DGUF-Newsletter vom 11.1.2013

DGUF-Newsletter vom 11.1.2013

1.DGUF-Nachrichten
1.1. Das europäische Kulturerbe-Siegel nimmt Gestalt an
1.2. Die DGUF freut sich auf Vorschläge für den Deutschen Studienpreis für Archäologie
1.3. Der DGUF-Newsletter auch als bequem lesbares PDF im Archiv

2.Tagungen
2.1. DGUF-Tagung "Archäologie und Paläogenetik" (Erlangen, 9.-12.5.): Call for Papers endet am 31.1., Tagungsanmeldung jetzt möglich
2.2. 2nd "Heritage Forum of Central Europe: The Limits of Heritage" (Krakau, 12.-14.6., CfP bis 10.2.)
2.3. Borders - Margins - Fringes: Archaeologies. On/From the Edge (XIII Nordic TAG) (Reykjavik, 21.-25.4.; CfP bis 1.3.)
2.4. "Under the Sea - Archaeology and Palaeolandscapes of the Continental Shelf" (Szczecin, 23.-27.9., CfP bis 31.3.)
2.8. "Shared Heritage" / "Patrimoine Partagé" (Strasbourg, 28.3.)
2.9. "Gewalt und Gesellschaft. Dimensionen der Gewalt in ur- und frühgeschichtlicher Zeit" (Würzburg, 14.-16.3.)
2.10. AG Neolithikum: "Das 4. Jahrtausend" (Lübeck, 2.-6.9., CfP bis 28.2.)

3. Veranstaltungen
3.1. Tag des offenen Denkmals 2013 ist den "unbequemen" Denkmälern gewidmet

4. Forschung
4.1. Aktuelle Ausgrabungen in den Medien
4.2. Aktuelle Forschung in den Medien
4.3. Älteste Holzbauwerke der Welt bezeugen komplexe Holzbearbeitungstechniken der ersten Bauern Mitteleuropas
4.4. Jetzt digital zugänglich: Die Schriftrollen vom Toten Meer
4.5. Deformierte Schädel "burgunder Art" in Mexiko
4.6. Weltuntergang für Maya und Sumerer durch Dürre: Beispiele für Resilienz gesucht
4.7. Umfassende Studie zur Bedeutung der Nazca-Linien
4.8. Hellenistische Augenarznei analysiert

5. Kulturgutschutz
5.1. Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
5.2. Syrien: Das kulturelle und archäologische Erbe verschwindet Stück für Stück
5.3. "In Timbuktu wird sich kein einziges Mausoleum mehr befinden": Die Zerstörung von Malis kulturellem Erbe
5.4. Seit 25 Jahren UNESCO-Welterbe: Chinas Große Mauer
5.5. Türkei will sich an Europäischen Menschengerichtshof wenden, um Kulturgut zurückzuerlangen
5.6. Hermann Parzinger kritisiert offen die Kulturpolitik der Türkei
5.7. Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim gründen Ägyptensammlung
5.8. NZZ analysiert Schatzsuche ökonomisch
5.9. Trotz Keltenjahr und Landesausstellung: Heuneburgmuseum wird geschlossen
5.10. Vereinigte Arabische Emirate wollen 2013 ein Kulturgutschutzgesetz einführen
5.11. Irak: Antikenhehler nutzen Satellitenbilder und sind mit internationalen kriminellen Organisationen vernetzt
5.12. Welchen Effekt haben die Massenmedien auf den Antikenhandel?
5.13. Die USA unterstützen die UNESCO-Konvention zur Rückgabe illegal erworbener Kulturgüter an ihre Ursprungsländer
5.14. NASA und Archäologen setzen sich für den Schutz von Kulturstätten auf dem Mond ein
5.15. Passau: Bauherr zerstört wissentlich Bodendenkmal
5.16. "Mer losse der Dom in Kölle stonn" - nur: wie lange noch? Neue U-Bahn-Trasse erschüttert Weltkulturerbe Kölner Dom

6. Job-Themen und Personalia
6.1. Speyerer Archäologin der GDKE Rheinland-Pfalz Andrea Zeeb-Lanz erhält Preis des Deutschen Journalisten-Verbands
6.2. Die Dokumentarin der Zerstörungen in Syrien: Emma Cunliffe
6.3. "Cooperation in the archaeological field is very important": Interview mit ICOM-Vizepräsident Georges Okello Abungu
6.4. Charlotte Schreiter ist die neue Chefin des Römermuseums Xanten

7. Und sonst …
7.1. Schweizer Literaturregesten 1985-2010 im Open Access
7.2. Harald Meller trifft ... Hansjürgen Müller Beck
7.3. Ethische Fragen zum Umgang mit sterblichen Überresten: Ein Überblick
7.4. Untersuchung zur besseren Einbindung ehrenamtlichen Engagements in der Archäologie
7.5. Im 11. Jahrhundert lebten Juden im heutigen Afghanistan, oder: Israel finanziert Taliban?
7.6. Fast so alt wie die "Lindenstraße": Kölner Archäo-Soap geht frisch ins 23. Jahr
7.7. Haartracht der Vestalinnen rekonstruiert

8. Impressum und Redaktionshinweise


1.DGUF-Nachrichten
1.1. Das europäische Kulturerbe-Siegel nimmt Gestalt an
Seit Jahren setzen sich die DGUF und ihre Partner für das Kulturerbe-Siegel ein. Wir forderten u. a. klare Regeln, verlangten, dass die wissenschaftliche Erforschung und denkmalpflegerische Betreuung der Stätten nicht zu kurz kommt, und wir schlugen eine archäologische Kulturlandschaft vor: die "Eiszeitliche Höhlenlandschaft Donau-Alb". Nun kommt das Siegel voran: 2013 werden die ersten 16 Stätten in Europa ausgewählt. Und die DGUF wird am Thema dranbleiben.
http://www.dguf.de/index.php?id=266

1.2.
Die DGUF freut sich auf Vorschläge für den Deutschen Studienpreis für Archäologie
Mit dem Preis will die DGUF besondere Leistungen von Studierenden auszeichnen und damit den wissenschaftlichen Nachwuchs fördern. Die ausgezeichnete Studienleistung kann in den Schriftenreihen der DGUF kostenfrei veröffentlicht werden. Ausgezeichnet werden können Studierende aller archäologischen Fachdisziplinen und ihrer Nachbarwissenschaften, die besondere Studienleistungen an einer deutschen Hochschule erbracht haben. Als preiswürdig werden herausragende archäologische Forschungsarbeiten zur Geschichte Mitteleuropas erachtet, oder zu Regionen der Welt, die auf die kulturellen Entwicklungen Mitteleuropas Einfluss ausgeübt haben oder zu deren Verständnis wichtig sind. Ebenso können innovative methodologische Arbeiten in der Archäologie oder ihren Nachbardisziplinen gewürdigt werden, die der archäologischen Wissenschaft, der archäologischen Denkmalpflege, dem Kulturgüter- und Kulturlandschaftsschutz oder den archäologierelevanten Rechts- und Umweltwissenschaften einen wichtigen Impuls geben. Bitte richten Sie Ihren schriftlichen Vorschlag bis spätestens 28. Februar an den DGUF-Beirat.
http://www.dguf.de/index.php?id=40

1.3.
Der DGUF-Newsletter auch als bequem lesbares PDF im Archiv
Wir haben uns bei unserem Newsletter für den Versand als Plain-Text entschieden. Dafür gibt es mehrere und ganz übliche Gründe. Dass die E-Mails von Ihnen schneller geladen werden können, es keine Konflikte mit den verschiedenen E-Mail-Clients unserer Abonnenten gibt, und dass die E-Mails seltener mit Spam-Filtern in Konflikt kommen, sind nur zwei davon. Aus Gründen der Arbeitsökonomie können wir den Newsletter nicht parallel in einer HTML-Version anbieten. Wenn Sie allerdings lieber ein formatiertes Dokument mit ebenfalls klickbaren Links lesen möchten, legen wir Ihnen das Newsletter-Archiv ans Herz. Dort finden Sie mit einer Verzögerung von wenigen Stunden bis Tagen die aktuelle Ausgabe als PDF – und alle bisherigen Newsletter sowieso.
http://www.dguf.de/index.php?id=249


2.Tagungen
2.1.
DGUF-Tagung "Archäologie und Paläogenetik" (Erlangen, 9.-12.5.): Call for Papers endet am 31.1., Tagungsanmeldung jetzt möglich
Die Anmeldung zu DGUF-Tagung in Erlangen zum Thema Archäologie und Paläogenetik ist jetzt möglich. Wir freuen uns auf rege Teilnahme an der Tagung und bis zum 31.1. auf weitere Vorschläge für Vorträge! In Erlangen wird es neben dem Vortragsprogramm unter anderem auch einen Einführungskurs "Grundlagen der Paläogenetik" geben. Die Vorträge des 10. Mai fallen unter das Thema Humanevolution, bei den Vorträgen des 11. Mai geht es vorrangig um die Themen Populationsdynamik und Domestikationsforschung. Grundsatzreferate halten Dr. Ruth Bollongino, Prof. Dr. Joachim Burger, Prof. Dr. Katerina Harvati, Prof. em. Dr. Jens Lüning, PD Dr. Frank Siegmund und Prof. Dr. Gerd-Christian Weniger.
Informationen zur Tagung: http://www.dguf.de/?id=238
Organisatorische Hinweise und Anmeldung: http://www.dguf.de/index.php?id=270
Allgemeine Informationen zur Tagung auf Englisch: http://www.dguf.de/?id=261

2.2.
2nd "Heritage Forum of Central Europe: The Limits of Heritage" (Krakau, 12.-14.6., CfP bis 10.2.)
"Management of large-scale cultural heritage properties", "Heritage and politics", "Attractive cities - the role of heritage" and "How to sell heritage?" are amongst the subject matters covered in this conference. Central Europe and the Visegrád Group (Hungary, Czech Republic, Slovakia, and Poland) will serve as a starting point for wider considerations. Researchers, professionals and postgraduate students are invited to submit abstracts of maximum 300 words by 10 February.
http://www.mck.krakow.pl/conference/the-2nd-heritage-forum-of-central-europe-the-limits-of-heritage

2.3.
Borders - Margins - Fringes: Archaeologies. On/From the Edge (XIII Nordic TAG) (Reykjavik, 21.-25.4.; CfP bis 1.3.)
The Nordic TAG intends to reinforce the reunion of Nordic colleagues strengthening the special characteristics of the inner Nordic discourse and partnership. In Reykjavik scholars from Scandinavia, continental Europe, Britain and North-America, will join in and/or contribute to the discussions about the controversies and the ambiguities of Borders, Margins and Fringes. Amongst the first topics proposed to being discussed are: Communal Archaeology in Marginal/Rural Areas: Problems and Issues; The Mesolithic in Southern Scandinavia; The idea of "royalty" in the Viking Age; and Cultural Heritage and Global Warming. The session submitting deadline has been prolonged until 10 January, the call for papers ends on March 1st.
www.nordictag2013.hi.is
http://www.facebook.com/pages/XIII-Nordic-TAG-2013/296532330435360

