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DGUF Newsletter Nr. 112 vom 12.09.2022

DGUF Newsletter Nr. 112 vom 12.09.2022

 

DGUF Newsletter

vom 12. September 2022

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Inhalt

1  DGUF-Nachrichten

1.1  Neu: DGUF vorschlagsberechtigt für die Wahlen zu den Fachkollegien der DFG

1.2  DGUF gründet Arbeitskreis "Professorium"

1.3  Strategien für Kampagnen in der Archäologie: Erfolgreiche DGUF-Session auf der EAA 2022 in Budapest

1.4  DGUF beim Roundtable "Becoming a published archaeologist" (EAA-Tagung 2022 Budapest)

1.5  Unter den DGUF-Rezensionsangeboten: Elle Clifford und Paul Bahn: Everyday Life in the Ice Age. A New Study of Our Ancestors

2  Tagungen und Veranstaltungen

2.1  "Scales of Social, Environmental and Cultural Change in Past" (Kiel, 13.-18.3.; CfP bis 15.10.)

2.2  CIfA's Innovation Festival (Online, 10.-14.10.)

2.3  Rencontre autour du paysage funéraire de la Préhistoire à l’Antiquité - 14e rencontre du Gaaf (Dijon, 12-14.3.2023; CfP bis 15.10.2022)

2.4  Human agency and social challenges: re-centering social change in archaeology (Bergen, 15.-17.9.)

2.5  CAA Joint Chapter Meeting: German / Netherlands / Flanders (Köln, 5.-7.10.)

2.6  Kolloquium "Die provinzialrömische Gesellschaft im Fokus – Formen des Zusammenlebens und der Abgrenzung in den Westprovinzen Roms" (Bern, 17.-18.3.; CfP bis 15.9.)

3  Forschung

3.1  Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"

3.2  Aktuelle Ausgrabungen und Forschung in den Medien

3.3  Gemeinsamkeiten in der Keramik und Übereinstimmungen im Hausbau der frühesten Fundstellen de Milanovce-Phase in Österreich und Deutschland

3.4  Ernährung im 1. Jahrtausend n. Chr. europaweit untersucht

3.5  Bronzezeit: Fieldschool an der archäologische Stätte im Tollensetal

3.6  Neue Datierungsmethode "Temporal Population Structure" (TPS)

4  Archäoinformatik

4.1  DFG goes 3D - DFG-Viewer ist online

4.2  Quarto - nicht das Brettspiel, sondern die Software

4.3  Sebastian Hageneuer empfiehlt Lehrbuch ABMA - Agent based modelling for archaeology

4.4  Im Open Access: "Python für Historiker:innen"

5  Kulturgutschutz

5.1  Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien

5.2  Neuer ARD-Podcast "Akte: Raubkunst?"

5.3  Harald Schulze zu Bénédicte Savoy: Afrikas Kampf um seine Kunst

6  Beruf Archäologie

6.1  RGZM übernimmt Leitung des "Zentrums für Baltische und Skandinavische Archäologie" (ZBSA) in Schleswig

6.2  Sie planen einen Drittmittelantrag? Lohnt sich das überhaupt?

6.3  Wie sieht das Berufsbild eines Welterbe-Managers aus?

6.4  Archäologin Valeska Becker, das WissZeitVG und #IchBinHanna

6.5  Tübinger Paläoanthropologin Katerina Harvati in Leopoldina gewählt

6.6  Barbara-Scholkmann-Preis für Historische Archäologie für Katja Grüneberg-Wehner und Luisa Radohs

6.7  Ausschreibung von zwei Studienpreisen für Arbeiten zu Niedersachsen

7  Berufsverband

7.1  Aufruf an alle deutschsprachigen akkreditierten CIfA-Mitglieder

7.2  Deutsche Ägyptologie gründet Berufsverband

8  Open Access & Open Data

8.1  Retrodigitalisierung der Offa begonnen

9  Bürger und Archäologie & Citizen Science

9.1  Bayern führt Schatzregal ein

10     Ausstellungen und Museen

10.1      Aktuelles rund um Museen in den Medien

11     Und sonst …

11.1      Über Freundschaft, Archäologie und das, was von Menschen übrig bleibt: Hohe Auszeichnung für Graphic Novel "Pfostenloch"

11.2      Globale Hitzebeauftragte will Athener Aquädukt des römischen Kaisers Hadrian (2. Jh. n. Chr.) reaktivieren

11.3      Was versteht man unter immateriellem kulturellen Erbe?

11.4      OeAI Digital Asset Management System mit 10.000 gemeinfreien Bildern online

 

1         DGUF-Nachrichten

1.1        Neu: DGUF vorschlagsberechtigt für die Wahlen zu den Fachkollegien der DFG

Der aktuelle Weg von üblichen Anträgen auf Forschungsförderung an die DFG verläuft so: Die zuständige Geschäftsstelle der DFG bitten zwei geeignete Expertinnen bzw. Experten um ein wissenschaftliches Gutachten über den Antrag, danach gehen der Antrag und diese beide Gutachten zur Begutachtung an das zuständige Fachkollegium, das diese Unterlagen bewertet und die beantragten Projekte priorisiert. Diese Bewertung und Priorisierung durch die Fachkollegien geht dann innerhalb der DFG "nach oben" zur Letztentscheidung. In der Praxis haben die Fachkollegien in diesem Gefüge eine zentrale Entscheidungsfunktion inne. Die Fachkollegien wiederum werden durch alle antragsberechtigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (vorwiegend Unis und Forschungsinstitutionen) auf jeweils vier Jahre gewählt, wobei die Nominierung der Kandidaten auf Vorschlag von Wissenschaftsorganisationen und Universitäten erfolgt. Neu hat die DGUF nun auf ihren Antrag hin vom Senat der DFG ein autonomes Vorschlagsrecht für die DFG-Fachkollegien-Wahl zugesprochen bekommen - zuvor übte sie es als eine von Vielen innerhalb des DVA aus. Das Themenfeld UFG und AMANZ ressortiert bei der DFG im Fachkollegium "1.11 Alte Kulturen", innerhalb dessen das Thema "Ur- und Frühgeschichte (weltweit)" ab 2023 mit vier Gutachtern vertreten ist. Die DGUF kann also zur nächsten Wahl im Oktober 2023 bis zu vier ihr geeignet erscheinende Kollegiaten benennen.

Die Fachkollegien der DFG: https://www.dfg.de/dfg_profil/gremien/fachkollegien/index.html

 

1.2        DGUF gründet Arbeitskreis "Professorium"

Im Hinblick auf die Nominierung von Kandidaten für das DFG-Fachkollegium "Alte Kulturen" (siehe Punkt 1.1.) hat die DGUF im August neu den Arbeitskreis "Professorium" gegründet. Dieser Arbeitskreis berät und unterstützt den DGUF-Vorstand zu universitäts- und forschungsbezogenen Fragen und Projekten der DGUF. Insbesondere wirkt er an der Erarbeitung der Vorschlagsliste der DGUF für die jeweiligen Wahlen zu den Fachkollegien der DFG mit. Der Arbeitskreis umfasst Personen, nicht Institutionen. Mitglied werden können alle vorwiegend in Deutschland tätigen Professorinnen, Professoren und Habilitierte mit einer Venia legendi im Themenfeld UFG oder AMANZ, die persönliches DGUF-Mitglied sind. Über die Aufnahme eines Mitgliedes in den Arbeitskreis entscheidet der Vorstand. Das erste Projekt des AK im September/Oktober 2022 ist es, über Vorschläge für Kandidaturen zu beraten und – so möglich – eine Konsensliste der DGUF zu erstellen. Bei diesem Projekt können wg. Transparenz und ev. Interessenkonflikten Funktionsträger anderer vorschlagsberechtigter Gesellschaften nicht mitwirken. Eine Mitwirkung in diesem AK schließt eine spätere Nominierung für die Wahl zum DFG-Fachkollegium durch die DGUF nicht aus. Der DGUF-Vorstand lädt alle an einer Mitwirkung interessierten Mitglieder aus dem o. g. Personenkreis, die die nötige Zeit aufwenden wollen und können, herzlich ein, sich mit einer formlosen Willensbekundung an vorstand@dguf.de zu wenden.

 

1.3        Strategien für Kampagnen in der Archäologie: Erfolgreiche DGUF-Session auf der EAA 2022 in Budapest

Die von den DGUF-Vorständen Frank Siegmund und Diane Scherzler zusammen mit Gerry Wait (GWHeritage) und Lorenc Bejko (Univ. Tirana) am 2.9. auf der EAA-Tagung 2022 in Budapest organisierte Session "Campaigning strategies for archaeology and cultural heritage – principles, strategies, and practical experiences" war erfolgreich und löste rege Diskussionen aus. In insgesamt neun Vorträgen erfolgte international ein Rückblick auf Kampagnen, die für die Archäologie durchgeführt worden waren. Kampagnen, die inhaltlich, in ihren Adressaten und in ihren angewandten Mitteln teils sehr verwandt und teils ganz unterschiedlich waren. Diese Zusammenschau ermöglichte es, in den Vorträgen und Diskussionen den Blick dafür zu schärfen, wann und warum Kampagnen erfolgreich sind, oder eben nicht erfolgreich sind. Gemeinsam bilanzierten alle Vortragenden und das Publikum der Session: Eine erfolgreiche Kampagne kostet viel Schweiß und sollte nie "ad hoc" begonnen werden, sondern bedarf sorgfältiger und langwieriger struktureller Arbeiten im Vorfeld. Es ist geplant, die Vorträge gebündelt in den "Archäologischen Informationen" zu publizieren.

Die Abstracts der Session #102 findet man im "Abstract Book" der EAA 2022 auf S. 100 ff. über diese EAA-Site: https://www.e-a-a.org/EAA2022/Programme.aspx?Program=3

Tweets zur Session am 2.9. auf dem Twitter-Kanal der DGUF, Hashtags #s102 und #EAA2022: https://twitter.com/DGUF1969

 

1.4        DGUF beim Roundtable "Becoming a published archaeologist" (EAA-Tagung 2022 Budapest)

Die Gruppe "EAA’s Early Career Archaeologists", die sich mit verschiedenen Aktionen gerade an junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Europa wendet und sie in ihren ersten Berufsschritten unterstützt, veranstaltete während der EAA-Jahrestagung in Budapest ein "Roundtable" zum Thema wissenschaftliches Publizieren. Wie geht das eigentlich? Wie findet man die passende Zeitschrift, wie funktioniert das Peer Review, und wie überlebt man diesen Prozess erfolgreich?, usw. Dazu hatten die Organisatoren rund um Moderatorin Catherine J. Frieman (Australian National University) ein Podium mit Herausgebern wichtiger europäischer Zeitschriften zusammengestellt, die dem Auditorium Rede und Antwort gaben zu den drängenden Fragen. Neben den Herausgebern von u. a. "Antiquity", "Journal of World Prehistory", "Germania" und "European Journal of Archaeology" war auch der Leitende Herausgeber der DGUF-Schriftenreihen Frank Siegmund aufs Podium eingeladen, um seine Erfahrungen und seinen Rat aus Sicht einer erfolgreichen Platinum-Open-Access-Zeitschrift und Monografienreihe einzubringen. Die zweistündige Veranstaltung war gut besucht, Fragen wurden intensiv debattiert, viele "Nachwuchs"-Wissenschaftlerinnen bedankten sich hinterher auch persönlich bei den Podiumsteilnehmerinnen und -teilnehmer für wertvolle Einsichten.

