DGUF Newsletter vom 03.09.2020

DGUF Newsletter

vom 03. September 2020

Inhalt

1  DGUF-Nachrichten

1.1  (Kostenlose) Teilnahme und Mitwirkung noch möglich: DGUF-Tagung 2020 "Wollen und brauchen wir mehr Archäologie der Moderne?" (Online, 20.9.)

1.2  Vertrag zwischen Land NRW und Braunkohle-Abbaubetrieb "Rheinbraun" (RWE) vom Dez. 1995 nun öffentlich

1.3  Unter den DGUF-Rezensionsangeboten: Huw S. Groucutt (Ed.): Culture History and Convergent Evolution. Can We Detect Populations in Prehistory?

2  Tagungen und Veranstaltungen

2.1  "Sustainability in Environmental Archaeology" (Webinare, 15. und 29.9.; 13. und 27.10.)

2.2  Archaeological Approaches to the Study of the Potter’s Wheel (Online, 25.-28.11.)

2.3  Forum Wissenschaftskommunikation (Online, 5.-7.10.)

2.4  "Multidisciplinary studies of Neanderthal hunting" (Virtual seminar series, 7. und 28.10.; 9.12.)

3  Forschung

3.1  Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"

3.2  Aktuelle Ausgrabungen und Forschung in den Medien

3.3  Rupert Gebhard und Rüdiger Krause: Himmelsscheibe von Nebra ist 1.000 Jahre jünger als bisher angenommen

3.4  Rupert Gebhard and Rüdiger Krause: Nebra Sky Disk is 1,000 years younger than previously assumed

3.5  Peter J. Suter: Gedanken zum Schlussband "Twann 21" –40 Jahre nach der Grabung und Auswertung

3.6  Die neue 14C-Kalibrationskurve IntCal20

3.7  Doppelrezension zu zwei Monografien über Archäologie der Moderne

3.8  Backrezepte für Archäologen Nr. 08/15

3.9  Nachdenken über die Polarität Körper- vs. Brandbestattung im frühen Mittelalter

3.10      Linearbandkeramik: Gefäß mit Gesicht und "Hörnern" in Großpolen entdeckt

3.11      Im Kältemaximum der jüngsten Eiszeit war es 6.1 Grad kälter als heute

4  Archäoinformatik

4.1  Neue Arbeitsgruppe der CAA für "Wissenschaftliche Skriptsprachen in der Archäologie" nimmt ihre Arbeit auf

4.2  Tipp: MarinStatsLectures

5  Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI)

5.1  Antragstellung NFDI4objects schreitet schnell voran

6  Kulturgutschutz

6.1  Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien

6.2  SPK restituiert zwei mumifizierte Maori-Köpfe

7  Studium, Job-Themen und Personalia

7.1  Universität Tübingen: Der Lehrstuhl bzw. die Abteilung für Archäologie des Mittelalters ist wieder besetzt.

7.2  RGK-Direktorin Eszter Bánffy zur EAA-Präsidentin gewählt

8  Berufsverband

8.1  Legasthenie in der Archäologie zum Thema machen

9  Open Access & Open Data

9.1  Ulrich Herb vergleicht die DEAL-Verträge Deutschlands mit dem Schweizer OA-Vertrag

9.2  Rechtsfibel "Kulturelles Erbe digital"

10     Ausstellungen und Museen

10.1      An der offiziellen Museumsdefinition des ICOM scheiden sich die Geister

10.2      "Ordentliche Präsentation mit kleinen Schwächen im Detail": zur Wiedereröffnung der "Slawenburg Raddusch" (Lkr. Oberspreewald-Lausitz)

11     Und sonst …

11.1      "Archäologischer Dienst des Kantons Bern" (ADB) feiert seinen 50.

11.2      100 Jahre staatliche Archäologie in Westfalen

11.3      "Verwunschene Pfade": Ein neuer archäologischer Rundweg über den Kapellenberg bei Hofheim am Taunus

11.4      Typologie, Chronologie, Seriation, ...: IKEA kan hjälpa till

 

1         DGUF-Nachrichten

1.1        (Kostenlose) Teilnahme und Mitwirkung noch möglich: DGUF-Tagung 2020 "Wollen und brauchen wir mehr Archäologie der Moderne?" (Online, 20.9.)

Die DGUF-Tagung 2020 findet - wie auch viele andere Fachtagungen im Corona-Jahr 2020 - als Online-Tagung statt, am Sonntag, 20.9. Beginn ist um 9:00 Uhr, Ende um 16:30 Uhr. Eine kostenlose Teilnahme ist noch möglich, erfordert jedoch eine Anmeldung bis spätestens 10.9. Damit am Veranstaltungstag nicht Vortrag nach Vortrag über den Zoom-Bildschirm flackert und die Debatten wegen Ermüdung entfallen, haben wir die Modalitäten für alle Tagungsteilnehmer an den digitalen Raum angepasst: Alle angemeldeten Teilnehmer erhalten die Vorträge vorab (ca. am 14./15.9.) zugesandt, damit sie diese bis zum 20.9. durcharbeiten können. Auf der Tagung selbst werden die Vorträge recht kurz anmoderiert / präsentiert; die gemeinsame Zeit soll bevorzugt in die Diskussion fließen. Eine Generaldebatte dreht sich abschließend um folgende zwei Kernfragen: Was muss passieren, damit die Archäologie der Moderne erfolgreich gestärkt wird, ohne dass andere Archäologien darunter leiden? Und: Welche Empfehlungen geben die Tagungsteilnehmer für die Umsetzung? Wer sollte oder müsste welche Aufgabe übernehmen? Es gibt am 20.9. ausreichend Pausen, damit der "Zoom-Tag" nicht zu Erschöpfung führt, sondern am Ende die Vortragenden ihre Inhalte zu Gehör bringen konnten, alle Teilnehmenden Wichtiges mitgenommen haben, sich einbringen konnten und echter Austausch stattfand. Das aktuelle Tagungsprogramm inkl. der Abstracts steht auf DGUF.de. Neben hochkarätigen Vorträgen und Vortragenden weist es weiterhin Lücken auf, d.h. aus Sicht des DGUF-Vorstandes wichtige Aspekte des Themas, für die sich trotz intensiver Akquise-Versuche bisher keine Vortragenden fanden - auch das ist bereits jetzt ein erstes Ergebnis der Tagung. Interessierte, die am 20.9. nicht als Vortragende(r) oder Teilnehmer(in) dabei sein können, sich aber dennoch einbringen möchten, lädt die DGUF ein, wichtige Fragen, Anmerkungen und Ideen bis spätestens 19.9. an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. zu senden. Bitte max. 10 Zeilen Text, bitte möglichst konkret auf einen oder mehrere der Programmpunkte oder Aspekte des Tagungsthemas bezogen. Diese Nachrichten werden in die Debatten der Tagung eingebracht und können in den resultierenden Aufsätzen berücksichtigt werden.

Tagungswebsite: https://www.dguf.de/496.html

Tagungsanmeldung: https://www.dguf.de/505.html

Vorläufiges Programm: https://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/Tagungen/Kiel2020/DGUF-Tagung-2020_Programm.pdf

 

1.2        Vertrag zwischen Land NRW und Braunkohle-Abbaubetrieb "Rheinbraun" (RWE) vom Dez. 1995 nun öffentlich

Der Archäologe und Journalist Markus Westphal und die DGUF stellten unabhängig voneinander Anfragen, entsprechend dem Umweltinformationsgesetz und dem Informationsfreiheitsgesetz Nordrhein-Westfalen den Vertrag zwischen dem Land NRW und dem Braunkohle-Abbaubetrieb "Rheinbraun" (zum RWE-Konzern gehörend) betreffs der Braunkohlenarchäologie im Rheinland einsehen zu dürfen. Vor einigen Wochen hat die Landesregierung von NRW nun den Vertrag vom Dez. 1995 öffentlich zugänglich gemacht. Mit diesem Vertrag wurde 1995 u. a. die "Braunkohlenstiftung" eingerichtet, in deren Stiftungskapital RWE in Folge des Vertrags 9 Mio. DM einzahlte. Die andere Kernbestimmung des Vertrags findet sich nun nicht länger in Gerüchten, sondern klar nachzulesen in § 4 Abs. 2: "Die Vertragsschließenden sind sich weiter darüber einig, dass die streitige Frage zur Kostentragungspflicht Rheinbrauns für bodendenkmalpflegerische Maßnahmen in den Abbaugebieten und Umsiedlungsstandorten mit den in diesem Vertrag getroffenen Regelungen ausgeräumt ist." - sprich: Rheinbraun von der laut DSchG NRW für alle übrigen Verursacher geltenden Kostentragungspflicht ausgeklammert ist. Die aus Kreisen der Kollegen und Mitglieder an die DGUF herangetragene Frage, ob solch ein Vertrag nicht sittenwidrig sei, kann jede/r Interessierte auf ethischer Ebene nun durch Lektüre für sich selbst beantworten.

Vertrag NRW - Rheinbraun vom Dez. 1995: https://fragdenstaat.de/anfrage/vertragliche-vereinbarung-zwischen-dem-land-nrw-rwe-und-der-stiftung-zur-forderung-der-archaologie-im-rheinischen-braunkohlerevier/490082/anhang/Vertrag_Land_Rheinbraun_1995_Kostentragung_archologische_Manahmen.pdf

Stiftung Archäologie im rheinischen Braunkohlerevier: https://www.archaeologie-stiftung.de/de/startseite_1.html

 

1.3        Unter den DGUF-Rezensionsangeboten: Huw S. Groucutt (Ed.): Culture History and Convergent Evolution. Can We Detect Populations in Prehistory?

