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DGUF-Newsletter vom 27.03.2020

DGUF-Newsletter vom 27.03.2020

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DGUF Newsletter

vom [27. März 2020]

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Inhalt

1  DGUF-Nachrichten

1.1  Fundierte Einblicke werden möglich sein: Erste Ergebnisse der Evaluation Beruf Archäologie (EvaBA) liegen vor

1.2  "Nicht unbedingt kurz, aber schnell erfassbar": DGUF-Handreichung zum Verfassen guter Aufsatztitel

1.3  Unter den DGUF-Rezensionsangeboten: Garrett G. Fagan, Linda Fibiger, Mark Hudson and Matthew Trundle (Eds): The Cambridge World History of Violence. Vol. 1: The Prehistoric and Ancient Worlds.

2  Forschung

2.1  Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"

2.2  Aktuelle Ausgrabungen und Forschung in den Medien

2.3  Deutschlandfunk betont die Interpretationsbedürftigkeit von aDNA-Untersuchungen

2.4  Sorgfältig begründete Zweifel: Ralf Gleser rezensiert "First Farmers of the Carpathian Basin" von Eszter Bánffy

2.5  In Frankreich extrem selten: INRAP untersucht mittelalterlichen jüdischen Friedhof

2.6  Auch der Neandertaler nutzte das Meer als Nahrungsquelle. Auswirkung auf Fähigkeiten vermutet

3  Archäoinformatik

3.1  Archäo-Statistik mit jamovi

3.2  Man lernt dabei wirklich etwas: R-Bootcamp

3.3  QGIS-Erweiterung "RasterTracer" als Digitalisier-Booster

4  Kulturgutschutz

4.1  Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien

4.2  Google-"Ausstellung" zu gefährdetem Kulturgut: "Heritage on the Edge"

4.3  Nun im Klartext: Nur 2 % der in Deutschland gehandelten Antiken aus dem östlichen Mittelmeerraum sind legaler Herkunft.

4.4  Haben Archäologen eine ethische Verpflichtung, Raubgräberei zu melden?

5  Studium, Job-Themen und Personalia

5.1  Nach Absage der Olympischen Spiele 2020: wie steht es eigentlich um das Sommersemester 2020?

5.2  EU-Wissenschaftler trotz Brexit weiterhin in Großbritannien willkommen

5.3  Beim Teutates! Albert Uderzo gestorben

6  Berufsverband

6.1  Ihre Meinung ist gefragt: CIfA-Umfrage zu Lohnuntergrenzen in der privatwirtschaftlichen Archäologie

7  Open Access & Open Data

7.1  Experten appellieren für ein wissenschaftliches Monografienwesen jenseits der großen Wissenschaftsverlage

7.2  Kluger Kommentar an Alle, die denken: "CC BY publizieren? Da verschenke ich ja meine kostbare Arbeit!"

7.3  Analecta Praehistorica Leidensia 1, 1964 bis 47, 2018 im Open Access

8  Ausstellungen und Museen

8.1  Geschlossen, aber (manchmal) digital offen: Museen während der Corona-Pandemie

9  Und sonst …

9.1  Auch Archäologen können beim Kampf gegen das Coronavirus mitforschen! Spenden Sie jetzt Rechnerleistung

9.2  Zweifel säen, oder: der gezielte Missbrauch notwendiger wissenschaftlicher Debatten

9.3  Unterhaltsam, lehrreich, für die Familie: Unser Corona-Paket für Zuhause

 

1         DGUF-Nachrichten

1.1        Fundierte Einblicke werden möglich sein: Erste Ergebnisse der Evaluation Beruf Archäologie (EvaBA) liegen vor

Wie geht es in der Archäologie Tätigen? Die Antworten schwankten bisher zwischen "es gibt kein Prekariat und keine Armut" über "wenigstens ist man in dem Job glücklich" bis hin zu "man hat keine Chance". Die DGUF-Umfrage "Evaluation Beruf Archäologie" will solche Behauptungen und Vermutungen durch Daten und Fakten ersetzen. Sie wurde mit einer 21-wöchigen Befragungsdauer unter allen in Deutschland beruflich in der Archäologie Tätigen durchgeführt. Derzeit wird die Umfrage wissenschaftlich ausgewertet; die Ergebnisse werden 2020 in den Schriftenreihen der DGUF publiziert und zuvor als vorläufige Berichte (DGUF-Preprints) sukzessive öffentlich gemacht. Auf diese Weise soll im Fach frühzeitig eine Rezeption und Auseinandersetzung mit den Ergebnissen möglich sein. Jetzt liegt der einleitende erste Bericht EvaBA 1 vor, der die Durchführung und Teilnehmer der Umfrage thematisiert. Ein Ergebnis: Alle Geschlechter, Altersgruppen, Tätigkeitsfelder, Berufserfahrungsstufen, Beschäftigungsarten, Regionen Deutschlands sowie wissenschaftlichen Interessensgebiete sind in 624 verwertbaren Antworten in jeweils nennenswertem Anteil vertreten. Daher können und werden die diesem einleitenden Aufsatz folgenden weiteren Auswertungen einen fundierten Einblick in die tatsächliche berufliche Lage der in Deutschland berufstätigen Archäologen geben. Die nächste Analyse, die derzeit erarbeitet wird, thematisiert die Arbeitszufriedenheit.

Mehr zur Evaluation Beruf Archäologie (EvaBA): https://www.dguf.de/evaba.html

Siegmund, F., Scherzler D. & Schauer, M. (2020). DGUF-Umfrage "Evaluation Beruf Archäologie", 10. 6. 2019 - 31. 10. 2019: Durchführung und Teilnehmer der Umfrage (EvaBA 1). DGUF-Preprint, online publiziert 23. März 2020. https://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/EvaBA/DGUF-Dok_Preprint_EvaBA_1_Durchfuehrung-u-Teilnehmer.pdf

 

1.2        "Nicht unbedingt kurz, aber schnell erfassbar": DGUF-Handreichung zum Verfassen guter Aufsatztitel

Die Überschrift eines Fachartikels hat in Zeiten von Open Access und digitalen Repositorien eine weit höhere Bedeutung als früher, denn sie ist oft das Einzige, was ein potenzieller Leser bei Recherchen angezeigt bekommt. Unsere Handreichung soll Sie dabei unterstützen, einen Aufsatztitel so zu formulieren, dass der Beitrag auch gelesen wird.

http://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/publikationen/DGUF-Dok_Handreichung-Ueberschriften_ArchInf.pdf

 

1.3        Unter den DGUF-Rezensionsangeboten: Garrett G. Fagan, Linda Fibiger, Mark Hudson and Matthew Trundle (Eds): The Cambridge World History of Violence. Vol. 1: The Prehistoric and Ancient Worlds.

Unter den zahlreichen Bänden, welche die Herausgeber der "Archäologischen Informationen" zur Rezension ausschreiben, sei in diesem Monat der erste von vier am 26.3. bei Cambridge University Press erscheinenden Bänden hervorgehoben: "The Cambridge World History of Violence" erhebt den Anspruch, die erste Überblickspublikation über Gewalt von der Vorgeschichte bis zur Gegenwart zu sein. Aus dem Klappentext von Band 1 "The Prehistoric and Ancient Worlds": "Covering the period through to the end of classical antiquity, the chapters take a global perspective spanning sub-Saharan Africa, the Near East, Europe, India, China, Japan and Central America. Unlike many previous works, this book does not focus only on warfare but examines violence as a broader phenomenon. The historical approach complements, and in some cases critiques, previous research on the anthropology and psychology of violence in the human story." Mitherausgeber Mark Hudson vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte sagt in einer Pressemitteilung des MPI zu diesem Band: "While there has been plenty of past research on ancient warfare, this book takes a new, broader approach. Steven Pinker's 2011 book The Better Angels of Our Nature made the radical proposal that violence has been decreasing over human history, and brought a lot of attention to trends in violence throughout human history. The Cambridge World History of Violence provides both a more global and a more contextual take on Pinker's work, showing that a lot of evidence from prehistory and antiquity does not support his hypothesis. New archaeological analyses of skeletal trauma are transforming our understanding of prehistoric violence and this volume provides a detailed update of that exciting work, which has been pioneered in part by my co-editor Linda Fibiger. The chapters on ancient history revisit familiar topics such as Roman warfare and gladiators, but also include a range of fresh perspectives, including crime and law in classical Athens, warfare in early imperial China, and ideologies of violence in ancient India. With its cutting-edge research, varied perspectives and expert authors, this volume looks set to be a major benchmark for the study of ancient violence." - Wenn Sie Interesse an einer Rezension haben, richten Sie bitte Ihre Anfrage mit Ihrer vollständige Postanschrift sowie einer kurzen Begründung, weshalb Sie dieses Werk besprechen wollen, an: editor@dguf.de.

