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DGUF-Newsletter vom 27.01.2020

DGUF-Newsletter vom 27.01.2020

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DGUF Newsletter

vom 27. Januar 2020

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Inhalt

1  DGUF-Nachrichten

1.1  Sie wollen sich für eine starke Archäologie engagieren? Dann tun Sie das, indem Sie jetzt DGUF-Mitglied werden!

1.2  Archäologische Informationen 42, 2019 erschienen

1.3  "Archäoinformatik" - eine neue Rezensionsrubrik in den Archäologischen Informationen

1.4  Online-Ausgabe der Archäologische Informationen meistgelesene archäologische Fachzeitschrift

1.5  Neu: Dietrich K. Hartmann, "Archäologisch-baugeschichtliche Studie zu den Dorfkirchen im ehemaligen Bistum Konstanz" (Archäologische Berichte, 32)

1.6  DGUF-Kommunikationskanäle auch im Jahr 2019 auf Wachstumskurs

1.7  Unter den DGUF-Rezensionsangeboten: Serena Sabatini und Sophie Bergerbrant (Hrsg.): The Textile Revolution in Bronze Age Europe. Production, Specialisation, Consumption

2  Tagungen und Veranstaltungen

2.1  "Wissenschaftliche Gesellschaften – Standortbestimmung und Perspektiven" (Wien, 13.-16.5.; CfP bis 20.2.)

3  Forschung

3.1  Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"

3.2  Neu erschienen in den "Archäologischen Informationen" 42, 2019

3.3  Aktuelle Ausgrabungen und Forschung in den Medien

3.4  Mit Waffen beigesetzte Frauen und ein altbekannter Mythos

3.5  Pseudoneglect: Rätsel frühneolithischer Haus-Ausrichtungen endlich gelöst?

3.6  Nicht neu, aber jetzt auch durch Genetik-Studie belegt: Awaren stammen aus Asien!

3.7  Neuerscheinung: "Siedlungsstrukturen im Neolithikum – Zwischen Regel und Ausnahme"

3.8  Saving Time: Conservation as a Means for Preserving and Advancing Archaeological Context

4  Archäoinformatik

4.1  Wo endet eine Siedlung? - ein empirisch-statistischer Lösungsansatz u.a. für Grabungen von linearen Projekten

4.2  Kostenloser Online-Kurs "Künstliche Intelligenz"

5  Kulturgutschutz

5.1  Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien

5.2  Ein schwerer Schlag für die USA: Donald Trump droht Zerstörung iranischer Kulturstätten an und erfährt weltweiten Widerspruch

6  Studium, Job-Themen und Personalia

6.1  Erinnerung: 31. Jan. 2020 = nächster Meldeschluss VG Wort für den Bereich Wissenschaft

6.2  System Wissenschaft: Schlechte psychische Gesundheit, enorme Arbeitsbelastung, allmächtige Professoren

6.3  Auszeichnung für Geesche Wilts' Blog "Miss Jones"

6.4  Autoren können zum Wahrgenommen-Werden ihrer wiss. Texte wesentlich beitragen

6.5  Dinge endlich geregelt kriegen: Hier gibt es guten, schnellen Rat

6.6  Auch weit jenseits des Ausstellungswesens relevanter Beitrag: Erfahrungen eines Gründers

7  Open Access & Open Data

7.1  Open-Access-Zeitschriften dauerhaft ohne nachhaltige externe Finanzierung?

8  Ausstellungen und Museen

8.1  Vorläufige Absage zweier geplanter Iran-Ausstellungen in Deutschland aufgrund der politischen Lage

8.2  "Mit gutem Gespür ein Nischenthema ans Tageslicht gebracht": Die Ausstellung "Qanga – Die Geschichte Grönlands als Graphic Novel" (Frankfurt, bis 19.4.)

9  Und sonst …

9.1  NRW: Grabungsfirmen werden nicht genannt, der Kontakt zu ihnen erschwert, Urheberschaften kaschiert: LWL weicht bewusst von den Prinzipien seriöser Wissenschaft(skommunikation) ab

9.2  Germanen und der rechte Rand: Nazis im Wolfspelz

9.3  In der ARTE-Mediathek: "Black Pharaos: Sudans vergessene Pyramiden"

 

 

1         DGUF-Nachrichten

1.1        Sie wollen sich für eine starke Archäologie engagieren? Dann tun Sie das, indem Sie jetzt DGUF-Mitglied werden!

Das Jahr 2020 hat definitiv begonnen, und Ihre guten Vorsätze stehen allmählich auf dem Realitäts-Prüfstand. Jetzt DGUF-Mitglied zu werden, bedeutet: Sie haben schon in wenigen Minuten Ihren guten Vorsatz, sich für eine starke Archäologie zu engagieren, umgesetzt. Klingt klasse, oder? Wir freuen uns auf Sie! PS: Für alle Nicht-Archäologen unter unseren Lesern – die DGUF nimmt auch an Archäologie interessierte Bürgerinnen und Bürger auf.

https://www.dguf.de/dguf-mitglied-werden.html

 

1.2        Archäologische Informationen 42, 2019 erschienen

Der mehr als 550 Seiten umfassende Band enthält u. a. als Schwerpunkte: die DGUF-Tagung 2018 "Sharing Heritage - Teilhabe als Bürger- und Menschenrecht", "Beruf Archäologie" und "The self-organization of archaeologists in Europe", eine Sektion der EAA-Tagung 2018 in Barcelona. Außerdem gibt es fast 60 Rezensionen von Büchern und Ausstellungen. Die Auslieferung des gedruckten Bandes wird voraussichtlich circa Mitte Februar beginnen können.

Archäologische Informationen 42, 2019: https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/issue/view/4967

Weitere Informationen zum Band inkl. Bestellmöglichkeit: https://www.dguf.de/500.html

 

1.3        "Archäoinformatik" - eine neue Rezensionsrubrik in den Archäologischen Informationen

Die Archäologischen Informationen richten mit Jg. 43 (2020) neu eine Rezensionsrubrik "Archäoinformatik" ein. Buchrezensionen sind ein wichtiges und bewährtes Element im Umgang mit wissenschaftlichen Publikationen: Sie informieren über wichtige Neuerscheinungen, sie bieten eine eingehende Inhaltsbeschreibung und vor allem eine Einordnung und Bewertung der Publikation durch einen Experten. Mit dem aktuellen digitalen Wandel und dem starken Anwachsen der Bedeutung von Software auch in den Geisteswissenschaften allgemein und in der Archäologie im Besonderen möchte die DGUF den archäologierelevanten digitalen Publikationen und Werkzeugen die gleiche kritische Aufmerksamkeit und Wertschätzung einräumen wie Gedrucktem. Was die DGUF im Übrigen bereits tat, als sie 1999 ihren ersten "Deutschen Archäologiepreis" an archäologie-relevante IT-Pioniere und Softwareentwickler vergab. Wir behandeln Rezensionen zu archäologierelevanter Software nun wie solche zu traditionellen Publikationen: Es gibt - neben der Möglichkeit, eigeninitiativ Beiträge einzureichen - Rezensionsangebote seitens der DGUF, für entsprechende Einreichungen gelten die für Alle gleichen Redaktionsrichtlinien.

Ausführlicher zur neuen Rezensionsrubrik Archäoinformatik: http://dguf.de/fileadmin/user_upload/publikationen/AI/DGUF-Dok_ArchInf_Rezensionsrubrik-Archaeoinformatik.pdf

Erste Vergabe des Deutschen Archäologiepreises (1999): http://dguf.de/137.html

Aktuelle Rezensionsangebote, inkl. Rubrik Archäoinformatik: http://dguf.de/fileadmin/user_upload/publikationen/AI/DGUF-Dok_Arch-Inf_Rezensionsangebote.pdf

Redaktionsrichtlinien: http://dguf.de/ai-redaktionsrichtlinien.html

 

1.4        Online-Ausgabe der Archäologische Informationen meistgelesene archäologische Fachzeitschrift

Jahreswechsel – die klassische Zeit für Rückblicke und Jahresbilanzen. Die Online-Ausgabe der DGUF-Zeitschrift "Archäologische Informationen" erreichte im Jahr 2019 beim Portal Propylaeum insgesamt 133.309 Downloads. Sie ist damit unter allen bei Propylaeum / UB Heidelberg gehosteten archäologischen Fachzeitschriften mit beträchtlichem Abstand der Marktführer. Die "Bonner Jahrbücher" belegen mit 89.897 Downloads Platz 2, die "Mitteilungen der DGAMN" mit 68.149 Downloads Platz 3. Die genannten Zahlen fassen alle Downloads aller Artikel aller online stehenden Jahrgänge der jeweiligen Zeitschrift zusammen. Klammert man die "Novizen", d. h. die erst im Laufe des Jahres 2019 hinzugestoßenen und daher für diese Statistik noch nicht berücksichtigbaren Zeitschriften aus, hostete Propylaeum im Jahr 2019 insgesamt 13 archäologische Fachzeitschriften; unter ihnen haben die Archäologischen Informationen einen Marktanteil von 22,3 %. Die Download-Zahlen für einzelne Beiträge können bei den Archäologischen Informationen beim jeweiligen Aufsatz eingesehen werden. Die Zahlen - für die einzelnen Beiträge und für die Zeitschrift insgesamt - sind nur dann öffentlich sichtbar, wenn die Herausgeber dies beim Portal Propylaeum so haben einstellen lassen. Zur Zählweise erläutert das Portal Propylaeum: "Zur Erstellung der Aufrufstatistik wird ein Verfahren eingesetzt, das auf dem Webdienst 'Open-Access-Statistik' beruht. Die Voraggregation der Zahlen erfolgt dabei auf Grundlage pseudonymisierter IP-Adressen bei der Verbundzentrale des Gemeinsamen Bibliotheksverbunds (VZG/GBV). Im Anschluss daran werden die Zahlen durch die UB Heidelberg aufbereitet. Zugriffe auf mehrere Dateien, die auf derselben Frontdoor verlinkt sind, werden hierfür summiert. Das Zählverfahren folgt dem international verbreiteten 'COUNTER Code of Practice'. Dementsprechend werden Zugriffe bekannter Suchmaschinen bzw. ihrer Webcrawler, sowie von Systemen mit suchmaschinenüblichem Abfrageverhalten nicht berücksichtigt. Außerdem müssen Zugriffe von derselben IP-Adresse (an die via Proxyserver mehrere Internetnutzer gekoppelt sein können) auf dasselbe Dokument eine festgelegte Mindestzeitspanne auseinanderliegen, damit sie getrennt gezählt werden."