2.4.
"Under the Sea - Archaeology and Palaeolandscapes of the Continental Shelf" (Szczecin, 23.-27.9., CfP bis 31.3.)
Thousands of archaeological sites are known to have survived the sea level rise at the end of the youngest glaciation. Often the sites offer valuable data on past environmental conditions, along with extensive traces of the ancient landscape. Recovering data from the seabed poses significant technical challenges. It demands collaboration between many different disciplines including, amongst others, archaeology, marine geosciences, palaeoclimatology, cultural heritage management and offshore industries. Since 2009 SPLASHCOS, Submerged Prehistoric Archaeology and
Landscapes of the Continental Shelf, has brought together over 100 specialists. This final conference is open to participation by all those with an interest in this field. Amongst the themes are: Reconstruction of submerged landscapes and their archaeological significance; preservation and discovery of underwater sites and landscapes; development of new technologies, future challenges of deep and shallow water.
http://splashcos.org/

2.8.
"Shared Heritage" / "Patrimoine Partagé" (Strasbourg, 28.3.)
The conference will focus on the following topics: The construction of the heritage across the borders; Sharing of heritage and stake of appropriation; The heritage, a tool of dialogue. What can be said about the roles of institutions such as UNESCO, Council of Europe, European Union, or NGOs? Conference languages are English and French.
http://www.heritageportal.eu/index.php?option=com_content&view=article&id=1619:international-conference-2013-shared-heritage-&catid=138:conferences-and-events&Itemid=718&lang=fr

2.9.
"Gewalt und Gesellschaft. Dimensionen der Gewalt in ur- und frühgeschichtlicher Zeit" (Würzburg, 14.-16.3.)
Kriegerische Auseinandersetzungen sind Gegenstand intensiver archäologischer Forschung. Im Fokus des Symposiums stehen aber auch bisher vernachlässigte Überlegungen zu verschiedenen Formen der Gewalt, beispielsweise in Situationen des täglichen Lebens. Die Veranstaltung des Würzburger Lehrstuhls für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie möchte zu einer diachronen Betrachtungsweise anregen und einen intensiven Austausch der Spezialisten für die verschiedenen Zeiten und Räume initiieren. Die Anmeldung ist bis 28.2. möglich.
http://www.vfg.uni-wuerzburg.de/tagung/

2.10.
AG Neolithikum: "Das 4. Jahrtausend" (Lübeck, 2.-6.9., CfP bis 28.2.)
Das "4. Jahrtausend" steht für die Ausbreitung des Neolithikums weit nach Norden (Norddeutsches Tiefland, Skandinavien), Westen (Britische Inseln, Bretagne) und Süden (Voralpenraum), zugleich verändert sich das Wirtschafts- und Sozialgefüge in den Altsiedellandschaften. Wir beobachten eine differenzierte Monumentalarchitektur und veränderte Wirtschaftsweisen, neue Austauschsysteme und rituelle Vorstellungen. Mehrere laufende Forschungsprojekte untersuchen dieses Jahrtausend, insbesondere das DFG-Schwerpunktprogramm "Frühe Monumentalität und soziale Differenzierung". Viel Stoff, weshalb die Tagung auf zwei Tage angesetzt ist; Vortragsanmeldungen sind bis zum 28.2. möglich.
http://www.ag-neolithikum.de/aktuelles.html


3. Veranstaltungen
3.1. Tag des offenen Denkmals 2013 ist den "unbequemen" Denkmälern gewidmet
Auch 2013 wird am zweiten Sonntag im September wieder der "Tag des offenen Denkmals" in Deutschland stattfinden. Dieses Jahr fällt der Termin auf den 8. September. Der Tag des offenen Denkmals ist der deutsche Beitrag zum "European Heritage Day", einer Initiative des Europarats. Der Europarat hat den Europäischen Denkmaltag 1991 erstmals ausgerufen, Deutschland beteiligt sich seit 1993. Organisiert wird die Aktion durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz. Der Tag wird zwar immer unter ein Thema gestellt, doch damit sich möglichst viele Interessierte beteiligen können, werden die Themen oft sehr vage und allgemein gehalten. 2013 ist das Thema allerdings erfreulich pointiert und durchaus eigenwillig. Das Motto lautet: "Jenseits des Guten und Schönen: Unbequeme Denkmale?" Zwar erlaubt der erklärende Text auch hier eine breite Interpretation, aber das Thema hat es in sich. Denn einerseits soll es bewusst um Denkmäler mit einer schwierigen Geschichte gehen, etwa Zeugnissen der Diktatur, von Krieg und Vertreibung. Andererseits wird ganz offen die Frage nach der "Denkmalwürdigkeit" gestellt. Zitat: "Was ist wert, erhalten zu werden und weshalb? Was macht Denkmale unbequem und warum? Gibt es überhaupt 'bequeme' Denkmale?" Damit geht der Tag des offenen Denkmals diesmal an die Kernfragen der Denkmalpflege und des gesellschaftlichen Diskurses um den Umgang mit unserem historischen und kulturellen Erbe. Somit könnte der diesjährige Tag des offenen Denkmals tatsächlich Anstoß zu interessanten Diskussionen geben. Auf der Website zum Tag des offenen Denkmals findet man nicht nur Informationen zur Geschichte, zum Hintergrund und zum diesjährigen Motto sondern auch Hinweise wie man sich beteiligen kann.
http://www.tag-des-offenen-denkmals.de/thema/


4. Forschung
4.1. Aktuelle Ausgrabungen in den Medien
"Archaeologists unearth five ancient tombs on Luxor's west bank" (Ahram Online, 10.1.): http://english.ahram.org.eg/NewsContent/9/40/62200/Heritage/Ancient-Egypt/Archaeologists-unearth-five-ancient-tombs-on-Luxor.aspx
Koutroulou Magoula: "Archaeologists unearth more than 300 prehistoric clay figurines in Greece" (Pressemitteilung Universität Southampton, 7.1.): http://www.southampton.ac.uk/mediacentre/news/2013/jan/13_04.shtml
Bremen: Archäologen untersuchen Landesbank-Baustelle (Kreiszeitung, 5.1.): http://www.kreiszeitung.de/nachrichten/bremen/spuren-stadtgeschichte-2687506.html
Israel: "Temple and rare cache of sacred vessels from Biblical times discovered at Tel Motza" (Heritage Daily, 29.12.): http://www.heritagedaily.com/2012/12/temple-and-rare-cache-of-sacred-vessels-from-biblical-times-discovered-at-tel-motza/
Rom: "Hadrian's hall: archaeologists finish excavation of Roman arts centre" (The Guardian, 26.12.): http://www.guardian.co.uk/world/2012/dec/26/hadrians-hall-roman-emperor-arts-centre
Kanai Higashiura: "Japans Pompeji: Aschetod des Vulkanbeschwörers" (Spiegel, 18.12.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/konserviert-in-vulkanasche-leiche-in-japans-pompeji-entdeckt-a-873604.html und "Kanai Higashiura Iseki - Remains found of Kofun-Period man wearing armor" (Blog Ancient Japan, 11.12.): http://japanesearchaeology.com/2012/12/11/kanai-higashiura-iseki-remains-found-of-kofun-period-man-wearing-armor/
"Staffordshire Hoard: Gold fragments found in Hammerwich" (BBC, 18.12.): http://www.bbc.co.uk/news/uk-england-stoke-staffordshire-20764132 und "Has part of the Staffordshire Hoard been stolen?" (The Heritage Journal, 1.1.): http://heritageaction.wordpress.com/2013/01/01/has-part-of-the-staffordshire-hoard-been-stolen/
"Haben Archäologen Bonns älteste Brauerei entdeckt?" (Bonner General-Anzeiger, 14.12.): http://www.general-anzeiger-bonn.de/bonn/bonn/Haben-Archaeologen-Bonns-aelteste-Brauerei-entdeckt-article927404.html
Jordanien: "Überraschender Fund: Bergwerk der Faustkeile entdeckt" (Hamburger Abendblatt, 12.12.): http://www.abendblatt.de/ratgeber/wissen/article111959605/Ueberraschender-Fund-Bergwerk-der-Faustkeile-entdeckt.html
Kanai Higashiura: "Fourteen hundred year old burial of armoured warrior found in Japan" (The Archaeology News Network, 11.12.): http://archaeologynewsnetwork.blogspot.de/2012/12/fourteen-hundred-year-old-burial-of.html#.UMrcuKyRh8G
"Archaeologists find Maya ceramics and mural paintings in three underwater caves in Mexico" (Art Daily, 9.12.): http://www.artdaily.org/index.asp?int_sec=2&int_new=59414#.UMRb5KyRh8F
"Neue Einblicke in die Siedlungsgeschichte der Stadt Haldensleben" (Archäologie Online, 7.12.): http://www.archaeologie-online.de/magazin/nachrichten/neue-einblicke-in-die-siedlungsgeschichte-der-stadt-haldensleben-24071/
"The first harbour of ancient Rome eventually found" (Phys.org, 7.12.): http://phys.org/news/2012-12-lost-port-ancient-rome.html
Hildesheim: "1.000 Jahre altes Dom-Fundament entdeckt" (NDR, 5.12.): http://www.ndr.de/regional/niedersachsen/hannover/hildesheimerdom157.html
Xi'an: "Palace of first Chinese emperor unearthed" (NBC News, 5.12.): http://www.msnbc.msn.com/id/50095531/ns/technology_and_science-science/#.UMC9IYLcx8E
Neandertaler und Homo sapiens: "Researchers find evidence of early man in caves near Naples" (Nachrichtenagentur ANSA, 4.12.): http://www.ansa.it/web/notizie/rubriche/english/2012/12/04/Researchers-find-evidence-early-man-caves-near-Naples_7901516.html