Alle Rezensionsangebote der "Archäologischen Informationen" mit weiteren Informationen zu Modalitäten und Ablauf: http://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/publikationen/AI/DGUF-Dok_Arch-Inf_Rezensionsangebote.pdf

Mehr zum Buch: https://www.cambridge.org/core/books/cambridge-world-history-of-violence/FB9191B390F34C4775FA9CDBE864C539

 

2         Forschung

2.1        Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"

Gleser, R. (2020). Rezension zu: Bánffy, E. (2019). First Farmers of the Carpathian Basin. Changing patterns in subsistence, ritual and monumental figurines. (Prehistoric Society Research Paper, 8). Oxford: Oxbow Books. Archäologische Informationen 43, Early View, online publiziert 26. März 2020.

Becker, V. (2020). Rezension zu: Gifford-Gonzalez, D. (2018). An Introduction to Zooarchaeology. New York: Springer Nature. Archäologische Informationen 43, Early View, online publiziert 23. März 2020.

Schierhold, K. (2020). Rezension zu: Rinne, Chr. (2019). Die Megalithgräber im Haldensleber Forst. (Frühe Monumentalität und soziale Differenzierung, 17). Bonn: Habelt. Archäologische Informationen 43, Early View, online publiziert 21. März 2020.

Schülke, A. (2020). Rezension zu: Schultrich, S. (2018). Das Jungneolithikum in Schleswig-Holstein. (Scales of Transformation in Prehistoric and Archaic Societies, 1). Leiden: Sidestone. Archäologische Informationen 43, Early View, online publiziert 19. März 2020.

Gutsmiedl-Schümann, D. (2020). Rezension zu: Koch, G. (2019). Funde und Fiktionen. Urgeschichte im deutschen und britischen Fernsehen seit den 1950er Jahren. (Medien und Gesellschaftswandel im 20. Jahrhundert, 11). Göttingen: Wallstein. Archäologische Informationen 43, Early View, online publiziert 4. März 2020.

http://www.dguf.de/earlyview.html

 

2.2        Aktuelle Ausgrabungen und Forschung in den Medien

"Experts in evolution explain why social distancing feels so unnatural" (Phys.org, 26.3.): https://phys.org/news/2020-03-experts-evolution-social-distancing-unnatural.html

"Prehistoric artifacts suggest a neolithic era independently developed in New Guinea. Emergence of a Neolithic in highland New Guinea by 5,000 to 4,000 years ago" (AAAS, 25.3.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-03/aaft-pas032420.php

"Exploring Shetland’s uninhabited Kame of Isbister with GNSS and UAV" (GPS World, 24.3.): https://www.gpsworld.com/exploring-shetlands-uninhabited-kame-of-isbister-with-gnss-and-uav/

"Ein Pigment aus dem alten Ägypten für die moderne Mikroskopie. Göttinger Forschungsteam stellt neue Nanosheets für die nahe Infrarot-Bildgebung her" (Universität Göttingen, 20.3.): http://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?id=5848

"Bone analyses tell about kitchen utensils in the Middle Ages. Who in the Middle Ages cooked their dinner in copper pots? And where did they do it? Such information can be revealed by chemical analyses of human bones" (University of Southern Denmark, 19.3.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-03/uosd-bat031920.php

"Fine-tuning radiocarbon dating could 'rewrite' ancient events" (Cornell University, 18.3.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-03/cu-frd031820.php

"Trnava archaeologists made a 6,000-year-old discovery. Ceramic fragments found under the fortification wall prove the skilfulness of the Lengyel culture" (The Slovak Spectator, 18.3.): https://spectator.sme.sk/c/22359494/trnava-archaeologists-made-a-6000-year-old-discovery.html

"'Little Foot' skull reveals how this more than 3 million year old human ancestor lived. Micro-CT scanning of 'Little Foot' skull reveals new aspects of the life of this more than 3-million year-old-human ancestor" (University of the Witwatersrand, 17.3.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-03/uotw-fs031720.php

"Was die Wissenschaftler über die ersten Berliner wissen. Wer sie waren, woher sie kamen, woran sie litten: Ein Forscherkolloquium trägt erste Ergebnisse aus verschiedenen Fachdisziplinen zusammen" (Berliner Zeitung, 16.3.): https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/was-die-wissenschaftler-inzwischen-ueber-die-ersten-berliner-wissen-li.78583

Ukraine/Russland: "Mysterious bone circles made from the remains of mammoths reveal clues about Ice Age" (University of Exeter, 16.3.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-03/uoe-mbc031220.php und "This is one of the largest Ice Age structures made of mammoth bones. Hunter-gatherers in what’s now Russia constructed the massive ring around 25,000 years ago" (Science News, 16.3.): https://www.sciencenews.org/article/ice-age-structure-russia-made-mammoth-bones-largest

Tal der Könige: "Gräber gesucht, Ostraka und Hütten gefunden" (Selkets Blog, 14.3.): https://blog.selket.de/aus-der-archaeologie/graeber-gesucht-ostraka-und-huetten-gefunden

"An ancient ball court sheds light on a game made famous by the Aztecs. A mountain site in Mexico suggests an ancient ball game didn’t originate in coastal lowlands" (Science News, 13.3.): https://www.sciencenews.org/article/ancient-ball-court-aztecs-maya-society

"The tooth enamel of the Atapuerca hominids grew faster than in modern humans" (CENIEH, 13.3.): https://www.cenieh.es/en/press/news/tooth-enamel-atapuerca-hominids-grew-faster-modern-humans

"Ancient Art Found in Basque Country Changes Understanding of Prehistoric Society. Very faded but finally noticed, the Basque region cave paintings show that distinct Paleolithic cultures survived cheek by jowl for millennia" (Haaretz, 12.3.): https://www.haaretz.com/archaeology/.premium-basque-ancient-art-changes-understanding-of-prehistoric-societies-1.8659852

"Bronze Age diet and farming strategy reconstructed using integrative isotope analysis. Cross-sectional study suggests similar diets but different management of livestock among communities and a larger share of animal protein restricted to very few members of the elite" (PLOS, 11.3.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-03/p-bad030420.php

"Stone-age 'likes': Study establishes eggshell beads exchanged over 30,000 years" (University of Michigan, 9.3.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-03/uom-ss030520.php

Türkei: "Conservation focus in Göbeklitepe, archaeologists say" (Hürriyet Daily News, 8.3.): https://www.hurriyetdailynews.com/conservation-focus-in-gobeklitepe-archaeologists-say-152794

Pseudoarchäologie: "Archäologische Rätsel, die keine sind" (NZZ, 6.3.): https://nzzas.nzz.ch/wissen/archaeologische-raetsel-ueberall-ld.1544913

Nördlinger Ries: "Was ein keltischer Brunnen über das Leben der Kelten verrät" (BR, 6.3.): https://www.br.de/nachrichten/wissen/was-ein-keltischer-brunnen-ueber-das-leben-der-kelten-verraet,RsBcDqa

"Remains of Anglo-Saxon princess who could be the Queen’s earliest known relative discovered by scientists in Kent. Eanswythe, the daughter of King Eadbald, is believed to have founded England’s first nunnery before her life was cut short, likely as a result of bubonic plague" (The Independent, 6.3.): https://www.independent.co.uk/news/science/archaeology/anglo-saxon-princess-eanswythe-kent-king-eadbald-royal-family-queen-a9382636.html

"Kelten im Challnechwald: Goldener Ohrring bei Grabungen gefunden" (Berner Zeitung, 6.3.): https://www.bernerzeitung.ch/keltischer-ohrring-bei-grabungen-in-kallnach-gefunden-921885303495

Spondylolyse: "Your back pain may be due to evolution and spine shape" (Simon Fraser University, 5.3.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-03/sfu-ybp030420.php

"New fossils and artifacts show Homo erectus crafted a diverse toolkit" (ScienceNews, 4.3.): https://www.sciencenews.org/article/homo-erectus-fossils-artifacts-stone-age-tools

