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DGUF Newsletter Nr. 106 vom 14.01.2022

DGUF Newsletter Nr. 106 vom 14.01.2022

 

DGUF Newsletter

vom 14. Januar 2022

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Inhalt

1  DGUF-Nachrichten

1.1  DGUF erringt großen Erfolg für die privatwirtschaftliche Archäologie: die neuen Grabungsrichtlinien der westfälischen Landesarchäologie

1.2  FAIRe Daten und digitale Infrastrukturen für die Archäologie. Handlungsräume gemeinsam gestalten, Potenziale identifizieren. Gemeinsame Tagung von DGUF & NFDI4Objects, 16.6.2022, Frankfurt a. M. (IG-Farben-Haus)

1.3  Ausschreibung des Deutschen Studienpreises für Archäologie für 2022 (bis 28.2.)

1.4  Session #102 "Campaigning Strategies for Archaeology and Cultural Heritage - Principles, Strategies, and Practical Experiences" (EAA-Tagung 2022, Budapest, 31.8.-3.9.; CfP bis 10.2.)

1.5  Dringende Aufforderung an die neue Bundesregierung zur Unterzeichnung des Europäischen Landschaftsübereinkommens des Europarates

1.6  DGUF-Kommunikationskanäle weiterhin auf Wachstumskurs

1.7  DGUF wird Mitglied bei NDFI e. V.

1.8  Unter den DGUF-Rezensionsangeboten: Stuart Needham and George Anelay: Barrows at the core of Bronze Age Communities. Petersfield Heath excavations 2014–18 in their regional context

2  Tagungen und Veranstaltungen

2.1  Session #211 "Right Here, Let’s Get It Right Now. Collaborative Creation of Standards and Guidance to Define Good Archaeology in Different Jurisdictions" (EAA-Tagung 2022, Budapest, 31.8.-3.9.; CfP bis 10.2.)

2.2  Session #253 "More than just LOUD? Putting digital data into context" (EAA-Tagung 2022, Budapest, 31.8.-3.9.; CfP bis 10.2.)

2.3  Session #275 "The Role of Archaeology (and Archaeologists) in the Covid-19 Recovery Plans across Europe and beyond" (EAA-Tagung 2022, Budapest, 31.8.-3.9.; CfP bis 10.2.)

2.4  Archäologie-Fachschaft Münster mit zwei Vorträgen zum Beruf Archäologie (Online, 14. und 21.1.)

2.5  "Museums and the Internet" (Bonn/hybrid, 17.-18.5.2022; CfP bis 23.1.)

2.6  Gemeinsame Jahrestagung MOVA & WSVA (Jena, 4.-7.4.) wird auf September verschoben

3  Forschung

3.1  Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"

3.2  Aktuelle Ausgrabungen und Forschung in den Medien

3.3  Datenbank für bronzene Lanzenspitzen

3.4  Zur Stichhaltigkeit gängiger Deutungstopoi und Interpretationsmuster zu befestigten Siedlungen der Bronze- und Eisenzeit

3.5  Neu: ein frühmittelalterliches Gräberfeld bei Knittlingen (Enzkreis, Baden-Württemberg)

3.6  Frühmittelalterliches Gräberfeld Klein Broek / Elversele, Flandern

4  Archäoinformatik

4.1  Kurz angespielt: die Notizen-App Obsidian

4.2  Sophie Schmidt: Schreibt mit (R)Markdown!

4.3  Aktuelle Umfrage "Theoretical Issues in Computational Archaeology"

5  Kulturgutschutz

5.1  Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien

5.2  Kulturelles Erbe als Werkzeug zur Stärkung lokaler Gemeinschaften

6  Beruf Archäologie

6.1  Urteil: Bayerns ehem. Generalkonservator Egon Greipl haftet persönlich für seine Entscheidungen in seiner Amtszeit

6.2  "Unseren Studierenden geht es schlecht" – Beobachtungen und Antworten auf eine fundierte These

6.3  Forschungsförderung: Lotterie statt Wettbewerb mit Anträgen & Gutachten

6.4  Rundbrief Grabungstechnik 19 (2021): Arbeitsbedingungen in der Grabungstechnik

7  Berufsverband

7.1  CIfA Deutschland mit neuer Website

8  Open Access & Open Data

8.1  Hessen - wo die rechte Hand nicht weiß, was die linke tut

8.2  Nun auch Hessen: Geodaten im Open Access

8.3  Neu bei Propylaeum: "Neu-Lithics" und "Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters"

9  Bürger und Archäologie & Citizen Science

9.1  Freundeskreis Archäologisches Landesmuseum MV als Verein gegründet

10     Ausstellungen und Museen

10.1      Henning Mohr & Diana Modarressi-Tehrani (Hrsg.): Museen der Zukunft

11     Und sonst …

11.1      "Give culture and heritage a place at the table where climate change is being discussed": Some impressions of the meeting "Culture, Heritage, and Climate Change" (Online, 6.-10.12. 2021)

11.2      "Wissen zum eisenzeitlichen Europa und angrenzendem Mittelmeerraum zugänglich machen": der Verein "Orbis Ferrorum"

11.3      Indigene Datensouveränität

 

1         DGUF-Nachrichten

1.1        DGUF erringt großen Erfolg für die privatwirtschaftliche Archäologie: die neuen Grabungsrichtlinien der westfälischen Landesarchäologie

Am gestrigen 13.1. stellte die westfälische Landesarchäologie ihre seit 9.8.2021 depublizierten Grabungsrichtlinien in grundlegend erneuerter Fassung online. Auslöser der Depublikation der vorangehenden Fassung der Grabungsrichtlinien ("Stand 2020" vom 5.5.2021) war ein am 7.8.2021 publizierter Fachaufsatz von "Anonymus" in den "Archäologischen Informationen" der DGUF sowie mehrere Beiträge im 100. DGUF-Newsletter vom 12.5.2021.

Wichtigster Punkt der neuen Richtlinien für Fachfirmen und ihre wiss. Ausgrabungsleiter: Die seit Jahrzehnten von der LWL-Archäologie erzwungene vollumfängliche und unbezahlte Übertragung der Nutzungsrechte an den Grabungsdokumentationen auf die Landesbehörde ist jetzt beendet! Die LWL-Archäologie gibt damit dem Druck nach, den die DGUF und ihre Mitglieder – darunter mehrere als Autoren entsprechender Fachaufsätze tätig – seit Sommer 2021 aufgebaut hatten.

Nach erster schneller Lektüre berücksichtigt die Neufassung der LWL-Grabungsrichtlinien sorgfältig alle formalen wie rechtlichen Monita des von "Anonymus" am 7.8.2021 publizierten Fachaufsatzes in den Archäologischen Informationen (2021a). So sind z. B. in Kap. 1.2 die Anforderungen an das Grabungspersonal durch minime Textänderungen wesentlich korrigiert worden, so wird z. B. neu in der "Vorbemerkung" der Charakter des Textes und seine (begrenzte) rechtliche Bindungskraft korrekt dargestellt. Bei letzterem dürften die auf Bitte ihrer Mitglieder betriebenen weiteren Abklärungen der DGUF eine wesentliche Rolle gespielt haben (Anonymus, 2021b; Scherzler & Siegmund, 2021), die das Thema "Fachaufsicht" und die Eingriffsmöglichkeiten der Landesarchäologie gegenüber Grabungsfirmen zugunsten der Firmen geklärt haben.

Wesentlich verändert wurden die Bestimmungen in Kap. 4 zur Veröffentlichung von Grabungsergebnissen. In den im Mai 2021 veröffentlichten Grabungsrichtlinien "Stand 2020" hieß es dazu noch: "Bei allen auf vorliegender Genehmigung nach § 13 DSchG NRW beruhenden Ausgrabungen, gleich ob vom Genehmigungsinhaber oder von Dritten unter der Verantwortung der LWL-Archäologie für Westfalen (im Folgenden LWL-AfW) durchgeführt, sind alle sich hieran anschließenden Veröffentlichungen des Genehmigungsinhabers (sei es in Wort, Bild oder Schrift, in gedruckter Form oder elektronisch) zuvor mit der LWL-AfW einvernehmlich abzustimmen; das Urheberrecht bleibt davon unberührt (s. Anhang 4.1). Ausgenommen von dieser Regelung sind die fachlich besetzten Kommunalarchäologien in Westfalen-Lippe." Sprich: den (nicht-staatlichen) Ausgräbern wurden alle autonomen Nutzungs- und Publikationsrechte an den von ihnen geleiteten Ausgrabungen genommen – dauerhaft, exklusiv und ohne jede Bezahlung. An den Beitrag von Anonymus (2021a) und Karl (2021) sowie den Fachaufsatz von Eric Biermann (2021) zum Thema Nutzungsrechte – wenn auch bezogen auf das Bundesland Hessen – schloss sich auf Bitten von DGUF-Mitgliedern ein Schriftwechsel der DGUF mit dem NRW-Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung und anschließend mit dem Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) an, insbes. mit der Frage, was denn die Rechtsgrundlage für die unbefristete und exklusive Übertragung der Nutzungsrechte an Grabungsdokumentationen an die Landesarchäologie sei. Eine klar und wiederholt gestellte Frage, die von beiden Adressaten unbeantwortet blieb – was nichts anderes heißt, als dass es diese Rechtsgrundlage nicht gibt. Das Ergebnis der DGUF-Bemühungen sind nun die neuen Bestimmungen der LWL-Grabungsrichtlinien (2022, Kap. 4): "Für die Veröffentlichung von Grabungsergebnissen bietet die LWL-AfW ihre Unterstützung an. Dazu zählt auch die Möglichkeit, in den hauseigenen Reihen und Zeitschriften zu publizieren. Geplante externe Veröffentlichungen sollen im Vorfeld mit der LWL-AfW abgestimmt werden. Mit der Abgabe der Dokumentation erhält die LWL-AfW auch das Recht zur Nutzung für sämtliche analoge und digitale Daten der Maßnahme, soweit dies zur Erfüllung ihrer gesetzlichen Aufgaben erforderlich ist." Welch' neuer Tonfall! Unterstützung wird angeboten – es gibt aber keine Muss-Bestimmung. Die Landesarchäologie erhält Nutzungsrechte (ohne das Wörtchen "exklusiv"), und zwar "soweit dies zur Erfüllung ihrer gesetzlichen Aufgaben erforderlich ist" – also stark eingeschränkt. Und dass "sollen ... abgestimmt werden" (LWL-Richtlinien 2022) etwas anderes ist als "alle Veröffentlichungen ... sind einvernehmlich abzustimmen" (LWL-Richtlinien 2021) ist Lesern auch ohne den Besuch eines juristischen Proseminars verständlich: Ab sofort sind wiss. Grabungsleiter in Westfalen frei, ihre Grabungsdokumentationen autonom und auch jenseits der Publikationsgefäße der LWL-Archäologie zu veröffentlichen. Damit haben bedachte Hinweisgeber und mutige Autoren in den Archäologischen Informationen und im 100. DGUF-Newsletter sowie das beharrliche Nachhaken der DGUF zu einer Neuregelung der Bestimmungen für Westfalen geführt. Dies stärkt insbesondere die Stellung der für die privatwirtschaftliche Archäologie tätigen Kolleginnen und Kollegen wesentlich, räumt ihnen weitaus mehr wissenschaftliche Möglichkeiten als bisher ein. Das kann gewiss auch Signalwirkung über Westfalen hinaus entfalten

Ein am 13.1. ebenso veröffentlichtes Begleitschreiben des Direktors der LWL-Archäologie, Prof. Dr. M. M. Rind, schließt sich dem Schlusssatz im Aufsatz Anonymus (2021a) und den "Gedanken der DGUF" im 105. DGUF Newsletter vom 19.11.2021 Punkt 1.3 an: Rind lädt die in Westfalen tätigen Firmen zur künftigen Mitwirkung ein: "Wir würden uns freuen, nach einiger Zeit der Praxis von Ihnen Rückmeldung zu den Richtlinien zu bekommen. So die Corona-Situation erlaubt, werden wir zu einem runden Tisch einladen, um unsere Grabungsrichtlinien weiter zu optimieren. Über eine rege Teilnahme würden wir uns sehr freuen. Nähere Informationen dazu lassen wir Ihnen zeitnah zukommen. Leiten Sie dieses Schreiben gerne auch an Interessierte weiter." Es ist müßig, jetzt über Rinds Motive und die Nachhaltigkeit seiner Maßnahmen zu spekulieren. Wichtig ist, dass wissenschaftliche Grabungsleitungen ab sofort die ihnen zustehenden Veröffentlichungs- und Verwertungsrechte frei wahrnehmen können.