4.2.
Aktuelle Forschung in den Medien
"Erding: Die Botschaft der Lesescherben" (Süddeutsche, 9.1.): http://www.sueddeutsche.de/muenchen/erding/erding-die-botschaft-der-lesescherben-1.1569243
"The Teotihuacans exhumed their dead and dignified them with make-up" (Pressemitteilung der Spanish Foundation of Science and technology, 9.1.): http://www.eurekalert.org/pub_releases/2013-01/f-sf-tte010913.php
Großbritannien: "Severn Estuary fossils reveal Stone Age fire starting" (BBC, 6.1.): http://www.bbc.co.uk/news/uk-wales-south-east-wales-20914482
Großbritannien: "Stone Age hunters used the environment to improve standard of living" (Pressemitteilung Universität Reading, 3.1.): http://www.reading.ac.uk/news-and-events/releases/PR480551.aspx
Jordanien: "Research Unearths Terrace Farming at Ancient Desert City of Petra" (Presseinformation der Universität Cincinnati, 2.1.): http://www.uc.edu/news/NR.aspx?id=17078
"Privacy hedges date back to the Iron Age" (ScienceNordic, 2.1.): http://sciencenordic.com/privacy-hedges-date-back-iron-age
"Eight million dog mummies found in Saqqara" (Ahram Online, 2.1.): http://english.ahram.org.eg/NewsContent/9/40/61381/Heritage/Ancient-Egypt/Eight-million-dog-mummies-found-in-Saqqara.aspx
"Did Lucy Walk on the Ground or Stay in the Trees?" (Presseinformation Dartmouth College, 31.12.): http://now.dartmouth.edu/2012/12/did-lucy-walk-on-the-ground-or-stay-in-the-trees/
AHOB-Projekt: "Auf der Suche nach den ersten Briten" (Deutschlandfunk, 28.12.): www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/1962277/
"Neandertaler und moderner Mensch: Techtelmechtel vor 30.000 Jahren" (New Scientist, 20.12.): http://www.newscientist.de/inhalt/neandertaler-kreuzungen-mit-modernem-menschen-a-874018.html
"Ancient Egyptians sold themselves into temple slavery" (Pressemitteilung Universität Kopenhagen, 19.12.): http://news.ku.dk/all_news/2012/2012.12/ancient_egyptians_sold_themselves_into_temple_slavery/
"Research finds crisis in Syria has Mesopotamian precedent" (Pressemitteilung Universität Sheffield, 18.12.): http://www.shef.ac.uk/news/nr/crisis-syria-mesopotamian-precedent-1.232282
"Pharao Ramses III. wurde Kehle durchgeschnitten" (Spiegel, 18.12.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/aegypten-pharao-ramses-iii-wurde-kehle-durchgeschnitten-a-873439.html
Nordvietnam: "Ancient Bones That Tell a Story of Compassion" (The New York Times, 17.12.): http://www.nytimes.com/2012/12/18/science/ancient-bones-that-tell-a-story-of-compassion.html?pagewanted=all&_r=0
"Engraved Stone Dating Back 30,000 Years Found in China" (Chinese Archaeology, 13.12.): http://www.kaogu.cn/en/detail.asp?ProductID=3781
Tansania: "Tracing humanity’s African ancestry" (Universität Alberta, 13.12.): http://www.news.ualberta.ca/article.aspx?id=69BBE4E9EAC74B20979D00E0E4458486
Polen: "Käse aus der Jungsteinzeit" (Spiegel, 13.12.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/menschen-stellten-bereits-in-der-jungsteinzeit-kaese-her-a-872668.html
"Ancient Drawings in Peruvian Desert: New Light On the Nazca Lines" (Science Daily, 10.12.): http://www.sciencedaily.com/releases/2012/12/121210101450.htm
UNESCO-Welterbe "Kaiserliche Grabstätten der Ming- und der Qing-Dynastien": "First images of laser scan of Chinese tombs" (Historic Scotland, 10.12.): http://www.historic-scotland.gov.uk/news_article.htm?articleid=38160
"Bewegungsmuster von Vierbeinern: Höhlenmaler waren präziser als spätere Künstler" (Spiegel, 6.12.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/hoehlenmaler-stellten-vierbeiner-besser-dar-als-spaetere-kuenstler-a-871173.html
"European Romani Exodus Began 1,500 Years Ago, DNA Evidence Shows" (Pressemitteilung Cell Press, 6.12.): http://www.eurekalert.org/pub_releases/2012-12/cp-ere112912.php
"Virtuell auferstanden: Häuser am Hellweg in Paderborn" (Pressemeldung LWL, 6.12.): http://www.lwl.org/pressemitteilungen/mitteilung.php?urlID=28572#.UOM5ZqyRh8E

4.3.
Älteste Holzbauwerke der Welt bezeugen komplexe Holzbearbeitungstechniken der ersten Bauern Mitteleuropas
Ein Expertenteam aus Archäologen und Dendrochronologen vom Sächsischen Landesamt für Archäologie, dem Freiburger Institut für Waldwachstum und von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft hat jetzt in der international renommierten Online-Fachzeitschrift Plos One seine neuesten Ergebnisse zu den ältesten Holzbauwerken der Welt veröffentlicht. Unter den Autoren sind der DGUF-Vorsitzende Rengert Elburg und das langjährige DGUF-Mitglied Harald Stäuble. - Die Studie behandelt vier Brunnen aus sächsischen Siedlungen der linienbandkeramischen Kultur, die aus Eichenholz gezimmert worden waren. Die Fälldaten der mächtigen Eichenstämme für die Brunnen liegen im Zeitraum zwischen 5206 und 5098 v. Chr. Zum Fällen und Bearbeiten der bis zu 300 Jahre alten Bäume nutzten die jungsteinzeitlichen Zimmerleute quergeschäftete Steinbeile. Neben diesen Dechseln kamen den Ergebnissen der experimentellen Archäologie zufolge auch Holzkeile zum Spalten der maximal 1 m messenden Stämme zum Einsatz. Das Ablängen der Bohlen erfolgte nachweislich unter Zuhilfenahme von Feuer. Mit unterschiedlichen, komplexen Eckverbindungen wurden die Bohlen zu kastenförmigen Schächten zusammengefügt. Die mit moderner Laserscantechnik dokumentierten, sehr gut erhaltenen Bearbeitungsspuren und Holzverbindungen zeugen von der anspruchsvollen Holzbautechnik der ersten Zimmerleute Mitteleuropas. - Mit Ihrer Vorlage in einer öffentlich zugänglichen Online Zeitschrift erhoffen sich die Autoren auch, endgültig mit der weit verbreiteten Ansicht aufzuräumen, dass erst der Einsatz von Metallwerkzeugen komplexe Holzbearbeitungstechniken ermöglichte.
http://www.plosone.org/article/info:doi/10.1371/journal.pone.0051374
Neolithic Water Wells, Laser Scanning & Open Access Archaeology (Blog "Middle Savagery", 31.12.): http://middlesavagery.wordpress.com/2012/12/31/neolithic-water-wells-laser-scanning-open-access-archaeology/

4.4.
Jetzt digital zugänglich: Die Schriftrollen vom Toten Meer
Rund 5.000 hochauflösende Aufnahmen von Fragmenten der Qumranschriften sind jetzt digital zugänglich. Google und The Israel Museum, Jerusalem, hatten dafür über zwei Jahre hinweg die fragilen Schriften gescannt. Erfasst sind das Buch Deuteronomium mit den Zehn Geboten und ein kleiner Teil des Buchs Genesis. Jedes Fragment wurde von beiden Seiten in zwölf unterschiedlichen Wellenlängen aufgenommen, fünf im für uns sichtbaren Bereich, sieben im Bereich des nahen infraroten Lichts. Es ist möglich, die Schriften online sehr detailliert zu betrachten und sich auch Übersetzungen anzeigen zu lassen. - Ebenfalls im Dezember wurde durch die Cambridge Digital Library die Zehn Gebote einer 2.000 Jahre alten Kopie, der so genannte Nash-Papyrus, sowie weitere frühe Schriften hochauflösenden Bildern online zugänglich gemacht. Vor dem Fund der Qumranschriften war der Nash-Papyrus die älteste bekannte Handschrift mit Inhalten der hebräischen Bibel, des Tanach.
The Leon Levy Dead Sea Scrolls Digital Library: http://www.deadseascrolls.org.il/home
"Google Launches Dead Sea Scrolls Online Library" (Associated Press, 18.12.; Video, 0:49 Min.): https://www.youtube.com/watch?v=z7RCjXb4CiI
First Look: The Leon Levy Dead Sea Scrolls Digital Library (Israel Archaeology, 30.7.2012; Video, 4:43 Min.): https://www.youtube.com/watch?v=jfqII94OQFo
"The Dead Sea Scrolls is now available online" (Heritage Daily, 18.12.): http://www.heritagedaily.com/2012/12/the-dead-sea-scrolls-treasure-the-most-important-archaeological-discovery-of-the-20th-century-is-now-available-online-initiated-by-the-israel-antiquities-authority-and-google/
The Digital Dead Sea Scrolls (Projekt seit dem Jahr 2011): http://dss.collections.imj.org.il/
Cambridge: "Ancient religious texts among the 25,000 new images online" (Past Horizons, 3.1.): http://www.pasthorizonspr.com/index.php/archives/01/2013/ancient-religious-texts-among-the-25000-new-images-online

4.5.
Deformierte Schädel "burgunder Art" in Mexiko
Im mexikanischen Bundessstaat Sonora wurde ein vorspanisches Körpergräberfeld mit 25 Bestattungen entdeckt, bei dem 13 Schädel intentionelle Deformationen aufweisen. Der Platz bietet nun reiche Beobachtungen für die in Amerika insbesondere bei Maya und Inka weit verbreitete Sitte, die in Europa vor allem in der Völkerwanderungszeit bei Hunnen und Burgundern praktiziert wurde.
Mexiko: "Friedhof der Verstümmelten" (Spiegel, 17.12.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/archaeologen-entdecken-friedhof-im-bundesstaat-sonora-in-mexiko-a-872905.html
"Descubren cementerio prehispánico en Sonora" (INAH-Mitteilung, 12.12.): http://www.inah.gob.mx/index.php/boletines/17-arqueologia/6285-descubren-cementerio-prehispanico-en-sonora
"Descubren restos de pimas con deformación craneal" (INAH-Video, 12.12.; 1:37 Min.): http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=0nwJR2BsAGw
"Fotos: Descubren en México un cementerio con cráneos alargados" (RT, 19.12.): http://actualidad.rt.com/ciencias/view/81544-fotos-descubren-mexico-cementerio-craneos-alargados

4.6.
Weltuntergang für Maya und Sumerer durch Dürre: Beispiele für Resilienz gesucht
In dichter Folge greifen Medien archäologische Forschungen auf, die Zusammenhänge zwischen Klimakrisen und Kulturkrisen nahelegen. Im November 2012 wurde über das Ende der Maya-Kultur mit Dürreperioden um 1020 und 1100 berichtet, im Dezember über das Ende der sumerischen Sprache mit einer Dürreperiode 2200-1900 v.Chr. In der Öffentlichkeit verdichtet sich das Bild, dass Klimaveränderungen "schon immer" mit einem Weltuntergang verknüpft waren. Die dahinterstehenden seriösen Forschungen sollen hier nicht kritisiert werden, wie wohl klar ist, dass angesichts der Fülle werdender und vergehender menschlicher Kulturen und der den Klimadaten innewohnenden Datierungsunschärfen ein großes Potenzial besteht, zeitliche Koinzidenzen dieser Art zu finden. Ausgewogen und spannend wäre eine zumindest gelegentliche Umkehrung der katastrophen-orientierten Sichtweise, zunächst einmal seitens der Wissenschaft: Wie oft (und wie) haben Kulturen einen klimaverursachten Veränderungsdruck erfolgreich bewältigt?
"Dürre besiegelte Untergang der Maya" (Stern.de, 9.11.): http://www.stern.de/wissen/mensch/klimadaten-duerre-besiegelte-untergang-der-maya-1923592.html
"Maya: Dürre führte zum Kollaps" (science.ORF.at, 9.11.): http://science.orf.at/stories/1707645/
"Dürre führt zum Tod einer Sprache - Das Sumerische starb wegen eines abrupten Klimawandel vor 4200 Jahren aus" (dradio.de, 5.12.): http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/1941737/
"Dürre brachte Ende der sumerischen Sprache" (Spiegel Online, 10.12.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/wracks-von-hamilton-und-scourge-im-ontariosee-fotografiert-a-871363-2.html

