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DGUF Newsletter Nr. 110 vom 14.06.2022

DGUF Newsletter Nr. 110 vom 14.06.2022

 

DGUF Newsletter

vom 14. Juni 2022

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Inhalt

1  DGUF-Nachrichten

1.1  Zu geringes Lohnwachstum trotz Arbeitskräftemangels und zweistelliger Wachstumsraten bei Umsatz und Mitarbeitern – DGUF-Monitoring-Report privatwirtschaftliche Archäologie 2021

1.2  Die Studierenden- und Absolventenzahlen in den Fächern Ur- und Frühgeschichte sowie Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit im Jahr 2021

1.3  Archäologische Informationen 44, 2021 online

1.4  DGUF unterstützt aktuelle Erklärung der Verbände zur Evaluation des WissZeitVG

1.5  Unter den DGUF-Rezensionsangeboten: Jessica Ryan-Despraz - Practice and Prestige: An Exploration of Neolithic Warfare, Bell Beaker Archery, and Social Stratification from an Anthropological Perspective

2  Tagungen und Veranstaltungen

2.1  "Wie wähle ich als Investor eine Grabungsfirma aus?" (Online, 21.6.)

2.2  CHNT-Tagung "NextGen" (Wien, 10.-12.11.2022; CfP bis 27.6.)

2.3  "Career Day" – Informationstag zu Berufsperspektiven für Studierende archäologischer Fächer (Köln, 24.6.)

2.4  Workshop "Einführung in R" (Online, 1.7.)

2.5  "Trink- und Schankgefäße – Innovation, Produktion, Handel und Verwendung" - 54. Internationales Keramik-Symposium (Landau a. d. Isar, 4.-10.9.)

3  Forschung

3.1  Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"

3.2  Aktuelle Ausgrabungen und Forschung in den Medien

3.3  Brandrodung war in Europa schon vor 9.500 Jahren ein Mittel zur Nutzbarmachung von Land

3.4  Irak: Wichtige Stadt aus dem Großreich von Mittani (ca. 1550–1350 v. Chr.) untersucht

3.5  Neue Erkenntnisse zur biokulturellen Herkunft und Verbreitung von Haushühnern

3.6  Dänemark: Neuer Runenstein bei Randers entdeckt

3.7  Genetisch waren die ersten Bauern eine Mischung aus eiszeitlichen Jäger- und Sammlergruppen aus Europa und dem Nahen Osten

4  Archäoinformatik

4.1  Software-Rezensionen in Archäologie und Geisteswissenschaften

5  Kulturgutschutz

5.1  Ex-Louvre-Direktor wegen illegalen Antikenhandels verhaftet

6  Beruf Archäologie

6.1  Urheberrechts-Wissensgesellschafts-Gesetz nach vier Jahren evaluiert: Bis auf Verlage sind viele Stakeholder zufrieden

6.2  "Das Problem der Archäologie liegt nicht im Sammeln, sondern in der Aufarbeitung des Gesammelten"

6.3  Hybrid versus persönlich: Wie sieht die Zukunft akademischer Konferenzen aus?

7  Berufsverband

7.1  CIfA stolz auf erste Firmenakkreditierung in Deutschland

8  Ausstellungen und Museen

8.1  Das digitale Publikum im Museum: Beziehungen bilden statt einfach nur Klicks zählen

8.2  Müll mit Künstler- statt Archäologen-Augen (Basel, 14.9.-8.1.)

9  Gastkommentare

9.1  Wir hoffen auf Forschungsfreiheit und ein gemeinsames Forschungsprojekt. Von Sascha Piffko

10     Und sonst …

10.1      Den Umgang mit dem Tachymeter per Video lernen

 

1         DGUF-Nachrichten

1.1        Zu geringes Lohnwachstum trotz Arbeitskräftemangels und zweistelliger Wachstumsraten bei Umsatz und Mitarbeitern – DGUF-Monitoring-Report privatwirtschaftliche Archäologie 2021

Im nunmehr dritten Jahre beleuchtet die DGUF auf Basis einer Umfrage die aktuelle Lage der privatwirtschaftlichen Archäologie in Deutschland. In Kürze: die Branche wächst, der Umsatz stieg um 12,5 %, der Umsatz pro Mitarbeiter stieg und es werden Arbeitskräfte gesucht. Gegenüber dem Jahr 2020 wurde im Jahr 2021 der Personalstand um ca. 10,5 % ausgebaut, für 2022 ist ein Personalwachstum um 14 % geplant. Zugleich hält der Trend zu unbefristet sozialversichert angestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an, die nunmehr 80 % aller Verträge ausmachen, während der Anteil an befristeten Verträgen von 2019 über 2020 auf 2021 kontinuierlich sank. Das individuell immer wieder zu hörende "keine Zeit, wir ertrinken in Aufträgen" wird durch die Umfrage also bestätigt und quantifiziert. Einerseits. Andererseits zeigt ein Blick auf die Löhne, dass diese für einige Gruppen leicht wuchsen, für andere Gruppen stagnierten. Alles in allem folgen die Löhne dem anhaltenden Boom der Branche nicht. Wenn das so bleibt, kann es kaum gelingen, die dringend gebrauchten Fachkräfte zu gewinnen oder auch zu halten.

Siegmund, F. & Scherzler, D. (2022). Zu geringes Lohnwachstum trotz Arbeitskräftemangels und zweistelliger Wachstumsraten bei Umsatz und Mitarbeitern – DGUF-Monitoring-Report privatwirtschaftliche Archäologie 2021. Archäologische Informationen 45, Early View, online publiziert 6. Juni 2022. https://dguf.de/fileadmin/AI/archinf-ev_siegmund_scherzler2.pdf

Siegmund, F. & Scherzler, D. (2020). Grabungsfirmen in Deutschland trotz Pandemie auf Wachstumskurs – DGUF-Monitoring-Report privatwirtschaftliche Archäologie 2020. Archäologische Informationen, 43, 211-224. https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/article/view/81411

Siegmund, F. & Scherzler, D. (2019). Die derzeitige Wirtschaftslage in der privatwirtschaftlichen Archäologie Deutschlands – DGUF-Monitoring-Report privatwirtschaftliche Archäologie 2019. Archäologische Informationen, 42, 79-98. https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/article/view/69349

 

1.2        Die Studierenden- und Absolventenzahlen in den Fächern Ur- und Frühgeschichte sowie Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit im Jahr 2021

Wie für 2019 und 2020 erhob die DGUF die Studierenden- und Absolventenzahlen für die mitteleuropäische Archäologie in Deutschland im Jahr 2021. Der vor wenigen Tagen erschienene Beitrag dokumentiert die Ergebnisse dieser Umfrage: Die Absolventenzahlen im Fach UFG & AMANZ sind gestiegen, sie haben nach dem Tal im Jahr 2020 wieder das Prä-Corona-Niveau von 2019 erreicht. Aber: der Arbeitsmarkt 2022 sucht mindestens doppelt so viele Arbeitskräfte wie es Absolventen gibt. Anhand der im BA-Studium Befindlichen lässt sich hochrechnen, dass der Mangel auch in den kommenden zwei bis drei Jahren fortbestehen wird.