"As farming developed, so did cooperation -- and violence" (University of Connecticut, 4.3.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-03/uoc-afd030420.php

"Wild boars provide archaeologists with clues to early domestication" (CNRS, 3.3.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-03/c-wbp022820.php

"Wie Hirse die Steppenreiche der Mongolei ernährte. Isotopenanalyse stellt deutliche Ernährungsveränderungen zu Beginn der ersten Großreiche der Mongolei fest" (Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte, 3.3.): https://www.shh.mpg.de/1645018/mongolian-millets

"New insights into the Transatlantic slave trade on African ancestry in the Americas" (Oxford University Press, 3.3.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-03/mbae-nii022620.php

"5000 Jahre alte Milchproteine weisen auf die Bedeutung der Molkerei im Osten Eurasiens hin. Jüngste Forschungsergebnisse datieren die Molkerei in der östlichen Steppe um mehr als 1700 Jahre zurück und verweisen auf Migration als Ursprung der Molkerei" (Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte, 2.3.): https://www.shh.mpg.de/1644617/mongolian-dairying

"Evolution: that famous ‘march of progress’ image is just wrong" (The Conversation, 2.3.): https://theconversation.com/evolution-that-famous-march-of-progress-image-is-just-wrong-132536

"Der Dattel Kern. Ungefähr 2.000 Jahre haben sie in Ruinen geruht, jetzt sollen sie aufblühen: Dattelsamen einer einst gerühmten judäischen Sorte. Doch die Ausbeute könnte größer sein" (FAZ, 29.2.): https://www.faz.net/aktuell/wissen/alles-im-gruenen-bereich/wie-2-000-jahre-alte-dattelsamen-aufbluehen-16624398.html

"Hunter-gatherer networks accelerated human evolution" (Phys.org, 28.2.): https://phys.org/news/2020-02-hunter-gatherer-networks-human-evolution.html

"Saatgutverteilung durch den Menschen: Neue Überlegungen zum Ursprung der Pflanzendomestikation" (Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte, 27.2.): https://www.shh.mpg.de/1642520/seed-dispersal

 

2.3        Deutschlandfunk betont die Interpretationsbedürftigkeit von aDNA-Untersuchungen

Statt aktualistisch dem neuesten DNA-Aufsatz in Science oder Nature zuzujubeln, setzt der Deutschlandfunk die Reihe seiner ebenso informierten wie nachdenklichen Hintergrundberichte zu DNA-Themen fort. Unter der Überschrift "Es gibt keine nationale DNA" arbeitet der Autor Volkart Wildermuth in einem Beitrag, der mit Interview-Elementen durchsetzt ist, heraus, dass DNA-Studien zu historischen Themen unbedingt der Hinzuziehung von Historikern und Archäologen bedürfen. Die Gen-Daten alleine ergäben keine Geschichte. Wolle man aus ihnen Geschichte ablesen, sei dies nur möglich, wenn man (a) eine hinreichende Menge an Daten zusammentrage und (b) auch den Kontext berücksichtige. Und für den Kontext brauche es eben professionelle Experten, folglich Historiker und Archäologen. "Die Gene lügen nicht, sie sagen aber auch nicht die Wahrheit. Sie müssen interpretiert werden.“ - wird der Berliner Historiker Johannes Helmrath zitiert.

"Gene und Geschichte: Es gibt keine nationale DNA" (Deutschlandfunk Zeitfragen, 27.2.): https://www.deutschlandfunkkultur.de/gene-und-geschichte-es-gibt-keine-nationale-dna.976.de.html?dram:article_id=471253

"Gene lügen nicht - sie sagen aber auch nichts bevor man sie interpretiert ... " (Archaeologik, 29.2.): https://archaeologik.blogspot.com/2020/02/gene-lugen-nicht-sie-sagen-aber-auch.html

 

2.4        Sorgfältig begründete Zweifel: Ralf Gleser rezensiert "First Farmers of the Carpathian Basin" von Eszter Bánffy

Das Frühneolithikum verändert sich entlang seiner Ausbreitungswelle von Anatolien nach Westeuropa, wo es als Linienbandkeramik auftritt. So ändert sich z. B. die Nutztierhaltung von einer Dominanz Schaft / Ziege zu einer Dominanz von Rindern. Den Kulturen Starčevo und Körös im pannonischen Becken kommt bei dieser Transformation eine Schlüsselrolle zu. So weit, so bekannt. In ihrem neuen Buch nimmt die renommierte ungarische Neolith-Forscherin Eszter Bánffy, seit 2013 Direktorin der RGK, diesen Scharnierraum näher in den Blick und möchte neben den wirtschaftlichen Phänomenen vor allem auch auf Gesellschaft und Riten fokussieren. "Dreh- und Angelpunkt des Buches ist eine aufwändig gefertigte und außergewöhnlich gestaltete ('gehörnte') Figurine aus Ton, die im Zuge der Grabungen Bognár-Kutziáns in Szakmár-Kisülés gefunden wurde", schreibt Ralf Gleser in seiner Rezension des Buches. In dieser fasst er dessen Inhalt sorgfältig zusammen, verweist immer wieder aber auch kenntnisreich darauf, wo Bánffy auf bereits veröffentlichte Thesen anderer zurückgreife und wo ihre Argumentation Schwachstellen aufweise. "Das vorliegende Buch, so lässt sich als Fazit festhalten, legt von der Komplexität moderner archäologischer Forschung Zeugnis ab. Letztendlich hat es die Interpretation bloß eines einzigen Artefakts zum Inhalt. Auch wenn die darin zusammengetragenen Informationen einen wichtigen Beitrag zum Frühneolithikum Südosteuropas darstellen, steht und fällt sein Inhalt damit, ob man mit der Autorin dazu bereit ist, in der Figurine von Szakmár-Kisülés tatsächlich eine abstrakt dargestellte Kuh zu erblicken. Indizien dafür gibt es gewiss", schreibt Gleser, hat indes in seiner Rezension seine Zweifel sorgfältig begründet.

Gleser, R. (2020). Rezension zu: Bánffy, E. (2019). First Farmers of the Carpathian Basin. Changing patterns in subsistence, ritual and monumental figurines. (Prehistoric Society Research Paper, 8). Oxford: Oxbow Books. Archäologische Informationen 43, Early View, online publiziert 26. März 2020. https://www.dguf.de/fileadmin/AI/ArchInf_EV_Gleser.pdf

 

2.5        In Frankreich extrem selten: INRAP untersucht mittelalterlichen jüdischen Friedhof

Anfang März vermeldete das "Institut national de recherches archéologiques préventives" (INRAP) den Abschluss der Untersuchung eines mittelalterlichen jüdischen Friedhofs in Châteauroux (Dép. Indre, Zentralfrankreich). Bei den Grabungen konnten 46 Gräber aus dem 12.-14. Jahrhundert erfasst werden. Sie ergänzen Grabungen von 1997 auf einem Nachbargrundstück, bei denen bereits 10 Gräber erfasst worden waren. Zusammengenommen handelt es sich um den bislang größten jüdischen Friedhofs des Mittelalters in Frankreich, der archäologisch und anthropologisch untersucht werden konnte. Der Befund ist in zweierlei Hinsicht besonders: Nach den beiden Vertreibungen von Juden aus dem Frankreich des 14. Jahrhunderts waren die Friedhöfe an die Krone gefallen und wurden nicht länger beschützt, weshalb auf das Mittelalter zurückgehende jüdische Friedhöfe in Frankreich extrem selten sind. Die zweite Besonderheit ist, dass eigentlich fast nichts an diesen Bestattungen besonders ist: Wie in dieser Zeit allgemein üblich, handelt es sich um beigabenlose gestreckte Körperbestattungen in recht engen Grabgruben ohne weitere besondere Zurichtungen, alle eng beieinander und geostet - wie im Mittelalter üblich. Der wiss. Grabungsleiter Philippe Blanchard weist allerdings auf die Arm- und Handhaltung hin: stets körperparallel nah am Körper, die Hände neben dem Becken. Demgegenüber beobachte man auf christlichen Friedhöfen dieser Zeit mehr Vielfalt bei den Lage der Hände, oft im Becken ("betende Hände"). Zu dem Bericht von INRAP gehört ein anschauliches, ca. 7-minütiges Video.