"Grabungsrichtlinien für archäologische Maßnahmen in Westfalen-Lippe. Stand 2022." (LWL-Archäologie für Westfalen, 13.1.2022): https://www.lwl-archaeologie.de/de/archaologische-denkmalpflege/fur-fachfirmen-behorden-eigentumer/

"Begleitschreiben des Direktors" (LWL-Archäologie für Westfalen, Direktion, 13.1.2022): https://www.lwl-archaeologie.de/de/archaologische-denkmalpflege/fur-fachfirmen-behorden-eigentumer/

Anonymus (2021a). Die Grabungsrichtlinien 2021 der LWL-Archäologie für Westfalen – wie verbindlich sind Durchführungsvorschriften? Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 7. Aug. 2021. https://dguf.de/fileadmin/AI/archinf-ev_anonymus.pdf

Anonymus (2021b) "'Fachaufsicht' – Eine babylonische Begriffsverwirrung und gezielte Falschinformation." 100. DGUF-Newsletter vom 7.12.2021 Punkt 7.2. https://dguf.de/ausgaben-jan-2020-ff/archive/542-100-dguf-newsletter-vom-12-05-2021?tmpl=raw&format=raw

Scherzler, D. & Siegmund, F. (2021). Die LWL-Archäologie in Westfalen übt keine Fachaufsicht über archäologische Fachfirmen aus. Archäologische Informationen 44, Early View, online publiziert 24. Juni 2021. https://dguf.de/fileadmin/AI/archinf-ev_scherzler_siegmund.pdf

Raimund Karl (2021). „Bearbeitungs- und Publikationsrechte an archäologischen Feldforschungsergebnissen“. 100. DGUF-Newsletter vom 12.5.2021 Punkt 7.3. https://dguf.de/ausgaben-jan-2020-ff/archive/542-100-dguf-newsletter-vom-12-05-2021?tmpl=raw&format=raw

Biermann, E. (2021). Publikationsverbot und Zwangslöschung von Veröffentlichungen auf Betreiben des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen (LfDH). Archäologische Informationen 44, Early View, online publiziert 29. Sept. 2021. https://dguf.de/fileadmin/AI/archinf-ev_biermann.pdf

 

1.2        FAIRe Daten und digitale Infrastrukturen für die Archäologie. Handlungsräume gemeinsam gestalten, Potenziale identifizieren. Gemeinsame Tagung von DGUF & NFDI4Objects, 16.6.2022, Frankfurt a. M. (IG-Farben-Haus)

Um Forschungsdaten und archäologische Archivalien auffindbar, verfügbar, verknüpfbar und wiedernutzbar zu machen, braucht es kollektive Vereinbarung von Standards, von Regeln und von Tools. Dazu kann es nur kommen, wenn alle Bedarfe angemeldet und in gemeinsamer Initiative geordnet werden. Die Tagung beleuchtet die aktuellen Herausforderungen und Chancen des digitalen Forschungsdatenmanagements, sie stellt den aktuellen Stand von NFDI4Objects vor und will die vielfältigen Akteure in der Archäologie zusammenbringen. Das sind Grabungsfirmen, staatliche Denkmalpflege, Museen, Universitäten und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, aber auch Ehrenamtliche, Examenskandidaten und Forschende. Die Tagung dient dem Austausch von Experten und Anwendern / Nutzern, damit die Einen nicht an den Wünschen und Möglichkeiten der Anderen vorbeiplanen. Sie will kein "Experten-Talk" sein, sondern gerade Praktiker und Kollegen ansprechen, die noch nicht so sehr mit dem Thema vertraut sind, aber dessen Potenziale für sich entdecken wollen. Anmeldungen für Vorträge oder für Diskussions-/Debattenbeiträge bis zum 1. April 2022 an vorstand@dguf.de. Nach der DGUF-Tagung am Donnerstag und den Tagungen von CIfA und DArV am Freitag findet am Samstag am gleichen Ort eine von CIfA Deutschland und DGUF gemeinsam ausgerichtete Archäologie-Messe statt: 18.6.2021, Frankfurt /M. (IG-Farben-Haus) mit Ständen u.a. von Grabungsfirmen, Dienstleistern, NFDI, DGUF, CIfA, ... Unternehmen oder Institutionen, die sich gerne mit einem Messestand präsentieren wollen, schreiben an vorstand@dguf.de.

https://dguf.de/tagungen/aktuelle-tagung

 

1.3        Ausschreibung des Deutschen Studienpreises für Archäologie für 2022 (bis 28.2.)

Seit Mitte Dezember läuft der Ausschreibungszeitraum für den Deutschen Studienpreis für Archäologie 2022 der DGUF. Die Ausschreibung richtet sich an Studierende aller archäologischer Fachdisziplinen und ihrer Nachbarwissenschaften, die an einer deutschen Hochschule im Jahr 2021 preiswürdige Studienleistungen erbracht haben. Hierzu zählen Seminar‐oder Abschlussarbeiten und erste eigene Publikationen, die sich innovativ mit für die europäische Archäologie relevanten Forschungsthemen auseinandersetzen. Als preiswürdig erachtet werden herausragende archäologische Forschungsarbeiten zur Geschichte Mitteleuropas oder zu Regionen der Welt, die auf die kulturellen Entwicklungen Mitteleuropas Einfluss ausgeübt haben respektive zu deren Verständnis wichtig sind. Ebenso können innovative methodologische Arbeiten in der Archäologie oder ihren Nachbardisziplinen gewürdigt werden, die der archäologischen Wissenschaft, der archäologischen Denkmalpflege, dem Kulturgüter- und Kulturlandschaftsschutz oder den archäologierelevanten Rechts- und Umweltwissenschaften einen wichtigen Impuls geben. Die eingereichte Arbeit soll auf Grundlage eines findigen interdisziplinären Ansatzes oder einer besonderen Vernetzung oder eines unorthodoxen Forschungskonzeptes oder eines innovativen Einsatzes neuer Medien oder technischer Anwendungen erfolgt sein. Die DGUF kann auch hochschulpolitische Aktivitäten auszeichnen, die der Verbesserungen der archäologischen Studiengänge oder der allgemeinen Studienbedingungen dienen. Die ausgezeichnete Studienleistung kann in eine Publikation in einer der DGUF-Schriften münden. Wir unterstützen dies durch ein bis zu vierstündiges Publikations-Coaching durch einen der Herausgeber bzw. Redakteure der DGUF‐Schriften, das der Preisträgerin bzw. dem Preisträger bei Bedarf hilft, der Arbeit den letzten Schliff zu geben. Die viele Zeit und der große Aufwand, der in die Erstellung der prämierten Arbeit geflossen ist, können sich für den Preisträger also besonders lohnen, wenn die Arbeit einer wissenschaftlichen Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Eine Veröffentlichung trägt zudem dazu bei, für den am Anfang seiner Karriere stehenden Preisträger eine fachliche Reputation aufzubauen. Der Preis ist ansonsten undotiert. Vorschläge können durch Studierende und Dozenten einer deutschen Hochschule oder Mitglieder einer deutschen archäologischen Gesellschaft eingereicht werden. Der Einreichungszeitraum endet am 28.2.2022.

https://www.dguf.de/archaeologiepreise/studienpreis

 

1.4        Session #102 "Campaigning Strategies for Archaeology and Cultural Heritage - Principles, Strategies, and Practical Experiences" (EAA-Tagung 2022, Budapest, 31.8.-3.9.; CfP bis 10.2.)

This session, organized by DGUF and partners, emphasizes that archaeology and the protection of cultural heritage often diverge or even conflict with other, equally legitimate interests of the economy or the society. Decisions have to be made about where funds go, how laws are formulated, who receives political and public support - and who does not. In democratic societies, it is common to create attention for one's own interest with the help of campaigns or petitions; to put pressure on decision-makers; to convince citizens and to organise democratic majorities. Archaeology is often not very successful in this; it usually reacts too late and too little to expected crises. Looking back on such initiatives, typical shortcomings of such campaigns - as well as weaknesses of the archaeological community - can be identified on the basis of failures or partial successes. Recommendations for a more effective approach can be derived from the successes. The session does not want to exclude the presentation of (significant) individual cases, but it does want to look at the topic in a more fundamental way, and to compile existing experiences from all over Europe. It will also not be about lobbying, but will focus on campaigns that have cleverly combined several approaches to convince other stakeholders and successfully take advantage of the different roles within archaeology. The deadline for submitting and modifying an abstract is 10 February 2022, 23:59 CET.

https://www.e-a-a.org/EAA2022/

 

1.5        Dringende Aufforderung an die neue Bundesregierung zur Unterzeichnung des Europäischen Landschaftsübereinkommens des Europarates

Zusammen mit internationalen Verbänden hat die DGUF Mitte Dezember die neue Bundesregierung in einem gemeinsamen Schreiben aufgefordert, das Europäische Landschaftsübereinkommen des Europarates (Landschaftskonvention, Konvention von Florenz) zu unterzeichnen. Das völkerrechtliche Übereinkommen, welches 2004 in Kraft trat, stellt eine wichtige Grundlage für den Kulturlandschaftsschutz auf europäischer Ebene dar. Es bietet ein einzigartiges Instrument, die Interessen von Bürgerbeteiligung, Umweltschutz, Kulturschutz, Wirtschaft und sozialem Zusammenhalt zu befrieden. Alle Mitgliedsstaaten der EU mit Ausnahme von Österreich und Deutschland sind der Konvention bereits vor langen Jahren beigetreten, 39 der 40 Unterzeichnerstaaten haben die Konvention bereits ratifiziert. Dass dies alles seitens Deutschlands bisher nicht geschehen ist, sei – so das Schreiben – "umso unverständlicher, als bei der Formulierung der Landschaftskonvention des Europarats wesentliche Vorarbeiten mit berücksichtigt wurden die unter der deutschen Ratspräsidentschaft der EU geschaffen wurden. Die damals erarbeiteten Empfehlungen zur Raumordnung und Planung hatten einen wichtigen Einfluss auf die Gestaltung der Konvention."