Das Abstract findet sich unter #s17 im "Abstract Book" der EAA 2022,

hier: https://www.e-a-a.org/EAA2022/Programme.aspx?Program=3#Program

Tweets zum Roundtable am 2.9. auf dem Twitter-Kanal der DGUF, Hashtags #s017 und #EAA2022: https://twitter.com/DGUF1969

 

1.5        Unter den DGUF-Rezensionsangeboten: Elle Clifford und Paul Bahn: Everyday Life in the Ice Age. A New Study of Our Ancestors

Unter den zahlreichen Publikationen, welche die Herausgeber der "Archäologischen Informationen" zur Rezension ausschreiben, sei diesmal ein im Juli bei Archaeopress erscheinendes Buch der Sozial- und Entwicklungspsychologin sowie Prähistorikerin Elle Clifford und des Archäologen und Schriftstellers Paul Bahn hervorgehoben. Aus dem Klappentext von "Everyday Life in the Ice Age. A New Study of Our Ancestors": "One of the most common questions asked by visitors to Europe's decorated caves is 'What was life like for these people?' No previous book has ever managed to answer this question, and most studies of the period are aimed entirely at academics, tending to focus on tool-types rather than what the tools were used for. Women and children are almost invisible in these studies. The book examines all aspects of the lives of biologically modern humans in Europe from about 40,000 to 12,000 years ago, the period known as the Last Ice Age, a time of radical change in climate and environment. It explores how people were able to cope with and adapt to the often rapid alterations in their circumstances. Elle Clifford's background in Social Psychology brings important insights into aspects of the past which are never normally discussed – domestic and family life, pregnancy and child-rearing, and care of the sick and elderly. The book is aimed not only at students and specialists, but also and especially the interested public". Wenn Sie Interesse an einer Rezension haben, richten Sie bitte Ihre Anfrage mit Ihrer vollständigen Postanschrift sowie einer kurzen Begründung, weshalb Sie dieses Werk besprechen wollen, an: editor@dguf.de.

Alle Rezensionsangebote der "Archäologischen Informationen" mit weiteren Informationen zu Modalitäten und Ablauf: https://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/publikationen/AI/dguf-dok_arch-inf_rezensionsangebote.pdf

Elle Clifford and Paul Bahn: Everyday Life in the Ice Age. A New Study of Our Ancestors. 308 pages with 175 col. fig. July 2022. https://www.archaeopress.com/Archaeopress/Products/9781803272580

 

2         Tagungen und Veranstaltungen

2.1        "Scales of Social, Environmental and Cultural Change in Past" (Kiel, 13.-18.3.; CfP bis 15.10.)

During the four-day conference at Kiel University, 38 sessions will be offered, which arise from different aspects of the overarching research questions of the Collaborative Research Centre 1266 "Scales of Transformation" and the Cluster of Excellence ROOTS. Researchers from all disciplines dealing with these topics are invited to submit abstracts for talks or posters. Contributions with an interdisciplinary perspective are particularly welcome, as are talks or posters that link past social and/or environmental challenges and transformation processes to current ones. We strongly encourage doctoral students to submit abstracts.

https://www.cluster-roots.uni-kiel.de/en/fieldwork-and-activities/call-for-papers-kiel-conference-2023-2014-201cscales-of-social-environmental-and-cultural-change-in-past201d

 

2.2        CIfA's Innovation Festival (Online, 10.-14.10.)

This fully digital event aims to provide the opportunity to showcase the innovative practices and approaches being undertaken across the historic environment sector, whilst tabling for wider discussion some of the identified barriers and challenges to implementing innovation in archaeological research. CIfA's week-long virtual festival will comprise a mix of short sessions each day including presentations, workshops, virtual experiences, opportunities for open discussion, poster galleries, CPD (Continuing Professional Development) and knowledge transfer. Areas the organizers are exploring include academic research, public benefit, working practices and innovative approaches.

https://www.archaeologists.net/innovation-festival

 

2.3        Rencontre autour du paysage funéraire de la Préhistoire à l’Antiquité - 14e rencontre du Gaaf (Dijon, 12-14.3.2023; CfP bis 15.10.2022)

Wiekönnen wir uns eine Landschaft der Bestattungen, die Grablandschaft vorstellen? Selbstverständlich gibt es Aspekte von Natur und Sozialem, auch eine ökologische Dimension. Die Beiträge, um welche die Organisatoren bitten, betreffen sowohl methodische und thematische wie auch auch chronologische Ansätze. Vortragsvorschläge sind aus der Archäologie, Anthropologie, Paläo-Umweltwissenschaften, Genetik, Geophysik und LiDAR etc. erbeten. Themen des Kolloquiums 1. Methoden zur Wiederherstellung der natürlichen und anthropogenen Elemente von Grabstätten (schriftliche Quellen, Paläoumwelt, Prospektion usw.). 2: Innere Landschaft der "Nekropole": Grammatik der sozialen, symbolischen und technischen Nutzung von Grabstätten. 3: Bestattungsorte/-landschaften und -territorium: Sichtbarkeit, Rolle, Netzwerk.

https://www.gaaf-asso.fr/rencontres/rencontre-autour-du-paysage-funeraire-de-la-prehistoire-a-lantiquite/

 

2.4        Human agency and social challenges: re-centering social change in archaeology (Bergen, 15.-17.9.)

Wie verändern sich Gesellschaften? Welche Rolle spielen soziale Beziehungen und Beschlüsse? Werden Veränderungen vor allem von externen und schwer vorhersehbaren Faktoren, etwa Klimakrisen, angetrieben, oder sollten wir sie vor allem als Ergebnisse vieler kleiner Entscheidungen verstehen, die im Wechselspiel zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Akteuren angesiedelt sind? Diese internationale Konferenz im norwegischen Bergen bietet eine Plattform für Archäologen jedweder theoretischen Couleur, diese Fragen gemeinsam zu diskutieren. Vier Themenblöcke sind angesetzt: Resilienz und Anpassung; Entwicklungen von/zu sozialer Ungleichheit; Schnelle Veränderungen; Analytische Betrachtungsebenen. Die Registrierung endet am 30.8.

Nähere Infos und Registrierung: https://www.uib.no/en/rg/materiality/145610/human-agency-and-global-challenges-re-centering-social-change-archaeology

 

2.5        CAA Joint Chapter Meeting: German / Netherlands / Flanders (Köln, 5.-7.10.)

Das gemeinsame Treffen der drei nationalen CAA-Gruppen Deutschland, Niederlande und Flandern bietet ein anspruchsvolles und attraktives Tagungsprogramm, das nun online verfügbar ist. Eine Teilnahme ist nur nach Registrierung möglich, die Registrierungsfrist endet am 23.9.

Tagungswebsite: https://caa-de2022.uni-koeln.de/

 

2.6        Kolloquium "Die provinzialrömische Gesellschaft im Fokus – Formen des Zusammenlebens und der Abgrenzung in den Westprovinzen Roms" (Bern, 17.-18.3.; CfP bis 15.9.)

Das von der AG für die provinzialrömische Forschung in der Schweiz organisierte Kolloquium will Zugänge, Aspekte und Interpretationen zum Zusammenleben und zur Abgrenzung von verschiedenen Gruppierungen in den Provinzen Roms erforschen, analysieren und vergleichen. Ziel ist, so die Veranstalter, aus archäologischer Sicht ein differenziertes Bild zu den sozialen Netzwerken und zum sozialen Handeln in römischer Zeit zu gewinnen. Darüber hinaus werde angestrebt die gesellschaftliche Zusammensetzung und den sozialen Wandel vor, während und nach der römischen Epoche in den Provinzen im Detail präziser zu fassen. Drei Sektionen thematisieren die Schlüssel-Aspekte: 1. Organisation von Regionen und Territorien; 2. Gemeinschaften innerhalb von städtischen und ländlichen Siedlungen und 3. Individuen und ihre Beziehungen. Vorträge in Französisch, Italienisch, Deutsch oder Englisch sind willkommen, Vorschläge bis 15.9. erbeten.

https://ager.hypotheses.org/3199

 

3         Forschung

3.1        Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"

Maier, A. (2022). Rezension zu: Stolz, Chr. & Miller, Chr. E. (Hrsg.) (2022). Geoarchäologie. Berlin: Springer Spektrum. Archäologische Informationen 45, Early View, online publiziert 10. Aug. 2022.

Zerres, J. (2022). Rezension zu: Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz: Landesmuseum Mainz (Hrsg.). (2022) Die große Mainzer Jupitersäule. Archäologie, Geschichte und Restaurierung. Bearb. v. Ellen Riemer. Oppenheim a. Rhein: Nünnerich-Asmus Verlag & Media. Archäologische Informationen 45, Early View, online publiziert 8. Aug. 2022.

Kotova, N., Minnich, A., Lüning, J. & Stadler, P. (2022). Brunn 3 and Schwanfeld. Common features in the ceramics and housebuilding of the earliest Milanovce phase sites in Austria and Germany. Archäologische Informationen 45, Early View, published online 29 July 2022.

Keller, Chr. (2022). Rezension zu: Nieuwhof, A. (ed.). (2020). The Excavations at Wijnaldum Volume 2: Handmade and Wheel-thrown Pottery of the first Millennium AD. (Groningen Archaeological Studies, 38). Groningen: University of Groningen, Groningen Institut of Archaeology & Barkhuis Publishing. Archäologische Informationen 45, Early View, online publiziert 22. Juli 2022.

Löhlein, W. (2022). Die Bilder des bronzenen Sofas aus dem Prunkgrab von Hochdorf (Baden-Württemberg) – Ausdruck eines analogischen Weltverständnisses? Archäologische Informationen 45, Early View, online publiziert 20. Juli 2022.

Bunnefeld, J.-H. (2022). Rezension zu: Visser, M. (2021). A completely normal practice. The emergence of selective metalwork deposition in Denmark, north-west Germany, and the Netherlands between 2350-1500 BC. Leiden: Sidestone. Archäologische Informationen 45, Early View, online publiziert 19. Juli 2022.

