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DGUF-Newsletter vom 31.03.2021

DGUF-Newsletter vom 31.03.2021

 

DGUF Newsletter

vom 31. März 2021

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Inhalt

1  DGUF-Nachrichten

1.1  Grabungsfirmen in Deutschland trotz Pandemie auf Wachstumskurs – DGUF-Monitoring-Report privatwirtschaftliche Archäologie 2020 erschienen

1.2  Erinnerung: Ausschreibung des Deutschen Studienpreises für Archäologie der DGUF (bis 30.4.)

1.3  An die treuen, ungeduldigen Leser der gedruckten Archäologischen Informationen

1.4  Unter den DGUF-Rezensionsangeboten: Stefanie Samida, Molekularbiologie und Archäologie. Eine ungewöhnliche Beziehung

2  Ein neues Denkmalschutzgesetz für Nordrhein-Westfalen

2.1  DGUF-Erfolg in NRW: Landesdenkmalrat wird eingeführt

2.2  "Denkmalabrissgesetz" - Landesregierung NRW novelliert Denkmalschutzgesetz, Fachämter öffentlich unzufrieden

3  Tagungen und Veranstaltungen

3.1  Vortrag "Ein Blick auf den österreichischen Arbeitsmarkt für archäologische DienstleisterInnen" (Online, 15.4.)

4  Forschung

4.1  Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"

4.2  Aktuelle Ausgrabungen und Forschung in den Medien

4.3  Experimentelle Archäologie: Fladen vom Stein sind einfache und günstige Möglichkeit für die Herstellung von Brot

4.4  Grabungen an großem Töpfereizentrum des 3.-5. Jh. in Kleinpolen

4.5  Frühmittelalterliche Siedlung Oegstgeest bei Katwijk (Niederlande) publiziert

5  Archäoinformatik

5.1  Zotero mit neuer PDF- und Notizfunktion

5.2  Bilder knitten: ein kurzes Tutorial

5.3  Olivier Gimenez: Bayes-Statistik mit R (und Jags)

6  Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI)

6.1  NFDI4objects mit eigenem Newsletter

6.2  Umfrage zur Datenarchivierung der Kommission "Archäologie und Informationssysteme" im VLA

7  Kulturgutschutz

7.1  Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien

8  Studium, Job-Themen und Personalia

8.1  Zu viel Interdisziplinarität? - ein Positionspapier des Wissenschaftsrates

8.2  Düsseldorfer Stadtarchäologie neu aufgestellt

8.3  Neues Betriebsrätemodernisierungsgesetz hilft auch bei Schaffung von Betriebsräten in Grabungsfirmen

9  Berufsverband

9.1  Lohnuntergrenzen in der Firmenarchäologie: Wo sind die Arbeitnehmer und ihre Forderungen!?

9.2  CIfA verstärkt Unterstützung für CIfA Deutschland

9.3  CIfA-Zeitschriften via "Propylaeum" neu im Open Access

10     Open Access & Open Data

10.1      OPERAS untersucht Diamantene Open-Access-Zeitschriften: Bericht vorgestellt

10.2      ADS und ARIADNE stärken europaweites Arbeiten mit offenen archäologischen Daten

10.3      Ein Experimentierfeld und Exempel: der Tagungsband "Die Zukunft des kunsthistorischen Publizierens"

10.4      Endlich frei - Schweizer Geodaten sind ab sofort uneingeschränkt und kostenlos nutzbar

10.5      "Offa" neu im Open Access

10.6      "Drei Jahre Funkstille"

11     Ausstellungen und Museen

11.1      Video-Kurzführungen aus dem Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Saale)

11.2      Chatbots als dialogorientierte Begleiter für Besuche im Museum

11.3      Neuer virtueller Rundgang zeigt den großen Tempel Ramses’ II. in Abu Simbel

11.4      Archäologisches Landesmuseum Mecklenburg-Vorpommern ab 2030?

12     Und sonst …

12.1      Ulf Ickerodt: "Über die gesellschaftliche Gebundenheit der Archäologie"

12.2      Kniffliger, als Sie anfangs vielleicht denken: Memory-Spiel mit Archäologie

 

 

1         DGUF-Nachrichten

1.1        Grabungsfirmen in Deutschland trotz Pandemie auf Wachstumskurs – DGUF-Monitoring-Report privatwirtschaftliche Archäologie 2020 erschienen

An der im Februar 2021 bei Archäologie-Unternehmern und -Selbständigen in Deutschland durchgeführten Umfrage über das Wirtschaftsjahr 2020 nahmen mehr Antwortende teil als im Vorjahr. Methodisch unterstreicht die Ähnlichkeit wichtiger Ergebnisse zu denen der Vorjahresuntersuchung und auch zur DGUF-Umfrage "EvaBA" die Validität der Ergebnisse. Die Unternehmer geben an, dass die Corona-Pandemie ihre Umsätze vorwiegend leicht negativ beeinflusst habe, wonach das von ihnen subjektiv wahrgenommene corona-bedingte "Wachstum" im Mittel bei minus 9 Prozent läge. Tatsächlich sind die Mitarbeiterzahlen der Unternehmen jedoch von 2019 auf 2020 im Mittel um 6 % gestiegen, der Jahresumsatz um mindestens 4 %, der Jahresumsatz pro Mitarbeiter um ca. 6.645 Euro. Angesichts dieser Zahlen überrascht es nicht, dass die mittlere Stimmung der Unternehmer in Richtung auf 2021 als "gut" bezeichnet werden kann. Die Personalplanungen für 2021 sehen ein Plus von 12 % Mitarbeitern vor. Die Freitextantworten zeigen auf, dass aus Sicht der Unternehmer vor allem fachintern erhebliches Potenzial besteht, die Grundlagen für eine gute Archäologie und eine höhere Wirtschaftsleistung der Unternehmen weiter zu verbessern.

Siegmund, F. & Scherzler, D. (2020). Grabungsfirmen in Deutschland trotz Pandemie auf Wachstumskurs – DGUF-Monitoring-Report privat-wirtschaftliche Archäologie 2020. Archäologische Informationen 43, Early View, online publiziert 31. März 2021: https://www.dguf.de/fileadmin/AI/archinf-ev_siegmund_scherzler.pdf

 

1.2        Erinnerung: Ausschreibung des Deutschen Studienpreises für Archäologie der DGUF (bis 30.4.)

Seit 15.2. und noch bis 30.4. läuft die Ausschreibung für den Deutschen Studienpreis für Archäologie 2021 der DGUF. Die Ausschreibung richtet sich an Studierende aller archäologischer Fachdisziplinen und ihrer Nachbarwissenschaften, die an einer deutschen Hochschule im Jahr 2020 preiswürdige Studienleistungen erbracht haben. Hierzu zählen Seminar‐ oder Abschlussarbeiten und erste eigene Publikationen, die sich innovativ mit für die europäische Archäologie relevanten Forschungsthemen auseinandersetzen. Als preiswürdig erachtet werden herausragende archäologische Forschungsarbeiten zur Geschichte Mitteleuropas oder zu Regionen der Welt, die auf die kulturellen Entwicklungen Mitteleuropas Einfluss ausgeübt haben respektive zu deren Verständnis wichtig sind. Ebenso können innovative methodologische Arbeiten in der Archäologie oder ihren Nachbardisziplinen gewürdigt werden, die der archäologischen Wissenschaft, der archäologischen Denkmalpflege, dem Kulturgüter- und Kulturlandschaftsschutz oder den archäologierelevanten Rechts- und Umweltwissenschaften einen wichtigen Impuls geben. Die eingereichte Arbeit soll auf Grundlage eines findigen interdisziplinären Ansatzes oder einer besonderen Vernetzung oder eines unorthodoxen Forschungskonzeptes oder eines innovativen Einsatzes neuer Medien oder technischer Anwendungen erfolgt sein. Die DGUF kann auch hochschulpolitische Aktivitäten auszeichnen, die der Verbesserungen der archäologischen Studiengänge oder der allgemeinen Studienbedingungen dienen. Die ausgezeichnete Studienleistung kann in eine Publikation in einer der DGUF-Schriften münden. Wir unterstützen dies durch ein bis zu vierstündiges Publikations-Coaching durch einen der Herausgeber bzw. Redakteure der DGUF‐Schriften, das der Preisträgerin bzw. dem Preisträger bei Bedarf hilft, der Arbeit den letzten Schliff zu geben. Die viele Zeit und der große Aufwand, der in die Erstellung der prämierten Arbeit geflossen ist, können sich für den Preisträger also besonders lohnen, wenn die Arbeit einer wissenschaftlichen Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Eine Veröffentlichung trägt zudem dazu bei, für den am Anfang seiner Karriere stehenden Preisträger eine fachliche Reputation aufzubauen. Der Preis ist ansonsten undotiert. Vorschläge können durch Studierende und Dozenten einer deutschen Hochschule oder Mitglieder einer deutschen archäologischen Gesellschaft eingereicht werden.

https://www.dguf.de/archaeologiepreise/studienpreis

 

1.3        An die treuen, ungeduldigen Leser der gedruckten Archäologischen Informationen

Mit dem Abschluss des laufenden Jahrgangs der Arch. Inf., d.h. Nr. 43, 2020, sind wir etwas später dran als in den zurückliegenden Jahren, was - ganz ehrlich - nur unwesentlich mit Corona zusammenhängt. Während wir bereits erste Beiträge für Jg. 44, 2021 online gestellt haben, sind wir aktuell guten Mutes, den Band 43 unsererseits im April 2021 abschließen zu können. Danach geht er einerseits an unseren Partner Propylaeum zwecks abschließender Online-Publikation und andererseits in unsere bewährte Druckerei Roesberg. Bis zum Versand an unsere Leser dauert es dann auch noch einmal ca. 6 Wochen. Wir berichten, bitten um Geduld und verweisen darauf, dass die Early Views ja schon les- und zitierbar sind.

https://www.dguf.de/early-views

 

1.4        Unter den DGUF-Rezensionsangeboten: Stefanie Samida, Molekularbiologie und Archäologie. Eine ungewöhnliche Beziehung

Unter den zahlreichen Publikationen, welche die Herausgeber der "Archäologischen Informationen" zur Rezension ausschreiben, sei diesmal ein im Februar veröffentlichter Band hervorgehoben. Im Klappentext ist zu lesen: Aktuelle genetische Analysen "sorgen vor allem seit den 2010er Jahren für Schlagzeilen und bezeugen einerseits die steigende Bedeutung molekulargenetischer Erkenntnisse im Kontext archäologisch-historischer Forschung im öffentlichen Diskurs; andererseits bilden sie einen in den letzten Jahren beobachtbaren Trend innerhalb der Archäologie ab, der sich in der Zunahme naturwissenschaftlicher Verfahren zeigt. Stefanie Samida erörtert in ihrem Essay diese ungewöhnliche Beziehung von Molekularbiologie und historischer Forschung und spürt dabei auch der Frage nach Komplexität und Simplizität in diesem Feld nach. Sie zeigt, dass die im Schnittfeld von Kultur- und Naturwissenschaften operierende DNA-gestützte Vergangenheitsforschung zwar zweifellos neue Zugänge eröffnet, aber nur scheinbar eindeutige Aussagen zur menschlichen Vergangenheit bietet." Wenn Sie Interesse an einer Rezension haben, richten Sie bitte Ihre Anfrage mit Ihrer vollständigen Postanschrift sowie einer kurzen Begründung, weshalb Sie dieses Werk besprechen wollen, an: editor@dguf.de.