Grafik mit Downloadstatistik 2019 bei Propylaeum: https://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/publikationen/AI/DGUF-Dok_ArchInf_Statistik.pdf

 

1.5        Neu: Dietrich K. Hartmann, "Archäologisch-baugeschichtliche Studie zu den Dorfkirchen im ehemaligen Bistum Konstanz" (Archäologische Berichte, 32)

Spätestens seit den 1970er Jahren gehören Ausgrabungen oder baubegleitende Beobachtungen in Kirchen aus Anlass von Bodeneingriffen z. B. wegen Heizungseinbauten, Bausanierungen o.ä. zur Routine der Bau- und Bodendenkmalpflege. Doch in der Regel wurden nur die großen Projekte insbes. zu Stadt- und Klosterkirchen veröffentlicht. Nun hat die Studie von D. Hartmann nicht nur drei solcher umfangreicheren Kirchengrabungen im Großraum Tübingen aufgearbeitet, sondern alle Untersuchungen an ländlichen Kirchen im Regierungsbezirk Tübingen vollständig gesichtet, zusammengestellt und ausgewertet. Historisch gesehen ist damit die Kirchenlandschaft im östlichen Drittel des Bistums Konstanz flächendeckend erfasst. Das Ergebnis ist ebenso spannend wie ernüchternd, zeigt sich doch, dass die vielen kleinen Eingriffe auch in der Zusammenschau oft keine wirklich belastbaren Ergebnisse bringen. Beharrlich testet Hartmann aufgrund seines großen Datenschatzes gängige Thesen durch, etwa zum Zusammenhang zwischen Zeitstellung der Kirche und der Bauform, der Turmform usw. sowie die gängigen Fragen nach den Patrozinien und deren Datierbarkeit resp. Relation zu den Besitzverhältnissen an den Kirchen. Der 185-seitige gedruckte Auswertungsband - der im Open Access auch online gelesen werden kann - wird in der Online-Fassung ergänzt um das vollständige Verzeichnis der 1.140 fassbaren Kirchen im Untersuchungsraum, das neben einer Fassung als Text (1.216 S. PDF) auch als maschinenlesbare "Open Data" veröffentlicht wurde - offen für weitere Nachnutzungen.

Hartmann, D. K. (2019): Archäologisch-baugeschichtliche Studie zu den Dorfkirchen im ehemaligen Bistum Konstanz. (Archäologische Berichte, 32). Kerpen-Loogh: DGUF. https://www.dguf.de/499.html

Direkt zur Online-Ausgabe: https://books.ub.uni-heidelberg.de/propylaeum/catalog/book/587

 

1.6        DGUF-Kommunikationskanäle auch im Jahr 2019 auf Wachstumskurs

Die Kommunikationskanäle der DGUF erfreuten sich auch 2019 großer Beliebtheit, die Zahl ihrer Abonnenten ist deutlich gewachsen. Der kostenlose monatliche DGUF-Newsletter wuchs im Laufe des Jahres 2019 um 5 % und hatte am Jahresende circa 1.650 Abonnenten. In den zurückliegenden fünf Monaten des Jahres wurde jeder der Newsletter im Mittel etwa 3.120 Mal geöffnet, d.h. ca. 1,9 Mal pro Abonnent. Die Facebook-Seite der DGUF wuchs um 36 % und verzeichnete Ende 2019 3.450 Abonnenten. Das stärkste Wachstum, nämlich plus 42 %, verzeichnete die DGUF bei Twitter, wo sie gegen Jahresende 2019 insgesamt 950 Follower hatte. Damit ist die DGUF die mit Abstand präsenteste archäologische Fachgesellschaft und NGO bei Facebook und Twitter.

 

1.7        Unter den DGUF-Rezensionsangeboten: Serena Sabatini und Sophie Bergerbrant (Hrsg.): The Textile Revolution in Bronze Age Europe. Production, Specialisation, Consumption

Unter den zahlreichen Bänden, welche die Herausgeber der "Archäologischen Informationen" zur Rezension ausschreiben, sei in diesem Monat eine im November bei Cambridge University Press erschienene Monographie, herausgegeben von Serena Sabatini und Sophie Bergerbrant hervorgehoben. Aus dem Klappentext: "This book provides new insights on patterns of production, specialization, and consumption of textiles in Europe throughout the Bronze Age. Assembling a diverse array of studies on various aspects of the textile production and economy, the essays, specially written for this volume, provide a wide range of scientific data as well as archaeological evidence. They also show the great potential of examining early textile production through the use of innovative methodologies and diverse perspectives." Wenn Sie Interesse an einer Rezension haben, richten Sie bitte Ihre Anfrage mit Ihrer vollständige Postanschrift sowie einer kurzen Begründung, weshalb Sie dieses Werk besprechen wollen, an: editor@dguf.de.

Alle Rezensionsangebote der "Archäologischen Informationen" mit weiteren Informationen zu Modalitäten und Ablauf: http://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/publikationen/AI/DGUF-Dok_Arch-Inf_Rezensionsangebote.pdf

Mehr zum Buch: https://www.cambridge.org/de/academic/subjects/archaeology/archaeology-europe-and-near-and-middle-east/textile-revolution-bronze-age-europe-production-specialisation-consumption?format=HB

 

2         Tagungen und Veranstaltungen

2.1        "Wissenschaftliche Gesellschaften – Standortbestimmung und Perspektiven" (Wien, 13.-16.5.; CfP bis 20.2.)

Der Fokus des Symposiums, welches die Anthropologische Gesellschaft in Wien (AG) und die Österreichische Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte (ÖGUF) gemeinsam veranstalten, soll auf einer Standortbestimmung und einem Ausblick auf die künftigen Aufgaben wissenschaftlicher Gesellschaften (learned societies) liegen: Jede wissenschaftliche Gesellschaft hat ihre eigenen Strategien entwickelt, um ihre Hauptanliegen, Kompetenzen und Netzwerke kulturvermittelnd und wissenschaftsfördernd an ein treues Zielpublikum weiterzugeben. Die zunehmende Digitalisierung in allen Bereichen bringe es jedoch mit sich, dass persönliche Treffen und Sitzungen zum Zweck eines Informationsaustausches scheinbar überflüssig werden bzw. immer mehr in den Hintergrund treten. Das gelte auch zunehmend für den Bildungsauftrag solcher Gesellschaften. Debattiert werden sollen Fragen wie: Sind wissenschaftliche Gesellschaften bloß zu in ihren inneren Strukturen verhafteten Institutionen geworden? Welche Anreize bieten wissenschaftliche Gesellschaften einer modernen Scientific Community? Welche Aufgaben nehmen wissenschaftliche Gesellschaften in der aktuellen fachspezifischen Kulturvermittlung und Öffentlichkeitsarbeit wahr? Was ist der Mehrwert für die Mitglieder der wissenschaftlichen Gesellschaften? Welchen Weg haben wissenschaftliche Gesellschaften bisher beschritten bzw. welche Strategien waren vorteilhaft bzw. wurden erfolgreich umgesetzt oder auch nicht? Die Veranstalter laden wissenschaftliche Gesellschaften ein, sich auf dem Symposium mit einem Vortrag zu präsentieren. Um ein kurzes Abstract mit Titel wird bis 20.2. gebeten.

https://www.oeguf.ac.at/images/Symposien/Wien/OEGUF_AGSymposium_Wien2020_Cfp.pdf

 

3         Forschung

3.1        Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"

Arnold, B. (2020). Review of: Wendling, H., u.a. (Hrsg.) (2019). Übergangswelten – Todesriten: Forschungen zur Bestattungskultur der europäischen Eisenzeit. (Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas, 86). Langenweissbach: Beier & Beran. Archäologische Informationen 43, Early View, published online 27 Jan. 2020.

http://www.dguf.de/earlyview.html

 

3.2        Neu erschienen in den "Archäologischen Informationen" 42, 2019

Peter, S. (2019). "Die sitzen doch alle am Elfenbeinturm!" – Oder: Spannungsfelder in der Zusammenarbeit zwischen Bürgern und Forschern. Online publiziert 3. Jan. 2020.

Suhrbier, St. (2019). Rezension zu: Kuper, R. (2018). Inden I. Eine Siedlung der Rössener Kultur im Rheinland. (Rheinische Ausgrabungen, 76). Darmstadt: Ph. von Zabern. Online publiziert 28. Dez. 2019.

Hussain, Sh. T. & Riede, F. (2019). Zur gegenwärtigen taxonomischen Krise in der Archäologie der frühesten Menschheitsgeschichte – Bericht zum 1. CLIOARCH Workshop auf Schloss Sandbjerg, Dänemark, 27.-29. November 2019. Online publiziert 27. Dez. 2019.

Benkert, H. (2019). Review of: Busby, D. & Rutland, C. (2019). The Horse. A Natural History. Brighton: Ivy Press. Published online 23 Dec 2019.