Ickerodt, U. (2022). Anmerkungen zum Beitrag "Nutzung und Publikationsrechte an Grabungsdokumentationen – eine Übersicht zu den Regelungen der Denkmalpflegeämter in Deutschland": Die fehlende schleswig-holsteinische Perspektive. Archäologische Informationen 45, Early View, online publiziert 7. Juli 2022.

https://www.dguf.de/early-views

 

3.2        Aktuelle Ausgrabungen und Forschung in den Medien

"Archaeologists find 1,000-year-old Maya settlement in central Belize" (Heritage Daily, 10.9.): https://www.heritagedaily.com/2022/09/archaeologists-find-1000-year-old-maya-settlement-in-central-belize/144626

"1,8 Millionen Jahre alter Zahn in Georgien gefunden" (Spiegel, 9.9.): https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/archaeologie-1-8-millionen-jahre-alter-zahn-von-fruehmenschen-in-georgien-gefunden-a-d51639ba-030f-4112-8b8e-45d56f5a0829

31.000 Jahre alt: "Stone Age skeleton missing foot may show oldest amputation" (Phys.org, 7.9.): https://phys.org/news/2022-09-stone-age-skeleton-foot-oldest.html und Maloney, T.R., Dilkes-Hall, I.E., Vlok, M. et al. Surgical amputation of a limb 31,000 years ago in Borneo. Nature (2022). https://doi.org/10.1038/s41586-022-05160-8

"Was Fossilien über die Kreuzung früher Menschen verraten. Forscherinnen vom Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment an der Universität Tübingen und der Universität Kapstadt analysieren, wie sich Hybridisierung auf das Skelett auswirkte" (Universität Tübingen, 5.9.): https://uni-tuebingen.de/universitaet/aktuelles-und-publikationen/pressemitteilungen/newsfullview-pressemitteilungen/article/was-fossilien-ueber-die-kreuzung-frueher-menschen-verraten/

"Oxford archaeologists discover monumental evidence of prehistoric hunting across Arabian desert" (University of Oxford, 2.9.): https://www.ox.ac.uk/news/2022-09-02-oxford-archaeologists-discover-monumental-evidence-prehistoric-hunting-across

"Wie ein vergessener Nilarm den Bau der Pyramiden möglich machte. Bis heute rätseln Ägyptologen, wie die Pyramiden von Gizeh entstanden sind. Nun kamen Wissenschaftler einen Schritt weiter – und einem versandeten Nilarm auf die Spur" (Spiegel, 1.9.): https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/aegypten-wie-ein-vergessener-nilarm-den-bau-der-pyramiden-moeglich-machte-a-5cf5b428-615a-494b-9989-243767b52f72

"Archäologie und Sexualität: Hat ein Skelett ein Geschlecht?" (FAZ, 27.7.): https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/archaeologie-und-sexualitaet-hat-ein-skelett-ein-geschlecht-18200544.html

"Traces of permanent settlement dating back over 9,000 years discovered in central Türkiye. Archeologists unearth traces of permanent settlement dating back at least 9,300 years in excavation at Sircalitepe Mound in Nigde province" (The Anadolu Agency, 26.8.): https://www.aa.com.tr/en/turkiye/traces-of-permanent-settlement-dating-back-over-9-000-years-discovered-in-central-turkiye/2670197

"Der 'Southern Arc' und seine bewegte genetische Geschichte. Eine umfassende paläogenetische Studie gibt Einblick in Migrationsmuster, die Ausbreitung der Landwirtschaft und die Sprachentwicklung vom Kaukasus über Vorderasien nach Südeuropa von der frühen Kupferzeit bis ins Spätmittelalter" (Universität Wien, 25.8.): https://medienportal.univie.ac.at/media/aktuelle-pressemeldungen/detailansicht/artikel/der-southern-arc-und-seine-bewegte-genetische-geschichte/

"Restaurierungen im Abydos- und Kanak-Tempel" (Selket's Blog, 24.8.): https://blog.selket.de/aus-der-archaeologie/restaurierungen-im-abydos-und-kanak-tempel

"Ancient tooth DNA reveals how ‘cold sore’ herpes virus has evolved. Teeth from long-dead people and animals are divulging the history of modern pathogens" (Nature News, 23.8.): https://www.nature.com/articles/d41586-022-02246-1

"Study of Ancient Skulls Sheds Light on Human Interbreeding With Neandertals" (North Carolina State University, 23.8.): https://news.ncsu.edu/2022/08/human-interbreeding-with-neandertals/

Româneşti (Rumänien): "How the first modern humans lived in Europe" (Leiden Archaeology, 23.8.): https://www.leidenarchaeologyblog.nl/articles/how-the-first-modern-humans-lived-in-europe und "Archaeological excavations in Romania show life of earliest modern humans in Europe" (Leiden University, 23.8.): https://www.universiteitleiden.nl/en/news/2022/08/archaeological-excavations-in-romania-show-life-of-earliest-modern-humans-in-europe

"Analysis of everyday tools challenges long-held ideas about what drove major changes in ancient Greek society" (McMaster University, 23.8.): https://www.eurekalert.org/news-releases/962626

"New research shows Louisiana State University campus mounds as the oldest known man-made structures in North America" (Louisiana State University, 22.8.): https://www.eurekalert.org/news-releases/962497

"Das Geheimnis der Knochen von Waterloo. Seit Jahren rätseln Experten, wohin die Überreste Zehntausender Waterloo-Gefallener verschwunden sind. Nun haben Forscher eine Antwort. Die Toten wurden wohl für einen damals boomenden Industriezweig verwertet" (Spiegel, 20.8.): https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/archaeologie-das-geheimnis-der-knochen-von-waterloo-a-e861da56-336a-4773-9317-bcbb36f1faa9

Cambridge: "Medieval monks were 'riddled with worms', study finds" (University of Cambridge, 19.8.): https://www.cam.ac.uk/research/news/medieval-monks-were-riddled-with-worms-study-finds

"Hühnerknochen und Schneckenhäuser helfen Archäologie bei genauerer Datierung. Kombinierte Analyseverfahren ermöglichen zeitliche Einordnung archäologischer Funde bis hin zur Jahreszeit – Archäologen-Team aus Münster und Tel Aviv datiert Hasmonäer-Feldzug im 2. Jahrhundert v. Chr. mit Überresten von saisonalem Essen" (Universität Münster, 18.8.): https://www.uni-muenster.de/Religion-und-Politik/aktuelles/2022/PM_Huehnerknochen_und_Schneckenhauser.html

"The ‘Biblical Origins’ of the Etruscans in the 16th Century CE and Their Impact on European Politics" (ASOR, 18.8.): https://www.asor.org/anetoday/2022/08/biblical-origins-etruscans

"Berlin's Medieval Origins. In the midst of modern construction, archaeologists search for evidence of the city’s earliest days" (Archaeology, 22.8.): https://www.archaeology.org/issues/484-2209/letter-from/10782-berlin-medieval-origins

"Antike Bronzen von Riace: Waren sie auf dem Weg nach Byzanz?" (FAZ, 16.8.): https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kunst-und-architektur/ueber-die-antiken-bronzen-von-riace-18245971.html?GEPC=s2

"Stadtarchäologie: Das römische Augsburg ist ein Puzzle für Jahrhunderte" (FAZ, 14.8.): https://www.faz.net/aktuell/wissen/archaeologie-altertum/das-roemische-augsburg-ist-ein-puzzle-fuer-jahrhunderte-18221353.html

Orkney-Inseln: "Dig Diary – A timber building beneath Structure Five?" (The Ness of Brodgar, 8.8.): https://www.nessofbrodgar.co.uk/dig-diary-a-timber-building-beneath-structure-five/

Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg: "Archäologie - Massengrab mit deutschen Soldaten in den USA entdeckt" (Süddeutsche, 8.8.): https://www.sueddeutsche.de/wissen/massengrab-archaeologie-amerikanischer-unabhaengigkeitskrieg-1.5635866

"Activist archaeologists looking to 'break the binary' baffle academics" (Heritage Tribune, 3.8.): https://heritagetribune.eu/europe/activist-archaeologists-looking-to-break-the-binary-baffle-academics

"Vögel bereicherten den Speiseplan der Neandertaler. Schlachtspuren auf Knochenfragmenten aus dem Hohle Fels geben Auskunft über das Leben vor 65.000 Jahren" (Universität Tübingen, 2.8.): https://uni-tuebingen.de/universitaet/aktuelles-und-publikationen/pressemitteilungen/archiv/archivfullview-pressemitteilungen/article/voegel-bereicherten-den-speiseplan-der-neandertaler/

"Die ersten Bauern tranken Milch, obwohl sie sie schlecht vertrugen. Erst Hungersnöte führten dazu, dass die Menschen Milchzucker verdauen konnten. Wissenschafter haben rekonstruiert, wie sich die Fähigkeit zur Verdauung von Laktose entwickelt hat. Sie stützen sich dabei auf Rückstände in Tongefässen und Gendatenbanken" (NZZ, 27.7.): https://www.nzz.ch/wissenschaft/archaeologie-laktoseintoleranz-verschwand-durch-hungersnoete-ld.1695194

"Ethnoarchaeology in Cyprus" (ASOR, 21.7.): https://www.asor.org/anetoday/2022/07/ethnoarchaeology-cyprus

"Gräber und Grubenhäuser – Neue Einblicke ins römisch-frühmittelalterliche Zizers" (Kanton Graubünden, 20.7.): https://www.gr.ch/DE/Medien/Mitteilungen/MMStaka/2022/Seiten/2022072001.aspx

"Ice age children frolicked in 'giant sloth puddles' 11,000 years ago, footprints reveal. 'All kids like to play with muddy puddles'" (Live Science, 25.7.): https://www.livescience.com/ice-age-children-splash-sloth-footprints

"Palaeolithic people created art by firelight, new study suggests. The research focused on a collection of 50 limestone plaquettes from the rock-shelter site of Montastruc in southern France, which was occupied in the Magdalenian period (23,000-14,000 years ago)" (The Past, 15.7.): https://the-past.com/news/palaeolithic-people-created-art-by-firelight-new-study-suggests/

Atapuerca in Spanien: "Forscher entdecken 'Gesicht des ersten Europäers'. Wurde Europa deutlich früher von aufrecht gehenden Menschen besiedelt als bisher angenommen? Spanische Forscher sind nach der Entdeckung eines Fossils überzeugt: Die Knochen sollen dem Ureuropäer gehören" (Spiegel, 10.7.): https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/spanien-forscher-entdecken-in-atapuerca-gesicht-des-ersten-europaeers-a-44e9b17c-1bfe-4298-baf6-e5a72edb8bc8

"Magische Gegenstände: Wikingerinnen und Wikinger waren verrückt nach Büchern" (Der Nordschleswiger, 10.7.): https://www.nordschleswiger.dk/de/daenemark-kultur-schleswig-holstein-hamburg/magische-gegenstaende-wikingerinnen-und-wikinger-waren

Ausgangspunkt der Pestwelle des 14. Jh. in Kirgisistan & die Reaktion der kirgisischen Regierung: "Kirgisistan: Pech gehabt - Pest gehabt" (Archaeologik, 9.7.): https://archaeologik.blogspot.com/2022/07/kirgisistan-pech-gehabt-pest-gehabt.html

Neolithikum: "Jahrtausende alte Siedlungsspuren in Lübeck entdeckt" (NDR, 8.7.): https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Jahrtausende-alte-Siedlungsspuren-in-Luebeck-entdeckt,ausgrabungen488.html

"Frühe Steinwerkzeuge waren keine Raketenwissenschaft. Menschen stellen einfache Werkzeuge spontan her: Tübinger Experiment hinterfragt Annahme, dass Steinwerkzeuge vor 2,6 Millionen Jahren den Beginn der menschlichen Kultur darstellen" (Universität Tübingen, 6.7.): https://uni-tuebingen.de/universitaet/aktuelles-und-publikationen/pressemitteilungen/newsfullview-pressemitteilungen/article/fruehe-steinwerkzeuge-waren-keine-raketenwissenschaft/

"D'un monde à l'autre, Augustodunum de l'Antiquité au Moyen Âge" (INRAP, 6.7.): https://www.inrap.fr/d-un-monde-l-autre-augustodunum-de-l-antiquite-au-moyen-age-16542

 

3.3        Gemeinsamkeiten in der Keramik und Übereinstimmungen im Hausbau der frühesten Fundstellen de Milanovce-Phase in Österreich und Deutschland

Frühneolitische Hausgrundrisse in Brunn (nahe Wien) und Schwanfeld (zwischen Würzburg und Schweinfurt) zeigen so hohe Ähnlichkeiten auf, dass sie – so die Argumentation der Autoren Nadezhda Kotova, Alexander Minnich, Jens Lüning und Peter Stadler – "baugleich" sind und nach gleichem Plan errichtet wurden. Dies und weitere Ähnlichkeiten im Fundgut veranlassen ihre These, dass Schwanfeld in Franken durch eine Migration aus dem Wiener Becker heraus gegründet worden sein müsse.