Siegmund, F. (2022). Die Studierenden- und Absolventenzahlen in den Fächern Ur- und Frühgeschichte sowie Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit im Jahr 2021. Archäologische Informationen 45, Early View, online publiziert 14. Juni 2022. https://dguf.de/fileadmin/AI/archinf-ev_siegmund.pdf

 

1.3        Archäologische Informationen 44, 2021 online

Der 2021er-Jahrgang der Archäologischen Informationen wird abschließend publiziert. Am 9.6. erfolgte die Online-Stellung im dauerhaften Archiv bei "Propylaeum". Zugleich mit der Online-Stellung gehen die Dateien in die Druckerei, denn auch weiterhin bieten wir unseren Mitgliedern und Abonnenten eine gedruckte Ausgabe. Neben gewichtigen Einzelbeiträgen sind Schwerpunkte des neuen Bandes: Beruf Archäologie; Prekariat in der Archäologie (FAiG 2019); das Forum Softwarerezensionen. Zudem erfolgt der Abschluss des letztjährigen Fokus "DGUF-Tagung 2020: Wollen und brauchen wir mehr Archäologie der Moderne?". Neu eröffnen wir mit einem Aufsatz von Alexander Veling ein Forum "Archäologischer Bildungskanon", für den wir zu weiteren Beiträgen herzlich einladen. Denn die sich häufenden Forderungen nach "mehr Archäoinformatik", "mehr Theorie", "mehr Praxis", "wenigstens die Grundlagen des Denkmalrechts" usw. als verpflichtenden Bestandteil aller universitären Curricula verdienen es, ernst genommen zu werden. Einerseits / andererseits: denn kämen die Universitäten all diesen nachvollziehbaren Forderungen 1 : 1 nach, umfasste ein BA- und MA-Studium nicht wie heute insgesamt 300 Kreditpunkte (1 KP = 30 Stunden studentischer Arbeit), sondern circa zwei Fantastilliarden. Daher ist es wichtig, all diese Bedürfnisse offen auf den Tisch zu legen und miteinander abzuwägen - wozu unser Forum einlädt.

Arch. Inf. 44, 2021: https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/issue/view/6108

 

1.4        DGUF unterstützt aktuelle Erklärung der Verbände zur Evaluation des WissZeitVG

Das im April 2007 in Kraft getretene Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG) wurde evaluiert, der Bericht am 20.5. veröffentlicht. Der Bericht steht nach der am 31.10. 2021 gestarteten Kampagne #95vsWissZeitVG und dem folgenden #IchBinHanna unter besonderer Beobachtung nicht nur der Academia und wird öffentlich von verschiedenen Stakeholdern sehr unterschiedlich bewertet. Während die Hochschulrektorenkonferenz bekundet, dass sich aus der Evaluation "kaum zwingende Folgerungen für eine Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes ableiten" lassen, kritisieren viele Interessensvertreter insbesondere das nun gut dokumentierte Fortbestehen der allzu vielen und allzu kurzen Befristungen. Die DGUF hatte bereits im vergangenen Jahr ein Statement vieler Wissenschaftsverbände, das im Juni 2021 an das BMBF ging und eine Reform des WissZeitVG forderte, unterstützt und gezeichnet. Aktuell bereitet diese Gruppe unter der Federführung der Deutschen Gesellschaft für Amerikastudien (DGfA), des Verbands der Historikerinnen und Historiker Deutschlands e. V. (VHD) und der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) eine gemeinsame Erklärung vor, die Mitte Juni dem BMBF übergeben werden soll. Darin heißt es u.a. "Insbesondere plädieren wir für eine Differenzierung von Beschäftigungsverhältnissen in der Promotions- und PostDoc-Phase und dafür, nach der Promotion entfristete Beschäftigungsverhältnisse in hinreichender Zahl an den Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen zu ermöglichen. Wir unterstützen darüber hinaus die Forderung des NGAWiss (https://mittelbau.net/ngawiss-forderungen/), für die Gestaltung von Beschäftigungsverhältnissen in der Promotionsphase die durchschnittliche Promotionszeit im Fach in Betracht zu ziehen und die Beschäftigungszeiten in drittmittelfinanzierter Forschung nicht auf die Höchstbefristungsdauer anzurechnen." Die DGUF ist Teil der Initiative und hat die Erklärung mitunterschrieben.

"Aus aktuellem Anlass: Evaluation des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes" (BMBF, 20.5.): https://www.bmbf.de/bmbf/de/forschung/wissenschaftlicher-nachwuchs/wissenschaftszeitvertragsgesetz/wissenschaftszeitvertragsgesetz_node.html

"Wissenschaftszeitvertragsgesetz: Evaluation des WissZeitVG zeigt leichte Fortschritte bei Befristungen" (Forschung & Lehre, 20.5.): https://www.forschung-und-lehre.de/politik/evaluation-des-wisszeitvg-vorgelegt-4730

René Krempkow: "Weiter so? Ein Kommentar zur Evaluation des WissZeitVG" (SciLogs, 20.5.): https://scilogs.spektrum.de/wissenschaftssystem/kommentar-zur-evaluation-wisszeitvg/

"Und was sagt die Szene? Reaktionen auf die Evaluation des 'WissZeitVG': eine erste Übersicht" (jmwiarda.de, 20.5.): https://www.jmwiarda.de/2022/05/20/und-was-sagt-die-szene/

"DVPW fordert umfassende Novellierung des WissZeitVG" (DVPW, 24.5.): https://www.dvpw.de/informationen/infos/details/news/dvpw-fordert-umfassende-novellierung-des-wisszeitvg

 

1.5        Unter den DGUF-Rezensionsangeboten: Jessica Ryan-Despraz - Practice and Prestige: An Exploration of Neolithic Warfare, Bell Beaker Archery, and Social Stratification from an Anthropological Perspective

Unter den zahlreichen Publikationen, welche die Herausgeber der "Archäologischen Informationen" zur Rezension ausschreiben, sei diesmal ein im März bei Archaeopress erschienenes Buchhervorgehoben. Aus dem Klappentext: "This book […] investigates the appearance of the ‘archer’s package’ in select Bell Beaker burials raising questions of daily life, warfare, and social stratification during the Neolithic period. It draws on a recent study by the author that applied an anthropological methodology to assess the bone morphology of these skeletons for signs of specialised archery activity. These analyses revealed results at both a population as well as an individual level. In order to contextualise these osteological findings, the book explores the evidence for warfare and archery throughout the Neolithic period in general and the Bell Beaker period in particular. This perspective considers warfare to be a primary function of archery, thereby associating ‘archer’ burials with concepts of warfare and the warrior. A second perspective delves into prehistoric concepts of specialisation and social hierarchy in order to situate archers, archery, and warfare within potentially stratified populations. These two perspectives allow for the contextualisation of the anthropological results within a broad archaeological framework in which archers and archery were prominent parts of a complex Bell Beaker society." Wenn Sie Interesse an einer Rezension haben, richten Sie bitte Ihre Anfrage mit Ihrer vollständigen Postanschrift sowie einer kurzen Begründung, weshalb Sie dieses Werk besprechen wollen, an: editor@dguf.de.

Alle Rezensionsangebote der "Archäologischen Informationen" mit weiteren Informationen zu Modalitäten und Ablauf: https://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/publikationen/AI/dguf-dok_arch-inf_rezensionsangebote.pdf

Jessica Ryan-Despraz: Practice and Prestige: An Exploration of Neolithic Warfare, Bell Beaker Archery, and Social Stratification from an Anthropological Perspective. 136pages, 37 figures, 10 tables. March 2022. https://www.archaeopress.com/Archaeopress/Products/9781803270524

 

2         Tagungen und Veranstaltungen

2.1        "Wie wähle ich als Investor eine Grabungsfirma aus?" (Online, 21.6.)

Mit der Antwort auf diese wichtige Frage wenden sich der Archäologe Johannes Gilhaus & Team von der Jacobs Engineering Group Inc. nicht ausschließlich an junge FachkollegInnen, sondern natürlich auch an InhaberInnen von Fachfirmen. Sein Vortrag ist Teil der gemeinsamen Veranstaltungsreihe von DGUF und CIfA Deutschland. Die Teilnahme ist kostenlos und unabhängig von einer Mitgliedschaft.