Wilde, H. (2019). Rezension zu: Kopp, P. (2018). Funde und Befunde aus der Umgebung des Satettempels: Grabungen von 2006–2009. (Elephantine, 24; Archäologische Veröffentlichungen des Deutschen Archäologischen Instituts, 104). Wiesbaden: Harrassowitz. Online publiziert 20. Dez. 2019.

https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/issue/view/4967

 

3.3        Aktuelle Ausgrabungen und Forschung in den Medien

"Ägyptischer Priester: Forscher erwecken Stimme von 3000 Jahre alter Mumie zum Leben" (Stern, 25.1.): https://www.stern.de/panorama/wissen/aegypten--forscher-erwecken-stimme-von-3000-jahre-alter-mumie-zum-leben-9105058.html

Herculaneum: "Die Toten aus dem Bootshaus" (Süddeutsche, 24.1.): https://www.sueddeutsche.de/wissen/vesuv-pompeji-herculaneum-1.4770149

"Anthropologists confirm existence of specialized sheep-hunting camp in prehistoric Lebanon. Early evidence of complex system of hunter-gatherer practices just before domestication" (University of Toronto, 22.1.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-01/uot-ace012220.php

"Study reveals 2 writers penned landmark inscriptions in 8th-century BCE Samaria. Discovery illuminates bureaucratic apparatus of ancient kingdom of Israel, say Tel Aviv University researchers" (American Friends of Tel Aviv University, 22.1.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-01/afot-srt012220.php

"Late Neolithic Italy was home to complex networks of metal exchange. Analysis reveals where prehistoric Italian communities got their copper, from Tuscany and beyond" (PLOS, 22.1.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-01/p-lni011520.php

"Domesticated wheat has complex parentage. Wild and cultivated wheats from southeast Mediterranean and Turkey interbred during domestication" (PLOS, 22.1.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-01/p-dwh011520.php

"First ancient DNA from West/Central Africa illuminates deep human past" (Harvard Medical School, 22.1.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-01/hms-fad011720.php

"Climate (not humans) shaped early forests of New England. Historical insight alters rationale for modern land management" (Harvard University, 20.1.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-01/hu-ch011720.php und "Native Americans did not make large-scale changes to environment prior to European contact. Research offers lessons on sustainability, conservation" (Binghamton University, 20.1.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-01/bu-nad011520.php

"Festung und Wassertanks bei Bauarbeiten im Sinai gefunden" (Selkets Blog, 19.1.): https://blog.selket.de/aus-der-archaeologie/festung-und-wassertanks-bei-bauarbeiten-im-sinai-gefunden

Sachsen-Anhalt: "Das Stonehenge von Pömmelte. Das ringförmige Heiligtum an der Elbe war vor 4000 Jahren ein bedeutender Bau. Jetzt haben Forscher weitere Teile des Geländes freigelegt. Dabei entdeckten sie eine steinzeitliche Megacity" (Spiegel, 17.1.): https://www.spiegel.de/wissenschaft/ringheiligtum-von-poemmelte-wie-stonehenge-an-der-elbe-a-00000000-0002-0001-0000-000169006327

"Neandertals went underwater for their tools. Neandertals collected clam shells and pumice from coastal waters to use as tools" (PLOS, 15.1.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-01/p-nwu010820.php

"Incan Idol That Allegedly Escaped Conquistadors' Destruction Is Real, New Analysis Shows" (LiveScience, 15.1.): https://www.livescience.com/inca-deity-colors-found.html

"El 'Homo Antecessor' que habitó Atapuerca hace 800.000 años ya no tenía capacidad de trepar" (ABC, 13.1.): https://www.abc.es/espana/castilla-leon/abci-homo-antecessor-habito-atapuerca-hace-800000-no-tenia-capacidad-trepar-202001131419_noticia.html

"Die Kantonsarchäologie will 6 der 21 Grabhügel im Zigiholz im Sarmenstorfer Wald richtig konservieren" (Aargauer Zeitung, 11.1.): https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/freiamt/die-kantonsarchaeologie-will-6-der-21-grabhuegel-im-zigiholz-im-sarmenstorfer-wald-richtig-konservieren-136211017

"Einwanderung vor 1550 Jahren – Archäologische Grabfunde in Reinach" (Kanton Basel Landschaft, 10.1.): https://www.baselland.ch/politik-und-behorden/direktionen/bildungs-kultur-und-sportdirektion/medienmitteilungen/einwanderung-vor-1550-jahren-archaeologische-grabfunde-in-reinach

"Gold bar found beneath Mexico City street was part of Moctezuma's treasure" (Reuters, 10.1.): https://www.reuters.com/article/us-mexico-archeology/gold-bar-found-beneath-mexico-city-street-was-part-of-moctezumas-treasure-idUSKBN1Z90ED

"The Vikings erected a runestone out of fear of a climate catastrophe" (University of Gothenburg, 9.1.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-01/uog-tve010920.php

Heslington, York: "Secrets of an astonishingly well-preserved 2,600-year-old human brain" (CNN, 8.1.): https://edition.cnn.com/2020/01/08/health/ancient-heslington-brain-scn-trnd/index.html

"More Terracotta Warriors unearthed nearby Emperor Qinshihuang's mausoleum" (Xinhua, 31.12.): http://www.xinhuanet.com/english/2019-12/31/c_138669212.htm und "Unheimliche Terrakotta-Armee gibt ihre Geheimnisse preis – weitere 200 Soldaten entdeckt" (Stern, 8.1.): https://www.stern.de/digital/technik/unheimliche-terrakotta-armee-gibt-ihre-geheimisse-frei---weitere-200-soldaten-entdeckt-9078932.html

"Early humans revealed to have engineered optimized stone tools at Olduvai Gorge" (University of Kent, 8.1.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-01/uok-ehr010720.php

Jerusalem: "Seltene Ausgrabungen. Archäologen finden Hinweise auf 2000 Jahre alten Marktplatz entlang der Pilgerstraße zum Tempelberg" (Jüdische Allgemeine, 7.1.): https://www.juedische-allgemeine.de/israel/seltene-ausgrabungen

"Zeitreise zurück bis ins 1. Jahrtausend vor Christus. Neue Multimedia-Reportage: Seit 1997 graben und forschen Altertums-Experten in der antiken Stadt Doliche" (Universität Münster, 7.1.): https://www.uni-muenster.de/news/view.php?cmdid=10739

"Archaeologists find graves of high-status Romans in Somerset. Discovery of unusual cemetery in Somerton offers clues as to standing of those buried there" (The Guardian, 7.1.): https://www.theguardian.com/uk-news/2020/jan/07/archaeologists-discover-graves-high-status-romans-somerton-somerset

"Stadtjubiläum: Gründung Freiburgs vor 900 Jahren war eine Machtdemonstration der Zähringer" (Badische Zeitung, 6.1.): https://www.badische-zeitung.de/gruendung-freiburgs-vor-900-jahren-war-eine-machtdemonstration-der-zaehringer

"First Greek Helmet Discovered North of the Black Sea in Russia" (Greek Asia, 6.1.): https://greekasia.blogspot.com/2020/01/first-greek-helmet-discovered-north-of.html

"Essen: Archäologe legt Wagenspuren aus dem Mittelalter frei" (WAZ, 6.1.): https://www.waz.de/staedte/essen/essen-archaeologe-legt-wagenspuren-aus-dem-mittelalter-frei-id228070659.html

"Taucher untersuchen Pfahlbauten im Thunersee. Von Januar bis März untersuchen Archäologen die bronzezeitlichen Pfahlbauten, die vor fünf Jahren im Thunersee entdeckt worden sind" (Der Bund, 6.1.): https://www.derbund.ch/bern/taucher-untersuchen-pfahlbauten-im-thunersee/story/25258370

"Over-hunting walruses contributed to the collapse of Norse Greenland, study suggests" (University of Cambridge, 6.1.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-01/uoc-owc010320.php

"Arctic island woolly mammoth shows strongest evidence yet of human slaughter and butchering" (The Siberian Times, 3.1.): https://siberiantimes.com/other/others/features/arctic-island-woolly-mammoth-shows-strongest-evidence-yet-of-human-slaughter-and-butchering/

"How the extinction of ice age mammals may have forced us to invent civilisation" (The Conversation, 3.1.): https://theconversation.com/how-the-extinction-of-ice-age-mammals-may-have-forced-us-to-invent-civilisation-128799

"Early modern humans cooked starchy food in South Africa, 170,000 years ago. The discovery also points to food being shared and the use of wooden digging sticks to extract the plants from the ground" (University of the Witwatersrand, 2.1.): https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-01/uotw-emh010220.php

"Demon with Forked Tongue Found on Clay Tablet in Library of Assyrian Exorcists" (LiveScience, 2.1.): https://www.livescience.com/assyrian-demon-tablet-found.html

"Udo aus der Tongrube. In diesem Jahr haben Altertumsexperten Erstaunliches entdeckt. Unter den Highlights 2019: ein See voller Knochen und die älteste Hochgebirgssiedlung der Welt" (Spiegel, 31.12.): https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/das-sind-die-archaeologie-funde-des-jahres-2019-a-1300598.html

Äthiopien: "Das älteste Hochhaus in Afrika" (WDR, 31.12.; Audio, 6:26 Min.): https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr3/wdr3-kultur-am-mittag/audio-das-aelteste-hochhaus-in-afrika-100.html

"Mehrere Sphingen aus Luxor sollen nach Kairo" (Selkets Blog, 29.12.): https://blog.selket.de/tourismus-aegypten/mehrere-sphingen-aus-luxor-sollen-nach-kairo

"Archaeologists discover remains of vast Mayan palace in Mexico. Ancient building found 100 miles west of Cancùn estimated to be more than 1,000 years old" (The Guardian, 27.12.): https://www.theguardian.com/world/2019/dec/27/archaeologists-discover-remains-of-vast-mayan-palace

"Large scale feasts at ancient capital of Ulster drew crowds from across Iron Age Ireland. Study explores scale of human mobility through analysis of animal bones" (Cardiff University, 24.12.): https://eurekalert.org/pub_releases/2019-12/cu-lsf121919.php

Schottland: "Lewis stone circle has star-shaped lightning strike" (BBC, 23.12.): https://www.bbc.com/news/uk-scotland-highlands-islands-50891787

"Archaeological discoveries are happening faster than ever before, helping refine the human story" (The Conversation, 23.12.): https://theconversation.com/archaeological-discoveries-are-happening-faster-than-ever-before-helping-refine-the-human-story-128743

"Archäologie in Krefeld : Sensationsfund aus vorchristlicher Zeit" (Rheinische Post, 19.12.): https://rp-online.de/nrw/staedte/krefeld/sesationsfund-in-krefeld-archaeologen-entdecken-umbo-aus-dem-1-jahrhundert-vor-christus_aid-47812733

"New archaeological discoveries reveal birch bark tar was used in medieval England" (University of Bristol, 19.12.): https://eurekalert.org/pub_releases/2019-12/uob-nad121919.php

"Goldverzierte Fürstengräber gefunden. In der griechischen Stadt Pylos ist Archäologen ein sensationeller Fund gelungen. Sie haben zwei 3500 Jahre alte Gräber frei gelegt, die einst wohl mit Blattgold ausgekleidet waren" (Spektrum, 18.12.): https://www.spektrum.de/news/goldverzierte-fuerstengraeber-gefunden/1693786