Kotova, N., Minnich, A., Lüning, J. & Stadler, P. (2022). Brunn 3 and Schwanfeld. Common features in the ceramics and housebuilding of the earliest Milanovce phase sites in Austria and Germany. Archäologische Informationen 45, Early View, published online 29 July 2022. https://dguf.de/fileadmin/AI/archinf-ev_kotova-etal.pdf

 

3.4        Ernährung im 1. Jahrtausend n. Chr. europaweit untersucht

Sam Legget hat für diese Untersuchung, die 2020 von der EAA mit die Studentenpreis ausgezeichnet wurde, Daten zu publizierten d13C- und d15C-Analysen zusammengetragen – mehr als 4.000 Analysen an Knochen und 900 Analysen an Zähnen. Mit soliden statistischen Verfahren, insbes. Clusteranalysen, arbeitet er drei grundlegend unterschiedliche Subsistenzstrategien heraus: kontinentale agrarische Ernährung, eine Ernährung, bei der Fisch eine große Rolle spielt sowie eine Gruppe, bei der Hirse wichtig ist. Nachdem dies europaweit dargestellt und kartiert ist, wirft er einen vertiefenden Blick auf Großbritannien, wo die Datendichte besonders hoch ist. Eine Verschiebung der Subsistenzstrategien zwischen Spätantike und Frühmittelalter sei nachweisbar, aber graduell, allmählich erfolgend. Die Bedeutung von Fisch wachse, aber von Süßwasserfisch, nicht von Meeresfisch. Erst ab dem 8. Jh. nehme die Bedeutung von Meeresfisch zu, aber nie für die Mehrheit der untersuchten Individuen, sondern nur für Minoritäten. Soweit in grober Skizze; wer's genauer wissen möchte, lese den eindrucksvollen Aufsatz - der Interessierten auch Daten und R-Code zugänglich macht.

Legget, S. (2022). A Hierarchical Meta-Analytical Approach to Western European Dietary Transitions in the First Millennium AD. European Journal of Archaeology, Early View, published online 21 July 2022: https://www.cambridge.org/core/journals/european-journal-of-archaeology/article/hierarchical-metaanalytical-approach-to-western-european-dietary-transitions-in-the-first-millennium-ad/AD05BD568C4CC066B42ECD0CCC79B277#article

 

3.5        Bronzezeit: Fieldschool an der archäologische Stätte im Tollensetal

1996 fand ein ehrenamtlicher Archäologe im Tollensetal (Mecklenburg-Vorpommern) den Oberarmknochen eines Mannes mit einer darin eingebetteten Pfeilspitze. In den folgenden Jahren wurden auf einer Länge von vier Kilometern neben Schwertern, Speer- und Pfeilspitzen u. a. auch Knochen von mehr als 100 Personen geborgen, viele mit verheilten und auch mit tödlichen Verletzungen. Die ursächliche Schlacht im Tollensetal fand gegen 1300 v. Chr. statt, in der Bronzezeit. Damals wie heute war das Tal ein riesiges Feuchtgebiet mit einem kleinen Fluss in der Mitte. Mehrere Projekte erforschten den bedeutenden Fundort, wurden jedoch ausgesetzt, als sich die Beteiligten nicht auf eine Forschungsstrategie einigen konnten. Jetzt ist es, so die Universität Leiden, Zeit weiterzugraben, denn die Stätte sei ernsthaft bedroht. Auch Schutzmaßnahmen seien nun wichtig, heißt es im Blog der Leidener Archäologen: "We do know that for many years the peat of the former swamp has been settling. Furthermore, since the 70s half of the protective upper layer above the ground layer of findings has disappeared. The effects of climate change worsen this situation." Daher wurde im August 2022 im Tollensetal wieder geforscht. Im Rahmen einer archäologischen Fieldschool unter Leitung des Landesamts für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern in Zusammenarbeit mit der Universität Leiden, der Universität Rostock und der Universität Göttingen sammelten Studierende an drei Standorte (zwei an Land, einer unter Wasser) Daten, welche Auswirkungen extreme Wetterlagen wie anhaltende Trockenperioden und starke Niederschlagsereignisse auf sensible archäologische Fundstellen haben können. Im Ergebnis soll eine Erhaltungs- und Forschungsstrategie erarbeitet werden, die die langfristige Sicherung und Erhaltung der Fundstellen zum Ziel hat. Mehrere Blogposts der Universität Leiden beschreiben die Forschungsarbeiten.

"A Battlefield under Threat: Research and Management of the Tollense Battlefield" (Leiden Archaeology, 15.8.): https://www.leidenarchaeologyblog.nl/articles/a-battlefield-under-threat-research-and-management-of-the-tollense-battlefield

"Excavating the land site at the Tollense Battlefield" (Leiden Archaeology, 26.8.): https://www.leidenarchaeologyblog.nl/articles/excavating-the-land-site-at-the-tollense-battlefield

"Klimawandel und Archäologie" (Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern, 1.8.): https://www.kulturwerte-mv.de/Service/Aktuelle-Meldungen/?id=182807&processor=processor.sa.pressemitteilung

"Tollensetal-Projekt" (Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern, o.D.): https://www.kulturwerte-mv.de/Landesarchaeologie/Forschung/Tollensetal%E2%80%93Projekt/

 

3.6        Neue Datierungsmethode "Temporal Population Structure" (TPS)

"Anhand moderner DNA-Analysen sollen menschliche Skelettreste genau datiert werden können - genauer als die 14C-Datierung das verspricht." So erklärt Rainer Schreg den Grundansatz einer Forschergruppe in Lund zur präzisen Datierung von bis zu 10.000 Jahre alten organischen Überresten, den diese "Temporal Population Structure" nennen. Und weiter: "Die klassische genetische Uhr kalkuliert die durchschnittliche Zeit, bis es zu erfolgreichen Mutationen kommt. TPS hingegen nutzt diese Veränderungen aus, indem sie sie mit KI modelliert." Ein sehr lesenswerter Blogpost, der rasch und bequem in eine spannende Entwicklung einführt.

Rainer Schreg: "Die genetische Datierung eröffnet neue Perspektiven" (Archaeologik, 27.8.): https://archaeologik.blogspot.com/2022/08/die-genetische-datierung-eroffnet-neue.html

"Researchers develop the first AI-based method for dating archeological remains" (University of Lund, 23.8.): https://www.lunduniversity.lu.se/article/researchers-develop-first-ai-based-method-dating-archeological-remains

 

4         Archäoinformatik

4.1        DFG goes 3D - DFG-Viewer ist online

Mit der zunehmenden Verbreitung der 3D-Photogrammetrie sowie verschiedener 3D-Scan-Verfahren steigt auch ebenso zunehmend das Bedürfnis, die gewonnenen Daten im Netz (möglichst hübsch) vorzuhalten und (am besten gleichzeitig) für die Ewigkeit zu archivieren – die primär auf eine Webpräsentation spezialisierten 3D-Content-Plattformen wie etwa Sketchfab oder Kroscloud leisten zwar hübsch und interaktiv und anwenderfreundlich und so, aber keine gesicherte Langzeitarchivierung. Um die Lücke eines "wissenschaftlicheren" 3D-Webhosting zu füllen, gibt es verschiedentliche Versuche, zuletzt ein Sketchfab-Klon der Uni Köln: Kompakkt - wir berichteten (im DGUF-Newsletter 102 vom 10.8.2021 unter Punkt 4.2). Neu spielt auch die DFG mit: Denn die fördert den Aufbau einer "digitalen 3D-Infrastruktur für geschichtswissenschaftliche 3D-Rekonstruktionen", mitsamt Viewer und Repositorium und so. Gebaut wird das Ding in einer Kooperation der Uni Jena, der Hochschule Mainz und der Sächsischen Landesbibliothek. Warum das Ganze jetzt nur für die "Geschichtswissenschaften" (und nicht gleich für alle Wissenschaftszweige) sein soll, sei mal dahingestellt. Jedenfalls soll das Ding "einen Fachdiskurs am virtuellen Modell ermöglichen". Abgesehen von den Buzzwords wirkt der DFG-3D-Viewer allerdings, ähnlich wie Kompakkt, zwar in den Grundzügen durchaus funktional, aber, was die Webpräsentation angeht, doch noch sehr rudimentär, Webseitenfehler inklusive. Viel Inhalt gibt es ebenfalls noch nicht - im Moment sind vor allem ein paar Architekturmodelle vorhanden und Unbrauchbares wie ein löchriges Modell der "Gewürzdose Grillkydder" (?). Immerhin will das Deutsche Museum bald das 3D-Modell einer Dampfmaschine liefern - ob das Selbstironie ist, bleibt unklar. Wir werden sehen, wie sich die Geschichte entwickelt... Derweil sucht der Newsletter-Autor noch leicht verzweifelt die Knöpfe für den Download (Stichwort "Datennachnutzung") und irgendeine persistente Identifizierung der einzelnen Modelle, etwa eine DOI oder URN, falls man die berüchtigte Gewürzdose denn spaßeshalber mal zitieren wollte. Wäre ja noch praktisch, wenn man denn schon einen wissenschaftlichen 3D-Viewer baut, zusammen mit einer Landesbibliothek ...