The Council of Europe Landscape Convention: https://www.coe.int/en/web/landscape

 

1.6        DGUF-Kommunikationskanäle weiterhin auf Wachstumskurs

Die Kommunikationskanäle der DGUF erfreuten sich auch 2021 großer Beliebtheit, die Zahl ihrer Abonnenten ist erneut gewachsen. Der DGUF-Newsletter wuchs im Laufe des Jahres 2021 leicht auf 1.865 Abonnenten. Die Facebook-Seite der DGUF wuchs im Jahr 2021 um 8 % und überschritt im Dezember die Zahl von 4.300 Abonnenten. Das stärkste Wachstum, nämlich ein Plus von 12 %, verzeichnete die DGUF bei Twitter, wo sie Ende Dez. 2021 mehr als 1.400 Follower hatte. Damit ist die DGUF weiterhin die mit Abstand präsenteste deutsche archäologische Fachgesellschaft und NGO bei Facebook und Twitter.

 

1.7        DGUF wird Mitglied bei NDFI e. V.

Die derzeit in schrittweisem Aufbau befindliche Initiative "Nationale Forschungsdaten Infrastruktur" (NFDI) soll nach dem Willen der Geldgeber eine von der Wissenschaft selbst verwaltete und sich selbst Ziele gebende Organisation sein. Damit die einzelnen NFDI-Projekte wie z. B. das archäologischerseits beantragte NFDI4Objects einen übergreifend gemeinsamen Sprecher und Interessensvertreter haben, wurde 2020 als Dachorganisation der Verein NFDI e. V. gegründet. Im Dezember 2021 wurde auch die DGUF als Mitglied in diesen Verein aufgenommen, der nun - Stand Dez. 2021 - insgesamt 203 Einrichtungen umfasst. Die DGUF ist zusammen mit dem DAI, dem RGZM und der SPK eines der vier dezidiert archäologie-orientierten NFDI-Mitglieder.

"Über 200 Mitglieder – NFDI-Verein wächst" (NFDI, 9.12.): https://www.nfdi.de/ueber-200-mitglieder-nfdi-verein-waechst/

Mehr über den NFDI-Verein und seine Mitglieder: https://www.nfdi.de/verein/

 

1.8        Unter den DGUF-Rezensionsangeboten: Stuart Needham and George Anelay: Barrows at the core of Bronze Age Communities. Petersfield Heath excavations 2014–18 in their regional context

Unter den zahlreichen Publikationen, welche die Herausgeber der "Archäologischen Informationen" zur Rezension ausschreiben, sei diesmal ein im Dezember bei Sidestone veröffentlichter Band (sowie dessen ergänzende Materialien) hervorgehoben. Aus dem Klappentext: "This study of the Rother Region, where the Weald meets the Wessex massif […] integrates a wealth of data from comprehensive field study of all relevant sites in the region with that from excavations into one of its major cemeteries – Petersfield Heath, Hampshire. Fourteen of 21 surviving barrows were sampled by excavation, one of the fullest records for such a cemetery in modern times. […] There are substantial repercussions for the conventional classification of barrows and in this region the key difference between mound barrows and enclosure barrows is seen to have a socio-cultural background. This and other differences of approach to the siting and aggregation of barrows contribute to the reconstruction of 16 settled communities across the region. These emerge from a strong Mesolithic to Neolithic presence, the latter documented for the first time, and evidence including solstitial alignments suggests direct continuity to the Middle Bronze Age fieldscapes of the region." Wenn Sie Interesse an einer Rezension haben, richten Sie bitte Ihre Anfrage mit Ihrer vollständigen Postanschrift sowie einer kurzen Begründung, weshalb Sie dieses Werk besprechen wollen, an: editor@dguf.de.

Alle Rezensionsangebote der "Archäologischen Informationen" mit weiteren Informationen zu Modalitäten und Ablauf: https://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/publikationen/AI/dguf-dok_arch-inf_rezensionsangebote.pdf

Stuart Needham and George Anelay: Barrows at the core of Bronze Age Communities. Petersfield Heath excavations 2014–18 in their regional context. 680 pages with 580 illus. December 2021. On the book: https://www.sidestone.com/books/barrows-at-the-core-of-bronze-age-communities. And: Barrows at the core of Bronze Age Communities. Supplementary Material. 258 pages with 144 illus. December 2021. On the book: https://www.sidestone.com/books/barrows-at-the-core-of-bronze-age-communities-supplementary-material

 

2         Tagungen und Veranstaltungen

2.1        Session #211 "Right Here, Let’s Get It Right Now. Collaborative Creation of Standards and Guidance to Define Good Archaeology in Different Jurisdictions" (EAA-Tagung 2022, Budapest, 31.8.-3.9.; CfP bis 10.2.)

In virtual Kiel it was explored how professional standards and their supporting guidance, developed in one jurisdiction, can be adapted for use in others. Participants examined a new model for CIfA guidance, presenting a) the standard that must be met, b) high-level guidance on the principles to be applied to different types of archaeological work, that should be applicable to all European jurisdictions and beyond (but needs to be tested and modified), c) detailed guidance on required practice in individual jurisdictions (which can only be prepared by archaeologists who work there – a long project!). This year, in real Budapest, this session will look at consultation versions of CIfA's high-level guidance, and will learn how the Institute of Archaeologists of Ireland (IAI) is reforming its codes and guidance. As an example, the session will look at the detailed guidance for Northern Ireland, a product of IAI and CIfA collaboration to support the national heritage body (Historic Environment Division of the Department for Communities), and consider if this way of working translates to other states and regions. This session is jointly organised by the Chartered Institute for Archaeologists (CIfA) and the Institute of Archaeologists of Ireland (IAI), and builds on CIfA 2020 session on professional standards. The organisers hope that the national heritage bodies in the UK and Ireland will explain why they are supporting the professional institutes to develop these standards and supporting guidance, what they hope they will achieve, and how – as regulators – they will use them. They also want to hear from beyond that Atlantic archipelago, from those countries where CIfA has a presence and where it doesn’t, about whether this approach could specify better outcomes of archaeological work.. The deadline for submitting and modifying an abstract is 10 February 2022, 23:59 CET.

https://www.e-a-a.org/EAA2022/

 

2.2        Session #253 "More than just LOUD? Putting digital data into context" (EAA-Tagung 2022, Budapest, 31.8.-3.9.; CfP bis 10.2.)

Digitale Forschungsdaten sollten nach den FAIR- und CARE-Prinzipien veröffentlicht werden und LOUD (Linked Open and Usable Data) sein. Mit dem Schwerpunkt auf dem U von LOUD möchten ie Organisatoren der Session erörtern, wie die Verknüpfung von Daten (in einer bestimmten Struktur oder zwischen Strukturen) ihre Nutzbarkeit und ihr Verständnis beeinflusst. Denn Benutzerfreundlichkeit wird durch einen freien oder barrierearmen Zugang zu gut dokumentierten und möglichst gut verständlichen Daten erreicht. Das Ziel der Verknüpfung von Daten ist es, Kontext zu liefern (Tim Berners-Lee). Aber was ist Kontext und was nicht? Welche Art von Kontext ist hilfreich für das Verständnis der Daten und welche nicht? Wie auch in der archäologischen (Feld-)Forschung ist auch der digitale Kontext von Daten von zentraler Bedeutung, da er einen nachhaltigen und langfristigen Wert für die wissenschaftliche Forschung darstellt. Im Prozess der Digitalisierung, Modellierung und Verknüpfung archäologischer Daten entstehen jedoch verschiedene Bedeutungen von Kontext: die Rekontextualisierung verstreuter Informationen von Objekten, die Neokontextualisierung von Daten, etwa durch Metadaten oder durch historische oder epistemologische Forschung. Die Organisatoren begrüßen Beiträge aus allen Bereichen der archäologischen Forschung sowie aus der Geschichte der archäologischen Forschung, um über den Begriff "Kontext" in Verbindung mit digitalen Datensammlungen, Big Data, Digitalisierungsprojekten und der LOUD-Publikation von Daten und Informationen nachzudenken. Folgende Themenschwerpunkte könnten angesprochen werden: 1. Lösungen und Entwicklungen von Datenbanken für Objekte/Datensammlungen im Hinblick auf die Benutzerfreundlichkeit. 2. Datenkonsum: Wie kann man Datenbanken für den Nutzer verständlich machen? 3. Terminologie: Was bedeutet Kontext bei der Verknüpfung von Daten? Was ist Kontextualisierung und welche Art von Re-/Neokontextualisierung findet in der Digitalisierung statt? 4. Archive und Projekte, die sich mit der Digitalisierung von Archivalien befassen: Welche Abhängigkeiten entstehen bei der Digitalisierung? Was ist nötig, um archivierte Daten nutzbar zu machen? Vortragsvorschläge können bis einschl. 10.2. eingereicht werden. Die Konferenzgebühr beträgt 190 Euro. Es besteht die Möglichkeit, ein EAA-Stipendium zu beantragen, um die Gebühr bzw. die Reisekosten zu decken.

https://www.e-a-a.org/EAA2022/

 

2.3        Session #275 "The Role of Archaeology (and Archaeologists) in the Covid-19 Recovery Plans across Europe and beyond" (EAA-Tagung 2022, Budapest, 31.8.-3.9.; CfP bis 10.2.)

"It is now time to get to work, to make Europe greener, more digital and more resilient": that is the key message taken from the Statement by the EU Commission President on the finalisation of national recovery plans under Next Generation EU. The wide-ranging impacts of the pandemic crisis have affected all aspects of life, including the heritage world and archaeology: from research to conservation and protection, from outreach to training and education. This session aims to be a moment of reflection about the role of archaeology - and archaeologists - within the national plans for recovery and resilience, looking not only at the European Union, but also other European countries, and outside Europe. It will also be an opportunity to highlight the cases where archaeology has been forgotten, discussing possible reasons for this absence. In addition, it will explore the expected impacts on the archaeological world from the implementation of these exceptional funding programs, and how archaeology can widen its horizons to help contribute to making our societies fairer, more sustainable and more resilient. As underlined in the "EAA 2021 Kiel Statement on Archaeology and Climate Change", archaeologists should explore ways to translate fundamental archaeological research into actionable science to inform decision-making, as well as monitor the implementation of recovery plans: it means new challenges, but also new opportunities. A follow-up aim will be the drafting of a Statement on Archaeology and Post-Pandemic Recovery Plans, as well as the suggested establishment of an internal EAA task force for monitoring their implementation. Papers for this session #275 may include but are not limited to: 1. Description and discussion of "Response" and "Recovery" plans at both national and more local levels. 2. Impact of Covid-19 pandemic on archaeology and archaeologists. 3. Challenges and opportunities in recovery plans for archaeologists and archaeological heritage. The deadline for submitting and modifying an abstract is 10 February 2022, 23:59 CET.

https://www.e-a-a.org/EAA2022/

 

2.4        Archäologie-Fachschaft Münster mit zwei Vorträgen zum Beruf Archäologie (Online, 14. und 21.1.)

Die Fachschaften Antike Kulturen Ägyptens und Vorderasiens, Ur- und Frühgeschichte sowie Klassische und Christliche Archäologie der Uni Münster laden zu zwei Vorträgen zur Berufsorientierung ein, mit denen sie die laufende Reihe der DGUF-CIfA-Vorträge zum Beruf Archäologie mit konkreten Fallbeispielen ergänzen. Die Vorträge finden hybrid statt, eine kostenlose Teilnahme ist also auch via Zoom möglich. Am 14.1.stellen Jalina Tschernig M. A. (Gustav-Lübcke-Museum Hamm) und Dr. Bernhard Sicherl (Archäologie am Hellweg) ihre Berufsfelder vor, am 21.1. Tobias Schoo M.A. (Stadtarchäologie Lüneburg) und Mario Ranzinger M.A. (Kampfmittelbeseitigung Deutsche Bahn). Eine rechtzeitige Anmeldung via fsarch@uni-muenster.de ist erforderlich.