 

3.4        Mit Waffen beigesetzte Frauen und ein altbekannter Mythos

Im Südwesten Russlands, im Gebiet des Flusses Don, dokumentierte ein Archäologenteam der Russischen Akademie der Wissenschaften die Mehrfachbestattung von vier weiblichen Individuen in einem Grabhügel. Die Anlage aus Holz und Lehm datiert die Gräber in das 4. Jh. v. Chr. Es handelt sich bei den Bestatteten um zwei junge erwachsene Frauen, ein 12-13 Jahre altes Mädchen und eine Frau im Alter von 45-50 Jahren. Zu den zahlreichen Beigaben zählen Waffen, wie Pfeilspitzen und Speere, sowie Pferdegeschirr. Die älteste Frau wurde zudem mit einem prächtigen Kopfschmuck aus Gold bestattet. Die Gräber gehören zu einem Bestattungsplatz, der insgesamt 19 Grabhügel umfasst. Die reiche Bestattung weist auf die besondere Stellung der Frauen hin. Ein wehrhafter Charakter wird ihnen durch die Waffen verliehen. Seit dem 7. Jh. v. Chr. sind die Skythen in diesem Gebiet nachweisbar. Aus dem Kulturkreis skythenzeitlicher Reiternomaden des eurasischen Steppengürtels sind im 1. Jahrtausend v. Chr. zahlreiche Grabanlagen bekannt. Befunde dieser Art werden gerne mit dem Amazonen-Mythos der antiken Geschichtsschreiber in Verbindung gebracht: mächtigen Kriegerinnen, die zu Pferde mit Pfeil und Bogen kämpften.

"Amazonen-Grab“ entdeckt" (damals, 2.1.): https://www.wissenschaft.de/geschichte-archaeologie/amazonen-grab-entdeckt/

"Speere, Gold und die stolze Haltung von Kriegerinnen – so wurden vier Amazonen beigesetzt" (Stern, 15.1. ): https://www.stern.de/panorama/wissen/speere--gold-und-die-stolze-haltung-von-kriegerinnen---so-wurden-vier-amazonen-beigesetzt--9085674.html

"Донская археологическая экспедиция" (Archäologische Don-Expedition, Institut für Archäologie der Russischen Akademie der Wissenschaften, o. D.): https://www.archaeolog.ru/ru/expeditions/expeditions-2019/donskaya-arkheologicheskaya-ekspeditsiya

 

3.5        Pseudoneglect: Rätsel frühneolithischer Haus-Ausrichtungen endlich gelöst?

Schon mal von "Pseudoneglect" gehört? Wir auch nicht ... In der Wahrnehmungspsychologie bezeichnet der Begriff die Eigenschaft, "dass gesunde Menschen ihr linkes Gesichtsfeld gegenüber dem rechten bevorzugen und deshalb eine Linie regelhaft links der Mitte teilen". Okay, die DGUF-To-Do-Listen also nach links, die übrig gebliebenen Schoko-Weihnachtsmänner nach rechts - aber was hat das mit Archäologie zu tun? Eine kürzlich in PLOS ONE erschienene Studie macht diesen "Knick in der Pupille" für die Ausrichtungsunterschiede frühneolithischer, sprich bandkeramischer Häuser in der Slowakei verantwortlich: Beim Versuch, einen zum alten Haus bzw. zum Nachbargebäude parallelen Neubau zu errichten, seien die LBK-Baumeister wegen des Pseudoneglects unbewusst nach links abgewichen, das neue Gebäude sei also leicht gegen den Uhrzeigersinn verdreht gewesen. Die in der Studie verwendeten Siedlungspläne wurden dabei anhand von Magnetikdaten erarbeitet, die Siedlungsabfolgen mit zahlreichen C14-Daten überprüft. Um 3 bis 5 Grad wiche der Neubau jeweils in seiner Ausrichtung gegenüber dem Referenzbau ab - für die Häuslebauer nicht wahrnehmbar, für den Archäologen aber sehr gut messbar. Spannend - sollte sich hier ein neuer Proxy zur Entwirrung von LBK-Fundplätzen ergeben, der sogar ohne Ausgrabung funktioniert? Lässt sich der Pseudoneglect-Drehwurm vielleicht auch auf andere Zeiten und Befundgattungen übertragen? Und warum denkt der Newsletter-Autor gerade an (Reihen-)Gräberfelder? Interessant wäre es auch, noch einen Schritt weiterzudenken: Woran wird denn eigentlich das erste Gebäude ausgerichtet und warum spielt es keine Rolle, wenn nach ein paar Hausgenerationen die komplette Überbauung um 30 Grad verdreht steht? Wie dem auch sei - ein spannender Ansatz, der eine Weiterverfolgung verdient!

Nils Müller-Scheeßel, Johannes Müller, Ivan Cheben, Wiebke Mainusch, Knut Rassmann, Wolfgang Rabbel, Erica Corradini und Martin Furholt: "A new approach to the temporal significance of house orientations in European Early Neolithic settlements" (PLOS ONE, 10.1.): https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0226082

"Immer gegen den Uhrzeigersinn. Rätsel frühneolithischer Hausausrichtungen endlich gelöst" (Pressemeldung der Universität Kiel, 10.1.): https://idw-online.de/en/news729730

Pseudoneglect (Wikipedia): https://de.wikipedia.org/wiki/Pseudoneglect

 

3.6        Nicht neu, aber jetzt auch durch Genetik-Studie belegt: Awaren stammen aus Asien!

Am 22.1. hat eine ungarische Forschungsgruppe in "Scientific Reports", einer von der Nature Publishing Group herausgegebenen Open-Access-Zeitschrift, eine Studie zur Genetik der Awaren im Theiss-Gebiet (Ungarn) publiziert. Im Fokus der Untersuchung an insgesamt 26 Individuen (18 Männer, 8 Frauen) von 10 Gräberfeldern der Region standen Elite-Gräber der sog. Kunbábony-Gruppe aus dem 7. Jahrhundert. Die Studie weist nach, dass die Awaren aus Asien stammen und die männliche Elite sehr wenig europäische Gene aufweist, vielmehr stark untereinander verwandt ist. Zur langobardischen Vorbevölkerung jener Region gibt es keinerlei genetische Ähnlichkeiten. Was daran neu ist? Nichts. Die Studie enthält keine historisch relevanten Tatsachen, die nicht schon in älteren historischen und archäologischen Studien nachgewiesen worden wären. Doch wie heißt es aus sich endlos ausdehnenden Gremiensitzungen: "Es wurde schon alles gesagt, aber noch nicht von Jedem."

Csáky, V., Gerber, D., Koncz, I. et al. (2020). Genetic insights into the social organisation of the Avar period elite in the 7th century AD Carpathian Basin. Scientific Reports 10, 948. https://doi.org/10.1038/s41598-019-57378-8: https://www.nature.com/articles/s41598-019-57378-8

 

3.7        Neuerscheinung: "Siedlungsstrukturen im Neolithikum – Zwischen Regel und Ausnahme"

Der neue Sammelband in der von der AG Neolithikum herausgegebenen Schriftenreihe "Fokus Jungsteinzeit" legt 13 Aufsätze vor, die aus den Tagungen der Arbeitsgemeinschaft in Berlin (8. DAK, 2014) und in Erfurt (Jahrestagung MOVA & WSVA, 2015) hervorgingen. Eine Stärke des Bandes sind gewiss drei Aufsätze zum neolithischen Siedlungswesen in der Schweiz, wo dank der dichten dendrochronologischen Datierungen Aussagen in besonders hoher Zeitauflösung möglich sind. Die Beiträge des Bandes decken die Zeitspanne vom Alt- bis Endneolithikum ab und berühren neben Deutschland und der Schweiz auch das Siedlungswesen in Ostfrankreich. Ein Inhaltsverzeichnis findet sich auf der Verlagswebsite.

https://www.weltunderde.com/b%C3%BCcher/fokus-jungsteinzeit/band-7/

 

3.8        Saving Time: Conservation as a Means for Preserving and Advancing Archaeological Context

Archaeological conservators are increasingly being utilised as on-site material scientists, instrumentation authorities, and micro- and macro-excavation specialists. A continuing dialogue between conservators and archaeologists serves to further advance contextual theory while balancing the pragmatic needs of archaeology. This session of the TAG conference 2017 looked to explore the ways in which conservation can benefit archaeological practice and provide insight before, during, and after excavations. Doug RocksMacqueen now offers six presentations plus their presentations as videos on his blog.

https://dougsarchaeology.wordpress.com/2020/01/22/saving-time-conservation-as-a-means-for-preserving-and-advancing-archaeological-context/

 

4         Archäoinformatik

4.1        Wo endet eine Siedlung? - ein empirisch-statistischer Lösungsansatz u.a. für Grabungen von linearen Projekten

Was ist ein archäologischer Fundplatz, und wo endet er? Diese Frage ist in der Archäologie weder selten noch neu. Wiederholt bei Prospektionen begangene Flächen mit all ihren Einzelfunden, oft gar mehrperiodig, dazu Negativflächen, eine anlässlich einer Straßenerweiterung gegrabene Teilfäche usw. lassen sich im Archiv der Bodendenkmalpflege zwar praktisch handhabbar jeweils isoliert als "Aktivität" verbuchen, doch das sind keine historischen Einheiten, mit denen auf einer abstrakteren Ebene gearbeitet werden kann. Am Ende wollen die Einzelbeobachtungen aggregiert werden zu historischen Einheiten. Doch ob im Einzelfall eine große Siedlung vorliegt, oder z. B. mehrere benachbarte Einzelhöfe usw., das sind komplexe methodische Fragen, die derzeit eher pragmatisch und erfahrungsgeleitet angegangen werden. Statt einer Einordnung "nach Gefühl und Wellenschlag" bietet Sophie C. Schmidt in ihrem Aufsatz einen systematischen, regelbasierten Ansatz zur Beantwortung an, indem sie ein statistisch klares Vorgehen vorschlägt. Ansatz- und Ausgangpunkt sind die Lagekoordinaten aller Befunde, die sich in ihrem Testfall aus einem linearen Projekt ergaben, und für die der räumliche Abstand aller einzelnen Befunde mit allen anderen Befunden ermittelt wird. Diese Abstände lassen sich mit Hilfe von Schätzungen der empirischen Dichtefunktion mit Hilfe von Kernschätzern analysieren; an Häufungen der gesammelten Befundabstände sowie deren Minima lassen sich jene Befunde erkennen, die zueinander gehören, und von denen abgrenzen, die bereits ungewöhnlich weit zum Rest liegen. Bei diesem empirischen Vorgehen bedarf es keiner schematischen Annahmen und Grenzziehungen vorab, sondern aus den Befunden selbst heraus werden die Zusammengehörigkeiten abgeleitet, die auf mehrperiodigen Plätzen auch periodenspezifisch unterschiedlich ausfallen können. Ein Vorgehen auf Befundebene, das - so die Autorin - auf höherer Ebene auf sehr lückenhafte Siedlungsbilder eher nicht anwendbar ist - aber ein diesbezüglicher Test steht wohl noch aus.