Website des DFG-Viewers: https://dfg-viewer.de/dfg-3d-viewer

"Langfristige Lösung zur Veröffentlichung von 3D-Modellen in den Geisteswissenschaften" (Universität Jena, 7.7): https://www.uni-jena.de/220707-dfg3dviewer

Krosclod-Website: https://www.kroscloud.com/

 

4.2        Quarto - nicht das Brettspiel, sondern die Software

Man kann im Feld Archäologie & Statistik mit vielen Werkzeugen erfolgreich qualitätvoll arbeiten. Doch hip in der Szene der Profis ist z. Zt. das Arbeiten mit R und RStudio, selbst coden ohne GUI / Graphical User Interface ( - also letztlich so arbeiten, wie die Archäo-Statistik-Pioniere in den 1980er-Jahren). Besonders hip (und tatsächlich auch sinnvoll) ist es, seine Berichte dann auch in dieser Arbeitsumgebung zu schreiben, d. h. den Markdown-Dialekt von R zu benutzen - RMarkdown - wofür RStudio eine halbwegs brauchbare Arbeitsumgebung bietet. Die Erweiterung "Bookdown" macht dann, was der Name verspricht: Sie hilft, mit RMarkdown ganze Bücher zu schreiben und zu veröffentlichen. Viele aktuelle R- und Statistik-Lehrbücher liegen so auch in einer offenen Netz-Version vor. Doch die Szene wandert gerade, das neue "Hip" ist Quarto. Nicht das gleichnamige Brettspiel (Quarto! - mit Ausrufezeichen), sondern die von RStudio entwickelte und leise mehr und mehr lancierte Software Quarto. Auch sie ist ein Markdown-Dialekt, auch sie bietet die Möglichkeit, das Schreiben und Coden in einem Dokument und einer Umgebung durchzuführen. Einerseits mit vielen einschlägig nützlichen Werkzeugen, z. B. Integration von Bibliographie-Software. Andererseits auch sie mit der Option, nach dem Schreiben aus einem fertigen Produkt diverse Dokumente auszuklinken, z. B. PDF, docx, odt, ppt, HTML (und damit ganze Websites). Im Unterschied zu RMarkdown, das "nur" R-Code und Text integriert, kann Quarto auch Code in Julia, Observable und vor allem Python integrieren. Gerade letzteres dürfte das wesentliche Ziel der Entwickler sein: Das mehr auf Statistik und Grafik gerichtete R konkurriert mit dem mehr auf Datenmanagement zielenden Python. Mit seinem letzten großen Release hatte RStudio sich selbst ertüchtigt, als Entwicklungsumgebung für beide Welten zu dienen: R und Python, d. h. Ergänzung statt Konkurrenz. Nun vollzieht die Schreibumgebung diesen Schritt. Da RStudio die Software Quarto zwar kostenlos und Open Source bereitstellt und weiterentwickelt, aber bisher nicht lauthals vorgestellt hat, diskutiert die Insider-Szene Vor- und Nachteile sowie Zukunftsperspektiven. Yihui Xie, Autor der o. g. Software Bookdown, erklärt, weshalb s. E. RMarkdown und Bookdown weiterhin eine Daseinsberechtigung und Zukunft haben. Doch weitere aktuelle Debattenbeiträge wie die von A. Hill, N. Tierney und Sh. Machlis verdeutlichen: Quarto kann mehr, ist eleganter, und vor allem: die (die R-Szene stark beeinflussenden) Entwickler von RStudio setzen auf Quarto und werden RMarkdown nicht mehr wesentlich weiterentwickeln - Thesen, die schlüssig sind. "Wer erwägt, R Code und Text in enger Kombination zu schreiben, sollte schon jetzt einen Blick auf Quarto werfen, anstatt erst einmal ganz traditionell RMarkdown zu erlernen", kommentiert Frank Siegmund die neue Lage. Wer neugierig geworden ist oder mehr wissen will, sollte sich etwas Zeit nehmen für das zwar längliche, doch ungemein informative Video zu Quarto der "R Ladies Freiburg".

Website von Quarto: https://quarto.org/

Yihui Xie (29.4.): "With Quarto Coming, is R Markdown Going Away? No": https://yihui.org/en/2022/04/quarto-r-markdown/

Alison Hill (4.4): "We don't talk about Quarto. Until now!": https://www.apreshill.com/blog/2022-04-we-dont-talk-about-quarto/

Nicholas Tierney (11.4.): "Notes on Changing from Rmarkdown/Bookdown to Quarto": https://www.njtierney.com/post/2022/04/11/rmd-to-qmd/

Sharon Machlis (14.7.): "What is Quarto? RStudio quietly rolls out next-generation R Markdown" (InfoWorld): https://www.infoworld.com/article/3666743/what-is-quarto-rstudio-quietly-rolls-out-next-generation-r-markdown.html

Dr Lyndon Walker (4.4.): "Create beautiful documents with Quarto and R" (Video, 29:15 Min.): https://www.youtube.com/watch?v=y5VcxMOnj3M

Juli Müller / R-Ladies Freiburg (3.6.): "Getting to know Quarto" (Video, 53:14 Min.): https://www.youtube.com/watch?v=shVSmYna3GM

 

4.3        Sebastian Hageneuer empfiehlt Lehrbuch ABMA - Agent based modelling for archaeology

Der Archaeogaming-Experte Sebastian Hageneuer empfiehlt, "agent based modelling" anhand der Lehrbuches von Iza Romanowska et al. zu erlernen, das sich ausdrücklich an Archäologen wendet - oder das Buch zumindest dazu zu nutzen, sich in das Thema ABM einzuarbeiten. ABM: vom Individuum ausgehendes Modellbilden, vorwiegend anhand von Simulationen. Technische Grundlage des Buches von Romanowska et al. ist die freie und offene Programmiersprache NetLogo. Die Autoren geben dem mehr als 440 Seiten langen Buch, das neben einer gedruckten Version auch als kostenloses PDF zur Verfügung steht, eine sehr einfache didaktische Struktur: Es bestehe aus drei Teilen: "I. Learning to Walk; II. Learning to Run; and III. Learning to Fly". Dabei geht es auf jeder Ebene jeweils um die menschlichen Handlungsfelder Bewegung, Austausch und Subsistenz. Hageneuers Votum: "Should you give it a try? Yes! Even if you are not interested in ABM. Why? Because with this book you’ll learn all the basics and if the lessons are too hard, you’ll find solutions and can watch the results."

Sebastian Hageneuer: "Learning Agent-based modelling" (Blog Archaeoinformatics, 27.7.): https://archaeoinformatics.net/learning-agent-based-modelling/

Romanowska, I., Wren, C. D. & Crabtree, St. A. (2021). Agent-based modeling for archaeology: Simulating the complexity of societies. Santa Fee<. sfi press. PDF: https://santafe.app.box.com/s/64tasmxpsrhdq5dwjyromtrk4c9lmsv4?utm_medium=Squarespace&utm_source=Direct

Agent-based modeling for archaeology - Code repository: (GitHub): https://github.com/SantaFeInstitute/ABMA

 

4.4        Im Open Access: "Python für Historiker:innen"

Auf der DGUF - NFDI4Objects - Tagung "FAIRe Daten und digitale Infrastrukturen für die Archäologie. Handlungsräume gemeinsam gestalten, Potenziale identifizieren" am 16.6. hatten Lennart Linde und Florian Thiery fürs Coden geworben (Übersetzung für Ältere: wir sprachen seinerzeit von "Programmieren"): Das Erlernen von Coden vermittle gerade auch Geisteswissenschaftlern einen Einblick in die Grundlagen von Forschungssoftware, Data Mining, komplexerem Datenmanagement etc. Ob man es am Ende zum permanenten Anwender und "Meister" bringe, sei zunächst unwichtig, weil schon das Einsteigen fürs Verständnis all der Aktualitäten rund die Digital Humanities hilfreich sei. Ihre Empfehlung: "Python" sei die ideale Programmiersprache für Einsteiger. Nun liegt im Open Access ein Lehrbuch vor, dass uns helfen möchte, im Selbststudium diesen Einstieg auch praktisch zu finden: Ein Autorenteam rund um den Berliner Lehrstuhl für Digital History hat über mehrere Jahre wiederholte Lehrveranstaltungen geordnet, vollends aufgeschrieben und als digitales Lehrbuch veröffentlicht. Die Newsletter-Redaktion hat einen Blick hineingeworfen. Ja: man bekommt einen guten ersten Einblick und begreift handfest, was Programmieren ist und wie Python im funktioniert. Auch das Installieren wird erklärt, und am Ende wird weiterführende Literatur angeboten: ein rundes Paket. Wer den "Aufgaben" / Übungsbeispielen folgt, gewinnt erste Praxiserfahrungen - im Buch steht alles Nötige drin, und Übungsdaten (historische Texte) gibt es zum Herunterladen dazu. Dank der digitalen Veröffentlichung kann man Code auch copypasten - das garantiert Freude und mindert, zunächst einmal, Tippfehler-Frust. Doch dann? Obwohl der Untertitel des Buchs den Begriff "anwendungsorientiert" beinhaltet, führt das Lehrbuch nicht so recht weiter in echte Anwendungen - die Brücke vom Coden zum Forschen müssen sich die Lernenden selbst erschließen.

Melanie Althage, Martin Dröge, Torsten Hiltmann & Philipp Schneider (2022). Python für Historiker:innen - Ein anwendungsorientierter und interaktiver Einstieg. Berlin: Humboldt Universität: https://digital-history-berlin.github.io/Python-fuer-Historiker-innen/home.html

Martin Dröge: Rezension zu: The Programming Historian, in: H-Soz-Kult, 31.08.2019: www.hsozkult.de/webreview/id/rezwww-184

 

5         Kulturgutschutz

5.1        Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien

"Floods in Pakistan: 350,000 USD from UNESCO for heritage recovery" (UNESCO, 8.9.): https://www.unesco.org/en/articles/floods-pakistan-350000-usd-unesco-heritage-recovery

"Record rains in Pakistan damage Mohenjo Daro archaeological site" (Al Jazeera, 8.9.): https://www.msn.com/en-us/news/world/record-rains-in-pakistan-damage-mohenjo-daro-archaeological-site/ar-AA11B0zH

"27 Objects Seized From the Met" (Illicit Cultural Property, 3.9.): http://illicitculturalproperty.com/27-objects-seized-from-the-met/

"Geldwäsche mit Antiken - eine Aufgabe für Lindners Bundesfinanzkriminalamt" (Archaeologik, 25.8.): https://archaeologik.blogspot.com/2022/08/geldwasche-mit-antiken-eine-aufgabe-fur.html

Konzern Perenco: "Anglo-French oil firm threatens Amazon reserve for isolated Indigenous people. Perenco sues Peru government for repeal of law that offers recognition to proposed Napo-Tigre reserve" (The Guardian, 23.8.): https://www.theguardian.com/world/2022/aug/23/anglo-french-oil-firm-perenco-threatens-amazon-reserve-for-isolated-indigenous-people-peru

"Finde den Fehler: Goldfund mit Wiener Flohmarktprovenienz" (Archaeologik, 18.8.): https://archaeologik.blogspot.com/2022/08/finde-den-fehler-goldfund-mit-wiener.html und "Finde den Fehler 2: Goldfund mit Wiener Flohmarktprovenienz" (Archaeologik, 19.8.): https://archaeologik.blogspot.com/2022/08/finde-den-fehler-2-goldfund-mit-wiener.html