Unter den zahlreichen Bänden, welche die Herausgeber der "Archäologischen Informationen" zur Rezension ausschreiben, sei diesmal der im Juli bei Springer erscheinende Band hervorgehoben. Wie kann man konvergente Entwicklung von kultureller Weitergabe einer Gruppe an die andere unterscheiden? Können wir damit frühere Bevölkerungsgruppen ausmachen? Aus dem Klappentext: "With a focus on lithic technology, the book analyzes ancient materials and cultures to systematically explore the theoretical and physical aspects of culture, convergence, and populations in human evolution and prehistory. [...] The book begins by addressing early prehistory, discussing the convergent evolution of behaviors and the diverse ecological conditions driving the success of different evolutionary paths. Chapters discuss these topics and technology in the context of the Lower Paleolithic/Earlier Stone age and Middle Paleolithic/Middle Stone Age. The book then moves towards a focus on the prehistory of our species over the last 40,000 years. Topics covered include the human evolutionary and dispersal consequences of the Middle-Upper Paleolithic Transition in Western Eurasia. Readers will also learn about the cultural convergences, and divergences, that occurred during the Terminal Pleistocene and Holocene, such as the budding of human societies in the Americas. The book concludes by integrating these various perspectives and theories, and explores different methods of analysis to link technological developments and cultural convergence." - Wenn Sie Interesse an einer Rezension haben, richten Sie bitte Ihre Anfrage mit Ihrer vollständige Postanschrift sowie einer kurzen Begründung, weshalb Sie dieses Werk besprechen wollen, an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

Alle Rezensionsangebote der "Archäologischen Informationen" mit weiteren Informationen zu Modalitäten und Ablauf: http://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/publikationen/AI/DGUF-Dok_Arch-Inf_Rezensionsangebote.pdf

Mehr zum Buch: https://www.springer.com/gp/book/9783030461256

2         Tagungen und Veranstaltungen

2.1        "Sustainability in Environmental Archaeology" (Webinare, 15. und 29.9.; 13. und 27.10.)

Sustainability is a key issue in societal, political, and scientific debate. The goal of this conference is to address sustainability in the field of environmental archaeology. How is or should the issue of sustainability be incorporated into archaeological research, practice, and discourse? Each session will have a keynote speaker (30 minutes) addressing the various aspects of sustainability and environmental archaeology.

https://envarch.net/events/41st-aea-conference-groningen/

 

2.2        Archaeological Approaches to the Study of the Potter’s Wheel (Online, 25.-28.11.)

The recent past has witnessed a flowering of scholarship explicitly addressing the way that individuals, communities, and societies responded to the introduction of the pottery wheel. To date, however, discussions have been largely seated within geographically- and/or chronologically-focused literature. This conference provides a forum for scholars to discuss their work with colleagues, and will facilitate the development of a research network of shared interest which bridges those geographic and chronological divisions. The conference will provide a forum for scholars interested in the way that the potter’s wheel was taken up by craft practitioners through prehistory, history, and the present.

https://potterswheelconference2020.wordpress.com/

 

2.3        Forum Wissenschaftskommunikation (Online, 5.-7.10.)

"Einmischen erwünscht!? Wissenschaftskommunikation und Politik" – so lautet das Thema des diesjährigen Forum Wissenschaftskommunikation. Damit bietet die Initiative der deutschen Wissenschaft, Wissenschaft im Dialog, erneut Vermittlern von Wissenschaft und Forschung einen Überblick über aktuelle Trends und Strategien in der Wissenschaftskommunikation und lädt zum Austausch ein. Die Teilnehmenden erfahren u. a. mehr über erfolgreiches Podcasting, sie diskutieren über Typologien des (gesellschaftlichen) Engagements von Wissenschaft(skommunikation) und über geschlechtergerechte Sprache in Wissenschaft und Gesellschaft. Die Anmeldung zur Tagung für Teilnehmer ist bis 23.9. möglich, die Tagungsgebühr beträgt 95 Euro, ermäßigt 45 Euro.

www.forum-wissenschaftskommunikation.de

 

2.4        "Multidisciplinary studies of Neanderthal hunting" (Virtual seminar series, 7. und 28.10.; 9.12.)

Listen to Karen Ruebens and Geoffrey Smith on "Neanderthal hunting strategies: a review of lithic and faunal lines of evidence", to Kate Britton et al. on "PleistoHERD: Frontiers in Pleistocene isotope zooarchaeology and prey-species spatial palaeo-ecology" etc. The seminars will take place on Wednesdays from 15:00 until 16:00 CET. Each seminar will have two talks, 25 minutes each with 10 minutes at the end for questions. Registration and participation is free and open to everyone.

https://neanderthalseminars.wixsite.com/home

 

3         Forschung

3.1        Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"

Gebhard, R. & Krause, R. (2020). Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog. Himmelsscheibe von Nebra. Archäologische Informationen 43, Early View, online publiziert 3. Sept. 2020 resp. Gebhard, R. & Krause, R. (2020). Critical comments on the find complex of the so-called Nebra Sky Disk. Archäologische Informationen 43, Early View, published online 3 Sept. 2020.

Tetzlaff, M. (2020). Rezension zu: Theune, C. (2018). A Shadow of War. Archaeological approaches to uncovering the darker sides of conflict from the 20th century. Sidestone Press. /und/ Cocroft, W. D. & Schofield, J. (2019). Archaeology of the Teufelsberg. Exploring Western Electronic Gathering in Cold War Berlin. London: Routledge. Archäologische Informationen 43, Early View, online publiziert 1. Sept. 2020.

Colson, A. J. M. (2020). Review of: Valdez-Tullett, J. (2019). Design and Connectivity: The Case of Atlantic Rock Art. (BAR Internat. Series, 2932). Oxford: BAR. Archäologische Informationen 43, Early View, published online 17. Aug. 2020.

Siegmund, F. (2020). Rezension zu: Annaert, R. (2018). Het vroegmiddeleeuwse grafveld van Broechem. (Merowingian Archaeology in the Low Countries, 5,1-2). Bonn: Habelt. Archäologische Informationen 43, Early View, online publiziert 11. Aug. 2020.

Suter, P. J. (2020). Gedanken zum Schlussband "Twann 21" – 40 Jahre nach der Grabung und Auswertung (1974-81). Archäologische Informationen 43, Early View, online publiziert 10. Aug. 2020. Ergänzende Materialien: "Twann 1974-76. Dendroliste 2020 nach John Francuz (Stand 21. April 2001)"

http://www.dguf.de/earlyview.html

 

3.2        Aktuelle Ausgrabungen und Forschung in den Medien

"Le sanctuaire du Chapeau (Neuville-sur-Sarthe) : Évolution d’un complexe cultuel en territoire cénoman du IIe siècle av. J.-C. au IIIe siècle ap. J.-C." (INRAP; 2.9.): https://www.inrap.fr/le-sanctuaire-du-chapeau-neuville-sur-sarthe-evolution-d-un-complexe-cultuel-en-15156

"Excavating in times of corona" (Leiden Archaeology, 2.9.): https://leidenarchaeologyblog.nl/articles/excavating-in-times-of-corona

"Künstliche Intelligenz hilft in der Archäologie. Marburger Informatiker fand mittels maschinellen Lernens heraus, woher das Material von Obsidianwerkstücken stammt" (Universität Marburg, 1.9.): https://www.uni-marburg.de/de/aktuelles/news/2020/kuenstliche-intelligenz-hilft-in-der-archaeologie

"Bronze age Britons made keepsakes from parts of dead relatives, archaeologists say. Pieces of bone were turned into ornaments, and may have been placed on display" (The Guardian, 1.9.): https://www.theguardian.com/science/2020/sep/01/bronze-age-britons-keepsakes-parts-dead-relatives-archaeologists

Polen: "600-year-old axe heads used in hand-to-hand fighting in Battle of Grunwald found in field" (The First News, 31.8.): https://www.thefirstnews.com/article/600-year-old-axe-heads-used-in-hand-to-hand-fighting-in-battle-of-grunwald-found-in-field-15320

"Radiocarbon dating and CT scans reveal Bronze Age tradition of keeping human remains" (University of Bristol, 31.8.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-08/uob-rda082520.php

"Ancient Irish DNA reveals incredible secrets, including Down Syndrome. A research team at Trinity College found evidence of Down's Syndrome in the remains of a baby thought to be 6,000 years old" (Irish Central, 31.8.): https://www.irishcentral.com/roots/history/ancient-irish-dna-incredible-secrets-down-syndrome

"Textile tools dating back 8,600 years found in Denizli" (Hurriyet Daily News, 29.8.): https://www.hurriyetdailynews.com/textile-tools-dating-back-8-600-years-found-in-denizli-157783

"Hadrian’s Wall dig reveals oldest Christian graffiti on chalice. Lead piece etched with religious iconography found in remains of 5th-century church" (The Guardian, 29.8.): https://www.theguardian.com/uk-news/2020/aug/29/hadrians-wall-dig-reveals-oldest-christian-graffiti-on-chalice

Österreichisches Bundesdenkmalamt: "Schutz für oder vor archäologischer Forschung?" (Archäologische Denkmalpflege, 27.8.): https://archdenk.rkarl.org/2020/08/schutz-fur-oder-vor-archaologischer.html

"Parasitic Infections Common in Medieval Europe, Study of Graves Finds" (Courthouse News Service, 27.8.): https://www.courthousenews.com/parasitic-infections-common-in-medieval-europe-study-of-graves-finds

Hallstatt: "Das fängt ja gut an! Grabungskampagne 2020" (Stiegen-Blog, 27.8.): http://hallstatt-forschung.blogspot.com/2020/08/das-fangt-ja-gut-grabungskampagne-2020.html

"Are Monuments History? (Neo-) Hittite Meditations on Two Memes" (ASOR, 27.8.): http://www.asor.org/anetoday/2020/08/are-monuments-history

"Wie Essensreste in uralten Gefäßen zu deuten sind. Was kochten unsere Vorfahren? Um herauszufinden, wie Speisereste in alten Kochgefäßen zu interpretieren sind, griffen Forscher selbst zum Kochlöffel" (Tagesspiegel, 27.8 ): https://www.tagesspiegel.de/wissen/forscher-am-herd-wie-essensreste-in-uralten-gefaessen-zu-deuten-sind/26134546.html

"Künstliches neuronales Netz unterscheidet Werkzeugsets der mittleren und späten Steinzeit. Durch die Analyse von Werkzeugformen, welche häufig gemeinsam auftreten, ist es Forschern gelungen, ein künstliches neuronales Netz zu entwickeln, das zuverlässig Werkzeugsets der mittleren und späten Steinzeit unterscheidet" ( Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte, 26.8.): https://www.shh.mpg.de/1837924/stone-tools?c=1606645

"Wie sich Neandertaler an das Klima anpassten. Klimaveränderungen kurz vor ihrem Verschwinden lösten bei den späten Neandertalern in Europa eine komplexe Verhaltensänderung aus" (Universität Erlangen-Nürnberg, 26.8.): https://www.fau.de/2020/08/news/wissenschaft/wie-sich-neandertaler-an-das-klima-anpassten/

"Archaeology: Ceramic cooking pots record history of ancient food practices" (Scientific Reports, 27.8.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-08/sr-acc082520.php

"Proven: Historical climate changes occurred simultaneously in several parts of the world. A new study published by researchers from the University of Copenhagen and partner institutions has proven that repeated and abrupt climate changes during the last ice age occurred simultaneously in South America, Southeast Asia, Europe and Greenland" (University of Copenhagen, 26.8.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-08/uoc-phc082620.php

