DGUF-Newsletter vom 1.7.2012

DGUF-Newsletter vom 1.7.2012

1.DGUF-Nachrichten
1.1. Zum kostenlosen Download: Johannes Müller und Reinhard Bernbeck (Hrsg.): Prestige - Prestigegüter - Sozialstrukturen. Beispiele aus dem europäischen und vorderasiatischen Neolithikum.
1.2. Engagement der DGUF für besseren Denkmalschutz in NRW wird breit bemerkt

2.Tagungen
2.1. Kolloquium "Des fleuves et des hommes à l’époque mérovingienne" (Strasbourg, 28.-30.9.)
2.2. Fünfter Mitteldeutscher Archäologentag (Halle, 4.-6.10.)
2.3. "Ireland in a Roman World" (Dublin, 20.-21.10.)
2.4. Medieval Archaeology Student Colloquium 2012 (Cardiff, 8.-9.11, CfP bis 7.9.)
2.5. "Across Space and Time": CAA 2013 (Perth, 25.-28.3., CfP ab Juli)
2.6. Scicamp "Die Relativitätstheorie in 140 Zeichen? Wissenschaft im Web 2.0" (Essen, 11.-12.8.)
2.7. "Archaeology and Economic Development" (London, 21.-22.9.)

3. Veranstaltungen
3.1. Federsee-Workshop 12.-26. August 2012
3.2. Schöninger Speere: "Paläon" feierte am 11.6. Richtfest

4. Forschung
4.1. Aktuelle Ausgrabungen in den Medien
4.2. Aktuelle Forschung in den Medien
4.3. Streit über die Datierung und die Zuordnung der Menschenreste aus der Sima de los Huesos
4.4. Neue Datierungen paläolithischer Kunst in elf spanischen Höhlen
4.5. Römische Perle bei Kyoto (Japan) gefunden
4.6. Das Konzept von Pfeil und Bogen
4.7. Frauenbestattung mit Rind: Europa kam bis Cambridgeshire?
4.8. Wie ein moderner Routenplaner: Per Web-GIS durch die Römische Welt um 200 n. Chr. reisen

5. Kulturgutschutz
5.1. Aktuelles rund um Kulturgüterschutz in den Medien
5.2. Islamisten zerstören derzeit heilige Grabstätten in UNESCO-Welterbestätte Timbuktu (Mali)
5.3. Kampagne in Griechenland: "Monuments have no voice. They must have yours"
5.4. Mohenjo Daro (Pakistan) von Zerfall bedroht
5.5. Demonstration für die Einführung des Verursacherprinzips in NRW

6. Job-Themen und Personalia
6.1. Studieren auch für Archäologen schöner machen: UniGestalten!

7. Und sonst …
7.1. Fernseh-Tipp: Ägypten-Nachmittag bei 3sat am 3.7.
7.2. Hörtipp: Guédelon: "Im Burgund wird eine Burg gebaut" (SWR2 Wissen, 17.7.)
7.3. Wettbewerb für Kulturmarketing "Kulturmarken-Award 2012"
7.4. Stadt Xanten nimmt Urteil zum Verursacherprinzip ernst
7.5. Spielerisch Paläodetektiv werden
7.6. Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages: Plädoyer für Open Access im Wissenschaftsbereich
7.7. Deutsche Wissenschaftsverlage richten sich vermehrt auf Open Access ein

8. Impressum und Redaktionshinweise


1.DGUF-Nachrichten
1.1.
Zum kostenlosen Download: Johannes Müller und Reinhard Bernbeck (Hrsg.): Prestige - Prestigegüter - Sozialstrukturen. Beispiele aus dem europäischen und vorderasiatischen Neolithikum.
Prestige und Prestigegüter spielen für soziale Prozesse neolithischer Gesellschaften eine entscheidende Rolle. Dies wird - nach einer soziologischen und kulturanthropologischen Definition der Begriffe - an den verschiedenen Beispielen in diesem Band deutlich: Vom Akeramikum der Levante, Çatal Hüyük in Anatolien und linearbandkeramischen Spondylus-Schmuck führen die Untersuchungen bis zu den nichtmegalithischen Landhügeln Dänemarks und der Schnurkeramik des Mittelelbe-Saalegebietes. Immer zeigt sich, dass aus den prähistorischen Quellen "Prestige" bestimmter Personengruppen rekonstruierbar ist, ohne direkt "Prestigegüter" im archäologischen Material zu fordern. Neolithische Gesellschaften wirken in einem Spannungsfeld zwischen informeller Prestigeakkumulation und reglementierender Statusbildung. Hierarchien sind die Basis erster Stratifikation: Sozialstrukturen des Neolithikums werden erkennbar. - Damit der Band, obwohl vergriffen, zugänglich bleibt und wissenschaftlich genutzt werden kann, bietet die DGUF ihn zum kostenlosen Download an.
http://www.dguf.de/index.php?id=67

1.2.
Engagement der DGUF für besseren Denkmalschutz in NRW wird breit bemerkt
In ihrem Blogbeitrag auf "MinusEinsEbene" skizzierte Maxi M. Platz M.A. (Duisburg) am 28.6. die aktuelle Entwicklung der Archäologie in Nordrhein-Westfalen nach dem Ende der verursacherfinanzierten Ausgrabungen. Ausführlich geht sie auf die Wahlprüfsteine der DGUF und die Reaktionen der Parteien ein. Um die daraus hervorgegangenen, begrüßenswerten Wahlaussagen der neuen Regierungsparteien zu bekräftigen, die bereits in den Koalitionsvertrag eingeflossen sind, ermuntert die Bloggerin zur Teilnahme an der Demonstration der "IG Archäologie" am 29.6. in Düsseldorf. MinusEinsEbene ist der am 8. Februar 2012 gestartete persönliche "Doktorandenblog" von M. M. Platz, mit dem sie ihr Dissertationsprojekt "Untersuchungen zum Umfeld der Elisabethkirche in Marburg an der Lahn" begleiten will.
Maxi M. Platz: "Politik und Archäologie in NRW aktuell – Die Angst um die Existenz" (28.6.): http://minuseinsebene.blogspot.de/2012/06/politik-und-archaologie-in-nrw-aktuell.html?showComment=1340887732376#c3628589690220749705


2.Tagungen
2.1.
Kolloquium "Des fleuves et des hommes à l’époque mérovingienne. Territoire fluvial et société au premier Moyen Âge" (Strasbourg, 28.-30.9.)
Häufig als Verbindungsachse oder Verkehrsader gesehen, ist der Fluss ebenso ein Magnet für die Land und Stadtbevölkerung. Die Tagung soll Gelegenheit geben, Flusslandschaften über ihre strukturellen Einrichtungen, ihre Nutzung und über die angrenzenden Lebensräume zu verstehen. Zur Tagung anmelden kann man sich bis 31.7.
http://www.pair-archeologie.fr/fr/accueil/actualites/actualite/article/colloque-les-33e-journees-internationales-darcheologie-merovingienne-de-lafam-a-strasbourg-du.html