Alle Rezensionsangebote der "Archäologischen Informationen" mit weiteren Informationen zu Modalitäten und Ablauf: https://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/publikationen/AI/dguf-dok_arch-inf_rezensionsangebote.pdf

Mehr zur Publikation: https://www.turia.at/titel/ifk_samida.php

 

2         Ein neues Denkmalschutzgesetz für Nordrhein-Westfalen

2.1        DGUF-Erfolg in NRW: Landesdenkmalrat wird eingeführt

So könnte man als DGUF stolz titeln, wenn’s nicht so bitter falsch & richtig zugleich wäre. What’s up? Denkmalbeiräte sind in fast allen Denkmalschutzgesetzen vorgesehene Einrichtungen für eine regelbasierte bürgerschaftliche Beteiligung am Denkmalschutz. Die Denkmalräte sollen die zuständigen Fachbehörden (z. T. auch den Minister) beraten, als Mitglieder der Beiräte werden Vertreter jener bürgerschaftlichen Organisationen berufen, die sich ehrenamtlich um Belange des Denkmalschutzes kümmern. So auch in Nordrhein-Westfalen, wo ein Denkmalbeirat als Kann-Bestimmung seit 1980 im Denkmalschutzgesetz verankert war. Eine Möglichkeit, die seitdem von Landesregierung zu Landesregierung gleich welcher parteipolitischen Konstellation ungenutzt blieb: In NRW fürchtet man parteiübergreifend eine fachkompetente Bürgerbeteiligung im Denkmalschutz. Die aktuell laufende Novellierung des DSchG NRW machte sich immerhin ehrlich: In dem zum Mai 2020 vorgelegten Regierungsentwurf für ein neues DSchG war der Denkmalbeirat gestrichen, weil ja in den zurückliegenden 40 Jahren offenbar nicht gebraucht. In ihrer Stellungnahme (3.7.2020) zu diesem Entwurf erinnerte die DGUF die nunmehr regierende CDU an ihr Wahlversprechen zur Landtagswahl 2017, wo auf die explizite Frage der DGUF an alle Parteien ("DGUF Wahlprüfsteine zur Landtagswahl …") nach der Einrichtung des gesetzlich vorgesehenen Landesdenkmalrates ausgerechnet die CDU eben dieses für den Fall ihrer Regierungsbeteiligung in der kommenden Legislaturperiode versprochen hatte. Nun also: das Wahlversprechen brechen und den Beirat sogar im Gesetz abschaffen? "Lieber nicht", muss bei erneutem Nachdenken die CDU-geführte Landesregierung gedacht haben, um eine gänzlich andere kreative Lösung zu finden, in NRW eine wirksame Bürgerbeteiligung am Denkmalschutz zu verhindern. Der Anfang März in die Verbändeanhörung gegebene neue Regierungsentwurf (der mit keinem Wort den Regierungsentwurf vom Sommer 2020 und die dazu vorliegenden Stellungnahmen erwähnt!) enthält mit § 28 wieder einen Landesdenkmalrat – nicht unerwartet wieder als Kann-Bestimmung denn wie andernorts üblich als Pflicht. Doch gänzlich neu (und im Ländervergleich ebenfalls ungewöhnlich) führt § 28(2) dann eine konkrete Liste auf, wer in diesen Landesdenkmalrat zu berufen wäre. Eine lange Liste! – der Landesdenkmalrat NRW hätte danach 43 Mitglieder! Richtig: "NRW hat den größten…" könnte man nun titeln. Etwas googeln verdeutlicht, was hier politisch gewollt ist: In den deutschen Bundesländern bestehen Landesdenkmalräte üblicherweise aus 14 Mitgliedern (Median), in 50% aller Bundesländer sind diese Räte 12 bis 21 Personen stark, ungewöhnlich groß sind allein die Denkmalräte in Hessen mit 25 Mitgliedern und Bayern mit 31 Mitgliedern. Nun also 43 Mitglieder, oder – wie man in NRW sagt – "Gott und die Welt". Dass in dieser sehr langen Liste kein einziger Verein/Verband enthalten ist, der sich laut Satzung vor allem um das Thema Archäologie kümmert, sei nur am Rande erwähnt. Weil: es spielt keine Rolle. Ein ehrenamtlich beratendes Gremium mit 43 Mitgliedern ist – noch zudem in der skizzierten Zusammensetzung – eh entscheidungs- und beratungsunfähig. Zur Erinnerung: mancher der mit Berufspolitikern samt Apparat besetzten Parlamente unserer Bundesländer sind nur wenig größer: Saarland 51, Mecklenburg-Vorpommern 71, Schleswig-Holstein 73, … Bilanz: Wahlversprechen erfüllt (Einrichtung Landesdenkmalrat), politischer Wille umgesetzt (de facto keine Bürgerbeteiligung). Chapeau, CDU!

 

2.2        "Denkmalabrissgesetz" - Landesregierung NRW novelliert Denkmalschutzgesetz, Fachämter öffentlich unzufrieden

Die CDU- und FDP-Landesregierung von Nordrhein-Westfalen plant seit längerem eine Änderung des Denkmalschutzgesetzes. Zu einem - nach Ansicht der DGUF: untauglichen - Regierungsentwurf im Sommer 2020 hatten sich die Experten und einschlägigen Verbände bereits geäußert, Anfang März 2021 wurde nun ein stark überarbeiteter Text erneut als Regierungsentwurf vorgelegt. Auf den ersten Blick: sprachlich verbessert, klarer gegliedert mit einleuchtendem roten Faden - doch wie steht es um den eigentlichen Inhalt? Nach dem üblichen Strickmuster "1x Westfalen, 1x Rheinland" haben sich ungewöhnlicherweise noch während der aktuell laufenden Verbandsanhörung in zwei Interviews Dr. Holger Mertens, Leiter der LWL-Baudenkmalpflege, sowie Dr. Andrea Pufke, Leiterin des LVR-Amtes für Denkmalpflege, und Dr. Erich Claßen, Leiter des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege, öffentlich zu den Entwürfen geäußert und dargelegt, was ihnen Sorgen bereitet. Beide Interviews, auch das ist ungewöhnlich, wurden auf der Website des jeweiligen Landschaftsverbandes veröffentlicht und sind damit nicht nur als Meinung der Amtsleiter zu lesen, sondern dürfen als Kommentare jener Institutionen gelesen werden, die in NRW die Fachämter für Bau- und Bodendenkmalpflege tragen. Gleich im ersten Satz klärt Baudenkmalpflegerin Andrea Pufke, wo der Schuh drückt: "Ich habe zum ersten Mal wirklich große Sorgen um die Baudenkmäler im Rheinland. Denn die Stellung der Denkmalfachämter für Baudenkmalpflege wird in vielen Punkten entscheidend geschwächt und das vorhandene Wissen gar nicht mehr abgerufen." Der Archäologe Erich Claßen zieht die Konsequenz aus dieser Kritik auch dem DGUF-Newsletter gegenüber: "Vorausgeschickt sei, dass wir sehr gut mit dem bisherigen Gesetz, das 2013 für die Bodendenkmalpflege in wesentlichen Punkten novelliert wurde, hätten weiterarbeiten können." Im Kern dreht sich die Kritik darum, dass in der Baudenkmalpflege künftig die Untere wie die Obere Denkmalschutzbehörden, angesiedelt bei den Kommunen und Städten resp. den Regierungsbezirken, die Expertise des Fachamtes zwar noch einholen können, aber selbst entscheiden können, wie weiter verfahren wird. Im Amtsdeutsch: sie entscheiden "nach Anhörung" und nicht mehr, wie bis dato und auch weit über NRW hinaus üblich, "im Benehmen". Ein Feature bei WDR 5 sprach in Konsequenz von einem "Denkmalabrissgesetz". Die Vorgeschichte des aktuellen Gesetzesentwurfs ist u. a. auf der einschlägigen Website der DGUF dokumentiert. Die DGUF wird sich an der Verbändeanhörung beteiligen.

"Große Sorgen um die Denkmäler: Interview mit Dr. Andrea Pufke und Dr. Erich Claßen zur geplanten Neufassung des Denkmalschutzgesetzes" (LVR, 12.3.): https://bodendenkmalpflege.lvr.de/de/aktuelles/presse/2021_1/grosse_sorgen_um_die_denkmaeler/grosse_sorgen_um_die_denkmaeler.html

"Den guten Stand der Denkmalpflege in NRW nicht verspielen: Interview mit Dr. Holger Mertens, Chefdenkmalpfleger des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL)" (LWL, 11.3.): https://www.lwl.org/pressemitteilungen/nr_mitteilung.php?urlID=52030

Landesregierung NRW: "Entwurf für eine Neufassung des nordrhein-westfälischen Denkmalschutzgesetzes." (Landtag NRW, Vorlage 17/4761, 3.3.): https://www.mhkbg.nrw/sites/default/files/documents/2021-03/2021_03_03_hp-dschg.pdf

"Statement von Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger, LWL-Kulturdezernentin, zum neuen Entwurf des Denkmalschutzgesetzes" (LWL, 3.3.): https://www.lwl.org/pressemitteilungen/nr_mitteilung.php?urlID=51990

"Neues Denkmalschutzgesetz für NRW" (WDR 5 Scala, 3.3.; Audio, 6:23 min): https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr5/wdr5-scala-aktuelle-kultur/audio-neues-denkmalschutzgesetz-fuer-nrw-100.html

"2020: DGUF wirkt an Novellierung des DSchG NRW mit" (DGUF.de, 15.7.2020): https://www.dguf.de/ngo/stellungnahmen/49-regelungen-und-gesetzgebungsverfahren/562-2020-dguf-wirkt-an-novellierung-des-dschg-nrw-mit

 

3         Tagungen und Veranstaltungen

3.1        Vortrag "Ein Blick auf den österreichischen Arbeitsmarkt für archäologische DienstleisterInnen" (Online, 15.4.)