Schmidt, S. C. (2020). Siedlungsgrößen und Abstände zwischen Siedlungsstandorten – eine geostatistische Analyse von Transektdaten. Praehistor. Zeitschr. 2020 (Early View): https://doi.org/10.1515/pz-2019-0015 (closed access).

 

4.2        Kostenloser Online-Kurs "Künstliche Intelligenz"

KI ist derzeit ein Buzzword, doch was genau ist das, und: wie geht das? Die Universität Helsinki bietet dazu einen 2018 entwickelten, ebenso anspruchsvollen wie vielgelobten Online-Kurs "Elements of AI" an, dessen erster Teil inzwischen mehr als 200.000 Mal gebucht wurde. Dank einer Initiative des Deutschen Industrie- und Handelskammertags e. V. steht der Kurs nun auch in deutscher Sprache bereit. An der Uni Helsinki ist der Kurs auf 30 ECTS-Punkte anlegt, d. h. für ein ernsthaftes und vollständiges Durcharbeiten sollte man ca. 60 Stunden Arbeitszeit einsetzen. Für die Teilnahme an "The Elements of AI" sind weder Kenntnisse in höherer Mathematik noch Informatikwissen erforderlich, lediglich mathematisches Grundwissen. Die Teilnahme ist kostenlos. Um am Kurs teilzunehmen und alle Kursinhalte zu sehen, ist keine Registrierung notwendig; die Veranstalter empfehlen jedoch sehr, sich zu registrieren, wenn man den Kurs von Anfang bis Ende absolvieren und dabei den eigenen Fortschritt und die abgeschlossenen Übungen im Blick behalten möchte.

"Elements of AI" (Universität Helsinki): https://www.elementsofai.de/

 

5         Kulturgutschutz

5.1        Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien

Ureinwohner: "Urteil zu schwedischen Samen: Wer darf Rentiere jagen?" (Tagesschau, 23.1.): https://www.tagesschau.de/ausland/schweden-sameby-101.html

"Met police and British Museum help Afghans recover looted ancient masterpiece. Surkh Kotal temple sculpture was discovered on a UK auctioneer’s website" (The Guardian, 18.1.): https://www.theguardian.com/culture/2020/jan/18/met-police-help-recover-afghan-sculpture-looted-kabul

"Die letzten Tage von Hasankeyf. Hasankeyf, eine der ältesten dauerhaft bewohnten Siedlungen der Menschheit, wird unter einem Stausee begraben. Fotograf Mehmet Kaçmaz hält den Verlust des Kulturerbes in der Türkei fest" (3sat, 17.1.): https://www.3sat.de/kultur/kulturzeit/die-letzten-tage-von-hasankeyf-100.html

"Apokalyptisches Wildfeuer in Australien - Bedrohung für Felsbilder der Aboriginees?" (Archaeologik, 13.1.): https://archaeologik.blogspot.com/2020/01/apokalyptisches-wildfeuer-in-australien.html

Auktionshäuser: "Provenienzen erstunken und erlogen - bestenfalls geschönt ..." (Archaeologik, 9.1.): https://archaeologik.blogspot.com/2020/01/provenienzen-erstunken-und-erlogen.html

"Die Dateien des Dr. Tsirogiannis. Ein griechischer Archäologe hat eine geheime Datenbank illegal ausgegrabener Antiquitäten aufgebaut, um die Netzwerke der Raubgräber und ihrer Hehler offenzulegen. Aber auch Händler und Auktionshäuser lehrt er damit das Fürchten" (FAZ, 9.1.): https://www.faz.net/aktuell/wissen/die-dateien-des-dr-tsirogiannis-16564076.html

"Ministerin Scharrenbach: Niedergermanischer Limes soll UNESCO-Welterbe werden – Antrag ist jetzt eingereicht" (Land NRW, 9.1.): https://www.land.nrw/de/pressemitteilung/ministerin-scharrenbach-niedergermanischer-limes-soll-unesco-welterbe-werden-antrag

"Kulturgut in Syrien und Irak (November/ Dezember 2019)" (Archaeologik, 6.1.): https://archaeologik.blogspot.com/2020/01/kulturgut-in-syrien-und-irak-november.html

"Nighthawkers continue to threaten Suffolk's heritage" (East Aglian Daily Times, 4.1.): https://www.eadt.co.uk/news/illegal-treasure-hunting-threatens-suffolk-s-heritage-1-6446376

"France returns looted relics to Pakistan" (Arab News, 3.1.): https://www.arabnews.pk/node/1519886/pakistan

"Egypt's monuments face climate change threat. Virtually all open-air archaeological sites in Egypt are in danger from stronger winds and humidity, higher temperatures and bigger floods" (Middle East Online, 20.12.): https://middle-east-online.com/en/egypts-monuments-face-climate-change-threat

 

5.2        Ein schwerer Schlag für die USA: Donald Trump droht Zerstörung iranischer Kulturstätten an und erfährt weltweiten Widerspruch

"If Iran strikes any Americans, or American assets, we have targeted 52 Iranian sites (representing the 52 American hostages taken by Iran many years ago), some at a very high level & important to Iran & the Iranian culture, and those targets, and Iran itself, WILL BE HIT VERY FAST AND VERY HARD." Diese Ankündigung von US-Präsident Donald Trumps, Kulturstätten des Iran bombardieren zu lassen, sollte sich die Iraner an der Tötung des iranischen Generals Ghassem Soleimani rächen, sorgte Anfang Januar für internationales Aufsehen. Denn sein Ansinnen lässt nicht nur tief in die Person Trump blicken, sondern wäre ein Kriegsverbrechen. Zahllose Institutionen und Regierungen weltweit ermahnten die USA umgehend, sich an internationale Übereinkommen zum Schutz von Kulturstätten zu halten. Francesco Bandarin, der stv. Generaldirektor "Kultur" bei der UNESCO, erinnerte in "The Art Newspaper" an die absichtsvollen Zerstörungen von Kulturgut im bewaffneten Konflikt der jüngeren Vergangenheit, z. B. das Bombardement von Dubrovnik 1991 oder die Beschädigungen Timbuktus durch Salafisten im Jahr 2012. Vor Trump habe als Staatsoberhaupt zuletzt das Nazi-Regime im Rahmen einer politischen und militärischen Auseinandersetzung ausdrücklich auf das kulturelle Erbe abgezielt: Am 24.4.1942 kündigte die damalige Regierung des Deutschen Reichs Vergeltung für die britischen Bombenangriffe auf Lübeck und Rostock an: "Wir werden alle Gebäude in Großbritannien bombardieren, die im Beadeker mit drei Sternen ausgezeichnet sind" (daher rührt übrigens im englischen Sprachraum der Name "Baedeker Blitz" oder auch "Baedeker Raids"). Diese Operation traf die historischen Städte Exeter, Bath, York, Norwich und Canterbury, worauf die Briten und Alliierten wiederum mehr als tausend historische Städte Deutschlands in Trümmer legten. "It may be that Trump’s tweet will remain a rhetorical flourish", schrieb Bandarin, "but the mere fact that the president of the US can make such a threat is a matter of the greatest concern." Am selben Tag widersprach das Pentagon Trump öffentlich; Verteidigungsminister Mark Esper erklärte, die USA würden sich an die Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten der UNESCO von 1954 halten. Einen Tag später, am 7.1., ruderte Trump schließlich missmutig zurück: Es sei "okay" für ihn, internationales Recht zu befolgen. Das ZDF zitiert ihn mit der Äußerung: "Wissen Sie was: Wenn das das Recht ist, ich halte mich gerne an das Recht." Die "Süddeutsche" resümiert, Trumps Drohung habe die USA tief getroffen. Die Zeitung zitiert die Washington Post, die frage: "Wenn wir die neuen Barbaren sind, was sind unsere Grenzen? Haben wir überhaupt noch welche?". Der US-amerikanische Präsident hat nach Meinung der "Süddeutschen" mit seiner Drohung vorübergehend den kulturellen Nihilismus des IS erreicht. Das gemeinsame Menschheitserbe möge "ein verlogenes Konzept des Westens sein, um seine Ansprüche auf antike Stätten des Nahen Ostens zu rechtfertigen. Aber ihr Schutz gehörte zum westlichen Wertekanon wie Demokratie und Folterverbot."

