DGUF Newsletter Nr. 119 vom 23.08.2023

 

DGUF Newsletter

vom 23. August 2023

 


Inhalt

1  DGUF-Nachrichten

1.1 DGUF beteiligt sich an EU-Survey zum Verursacherprinzip

1.2 Unter den DGUF-Rezensionsangeboten: Stefanie Schaefer-Di Maida: Unter Hügeln. Bronzezeitliche Transformationsprozesse in Schleswig-Holstein am Beispiel des Fundplatzes von Mang de Bargen

2  Tagungen und Veranstaltungen

2.1 Faro Convention International Conference 2024 (Porto, 29.1.-2.2.)

3  Forschung

3.1 Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"

3.2 Aktuelle Ausgrabungen und Forschung in den Medien

3.3 Eine kupferzeitliche Prunkaxt und frühe Zahlensysteme

3.4 Zweijährige Grabungen im römischen Nida (Frankfurt) abgeschlossen

3.5 Sorgsam gearbeitet: das Wurfholz aus Schöningen

3.6 Auf der Suche nach neuen Antibiotika greifen Wissenschaftler auf Neandertaler- und Denisova-DNA zurück

3.7 Brudertal: Originaler Eingang einer großteils unerforschten ungestörten magdalénienzeitlichen Höhle entdeckt

3.8 Neue Rekonstruktion von Ötzis Genom zeichnet genaueres Bild von seinem Aussehen und seiner genetischen Herkunft

3.9 Homo Naledi: Das Übergehen von Reviews fördert das Vertrauen in die Wissenschaft nicht

3.10     Paläolithische Figurine aus dem Hohle Fels in anderer Gestalt

4  Archäoinformatik

4.1 Royal Statistical Society (RSS) stellt neue Handreichung für Datenvisualisierung vor

4.2 Gutes R- und Statistik-Lehrbuch im Open Access

5  Kulturgutschutz

5.1 Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien

5.2 Stimmen die Behauptungen über die Größe und Bedeutung des illegalen Handels mit Antiken?

5.3 Protecting cultural property in developing countries by collecting and documentation, without supporting state structures if necessary

5.4 "Alles schützen" vs. "nur die Top-Objekte schützen" - ein Meinungsbeitrag von D. Davydov

5.5 EAA besorgt über Pläne in Polen betr. Denkmalschutzgesetz

5.6 Umstrittener Stonehenge-Tunnelplan erhält grünes Licht von der britischen Regierung

5.7 Goldschatz von Manching: Vier Festnahmen, Goldschatz teilweise zerstört, mehr als 400 Münzen noch nicht wiedergefunden

5.8 Zweiter Bericht über kulturelles Erbe in Konflikten und Krisen veröffentlicht

6  Berufsverband

6.1 Neue Lohnuntergrenzen für die Grabungsarchäologie ab 1.1.2024

7  Bürger und Archäologie & Citizen Science

7.1 Ideen und Vorschläge zur Stärkung des ehrenamtlichen Engagements gesucht (bis 30.9.)

7.2 Sondengänger birgt seltene Regenbogenschüsselchen

7.3 Hitzewelle: Bitte Augen auf am Gletscher! Funde registrieren mit der App "IceWatcher"

8  Ausstellungen und Museen

8.1 Aktuelles rund um Museen in den Medien

8.2 "Ergebnisoffene Erzählung zum Mitdenken ": die Ausstellung "Cold Case: Tod eines Legionärs" (Museum und Park Kalkriese, bis 5.11.)

8.3 Entsammeln mit Hilfe von Bürgerbeteiligung

9  Und sonst …

9.1 PCI Archaeology zieht nach 2,5 Jahren eine erste Zwischenbilanz

9.2 Reaktionen auf B. Jussen, "'Das Geschenk des Orest' – Eine Geschichte des nachrömischen Europa" (2023)

9.3 Lesenswerte Intervention aus der Geschichtswissenschaft: "Für die Befreiung der Geschichte aus dem Elfenbeinturm"

9.4 ROCEEH Out of Africa Database (ROAD): Umfassende Open-Access-Forschungsdatenbank für Studien zur menschlichen Evolution

 

1         DGUF-Nachrichten

1.1         DGUF beteiligt sich an EU-Survey zum Verursacherprinzip

Die EU-Kommission führt 2022/3 eine Eignungsprüfung durch, um im Jahr 2024 Empfehlungen zur besseren Umsetzung des Verursacherprinzips abgeben zu können. Teil dieser Eignungsprüfung ist eine an alle EU-Bürger gerichtete Sondierung (11.11.-11-12-2022) sowie eine öffentliche Konsultation (12.5.-4.8.2023). Die DGUF hat sich als NGO an der öffentlichen Konsultation beteiligt. Über die angefragten Einschätzungen und Bewertungen hinaus hat die DGUF auf das Umsetzungsdefizit beim Verursacherprinzip hingewiesen, das in Deutschland durch das als höherrangig geltende Bergrecht verursacht wird.

 

1.2         Unter den DGUF-Rezensionsangeboten: Stefanie Schaefer-Di Maida: Unter Hügeln. Bronzezeitliche Transformationsprozesse in Schleswig-Holstein am Beispiel des Fundplatzes von Mang de Bargen

Unter den zahlreichen Publikationen, welche die Herausgeber der "Archäologischen Informationen" zur Rezension ausschreiben, sei diesmal auf eine zweibändige Publikation vom Mai hingewiesen. Mang de Bargen (Kreis Segeberg) ist einer der bestdatierten bronzezeitlichen Fundstellen in Schleswig-Holstein. Aus dem Klappentext: "Das Gräberfeld wurde vom Spätneolithikum bis in die vorrömische Eisenzeit als Bestattungsplatz genutzt. Während dieser langen Nutzungszeit lassen sich mehrere kulturelle Veränderungen, wie Bestattungsriten, Grabausstattungen und weitere Aktivitäten, nachweisen. Die konsistente Datierung fast aller Gräber erlaubt es insbesondere, den Zeitpunkt des Übergangs von der Körper- zur Brandbestattung und den Übergang von Grabhügeln mit Baumsärgen zum Beginn der Verwendung von Urnen in Norddeutschland genau zu bestimmen. Anthropologische Analysen der Brandgräber aus Mang de Bargen und anderen Fundorten in der Region geben auch Aufschluss über die altersbedingte Platzierung und Ausstattung, was wiederum zu neuen Diskussionen anregt. Ein Vergleich mit Umweltdaten (Archäobotanik und Palynologie) zeigt zudem das Ausmaß des menschlichen Einflusses im Vergleich zu den archäologischen Untersuchungen. Die Einbeziehung von Daten zu Gräbern, Horten und Siedlungen für ganz Schleswig-Holstein ermöglicht die Einbettung dieses vollständig untersuchten Gräberfeldes und zeigt, wie und wie unterschiedlich sich Transformationsprozesse auf lokaler, regionaler und überregionaler Ebene manifestierten." Wenn Sie Interesse an einer Rezension haben, richten Sie bitte Ihre Anfrage mit einer kurzen Begründung, weshalb Sie dieses Werk besprechen wollen, an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

Alle Rezensionsangebote der "Archäologischen Informationen" mit weiteren Informationen zu Modalitäten und Ablauf: https://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/publikationen/AI/dguf-dok_arch-inf_rezensionsangebote.pdf

Stefanie Schaefer-Di Maida: Unter Hügeln. Bronzezeitliche Transformationsprozesse in Schleswig-Holstein am Beispiel des Fundplatzes von Mang de Bargen (Bornhöved, Kr. Segeberg). Scales of Transformation 16. Zwei Bände mit insg. 986 Seiten mit 554 Illus. Mai 2023. https://www.sidestone.com/books/?q=Stpas16

 

2         Tagungen und Veranstaltungen

2.1         Faro Convention International Conference 2024 (Porto, 29.1.-2.2.)

"Transforming through co-creation: participatory heritage practices tackling urban challenges" is the focus of this first Faro Convention International Conference, held at the University of Porto, Portugal. It's all about community participation and co-creation within the principles and aims of the Council of Europe Framework Convention on the Value of Cultural Heritage for Society, broadly known as the Faro Convention.

https://www.fcic24.com/

 

3         Forschung

3.1         Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"

May, P. (2023). Zur Ornamentik der kupferzeitlichen Prunkaxt (Doppelaxt Typ Zabitz Variante Flonheim) von Dieblich, Landkreis Mayen-Koblenz – ein Beitrag zu den Ursprüngen des Zählens. Archäologische Informationen 46, Early View, online publiziert 4. Aug. 2023.

Klimscha, F. (2023). Review of: Pollard, M. A. & Gosden, Chr. (2023). An Archaeological Perspective on the History of Technology. (Cambridge Elements. Archaeological Perspectives on Materials and Technologies). Cambridge: Cambridge University Press. Archäologische Informationen 46, Early View, published online 24 July 2023.

Fernández-Götz, M. (2023). Review of: Ballmer, A., Schäppi, K. & Della Casa, Ph. (2022). Der Westabhang des Mont Lassois (Vix/F). Befestigung, Unterstadt und Kultplatz der Eisenzeit. Ausgrabungen der Universität Zürich 2009-2014. Befunde und Kleinfunde. Basel: Librum. Archäologische Informationen 46, Early View, published online 21 July 2023.