Alexander Stagl, geschäftsführender Gesellschafter der Firma Novetus (eine er beiden österreichischen Grabungsfirmen mit einem Betriebsrat), spricht über die Interessensgemeinschaft archäologischer DienstleisterInnen (IGAD) und den österreichischen Arbeitsmarkt in der Archäologie. Nach dem Vortrag soll es viel Raum für Diskussion geben. Die Studienrichtungsvertretung Urgeschichte und Historische Archäologie an der Universität Wien lädt Jede(n) zu dieser kostenfreien Veranstaltung ein, die am 15.4. um 19:00 Uhr beginnt.

https://eu.bbcollab.com/.../cee82869293c4a3e9d79979351701bda

 

4         Forschung

4.1        Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"

Siegmund, F. & Scherzler, D. (2020). Grabungsfirmen in Deutschland trotz Pandemie auf Wachstumskurs – DGUF-Monitoring-Report privatwirtschaftliche Archäologie 2020. Archäologische Informationen 43, Early View, online publiziert 31.3.2021.

Winger, K. (2021). Rezension zu: Pierrevelcin, G., Kysela, J., Fichtl, St. (eds) (2020). Unité et diversité du monde celtique. Unity and Diversity in the Celtic World. Actes du 42e colloque international de l´AFEAF (Prague, 10-13 mai 2018) (Collection AFEAF, 2). Paris: AFEAF. Archäologische Informationen 44, Early View, online publiziert 29. März 2021.

Greaney, S. (2021). Review of: Parker Pearson, M., Pollard, J., Richards, C., Thomas, J., Tilley, C. & Welham, K. (eds) (2020). Stonehenge for the Ancestors, Part 1: Landscape and Monuments. Leiden: Sidestone Press. Archäologische Informationen 44, Early View, published online 26 March 2021.

Lundström, V. (2021). Review of: Schülke, A. (ed.) (2020). Coastal Landscapes of the Mesolithic. Human engagement with the coast from the Atlantic to the Baltic sea. London: Routledge. Archäologische Informationen 43, Early View, online published 24 March 2021.

Hussain, Sh. T., Matzig, D. N., Fontana, F., Groß, D., Hess, Th., Langlais, M., et al. (2020). Towards a collaborative meta-analysis of the Final Palaeolithic / earliest Mesolithic in Europe. Report on the 2nd CLIOARCH Workshop, 26th-27th November 2020. Archäologische Informationen 43, Early View, published online 22 Febr. 2021.

https://www.dguf.de/early-views

 

4.2        Aktuelle Ausgrabungen und Forschung in den Medien

Kalahari: "Früher Homo sapiens im Outback Afrikas" (Universität Innsbruck, 31.3.): https://www.uibk.ac.at/newsroom/frueher-homo-sapiens-im-outback-afrikas-.html.de

"Jäger und Sammler, aber keine Fischer. Eine Eiszeit trieb Menschen vor 27.000 Jahren nach Südeuropa – Anhand detaillierter Knochenanalysen konnte nun ihr Speiseplan rekonstruiert werden" (Universität Tübingen, 31.3.): https://uni-tuebingen.de/universitaet/aktuelles-und-publikationen/pressemitteilungen/newsfullview-pressemitteilungen/article/jaeger-und-sammler-aber-keine-fischer/

"Découverte d’une sépulture double du Mésolithique à Casseneuil (Lot-et-Garonne)" (INRAP, 31.3.): https://www.inrap.fr/decouverte-d-une-sepulture-double-du-mesolithique-casseneuil-lot-et-garonne-15570

"Vermehrte Niederschläge und die Wasserwunder italienischer Heiliger. Neue Studie untersucht die kulturellen Auswirkungen von Klimaveränderungen im 1. Jahrtausend unserer Zeitrechnung in Italien" (MPI für Menschheitsgeschichte, 29.3.): https://www.shh.mpg.de/1973928/izdebski-climate-miracles

"Neanderthal child’s dancing feet leave a mark on Spanish beach" (The Times, 26.3.): https://www.thetimes.co.uk/article/neanderthal-childs-dancing-feet-leave-a-mark-on-spanish-beach-59tqnxn3c

"Massive ancient ceremonial site 'on par with Salisbury Plain' discovered in Scotland. A massive ceremonial site where people gathered almost 6,000 years ago is believed to have been discovered in the south west of Scotland" (The Scotsman, 26.3.): https://www.scotsman.com/heritage-and-retro/heritage/massive-ancient-ceremonial-site-on-par-with-salisbury-plain-discovered-in-scotland-3180278

"Historische Genome enthüllen die Herkunft und den Fall der Skythen" (MPI für Menschheitsgeschichte, 26.3.): https://www.shh.mpg.de/1973067/krause-scythians

"Graves of Enslaved People Discovered on Founding Father’s Delaware Plantation. A signee of the U.S. Constitution, John Dickinson enslaved as many as 59 men, women and children at one time" (Smithsonian Magazine, 26.3.): https://www.smithsonianmag.com/smart-news/graves-enslaved-people-discovered-former-delaware-plantation-180977346

"Mutualismus und das Aussterben der Megafauna als Faktoren der Pflanzendomestizierung. Nur wenige Pflanzen entwickelten sich zu wichtigen Agrarpflanzen. Forschende vermuten nun, dass sie sich ursprünglich entwickelten, um wechselseitige Beziehungen zu heute ausgestorbenen großen Tieren zu sichern" (MPI für Menschheitsgeschichte, 25.3.): https://www.shh.mpg.de/1972445/spengler-plant-domestication?c=1936384

"Bronze Age mining sites received deliveries of pre-processed foods. Cereal plant remains at an Austrian mining site were processed, but not on site" (PLOS, 25.3.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2021-03/p-bam031721.php

"Wie sich historische Gesellschaften an klimatische Veränderungen anpassten und was wir heute daraus lernen können. Ein neuer interdisziplinärer Forschungsansatz soll helfen, die historischen Wechselwirkungen zwischen Klima und Gesellschaft besser zu verstehen" (MPI für Menschheitsgeschichte, 24.3.): https://www.shh.mpg.de/1971395/izdebski-societal-responses-to-climate-change

"The world's earliest stone technologies are likely to be older than previously thought. A new study from the University of Kent's School of Anthropology and Conservation has found that Oldowan and Acheulean stone tool technologies are likely to be tens of thousands of years older than current evidence suggests" (University of Kent, 24.3.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2021-03/uok-twe032421.php

"Den Problemen neolithischer Schafhalter auf der Spur" (Staatssammlung für Anthropologie und Paläoanatomie, 23.3.): https://www.snsb.de/index.php/de/aktuelles/1012-neolithische-schafhaltung

"Forscher entschlüsseln antike Wundermaschine. Der 'Mechanismus von Antikythera' war eine archäologische Sensation - und seit über 100 Jahren ein Rätsel: Was konnte die Maschine, die 2000 Jahre lang auf dem Meeresgrund lag? Die Antwort verblüfft" (Süddeutsche, 22.3.): https://www.sueddeutsche.de/wissen/maschine-von-meeresgrund-raetsel-archaeologische-sensation-1.5243118

"New evidence in search for the mysterious Denisovans" (University of Adelaide, 22.3.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2021-03/uoa-nei031921.php

"Ancient undersea middens offer clues about life before rising seas engulfed the coast. Now we have a better way to study them" (The Conversation, 22.3.): https://theconversation.com/ancient-undersea-middens-offer-clues-about-life-before-rising-seas-engulfed-the-coast-now-we-have-a-better-way-to-study-them-157413

"How the World’s Oldest Wooden Sculpture Is Reshaping Prehistory. At 12,500 years old, the Shigir Idol is by far the earliest known work of ritual art. Only decay has kept others from being found" (The New York Times, 22.3.): https://www.nytimes.com/2021/03/22/science/archaeology-shigir-idol-.html

"Shell middens rewrite history of submerged coastal landscapes in North America & Europe" (Flinders University, 21.3.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2021-03/fu-smr032121.php

"France: ossement de 450’000 ans identifié dans une grotte préhistorique. Un ossement 'très rare', vieux de 450’000 ans, trouvé dans la grotte de Tautavel, dans le sud-ouest de la France, a été identifié comme appartenant à un être humain. Il s’agit d’un bout de péroné d’un peu moins de six centimètres de longueur" (Le Nouvelliste, 17.3.): https://www.lenouvelliste.ch/articles/monde/archeologie-france-ossement-de-450-000-ans-identifie-dans-une-grotte-prehistorique-1058807

"Museum stories: The Queen’s Gambit: how the Lewis Chessmen won the world over" (British Museum, 16.3.): https://blog.britishmuseum.org/the-queens-gambit-how-the-lewis-chessmen-won-the-world-over

"Oldest woven basket in the world found in Israel, dates back 10,000 years" (The Jerusalem Post, 16.3.): https://www.jpost.com/archaeology/oldest-woven-basket-in-the-world-found-in-israel-dates-back-10000-years-662183

Orkney-Inseln: "Archaeologists shell-shocked by Iron Age party" (The Herald Scotland, 15.3.): https://www.heraldscotland.com/news/19159946.archaeologists-shell-shocked-iron-age-party/

"13,000-year-old stone fragments found in Turkey. Stone fragments believed to have been used as knives, scrapers found in cave in northern Trabzon province" (Anadolu Agency, 13.3.): https://www.aa.com.tr/en/latest-on-coronavirus-outbreak/13-000-year-old-stone-fragments-found-in-turkey/2174573

"Shivering in the Pleistocene: New analyses of prehistoric climate conditions map human adaptations to cold" (Phys.org, 12.3.): https://phys.org/news/2021-03-pleistocene-analyses-prehistoric-climate-conditions.html