Donald Trump, Tweet vom 4.1.: https://twitter.com/realDonaldTrump/status/1213593975732527112

"Defenders of History Take Aim at Trump’s Threat to Strike Iran’s Cultural Sites. Military attacks against cultural sites are against international law, and the United States has condemned the Islamic State and Taliban for similar destruction" (The New York Times, 5.1.): https://www.nytimes.com/2020/01/05/world/middleeast/trump-cultural-sites.html

"Trump droht dem Iran mit der Zerstörung von Kulturgut - mit einem Kriegsverbrechen" (Archaeologik, 5.1.): https://archaeologik.blogspot.com/2020/01/trump-droht-dem-iran-mit-der-zerstorung.html

"AIA Statement Condemning Intentional Targeting of Iranian Cultural Heritage Sites" (Archaeological Institute of America, 6.1.): https://www.archaeological.org/aia-statement-condemning-intentional-targeting-of-iranian-cultural-heritage-sites

"Boris Johnson warns Donald Trump not to bomb cultural sites in Iran amid rising Middle East tensions" (Politics Home, 6.1.): https://www.politicshome.com/news/world/middle-east/news/108861/boris-johnson-warns-donald-trump-not-bomb-cultural-sites-iran

"Pentagon Rules Out Striking Iranian Cultural Sites, Contradicting Trump. The defense secretary acknowledged that 'the laws of armed conflict' prohibited attacking antiquities and said the military had no plans to do so, even though the president declared them targets" (The New York Times, 6.1.): https://www.nytimes.com/2020/01/06/us/politics/trump-esper-iran-cultural-sites.html

Francesco Bandarin: "If the US destroys Iranian cultural sites, President Trump will be criminally liable by international law. The US is signatory to The Hague Convention for the Protection of Cultural Property in the Event of Armed Conflict, which forbids any act of hostility to cultural property" (The Art Newspaper, 6.1.): https://www.theartnewspaper.com/analysis/if-the-us-destroys-iranian-cultural-sites-president-trump-will-be-criminally-liable-by-international-law

"#IranianCulturalSites - Reaktionen auf Trumps angedrohtes Kriegsverbrechen" (Archaeologik, 7.1.): https://archaeologik.blogspot.com/2020/01/iranianculturalsites-reaktionen-auf.html

"Iranische Kulturgüter - Trump nimmt Angriffsdrohungen zurück" (ZDF, 7.1.): https://www.zdf.de/nachrichten/heute/trump-nimmt-angriffsdrohungen-auf-iranische-kulturstaette-zurueck-100.html

"Pentagon Contradicts Trump, Says U.S. Won’t Strike Iran’s Cultural Sites. Defense Secretary Mark Esper said America would 'follow the laws of armed conflict' if tensions with Iran escalate" (The Huffington Post, 7.1.): https://www.huffpost.com/entry/mark-esper-iran-cultural-sites-war-crime_n_5e13e042e4b0843d36179c0c

"Trumps Drohung gegen Iran: Persepolis und die Barbaren" (Süddeutsche, 7.1.): https://www.sueddeutsche.de/kultur/iran-weltkulturerbe-usa-drohung-bomben-1.4746881

"A dark threat to commit crimes against Iranian culture" (Illicit Cultural Property, 7.1.): http://illicitculturalproperty.com/a-dark-threat-to-commit-crimes-against-iranian-culture/

"The criticism of Trump´s threat to hit cultural sites in Iran is not sustainable" (UNESCO Chair on Heritage Futures, o. D.): http://blogg.lnu.se/unesco/?p=858

"EAA statement on threats against heritage" (8.1.): https://www.e-a-a.org/EAA/Navigation_News/Iran.aspx

Peter Stone, "Destroying cultural heritage is an attack on humanity’s past and present – it must be prevented" (The Conversation, 10.1.): https://theconversation.com/destroying-cultural-heritage-is-an-attack-on-humanitys-past-and-present-it-must-be-prevented-129412

 

6         Studium, Job-Themen und Personalia

6.1        Erinnerung: 31. Jan. 2020 = nächster Meldeschluss VG Wort für den Bereich Wissenschaft

Kolleginnen und Kollegen, die im Jahr 2019 wissenschaftliche Aufsätze oder Monografien publiziert haben, seien an den nächsten Meldeschluss bei der VG Wort erinnert: 31.1. Wer zuvor einen Wahrnehmungsvertrag mit der VG Wort geschlossen hat (dies ist Voraussetzung für das Melden-Können), kann dann an den jährlichen Tantiemenausschüttungen teilnehmen. Deren Höhe schwankt jährlich etwas, für das Jahr 2018 betrugen sie 3,50 Euro pro Normseite bei Aufsätzen und 1.900 Euro für ein gedrucktes Buch. Am 31.12. endete die Übergangsfrist, während der auch Titelmeldungen möglich waren für Kollegen, die noch keinen Wahrnehmungsvertrag geschlossen haben. Für die Betroffenen gilt: "don't panic!" - die nächste Frist für das Abschließen eines Wahrnehmungsvertrages ist der 31.12.2020, und danach können (beim erstmaligen Anmelden) auch ältere Beiträge z.B. aus dem Jahr 2019 angemeldet werden.

Website VG Wort: https://www.vgwort.de/startseite

Startseite Meldeportal T.O.M.: https://tom.vgwort.de/portal/index

 

6.2        System Wissenschaft: Schlechte psychische Gesundheit, enorme Arbeitsbelastung, allmächtige Professoren

4.300 Forscherinnen und Forscher aus 87 Ländern, drei Viertel aus Großbritannien, hat der britische Wellcome Trust gefragt, wie sie über die Kultur des Forschungsbereichs denken, in dem sie tätig sind. Die Ergebnisse fasst die Süddeutsche Zeitung so zusammen: "80 Prozent der Befragten klagen, dass der extreme Wettbewerb im Wissenschaftsbetrieb zu einem feindseligen Arbeitsumfeld führt, die Hälfte hat mit Depressionen und Ängsten zu kämpfen, 43 Prozent berichten, sie hätten schon mal mit Mobbing und Belästigung zu tun gehabt. Zwei Drittel arbeitet mehr als 40 Stunden die Woche, und nur weniger als ein Drittel glaubt, einen sicheren Arbeitsplatz zu haben. Und dennoch bekunden die meisten Leidenschaft für ihre Profession." Die Forschenden an der Spitze der Hierarchie scheinen allmächtig, jeder ihrer Fehler werde gedeckt; die "weiter unten" fühlen sich Willkür gegenüber machtlos. Im Guardian berichtet ein Wissenschaftler von den Zuständen, wie er sie als Doktorand wahrnimmt, und schreibt: "If mental illness occurred at the same frequency in any other sector, the authorities would be demanding immediate reform, under the threat of litigation and permanent closure. The only reason PhD researchers are exempt from government legislation is because they are students rather than employees." Abgesehen von schlechtem Benehmen und schlechtem Management habe der Druck, Drittmittel einzutreiben und Veröffentlichungen herauszugeben, für Wissenschaftler zugenommen und damit die Versuchung, nach "Abkürzungen" zu suchen, schreibt der Guardian in einem weiteren Beitrag. Das Ergebnis könnten verschwendete Forschungsgelder sein, da fehlerhafte Experimente zu zurückgezogenen Papieren und im schlimmsten Fall zu regelrechtem Betrug und Fälschung führen.

Studie: "What researchers think about the culture they work in" (Wellcome Trust, 15.1.): https://wellcome.ac.uk/reports/what-researchers-think-about-research-culture

"Forschungsbetrieb: Perfides System für junge Wissenschaftler" (Süddeutsche, 18.1.): https://www.sueddeutsche.de/wissen/wissenschaft-forschung-nachwuchs-1.4757499

"Researchers facing ‘shocking’ levels of stress, survey reveals. Nearly two thirds of those who took part had witnessed bullying or harassment" (The Guardian, 15.1.): https://www.theguardian.com/society/2020/jan/15/researchers-facing-shocking-levels-of-stress-survey-reveals

"Academia is built on exploitation. We must break this vicious circle. What did I find when I joined a university? Poor mental health, huge workloads, ego-driven professors and rampant plagiarism" (The Guardian, 18.1.): https://www.theguardian.com/higher-education-network/2018/may/18/academia-exploitation-university-mental-health-professors-plagiarism

 

6.3        Auszeichnung für Geesche Wilts' Blog "Miss Jones"

"Es gibt viele schöne und wertvolle Blogs, die unentdeckt bleiben, wenn man sie nicht einmal heraushebt aus der grauen Masse", schreibt der Wissenschaftsjournalist Reiner Korbmann in seinem Blog "Wissenschaft kommuniziert" und schreibt jährlich eine Wahl zum "Wissenschafts-Blog des Jahres" aus. Als Basis für seine Auswahl der Kandidaten zieht Korbmann mit dem Top Blog-Ranking von Teads Labs ein Ranking zu Rate, das nicht nur Klickzahlen berücksichtigt, sondern auch Verlinkungen und Querverweise. Auf Platz 2 für das Jahr 2019 wurde jetzt das sehr persönlich gehaltene Blog "Miss Jones" der Archäologin Geesche Wilts gewählt. Wir gratulieren herzlich! Korbmann ist von der Wahl positiv überrascht und betont eine Besonderheit: "Geesche Wilts ist bekennende Legasthenikerin, ihr Mut, mit ihren Texten öffentlich zu wissenschaftlichen Themen aufzutreten, ist von den Lesern honoriert worden." Sieger wurde das " Zukunftsblog" der ETH Zürich.

Reiner Korbmann: " Die 'Wissenschafts-Blogs des Jahres 2019' sind gewählt: Qualität setzt sich durch" (Wissenschaft kommuniziert, 8.1.): https://wissenschaftkommuniziert.wordpress.com/2020/01/08/die-wissenschafts-blogs-des-jahres-2019-sind-gewaehlt-qualitaet-setzt-sich-durch/

Blog "Miss Jones": https://miss-jones.de

 

6.4        Autoren können zum Wahrgenommen-Werden ihrer wiss. Texte wesentlich beitragen

Ein spröder Vortragstitel und den Inhalt nur als Folien auf Zenodo, und dennoch kostbar und sehr lehrreich! Drei österreichische Bibliothekare erklären "ASEO", die akademische Variante des SEO (search engine optimization) - also wie man selbst die akademische Wahrnehmung seines wissenschaftlichen Beitrags gezielt verbessern kann. Nun, auf die Suchmaschinen selbst sowie auf Diejenigen, welche die Datenbanken im Hintergrund führen und dort bereits selektionieren und gewichten, hat der einzelne Wissenschaftler wohl kaum Einfluss. Aber diese Maschinen und Datenbanken haben Eigenheiten, aus denen man Dos und Don'ts ableiten kann, und das tut Lisa Schilhan in ihrem Vortrag anschaulich und nachvollziehbar. Keine kryptischen Titel; das Wichtige in den Titel; das Wichtigste innerhalb des Titels nach vorne schreiben; keine An- und Abführungen im Titel, generell auf Satzzeichen im Titel verzichten; kurze Sätze im Abstract; eine ORCID haben und diese verwenden, usw. usf. Wer jetzt gelangweilt denkt "steht doch schon alles in den einschlägigen DGUF-Handreichungen" hat natürlich recht ;-) Aber dennoch ist der Vortrag von L. Schilhan u. a. ein wertvoller systematischer Wegweiser für den Moment, in dem man denkt: "Mein Aufsatz ist fertig, also nun dem Herausgeber senden." Wer genau in dieser Phase nochmals innehält und ein gezieltes Nachdenken über ASEO einschiebt, tut sich und seiner akademischen Karriere Gutes.