"Un cimetière juif du Moyen Âge à Châteauroux (Indre)" (INRAP, 6.3.): https://www.inrap.fr/un-cimetiere-juif-du-moyen-age-chateauroux-indre-14911

 

2.6      Auch der Neandertaler nutzte das Meer als Nahrungsquelle. Auswirkung auf Fähigkeiten vermutet

Auch Neandertaler ernährten sich vor mehr als 80.000 Jahren regelmäßig von Muscheln, Fisch und anderen Meerestieren. Umfangreiche Hinweise darauf erbrachten jetzt Untersuchungen an der Höhle von Figueira Brava 30 Kilometer südlich von Lissabon. Die Nutzung des Meeres als Nahrungsquelle wurde bislang nur dem anatomisch modernen Menschen (Homo sapiens) in Afrika zugeschrieben, und es wurde vermutet, dass die Nahrung aufgrund des Reichtums an Omega-3-Fettsäuren und anderen Fettsäuren die kognitiven Fähigkeiten der Menschen steigerte. Die aktuellen Ergebnisse der Ausgrabung von Figueira Brava bestätigen nun, dass, falls der regelmäßige Verzehr von Meerestieren im Mittelpaläolithikum eine wichtige Rolle bei der Entwicklung kognitiver Fähigkeiten spielte, dies für den Neandertaler wie für den modernen Menschen gilt.

"Auch Neandertaler aßen Muscheln, Fisch und Robben" (Universität Göttingen, 25.3.): http://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?id=5851

  1. Zilhão et al., Last Interglacial Iberian Neandertals as fisher-hunter-gatherers, Science, DOI: 10.1126/science.aaz7943 https://science.sciencemag.org/content/367/6485/eaaz7943

 

3         Archäoinformatik

3.1        Archäo-Statistik mit jamovi

Anders als bei "Monografie xyz soeben erschienen" ist es bei sich in vielen kleinen Schritten öffentlich entwickelnden (sprich: in dichter Folge verbesserten) Programmen manchmal schwer, den richtigen Zeitpunkt für einen Hinweis zu finden. Doch irgendwie ist "jamovi" nun reif: Mit den jüngsten Renovierungsschritten wurde das Lesen auch von *.xlsx und *.ods-Dateien einfach und stabil möglich (*.csv sowieso), Ausgaben können auch als *.pdf exportiert werden, mit Rj Editor steht nun auch eine Brücke zum Coden in R zur Verfügung. Hä, "jamovi"?? Eine kostenlose grafische Benutzeroberfläche zum Statistikprogramm R, die es den Nutzern ermöglichen möchte, ohne Coden und vertiefte R-Kenntnisse per Point & Click-Bedienung sinnvolle statistische Auswertungen durchzuführen. Profis dürfte die zur Verfügung stehende Verfahrensauswahl als gering erscheinen, aber Anfänger erfreuen sich an einer sehr einfachen, nahezu eleganten Bedienung und dem nunmehr erreichten Vorhandensein aller wesentlichen Basics. Die Grafiken wirken leicht und modern. Das 2013 geborene Projekt ist ein Ausprobieren wert für all Jene, die am Ende der Möglichkeiten von Excel (o. ä.) angekommen sind und den Schritt zu R (noch) scheuen. PAST vs. jamovi? PAST bietet weiterhin ein Mehr an statistischen Verfahren, doch jamovi zaubert elegantere, moderner wirkende Grafiken aus dem Hut und ist in der Bedienung intuitiver. Nicht zuletzt: während bei PAST die macOS-Gemeinschaft stets etwas später mit Renovierungen versorgt wird, wird jamovi gleichermaßen für Windows, macOS, Linux und ChromeOS angeboten.

jamovi (1.2.13): https://www.jamovi.org/

Navarro, D. J. & Foxcroft, D. R. (2019). Learning statistics with jamovi: a tutorial for psychology students and other beginners. (Version 0.70). https://www.learnstatswithjamovi.com/

"JAMOVI: Installation und erste Schritte", in Siegmund, F. (2020). Statistik in der Archäologie: eine anwendungsorientierte Einführung auf Basis freier Software. (S. 104-108). Norderstedt: BoD. Pre-print kostenlos online: https://www.academia.edu/41748802/Statistik_in_der_Arch%C3%A4ologie_eine_anwendungsorientierte_Einf%C3%BChrung_auf_Basis_freier_Software

 

3.2        Man lernt dabei wirklich etwas: R-Bootcamp

Jetzt doch endlich mal R lernen? "Nichts einfacher als das!" - wäre ein gänzlich verfehlter Spruch. Aber das Angebot an guten Materialien und Kursen wächst. Für den März-Newsletter der Hinweis auf R-Bootcamp, ein im Browser ohne Installation rein online funktionierender Kurs, der in die Grafiken mit "ggplot2" und in das "tidyverse" einarbeiten hilft. Wem das noch gar nichts sagt, für den ist der Kurs nicht gemacht; wer die Begriffe schon einmal gehört hat und neugierig geworden ist, endlich ein erstes gründliches Verständnis zu gewinnen, ist hier richtig. Eine systematische Folge kleiner Übungen führt durch das Lernen, im Kern geht es um statistische Grafiken mit R (ggplot2) und das Aufbereiten und Handhaben von Daten (dplyr). Die einzelnen Schritte wirken klein, doch erfordern ein genaues Lesen und intensives Nachdenken, d. h. am Ende hat man wirklich etwas gelernt. Das R-Bootcamp ist interaktiv, d. h. fordert Antworten, meldet und erklärt, wenn eine Antwort falsch war, bestätigt richtige Eingaben. Und es funktioniert auch am Tablet, d. h. ist perfekt auch für entspanntes Lernen bei Vogelgezwitscher auf der Frühlingswiese.

R-Bootcamp: https://r-bootcamp.netlify.com/

 

3.3        QGIS-Erweiterung "RasterTracer" als Digitalisier-Booster

Und noch ein schneller Tipp für all' diejenigen, die ihr erzwungenes Homeoffice sinnvoll nutzen, indem sie alte Karten oder Grabungspläne digitalisieren: das RasterTracer-Plugin für QGIS. Macht, was der Name sagt - es zeichnet eine Linie auf einer Rastervorlage, etwa einer Planumszeichnung, nach. Zwei Mausklicks auf die Linie reichen, der Linienverlauf dazwischen wird automagisch erkannt. Klingt kompliziert? Im Gegenteil - spart 'ne Menge Mausklicks, schont den Mausarm und funktioniert auch ganz ohne Quarantäne!

QGIS: RasterTracer-Plugin: https://geoobserver.wordpress.com/2020/03/25/qgis-rastertracer-plugin/

 

4         Kulturgutschutz

4.1        Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien

"'Die Nofretete gehört nach Ägypten'. Die Büste der Nofretete ist ein Meisterwerk - und seit gut hundert Jahren in Berlin ausgestellt. Historiker Jürgen Zimmerer sagt: Ägyptische Schätze in deutschen Museen sind zumeist Diebesgut aus der Kolonialzeit" (Spiegel, 24.3.): https://www.spiegel.de/geschichte/raubkunst-die-nofretete-gehoert-nach-aegypten-a-27b28601-52ac-4c0c-be0e-d4ca5948c974

"Iraq recovers thousands of smuggled artefacts" (Middle East Monitor, 23.3.): https://www.middleeastmonitor.com/20200323-iraq-recovers-thousands-of-smuggled-artefacts/

"Historic Welsh sites to be protected by vandalism patrols" (BBC, 16.3.): https://www.bbc.com/news/uk-wales-51872715

"Ein evangelikaler Missionar hat Zugang zu den Aufenthaltsorten unkontaktierter Völker in Brasilien" (Survival, 5.3.): https://www.survivalinternational.de/artikel/indigene-brasilien-evangelikaler-missionar

"Kulturgüterschutz und Rechtsmissbrauch" (Archäologische Denkmalpflege, 4.3.): http://archdenk.blogspot.com/2020/03/kulturguterschutz-und-rechtsmissbrauch.html

"Human remains at ancient Pictish cemetery on Orkney exposed by storms. Human remains have been exposed at the site of a vast Pictish and Viking-era cemetery on Orkney after storms battered the islands" (The Scotsman, 2.3.): https://www.scotsman.com/heritage-and-retro/heritage/human-remains-ancient-pictish-cemetery-orkney-exposed-storms-2006661