"The Little-Known Role of Slavery in Viking Society" (Smithsonian Magazine, 25.8.): https://www.smithsonianmag.com/history/little-known-role-slavery-viking-society-180975597

"Changing landscapes, changing diets. Researchers use fossilized teeth to reveal dietary shifts in ancient herbivores and hominins" (Washington University, 25.8.): https://mediarelations.gwu.edu/changing-landscapes-changing-diets

Rotes Meer: "Remains of 2,000-year-old monkeys buried like sleeping children reveal Romans and ancient Egyptians imported them from India as household pets" (The first News, 24.8.): https://www.thefirstnews.com/article/remains-of-2000-year-old-monkeys-buried-like-sleeping-children-reveal-romans-and-ancient-egyptians-imported-them-from-india-as-household-pets-15142

"Ancient mammoth ivory carving technology reconstructed by archeologists" (Siberian Federal University, 24.8.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-08/sfu-ami082420.php

"Lost medieval sacristy uncovered at Westminster Abbey. Remains of hundreds of bodies also discovered at site used as burial ground for monks" (The Guardian, 23.8.): https://www.theguardian.com/science/2020/aug/23/lost-medieval-sacristy-uncovered-at-westminster-abbey

"Researchers link end of Green Sahara with SE Asia megadrought. Previously unknown mid-Holocene event led to major changes in human settlement" (University of California – Irvine, 21.8.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-08/uoc--rle082020.php

"The First Archaeological and Ethnoarchaeological Survey Project in the Sefidkuh Makran Mountains of Baluchistan" (ASOR, 20.8.): http://www.asor.org/anetoday/2020/08/survey-baluchistan

"Archaeology: X-ray imaging provides unique snapshot of ancient animal mummification" (Scientific Reports, 20.8.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-08/sr-axi081820.php

"Analysis of ancient Mesoamerican sculptures supports universality of emotional expressions. Universal facial expressions uncovered in art of the ancient Americas: A computational approach" (AAAS, 19.8.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-08/aaft-aoa081720.php

"L’officine potière gallo-romaine de Montescourt-Lizerolles (Aisne)" (INRAP, 18.8.): https://www.inrap.fr/l-officine-potiere-gallo-romaine-de-montescourt-lizerolles-aisne-15126

"Bereits vor 7000 Jahren wurden in Arabien gigantische Monumente aus Stein errichtet" (Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte, 17.8.): https://www.shh.mpg.de/1834737/vast-stone-monuments

"Schnelle Akzeptanz fremder Ernährungstradition im bronzezeitlichen Europa. Rispenhirse gelangte auf den Speisezettel" (Universität Kiel, 14.8.): https://www.uni-kiel.de/de/universitaet/detailansicht/news/191-rispenhirse

"Jungsteinzeitlicher Ursprung der Tuberkulose durch Überreste eines schwedischen Bischofs bestätigt" (Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte, 14.8.): https://www.shh.mpg.de/1829629/neolithic-emergence-of-tuberculosis

"Die Syphilis grassierte wohl schon vor Kolumbus in Europa" (Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte, 13.8.): https://www.shh.mpg.de/1822196/syphilis-before-columbus und "Syphilis Bakterium Update" (Archaeologik, 15.8.): https://archaeologik.blogspot.com/2020/08/syphilis-bakterium-update.html

"The elephant in the tomb: Finding the Mycenaean ‘blueprint’ for rock-cut chambers. Daniel Turner investigates the ascendance and decline of multi-use Late Bronze Age tombs in Greece" (Leiden Archaeology Blog, 13.8.): https://leidenarchaeologyblog.nl/articles/the-elephant-in-the-tomb-finding-the-mycenaean-blueprint-for-rock-cut-chambers

"Cremation in the Middle-East dates as far back as 7,000 B.C." (CNRS, 12.8.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-08/c-cit081120.php

Boxgrove: "Europe's earliest bone tools found in Britain" (BBC, 12.8.): https://www.bbc.com/news/science-environment-53743766

"Australian Indigenous banana cultivation found to go back over 2,000 years. Findings help dispel the view that Australia's first peoples were 'only hunter gatherers'" (Australian National University, 11.8.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-08/anu-aib081120.php

"Neolithic mass burial site discovered in Xagħra. Prehistoric cavities with human remains could be extension of Xagħra Circle" (Times of Malta, 10.8.): https://timesofmalta.com/articles/view/neolithic-mass-burial-site-discovered-in-xaghra.810723

"Des tombes gauloises aux portes de Nîmes (Gard)" (INRAP; 10.8.): https://www.inrap.fr/des-tombes-gauloises-aux-portes-de-nimes-gard-15121

"About 30 previously unknown stones discovered at Carahunge (the Armenian Stonehenge)" (Public Radio of Armenia, 10.8.): https://en.armradio.am/2020/08/10/about-30-previously-unknown-stones-discovered-at-carahunge-the-armenian-stonehenge/

"Detectorist in Scottish Borders uncovers bronze age haul. Sword dated from 900BC among ‘nationally significant’ items found by Mariusz Stepien" (The Guardian, 10.8.): https://www.theguardian.com/culture/2020/aug/10/detectorist-in-scottish-borders-uncovers-bronze-age-haul

"Humans Have Been Making Poison Arrows For Over 70,000 Years, Study Finds" (Science Alert, 8.8.): https://www.sciencealert.com/humans-may-have-been-aiming-poison-arrows-for-at-least-70-000-years

"DNA from an ancient, unidentified ancestor was passed down to humans living today. New algorithm suggests that early humans and related species interbred early and often" (PLOS, 6.8.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-08/p-dfa080420.php

"Neue Entdeckungen beim Stonehenge von Sachsen-Anhalt. Am Ringheiligtum von Pömmelte wird weiter gegraben. Mit etwa 50 Langhäusern entdeckten Archäologen die wohl größte frühbronzezeitliche Siedlung Mitteleuropas" (Tagesspiegel, 6.8.): https://www.tagesspiegel.de/wissen/archaeologie-in-deutschland-neue-entdeckungen-beim-stonehenge-von-sachsen-anhalt/26065240.html

"An iconic Native American stone tool technology discovered in Arabia. The recovery of distinctive fluted points from both America and Arabia provides one of the best examples of 'independent invention' across continents" (Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte, 5.8.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-08/mpif-ain072920.php

Portugal: "'Woodhenge' discovered in prehistoric complex of Perdigões" (The Portugal News, 4.8.): https://www.theportugalnews.com/news/woodhenge-discovered-in-prehistoric-complex-of-perdigoes/55177 und "Descoberta 'estrutura única' com cerca de 4500 anos no complexo pré-histórico dos Perdigões. Sítio arqueólogico nos arredores de Reguengos de Monsaraz está a ser estudado há mais de 20 anos e não pára de surpreender os especialistas. Quanto mais dele se sabe, mais dúvidas levanta. Campanha deste Verão pôs a descoberto um 'Stonehenge de madeira'" (Publico, 4.8.): https://www.publico.pt/2020/08/04/culturaipsilon/noticia/descoberta-estrutura-unica-complexo-prehistorico-perdigoes-1926956

"Une succession d’occupations humaines depuis la Préhistoire à Sainte-Anne-d’Auray (Morbihan)" (INRAP, 4.8.): https://www.inrap.fr/une-succession-d-occupations-humaines-depuis-la-prehistoire-sainte-anne-d-auray-15113

"Neanderthal DNA contributes to genetic diversity, bringing more understanding to human evolution" (Phys.org, 3.8.): https://phys.org/news/2020-08-neanderthal-dna-contributes-genetic-diversity.html

"Rätselhafte Felskammern in Ägypten entdeckt. Die alten Ägypter schlugen sie in schwindelerregender Höhe in eine steile Felswand: Forscher sind in der Nähe der legendären altägyptischen Nekropole Abydos auf seltsame Kammern gestoßen" (Spiegel, 2.8.): https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/altes-aegypten-archaeologen-entdecken-raetselhafte-felskammern-bei-abydos-a-03989470-ee92-4c1a-8ff8-c7d520e42724

"La nécropole paléochrétienne de Saint-Pierre l’Etrier à Autun" (INRAP, 31.7.): https://www.inrap.fr/la-necropole-paleochretienne-de-saint-pierre-l-etrier-autun-15104

 

3.3        Rupert Gebhard und Rüdiger Krause: Himmelsscheibe von Nebra ist 1.000 Jahre jünger als bisher angenommen

Die Himmelsscheibe von Nebra stammt vermutlich nicht aus der frühen Bronzezeit (ca. 2200 – 1600 v. Chr.), sondern aus der Eisenzeit (ca. 800 – 50 v. Chr.). Sie ist damit nicht länger die älteste bekannte konkrete Himmelsdarstellung. Das sagen Prof. Dr. Rupert Gebhard und Prof. Dr. Rüdiger Krause. Sie haben die Dokumente zur Entdeckung der Himmelsscheibe durch zwei Raubgräber gründlich untersucht, die Aussagen aus den beiden Gerichtsverhandlungen gegen die Raubgräber hinzugezogen und alle bisher veröffentlichten Forschungsergebnisse wissenschaftlich geprüft. Sie legen drei gewichtige Argumentationsstränge vor, die nach ihrer Überzeugung stark gegen die bisherige Deutung der Himmelsscheibe sprechen. Rupert Gebhard, Direktor der Archäologischen Staatssammlung München und Professor für Vor- und Frühgeschichte an der Universität München, und Rüdiger Krause, Professor für Vor- und Frühgeschichte Europas an der Universität Frankfurt a. M., kommen in ihren Analysen zum Schluss, dass die Fundstelle und die Fundumstände der Himmelsscheibe, die 2002 in einer wissenschaftlichen Nachgrabung untersucht worden war, in der Fachliteratur nicht korrekt beschrieben und dargestellt worden sein können. Vor allem kann nach Überzeugung der beiden Archäologen die Himmelsscheibe nicht mit den anderen Funden zusammengehören, die überhaupt erst die Datierung des weltberühmten Objekts zu ermöglichen schienen. Aufgrund ihrer Bildmotive und der Art ihrer Darstellungen stammt die Himmelsscheibe vermutlich aus der Eisenzeit, die auf die Bronzezeit folgt, und ist 1.000 Jahre jünger als bisher gedacht. Gebhard und Krause stellen damit die Fundamente der bisherigen Deutung der Himmelsscheibe grundlegend in Frage. Ihre Untersuchungsergebnisse wurden heute auf Deutsch und Englisch in den "Archäologischen Informationen" veröffentlicht.