4.7.
Umfassende Studie zur Bedeutung der Nazca-Linien
Der Archäologe Nicholas Saunders (Universität Bristol) und der Archäoastronom Clive Ruggles (Universität Leicester) legten in der Dezember-Ausgabe von "Antiquity" eine Studie zur Bedeutung der Nazca-Linien vor. Die im heutigen Peru befindlichen Geoglyphen (Scharrbilder) wurden vor rund 2100 bis 1300 Jahren vor heute angelegt. Sie gaben Anlass zu zahlreichen Spekulationen über ihre Bedeutung. Saunders und Ruggles beschreiben und kartieren im online leider hinter einer Paywall verborgenen Artikel nun als Hauptteil des Artikels eine bisher unentdeckte Struktur, die sie als Labyrinth deuten. Es sei zum Gehen gedacht gewesen, nicht zum Anschauen, sagt Ruggles. Die Autoren gingen im Rahmen eines Fünfjahresprojekts 1.500 Kilometer der Nazca-Linien auf eienr Fläche von 80 Quadratkilometern ab und kombinierten ihre Daten mit Satellitenbildern und mit mit relativchronologischen Untersuchungen.
C. Ruggles, N. Saunders, "Desert labyrinth: lines, landscape and meaning at Nazca, Peru", Antiquity 86 [2012] 1126-40: http://antiquity.ac.uk/ant/086/ant0861126.htm
"Lines in the sand may have been made for walking" (Science News, 7.12.): http://www.sciencenews.org/view/generic/id/346914/description/Lines_in_the_sand_may_have_been_made_for_walking
"Die Nazca-Linien als Wege interpretiert: ein aktuelles Paper – mit einem Déjà-vu-Effekt" (Astronomie-Blog Skyweek, 16.12.): http://skyweek.wordpress.com/2012/12/16/die-nazca-linien-als-wege-interpretiert-ein-aktuelles-paper-mit-einem-deja-vu-effekt/

4.8.
Hellenistische Augenarznei analysiert
Aus einem vor der Küste der Toskana um 140/130 v.Chr. gesunkenen Schiffswrack wurde u. a. eine kleine Metalldose (Pyxis) geborgen, deren Inhalt nun näher analysiert wurde. Nach den in PNAS publizierten Analysen enthielt die Dose sechs Pillen von etwa 4 x 1 cm Größe, deren Bestandteile - vor allem die Zinkminerale Hydrozinkit und Smithsonit - zur Heilung von Augenentzündungen gedient haben können.
"Antikes Medikamentendöschen enthielt Augenarznei" (Spektrum, 7.1.): http://www.spektrum.de/alias/wrackfund/antikes-medikamentendoeschen-enthielt-augenarznei/1180348
"Antike Tablette" (Wissenschaft aktuell, 8.1.): http://www.wissenschaft-aktuell.de/artikel/Antike_Tablette_1771015588874.html


5. Kulturgutschutz
5.1.
Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
"Gaza's archaeological treasures at risk from war and neglect" (BBC, 7.1.): http://www.bbc.co.uk/news/world-middle-east-20853440
"Notgrabungen in einer chinesischen Münzstätte - und die Ignoranz des Münzsammlers" (Archaeologik, 4.1.): http://archaeologik.blogspot.de/2013/01/notgrabungen-in-einer-chinesischen.html
San Agustín/Berlin: "Colombia residents want Germany to return stone statues" (Los Angeles Times, 27.12.): http://www.latimes.com/news/nationworld/world/la-fg-colombia-statues-20121228,0,7831131.story
Großbritannien und Griechenland: "Gefängnisstrafen für Sondengänger" (Archaeologik, 27.12.): http://archaeologik.blogspot.de/2012/12/gefangnisstrafen-fur-sondenganger.html
Mes Aynak, Afghanistan: "Ancient Buddhas, Modern Peril" (The New York Times, 22.12.): http://www.nytimes.com/2012/12/23/opinion/sunday/chinese-led-copper-mining-threatens-afghan-buddhist-monasteries.html und "Mes Aynak: Archaeologists Given More Time to Remove Relics and Artifacts" (ARCA-Blog, 7.1.): http://art-crime.blogspot.de/2013/01/mes-aynak-archaeologists-given-more.html
"Falsches Signal: Kolumbien gibt Wracks zur Plünderung frei" (Archaeologik, 18.12.): http://archaeologik.blogspot.de/2012/12/falsches-signal-kolumbien-gibt-wracks.html
Hyderabad, Indien: "Loss of heritage may push us into dark ages" (The Times of India, 16.12.): http://timesofindia.indiatimes.com/city/hyderabad/Loss-of-heritage-may-push-us-into-dark-ages/articleshow/17631832.cms?intenttarget=no
Koh Ker, Kambodscha: "Inside Sotheby’s: Auction House Response Reveals Key Players in Fight Over Khmer Statue" (Chasing Aphrodite, 9.12.): http://chasingaphrodite.com/2012/12/09/inside-sothebys-auction-house-response-reveals-key-players-in-fight-over-khmer-statue/ und "Claims of Looting Shadow Expert in Khmer Art" (New York Times, 12.12.): http://www.nytimes.com/2012/12/13/arts/design/us-links-collector-to-statue-in-khmer-looting-case.html?adxnnl=1&hpw&adxnnlx=1355343513-Z3Wh8+aPn%2F7fVX%2FvBtfVJg&_r=1& und "Cambodia's cultural heritage is still at risk" (The Cambodia Herald, 5.1.): http://www.thecambodiaherald.com/opinion/detail/3?token=OTEyY2U0MzFmMjQyZTBhOTNiNTA5MzM2NmU5MDAx
Römisches Museum Augsburg: "Museums-Schließung: Das ist peinlich" (Augsburger Allgemeine, 6.12.): http://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg/Museums-Schliessung-Das-ist-peinlich-id23028566.html
"New Zealand signs up to protect culture and heritage in times of war" (Scoop, 6.12.): http://www.scoop.co.nz/stories/PA1212/S00102/nz-signs-up-to-protect-culture-heritage-in-times-of-war.htm, dazu auch: "Cultural Property (Protection in Armed Conflict) Bill" (New Zealand Parliament, 5.12.): http://www.parliament.nz/en-NZ/PB/Debates/Debates/8/b/5/50HansD_20121208_00000028-Cultural-Property-Protection-in-Armed-Conflict.htm

5.2.
Syrien: Das kulturelle und archäologische Erbe verschwindet Stück für Stück
"Krieg ist gut fürs Geschäft" sagt Farouk, der seit dem Frühling 2012 syrische Artefakte verkauft. Zu den zahlreichen Händlern illegaler Antiken sollen auch Mitglieder der Rebellen sowie der Regierungstruppen gehören, berichtet die "Welt". "No world heritage site safe in Syria" – zu diesem Schluss kommt Emma Cunliffe in einem Beitrag für das Global Heritage Network. Über Aleppo sagen Journalisten, die sich nach Syrien wagen: "Once a shocwcase in Syria - now it's a shadow of itself". In unmittelbarer Nähe des UNESCO-Welterbes Krak des Chevaliers detonieren wieder Geschosse. Wie kann man helfen? Weil ICOMOS niemanden nach Syrien entsenden kann, bot man Anfang Januar den syrischen Kollegen einen E-Learning-Kurs an, mit dessen Hilfe sie ihre Museen und Fundorte im bewaffneten Konflikt besser schützen können sollen. Die wesentlichen Videos und Zeitungsartikel von Mitte November bis Mitte Januar haben wir in einem Beitrag zusammengefasst.
"Disappearing piece by piece: Archaeological Heritage in Syria, part 4" (Diane Scherzler, 11.1.): http://storify.com/scherzler/disappearing-piece-by-piece-archaeological-heritag

5.3.
"In Timbuktu wird sich kein einziges Mausoleum mehr befinden": Die Zerstörung von Malis kulturellem Erbe
Am 23. Dezember zerstörten die radikalen Islamisten Ansar Dine in Timbuktu weitere Mausoleen. Nach mehreren Augenzeugenberichten gehörten sie zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die Ansar Dine wollen jetzt alle verbleibenden heiligen Stätten zerstören. Währenddessen versuchen Gelehrte verzweifelt, wenigstens einen Bruchteil der mehreren hunderttausend Manuskripte zu retten, die bis zu 800 Jahre alt sind. An Militärkontrollen vorbei schmuggeln sie auf externen Festplatten digitalisierte Schriften. – Zeitungsberichte, Videos und Dokumente zum aktuellen Stand der Situation im Norden Malis haben wir für Sie in einem Beitrag zusammengefasst.
"'Not a single mausoleum will remain in Timbuktu': The Destruction of Mali's Cultural Heritage" (Diane Scherzler, 31.12.): http://storify.com/scherzler/not-a-single-mausoleum-will-remain-in-timbuktu-th

5.4.
Seit 25 Jahren UNESCO-Welterbe: Chinas Große Mauer
Nein: Kein Astronaut hat sie jemals vom Weltraum aus sehen können. Dennoch ist die Große Mauer ein einzigartiger Bau. Auf mehr als 20.000 Kilometer Gesamtlänge lassen sich ihre Teilstücke addieren. Die Mauer sollte der Verteidigung des chinesischen Kaiserreichs vor Reitervölkern dienen, ihr Bau dauerte vom 7. Jahrhundert v. Chr. bis ins 17. Jahrhundert und forderte mutmaßlich so viele Menschenleben, dass die Große Mauer in China auch "der lange Friedhof" heißt. Während das Bauwerk in touristisch gut erschlossenen Arealen gut erhalten ist und sogar restauriert wird, sind große Teile in schlechtem Zustand und verfallen. - Vor 25 Jahren, am 7. Dezember 1987, erklärte die UNESCO die Große Mauer zum Weltkulturerbe.
"Legendär lang: Chinesische Mauer seit 25 Jahren Welterbe" (Süddeutsche, Bildergalerie, 7.12.): http://www.sueddeutsche.de/reise/chinesische-mauer-seit-jahren-welterbe-legendaer-lang-1.1544278
"The Great Wall" auf der UNESCO-Website: http://whc.unesco.org/en/list/438
"Die Große Mauer" ("Schätze der Welt", Informationen, Bildergalerie und Filmbeitrag, Juni 2010): http://www.swr.de/schaetze-der-welt/die-grosse-mauer/-/id=5355190/nid=5355190/did=5978628/1v6i0tx/index.html