"Archäologen entdecken 3000 Jahre alte Siedlung - und sie ist komplett. Archäologen ist in Oberfranken ein historischer Fund gelungen: In Hirschaid stießen sie auf eine bislang unentdeckte Siedlung aus der späten Bronzezeit. Ihr Alter beträgt rund 3000 Jahre" (In Franken, 12.3.): https://www.infranken.de/lk/bamberg/hirschaid-archaeologen-entdecken-3000-jahre-alte-siedlung-und-sie-ist-komplett-art-5176552

"She Was Buried With a Silver Crown. Was She the One Who Held Power? A tomb unearthed in Spain has prompted archaeologists to reconsider assumptions about women’s power in Bronze Age European societies" (The New York Times, 11.3.): https://www.nytimes.com/2021/03/11/science/bronze-age-tomb-women.html und"Bronze age burial site in Spain suggests women were among rulers. Researchers in Murcia find exquisite objects at women’s graves later used as sites for elite warrior burials" (The Guardian, 11.3.): https://www.theguardian.com/world/2021/mar/11/bronze-age-burial-site-in-spain-suggests-women-were-among-rulers

"Elite women might have ruled El Argar 4,000 years ago" (Universitat Autonoma de Barcelona, 10.3.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2021-03/uadb-ewm031021.php

Potocani (Kroatien): "Genetic analysis of ancient massacre reveals instance of indiscriminate killing" (PLOS, 10.3.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2021-03/p-gao030321.php

"Extracting information from ancient teeth" (American Chemical Society, 10.3.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2021-03/acs-eif031021.php

"Scythian people weren't just nomadic warriors, but sometimes settled down. Varied diets and limited mobility challenge stereotypes of ancient steppe populations" (PLOS, 10.3.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2021-03/p-spw030321.php

"Biomolecular analysis of medieval parchment 'birthing girdle'" (University of Cambridge, 9.3.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2021-03/uoc-bao030821.php

"Fermentierte Wolle ist des Rätsels Lösung. FAU-Forscher entschlüsseln das Geheimnis des berühmten Pazyryk-Teppichs" (Universität Erlangen-Nürnberg, 4.3.): https://www.fau.de/2021/03/news/wissenschaft/fermentierte-wolle-ist-des-raetsels-loesung/

"Woolly mammoths may have shared the landscape with first humans in New England. Researchers trace the age of a rib fragment of the Mount Holly mammoth" (Dartmouth College, 4.3.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2021-03/dc-wmm030321.php

"Steinzeitliche Massenproduktion. In der Mittelsteinzeit fertigte eine Werkstätte in Hessen tausende von Steinwerkzeugen an. Das Rohmaterial legte dafür weite Strecken zurück und weist eine Vielfalt an Farben auf" (Horizonte, 4.3.): https://www.horizonte-magazin.ch/2021/03/04/steinzeitliche-massenproduktion

"Aux origines de la métallurgie du fer dans le sud de la Gaule" (INRAP, 4.3.): https://www.inrap.fr/aux-origines-de-la-metallurgie-du-fer-dans-le-sud-de-la-gaule-15567

"A Cosmic Impact and the Beginning of Farming at Abu Hureyra in Syria" (ASOR, 4.3.): https://www.asor.org/anetoday/2021/03/cosmic-impact-abu-hureyra

"Human ancestor 'Lucy' gets a new face in stunning reconstruction" (LiveScience, 3.3.): https://www.livescience.com/lucy-taung-child-facial-reconstructions.html

"Neanderthal and early modern human culture co-existed alongside older traditions for 100,000 years" (University of Kent, 1.3.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2021-03/uok-nae030121.php

"Deep dive into bioarchaeological data reveals Mediterranean migration trends over 8,000 years" (Florida State University, 1.3.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2021-03/fsu-ddi030121.php

"Ausgrabung nahe Pompeji: Antiker Prunkwagen mit erotischen Motiven" (Tagesschau, 27.2.): https://www.tagesschau.de/kultur/pompeji-prunkwagen-101.html

"Hidden scenes in ancient Etruscan paintings revealed" (LiveScience, 26.2.): https://www.livescience.com/ancient-etruscan-paintings-hidden-images.html

"Einzigartiger römisch-keltischer Münzschatz im Kanton Zug entdeckt" (Kanton Zug, 25.2.): https://www.zg.ch/behoerden/direktion-des-innern/amt-fuer-denkmalpflege-und-archaeologie/aktuell/einzigartiger-roemisch-keltischer-muenzschatz-im-kanton-zug-entdeckt

"Frauen im Alten Rom: Männer unter sich? Die Geschichtsschreibung vergisst vor lauter Kriegsgetümmel die Frauen" (ZEIT, 23.2.): https://www.zeit.de/zeit-geschichte/2021/01/frauen-rom-germanien-geschichte-krieg-feldherren-maenner

"Dogs in the Arctic. Dogs have lived in the Arctic alongside humans for an incredible 17,000 years. Peter Loovers, curator of the Citi exhibition, Arctic: culture and climate explores the special relationship between Arctic Peoples and 'man's best friend'" (British Museum, 22.2.):

https://blog.britishmuseum.org/dogs-in-the-arctic/

 

4.3        Experimentelle Archäologie: Fladen vom Stein sind einfache und günstige Möglichkeit für die Herstellung von Brot

Die Überreste eines bronzezeitlichen, auf einem Stein gebackenen Brotes macht das Team des Archäologischen Freilichtmuseums Oerlinghausen staunen. Dort nahm man bisher an, der Bronzezeitmensch hätte die Fladen im Ton-Ofen oder auf der Feuerglut gebacken. Das Exponat aus dem Pfahlbaumuseum am Ledrosee (Trentino, Italien) sorgt derzeit für neue Ideen und Vorstellungen, denn es handelt sich dabei nicht um einen Brei, der auf dem Stein zum Fladen getrocknet war, sondern und einen fest geformten Teig. Die Experimente und Ergebnisse von Christian Schürmann, technischer Leiter des AFM Oerlinghausen, werden in einem interessanten Blogpost beschrieben.

"Das Brot vom Ledrosee – Steinzeitbrot vs. Steinbrot" (Blog AFM Oerlinghausen, 17.3.): https://blog.afm-oerlinghausen.de/das-brot-vom-ledrosee-steinzeitbrot-vs-steinbrot.html

 

4.4        Grabungen an großem Töpfereizentrum des 3.-5. Jh. in Kleinpolen

Die Fundstelle beim Dorf Wrzępia, 44 km östlich von Krakau (Polen), wurde bereits in den 1990er-Jahren bei Prospektionen entdeckt. Derzeit wird sie näher untersucht. Aufgedeckt wird ein Töpfereizentrum mit wohl ca. 120 Öfen der späten Römischen Kaiserzeit (3.-5. Jh.). Es handelt sich um in den Lehm eingegrabene, liegende Öfen, deren Feuerungskanäle mit gebrannten Ziegeln ausgekleidet sind. In den Öfen wurde Drehscheibenware gebrannt, nach den abgebildeten Fotos eine wellenverzierte Rauware.

"Wrzępia: To wyjątkowe odkrycie sprzed tysięcy lat. Na co natrafili archeolodzy?" (głos24, 23.3.): https://glos24.pl/wyjatkowe-odkrycie-na-terenie-solectwa-wrzepia

 

4.5        Frühmittelalterliche Siedlung Oegstgeest bei Katwijk (Niederlande) publiziert

Die fränkische Siedlung von Oegstgeest nahe der Küstenstadt Katwijk (Prov. Südholland) wurde 2009-2014 als Lehrgrabungsprojekt der Universität Leiden ausgegraben und nun in einem voluminösen Band umfassend publiziert. Das Besondere dieser auf Geestinseln im küstennahen, flachen und feuchten Gelände liegenden Siedlung sind ihre guten Erhaltungsbedingungen. Anders als üblich konnten nicht nur - wie so oft - Grubenhäuser erfasst werden, sondern insbesondere auch die eigentlichen Häuser und Nebengebäude. In tiefer gelegenen Befunden waren auch Knochen und organische Funde wie z. B. Leder erhalten. Unter den Funden eine reiche Zahl an Fragmenten von fränkischen Knickwandtöpfen, die eine Datierung der Siedlung in das 6. und 7. Jh. n. Chr. erlauben. Dominierend hingegen in dieser Zeit waren die auf der Drehscheibe gefertigten rauwandigen Wölbwandtöpfe, die in der Publikation sorgfältig untersucht werden. Die Siedlung bestand aus jeweils fünf oder sechs gleichzeitigen Höfen mit wohl etwa 60 Einwohnern und wurde im frühen 8. Jh. n. Chr. aufgelassen.

Frans Theuws: "A new book on riverine settlement in the Western Netherlands" (Blog Merovingian Archaeology, 26.3.): https://www.merovingianarchaeology.org/blog/a-new-book-on-riverine-settlement-in-the-western-netherlands/

de Bruin, J., Bakels, C. & Theuws, F. (2021). Oegstgeest: A riverine settlement in the early medieval world system. (Merovingian Archaeology in the Low Countries, 7). Bonn: Habelt.

 

5         Archäoinformatik

5.1        Zotero mit neuer PDF- und Notizfunktion

Das kostenlose Literaturverwaltungsprogramm ("reference manager") Zotero, das auch die DGUF für die Gruppe "Archaeology DGUF" nutzt, bereitet die Auslieferung seines (großen) Updates auf die Version 6 im Herbst 2021 vor. Einige der Neuerungen stehen seit Anfang März als Beta-Version öffentlich zur Verfügung. Dazu gehören insbesondere ein in Zotero integrierter PDF-Reader, ein Notizbuch sowie deren Integration in die Zotero-Plug-Ins für Word, LibreOffice und Google Docs. Der Zotero-PDF-Reader erlaubt es, sich in einem PDF Notizen ("Annotationen") zu machen, diese zu speichern und mit ihnen zu arbeiten.

Zum neuen PDF-Reader von Zotero: https://www.zotero.org/support/pdf_reader_preview

Zotero-Gruppe "archaeology DGUF": https://www.zotero.org/groups/70527/archaeology_dguf

 

5.2        Bilder knitten: ein kurzes Tutorial

Gerade in archäologische Texte wollen immer wieder auch Abbildungen eingebettet werden. Wer seine Texte in RMarkdown schreibt, um sie danach per "knitten" ins angestrebte Ausgabeformat zu bringen (z.B. HTML, docx oder pdf), kann mit ein paar Kniffs und Spezifizierungen die Eingabe von Bildern so optimieren, dass am Ende auch die angestrebte optimale Ausgabe zustande kommt. "The Jumping Rivers Blog" hat dazu in vier Texten alles Wesentlich zusammengestellt und erklärt. Nützlich.