Zur Anmeldung: https://dguf.de/service/events/15-wie-waehle-ich-als-investor-eine-grabungsfirma-aus

 

2.2        CHNT-Tagung "NextGen" (Wien, 10.-12.11.2022; CfP bis 27.6.)

Auch in diesem Jahr gibt es wieder eine Konferenz zu neuen digitalen Techniken und dem kulturellen Erbe. Eine Vortragssektion der Tagung beschäftigt sich mit der Dokumentation und Analyse von linearen archäologischen Fundstellen (z. B. Limes, Kanäle, Landwehren, Altwege, Deiche); eine andere Sektion setzt sich mit fairen 3D-Daten im Zusammenhang mit Kulturellem Erbe aus, speziell mit deren Qualität, mit Metadaten, Anwendungen und Repositorien. Insgesamt werden 15 Sektionen angeboten, fünf Roundtables, ein "Advanced Cultural Heritage Training" und eine BoF-Sektion. Die Einreichfrist für Kurzfassungen (long abstracts) endet am 27.6. Geplant ist wie schon 2021 eine hybride Tagung mit der Möglichkeit, Referentinnen und Referenten zu zuschalten, die nicht vor Ort sind.

https://www.chnt.at/

 

2.3        "Career Day" – Informationstag zu Berufsperspektiven für Studierende archäologischer Fächer (Köln, 24.6.)

Was macht man beruflich nach dem Studium, welche Optionen gibt es? Darum geht es beim "Career Day" an der Universität Köln, den die Fachschaften des Archäologischen Instituts, des Instituts für Ur- und Frühgeschichte und der Abteilung Ägyptologie ausrichten. Geboten werden Vorträge von erfahrenen Kolleginnen und Kollegen aus den Bereichen der Lehre/universitäre Forschung, freie Wirtschaft, Vermittlung und Bodendenkmalpflege. Sie berichten von ihren Werdegängen sowie ihren Tätigkeiten in und außerhalb der Archäologie. Für Diskussionen ist ausreichend Zeit. Die Veranstaltung findet in Präsenz und über Zoom statt. Wer teilnehmen möchte, melde sich bitte bis zum 17.6. über careerdayarchaeologie@gmx.de an.

https://archaeologie.phil-fak.uni-koeln.de/aktuelles/aktuelle-meldungen/aktuelle-meldungen-detail/careerday-2022

 

2.4        Workshop "Einführung in R" (Online, 1.7.)

Die AG CAA bietet am Freitagnachmittag, 1.7., einen zweistündigen Workshop "Einführung in R" an. In dem Webcast wird eine Einführung in die Skriptsprache R gegeben. Es geht vor allem um folgende Punkte: Was bedeutet es überhaupt zu coden? Wie bekomme ich meine Daten "ins Programm"? Wie kann ich mit meinen Daten Diagramme erstellen? Wer am Workshop teilnehmen möchte, muss vor Beginn des Workshops R und Rstudio installiert haben. Um Anmeldung bis 27.6. an vorstand@ag-caa.de wird gebeten, weitere Informationen folgen dann per E-Mail.

R: https://cran.r-project.org/

Rstudio: https://www.rstudio.com/products/rstudio/#rstudio-desktop

 

2.5        "Trink- und Schankgefäße – Innovation, Produktion, Handel und Verwendung" - 54. Internationales Keramik-Symposium (Landau a. d. Isar, 4.-10.9.)

In jeder Epoche tauchen spezifische Trink- und Schankgefäße auf; von Beginn an gibt es darunter auch aufwändig hergestellte, nicht selten reich dekorierte Trink- und Schankgefäße. Neben Vorträgen zum Schwerpunktthema bietet die Veranstaltung Vorträge zu anderen keramischen oder relevanten, allgemeiner gefassten Rahmenthemen kulturhistorischer, technologischer,
naturwissenschaftlicher oder wirtschafts- und sozialgeschichtlicher Ausrichtung. Die Teilnahmegebühr liegt bei 70 Euro (ermäßigt 50 Euro). Wer dabei sein möchte, muss sich sputen: Anmeldungen sind bis Mitte Juni erbeten.

http://okmhb.de/wp-content/uploads/2022/03/CALL_FOR_PAPERS_IKS_2022_Online.pdf

 

3         Forschung

3.1        Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"

Siegmund, F. (2022). Die Studierenden- und Absolventenzahlen in den Fächern Ur- und Frühgeschichte sowie Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit im Jahr 2021. Archäologische Informationen 45, Early View, online publiziert 14. Juni 2022.

Schönfelder, M. (2022). Rezension zu: Maguire, R. (2021). Irish Late Iron Age Equestrian Equipment in its Insular and Continental Context. (Queen’s University Belfast Irish Archaeological Monograph Series, 2). Oxford: Archaeopress. Archäologische Informationen 45, Early View, online publiziert 8. Juni 2022.

Siegmund, F. & Scherzler, D. (2022). Zu geringes Lohnwachstum trotz Arbeitskräftemangels und zweistelliger Wachstumsraten bei Umsatz und Mitarbeitern – DGUF-Monitoring-Report privatwirtschaftliche Archäologie 2021. Archäologische Informationen 45, Early View, online publiziert 6. Juni 2022.

https://www.dguf.de/early-views

 

3.2        Aktuelle Ausgrabungen und Forschung in den Medien

"Heliopolis: Deutsch-ägyptische Archäologen finden Blöcke aus der Zeit Pharao Cheops‘" (Selket's 13.6.): https://blog.selket.de/aus-der-archaeologie/heliopolis-deutsch-aegyptische-archaeologen-finden-bloecke-aus-der-zeit-pharao-cheops

"Un remarquable ensemble cultuel gallo-romain à la Chapelle-des-Fougeretz (Ille-et-Vilaine)" (INRAP; 10.6.): https://www.inrap.fr/un-remarquable-ensemble-cultuel-gallo-romain-la-chapelle-des-fougeretz-ille-et-16529

Südafrika: "Prehistoric Swiss Army knife indicates early humans communicated. Strong social networks allowed early populations to prosper" (University of Sydney, 9.6.): https://www.sydney.edu.au/news-opinion/news/2022/06/09/prehistoric-swiss-army-knife-indicates-early-humans-communicated.html

Syrien: "Evidence of very early Islamic burials in the Levant" (Uppsala Universitet, 9.6.): https://www.uu.se/en/news/article/?id=18954&typ=artikel&lang=en

"Ostindonesien: Das prähistorische Wallacea – ein genetischer Schmelztiegel menschlicher Abstammungslinien" (MPI für evolutionäre Anthropologie, 9.6.): https://www.eva.mpg.de/de/presse/aktuelles/artikel/pre-historic-wallacea-a-melting-pot-of-human-genetic-ancestries/

"Everyday Life in Exile: Judean Deportees in Babylonian Texts" (ASOR, 9.6.): https://www.asor.org/anetoday/2022/06/judean-deportees-babylonian-texts

"Was hat's gebracht? Der Mittelrhein: 20 Jahre UNESCO Welterbe" (SWR, 7.6.; Video, 4 Min.): https://www.swrfernsehen.de/landesschau-rp/der-mittelrhein-20-jahre-unesco-welterbe-100.html

Ausbreitung des Getreides von Ostasien nach Mitteleuropa: "Hirse in der Bronzezeit: Ein Superfood erobert die Welt" (Universität Kiel, 7.6.): https://www.uni-kiel.de/de/detailansicht/news/081-hirse-superfood

"Oldest shoe in Norway, dating to 3,000 years ago, recovered from melting ice patch" (LiveScience, 3.6.): https://www.livescience.com/bronze-age-shoe-norway-ice-patch

Cueva de Ardales: "Ancient humans used Spanish cave for rock art for more than 50,000 years" (Cosmos Magazine, 3.6.): https://cosmosmagazine.com/history/spanish-cave-art-prehistoric/

"Fouille d'un cimetière médiéval et moderne en plein cœur de Colmar (Haut-Rhin)" (INRAP, 2.6.): https://www.inrap.fr/fouille-d-un-cimetiere-medieval-et-moderne-en-plein-coeur-de-colmar-haut-rhin-16519

"Study sheds light on life beyond Rome’s frontier. Archaeologists from Edinburgh have discovered more than 100 Iron Age settlements in south-west Scotland that date from the time of Roman occupation" (University of Edinburgh, 2.6.): https://www.ed.ac.uk/news/2022/study-sheds-light-on-life-beyond-rome-s-frontier