 

2.5        "Museums and the Internet" (Bonn/hybrid, 17.-18.5.2022; CfP bis 23.1.)

Die kommende MAI-Tagung hat als "mögliche Schwerpunkte", so die Veranstalter, die Themen "Drinnen & Draußen – Outdoor-Angebote von Museen im Stadt- und Landschaftsraum" und Kolonialismus und Post-Kolonialismus".

Weitere wünschenswerte Themenbereiche seien u.a.: Strategien zum Suchen und Gefunden werden im Internet; Projekte an der Schnittstelle Museen und Schule; Mobile-Computing und Mobile-Phones und deren Einsatz im musealen/kulturellen Sektor und der Video-Einsatz in Online-Repräsentationen von Museen. Der CfP lädt bis 23.1. zu Abstracts betr. Vorträgen, Kurzvorträgen, Postern und Workshops ein.

https://mai-tagung.lvr.de/de/startseite.html

 

2.6        Gemeinsame Jahrestagung MOVA & WSVA (Jena, 4.-7.4.) wird auf September verschoben

Laut Vorstand des Mittel- und Ostdeutschen Verbandes für Altertumsforschung e. V. (MOVA) wird die vom 4.-7.4. an der Universität Jena geplante gemeinsame Jahrestagung von MOVA und West- und Süddeutschem Verband für Altertumsforschung e. V. (WSVA) aufgrund der pandemischen Entwicklung verschoben. Als Ausweichtermin wird der 12.-15.9.2022 angestrebt.

 

3         Forschung

3.1        Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"

Jung, M. (2021). Archäologische Deutungstopoi zu Befestigungsanlagen der Bronze- und Eisenzeit im Lichte ethnografischer Evidenzen. Archäologische Informationen 44, Early View, online publiziert 10. Jan. 2022.

Walker, K. (2021). Review of: Cooney, G., Gilhooly, B., Kelly, N. & Mallía-Guest, S. (eds) (2020). Cultures of Stone: An Interdisciplinary Approach to the Materiality of Stone. Leiden: Sidestone Press. Archäologische Informationen 44, Early View, published online 6 Jan 2022.

Bromhead, C. M. (2021). Review of: Naismith, Rory. (2021). Early Medieval Britain, c. 500-1000. Cambridge History of Britain. Cambridge: Cambridge University Press. Archäologische Informationen 44, Early View, published online 4 Jan 2022.

Philippsen, B. (2021). Book review of: Nurminen, K. (2020). Fish Bones and Fishing in Finland during the Stone Age. (ISKOS, 23). Helsinki: The Finnish Antiquarian Society. Archäologische Informationen 44, Early View, published online 15 Dec 2021.

https://www.dguf.de/early-views

 

3.2        Aktuelle Ausgrabungen und Forschung in den Medien

"The Exceptional Career of a Mesopotamian Ruler without a Crown: Kudur-Mabuk and the Kingship of Larsa" (ASOR, 13.1.): https://www.asor.org/anetoday/2022/01/mesopotamian-ruler-without-a-crown

"Occupation de la plaine de Nîmes au Néolithique. Au Mas de Vignoles, dans la plaine de Nîmes, l'Inrap fouille une zone de 4,5 hectares et met au jour des occupations qui s’échelonnent de la Préhistoire jusqu’à l’Antiquité" (INRAP, 12.1.): https://www.inrap.fr/occupation-de-la-plaine-de-nimes-au-neolithique-16174

Irak: "Ancient Mesopotamian Discovery Transforms Knowledge of Early Farming" (Rutgers University, 11.1.): https://www.rutgers.edu/news/ancient-mesopotamian-discovery-transforms-knowledge-early-farming

"Clovis hunters’ reputation as mammoth killers takes a hit. Tests of stone points show that early Americans may have been better scavengers than hunters of the giant beasts" (Science News, 11.1.): https://www.sciencenews.org/article/clovis-hunter-stone-points-mammoth-kill-north-america

"Medieval warhorses were surprisingly small in stature, study shows" (University of Exeter, 10.1.): https://www.exeter.ac.uk/research/news/articles/medievalwarhorsesweresurp.html

Hattersheim (Hessen): "Nach dem einstigen Keltendorf wird weiter gesucht" (FAZ, 9.1.): https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/nach-dem-einstigen-keltendorf-bei-hattersheim-wird-weiter-gesucht-17717074.html

"Das verschwundene Dorf: Ausgrabungen im Matzner Wald. Warum Thiementhal-Neusiedl im niederösterreichischen Weinviertel aufgegeben wurde, ist nicht bekannt" (Der Standard, 6.1.): https://www.derstandard.at/story/2000132278060/das-verschwundene-dorf-ausgrabungen-im-matzner-wald

Viksø: "Horned 'Viking' helmets were actually from a different civilization, archaeologists say" (LiveScience, 6.1.): https://www.livescience.com/horned-viking-helmets-from-different-civilization

"On the Potential of Deep-Submergence Archaeology" (ASOR, 6.1.): https://www.asor.org/anetoday/2022/01/deep-submergence-archaeology

"Späte Bronzezeit: Archäologen finden erste Opfer der Supereruption von Santorin" (Spiegel. 5.1.): https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/aegaeis-archaeologen-finden-erste-opfer-der-supereruption-von-santorin-a-68813cb3-d063-416a-bb32-a04294a35f75

"Amenophis I. Was der Pharao im Röntgengerät verrät. Ägyptische Forscher haben mithilfe einer Computertomographie die Mumie von Pharao Amenophis I. digital enthüllt" (Tagesschau, 3.1.): https://www.tagesschau.de/kultur/aegypten-pharao-amenophis-roentgen-101.html

"Arctic hunter-gatherers were advanced ironworkers more than 2,000 years ago. Excavations uncovered furnaces and fire pits for metalworking in what’s now northeastern Sweden" (Science News, 3.1.): https://www.sciencenews.org/article/arctic-hunter-gatherers-iron-metal-production-sweden

"Isoliertes Volk: Was die Gene von 5000 Jahre alten Mumien verraten. Sie lebten abgeschieden, aber liebten internationale Speisen: Eine neue Studie gewährt Einblicke in das Leben der bronzezeitlichen Bewohner der Uiguren-Region Xinjiang" (NZZ, 1.1.): https://nzzas.nzz.ch/wissen/weltbuerger-aus-der-bronzezeit-ld.1662559?reduced=true

Bronzezeit: "Zahnstein löst Rätsel um Massenproduktion in der mykenischen Kultur. Die erste Hochkultur des europäischen Festlandes hat vor mehr als 3.000 Jahren bereits Braunkohle genutzt" (Der Standard, 31.12.): https://www.derstandard.de/story/2000132231929/zahnstein-loest-raetsel-um-massenproduktion-in-der-mykenische-kulturersten-hochkultur

"Wine Production in the Latin Kingdom of Jerusalem" (ASOR, 30.12.): https://www.asor.org/anetoday/2021/12/wine-production-in-jerusalem

"Jahresrückblick Hallstatt 2021" (Stiegen-Blog, 28.12.): http://hallstatt-forschung.blogspot.com/2021/12/jahresruckblick-hallstatt-2021.html

"Nits on ancient mummies shed light on South American ancestry. New technique means head lice can provide clues about ancient people and migration" (University of Reading, 28.12.): https://www.eurekalert.org/news-releases/938695

"DNA in archäologischen Sedimenten. Alte menschliche und tierische DNA bleibt in mikroskopisch kleinen Knochen- und Kotfragmenten erhalten" (MPG, 27.12.): https://www.mpg.de/18095696/1223-evan-dna-in-archaeologischen-sedimenten-150495-x

Neolithische Gräberanlage in Hazleton, Großbritannien: "Weltweit ältester Stammbaum liefert neue Einblicke in Begräbnistraditionen und Verwandtschaftsverhältnisse in der Jungsteinzeit" (Universität Wien, 22.12.): https://medienportal.univie.ac.at/presse/aktuelle-pressemeldungen/detailansicht/artikel/weltweit-aeltester-stammbaum-liefert-neue-einblicke-in-begraebnistraditionen-und-verwandtschaftsverh/

"Wreck of last US slave ship mostly intact on coast" (AP, 22.12.): https://apnews.com/article/science-alabama-atlantic-ocean-mobile-e385a066591f675fc0129cdb16a59836

"Der Rauch, der bleibt. LMU-Archäologen zeigen, dass Braunkohle für Brennöfen bereits in der Bronzezeit vor mehr als 3.000 Jahren genutzt wurde, mehr als 1.000 Jahre früher als gedacht" (Universität München, 22.12.): https://www.lmu.de/de/newsroom/newsuebersicht/news/archaeologie-der-rauch-der-bleibt.html

"Solar flare throws light on ancient trade between the Islamic Middle East and the Viking Age. An interdisciplinary Danish team of researchers has used new astronomical knowledge to establish an exact time anchor for the arrival of trade flows from the Middle East in Viking-age Scandinavia" (Aarhus University, 21.12.): https://arts.au.dk/en/news-and-events/news/show/artikel/solstorm-kaster-lys-over-oldtidens-handel-mellem-det-islamiske-mellemoesten-og-vikingernes-verden-1

Wiltshire: "'Exceptional' mammoth graveyard discovered near Swindon" (BBC, 19.12.): https://www.bbc.com/news/uk-england-wiltshire-59702237

"Neandertaler veränderten Ökosysteme vor 125.000 Jahren. Untersuchungen in Neumark-Nord bei Halle zeigen die Verwendung von Feuer zum Offenhalten von Waldgebieten" (Universität Halle, 16.12.): https://www.uni-mainz.de/presse/aktuell/14881_DEU_HTML.php

"Soviet Assyriology and its Aftermath" (ASOR, 16.12.): https://www.asor.org/anetoday/2021/12/soviet-assyriology-aftermath

"British or Irish reached remote Faroe Islands before Vikings" (16.12.): https://www.bbc.com/news/science-environment-59683287

Arma-Veirana-Höhle: "Baby Buried With Care 10,000 Years Ago Found in Italian Cave. The rare interment suggests that some hunter-gatherer societies imbued female infants with full personhood" (Smithsonian Magazine, 16.12.): https://www.smithsonianmag.com/smart-news/10000-year-old-burial-of-baby-found-in-italian-cave-180979224/

"Skelett eines Gekreuzigten entdeckt. Ein Nagel steckt noch: In England haben Archäologen das Skelett eines mutmaßlich Gekreuzigten entdeckt. Es ist erst der vierte derartige Fund überhaupt aus dem Römischen Reich" (Spektrum, 15.12.): https://www.spektrum.de/alias/bilder-der-woche/england-skelett-eines-gekreuzigten-entdeckt/1961245

"Cache of 13,000 ostraca unearthed in Upper Egypt's Sohag" (Ahram Online, 15.12.): https://english.ahram.org.eg/News/446523.aspx

Südwestfrankreich: "Isotope analyses unlock Iron Age secrets. Origins of metal items traced across Mediterranean" (Flinders University, 13.12.): https://www.eurekalert.org/news-releases/937674