2.2.
5. Mitteldeutscher Archäologentag (Halle, 4.-6.10.)
"Rot" ist das Thema des Mitteldeutschen Archäologentags, der vom 4. Bis 6. Oktober in Halle stattfindet. Die Veranstalter wollen "verschiedene Bedeutungsfelder ausgehend von konkreten archäologischen Funden interdisziplinär diskutieren".
http://www.lda-lsa.de/tagungen/mitteldeutscher_archaeologentag/

2.3.
"Ireland in a Roman World" (Dublin, 20.-21.10.)
The LIARI (Late Iron Age Roman Ireland) conference will consider how communities in Ireland engaged with the Roman world. Recent contemporary dialogues in archaeology have highlighted the fluid nature of both the identities and materialities of those living and dying within and beyond the formal frontiers of the Roman Empire. To understand what it was to become Roman, we have to consider the layers of subtle negotiation and transformation taking place at the level of the individual, their community and the landscapes in which they lived and died. What is remarkable and only recently understood is that despite the monumentalization of military might and control, both in northern Britain and along the Rhine frontier, these physical and ideological barriers did not stop the movement of people.
http://www.discoveryprogramme.ie/news-a-events/liari-conference.html

2.4.
Medieval Archaeology Student Colloquium 2012 (Cardiff, 8.-9.11, CfP bis 7.9.)
Vom 8.-9. November 2012 findet in Cardiff das für Postgraduierte und junge Wissenschaftler ausgerichtete Kolloquium der Society for Medieval Archaeology (SMA) zu Mittelalterarchäologie statt (5.-16. Jh. n. Chr.). Vorträge können bis zum 7. September angemeldet werden.
Die Society for Medieval Archaeology:
Website: http://www.medievalarchaeology.co.uk/
Facebook: http://www.facebook.com/thesocietyformedievalarchaeology
Twitter: http://www.twitter.com/socmedarch

2.5.
"Across Space and Time": CAA 2013 (Perth, 25.-28.3., CfP ab Juli)
Die Jahrestagung 2013 der CAA (Computer Applications and Quantitative Methods in Archaeology) findet unter dem Thema "Across Space and Time" vom 25.-28 März in Perth (Australien) statt. Ab Juli ist die Anmeldung von Vorträgen möglich.
http://www.caa2013.org/

2.6.
Scicamp "Die Relativitätstheorie in 140 Zeichen? Wissenschaft im Web 2.0" (Essen, 11.-12.8.)
Wiki, Blog, Twitter, Facebook: Das Web 2.0 ermöglicht den leichten und schnellen Austausch an Ideen und Wissen. Die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Akteuren verändert sich grundlegend: Weg vom klassischen Prinzip des Anbieters und Konsumenten, hin zur kollektiven Intelligenz, "citizen science" und "user generated content". Immer noch scheuen sich viele Wissenschaftler und Wissenschaftskommunikatoren jedoch, diese Instrumente intensiv zu verwenden. Um Vorteile und Nachteile, Möglichkeiten aber auch Grenzen der Kommunikation im Web 2.0 geht es beim Scicamp am 11. und 12. August in Essen. Das Scicamp ist organisiert wie ein Barcamp, also eine "Un-Konferenz", bei der die Teilnehmer selbst den Ablauf der Veranstaltung planen, die Themen einbringen, sie in offener Umgebung diskutieren und so ihre unterschiedlichen Erfahrungen nutzen. - Veranstalter ist "Wissenschaft im Dialog", die Initiative der großen deutschen Wissenschaftsorganisationen.
http://www.scicamp.de/

2.7.
"Archaeology and Economic Development" (London, 21.-22.9.)
Archaeological sites and associated museums and heritage parks have become essential economic engines. Funding and permission to excavate are increasingly dependent on economic impact. However, there is currently little in the way of conceptual direction or best-practice research to guide practitioners on the best way to use archaeological resources for development and ensure that non-archaeologists recognise this potential value. This conference brings together experts from archaeology, development and economics to address from a theoretical, ethical and practical point of view the increasing involvement of archaeologists in economic development at the locations in which they work. The subsequent publication will be the first comprehensive look at the issue within the profession. - The capacity of the conference is strictly limited so register early to ensure attendance.
http://www.ucl.ac.uk/aed2012


3. Veranstaltungen
3.1.
Federsee-Workshop 12.-26. August 2012
Das Landesdenkmalamt Baden-Württemberg veranstaltet vom 12. bis 26. August 2012 gemeinsam mit anderen Organisatoren einen Workshop, der sich an 20-35-jährige Archäologen wendet, die Wissen und Erfahrungen zur Archäologie und zur Denkmalpflege in Feuchtbodengebieten sammeln möchten. Die Veranstaltung ist finanziert, die Teilnahme daher kostenlos. Der Workshop findet in der Federsee-Forschungsstelle in Bad Buchau statt, die Unterrichtssprache ist Englisch. Der Teilnehmerkreis ist auf zwölf Personen begrenzt. Nähere Informationen und Bewerbungen bis zum 6. Juli an: Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg, Arbeitsstelle für Feuchtbodenarchäologie, Fischersteig 9, D-78343 Gaienhofen-Hemmenhofen.

3.2.
Schöninger Speere: "Paläon" feierte am 11.6. Richtfest
Das nun "Paläon" getaufte "Forschungs- und Erlebniszentrum Schöniger Speere" im Kreis Helmstedt (Niedersachsen) feierte am 11. 6. Richtfest, ein halbes Jahr nach seiner Grundsteinlegung. Das zum Start mit 15 Millionen Euro geförderte neue Museum soll die seit 1994 entdeckten Schöninger Speere und die zugehörigen Funde als Teil eines Erlebnisparks für die breite Öffentlichkeit zugänglich machen. Die auf etwa 200.000 vor Heute oder mehr als 300.000 vor Heute datierten Holzspeere werden als Zeugnisse gemeinsamer Jagd früher Menschenformen auf Pferde gelesen. Das Museum soll im Frühjahr 2013 - der genaue Termin steht noch nicht fest - eröffnet werden und erwartet jährlich ca. 70.000 Besucher.
Die Website des Paläon: http://www.palaeon.de/2.0.html
"Das 'paläon': Speerspitze im Strukturwandel?" (NDR, 12.6.): http://www.ndr.de/regional/niedersachsen/harz/palaeon101.html
'Paläon' soll den Strukturwandel fördern" (Helmstedter Nachrichten, 1.6.): http://www.helmstedter-nachrichten.de/lokales/Helmstedt/palaeon-soll-den-strukturwandel-foerdern-id674574.html