5.5.
Türkei will sich an Europäischen Menschengerichtshof wenden, um Kulturgut zurückzuerlangen
Die Türkei plane, sich an den Europäischen Menschengerichtshof zu wenden, um die Rückgabe von Skulpturen aus dem Mausoleum von Halikarnassos zu erreichen, die gegenwärtig im Besitz des Britischen Museums sind. Die Skulpturen sollen an ihren Original-Standort, ins heutige Bodrum, gebracht werden. Das schreibt der Guardian am 8. Dezember und kommentiert, dieser "Testlauf" sei ein mögliches Desaster für Museen weltweit - Griechenland, Nigeria und andere Länder würden den Fall aufmerksam verfolgen. Laut Guardian wird Ende Januar die Klage eingereicht werden, 30 Anwälte bereiteten sie derzeit vor, eine Petition mit 118.000 Unterschriften stütze den Vorgang. Der Bezug zu Menschenrechten könnte über eine postulierte Verletzung von Artikel 1 des 1. Protokolls der Europäischen Menschenrechtskonvention hergestellt werden: "Every natural or legal person is entitled to the peaceful enjoyment of his possessions." Zitiert wird außerdem der Anwalt Remzi Kazmaz: "We thank the British authorities and the British Museum for accommodating and preserving our historical and cultural heritage for the last years. However, the time has come for these assets to be returned to their place of origin."
"Turkey turns to human rights law to reclaim British Museum sculptures" (The Guardian, 8.12.): http://www.guardian.co.uk/culture/2012/dec/08/turkey-british-museum-sculptures-rights
"Turkey takes its novel cultural property claim to the European Court of Human Rights" (The Heritagist, 9.12.): http://www.theheritagist.com/2012/12/turkey-takes-its-novel-cultural.html
"Türkei zieht vor den europäischen Gerichtshof für Menschenrechte" (Archaeologik, 13.12.): http://archaeologik.blogspot.de/2012/12/turkei-zieht-vor-den-europaischen.html

5.6. Hermann Parzinger kritisiert offen die Kulturpolitik der Türkei
Die meisten Rückgabeforderungen der Türkei sind nicht gerechtfertigt, die Türkei erschwert die wissenschaftliche Zusammenarbeit und hält Verträge nicht ein, macht Grabungsteams unangemessene Auflagen, stellt im eigenen Land den Tourismus und Staudamm-Projekte über den Kulturgutschutz und öffnete 2012 qua Gesetz dem gewinnorientierten Verkauf von Kulturgütern aus ihren Museumsmagazinen heraus alle Tore: Das sind zusammengefasst wesentliche Thesen von Hermann Parzinger, mit denen er nach einer offenbar längeren Phase stillen diplomatischen Leidens in einem Artikel in der FAZ (18.12.) die derzeitige türkische Kultur- und Archäologiepolitik beschreibt. Eine Türkei, die Teil Europas werden wolle, müsse den politisch motivierten Konfrontationskurs beenden und wieder mit ihren langjährigen Partnern zusammenarbeiten. Mit klaren Worten weist Parzinger unberechtigte Rückgabeforderungen der Türkei gegenüber Berliner Museen zurück; die Türkei verhalte sich inkonsequent, denn gleichzeitig seien türkische Museen nicht aufgefordert, ihrerseits Sammlungsbestände zurückzugeben, die ursprünglich etwa aus Syrien, dem Libanon oder vom Balkan stammen. Klare Worte, die im mit betroffenen europäischen Ausland Widerhall finden - und auch in der Türkei.
Hermann Parzinger: "Archäologie: Piraten vor Pergamon" (FAZ, 14.12.): http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/archaeologie-piraten-vor-pergamon-11993585.html
Aygül Cizmecioglu: Interview mit Hermann Parzinger: "Diese Schätze gehören uns allen": (Deutsche Welle, 17.12.): http://www.dw.de/parzinger-diese-sch%C3%A4tze-geh%C3%B6ren-allen/a-16454074
Michael Bienert: "Deutsch-türkischer Archäologenstreit Das Donnergrollen erreicht Ankara" (Stuttgarter-Zeitung.de, 21.12.): http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.deutsch-tuerkischer-archaeologenstreit-das-donnergrollen-erreicht-ankara.b3f04533-9229-4b00-9c44-2b0feeac7ada.html
"La Turquie veut récupérer ses antiquités" (AFP-Video, 21.12.2012): https://www.youtube.com/watch?v=NGIS71rAIK0&list=UUckz6n8QccTd6K_xdwKqa0A&index=180
Barçın Yinanç: "Turkey's artifacts move panics West museums" (Hürriyet Daily News, 24.12.): http://www.hurriyetdailynews.com/turkeys-artifacts-move-panics-west-museums.aspx?pageID=238&nid=37463
"'We expect return of all artifacts in 2013,’ says Turkey's Culture Minister Günay" (Hürriyet Daily News, 3.1.): http://www.hurriyetdailynews.com/we-expect-return-of-all-artifacts-in-2013-says-turkeys-culture-minister-gunay.aspx?pageID=238&nID=38201&NewsCatID=375

5.7.
Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim gründen Ägyptensammlung
In einem Interview mit dem SWR berichtet der Generaldirektor der Reiss-Engelhorn-Museen, Prof. Dr. A. Wieczorek, dass seine Museen eine Ägyptensammlung (wieder) aufbauen, um legale Bestände bestehender Privatsammlung in die Öffentlichkeit zu überführen und damit zum Kulturgutschutz beizutragen. Am Beispiel Ägyptens erinnert er an die beängstigende Fülle der vielerorts erfolgenden Zerstörungen von Kulturgütern im Kontext von Kriegen und sozialen Konflikten. Er regt an, die Zuständigkeit für hochkarätige Kulturgüter und Welterbestätten strukturell aus den nationalen Verantwortungen zu lösen und bei internationalen Organen wie etwa der UNESCO anzusiedeln; diese könnten dann ihrerseits die Obhut wieder an nationale Institutionen übertragen, solange diese den Kulturgutschutz hinreichend gewährleisten. Wohl bewusst provozierende Thesen, um einen öffentlichen Dialog anzustoßen und aus der Ohnmacht herauszuführen, mit der wir derzeit die fahrlässigen wie bewussten Zerstörungen weithin bekannter Stätten und Sammlungen konstatieren. So nachvollziehbar und richtig die hierin liegende Suche nach einer internationalen Ethik ist, so unfertig und eurozentristisch Wieczoreks konkreter Vorschlag. Haben wir schon vergessen, wie zustimmend beim Fall des Eisernen Vorhangs westliche Medien von der Zerstörung so mancher Symbole und Großfiguren soeben entmachteter Diktatoren berichteten, die man mit anderen Augen ebenfalls als schützenswerte Kulturgüter hätte bewerten können? Kulturgüter und Kulturgutschutz sind Teil sozialer Diskurse - zu ihrem Nutzen wie zu ihrem Schaden.
"UNESCO-Konvention zur Weltkulturgütern noch sinnvoll?" Interview mit dem Generaldirektor der Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim, Prof. Dr. A. Wieczorek, zu Antikenraub und -sammlung in Ägypten (SWR2-Audio, 27.12., 7:26 min): http://swrmediathek.de/player.htm?show=d0a59980-5022-11e2-941c-0026b975f2e6

5.8.
NZZ analysiert Schatzsuche ökonomisch
Unter der Rubrik "Börsen & Märkte" engagiert sich die NZZ für den Kulturgüterschutz, aus einer für Archäologen ungewohnten Perspektive: In seinem Artikel zeichnet Christof Leisinger das Schicksal mehrerer Unternehmen zur Schatzsuche nach, die über die Börse oder Anleihen finanziert wurden. Seine Bilanz aufgrund einer längeren Beobachtung von Kursen und Renditen: als Geldanlage zu risikoreich und meist ein Verlustbringer.
"Jagd auf versunkene Reichtümer - Schatzsucher ohne Börsenglück" (NZZ, 10.12.): http://www.nzz.ch/finanzen/uebersicht/boersen_und_maerkte/schatzsucher-ohne-boersenglueck-1.17872996

5.9.
Trotz Keltenjahr und Landesausstellung: Heuneburgmuseum wird geschlossen
Das Land Baden-Württemberg und die Gemeinde Herbertingen konnten sich über Finanzfragen nicht einigen: das Freilichtmuseum Heuneburg wird zum 31.10.2013 geschlossen.
"Aus für Freilichtmuseum Heuneburg – Rat beschließt Ausstieg" (Schwäbische Zeitung, 12.12.): http://www.schwaebische.de/region/sigmaringen-tuttlingen/bad-saulgau/rund-um-bad-saulgau_artikel,-Aus-fuer-Freilichtmuseum-Heuneburg-Rat-beschliesst-Ausstieg-_arid,5363206.html

5.10.
Vereinigte Arabische Emirate wollen 2013 ein Kulturgutschutzgesetz einführen
Die Vereinigten Arabischen Emirate wollen 2013 ein Kulturgutschutzgesetz einführen. Bisher gibt es keine gemeinsame Regelung der sieben Emirate (Abu Dhabi, Adschman, Dubai, Fudschaira, Ra's al-Chaima, Schardscha und Umm al-Qaiwain), das die Zerstörung von Baudenkmälern und den Verkauf von Kulturgut regelt. Das soll das neue Gesetz ändern. Mit dem neuen Gesetz sehen sich die Vereinigten Arabischen Emirate auch in der Lage, neue Vorschläge für die UNESCO-Welterbe-Liste zu machen.
"UAE promotes new heritage protection law and sets its 'sites' on the World Heritage List" (The Heritagist, 19.12.): http://www.theheritagist.com/2012/12/uae-promotes-new-heritage-protection.html?m=1

5.11.
Irak: Antikenhehler nutzen Satellitenbilder und sind mit internationalen kriminellen Organisationen vernetzt
Verhaftete Schmuggler haben zugegeben, zum Aufspüren von Kulturstätten Satellitenbilder zu nutzen und außerdem mit internationalen kriminellen Organisationen vernetzt zu sein. Das teilte das irakische Tourismusministerium mit. Es betont, das Eingreifen der Vereinten Nationen sei nötig. Es sei das erste Mal, dass hochdetaillierte Karten auf Basis von Satellitenbildern bei Schmugglern gefunden worden seien. Dies sei ein Wendepunkt in der Verfolgung der kriminellen. Es gebe Hinweise auf Schmugglerringe über die Golfstaaten, die Türkei, Syrien und Jordanien. Die Antiken würden in die Märket in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Schweden weitergehandelt. Im Irak gibt es mehr als 41.000 Kulturstätten, von denen 12.000 archäologisch ausgegraben sind. All die Orte werden nach Angaben des Tourismusministeriums von 16.000 Wachmännern geschützt.
"Antiquities Smugglers Face Crackdown in Iraq" (Al-Monitor, 14.12.): http://www.al-monitor.com/pulse/culture/2012/12/iraq-targets-antiquities-smuggling-gangs.html