Gebhard, R. & Krause, R. (2020). Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog. Himmelsscheibe von Nebra. Archäologische Informationen 43, Early View, online publiziert 3. Sept. 2020: https://www.dguf.de/fileadmin/AI/ArchInf-EV_Gebhard_Krause_d.pdf

Gebhard, R. & Krause, R. (2020). Critical comments on the find complex of the so-called Nebra Sky Disk. Archäologische Informationen 43, Early View, published online 3 Sept. 2020: https://www.dguf.de/fileadmin/AI/ArchInf-EV_Gebhard_Krause_e.pdf

Eine Zusammenfassung der Forschungsergebnisse sowie weitere Informationen finden Sie in der dazugehörigen Pressemeldung: https://dguf.de/himmelsscheibe.html

Urs Willmann: "Die dunkle Seite. Die Himmelsscheibe von Nebra gilt als größter archäologischer Schatz Deutschlands. Nun bezweifeln zwei Forscher ihre Geschichte" (ZEIT, 2./3.9.): https://www.zeit.de/2020/37/himmelsscheibe-von-nebra-alter-archaeologie-harald-meller

Pascal Kiss mit einem Beitrag in SWR2 Impuls (3.9. ab 16:04 Uhr; online verfügbar ab ca. 15 Uhr): https://www.swr.de/swr2/programm/swr2-impuls-sendung-uebersicht-102.html

Pascal Kiss mit einem Beitrag in "nano" auf 3sat (4.9. ab 18:30 Uhr): https://www.3sat.de/wissen/nano

 

3.4        Rupert Gebhard and Rüdiger Krause: Nebra Sky Disk is 1,000 years younger than previously assumed

The Nebra Sky Disk probably does not originate from the early Bronze Age (circa 2200 – 1600 BC), but from the Iron Age (circa 800 – 50 BC). It is thus no longer the oldest known concrete depiction of the sky. This statement is the view of Prof. Dr. Rupert Gebhard and Prof. Dr. Rüdiger Krause. They have carefully analysed the documents relating to the discovery of the Sky Disk by two looters, included the statements from the two sets of court proceedings against the looters, and scientifically examined all the research results published so far. They now present three powerful lines of argument which they are convinced strongly contradict the previous interpretation of the Sky Disk. Their analyses lead Rupert Gebhard, Director of the Archäologische Staatssammlung München and Professor of Pre- and Protohistory at Munich University (LMU), and Rüdiger Krause, Professor of Pre- and Protohistory at Frankfurt a. M. University, to conclude that the site and circumstances of the discovery of the Sky Disk, which were investigated in 2002 in a subsequent scientific excavation, cannot have been correctly described and depicted in the specialist literature. In particular, the two archaeologists are convinced that the Sky Disk cannot belong together with the other finds which seemed to facilitate the dating of the world-famous object in the first place. Its symbols and its style of depiction mean that the Sky Disk probably originates from the Iron Age, which comes after the Bronze Age, and is 1,000 years younger than previously thought. Gebhard and Krause thus fundamentally call into question the bases of the previous interpretation of the Sky Disk. Their research findings have now been published in the journal "Archäologische Informationen".

Gebhard, R. & Krause, R. (2020). Critical comments on the find complex of the so-called Nebra Sky Disk. Archäologische Informationen 43, Early View, published online 3 Sept. 2020: https://www.dguf.de/fileadmin/AI/ArchInf-EV_Gebhard_Krause_e.pdf

A summary of the research results as well as further information can be found in DGUF's press release: https://www.dguf.de/nebraskydisk.html

 

3.5        Peter J. Suter: Gedanken zum Schlussband "Twann 21" –40 Jahre nach der Grabung und Auswertung

Seit Herbst 2018 liegt der abschließende Band 21 der Monografienreihe zu den neolithischen Ufersiedlungen von Twann (Kanton Bern) aus der Hand des Projektleiters Werner E. Stöckli vor. In seinem am 10.8. in den "Archäologischen Informationen" erschienenen Artikel beleuchtet der langjährige Ressortleiter "Neolithikum" in der Berner Kantonsarchäologie, Peter J. Suter, Stöcklis Abschlussbericht über die Twanner Ausgrabungen. Neben Modifikationen an den Datierungen von Werner E. Stöckli kritisiert er v. a. das Operieren mit Kulturen und den Kulturbegriff, Suter betont die Bedeutung des genauen, auf Individualität zielenden Blicks.

Suter, P. J. (2000). Gedanken zum Schlussband "Twann 21" – 40 Jahre nach der Grabung und Auswertung (1974-81). Archäologische Informationen 43, Early View, online publiziert 10. Aug. 2020. https://www.dguf.de/fileadmin/AI/ArchInf-EV_Suter2.pdf
Ergänzende Materialien: "Twann 1974-76. Dendroliste 2020 nach John Francuz (Stand 21. April 2001)": https://www.dguf.de/fileadmin/AI/ArchInf-EV_Suter2_SupplMat_2020_Dendroliste-Twann-n-John-Francuz.xlsx

 

3.6        Die neue 14C-Kalibrationskurve IntCal20

Fortschritte in der Analysetechnik und die Erweiterung und Verbesserung der Baum-, Tropfstein- und Sedimentarchive machen es möglich, die "Radiokarbonuhr" von Zeit zu Zeit neu zu eichen und zu verfeinern. Ein sieben Jahre währendes Projekt unter Leitung von Forschenden der Universität Belfast hat jetzt einen neuen internationalen Standard für die Radiokarbondatierung (IntCal) erarbeitet, der 55.000 Jahre zurückreicht. Am 12.8. wurde die aktualisierte Kalibrationskurve vorgestellt, welche den Hintergrund der gängigen Kalibrationsprogramme darstellt. Genauer gesagt geht es um drei neue Messkurven: IntCal20 für die nördliche Erdhalbkugel, SHCal20 für die südliche Erdhalbkugel und Marine20 für die Weltmeere. Im Kern beruhen alle Kalibrationskurven auf 14C-Messungen an Proben bekannten Alters, und das Kernproblem bei der Erstellung einer aktualisierten Kalibrationskurve liegt stets darin, wie (mit welchen statistischen Methoden) die verschiedenen Quellen und Messreihen ausgewählt und vor allem zusammengefügt werden. Hinter den IntCal-Kurven steckt ein großes Team, das diese Maßstäbe setzt - wobei es in Fachkreisen durchaus Kritik an einzelnen Aspekten des Vorgehens dieser Ton angebenden Gruppe gibt. "Hilfe, muss ich jetzt all meine Daten neu kalibrieren?" Das hängt davon ab, wo genau das Forschungsinteresse auf der Zeitachse liegt. Bernhard Weninger, dem ehem. Leiter des Kölner 14C-Labors und Urheber des Kalibrationsprogramms CalPal, ist zu danken, dass er uns diese Antwort binnen zwei Tagen übersichtlich gibt, indem er ein Update zu CalPal publiziert hat. Nennenswerte Unterschiede zwischen den verschiedenen jüngeren Kalibrationskurven bestehen zwischen "heute" und ca. 9.500 v. Chr. Nicht. Wer also im Bereich Neolithikum bis heute forscht, muss nicht neu kalibrieren. In diesem Bereich lassen sich "alt" kalibrierte Daten mit nach IntCal20 kalibrieren Daten ohne weiteres vergleichen. Wer allerdings im Zeitbereich Jung- und Endpaläolithikum forscht, muss sich kümmern, denn dort gibt es an einzelnen (wenigen) Punkten der Zeitachse nennenswerte Abweichungen von bis zu 230 Jahren.

"Queen’s scientists unlock secrets of the past with new international carbon dating standard" (Belfast University, 13.8.): https://www.qub.ac.uk/News/Allnews/Queensscientistsunlocksecretsofthepastwithnewinternationalcarbondatingstandard.html

"C14-Methode: Forscherteam eicht Radiokarbonuhr zur Altersfeststellung neu" (Universität Hohenheim, 17.8.): https://www.uni-hohenheim.de/pressemitteilung?tx_ttnews%5Btt_news%5D=49160&cHash=221a6f69966c6e18aba36531a017ec14

"IntCal 20", Radiocarbon 62(4): https://www.cambridge.org/core/journals/radiocarbon/calibrations/intcal-20 (alle relevanten Beiträge im Open Access)

"Statistical approaches and tools for IntCal20" (Vortragsfolien): https://presentations.copernicus.org/EGU2020/EGU2020-9336_presentation.pdf

Bernhard Weninger: "Comparison of Dating Results achieved using Different Radiocarbon-Age Calibration Curves and Data Sets" (14.8.): https://www.academia.edu/41237246/Comparison_of_Dating_Results_achieved_using_Different_Radiocarbon_Age_Calibration_Curves_and_Data_Sets?email_work_card=abstract-read-more

 

3.7        Doppelrezension zu zwei Monografien über Archäologie der Moderne

Marcus Tetzlaff hat zwei jüngere, sich ergänzende Monografien über die Archäologie der Moderne in einer Doppelrezension näher beleuchtet. Die bereits 2018 erschienene Synthese von Claudia Theune, "A Shadow of War. Archaeological approaches to uncovering the darker sides of conflict from the 20th century" bewertet er als "eine in weiten Teilen gut gelungene, flüssig lesbare und überfällige Einführung in das Thema Konfliktarchäologie des 20. Jahrhunderts, die inhaltlich unverkennbar einen Schwerpunkt auf das Thema 'Lagerarchäologie' setzt". Er vermisst in diesem Werk den s. E. gerade bei diesem Thema besonders wichtigen Aspekt der Bürgerarchäologie / Bürgerwissenschaft sowie die Epoche des Kalten Kriegs, die man aus einer Archäologie der Moderne nicht ausklammern dürfe. Zu diesem Thema böte, so Tetzlaff, der 2019 erschienene Band von Wayne D. Cocroft & John Schofield, "Archaeology of the Teufelsberg. Exploring Western Electronic Gathering in Cold War Berlin" zwar keine breit angelegte Synthese, aber eine sehr anschauliche Fallstudie: die Analyse der Ruine und Geschichte einer Anlage, die im Kalten Krieg ein wichtiger Horchposten des Westens gen Osten war. "Cocroft und Schofield gelingt es mit ihrem Buch sehr schön anhand des Beispiels Teufelsberg, Methoden und Möglichkeiten archäologischer Forschung zum Thema Kalter Krieg zu illustrieren, aber auch die historische Verpflichtung hierzu hervorzuheben."