"Default knitr options and hooks" (R-Bloggers, 12.3.):

https://www.r-bloggers.com/2021/03/default-knitr-options-and-hooks/

 

5.3        Olivier Gimenez: Bayes-Statistik mit R (und Jags)

Olivier Gimenez, Ökologe und Statistiker in der Forschungsgruppe zu Mensch-Tier-Beziehungen am CNRS, bietet einen komplett via Internet erreichbaren kostenlosen Kurs an, der in die Bayes-Statistik einführt. Er wendet sich an Anwender / Nicht-Statistiker, die optimalerweise schon einmal mit R gearbeitet haben. Als Handwerkszeug werden R und Jags verwendet, d. h. freie Tools. Der Kurs wird in englischer Sprache gehalten. Es handelt sich um die Aufzeichnungen und Materialien zu einer Lehrveranstaltung, die sich über vier Arbeitstage erstreckte, d. h. der Kurs ist anspruchsvoll und soll am Ende zu handfest Erlerntem führen. Zu jedem der acht Themenblöcke gibt es einen Text (in Form von Vortragsfolien), praktische Übungen und einen Video-Vortrag des Dozenten (lang!). Lernziele sind: Erfahrungen gewinnen mit Bayes-Statistik und diese entmystifizieren; den Unterschied zwischen Bayes-Statistik und klass. Statistik ("frequentist analysis") deutlich machen; grundlegende Verfahren erlernen und anwenden können.

Olivier Gimenez: Website "Bayesian statistics with R" (März 2021): https://oliviergimenez.github.io/bayesian-stats-with-R/

Kurs und Materialien auf GitHub: https://github.com/oliviergimenez/bayesian-stats-with-R

Das zugehörige, insges. 11-stündige Video: https://www.youtube.com/watch?v=uvU-TmEt8_M

 

6         Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI)

6.1        NFDI4objects mit eigenem Newsletter

Die Initiative NFDI4objects - die sich intern nun N4O (Tetrastickstoffmonoxid?) abkürzt - berichtet nunmehr mit einem eigenen Newsletter an Interessierte. Danach befindet sich der Projektantrag N4O aktuell in der Begutachtung. Mitte Februar wurden dem Konsortium N4O Fragen seitens der Gutachtergruppe unterbreitet, auf die es Ende Februar Antworten einreichte. Die interne DFG-Gutachtergruppe tagt am 23.3. und gibt ihre Förderempfehlungen an die nächste Entscheiderrunde weiter. Anfang Juli 2021 fällt dann die Förderentscheidung. Im Hinblick darauf haben erste Arbeitsgruppen ihre Tätigkeit bereits aufgenommen, z. B. die Arbeitsgruppe "Kommunikation". Das Cluster "Qualifikation" (task area 6) will sich in den nächsten Tagen an alle Unterzeichner wenden, die ihr Mitwirken zugesagt hatten, um mit der Arbeit zu beginnen.

 

6.2        Umfrage zur Datenarchivierung der Kommission "Archäologie und Informationssysteme" im VLA

Im Kontext der weiteren Vorbereitungen für den (erhofften) Start von NFDI4objects möchte der Verband der Landesarchäologen (VLA) die derzeit üblichen Praktiken der Datenarchivierung erfassen. Im Fokus stehen dabei archivwürdige Forschungsdaten (also z. B. Projektberichte, Grabungsdokumentationen, Digitalbilder, Geo- und Vermessungsdaten, 3D-Scans usw.), jedoch keine Verwaltungsdokumente (Akten). Die Antworten werden vertraulich behandelt, so dass in der Dokumentation der Ergebnisse keine Rückschlüsse auf die Auskunft gebende Institution oder Person möglich ist. Die Ergebnisse der Umfrage sollen aggregiert und in geeigneter Form frei zugänglich gemacht werden. Die Umfrage richtet sich ausschließlich an Archäologie-Institutionen in Deutschland, d. h. neben Landesarchäologien auch Universitäten, Museen, Verbände, Fachfirmen etc. Nach Kenntnis der Newsletter-Redaktion hat der Link zur Umfrage jedoch weite Teile des Fachs noch nicht erreicht. Die Deadline der Umfrage ist nicht ersichtlich.

Zur Umfrage des VLA: https://nfdi4objects.limequery.net/464586?lang=de

 

7         Kulturgutschutz

7.1        Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien

"Benin-Bronzen in Berlin - Die Zeichen stehen auf Rückgabe" (Deutschlandfunk Kultur, 23.3.): https://www.deutschlandfunkkultur.de/benin-bronzen-in-berlin-die-zeichen-stehen-auf-rueckgabe.1013.de.html?dram%3Aarticle_id=494619

"Antikenhehlerei online: Die ATHAR-Studie zu facebook" (Archaeologik, 5.3.): https://archaeologik.blogspot.com/2019/08/ebay-und-der-antikenhandel.html

 

8         Studium, Job-Themen und Personalia

8.1        Zu viel Interdisziplinarität? - ein Positionspapier des Wissenschaftsrates

Der Wissenschaftsrat (WR) hat Ende 2020 im Konsens ein Positionspapier verabschiedet und veröffentlicht, das Anfang 2021 den Fachgesellschaften - u.a. der DGUF - auch als 80-seitiges, gedrucktes Heft übermittelt wurde: "Wissenschaft im Spannungsfeld von Disziplinarität und Interdisziplinarität". Behutsam und sachlich werden die Begriffe definiert (inkl. Multidisziplinarität) und die wissenschaftliche wie auch die gesellschaftliche Bedeutung der jeweiligen Ausrichtungen von Forschungen, Studiengängen und Projektförderungen umrissen. Angesichts des subjektiven Eindrucks des Newsletter-Autors, dass derzeit allenthalben vor allem interdisziplinäre Kollegs und Forschungsprojekte gefördert werden, fällt auf, wie sorgfältig der WR die Bedeutung der Disziplinarität umreißt und ihren Wert betont. Universitäten seien angehalten, auf ihre Disziplinen und deren Weiterentwicklung zu achten. Fachgesellschaften und ihre Fachzeitschriften spielten dabei eine hohe Bedeutung. In sorgsamen Worten werden die Auswirkung der Bologna-Reform beschrieben, bei der unter dem Schlagwort einer sog. "Profilbildung" eine Fülle arg eng fokussierter "Fächer" entstanden sei, zugleich aber auch eine Fülle sehr weit gefasster, inter- und multidisziplinärer Studiengänge. Der WR empfiehlt: "Bachelorstudiengänge sollten in der Regel fachlich breit angelegt sei, eine vertiefte Auseinandersetzung mit disziplinären Inhalten ermöglichen und methodische Handlungssicherheit im Fach herstellen." - ein geradezu heftiges Plädoyer für das Aufrechterhalten von klassischen Fächerstrukturen. Kurz: das ganze Positionspapier ist ein reflektierter und bedachtsamer Aufruf, bei aller Begeisterung für Interdisziplinarität die Disziplinarität als notwendige Grundlage anzuerkennen und mehr als bisher zu fördern. Bliebe noch zu klären, wer denn der WR ist. Wikipedia schreibt: "Der Wissenschaftsrat ist das wichtigste wissenschaftspolitische Beratungsgremium in Deutschland. [...] Träger des Gremiums sind die Regierungen des Bundes und der Länder." Deutet sich hier eine Wende in der deutschen Forschungsförderung und Universitätspolitik an?

WR (2020). Wissenschaft im Spannungsfeld von Disziplinarität und Interdisziplinarität. https://www.wissenschaftsrat.de/download/2020/8694-20.pdf?__blob=publicationFile&v=3

 

8.2        Düsseldorfer Stadtarchäologie neu aufgestellt

Nachdem Dr. Ralf Lommerzheim als langjähriger Stadtarchäologe von Düsseldorf seinen Ruhestand angetreten hat, wurde in der Unteren Denkmalbehörde eine zusätzliche Planstelle im Bereich Bodendenkmalpflege geschaffen. Seit März 2020 bearbeiten Dr. des. Sandra Peternek und Sabine Thomsen M. A. die vielfältige Bandbreite von denkmalrechtlichen und wissenschaftlichen Vorgängen und Herausforderungen, die eine Tätigkeit in der Kommunalarchäologie mit sich bringt. "Auch zu zweit ist dies in einer Kommune wie Düsseldorf vor allem eine Mammut- und manchmal auch eine Sisyphos-Aufgabe", sagt Sabine Thomsen der Newsletter-Reaktion. Die Pläne der Kolleginnen: "Sobald es die Corona-Situation wieder zulässt, streben wir eine vertiefte Vernetzung insbesondere mit den rheinischen Kolleg*innen aus den Unteren Denkmalbehörden an, die dem regelmäßigen Erfahrungsaustausch und der gegenseitigen Unterstützung dienen soll."

Institut für Denkmalschutz und Denkmalpflege (Stadt Düsselorf): https://www.duesseldorf.de/bauaufsichtsamt/ansprechpartner/denkmalschutz.html

 

8.3        Neues Betriebsrätemodernisierungsgesetz hilft auch bei Schaffung von Betriebsräten in Grabungsfirmen

"Betriebsrätemodernisierungsgesetz" – ein Wortungetüm, mit dem man locker jeden Deutsch Lernenden zur Verzweiflung bringt. Jenseits dessen ist es aber einen sehr gründlichen Blick für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer der privatwirtschaftlichen Archäologie wert. Heute (31.3.) meldete das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), man habe den Gesetzesentwurf beschlossen; er soll bis September in Kraft treten. Damit sollen Gründungen und Wahlen von Betriebsräten sowie die Betriebsratsarbeit gefördert werden. Der "Vorwärts" erklärt: "Die Schwellen zur Aufstellung von Kandidierenden für den Betriebsrat werden gesenkt: So müssen in Betrieben mit bis zu 20 Beschäftigten keine Stütz-Unterschriften mehr vorliegen, in Betrieben mit 20 bis 100 Beschäftigten reichen künftig schon zwei unterstützende Unterschriften." Zudem verbessere das neue Gesetz "den Kündigungsschutz für diejenigen, die eine Betriebsratsgründung initiieren. Außerdem machen wir die Betriebsratsarbeit fit für die zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt. So erhalten Betriebsräte ein Initiativrecht für Weiterbildung", schreibt das BMAS. Betriebsräte stärken nach Überzeugung des Ministeriums die Unternehmen: "Dort, wo Betriebsräte tätig sind, ist mehr Raum für Innovationen, sind die Arbeitsbedingungen oft besser und wirtschaftliche Erfolge stabiler. Krisen können besser bewältigt werden." Und so sagt auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) am Mittwoch bei der Vorstellung des Gesetzentwurfs: "Wir wollen allen Mut machen, einen Betriebsrat zu gründen." – Bei der archäologischen Fachfirma SPAU gibt es seit Anfang 2020 einen Betriebsrat, bei zwei weiteren Fachfirmen sind derzeit Betriebsräte im Aufbau; in Österreich haben die Firmen ARDIG seit 2015 und Novetus seit 2019 Betriebsräte.

