DGUF-Newsletter vom 12.8.2015

DGUF-Newsletter vom 12.8.2015

1. DGUF-Nachrichten
1.1. DGUF-Vorstand begrüßt und unterstützt Stellungnahme des DVA zur Novellierung des Kulturgutschutzgesetzes

2. Tagungen und Veranstaltungen
2.1. "Archäologie und Gedächtnis. NS-Lagerstandorte erforschen, bewahren und vermitteln" (Brandenburg, 17.-19.9.)
2.2. "Das Schwert: Gestalt und Gedanke" (Solingen, 19.-20.11.)
2.3. "Connected elites and regions in the early Hallstatt Period (Ha C): Perspectives from the Lowlands to the circumalpine region" (Leiden, 19.-20.11.)
2.4. "Unterwasserarchäologie - Interdisziplinäre Fragestellung und technische Innovation" (Dresden, 22.-24.4.2016; CfP bis 31.10.)
2.5. 11th Conference on Hunting and Gathering Societies (Wien, 7.-11.9.)

3. Forschung
3.1. Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"
3.2. Aktuelle Ausgrabungen in den Medien
3.3. Aktuelle Forschung in den Medien
3.4. Sibirische Felszeichnungen möglicherweise älter als angenommen

4. Kulturgutschutz
4.1. Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
4.2. DVA stellt sich gegen den deutschen Kunsthandel und fordert ein wirksames Kulturgutschutzgesetz
4.3. Schwere Zeiten für den Denkmalschutz in Italien
4.4. Eine Vorstellung vom Ausmaß der Kulturbarbarei: Zu Günther Wessels Buch "Das schmutzige Geschäft mit der Antike - Der globale Handel mit illegalen Kulturgütern"

5. Open Access & Open Data
5.1. Blogger Rocks-Macqueen publiziert Videos der Vorträge der "Computer Applications and Quantitative Methods in Archaeology" (Siena, März/April 2015)

6. Bürger und Archäologie / Citizen Science
6.1. Forum "Schatzregal" in den Arch. Inf. löst breitere Debatte aus
6.2. Programm für den Tag des offenen Denkmals (13.9.) online
6.3. Bitte um Hilfe: Was bedeutet "+NDXOXCHWDRGHDXORVI+"?
6.4. CITIZAN: Bürger helfen, Archäologie an Englands Küsten zu erfassen

7. Impressum und Redaktionshinweise


1. DGUF-Nachrichten
1.1.
DGUF-Vorstand begrüßt und unterstützt Stellungnahme des DVA zur Novellierung des Kulturgutschutzgesetzes
Die heute vom DVA veröffentliche Stellungnahme zum Kulturgutschutzgesetz (Punkt 4.2.) ist angesichts der vom deutschen Kunsthandel ausgehenden öffentlichen Debatte gegen diese Gesetzesinitiative ein wichtiger Schritt der Fachwelt. Die Stellungnahme des DVA weist unberechtigte öffentliche Kritik zurück, legt dar, weshalb ein solches Gesetz wichtig ist, und benennt einige für die Archäologie besonders wichtige Erwartungen an das neue Gesetz. Der DGUF-Vorstand begrüßt und unterstützt die Stellungnahme, die im Vorfeld innerhalb des DVA erstmals in einer umfassenden Abstimmung gemeinsam mit den Mitgliedsverbänden, darunter auch der DGUF und des DGUF-Arbeitskreises "Kulturgutschutz", erarbeitet wurde. Die DGUF freut, dass neben den nötigen staatlich-administrativen Maßnahmen dabei auch das Thema Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseinsbildung genannt werden. Der DGUF-Vorstand regt die Leser des DGUF-Newsletters an, die Stellungnahme zu lesen, zu ihrer Weiterverbreitung beizutragen und sich aktiv an der öffentlichen Debatte des Kulturgutschutzgesetzes zu beteiligen.