"Ancient Greeks didn’t kill ‘weak’ babies, new study argues. Stories of Sparta aside, analysis questions idea that infirm infants were abandoned to die" (Science, 10.12.): https://www.science.org/content/article/ancient-greeks-didn-t-kill-weak-babies-new-study-argues

"The 12 most exciting finds from the Gjellestad Viking ship dig" (Science Norway, 9.12.): https://sciencenorway.no/archaeology-history-iron-age/the-12-most-exciting-finds-from-the-gjellestad-viking-ship-dig/1948461

Çandarlı: "From the Fields to the Depots: The Pitane Survey in 2021" (TransPergMikro, 1.12.): https://www.dainst.blog/transpergmikro/pitane-survey-in-2021/

"Gold jewellery from the time of Nefertiti found in Bronze Age tombs in Cyprus" (University of Gothenburg, 1.12.): https://www.gu.se/en/news/gold-jewellery-from-the-time-of-nefertiti-found-in-bronze-age-tombs-in-cyprus

"Britischer Farmer findet riesiges Mosaik unter seinem Feld. Archäologen sprechen von der 'aufregendsten Entdeckung eines römischen Mosaiks in Großbritannien seit 100 Jahren'" (Der Standard, 26.11.): https://www.derstandard.de/story/2000131463504/britischer-farmer-findet-riesiges-mosaik-unter-seinem-feld?ref=article

"Molekularanalysen enthüllen die bislang ältesten Überreste der Denisova-Menschen. Neue, bis zu 200.000 Jahre alte Überreste der Denisova-Menschen und weitere archäologische Artefakte wurden in der Denisova-Höhle entdeckt" (MPG, 26.11.): https://www.shh.mpg.de/2077002/molecular-analysis-reveals-the-oldest-denisovan-fossils

 

3.3        Datenbank für bronzene Lanzenspitzen

Am Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege ist eine Online-Datenbank für bronzene Lanzenspitzen im Aufbau begriffen. Europaweit knapp 17.000 Funde aus Museen und Sammlungen sind bereits erfasst. Ziel sei, so Landesarchäologe Franz Schopper gegenüber dpa, eine Onlinedatenbank, aus der Forscher weltweit Informationen beziehen können.

"Onlinedatenbank für bronzene Lanzenspitzen im Aufbau" (Süddeutsche, 7.1.): https://www.sueddeutsche.de/wissen/archaeologie-brandenburg-an-der-havel-onlinedatenbank-fuer-bronzene-lanzenspitzen-im-aufbau-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-220107-99-621246

"Lanzenspitzen der Bronzezeit" (BLDAM-Podcast "Denkmalzeit", 28.12.; Audio, 11 Min.): https://hyg7ey.podcaster.de/2021/12/28/024-lanzenspitzen-der-bronzezeit/

Jacob-Friesen, G. (1967). Bronzezeitliche Lanzenspitzen Norddeutschlands und Skandinaviens. Hildesheim: Lax.

 

3.4        Zur Stichhaltigkeit gängiger Deutungstopoi und Interpretationsmuster zu befestigten Siedlungen der Bronze- und Eisenzeit

"Eine Elite war weder notwendige noch hinreichende Bedingung für die Errichtung urgeschichtlicher Befestigungsanlagen", postuliert Matthias Jung. "Die Fixierung der Forschung auf Elitenbildung verstellt den Blick auf alternative Formen der Sozial- und Herrschaftsorganisation." Jungs Beitrag präsentiert die Ergebnisse eines Projektes im Rahmen des Forschungsschwerpunkts "Prähistorische Konfliktforschung". Dabei wurden die gängigen archäologischen Deutungstopoi bezüglich bronze- und eisenzeitlicher Anlagen mit ethnografischen Evidenzen sowie mit theoretischen Überlegungen aus Soziologie und Ethnologie kontrastiert. Archäologische Deutungen, resümiert Jung, beruhten auf starken, empirisch nicht gedeckten Vorannahmen.

Jung, M. (2021). Archäologische Deutungstopoi zu Befestigungsanlagen der Bronze- und Eisenzeit im Lichte ethnografischer Evidenzen. Archäologische Informationen 44, Early View, online publiziert 10. Jan. 2022. https://dguf.de/fileadmin/AI/archinf-ev_jung.pdf

 

3.5        Neu: ein frühmittelalterliches Gräberfeld bei Knittlingen (Enzkreis, Baden-Württemberg)

Mit einer seit August 2021 laufenden Untersuchung ging das Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg kurz nach Weihnachten (und noch vor Grabungsschluss) an die Presse: Bei Knittlingen im Enzkreis wird unter der fachkundigen Leitung von Folke Damminger ein frühmittelalterliches Gräberfeld untersucht. Bislang wurden mehr als 110 Körpergräber mit gut erhaltenen Skeletten und Beigaben des 6.-7. Jahrhunderts erschlossen. Besonderheiten sind Kreisgräben, die Bestattung eines geköpften Pferdes sowie Beigaben, die auf eine höhere soziale Position einzelner Individuen schließen lassen. Nachdem merowingerzeitliche Gräberfelder jahrelang eher als Last empfunden wurden, zeugt die aktuelle Pressemeldung von Freude am Material und den Befunden.

"Archäologische Denkmalpflege: frühmittelalterliches Gräberfeld von Knittlingen (Enzkreis)" (Pressemeldung LAD Baden-Württemberg, 28.12.): https://www.denkmalpflege-bw.de/publikationen-und-service/service/presseoeffentlichkeitsarbeit/pressemitteilungen-datails/archaeologische-denkmalpflege-fruehmittelalterliches-graeberfeld-von-knittlingen-enzkreis

 

3.6        Frühmittelalterliches Gräberfeld Klein Broek / Elversele, Flandern

Nach vier Jahren wurden nun die Untersuchungen am frühmittelalterlichen Gräberfeld von Klein Broek / Elversele abgeschlossen, das ca. mittig im Dreieck Gent, Antwerpen und Brüssel in einem Naturschutzgebiet nahe der Schelde liegt. Bei den 54 Gräbern mit Beigaben des 6. und frühen 7. Jahrhunderts waren ob des sandigen Bodens die Skelette vergangen. Der leitende Archäologe Bert Mestdagh freut sich, ein vollständiges Gräberfeld mit modernen Methoden untersucht haben zu können. Grabungen und Bericht sind nun abgeschlossen, er hofft, die Funde später in einer Ausstellung präsentieren zu können.

"Onderzoek in Temse naar Merovingische grafsite van 1.400 jaar oud na 4 jaar afgerond" (vrt.be, 12.1.): https://www.vrt.be/vrtnws/nl/2022/01/12/grafsite-van-1-400-jaar-oud-van-50-graven-van-merovingers-ontdek/

 

4         Archäoinformatik

4.1        Kurz angespielt: die Notizen-App Obsidian

Sie wollen Ihre Notizen elektronisch ablegen und verwalten, evtl. gar systematisch als elektronischen "Zettelkasten", aber nicht via Cloud in die Hände eines ausländischen Konzerns legen? Sie wollen keine geschlossenen ("proprietären") Dateiformate, sondern ihre Daten auch dann noch ohne hohe Zusatzaufwände lesen und nutzen können, falls beispielsweise der bislang kostenlose Dienst plötzlich (viel) Geld kostet oder gar den Betrieb einstellt? Dann kann es eine kluge Entscheidung sein, alle Notizen auf dem eigenen PC oder Laptop zu lagern, sich selbst (sowieso) um das Thema Sicherheit/Backups zu kümmern und als Datenformat auf Markdown zu setzen. Denn Texte im Format Markdown können von vielen Programmen gelesen und geschrieben werden, eine Bindung an einen bestimmten Dienstleister findet nicht statt. So weit, so gut - doch mit welchem Programm konkret setze ich nun meine Markdown-Notizzettel um? Die Newsletter-Redaktion hat sich "Obsidian" angeschaut und ist angetan. Obsidian (englisch ausgesprochen, mit Betonung auf "si") liest, schreibt und verwaltet alle Notizen auf dem lokalen PC in Markdown, verwendet das betriebssystemspezifische Ordner- und Dateisystem, d. h. alle Notizen können ggf. auch anderweitig gelesen werden. Das Programm selbst bietet zwar offene APIs, ist aber nicht Open Source, jedoch kostenlos. Bezahlt werden müssen, wenn gewollt, nur Zusatzdienste wie z. B. "Sync" - die Option, seine Notizen (dann doch) via Cloud zwischen verschiedenen Endgeräten zu synchronisieren. Wir haben's getestet: Mit Obsidian angelegte Notizen konnten problemlos z. B. mit Notepad++, Typora, Zettlr etc. gelesen und weitergeführt werden. Zurück zum Kern, zu Obsidian: Das Programm erlaubt das Führen von Notizen und eines Zettelkastens, setzt dazu auf Links und Backlinks, so dass man seine Notizen hochgradig verknüpfen kann; hat eine starke Freitextsuche und unterstützt darüber hinaus das Anlegen von Tags. Und, und, und: Obsidian hat bereits in der Basisversion viel Komfort und Fähigkeiten; darüber hinaus ist es sehr ausbaufähig, da sich über die offene API eine große Nutzergemeinschaft gefunden hat, die zahlreiche kostenlose Plug-Ins bereitstellt, mit denen die Basisfunktionen erheblich erweitert werden können. Mehr Informationen? Das Programm ist über eine mitgelieferte interne Hilfe gut dokumentiert, aber auf die Schnelle sind tatsächlich YouTube-Videos informativer. Erste Eindrücke (und auch einen Blick auf Software-Alternativen) gewinnt man anhand der zahlreichen Videos, die "the best note taking app" debattieren. Einen gründlichen (und etwas länglichen) deutschsprachigen Obsidian-Einführungskurs bietet der Sechsteiler von Joshua Meyer, alternativ verweisen wir auf die etwas kompakteren englischsprachigen Videos von Nick Milo.

Obsidian: https://obsidian.md/

Joshua Meyer: "Obsidian Tutorial: Zettelkasten für Beginner (1/6) | Erste Schritte" (Joshua Meyer, 3.7.2021; YouTube, 40:53 Min.): https://www.youtube.com/watch?v=svqJ8BUh8mU

Nick Milo: "Obsidian for Beginners: Start HERE — How to Use the Obsidian App for Notes" (Linking Your Thinking, 16.9.2020; YouTube, 12:26 Min.): https://www.youtube.com/watch?v=QgbLb6QCK88

Zettelkasten (Wikipedia): https://en.wikipedia.org/wiki/Zettelkasten

"Obsidian – mein zweites Gehirn?" (Blog "Papierlos studieren", 19.8.2020): https://papierlos-studieren.net/de/2020/08/19/obsidian-mein-zweites-gehirn/

 

4.2        Sophie Schmidt: Schreibt mit (R)Markdown!

In ihrem Blog "Archaeoinformatics" legt die Köln-Berliner Archäologin Sophie Schmidt ihren Lesern nahe, mit Markdown zu schreiben, anstelle der gängigen Textverarbeitungssysteme. Sie erklärt, was Markdown ist, welche konkreten Programme sie zum Schreiben nutzt, und sie begründet ihre Empfehlung. Im Vergleich zum immer wieder angeführten LaTeX sei Markdown weitaus schneller zu erlernen.