Tetzlaff, M. (2020). Rezension zu: Theune, C. (2018). A Shadow of War. Archaeological approaches to uncovering the darker sides of conflict from the 20th century. Sidestone Press. /und/ Cocroft, W. D. & Schofield, J. (2019). Archaeology of the Teufelsberg. Exploring Western Electronic Gathering in Cold War Berlin. London: Routledge. Archäologische Informationen 43, Early View, online publiziert 1. Sept. 2020. http://www.dguf.de/fileadmin/AI/ArchInf-EV_Tetzlaff.pdf

 

3.8        Backrezepte für Archäologen Nr. 08/15

Man nehme: 200 Gr. Jamnaja-Kultur (Markenname "Der Wilde Osten"), 3x "DNA-Studien zeigen", 1 Teelöffel Covid-19, einen Hauch Tröpfcheninfektion, eine kräftige Prise Pest, eine Messerspitze Max-Planck-Institut, etwas Geschmacksverstärker (Kristian Kristiansen). Das Ganze sorgfältig unterziehen in die bekannte Grundmischung "Archäologen rätseln", "erste [...] der Menschheitsgeschichte", "schlagartig menschenleer" und "Pandemie". Das Soufflé bei 180 Grad 5 Minuten in den Ofen, unbedingt Zugluft vermeiden (i. e. konkrete aktuelle wissenschaftliche Aufsätze vulgo Fakten),... Heraus kommt eine fluffig duftende Erzählung.

"Steinzeitpest: Die erste Pandemie der Menschheitsgeschichte" (Spektrum.de, 26.8.): https://www.spektrum.de/news/die-erste-pandemie-der-menschheitsgeschichte/1750058

 

3.9        Nachdenken über die Polarität Körper- vs. Brandbestattung im frühen Mittelalter

In seinem Gesetz "Capitulatio de partibus Saxoniae" verbietet Karl der Große im Jahr 782 den neu unterworfenen Sachsen die Sitte der Totenverbrennung: sie sei heidnisch. Mit diesem Hintergrund neigt die Frühmittelalterarchäologie seit Anbeginn dazu, die beiden gegensätzlichen Bestattungssitten als Spiegel der Religion zu lesen, christliche Körperbestattungen vs. "heidnische" Brandbestattungen. Die niederländische Frühmittelalterarchäologin Femke Lippok will diese Dichotomie neu überdenken - ihr Dissertationsprojekt. In einem aktuellen Blogbeitrag skizziert sie erste Argumente dafür, dass man von der Zeit Karls des Großen nicht unbedingt auf die Spätantike und das Frühmittelalter rückschließen könne und es in Wahrheit weitaus komplizierter war. So führt sie Beispiele von Brandbestattungen an, die ohne Zweifel einem dezidiert christlichen Kontext entstammen. Der Blog macht gespannt auf das kommende magnum opus.

Femke Lippok: "Setting the early medieval world on fire" (LeidenArchaeologyBlog, 26.8.): https://leidenarchaeologyblog.nl/articles/setting-the-early-medieval-world-on-fire

 

3.10    Linearbandkeramik: Gefäß mit Gesicht und "Hörnern" in Großpolen entdeckt

Der ca. zehn Zentimeter breite Fund wurde Presseberichten zufolge in einer LBK-zeitlichen Siedlung gemacht und sei der erste dieser Art in Polen. Ausgräberin Marta Korczyńska sagte: "The fragments of pottery that we discovered are decorated with a plastic ornament depicting a stylised outline of a human face. There are two bumps on the forehead, reminiscent of horns." Prof. Marek Nowak (Archäologisches Institut der Universität Krakau) sieht im Objekt und weiteren Funden Belege für Beziehungen in die Gegenden des heutigen Ungarn und der Slowakei. Die prähistorische Siedlung befindet sich im heutigen Dorf Biskupice (Woiwodschaft Großpolen im westlichen Zentralpolen).

"Bowl with ‘face and horns’ found in 7,000-year-old farmers' settlement" (Science in Poland, 31.8.): https://scienceinpoland.pap.pl/en/news/news%2C83670%2Cbowl-face-and-horns-found-7000-year-old-farmers-settlement.html

 

3.11    Im Kältemaximum der jüngsten Eiszeit war es 6.1 Grad kälter als heute

In der Fachwissenschaft ist man es gewohnt, die Paläotemperatur mit dem üblichen Schätzer ("Proxy") auszudrücken, dem Sauerstoffisotopenverhältnis. Doch das ist ein sehr abstrakter Wert, den man sich nur schwer vorstellen kann: was bedeuten diese dO18-Werte, wie fühlt sich ein d18O von -41.5 Promille an? Eine Forschungsgruppe um Jessica E. Thierney (University of Arizona, Tucson) ist dieses Thema erneut angegangen und kommt durch eine Kombination vieler unterschiedlicher Beobachtungen und Schätzer für das Kältemaximum der jüngsten Eiszeit (LGM) auf eine globale Oberflächen-Paläotemperatur (GMST) von -6.1 Grad geringer als das heutige Jahresmittel. Neben diesem Mittelwert zeigt ihre räumliche Simulation auf, dass dieser Wert nicht global gleichverteilt ist, sondern manche Bereiche (insbes. nördl. Halbkugel) noch kälter, manche weniger kalt waren.

Tierney, J. E., Zhu, J., King, J., Malevich, St. B., Hakim, G. J., Poulsen, Chr. J. (2020). Glacial cooling and climate sensitivity revisited. Nature 584, 569-573 (26.8.2020). https://www.nature.com/articles/s41586-020-2617-x / Preprint (Open Access): https://eartharxiv.org/me5uj/

 

4         Archäoinformatik

4.1        Neue Arbeitsgruppe der CAA für "Wissenschaftliche Skriptsprachen in der Archäologie" nimmt ihre Arbeit auf

Auf der Generalversammlung der (internationalen) CAA 2020, die corona-bedingt digital stattfand, wurde die neue CAA Special Interest Group (SIG) zu "Wissenschaftlichen Skriptsprachen in der Archäologie" (SIG-SSLA) offiziell bestätigt, welche sich zwei Jahre zuvor im Rahmen der CAA 2018 in Tübingen zusammengefunden hatte. Ziel ist es, die Implementierung und weitere Verbreitung von Computerskripten in der Archäologie zu fördern. Die SIG-SSLA bietet eine Austauschplattform für Wissenschaftler in und um die Archäologie, die Skriptsprachen in ihrer Forschung verwenden. Skripte sind Computerprogramme, welche die Ausführung verschiedener Arten von Aufgaben automatisieren und die von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern typischerweise verwendet werden, um Informationen auf eine Weise zu verarbeiten und zu visualisieren, die den Prinzipien der offenen Forschung (Open Science) zugänglich ist. Die SIG-SSLA will insbesondere Studierende und Nachwuchsforschende unterstützen, die daran interessiert sind, ihre Fähigkeiten weiterzuentwickeln und den allgegenwärtigen Gebrauch wissenschaftlicher Skriptsprachen in Forschung, Publikation und Lehre zu fördern. Die SIG ist ein offenes Format, das - entsprechend der von der CAA etablierten Ethikrichtlinie - die Diskussion und die Verbreitung von Ideen aus verschiedenen Perspektiven unterstützt. Um so umfassend wie möglich zu sein und auch um der Reproduzierbarkeit willen bevorzugt die Gruppe Open-Source-Software gegenüber proprietären Lösungen. Interessierte, die auf dem Gebiet der quantitativen Archäologie arbeiten und Skriptsprachen als Teil Ihrer Analyse und täglichen Arbeit verwenden oder zu verwenden planen und in dieser Gruppe mitwirken möchten, können sich über eine Google-Mailing-Liste an die Gruppe wenden, sich an den Diskussionen in verschiedenen GitHub-Projekten beteiligen oder an den entsprechenden Sitzungen und Workshops auf der CAA-Konferenz teilnehmen.

Näheres zur Arbeitsgruppe: https://sslarch.github.io

Google Mailing-Liste: https://groups.google.com/forum/#!forum/scientific-scripting-languages-in-archaeology

GitHub "SSLA - Scientific Scripting Languages in Archaeology": https://github.com/sslarch

 

4.2        Tipp: MarinStatsLectures

Wer auf YouTube Hilfe sucht für ein Statistik- & R-Problem, erhält in der Regel viele Treffer, ... von ausnehmend durchwachsener Güte, was im konkreten Fall demotivierend wirken kann. Ein verlässlicher Quell konkreter, stets trefflicher und vor allem nicht-geschwätziger Hilfe: "MarinStatsLectures". Mike Marin, University of British Columbia , hat die Lehrvideos für seine Statistik-Lehrveranstaltungen frei online gestellt: kurze Videos von meist 5-10 Minuten Dauer, klar auf ein exakt benanntes Thema fokussiert, stets hilfreich. Mike Marin arbeitet mit R-Studio und den Funktionen von R Base, also noch außerhalb des Tidyverse und der ggplot2-Welt. Auf seiner Website erhält man (besser als via YouTube) einen Überblick über alle verfügbaren Videos, kann dort den roten Faden erkennen und sich ggf. sehr gezielt das Gesuchte herauspicken.

https://www.statslectures.com/

 

5         Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI)

5.1        Antragstellung NFDI4objects schreitet schnell voran

NFDI4objects, der geplante archäologische Verbund für das Vorhaben "Nationale Forschungsdateninfrastruktur" (NFDI), nimmt rasch Konturen an. Das im Kern von DAI, RGZM und Hochschule Mainz konzertierte Konsortium hat im August die verbindliche und abschließende Liste der Antragsteller und der Teilnehmer ("Participants") bei der DFG eingereicht. Die Liste, die inzwischen von der DFG veröffentlicht wurde, umfasst neben den Antragstellern insgesamt 150 Teilnehmer - darunter auch die DGUF. Am 18.8. fand ein virtuelles Konsortialmeeting von NFDI4objects statt, zu der die Antragsteller alle Teilnehmer eingeladen hatten. Das Treffen diente dazu, alle Teilnehmer auf Stand zu bringen und die nächsten Schritte zu besprechen. Alle sieben "Task Areas" stellten sich und ihre Arbeitsstände vor, wozu anschließend eine Aussprache stattfand. An dem Konsortialtreffen nahmen insgesamt ca. 114 Personen teil. Im nächsten Schritt müssen bis 13.9. alle Antragsteller und Participants ihre spezifischen Beiträge verbindlich formulieren. Noch bis 30.9. können NFDI-Anträge für die sog. zweite Runde bei der DFG eingereicht werden - derzeit haben 18 Konsortien ihren Willen dazu verbindlich erklärt. Circa im Februar 2021 sollen deren Begutachtungen intern vorliegen und die beantragten Konsortien eine Möglichkeit zur Stellungnahme erhalten, im Juni 2021 fällt dann die endgültige Entscheidung über die für die zweite Runde gestellten Anträge. Nach der Planung der DFG dürften in der zweiten Runde ca. zehn Konsortien bewilligt werden.