Vanca, A. (2023). Die urnenfelderzeitlichen Gräber des mittleren Lechtals – Forschungen zu den Bestattungssitten und Sozialstrukturen. Archäologische Informationen 46, Early View, online publiziert 20. Juli 2023.

https://www.dguf.de/early-views

 

3.2         Aktuelle Ausgrabungen und Forschung in den Medien

"Bronzezeitliches Familiensystem entschlüsselt: Mainzer Palaeogenetiker analysieren 3.800 Jahre alte Großfamilie. 32 Individuen einer Grabstätte in der südlichen Ural-Region zeigen enge verwandtschaftliche Beziehungen – nur die Frauen stammten aus anderen Gebieten" (Universität Mainz, 22.8.): https://presse.uni-mainz.de/bronzezeitliches-familiensystem-entschluesselt-mainzer-palaeogenetiker-analysieren-3-800-jahre-alte-grossfamilie/

"Bedroom 'used by slaves' found by archaeologists near Pompeii. Finding at Civita Giuliana villa throws light on lowly status of slaves in ancient world" (The Guardian, 20.8.): https://www.theguardian.com/science/2023/aug/20/bedroom-used-by-slaves-found-by-archaeologists-near-pompeii

"Ancient metal cauldrons give us clues about what people ate in the Bronze Age" (Cell Press, 18.8.): https://www.eurekalert.org/news-releases/998318

"Can Archaeology Help Restore the Oceans? On the Channel Islands, archaeologists draw lessons in sustainability from historic Chumash fishing practices" (Sapiens, 16.8.): https://www.sapiens.org/archaeology/archaeology-sustainability-channel-islands/

Frühbronzezeit/Tell Erani: "Archaeologists uncover oldest known gate in Israel, moving back clock on urbanization" (i24 News, 15.8.): https://www.i24news.tv/en/news/israel/archeology/1692089834-archaeologists-uncover-oldest-known-gate-in-israel-moving-back-clock-on-urbanization

"Drones equipped with lasers uncover secrets of bloody WWII battle. Artifacts from the Battle of the Bulge are helping researchers reconstruct this bloody conflict" (Live Science, 15.8.): https://www.livescience.com/archaeology/drones-equipped-with-lasers-uncover-secrets-of-bloody-wwii-battle

"Neu entdeckte Eiszeit. Extreme Kälte machte ersten Menschen in Europa den Garaus" (Spiegel, 11.8.): https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/fruehe-menschen-extreme-kaelte-machte-ersten-menschen-in-europa-den-garaus-a-92cd9656-8cb4-4ede-a06a-31848c4ddbf5

Albanien: "Archaeologists uncover Europe's oldest stilt village" (Phys.org, 11.8.): https://phys.org/news/2023-08-archaeologists-uncover-europe-oldest-stilt.html

"Ceremonial Standards in the Visual Culture of Early Mesopotamia" (ASOR, 10.8.): https://www.asor.org/anetoday/2023/08/ceremonial-standards-early-mesopotamia

"Unterschiedliche evolutionäre Kräfte formen das menschliche Skelett. Das Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment an der Universität Tübingen untersucht Skelettmerkmale als möglichen Ersatz für DNA-Analysen" (Universität Tübingen, 10.8.): https://uni-tuebingen.de/universitaet/aktuelles-und-publikationen/pressemitteilungen/newsfullview-pressemitteilungen/article/unterschiedliche-evolutionaere-kraefte-formen-das-menschliche-skelett/

"Eine Almfläche am Dachstein dient als Archiv. Das Dachsteinmassiv ist eine Landschaft, in der menschliche Aktivitäten und ökologische Prozesse seit über 3.500 Jahren auf das Engste verwoben sind" (Der Standard, 10.8.): https://www.derstandard.at/story/3000000182134/wenn-eine-almflaeche-am-dachstein-als-archiv-dient

"'Lost' 1,500-year-old Teotihuacan village discovered in the heart of Mexico City" (Live Science, 8.8.): https://www.livescience.com/archaeology/lost-1500-year-old-teotihuacan-village-discovered-in-the-heart-of-mexico-city

"Roman road network spanning the South West identified in new research" (University of Exeter, 6.8.): https://news.exeter.ac.uk/faculty-of-humanities-arts-and-social-sciences/roman-road-network-spanning-the-south-west-identified-in-new-research/

Bielersee (Schweiz): "Bronzezeitliche Pfeilspitze von Mörigen wurde aus einem Meteorit gefertigt" (Universität Freiburg, 2.8.): https://kommunikation.uni-freiburg.de/pm/2023/bronzezeitliche-pfeilspitze-von-moerigen-wurde-aus-einem-meteorit-gefertigt

"Looking at stones all day long – Work of lithics specialists at Göbekli Tepe" (Tepe Telegrams, 1.8.): https://www.dainst.blog/the-tepe-telegrams/2023/08/01/looking-at-stones-all-day-long-work-of-lithics-specialists-at-gobekli-tepe-by-thore-hubert/

"Isles of Scilly remains are iron age female warrior, scientists say. DNA analysis of tooth enamel solves puzzle of 2,000-year-old grave on Bryher also containing sword and mirror" (The Guardian, 27.7.): https://www.theguardian.com/science/2023/jul/27/isles-of-scilly-remains-iron-age-female-warrior-grave-bryher-sword-mirror

"Stammbäume aus Europas Jungsteinzeit. Umfangreiche Familienstammbäume geben Einblick in das Sozialverhalten einer jungsteinzeitlichen Gemeinschaft" (MPG, 26.7.): https://www.mpg.de/20655408/0721-evan-familienstammbaeume-aus-der-jungsteinzeit-europas-150495-x

Němčice (Tschechien): "Earliest glass workshop north of the Alps discovered" (Phys.org, 21.7.): https://phys.org/news/2023-07-earliest-glass-workshop-north-alps.html

"Forscher entschlüsseln ein Geheimnis des aufrechten Gangs. Kurze Arme, lange Beine, schmale Hüften: Dieser Skelettbau hat die menschliche Evolution deutlich vorangebracht. Ein Forscherteam hat nun die dafür entscheidenden Gene eingekreist. Dabei half künstliche Intelligenz" (Spiegel, 21.7.): https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/genetik-forscher-entschluesseln-ein-geheimnis-des-aufrechten-gangs-a-08520565-1578-4138-8792-1642ef447c5f

"The Remarkable Rise of Assyria: A Reassessment" (ASOR, 20.7.): https://www.asor.org/anetoday/2023/07/rise-of-assyria-reassessment

"Une portion de villa antique à Lemud (Moselle)" (INRAP, 20.7.): https://www.inrap.fr/une-portion-de-villa-antique-lemud-moselle-17378

"Genetischer Schmelztiegel im kupferzeitlichen Südosteuropa. Studie findet Nachweis für frühen Kontakt zwischen bäuerlichen Gesellschaften und Hirtennomaden in der nordwestlichen Schwarzmeerregion" (MPG, 19.7.): https://www.mpg.de/20625144/erbgut-kupferzeit-suedosteuropa

Israel: "Early humans in the Hula Valley invested in systematic procurement of raw materials hundreds of thousands of years ago – much earlier than previously assumed" (Tel Aviv University, 19.7.): https://www.eurekalert.org/news-releases/996080

"3,000-year-old untouched burial of 'charioteer' discovered in Siberia" (Live Science, 18.7.): https://www.livescience.com/archaeology/3000-year-old-untouched-burial-of-charioteer-discovered-in-siberia

"Hidden Details in Ancient Egyptian Paintings Revealed With Portable Chemical Imaging" (Technology Networks, 12.7.): https://www.technologynetworks.com/analysis/news/hidden-details-in-ancient-egyptian-paintings-revealed-with-portable-chemical-imaging-376090

 

3.3         Eine kupferzeitliche Prunkaxt und frühe Zahlensysteme

Bei Oberflächenprospektionen im Bereich der wohl schnurkeramischen Siedlungsstelle von Dieblich bei Koblenz fand Peter May, ehrenamtlicher Mitarbeiter der Generaldirektion Kulturelles Erbe RheinlandPfalz, passende Hälften einer Prunkaxt des Typs Zabitz, Variante Flonheim. In seinem Aufsatz wertet May die Ornamentik der Prunkaxt als Indiz dafür, dass zur Zeit der Herstellung gleichzeitig das Dezimal- und das Duodezimalsystem in Mitteleuropa gebräuchlich waren.

May, P. (2023). Zur Ornamentik der kupferzeitlichen Prunkaxt (Doppelaxt Typ Zabitz Variante Flonheim) von Dieblich, Landkreis Mayen-Koblenz – ein Beitrag zu den Ursprüngen des Zählens. Archäologische Informationen 46, Early View, online publiziert 4. Aug. 2023. https://dguf.de/fileadmin/AI/archinf-ev_may.pdf

 

3.4         Zweijährige Grabungen im römischen Nida (Frankfurt) abgeschlossen

Andrea Hampel, Leiterin des Frankfurter Denkmalamtes, hat Ende Juli mit einer Pressekonferenz die ca. zwei Jahre währenden Grabungen im Stadtteil Heddernheim - dem römischen Nida - abgeschlossen. Seit Sept. 2021 fanden dort auf ca. 3.500 Quadratmetern Rettungsgrabungen statt, ausgelöst durch ein großes Wohnbauprojekt der Wohnbaugesellschaft ABG. Hampel verdeutlichte der Presse den Erkenntnisgewinn dieser Ausgrabungen: Das römische Nida habe sich als größer erwiesen als ehedem vermutet, der Hauptort der damaligen Civitas Taunensium sei ca. 40 Hektar groß gewesen. Die Grabungen hätten viele Funde und Befunde erbracht, die auf Wohlstand und Luxus schließen ließen: Bäder, Steinhäuser. Ca. zehn Tonnen an Funden müssten nun durchgearbeitet werden. Ein vollständig freigelegter, dank Brand ungemein gut erhaltener römischer Holzkeller mit entsprechend anschaulicher Erhaltung sorgt in der Lokalpolitik für Unruhe: Der Ortsbeirat wünscht Erhaltung und Zugänglichmachung, während das Denkmalamt den Befund mit Geotextil abdecken möchte, um die geplante Überbauung nicht zu behindern.