"Größte archäologische Untersuchung am Danewerk: Das sind die ersten Ergebnisse" (Schleswiger Nachrichten, 1.6.): https://www.shz.de/lokales/schleswig/artikel/groesste-archaeologische-untersuchung-am-danewerk-42061784

"Industrial manufacturing of wool and wool textiles in Bronze Age Italy" (Phys.org, 1.6.): https://phys.org/news/2022-06-industrial-wool-textiles-bronze-age.html

"Sakkara: Archäologen finden 250 Sarkophage und 150 Bronzestatuen" (Selket's Blog, 30.5.): https://blog.selket.de/aus-der-archaeologie/sakkara-archaeologen-finden-250-sarkophage-und-150-bronzestatuen

"Erstmals Genom eines Menschen aus Pompeji entschlüsselt. Der Mann kam bei der verheerenden Naturkatastrophe in der antiken Stadt im Jahr 79 ums Leben. Reste von Erbgut verraten, woher er wohl ursprünglich stammte und unter welchen Krankheiten er litt" (Spiegel, 27.5.): https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/pompeji-erstmals-genom-eines-menschen-aus-der-verschuetteten-stadt-entschluesselt-a-b359473b-4077-4fa2-88c5-70a5b3457fe2

"Archaeologists discover ancient Maya city at Mexico construction site. Researchers estimate the city, which features the Maya Puuc style of architecture, to have been occupied from AD600 to 900" (The Guardian, 27.5.): https://www.theguardian.com/world/2022/may/27/mexico-mayan-city-xiol-discovered

"El carácter intrusivo del Chatelperroniense en la península ibérica. Nuevos datos de Aranbaltza II (Barrika, Bizkaia)" (Arkeobasque, 26.5.): https://arkeobasque.wordpress.com/2022/05/26/el-caracter-intrusivo-del-chatelperroniense-en-la-peninsula-iberica-nuevos-datos-de-aranbaltza-ii-barrika-bizkaia/

"Parasites from feasting at Stonehenge found in prehistoric faeces" (University of Cambridge, 20.5.): https://www.cam.ac.uk/stories/stonehengeparasites

"150.000 Jahre alter Zahn löst Rätsel der Denisova. Forscher haben in einer Höhle in Laos den Backenzahn einer Denisova gefunden. Die Entdeckung schließt eine Lücke im Stammbaum des Menschen" (Spiegel, 19.5.): https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/archaeologie-sensation-150-000-jahre-alter-zahn-loest-raetsel-der-menschenart-denisova-a-943be0fe-d6f5-4888-8c31-6ac85c1a08c5

Oberägypten: "Spektakuläre Deckengemälde im Tempel von Esna entdeckt. Tübinger Forscher legen bislang im Detail unbekannte Darstellung der Göttinnen Nechbet und Wadjet frei" (Universität Tübingen, 17.5.): https://uni-tuebingen.de/universitaet/aktuelles-und-publikationen/pressemitteilungen/newsfullview-pressemitteilungen/article/spektakulaere-deckengemaelde-im-tempel-von-esna-entdeckt/

Ägypten: "Spektakuläre Deckengemälde im Tempel von Esna entdeckt. Tübinger Forscher legen bislang im Detail unbekannte Darstellung der Göttinnen Nechbet und Wadjet frei" (Universität Tübingen, 17.5.): https://uni-tuebingen.de/universitaet/aktuelles-und-publikationen/pressemitteilungen/newsfullview-pressemitteilungen/article/spektakulaere-deckengemaelde-im-tempel-von-esna-entdeckt/ und "Ancient engravings, reliefs uncovered during restoration of Temple of Esna" (Ahram Online, 13.5.): https://english.ahram.org.eg/News/466145.aspx

"Livestock and dairying led to dramatic social changes in ancient Mongolia" (Universiry of Michigan, 11.5.): https://news.umich.edu/livestock-and-dairying-led-to-dramatic-social-changes-in-ancient-mongolia-u-m-study-shows/

 

3.3        Brandrodung war in Europa schon vor 9.500 Jahren ein Mittel zur Nutzbarmachung von Land

Dies zeigen Umweltdaten aus zwei neuen Bohrkernen aus dem Ammertal nahe Tübingen, die in Beziehung gesetzt wurden mit Ergebnissen aus den mesolithischen Fundstreuungen von Rottenburg-Siebenlinden. In ihrer im "Journal of Quaternary Science" veröffentlichten Studie untersucht eine Tübinger Forschungsgruppe, inwieweit Klima oder anthropogene Faktoren in den vergangenen 11.500 Jahren eine Rolle bei der Entwicklung der Vegetationslandschaft des Ammertals spielten. Ein Ergebnis: die damaligen Menschen begannen, die Brandrodungen ab 9.500 Jahren vor heute für ihre Zwecke einzusetzen. Holzkohlen- und Pollenanalysen zeigen, dass die häufigen Brände in der zunehmend aus Laubbäumen bestehenden Landschaft von mesolithischen Jägern und Sammlern kontrolliert wurden. Zudem fallen die archäologischen Horizonte des mesolithischen Siedlungsareals mit den zwar eher schwachen, aber häufigen Feuern zusammen.“

Heidgen, S., Marinova, E., Nelle, O., Ebner, M., Rotava, T., Tafelmaier, Y., Krauß, R., Bofinger, J. and Junginger, A. (2022), Palaeoecological signals for Mesolithic land use in a Central European landscape? J. Quaternary Sci. https://doi.org/10.1002/jqs.3422

"Zündeln vor 9.500 Jahren. Im baden-württembergischen Ammertal gab es zur Zeit des Mesolithikums bereits Brandrodung" (Senckenberg, 17.5.): https://www.senckenberg.de/de/pressemeldungen/zuendeln-vor-9-500-jahren/

 

3.4        Irak: Wichtige Stadt aus dem Großreich von Mittani (ca. 1550–1350 v. Chr.) untersucht

Eine ausgedehnte Stadtanlage am Tigris mit Palast und mehreren Großbauten könnte das alte Zachiku sein, ein wichtiges Zentrum im Großreich von Mittani (auch Mitanni, Mittanni oder Ḫanilgabat), das zwischen ca. 1550–1350 v. Chr. weite Teile Nordmesopotamiens und Syriens kontrollierte. Die Siedlung war infolge extremer Trockenheit im Irak aus dem Wasser des Mosul-Stausees aufgetaucht und wurde in den vergangenen Monaten von deutschen und kurdischen Forschenden untersucht. Die bronzezeitliche Siedlung war vor Jahrzehnten im Stausee untergegangen, bevor sie untersucht werden konnte. Zwischenzeitlich fanden einzelne kurze Forschungskampagnen statt. Jetzt galt es, den Befund schnellstmöglich freizulegen und zu dokumentieren. Im Januar und Februar konnte der Plan der Stadt weitgehend rekonstruiert werden. Freigelegt wurden eine massive Befestigungsanlage mit Mauer und Türmen, ein mehrstöckiges Magazingebäude sowie ein industrieller Komplex. Besonders erstaunlich sei, dass die Mauern dieser Gebäude sehr gut, manchmal mehrere Meter hoch, erhalten seien, und dies obwohl es sich um Bauten aus ungebrannten Lehmziegeln handele, die mehr als 40 Jahre lang unter Wasser lagen. Eine besondere wichtige Entdeckung sind fünf Gefäße, in denen ein Archiv aus mehr als 100 Keilschrifttafeln untergebracht war. Sie datieren in die mittelassyrische Zeit. Um Schäden durch den Stausee abzuwenden, wurden die ausgegrabenen Gebäude vollständig mit Plastikfolie umkleidet und mit Kiesschüttungen bedeckt. Inzwischen ist der Fundort wieder vollständig überflutet. Der Irak ist eines der weltweit am stärksten von der Klimakatstrophe betroffenen Länder.