5.12.
Welchen Effekt haben die Massenmedien auf den Antikenhandel?
Morag M. Kersel von der DePaul University (Chicago) befasst sich in einem jüngst erschienenen Buchbeitrag mit dem Einfluss der Massenmedien auf den Antikenhandel. An einzelnen Beispielen aus Time Magazine und Vanity Fair möchte sie darlegen, dass Medien die Einstellung von potenziellen Antikenkäufern beeinflussen. Antiken würden als "hot investment" angeführt, als sichere Geldanlage, es fehle aber jeder Hinweis auf die schweren Schäden, die Plünderungen archäologischer Stätten mit sich bringen. Kersel betont den Zusammenhang zwischen dem Angebot von Antiken und der Nachfrage durch Käufer. Sie nennt kritisch Pressemeldungen von wissenschaftlicher Seite, die irreführend für die Meinungsbildung von Journalisten seien. Schließlich regt sie an, den Antikenhandel gegenüber der Öffentlichkeit so negativ zu assoziieren wie z. B. das Rauchen. Sie ruft Archäologen dazu auf, ihre eigenen Kampagnen gegen das positive Image zu starten, welches der Besitz von Antiken noch immer habe. - Kersels Beitrag ist nicht der erste, welcher einen wesentlichen Teil der Schuld für einen Missstand bei den Massenmedien sucht. Methodisch ist zu bemängeln, dass die Autorin keinerlei Fachliteratur zur Medienwirkungsforschung heranzieht, also zur Erforschung von Effekten, die Medieninhalte auf Rezipienten haben. Genau darüber schreibt sie jedoch! Tatsächlich gibt es bereits seit Beginn des 20. Jahrhunderts differenzierte wissenschaftliche Modelle von Medienwirkung, zu nennen ist beispielsweise der Soziologe Paul Lazarsfeld. Erfahrene Journalisten würden stark daran zweifeln, dass einzelne Beiträge beim Publikum in nennenswerter Zahl zu einem neuen Verhalten - hier dem Kauf von Antiken - führen. Kersel hat allerdings völlig Recht, wenn sie auf sorgfältig formulierte Pressemeldungen der Wissenschaft pocht, und wenn sie Archäologen dazu auffordert zu handeln und sie zu Mitverantwortlichen des Geschehens zählt. Wenn, beispielsweise, in Deutschland der Medienmanager Helmut Thoma sich in der "Welt am Sonntag" vom 7. 11. 2010 ungeniert mit einem von ihm begangenen Grabraub in Palmyra brüstet, die Gemeinschaft der Archäologien darauf jedoch nicht mit lautem Protest reagiert, sondern schweigt, wäre es zu kurz gedacht, einfach die "Welt am Sonntag" dafür verantwortlich zu machen, dass Plünderei in dieser Zeitung als Heldentat stehen bleibt. Die DGUF hatte sich übrigens seinerseits mit ihren Partnern PDVA, DAI und DArV brieflich an Thoma gewendet, aber ohne Erfolg. Selbstkritisch ist zu fragen, wieso wir nicht hartnäckiger waren.
Kersel, M. (2012), "The power of the press: The effects of press releases and popular magazines on the antiquities trade", in E. Meyers and C. Meyers (eds), Archaeology, Bible, Politics and the Media: Proceedings of the Duke University Conference, April 23-24, 2009, (Winona Lake: Eisenbrauns), 73-83. Text zum Download: http://traffickingculture.org/wp-content/uploads/2012/12/Kersel-2012-The-Power-of-the-Press.pdf
Wikipedia zu Medienwirkungsforschung: http://de.wikipedia.org/wiki/Medienwirkungsforschung
"Es war Nacht, und da waren Schlangen …" Das "Welt am Sonntag"-Interview auf der Website von Helmut Thoma: http://www.helmut-thoma.de/index_htm_files/thoma_weltonline.pdf

5.13.
Die USA unterstützen die UNESCO-Konvention zur Rückgabe illegal erworbener Kulturgüter an ihre Ursprungsländer
Die USA haben im Dezember erklärt, dass sie die UNESCO-Konvention zur Rückgabe illegal erworbener Kulturgüter an ihre Ursprungsländer unterstützen. Dabei nehmen sie Bezug auf die aktuelle Zerstörung von Kulturgut in den Krisenherden dieser Welt. - Das macht Sinn, schließlich sind die USA in zahlreichen Krisenregionen der Welt im Einsatz. Die Bilanz, etwa im Irak, ist verheerend. Im Chaos von Krieg und Besatzung sind archäologische Stätten von höchstem Wert in bisher völlig unbekanntem Ausmaß geplündert worden. Doch auch in anderen Krisengebieten der Welt werden Kulturgüter derzeit in einem historisch wohl einzigartigem Maßstab zerstört, sei es gezielt durch religiöse oder nationalistische Fanatiker (die UNESCO-Welterbestätten der Buddhas von Bamiyan, die islamischen Heiligengräber in Mali, die Brücke von Mostar im Jugoslawienkrieg) oder durch die Plünderung krimineller Banden. Dabei werden archäologische Stätten ebenso systematisch und großflächig zerstört wie Museen und Depots ausgeraubt. Es gäbe also viel zu tun. In ihrem jüngsten Report "Return or restitution of cultural property to the countries of origin" geht die UNESCO denn auch auf die kritische Situation etwa in Ägypten, in Syrien oder Mali ein. Der Ergebnisteil des Berichts wird jedoch stark geprägt von den Diskussionen zwischen der Türkei und Deutschland (Abschluss der Verhandlungen über die Sphinx von Boðazköy) oder Griechenland und Großbritannien (Parthenon-Fries). Beide Länder unterstützen die Konvention vehement - aber nicht um die aktuelle Katastrophe abzuwenden, sondern aus durchaus nationalistischen Interessen: Sie fordern die Rückgabe hochwertiger Kunstschätze, die teils schon im 19. Jahrhundert außer Landes gebracht wurden. Man muss sich fragen, ob angesichts der aktuellen Notlage nicht drängendere Probleme anstehen. Immerhin ist derzeit eine internationale Taskforce Kulturgüter unter dem Dach der UNO geplant (wir berichteten im Newsletter vom 6.12. unter Punkt 4.3). Verzahnt mit Interpol und den nationalen Behörden könnte dadurch zumindest dem Handel mit illegalem Kulturgut der Kampf angesagt werden und dem ökonomisch bedingten Raubbau an dem Kulturgut der Menschheit der Boden entzogen werden. Der Zerstörung durch Intoleranz, Fundamentalismus und Nationalismus wird man wohl nicht wirklich etwas entgegensetzen können, solange sich die Universellen Menschenrechte global nicht durchsetzen lassen.
"U.S. Supports U.N. Resolution Urging Countries to Take Antiquities Trafficking Seriously" (Blog Cultural Heritage Lawyer Rick St. Hilaire, 20.12.): http://culturalheritagelawyer.blogspot.de/2012/12/us-supports-un-resolution-urging.html
"Study Reveals Looting of Archaeological Sites as Massive Global Problem" (PACHI, 5.1.): http://paul-barford.blogspot.de/2013/01/study-reveals-looting-of-archaeological.html
"Return or restitution of cultural property to the countries of origin" (UNESCO-Report, 1.8.2012): http://www.un.org/ga/search/view_doc.asp?symbol=A/67/219

5.14.
NASA und Archäologen setzen sich für den Schutz von Kulturstätten auf dem Mond ein
Seit Jahren schon kümmert sich die NASA um den Schutz der Spuren früherer Landungen auf dem Mond. Die technischen Hinterlassenschaften und menschlichen Spuren - dazu gehören z. B. die Surveyor-Sonden ebenso wie die ersten Fußabdrücke, die Neil Armstrong am 21. Juli 1969 im Mondstaub hinterließ – sollen nicht durch künftige bemannte und unbemannte Missionen beschädigt werden. Im Mai 2012 veröffentlichte die Behörde sogar "Empfehlungen" zum Schutz der Kulturstätten. Mitte Dezember nun ließ die NASA die beiden Sonden der GRAIL-Mission, die der Vermessung des lunaren Schwerefelds gedient hatten, kontrolliert auf der Mondoberfläche einschlagen - mit Bedacht weitab aller menschlicher Spuren. Den erfolgreichen Kulturgutschutz schreiben sich die Parteien nun stolz auf die jeweiligen Fahnen: Die NASA schützt die Zeugnisse ihrer eigenen wissenschaftlichen und technologischen Geschichte. Archäologen betonen, dass sie es gewesen seien, welche der NASA die Bedeutung nicht-US-amerikanischer Spuren verdeutlicht hätten. So sagte Alice Gorman, Mitglied der "Space Heritage Task Force" des World Archaeological Congress: "After a lot of campaigning by a number of archaeologists and heritage people, NASA has finally recognised that not only the US landing sites on the moon but also other nations like the former USSR are heritage archaeological sites and it would be a good idea to protect them."
GRAIL: "NASA crashes space junk into the moon to save lunar heritage sites" (The Conversation, 18.12.): http://theconversation.edu.au/nasa-crashes-space-junk-into-the-moon-to-save-lunar-heritage-sites-11404
"Archaeology of the Moon: Future archaeologists might consider going to the Moon to excavate the lunar surface for the remains of past lunar missions." (Heritage Daily, 24.12.): http://www.heritagedaily.com/2012/12/68936/
"NASA's Recommendations to Space-Faring Entities: How to Protect and Preserve the Historic and Scientific Value of U.S. Government Lunar Artifacts" (NASA, 25.5.2012): http://www.nasa.gov/directorates/heo/library/reports/lunar-artifacts.html
World Archaeological Congress Space Heritage Task Force: http://www.worldarchaeologicalcongress.org/site/active_spac.php

5.15.
Passau: Bauherr zerstört wissentlich Bodendenkmal
Trotz eindeutiger Auflagen zerstörte in Passau ein Investor beim Bau eines Studentenwohnheimes wissentlich ein römerzeitliches Bodendenkmal - so berichtet es mit spürbarer Empörung der Journalist Stefan Brandl.
"Dran, drauf, drüber übers Römererbe" (Wochenblatt, 8.1.): http://www.wochenblatt.de/nachrichten/passau/meinung/Passau-Archaeologie-Roemer;art2835,155830

5.16. "Mer losse der Dom in Kölle stonn" - nur: wie lange noch? Neue U-Bahn-Trasse erschüttert Weltkulturerbe Kölner Dom
Seit dem 9. Dezember 2012 nutzt die Kölner U-Bahn einen Streckenabschnitt, der unter dem Weltkulturerbe Kölner Dom hindurchführt; bei jeder Fahrt der Linie 5 vibriert es, und im Kircheninnern hört man die U-Bahn. Seit dem 8.1. fährt gilt nun ein Tempolimit von 20 km/h unter dem Dom, doch Vibrationen und Geräusche bleiben. Im Jahr 2009 stürzte das Kölner Stadtarchiv mit seinen wertvollen Beständen zusammen, bedingt durch Fehler beim U-Bahnbau. Weitere Bauschäden: der Kirchturm von St. Johann Baptist neigte sich um gut 1 m aus dem Lot, Decke und Wände der Kirche St. Maria im Kapitol zeigen neue Risse, wie bereits 2007 der Turmkeller des Rathauses. Doch ungerührt, wenn auch nicht unerschüttert, baut Köln weiter an der neuen U-Bahn. Es herrscht wieder Kölscher Normalbetrieb: Während die eine Stadtzeitung den Fall dramatisiert, beschwichtigt die andere "Et hät noch emmer joot jejange" - Diskurs statt Taten.
"U-Bahn lässt den Dom erzittern" (Kölnische Rundschau, 8.1.): http://www.rundschau-online.de/koeln/krisengespraech-u-bahn-laesst-den-dom-erzittern,15185496,21417040.html
"Der Dom wackelt, aber wankt nicht" (Kölner Stadt-Anzeiger, 9.1.): http://www.ksta.de/debatte/kommentar-der-dom-wackelt--aber-wankt-nicht,15188012,21420886.html
"Hat keiner an den Dom gedacht?" (WDR, 10.1.): http://www1.wdr.de/themen/panorama/dom134.html