4. Forschung
4.1.
"Archäologen finden überraschend einen zweiten mittelalterlichen Stadtgraben in Haltern" (Pressemitteilung LWL, 27.6.): http://www.lwl.org/pressemitteilungen/mitteilung.php?urlID=27432&frmVolltext=Haltern
"South Korean archaeologists say they've unearthed East Asia's oldest farming site" (Washington Post, 27.6.): http://www.washingtonpost.com/world/asia_pacific/south-korean-archaeologists-say-theyve-unearthed-east-asias-oldest-farming-site/2012/06/27/gJQAq6465V_story.html
Oberbipp: "Archäologen entdecken steinzeitliches Gemeinschaftsgrab" (Berner Zeitung, 27.6.): http://www.bernerzeitung.ch/region/emmental/Archaeologen-entdecken-steinzeitliches-Gemeinschaftsgrab/story/17185087
"Roman and Celtic coin hoard worth up to £10m found in Jersey" (BBC News, 26.6.): http://www.bbc.co.uk/news/world-europe-jersey-18579868
Thessaloniki: "Straße aus der Römerzeit bei Ausgrabungen in Griechenland entdeckt" (Welt, 26.6.): http://www.welt.de/newsticker/news3/article107268001/Strasse-aus-der-Roemerzeit-bei-Ausgrabungen-in-Griechenland-entdeckt.html
"Mammoth field found at Serbia coal mine 'great find for Ice Age knowledge'" (The Guardian, 20.6.): http://www.guardian.co.uk/world/2012/jun/20/mammoth-field-serbia-kostolac-mine
Paderborn: Ausgrabungen an der Barkhauser Straße sind beendet (Pressemitteilung LWL, 12.6.): http://www.lwl.org/pressemitteilungen/mitteilung.php?urlID=27330

4.2.
Guatemala: "Entdeckte Maya-Inschrift kündet vom 21.12.2012" (Spiegel, 29.6.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/neu-entdeckte-maya-inschrift-weist-auf-21-dezember-2012-hin-a-841651.html
Wales: "Gower cave reindeer carving is Britain's oldest rock art" (BBC, 29.6.): http://www.bbc.co.uk/news/uk-wales-south-west-wales-18648683
Jiangxi: "Menschen töpferten bereits vor 20.000 Jahren" (Spiegel, 29.6.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/vor-20-000-jahren-toepferten-menschen-schon-a-841525.html
mtDNA from La Braña-Arintero: "Ancient Hunter-Gatherers Kept in Touch" (Science Now, 2.6.): http://news.sciencemag.org/sciencenow/2012/06/ancient-hunter-gatherers-kept-in.html?ref=hp
"Zahnstein-Analyse: Frühmenschen knabberten Baumrinde" (Spiegel, 28.6.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/fruehmensch-hat-baumrinde-gegessen-zeigt-analyse-des-zahnsteins-a-841383.html
Das Tollense-Tal in der Bronzezeit: "Als die Schlacht erfunden wurde" (Zeit, 23.6.): http://www.zeit.de/2012/25/Bronzezeit-Kriege
"Vom Kulturraum zum Ort der Machtinszenierung: Historiker erforschen die Bedeutung des Raumes für die alten Zivilisationen" (Deutschlandfunk, 21.6.): http://www.dradio.de/dlf/sendungen/studiozeit-ks/1790685/
"7.000 Jahre Molkerei in der Sahara" (Zeit, 20.6.): http://www.zeit.de/wissen/2012-06/milch-geschichte und "Fettreste deuten auf frühen Milchkonsum" (Spiegel, 21.6.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/7000-jahre-alte-tonscherben-deuten-auf-fruehen-konsum-von-milch-a-839946.html. Siehe auch "Pottery shards put a date on Africa’s dairying" (Nature News, 20.6.): http://www.nature.com/news/pottery-shards-put-a-date-on-africa-s-dairying-1.10863
Australien, Northern Territory: "What a 28,000-year-old piece of art looks like" (The Star, 18.6.): http://www.thestar.com/news/world/article/1212898--what-a-28-000-year-old-piece-of-art-looks-like und "Australia’s oldest rock art discovered by USQ researcher" (Pressemeldung University of Southern Queensland, 18.6.): http://www.usq.edu.au/news-events/News/2012/06/oldestart
"Prähistorische Warmzeit nur bedingt mit der Gegenwart vergleichbar" (Der Standard, 16.6.): http://derstandard.at/1338559500854/Vor-125000-Jahren-Praehistorische-Warmzeit-nur-bedingt-mit-der-Gegenwart-vergleichbar
"Die perfekte Geometrie der Pfalzkapelle Karls des Großen" (Archäologie Online, 15.6.): http://www.archaeologie-online.de/magazin/nachrichten/die-perfekte-geometrie-der-pfalzkapelle-karls-des-grossen-22052/
"What Did the Amazon Look Like Before European Contact?" (Science Now, 14.6.): http://news.sciencemag.org/sciencenow/2012/06/what-did-the-amazon-look-like-be.html?ref=hp
BEAN - Bridging the European and Anatolian Neolithic: "Ursprung der Sesshaftigkeit: JGU koordiniert neues EU-Projekt für junge Wissenschaftler" (Pressemitteilung Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, 13.6.): http://www.uni-mainz.de/presse/52332.php
"Das Forum Romanum wieder auferstehen lassen: Am Institut für Archäologie arbeitet eine Arbeitsgruppe von Studierenden und Wissenschaftlern an einer neuen 3D-Rekonstruktion" (Pressemitteilung Humboldt-Universität zu Berlin, 13.6.): http://www.hu-berlin.de/pr/pressemitteilungen/pm1206/pm_120613_00
Chinesische Mumie: "Das Rätsel um Lady Dai" (ZDF info, Video, 41:10 Min.): http://www.zdf.de/ZDFmediathek/hauptnavigation/startseite/#/beitrag/video/1495412/Das-R%C3%A4tsel-um-Lady-Dai