2. Tagungen und Veranstaltungen
2.1. "Archäologie und Gedächtnis. NS-Lagerstandorte erforschen, bewahren und vermitteln" (Brandenburg, 17.-19.9.)
Zielsetzungen, Methoden und Perspektiven im Umgang mit archäologischen Resten von NS-Zwangslagern stehen im Fokus der fachübergreifend angelegten Tagung. In den Vorträgen wird u. a. die Bedeutung der Archäologie für die Forschung, für Ausstellungen und die Vermittlung an Gedenkstätten erörtert. Beispiele archäologischer Arbeit sind u. a. die Stätten Mauthausen, Buchenwald und Sobibor. Am zweiten Tag steht die Vermittlung im Zentrum der Vorträge, eine Exkursion führt ins ehemalige KZ-Außenlager Falkensee bei Berlin-Spandau. Der dritte Tag thematisiert das anspruchsvolle Thema "gesellschaftliche Interesse vs. verfügbare Ressourcen". Die Anmeldung zur Tagung ist bis 31.8. möglich.
http://bit.ly/1N14LU7

2.2.
"Das Schwert: Gestalt und Gedanke" (Solingen, 19.-20.11.)
Aus Anlass der Sonderausstellung "Das Schwert: Gestalt und Gedanke" im Deutschen Klingenmuseum in Solingen (26.9.-28.2.) findet vom 19.-20.11. am gleichen Ort eine gleichnamige internationale wissenschaftliche Tagung statt. In zwei Vortragsblöcken werden die Schwerter der Zeit 2000 v.Chr. bis Christi Geb. und dann der Zeit bis 1300 n. Chr. beleuchtet. Eine Anmeldung ist notwendig, die Teilnahmegebühr beträgt 50 Euro (ermäßigt 40 Euro).
Tagung: http://www.klingenmuseum.de/_deutsch/dkm/veranstaltungen1/ausstellungen/ausstellungsvorschau/das-schwert/tagung.html
Ausstellung: http://www.klingenmuseum.de/_english/dkm/veranstaltungen1/ausstellungen/ausstellungsvorschau/das-schwert.html und https://www.facebook.com/SwordExhibition

2.3.
"Connected elites and regions in the early Hallstatt Period (Ha C): Perspectives from the Lowlands to the circumalpine region" (Leiden, 19.-20.11.)
Dem spektakulären, vergleichsweise kurzfristigen Phänomen der Fürstensitze und Fürstengräber der späten Hallstattzeit geht eine längere Früheisenzeit voraus, die zumeist weniger im Fokus der Forschung steht. Es ist indes jener Abschnitt, in dem sich eben diese Sozialstrukturen der Späthallstattzeit langsam herausbilden, einschließlich jener speziellen Bestattungssitten für die Elite. In einem von S. van der Vaart-Verschoof (Univ. Leiden) und R. Schumann (Univ. Hamburg) organisierten, international besetzten Workshop soll diese Epoche näher beleuchtet werden. In erfrischend ungewöhnlicher Weise: vom Norden (Niederlande) ausgehend mit Blick und in Schritten nach Süden auf die Alpen zu. Das spannende, mit hochkarätigen Experten besetze Programm ist bislang leider nur via Academia.edu zugänglich, die Teilnahmebedingungen gehen aus ihm nicht hervor. Dennoch ein Save-the-Date wert. https://www.academia.edu/14869418/Workshop_Program_Connected_Elites_and_Regions_in_the_Early_Hallstatt_Period_Ha_C_._Perspectives_from_the_Lowlands_to_the_Circumalpine_Region

2.4.
"Unterwasserarchäologie - Interdisziplinäre Fragestellung und technische Innovation" (Dresden, 22.-24.4.2016; CfP bis 31.10.)
Das Medium Wasser erfordert flexible, und innovative Grabungs-, Dokumentations- und Konservierungstechniken. Ist daher ein Studiengang "Unterwasser-Grabungstechnik" erforderlich? Welche neuen Methoden können den Unterwasserarchäologen bei der Beantwortung archäologischer Fragen helfen? Wie kann Fundmaterial besser erhalten und dem Publikum nahegebracht werden? Die DEGUWA hat mit diesen Kernfragen den CfP für ihre Jahrestagung 2016 "In Poseidons Reich XXI" eröffnet. Willkommen sind auch Berichte aus der Praxis zu neuen Methoden und Techniken der gesamten Unterwasser- und Feuchtboden-Archäologie, ebenso Vorträge zu neuen Untersuchungen und Ausgrabungen. Die Tagung findet vom 22.-24. 4.2016 im Landesamt für Archäologie Sachsen in Dresden statt. Vortrags- und Postervorschläge können bis 31.10. eingereicht werden.
http://www.deguwa.org