6. Job-Themen und Personalia
6.1.
Speyerer Archäologin der GDKE Rheinland-Pfalz Andrea Zeeb-Lanz erhält Preis des Deutschen Journalisten-Verbands
Der Bezirksverband Pfalz des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV) hat am 1.12. die Speyerer Archäologin Andrea Zeeb-Lanz mit dem Medienpreis "Goldene Zeile" ausgezeichnet. Mit diesem Preis werden Personen gewürdigt, die ein vertrauensvolles Verhältnis zu den Medien pflegen und ihre Forschungsarbeit verständlich kommunizieren können. In seiner Laudation sagte der Jury-Vorsitzende Andreas Lang über Andrea Zeeb-Lanz: "Aus diesem Holz müssen die Nachrichtenlieferanten geschnitzt sein: freigiebig im Umgang mit ihrem Wissensschatz, mit Verständnis für die manchmal sehr speziellen journalistischen Bedürfnisse, auf dem kurzen Dienstweg erreichbar und versiert in der Kunst, komplizierte Zusammenhänge zu vereinfachen." Zu den bisherigen Preisträgern der Goldenen Zeile gehören Mario Adorf und Hannelore Kohl. Der DJV ist mit rund 38.000 Mitgliedern die größte Journalisten-Organisation Europas.
http://www.djv-rlp.de/index_rlp.phtml?showdata-85&Instanz=283&Datensatz=1006&SpecialTop=45

6.2.
Die Dokumentarin der Zerstörungen in Syrien: Emma Cunliffe
Die schweren Schäden an Syriens kulturellem Erbe werden von verzweifelten Syrern mittels Videos, Tweets und Fotos in sozialen Netzwerken dokumentiert. Dass diese Vielzahl von umfangreichen und kleinen Informationsbruchstücken systematisch erfasst und der Fachwelt somit leichter zugänglich gemacht wird, verdankt die Archäologie einer Person: Emma Cunliffe. An der Universität Durham geht sie jeden Tag online - manchmal mehrere Stunden lang – und durchsucht das Netz nach Informationen. Im Mai 2012 publizierte die Archäologin einen 51-seitigen Bericht "Damage to the Soul: Syria’s Cultural Heritage in Conflict". Seitdem dient sie Journalisten als Quelle ersten Ranges, wenn es um syrisches kulturelles Erbe geht. Archäologen fragen Cunliffe ab und an, was der Sinn sei, die Zerstörungen aus der Ferne zu beobachten. Darauf antwortet sie mit dem Blick auf die Zeit des Wiederaufbaus nach dem Krieg: "There will be a record of damage, it will be a place to start."
"Why One Researcher is Documenting the Damage to Syria’s Archaeological Sites" (The World, 11.12.): http://www.theworld.org/2012/12/syria-archaeological-treasures/
"To me, the looting that’s occurring could actually be a bigger problem": Mark Colvin interviewt Emma Cunliffe (ABC News, 14.9.2012; 12:46 Min.): http://www.abc.net.au/news/2012-09-07/interview-emma-cunliffe/4249568
Emma Cunliffe: "Damage to the Soul: Syria’s Cultural Heritage in Conflict" (16.5.2012): http://ghn.globalheritagefund.com/uploads/documents/document_2107.pdf
Mehr zu Emma Cunliffe auf der Website der Universität Durham: http://www.dur.ac.uk/archaeology/postgraduate/currentpg/?id=8352

6.3.
"Cooperation in the archaeological field is very important": Interview mit ICOM-Vizepräsident George Okello Abungu
Als einer von Wenigen spricht sich der Archäologe George Abungu, Vizepräsident des International Council of Museums (ICOM) gegen die "Declaration on the Importance and Value of Universal Museums" aus dem Jahr 2003 aus. Zu Rückgabeforderungen von Ursprungsländern äußerte sich Abungu am Rand des europäischen Think Tanks "Forum d'Avignon" Ende November in einem Interview. Der Kenianer glaubt nicht an massenhafte Rückgabe von Objekten, vor allem bei Sammlungen, die sich seit hunderten von Jahren in einem Museum befinden. Aber man solle gleichzeitig nicht simpel behaupten, Objekte seien "kosmopolitisch" – tatsächlich hätten sie Wurzeln, und ließen sich diese nachvollziehen, müsse man über eine Rückgabe diskutieren. Bei archäologischen Funden, vor allem im Bereich Unterwasserarchäologie, ist Abungu skeptisch hinsichtlich der Praxis des Teilens: Teile man nicht Wissen, sondern Artefakte, mache man aus einem kulturellen Material im Kontext mancher kommerzieller Ausgrabungen ein verkäufliches Material. Stattdessen sei hochgradige Kooperation in der Archäologie von Bedeutung.
"George Okello Abungu at Forum d'Avignon" (Modern Ghana, 28.11.): http://www.modernghana.com/news/433206/1/georges-okello-abungu-at-forum-davignon.html

6.4.
Charlotte Schreiter ist die neue Chefin des Römermuseums Xanten
Bereits im Dezember trat Charlotte Schreiter die Nachfolge von Marcus Reuter an, der nach Trier wechselte. In den zurückliegenden elf Jahren war Schreiter als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Berliner Humboldt-Universität tätig.
"So viel Freude können alte Steine machen" (WAZ, 9.1.): http://www.derwesten.de/staedte/nachrichten-aus-rheinberg-xanten-alpen-und-sonsbeck/so-viel-freude-koennen-alte-steine-machen-id7465453.html
"Museumsleiterin will Römerkultur vermitteln" (RP-Online, 10.1.): http://www.rp-online.de/niederrhein-nord/xanten/nachrichten/museumsleiterin-will-roemerkultur-vermitteln-1.3129004


7. Und sonst …
7.1.
Schweizer Literaturregesten 1985-2010 im Open Access
"Résumés zur Archäologie der Schweiz: Paläolithikum - Latènezeit" frei online verfügbar, vermeldete die Gesellschaft "Archäologie Schweiz" am 19.12. und kündigt für 2013 eine Fortsetzung für die gesamte Literatur zur römischen Epoche an. Ein Schatz, denn die bislang in 27 einzelnen Jahrgangsheften gedruckt erschienenen RAS bieten eine systematische Erschließung der gesamten 1985 bis 2010 erschienenen ur- und frühgeschichtlichen Fachliteratur der Schweiz mit kurzen Zusammenfassungen aller Artikel. Doch Open Access ist nicht gleichbedeutend mit Open Data, und 16 MB (2374 Seiten!) elektronisch nicht durchsuchbare PDF-Datei sind eher ein Datengrab denn eine Datenbank. Eine vertane Chance - die noch korrigiert werden könnte, denn die offenbar zu Grunde liegende MS-Word-Datei wäre immerhin besser nutzbar.
Website der Archäologie Schweiz mit Link zum PDF (16 MB): http://www.archaeologie-schweiz.ch/

7.2.
Harald Meller trifft ... Hansjürgen Müller Beck
Das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen Anhalt setzt seine Mitte 2012 begonnenen Video-Reihe "Harald Meller trifft..." fort. Die erste Staffel galt acht Teilnehmern einer Tagung in Halle (2010), die Themen rund um die Bronzescheibe von Nebra beleuchtete. In der zweiten Staffel wurden drei Teilnehmer des 4. Mitteldeutschen Archäologentages (Halle 2011) interviewt, der sich mit dem Vulkanausbruch in Thera beschäftigte. Nun eröffnet Meller die dritte Staffel mit einem Interview mit dem 85-jährigen Hansjürgen Müller Beck, langjährig Professor an der Universität Tübingen. Im ersten Video, das seine Biographie beleuchtet, berichtet Müller Beck (Min. 5:25 ff.), wie er 1955 direkt nach seiner Promotion ein Auslandsstipendium erhielt, auf dessen Grundlage er dann vier Monate in Frankreich bei François Bordes graben konnte: Er habe sich damals direkt an Bundeskanzler Adenauer in seiner Funktion als Außenminister gewandt und um ein Stipendium nachgesucht. Auf die Nachfrage Mellers, man habe damals also direkt dem Bundeskanzler geschrieben, verweist Müller Beck auf die Tübinger Tradition: Das sei nichts Besonderes, sondern üblich gewesen in Tübingen, so hätten Riek und Wetzel sich ja direkt an Himmler gewandt, und der sei ja mindestens so wichtig und mächtig gewesen wie Adenauer. Ungerührt führt Meller das Interview fort und fragt nach dem Nachwirken der nationalsozialistischen Verflechtungen der Tübinger Ur- und Frühgeschichte in der Nachkriegszeit, worauf Müller Beck seinen in der NS-Zeit sehr staatsnahen Doktorvater Gustav Riek als liberal und offen charakterisiert, der bei seinen Doktoranden auch ihm zuwiderlaufende Forschungsmeinungen zugelassen habe.
Teil 1 und 2 (je 15 min.): http://www.lda-lsa.de/filme/harald_meller_trifft/harald_meller_trifft_iii/