DFG: "Absichtserklärungen 2020 und 2021: Verbindliche Voranmeldungen für eine Antragstellung im Jahr 2020" (DFG, Aug. 2020): https://www.dfg.de/foerderung/programme/nfdi/absichtserklaerungen_2020/index.html

Übersicht über die in der ersten Runde bewilligten NFDIs (DFG, Aug. 2020): https://www.dfg.de/foerderung/programme/nfdi/

 

6         Kulturgutschutz

6.1        Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien

"'Ein immenser Schaden für die Archäologie'. In Griechenland buddeln zahlreiche Hobby-Schatzsucher nach Reichtümern. Historiker Hagen Fleischer über Nazi-Raubgold und Schatzkult" (Süddeutsche, 30.8.): https://www.sueddeutsche.de/panorama/raubgrabungen-ein-immenser-schaden-fuer-die-archaeologie-1.5015260

"Sudan's Jabal Maragha: Illegal gold diggers destroy ancient site" (BBC, 24.8.): https://www.bbc.com/news/world-africa-53889663

"UNESCO to protect Lebanon as 60 historic buildings 'risk collapse'. 'The international community has sent a strong signal of support to Lebanon following this tragedy,' said Ernesto Ottone, assistant UNESCO Director-General for Culture" (Ahram Online, 13.8.): http://english.ahram.org.eg/NewsContent/9/0/376636/Heritage//UNESCO-to-protect-Lebanon-as--historic-buildings-r.aspx

"Mutmaßlicher Raubgräber wegen Unterschlagung angeklagt. Er soll ein jahrtausendealtes Bronzegefäß aus der Erde gebuddelt und zum Verkauf angeboten haben: Jetzt muss sich ein Mann aus Sachsen-Anhalt wegen Verdachts auf Unterschlagung vor Gericht verantworten" (Spiegel, 12.8.): https://www.spiegel.de/panorama/sachsen-anhalt-mutmasslicher-raubgraeber-wegen-unterschlagung-angeklagt-a-edef71b4-92c7-445c-a70f-ec5c77646db7

"Beirut - Stadt der Zerstörungen" (Archaeologik, 7.8.): https://archaeologik.blogspot.com/2020/08/beirut-stadt-der-zerstorungen.html

"Suche nach dem Nazi-Gold: Hunderte Raubgrabungen in Bayern" (Nordbayern.de, 1.8.): https://www.nordbayern.de/region/suche-nach-dem-nazi-gold-hunderte-raubgrabungen-in-bayern-1.10313250 und "Hunderte Raubgrabungen" (SZ, 2.8.): https://www.sueddeutsche.de/bayern/archaeologie-in-not-hunderte-raubgrabungen-1.4987137

"Ancient bones in disturbed peat bogs are rotting away, alarming archaeologists" (Science Magazine, 29.7.): https://www.sciencemag.org/news/2020/07/ancient-bones-disturbed-peat-bogs-are-rotting-away-alarming-archaeologists#

 

6.2        SPK restituiert zwei mumifizierte Maori-Köpfe

Das Ethnologische Museum in Berlin (Staatliche Museen zu Berlin) wird zwei mumifizierte Köpfe gesichtstätowierter Māori Männer an Neuseeland zurückgeben. Die beiden Köpfe befanden sich seit 1879 bzw. 1905 in Berlin. Die 2019 seitens des MuseumsWellington (Neuseeland) beantragte Repatriierung soll baldmöglichst umgesetzt werden.

"SPK beschließt Rückführung zweier Toi moko" (Pressemitteiling SPK, 2.9.): https://www.preussischer-kulturbesitz.de/pressemitteilung/article/2020/09/2/pressemeldung-spk-beschliesst-rueckfuehrung-zweier-toi-moko.html

 

7         Studium, Job-Themen und Personalia

7.1        Universität Tübingen: Der Lehrstuhl bzw. die Abteilung für Archäologie des Mittelalters ist wieder besetzt.

Am 1.9. begann Prof. Dr. Natascha Mehler in Tübingen eine Heisenberg-Professur. Sie tritt damit die Nachfolge von Prof. Dr. Jörn Staecker an, der im Dezember 2018 verstarb. Die Abteilung war vorübergehend von PD Dr. Lukas Werther geleitet worden, der auch die Professur vertreten hatte. Zusätzlich wird die Abteilung mit zwei weiteren Stellen (wiss. Mitarbeitende) ausgestattet. Die Lehre schloss bislang die Archäologie der frühen Neuzeit mit ein, soll aber baldmöglichst auch die gesamte Neuzeit umfassen. Damit wird das Fach Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit am Standort Tübingen vollumfänglich gelehrt und auch deutlich gestärkt. 

 

7.2        RGK-Direktorin Eszter Bánffy zur EAA-Präsidentin gewählt

Anlässlich der virtuellen Jahrestagung der European Association of Archaeologists (EAA) am 24.-30.8. fanden u. a. Wahlen für mehrere vakante Ämter statt. Auf der ebenfalls virtuellen Mitgliederversammlung am 28.8. wurden die Ergebnisse bekannt gegeben: Zur nächsten Präsidentin der EAA wurde Eszter Bánffy gewählt, mit bemerkenswerten 434 von 586 abgegebenen gültigen Stimmen und der bislang höchsten Wahlbeteiligung an EAA-Wahlen. Unterlegener Gegenkandidat ist der Schotte Dr. Kenneth Aitchison (Landward Research). Die Erste Direktorin der RGK (und DGUF-Mitglied) Eszter Bánffy fungiert nun ein Jahr lang innerhalb des EAA-Vorstands an der Seite des scheidenden Präsidenten Felipe Criado-Boado als "Incoming President" und löst ihn 2021 mit der Mitgliederversammlung in Kiel als Präsidentin ab. Sie ist die erste Frau bei der EAA in diesem Amt. Die nächsten Jahrestagungen der EAA - hoffentlich wieder analog - finden in Kiel (8.-11.9.2021), Budapest (2022) und Belfast (2023) statt. Die virtuelle Mitgliederversammlung der EAA verlief weniger fruchtbar als die üblichen analogen Versammlungen und war von technischen Problemen geprägt. So hatte das Konferenzsystem "hopin" mancherlei Aussetzer und verzögerte Reaktionen. Die (lebendigen) Diskussionen im Chat waren weitaus schwieriger zu verfolgen und weniger strukturiert als die üblichen Aussprachen im analogen Plenum. Weil das Abstimmungstool letztendlich nicht zuverlässig erkennen ließ, wie viele EAA-Mitglieder tatsächlich anwesend waren (ca. 225 oder ca. 110?) und daher Unklarheit herrschte, ob ein für grundlegende Abstimmungen hinreichendes Quorum erreicht wurde, mussten die geplanten Satzungsänderungen auf 2021 vertagt werden. Das tat der Herzlichkeit, mit der einige ausscheidende Funktionsträger vom Präsidenten Criado-Boado und der Versammlung verabschiedet wurden, keinen Abbruch; u.a. endete mit der diesjährigen Mitgliederversammlung die Amtszeit der bisherigen Vize-Präsidentin (und ehem. DGUF-Beirätin) Sophie Hüglin und der langjährigen Sekretärin Margaret Gowen Larsen. Nach dem Bericht des Schatzmeisters Esa Mikkola kann die EAA die beträchtlichen Einnahmeausfälle im Jahr 2020 - kostenlose Teilnahme an einer virtuellen Jahrestagung statt bezahlter Teilnahmen an einer analogen Tagung - dank diverser Spenden ausnahmsweise verkraften und geht voraussichtlich mit einem knapp positiven Saldo ins nächste Geschäftsjahr.

 

8         Berufsverband

8.1        Legasthenie in der Archäologie zum Thema machen

Der Berufsverband CIfA hat sich des Themas Legasthenie angenommen. Zunächst wurde in einer Befragung, an der immerhin 209 Archäologen teilnahmen, die Wichtigkeit des Themas ausgelotet. Der Bericht über die Ergebnisse ist publiziert. Danach gibt es - und zwar mehr als in Einzelfällen - in der Archäologie von Legasthenie Betroffene sowie Arbeitgeber, die entsprechende Auffälligkeiten konstatieren. 37 % der an der Umfrage Mitwirkenden haben Fälle von Diskriminierungen wegen Legasthenie erlebt oder beobachtet. Es fehle an einem breiten Verständnis für Legasthenie. In Folge hat sich nun eine (englischsprachige) Arbeitsgruppe bei CIfA zusammengefunden, die sich untereinander über das Thema vertiefend austauschen, aber auch nach außen wirken will. Ein erster Schritt ist das Veranstalten einer "Dyslexia Week" vom 5.-11.10. Mitwirkende an der AG sind willkommen und können sich an Alex Llewellyn (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.) wenden. Um Verwirrung vorzubeugen, noch der Hinweis auf einen sprachlichen "falschen Freund": Während sich laut Wikipedia der Begriff "Dyslexie" im Deutschen vorwiegend auf erworbene Formen von schriftsprachlichen Problemen bezieht, die z. B. bei Hirnschädigungen aufgrund von Unfällen auftreten können, bezieht sich im englischen Sprachraum das Wort "dyslexia" auch auf die Lese-Rechtschreibstörung (Legasthenie).

Alex Llewellyn: "Dyslexia in archaeology survey summary" (CIfA, 24.7.):

https://www.archaeologists.net/news/dyslexia-archaeology-survey-summary-1595597933

 

9         Open Access & Open Data

9.1        Ulrich Herb vergleicht die DEAL-Verträge Deutschlands mit dem Schweizer OA-Vertrag

Das deutsche Konsortium DEAL versucht (wie viele andere Institutionen weltweit ebenfalls), mit den großen internationalen Wissenschaftsverlagen Open-Access-Vereinbarungen zu treffen. Ziel: freies Lesen und pauschale Abgeltung der Publikationsgebühren. In einem Blogbeitrag hat Ulrich Herb die beiden DEAL-Vereinbarungen mit Wiley und Springer Nature und die Vereinbarungen von SwissUniversities mit Elsevier gesichtet und vergleichend zusammengestellt. Das Ergebnis in Kürze: Swissuniversities zahlt weitaus mehr als DEAL; die beiden DEAL-Verträge unterschieden einander in vielen Details stark. Was alle Verträge eint: der freie Lesezugriff gilt in allen Fällen nur für die mitwirkenden Institutionen, d. h. Universitäten und Forschungseinrichtungen und deren Mitglieder, d. h. die normalen Bürger dieser Staaten – welche in unserem Metier auch Mitarbeiter von Grabungsfirmen, Freiberufler, Museen und Untere Denkmalschutzbehörden einschließen – stehen weiterhin vor Paywalls. "Open Access" ist etwas ganz anderes!