2.5.
11th Conference on Hunting and Gathering Societies (Wien, 7.-11.9.)
"Refocusing Hunter-Gatherer Studies" is the theme of this conference. How can the results of the last 50 years and new research agendas be utilized for the present and future? Amongst the sessions are the following: The Archaeology of Narratives or Towards a Narrational Archaeology; The Diversity of Hunter-Gatherer Pasts; and The society during the Late Pleistocene to the Early Holocene in East Asia.
http://chags.univie.ac.at/


3. Forschung
3.1. Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"
Weiß-König, St. (2015). Archivieren und Aussondern von archäologischen Funden in der denkmalpflegerischen Praxis am Beispiel der Provinz Gelderland (Niederlande). Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 30. Juli 2015.
Brown, D. H. (2015). Selecting Archaeological Archives in England. Archäologische Informationen, Early View, published online 30 July 2015.
http://www.dguf.de/index.php?id=9

3.2.
Aktuelle Ausgrabungen in den Medien
Jersey: Beccy Scott, "Exploring an Ice Age Island" (The British Museum Blog, 12.8.): http://blog.britishmuseum.org/2015/08/12/exploring-an-ice-age-island/
"Paläoklimatologie - Klimaveränderung und Völkerwanderung" (Deutschlandfunk 6.8.; Audio, 14:48 Min.): http://www.deutschlandfunk.de/palaeoklimatologie-klimaveraenderung-und-voelkerwanderung.1148.de.html?dram:article_id=327540
"New Analysis Suggests Body Size Increase Did Not Play A Role in the Origins of Homo Genus" (Pressemeldung Universität Washington, 3.8.): http://mediarelations.gwu.edu/new-analysis-suggests-body-size-increase-did-not-play-role-origins-homo-genus

3.3.
Aktuelle Forschung in den Medien
"Tal der Könige: Forscher findet Hinweise auf Grab von Nofretete" (Spiegel, 12.8.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/nofretete-forscher-findet-hinweise-auf-grab-neben-tutanchamun-a-1047786.html
"Competition from the ancestors of cats drove the extinction of many species of ancient dogs" (Pressemeldung Universität Göteborg, 14.7.): http://www.gu.se/english/about_the_university/news-calendar/News_detail//competition-from-the-ancestors-of-cats-drove-the-extinction-of-many-species-of-ancient-dogs.cid1313224

3.4.
Sibirische Felszeichnungen möglicherweise älter als angenommen
Auf einer Höhe von 2.500 m ü. NN hat ein russisch-französisches Archäologen- und Geomorphologenteam am Fundort Kalgutinskij Rudnik im russischen Altaj Hinweise gefunden, dass einige der im Gebiet weitverbreiteten Felszeichnungen teilweise deutlich älter sind als bisher angenommen. Die neuen Hinweise sind ein vorläufiges Ergebnis des Gemeinschaftsprojektes und stützen sich unter anderem auf stilistische Ausführungen der Tierabbildungen, die einer paläolithischen Tradition folgen. Damit käme ein Alter zwischen 8.000 und 10.000 Jahren für die Abbildungen in Frage, die sich auf Steinen befinden, deren polierte Oberfläche Gletscher verursacht hatten. Der Rückgang der Gletscher wird um diese Zeit angenommen, so dass die Menschen dadurch Zugang zu diesen Flächen hatten. Am Fundplatz von Kalgutinskij Rudnik konnten Felszeichnungen verschiedener Zeitstufen nachgewiesen werden. Eine Datierung ist aufgrund der lokalen Gegebenheiten schwierig und erfordert weitere Analysen. Mittels eines Mikroskops mit 20-facher Vergrößerung konnten Hinweise auf die Vorgehensweise gefunden werden. Demnach fertigten die Künstler im Vorfeld Skizzen mit Steinen an. Es soll noch untersucht werden, ob zur Ausführung der Felszeichnungen Stein- oder Metallwerkzeuge verwendet wurden. Eine Verwendung von Metallwerkzeugen spräche gegen ein so hohes Alter der Felszeichnungen. Aus dem Umkreis der Felszeichnungen sind keine Siedlungsplätze bekannt, die ein so hohes Alter aufweisen.
"These petroglyphs believed to be drawn 8,000 to 10,000 years ago in remotest Siberia" (The Siberian Times, 3.8.): http://siberiantimes.com/science/casestudy/news/n0339-these-petroglyphs-believed-to-be-drawn-8000-to-10000-years-ago-in-remotest-siberia/
"Petroglify na Ukoke okazalis’ samymi drevnimi v Sibiri” (Mountain News Altai, 30.7.): http://www.gorno-altaisk.info/news/38366