4.3.
Streit über die Datierung und die Zuordnung der Menschenreste aus der Sima de los Huesos
In der Fundstelle Sima de los Huesos in Atapuerca (Nordspanien) haben Archäologen um Juan Luis Arsuaga in den vergangenen Jahren die Knochen von fast 30 Individuen ausgegraben. Es ist die an Humanfossilien mit Abstand reichste Fundstelle des Mittelpleistozäns. Leider herrscht in der Paläoanthropologie oft Uneinigkeit über die Zuordnung ihrer seltenen Knochenreste. Zwischen Chris Stringer, Natural History Museum London, und Arsuaga ist nun ein offener Streit über die Datierung und die Zuordnung der Menschenreste aus der Sima de los Huesos entbrannt. Ausgehend von einem Artikel Stringers in "Evolutionary Anthropology" brachte der Observer am 10.6. unter polemischer Titelzeile einen Angriff auf das spanische Team. Auch die Süddeutsche Zeitung hat das am 11.6. aufgegriffen. Stringer hält die Menschenreste aufgrund ihrer anatomischen Merkmale nicht für Vertreter von Homo heidelbergensis, sondern für frühe Neandertaler und zweifelt auch die Datierung von 600.000 Jahren an. Für die spanischen Kollegen sind die Funde der Sima de los Huesos Vertreter des Homo heidelbergensis und Vorfahren der Neandertaler. Was Außenstehende hier verwundern muss, ist, dass Homo heidelbergensis offenbar nicht klar definiert ist und jeder ihn zu dem Vorfahren macht, der ihm gerade passt. Stringer sieht Homo heidelbergensis als Vorfahren des Homo sapiens. Ursprünge von Homo heidelbergensis wären demnach in Afrika. Sehr bedauerlich ist, dass die Wissenschaftler nicht imstande sind, die Dinge untereinander zu klären, sondern sich nach außen derart uneinig präsentieren. Sinnvoll wäre es vielmehr, in großer Runde Homo heidelbergensis zu definieren. Durch offenkundig mangelhafte Zuordnungen wird Zweiflern wie z. B. Kreationisten Tür und Tor geöffnet, antiwissenschaftliche Haltungen werden gestärkt.
"Scientists are accused of distorting theory of human evolution by misdating bones" (The Observer, 10.6.): http://www.guardian.co.uk/science/2012/jun/10/fossil-dating-row-sima-huesos-spain?INTCMP=SRCH
"Falsche Fossilien falsch datiert?" (Süddeutsche Zeitung, 11.6.): http://www.sueddeutsche.de/wissen/streit-um-die-evolution-des-menschen-falsche-fossilien-falsch-datiert-1.1379281

4.4.
Neue Datierungen paläolithischer Kunst in elf spanischen Höhlen
Mit Hilfe der Uran-Thorium-Methode datierte eine Forschergruppe 50 Kunstwerke aus elf nordspanischen Höhlen neu. Zu den untersuchten Höhlen zählen Altamira, El Castillo und Tito Bustillo, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören. Der Fachartikel erschien am 15. Juni in "Science". Die internationale Presse befasst sich intensiv mit dem Thema und vor allem mit dem Alter der Kunstwerke. - Zur Datierung sagte Prof. Dr. Gerd-Christian Weniger vom Neanderthal Museum der DGUF: "C14- und Uran-Thorium-Daten repräsentieren ggf. unterschiedliche Zeitskalen. Gerade vor dem Hintergrund, dass 14C-Daten älter als 30.000 Jahre erhebliche Fehler aufweisen können, ist das besonders zu betonen. Die genaue Kalibrierung der beiden Skalen ist noch unbekannt. Bei den in der Presse vor allem zitierten ältesten Daten (41.400 ± 570; 37.630 ± 340; 36.160 ± 610) handelt es sich um die Mittelwerte. Bei einer Standardabweichung von 2 σ (= 95% Wahrscheinlichkeit) liegt das ermittelte Datum mit derselben Wahrscheinlichkeit an jeder möglichen Stelle innerhalb der Standardabweichung; der Mittelwert ist nicht wahrscheinlicher als andere Werte. Die ältesten Beispiele der Wandkunst in Kantabrien stammen wahrscheinlich aus dem Aurignacien (Zuweisungen zum Mittelpaläolithikum sind reine Spekulation). Das hat André Leroi-Gourhan schon in den 1960er Jahre behauptet, ohne radiometrische Datierung. Streng wissenschaftlich betrachtet sind wir heute nicht weiter als vor 50 Jahren. Die neuen Datierungen legen nahe, dass Leroi-Gourhan Recht hatte. Das kann nun mit einer neuen Datierungstechnik wahrscheinlich gemacht werden und stärkt damit die Erkenntnis von Leroi-Gourhan. Darin liegt der eigentliche Fortschritt."
"U-Series Dating of Paleolithic Art in 11 Caves in Spain" (Science, 15 June 2012: Vol. 336 no. 6087 pp. 1409-1413. DOI: 10.1126/science.1219957): http://www.sciencemag.org/content/336/6087/1409
"Rote Handabdrücke sind älteste Höhlenmalerei in Europa" (Spiegel, 14.6.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/neandertaler-aelteste-hoehlenmalerei-europas-in-nordspanien-entdeckt-a-838916.html
"Neudatierung von Höhlenmalereien: Spanische Steinzeitkunst älter als gedacht" (Archäologie Online, 15.6.): http://www.archaeologie-online.de/magazin/nachrichten/neudatierung-von-hoehlenmalereien-spanische-steinzeitkunst-aelter-als-gedacht-22047/

4.5.
Römische Perle bei Kyoto (Japan) gefunden
In einem Hügelgrab ("Utsukushi") in Nagaoka nahe Kyoto aus dem 5. Jahrhundert n.Chr. wurde das Fragment einer etwa 5 mm großen Überfangperle aus durchscheinendem Glas auf Goldfolie gefunden. Es ist die älteste Überfangperle, die bislang in Japan gefunden wurde. Nach chemischen Analysen handelt es sich bei dem Material um typisch mediterran-antikes Natronglas. In Europa sind solche Perlen in spätrömischen - und auch frühmittelalterlichen - Gräbern geläufig.
"Römische Glasperlen in Japan entdeckt" (Spiegel, 22.6.): http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/mehr-als-1500-jahre-alt-roemische-glasperlen-in-japan-entdeckt-a-840465.html