"Archäologie contra Wohnungsbau: Debatte zum Ende der Ausgrabungen neu entfacht" (FR, 28.7.): https://www.fr.de/frankfurt/frankfurt-archaeologie-contra-wohnungsbau-92429332.html

"Ende einer Ära: Die Ausgrabung in der Römerstadt 126/134 geht zu Ende" (Pressemeldung Stadt Frankfurt, 28.7.): https://frankfurt.de/aktuelle-meldung/meldungen/ende-einer-aera-ausgrabung-nida/

"Archäologische Funde in Frankfurt: Römer-Siedlung Nida war schon damals eine Metropole" (Tagesschau.de, 28.7.): https://www.tagesschau.de/inland/regional/hessen/hr-archaeologische-funde-in-frankfurt-roemer-siedlung-nida-war-schon-damals-eine-metropole-100.html

"Archäologische Funde in Frankfurt: Römer-Siedlung Nida war eine Metropole" (hessenschau, 28.7.): https://www.hessenschau.de/kultur/archaeologische-funde-in-frankfurt-roemer-siedlung-nida-war-schon-damals-eine-metropole-v1,nida-ausgrabungen-100.html

"Sensationsfund bei Grabungen in Frankfurt: Ausstellung von Fundstücken aus Römerstadt Nida weiter offen" (Frankfurter Neue Presse, 13.4.): https://www.fnp.de/frankfurt/keller-verkohlt-und-konserviert-blick-in-nidas-aeltesten-92183338.html

Archäologisches Forum NIDA e.V.: https://www.forum-nida.de/category/alle-beitraege/

 

3.5         Sorgsam gearbeitet: das Wurfholz aus Schöningen

Ein Team um Annemieke Milks (Univ. Reading) hat das im Herbst 1994 von Hartmut Thieme entdeckte Wurfholz aus dem Tagebau Schöningen eingehend untersucht und dokumentiert. Der Fundkontext wird auf ca. 300.000 vor Heute datiert und danach mit dem Homo Heidelbergensis verbunden. Das an beiden Enden angespitzte, 77 cm lange Wurfholz wurde aus dem Ast einer Fichte gefertigt und sehr sorgsam entrindet und zurechtgeschliffen. Nach ethnographischen Parallelen ist eine Funktion als Wurfholz wahrscheinlich, eine wirksame Reichweite von 30 m gilt als möglich.

Milks, A., Lehmann, J., Leder, D., Sietz, M., Koddenburg, T., Böhner, U., Wachtendorf, V. & Terberger, Th. (2023). A double-pointed wooden throwing stick from Schöningen, Germany: Results and new insights from a multianalytical study. PlosOne 18(7), 19.7.2023: https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371%2Fjournal.pone.0287719

"Schöninger Wurfstock: Schon vor 300.000 Jahren gelang die perfekte Holzbearbeitung" (Geo, 20.7.): https://www.geo.de/wissen/forschung-und-technik/schoeninger-wurfstock--perfekt-schon-vor-300-000-jahren-33668434.html

"Wurfholz mit Wumms: Schon Homo heidelbergensis war waffentechnisch gut ausgerüstet" (DerStandard, 20.7.): https://www.derstandard.de/story/3000000179660/schon-homo-heidelbergensis-war-waffentechnisch-gut-ausgeruestet

 

3.6         Auf der Suche nach neuen Antibiotika greifen Wissenschaftler auf Neandertaler- und Denisova-DNA zurück

Ein Team des galizischen Wissenschaftlers Cesar de la Fuente-Nunez, Professors an der University of Pennsylvania (USA), hat Proteinfragmente von Neandertalern und Denisova-Menschen nachgebildet, die in lebenden Organismen nicht vorkommen – ein Prozess, den sie "molecular de-extinction" nennen. Künstliche Intelligenz – das maschinelle Lernmodell panCleave – hatte diese Moleküle zuvor als potenzielle Kandidaten für die medizinische Verwendung identifiziert, etwa zur Bekämpfung der wachsenden Resistenzen aufgrund des übermäßigen Einsatzes von Antibiotika. Solche Resistenzen werden für 2050 als eine der Haupt-Todesursachen prognostiziert. – Die Wissenschaftler verwenden keine toten Moleküle aus den Körpern von Neandertalern und Denisova-Menschen, die sie "wiederbeleben" würden, sondern sie nutzen die Moleküle als Blaupause, um im Labor neue zu erschaffen. Sie konzentrieren sich dabei insbesondere auf Peptide, eine in der Natur vorkommende Molekülart. Eine Nutzung der Forschung könnte, so die Autoren, in der Entwicklung von Medikamenten zum Schutz vor neuen Krankheitserregern und neu auftretenden antibiotikaresistenten Bakterien liegen. Ein weiteres Ziel sei, die Bedeutung der entdeckten Peptidsequenzen zu beleuchten und ihre Rolle bei der Immunität im Laufe der Evolutionsgeschichte aufzuklären. – Zwei nicht an der Studie beteiligte Wissenschaftler sagen, dass die sechs antimikrobiellen Peptide, mit denen gearbeitet wurde, ungiftig sind, im Vergleich zu anderen antimikrobiellen Peptide potent, und sie zeigten im präklinischen Mausmodell eine gute Wirksamkeit. Indes werde "molecular de-extinction" nur dann einen großen Einfluss auf die Arzneimittelentwicklung haben, wenn der Algorithmus, der zum Durchsuchen der alten Moleküle verwendet wird, genauer werde. Die Arbeitsgruppe weist auch auf eine ethische Herausforderung hin: Während natürliche Moleküle nicht patentiert werden können, stellt das Wiederauftauchen ausgestorbener Moleküle eine einzigartige Herausforderung für die Patentierbarkeits-Gesetzgebung dar. Die Autoren der Studie regen die Diskussion zwischen Wissenschaftlern, Ethikern, Patentanwälten, Politikern und der Zivilgesellschaft an, damit dieser Forschungszweig mit ethischen Grundsätzen im Einklang steht. – Das Ende Juli in der Fachzeitschrift Cell Host & Microbe veröffentlichte Paper ist laut Cesar de la Fuente-Nunez die erste peer-reviewte Arbeit über diesen Prozess. Der 37-jährige Biotechnologe wurde 2019 vom "MIT Technology Review" als einer der wichtigsten Innovatoren der Welt für "die Digitalisierung der Evolution zur Schaffung besserer Antibiotika" ausgezeichnet.

Jacqueline R.M.A. Maasch, Marcelo D.T. Torres, Marcelo C.R. Melo, Cesar de la Fuente-Nunez: Molecular de-extinction of ancient antimicrobial peptides enabled by machine learning. Cell Host & Microbe vol. 31 issue 8. Published:July 28, 2023. DOI: https://doi.org/10.1016/j.chom.2023.07.001

"AI search of Neanderthal proteins resurrects 'extinct' antibiotics. Scientists identify protein snippets made by extinct hominins" (Nature News, 28.7.): https://www.nature.com/articles/d41586-023-02403-0

 

3.7         Brudertal: Originaler Eingang einer großteils unerforschten ungestörten magdalénienzeitlichen Höhle entdeckt

Entdeckt wurde die Höhle im Brudertal bei Engen (Lkr. Konstanz) 1978, als bei Kanalarbeiten ein etwa ein Meter breites Loch in die Höhlendecke gesprengt wurde. Der Archäologe Gerd Albrecht konnte sich damals Zugang zu einem 3 mal 4 Meter großen Hohlraum verschaffen, der dann "Drexlerloch" genannt wurde. Nach kurzen Sondagen wurde das Drexlerloch wenige Tage später wieder verschlossen. 2021 begann das Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg (LAD) in Kooperation mit dem Institut für Geographie der Universität Heidelberg mit erneuten Untersuchungen. Entdeckt wurde der ursprüngliche, von eiszeitlichen Jägern und Sammlern genutzte Höhleneingang, und es wurde auch klar, dass das Drexlerloch nur ein Nebenarm eines viel größeren Höhlenkomplexes ist: Mittels eines bildgebenden Verfahrens gelang es, eine bislang 20 Meter lange Fortsetzung des Felsmassivs und einen darin befindlichen Hohlraum zu lokalisieren. Der ca. 16.000 Jahre alte, d. h. magdalénienzeitliche, Befund ist ungestört. 2023 wurde das Sediment, das den Höhleneingang verschließt, untersucht und ein vollständiges stratigraphisches Profil erstellt. Der Zugang zur Höhle ist jetzt wieder verfüllt worden. Die nächste Grabungskampagne ist für 2024 angesetzt. Das Brudertal ist vor allem durch den weit über die Landesgrenzen hinaus bekannten Fundplatz Petersfels bekannt.