4. Kulturgutschutz
4.1.
Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
"Blickpunkt Tunesien: Zur Bedrohung archäologischer Fundstellen" (Archaeologik, 10.8.): http://archaeologik.blogspot.de/2015/08/blickpunkt-tunesien-zur-bedrohung.html
"Palmyra hier wie dort unter dem Hammer (Syrien/ Irak Juli 2015)" (Archaeologik, 1.8.): http://archaeologik.blogspot.de/2015/08/palmyra-hier-wie-dort-unter-dem-hammer.html
"Kulturgutschutzgesetz – Schutz oder Schaden für die Kunst?" (titel – thesen – temperamente, 27.7.; Video, 4:59 Min.): http://www.daserste.de/information/wissen-kultur/ttt/videosextern/kulturgutschutzgesetz-schutz-oder-schaden-fuer-die-kunst-100.html

4.2.
DVA stellt sich gegen den deutschen Kunsthandel und fordert ein wirksames Kulturgutschutzgesetz
Heute hat der Deutsche Verband für Archäologie (DVA), der Dachverband fast aller archäologischen Vereine und Verbände in Deutschland, mit einer Stellungnahme in die öffentliche Debatte zum Kulturgutschutzgesetz eingegriffen. In seiner Stellungnahme betont der DVA, dass das in Vorbereitung befindliche neue Gesetz für den Erhalt des kulturellen Erbes - weltweit und auch in Deutschland - wichtig sei, dass es für die internationale Reputation Deutschlands von hoher Bedeutung sei, und dass das Gesetz nun schnell verabschiedet werden müsse. Damit unterstützt der DVA mit all seiner fachlichen Expertise den laufenden Prozess der Gesetzesnovellierung. Die von Kulturstaatsministerin Monika Grütters aufgegleiste Novellierung steht seit Anfang Juli in der öffentlichkeitswirksam vorgetragenen Kritik des deutschen Kunsthandels, der für die Zukunft stark eingeschränkte Arbeitsmöglichkeiten befürchtet (DGUF-Newsletter vom 31.7. Punkt 3.2). Sogar noch bevor ein erster konkreter Text des Gesetzentwurfs öffentlich vorlag, hatte die Münzhändlerin Ursula Kampmann auch eine gegen das Gesetz gerichtete öffentliche Petition lanciert. Mit der Stellungnahme des DVA meldet sich nun endlich die archäologische Fachwelt zu Wort und begründet, weshalb die Novellierung wichtig und dringend ist.
"Stellungnahme des Deutschen Verbands für Archäologie e.V. zur aktuellen Debatte um die Novellierung des Kulturgutschutzgesetzes" (DVA, 12.8.): http://www.dvarch.de/rep_docs/DVA_000021_2015_12.08.2015_Stellungnahme_Kulturgutschutz.pdf