Schilhan, Lisa; Kaier, Christian; Lackner, Karin: "Sichtbarkeit und ASEO - Publikationen besser sichtbar machen durch Academic Search Engine Optimization" (Zenodo, 10.12.2019): https://zenodo.org/record/3569323

DGUF-Handreichung "So gelingt Ihnen ein guter Aufsatztitel": https://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/publikationen/DGUF-Dok_Handreichung-Ueberschriften_ArchInf.pdf

DGUF-Handreichung "Hinweise zur Vergabe von Schlagwörtern": https://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/publikationen/DGUF-Dok_Handreichung-fuer-Autoren_Schlagwoerter.pdf

 

6.5        Dinge endlich geregelt kriegen: Hier gibt es guten, schnellen Rat

Ob man Studierender ist, Firmenchefin, Angestellte in einer Denkmalbehörde oder Doktorand: Wir alle kämpfen mit dem inneren Schweinehund, nahenden Abgabeterminen und zu vielen Aufgaben, die wir "auch noch schnell" erledigen sollen oder wollen. Hilfe versprechen zahlreiche Ratgeber – allem voran natürlich David Allens legendäres "Getting Things Done"-Konzept - , die durchzuarbeiten aber für viele von uns oft nur eine weitere Aufgabe auf der eh endlosen Liste darstellt. Die Doktorandin Justine Schöne hat alles einige Nummern kleiner in einem Blogpost zusammengefasst, den zu lesen man während einer durchschnittlichen Straßenbahnfahrt schafft: "5 Herausforderungen für die Selbstorganisation im Studium" klingt nur nach Problemskizze (obwohl die Lösungen im Fokus stehen); der Beitrag adressiert auch erst mal Studierende, aber auch Jahrzehnte später sind wir Menschen oft noch nicht schlauer in Selbstorganisation und können die Empfehlungen gut gebrauchen. Keine ist wirklich neu, aber sie alle treffen den Nagel auf den Kopf und stellen die wesentlichen Stellschrauben dar, seine Arbeit geregelt zu kriegen. Lesen. Loslegen!

Justine Schöne "5 Herausforderungen für die Selbstorganisation im Studium" (Justine Schöne, 24.1.): https://herbstjuste.wordpress.com/2020/01/24/5-herausforderungen-fuer-die-selbstorganisation-im-studium/

 

6.6        Auch weit jenseits des Ausstellungswesens relevanter Beitrag: Erfahrungen eines Gründers

In einem Blogbeitrag beschreibt Andreas Feddersen, Gründer und Geschäftsführer einer Ausstellungsagentur, seinen Berufsstart und wesentliche Erfahrungen aus 20 Berufsjahren als selbständiger Kurator und Projektentwickler. Wichtig sei, sich spätestens bei Studienende davon zu lösen, wie man durch Dritte eingeordnet und bewertet werde, und das typische "hoffentlich nehmen die mich" aus seinem Denken zu verwerfen. Für einen angehenden Kulturunternehmer sei es weitaus wichtiger, sich selbst auszuloten: Was kann ich, was will ich, was macht mir Freude und wie soll mein persönliches Geschäftsmodell aussehen? Sehr viel nötiges Fachwissen habe er erst nach dem Studium im Beruf hinzugewonnen. Ein kurzer, lesenswerter Erfahrungsbericht, der auch weit jenseits des Ausstellungswesens zutrifft.

"Berufsbilder im Kulturbereich: Freier Kurator und Projektentwickler" (kulturmanagement.net, 27.1.): https://www.kulturmanagement.net/Themen/Berufsbilder-im-Kulturbereich-Freier-Kurator-und-Projektentwickler,4079

 

7         Open Access & Open Data

7.1        Open-Access-Zeitschriften dauerhaft ohne nachhaltige externe Finanzierung?

In der jüngsten Ausgabe von "LIBREAS. Library Ideas # 36" beschäftigen sich drei erfahrene Herausgeber mit dem Thema "Platinum Open Access", d. h. mit Zeitschriften wie z. B. den "Archäologischen Informationen" der DGUF, die ohne ein Erheben von Publikationsgebühren im Open Access publizieren. Sie unterstreichen anhand von fünf näher untersuchten Beispielen, wie wichtig gerade diese Zeitschriften für den allgemeinen Wandel zum Open Access sind, da sie erheblichen Veränderungsdruck auf die konventionellen Strukturen ausüben. Andererseits legen die drei Autoren überzeugend dar, wie schwierig es ist, ohne externe Finanzierung ein solches Publikationsmodell nachhaltig aufrecht zu erhalten. Ihres Erachtens vernachlässigen die aktuellen Förder- und Finanzierungsmodelle, die den Wandel in den Open Access unterstützen wollen, genau dieses wichtige Segment. Lesenswert!

Kathrin Ganz, Marcel Wrzesinski, Markus Rauchecker: "Nachhaltige Qualitätssicherung und Finanzierung von non-APC, scholar-led Open-Access-Journalen" (Libreas 36): https://libreas.eu/ausgabe36/ganz/

 

8         Ausstellungen und Museen

8.1        Vorläufige Absage zweier geplanter Iran-Ausstellungen in Deutschland aufgrund der politischen Lage

Aufgrund der aktuellen politischen Lage im Mittleren Osten wurden zwei für dieses Jahr geplante Iran-Ausstellungen abgesagt. Das Archäologischen Museum Frankfurt gab bekannt, dass die Ausstellung "Tod im Salz. Eine archäologische Ermittlung in Persien" auf unbestimmte Zeit verschoben werde. Transport- und Versicherungsunternehmen hatten nämlich ihre Verträge gekündigt. Gezeigt werden sollten ab Ende März 2020 einzigartige, 2.400 Jahre alte Exponate aus einem Salzbergwerk im Nordwesten Irans. Auch das Badische Landesmuseum im Karlsruher Schloss sagte jetzt die für Herbst geplante Sonderausstellung "Die Perser – Am Hof der Großkönige" ab. Auch hier wurde die Versicherungsproblematik in Verbindung mit der politischen Situation als Grund angegeben.

"Two Iran exhibitions in Germany put on ice amid political tensions" (The Art Newspaper, 14.1.): https://www.theartnewspaper.com/news/iran-exhibitions-in-germany-put-on-ice-amid-political-tensions

"Nahostkrise: Ausstellung in Frankfurt abgesagt" (WDR, 16.1.): https://www1.wdr.de/kultur/kulturnachrichten/mittlerer-osten-ausstellung-abgesagt-100.html

"Iran-Krise vereitelt Schau mit Salzmumien in Frankfurt" (FAZ, 16.1.): https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/frankfurt/iran-krise-vereitelt-schau-mit-salzmumien-in-frankfurt-16584394.html

"Iran-Krise trifft das Bergbau-Museum: Schau wird abgesagt" (Westfälische Rundschau, 16.1.): https://www.wr.de/kultur/iran-krise-trifft-das-bergbau-museum-schau-wird-abgesagt-id228161519.html

"Iran-Krise verhindert Schau" (Hessenschau, 16.1.): https://www.hessenschau.de/kultur/iran-krise-verhindert-schau-in-frankfurt,kurz-iran-ausstellung-100.html

"Perser-Ausstellung im Badischen Landesmuseum abgesagt" (SWR, 14.1.): https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/karlsruhe/Wegen-Iran-Konflikt-Perser-Ausstellung-im-Badischen-Landesmuseum-verschoben,perser-ausstellung-badisches-landesmuseum-100.html

"Karlsruher Perser-Schau wegen Iran Konflikts abgesagt" (Süddeutsche Zeitung, 23.1.): https://www.sueddeutsche.de/kultur/museen-karlsruhe-karlsruher-perser-schau-wegen-iran-konflikts-abgesagt-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-200123-99-603322

"Badisches Landesmuseum muss Perser-Schau auf Eis legen" (Badische Neueste Nachrichten, 23.1.): https://bnn.de/nachrichten/kultur/badisches-landesmuseum-muss-perser-schau-auf-eis-legen

 

8.2        "Mit gutem Gespür ein Nischenthema ans Tageslicht gebracht": Die Ausstellung "Qanga – Die Geschichte Grönlands als Graphic Novel" (Frankfurt, bis 19.4.)

"Wer erzählt die Geschichte eines Volkes, das keine eigene Geschichtsschreibung hat?" Das fragt das Archäologische Museum Frankfurt auf seiner Website zur Sonderausstellung "Qanga – Die Geschichte Grönlands als Graphic Novel". Grönland ist heute Teil der so genannten Reichsgemeinschaft aus Dänemark, Grönland und den Färöer-Inseln, wobei Grönland und die Färöer mittlerweile weitreichende Autonomie besitzen. Über die Jahre entwickelte sich ein Prozess der Identitätsfindung, im Zuge dessen nun auch im Auftrag des Dänischen Nationalmuseums das vierbändige Graphic-Novel-Werk des grönländischen Zeichners Konrad Nuka Godtfredsen in Zusammenarbeit mit der Autorin Lisbeth Valgreen entstand. Die Ausstellung im Refektorium des Karmeliterklosters ist eine spannende und verheißungsvolle Kombination von kolorierten Zeichnungen Godtfredsens mit ethnologischen Objekten. Das Genre Graphic Novel wirkt hier als Form der Vermittlung einer Geschichte Grönlands, die auf Grundlage aktueller archäologischer Funde entstand und 4.500 Jahre zurückreicht. Statt für Objekte aus dem Dänischen Nationalmuseum entschied sich das Frankfurter Museum für historische Alltags- und Kultgegenstände der Inuit aus dem benachbarten Frankfurter Weltkulturen-Museum. Im Eingangsbereich und im Hauptteil des Ausstellungsraums treffen Besucher auf vier Podeste mit einer Auswahl liegender aquarellierter Zeichnungen in leuchtenden Farben. Die Sprechblasen der Originalzeichnungen blieben leer. Jeder Band von Godtfredsen wird auf einem eigenen Podest präsentiert. Der Besucher kann sich an dieser Stelle die ausliegenden Leseexemplare, je zwei Bücher pro Podest, ansehen. Wie die Ausstellung das ggf. bei großem Besucherandrang handhaben will, bleibt ein Geheimnis der Kuratoren. Großformatige Karten geben eine akkurate geographische Hilfestellung beim Erkunden der Orte jener Geschichten und Mythen Grönlands. An den Kopfenden der chronologisch aufeinander abfolgenden Podeste finden sich vertiefende Angaben zur Geschichte Grönlands. Ergänzt wird die Schau durch die Poster-Ausstellung "Our Arctic Future", die verschiedene Aspekte dieses Lebensraumes der Gegenwart beleuchtet. In Porträts und Interviews kommen verschiedene überwiegend junge Akteure aus Grönland zu Wort. Ein Mitmachbereich für Kinder und Jugendliche rundet die Ausstellung mit Mal- und Verkleidungsstationen ab. Das Archäologische Museum Frankfurt hat mit gutem Gespür ein Nischenthema ans Tageslicht gebracht, wenngleich das Ausstellungskonzept für den Museumsbesucher kein einfaches Unterfangen ist bzw. sich nicht altbekannter Vermittlungsformen bedient. Für Graphic-Novel-Liebhaber folgt noch der notwendige Hinweis, dass es die vier Bände – "The First Steps", "The Ermine", "The Scar" und "The Gift" - nur im Archäologischen Museum Frankfurt zu erwerben gibt. Die Sonderausstellung läuft seit dem 11.12. und noch bis 19.4.; sie findet in Kooperation mit der Königlich Dänischen Botschaft Berlin statt und eröffnete am 10.12. das deutsch-dänische Freundschaftsjahr.