4.6.
Das Konzept von Pfeil und Bogen
Pfeil und Bogen werden als möglicher Indikator für moderne kulturelle Fähigkeiten gehandelt. Erste Hinweise auf ihre Nutzung werden auf ca. 64.000 Jahre vor heute datiert. Bislang war die Bedeutung dieses Gerätesets für die kognitiven Fähigkeiten des Menschen unklar. Nun versuchten zwei Wissenschaftlerinnen, Marlize Lombard (Universität Johannesburg) und Miriam Haidle (Forschungsstelle ROCEEH der Heidelberger Akademie der Wissenschaften am Senckenberg-Forschungsinstitut), die konzeptionelle Basis des Umgangs mit Pfeil und Bogen zu entschlüsseln. Auf der Grundlage archäologischer Funde, völkerkundlicher Analogien und durch Experimente haben sie die für die Herstellung von Pfeil und Bogen notwendigen Schritte und Elemente rekonstruiert.
Lombard, Marlize & Miriam Noël Haidle 2012: Thinking a Bow-and-arrow Set: Cognitive Implications of Middle Stone Age Bow and Stone-tipped Arrow Technology. Cambridge Archaeological Journal 22/2, 237-264 (doi:10.1017/S095977431200025X): Der Artikel zum kostenlosen Download: http://www.roceeh.uni-tuebingen.de/roceeh/fileadmin/download/Publications/Lombard_Haidle_2012_Bow-and-arrow_CambridgeArchJ22-2.pdf
"Pfeil und Bogen: Urmenschen brauchten zehn Werkzeuge und 22 Rohmaterialien für die Jagd" (Reutlinger General-Anzeiger, 25.6.): http://gea.de/region+reutlingen/tuebingen/pfeil+und+bogen+urmenschen+brauchten+zehn+werkzeuge+und+22+rohmaterialien+fuer+die+jagd.2641285.htm
Website Forschungsstelle ROCEEH (The Role of Culture in Early Expansions of Humans): http://www.roceeh.net/roceeh/index.php?id=2&L=5

4.7.
Frauenbestattung mit Rind: Europa kam bis Cambridgeshire?
Bei der Ausgrabung eines angelsächsischen Gräberfelds in Cambridgeshire wurde eine Frauenbestattung des späten 5. Jahrhunderts aufgedeckt, die zusammen mit einem Rind bestattet war. Selbst die Beigabe eines Pferdes wäre ungewöhnlich, aus England sind nur 31 solcher Pferdebestattungen bekannt. Die Beigabe eines Rindes ist bislang einzigartig. Wer da nicht an Europa und den Stier denkt ...
"Cow and woman found in Cambridgeshire Anglo-Saxon dig" (BBC News, 25.6.): http://www.bbc.co.uk/news/uk-england-cambridgeshire-18580332

4.8.
Wie ein moderner Routenplaner: Per Web-GIS durch die Römische Welt um 200 n. Chr. reisen
ORBIS heißt das neue Web-GIS der Stanford Universität. Es erlaubt dem Nutzer, Reisen durch die Römische Welt um 200 n. Chr. zu definieren und informiert ihn über Reisezeit, Kosten und alternative Routen. Das klingt wie ein moderner Routenplaner und ist es letztlich auch. Das Modell basiert auf einer vereinfachten Version des damaligen Netzwerkes und umfasst 751 Städte, 84.600 km Straßen und 28.000 km schiffbare Flüsse und Kanäle sowie Seewege entlang der Küste und über das offene Meer. Jede Reise kann zu unterschiedlichen Jahreszeiten und mit einer großen Anzahl definierbarer Parameter zu Geschwindigkeit, Privileg und Verkehrsmittel berechnet werden. Neben der Faszination für die Möglichkeiten eines historischen GIS auf Grundlage einer sehr guten Datenbasis vermittelt das System die Kosten des Reisens und erlaubt es, alternative Routen miteinander zu vergleichen. Die hinterlegten Modelle werden zum Teil dargestellt, z. B. für die Berechnung der Schifffahrt durch Scott Arcenas oder die ausgewerteten Itinerarien durch Dan-el Padilla Peralta. Die wissenschaftliche Leitung hat Walter Scheidel, Professor für Klassische Archäologie und Geschichte und Mitherausgeber des "Oxford Handbook of Roman Studies". Das GIS, so z. B. die Kostenoberflächen, wurde von Elijah Meeks entwickelt und das Web-Frontend von Karl Grossner gestaltet. Insgesamt eine ausgezeichnetes historisches Web-GIS, dessen Zielgruppe die große interessierte Öffentlichkeit ist.
Website von Orbis: http://orbis.stanford.edu/
"ORBIS via: A Situated Perspective of a Transportation Network Based on Computer Gaming Principles" (Blogpost von Elijah Meeks, 11.6.): https://dhs.stanford.edu/spatial-humanities/introducing-orbisvia/


5. Kulturgutschutz
5.1.
Aktuelles rund um Kulturgüterschutz in den Medien
Bullenheimer Berg: "Goldgräberstimmung in Unterfranken" (Bayerischer Rundfunk, 28.6., Video, 2:37 Min.): http://www.ardmediathek.de/bayerisches-fernsehen/abendschau-kunst-und-kultur-bayerisches-fernsehen?documentId=10983760#
"Tomb Raiders: Egypt's turmoil allows spike in treasure looting" (NBC, 28.6., Video, 10:58 Min.): http://www.msnbc.msn.com/id/21134540/vp/48006879/#48007017
Plünderung und Raub archäologischer Schätze. Gespräch mit dem Archäologen und Wissenschaftsjournalisten Dirk Husemann (WDR 5, 25.6., Audio, 25:12 Min.): http://www.ardmediathek.de/wdr-5/redezeit?documentId=10947690
Syriens Altertümer in Gefahr: Palmyra gehört den Räubern (FAZ, 12.6.): http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kunst/syriens-altertuemer-in-gefahr-palmyra-gehoert-den-raeubern-11782995.html