Weltkulturerbe im Jemen: "Starkregen zerstört historische Gebäude in Sanaa" (Tagesschau, 11.8.): https://www.tagesschau.de/ausland/asien/jemen-sanaa-gebaeude-101.html

"Raubkunst aus Kamerun? König besucht Braunschweig" (NDR, 13.7.): https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/braunschweig_harz_goettingen/Raubkunst-aus-Kamerun-Koenig-besucht-Braunschweig,aktuellbraunschweig8908.html

 

5.2        Neuer ARD-Podcast "Akte: Raubkunst?"

Die Reihe erzählt die Geschichte von Objekten in deutschen Museen, die eigentlich nicht hier sein sollten. Fragt beispielsweise auch: ist das kulturelle Erbe Afghanistans sicher? Wer sind die Adressaten von Rückgaben? Sechs je ca. 45 Minuten lange Episoden, sechs Kulturschätze – einige davon sind berühmt, andere kaum erforscht.

https://www.ardaudiothek.de/sendung/akte-raubkunst/10711735/

 

5.3        Harald Schulze zu Bénédicte Savoy: Afrikas Kampf um seine Kunst

Die Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy ist eine im Kontext der Restitutionsdebatte öffentlich bekannte Person: Im Auftrag des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron hatte sie zum Thema Restitution einen Bericht erarbeitet (publ. 2019), 2017 schied sie - dies sehr öffentlich kundtuend - aus dem Expertenbeirat des Berliner Humboldt-Forums aus. Harald Schulze, Kustos an der Archäologischen Staatssammlung München, rezensiert in "sehepunkte" ihr Buch "Afrikas Kampf um seien Kunst". Sein Schluss: "Das Buch ist archivalisch gut recherchiert und eingängig erzählt. Sein Manko ist die Einseitigkeit und emotionale Befangenheit der Autorin, die es bestenfalls zu einer Streitschrift machen."

Harald Schulze: Rezension von: Bénédicte Savoy: Afrikas Kampf um seine Kunst. Geschichte einer postkolonialen Niederlage, München: C.H.Beck 2021, in: sehepunkte 22 (2022), Nr. 5 [15.05.2022], URL: http://www.sehepunkte.de/2022/05/35788.html

 

6         Beruf Archäologie

6.1        RGZM übernimmt Leitung des "Zentrums für Baltische und Skandinavische Archäologie" (ZBSA) in Schleswig

Mitte Juli veröffentlichte der Wissenschaftsrat seine Stellungnahme zur geplanten Integration des "Zentrums für Baltische und Skandinavische Archäologie" (ZBSA) in Schleswig in das (Leibniz-Institut) Römisch-Germanische Zentralmuseum Mainz (RGZM). Er bescheinigte beiden Einrichtungen sehr hohe wissenschaftliche Qualität und sieht in der Übernahme des ZBSA durch das RGZM viele Synergieeffekte und eine bedeutende Stärkung der Forschung in Deutschland. Die Zusammenlegung soll 2024 erfolgen, im Herbst 2022 die nötigen Verträge unterzeichnet werden. Die öffentliche Berichterstattung über das Gutachten des Wissenschaftsrates und seine Folgewirkung unterscheiden sich leicht, je nach Standort. In Deutschlands Norden verankerte Institutionen oder Medien betonen den Aspekt: Schleswig-Holstein bekommt ein Leibniz-Institut. In Deutschlands Westen oder Süden verankerte Medien betonen den Aspekt: das RGZM wird größer und gestärkt. Der Berichterstattung via Pressemeldungen und Medien fehlte allerdings ein wichtiger Aspekt: Nicht alles geht ans RGZM. Denn aktuell ist das ZBSA zusammen mit dem schleswig-holsteinischen (Landes-) "Museum für Archäologie" auf Schloss Gottorf Teil der erst 1999 gegründeten "Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen", die u. a. auch die Funktion des archäologischen Fundarchivs für das Land Schleswig-Holstein innehat. Neu soll das ZBSA aus dem RGZM heraus geführt werden, das Landesmuseum auf Schloss Gottorf einschließlich des Fundarchivs verbleiben aber bei der Stiftung und unter alleiniger Hoheit des Landes Schleswig-Holstein. Eine grundlegende Renovierung und bauliche Erweiterung des Landesmuseums Schloss Gottorf ist bereits in Planung und soll bis 2027 realisiert werden.

Wissenschaftsrat (2022): "Stellungnahme zum Antrag auf strategische Erweiterung des Römisch-Germanischen Zentralmuseums (RGZM), Mainz, durch Integration des Zentrums für Baltische und Skandinavische Archäologie (ZBSA), Schleswig, großer strategischer Sondertatbestand im Rahmen der Ausführungsvereinbarung WGL (Drs. 9784-22)": https://www.wissenschaftsrat.de/download/2022/9784-22.html

"Wissenschaftsrat macht Weg frei für weiteres Leibniz-Institut in Schleswig-Holstein" (Landesmuseen Schleswig-Holstein, 11.7.): https://landesmuseen.sh/de/wissenschaftsrat-macht-weg-frei-fuer-weiteres-leibniz-institut-in-schleswig-holstein

"Wissenschaftsrat macht Weg frei für weiteres Leibniz-Institut in Schleswig-Holstein" (Ministerium für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur, Schleswig-Holstein, 11.7.): https://www.schleswig-holstein.de/DE/landesregierung/ministerien-behoerden/III/Presse/PI/2022/Juli/220711_ZBSA.html

"Schleswiger Wikinger-Forscher fusionieren mit Mainzer Museum" (NDR, 12.7.): https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Schleswiger-Archaeologen-werden-Teil-eines-neuen-Leibniz-Instituts,leibniz256.html

"Wissenschaftsrat bewertet Antrag auf strategische Erweiterung des RGZM mit 'exzellent'" (Pressemeldung RGZM, 12.7.): https://web.rgzm.de/ueber-uns/presse/pressemitteilungen/pm/article/wissenschaftsrat-bewertet-antrag-auf-strategische-erweiterung-des-rgzm-mit-exzellent-1/

"Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie wird erweitert" (SZ, 11.7.): https://www.sueddeutsche.de/wissen/wissenschaft-schleswig-leibniz-forschungsinstitut-fuer-archaeologie-wird-erweitert-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-220711-99-983982

"Der Masterplan für Gottorf: Die Modernisierung der Schleswiger Museumsinsel" (Museumsinsel Schloss Gottorf, Juli 2022): https://schloss-gottorf.de/de/der-masterplan-fuer-gottorf

 

6.2        Sie planen einen Drittmittelantrag? Lohnt sich das überhaupt?

Wieder mal ein Drittmittelantrag geplatzt, nach monatelanger Schufterei am Antrag? Lohnt sich das Ganze überhaupt? "f.unding.com" bietet die Antwort, d. h. Lebens- und Entscheidungshilfe: eine kleine Rechenmaschine mit realistischen Voreinstellungen, die angepasst werden können. Sie rechnet aus, ob sich die Mühen lohnen. Da unter Wissenschaftlern das Wort Rendite verpönt ist, wird anders gerechnet: Wie viel finanzierte Zeit gewinne ich, wenn ich wie viel Zeit in Anträge investiere? Ein DFG-Einzelantrag im Jahr 2020, so wird dargelegt, bringt/brachte ca. 1,7 Mal so viel finanzierte Forschungszeit, wie man vorab hineingesteckt hat (für erfolgreiche plus unerfolgreiche Anträge). Mäßige Rendite? Sie wollen mehr? Beim ERC Advanced Grant 2020 war es 13,9 Mal so viel Zeit wie investiert. Die Website mit der Rechentafel erlaubt es, Anpassungen vorzunehmen und eigene Modelle zu berechnen. Was dieser Rechner leider nicht enthält, sind Alternativen: Wie sieht es eigentlich aus, wenn man statt der antizipierten 250 Arbeitsstunden für einen Antrag diese Zeit in gewöhnliche Brotarbeit steckt - also zu ca. 2.050 Euro netto /Monat im bundesdeutschen Mittel - und das Geld nach ca. 6 Wochen in ein Lottospiel investiert? Bei 6 aus 49 liegt die Chance auf einen 6er bei 1 : 15.537.573. Das Geld aus 250 Stunden reicht für gut 10.000 Lottoscheine, macht eine Gewinnwahrscheinlichkeit von 1 : 1553. Nicht schlecht, oder? Man bedenke: der Ertrag aus einem 6er im Lotto hält voraussichtlich länger als das 3-Jahre-Forschungsprojekt ...

Funding Efficiency - Online Calculator f.unding.com: https://ipvs.informatik.uni-stuttgart.de/sc/cgi-bin/JA/f.unding/

Der wiss. Aufsatz zur Website: Dresler, M. et al. (2022). Why many funding schemes harm rather than support research. Nature Human Behaviour 6, 607-608. https://www.nature.com/articles/s41562-021-01286-3.epdf?sharing_token=FmzVoOJu5aSIdLKxYEmbs9RgN0jAjWel9jnR3ZoTv0Mqd2apSCbVNCoLnGZzPpZgrhSB6F3n6W7UifVpls202s_RwJ4kTaNjSgIQzVnS6hGeSq41cU3dWAYR23ygDu7de3fh4_6F6XJA2pD3xNO3c8hyjtnc_kr6GV5YDuwIdFQ%3D

 

6.3        Wie sieht das Berufsbild eines Welterbe-Managers aus?

Matthias Ripp ist Welterbe-Koordinator von Regensburg – die Stadt gehört seit 2006 zum UNESCO-Welterbe. Die Abstimmung von Bau- und Planungsprojekten mit übergeordneten Behörden, das Einwerben von Fördermitteln und regelmäßige Berichte an die UNESCO gehören zu Ripps zahlreichen Aufgaben. Über seinen Beruf, nötige Fähigkeiten und über Weiterbildungsmöglichkeiten sprach mit ihm das Magazin "Restauro".

"Erfolg durch agiles Welterbe-Management" (Restauro, 28.7.): https://www.restauro.de/erfolg-durch-agiles-welterbe-management/

 

6.4        Archäologin Valeska Becker, das WissZeitVG und #IchBinHanna

In einem Podcast auf Seitenwaelzer.de, einem Online-Magazin für Studierende und Schüler, bringt die Serie "Das akademische Viertel" ein ausführliches Interview mit der Archäologin apl.Prof. Dr. Valeska Becker. Es geht um den individuellen Weg einer Wissenschaftlerin, ihre Motivation und Weg zur Habilitation, aber auch weitaus allgemeiner um das (typische) Schicksal als "Mittelbau", um das WissZeitVG und die Frage, was passiert, wenn die zwölf Jahre im akademischen Mittelbau vorbei sind. Das Interview macht an einem individuellen Schicksal deutlich, warum es derzeit die Debatte #IchBinHanna gibt. Ein hörenswertes, locker daherkommendes Gespräch, inhaltsdicht und informationsreich.