7.3.
Ethische Fragen zum Umgang mit sterblichen Überresten: Ein Überblick
Wir wurden gefragt: Wie verhält es sich in Deutschland eigentlich mit ethischen Fragen rund um sterbliche Überreste von Menschen im Zusammenhang mit archäologischer Arbeit? Gibt es genaue Verhaltensregeln? - Dieses Thema hat in der Archäologie in Deutschland noch keine große Diskussion erfahren. Es gibt derzeit nur den Verhaltenskodex der Altertumsverbände, der wesentlich vom West- und Süddeutschen Verband für Altertumsforschung (WSVA) erarbeitet wurde und inzwischen von den meisten Archäologenverbänden in Deutschland angenommen wurde - auch von der DGUF. Er ist sehr allgemein gehalten und dreht sich v.a. um den korrekten wissenschaftlichen Umgang der Archäologen mit Befunden und Funden sowie untereinander. Er stützt sich wesentlich auf den Code of Ethics der European Association of Archaeologists (EAA). Auch dieser ist sehr allgemein gehalten, vor allem auch wegen der sehr unterschiedlichen Diskussion in den einzelnen europäischen Staaten. Sehr intensiv und seit Jahrzehnten beschäftigt sich mit dem Thema der World Archaeological Congress (WAC), wo Vertreter ehemaliger Kolonialmächte und Kolonien aufeinander treffen. Dabei spielt der Umgang mit den menschlichen Überresten eine ebenso wichtige Rolle wie die Frage des Eigentums an Kulturgegenständen, die nicht nur als Symbole der Identität indigener Völker verstanden werden, sondern denen auch heute kultische und religiöse Bedeutung zugesprochen wird. Aus dem gleichen Grund setzen sich auch die britischen Archäologen schon lange sehr intensiv mit diesem Thema auseinander, was auch auf die Arbeit im Heimatland abgefärbt hat. Der Umgang mit menschlichen Überresten stellt britische Archäologen auch in Großbritannien selbst vor enorme Herausforderungen. Beim Institute for Archaeologists (IfA) sind die Verhaltensregeln für Archäologen sehr viel ausführlicher formuliert.
In Deutschland werden ethische Fragen vor allem historisch diskutiert, v.a. natürlich im Zusammenhang mit der Rolle der Archäologie im Nationalsozialismus. Daneben fokussieren Diskussionen stark auf den wissenschaftlichen Aspekt und den grundsätzlichen Erhalt des kulturellen Erbes, v.a. in der Diskussion um den Vorrang des Erhaltens von Bodendenkmälern gegenüber der Erforschung / Ausgrabung. Auch die gesetzliche Lage in Deutschland trägt dazu bei: Die menschlichen Überreste sind nicht besonders geschützt, sie fallen unter die Friedhofsverordnung. D.h. Verstorbene sind auf einem ordnungsamtlich zugelassenen Friedhof zu bestatten. Der Friedhofszwang endet 60 Jahre nach dem Tod, menschliche Überreste, die älter sind, fallen unter keine besondere gesetzliche Regelung. Ausnahme sind jüdische Friedhöfe, da sich der Staat bei der Gründung der BRD verpflichtet hat, die jüdische (ewige) Totenruhe zu respektieren und jüdische Begräbnisstätten zu schützen.
Eine genaue Definition ethischer Grundsätze in der Archäologie kann man also nicht leisten. Die aktuelle Diskussion findet vor allem in Großbritannien und den USA statt und schlägt sich in den dortigen Kongressen, Publikationen und Verhaltensregeln der Verbände nieder. Auch bei den Jahrestagungen der EAA gibt es dazu regelmäßig eigene Sektionen, die aber kaum von deutschen Vertretern besucht werden. Allerdings beginnt auch hier nun eine stärkere Diskussion im Fach in Richtung "Public History" und "Public Archaeology". Diese Öffnung gegenüber der Bürgergesellschaft bringt auch eine verstärkte Diskussion ethischer Grundsätze mit sich. Allerdings steht sie noch ganz am Anfang.
Stellungnahmen der DGUF zu archäologischer Ethik: http://www.dguf.de/index.php?id=140
Ehrenkodex "Ethische Grundsätze für archäologische Fächer": http://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/partner/Ehrenkodex_Ethische_Grundsaetze_fuer_Archaeologische_Faecher.pdf
Verhaltenskodex der EAA: http://www.e-a-a.org/germancode.htm
WAC - Codes of Ethics: http://worldarchaeologicalcongress.org/about-wac/codes-of-ethics
IfA Codes, Standards and Guidelines: http://www.archaeologists.net/codes/ifa

7.4.
Untersuchung zur besseren Einbindung ehrenamtlichen Engagements in der Archäologie
Ein breit angelegtes Kooperationsprojekt hat von Herbst 2009 bis 2010 in Bayern das ehrenamtliche Engagement in der Archäologie untersucht und gefördert, durch Beratung, Schulung und Projektförderung. Nun liegt eine facettenreiche bilanzierende Publikation vor, die beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege zum kostenlosen Download bereit steht. Lesenswert!
"Archäologie und Ehrenamt: Anlass, Verlauf und Bilanz eines Modellprojektes". Denkmalpflege Themen 3, 2012 (17 MB): http://www.blfd.bayern.de/medien/themen3_ehrenamt_k.pdf

7.5.
Im 11. Jahrhundert lebten Juden im heutigen Afghanistan, oder: Israel finanziert Taliban?
Die Israelische Nationalbibliothek hat am 3. Januar ein Konvolut von jüngst erworbenen Dokumenten aus dem 11. Jahrhundert vorgestellt, die aus dem Nordosten des heutigen Afghanistan stammen und bezeugen, dass es dieser Region - damals Teil des Persischen Reiches - eine jüdische Gemeinde und eine Synagoge gab. Die aus Privathand angekauften Schriften sollen aus Höhlen in Afghanistan stammen, die heute als Unterschlupf von Taliban gelten. Details wurden nicht genannt, da die Bibliothek ausdrücklich darauf hofft, weitere Dokumente erwerben zu können. Einem nüchternen Betrachter ist allzu offensichtlich, wer dabei am Ende von israelischem Geld profitiert.
"Afghan Genizah Manuscripts Revealing Jewish Presence Unveiled At Israeli Library" (Huffington Post, 3.1.): http://www.huffingtonpost.com/2013/01/03/afghan-genizah-manuscripts_n_2403893.html?ir=World

7.6.
Fast so alt wie die "Lindenstraße": Kölner Archäo-Soap geht frisch ins 23. Jahr
Mitten in der Kölner Altstadt, gleich neben dem mittelalterlichen Rathaus im alten Judenviertel, liegt eine große Grabung offen, die als "Archäologische Zone" erhalten bleiben und mit einem neu gegründeten Jüdischen Museum schwebend überbaut werden soll. So beschlossen im Jahr 2006. Seitdem tobt ein Dauerstreit in der Stadt um Finanzen, Hoheiten, Architektur und wissenschaftliche Seriosität. Aktuell startet die gut vernetzte Bürgerinitiative "Arsch huh AG" eine Kampagne gegen den Bau des Museums, und der zuständige Bürgermeister Hupke hält konsterniert dagegen. Über Stationen des vorangehenden Streits unterrichtet eine Chronologie im Kölner Stadtanzeiger (3.1.), und mit mehr Substanz die FAZ (20.8.2012) und der stets gut informierte Novaesium-Blog. Miteinander streitende Archäologen stets mittendrin dabei: Ein prominent besetzter wissenschaftlicher Beirat, der die Kompetenz und Seriosität des wissenschaftlichen Leiters Sven Schütte immer wieder öffentlich in Frage stellt, dem wiederum auswärtige Experten jüngst eine ausgezeichnete fachliche Arbeit auf hohem Niveau testierten. Nicht-Kölnern zur Erinnerung: Die erste Staffel der laufenden Soap wurde 1990 ausgespielt, als die damalige Stadtkonservatorin Hiltrud Kier die Bodendenkmalpflege in Köln aus der Zuständigkeit des Römisch-Germanischen Museums herauslöste und statt dessen 1991 den Göttinger Mittelalterachäologen Dr. Sven Schütte als Direktor der Archäologischen Bodendenkmalpflege einsetzte. Nach dem Sturz Kiers 1993 erkämpfte sich das stets investorenfreundliche RGM seine alte Zuständigkeit zurück. Nach langem Rechtsstreit, der zu Gunsten des zeitweilig suspendierten Schütte endete, musste die Stadt eine angemessene Tätigkeit für ihn finden und schuf als Exklave seiner Hoheit die "Archäologische Zone", seitdem ein Dorn im Auge des Führungsteams im RGM und Quell steten Streits unter Kollegen, Tiefschläge und Diffamierungen inbegriffen.
"Hupke hält Kampagne für falsch" (Kölner Stadtanzeiger, 5.1.): http://www.ksta.de/koeln/archaeologische-zone-hupke-haelt-kampagne-fuer-falsch,15187530,21392648.html
"Archäologische Zone: Was bisher geschah ..." (Kölner Stadt-Anzeiger, 3.1.): http://www.ksta.de/koeln/archaeologische-zone-was-bisher-geschah---,15187530,21379902.html
"Archäologie in Köln: Wann, wenn nicht jetzt, wer, wenn nicht ihr?" (FAZ, 20.8.2012): http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kunst/archaeologie-in-koeln-wann-wenn-nicht-jetzt-wer-wenn-nicht-ihr-11861076.html
Jürgen Franssen: "Archäologische Zone Jüdisches Museum Köln droht zu scheitern" (Novaesium-Blog, 20.8.2012): http://novesium.wordpress.com/2012/08/20/archaologische-zone-judisches-museum-koln-droht-zu-scheitern/
"Gutachten Dr. Peter Eggenberger" und "Gutachten Prof. Dr. Harald Meller und Torsten Schunke M.A.", unter "Evaluation" auf: http://www.museenkoeln.de/archaeologische-zone/

7.7.
Haartracht der Vestalinnen rekonstruiert
Es ist schwieriger, als man denken möchte: die Frisur einer Vestalin. Mindestens sieben Zöpfe sind dafür nötig, und die Reihenfolge des Flechtens ist von großer Bedeutung. Janet Stephens, eine Friseurin und Hobby-Archäologin aus Baltimore zeigt jetzt erstmals nach der Analyse von Abbildungen von Vestalinnen in einem Video das Flechten der Haare, wobei sie nur Werkzeug verwendet, das auch Römern bekannt war. Das Frisieren dauert nach Stephens' Erfahrungen mindestens 35 bis 40 Minuten. - Die Analyse der Haartracht war besonders aufwendig, weil die Frisuren auf Skulpturen und anderen Darstellungen von Vestalinnen oft teilweise verhüllt sind.
"Vestal Hairdressing: recreating the 'Seni Crines'" (Janet Stephens' Video, 4.1., 17:13 Min.): http://www.youtube.com/watch?v=eA9JYWh1r7U
"Ancient Rome's hairdo for vestal virgins re-created" (NBC News, 9.1.): http://www.msnbc.msn.com/id/50417111/ns/technology_and_science-science/#.UO6c4KyRh8E
Weitere Videos von Janet Stephens, in denen Rekonstruktionen antiker Frisuren gezeigt werden: http://www.youtube.com/user/jntvstp?feature=watch


8. Impressum und Redaktionshinweise
Sie erhalten diesen Newsletter, weil Sie auf der Verteilerliste der DGUF eingetragen sind. Wollen Sie den Newsletter nicht länger erhalten, klicken Sie zum Abmelden bitte auf den Link am Ende dieses Newsletters.

Der Newsletter wird herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte (DGUF). Verantwortlich für den Inhalt des Newsletters: Diane Scherzler.

Wenn Ihnen der Newsletter gefällt und Sie ihn weiterempfehlen möchten: gerne! Auch wer nicht Mitglied der DGUF ist, kann den Newsletter beziehen. Dort geht es zur Anmeldung: http://www.dguf.de/index.php?id=49

Den Newsletter gibt es - üblicherweise mit einer Verzögerung von wenigen Stunden bis Tagen - auch formatiert als PDF-Version mit klickbaren Links in unserem Archiv. Dort finden Sie auch alle bisherigen Newsletter: http://www.dguf.de/index.php?id=249

Wir freuen uns über Ihre Hinweise auf Veranstaltungen, Tagungen etc. Bitte schicken Sie dazu eine E-Mail an die Redaktion: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.. Die DGUF nimmt eine Auswahl und ggf. eine redaktionelle Überarbeitung eingesandter Hinweise und Beiträge vor. Anhänge (z. B. PDFs mit weiterführenden Informationen) können im DGUF-Newsletter nicht aufgenommen werden. Es besteht kein Anspruch auf Veröffentlichung.
Keine Gewähr auf Angaben, die nicht aus der DGUF selbst kommen. Für den Inhalt von Websites, auf die in diesem Newsletter ein Link gesetzt ist, ist die DGUF nicht verantwortlich.
Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.