5.2.
Islamisten zerstören derzeit heilige Grabstätten in UNESCO-Welterbestätte Timbuktu (Mali)
Am Samstag, 30.6., zerstörten zwischen zehn und 30 Salafisten der Ansar Dine mehrere Monumente der seit 1988 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Stadt Timbuktu. Binnen weniger Stunden verwüsteten sie drei Mausoleen islamischer Heiliger: die Grabstätten von Sidi Mahmoud, Sidi Moctar und Alpha Moya aus dem 16. Jahrhundert. Mit Schaufeln, Spitzhacken und Meißeln gingen sie auf die aus Lehm errichteten Gebäude los. Augenzeuge Abdoulaye Boulahi, ein Lehrer, sagte den Nachrichtenagenturen über die Grabstätte Mahmouds: "The mausoleum doesn't exist anymore". Am Sonntag, 1.7., gehen die Zerstörungen weiter, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Abends wird der Agentur AFP die Zerstörung von vier Mausoleen beim Friedhof der Djingareyber-Moschee aus dem Jahr 1327 berichtet. - Nach eigener Aussage reagieren die Islamisten damit auf die Entscheidung des UNESCO-Welterbekomitees vom 28.6., auf Bitte der Regierung Malis Timbuktu in die Liste gefährdeten Welterbes aufzunehmen. Sie wollen trotz zahlreicher internationaler Proteste jedes der 16 Mausoleen der Stadt zerstören. Die UNESCO hat am Samstag angesichts der Nachrichten aus Mali ihre Sitzung in St. Petersburg, bei der sie derzeit neue Welterbestätten auswählt, für eine Schweigeminute unterbrochen. - Timbuktu liegt am Rand der Sahara, rund 1.000 Kilometer nördlich von Malis Hauptstadt Bamako. Die Stadt wird auch "Stadt der 333 Heiligen" genannt. Die zwischen dem 11. und 12. Jahrhundert von Tuareg gegründete Siedlung war ein geistiges Zentrum des Islam und beherbergt bis zu 700.000 historische Manuskripte. Neben drei großen Moscheen gehören 16 Friedhöfe und Mausoleen zum Weltkulturerbe.
"Destruction of ancient Timbuktu shrines a 'war crime': International Criminal Court prosecutor" (Al Arabiya News, 1.7.): http://english.alarabiya.net/articles/2012/07/01/223879.html
"Mali Islamists destroy more holy Timbuktu sites" (Reuters, 1.7., 14.15 Uhr): http://uk.reuters.com/article/2012/07/01/uk-mali-crisis-idUKBRE85T04J20120701
"Ansar Dine fighters destroy Timbuktu shrines" (Al Jazeera, 1.7.): http://www.aljazeera.com/news/africa/2012/06/2012630101748795606.html
"Frankreich fordert 'ein Ende der Gewaltakte' in Timbuktu" (Hamburger Abendblatt, 1.7.): http://www.abendblatt.de/politik/ausland/article2324466/Frankreich-fordert-ein-Ende-der-Gewaltakte-in-Timbuktu.html
"Antikes Weltkulturerbe in Mali verwüstet. Islamisten zerstören heilige Grabstätten in Timbuktu" (Tagesschau, 30.6.): http://www.tagesschau.de/ausland/timbuktu104.html
"Unesco declares Timbuktu an endangered heritage site" (BBC-Video, 29.6.): http://www.bbc.co.uk/news/world-africa-18646642
"Factbox: Timbuktu - heritage in danger" (Nachrichtenagentur Reuters, 30.6.): http://uk.reuters.com/article/2012/06/30/us-mali-crisis-timbuktu-idUKBRE85T06I20120630
"Eine Intervention ist zwingend nötig" (Kommentar in der taz, 1.7.): http://www.taz.de/Kommentar-Timbuktu/!96492/
Hintergrund: Timbuktu - Ein Zentrum islamischer Gelehrsamkeit ("Schätze der Welt", Film vom 11.2.2012): http://www.swr.de/schaetze-der-welt/-/id=5355190/did=7203116/pv=video/nid=5355190/z71gxd/index.html

5.3.
Kampagne in Griechenland: "Monuments have no voice. They must have yours"
Angesichts der drastischen Kürzungen für die Archäologie in Griechenland hat die "Association of Greek Archaeologists" neben aufwendiger Pressearbeit und einer Gruppe auf Facebook als wichtiges Element ihrer Kampagne ein eindrückliches Video erstellt, welches als Werbespot im griechischen Fernsehen ausgestrahlt wird und das öffentliches Bewusstsein für die Thematik steigern soll. Zentrale Botschaft des knapp einminütigen Films: "Monuments have no voice. They must have yours". Es soll an Sammler erinnern, die keine Fragen stellen, und an Kunsträuber, die viel Geld verdienen.
Das Video auf Youtube: http://www.youtube.com/watch?v=Wly0GUZ_QZQ&feature=plcp
Facebook-Gruppe "I Support Greek Cultural Heritage Against IMF/EU Cuts": http://www.facebook.com/AssociationOfGreekArchaeologistsAgainstImfCuts
"Greek Antiquities, Long Fragile, Are Endangered by Austerity" (New York Times, 11.6.): http://www.nytimes.com/2012/06/12/arts/design/archaeologists-say-greek-antiquities-threatened-by-austerity.html?_r=2&pagewanted=all
"Greek Archaeology in Crisis" (BBC Report, 16.6. Audio, 5:01 Min.): http://audioboo.fm/boos/848721-greek-archaeology-in-crisis-bbc-report

5.4.
Mohenjo Daro von Zerfall bedroht
Mohenjo Daro, die Metropole aus dem 3. Jahrtausend am Indus (Pakistan) ist seit Jahren vom Zerfall bedroht. BBC-Reporter Aleem Maqbool hat die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörende Siedlung jetzt besucht. Begleitet wurde er von der Archäologin Asma Ibrahim. Sie war entsetzt vom Verfall, der seit ihrem vergangenen Besuch zwei, drei Jahre zuvor entstanden war: Lehmziegelmauern stürzen ein, teilweise ist keine Rettung mehr möglich. Salz im Grundwasser zerstört die Ziegel. Das Museum wurde geplündert. Ibrahim ist überzeugt: Ohne rasches und umfassendes Eingreifen wird Mohenjo Daro in 20 Jahren verfallen sein. - Mohenjo Daro bedeutet "Hügel der Toten". Die bronzezeitliche Siedlung war äußerst fortschrittlich angelegt und könnte bis zu 40.000 Einwohner gehabt haben. Alle Häuser verfügten über eine Toilette, die Kanalisation war ausgeklügelt. Wegen der Hochwasser des Indus wurde Mohenjo Daro auf einem bis zu 15 Meter hohen Plateau aus Backsteinen erbaut.
"Mohenjo Daro: Could this ancient city be lost forever?" (BBC News, 26.6.; Video und Text): http://www.bbc.co.uk/news/magazine-18491900
"Mohenjo Daro: Geheimnis am Indus" (43-minütige Dokumentation in der 3sat-Mediathek): http://www.3sat.de/mediathek/?display=1&mode=play&obj=20241
"Die antike Stadt Mohenjo Daro" (3sat, August 2011): http://www.3sat.de/page/?source=/ard/sendung/147374/index.html
"Archaeological Ruins at Moenjodaro" (Eintrag bei der UNESCO): http://whc.unesco.org/en/list/138
Interaktives Webangebot mit vielen VR-Panorama-Fotografien von Mohenjo Daro: http://www.world-heritage-tour.org/asia/south-asia/pakistan/moenjodaro/map.html