"English Heritage urges end to illegal metal detecting at historic sites" (BBC, 28.2.): https://www.bbc.com/news/uk-51669348

 

4.2        Google-"Ausstellung" zu gefährdetem Kulturgut: "Heritage on the Edge"

Um "Kulturelles Erbe am Abgrund" dreht sich die jüngste virtuelle Ausstellung von Google, die in Zusammenarbeit mit ICOMOC und CyARK entstanden ist. Sie besteht aktuell aus gut 50 Elementen, darunter Interviews, 3D-Modelle und Google-Streetview-Touren. Thematisiert wird die Bedrohung durch den Klimawandel anhand der Rapa-Nui-Statuen (Osterinsel), des Edinburgh Castle, der Moschee in Bagerhat (Bangladesch), der peruanischen Wüstenstadt Chan Chan und des Sultansitzes Kilwa Kisiwani (Tanzania). Ein starker Fokus des Projekts liegt auf den Menschen, die mit den Kulturstätten verbunden sind, z. B. als Anwohner oder als Experten. Die Daten stehen im Open Access zur Verfügung und dürfen frei bearbeitet werden.

https://artsandculture.google.com/project/heritage-on-the-edge

 

4.3        Nun im Klartext: Nur 2 % der in Deutschland gehandelten Antiken aus dem östlichen Mittelmeerraum sind legaler Herkunft.

Eine über drei Jahre laufende Studie des Projekts ILLICID kam 2018/2019 zum Ergebnis, dass fast alle, d.h. ca. 98 %, der im deutschen Kunsthandel angebotenen antiken Kulturgüter aus Ländern wie Syrien und dem Irak illegaler Herkunft ist. Dazu hatten Wissenschaftler verschiedener Institutionen mehr als 6.000 im deutschen Kunsthandel angebotene Objekte aus Ländern wie Syrien, dem Irak, der Türkei und Ägypten auf ihre Herkunft untersucht. Die "Tagesschau" und die "Süddeutsche" berichten (erst) jetzt über die Ergebnisse, dafür aber in erfreulicher Deutlichkeit; nämlich u. a., dass nur für 0,4 % der aus dem Irak stammenden und nur für 9,6 % der aus Syrien stammenden Objekte angenommen werden kann, dass diese sich gemäß einschlägiger EU-Verordnungen legal im deutschen Handel befinden. "Und auch der Anteil an Fälschungen ist extrem hoch", schreibt die Süddeutsche: "Bei mehr als die Hälfte der Stücke handelte es sich laut den Experten um mehr oder weniger gut gemachte Imitationen." Ebenfalls lesenswert: Rainer Schreg stellt in einem aktuellen Post seines Blogs "Archaeologik" den ILLICID-Bericht und die mediale Berichterstattung zueinander ins Verhältnis.

"Studie zu Antikhandel: Nur zwei Prozent sind legal" (Tagesschau, 8.3.): https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr/antiquitaeten-illegal-handel-101.html

"Die Einfuhr geht ungebremst weiter. Eine neue Studie zeigt: Deutschland ist eine Art Waschanlage für antike Kunst aus illegalen Grabungen" (Süddeutsche, 8.3.): https://www.sueddeutsche.de/kultur/raubgrabungen-die-einfuhr-geht-ungebremst-weiter-1.4835965

"Der Abschlussbericht von ILLICID nun in den klassischen Medien" (Archaeologik, 9.3.): https://archaeologik.blogspot.com/2020/03/der-abschlussbericht-von-illicid-nun-in.html

"Der Abschlussbericht von ILLICID und die Umdeutungen des Kunsthandels" (Archaeologik, 13.8.2019): https://archaeologik.blogspot.com/2019/08/der-abschlussbericht-von-illicid-und.html

 

4.4        Haben Archäologen eine ethische Verpflichtung, Raubgräberei zu melden?

Die Antwort scheint auf der Hand zu liegen: Natürlich haben sie diese Verpflichtung! Und sie werden es auch tun, denn niemandem ist bewusster, welche Schäden Raubgräber anrichten. Doch tatsächlich gebe es Hinweise, dass zahlreiche Archäologen Raubgrabungen, die sie beobachten, nicht den Behörden melden. Das postuliert ein Beitrag der "Antiquities Coalition", der sich mit dem Phänomen beschäftigt.

"Policy Brief 6: Do Archaeologists Have an Ethical Obligation to Report Looting? Protecting Antiquities and an 'Ethical Double Standard'" (The Antiquities Coalition, 27.3.): https://thinktank.theantiquitiescoalition.org/do-archaeologists-have-an-ethical-obligation-to-report-looting/

 

5         Studium, Job-Themen und Personalia

5.1        Nach Absage der Olympischen Spiele 2020: wie steht es eigentlich um das Sommersemester 2020?

"Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen" (Karl Valentin ¦ Mark Twain ¦ Niels Bohr) - daran werden derzeit wieder viele Entscheidungsträger erinnert. Wir probieren "flatten the curve" und bangen um den Erfolg. Doch was, wenn der eintritt? Dann dauert's länger. Wie lange? Siehe eingangs. Und so rappelt es in diesen Zeiten an Tagungsabsagen, quälen sich Veranstalter, sei es von Konzerten, Turnieren, Bundesligen oder Olympischen Spielen. Einzig die deutschen Unis bleiben tapfer, landauf landab verströmen Uni-Leitungen Gewissheit: mit leichter Verschiebung geht es nach der Osterpause am 20.4. mit dem Sommersemester 2020 los! Eilig werden IT-Kapazitäten hochgefahren, kursieren Namen von Tools wie "Zoom" oder "Jitsi", das Stichwort OER wird neu belebt. Hochwertige Webcams werden zum Klopapier der Academia. Liebe Kollegen, echt jetzt? Auf den eh schon picke-packe-vollen konventionellen Semesterbetrieb nun noch "on the top" das ganze online, auch von nicht IT-affinen Kollegen, samt Prüfungen und Klausuren, bei gleichzeitig absehbar von Krankheitsausfällen geschwächten Teams? Spät, aber nun deutlich hörbar meldet sich #nichtsemester zu Wort und fordert, das Sommersemester 2020 nicht stattfinden zu lassen, jedenfalls nicht so, wie manche Uni-Leitung es noch vorzubereiten scheint. "Ein normaler Studienbetrieb kann derzeit nicht garantiert werden" - so #nichtsemester. Die am 22.3. lancierte Petition hatte nach vier Tagen bereits mehr als 5.430 Unterschriften von vor allem von vielen Professoren und Fachschaften gefunden, auf Twitter kommt man dem Hashtag samt all der vielfältigen Meinungsäußerungen kaum mehr nach. Doch während aktuell an vielen Unis Bibliotheken geschlossen sind, vielerorts sogar für die Angestellten Betretungsverbote ausgesprochen wurden, meldet der Deutsche Hochschullehrerverband am 26.3. tapfer: "Der Präsident des DHV fordert volles Engagement für die Planung des kommenden Semesters. Die Coronakrise dürfe dem nicht im Wege stehen" und "Statt Stillstand ist Engagement das Gebot der Stunde" - wohlbekannte Durchhalteparolen. Wir dürfen gespannt sein! - oder: Im nächsten DGUF-Newsletter sind wir klüger.

"Das Sommersemester 2020 muss ein „Nichtsemester“ werden –  Ein offener Brief aus Forschung und Lehre" (#nichtsemester, 22.3.): https://www.nichtsemester.de/cbxpetition/offener-brief/

"Ein neues Miteinander an den Hochschulen" (jmwiarda, 25.3.): https://www.jmwiarda.de/2020/03/25/ein-neues-miteinander-an-den-hochschulen/

Deutscher Hochschulverband: "Nicht-Semester setzt falsches Signal" (Forschung & Lehre, 26.3.): https://www.forschung-und-lehre.de/politik/nicht-semester-setzt-falsches-signal-2646/

 

5.2        EU-Wissenschaftler trotz Brexit weiterhin in Großbritannien willkommen

Großbritannien hat Ende Februar ein neues Visum für Wissenschaftler eingeführt. Es soll dazu dienen, dass Wissenschaftler u. a. aus der EU wie bisher in Großbritannien arbeiten können. Nach Angaben der BBC waren zuletzt ca. 211.000 Beschäftigte aus der EU im britischen Hochschulwesen tätig. Während das vorherige Visa-Programm "Exceptional Talent" auf 2.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler jährlich gedeckelt war, gibt das neue Programm "Global Talent" keine Obergrenze vor. Britische Wissenschaftsorganisationen zeigten sich zufrieden mit den neuen Bestimmungen.