"Das Akademische Viertel #20.02 Sonderfolge – Über das WissZeitVG und (gute) Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft" (Seitenwaelzer.de, 24.7.; Audio, 1:24 Std.): https://seitenwaelzer.de/das-akademische-viertel-20-02-sonderfolge-uber-das-wisszeitvg-und-gute-arbeitsbedingungen-in-der-wissenschaft

 

6.5        Tübinger Paläoanthropologin Katerina Harvati in Leopoldina gewählt

Dr. Katerina Harvati-Papatheodorou, Professorin am Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment (S-HEP) der Universität Tübingen, wurde in die Sektion Anatomie und Anthropologie der Akademie der Wissenschaften Leopoldina gewählt. Ihre Forschung ermöglichte neue Einsichten in die Abläufe der menschlichen Evolution und eine neuartige Perspektive auf den Neandertaler und sein Verhaltensrepertoire. Harvati ist damit eines von rund 1.600 Akademiemitgliedern aus mehr als 30 Ländern. Ca. 50 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler jährlich werden in einem mehrstufigen Auswahlverfahren in die Akademie gewählt. Die Leopoldina ist die älteste – ursprünglich rein naturwissenschaftlich-medizinisch orientierte  –Gelehrtengesellschaft im deutschsprachigen Raum und die älteste dauerhaft existierende naturforschende Akademie der Welt.

"Paläoanthropologin Katerina Harvati in Akademie der Wissenschaften Leopoldina aufgenommen" (Universität Tübingen, 9.9.): https://uni-tuebingen.de/universitaet/aktuelles-und-publikationen/attempto-online/newsfullview-attempto/article/palaeoanthropologin-katerina-harvati-in-akademie-der-wissenschaften-leopoldina-aufgenommen/

 

6.6        Barbara-Scholkmann-Preis für Historische Archäologie für Katja Grüneberg-Wehner und Luisa Radohs

Der Promotionspreis wird von der Universität Tübingen in diesem Jahr geteilt. Preisträgerin Katja Grüneberg-Wehner leitete eine Lehrgrabung zur St. Catharinenkirche im Kreis Rendsburg-Eckernförde. Die Auswertung dieses DFG-Projekts mündete in die mit summa cum laude bewertete und nun ausgezeichnete Dissertation "St. Catharina, Kr. Rendsburg-Eckernförde. Zu Sakralbau, Kirchenalltag und Totenbrauchtum in einer ländlichen Pfarrei an den Gestaden der Ostsee". Die Preisträgerin kombiniert, so die Jury, ihre Auswertung von Grabungsbefunden und -funden mit raumsoziologischen Ansätzen. Indem sie die Interaktionsnetzwerke von "gebautem Raum", "genutztem Raum" und "umgebendem Raum" untersuche, gelinge ihr eine Mikrostudie von hoher Analysedichte. - Dr. Luisa Radohs untersuchte in ihrer Dissertation "Urban Elite Culture. A Survey and Methodological Study of Aristocracy and Civic Elites in Trading Towns of the Southwestern Baltic (12th-14th centuries)", wie die materielle Kultur städtischer Eliten im Vergleich aristokratischer und bürgerlicher Lebensformen im Ostseeraum charakterisiert werden kann. Als Fallbeispiele dienen das archäologische Material der Städte Næstved (Seeland, Dänemark) und Stralsund (Mecklenburg-Vorpommern). Die interdisziplinäre Arbeit sei geprägt von einer intensiven theoretischen Auseinandersetzung mit dem Elitebegriff und den Aussagemöglichkeiten der adligen wie städtischen Sachkultur. - Der mit 2.000 Euro dotierte Preis wird zum dritten Mal vergeben. Die Tübinger Abteilung Archäologie des Mittelalters der Universität und ihr Förderverein zeichnen damit Dissertationen aus, die einen Forschungsfortschritt für die Historische Archäologie bedeuten.

"Auszeichnung für Archäologinnen. Ländliche Kirchen und die städtischen Eliten des Mittelalters: Barbara-Scholkmann-Förderpreis der Universität Tübingen zeichnet Promotionen aus – Erstmals Würdigung für die beste Masterarbeit" (Universität Tübingen, 12.7.): https://uni-tuebingen.de/universitaet/aktuelles-und-publikationen/newsfullview-aktuell/article/auszeichnung-fuer-archaeologinnen/

 

6.7        Ausschreibung von zwei Studienpreisen für Arbeiten zu Niedersachsen

Während sich der "Studienpreis der Niedersächsischen Sparkassenstiftung für Denkmalpflege" vorrangig dem baukulturellen Erbe und der Denkmalpflege widmet, bezieht sich der "Studienpreis der VGH Stiftung für Archäologie" insbesondere auf die Erforschung der archäologischen Quellen in Niedersachsen, v. a. in der nordeuropäischen Tiefebene. Beide Preise werden mit je 2.000 Euro dotiert. Sie richten sich an Masterabsolventen sowie Promovierende im In- und Ausland, deren Arbeiten einen klaren Bezug zu Niedersachsen aufweisen. Einsendeschluss ist jeweils der 31.10.

https://denkmalpflege.niedersachsen.de/aktuelles/nachrichten/studienpreise-fur-denkmalpflege-und-archaologie-in-niedersachsen-213721.html

 

7         Berufsverband

7.1        Aufruf an alle deutschsprachigen akkreditierten CIfA-Mitglieder

CIfA sucht Sie als Gutachter und/oder Mitglied des Gremiums, um Bewerberinnen und Bewerber aus Deutschland zu unterstützen! Sie sprechen fließend Deutsch, müssen zugleich nicht Deutsche(r) sein oder in Deutschland arbeiten. Wenn Sie mehr erfahren möchten, mailen Sie bitte an Lianne: member@archaeologists.net.

 

7.2        Deutsche Ägyptologie gründet Berufsverband

Am 8.7. wurde auf der Ständigen Ägyptologenkonferenz (SÄK) in Würzburg ein Berufsverband deutschsprachiger Ägyptologinnen und Ägyptologen gegründet, der "Verband der Ägyptologie". Er möchte sich für die beruflichen, fachlichen und sozialen Interessen seiner Mitglieder einsetzen und die Kommunikation untereinander fördern. Wie die SÄK schließt er verschiedene auf Ägypten und Nubien fokussierte Disziplinen wie z. B. die Koptologie, Sudanarchäologie und Demotistik mit ein. Ort der jährlichen Mitgliederversammlung ist die SÄK, die zum nächsten Mal vom 30.6.-2.7.2023 in Köln stattfindet. Der Verband hat 69 Gründungsmitglieder. Die (derzeit noch kostenlose) Mitgliedschaft steht allen Personen offen, die sich wissenschaftlich (in Forschung, Lehre, Studium, Museum und Vermittlung) mit der Ägyptologie auseinandersetzen. Auch eine Fördermitgliedschaft soll möglich sein. Über die Höhe eines Mitgliedsbeitrages wird bei der Mitgliederversammlung während der SÄK 2023 entschieden. Den für ein Jahr gewählten Vorstand bilden: Roxane Bicker, Richard Bußmann, Silke Caßor-Pfeiffer, Kathrin Gabler, Matthieu Götz, Gabi Pieke, Jakob Schneider und Regine Schulz.

Website: https://www.vdaeg.org/

 

8         Open Access & Open Data

8.1        Retrodigitalisierung der Offa begonnen

Die Offa-Redaktion hat jetzt begonnen, auch ältere Beiträge der 1937 erstmals erschienen Fachzeitschrift online zu stellen, wobei sie mit den jüngsten Ausgaben starten. Für ihr Einverständnis werden die Autorinnen und Autoren mit einem Formular, das an dasjenige der Uni Heidelberg angelehnt ist, kontaktiert. Gerne dürfe, so die Offa-Redaktion gegenüber dem DGUF-Newsletter, das ausgefüllte Formular auch proaktiv an die Offa-Redaktion (offa@ufg.uni-kiel.de) geschickt werden.

Erklärung zur Online-Veröffentlichung von Beiträgen für die Zeitschrift "Offa. Berichte und Mitteilungen zur Archäologie": https://www.offa-journal.org/public/site/images/nms/Offa_Online_Formular.pdf

 

9         Bürger und Archäologie & Citizen Science

9.1        Bayern führt Schatzregal ein

In den zurückliegenden Jahrzehnten war Bayern ein Eldorado für Sondengänger, weil dort ein Sondengehen unter den Bedingungen der Hadrianischen Teilung möglich war: die Hälfte dem Landeigentümer, die Hälfte dem Finder. Und das in einem Land u. a. mit einer reichen keltischen und römischen Besiedlung, d. h. reich an attraktiven Metallfunden. Zum Schaden auch benachbarter Bundesländer, denn - solange archäologisch irgendwie glaubhaft - konnte ein tatsächlich ganz anderswo gemachter Fund nach Bayern "verlagert" werden, sodass der Fund scheinbar und offiziell legal war. Ende. Am 2.8. hat das das bayerische Landeskabinett einen Gesetzentwurf zur Änderung des Bayerischen Denkmalschutzgesetzes angenommen und beschlossen. Der Gesetzentwurf führt insbesondere das Schatzregal in Bayern ein, wonach alle herrenlosen Funde mit der Entdeckung an den Staat fallen. Noch ist der Text nicht öffentlich, aber die Mitteilungen der bayer. Landesregierung deuten vernünftige, fachlich zu begrüßende Regelungen an: "Redliche Entdecker von archäologischen Funden erhalten fortan eine Belohnung, für Grundstückseigentümer ist ein Ausgleichsanspruch vorgesehen. Dafür sieht die Gesetzesänderung vor, dass der Freistaat seinen Eigentumsanspruch auf die Gemeinde des Fundorts übertragen kann. Ein grundsätzliches Verbot des Einsatzes von Metallsonden auf eingetragenen Bodendenkmälern soll wiederum deren vollständigen Schutz gewährleisten." Ein später Erfolg auch des im Oktober 2021 verstorbenen Landesarchäologen C. Sebastian Sommer, der beharrlich um ein solches Schatzregal gekämpft hatte.