5.5.
Demonstration für die Einführung des Verursacherprinzips in NRW
Am 29.6. fand in Düsseldorf eine Demonstration für die Einführung des Verursacherprinzips in NRW statt. Aufgerufen hatte die "IG Archäologie NRW", ein loser Zusammenschluss einiger Grabungsfirmen aus NRW. Ab 10 Uhr versammelten sich die ca. 135 Demonstranten, darunter die Inhaber von Grabungsfirmen, freie Archäologen und viele Archäologie-Studenten, am Düsseldorfer Hauptbahnhof, unterzeichneten eine vorbereitete Petition und zogen zum Landtag. Dort wurde die Petition unter Beisein eines Filmteams des WDR an einige Vertreter des Landtags, nämlich Monika Dücker und Markus Voelker (Die Grünen) sowie Helmut Loos (SPD), übergeben. Die Veranstalter werten es als Erfolg, in direkten Kontakt zu einigen Abgeordneten gekommen zu sein und auch auf die Gefährdung von Arbeitsplätzen hingewiesen zu haben.
Die Petition kann auf der Facebook-Seite der IG eingesehen werden. Die zwei Seiten lange Petition erbittet die Einführung des Verursacherprinzips in NRW und die Befugnis der Behörden, Dritte mit der Umsetzung von archäologischen Maßnahmen zu beauftragen. Sie beschreibt ausführlich die negativen Auswirkungen des OVG-Urteils auf die Grabungsfirmen und die dortigen Arbeitsplätze. Der Koalitionsvertrag NRW hingegen nennt für die vereinbarte Gesetzesnovellierung zusätzlich die Aufgaben Einführung des Schatzregals und des deklaratorisches Eintragungsverfahrens für Bodendenkmäler. Die nunmehr alleinige Betonung des Verursacherprinzips in enger Verbindung mit den - nachvollziehbaren - kommerziellen Eigeninteressen der Grabungsfirmen könnte in Öffentlichkeit und Politik den Eindruck erwecken, es gehe allein um den Erhalt von Firmen. Es wäre bedauerlich, wenn die weiter gesteckten, der Archäologie insgesamt nützlichen Ziele des Koalitionsvertrages darunter litten.
Die Facebook-Präsenz der IG Archäologie NRW: http://www.facebook.com/IgArchaologieNrw
"Verursacherprinzip und dann.... - Ein Rückblick auf die erste Archäologendemo in Düsseldorf" (Blog MinusEinsEbene, 30.6.): http://minuseinsebene.blogspot.de/2012/06/verursacherprinzip-und-dann-ein.html


6. Job-Themen und Personalia
6.1.
Studieren auch für Archäologen schöner machen: UniGestalten!
Die "Junge Akademie" und der "Stifterverand für deutsche Wissenschaft" hatten dazu aufgerufen, das Studieren und das Universitätsleben besser zu gestalten. Die gesammelten Ideen und Vorschläge von Studierenden, Dozenten und Mitarbeitern wurden nun auf einer Plattform veröffentlicht und können dort diskutiert werden. Die neue Website mit einer lesenswerten Ideensammlung listet rund 470 Vorschläge auf. Die ZEIT stellte zehn dieser Ideen näher vor. Eine Freitextsuche mit dem Stichwort "Archäologie" oder "Urgeschichte" führt bisher ins Leere: Zeugnis von hoher Zufriedenheit, Ideenlosigkeit oder Resignation unter jungen Archäologen?
Die Plattform UniGestalten, online seit 15.6.: http://www.unigestalten.de
"Zehn Ideen für eine bessere Uni" (Zeit, 27.6.): http://www.zeit.de/studium/uni-leben/2012-06/Uni-Gestalten


7. Und sonst …
7.1.
Fernseh-Tipp: Ägypten-Nachmittag bei 3sat am 3.7.
Von 13.15 Uhr bis 16.00 sendet 3sat am Dienstag, 3.7., vier Filme über das alte Ägypten. Den Anfang macht "Pyramiden am Nil. Memphis und Gebel Barkal". Der Film aus der Reihe "Schätze der Welt - Erbe der Menschheit" stellt das UNESCO Weltkulturerbe vor. Die anschließende 45-minütige Dokumentation "Abu Simbel - Ein Tempel bewegt die Welt" wirft einen Blick auf die Vergangenheit und Zukunft des Tempels. In "Ägypten - Das Rätsel um Grab 33" begleitet der Filmemacher Thomas Weidenbach den Ägyptologen Claude Traunecker und sein Team von der Straßburger Marc-Bloch-Universität bei ihren Ausgrabungen in Grab 33 in Theben West: Der Bestattete hieß Padiaménopé und lebte im 7. Jahrhundert v. Chr. Obwohl er nur ein kleiner Beamter war, erhielt er ein besonders prächtiges Grab. "Im Schatzhaus der Pharaonen. Das Ägyptische Museum in Kairo" begleitet Archäologen und Ägyptologen auf ihrer Spurensuche im Keller des Ägyptischen Museums in Kairo. Gemeinsam mit Dr. Wafaa El Saddik, der ersten Frau an der Spitze des Nationalmuseums, begibt sich der Film auf eine 45-minütige wissenschaftliche Expedition.
Zur Dokumentation "Abu Simbel - Ein Tempel bewegt die Welt" (3sat, 3.7., 13.-45-14.30 Uhr): http://www.3sat.de/page/?source=/ard/sendung/81605/index.html
Zur Dokumentation "Ägypten - Das Rätsel um Grab 33" (3sat, 3.7., 14.30-15.15 Uhr): http://www.3sat.de/page/?source=/ard/sendung/131813/index.html

7.2.
Hörtipp: Guédelon: "Im Burgund wird eine Burg gebaut" (SWR2 Wissen, 17.7.)
Über eine Lichtung im nördlichen Burgund hallt das Klopfen der Steinbrecher, Pferdefuhrwerke rumpeln durch den Matsch, mit einem Tretkran hieven Arbeiter Mörtelkörbe auf unfertiges Mauerwerk. Keine Maschine kreischt, kein Dieselmotor stinkt. 200 Kilometer südlich von Paris entsteht mit den Techniken des 13. Jahrhunderts eine mittelalterliche Festung.
Halbstündiges Radiofeature in SWR2, 17.7., 8.30-9.00 Uhr: http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/wissen/-/id=660374/sdpgid=683783/nid=660374/did=9864312/yjm9ov/index.html Nach der Sendung finden Sie das Manuskript und das Audio unter der angegebenen Adresse online.
Dazu auch: "Mittelalterliche Burgbaustelle im Burgund" (SWR2.de, 6.8.2011): http://www.swr.de/swr2/burgbaustelle-guedelon/-/id=7576/nid=7576/did=8439032/1el10bh/

7.3.
Wettbewerb für Kulturmarketing "Kulturmarken-Award 2012"
Bis zum 15.8. können sich öffentliche und privatwirtschaftliche "Kulturanbieter" um den "Kulturmarken-Award 2012" bewerben. Dieser Wettbewerb für Kulturmarketing will u. a. Kulturinstitutionen und -projekte, Fördervereine, Freundeskreise und Privatpersonen für erfolgreiche Marketingstrategien auszeichnen. Zu gewinnen gibt es laut Veranstalter eine Überprüfung des eigenen Marketingkonzepts durch eine versierte Jury, bei einer Nominierung öffentliche Aufmerksamkeit und für den Gewinner außerdem eine Anzeigensonderveröffentlichung der ZEIT. Die Veranstalter betonen, dass allein die Qualität des Marketingkonzepts entscheidend sei, nicht die Größe der einreichenden Institution oder die Höhe des Marketingbudgets.
http://www.kulturmarken.de/kulturmarken-award