4.3.
Schwere Zeiten für den Denkmalschutz in Italien
Möglicherweise verheerende Auswirkungen auf den Denkmalschutz könnte eine Neuorganisation der Verwaltung in Italien haben, ist in Rainer Schregs Blog "Archaeologik" zu lesen. Die schweren Zeiten sind so neu nicht: "Ministerpräsident Renzi ist seit langem als Gegner des Denkmalschutzes bekannt, den er als ‚Hindernis auf dem Weg zur Modernisierung des Landes‘ sieht." Eine Petition, die binnen knapp drei Wochen bereits fast 25.000 Unterzeichner gefunden hat, will der Schwächung des Denkmalschutzes in Italien entgegenwirken. Währenddessen stellt die italienische Regierung für die kommenden anderthalb Jahre 80 Millionen Euro für Restaurierungen im Kulturbereich zur Verfügung. Knapp 20 Mio. Euro davon sollen in den Wiederaufbau der Gladiatoren-Arena in Roms Kolosseum fließen; Kritiker tadeln den Ansatz, welcher die Ruine zu einer Filmszenerie degradiere. Nicht weitere öffentliche Gelder, sondern Spenden sollen die Restaurierung Pompejis befördern: Das an der Erhaltung Pompejis beteiligte Fraunhofer-Institut für Bauphysik startete gemeinsam mit seinen Projektpartnern einen Spendenaufruf, das "Pompeii Sustainable Preservation Project", um weiter für die Erhaltung von Pompeji arbeiten und forschen zu können.
"Weg frei für einen neuen Beton-Tsunami! - Italien kippt den Umwelt- und Denkmalschutz" (Archaeologik, 8.8.): http://archaeologik.blogspot.de/2015/08/weg-frei-fur-einen-neuen-beton-tsunami.html
Petition "Non si uccide così l'art. 9 della Costituzione": https://www.change.org/p/non-si-uccide-cos%C3%AC-l-art-9-della-costituzione
"Thumbs down! Why it's a disaster to restore the Colosseum" (The Guardian, 6.8.): http://www.theguardian.com/artanddesign/jonathanjonesblog/2015/aug/06/colosseum-rome-restore-new-floor-disaster-hollywood-tourists
Das Pompeii Sustainable Preservation Project: http://www.pompeii-sustainable-preservation-project.org/

4.4.
Eine Vorstellung vom Ausmaß der Kulturbarbarei: Zu Günther Wessels Buch "Das schmutzige Geschäft mit der Antike - Der globale Handel mit illegalen Kulturgütern"
Es sehe aus wie nach einem Massaker, überall lägen Knochen herum, erzählt der freie Journalist und Lektor Günther Wessel von seinem Besuch eines geplünderten antiken Gräberfelds. Wessel reiste u. a. nach Ägypten, um sich ein Bild davon zu machen, wie Raubgrabungen und Antikenhandel funktionieren. Er verfolgte den Weg, den illegal gehandelte Antiken von der Fundstätte bis nach Europa oder in die USA nehmen, sprach mit Händlern, mit Sammlern und besuchte Auktionshäuser. Daraus entstand das Buch "Das schmutzige Geschäft mit der Antike", das am 11.8. erschienen ist. Die Fakten in seinem Buch seien für sich genommen nicht neu, urteilt Sigrid Hoff im WDR3-Kulturmagazin "Mosaik". Auch einige von Wessels Gesprächspartnern seien bereits aus anderen Interviews bekannt. Doch der Autor füge die Details zu einem Gesamtbild zusammen, das eine Vorstellung vom Ausmaß der Kulturbarbarei gebe. Klar werde, dass das Problem nicht die Raubgräber vor Ort seien, sondern ein schier unersättlicher Markt mit Deutschland als einem Hauptumschlagplatz.
"Das schmutzige Geschäft mit der Antike: Museumsdiebstähle, Plünderungen, Raubgrabungen" (WDR3, 10.8.; Audio, 6:59 Min.): http://www.wdr3.de/antike-102.html
Günther Wessel, "Das schmutzige Geschäft mit der Antike - Der globale Handel mit illegalen Kulturgütern". Ch. Links Verlag, August 2015: http://www.christoph-links-verlag.de/index.cfm?view=3&titel_nr=841