"Siedlungsreste aus später Eiszeit: Eingang zu eiszeitlicher Höhle bei Engen entdeckt" (SWR, 1.8.): https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/friedrichshafen/eingang-zu-eiszeithoehle-gefunden-eiszeitpark-engen-100.html

"Verborgener Eingang zu eiszeitlicher Höhle in Süddeutschland entdeckt" (National Geographic, 4.8.): https://www.nationalgeographic.de/geschichte-und-kultur/2023/08/verborgener-eingang-eiszeitliche-hoehle-altsteinzeit-sueddeutschland

"Untersuchungen des Landesamts für Denkmalpflege im Brudertal bei Engen-Bittelbrunn (Kreis Konstanz). Archäologinnen und Archäologen entdecken originalen Eingang zu bislang nahezu unerforschten altsteinzeitlichen Höhlenfundplatz" (Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg, 2.8.): https://www.denkmalpflege-bw.de/publikationen-und-service/service/presseoeffentlichkeitsarbeit/pressemitteilungen-datails/untersuchungen-des-landesamts-fuer-denkmalpflege-im-brudertal-bei-engen-bittelbrunn-kreis-konstanz

Eiszeitpark Engen: https://www.engen.de/tourismus+_+kultur/kunst+_+kultur/eiszeitpark

Drexlerloch (Wikipedia): https://de.wikipedia.org/wiki/Drexlerloch

 

3.8         Neue Rekonstruktion von Ötzis Genom zeichnet genaueres Bild von seinem Aussehen und seiner genetischen Herkunft

Bereits vor elf Jahren wurde Ötzis Genom entschlüsselt. Die seitdem gemachten Fortschritte in der Sequenzier-Technologie sowie viele vollständig entschlüsselte Genome prähistorischer Europäer erweitern unser Wissen um den Mann vom Similaungletscher. Ein Forschungsteam des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig und das Institut für Mumienforschung von Eurac Research in Bozen untersuchte die Mumie erneut und veröffentlichte am 16.8. die Erkenntnisse in Cell Genomics: Im Gegensatz zur ersten Untersuchung fanden die Wissenschaftler keine genetischen Spuren osteuropäischer Steppenhirten mehr - die damalige Probe war mit moderner DNA kontaminiert. Gefunden wurde aber ein vergleichsweise hoher Anteil an Erbgut von "anatolischen" Bauern. Dies weise darauf hin, dass der Mann aus dem Eis bäuerliche Vorfahren hatte, die recht isoliert in den Alpen lebten. "Auch der Anteil der Jäger-und-Sammler-Gene beim Ötzi ist sehr gering", erklärt Mitautor Johannes Krause. "Genetisch sieht er so aus, als seien seine Vorfahren direkt aus Anatolien gekommen". Ötzis Hauttyp, schon in der ersten Genom-Analyse von 2012 als mediterran-europäisch bestimmt, könnte dunkler gewesen sein als bisher angenommen.

Ke Wang, Kay Prüfer, Ben Krause-Kyora, Ainash Childebayeva, Verena J. Schuenemann, Valentina Coia, Frank Maixner, Albert Zink, Stephan Schiffels, Johannes Krause: High-coverage genome of the Tyrolean Iceman reveals unusually high Anatolian farmer ancestry. Cell Genomics (2023), https://doi.org/10.1016/j.xgen.2023.100377

"Neue DNA-Analyse für Ötzi" (Südtiroler Archäologiemuseum Bozen, 16.8.): https://www.iceman.it/de/pm_dna_oetzi_2023/

"Ötzi: dunkle Haut, Glatze, anatolische Vorfahren" (MPG, 16.8.): https://www.mpg.de/20713049/0804-evan-dunkle-haut-glatze-anatolische-vorfahren-150495-x

 

3.9         Homo Naledi: Das Übergehen von Reviews fördert das Vertrauen in die Wissenschaft nicht

Der 2015 erstmals beschriebene Homo Naledi war Gegenstand der Netflix-Dokumentation "Cave of Bones" ("Die Knochenhöhle"), die in Fachkreisen stark kritisiert wurde. In einem ausführlichen Blogpost reflektiert Rainer Schreg die vom Anthropologen Lee Berger gewählte Publikationsform und das Verfahren der Plattform eLife. Wenn Kritik nicht ernsthaft aufgegriffen werde, gelinge die Qualitätssicherung durch das Peer Review nur bedingt.

Rainer Schreg: "Fortschrittlich? Homo naledi und der Wandel im wissenschaftliche Publikationswesen" (Archaeologik, 1.8.): https://archaeologik.blogspot.com/2023/08/fortschrittlich-homo-naledi-und-der.html

 

3.10    Paläolithische Figurine aus dem Hohle Fels in anderer Gestalt

Das erste aus der Welterbe-Höhle Hohle Fels (Schelklingen, Baden-Württemberg) geborgene Elfenbeinkunstwerk galt mehr als 20 Jahre lang als Pferd. Nun wurde bei Grabungen ein Elfenbein-Fragment geborgen, das zum bisher bekannten Tierfigurenkopf gehört. Damit besteht die Figur aus bisher fünf Fragmenten, die bei unterschiedlichen Grabungen geborgen wurden. "Wir können die dargestellte Tierart immer noch nicht sicher bestimmen, aber es könnte ein Höhlenlöwe oder ein Höhlenbär sein", sagte Nicholas Conard (Universität Tübingen). "Es ist keineswegs immer einfach, eiszeitliche Darstellungen verbindlich zu bestimmen, besonders wenn sie so bruchstückhaft erhalten sind. Daher bleibt es sinnvoll, in den kommenden Jahren besonders aufmerksam nach den fehlenden Teilen dieses Tiers zu suchen." Die Fundschicht ist aurignacienzeitlich, die Figurine damit 35.000 Jahre alt. Die ergänzte Elfenbeinfigurine ist im Urgeschichtlichen Museum Blaubeuren ausgestellt.

"Figurine zeigt eine neue Gestalt" (Universität Tübingen, 27.7.): https://uni-tuebingen.de/universitaet/aktuelles-und-publikationen/pressemitteilungen/newsfullview-pressemitteilungen/article/figurine-zeigt-eine-neue-gestalt/

 

4         Archäoinformatik

4.1         Royal Statistical Society (RSS) stellt neue Handreichung für Datenvisualisierung vor

Die RSS hat Ende Juli eine neue Anleitung "Best Practices for Data Visualization" vorgestellt. Der Text kann kostenlos als Webpublikation eingesehen werden. Zu allen Beispielgrafiken steht als Aufklapp-Element der entsprechende R-Code zur Verfügung. Die Handreichung enthält nichts grundlegend Neues und keine Sensationen, sondern gibt schlicht Anregungen, worauf man achten sollte und wie man seriöse wissenschaftliche Grafiken gestalten könnte. Die Anleitung ist nachhaltig und als Arbeit einer Expertengemeinschaft angelegt: Text und Code sind auch auf GitHub deponiert, wo Interessierte auch Anregungen, Fehlerhinweise oder Verbesserungsbedarf deponieren können.

"RSS publishes new data visualisation guide" (RSS, 27.7.): https://royal-statistical-society.github.io/datavisguide/

GitHub-Adresse: https://github.com/royal-statistical-society/datavisguide

 

4.2         Gutes R- und Statistik-Lehrbuch im Open Access

In der Lizensierung CC BY-NC-SA 4.0 hat Rafael Irizarra eine zweibändige Einführung in Datenverwaltung und Statistik mit R - begleitend zu einer gedruckten Fassung (CRC-Press) - online zugänglich gemacht. Entstanden ist das Buch aus Kursen, die er an der Harvard-Universität gegeben hat. Das Buch ist gut gegliedert, die Themen gut erklärt, jedes Kapitel endet mit Übungsaufgabe: zum Selbststudium geeignet. Die Online-Fassung ist gut benutzbar, mit der übergeordneten Gliederung fix auf der linken Seite und der Feingliederung auf der rechten Seite. Wer also - weil nicht mehr Anfänger - Spezifisches sucht, findet das Gesuchte zielsicher und schnell. Zu allen Themen ist der verwendete R-Code hinterlegt und kopierbar: ein reicher Fundus von Anregungen, die man auf die eigenen Aufgaben anpassen kann. Einige Aufgaben werden indes technisch nicht mit den Standardprozessen abgearbeitet, sondern mit (bereits öffentlichen) eigenen R-Paketen. Alle Statistik-Themen werden von Irizarra zunächst im Sine der klassischen Statistik eingeführt ("frequentist") und anschließend auch die Bayes-Umsetzung erklärt. Als Grafiksystem wird Base R berührt, aber ggplot2 gründlich eingeführt und vorwiegend angewandt. Ein Schmankerl für Quarto-Anwender: beide Bücher sind in Quarto geschrieben; auf der GitHub-Seite des Autors ist der komplette Code hinterlegt, so dass man z. B. einen ausgereiften YAML-Header als Modell fürs eigene Buchprojekt einsehen kann.