7.4.
Stadt Xanten nimmt Urteil zum Verursacherprinzip ernst
Nach dem vieldiskutierten Urteil des Oberverwaltungsgerichts Münster gilt aktuell in NRW kein Verursacherprinzip im Denkmalschutz, weshalb das Land für alle notwendigen Maßnahmen und die Übernahme der Kosten verantwortlich sei. "Die wissenschaftliche Ausgrabung und Bergung von Bodendenkmälern ist dem Beigeladenen [= Landschaftsverband; Anm. DGUF] nach § 22 Abs. 3 DSchG NRW als Pflichtaufgabe zugewiesen, zu deren Erfüllung er gesetzlich angehalten ist. Mit der Aufgabenzuweisung ist zugleich die Pflicht zur Kostentragung verbunden", hieß es im Urteil des Oberverwaltungsgerichts vom 20. September 2011. Die Stadt Xanten nimmt das Urteil nun ernst: Statt als Verursacher - hier durch Kanalerneuerungen - die fälligen Ausgrabungen zu bezahlen, besteht sie darauf, dass die zuständige Außenstelle des LWL tätig wird. Folgen weitere Bauherren in NRW diesem Beispiel von Ende Mai, ist die staatliche Denkmalpflege bald überlastet.
Das Urteil des OVG NRW, 10 A 1995/09 vom 20.9.2011: http://www.justiz.nrw.de/nrwe/ovgs/ovg_nrw/j2011/10_A_1995_09urteil20110920.html
Die Rheinische Post vom 30. 5. zum Vorgehen der Stadt Xanten: http://www.rp-online.de/niederrhein-nord/xanten/nachrichten/stadt-spart-hunderttausende-1.2849661

7.5.
Spielerisch Paläodetektiv werden
"Digging up small molecules with big messages from the past": Archäologische und geologische Proben zu "untersuchen", Schlüsse daraus zu ziehen und die Bedeutung eines Artefakts zu erschließen, das ist Ziel des kleinen Online-Games "Palaeodetective". Das Spiel arbeitet mit echten Beispielen aus der Forschungspraxis der School of Chemistry an der Organic Geochemistry Unit, Universität Bristol. Dabei befinden sich ägyptische Mumien, Keramik und Proben aus dem Flaggschiff Heinrichs des Achten.
http://www.chemlabs.bris.ac.uk/outreach/resources/Palaeodetectives%20Online%20Version/index.html

7.6.
Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages: Umfassendes Plädoyer für Open Access im Wissenschaftsbereich
Auf ihrer Sitzung am 25. Juni hat die Enquete-Kommission "Internet und digitale Gesellschaft" des Deutschen Bundestages ihre "Handlungsempfehlungen Bildung und Forschung" mit großer Mehrheit verabschiedet. Neben Themen wie "Lernen mit Social Media", "E-Books in der Bibliothek" und wissenschaftsspezifischen Fragen des Urheberrechts stehen vor allem die Themen Open Access und Open Data im Mittelpunkt des Berichts. Die Kommission empfiehlt, Open Access im "Goldenen Weg" umfassend zu unterstützen, d.h. das direkt offene Publizieren wissenschaftlicher Arbeiten ohne Zugangshürden. Autoren und Werke, die bereits konventionell publiziert seien, müssten Zweitverwertungsrechte erhalten, die ihnen ggf. nach einer Sperrfrist von einem Jahr eine parallele Open-Access-Publikation ermöglichten (sog. Grüner Weg). Die dazu nötige Unterstützung müsse ausgebaut werden, und die Mittelvergabe staatlicher Forschungsförderung müsse auf Open-Access-Publikation bestehen. Parallel dazu sollten wissenschaftliche Daten frei, zitierbar und wiederverwertbar veröffentlicht werden (Open Data).
Website der Enquete-Kommission "Internet und digitale Gesellschaft": http://www.bundestag.de/internetenquete/index.jsp
Die Handlungsempfehlungen in Kürze: http://www.bundestag.de/presse/hib/2012_06/2012_314/03.html
Die Handlungsempfehlungen Bildung und Forschung, vollständiger Text (28 Seiten): http://www.bundestag.de/internetenquete/dokumentation/Sitzungen/20120625/A-Drs_17_24_052_-_PG_Bildung_und_Forschung_Handlungsempfehlungen.pdf

7.7.
Deutsche Wissenschaftsverlage richten sich vermehrt auf Open Access ein
Große, etablierte Wissenschaftsverlage beginnen, sich auf die in Wissenschaft und Politik zum Mainstream werdende Forderung nach Open Access einzurichten. Mit Aufkäufen oder Kooperation sichern sie sich das nötige Knowhow. Am 26.6. gab die Verlagsgruppe Oldenbourg (Oldenbourg Verlag, Akademie Verlag) in einer Pressemitteilung eine Kooperation mit dem Open-Access-Verlag Copernicus Publications bekannt, der u.a. die renommierte Open-Access-Zeitschrift "Climate of the Past" herausgibt. Erst im Januar hatte der Verlag de Gruyter mit "Versita" den drittgrößten internationalen Open-Access-Verlag aufgekauft. - Einen Weg, mit Open Access und Open Data weiterhin gute Geschäfte zu machen kann, hat nun Thomson Reuters entdeckt, der Betreiber des nur gegen Bezahlung zugänglichen Web of Knowledge, aus dem der vielbenutzte Citation Index und der Impact-Factor von Zeitschriften abgeleitet werden. In einer Pressemitteilung vom 22. 6. kündigte Thomson Reuters an, demnächst einen "Data Citation Index" anzubieten, der noch 2012 online gehen soll und die in den Datenrepositorien veröffentlichen wissenschaftlichen Daten erschließen und ranken wird.
Zur Kooperation zwischen Oldenbourg und Copernicus Publications (Blog wisspub.net, 26.6.): http://wisspub.net/2012/06/26/oldenbourg-copernicus-open-access/
De Gruyter kauft Versita auf (9.1.): http://www.degruyter.com/applib/newsitem/9/de-gruyter-erwirbt-versita-und-wird-zum-drittgrten-internationalen-open-accessverlag
Die Pressemitteilung zum neuen "Data Citation Index" (22.6.): http://www.reuters.com/article/2012/06/22/idUS109861+22-Jun-2012+HUG20120622


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