Sophie Schmidt: "(R)Markdown for archaeology" (Blog Archaeoinformatics, 10.1.): http://archaeoinformatics.net/rmarkdown-for-archaeology/

 

4.3        Aktuelle Umfrage "Theoretical Issues in Computational Archaeology"

Auf der vergangenen CE-TAG-Konferenz "Theoretical Approaches to Computational Archaeology" (Brno, 19.-20.10.2021) wurde die Beziehung zwischen theoretischer Archäologie und computergestützten Methoden erörtert, die – so die Organisatoren "derzeit einen wichtigen methodischen Wandel in unserem Fachgebiet vorantreiben und in ihren theoretischen Implikationen noch zu wenig erforscht sind." Aus der Tagung entstand eine Umfrage zum Verhältnis dieser Themen, zur Teilnahme eingeladen sind alle Archäologinnen und Archäologen. Die Ergebnisse der Umfrage sollen im Open Access publiziert werden.

Umfrage "Theoretical Issues in Computational Archaeology": https://docs.google.com/forms/d/e/1FAIpQLSdWpwOBAMwCj8lYrFkvLJtCufG8bEFQIxvG2vc6T8l_DKessw/viewform

 

5         Kulturgutschutz

5.1        Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien

"BILD regt sich zu Recht - aber doch etwas unehrlich - über die Raubgräber von Rodenbach auf" (Archaeologik, 7.1.): https://archaeologik.blogspot.com/2022/01/bild-regt-sich-zu-recht-aber-doch-etwas.html

"Brexit: London wird zur Hauptstadt der Antikenhehler" (Archaeologik, 2.1.): https://archaeologik.blogspot.com/2022/01/brexit-london-wird-zur-hauptstadt-der.html

"Italy welcomes home trafficked antiquities from US museums" (AP, 30.12.): https://apnews.com/article/lifestyle-travel-arts-and-entertainment-new-york-museums-6f414d70326fede274a00714f95f9b1d

"Hanau: Raubgräber plündern und zerstören eine laufende archäologische Ausgrabung" (Archaeologik, 29.12.): https://archaeologik.blogspot.com/2021/12/hanau-raubgraber-plundern-und-zerstoren.html

"So lang es keiner sieht (oder sehen will?) - Raubgräber und online-Antikenhehlerei auf dem Balkan" (Archaeologik, 27.12.): https://archaeologik.blogspot.com/2021/12/so-lang-es-keiner-sieht-oder-sehen-will.html

"Spain returns smuggled figurines, funeral jars to Egypt" (Reuters, 20.12.): https://www.reuters.com/lifestyle/spain-returns-smuggled-figurines-funeral-jars-egypt-2021-12-20/

"'KulturGutRetter': Projekt schützt kulturelles Erbe im Krisenfall" (RBB; 11.12.): https://www.radioeins.de/programm/sendungen/die_profis/archivierte_sendungen/beitraege/kulturgutretter-projekt-schuetzt-kulturelles-erbe-im-krisenfall.html

"Shoppen verboten. Warum US-Milliardär Michael Steinhardt bis zu seinem Lebensende keine antike Kunst mehr kaufen darf - und seine Sammlung zurückgeben muss" (Süddeutsche, 7.12.): https://www.sueddeutsche.de/kultur/michael-steinhardt-milliardaer-muss-kunst-zurueckgeben-raubkunst-kaufen-kunst-1.5482544 und "Michael Steinhardt Surrenders 180 Stolen Antiquities Valued at $70 Million" (Manhattan District Attorney, 6.12.): https://www.manhattanda.org/d-a-vance-michael-steinhardt-surrenders-180-stolen-antiquities-valued-at-70-million

 

5.2        Kulturelles Erbe als Werkzeug zur Stärkung lokaler Gemeinschaften

Das EU-Projekt "Cultural Heritage in Action" hat am 24.12. eine neue Publikation vorgestellt: "Cultural Heritage in Cities and Regions: Challenges and Trends throughout Europe". Sie ist die Essenz eines 18 Monate währenden Projekts von Austausch und Zusammenarbeit zwischen Städten und Regionen über ganz Europa hinweg. Die zusammengetragenen Erfahrungen, wie Kulturerbe erfolgreich genutzt werden konnte, um Städte und Regionen wiederzubeleben und zu bereichern, ist ausdrücklich sowohl als Erfahrungsbericht als auch als Rezeptbuch konzipiert: Am Ende laden "Our 10 steps to sustainable local cultural heritage policies" zum Nachahmen an.

"Cultural Heritage in Cities and Regions: Challenges and Trends throughout Europe" (24.12.2021; Open Access): https://www.heartsnminds.eu/culturalheritageinaction/#page=1

 

6         Beruf Archäologie

6.1        Urteil: Bayerns ehem. Generalkonservator Egon Greipl haftet persönlich für seine Entscheidungen in seiner Amtszeit

Die bayerische Verwaltungsgerichtsbarkeit hat ein Urteil des Verwaltungsgerichts Regensburg rechtskräftig bestätigt, wonach Egon Greipl dem Land 730.000 Euro Schadenersatz bezahlen muss. Er hatte als Generalkonservator zwischen 1999 und 2013 für die von ihm angeordnete Digitalisierung der Denkmalbestände keine festen Kräfte eingestellt, sondern ließ Werkverträge abschließen. Dagegen klagte ein Archäologe, der zwischen 2005 und 2009 zehn solcher Werkverträge hatte. Der Passauer Neuen Presse (PNP) beschrieb er diese Jahre jetzt so: "Die 'Selbstständigkeit' war prekär, ohne Urlaubsanspruch, ohne Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und so weiter." Das Gericht entschied auf die damalige Klage, dass Bayern für ihn und andere Scheinselbstständige insgesamt 730.000 Euro an Sozialversicherungsbeiträgen nachzahlen musste. Später klagte das Landesamt für Finanzen gegen Greipl auf Erstattung der Summe – und hat jetzt Recht bekommen. Besonders erschwerend: Greipl schloss auch nach dem ersten Urteil im Arbeitsgerichts-Verfahren trotz mehrmaliger Warnungen weitere 90 solcher Werkverträge ab; damit habe er – so das aktuelle Urteil – als Beamter schuldhaft gegen seine Dienstpflichten verstoßen. Greipl wollte sich "aus gesundheitlichen Gründen" nicht zum Urteil äußern und verwies die Presse auf den ehem. Denkmalpfleger Achim Hubel. Dieser hatte für das Gericht ein Gutachten erstellt und kommentiert nun das Urteil: "Ich finde es unmöglich, wenn Spitzenbeamte haftbar gemacht werden", Greipl habe Großes für den Denkmalschutz in Bayern geleistet. Dass fortdauernde Werkverträge für den Beruf Archäologie ein Problem darstellen, kann Hubel nicht verstehen: "Die meisten sind doch froh drum, überhaupt eine Anstellung zu haben."– Es steht jetzt ein weiteres Verfahren an: Zugelassen wurde eine Anklage der Staatsanwaltschaft München I, in der es um Vorenthalt und Veruntreuung von Arbeitsentgelt in 27 Fällen gehen wird.

"Beschwerde zurückgewiesen. 730.000 Euro Strafe für Ex-Landeskonservator. Durch Werkverträge dem Freistaat Schaden zugefügt" (PNP, 13.1.): https://www.pnp.de/nachrichten/bayern/730.000-Euro-Strafe-fuer-Ex-Landeskonservator-4211509.html

"Ex-Generalkonservator muss zahlen. Verwaltungsgerichtshof hat entschieden: Regensburgs Ex-Kulturreferent Egon Greipl haftet persönlich. Es geht um 730 000 Euro." (Mittelbayerische, 13.1.): https://www.mittelbayerische.de/region/regensburg-stadt-nachrichten/ex-generalkonservator-muss-zahlen-21179-art2079237.html

"Schadensersatzanspruch des Dienstherrn gegen Beamten grob fahrlässige Dienstpflichtverletzung, Abgrenzung von Arbeits- und Werkverträgen, Mitverschulden anderer Beamter oder des vorgesetzten Fachministeriums, Schadensabwendungs- und -minderungspflicht des Dienstherrn, Fürsorgepflicht des Dienstherrn, Reduzierung der Schadensersatzforderung (verneint)" (VGH München, Beschluss v. 28.12.2021 – 3 ZB 19.1398): https://www.gesetze-bayern.de/Content/Document/Y-300-Z-BECKRS-B-2021-N-41430

"730.000 Euro Schadensersatz: Ex-Generalkonservator muss zahlen. Der frühere Bayerische Generalkonservator, Egon Greipl, hat im langjährigen Rechtsstreit gegen den Freistaat verloren und muss mehr als 700.000 Euro Schadensersatz zahlen. Es geht um Sozialbeiträge für freie Mitarbeiter der Denkmalbehörde" (BR, 13.1.): https://www.br.de/nachrichten/kultur/bayerns-ex-generalkonservator-egon-greipfl-muss-730-000-euro-schadensersatz-zahlen,SuN05mp

 

6.2        "Unseren Studierenden geht es schlecht" – Beobachtungen und Antworten auf eine fundierte These