Irizarra, R. A. (2023a). Introduction to Data Science: Data Wrangling and Visualization with R. Boca Raton: CRC-Press. https://rafalab.dfci.harvard.edu/dsbook-part-1/

Irizarra, R. A. (2023b). Advanced Data Science: Statistics and Prediction Algorithms Through Case Studies. Boca Raton: CRC-Press. https://rafalab.dfci.harvard.edu/dsbook-part-2/

Buch als Quarto-Files auf Github: https://github.com/rafalab/dsbook-part-1

 

5         Kulturgutschutz

5.1         Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien

Vier Museen: "The History Lost in the Maui Wildfires" (Time, 15.8.): https://time.com/6305270/maui-wildfire-history-museums-artifacts-lost/

"Nach Situla-Fund: Warum Archäologen Sondengänger kritisch sehen" (BR24, 17.7.): https://www.br.de/nachrichten/bayern/situla-fund-warum-archaeologen-sondengaenger-sehr-kritisch-sehen,TkLSnGw

"'Kulturgutzerstörung und Raub seitens der Russen exorbitant'. Die Russen hätten nicht nur Beutekunst gemacht. Durch die Zerstörung des Kachowka-Staudamms seien archäologische Stätten wie Skythen-Grabhügel und die älteste griechische Siedlung im Schwarzmeergebiet verwüstet, so der Kunsthistoriker Kilian Heck" (Deutschlandfunk, 11.6.): https://www.deutschlandfunk.de/kilian-heck-zur-staudammzerstoerung-und-ihren-kulturellen-schaeden-dlf-9345ec62-100.html

 

5.2         Stimmen die Behauptungen über die Größe und Bedeutung des illegalen Handels mit Antiken?

Das fragt Rainer Schreg kritisch in einem Blogpost und rekurriert auf einen Antiquity-Artikel von Donna Yates und Neil Brodie: Dass der illegale Handel mit Antiken nach Waffen und Drogen der drittgrößte sei, beruhe nicht auf Forschungen oder Statistiken und stamme auch nicht von zuständigen Behörden. Die unkritische Wiederholung unbegründeter "Fakten" könne, so Schreg, legitime Bemühungen zur Verhinderung von Plünderungen, Schmuggel und illegalem Verkauf von Antiken untergraben. Zugleich sei mehrfach nachgewiesen, dass sich Terroristen auch aus dem Handel mit Antiken finanzieren.

Rainer Schreg: "Ein Bärendienst für den Kampf gegen Raubgrabungen und Antikenhehlerei" (Archaeologik, 21.8.): https://archaeologik.blogspot.com/2023/08/ein-barendienst-fur-den-kampf-gegen.html

  1. Yates and N. Brodie, “The illicit trade in antiquities is not the world's third-largest illicit trade: a critical evaluation of a factoid,” Antiquity 97 (2023) 991–1003. - DOI: https://doi.org/10.15184/aqy.2023.90

 

5.3         Protecting cultural property in developing countries by collecting and documentation, without supporting state structures if necessary

"Mapping Africa's endangered archaeological sites and monuments", MAEASaM for short, is an international NGO based in Cambridge (UK) that supports regional and national initiatives for the protection of cultural property in Africa. Its heart is the "Arches" geo-database (open access), which is professionally developed and hosted and can be used by corresponding initiatives for common data collection and presentation. While MAEASaM has so far worked in eight African countries primarily with state institutions and universities, the open-source mobile data collection platform ODK also offers local and non-governmental initiatives an attractive basis for such projects. ODK, formerly called Open Data Kit, is a platform and an app that was initially developed (and used) with a focus on health care and disease control (especially in Africa), but is in fact explicitly open to other content as well. With its functions to design data tables as queries/forms, to integrate photos into the data tables, to integrate localization via GPS, etc., it includes all the necessary functionalities to register cultural monuments and sites. ODK offers a database securely hosted in the cloud, which can be filled (and in turn retrieved) via an app in a structured manner based on the division of labour. However, only the software is open-source and free of charge (so it can be freely downloaded and self-hosted), the ready-made out-of-the-box database is not. Technically very similar to ODK is the KoboToolbox, which however - financed by sponsors - is offered decidedly as free software and service. In its own words: "KoboToolbox was created to be a free and accessible data collection tool for social impact organisations in the humanitarian, development, environmental protection, peace building, and human rights sectors." Both tools are largely unknown in Germany. However, there are introductions and tutorials in numerous languages e.g. on YouTube, especially for KoboToolbox, which show how widespread and established this tool is. For citizens' initiatives still without funding and state support, there are ready-made technical tools so that they can concentrate on the content and the social aspects of their projects.

Website MAEASaM: https://maeasam.org/

Twitter: @MAEASaMProject

ODK: https://getodk.org/

KoboToolbox: https://www.kobotoolbox.org/

 

5.4         "Alles schützen" vs. "nur die Top-Objekte schützen" - ein Meinungsbeitrag von D. Davydov

Der Jurist Dimitrij Davydov beleuchtet in einem Aufsatz neuere Entwicklungen im Denkmalrecht und in der zugehörigen Rechtsprechung. Es geht um den geläufigen Konflikt, inwieweit Denkmalschutz allein "Spitzenwerke" und Einmaliges schützen solle oder ggf. auch auf Massenprodukte und auf junge Zeitabschnitte angewendet werden könne. Eine Debatte, die auch der Archäologie nicht fremd ist und insbes. Themen wie römische Münzen und mittelalterliche bis neuzeitliche Massenfunde tangiert. Dabei begrüßt Davydov den neu im DSchG NRW verankerten Begriff "erhaltenswerte Bausubstanz", der einen Schutz auch eher trivialer Objekte ermögliche, aber nicht erzwinge. Dies ermögliche gesellschaftliche Konsensbildung. Davydov schließt seinen Beitrag mit: "Allein bei zahlreich überlieferten Objekten aus jüngerer Vergangenheit, die stellvertretend für Phänomene wie 'Massenwohnungsbau' oder 'Kirchenbauboom' stehen, sind Zweifel angebracht, ob eine lückenlose Erhaltung im öffentlichen Interesse liegt. Solche Zweifel lassen sich aber ausräumen, wenn der Schutz von vornherein nicht durch Befehl und Zwang, sondern auf konsensualer Basis erfolgt. Mit der 'erhaltenswerten Bausubstanz' ist in Nordrhein-Westfalen ein Instrument vorhanden, das konsensuale Lösungen ermöglicht und dessen Potential noch nicht voll ausgeschöpft ist".

Davydov, D. (2023). "Erhaltenswerte Bausubstanz" oder "alltägliche Massenprodukte"?. In Engelberg-Dočkal, Eva von, Hönig, Svenja & Herold, Stephanie (Hrsg.), Alltägliches Erben, Heidelberg: arthistoricum.net, 2023 (Veröffentlichungen des Arbeitskreises Theorie und Lehre der Denkmalpflege e.V., Band 32), S. 110-116. https://doi.org/10.11588/arthistoricum.1254.c17570

 

5.5         EAA besorgt über Pläne in Polen betr. Denkmalschutzgesetz

Am 10.8. hat sich die EAA in einem förmlichen Statement zu Plänen in Polen geäußert, das 2003 erlassene Denkmalschutzgesetz zu novellieren. Sie unterstützt damit eine Erklärung des Fachverbands der polnischen Archäologen Stowarzyszenie Naukowe Archeologów Polskich (SNAP), der sich mit einer Petition gegen die Novelle an die Öffentlichkeit gewandt hat. Die EAA appelliert an das polnische Parlament, der geplanten Gesetzesänderung nicht zuzustimmen. Die Gesetzesnovelle sieht vor, Sondengehen ohne vorherige Erlaubnis zu ermöglichen und auch die Abstimmung mit dem Grundeigentümer und das Melden der Funde erheblich zu erleichtern. In Konsequenz der neuen Regelungen sei zu befürchten, dass bestehende illegale Sammlungen kurzerhand legalisiert würden, indem sie als Neufunde deklariert werden. Das Gesetz würde zudem zu Fundverschleppungen führen, d. h. tatsächlich im Ausland gemachte Funde könnten als in Polen gemacht deklariert und dadurch legalisiert werden. Dies beträfe derzeit wahrscheinlich insbes. die Ukraine, wo es zu massiven Plünderungen komme, die nun via Polen sogar legalisiert werden könnten. Nicht zuletzt: das Gesetzesvorhaben verstoße gegen die Konvention von Malta.

EAA: "EAA statement onm the protection and care of heritage in Poland" (EAA, 10.8.): https://www.e-a-a.org/EAA/Navigation_News/Poland_Heritage.aspx

SNAP-Petition gegen die Gesetzesnovelle (auch in englischer Sprache) (SNAP, 17.7.): https://ratuj-zabytki.pl/

 

5.6         Umstrittener Stonehenge-Tunnelplan erhält grünes Licht von der britischen Regierung

Die britische Regierung hat einem umstrittenen Plan zum Bau eines 3,3 km langen Tunnels in der Nähe von Stonehenge zugestimmt, der Teil einer fast 13 km langen Straße sein soll. Die Gesamtbaukosten werden auf umgerechnet 2 Mrd. Euro veranschlagt. Es geht um die Umleitung der Straße A303 zwischen Amesbury und Berwick Down, die entlang der prähistorischen Stätte verläuft, in einen neuen zweispurigen Tunnel, während die derzeitige A303 in einen öffentlichen Gehweg umgewandelt wird. Der Tunnel soll ca. 200 Meter vom Zentrum Stonehenges entfernt sein und bis zu 40 Meter unter der Erdoberfläche liegen. Bereits 2020 war der Bau genehmigt worden, dies machte daraufhin ein Gericht rückgängig. Die UNESCO sprach sich schon 2019 gegen den Plan aus und erklärte, dass die Tunnelinitiative "nachteilige Auswirkungen" haben werde. 2021 warnte die Unesco, dass Stonehenge auf die Liste der gefährdeten Welterbestätten gesetzt werden könnte, wenn das Tunnelprojekt nicht geändert würde. Gegner forderten z. B. einen längeren Tunnel. Der Prähistoriker Michael Parker Pearson (University College London) sagte jetzt gegenüber The Art Newspaper: "Ich bin enttäuscht über die Schwäche von Historic England. Sie sollen für die Erhaltung der Hinterlassenschaften unserer Vergangenheit kämpfen, und sie sind gescheitert. Die UESCO, die CPRE Countryside Charity und der Council for British Archaeology sowie die Planungsinspektoren und der Oberste Gerichtshof haben alle erklärt, dass dieses Vorhaben nicht gut genug sei." Duncan Wilson, der Geschäftsführer von Historic England, erklärte wiederum, er sei "sehr erfreut" über die Entscheidung der Regierung. "Durch die Verlegung eines Großteils der stark befahrenen A303 in einen Tunnel hinter Stonehenge werden die störenden Anblicke und Geräusche des Verkehrs hinter dem ikonischen Denkmal erheblich reduziert. Das Projekt wird die erneute Verbindung zu dieser außergewöhnlichen prähistorischen Landschaft ermöglichen, die seit mehr als 5.000 Jahren für die Menschen von großer Bedeutung ist." Aktivisten planen derzeit eine weitere rechtliche Anfechtung der Entscheidung. Die Anlage bauen soll das Joint Venture More, zu dem FCC Construcción (Spanien), WeBuild (Italien) und BeMo Tunneling aus Österreich gehören. Wessex Archaeology erhält im Rahmen des Projekts ebenfalls einen Großauftrag von umgerechnet 41 Mio. Euro für seine Arbeit als archäologischer Auftragnehmer.