Ulrich Herb: "Open Access Transformation in Switzerland & Germany" (scidecode, 19.8.): https://scidecode.com/2020/08/19/open-access-transformation-in-switzerland-germany/

"Der Schweizer 57 Mio EUR Elsevier-Deal" (Wisspub.net, 13.8.): https://wisspub.net/2020/08/13/der-schweizer-57-mio-eur-elsevier-deal/

"Meilenstein für freie Publikationen. Schweizer Hochschulbibliotheken und Wissenschaftsverlage haben einen Vertrag ausgehandelt, der auf breiter Basis einen freien Zugang zu Resultaten aus öffentlich geförderter Forschung ermöglicht" (Horizonte, 3.9.): https://www.horizonte-magazin.ch/2020/09/03/meilenstein-fuer-freie-publikationen/

 

9.2        Rechtsfibel "Kulturelles Erbe digital"

Bei den aktuell hippen, corona-beschleunigt mit öffentlichen Mitteln geförderten Aktionen "kulturelles Erbe digitalisieren" stellen sich in den Niederungen der Umsetzung sehr bald sehr viele rechtliche Fragen. Nach erstem Einlesen in dieses ebenso unbeliebte wie komplexe Themenfeld so viele, dass man's lieber gleich wieder lassen möchte? Hier will der iRights.Law-Anwalt und Vorstand bei iRights.Info Paul Klimpel helfen und bietet in einer 78-seitigen, frei zugänglichen "Fibel" Aufklärung und Hilfe. Nützlich!

"Neue Rechtsfibel unterstützt Kulturerbe-Einrichtungen bei der Digitalisierung" (iRights.info, 26.8.): https://irights.info/2020/08/26/neue-rechtsfibel-unterstuetzt-kulturerbe-einrichtungen-bei-der-digitalisierung/30197

Paul Klimpel: "Kulturelles Erbe digital: Eine kleine Rechtsfibel" (2020): https://www.digis-berlin.de/wp-content/uploads/2020/08/digiS_PKlimpel_Rechtsfibel.pdf (auch als gedrucktes Buch erhältlich).

 

10    Ausstellungen und Museen

10.1    An der offiziellen Museumsdefinition des ICOM scheiden sich die Geister

Der Internationale Museumsrat ICOM (International Council of Museums) ist ein weltweit agierendes Netzwerk von Museen. In unregelmäßigen Abständen passt er seine Definition von 1946, was ein Museum ausmacht, an. Die ICOM-Definition gilt als Richtschnur für professionelles Handeln. Der aktuellen Definition zufolge sind Museen auf Dauer angelegte Einrichtungen, die Zeugnisse von Menschen und ihrer Umwelt beschaffen, bewahren, erforschen, bekannt machen und ausstellen. Der neue Definitionsvorschlag spricht hingegen von polyphonen, multivokalen Räumen, wo um Deutungsmacht gestritten und verhandelt werden kann. Als divers, gleichberechtigt und mit politischer Haltung wird die zeitgemäße Museumsarbeit u. a. zusammengefasst. Museen werden nicht als neutrale Orte gesehen. Ein Blick in den originalen Text lohnt an dieser Stelle. Die Neufassung zur Definition kam am 7.9.2019 zur Abstimmung auf der Generalversammlung der ICOM in Kyoto, jedoch war dieser Vorschlag so umstritten, dass es nicht zu einem Beschluss kam. Der Dissens schwächte sich seitdem nicht etwa ab, sondern hat Anfang Juli dazu geführt, dass die ICOM-Vorsitzende Suay Aksoy zurücktrat und ihr weitere Vorstandsmitglieder und Mitglieder eines Ausschusses folgten, welche eine neue Museumsdefinition erarbeiten sollten. Die Perspektive von ICOM Deutschland – eine Gruppe von ca. 5.000 Museumsleuten – war bis zu diesem Zeitpunkt, ob der Vorstand seine Mitglieder noch angemessen vertreten würde. Sie kritisierten die Kommunikationskultur und forderten mehr Dialogbereitschaft. Sie fordern, von Anderen als "Modewörter" bezeichnete Begriffe - wie etwa Partizipation, Inklusion, Diversität und soziale Gerechtigkeit - als Bestandteil der neuen Definition aufzunehmen. Zudem zeige die aktuelle Definition das Museum nicht als Ort des dialogischen Austauschs mit der Zivilgesellschaft. Dem Vorstand fehlen hingegen am neuen Entwurf der Definition Aspekte wie etwa Permanenz der Institution und die Kernaufgabe Forschung. Einige Begriffe und Formulierungen seien für die Umsetzung im Museumsalltag nicht passend, gerade im Hinblick auf die kleinen Museen scheint der Anspruchskatalog der neuen Definition als deutlich zu hoch eingeschätzt. Der Prozess der Überarbeitung dauert also weiter an und wurde auf 2021 vertagt. Zweifelsohne sind mehrere, ineinander verzweigte Gründe Ergebnis der aktuellen Situation.

Was ist das eigentlich, so ein Museum? (Monopol Magazin, 5.8.): https://www.monopol-magazin.de/was-ist-das-eigentlich-so-ein-museum
Museum Definition (ICOM): https://icom.museum/en/resources/standards-guidelines/museum-definition/

Ergebnisse ICOM Mitgliederforum (ICOM Deutschland, 18.6.): https://icom-deutschland.de/images/Nachrichten/PDF/Zusammenfassung_ICOMForum.pdf

 

10.2    "Ordentliche Präsentation mit kleinen Schwächen im Detail": zur Wiedereröffnung der "Slawenburg Raddusch" (Lkr. Oberspreewald-Lausitz)

Unter dem Motto "Die Slawen sind zurück" wurde am 28.8.das archäologische Museum "Slawenburg Raddusch" nach knapp einjähriger Pause wieder eröffnet - es zeigt eine grundlegend überarbeitete Dauerausstellung. Das in einem nachgebildeten slawischen Burgwall beheimatete Museum ist mit guten Besucherzahlen mittlerweile eine feste Größe in der traditionell strukturschwachen Region. Anders als der Name vermuten lässt, ist die Einrichtung hingegen kein reines Slawenmuseum. Die kleine Ausstellung soll vielmehr mit pointiert gesetzten Fundstücken, die vor allem der Braunkohlenarchäologie des Landstrichs entstammen, "130.000 Jahre Menschheitsgeschichte der Niederlausitz" erlebbar machen. Die überwiegende Anzahl der präsentierten Fundstücke stammt aus den Beständen des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseums (BLDAM), ein geringer Teil der Objekte ist aus anderen Beständen entliehen. Ihrem Ziel folgend, die große Spanne der Menschheitsgeschichte in der Region zeigen zu wollen, ist die Ausstellung in ihrem Grundgerüst chronologisch sortiert. Zunächst wird jedoch der Bau der slawischen Burgwälle thematisiert, gleich eingangs findet sich ein originales Lackprofil des Radduscher Burgwalls. Die zahlreichen Holzfunde der Grabungen in Raddusch sind im ersten Bereich der Ausstellung, insbesondere in der neu erstellten "Brunnenvitrine" zu sehen. Der zweite Ausstellungsbereich thematisiert das deutsche Mittelalter und den mittelalterlichen Landesausbau. Am Übergang zum dritten Bereich findet ein Bruch statt, symbolisiert durch eine mannshohe Braunkohlebaggerschaufel. Der Besucher wird dann in die Steinzeit versetzt und bewegt sich schließlich durch die Bronzezeit zu den Germanen, wo die Ausstellung endet. Große rundliche Glasvitrinen, die locker gestellt sind, lassen eine Betrachtung der Objekte von allen Seiten zu. Die Artefakte sind nummeriert, die Texte dazu sind knapp gehalten, teils ist nur eine Objektbezeichnung mit Datierung genannt, teils sind etwas weitergehende Informationen verzeichnet; die Archivprovenienz der Stücke wird nicht genannt. Zur vertiefenden Information sind neben den Vitrinen weitere Texte verfügbar, die - anders als die Objektbezeichnungen - in Deutsch und Englisch verfügbar sind. Teilweise sind die auf hellgrauer, leicht opaker Folie gedruckten Beschriftungen etwas zu hoch angebracht, sie liegen ungefähr auf der Augenhöhe erwachsener Menschen, was z.B. für Rollstuhlfahrer ärgerlich ist. Nicht alle Beschriftungen sind gut ausgeleuchtet, manche Abbildungen sind nicht gut erkennbar, z. B. die vergrößerte Abbildung einer winzigen Gemme mit figürlicher Darstellung in der Vitrine zur römischen Kaiserzeit. Hier wäre eine Lupe vor dem Objekt, wie bei einigen anderen sehr kleinen Artefakten, vermutlich die bessere Wahl gewesen. Einen besonderen Schwerpunkt im Zentrum der Ausstellung nehmen mehrere große Vitrinen ein, die Fundstücke aus der bronzezeitlichen Lausitzer Kultur zeigen. Die große Menge der Grabkeramik ist beeindruckend und wuchtig erlebbar vom Boden bis zur Decke gestapelt. Besonders gelungen ist eine Vitrine, die sich einer Keramik-Sonderform - den Tonrasseln - widmet, die ein bisher wenig erforschtes Phänomen der Lausitzer Kultur sind. Der Bezug dieser teilweise (wasser-)vogelförmigen Objekte zur Lebenswelt der Besucher wird plastisch durch präparierte Vögel (z. B. Enten, Haubentaucher) in der Vitrine hergestellt und durch eine Verbreitungskartierung und zusätzlichen Text flankiert. Zwischen den Vitrinen wird die Ausstellung durch lebensnahe Dioramen aufgelockert, z. B. der Rekonstruktion von bronzezeitlichen Gräbern mit begehbaren Fenstern im Boden oder der Nachbildung von Rennöfen mit originalen Schlackeklötzen. Diese Ebenen werden durch Bildschirme mit Filmen und interaktiven Elementen (Touchscreens) zusätzlich eingebunden. - Insgesamt kann die neu eröffnete Ausstellung überzeugen, das kleine Museum hat eine ordentliche Präsentation erarbeitet, kleine Schwächen liegen im Detail. Die Ausstellung hält Unterhaltung und einfach zugängliche Informationen sowohl für interessierte Nicht-Archäologen und Kinder, als auch weitergehende Daten für Fachbesucher bereit. Noch etwas unbelebt wirkt das weitläufige Außengelände, auf dem eventuell die teilweise Rekonstruktion der Vorburgsiedlung geplant ist. Die Belebung des Außengeländes würde Raddusch dann zu einem "echten" Freilichtmuseum machen und diesen wichtigen Aspekt der Vermittlungsarbeit abdecken. Ein solches findet sich übrigens auch im etwa 20 km entfernten Heimatmuseum Dissen, mit dem Slawendorf "Stary Lud" (Altes Volk), das ebenfalls einen Besuch wert ist. Die "Slawenburg Raddusch" ist nicht weit von der Autobahn 15, nahe Vetschau, mit dem PKW, aber auch mit der Bahn (der Bahnhof Raddusch ist etwa 2 km entfernt) recht gut erreichbar.