"3400 Jahre alte Stadt aus dem Tigris aufgetaucht. Dürre ermöglicht Ausgrabung eines ehemaligen Zentrums im Reich von Mittani" (Universität Tübingen, 30.5.): https://uni-tuebingen.de/universitaet/aktuelles-und-publikationen/pressemitteilungen/newsfullview-pressemitteilungen/article/3400-jahre-alte-stadt-aus-dem-tigris-aufgetaucht

"Ruinen aus der Bronzezeit: Versunkene Stadt im Irak ausgegraben" (Tagesschau, 30.5.): https://www.tagesschau.de/ausland/asien/stausee-mosul-irak-101.html

 

3.5        Neue Erkenntnisse zur biokulturellen Herkunft und Verbreitung von Haushühnern

Heute sind Hühner weltweit die beliebtesten Nutztiere. Frühere Forschungen behaupteten, dass Hühner vor ca. 10.000 Jahren in China, Südostasien oder Indien domestiziert wurden und dass Hühner in Europa vor mehr als 7.000 Jahren auftauchen. Zwei neue Studien – veröffentlicht in PNAS und Antiquity – postulieren, diese Annahmen seien falsch. Die Domestizierung des Huhns hänge vielmehr mit dem Beginn des Anbaus von Hochlandreis und Hirse in Südostasien zusammen. Der wilde Vorfahre des Huhns, das rote Dschungelhuhn, lebte zuvor auf Bäumen und ging mutmaßlich im Kontext von Produktion und Lagerung von Reise und Hirse nun eine engere Beziehung zu den Menschen ein. Die frühesten Knochen von eindeutig domestizierten Hühner wurden im neolithischen Ban Non Wat in Zentralthailand gefunden und datieren in die Zeitspanne zwischen 1.650 und 1.250 v. Chr. Auf dem indischen Subkontinent seien die Tiere nicht domestiziert wurden. Hühner hätten sich dann zuerst in Zentralchina, Südasien und Mesopotamien, ca. um 800 v. Chr. in Äthiopien und im gesamten Mittelmeerraum verbreitet, entlang von Routen, die von frühen griechischen, etruskischen und phönizischen Seehändlern benutzt wurden. Die frühesten Hühner-Funde zeigten, dass die Tiere nicht geschlachtet wurden, aber als Grabbeigabe dienten. Während des Römischen Reichs wurden Hühner zum populären Lebensmittel. Die Forschergruppe bewertete Hühnerknochen neu, die an mehr als 600 Standorten in 89 Ländern gefunden wurden. Die Forschenden nahmen zoogeografische, morphologische, osteometrische, stratigrafische, kontextuelle, ikonografische, und textbasierte Untersuchungen vor.

Joris Peters, Ophélie Lebrasseur, Evan K. Irving-Pease, Ptolemaios Dimitrios Paxinos, Julia Best, Riley Smallman, Cécile Callou, Armelle Gardeisen, Simon Trixl, Laurent Frantz, Naomi Sykes, Dorian Q. Fuller, and Greger Larson: The biocultural origins and dispersal of domestic chickens. PNAS, 6.6., https://doi.org/10.1073/pnas.2121978119

Julia Best, Sean Doherty, Ian Armit, Zlatozar Boev, Lindsey Büster, Barry Cunliffe, Alison Foster, Ben Frimet, Sheila Hamilton-Dyer, Tom Higham, Ophélie Lebrasseur, Holly Miller, Joris Peters, Michaël Seigle, Caroline Skelton, Rob Symmons, Richard Thomas, Angela Trentacoste, Mark Maltby, Greger Larson, and Naomi Sykes: Redefining the timing and circumstances of the chicken's introduction to Europe and north-west Africa. Antiquity, 7.6., https://doi.org/10.15184/aqy.2021.90

"Verlockender Reis: Wie das Huhn zum Menschen kam und seinen Weg nach Europa fand" (SNSB, 7.6.): https://snsb.de/domestikation-huhn/

"Before Chickens Were Nuggets, They Were Revered. The origin of the domestic fowl is more recent than previously thought, but it may have taken them thousands of years to become food" (The New York Times, 7.6.): https://www.nytimes.com/2022/06/07/science/chicken-domestication-origin.html

 

3.6        Dänemark: Neuer Runenstein bei Randers entdeckt

Bei Randers (DK) - bereits seit dem 19. Jh. als Fundort von Runensteinen bekannt - wurde bei der Renovierung eines Privathauses unter dem Küchenboden ein imposant großer Runenstein entdeckt. Leider ist die ursprüngliche Oberfläche mit der Inschrift nur rudimentär erhalten. Lisbeth Imer vom Nationalmuseum in Kopenhagen liest den kurzen Rest als "nach" und anschließend zwei Buchstaben, circa "Bi". Der Stein wurde geborgen und soll in einem Museum ausgestellt werden.

"Runesten fundet under køkkengulv: Det står der på den" (TV2 Østjylland, 10.6.): https://www.tv2ostjylland.dk/randers/runesten-fundet-under-koekkengulv-det-staar-der-paa-den

"Runesten fundet under køkkengulv - men hvad står der på den?" (TV2, Nyheder, 10.6.): https://nyheder.tv2.dk/samfund/2022-06-10-runesten-fundet-under-koekkengulv-men-hvad-staar-der-paa-den

"Lene fandt en kæmpestor sten under sit køkkengulv: Først dømte arkæologen den ude, men så fik Helle øje på noget på bagsiden" (Randers Amtsavis, 10.6.): https://amtsavisen.dk/artikel/lene-fandt-en-k%C3%A6mpestor-sten-under-sit-k%C3%B8kkengulv-f%C3%B8rst-d%C3%B8mte-ark%C3%A6ologen-den-ude-men-s%C3%A5-fik-helle-%C3%B8je-p%C3%A5-noget-p%C3%A5-bagsiden

Über ältere Runensteinfunde in Randers (Randers - Museum Østjylland, o.D.): http://www.wikinger-in-daenemark.de/rander-r.htm

 

3.7        Genetisch waren die ersten Bauern eine Mischung aus eiszeitlichen Jäger- und Sammlergruppen aus Europa und dem Nahen Osten

Eine neue Studie, die in "Cell" veröffentlicht wurde, zeigt, dass die ersten Bauern vor allem eine Mischung aus eiszeitlichen Jäger- und Sammlergruppen darstellten, die sich über den Nahen Osten bis nach Südosteuropa erstreckten. Genetische Analysen stützten bisher die Vorstellung, dass die ersten Bauern Europas von Jägern und Sammlern in Anatolien abstammten. Diese neue Studie zeige jedoch, dass sich die genetischen Ursprünge des Neolithikums nicht eindeutig einer einzigen Region zuordnen lassen, sondern dass am Ende der Eiszeit eine komplexe Bevölkerungsdynamik stattfand, die zur genetischen Zusammensetzung derjenigen Bevölkerungsgruppen führte, die den Ackerbau und eine sesshafte Lebensweise erfanden. Ermöglicht wurde die Forschung durch die Kombination zweier Techniken: die Gewinnung hoch qualitativer Genome aus prähistorischen Skeletten in Verbindung mit demografischer Modellierung der daraus resultierenden Daten. Das Forschungsteam unter Leitung der Universitäten Bern und Freiburg (Schweiz) sowie der Universität Mainz prägte dafür den Begriff "demogenomische Modellierung".