5. Open Access & Open Data
5.1.
Blogger Rocks-Macqueen publiziert Videos der Vorträge der "Computer Applications and Quantitative Methods in Archaeology" (Siena, März/April 2015)
Der britische Archäologe und Blogger/Vlogger Doug Rocks-Macqueen vervollständigt seine Berichterstattung von der diesjährigen CAA in Siena. Sein Blog berichtet über die dort gehaltene Vorträge: jeweils Titel, eine textliche Zusammenfassung und dann ein Video des Vortrags. Auf diese Weise kann man die CAA 2015 nachvollziehen, auch wenn man nicht nach Siena reisen konnte. Inzwischen sind fünf Sektionen der CAA auf diese komfortable und vor allem informative Weise nachvollziehbar. Die CAA-Sektion zum Thema Open Access & Open Data verdeutlicht, wie stark die europaweite Bewegung in diese Richtung ist, besonders aktiv und vielstimmig in Italien. Dort geht es vor allem darum, die vielen Informationen zu öffnen (Open Data), und zwar über die professionelle Archäologie hinaus auch für die Bürger. Treue Leser der Archäologischen Informationen finden dort auch Vorträge und Gesichter wieder, deren Aufsätze sie schon in den Early Views der DGUF-Zeitschrift gelesen haben. Übrigens: Im eigenen Vortrag "The Past and Future of Open Access in Archaeology" erläutert Rocks-Macqueen bei ca. Min. 8:00 seines Videos die Feinheiten des Open Access: Green Open Access und Golden Open Access sind heute schon konventionell, der konsequente nächste Schritt der Innovation sei Platinum Open Access (ohne Kosten für Autoren). Er führt auf seiner Liste von Beispielen als erstes die "Archäologischen Informationen" auf.
"Electronic resources for archaeology: from databases to digital open data" (Doug's Archaeology, 30.7.): https://dougsarchaeology.wordpress.com/2015/07/30/electronic-resources-for-archaeology-from-databases-to-digital-open-data/
"Linked Data: From interoperable to interoperating" (Doug's Archaeology, 27.7.): https://dougsarchaeology.wordpress.com/2015/07/27/linked-data-from-interoperable-to-interoperating/
"ArcheoFOSS: free/open source software and archaeological research, ten years later" (Doug's Archaeology, 29.7.): https://dougsarchaeology.wordpress.com/2015/07/29/archeofoss-freeopen-source-software-and-archaeological-research-ten-years-later/
"Simulating the Past: Complex Systems Simulation in Archaeology" (Doug's Archaeology, 3.8.): https://dougsarchaeology.wordpress.com/2015/08/03/simulating-the-past-complex-systems-simulation-in-archaeology/
"CAA 2015 Keynotes" (Doug's Archaeology, 5.8.): https://dougsarchaeology.wordpress.com/2015/08/05/caa-2015-keynotes/
CAA 2015: http://2015.caaconference.org/


6. Bürger und Archäologie / Citizen Science
6.1.
Forum "Schatzregal" in den Arch. Inf. löst breitere Debatte aus
Im Blog Archaeologik führt Ilja Saev, in Kiel promovierter Prähistoriker, die im Forum der Arch. Inf. (2013, 2015) angestoßene Debatte über das Sondengehen fort. Der Aufsatz von Christoph Huth (2013) über das PAS hat eine lebendige öffentliche Debatte um den Umgang der professionellen Archäologie mit dem Sondengehen ausgelöst. Während A. Schöllen dort neue Argumente beibringt, das Sondengehen bis hin zum Verbot streng zu kontrollieren und R. Schreg noch einmal auf die großen Schäden hinweist, die viele Sondengänger am archäologischen Befund und am Fundzusammenhang anrichten, stellt ein Autorenteam um den Schleswig-Holsteinischen Landesarchäologen Cl. von Carnap-Bornheim das u. a. an der langjährigen dänischen Praxis orientierte "Schleswiger Modell" vor, das auf eine geordnete Kooperation zwischen Amtsarchäologie und Sondengängern hinausläuft und mittlerweile auch in Niedersachsen praktiziert wird. Wesentlicher Teil des "Schleswiger Modells" ist eine Schulung der Sondengänger und eine verbindliche Abmachung mit ihnen, bevor für individuell vereinbarte Such-Areale amtliche Erlaubnisse ausgestellt werden. Ein fortbestehendes Problem des Schleswiger Modells ist, so Saev in seinem Blogbeitrag, die begrenzte Personalkapazität des Landesamtes, die u. a. dazu führe, dass nicht so viele Schulungen und resultierende Zertifizierungen durchgeführt werden können, wie es Bedarf gebe. Da sich an der Personaldecke des Amtes wohl kaum etwas zum Besseren wenden dürfte, schlägt Saev vor - ähnlich wie etwa beim Erwerb eines Angelscheins oder eines Führerscheins - die Zertifizierung resp. zumindest die dafür notwendige Schulung auszulagern. "Ein Ausweg [...] bietet die Privatisierung der damit verbundenen Dienstleistungen, wie sie etwa in Form eines Werkvertrages vom zuständigen Landesamt an ein gemeinnütziges Unternehmen vergeben werden kann." Seines Erachtens könnten z. B. Heimatvereine diese Aufgabe übernehmen. Dabei schwebt ihm keine Abspeckung der Ausbildungsinhalte vor. Im Gegenteil, sein durchaus sinnvoller Schulungskatalog geht über die Ausbildungsinhalte der amtlichen Schulungen hinaus. Ein Vorschlag, der gewiss auch auf der Tagung des Nordwestdeutschen Verbandes für Altertumsforschung in Hannover (3.-5.9.) debattiert werden wird, deren Kernthema das Sondengehen ist.
Saev, I. (2015). "Zur Diskussion über das 'wilde Sondeln' - Möglichkeiten, Schwierigkeiten und Perspektiven des 'Schleswiger Modells' (Archaeologik, 7.8.): http://archaeologik.blogspot.de/2015/08/zur-diskussion-uber-das-wilde-sondeln.html
Huth, Chr. (2013). Vom rechten Umgang mit Sondengängern: Das "Portable Antiquities Scheme" in England und Wales und seine Folgen. Archäologische Informationen 36, 129 -137.
Early Views der Arch. Inf.: http://www.dguf.de/index.php?id=9
"Detektor-Archäologie - Kooperative Modelle in Denkmalpflege und Forschung". 82. Tagung des Nordwestdeutschen Verbandes für Altertumsforschung (Hannover, 3.-5.9.): http://www.denkmalpflege.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=36655&article_id=134690&_psmand=45