Quelle: Forschung & Lehre 3/2020, 190.

 

5.3        Beim Teutates! Albert Uderzo gestorben

Am 24.3. starb Albert Uderzo, der Zeichner neben dem Texter René Goscinny (1926-1977). Beide schufen Comicserien wie die über den Indianer Umpah-Pah und den Reporter Luc Junior und seinen Hund. Am bekanntesten und erfolgreichsten wurden ab 1959 die Asterix-Erzählungen rund um das Dorf der unbeugsamen Gallier. 34 Bände hat der farbenblinde Uderzo gezeichnet, die Abenteuer von Asterix und Obelix sind seit Jahrzehnten weltbekannt, wurden in mehr als 100 Sprachen und Dialekte übersetzt. Uderzo starb nun kurz vor seinem 93. Geburtstag an einem Herzinfarkt.

"Ein großer Zeichner und ein großer Humanist" (Die Welt, 24.3.): https://www.welt.de/kultur/article206771957/Albert-Uderzo-Ein-grosser-Zeichner-und-ein-grosser-Humanist.html

"Asterix-Zeichner Albert Uderzo ist tot" (ZEIT, 24.3.): https://www.zeit.de/kultur/2020-03/asterix-zeichner-albert-uderzo-ist-tot

"Alle liebten seine Comics. Gerhard Seyfried im Gespräch mit Britta Bürger" (Deutschlandfunk, 24.3.): https://www.deutschlandfunkkultur.de/zum-tod-von-albert-uderzo-alle-liebten-seine-comics.1013.de.html?dram:article_id=473216

 

6         Berufsverband

6.1        Ihre Meinung ist gefragt: CIfA-Umfrage zu Lohnuntergrenzen in der privatwirtschaftlichen Archäologie

Bei allem Idealismus und bei aller Freude an der Arbeit: man muss von seinem Beruf auch leben können! Über die Archäologie hört man im Hinblick auf den Verdienst oft, dass man dort nichts verdienen könne. "Du machst dein Hobby zum Beruf", heißt es, und das bedeutet letztendlich, als Arbeitnehmer vor allem in der privatwirtschaftlichen Archäologie müsse man froh über jeden noch so geringen Lohn sein. Viele Projekte der DGUF der vergangenen Jahre – darunter die Tagung 2017 "Ein Berufsverband für die Archäologie?" und die Befragung auch zum finanziellen Zustand der Branche ("DGUF Monitoring-Report 2019") – haben klar belegt, wie desolat vor allem der finanzielle Stand der privatwirtschaftlichen Archäologie ist. "Diese Warnzeichen", kommentiert der Berufsverband CIfA Deutschland, "dürfen nicht ignoriert werden! Denn für einen lebenswerten Beruf braucht es eine angemessene Grenze für den Geldbetrag, der als unterste Schmerzgrenze gilt, unter welcher eine Bezahlung ethisch und sozial nicht mehr vertretbar ist (Lohnuntergrenze): Wenn es gemeinsam vereinbarte Lohnuntergrenzen gibt, bedeutet das nach unserer Überzeugung einen wichtigen Schritt zur Verbesserung der finanziellen Situation aller Beschäftigten in der privatwirtschaftlichen Archäologie." CIfA Deutschland hat bereits einen Vorstoß zur Etablierung von Lohnuntergrenzen gemacht. Durch eine Umfrage – gemeinsam entwickelt von CIfA und DGUF – soll abgefragt werden, welchen Lohn für mehrere Tätigkeitsgruppen der privatwirtschaftlichen Archäologie die in der Archäologie Tätigen persönlich als unterste Schmerzgrenze empfinden. Das kollektive Meinungsbild soll helfen, die Empfehlung CIfA Deutschlands besser an die deutschen Verhältnisse anzupassen. Bringen Sie selbst Ihre Stimme ein und nehmen Sie Einfluss auf diesen wichtigen Aspekt in der Archäologie! Die ca. 5 Minuten dauernde Umfrage ist bis zum 14.4. geöffnet. Wir freuen uns zudem sehr, wenn Sie im Kollegenkreis darüber sprechen und den Link an Interessierte weitergeben! "Ich bin begeistert von diesem spannenden Ansatz", kommentierte der stellv. DGUF-Vorsitzende Frank Siegmund die Umfrage, "und unterstütze das Projekt daher auch technisch. Mit der Umfrage und der Erläuterung 'Realismus statt Wolkenkuckucksheime!' setzt CIfA alle Beteiligten in ein gemeinsames Boot, formt eine Verantwortungsgemeinschaft und lotet aus, ob die Wahrnehmungen zu einer Lohnuntergrenze im 21. Jahrhundert tatsächlich so simpel ausfallen, wie es die noch im 19. Jahrhundert geprägten Bilder von Unternehmern und Arbeitern nahelegen."

Umfrage von CIfA Deutschland: Lohnuntergrenzen in der privatwirtschaftlichen Archäologie (bis 14.4.): https://www.soscisurvey.de/Lohnuntergrenze/

"Ein spannender Versuch von CIfA Deutschland: Wege der Lohnfindung im 21. Jahrhundert." Ein DGUF-Kommentar von Frank Siegmund (20.3.): https://www.dguf.de/507.html

Siegmund, F. & Scherzler, D. (2019). Die derzeitige Wirtschaftslage in der privatwirtschaftlichen Archäologie Deutschlands – DGUF-Monitoring-Report privatwirtschaftliche Archäologie 2019. Archäologische Informa-tionen, 42, 79-98. https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/article/view/69349

 

7         Open Access & Open Data

7.1        Experten appellieren für ein wissenschaftliches Monografienwesen jenseits der großen Wissenschaftsverlage

In der Zeitschrift "Liber Quarterly", der Fachzeitschrift der Association of European Research Libraries", beleuchten vier hochkarätige Herausgeber den Wandel zum Open Access aus Sicht der Geisteswissenschaften und des Monografienwesens. Gegen das derzeitige Vorgehen von DEAL und auch Plan S, die weiterhin an der Existenz der großen Wissenschaftsverlage kleben und an deren Wandelbarkeit glauben, plädieren sie eindringlich dafür, einen anderen Weg zu gehen. Ihres Erachtens sind "New University Presses" (NUP) und "Independent, Academic-Led Publishers" (ALP), die derzeit viel kritisiert werden, eine gute Lösung. Wissenschaftsautoren hätten richtigerweise einen Bedarf nach "(1) professionalism, (2) scale, (3) quality, and (4) discoverability and dissemination". Die Autoren des Artikels weisen gegen die Kritiker nach, dass NUPs und ALPs genau diese vier Qualitätsmerkmale wiss. Monografien gut erfüllen können, und geben dafür konkrete Beispiele. Zudem zeigen sie auf, wie NUPs und ALPs sich selbst auf qualitätssichernde Prozesse verständigen und verpflichten können. Tatsächlich bestehende Probleme könnten gelöst werden, wenn vor allem ALPs eng mit Bibliotheken zusammenarbeiten würden, weil dort Archivierung, Distribution und das Erfassen und Bereitstellen der so wichtigen Metadaten ausnehmend gut und wirksam gelöst werden können. (Übersetzt auf die dem Newsletter-Autor geläufige Situation heißt das: Die Autoren empfehlen ein wissenschaftliches Publikationswesen, so, wie es die DGUF gemeinsam mit Propylaeum /UB Heidenberg für die Archäologie gestaltet hat und anbietet.) Auf ihrem Weg, als Alternative zu den großen Wissenschaftsverlagen für Autoren und Leser bessere Angebote zu machen, seine NUPs und ALPs bereits sehr weit vorangeschritten. Die Autoren plädieren dafür, dass die Wissenschaftsförderer dies wahrnehmen und handfest stärker als bisher unterstützen, und dass die NUPs und ALPs sich mehr als bisher vernetzen und zusammentun, um ihre "freundliche Rebellion" noch wirksamer zum Erfolg zu führen.