"Bundeskabinett beschließt Betriebsrätemodernisierungsgesetz" (BMAS, 31.3.): https://www.bmas.de/DE/Service/Presse/Pressemitteilungen/2021/bundeskabinett-beschliesst-betriebsraetemodernisierungsgesetz.html

"Betriebsräte-Gesetz: 'Das gibt Sicherheit und stärkt Arbeitnehmer*innen.'" (Vorwärts, 31.3.): https://www.vorwaerts.de/artikel/betriebsraete-gesetz-gibt-sicherheit-staerkt-arbeitnehmerinnen

"Mitbestimmung: Was sich durch das Betriebsräte-Modernisierungsgesetz ändert" (Vorwärts, 31.3.): https://www.vorwaerts.de/artikel/mitbestimmung-betriebsraete-modernisierungsgesetz-aendert

"Schutz von Arbeitnehmern, Konfliktlösung, Arbeitssicherheit: Woran der erste Betriebsrat einer archäologischen Fachfirma in Deutschland arbeitet" (DGUF-Newsletter vom 30.11.2020 Punkt 7.2.): https://www.dguf.de/ausgaben-jan-2020-ff/archive/60-dguf-newsletter-vom-30-11-2020?userid=-&tmpl=raw#_Toc57658059

 

9         Berufsverband

9.1        Lohnuntergrenzen in der Firmenarchäologie: Wo sind die Arbeitnehmer und ihre Forderungen!?

Der Berufsverband CIfA Deutschland hatte auf der Mitgliederversammlung im Sommer 2020 beschlossen, konkrete Lohnuntergrenzen für die wesentlichen Verantwortungsgruppen zu erarbeiten und als Empfehlung zu beschließen. Begleitend dazu hatten CIfA und DGUF mit Hilfe von Umfragen die aktuelle Lage in der deutschen Archäologie untersucht: CIfA frug alle in der Firmenarchäologie Tätigen nach ihren diesbezüglichen Vorstellungen, d. h. dem anzustrebenden Soll-Zustand, und die DGUF ermittelte via EvaBA den Ist-Zustand. Im Hinblick auf die CIfA-Mitgliederversammlung 2021 im Frühsommer arbeiten seitdem zwei CIfA-Arbeitskreise an einem Vorschlag samt konkreter Zahlen: Der AK Lohnuntergrenzen bündelt die Interessen und Vorstellungen der Arbeitnehmerseite, der AK Archäologiefirmen bündelt die Firmen, übrigens auch solche, deren Chefinnen und Chefs noch nicht CIfA-Mitglied sind. Die aktuellen Debatten innerhalb und zwischen beiden AKs zeigen: Es erscheint möglich, sich auf gemeinsame Vorstellungen zu einigen. Die Firmeninhaber schätzen die erwünschten Lohnuntergrenzen und die damit verbundenen Lohnanhebungen als wirtschaftlich machbar ein, wenn man das Ziel in drei/vier Etappen umsetzt, und wenn viele mitziehen. Doch: warum eigentlich sollten sie dies tun? Deutlich monierten die Chefs in ihrer jüngsten AK-Sitzung nämlich: Wir sitzen hier als Firmeninhaber zusammen, reden über höhere Löhne für die Arbeitnehmer und wie wir das stemmen könnten, nehmen dafür auch Risiken und Gewinneinbußen in Kauf. Doch wo bitte sind die Arbeitnehmer? Die Firmen erwarten ein anspruchsvolles und auch kopfstarkes Gegenüber, das laut vernehmbar seine Vorstellungen äußert. Doch aktuell sind die Verhältnisse schief: vielen (willigen) Chefs sitzen nur sehr wenige fordernde Arbeitnehmer gegenüber. Die meisten Arbeitnehmer hätten wohl am liebsten, dass ihnen die Chefs freiwillig und nach deren Bemessung mehr Geld geben. Die Firmenleiter erwarten jedoch, dass die Arbeitnehmer selbst für Ihre Interessen eintreten, sich in möglichst großer Zahl als Kollektiv organisieren, z. B. in CIfA Deutschland, und so klar ihre eigenen Gehaltsvorstellungen vorbringen. Oder dass sie persönlich oder per Betriebsrat beim Chef der jeweiligen Firma vorsprechen und klare Vorstellungen haben. Weil: nur dann kann erreicht werden, dass alle Firmen mitziehen (müssen). Solange in weiten Bereichen der Firmenarchäologie Arbeitnehmer einfach die Brotkrumen hinnehmen, die ihnen schlecht zahlende Firmen anbieten, und solange sie sogar auf Aufforderung der Firmenchefs nicht in der Lage sind, ihre Wünsche betr. höherem Lohn und Gehalt zu äußern - ja, dann sind Dumping-Angebote weiterhin möglich, ist ein generell höheres Lohnniveau am Markt nicht durchsetzbar. Klare Botschaft der Firmeninhaber: Wir können und wollen die Arbeitnehmer nicht zum Jagen tragen! Es braucht mehr selbstbewusste Arbeitnehmer, die Mitglied in CIfA Deutschland werden, es braucht mehr Arbeitnehmer im AK Lohnuntergrenzen, sonst wird es kein höheres Gehaltsniveau geben können.

Schauer, M., Mietz, M. & Schneider, J. (2020). CIfA-Umfrage 2020 zu Lohnuntergrenzen in der privatwirtschaftlichen Archäologie. (Arbeitspapiere CIfA Deutschland 2). Archäologische Informationen 43, Early View, online publiziert 28. April 2020: https://www.dguf.de/fileadmin/AI/ArchInf-EV_Schauer-etal.pdf

Siegmund, F., Schauer, M. & Scherzler D. (2020). Löhne und Gehälter in der deutschen Archäologie – Auswertung der DGUF-Umfrage "Evaluation Beruf Archäologie", 10. 6. 2019 - 31. 10. 2019 (EvaBA 2). DGUF-Preprint, online publiziert 28. Mai 2020: https://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/EvaBA/DGUF-Dok_Preprint_EvaBA_2_Loehne-und-Gehaelter.pdf

- Kurzfassung: https://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/EvaBA/DGUF-Dok_Kurzbericht_Preprint_EvaBA_2_Loehne-und-Gehaelter.pdf

CIfA-Deutschland-Website mit Vorstellung der AKs: https://www.archaeologists.net/cifa-deutschland-arbeitskreise

Übersicht über die Mitgliedsbeiträge bei CIfA Deutschland: https://www.archaeologists.net/mitgliedsbeitr%C3%A4ge-20212022

 

9.2        CIfA verstärkt Unterstützung für CIfA Deutschland

CIfA möchte den weiteren Ausbau seiner Regionalgruppe (area group) CIfA Deutschland noch intensiver als bisher unterstützen. Im Laufe der zurückliegenden Monate ist vor allem während der Sitzungen des Beratergremiums (Advisory Council) des CIfA-Vorstandes (Board of Directors) wiederholt klar geworden, dass die wachsende Internationalität von CIfA eine engere Zusammenarbeit von allen Parteien - Beratergremium, CIfA Vorstand und CIfA Deutschland - erfordert. Die Vorsitzende des Beratergremiums ist deshalb aktiv auf den Vorstand von CIfA Deutschland zugegangen: Man möchte enger Kontakt pflegen und mehr voneinander wissen, CIfA Deutschland solle Wünsche und Bedarfe gerne auch direkt an das Beratergremium herantragen. Neu wurden regelmäßige Video-Treffen und eine erste Agenda miteinander vereinbart. Ganz ähnlich ist ein engerer Kontakt mit der operativen Ebene von CIfA vereinbart worden: der Geschäftsführer (CEO) von CIfA, Pete Hinton, trifft sich seit dem Frühjahr alle vier Wochen mit dem deutschen CIfA Vorstand.

Organigramm CIfA: https://www.archaeologists.net/organisation

CIfA Deutschland: http://www.cifa-deutschland.de

 

9.3        CIfA-Zeitschriften via "Propylaeum" neu im Open Access

Mit markanter Farbe und klarem Corporate Design publiziert der Berufsverband CIfA eine Zeitschrift, die in gedruckter Ausgabe an alle Mitglieder geht. So jedenfalls der erste Eindruck. Erst nach einiger Zeit merkt man, dass es tatsächlich drei unterschiedliche Periodika sind: (1) Die eigentliche Zeitschrift "The Archaeologist" in drei Heften pro Jahr mit unterschiedlichsten Themen rund um den Beruf Archäologie. (2) Das jährliche "Yearbook and Directory", u. a. mit einem Verzeichnis aller CIfA-Mitglieder, wobei der letztgenannte Inhalt jetzt zugunsten einer Online-Fassung eingestellt wird. (3) "CIfA Annual Review", der jährliche Rechenschaftsbericht von CIfA. Wobei (2) - sofern wir von der Newsletter-Redaktion die Dreiheit richtig verstehen - eher auf die CIfA-Mitglieder zielt und wichtige vereinsinterne Nachrichten enthält, während (3) mehr auf die Klienten / Kunden und Partner der Archäologie zielt. Da der Berufsverband CIfA mehr als 3.000 Mitglieder hat, dürfte es in Großbritannien bei Interesse auch für CIfA-Nicht-Mitglieder kein Problem sein, diese gedruckten Periodika einsehen und lesen zu können, zudem werden sie bei Tagungen etc. als Give-Away verbreitet. Doch in Deutschland ist es schwer, diese Zeitschriften in die Hand zu bekommen. Damit auch in Deutschland interessierte CIfA-Nicht-Mitglieder die Möglichkeit bekommen, sich ohne hohen Aufwand aus erster Hand zu informieren, und da dies online heutzutage weitaus praktikabler ist als z. B. über gedruckte Zeitschriften in Instituts-Bibliotheken, haben CIfA und das Portal Propylaeum (UB Heidelberg) vereinbart, die drei CIfA-Periodika nun online in den Open Access zu geben. Im März zum Start dieses neuen Angebots jeweils "nur" das jüngste Heft, noch ohne ältere Ausgaben im Archiv.