Die Informatikerin Prof. Anna Katharina Zweig (TU Kaiserslautern) formulierte am 22.12. einen recht vielbeachteten und beachtenswerten Twitter-Thread. Sie postuliert, dass es den Studierenden schlecht geht, und glaubt, dass die Gesellschaft diese Gruppe überhaupt nicht sieht. Unter den Gründen, die ihr bekannt sind: "Die Pandemie an sich. Sorge um die Eltern und andere Familienmitglieder. Trauerfälle mit oder ohne Covid, die nicht gut verarbeitet werden konnten, weil z. B. Beerdigungen so nicht stattfinden konnten. Einsamkeit. Finanzielle Einbußen, weil Jobs weggebrochen sind." Unter den ganz direkt mit dem Studium verbundenen Gründen seien neben Unsicherheit über Prüfungsformen zu nennen: "Unklarheit über Fehlsemesterregelungen, Anzahl der Fehlversuche, wann man eine Klausur wieder absagen kann. Ständige Unsicherheit, ob nächste Woche Vorlesung online oder doch in Präsenz. Fehlende zeitliche Strukturen, weil viel mehr in Eigenregie gemacht und geplant werden muss." Außerdem nennt Zweig: "Fehlende soziale Strukturen - Einsamkeit. Organisationsfragen: Soll ich die Wohnung aufgeben und wieder zu den Eltern ziehen?" Sie sehe mehr Depressionen und auch sehr gute Studierende, die derzeit nur eine Veranstaltung pro Semester bewältigen könnten. Außerdem: Studierende, "die ihre Masterarbeit ohne Warnung einfach nicht abgeben; Studierende, die Veranstaltungen jetzt vor Weihnachten schmeißen. Studierende, die finanzielle Sorgen haben. Es ist viel mehr geworden als in anderen Jahren - und das sind ja noch die, die ich wenigstens irgendwo sehe. Andere sind ganz untergetaucht. Ich mache mir Sorgen um alle Studierenden." Unter den Feedbacks auf diesen Thread sind Studierende, die die gewonnene Flexibilität, die Eigenverantwortung und Effizienz schätzen. Das geht aber bei weitem nicht allen so; beispielsweise ist zu lesen: "Die fehlende Struktur in der Onlinelehre ist für mich das Schlimmste. 24/7 im gleichen winzigen Zimmer, man dreht sich ständig nur im Kreis und verliert komplett den Bezug zu dem, was man da eigentlich macht. Und dementsprechend auch die Motivation. Ich hab Phasen, da kann ich mich 10 Minuten am Tag konzentrieren. Mehr geht nicht. Und der Druck, den ich mir gleichzeitig selbst mache, produktiv zu sein, drückt zusätzlich auf die mentale Gesundheit." Ein Geschichtsstudent schreibt: "Es ist einfach frustrierend. Auch für uns, die ein richtiges Studium bereits kannten, ist es unerträglich. Von Drittsemestern/Erstis, die eine Uni von innen noch nie gesehen haben, ganz zu schweigen." Und: "Ich habe einst mit absoluter Leidenschaft studiert, die ist seit Corona komplett verflogen. Mittlerweile mache ich das Studium nebenbei. Das Traurige: das funktioniert. Man wird nicht gefordert. Will es aber auch nicht werden. Schriftliche Arbeiten sind eine einzige Qual geworden." Eine Geschichtsstudentin schreibt: "Mit dem eigenen Leistungseinbruch und der daraus gesteigerten Zukunftsangst zurechtkommen. Die Erwartungshaltung bei manchen Dozierenden ist, dass die *guten Studierenden* ja mit allem klar kommen. Online-Lehre beeinträchtigt also sowieso nur *schlechte Studierende*". Mehrere Studierende kommentieren, sie litten seit der Pandemie unter Angststörungen sowie Depressionen und kennten zahlreiche Kommilitoninnen und Kommilitonen, denen es ebenso gehe. Eine Psychotherapeutin schreibt: "Studierende sind in meiner Praxis die größte Gruppe der ehemaligen Patient*innen, die sich teils nach Jahren wieder melden weil sie erneut Therapie benötigen." Eine Masterstudentin merkt an, sie habe in Vorbereitung auf ihre geplante Selbständigkeit im Masterstudium Vernetzungsarbeit leisten wollen; nun werde sie abschließen müssen ohne die geringste berufliche Vernetzung. Beklagt wird (am Beispiel der HTW Berlin) die fehlende Verantwortung von Hochschulleitung und Senat; das "Wir beobachten die Entwicklung" sei nicht mehr zu ertragen. Es gebe – zumindest an der Universität Münster – kein Verständnis für Studierende aus Risikogruppen. So habe es im Wintersemester dort geheißen: "Wir sind eine Präsenzuni!", "Lernen Sie halt mir den Folien zuhause!" und "Vorlesungsaufzeichnungen zu fordern ist vollkommen polemisch!" Ein Studierender kommentiert: "Dass man zwar perfekt funktionieren soll im Sinne der Leistungserbringung, aber alle schönen Sachen wie Partys, Freunde treffen/kennenlernen, Mensa essen gehen etc. wegfallen und man seit 1,5 Jahren nur zu Hause in einem meist kleinen WG-Zimmer sitzt … Bei mir tun auch irgendwie alle Dozierenden so als wäre nichts, obwohl die Pandemie mit fortschreitender Dauer (zumindest für mich) immer anstrengender geworden ist." Darauf antwortet Katharina Zweig: "Ich kann nur sagen, dass alle Kolleg:innen an allen Unis, die ich kenne, sehr viel über die Studierenden, wie es ihnen geht und wie man sie unterstützen kann, diskutiert haben. Aber das war unseren Studis auch nicht immer bewusst, weil das vielleicht zu wenig kommuniziert wurde." – Sehr lesenswerter Thread, und das sowohl für Studierende als auch für Lehrpersonal.

Tweet von Katharina Zweig mit zahlreichen Antworten und Kommentaren: https://twitter.com/nettwerkerin/status/1473644662485356551

"Die deutschen Unis und Corona – Eine Bilanz" (SWR, 4.1.; Audio, 30 Min.): https://www.swr.de/swr2/wissen/die-deutschen-unis-und-corona-eine-bilanz-swr2-wissen-aula-2022-01-06-100.html

 

6.3        Forschungsförderung: Lotterie statt Wettbewerb mit Anträgen & Gutachten

In einem langen und lesenswerten Twitter-Thread "Stop research funding (the way you do), because it is wasteful, unethical and unscientific. A thread" trägt der Belgier Andreas De Block zahlreiche Argumente gegen die aktuelle Art der Forschungsförderung auf dem Weg des Wettbewerbs zusammen. Für viele Argumente verweist er auf wissenschaftliche Studien, die seine Thesen unterstützen: Das Schreiben von Anträgen kostet sehr (!) viel Zeit; der überwiegende Teil der Anträge wird abgelehnt; das Begutachten - auch der abgelehnten Anträge - kostet sehr viel Zeit; das Peer-Review funktioniert nicht wie gedacht und hemmt Innovation; das System belastet die Mitwirkenden psychisch schwer und demotiviert. Mitdiskutierende schlagen in Folge vor, die Forschungsförderung auf eine Lotterie umzustellen. Bekannte Gedanken? Ja. Frank Siegmund hatte sich im 100. Newsletter der DGUF mit ähnlichem Tenor geäußert. Der Thread von Andreas De Block bringt weitere Argumente, und die folgende Debatte unterstreicht die Unzufriedenheit und das mit dem aktuellen System verbundene Leid. Nicht nur im 100.-DGUF-Newsletter zweifelt man mit guten Argumente an der Sinnhaftigkeit, der Produktivität und dem gesamtgesellschaftlichen Nutzen des Ist-Zustandes.

"Stop research funding (the way you do), because it is wasteful, unethical and unscientific. A thread" (@DeblockBlock, 10.1.): https://twitter.com/DeblockBlock/status/1480529627496042497

"Frank Siegmund: Forschungsförderung umstellen: Lotterie statt Gutachten!" (DGUF-Newsletter, 12.5.2021): https://dguf.de/ausgaben-jan-2020-ff/archive/542-100-dguf-newsletter-vom-12-05-2021?tmpl=raw&format=raw#_Toc71731972

"Ariane Ballmer: Peer Reviewing in der kompetitiven Projektförderung" (DGUF-Newsletter, 12.5.2021): https://dguf.de/ausgaben-jan-2020-ff/archive/542-100-dguf-newsletter-vom-12-05-2021?tmpl=raw&format=raw#_Toc71731971

Vaesen, Kr. & Katzav, J. (2017). How much would each researcher receive if competitive government research funding were distributed equally among researchers? Plos One, 8.9.2017: https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0183967

 

6.4        Rundbrief Grabungstechnik 19 (2021): Arbeitsbedingungen in der Grabungstechnik

Das jüngste Heft der Zeitschrift "Rundbrief Grabungstechnik" (19, 2021) - der Zeitschrift des Verbands für Grabungstechnik und Feldarchäologie e. V. (VGFA) - ist ganz dem Thema Arbeitsbedingungen in der Grabungstechnik / Feldarchäologie gewidmet. Grundlage des Textes ist eine Umfrage, die der VGFA im Herbst 2019 bei allen Grabungstechnikerinnen und -technikern in Deutschland durchgeführt hatte und die 72 verwertbare Antwortbögen ergab. Die Gesamtzahl der in Deutschland ausgebildeten Grabungstechniker schätzen die Autoren auf gut 300, während sie die Gesamtzahl der als Grabungstechniker Berufstätigen auf etwa 800 Personen schätzen. Ausgebildete Grabungstechniker sind überwiegend in unbefristeteten Anstellungen (69 %) vor allem im staatlichen Dienst beschäftigt (74 %; op.cit. Abb. 2-3), während ihre Funktion in der Privatwirtschaft vor allem von studierten Archäologen (61 %; ebd. Abb. 4) wahrgenommen wird. Um der eigenen Lektüre der spannenden und detailreichen Auswertung der 72 Fragebögen nicht vorzugreifen, sei hier nur ein Aspekt herausgegriffen (ebd. Abb. 26): Die befragten Grabungstechniker geben an, dass auf den Ausgrabungen des öffentlichen Dienstes die "vorgesetzte wissenschaftliche Grabungsleitung" in 10 % der Fälle ständig anwesend ist, in 25 % der Fälle maximal ein Mal wöchentlich anwesend ist, in 50 % der Fälle nur bei Bedarf, d. h. für gewöhnlich weniger als ein Mal wöchentlich anwesend ist, und in 15 % aller Fälle nie anwesend ist. Man vergleiche dies mit den Auflagen in den Grabungsrichtlinien und Grabungsgenehmigungen für privatwirtschaftliche Firmen, in denen regelhaft die permanente Anwesenheit eines ausgewiesen grabungserfahrenen wissenschaftlichen Grabungsleiters verlangt wird. Der "Rundbrief Grabungstechnik" erscheint zweimal jährlich und steht - bis auf die jeweils jüngste Ausgabe - im Open Access auf der Website des VGFA zum Download zur Verfügung.

"Arbeitsbedingungen in der Grabungstechnik / Feldarchäologie. Bestandsaufnahme eines Berufsfeldes. Auswertung der Umfrage vom Rundbrief Grabungstechnik 2019." Rundbrief Grabungstechnik 19, 2021. (VGFA.de: https://feldarchaeologie.de/publikationen/rundbrief/

 

7         Berufsverband

7.1        CIfA Deutschland mit neuer Website

Ende November hatten die Macherinnen und Macher der nagelneuen Website von CIfA Deutschland fette Augenringe, kein Koffein mehr im Haus und den Lieferservice auf der Kurzwahltaste – aber ie Mühe hat sich gelohnt: Alle Inhalte sind jetzt nach Nutzerinteresse völlig neu geordnet und leichter zu finden. Zuvor war CIfA Deutschland als regionale Gruppen des Berufsverbandes CIfA hinsichtlich der Webpräsenz auf Unterseiten der CIfA-Website beschränkt.

https://www.cifa-deutschland.de/

 

8         Open Access & Open Data

8.1        Hessen - wo die rechte Hand nicht weiß, was die linke tut

Am 8.12. haben sich die einschlägigen hessischen Institutionen mit einem bemerkenswerten Statement zum Open Access bekannt: "Open Access Policy der Kulturerbe-Einrichtungen in Hessen". Nicht dass das Thema jetzt - 18 Jahre nach der "Berliner Erklärung" - gänzlich neu wäre ;-) Aber das Zehn-Punkte-Programm formuliert eine begrüßenswert klare Ausrichtung und Selbstverpflichtung der Kulturinstitutionen Hessens und kündigt an, Hürden einzureißen. Da ist die Rede von "so offen wie möglich", von FAIR, von CC-Lizensierung usw. Sogar das rheinland-pfälzische REM wird implizit erwähnt und konterkariert: "Daher überprüfen die Kulturerbe-Einrichtungen in Hessen ihre Hausregeln. Fotografierverbote sollen nur dort gelten, wo dies aus rechtlichen (Rechte Dritter) oder konservatorischen Gründen oder zur Aufrechterhaltung des geregelten Betriebes unumgänglich ist." Die Liste der Erstunterzeichner umfasst 18 bedeutende Kultureinrichtungen in Hessen: wohlan, ein sehr erfreuliches Statement! Unter den Unterzeichnern ist auch Prof. Dr. Markus Harzenetter, der Präsident des Hessischen Landesamtes für Denkmalpflege - dessen archäologische Abteilung alles Erdenkliche tut, um FAIR und "open" zu verhindern - so jedenfalls der Tenor des Aufsatzes von Erik Biermann in den "Archäologischen Informationen".

