack Obama stellte die Beitragszahlungen an die Organisation ein.
"The United States Withdraws From UNESCO" (US Department of State, 12.10.): https://www.state.gov/r/pa/prs/ps/2017/10/274748.htm
"Statement by Irina Bokova, Director-General of UNESCO, on the occasion of the Withdrawal by the United States of America from UNESCO" (UNESCO, 12.10.): http://en.unesco.org/sites/default/files/statement-irina-bokova-director-general-unesco-occasion-withdrawal-united-states-america-unesco.html
"USA ziehen sich aus UNESCO zurück" (Tagesschau, 12.10.): http://www.tagesschau.de/ausland/usa-unesco-103.html
"Auch Israel verlässt die UNESCO" (Tagesschau, 12.10.): http://www.tagesschau.de/ausland/unesco-143.html
"FAQ - Der UNESCO-Austritt und die Folgen" (Tagesschau, 12.10.): http://www.tagesschau.de/ausland/faq-unesco-101.html
Kommentar von Nicolas Busse: "Unesco-Austritt: Rückzugs-Präsident Trump" (FAZ, 12.10.): http://www.faz.net/aktuell/politik/trumps-praesidentschaft/kommentar-zu-unesco-austritt-durch-donald-trump-15243398.html
"UNESCO-Austritt der USA kann ‚eine Chance‘ sein" (Deutsche Welle, 12.10.): http://www.dw.com/de/klaus-h%C3%BCfner-unesco-austritt-der-usa-kann-eine-chance-sein/a-40933002?maca=de-Twitter-sharing

10.8.
Clevere Wissenschaftskommunikation: "6 Fake-News über Wikinger"
Viele, die über Wikinger forschen, leiden. Nämlich an dieser Sache mit den Hörnern: Nein, Wikingerhelme waren in aller Regel nicht (nicht!) (wirklich nicht!) mit Hörnern versehen! Alles fing mit einem Kostümdesigner Richard Wagners an und lebt bei Hägar, Wickie usw.fort. Wie kriegt man so starke Bilder in den Köpfen der Menschen locker und freundlich korrigiert? Das Wikingerschiffmuseum Oslo hat jetzt das Bordmagazin "Wings" von Eurowings – die Fluggesellschaft fliegt auch Oslo an – mit "6 Fake-News über Wikinger" beliefert. Wikingerhelme hatten Hörner, Wikinger waren echte Kerle, Wikingerfrauen hatten keine Rechte – die Archäologen widerlegen kurz und knackig die Fake News. Clever gemacht, zur Nachahmung empfohlen.
"6 Fake-News über Wikinger" (Wings, Sept./Okt., S. 16.-17): http://wings.ink-live.com/html5/reader/production/default.aspx?pubname=&edid=4d200591-08c9-4ae5-b1e8-ca598336e679


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