Pressemitteilung "Wir bringen Klimaschutz und Denkmalschutz zusammen" (Bayerische Staatsregierung, 2.8.): https://www.bayern.de/wir-bringen-klimaschutz-und-denkmalschutz-zusammen/

"Bodendenkmalpflege: Bayern sagt Schatzsuchern den Kampf an" (SZ, 3.8.): https://www.sueddeutsche.de/bayern/raubgraeberei-schatzregel-sondengeher-schatzsuche-1.5632523

"Denkmalschutz: Schatzsucher oder Raubgräber? Bayern geht gegen Grabungstourismus vor" (Stern, 3.8.): https://www.stern.de/panorama/bayern-geht-gegen-grabungstourismus-vor----systematische-auspluenderung--32597406.html

"Raubgräber begehen kein Kavaliersdelikt" (SZ, 10.8.): https://www.sueddeutsche.de/bayern/bayern-kuenzing-schatzregal-archaeologie-raubgraeber-1.5637370

 

10    Ausstellungen und Museen

10.1    Aktuelles rund um Museen in den Medien

"Tutanchamuns größter Schrein ins Grand Egyptian Museum überführt" (Selket's Blog, 10.7.): https://blog.selket.de/aus-den-museen/tutanchamuns-groesster-schrein-ins-grand-egyptian-museum-ueberfuehrt

 

11    Und sonst …

11.1    Über Freundschaft, Archäologie und das, was von Menschen übrig bleibt: Hohe Auszeichnung für Graphic Novel "Pfostenloch"

"Bei Regen und Hitze, bewaffnet mit kleinen Schaufeln, Rechen und Pinseln sitzen oder knien sie in ihren Löchern, die jungen Archäolog*innen. Die Träume sind groß, vergleichsweise bescheiden jedoch die tatsächliche Ausbeute." So schildert die Jury des renommierten Max-und-Moritz-Preises die Szenerie der Graphic Novel "Pfostenloch", Daniela Hellers Abschlussarbeit an der Kunsthochschule Kassel. Die Arbeit wurde am 17.6. auf dem Internationalen Comic-Salon Erlangen mit dem Max-und-Moritz-Preis für das beste deutschsprachige Comic-Debüt ausgezeichnet. Die Ausgrabungsstätte und die Inszenierung des isolierten Alltags einer kleinen Truppe von Nachwuchsarchäologen kurz vor oder nach Studienabschluss seien realistisch und glaubhaft beschrieben. Die Graphic Novel besteche "durch die Beiläufigkeit, mit der sie die Generation Praktikum und ihre unsichere Zukunft auf eine Ausgrabungsstätte herunterbricht". Die Dialoge seien von großer Natürlichkeit, ebenso schildere Heller kleine Spannungen und Intrigen, Machtspiele und Eifersüchteleien, Träume und Ernüchterungen. Daniela Heller selbst schreibt über den 128-seitigen Band, er sei "eine Geschichte über Freundschaft, Archäologie und das, was von Menschen übrig bleibt". Insgesamt kam das Thema Archäologie bei der diesjährigen Preisverleihung mehrfach zur Sprache: Auch der erste Band von "Sapiens. Eine kurze Geschichte der Menschheit" von Yuval Noah Harari, Daniel Casanave und David Vandermeulen (Verlag C. H. Beck) war als bester Sachcomic nominiert, sowie "Tunnel" von Rutu Modan (Carlsen Verlag), in dem der Nahost-Konflikt vor dem Hintergrund einer illegalen Ausgrabung thematisiert wird. - Der seit 1984 verliehene Max-und-Moritz-Preis gilt als eine der wichtigsten Auszeichnungen für grafische Literatur und Comic-Kunst im deutschsprachigen Raum. Unter den früheren Preisträgern sind z. B. Dik Browne ("Hägar"), Bill Watterson ("Calvin und Hobbes") und Walter Moers ("Es ist ein Arschloch, Maria!"). Im Vorjahr hatte "Pfostenloch" bereits beim Wettbewerb "Battle of Print" im Bremer Wilhelm Wagenfeld Haus den ersten Platz belegt. - Die 1987 in Bayreuth geborene Daniela Heller studierte von 2006-2013 in Freiburg, Basel und Leiden Urgeschichtliche Archäologie, Biologische Anthropologie und Europäische Ethnologie. 2014-2020 studierte sie Visuelle Kommunikation mit Schwerpunkt Comic und Illustration an der Kunsthochschule Kassel, von 2020 bis 2022 war sie Meisterschülerin bei Hendrik Dorgathen. Daniela Heller lebt und arbeitet als Archäologin und freischaffende Illustratorin und Comiczeichnerin in Kassel. Wer sich einen genaueren Eindruck von "Pfostenloch" verschaffen will, kann das auf der unten verlinkten Preisträger-Seite im dort integrierten YouTube-Video tun, ebenso auf der Verlags-Seite. Der Band ist ab August im Buchhandel erhältlich.

"Pfostenloch: Bestes deutschsprachiges Comic-Debüt 2" (Internationaler Comic-Salon Erlangen, Juni 2022): https://www.comic-salon.de/de/bestes-deutschsprachiges-comic-debuet-2

Website von Daniela Heller: http://danielaheller.de/

"Pfostenloch" (Avant-Verlag): https://www.avant-verlag.de/comics/pfostenloch/#cc-m-product-9120718420

"Große Bandbreite: Wettbewerb 'Battle of Print' im Rahmen der 'Graphic Novel'-Ausstellung" (Bremer Museumszeit 39, 2021 S. 9): https://www.museeninbremen.de/wordpress/wp-content/uploads/Museumszeit_Maerz_2021.pdf

"Sapiens. Eine kurze Geschichte der Menschheit" (Internationaler Comic-Salon Erlangen, Juni 2022): https://www.comic-salon.de/de/sapiens

"Tunnel" (Internationaler Comic-Salon Erlangen, Juni 2022): https://www.comic-salon.de/de/tunnel

 

11.2    Globale Hitzebeauftragte will Athener Aquädukt des römischen Kaisers Hadrian (2. Jh. n. Chr.) reaktivieren

Eleni Myrivili ist seit Mai 2021 die erste Hitzebeauftragte Europas und seit Juni 2022 die Globale Hitzebeauftragte. Ihre beiden Amtskollegen (mehr gibt es bisher nicht) sind in Miami-Dade County in Florida and Freetown, Sierra Leone, tätig. Die frühere Vizebürgermeisterin Athens kümmert sich u. a. intensiv um Lösungen für die griechische Hauptstadt. Sie sei in den Sommermonaten regelmäßig die heißeste des gesamten Kontinents, sagt Myrivili der "Tagesschau". "Wir haben es geschafft, eine Stadt zu bauen, die zu 80 Prozent aus Asphalt und Zement besteht" erzählt sie. "Also Materialien, die Hitze erst absorbieren und sie nachts wieder abgeben." Die Klimakatastrophe wird die Städte weltweit weiter aufheizen. Im Sommer 2021 erlebte Griechenland die schlimmste Hitzewelle seit Jahrzehnten, sie ließ die Temperaturen auf 46,3 Grad Celsius steigen, löste mehr als 140 Waldbrände aus. Griechenland verzeichnete im Vergleich zu den fünf Jahren zuvor binnen zwei Wochen mehr als 2.300 zusätzliche Todesfälle (ohne Todesfälle durch COVID-19). Myrivili sagt, dass es bis zur Mitte des Jahrhunderts etwa 1.000 Städte oder 1,6 Milliarden Menschen geben wird, die mit Bedingungen zu kämpfen haben, an die sich menschliche Körper nicht anpassen können. Hitze sei das extremste, leiseste, wenn auch tödlichste Wetterereignis. Ein Lösungsansatz für Städte: Autoverkehr drastisch reduzieren und an Stelle von Straßen Grünflächen schaffen, mit Bäumen, die viel Schatten spenden und die Stadt abkühlen können. Doch dafür braucht es Wasser, und daran herrscht bei langer, trockener Hitze Mangel. Myrivili will für Athen nun eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte der Antike restaurieren und nutzen: den Aquädukt des römischen Kaisers Hadrian aus dem Zweiten Jahrhundert nach Christus. Durch die ca. 20 Kilometer lange Wasserleitung fließen täglich 800.000 Kubikmeter Wasser aus den Bergen nördlich von Athen ungenutzt ins Meer. Dieses Wasser will die 60-Jährige verwenden, um entlang des Aquädukts einen massiven Grüngürtel anzulegen, der helfen soll, Athen abzukühlen.

"Erste Hitzebeauftragte in Athen 'Der stille Killer'" (Tagesschau, 4.8.): https://www.tagesschau.de/ausland/hitzebeauftragte-athen-eleni-myrivili-101.html

" Die Frau, die Athen umkrempeln will" (Süddeutsche, 5.8.): https://www.sueddeutsche.de/meinung/griechenland-athen-hitze-eleni-myrivili-1.5634764

"Athens Hitzebeauftragte: 'Viele können sich keine Klimaanlage leisten'" (Der Standard, 25.6.): https://www.derstandard.de/story/2000136795135/athens-hitzebeauftragte-viele-koennen-sich-keine-klimaanlage-leisten

"Eleni Myrivili: 'The social glue of a city is key to heat resilience'" (Prevention Web, 6.7.): https://www.preventionweb.net/blog/eleni-myrivili-social-glue-city-key-heat-resilience

"How Athens chief heat officer Eleni Myrivili is dealing with extreme heat, the 'silent killer'" (The Fifth Estate, 7.12.2021): https://thefifthestate.com.au/urbanism/planning/how-athens-chief-heat-officer-eleni-myrivili-is-dealing-with-extreme-heat-the-silent-killer/

 

11.3    Was versteht man unter immateriellem kulturellen Erbe?

Was bedeutet "kulturelles Erbe" für Sie? Denken Sie sofort an die Höhlenmalereien von Lascaux, an Stonehenge oder an ikonische Objekte der Archäologie, die in Museen ausgestellt sind? Oder etwas Privateres – ein Fotoalbum, das Ihre Familiengeschichte von Generation zu Generation zeigt? Mutmaßlich ist keines dieser Dinge "unberührbar" oder immateriell. Dennoch sind Praktiken, Ideen und Erfahrungen ein wesentlicher Teil dessen, was unsere Geschichte und Identität ausmacht. Im Blog "Europeana" finden Sie nun einen lesenswerten Post mit Beispielen dafür, was immaterielles Kulturerbe ("intangible heritage") ausmacht und was die fünf Bereiche sind, die in der UNESCO-Konvention zum Schutz des immateriellen Kulturerbes (2003) identifiziert wurden.

"Five flavours of intangible cultural heritage. From panto to performance" (Europeana, 5.9.): https://www.europeana.eu/de/blog/five-flavours-of-intangible-cultural-heritage

 

11.4    OeAI Digital Asset Management System mit 10.000 gemeinfreien Bildern online

Seit 2002 wird am Österreichischen Archäologischen Institut (ÖAI) ein Digital Asset Management (oeai.DAM) aufgebaut, das auf der Software "Easy DB" der Firma "programmfabrik" basiert. Das System bietet neben der Bestandssicherung auch die Möglichkeit der Verwaltung und Bereitstellung des jährlich anfallenden Bildmaterials der laufenden Projekte. oeai.DAM unterstützt alle gängigen Bild- und Filmformate, sowie PDF, 2D und 3D und bietet ein kontrolliertes Vokabular inklusive Links zu Normdatenbanken. Im August 2022 verfügte die Mediendatenbank über rund 340.000 Datensätze. Neben Grabungs- und Funddokumentation sind mehr als 25.000 Pläne sowie 55.700 schwarz-weiß Bilder des Altbestande erfasst. Von diesem Altdatenbestand sind jetzt 10.000 Bilder als gemeinfrei zugänglich. Eine Recherche des gesamten Bestandes vor Ort ist, so das ÖAI, auf Anfrage möglich.

OeAI Digital Asset Management System: https://oeaidam.oeaw.ac.at/search

 

 


 

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