"Controversial Stonehenge tunnel scheme gets greenlight from UK government" (The Art Newspaper, 17.7.): https://www.theartnewspaper.com/2023/07/17/controversial-stonehenge-tunnel-scheme-gets-greenlight-from-uk-government

"Campaigners to challenge A303 Stonehenge tunnel again" (BBC, 28.7.): https://www.bbc.com/news/uk-england-wiltshire-66324417

"£1.3bn of spending already committed to by National Highways for the Stonehenge Tunnel" (New Civil Engineer, 17.8.): https://www.newcivilengineer.com/latest/1-3bn-of-spending-already-committed-to-by-national-highways-for-the-stonehenge-tunnel-17-08-2023/

 

5.7         Goldschatz von Manching: Vier Festnahmen, Goldschatz teilweise zerstört, mehr als 400 Münzen noch nicht wiedergefunden

Mitte Juli konnten Ermittler vier Verdächtige im Großraum Schwerin und in Halle festnehmen; die Beweislast sei "erdrückend". Ein kleiner Teil der Münzen konnte sichergestellt werden, außerdem 18 Goldklumpen, die nach ersten Analysen mit der besonderen Legierung des Goldschatzes übereinstimmen. Die Goldklumpen haben laut Guido Limmer, Vizepräsident des bayerischen LKA, ein Gewicht von je etwa 29 Gramm. Weil eine Münze etwa 7,5 Gramm wog, gehen die Ermittler davon aus, dass die mutmaßlichen Täter immer vier Münzen zu einem Klumpen zusammengeschmolzen; etwa 70 Münzen gelten daher als verloren. Die diesbezüglichen weiteren Untersuchungen werden in der Archäologischen Staatssammlung in München fortgeführt. Nach mehr als 400 Münzen wird derzeit gesucht – Mitte August gilt der größte Teil noch immer als verschwunden. - In der Nacht zum 22.11.2022 hatten Einbrecher aus dem Manchinger Kelten Römer Museum die 483 keltischen Goldmünzen aus der Zeit um 100 v. Chr. sowie drei weitere Münzen gestohlen. Jetzt hat das bayerische Kunstministerium zwei Millionen Euro für Sicherheit in Museen im Freistaat reserviert. Außerdem sollen Museen prüfen, ob wertvolle Exponate nur teilweise ausgestellt oder durch Kopien ersetzt werden können. Außerdem sollen zum Schutz besonders wertvoller Objekte mehr Verglasungen oder Haubenvitrinen verwendet werden.

"Vier Festnahmen nach Goldschatz-Diebstahl von Manching" (BR, 19.7.): https://www.br.de/nachrichten/bayern/goldschatz-diebstahl-von-manching-vier-festnahmen,TkSjBj2

"Goldschatz von Manching: DNA-Spur führt Ermittler zu Verdächtigen" (NDR, 20.7.): https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/Goldschatz-von-Manching-DNA-Spur-fuehrt-Ermittler-zu-Verdaechtigen,goldschatzfestnahme100.html

"Teile des Manchinger Goldschatzes aufgetaucht" (Tagesschau, 20.7.): https://www.tagesschau.de/inland/regional/bayern/goldschatz-manching-wiedergefunden-100.html

"Zwei Millionen Euro für sichere Museen" (SZ, 23.7.): https://www.sueddeutsche.de/bayern/museen-in-bayern-manching-goldschatz-diebstahl-1.6057672

"Nach Festnahme: Dutzende Münzen laut Ermittlern wohl eingeschmolzen" (Deutschlandfunk, 25.7.): https://www.deutschlandfunk.de/nach-festnahme-dutzende-muenzen-laut-ermittlern-wohl-eingeschmolzen-100.html

"Trost aus Regensburg: Goldschatz aus Knete für Keltenmuseum" (BR, 1.8.): https://www.br.de/nachrichten/bayern/trost-aus-regensburg-goldschatz-aus-knete-fuer-keltenmuseum,TlgeknT

"Die Suche nach den gestohlenen Goldstücken geht weiter" (SZ, 17.8.): https://www.sueddeutsche.de/bayern/manching-kelten-goldschatz-bayerisches-landeskriminalamt-beute-1.6136283

 

5.8         Zweiter Bericht über kulturelles Erbe in Konflikten und Krisen veröffentlicht

Der Anfang August veröffentliche 40-seitige Bericht berichtet von der Arbeit der EU in ihrem auswärtigen Handeln im Bereich des Kulturerbes zwischen Juni 2022 und Mai 2023. Vorgestellt werden die Unterstützung der EU für den Schutz des ukrainischen Kulturerbes, die Bemühungen der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (CSDP), der Kampf gegen den Handel mit Kulturgütern sowie Kulturerbe-Projekte im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit. "Das kulturelle Erbe spielt eine wichtige Rolle für Frieden, Demokratie und nachhaltige Entwicklung", schreibt der Diplomatische Dienst der EU. "Es fördert Toleranz, gegenseitiges Verständnis, Versöhnung, interkulturellen und interreligiösen Dialog, lindert soziale Spannungen und verhindert eine erneute Eskalation gewaltsamer Konflikte. Gleichzeitig erkennt die EU auch an, dass kulturelles Erbe als Auslöser und Angriffsfläche für Konflikte und Krisen genutzt werden und Gegenstand von Desinformation oder Informationsmanipulation sein kann."

"Cultural Heritage in Conflicts and Crises (2023) report" (The Diplomatic Service of the European Union, 2.8.): https://www.eeas.europa.eu/eeas/cultural-heritage-conflicts-and-crises-2023-report_en

 

6         Berufsverband

6.1         Neue Lohnuntergrenzen für die Grabungsarchäologie ab 1.1.2024

Die seit 2021 von der Mitgliederversammlung von CIfA Deutschland beschlossenen "Empfehlungen zu Lohnuntergrenzen für die privatwirtschaftliche Archäologie in Deutschland" haben sich innerhalb kurzer Zeit bundesweit durchgesetzt. Wie der "DGUF-Monitoring-Report privatwirtschaftliche Archäologie 2022" zeigt (Siegmund 2023, Abb. 4), werden die CIfA-Empfehlungen auch von Nicht-Mitgliedern umgesetzt, die meisten Grabungsfirmen halten die Untergrenzen ein resp. zahlen "über Tarif". Jüngst wurden die neuen Empfehlungen für 2024 von den CIfA-Arbeitskreisen "Arbeitnehmer:innen" und "Archäologiefirmen" miteinander ausgehandelt. In einem auf der CIfA Website öffentlich einsehbaren Kommentarteil erläutern beide AK ihre Sicht auf den gemeinsamen Vorschlag. Der von beiden Seiten als "schmerzhaft" eingeordnete Kompromiss wird am 9.9. der (Online-) Mitgliederversammlung von CIfA vorgelegt, ggf. angenommen und damit in Kraft gesetzt. Die neuen Empfehlungen bedeuten für die meisten Tätigkeitsfelder eine Erhöhung um 5,5 - 6,0 %. Zudem wird der Urlaubsanspruch von 20 auf 25 Tage hochgesetzt, was einer weiteren Erhöhung des Lohnes um ca. 2 % entspricht. Wer sich in diesem regelmäßigen Prozess engagieren und ihn mitgestalten möchte, ist herzlich willkommen, im jeweiligen AK mitzuwirken - CIfA-Mitgliedschaft erwünscht, aber keine Voraussetzung. Wer am 9.9. mit abstimmen möchte, muss indes CIfA-Mitglied sein. - Der AK Arbeitnehmer:innen lädt alle in der Grabungsarchäologie Tätigen ein, eine elektronische Unterstützungserklärung namentlich zu zeichnen, was auch ohne CIfA-Mitgliedschaft möglich ist. Damit kann man aufwandsarm seine persönliche Unterstützung des Prozesses und der Lohnuntergrenzen signalisieren. Das mit diesen Instrumenten aufgesetzte Gefüge führt derzeit dazu, das ehedem unbefriedigende Lohnniveau in der Grabungsarchäologie in kleinen Schritten stetig zu verbessern.