Website zur Ausstellung: https://www.archaeologisches-museum-frankfurt.de/de/

 

9         Und sonst …

9.1        NRW: Grabungsfirmen werden nicht genannt, der Kontakt zu ihnen erschwert, Urheberschaften kaschiert: LWL weicht bewusst von den Prinzipien seriöser Wissenschaft(skommunikation) ab

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) gibt, wie andere öffentliche Körperschaften auch, regelmäßig kurze, informative Texte zu seinen Tätigkeitsgebieten heraus: teils Einladungen zu Presseterminen, teils Pressemeldungen. Schaut man die Beiträge zur Archäologie genauer an, fallen zwei Aspekte auf, die stark verwundern machen: In den Meldungen werden zunächst stets die LWL-Archäologie als Institution genannt und namentlich die seitens der LWL-Archäologie beteiligten Wissenschaftler. Das geschieht oft an erster Stelle der Texte. In der Regel wird auch die zuständige Untere Denkmalschutzbehörde genannt, und zwar als Institution wie auch namentlich ihr Vertreter. Oft wird auch der Investor genannt, und zwar im Falle von privatwirtschaftlichen Investoren auch der volle Firmenname. Bei den in den Pressemeldungen behandelten Maßnahmen handelt es sich indes sehr oft nicht um Eigenaktivitäten des LWL, sondern um Firmengrabungen. Dabei fällt auf, dass der (als Angestellter der Firma tätige) wissenschaftliche Grabungsleiter i. d. R. zwar namentlich genannt wird - gerne erst nach dem Vertreter des LWL -, niemals jedoch seine Firma! Auch in der den Meldungen angefügten Liste der Ansprechpartner für Journalisten taucht jeweils ausschließlich der LWL auf, ggf. auch die zuständige Untere Denkmalschutzbehörde, nie jedoch die ausführende Grabungsfirma. Firmenarchäologen sind also in den Meldungen des LWL trotz kurzer Formulierungen wie "der LWL in Zusammenarbeit mit einer Fachfirma" stets scheinbar Solisten, die Grabungsfirmen scheinen keiner namentlichen Erwähnung wert. Wollten Journalisten für einen ausführlicheren Beitrag direkt mit den Ausgräbern statt mit dem LWL sprechen, müssten sie deren Kontaktdaten erst recherchieren. Ihrerseits geben die Grabungsfirmen, wie die Stichproben des Autors dieses Beitrags zeigen, keine Pressemeldung heraus; ob dies seitens des LWL unerwünscht ist oder ob die Firmen schlicht zu klein sind, um ihrerseits Pressearbeit betreiben zu können, ist offen. Ein zweiter sehr ungewöhnlicher Aspekt der untersuchten LWL-Pressemeldungen ist, dass in ihnen in vielen Fällen vorrangig ein Wissenschaftler der LWL-Archäologie fachliche Einordnungen, Bewertungen bis dato ergrabener Resultate etc. vornimmt und damit zitiert wird, deutlich seltener bzw. kürzer aber die wissenschaftliche Grabungsleitung. Der Pressesprecher des LWL, Frank Tafertshofer, bestätigte dem DGUF-Newsletter gegenüber, dass Namen von Grabungsfirmen seitens des LWL grundsätzlich nicht genannt würden; eine Begründung hierfür nannte er nicht. Hinsichtlich der Personennamen bestätigte er, dass sich die Reihenfolge der Nennung nicht nach ihrem Anteil an der wissenschaftlichen Arbeit richte. - Wie ist das LWL-Vorgehen gemäß den Gepflogenheiten guter wissenschaftlicher Praxis und seriöser Wissenschaftskommunikation einzuordnen? Bei Forschungsteams, deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an mehreren Institutionen, Clustern etc. tätig sind, ist es bei wichtigen Ergebnissen durchaus üblich, dass mehrere der beteiligten Institutionen Pressemeldungen herausgeben; manchmal sind diese nahezu wortgleich, manchmal werden die jeweiligen Schwerpunkte bzw. Anteile am Ergebnis besonders hervorgehoben. Üblich ist durchaus auch, die eigenen Wissenschaftler herausgehoben zu Wort kommen zu lassen, um im Sinne eines effektiven Marketings die eigene Leistung zu verdeutlichen. Nur liegen die Leistungen des LWL zum Zeitpunkt der Veröffentlichung einer Pressemeldung v. a. bei der anfangs erfolgenden denkmalrechtlichen Bewertung und Beauflagung einer Maßnahme, und anschließend bei der allgemeinen Fachaufsicht. Das wesentliche Fachwissen, das auf einer Grabung an spezifischen Ergebnissen vorliegt, liegt im Moment der Pressemeldung bzw. des Pressetermins i. d. R. vollständig beim durchführenden Ausgräber, also der Fachfirma - sieht man von allgemeiner und sicher hoher Expertise zu einer Region in der Denkmalbehörde ab. Auch das wissenschaftliche Urheberrecht an den Grabungsergebnissen, das nicht veräußerbar, d.h. nicht an die LWL-Archäologie übertragbar ist, liegt bei der Fachfirma. In der Wissenschaft ist es üblich und sorgfältig beachtet, dass derjenige, der am meisten zu den Erkenntnissen beigetragen hat, in der Reihenfolge der Autoren auch vorne steht; Beitragende, die lediglich eine wesentliche Verantwortung für die Organisation und die Finanzierung eines Projekts trugen, stehen ganz am Ende einer Autorenkette. Der LWL dreht dies um und nimmt kommunikativ quasi die Rolle des Erstautors für sich in Anspruch. Das Vorgehen des LWL, im Format "Pressemeldung" vorrangig die eigenen Angestellten zu zitieren, wäre nur dann in der Wissenschaftskommunikation vertretbar, wenn diese auch wissenschaftlich wesentlich an der Grabung mitgearbeitet hätten. Denn genau so wird (und mutmaßlich soll) jeder Wissenschaftsjournalist die Pressemeldung verstehen. Der LWL maßt sich hier eine Rolle an, die ihm überhaupt nicht zukommt. Andere Institutionen und Partner weiterhin gar nicht erst zu nennen - und zwar wie hier gezielt genau ein Segment: die ausführenden Fachfirmen -, ist in der Wissenschaftskommunikation verpönt, denn es qualifiziert die an einem Forschungsergebnis Beteiligten in ihrer Arbeit ab; solches Vorgehen würde in der betreffenden Scientific Community normalerweise für erhebliche Irritation sorgen. Der LWL geht hier planvoll vor und enthält Fachfirmen bewusst die ihnen zustehende öffentliche Würdigung vor, um sich selbst mit fremden Federn zu schmücken. Dass dies bisher nicht sonderlich für Unmut gesorgt hat, dürfte daran liegen, dass es in den archäologischen "scientific communitys" noch zu wenig Bewusstsein dafür gibt, dass Grabungsfirmen ernstzunehmende wissenschaftliche Arbeit leisten und keinesfalls die verlängerte Werkbank eines Amtes sind, und dass die Grabungsfirmen sich wohl anderweitig verpflichtet sehen, ihr Licht unter den Scheffel stellen zu lassen. - Als Stichprobe diente der Zeitraum September 2019 bis Januar 2020 mit 19 relevanten Meldungen.

 

9.2        Germanen und der rechte Rand: Nazis im Wolfspelz

Wieso trifft man bei manchen Geschichts-Events auf extrem rechte Propaganda? Wieso ist Vorgeschichte für die extreme Rechte weltweit ein zentrales Thema? Das Archäologische Freilichtmuseum Oerlinghausen hat auf seiner Website Beispiele zusammengestellt, warum und auf welche Weise archäologische Stätten leicht zur Projektionsfläche werden.

https://wolfspelz.afm-oerlinghausen.de/

 

9.3        In der ARTE-Mediathek: "Black Pharaos: Sudans vergessene Pyramiden"

Im Sudan befinden sich einige der erstaunlichsten antiken Pyramiden weltweit. Die Aufzeichnungen der alten Ägypter beschrieben ihre südlichen Nachbarn als primitive, schwarze Barbaren, ihr Königreich Kusch als arm an Einfluss. Frühe Forscher mit den Stereotypen ihrer Zeit im Kopf glaubten den alten Schilderungen, verkannten das Königreich Kusch lange. Die gut 90-minütige Arte-Doku bringt dem Zuschauer die Archäologie des Sudan nahe. Der Film ist bis 10.3. in der Mediathek verfügbar.

https://www.arte.tv/de/videos/084677-000-A/black-pharaos-sudans-vergessene-pyramiden/

 

 

 

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