Slawenburg Raddusch: www.slawenburg-raddusch.de

"Ausflugsziel Lifting für Slawenburg Raddusch" (RBB, 7.8.): https://www.rbb24.de/studiocottbus/beitraege/2020/08/vetschau-slawenburg-neues-konzept-ausstellung.html

"Neueröffnung der Slawenburg Raddusch. Land hat Umbau mit mehr als 800.000 Euro gefördert" (Wochenkurier, 31.8.): https://www.wochenkurier.info/suedbrandenburg/oberspreewald-lausitz/vetschauspreewald/artikel/neueroeffnung-der-slawenburg-raddusch-77802/

"Nach Umbau: Slawenburg Raddusch wieder für Besucher geöffnet" (Märkische Allgemeine, 27.8.): https://www.maz-online.de/Brandenburg/Nach-Umbau-Slawenburg-Raddusch-im-Spreewald-wieder-offen-fuer-Besucher

"Die Slawen sind zurück" (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur Brandenburg, 28.8.): https://mwfk.brandenburg.de/mwfk/de/service/pressemitteilungen/ansicht/~28-08-2020-slawenburg-raddusch-neueroeffnung

Freilichtkomplex Stary Lud: www.heimatmuseum-dissen-spreewald.de

 

11    Und sonst …

11.1    "Archäologischer Dienst des Kantons Bern" (ADB) feiert seinen 50.

Wie auch in mehreren anderen Kantonen gab der 1961 beschlossene, umfassende Autobahnbau ("Nationalstrassenbau") in der Schweiz um 1970 im Kanton Bern Anlass, die bis anhin ehren- und nebenamtliche Betreuung der archäologischen Hinterlassenschaften zu institutionalieren. So feiert der ADB in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen - ein Fest, dass corona-bedingt nur geschmälert begangen werden kann. Dennoch: eine lesenswerte Festschrift blickt zurück auf 50 Jahre ADB im Kanton Bern und auch auf die Zeit davor. In drei kurzen Videos werden die aktuelle Arbeit der Kantonsarchäologie und einiger Akteure vorgestellt. Und vor allem: eine kleine Sonderausstellung, eingerichtet in Containern, tourt (wohl noch bis 2021) durch den Kanton und bringt die Archäologie den Bürgern nah.

"Archäologie macht Geschichte. Funde aus dem Kanton Bern. 50 Jahre Archäologischer Dienst." (ADB, 202 S., 43 MB, im Open Access): https://www.erz.be.ch/erz/de/index/kultur/archaeologie/archaeologie-macht-geschichte/publikation.assetref/dam/documents/ERZ/AK/de/Archaeologie/AD50_Buch_dt.pdf

"Kurzfilme zum Archäologischen Dienst des Kantons Bern" (ADB): https://www.erz.be.ch/erz/de/index/kultur/archaeologie/archaeologie-macht-geschichte/kurzfilmserie.html

"Wanderausstellung 21. März bis 23. Oktober 2020" (ADB): https://www.erz.be.ch/erz/de/index/kultur/archaeologie/archaeologie-macht-geschichte/wanderausstellung.html

Bandi, H.-G. & Niffeler, U. (2007). Ein halbes Jahrhundert archäologische Betreuung des Nationalstrassenbaus in der Schweiz. Jahrbuch Archäologie Schweiz, 90, 41-52. https://www.e-periodica.ch/digbib/view?pid=jas-004:2007:90::44#44

 

11.2    100 Jahre staatliche Archäologie in Westfalen

Das Preußische Ausgrabungsgesetz vom 26.3.1914 regelte auch in Westfalen die Belange der Archäologie grundlegend. Doch wegen des Ersten Weltkriegs wurden die nötigen Ausführungsbestimmungen in Westfalen erst am 30.7.1920 erlassen, seitdem gibt es eine staatliche Archäologie in Westfalen. Am 19.8. wurde nun das 100-jährige Jubiläum im LWL-Museum für Archäologie in Herne feierlich begangen. Aus diesem Anlass wurde auch eine Sonderausstellung eröffnet: "100 Jahre / 100 Funde: Das Jubiläum der amtlichen Bodendenkmalpflege in Westfalen-Lippe". Wo? Im Internet. Angesichts der Zeitläufte hat die LWL-Archäologie diese Sonderausstellung vollumfänglich in den digitalen Raum verlagert und zeigt dort 100 ausgewählte Funde in bemerkenswert qualitätvollen Fotografien von Stefan Brentführer, einige auch als 3D-Bilder. Interessierten bietet die Website drei wesentliche Orientierungsfäden: "100 Jahre" - eine kondensierte Geschichte der westfälische Archäologie; "100 Funde" - eben diese ausgewählten 100 besonderen Objekte; "100 Funde nach Epochen" - eine kurze Führung durch die wesentlichen Epochen des westfälischen Urgeschichte bis in die Moderne. Die Auswahl zeigt, was den westfälischen Kollegen derzeit als besonders wichtig und zeigenswert erscheint, so z. B. allein acht Objekte der Eisenzeit, die nach Süden weisen ("keltisch"). Die Römische Kaiserzeit wird durch elf Objekte repräsentiert, die durchweg einem römischen Zusammenhang entstammen, Zeugnisse der einheimischen Kultur jener Zeit sind nicht unter den "Top 100".

"100 Jahre amtliche Bodendenkmalpflege in NRW: LWL zeigt Fundstücke aus 100 Jahren in einer Online-Ausstellung" (Detlefs Notizblog, 21.8.): https://detlefsnotizblog.blogspot.com/2020/08/100-jahre-amtliche-bodendenkmalpflege.html

Ausstellungswebsite: https://100jahre100funde.lwl.org/de/

 

11.3    "Verwunschene Pfade": Ein neuer archäologischer Rundweg über den Kapellenberg bei Hofheim am Taunus

Am 22.8. wurde ein 4,2 km langer archäologischer Rundweg eröffnet, welcher den Hofheimer Hausberg und seine Vergangenheit erschließt – "verwunschen" nennt die FAZ die Wegstrecke. Informationstafeln liefern viele Hintergründe zum Kapellenberg, einst mit 26 ha bebauter Fläche eine der größten Siedlungen der Michelsberger Kultur (4200-3500 v. Chr.). Auch heute sind die einstigen Wallanlagen im Gelände zu sehen. Für Aufsehen sorgte unlängst ein Grabhügel mit einem Durchmesser von 90 Metern. "Unter Einberechnung von Lesezeit für Tafel und Stelen sollten sich Interessierte zwei Stunden für die Begehung Zeit nehmen", empfiehlt das RGZM, das am Projekt beteiligt ist. Der Rundweg beginnt am Kreuzweg am Aufgang zum Meisterturm, der Höhenunterschied beträgt ca. 300 m.

"Neuer archäologischer Rundweg : Zu Fuß durch die Steinzeit" (FAZ, 25.8.): https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/region-und-hessen/archaeologischer-rundweg-zu-fuss-durch-die-steinzeit-16919643.html

"Anfänge der Urbanisierung im Rhein-Main-Gebiet – der Kapellenberg bei Hofheim am Taunus vor 6000 Jahren" (RGZM): https://web.rgzm.de/forschung/forschungsfelder/a/article/anfaenge-der-urbanisierung-im-rhein-main-gebiet-der-kapellenberg-bei-hofheim-am-taunus-vor-6000-jah/

 

11.4    Typologie, Chronologie, Seriation, ...: IKEA kan hjälpa till

Für Archäologen, die sich mit Klassifikation, Typologie, Kulturwandel, Korrespondenzanalyse u. ä. beschäftigen, hat IKEA ein traumhaftes Erkundungs- und Experimentierfeld geöffnet: Anlässlich seines 70-jährigen Firmenjubiläums stellt das IKEA-Museum (yep, gibt es, seit Juni 2016, in Älmhult, Schweden) alle seit 1950 erschienenen IKEA-Kataloge (schwedische Ausgabe) digital ins Netz. Und das Blättern will kein Ende nehmen. 1969, Gründungsjahr der DGUF: kühl geschnittene Sessel und Sofas vornan. 1989, das Jahr der deutschen Einheit: retro, Blütenmuster ohne Ende und viel Dekomaterial. In Summe 70 Jahre Kulturwandel in der Sachkultur in systematischer Darstellung, gut geordnet inkl. Preisen (soziale Fragestellung!) - ein weites Experimentierfeld für archäologische Grundlagenforschung.

"Der IKEA Katalog im Wandel der Zeit": https://ikeamuseum.com/de/startseite/

Direktlink: https://ikeamuseum.com/sv/ikea-kataloger/

 

 

 

Impressum und Redaktionshinweise

Der Newsletter wird herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte (DGUF). Verantwortlich für den Inhalt des Newsletters: Diane Scherzler.

Wenn Ihnen der Newsletter gefällt und Sie ihn weiterempfehlen möchten: gerne! Auch wer nicht Mitglied der DGUF ist, kann den Newsletter beziehen. Dort geht es zur Anmeldung: Newsletter abonnieren

Den Newsletter gibt es - üblicherweise mit einer Verzögerung von wenigen Stunden bis Tagen - auch formatiert als PDF-Version mit klickbaren Links in unserem Archiv. Dort finden Sie auch alle bisherigen Newsletter: Newsletter-Archiv

Wir freuen uns über Ihre Hinweise auf Veranstaltungen, Tagungen etc. Bitte schicken Sie dazu eine E-Mail an die Redaktion: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.. Die DGUF nimmt eine Auswahl und ggf. eine redaktionelle Überarbeitung eingesandter Hinweise und Beiträge vor. Anhänge (z. B. PDFs mit weiterführenden Informationen) können im DGUF-Newsletter nicht aufgenommen werden. Es besteht kein Anspruch auf Veröffentlichung. 

Keine Gewähr auf Angaben, die nicht aus der DGUF selbst kommen. 

 

Deutsche Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte e.V.
An der Lay 4
54578 Kerpen-Loogh
Telefon: 06593/9896-42
Fax: 06593/9896-43
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. 

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.