The Archaeologist: https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/cifatamag/index

CIfA Yearbook: https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/cifayearb/index

CIfA Annual Review: https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/cifaanrev/index

 

10    Open Access & Open Data

10.1    OPERAS untersucht Diamantene Open-Access-Zeitschriften: Bericht vorgestellt

OPERAS, die europäische Forschungsinfrastruktur für die Entwicklung offener Wissenschaftskommunikation in den Geistes- und Sozialwissenschaften, hat in enger Kooperation mit cOAlition S und weiteren Unterstützern in einer groß angelegten Studie die Landschaft der Diamantenen Open-Access Zeitschriften untersucht, also jener Zeitschriften, die ohne Publikationsgebühren veröffentlichen. Die Ergebnisse wurden Anfang März öffentlich vorgestellt. Danach konnten insgesamt ca. 29.000 Diamond Open Access Journals ausgemacht werden, von denen 60 % thematisch in den Geistes- und Sozialwissenschaften verortet sind. Im Kern der Untersuchung stand eine Befragung von ca. 1.600 "Humanities"-Zeitschriften, die näher untersucht wurden. Zwei Berichte (ca. 240 Seiten) sowie Datengrundlagen wurden in vorbildlicher Weise im Open Access veröffentlicht. Als Charakteristika der Diamantenen OA-Zs. werden benannt: ihre Menge und Vielfalt, die die Bedarfe kleiner Fachgemeinschaften abdeckt; die Tatsache, dass diese Zeitschriften den forschungspolitischen Zielen der EU und von "Plan S" gänzlich entsprechen; eine Kombination von hoher wissenschaftlicher Gewissenhaftigkeit und operationellen Herausforderungen; ihr weitgehendes Fußen auf ehrenamtlicher Arbeit, was hinsichtlich der Nachhaltigkeit ein Problem sein könnte. Daher empfiehlt die Studie im Sinne von "Plan S", diese Zeitschriften mit konkreten Maßnahmen weitgehender als bisher zu unterstützen. Dazu gehören u.a. technische Unterstützung, Erleichterungen in der Verwaltung (wie z.B. einfacherer Zugang zu DOIs), mehr Sichtbarkeit z. B. durch ein Open-Access-Diamond-Zentrum, und vor allem eine Förderung der Nachhaltigkeit u. a. durch eine Finanzierungsstrategie der EU gezielt für diesen Sektor. Wertvolle, wenn auch überfällige Erkenntnisse und Empfehlungen, denen sich die DGUF-Herausgeber nur anschließen können.

"OpenAccess Diamond Journals Study completed: Report emphasizes diversity and sustainable pathways for diamond Open Access" (OPERAS, 9.3.): https://operas.hypotheses.org/4579

"OpenAccess Diamond Journals Study. Part 1: Findings": (Zenodo, 9.3.): https://zenodo.org/record/4558704

"OpenAccess Diamond Journals Study. Part 2: Recommendations" (Zenodo, 9.3.): https://zenodo.org/record/4562790

 

10.2    ADS und ARIADNE stärken europaweites Arbeiten mit offenen archäologischen Daten

"Archaeology Data Service" (ADS) ist die 1996 gegründete britische Plattform zur Archivierung archäologischer Daten, wobei dies archäologische Daten i. e. S. sein können, aber auch unpublizierte universitäre Abschluss- und Forschungsarbeiten und vor allem Grabungsberichte u. a. von Firmengrabungen, für die es bis dato keine landesweite Archivierungsstruktur gab. Seitdem hat sich ADS stetig weiterentwickelt, u. a. um über das reine Deponieren hinaus die Daten besser zu erschließen, beispielsweise als Linked Open Data. Anfang März gab ADS bekannt, dass es mit Hilfe des "horizon 2020"-Programms ARIADNE ("Advanced Research Infrastructure for Archaeological Dataset Networking") eine neue Nutzeroberfläche als Beta-Version anbiete und erprobe. Das neue "ARIADNE Portal" soll es ermöglichen, in offenen archäologischen Datenarchiven aus Großbritannien, den Niederlanden, Ungarn, Italien, Griechenland, Slowenien, Spanien, Bulgarien, Rumänien und Schweden zu suchen und die offenen Daten zu nutzen. In naher Zukunft sollen sukzessive weitere Staaten hinzukommen. Ziel des neuen Portals ist es, die Staatsgrenzen aufzubrechen und europaweite Recherchen zu erleichtern.

"ARIADNE Portal UK launch!" (ADS, 11.3.): https://archaeologydataservice.ac.uk/blog/2021/03/ariadne-uk-launch/#more-3980

 

10.3    Ein Experimentierfeld und Exempel: der Tagungsband "Die Zukunft des kunsthistorischen Publizierens"

Hubertus Kohle - jener Kunsthistoriker, der auf der DGUF-Tagung 2014 in Berlin mit seinem Vortrag "Publish first, filter later" gegen vorgeschaltetes Peer Review und das Errichten von Hürden vor einer wissenschaftlichen Publikation plädierte - und Maria Effinger, die 2019 mit dem Deutschen Archäologiepreis ausgezeichnete Leiterin des Fachinformationsdienstes "Propylaeum" - organisierten 2019 gemeinsam eine Tagung am Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München: "Die Zukunft des kunsthistorischen Publizierens". Im März 2021 ist nun der Tagungsband erschienen. Die Vorträge behandeln das weite Themenfeld des modernen Publikationswesens in der Spanne zwischen dem Wahrnehmen der sich abzeichnenden technischen Möglichkeiten und dem Ausloten von deren Potenzialen für ein Fach wie die Kunstgeschichte einerseits, bis hin zu den beispielhaften Überlegungen einer verlagsgebundenen, etablierten und für das Fach sehr wichtigen, jedoch noch rein papierenen Zeitschrift, ob und wie man ggf. den Weg ins Internet gehen könne. Wertvoll und lesenswert, denn die Vorbehalte wie die Potenziale sind sehr ähnlich zu denen in der Archäologie: Beides sind Geisteswissenschaften und eher kleine Disziplinen, in denen neben den Aufsätzen weiterhin Monografien wichtig sind, und in beiden Fächern sind neben den Texten die zugehörigen Bilder, Bildrechte und Daten ein wichtiges Thema. Fast alle Beiträge sind daher auch für die Archäologie relevant und auf sie übertragbar. So weit, so gut, eine Leseempfehlung der Newsletter-Redaktion also. Doch die von Effinger und Kohle herausgegebene Monografie geht weiter, sie selbst ist ein Experimentierfeld und Exempel: Erstmals hat das Heidelberger Team seine Vision einer zeitgemäßen Monografie und Monografienproduktion praktisch ausgespielt. Das Buch erscheint parallel in vier Versionen: als PDF, als Druckausgabe und in einer "angereicherten" HTML-Version; das vierte Format ist eine angereicherte XML-Datei, die allein maschinenlesbar ist und Grundlage vielfältiger, in die Zukunft weisender Verknüpfungen und maschineller Möglichkeiten. Alle digitalen Fassungen sind im Open Access erschienen. Für die Macher ein Buch, an dem sie Erfahrungen sammelten für den künftigen Workflow der Zeitschriften- und Monografienproduktion, die nicht mehr auf ein starres PDF als Endprodukt zielt und im Kern von einer XML-Datei ausgeht. Was das bedeutet? Die Texte dieses Bandes wurden "angereichert", d. h. vielfältig ausgezeichnet und verknüpft: Kapitelüberschriften, Schlagwörter, Querverbindungen zu Normdaten, Wikidata, usw. Im Ergebnis sind Inhalte im Buch gezielt such- und findbar - auch von außen, und aus dem Buch heraus sind wiederum die von den Autoren angelegten Verknüpfungen nachverfolgbar. Eine (auch) klassische Monografie, die Teil eines vernetzten Wissensfeldes ist.

Effinger, M. & Kohle, H. (Hrsg.) (2021). Die Zukunft des kunsthistorischen Publizierens. Heidelberg: arthistoricum.net. https://books.ub.uni-heidelberg.de/arthistoricum/catalog/book/663

Kohle, H. (2015). Publish first – filter later. Über den Prozess der Qualitätsbewertung im Open Access. Archäologische Informationen 38, 119-112: https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/article/view/26154

 

10.4    Endlich frei - Schweizer Geodaten sind ab sofort uneingeschränkt und kostenlos nutzbar

Im November 2018 hat der Schweizer Bundesrat (die schweizerische Regierung - nicht zu verwechseln mit dieser Länderkammergeschichte in Deutschland) seine "Strategie für offenen Verwaltungsdaten 2019-2023" verabschiedet - und pünktlich zur Halbzeit meldet Swisstopo, das Bundesamt für Landestopografie, dass seine "Standardprodukte" fortan kostenlos, frei und ohne Registrierung als Open Government Data (OGD) nutzbar seien. Auch kommerziell - nur eine Quellenangabe sei erforderlich, mehr nicht. Standardprodukte meint dabei etwa die digitale Landeskarte, Luftbilder, Höhenmodelle, die geologische Karte und vieles mehr; die Daten sollen nach und nach auf einem Downloadportal und als WMS/WMTS-Layer zum direkten Einbinden in ein GIS bereitgestellt werden. Einzelne Spezialprodukte, etwa "Luftbildstreifen oder historische Karten" sind zwar ebenfalls frei und kostenlos nutzbar, die Bereitstellung der Daten ist allerdings gebührenbehaftet. Einen Vorgeschmack, was an Daten vorhanden ist, bietet der nach wie vor großartige Geodatenviewer von swisstopo - einfach mal nach "Zeitreise" suchen, mit dem Geburtsjahr anfangen und freuen! Haken der Geschichte? Kein offensichtlicher. Außer für swisstopo - aber die 5 Millionen Franken Mindereinnahmen werden sie wohl verschmerzen. Peanuts ...