"Open Access Policy der Kulturerbe-Einrichtungen in Hessen" (2021): https://archiv.ub.uni-marburg.de/es/2021/0029/pdf/OA-Policy_Kulturerbe_Hessen_2021-12-08.pdf

Biermann, E. (2021). Publikationsverbot und Zwangslöschung von Veröffentlichungen auf Betreiben des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen (LfDH). Archäologische Informationen 44, Early View, online publiziert 29. Sept. 2021. https://dguf.de/fileadmin/AI/archinf-ev_biermann.pdf

 

8.2        Nun auch Hessen: Geodaten im Open Access

Zum 1.2.2022 stellt nun auch das Bundesland Hessen in großem Umfang seine Landesgeodaten in den Open Access. Neu kann man topographische Karten, digitale Landschaftsmodelle und diverse Themenkarten im Geoportal Hessens herunterladen und kostenfrei nutzen.

"Einführung von Open Data zum 1.2.2022" (Hessische Verwaltung für Bodenmanagement und Geoinformation, 1.1.): https://hvbg.hessen.de/open-data

Weitere Bundesländer, ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

Brandenburg: https://geobasis-bb.de/lgb/de/geodaten/3d-produkte/gelaendemodell/

Bremen: https://www.geo.bremen.de/produkte/3d-produkte/hoehenmodelle-12482

Nordrhein-Westfalen: https://www.opengeodata.nrw.de/produkte/

Sachsen: https://www.geodaten.sachsen.de/downloadbereich-digitale-hoehenmodelle-4851.html

Thüringen: https://www.geoportal-th.de/de-de/Downloadbereiche/Download-Offene-Geodaten-Th%C3%BCringen/Download-H%C3%B6hendaten

 

8.3        Neu bei Propylaeum: "Neu-Lithics" und "Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters"

Neu im Portfolio des Open-Access-Portals Propylaeum der UB Heidelberg ist die seit 1994 in Berlin herausgegebene Zeitschrift "Neo-Lithics", untertitelt als "The Newsletter of Southwest Asian Neolithic Research". Die Zeitschrift "berichtet umfassend und zeitnah über Forschungen und Informationen zur prähistorischen Archäologie in Südwestasien mit einem besonderen Schwerpunkt in der neolithischen Forschung. Grabungs- und Tagungsberichte sowie Rezensionen sind ebenso willkommen wie aktuelle Informationen, die diesen Themenbereich betreffen." Bislang ist ausschließlich die aktuelle Ausgabe 21, 2021 verfügbar. Bei den Propylaeum Open-Access-Monografien tauchen neu insbes. mehrere Bände der vom Schweizer Burgenverein herausgegebenen Reihe "Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters" auf.

Neo-Lithics: https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/nl/about

Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters: https://books.ub.uni-heidelberg.de/propylaeum/catalog/series/sbkam

 

9         Bürger und Archäologie & Citizen Science

9.1        Freundeskreis Archäologisches Landesmuseum MV als Verein gegründet

Am 27.11. wurde in Rostock der Förderverein Freundeskreis Archäologisches Landesmuseum MV e. V. gegründet. Schon seit Jahrzehnten engagieren sich Bürger und Ehrenamtliche für den Bau des Archäologischen Landesmuseums. Das einst bestehende Museum war 1992 aus dem Schweriner Schloss hinausgeworfen worden, um es für den Landtag freizumachen. Seitdem gibt es in Mecklenburg-Vorpommern als einzigem Bundesland kein Archäologisches Landesmuseum mehr. Nach jahrzehntelangen Debatten über Standort und Geld und auf Druck der 2004 gegründeten Bürgerinitiative IPAL gab Mecklenburg-Vorpommern 2018 bekannt: Das neue Archäologische Landesmuseum soll ab 2026 am Rostocker Stadthafen errichtet werden. Neben zahlreichen anderen Initiativen ist auch die DGUF, die bereits IPAL, unterstützt hatte und sich 2016 mit ihren Wahlprüfsteinen zur Landtagswahl für Klärungen zum Thema engagierte, Mitglied des Freundeskreises.

Website des Freundeskreises Archäologisches Landesmuseum MV e.V.: http://freundeskreis-alm.de/

"Dauerthema Archäologisches Landesmuseum Mecklenburg-Vorpommern - DGUF unterstützt neuen 'Freundeskreis'" (DGUF-Newsletter vom 18.12.2019 Punkt 9.1.): https://dguf.de/newsletter-ausgaben-2012-2019/64-2019/604-dguf-newsletter-vom-18-12-2019

 

10    Ausstellungen und Museen

10.1    Henning Mohr & Diana Modarressi-Tehrani (Hrsg.): Museen der Zukunft

Ein im Dezember erschienener Sammelband fordert eine Neuausrichtung der Museen. Forschen, Sammeln und Bewahren dürften nicht länger allein im Mittelpunkt der Museumsarbeit stehen. Der Auftrag "Vermittlung" müsse mehr als bisher ins Zentrum gerückt werden. Dazu gehöre unbedingt auch eine Öffnung der Museumsarbeit für neue Besucherschichten jenseits der Bildungselite. Freier Eintritt sei jedoch nicht das zentrale Instrument. WDR 5-"Scala" stellt Buch und Autor mit einem Interview vor.

Henning Mohr & Diana Modarressi-Tehrani (Hrsg.). (2021). Museen der Zukunft: Trends und Herausforderungen eines innovationsorientierten Kulturmanagements. Bielefeld: transcript. https://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-4896-6/museen-der-zukunft/

Museen: Neues Denken gefragt (WDR 5, 12.1.; Audio, 12:09 Min.): https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr5/wdr5-scala-hintergrund/audio-museen-neues-denken-gefragt-100.html

 

11    Und sonst …

11.1    "Give culture and heritage a place at the table where climate change is being discussed": Some impressions of the meeting "Culture, Heritage, and Climate Change" (Online, 6.-10.12. 2021)

About 100 researchers and practitioners from around the world were given the opportunity to attend a meeting on culture, heritage, and climate change. It was the first of its kind and co-sponsored by UNESCO, ICOMOS and the IPCC, with senior leaders of these organizations giving weight to the gathering. The main aims of the meeting were: 1. to advance mutual discussions on culture, heritage, and climate change between global representatives of these three organizations; 2. to compile a report to the IPCC, in the run-up to its seventh assessment cycle in 2022, advocating for a stronger consideration of culture and heritage in climate change mitigation and adaptation. The previously unfulfilled potential for the future of culture and heritage in relation to climate change was seen to lie in two areas in particular: cultural governance in the present and the opportunity for humanity to learn from the past. From the perspective of the IPPC, studying the causes, impacts and responses to climate change, the realms of culture and heritage were considered to have much untapped potential. Climate change is so comprehensive a challenge that all of society must respond and all parts of human lives must be considered. The meeting consisted of a public introductory session and several public plenary discussions on the three main themes previously selected: Knowledge Systems, Impacts, and Solutions. Prof. Cornelius Holtorf who participated in the conference shared some thoughts and observations with the DGUF Newsletter: "In one of the small group discussions associated with solutions to climate change, we problematized the colonial and modernist idea of salvaging cultures in past and present, which lies at the origin of both anthropology and archaeology. In fact, culture and heritage are constantly renewing themselves and should not be seen exclusively in terms of threats, loss, and damage. Indeed, climate change and culture change are not the enemies of heritage, but they also create new heritage, compensating for some that may have been lost. After all, as archaeologists including the rescuers of Abu Simbel know, destructive events can have positive outcomes for heritage and culture too." Holtorf concludes: "The main goal of the meeting to give culture and heritage a place at the table where climate change is being discussed was perhaps achieved, and future collaborations between IPCC, UNESCO and ICOMOS have become much more likely. The main benefit were the discussions, creating improved understanding of many important issues for all the global participants working with climate change in various contexts. These joint discussions created social capital between the participants which hopefully can be put to good use in future work on this important topic."

"Remarks by IPCC Chair Hoesung Lee during the opening of ICOMOS / IPCC / UNESCO Co-Sponsored meeting" (IPCC, 6.12.): https://www.ipcc.ch/2021/12/06/ipcc-chair-speech-opening-icomos-ipcc-unesco-cosponsored-meeting/

"First ever UNESCO-IPCC-ICOMOS meeting to strengthen synergies between culture and climate change science" (University of Aarhus, 6.12.): https://www.eurekalert.org/news-releases/936860

"IPCC Culture, Heritage and Climate Meeting Breaks New Ground in Efforts to Understand the Cultural Dimensions of the Climate Emergency" (ICOMOS, 17.12.): https://www.icomos.org/en/focus/climate-change/101397-ipcc-culture-heritage-and-climate-meeting-breaks-new-ground-in-efforts-to-understand-the-cultural-dimensions-of-the-climate-emergency

"UNESCO-IPCC-ICOMOS meeting strengthens synergies between culture and science for climate action" (UNESCO, 3.1.): https://whc.unesco.org/en/news/2390

"Climate Change" (World Heritage No. 100, Oct. 2021): https://whc.unesco.org/en/review/100/

 

11.2    "Wissen zum eisenzeitlichen Europa und angrenzendem Mittelmeerraum zugänglich machen": der Verein "Orbis Ferrorum"

Der im Juni 2021 gegründete gemeinnützige Verein "Orbis Ferrorum" beschreibt sich als wissenschaftlich orientierte Arbeitsgemeinschaft, welche unterschiedliche Forschungs(ein)richtungen der Geschichte, Altertumswissenschaften, Naturwissenschaften und Archäologien vereint. Vereinsziel ist es, "sowohl das vorhandene Wissen einschließlich dem laufenden fachlichen Diskurs über das eisenzeitliche Europa samt angrenzenden Mittelmeerraum für eine breite Allgemeinheit zugänglich zu machen als auch selbst Teil der Forschung zu sein." Obmann ist der Archäologe David Hack M. A., Vereinssitz ist Wien.

https://www.orbisferrorum.com/

 

11.3    Indigene Datensouveränität

Ein schon Ende 2020 im Open Access veröffentlichter Sammelband über "Indigene Datensouveränität" zeigt exemplarisch, wo die internationale Debatte derzeit steht. Die in vielen Kapiteln und Fallbeispielen illustrierte These des Buches lautet: Daten sind wichtig. Daten sind heute ein zentrales Verwaltungs- und Herrschaftsinstrument. Überall da, wo in der Vergangenheit weiße Staatengründer zunächst die Herrschaft über eine vorhandene, lokale Bevölkerung übernommen haben wie z. B. Kanada, US-Amerika, Australien, Neuseeland u. a., besteht heute eine ethische Pflicht, besondere Sorge dafür zu tragen, dass auch die indigene Bevölkerung niederschwellig Zugang zu allen / zu ihren Daten erhält. Man nehme dies als Hinweis auf ein lesenswertes Buch, aber auch als Kommentar zur deutschen Archäologie, wo Datensouveränität ein Privileg für Auserwählte ist: In vielen Bundesländern werden die von Grabungsleiterinnen und -leitern der Privatwirtschaft erhobenen Daten so wenig als deren geistiges Eigentum erachtet, dass diese Forschenden ihrer Daten bis heute stillschweigend enteignet werden.

Walter, M., Kukutai, T., Russo Carroll, St. & Rodriguez-Lonebear, D. (2020). Indigenous Data Sovereignty and Policy. London: Routledge. Open Access: https://www.taylorfrancis.com/books/oa-edit/10.4324/9780429273957/indigenous-data-sovereignty-policy-maggie-walter-tahu-kukutai-stephanie-russo-carroll-desi-rodriguez-lonebear

 


 

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