Marchi, Winkelbach, Schulz, Brami et al., The genomic origins of the world's first farmers. Cell (2022), doi: 10.1016/j.cell.2022.04.00, https://www.cell.com/cell/fulltext/S0092-8674(22)00455-X

"Die genetische Herkunft der ersten Bauern der Welt geklärt" (SNSB, 13.5.): https://snsb.de/erste-bauern/

"Ancient DNA maps 'dawn of farming'. Huge collection of genomes charts how hunter-gatherers turned into some of the world’s first farmers in Turkey" (Nature News, 12.5.): https://www.nature.com/articles/d41586-022-01322-w

 

4         Archäoinformatik

4.1        Software-Rezensionen in Archäologie und Geisteswissenschaften

Die 2019 auf der CAA in Wilhelmshaven für die Archäologie erstmals formulierte und in die Praxis gesetzte Idee, das Rezensionswesen auch auf forschungsrelevante Software auszudehnen, greift weiter um sich. In der Archäologie hatte sich sogleich eine Gruppe Aktiver formiert, die eine Handreichung schuf, was denn in solch einer Rezension zu berücksichtigen sei (Homburg et al., 2020), welche wiederum im Jg. 2021 der "Archäologischen Informationen" in einem "Forum" diskutiert wird. Aufgegriffen wurde der Gedanke nun vom Projekt NFDI4Culture, welches 2021 das "Construction KIT" gründete, eine peer-reviewte Open-Access-Rezensionszeitschrift, die Softwarerezensionen publizieren wird, die für die Geistes- und Kulturwissenschaften relevant sind. Das NFDI4Culture Expertinnen- und Expertenforum "Nachhaltige Softwareentwicklung" hat auf seinem Treffen am 27.4. seine Pläne für diese Zeitschrift weiter geschärft und Regularien für die Einreichung von Manuskripten verabschiedet. Ein Blog-Beitrag von Janiel Jettka über dieses Treffen lässt die Diskussionen deutlich werden. Wie der Blogbeitrag darlegt, plant NFDI4Culture im nächsten Schritt auch eine Zertifizierung für Forschungssoftware zu entwickeln.

Siegmund, F. & Scherzler, D. (2020). Editorial. Archäologische Informationen, 43, 3-5: https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/article/download/81381/75393

Homburg, T. et al. (2020). Diskussionsbeitrag: Handreichung zur Rezension von Forschungssoftware in der Archäologie und den Altertumswissenschaften. Archäologische Informationen, 43, 357-372: https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/article/view/81422

Construktion KIT: https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ckit/index

Daniel Jettka: "3. NFDI4Culture Expert:innen-Forum 'Nachhaltige Softwareentwicklung': Beurteilung von Forschungssoftware" (DHdBlog, 2.6.): https://dhd-blog.org/?p=17956

 

5         Kulturgutschutz

5.1        Ex-Louvre-Direktor wegen illegalen Antikenhandels verhaftet

Derzeit laufen polizeiliche Ermittlungen gegen Jean-Luc Martinez, den früheren Direktor des Pariser Louvre. Ihm werden Betrug und die Verschleierung von Provenienzen von fünf unrechtmäßig erworbenen ägyptischen Antiken vorgeworfen. Martinez soll die Stücke im Wert von mehr als 50 Mio. Euro an den Louvre in Abu Dhabi vermittelt haben. Die Objekte seien, schreibt Jutta Zerres bei "Archaeologik", in der Zeit des "arabischen Frühlings" 2011 illegal ausgegraben und in den Handel gebracht worden. Die französische Polizei, die seit vier Jahren an der Aufklärung arbeitet, spreche von einem Verbrechen bisher "unerreichten Ausmaßes", schreibt die FAZ (die in ihrem Artikel den Ex-Direktor versehentlich Jean-Claude Martinez nennt, einen Professor für Staatsrecht). In den Skandal verwickelt seien "notorische Diebesbanden, korrupte Experten und renommierte Galerien, Auktionshäuser, Museen".

Jutta Zerres: "Es glänzt nicht alles im Louvre: Polizeiliche Ermittlungen gegen ehemaligen Direktor" (Archaeologik, 3.6.): https://archaeologik.blogspot.com/2022/06/es-glanzt-nicht-alles-im-louvre.html

"Ex-Louvredirektor verhaftet: Wüstengold" (FAZ, 27.5.): https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kunstmarkt/der-ehemalige-louvredirektor-jean-claude-martinez-ist-verhaftet-worden-18063245.html

 

6         Beruf Archäologie

6.1        Urheberrechts-Wissensgesellschafts-Gesetz nach vier Jahren evaluiert: Bis auf Verlage sind viele Stakeholder zufrieden

Das im März 2018 in Kraft getretene Urheberrechts-Wissensgesellschafts-Gesetz (UrhWissG) sollte einige Regularien des Urheberrechts für die Wissenschaft und die Schulen anpassen, um für den Unterricht und die Forschung den Umgang mit geschützten Materialien exakter, praxisgerecht und rechtssicher zu regeln. Wie bei der Gesetzgebung vorgesehen, wurde das Gesetz nun förmlich evaluiert. Das zuständige Bundesministerium für Justiz bilanziert in seiner Pressemitteilung vom 4.5.: "Reform erzielt einen fairen Interessenausgleich". Die Plattform iRightsInfo teilt diese Einschätzung weitgehend. Sie hat das Gesetz parallel zum staatlichen Verfahren im Auftrag des BMBF selbst evaluiert und dazu zahlreiche Interviews mit unterschiedlichsten Stakeholdern durchgeführt. Danach haben sich die Klärungen und auch Erleichterungen, die mit dem UrhWissG einhergehen, aus Sicht der Bibliotheken, der Bildung und der Wissenschaft in der Praxis weitgehend bewährt. Bei den Verlagen bleiben hingegen Wünsche offen, weil aus ihrer Sicht bei der Lizensierung und der (kostenlosen) Nutzung Interessen der Verlage zu wenig berücksichtigt wurden und mehr (kostenpflichtige) Lizenzlösungen anzustreben sind.

"Bundeskabinett beschließt Evaluierungsbericht zum Urheberrechts-Wissenschaftsgesellschafts-Gesetz" (Pressemitteilung BM Justiz, 4.5.): https://www.bmj.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2022/0504_UrhR_Evaluation.html;jsessionid=0C1ADEBBCA20EE0CCDBEDB2270BBC9F7.2_cid334

"Evaluierungsbericht der Bundesregierung zu den durch das Urheberrechts-Wissensgesellschafts-Gesetz reformierten Vorschriften der §§ 60a bis 60h des Urheberrechtsgesetzes" (Deutscher Bundestag, Drs. 20/1825, 5.5.): https://dserver.bundestag.de/btd/20/018/2001825.pdf

"iRights.Law veröffentlicht Interview-Studie zum Urheberrechts-Wissensgesellschafts-Gesetz" (iRIGHTSinfo, 9.5.): https://irights.info/artikel/irights-law-veroeffentlicht-interview-studie-zum-urheberrechts-wissensgesellschafts-gesetz/31433

Kreutzer, T. & Fischer, G. (2022). Das Urheberrechts-Wissensgesellschafts-Gesetz in der Praxis: Eine qualitative Studie zur Anwendung des UrhWissG in Bildung, Bibliotheken, Verlagswesen und Wissenschaft". iRIGHTSlaw (10.5.): https://zenodo.org/record/6500995

 

6.2        "Das Problem der Archäologie liegt nicht im Sammeln, sondern in der Aufarbeitung des Gesammelten"

Rainer Schreg bloggt über einen Aufsatz von Raimund Karl. Letzterer hatte Ende Mai in der "taz" Archäologen als zwanghaftes Horten attestiert. In der Tat beschreibe Karl ein Problem, so Schreg: "Immer mehr Ausgrabungen liefern immer mehr Funde, deren Lagerung, Konservierung und Aufarbeitung Ressourcen erfordert, die nicht da sind." Doch Karls Forderung, auszusortieren und auch alte Magazine zu entsammeln, gehe am Problem vorbei, denn dieses bestehe nicht im Sammeln. Zwei lesenswerte Beiträge.