Aktuelle Empfehlungen von CIfA Deutschland: https://cifa-deutschland.de/fachpolitik/lohnuntergrenzen-2023

Siegmund, F. (2023). Leichtes Wachstum in 2022, verhaltene Branchenstimmung für 2023 – DGUF-Monitoring-Report privatwirtschaftliche Archäologie 2022. Archäologische Informationen 46, Early View, online publiziert 24. April 2023: https://dguf.de/fileadmin/AI/archinf-ev_siegmund2.pdf

Vorschlag der AK für neue Empfehlungen ab Jan. 2024: https://cifa-deutschland.de/fachpolitik/lohnuntergrenzen-2024

CIfA Deutschland: "Mitglied werden": https://cifa-deutschland.de/mitglieder/mitglied-werden

Erklärung "Unterstützung CIfA-Lohnuntergrenzen": https://s2survey.net/Lohnuntergrenzen/

 

7         Bürger und Archäologie & Citizen Science

7.1         Ideen und Vorschläge zur Stärkung des ehrenamtlichen Engagements gesucht (bis 30.9.)

Die Archäologie ist eine Disziplin, die seit ihrem Anbeginn besonders stark mit dem bürgerschaftlichen Ehrenamt und Citizen Science verknüpft ist. Aktuell sammelt das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) Ideen und Vorschläge, wie man das ehrenamtliche Engagement in Deutschland stärken kann. Ziel ist u. a., konkrete Maßnahmen zu formulieren. Auch Einzelpersonen können bis 30.9. an der Strategie mitwirken: Auf der Plattform www.zukunft-des-engagements.de können Sie Ihre Anregungen, Empfehlungen und Ideen hinterlassen. - Die Regierungsparteien hatten sich 2021 in ihrem Koalitionsvertrag das Ziel gesetzt, gemeinsam mit der Zivilgesellschaft eine neue Engagement-Strategie zu erarbeiten. Das BMFSFJ koordiniert und verantwortet den gesamten Erarbeitungsprozess innerhalb der Bundesregierung.

https://www.zukunft-des-engagements.de/

 

7.2         Sondengänger birgt seltene Regenbogenschüsselchen

Der Sondengänger Michael Schwaiger entdeckte im Herbst 2022 zwei Regenbogenschüsselchen aus dem 2. Jh. v. Chr. im Lkr. Landsberg am Lech (Bayern). Auf einer der Münzen ist ein Kreuz abgebildet, umrahmt von Arm- oder Halsringen. Nur drei solcher Münzen wurden bisher gefunden, nur bei dem von Schwaiger gemachten Fund ist der Fundort gesichert. Der Sondengänger schenkte die Münzen nun der Archäologischen Staatssammlung München, nachdem zuvor der Grundbesitzer seine Rechte an ihn abgetreten hatte. Ein Angebot, die Münzen an privat zu verkaufen, hatte Schwaiger abgelehnt.

"Sondengänger entdeckt keltische Goldmünze, die so noch nie gefunden wurde" (SZ, 4.8.): https://www.sueddeutsche.de/bayern/bayern-goldmuenzen-sonderngaenger-staatssammlung-kelten-1.6096688

 

7.3         Hitzewelle: Bitte Augen auf am Gletscher! Funde registrieren mit der App "IceWatcher"

Die Gletscher in den Alpen schmelzen rasant und sind mittlerweile vielerorts beinahe verschwunden. Dabei tauchen seit gut 20 Jahren aus dem Eis mitunter Jahrtausende alte Objekte auf – berühmtestes Beispiel ist der 5.300 Jahre alte "Ötzi". Die schweizerischen Kantonsarchäologien machen alle Wanderinnen und Wanderer sowie Alpinistinnen und Alpinisten auf die Möglichkeit aufmerksam, im Bereich abschmelzender Gletscher oder Firnfelder Funde zu entdecken, und sie bitten um Mithilfe. Seit 2021 können Entdeckungen mit der mobilen Anwendung IceWatcher im Kanton Wallis gemeldet werden. Laut Info des Graubündner Kantonsarchäologen Thomas Reitmeier an die DGUF beteiligen sich seit diesem Jahr auch andere Kantone bzw. Länder an der App. Die auf iOS und Android verfügbare (kostenlose) App erfasst das Objekt mittels Foto und Geolokalisierung und übermittelt alle Daten direkt an die archäologische Fachstelle. Damit kann die jeweilige Kantonsarchäologie die Relikte rasch beurteilen und geeignete Maßnahmen zu ihrer Bergung ergreifen.

App IceWatcher:

https://play.google.com/store/apps/details...

https://apps.apple.com/at/app/icewatcher/id1575465367

 

8         Ausstellungen und Museen

8.1         Aktuelles rund um Museen in den Medien

"Eintrittspreise in Museen: Lieb und zu teuer" (Monopol-Magazin, 10.8.): https://www.monopol-magazin.de/radio-eintrittspreise-museen-lieb-und-zu-teuer

 

8.2         "Ergebnisoffene Erzählung zum Mitdenken ": die Ausstellung "Cold Case: Tod eines Legionärs" (Museum und Park Kalkriese, bis 5.11.)

Die am 9.6. eröffnete Sonderausstellung im Museum Kalkriese präsentiert den im Sommer 2018 bei Ausgrabungen in Kalkriese entdeckten römischen Schienenpanzer. Es dürfte ehedem nicht hunderte, sondern zigtausende dieser "Lorica segmentata" genannten Panzer gegeben haben, doch das Stück aus Kalkriese ist das weltweit vollständigst erhaltene und zuverlässig rekonstruierbare Exemplar. Bisher kannte man solche Panzer vor allem aus antiken Darstellungen. Leihgaben u. a. aus Athen, Stockholm und Ribemont-sur-Ancre tragen dazu bei, den Fund in der Ausstellung zu erklären und in einen Kontext zu setzen. Eingangs erfährt der Besucher wie in einer Detektivgeschichte den in praxi mühsamen und langwierigen Weg vom ersten Summen des Metalldetektors, der Blockbergung, einem ersten CT usw. bis zur Ausstellung. Das zentrale Objekt wird zweifach kontextualisiert: archäologisch-befundorientiert, indem versucht wird, auch die Fundsituation drumherum darzustellen, erlebbar zu machen und zu deuten. Sodann archäologisch-typologisch, indem der Neufund aus Kalkriese mit ähnlichen und weniger ähnlichen Stücken vom mykenischen Dendra bis zum deutschen Infanteriepanzer aus dem Ersten Weltkrieg verglichen wird - einschließlich der sich am Kalkrieser Fund orientierenden Panzer-Replik aus der ersten Staffel der Netflix-Serie "Barbaren" (2020-22). Der Titel der Ausstellung "Cold case ..." verweist auf das Besondere dieser Ausstellung: Obwohl der Panzer als spektakuläres Fundstück für Macher wie Besucher den Anlass für die Ausstellung gibt, werden jenseits des Panzers im letzten Drittel der Ausstellung zwei z. T. auch spekulative Geschichten erzählt entlang der Frage, warum das Stück auf dem Schlachtfeld erhalten blieb. Statt spröder "Quellenkritik" hat das Ausstellungsteam versucht, wie in einer kriminalistischen Ermittlung die besondere Geschichte hinter der Tatsache der Fundüberlieferung zu rekonstruieren. Ganz einig wurde man sich im Team nicht, weshalb zwei gleicherweise mögliche Geschichten erzählt werden. Eine ergebnisoffene Erzählung, zum Mitdenken. Ergänzt wird die Ausstellung durch ein Programm an Vorträgen und Werkstattgesprächen, doch einen Ausstellungskatalog gibt es nicht - man könne der geplanten wiss. Publikation nicht vorgreifen. Für Interessierte gilt also: auf nach Kalkriese!

Ausstellungs-Website: https://www.kalkriese-varusschlacht.de/museum-park/ausstellungen/cold-case-tod-eines-legionaers.html

"Ausstellung: Indizien und Deutungen in Schau zu antikem Schienenpanzer" (ZEIT, 8.6.): https://www.zeit.de/news/2023-06/08/museum-zeigt-2000-jahre-alten-roemischen-schienenpanzer

"Römische Geschichte: Die letzte intakte Römerrüstung" (SZ, 9.6.): https://www.sueddeutsche.de/wissen/kalkriese-varusschlacht-schienenpanzer-lorica-1.5914336

"Geschichte - Archäologie: Weiches Eisen machte die Rüstung der Legionäre so gut" (WELT, 10.6.): https://www.welt.de/geschichte/article245738076/Kalkriese-Schienenpanzer-von-roemischem-Legionaer-als-archaeologische-Sensation.html

"Museum in Kalkriese zeigt Panzer eines römischen Soldaten" (NDR, 10.6., mit Video, 1:30 Min.): https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/osnabrueck_emsland/Museum-in-Kalkriese-zeigt-Panzer-eines-roemischen-Soldaten,aktuellosnabrueck9470.html

"Neue Ausstellung im Varusschlacht-Museum: Panzer schützen nicht" (TAZ, 18.6.): https://taz.de/Neue-Ausstellung-im-Varusschlacht-Museum/!5940528/

"Weiches Eisen machte die Rüstung der Legionäre so gut" (WELT, 22.6.): https://www.welt.de/geschichte/article245738076/Altes-Rom-Weiches-Eisen-machte-die-Ruestung-der-Legionaere-so-gut.html

 

8.3         Entsammeln mit Hilfe von Bürgerbeteiligung

"Ein Museum braucht nicht 20 Gehstöcke und 12 Spinnräder", sagt der Kulturverantwortliche von Langnau im schweizerischen Emmental. Das dortige Chüechlihus ist eines der größten Regionalmuseen der Schweiz, viele Objekte stammen aus Schenkungen. Also ist Entsammeln oder Deakzession unvermeidlich. So weit, so normal. Doch einzigartig ist, wie das geschieht: Das Haus lässt die Bevölkerung entscheiden, was es weggibt und was mit den Objekten geschieht. "Wir finden, die Emmentalerinnen und Emmentaler sollen mitbestimmen, was mit ihrem Kulturerbe geschieht", sagt Museumsleiterin Carmen Simon. Im sog. Objektrat sitzen neben der Vertretung aus Museum, Verwaltung und Politik auch fünf per Los bestimmte Bürger, auch Online-Abstimmungen gibt es. Ein ausführlicher Artikel erklärt den Prozess, lässt auch Kritiker zu Wort und beleuchtet bisherige Erfahrungen.