Deville, J., Sondervan, J., Stone, G. & Wennström, S. (2019). Rebels with a Cause? Supporting Library and Academic-led Open Access Publishing. Liber Quarterly 29(1), 1-28. https://www.liberquarterly.eu/articles/10.18352/lq.10277/

 

7.2        Kluger Kommentar an Alle, die denken: "CC BY publizieren? Da verschenke ich ja meine kostbare Arbeit!"

Mit diesem Gedanken setzt sich Eckhart Arnold, Leiter des Referats für IT und Digital Humanities der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, in einem kurzen Blogbeitrag auseinander. Seine Rückfrage lautet: Wie läuft es denn sonst in den Geisteswissenschaften? Man überträgt die exklusiven Nutzungsrechte an einen kommerziellen Verlag. Was ist dabei gewonnen? Erhält der Autor hier ein sattes Honorar? Bei der Linzensierung CC BY darf man seine eigene Arbeit wenigstens selbst weiterhin nutzen, remixen etc. Auch die Gefahr eines kommerziellen Ausschlachtens bestehe in der Regel bei geisteswissenschaftlichen Publikationen nicht. Lesenswert!

Eckhart Arnold: "Zur Ökonomie kommerzieller Nachnutzung von CC-BY-lizenzierten wissenschaftlichen Werken" (dhmuc., 2.3.): https://dhmuc.hypotheses.org/2767

 

7.3        Analecta Praehistorica Leidensia 1, 1964 bis 47, 2018 im Open Access

Die renommierte niederländische Fachzeitschrift Analecta Praehistorica Leidensia wird seit 2018 verlegerisch von Sidestone Press getragen, wo auch die älteren Jahrgänge gekauft werden können. Anfang März gab Sidestone Press bekannt, dass die Jahrgänge 1 bis 47 nunmehr retrodigitalisiert und in den Open Access gestellt wurden, d. h. ohne Kosten online lesbar sind. Da Sidestone Press auch Neuerscheinungen in einer Online-Fassung anbietet, ist damit die gesamte Zeitschrift einschließlich des aktuellsten Bandes im Open Access lesbar.

https://www.sidestone.com/series/analecta-praehistorica-leidensia

 

8         Ausstellungen und Museen

8.1        Geschlossen, aber (manchmal) digital offen: Museen während der Corona-Pandemie

Virtuelle Rundgänge, Kunst zum Remixen, Chats mit Kuratoren, Podcasts, Videos: Nach den Schließungen der Museen spielen diese aktuell ihr bereits erarbeitetes digitales Potenzial aus oder versuchen, dieses nun mit Kraft voranzutreiben. Der bei Massenmedien seit einem Jahrzehnt geläufige Satz "Wir müssen dorthin, wo die Menschen sind" ist im Tagesspiegel Titel eines Beitrags über die nun nötige Erfindungskraft der Museumsszene. Denn die Idee, dass gelangweilte Bürgerinnen und Bürger im Home Office nichts anderes tun wollen, als nach auf den Museums-Websites befindlichen oder dort sogar verborgenen digitalen Angeboten zu suchen, dürfte allgemein als veraltet wahrgenommen werden. Die Sorge, dass virtuelle Besucher dem Verkauf von Tickets abträglich ist, erwies sich schon lange vor der Corona-Pandemie als unbegründet. Jetzt wird sehr spürbar, wie wahr es ist, dass die digitale Präsenz zum Bildungsauftrag eines Museums gehört und dass dies nicht für eine halbe Stelle zu haben ist. Zumal nicht, wenn die Finanzierung von Museen zu so hohen Anteilen auf den Eintrittsgeldern der physischen Häuser beruht. Manche Häuser sind in für sie nun neuen Entwicklungen recht schnell (oder setzen bereits Geplantes nun entschlossen um). Gleichzeitig ist ein Blick in die ebenfalls gebeutelte Musikszene mit ihren vielen freischaffenden Künstlern sinnvoll: Wenn das Klopapier schwerer zu erhalten und teurer ist, als das Gratis-Videostreaming von Konzerten, geht dann mittelfristig das Gespür für den Wert der Kunst und Kultur verloren?

"Museen in der Coronakrise. Wir müssen dorthin, wo die Menschen sind" (Tagesspiegel, 22.3.): https://www.tagesspiegel.de/kultur/museen-in-der-coronakrise-wir-muessen-dorthin-wo-die-menschen-sind/25670602.html

"Museen in Zeiten der Krise – was tun? Im Gespräch mit Marlene Hofmann vom Museum Burg Posterstein" (:beramus, 23.3.): http://www.beramus.de/2020/03/museen-in-zeiten-der-krise-was-tunim-gespraech-mit-marlene-hofmann-vom-museum-burg-posterstein/

"Allein im Museum – jetzt ist das möglich. Zahlreiche weltweit bedeutende Kunstinstitutionen bieten jetzt virtuellen Zugang zu ihren Schätzen. Wir haben uns umgeschaut und für Sie unsere Favoriten zusammengestellt" (NZZ, 22.3.): https://www.nzz.ch/amp/feuilleton/die-besten-virtuell-zugaenglichen-museen-der-welt-ld.1547421

"Das Museum und der Kulturbetrieb in Zeiten von Corona" (Zeilenabstand, 20.3.): https://www.zeilenabstand.net/das-museum-und-der-kulturbetrieb-in-zeiten-von-corona/

"Kultur von der Wursttheke. Tausende Menschen, die sonst beinah täglich abends die Konzert- und Opernhäuser des Landes füllen, müssen nun zuhause bleiben. Mit Streamingtechnologie bringen Künstler und Institutionen nun Musik in die Wohnzimmer – und vergessen dabei anscheinend den Wert des Gegenstandes" (niusic, 19.3.): https://www.niusic.de/artikel/kolumne-corona-livestreams-wert-kultur

 

9         Und sonst …

9.1        Auch Archäologen können beim Kampf gegen das Coronavirus mitforschen! Spenden Sie jetzt Rechnerleistung

Um wirksame Medikamente gegen viele Erkrankungen wie u. a. auch gegen COVID-19 entwickeln zu können, ist es notwendig die dreidimensionale Form von Proteinen zu bestimmen. Üblicherweise werden für solche komplexe Berechnungen Großrechner benötigt, jedoch ist deren Einsatz sehr teuer und die Verfügbarkeit entsprechend begrenzt. Eine Alternative bietet das "Network Computing". Hier werden Berechnungsaufgaben auf mehrere in einem Netzwerk verbundene Recheneinheiten verteilt. Wer einen leistungsstarken Computer zur Verfügung hat, kann dessen nicht genutzte Rechenleistung der Wissenschaft in einem solchen Netzwerk ehrenamtlich zur Verfügung stellen. Möglich machen dies Programme wie z.B. "Folding@Home" und "BOINC". Das Projekt "rosetta@home" in BOINC beschäftigt sich beispielsweise derzeit primär mit der Entschlüsselung des SARS-CoV-2-Virus (Corona-Virus). Einen anderen Ansatz verfolgt das Programm "Foldit"; dabei faltet man Proteine spielerisch selbst. Nicht verschwiegen werden sollte, dass die Rechenleistung sich in Strom und Verschleiß niederschlägt: BOINC, beispielsweise, gibt an, dass die monatlichen Stromkosten in Europa durch die Nutzung des Programms rund um die Uhr bei zwischen 9-22 Euro liegen. Übrigens: Auch der DGUF-Terminalserver wird das kommende Vierteljahr rund um die Uhr an der Entschlüsselung des SARS-CoV-2-Virus mitarbeiten. Wer über die Möglichkeiten verfügt mitzumachen, ist dazu herzlich aufgerufen.