"'Archäologen horten zwanghaft'. Raimund Karl ist Archäologe und warnt: Ohne Begrenzungen werden Museen in Fundmassen untergehen" (taz, 31.5.): https://taz.de/Historiker-ueber-das-Sammeln/!5855953/

Rainer Schreg: "Messis? Die Notwendigkeit archäologischer Magazinierung" (Archaeologik, 12.6.): https://archaeologik.blogspot.com/2022/06/messis-die-notwendigkeit.html

 

6.3        Hybrid versus persönlich: Wie sieht die Zukunft akademischer Konferenzen aus?

Bei Social-Media- Debatten ist aus der Archäologie-Community immer wieder zu vernehmen, Online-Formate sollten auch als "Watch at Home"-Option angeboten (d. h. aufgezeichnet und als Video dauerhaft verfügbar gemacht) werden, damit man einen Vortrag o. ä. auch zu einer angenehmeren Zeit anschauen könnte. Und Präsenztagungen sollten "auch online" angeboten werden. Alles kostenlos, natürlich. Ein Beitrag im DGUF-Newsletter vom 6.4. hat bereits beleuchtet, dass dies teilweise mit beträchtlichen Aufwänden verbunden wäre (also nicht gratis sein kann), und dass bereits jetzt die Budgets für Tagungsbesuche von einzelnen Arbeitgebern reduziert wurden ("nehmen Sie doch virtuell teil, das genügt"). Wenn mittelfristig nur noch wenige Wissenschaftler aus begüterten Institutionen persönlich zu einer Tagung kommen könnten, wäre das von enormer Tragweite. Und: Kann es kleineren Institutionen gelingen, die höheren Aufwände einer hybrien Tagung zu stemmen? Der auf den ersten Blick nachvollziehbare Wunsch nach "alles dauerhaft und kostenlos online verfügbar machen" ist also ein zweischneidiges Schwert, das jedenfalls sorgsame Reflexion verdient. Marco Marabelli, Professor für Informations- und Prozessmanagement an der Bentley University, hat nun mit einer kleiner Forschungsgruppe untersucht, in welchem Umfang Online-Konferenzen Inklusion erhöhen und ob hybride Konferenzen eine entsprechende Entwicklung befördern. Aus den Ergebnissen: Online-Konferenzen werden sowohl von Teilnehmern als auch von Organisatoren den Hybridkonferenzen vorgezogen. Es ist jedoch nicht realistisch, dass alle Konferenzen in Zukunft nur noch online stattfinden, denn persönlicher Kontakt, informelle Gespräche usw. sind grundlegend für unser persönliches Wohlbefinden sowie für unsere sozialen Interaktionen. Hybrid zu tagen, kann daher trotz aller (auch technischen) Mehraufwände ein guter Kompromiss sein, aber Marabelli und Kollegen haben ein paar Vorbehalte: Hybridkonferenzen erhöhen die Komplexität, nicht nur für Organisatoren, sondern auch für Live-Teilnehmer (inkl. der Vortragenden), die auch zwei Zielgruppen bedenken müssen – die Kollegen vor Ort und das Publikum im virtuellen Raum. Die Verantwortung läge zudem hauptsächlich bei den Live-Teilnehmern, um es den "virtuellen Teilnehmern" in hybriden Kontexten bequem zu machen. Vielfalt, Gerechtigkeit und Inklusion – Chancen hybrider Tagungen – hätten aber nicht für alle Veranstalter und Konferenzteilnehmer oberste Priorität. Natürlich könnte die Option, aus der Ferne an Konferenzen teilzunehmen, erschwinglicher sein, Flexibilität unterstützen (insbesondere für Frauen) und Reiseprobleme (beispielsweise der LGBTQ+-Community) lösen. Marabelli betont aber ebenfalls, dass die Möglichkeit der Online-Teilnahme an einer hybriden Konferenz für Universitäten und Drittmittelgeber eine Möglichkeit darstellt, Reisegelder zu verweigern, die sonst normalerweise vergeben würden. Marabelli schlägt für eine gute Debatte vor, dass jeder Forschende an mindestens einer Hybridkonferenz online teilnimmt, um zu spüren, wie das ist, und auf dieser Basis profunder über die passendsten Formen künftiger Tagungen diskutieren zu können.

Marco Marabelli: "Hybrid Versus In-person: What Will Be the Future of Academic Conferences?" (The Scholarly Kitchen, 16.5.): https://scholarlykitchen.sspnet.org/2022/05/16/guest-post-hybrid-versus-in-person-what-will-be-the-future-of-academic-conferences/

"Was darf eine hybride Tagung kosten, und wieso sind 'Watch at Home'-Optionen rückschrittlich? Zur Zukunft wiss. Konferenzen" (DGUF-Newsletter vom 6.4.2022 Punkt 8.1.): https://dguf.de/ausgaben-jan-2020-ff/archive/559-dguf-newsletter-nr-108-vom-06-04-2022#_Toc100140405

 

7         Berufsverband

7.1        CIfA stolz auf erste Firmenakkreditierung in Deutschland

"The Archaeologist" ist die CIfA-Zeitschrift, die circa 36-seitig drei Mal im Jahr erscheint und an die ca. 4.000 Mitglieder verschickt wird. Ein Beitrag im Anfang Juni erschienenen Sommerheft trägt den Titel: "The first archaeological company in Germany to be registered by CIfA". Auf Einladung der Herausgeber beschreibt Sascha Piffko, MCIfA und Inhaber der Firma SPAU, auf drei Seiten den Prozess der erfolgreichen Akkreditierung seiner 2015 gegründeten Firma. Die Aufnahme dieses Beitrags in die Mitgliederzeitschrift zeigt, wie wichtig CIfA diese erste Firmenakkreditierung in Deutschland ist. Für Sascha Piffko geht es bei der Zertifizierung nicht um ein weiteres Logo für die Firmenwebsite. "This registration process has also brought to light areas for potential improvement, including a structured quality assessment and the developement of related concepts. Those concepts are now being implemented in every aspect of SPAU's work process."

Piffko, S. (2022). The first archaeological company in Germany to be registered by CIfA. The Archaeologist,115, 34-36. Demnächst dort auch online verfügbar: https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/cifatamag/index

 

8         Ausstellungen und Museen

8.1        Das digitale Publikum im Museum: Beziehungen bilden statt einfach nur Klicks zählen

Es rumort in vielen deutschen Museen, und die Corona-Pandemie hat dies beschleunigt: Das digitale Museum ist ein Thema geworden, das trendet. Doch was bedeutet das? Die Forderung in Richtung Träger: "auch digitale Besucher 'zählen', nicht nur die an der Kasse auch Zahlenden"? Allmählich destilliert sich heraus, dass es um mehr geht, nämlich um die Grundsatzfrage: Was ist ein Museum, was sind seine Kernaufgaben? Bleibt es bei der traditionellen ICOMOS-Definition, dass Museen geprägt sind von ihren Sammlungen und ihr Auftrag daher das "Sammeln, Bewahren, Erforschen, Ausstellen und Vermitteln von Objekten" ist? Eine wachsende Szene von Museumsmachern setzt die Akzente anders: Ein Museum definiert sich durch sein Publikum, es dient dem Dialog mit seinen Besuchern. Eine Perspektive, die den digitalen Besucher nicht nur numerisch einbezieht, sondern in ihm einen besonders interessanten Besucher sieht. Die Museums-Experten Johannes Bernhardt und Christian Gries nehmen sich des Themas im neuen Heft des Magazins Museums.Management an. Ihre Kernthese: digitale Besucher zählen und beobachten, z. B. welche Themen sie auf der Museumswebsite bevorzugt besuchen (oder nicht besuchen), reicht nicht. Kern des "digitalen Museums" muss sein, die Website und die Social Media dafür zu nutzen, eine Beziehung zu seinem Publikum aufzubauen und zu pflegen ("audience development"): Seine Besucher von digitalen Konsumenten zu aktiven Besuchern zu machen, sei es analog, sei es digital. Ein prononcierter Beitrag zum Thema, der ins Nachdenken führt und auch Widerspruch hervorrufen möchte.