"Digitale Geodaten von swisstopo sind neu kostenlos und können frei genutzt werden" (swisstopo, 1.3.): https://www.swisstopo.admin.ch/de/home.detail.news.html/swisstopo-internet/news2021/news_release/20210301.html

Geodaten-Downloadportal von swisstopo: https://www.swisstopo.admin.ch/de/geodata.html

"Geodaten von Swisstopo sind ab sofort kostenlos und frei nutzbar" (inside-it.ch, 1.3.): https://www.inside-it.ch/de/post/digitale-geodaten-von-swisstopo-ab-sofort-kostenlos-und-frei-nutzbar-20210301

"Kostenlose Geobasisdaten (OGD) der Swisstopo" (gis-daten.ch): https://www.gis-daten.ch/kostenlose-geobasisdaten-ogd-der-swisstopo/

Geodatenviewer von swisstopo: https://map.geo.admin.ch/

 

10.5    "Offa" neu im Open Access

Die 1936 von Gustav Schwantes und Herbert Jankuhn gegründete Fachzeitschrift "Offa", die in den vergangenen Jahren ein wenig aus dem Tritt geraten war, hat sich grundlegend erneuert und erscheint mit dem aktuellen Jahrgang 73-77, 2016-2020 neu im Open Access, mit der Lizensierung CC BY 4.0. Für Schleswig-Holstein und den umgebenden historischen Raum soll sie weiterhin eine der führenden Fachzeitschriften sein und Aufsätze in deutscher und englischer Sprache publizieren. Zeitlich deckt sie diachron alle Epochen vom Paläolithikum bis zur Neuzeit ab. Alle Beiträge unterliegen einem "single blind Peer Review". Wissenschaftlicher Redakteur ist Dr. Nils Müller-Scheeßel. Getragen wird die Offa von den vier Hauptinstitutionen des Faches in Schleswig-Holstein: Schleswig-Holsteinisches Landesmuseen Schloss Gottorf, Zentrum für Baltische und Skandinavische Archäologie in der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen, Archäologisches Landesamt Schleswig-Holstein und Institut für Ur- und Frühgeschichte, CAU Kiel. Publikationsgebühren werden nicht erhoben. Hinter dem Online-Auftritt der Zeitschrift steht erkennbar die weit verbreitete Software OJS, der vertraute Navigationspunkt "Archiv" ist derzeit noch nicht mit Inhalten hinterlegt. Wie auch das DAI mit seinen Schriften haben sich die Herausgeber der Offa offensichtlich für ein selbständiges Hosting entschieden und sich nicht dem großen und wachsenden Verbund der UFG-Zeitschriften unter dem Dach des FID Propylaeum (UB Heidelberg) angeschlossen. Über die naheliegenden Fragen nach einer gedruckten Ausgabe und einer Retrodigitalisierung erfährt man auf der Website nichts. Wie Müller-Scheeßel der Newsletter-Redaktion gegenüber erklärte, werde es beides in Zukunft geben.

Offa (online): https://www.offa-journal.org/index.php/offa/

Offa (gedruckt) im Wachholtz-Verlag: https://www.wachholtz-verlag.de/Wissenschaft/Archaeologie/OFFA-Zeitschrift/

 

10.6    "Drei Jahre Funkstille"

... titelt der Autor und Journalist Jan-Martin Wiarda, und fragt, wie es eigentlich um DEAL & Elsevier steht. Also um die Verhandlungen des deutschen Konsortiums DEAL über Publikationsgebühren und Open Access mit dem weltweit größten Wissenschaftsverlag Elsevier, die DEAL im Jahr 2018 abbrach. Kurz: man schweigt sich an, seit drei Jahren passiert nichts. Doch die Langfassung bei J.-M. Wiarda liest sich interessanter.

"Wissenschaftspolitik: Drei Jahre Funkstille" (Blog jmwiarda, 29.3.): https://www.jmwiarda.de/2021/03/29/drei-jahre-funkstille/

 

11    Ausstellungen und Museen

11.1    Video-Kurzführungen aus dem Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Saale)

Highlights aus der Dauerausstellung des Landesmuseums von der Altsteinzeit bis zur Völkerwanderungszeit stellt Museumsdirektor Harald Meller seit Ende Februar in einer Video-Reihe "Museum exklusiv" vor. Im Vordergrund der fünf- bis zehnminütigen Videos stehen neueste wissenschaftliche Erkenntnisse und spannende Geschichten rund um die bedeutendsten Funde des Museums. So erzählt Meller beispielsweise beim Video über das Grab der Schamanin von Bad Dürrenberg von der Erkrankung, welche die Frau und ihren Säugling tötete, und von ihrer körperlichen Besonderheit, welche die Frau zuvor mutmaßlich zur Schamanin gemacht hatte. Spannend, unterhaltsam und perfekt geeignet für etwas Archäologie in der Pause oder in der Bahn!

Filme auf der Website des Landesmuseums: https://www.landesmuseum-vorgeschichte.de/archaeofilm/museum-exklusiv.html

Filme auf Vimeo: https://vimeo.com/museumhalle

Filme auf YouTube: https://www.youtube.com/channel/UC8lvAD9wNDu-WMep_PXfZZQ

 

11.2    Chatbots als dialogorientierte Begleiter für Besuche im Museum

Der virtuelle Assistent "Chim" des Städel Museums soll lernen, die Fragen zu verstehen und zu beantworten, die den Besucherinnen und Besuchern beim Betrachten von Gemälden in den Sinn kommen. Das ist neu. Bisher spulen digitale Museums-Guides eher das Wissen der Experten ab. Das Museum lädt außerdem ein, eigene Fragen zu 14 Gemälden für die Weiterentwicklung des Chatbots einzugeben.

"Chatbot statt Museumsführer" (heise, 2.3.): https://www.heise.de/hintergrund/Chatbot-statt-Museumsfuehrer-5068257.html

"Ihre Fragen an die Kunst! Helfen Sie mit, den Museumsguide der Zukunft zu gestalten" (Städel Museum): https://esttest.dfki.de/http/chim-question-collecting/site/start/1?exhibitSource=staedelm

 

11.3    Neuer virtueller Rundgang zeigt den großen Tempel Ramses’ II. in Abu Simbel

Die Tour des ägyptischen Tourismus- und Antikenministeriums kann man aktiv durch Klick auf Kreise navigieren, oder man tut nichts und lässt sich rund zwölf Minuten durch den Tempel führen. Empfehlenswert für alle Nicht-Ägyptologen unter Ihnen ist aber, zuvor den Post in "Selket's Blog" zu lesen, der zahlreiche Empfehlungen gibt, was genauer zu betrachten sich besonders lohnt.

Zum virtuellen Rundgang: https://mpembed.com/show/?m=sgMWWDvdKsV&mpu=497

"Virtuelle Tour durch den großen Tempel von Abu Simbel" (Selket's Blog, 28.2.): https://blog.selket.de/tourismus-aegypten/virtuelle-tour-durch-den-grossen-tempel-von-abu-simbel

 

11.4    Archäologisches Landesmuseum Mecklenburg-Vorpommern ab 2030?

Mecklenburg-Vorpommern ist seit 1990 das einzige Bundesland ohne ein Archäologisches Landesmuseum, weil der Landtag von Mecklenburg-Vorpommern im Herbst 1990 des Schweriner Schloss, zuvor Heimat des Landesmuseums, als Parlamentssitz übernahm, und die Archäologie räumen musste. Seitdem sind die Museumsbestände magaziniert, resp. ausgewählte Exponate ins dänische Moesgaard Museum (Aarhus) ausgeliehen. Lange führte eine ungeklärte Standortdebatte zur Blockade von konkreten Planungen. Seit etwa 2016 - die DGUF machte das Landesmuseum zum Thema von Wahlprüfsteinen bei der Landtagswahl - kondensierte sich Rostock als künftiger Standort heraus, doch Fragen der Finanzierung und der zeitliche Zusammenhang mit der für 2025 vereinbarten Bundesgartenschau in Rostock (Fertigstellung zeitgleich, oder Baubeginn danach?) blockierten zunächst weiterhin konkrete Taten. Ende März nun haben der Finanzminister des Landes und der Rostocker Oberbürgermeister ihre Zusammenarbeit schriftlich vereinbart: Das Landesmuseum soll im Rostocker Stadthafen entstehen, das Land zahlt 40 Millionen, die Stadt 15 Millionen für den Bau. Die einst avisierte Fertigstellung zur Bundesgartenschau ist vom Tisch, die Bauarbeiten werden voraussichtlich 2026 beginnen. Immerhin kann nun der Architektenwettbewerb ausgeschrieben werden.

"55 Mio. Euro für Archäologisches Landesmuseum" (Rostock heute, 29.3.): https://www.rostock-heute.de/archaeologisches-landesmuseum-alm-rostock

"55 Millionen für Archäologisches Landesmuseum in Rostock" (ZEIT, 29.3.): https://www.zeit.de/news/2021-03/29/55-millionen-euro-fuer-archaeologisches-landesmuseum

"Wahlprüfsteine der DGUF zur Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern 2016" (DGUF, Sept. 2016): https://www.dguf.de/wahlpruefsteine-der-dguf/landtagswahl-in-mv-2016

 

12    Und sonst …

12.1    Ulf Ickerodt: "Über die gesellschaftliche Gebundenheit der Archäologie"

Wie haben die Menschen vor 2.000 Jahren auf dem Gebiet des heutigen Schleswig-Holstein gelebt? Von einer solchen unschuldigen Frage und vom pseudoarchäologischen Thingplatz, den die Nationalsozialisten bauten, von archäologischer Wissenschaft und identitätsstiftender Politik in den vergangenen knapp 200 Jahren: Darüber sprach das Corax- FSK-Morgenmagazin mit Dr. Ulf Ickerodt. Der Leiter des Archäologischen Landesamtes Schleswig Holstein umreißt das Feld der archäologischen Denkmalpflege und erzählt von den Herausforderungen durch Nutzung, Deutung und Umdeutung der Archäologie durch völkische und nationalistische Kräfte.

"Über die gesellschaftliche Gebundenheit der Archäologie" (Corax- FSK-Morgenmagazin, 3.3.; Audio, 36:12 Min.): https://www.freie-radios.net/107464

 

12.2    Kniffliger, als Sie anfangs vielleicht denken: Memory-Spiel mit Archäologie

Ein Online-Memory-Spiel mit archäologischen Funden aus dem Landkreis Gifhorn (Niedersachsen). Am Start mit acht Karten. Doch wer's geschafft hat, erhält zur 2. Runde bereits 16 Karten angeboten, zur 3. Runde 32 Karten. Hat man ein Bildpaar gefunden, wird eine kurze Erläuterung eingespielt, worum es sich handelt. Übrigens: die am Start angebotene musikalische Untermalung *muss* man nicht anwählen ...

http://collectivepairs.de/games/archeological-pairs/index.html

 


 

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