"Ein Museum 'entsammelt'" (Swiss Community, 11.8.): https://www.swisscommunity.org/de/news-medien/schweizer-revue/artikel/ein-museum-entsammelt

 

9         Und sonst …

9.1         PCI Archaeology zieht nach 2,5 Jahren eine erste Zwischenbilanz

Die 2016 gegründete Review-Plattform "Peer Community in ..." (PCI) mit ihrem 2020 aufgelegten Zweig PCI Archaeology und weiteren 15 Communities zieht eine Zwischenbilanz: Seit Gründung bis zum März 2023 hat PCI Archaeology 45 Einreichungen erhalten, die vor allem den Bereich Urgeschichte betreffen. Von den 43 zum Review angenommenen Aufsätzen erhielten 23 eine Empfehlung, 6 wurden abgelehnt und 14 sind noch im Review. 77 % der Reviewer verzichteten auf Anonymität. Die mittlere Verfahrensdauer liegt bei 52 Tagen. - Die Idee von PCI ist, zuvor auf einem Pre-Print-Server o. ä. publizierte Manuskripte einem seriösen, nicht anonymen Peer Review-Verfahren zu unterziehen. Die reviewten und ggf. überarbeiteten Manuskripte erhalten im Erfolgsfall von PCI eine Empfehlung "publikationswürdig". Danach verbleiben sie als nunmehr gereviewt auf dem Pre-Print-Server oder werden in einer wiss. Zeitschrift publiziert. Kern von PCI ist demnach das Angebot eines strengen, fairen und transparenten Review-Verfahrens. Als "PCI friendly journals" gelten Zeitschriften, die sich bereit erklärt haben, die bei PCI veröffentlichten Gutachten für ihre Qualitätssicherung zu berücksichtigen. Die Zeitschrift kann es bei den PCI-Gutachten belassen, sie kann auch zusätzliche eigene Review-Prozesse anschließen – einzige PCI-Bedingung ist, dass die PCI-Gutachten für die Frage Annahme/Ablehnung ebenfalls eine Rolle spielen. Die "Archäologischen Informationen der DGUF sind schon seit November 2020 "PCI friendly" (DGUF-Newsletter 30.11.2020 Punkt 1.1.). Bisher kam es aus thematischen Gründen allerdings noch zu keiner Publikation eines solchen Aufsatzes bei uns.

Queffelec, A., Maureille, B., Arzarello, M., Blasco, R., Crandell, O., Doyon, L., Halcrow, S., Karoune, E., Ruiz-Redondo, A., Van Peer, P. (2023). Peer Community in Archaeology: a community-driven free and transparent system for preprints peer-reviewing. Archeologia e Calcolatori 34(1): https://doi.org/10.19282/ac.34.1.2023.14

 

9.2         Reaktionen auf B. Jussen, "'Das Geschenk des Orest' – Eine Geschichte des nachrömischen Europa" (2023)

Der renommierte Mittelalter-Historiker Bernhard Jussen (Univ. Frankfurt) möchte mit seinem jüngsten Buch "Das Geschenk des Orest" das Mittelalter als Epochenbegriff abschaffen. Es gebe keinen Bruch, vielmehr eine durchgehende Kontinuität der Antike in "Lateineuropa". In seiner Rezension in der FAZ stellt Andreas Kilb den grundlegenden Gedankengang und die Argumentation von Jussen vor - und hat Zweifel. Der Historiker Jussen lege die Schriftzeugnisse auf Seite und argumentiere zentral mit Bildern und Objekten. Weder die Vorgehensweise noch die Beispiele überzeugen Kilb, es gebe jeweils zu viele Gegenbeispiele. "Auf diese Weise ist eine eminent lesenswerte und spannende Studie entstanden, die einiges über den Stand der heutigen Geschichtswissenschaft verrät", bilanziert Kilb. Eine weiterer Blick in die Feuilletons zeigt, dass das Buch Jussens in der Fachwelt Zustimmung findet (Schneidmüller in der WELT), aber auch erhebliche Zweifel an seiner zentralen These.

Andreas Kilb: "Buch über Epochenbruch : Gab es Europas Mittelalter?" (FAZ, 23.7.): https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/sachbuch/bernhard-jussens-buch-das-geschenk-des-orest-19039927.html

Bernhard Jussen (2023). "Das Geschenk des Orest". Eine Geschichte des nachrömischen Europa 526–1535. München: Beck. https://www.chbeck.de/jussen-geschenk-orest/product/33201990

Clemens Klünemann: "Das Römische Reich ist nie untergegangen: Der Historiker Bernhard Jussen rüttelt an scheinbaren Gewissheiten der Geschichtsschreibung" (NZZ, 4.7.): https://www.nzz.ch/feuilleton/geschichte-roemisches-reich-ist-nie-untergegangen-ld.1744472

Bernd Schneidmüller: "Warum wir nicht mehr 'Mittelalter' sagen sollen" (WELT, 17.7.): https://www.welt.de/kultur/plus246000648/Geschichte-Warum-wir-nicht-mehr-Mittelalter-sagen-sollen.html (Bezahlschranke)

Arno Orzessek: "Buchkritik – 'Das Geschenk des Orest' von Bernhard Jussen. (Deutschlandfunk Kultur, 22.5.; Audio, 7:48 Min.): https://www.deutschlandfunkkultur.de/buchkritik-das-geschenk-des-orest-von-bernhard-jussen-dlf-kultur-2d3ec477-100.html

 

9.3         Lesenswerte Intervention aus der Geschichtswissenschaft: "Für die Befreiung der Geschichte aus dem Elfenbeinturm"

Ein Meinungsbeitrag der Post-Doc- und #IchBinHanna-Historikerin Anne-Christin Klotz bei L.I.S.A. über den Zustand der deutschen Geschichtswissenschaft findet aktuell rege Resonanz und Zustimmung in den Social Media. Tenor der Kommentare: "genau so ist es" und "das müssen wir ändern". Klotz beschreibt die deutschen Geschichtswissenschaft und ihre Fachgesellschaft, den Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands (VHD) als weiterhin stark Professoren-orientiert, hierarchisch, nachwuchs- und innovationsfeindlich. Die deutschen Geschichtswissenschaften kreisten weiterhin vor allem um sich selbst und die Academia, eine Wirkung nach außen in die Gesellschaft hinein sei weder gegeben noch - jenseits der üblichen Lippenbekenntnisse - wirklich gewollt. "Eine lesenswerte Intervention", kommentiert DGUF-Vorstand Frank Siegmund, "weil sie ein der Archäologie nahes Fach beschreibt, und man im Text dennoch nicht einfach 'Geschichte' durch 'Archäologie' ersetzen kann und treffende Aussagen erhält. Vielmehr zeigt der Vergleich, dass in der Ur- und Frühgeschichtsforschung und -organsisation Deutschlands manches zwar ähnlich, vieles jedoch anders und besser ist."

Anne-Christin-Klotz: "Mehr als Wissenschaft. Für die Befreiung der Geschichte aus dem Elfenbeinturm" (L.I.S.A., 10.8.): https://lisa.gerda-henkel-stiftung.de/visiongeschichte_klotz

 

9.4         ROCEEH Out of Africa Database (ROAD): Umfassende Open-Access-Forschungsdatenbank für Studien zur menschlichen Evolution

2.400 Fundstätten und 24.000 Fundinventare aus mehr als 100 Kulturen aus der Zeit vor drei Millionen bis 20.000 Jahren lassen sich über die neue Datenbank abrufen. Damit sei ROAD eine der größten digitalen Datensammlungen zu Archäologie, Anthropologie, Paläontologie und Botanik, sagt der Archäologe Andrew Kandel (Universität Tübingen). Sie verknüpft Informationen zu kulturellen Fundstücken und menschlichen, tierischen sowie pflanzlichen Fossilien, die in den vergangenen 150 Jahren entdeckt und erforscht wurden, und ordnet diese geografisch und chronologisch ein. Seit 2008 werden die Daten zusammengetragen. Die englischsprachige Sammlung steht kostenlos und frei zur Verfügung.

"Datenbank mit 2.400 prähistorischen Fundstätten" (Universität Tübingen, 4.8.): https://uni-tuebingen.de/universitaet/aktuelles-und-publikationen/pressemitteilungen/newsfullview-pressemitteilungen/article/datenbank-mit-2400-praehistorischen-fundstaetten/

Kandel AW, Sommer C, Kanaeva Z, Bolus M, Bruch AA, Groth C, et al. (2023): The ROCEEH Out of Africa Database (ROAD): A large-scale research database serves as an indispensable tool for human evolutionary studies. PLoS ONE 18(8): e0289513. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0289513

ROAD: https://www.roceeh.uni-tuebingen.de/roadweb/

 


 

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