Bernhardt, J. & Gries, Chr. (2022). Fragestellungen, Kriterien und Modelle. Museums.Management 2022/1, 1-14: https://www.museumsmanagement-online.de/_getArticle.pdf?id=1370&pdf=duzDe/issues/e26ubj/yke32x/pdf_62949aaff0581.pdf

 

8.2        Müll mit Künstler- statt Archäologen-Augen (Basel, 14.9.-8.1.)

Vom 14.9.2022 bis 8.1.2023 zeigt das Basler Museum Tinguely die Ausstellung "Territories of Waste: Über die Wiederkehr des Verdrängten". Die Gruppenausstellung stellt künstlerische Betrachtungen und Umgangsweisen mit Abfall / Müll / Schrott und devastierten Landschaften dar. Die Ausstellung bietet auch eine kurze Zeitreise, da sie neben aktuellen Werken auch Exponate und Umgangsweisen mit Abfall seit den 1960er-Jahren einbringt. Ein evtl. leicht übersehener Ferientipp für Archäologinnen und Archäologen, die neben ihrem eigenen professionellen Blick auf das Thema auch andere Sicht- und Umgangsweisen kennen lernen möchten.

"Territories of Waste: Über die Wiederkehr des Verdrängten. 14. September 2022 – 8. Januar 2023" (Museum Tinguely, Juni 22): https://www.tinguely.ch/de/ausstellungen/ausstellungen/2021/territories-of-waste.html

Ph. Hindahl: "Territories of Waste: Eine Ausstellung im Basler Museum Tinguely setzt sich im Herbst mit den Hinterlassenschaften unserer Zivilisation auseinander" (Metropol, 5.6.): https://www.monopol-magazin.de/was-bleibt-ist-muell-museum-tinguely-basel-territories-of-waste

 

9         Gastkommentare

9.1        Wir hoffen auf Forschungsfreiheit und ein gemeinsames Forschungsprojekt. Von Sascha Piffko

Viele Kollegen und Mitbürger sprechen mich derzeit wegen des Sensationsfunds aus Rockenberg (Wetterau, Hessen) an: "Ist das nicht eure Grabung? Warum sieht man euch nicht? Warum graben jetzt andere Leute dort?"

Die Mitarbeiter von SPAU haben in den vergangenen Jahren das Baugebiet archäologisch erkundet und alle Bereiche untersucht, die von den Baumaßnahmen betroffen und bedroht sind. Der Verursacher (in diesem Fall die Gemeinde Rockenberg) muss Ausgrabungen bezahlen, die notwendig sind, um die gefährdeten Denkmäler zu dokumentieren. Das nennt sich Verursacherprinzip.

Wir haben unsere Aufgabe durchgeführt und beendet. Es war jedoch klar, dass unterhalb der zukünftigen Bebauung weitere sensationelle Gräber liegen, die später nicht mehr untersucht werden könnten, auch wenn sie nicht durch die Bebauung zerstört werden. Aus diesem Grund war die Gemeinde Rockenberg nicht verpflichtet, die Untersuchung dieser Gräber zu bezahlen. Das Land Hessen hat nun die Kosten für die weitere Untersuchung übernommen und die Grabung mit eigenem Personal weitergeführt.

Bereits früh haben wir festgestellt, dass die alemannischen Gräber eine Sensation darstellen, jedoch wurden wir von den Kollegen vom Landesamt nicht sonderlich ernst genommen. Die Übergabe unserer Grabung - insbesondere diese Sensationsgrabung in meinem eigenen Heimatdorf - hat mein Herz natürlich sehr bluten lassen, und genauso erging es meinen Mitarbeitern, die in den vergangenen Jahren vor Ort eine unglaubliche Arbeit geleistet hatten.

Dass die Lorbeeren jetzt der Landesarchäologie zufallen, die nur die letzten Wochen die Untersuchungen durchführen, dass die Landesarchäologie in den Medien nun wirkt, als hätten sie alle Arbeit getan, ist bitter, aber der normale Alltag für uns "kommerzielle Archäologen". Frei nach Shakespeare: "Der Firmenarchäologe hat seine Schuldigkeit getan, der Firmenarchäologe kann gehen".

Gemäß unserer wissenschaftlichen Grabungs- und Funddokumentation und den nun veröffentlichten Gesamtzahlen hat SPAU 44 Körpergräber und 318 Brandgräber geborgen, die Landesarchäologie 27 Körpergräber und 12 Brandgräber. Wir hoffen trotzdem weiterhin, dass wir unsere verfassungsrechtlich gesicherte Forschungsfreiheit wahrnehmen dürfen und wir vielleicht gemeinsam mit der Landesarchäologie und dem Wetteraukreis ein Forschungsprojekt starten können, das dem Fundplatz gerecht wird und zeitnah erste Publikationen produziert. Durch unsere anthropologische und archäozoologische Abteilung, die Restaurierungswerkstatt und die Grabungsleitung wurde bereits eine immense Forschungsarbeit geleistet, die wir gerne im Zusammenspiel mit Wetteraukreis und Landesarchäologie fortführen würden.

"Das Rockenberger Gräberfeld" (Der neue Landbote, 20.5.): https://landbote.info/archaeologie-3/

"Rockenberg schreibt Geschichte. Größtes Gräberfeld des 4./5. Jh. in Hessen" (Meldung der hessischen Landesarchäologie bei Archäologie Online, 27.5.): https://www.archaeologie-online.de/nachrichten/rockenberg-schreibt-geschichte-5312/

"Archäologen legen Sensationsfund in der Wetterau frei" (HR, 21.5.): https://www.hessenschau.de/kultur/hunderte-graeber-schwerter-und-schmuck-archaeologen-legen-sensationsfund-in-der-wetterau-frei,rockenberg-graeberfund-100.html

"'Einmaliger Fund' in Hessen: Archäologen entdecken hunderte Gräber" (Frankfurter Neue Presse, 21.5.): https://www.fnp.de/lokales/wetteraukreis/rockenberg/hessen-archaeologie-graeber-wetterau-germanen-groesster-fund-einzigartig-kinder-rockenberg-91567551.html

"Funde am 'Burgweg' sind Sensation" (Butzbacher Zeitung, 31.5.): https://butzbacher-zeitung.de/funde-am-burgweg-sind-sensation/

Sascha Piffko, M.A. MCIfA, ist Geschäftsführer und Inhaber der Fachfirma SPAU GmbH in Münzenberg (Hessen).

 

10    Und sonst …

10.1    Den Umgang mit dem Tachymeter per Video lernen

Welcher Uni-Profi und -Praktiker kennt das nicht? Endlich ist das (teure) neue Tachymeter da, und alle sollen es lernen. Problem: das Gerät ist komplex, hat überraschend viele kleine und mehrfachbelegte Knöpfe, die alle irgendwie wichtig zu sein scheinen, und die Gruppe der Lernwilligen ist groß. Zu groß: zwei, drei, vier Studierende haben eine guten Blick auf das, was am Gerät passiert und verstehen die Ausführungen des Dozenten, der Rest steht abgedrängt hinten und bekommt die Hälfte nicht mit, weil Mitstudierende schlicht die Sicht nehmen und der Wind die Stimme des Dozenten verbläst. Frust macht sich breit. Nicht zuletzt ist das Ganze dann doch ein etwas komplexerer Prozess mit vielen Arbeitsschritten. Wer nicht fleißig mitschreibt, landet bald beim "Hm, wie ging das noch mal?". Bei YouTube lässt sich nun die Problemlösung des ehemaligen DGUF-Geschäftsführers Carsten Mischka anschauen: Videos, die den Umgang mit dem "Leica TS06 plus" in 14 Clips von insgesamt ca. 75 Minuten Dauer vom Aufbau bis zum Abbau zeigen, inklusive Theorie, Stationierung usw. Dank an den Autor!

Carsten Mischka: "Tachymeter für Archäologen" (Institut für Ur- und Frühgeschichte Erlangen, 2.6.): https://www.youtube.com/playlist?list=PL3lDZRPeg4v9yDOUOHFyPfoQOyaxWfYaQ


 

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