6.2.
Programm für den Tag des offenen Denkmals (13.9.) online
Der deutsche Ableger des "European Heritage Days", der Tag des offenen Denkmals, steht dieses Mal unter dem Motto "Handwerk, Technik, Industrie". Am Sonntag, 13.9. sind viele Denkmäler, auch nicht-öffentliche, die ansonsten meist unzugänglich sind, für Interessierte geöffnet. Das bundesweite Programm ist jetzt über eine Website recherchierbar, z. B. durch Eingabe eines Ortsnamens: http://www.tag-des-offenen-denkmals.de/programm/

6.3.
Bitte um Hilfe: Was bedeutet "+NDXOXCHWDRGHDXORVI+"?
18 Buchstaben sind auf der Klinge eines 800 Jahre alten Schwerts der British Library vermerkt, aber keiner der Forscher weiß, was "+NDXOXCHWDRGHDXORVI+" bedeutet. "It has been speculated that this is a religious invocation, since the language is unknown", schreibt Julian Harrison, Kurator der British Library, im Blog des Museums. Möglicherweise wurde das 96,4 cm lange Schwert zwischen 1250 und 1330 in Deutschland gefertigt. Wer kann helfen, wer weiß mehr? Antworten auf die Anfrage vom 3.8. füllen bereits viele Seiten, so dass die Kommentarseite am 10.8. geschlossen wurde. Sicher ist es aber noch möglich, einen Kommentar per direkter E-Mail nachzureichen.
http://britishlibrary.typepad.co.uk/digitisedmanuscripts/2015/08/help-us-decipher-this-inscription.html

6.4.
CITIZAN: Bürger helfen, Archäologie an Englands Küsten zu erfassen
5.600 Meilen Küste und 500 Meilen Gezeitengebiet sind für britische Archäologen die "final frontier". Ein Gebiet, das voller archäologischer Hinterlassenschaften ist - 70.000 Fundorte sind bereits bekannt. Unmöglich vor ihrer Zerstörung durch das Meer vollständig zu kartieren und erfassen – wenn man’s alleine machen will. Und so rufen die Briten ein Projekt ins Leben, das Bürger einbindet: das Coastal and Intertidal Zone Archaeological Network (CITIZAN). Das auf drei Jahre angelegte Projekt erscheint hochprofessionell angelegt und wird vom Museum of London Archaeology geleitet. CITIZAN-Projektleiter Dr. Gustav Milne sagte der BBC: "What we are trying to do is to train up, via archaeological societies, some people that have archaeological experience initially to become mentors so they can set up a small team in their area so then they can focus on a key site that they can survey and then monitor year-on-year." Derzeit sucht das Projektteam intensiv nach Freiwilligen. "We can’t do it without you" sagen sie den Bürgern. Ein kurzer Satz, der viel über das Selbstverständnis der Wissenschaft in der britischen Gesellschaft aussagt.
Projektwebsite mit Video-Intro: http://www.citizan.org.uk/
"Shores are 'final frontier' for archaeology project" (BBC, 7.8.): http://www.bbc.com/news/science-environment-33821094


7. Impressum und Redaktionshinweise
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