"Jeder kann mithelfen: Gratis-Tools unterstützen beim Kampf gegen Corona" (CHIP, 17.3.): https://www.chip.de/news/Kampf-gegen-Coronavirus-Jeder-kann-mithelfen_182521317.html

"Alien-Suche eingestellt, jetzt ist das Virus dran. Mit SETI@Home endet eines der ersten großen Mitmachprojekte im Netz, mit dem Millionen Menschen nach Signalen von Außerirdischen suchten. Jetzt könnten sie helfen, das Coronavirus zu untersuchen" (Spiegel, 19.3.): https://www.spiegel.de/netzwelt/web/seti-home-keine-ausserirdischen-entdeckt-jetzt-ist-das-coronavirus-dran-a-02fee57f-7d9d-429b-bda2-a5336fcdb25e

"Coronavirus – What we’re doing and how you can help in simple terms" (Folding@Home, 15.3.): https://foldingathome.org/2020/03/15/coronavirus-what-were-doing-and-how-you-can-help-in-simple-terms/

 

9.2        Zweifel säen, oder: der gezielte Missbrauch notwendiger wissenschaftlicher Debatten

Die in den USA berühmte Wissenschaftsjournalistin Christie Aschwanden hat das im Februar erschienene Buch von David Michaels "The Triumph of Doubt: Dark Money and the Science of Deception" rezensiert. Ihre Rezension fasst zugleich wesentliche Aussagen des Buches zusammen und macht neugierig auf das Werk. Das Buch hat mit Archäologie nur scheinbar nichts zu tun! Es geht um Wissenschaft, um Ethik, es geht darum, wie Stakeholder mit Hilfe von Wissenschaft gezielt Desinformation schaffen, die Gesellschaft und vor allem politische Entscheider beeinflussen. Das aktuelle Buch von David Michaels ist ein Follow-Up seiner Veröffentlichung "Doubt is Their Product: How Industry’s Assault on Science Threatens Your Health" (2008), in dem er aufzeigte, wie es der US-amerikanischen Tabakindustrie gelungen war, mit Hilfe wissenschaftlicher Publikationen und geschickter PR die überwältigend vielen und deutlichen Nachweise des durch das Rauchen hervorgerufenen Schadens zu überspielen, Zweifel zu säen. Zweifel, die der Tabakindustrie zumindest Zeit verschafften, weiterhin ihre Geschäfte und Gewinne zu machen. Das neue Buch von Michaels, so die Rezensentin, erweitert die Betrachtung weit über die Tabakindustrie hinaus auf andere wichtige Themenfelder wie z. B. Opiate, Klimawandel, Zuckerindustrie, Dieselabgase und American Football. Michaels zeige auf, wie sehr diese Bereiche vom Vorbild der Tabakindustrie gelernt hätten und mit Hilfe von Wissenschaft bestehende Evidenzen so in Zweifel zögen, dass in Politik und Öffentlichkeit das Gefühl von Unsicherheit und Nicht-Wissen entstehe - eine Lage, die politische Entscheidungen hinauszögere und damit bestehende Zustände aufrecht erhalte. Da Wissenschaft nie 100%ig sichere Ergebnisse bieten könne und die Debatte um Ergebnisse inklusive aller Zweifel und Unschärfen zwingender Teil von Wissenschaft seien, gehe es hier weniger um die platte Käuflichkeit von Wissenschaftlern, sondern vielmehr darum, wie sich mit Geschick aus wissenschaftlichen Debatten ein spezifisches Bild in der Öffentlichkeit erzeugen lasse. Wie gut, dass es ein solches Aussage-gegen-Aussage-Ausspielen in der Archäologie nicht gibt! So gut wie nicht ... Denn die Parlamentsdebatte am 23.1. im Landtag von NRW um den Vorstoß der Grünen hinsichtlich einer Novellierung des Denkmalschutzgesetzes (vgl. DGUF-Newsletter vom 27.2.2020 Punkt 10.4.) zeigt sehr anschaulich auf, wie unterschiedlichste politische Meinungen zur Braunkohlenarchäologie und dem Vorgehen von RWE sich jeweils auf wissenschaftliche Aussagen von Archäologen berufen können und damit die Wissenschaft Archäologie in den Raum des Beliebens rücken. Ergebnis: überfällige politische Entscheidungen werden auf die lange Bank geschoben, zum Schaden unseres kulturellen Erbes. Daher: ein zunächst archäologiefernes Buch aus den USA, das möglicherweise dennoch auch für unser Fach ausnehmend relevant ist.

Christie Aschwanden: "Book Review: Probing the Corporate Manipulation of Science" (Undark, 14.2.): https://undark.org/2020/02/14/triumph-of-doubt-book-review/

Michaels, D. (2020). The Triumph of Doubt: Dark Money and the Science of Deception. Oxford: Oxford University Press.

"1. Lesung Plenarprotokoll 17/79 23.01.2020 S. 60-66" (Landtag NRW): https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument?Id=MMP17%2F79|60|66

 

9.3        Unterhaltsam, lehrreich, für die Familie: Unser Corona-Paket für Zuhause

Angeblich, so lesen wir das überall, haben wir ja gerade Langeweile. Entschleunigen. Suchen nach Beschäftigung. Mutmaßlich stimmt das für Manchen, während Andere hingegen mit Hochdruck von Daheim aus oder im Feld arbeiten, um ihre Existenzen bangen, sich parallel dazu um ihre Kinder kümmern, denen ihre Kindergärten, Schulen und Freunde fehlen. Und viele von uns haben auch Angst um sich oder ihre Lieben. Wir haben für Sie ein paar Ideen gesammelt, mit denen Sie Spaß haben können, mit denen sich Ihre Kinder mutmaßlich gerne beschäftigen wollen (Sie womöglich auch) und wofür Sie nicht ganze Nachmittage aufwenden müssen. Selbstverständlich ist die Liste gänzlich unvollständig, aber alles ist kostenlos erhältlich. Wenn Sie mit einem Angebot, das hier fehlt, gute Erfahrungen machen, mailen Sie uns gerne ein paar Zeilen dazu an newsletter@dguf.de – für die nächste Ausgabe des Newsletters. Wir, die DGUF, wünschen Ihnen und Ihren Familien von Herzen Gesundheit und eine gute Zeit miteinander daheim! Wir bleiben Zuhause. #zusammenhalten

Spielen und basteln:

Das DAI hat aktuell zwei Ausschneidebögen entwickelt und online gestellt. Einfach ausdrucken, auf Karton ziehen, ausschneiden und losbauen. Griechischer Tempel: https://www.dainst.org/documents/10180/93718/Bastelbogen+Tempel.pdf/634cef96-48a9-d41e-bdb6-2e115a6b74f6 und die Rote Pyramide des Pharao Snofru in Dahschur: https://www.dainst.org/documents/10180/93718/Bastelbogen+Pyramide.pdf/0c830093-a70e-ce32-18ec-ee3967318346

Von Jools Wilson stammt der Ausschneidebogen eines neolithischen Hauses: https://joolswilson.com/2020/03/18/neolithic-house-cut-out-and-make-paper-model/. Auch als Variante zum selbst Ausmalen: https://joolswilson.com/2020/03/21/neolithic-house-colour-and-make/

Ausmalbogen "Normannische Burg Old Sarum" (Jools Wilson): https://joolswilson.com/2020/03/22/medieval-castle-colouring-sheet/

Papierne Anziehpüppchen: Frauen und Männer können mit Kleidung aus der Bronzezeit, der Eisenzeit und der Wikingerzeit versehen werden. https://www.academia.edu/42340266/Pr%C3%A4historische_Anziehpuppen

Nein, es geht nicht um Archäologie. Aber Sie können im legendären "Rijksstudio" des Rijksmuseums Amsterdam eine eigene Kunstausstellung erschaffen. Sie dürfen auch aus mehr als 600.000 Kunstwerken machen, was immer Sie wollen – mit tollen Tools an der Hand, die auch wildes Remixen erlauben. Macht Spaß! https://www.rijksmuseum.nl/en/rijksstudio

 

Bei "Google Arts & Culture" etwas über Archäologie lernen:

"Die Venus von Willendorf. Impressionen einer Steinzeit-Ikone" (Naturhistorisches Museum Wien): https://artsandculture.google.com/exhibit/die-venus-von-willendorf/kgJi0EokEjjAKA

Mini-Quiz: Did our Ancestors' Children Have Toys?" (Grotte Chauvet): https://artsandculture.google.com/story/BAXhWCS0mw5sSQ

"Meet Our Ancestors. Chauvet Cave: a 36.000-year old art gallery, normally closed to the public, opens to everyone through immersive tech" (Grotte Chauvet): https://artsandculture.google.com/project/chauvet-cave

 

Die Welt digital erleben:

Das Taj Mahal oder die Pyramiden von Gizeh: "An diese Traumorte gelangen Sie auch ohne rauszugehen" (GEO, 19.3.): https://www.geo.de/reisen/reise-inspiration/22740-rtkl-virtuelles-reisen-diese-traumorte-gelangen-sie-auch-ohne

"Corona-Krise: Diese Museen können Sie virtuell besuchen" (GEO; 20.3.): https://www.geo.de/reisen/reisewissen/22736-rtkl-coronakrise-diese-museen-koennen-sie-virtuell-besuchen

 

 

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